Pädagogische Wissensformen

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Pädagogische Wissensformen
Know-that:
- Reflexives Wissen: praktische pädagogische Prozesse begleiten und nachträglich
reflektieren
- Systematisches Wissen: pädag. Wissen explizieren und systematisieren,
zukünftigen Professionellen „Augen einsetzen“
- Orientierung- und Beurteilungswissen: Verständigung und Auseinandersetzung
über Zielsetzungen von Erziehungs- und Bildungsprozessen
- Problem: keine direkte Anwendbarkeit
Know-that
- Geordnetes Praxisrezeptwissen: Erfahrungsregeln und Rezepte für
Praxissituationen
- Experte als Modell: Vorzeigen von Expertenlösungen
- Experten als Coaches: Unterstützung bei der eigenständigen Gestaltung von LehrLern-Prozessen
- Problem: enger Situations- und Personenbezug, Problem der Übertragbarkeit auf
andere Situationen
Knowing-in-action
- Impliziertes Expertenwissen: kaum didaktisierbares Erfahrungswissen
- Zunehmende Teilhabe in der Zusammenarbeit: Unterstützung wird schrittweise mit
wachsendem Können der Novizen zurückgenommen, Arbeitsaufgaben werden
ausgeweitet
- Gemeinsame Reflexion: Austausch über situative Problemlösungsprozesse
- Problem: konkreter Erfahrungsbezug, meist keine Lehrbarkeit und keine
Verknüpfung mit wissenschaftlichem Wissen
Veränderungen der Sport Bewegungskultur
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Generelle Zunahme der Sportaktivität
Qualitative Veränderung der aktiven Bevölkerung
Zunahme der Sportarten und Sportinszenierungsformen
Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports
Veränderung der Motivstrukturen
Semantische Veränderung des Sportbegriffs
o Traditioneller Sportbegriff: Leistung und Wettkampf
o Assoziation: Training, Anstrengung, Askese
o Moderner Sportbegriff: körperlich aktiv sein
o Assoziation: Spaß, Gesundheit, Risiko, Selbsterfahrung
Gesundheits- / Wellness-Sport: Etwas für die Gesundheit tun!
Durchdringung des Alltags durch sportliche „Werte“
Modelle des Sports nach Heinemann
Wettkampfbezogenes Sportmodell
Kommerzielles Sportmodell
Expressives Sportmodell (Ausdruck des Lebensstils)
Funktionalistisches Sportmodell
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Modelle des Sports nach Digel
Leistungssport: Wettkampf, Spannung, „Amateur“  Vereinsmitgliedschaft
Mediensport: Kommerz, Medien, Wettkampf, Profi  Arbeitsvertrag
Freizeitsport: Spaß, Freude, Mitmachen, Selbstwert  offene Organisation
Alternativsport: Subkultur, Körperkultur, Entspannung  offene Organisation
Instrumenteller Sport: Soziale Dienstleistungen, Erziehungsinstrument,
Rehabilitationsinstrument  verschiedene Organisationen
Allgemeine Tendenzen
Professionalisierung: Sport als Beruf
Kommerzionalisierung: Sport als Dienstleistung
Individualisierung: Sport als Medium der Selbstdarstellung und Selbsterfahrung
Historische Entwicklung
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Antike: Gymnastische Erziehung  Platon (427-347 v.Chr.)
Französichse Aufklärung:  Rousseau 1712-1778 (Erziehungsroman Emile
1762); Begründer der modernen Pädagogik, „Entdeckung“ des Kindes, „natürliche“
Erziehung, „negative“ Erziehung
Philantropen:  GutsMuts (Gymnastik für die Jugend 1793, Spiele zur Übung
und zur Entwicklung des Körpers und des Geistes für die Jugend 1796, Kleines
Lehrbuch der Schwimmkunst zum Selbstunterricht 1778)  Basedow, Campe,
Salzmann, ...
Turnbewegung:  Jahn (das deutsche Volkstum 1816)  Jahn/Eiselen (die
deutsche Turnkunst); Turnsperre (1820-1842)
Schulturnen:  Spiess (Die Lehre der Turnkunst 1840)
Reformpädagogen:  Gaulhofer/Streicher, Natürliches Turnen
Nationalsozialismus:  Bäumler u.a.
Theorie der Leibeserziehung nach 1945:  Bernett, Schmitz, Gruppe u.a.
Sportpädagogik: ab Ende der 60er-Jahre: Entwicklung der Sportwissenschften,
Forderungen nach Verwissenschaftlichung, normative Ansätze zwischen
„Sportartenprogramm“ und „Mehrperspektivität“
Bewegungs- und Sportpädagogik: ab 90er Jahre: „Pluralisierung“ der
Perspektiven und Ansätze
o Theoretische Sportpädagogik: Wissenschaft von sportbezogenen
Erziehungs- und Bildungsprozessen
o Pragmatische Sportpädagogik: Lehre für sportbezogene Erziehungs- und
Bildungsprozesse
o Bewegungs- und Sportpädagogik als empirisch fundierte „selbstreflexive
Beratungswissenschaft“, Orientierung an qualitativer Sozialforschung
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Fazit der historischen Rückschau
Voraussetzungen pädagogischer Thematisierung von Körper und
Bewegung
Körper und Bewegung als Gegenstand und Mittel der Erziehung wurden in der
Vergangenheit immer dann thematisiert, wenn es zur Kritik an einer Überakzentuierung
des Geistes und der Rationalität gekommen ist.
Aktuelle Diskussion: Bewegungsmangel
In der Folge findet man:
 Entwurf eines umfassenden Menschenbildes (Aufkündigung bzw. Relativierung eines
dualistischen Verständnisses von Körper und Geist - in die Natur gehen)
 Frage nach dem Stellenwert der Leibeserziehung innerhalb der Gesamtbildung des
Menschen. (Abwertung des intellektuellen, Hochwertung des kräftigen Menschen)
 Entdeckung und Begründung der erzieherischen und bildenden Möglichkeiten der
Leibesübungen (man trainiert Körper und Geist immer gleichzeitig)
 Abhängigkeit der pädagogischen Legitimationsversuche von den politischen
Zeitumständen (man fragt in jeder Zeit nach dem Stellenwert der Leibeserziehung)
 Diskussion von erstrebenswerten Zielen und geeigneten Methoden der
Leibeserziehung (Gesundheit wird thematisiert)
 Systementwürfe auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und Begründungen
(Systementwürfe werden gemacht Menschen brauchen besondere Ausbildung)
 Professionalisierung der Ausbildung und damit einhergehend bewegungspädagogische
Theoriebildung.
Schule ist heute eine Institution zur Disziplinierung des kindlichen Körpers. Das ist
eigentlich nicht so positiv, obwohl die Entwicklung eigentlich sehr positiv ist seit der
Geschichte.
Bewegungs- und Sportpädagogik als Wissenschaft
Bewegungs- und Sportpädagogik und Allgemeine Pädagogik
- Allg. Pädagogik als wissenschaftliche Disziplin existiert seit ca. 200 Jahren
- Differenzierungsprozess der Allg. Pädag. In Spezialpädagogiken: Freizeit-,
Umwelt-, Sozial-, Sportpädagogik,….
Bewegungs- und Sportpädagogik und Sportwissenschaften
- Aus ursprünglichen Theorie der LERZ haben sich viele Spezialdisziplinen
ausdifferenziert, die wiederum mit ihren Mutterdisziplinen in mehr oder weniger
engem Kontakt stehen: SpoPäd, Sportmedizin, SpoPsycho, SpoSoziol,
SpoGeschichte….
- Ursprüngliche Idee einer „Integrationsdisziplin Sportwissenschaften“
- Aktuelle Lage: immer mehr auseinander driftende, heterogene Ansammlung von
Disziplinen, die sich mit den Phänomenen Sport, Spiel, Bewegung, Körper/Leib,
Leistung, Wettkampf,… beschäftigen.
- Die Sportpädagogik untersucht diese einheimischen Phänomene unter
pädagogischer Perspektive.
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Gegenstandsbestimmung der Bewegungs- und Sportpädagogik
Einwendung gegen die Gegenstandbestimmung der Theorie der LERZ (60er bis 70er
Jahre):
- Einengung des Phänomen Sport auf pädagogische Zwecksetzung im Sinne des
Schulsports, außerschulischer Sport wurde ausgeblendet
- Reduktion der pädagogischen Legitimation auf anthropologische
Begründungsstrategien, die gesellschaftlichen Komponenten von Sport und
Körperlichkeit kamen zu kurz.
- Verkürztes Verständnis von Pädagogik, Begriffe der Bildung und Erziehung
standen im Zentrum, Sozialisationseinflüsse kamen nicht in den Blick.
- Verständnis der Pädagogik als normative Erziehungspraxis, theoretische
Fragestellungen wie Wissenschaftscharakter, Forschungsmethoden usw. wurden
kaum diskutiert, es bestand ein allgemeines Theoriedefizit.
 Sportpäd. ist diejenige Teildisziplin der Erziehungs- und Sportwissenschaft, die das
sportliche und spielerische Bewegungshandeln in seinen institutionalisierten und
nichtinstitutionalisierten Formen vorrangig unter den Motiven Bildung, Erziehung,
Sozialisation und Lernen mit Hilfe verschiedenartiger Forschungsmethoden untersucht.
(Meinberg 1984)
Wissenschaftscharakter der Sportpädagogik
● Sportpädagogik ist eine reflexive Beratungswissenschaft
● Aufgabe: theoretische Durchdringung des sportlichen und spielerischen
Bewegungshandelns, des pädagogischen Handelns und des eigenen wissenschaftlichen
Handelns.
● Theoretische Sportpädagogik: Theorie von der Praxis
 Praktische Sportpädagogik: Theorie für die Praxis.
 Sportpädagogische Praxis als Ansatzpunkt und Prüfstein für die Theorie. (Menschen
versuchen, die Wissensch. in die Praxis umzusetzen – das gelingt eher schlecht
anspruchsvolle Aufgabe (unterschiedliche Sprache)
● Sportpädagogik ist keine Rezeptsammlung für die Probleme der Praxis.
Die Praxis ist zu vielfältig und das menschliche Verhalten nicht eindeutig erfassbar, als
dass eindeutige Regeln für alle Situationen aufgestellt werden könnten.
Theorien sind immer selektiv, sie beziehen sich nie auf die gesamte Praxis (TheoriePraxis-Problem). Ist eine Theorie gut wenn sie umsetzbar ist?
Forschungsschwerpunkte der Sportpädagogik
● Historiographie der Sportpädagogik
Ideen- und sozialgeschichtliche Betrachtung unter pädagogisch relevanten Aspekten
● Pädagogische Theorien des Schulsports und des Sportunterrichts
in enger Beziehung zur Sportdidaktik, Schulsportkonzepte
● Pädagogische Theorien des außerschulischen Sports
Thematisierung des Sports außerhalb der Institution Schule (Freizeitsport,
gesundheitsorientierter Sport, Hochleistungssport) unter pädagogisch relevanten
Aspekten. (Sportpädagogik entwickelt auch Theorien im außerschulischen Sport
(Leichtathletik, Hochleistungssport, ...)
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● Sportpädagogische Theorien des Spiels
Bewegungsspiel in seiner pädagogischen Bedeutung, Differenzen sportlichen und
spielerischen Handelns. Möglichkeiten der Spiels und Einsatzes des Spiels werden immer
von der Sportpädagogik miteinbezogen.
● Vergleichende Sportpädagogik
Sportpädagogik im internationalen Vergleich; anderes Demokratieverständnis,
verschiedene Lehrpläne bzw. keine Lehrpläne.
● Theorie der Sportpädagogik
Grundlagenforschung der Sportpädagogik, Metatheorie, Konstitutionsfragen,
Legitimationsfragen, Grenzbestimmungen.
Bewegungs- und Sportpädagogische Zielsetzungen
Der Sportunterricht soll:
- zu lebenslangen Sporttreiben motivieren
- die Gesundheit fördern
- die Körperwahrnehmung verbessern
- Mädchen stärken und Burschen sensibel machen
- die körperliche, psychische und soziale Entwicklung fördern
- die körperliche Fitness verbessern
- Süchten vorbeugen
- Spaß machen
- die Handlungsfähigkeit im Sport entwickeln
- Trendsportarten mit einbeziehen
- die Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft fördern
- das Selbstbewusstsein stärken
- intensive Erlebnisse vermitteln
- Gewalt und Aggressionsbereitschaft bekämpfen
- Schlüsselqualifikationen (Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit,
Medienkompetenz) fördern
- Naturbegegnungen schaffen und ökologische Sensibilität entwickeln
- soziales Lernen fördern
- soziale Tugenden entwickeln (Fairness, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft,
Rücksichtnahme auf Schwächere, Bereitschaft zur gewaltfreien Konfliktbewältigung)
- verlorene Bewegungsspielräume ersetzen
- Beiträge zu einer bewegten Schule leisten
- sportliche Talente erkennen und fördern
- mit dem organisierten Sport zusammenarbeiten
- interkulturelle Toleranz und Verständnis für Fremde fördern
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Sportpädagogische Zielsetzungen zwischen Sport-Sozialisation und
Bewegungs-Personalisation
Sport- und bewegungspädagogisches Handeln
Voraussetzungen
„objektive“ Bedingungen der
soziokulturellen Umwelt
subjektive Möglichkeiten u.
Wünsche (pers. Potentiale)
Bezug
Sport als normiertes u.
leistungsorientiertes System
sich bewegende Menschen
Aufgaben
Sport-Sozialisation
Bewegungs-Personalisation
Vermittlung von sportbezogenen Handlungsmustern
Entfaltung persönlicher
Bewegungspotentiale
Befähigung zu selbstbestimmter
bewegungsbezogner
Lebensgestaltung
Organisation
Hochleistungssport
Sportunterricht
Freizeitsport
Fachdidaktische Konzepte im Überblick nach Balz (1992)
Didaktische
Leitidee
Zielebene
Vertreter
Sachbezug
VermittlungsAnsatz
Sportartenprogramm
Didaktik reduz.
Ansprüche
Söll
Sport im
engeren Sinn
Geschlossen
Schulische u. Affirmativ
gesellschaftlic (bestätigend)
he Funktion
Handlungsfähigkeit
Pragmatische
Fachdidaktik
Kurz
Sport im weiteren
Sinn
Mehrperspektivisch
Komplementär
Körpererfahrung
Sportkritische
Fachdidaktik
Funke
Bewegung, Spiel
und Sport
Auf Verständigung
und Öffnung
angelegt
Korrektiv (wettkampf
orientierter Sport ist
negativ)
Entpädagogisie
r-ung
Antididaktik des
Sports
Volkamer
Sport (treiben)
Individualistisch
(Sport treiben
der Spaß macht)
Entschulend
(keine Noten)
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Gegenwärtige Merkmale der Kindheit nach Hartmut von Hentig
Medienkindheit: Erfahrungen aus 2. Hand“- Weniger Erfahrungen aber besser informiert
Konsumkindheit: „Konsumterror“ – Produkt-Kompetenz; arme und reiche Kinder
Pädagogische Kindheit: Zunehmender Umgang mit Erwachsenen aus pädag. Berufen
Schulkindheit: Zunehmend institutionalisierte und „ghettoisierte“ Kindheit – Schule als
Lebensraum
Zukunftskindheit: Kindheit als Ausbildungszeit – Verlust der Kindheit
Stadtkindheit: „Innenraumkindkeit“ und spezialisierte Außenräume
Gleichaltrigen-Kindheit: Altershomogenität in Institutionen, fehlende Rollenbilder für das
Heranwachsen
Kleinfamilien (Einzelkinder) u. „Restfamilien“-Kindheit (Alleinerzieher): Sozial
defizitäre Kindheit – „ideale“ Kindheit
Zur Veränderung des kindlichen Bewegungs-, Spiel- und
Sportverhaltens von den 50er Jahren bis heute
-
Verschwinden der Straßensozialisation: Kinder bewegen sich immer weniger auf
den Straßen
Verhäuslichung und Verinselung: Kinder verbringen immer mehr Zeit zuhause
Einpassung der Kinder in Zeitraster der Dienstleistungs-Organisationen: zb
Kann nur Sport betreiben wenn Kurs angeboten wird
Institutionell geregelter Zugang zur Sportspielkultur: besuchen immer früher
Sportvereine – steigen aber auch früher wieder aus.
Sportive Kindheit: viel früher in sportliche Handlungsmuster eingeführt
Frühe Spezialisierung, starke Fluktuation und früher Drop-out
früher: keine Bälle; heute: z.B. früh zum Fußball, Kleidung usw.  früher Drop-out
Verschwinden einer weitgehend autonomen und selbstorganisierten
Kinderspiel-Kultur
Vielfacher Verlust der Fähigkeiten, Spiele selbst zu organisieren und zu regeln.
Verlorene Spielkultur – Neue Straßenkultur
Strukturmerkmale
Früher
Lokale Fixierung auf die Nachbarschaft
Heterogene Kindergesellschaft: nach
Geschlecht, Alter und Armutsgraden
vermischt
Geringe Interventionen seitens der
Erwachsenen
Einfaches Gerät, das besorgt werden kann
Entwicklung und Tradierung lokaler
Spielbestände
Gemeinsame Organisation von Spielhandlungen, nach außen, auf die
Mitspielenden gerichtete Konzentration
Heute
Weiträumige Aktionen in entgrenzten Raum
Altershomogene Jungengruppen, deren
Eltern über genügend Ressourcen verfügen
Permanente Vertreibungsgefahr
Hochwertige industrielle Erzeugnisse, die
gekauft werden müssen
Schnelle Prozesse der Objektaneignung,
rasch entstehende und verfallene sportliche
Moden
Individuelle Vorbereitung und nach innen
gewandte Rezeption der sportiven Aktion.
Die Mitspielenden sind nur Zuschauer.
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Sportpädagogische Folgerungen aus der Veränderung der Kindheit
-
-
Schule als Lern-, Erfahrungs- und Lebensraum für Kinder und Jugendliche gestalten.
Situationen organisierter Bewegungserfahrungen schaffen, in denen Kinder
selbstinitiiert und selbstgeregelt spielen und selbsttätig Erfahrungen sammeln können.
Erkundungen außerschulischer Bewegungsaktivitäten.
An der Bewegungsbiographie anknüpfen, die von Kindern betriebenen
Bewegungsaktivitäten thematisieren und gemeinsam mit ihnen innerhalb und
außerhalb der Schule erproben  sonst museales Turnen – nach der Stunde die
„wahre“ Sportbekleidung anziehen und skaten usw. gehen.
Gegenseitige Anregung zu Bewegungsaktivitäten durch die Kinder selbst
Öffnung der Schule für soziale Bezugsgruppen der Kinder.
Zum Bild der Jugend in der modernen Jugendforschung
 Verlust gewachsener und stabiler soziokultureller Lebensmuster in modernen
Gesellschaften
 Lebensorientierungen müssen in der Moderne weitgehend in eigener Regie entwickelt
werden.
 Jugendphase: ein Reflex auf die Anforderungen komplexer moderner Gesellschaften,
die die Entwicklung einer innengeleiteten Persönlichkeitsstruktur erforderlich machen.
 Jugend ist eine Orientierungsphase zur Entwicklung personaler und sozialer Identität.
 Wichtigste Entwicklungsaufgaben in der Jugend:  Lösung aus der familiären
Beziehung
 Aufbau eines sozialen Netzwerks Gleichaltriger  Erwerb eines neuen Verhältnisses
zum veränderten Körper  Übernahme bestimmter Geschlechtsrollen  Aufbau einer
intimen Partnerbeziehung  Erwerb und Festigung einer relativ stabilen Identität
einschließlich eines eigenen Lebensentwurfs  Individuelle Nutzung des Konsumgüterund Freizeitmarktes  Erwerb schulischer und beruflicher Qualifikationen
 Der Einfluss der Familie nimmt ab
 Die Gruppe der Gleichaltrigen (peer-group), mit denen jugendliche Lebensstile erprobt
werden, gewinnt zentrale Bedeutung.
 Jugend ist ein „psycho-soziales Moratorium“ für Suchprozesse der Selbstentfaltung
und der sozialen Kompetenzausbildung.
 Jugendphase von Suchbewegungen geprägt, in deren Verlauf Identitäten und
Teilidentitäten oft nur auf Zeit übernommen werden.
 Jugendphase stelle eine Wanderung durch verschiedene „soziale Milieus“ und einen
Raum zur Bildung von „Bastelbiographien“ dar. (Jugendliche basteln sich ihre eigene
Vorstellungen durch Vorbilder und gesammelten Erfahrungen.)
 Jugendszenen sind gemeinsame Inszenierungen von Selbstentwürfen und
Lebensgefühlen.
 Jugendkulturen sind erlebensintensive Gegenentwürfe zur etablierten
Erwachsenenkultur.
 Freizeit stellt einen Raum „verdünnter Sozialkontrolle“ dar. Sie ist ein besonderer
Spielraum für selbstgestaltete Aktivitäten mit hohem Erlebnisgehalt.
 Jugend ist heute keine bloße Übergangsphase zum Erwachsenendasein mehr,
sondern eine immer stärker gegenwartsorientierte, selbständig zu gestaltende
Lebensphase.
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 Der Lebenslauf als chronologisches Ablaufmuster wird diffuser und zunehmend
entchronologisiert. Die Jugendphase dehnt sich in der Kindheitsphase und in das
Erwachsenenalter aus.
 Immer stärkere Individualisierung und Ausdifferenzierung in vielfältige Jugendszenen
schafft für die Jugendlichen Orientierungsprobleme, da die Vielfalt der Optionen
zunimmt.
 Jugendliche basteln sich eigene Lebensstile unter Verwendung von Versatzstücken
der Konsumkultur zusammen
 Jugendliche sind wichtige kulturelle Neuerer. . (Man „studiert“ die Jugendlichen, und
macht „Mode“ daraus. So entstanden Kleidungs-, Musikstile in den Gesellschaften)
 Die Gefährdungslagen nehmen aufgrund zunehmender sozialer Ungleichheit zu.
(Drogen, Rauchen,... abweichende Lebensformen werden öffentlich)
Sportliche Aktivitäten werden von Jugendlichen entwickelt, werden ev. von ganzer
Gesellschaft aufgenommen andere sportliche Aktivitäten entwickeln sich. Sie probieren
immer neue Dinge aus.
Welche Funktionen haben jugendkulturelle Bewegungsformen wie Streetball,…. für
Jugendliche?
These: - Streetball hat eine wichtige Funktion bei der Entwicklung eines männlichen
Selbstkonzepts
- Streetball ist Ausdruck einer jugendl. Suchbewegung nach einer Männerrolle,
der Streetball-Platz ein Raum für männliche Selbstsozialisation
Merkmale des Streetball-Spiels:
 fast ausschließlich männliche Jugendliche
 unverbindliche Teilnahme
 betont harte, aggressive Spielweise (no blood, no foul)
 kraftbetontes Spiel (Mann gegen Mann)
 Talk trash: sprachliches Spiel mit Provokationen und Herausforderungen als
Selbstbehauptung in der Gruppe
 Coole Selbstdarstellung in den Feierritualen
 Expressive Selbstdarstellung durch spektakuläre Aktionen sind wichtiger als Sieg
der Mannschaft
 Verdichtung des Spiels auf Erlebnishöhepunkte: kleinere Mannschaften, ein Korb,
schneller Wechsel zw. Angriff und Abwehr, primär Spiel 1:1, vile Korbwurfaktionen
Wesentliche Bezugspunkte des Streetballspiels
1. Bezugspunkt: NBA-Stars  Inkarnationen eines prägnanten Männlichkeitsbildes 
Jugendorientierte Fernsehberichterstattung
2. Bezugspunkt: Streetball der farbigen Jugendlichen Amerikas:
 Streetball Kern eines gegenkulturellen Lebensentwurfs der farbigen Jugendlichen aus
den Slums der großen Städte.
-Außenseiter-Image
-Straße als Gegenpol zur erlebnisarmen Welt
-öffentliche Raumeroberung
-unverbindliche Teilnahme
-überdimensionierte Kleidung
-„unordentliche“ Bekleidungsinszenierung
-Hip-Hop und Rap Music
-dunkle Schlamm- und Asphaltfarben, Motive im Graffiti-Stil
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Zur Funktion des Streetballspiels für Jugendliche
 Streetball als zentraler Bestandteil eines besonderen Lebensstils, dem eine
identitätsbildende und distinktive Funktion zukommt.
 Der Verlust klar konturierter, tradierter Geschlechtsrollen wird von einigen
Jugendlichen mit einer Zuwendung zu pointierten Männerbildern beantwortet.
 Im Streetball haben sich die Jugendlichen in Anlehnung an ein gesellschaftliches
Vorbild ein „Bekräftigungsmilieu“ geschaffen, in dem in legaler Form körperlicher Härte,
Durchsetzungskraft und Stärke erfahren werden könne.
 Streetball umgibt sich mit einem Gestus sozialer Randständigkeit, mit der Freiheit,
Wildheit und Unbezähmbarkeit der Straße.
 Der Vereinssport (Schulsport) wird als uncool eingeschätzt
 No coaches, no points, no rules!
 Im Streetball findet eine Inszenierung nonkonformer harter körperlicher
Auseinandersetzung statt.
 Streetball ist ein wichtiger Bewegungs- und Erfahrungsraum, in dem Jugendliche Bilder
ihrer selbst und der Welt entwerfen, diese Entwürfe handelnd verwirklichen und
Erfahrungen mit ihnen sammeln.
 Im Streetball finden wichtige selbstgesteuerte Bildungsprozesse statt.
Passt Streetball in die Schule? Würde dies diesen Sport ruinieren?
In der Schule spielt der Lehrer den Schiedsrichter, was nicht erwünscht ist.
Ich darf für diesen Sport keine Wettkämpfe organisieren. Dies ist nicht erwünscht.
Hinweise auf einen sportpädagogisch reflektierter Umgang mit dem
Streetball-Spiel
Abstand wahren: um den Jugendlichen einen wichtigen Bereich spielerischer
Selbstinszenierung zu lassen.
Räume schaffen: Jugendlichen unverregelte Räume und frei zugängliche Bereiche im
Sinne von ökologischen Nischen schaffen
 Teilnehmen und reflektieren: Problem: Fixierung auf ein archaisches
Männlichkeitsbild! Gemeinsam an Bewegungsaktivitäten vor Ort teilnehmen und im
Nachhinein kritisch reflektieren.
Kennzeichen einer „Guten Schule“
Schulprogramm
 Ein Schulprogramm beschreibt auf der Grundlage jeweils geltender Richtlinien und
Lehrpläne die gemeinsame übergreifende pädagogische Grundorientierung, also
das Leitbild einer Schule. Unbedingte Voraussetzung: entsprechende
Gestaltungsspielräume.
 Das Schulprogramm enthält Konkretisierungen der pädagogischen Zielsetzungen
der Schule und sind damit Ausdruck des gemeinsam getragenen
Grundverständnisses der Schule.
 Ziel einer Schulprogramms ist die bewusste und längerfristige Ausbildung eines
individuellen Schulprofils bzw. einer besonderen Schulkultur (analog im Rahmen
des organisierten Sports eine Vereinskultur).
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 Das Schulprogramm ist Ergebnis des Prozesses einer Konsensfindung und
Verständigung der an der Schule Beteiligen über die primären erzieherischen
Zielsetzungen.
 Mögliche positive Folgen eines Schulprogramms:
 Identifikation der an der Schule Beteiligten mit der Schule
Arbeitszufriedenheit der Lehrenden
 Transparenz nach innen und außen
 Ausgangspunkt für Selbsterneuerung: permanent kritische Evaluation nach
Veränderung. Transparenz nach innen und außen ist äußerst wichtig.
Gestaltungsspielraum. Vorraussetzung ist die Kommunikation untereinander.
„Schulkultur“ und „Bewegte Schulkultur“
 Kultur nicht in einem traditionell normativen Verständnis, sondern als Ausdruck
gemeinsam gestalteter und mit Sinn versehener Lebenspraktiken in einem geteilten
Raum.
 Kultur ist nicht vorgegeben, sondern entsteht durch Gestaltung jeweils neu.
 Schule als Ort kultureller Begegnungen und einer gemeinsamen mit anderen
vollzogenen reflektierten Auseinandersetzung mit den ganz verschiedenen Formen des
kulturellen Lebens, z.b. auch den vielfältigen Formen der Bewegungskultur.
 In den einzelnen Schulen entstehen dabei ganz eigene Formen von Schulkulturen und
natürlich auch „bewegter Schulkulturen“.
Bewegte Schule – Voraussetzungen
 Ausgang von einem weiten Verständnis von Körper und Bewegung, das über die
unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Angebote hinausweist.
 Einordnung von Bewegung, Spiel und Sport in ein pädagogisches Gesamtkonzept
einer Schule.
 Perspektivenerweiterung der Sportlehrkräfte im Hinblick auf die Verantwortung einer
gemeinsamen Gestaltung einer Schule und besonders der bewegungsbezogenen
Anteile einer Schule.
 Entwicklung curricularer Kompetenzen (Kompetenz zur Entwicklung von Lehrplänen)
durch die Sportlehrkräfte. (Curriculum = Lehrplan)
 Überzeugung und Gewinnung aller Kollegiumsmitglieder für eine „Bewegte Schule“.
Begründungen für eine Bewegte Schule
a) Kompensation:
 Physiologische Begründung: Deutlicher Bewegungsmangel bei Kindern
 Ergonomische Begründung: Zu langes und fehlerhaftes Sitzen
 Gesundheitserzieherischer Begründung: Vermittlung gesundheitsrelevanter
Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse und Einstellungen
 Begründung Unfallverhütung und Sicherheitserziehung: Vermittlung vielfältiger
Bewegungserfahrungen zur Vermeidung von Schulunfällen
b) Entwicklung und Lernen
 Entwicklungspsychologische Begründung: Erwerb grundlegender
Bewegungserfahrungen als Ergebnis einer aktiven Auseinandersetzung mit der Welt,
schrittweise Eroberung von Bewegungsräumen
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 Lernpsychologische Begründung: Motivationsfördernde, bewegte Gestaltung von
Lernprozessen
c) Bildung und Gesellschaft
 Anthropologische Begründung: Bewegung als menschliches und insbesondere
kindliches Grundbedürfnis
 Kulturkritische und sozialökologische Begründungen: Erfahrungs- und
bewegungseinschränkender Umwelt muss in der Schule als dem zentralen Lebensort von
Kindern ein Gegengewicht gesetzt werden.
Schule als Bewegungsraum
Bewegter Lernraum:  Bewegungsfreundliche Schulmöbel  Schulzimmergestaltung,
Bewegungsmöglichkeiten integrieren  Variable Raumordnungen  Einrichtung von
Bewegungsräumen und –zonen
Bewegungspausen im Unterricht:  Nach individuellen Bedürfnissen
Bewegungspausen integrieren  Phantasiereisen, stille Übungen und Formen der
Entspannung einsetzen
Bewegtes Sitzen  Haltungsschulung  Aktiv-dynamisches Sitzen
Bewegter Unterricht  Szenische Darstellung von Themen  Projektorientiertes
Lernen
 Lernen mit allen Sinnen
Bewegter Sportunterricht  Spiel- und erlebnisorientierte Auseinandersetzung mit
Bewegungssituationen  Thematisierung der Vielfalt der Bewegungskultur
 Fächerübergreifender Unterricht
Bewegungsangebote im außerunterrichtlichen Schulsport  Schulfahrten mit
Bewegungsangeboten  Spiel, Sport und Bewegung in Arbeitsgemeinschaften  Spiel –
und Sportfeste
Bewegte Pausen  Gelegenheitsstrukturen für Bewegung schaffen  Pausengelände
als Bewegungsraum gestalten: Körbe, Kletterwände, Tischtennisplatten, BadmintonNetze,...
 Spiel- und Bewegungsmaterialien zur Verfügung stellen: Pausenspieltonnen 
Sporthallen während der Pausen öffnen
Kritische Aspekte der Schulprogrammentwicklung und der Bewegten
Schule
 Vordergründige Profilierung von Schulen im Kampf um Schüler und Schülerinnen.
 Übernahme fremdbestimmter pädagogischer Normen insbesondere an
leistungssportbetonten Schulen.
 Problem einer Überforderung der Kompetenzen der Sportlehrerschaft
 Der „bewegte Schule“ keine Alternative zum Sportunterricht die eventuell zu einer
Abschaffung des regulären Sportunterrichts führen wird. Ganz im Gegenteil kann hier
der unter Legitimationsdruck stehende Schulsport in offensiver Weiser belegen,
welchen wichtigen Beitrag er zur Gestaltung der Schule leiten kann.
 Schulprogramme und Bewegte Schule keine vorgefertigten Programme, sondern sie
müssen von den Schulen jeweils abgestimmt auf die Situation ihrer Schülerinnen und
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Schüler, das besondere Umfeld und die Interessen sowie Kompetenzen ihrer
Lehrkräfte entwickelt werden.
 Es geht in einer „bewegten Schule „nicht darum, nur für eine immer größere Anzahl
von Bewegungsangeboten zu sorgen, sondern die Bewegung in ein schlüssiges, von
allen getragenes Schulprogramm einzubinden, das einem übergeordneten
pädagogischen Auftrag verpflichtet ist.
 Der Weg zu einem Schulprogramm und zu einer „Bewegten Schule“ ist ein längerer
Prozess, der mit einer Bestandsaufnahme der schon erreichten Ziele beginnt und
daran anknüpfend realisierbare Ziele und Schwerpunkte setzt.
 Mehr Bewegung in die Schule zu bringen bedeutet, sich auch einen langen Weg zu
begeben.
Sozialerziehung - Grundbegriffe
Sozialisation im Sinne der Sozialwerdung
1. Hineinwachsen des Einzelnen in die Gesellschaft, soziale Eingliederung,
Übernahme vorgegebener sozialer Verhaltensstandards und sozialer Rollen, sozialer
Normen und Werte
Ziel: Anpassung an gesellschaftliche Vorgaben
2. Auseinandersetzung mit sozialen Normen und Werten, im Sinne einer
Individualisierung einen eigenen Standpunkt in der Gesellschaft gewinnen, Konturierung
einer sozialen Rolle
Ziel: Gestaltung gesellschaftlicher Vorgaben
Sozialisation im Sinne einer Sozialmachung
Sozialerziehung bzw. Soziales Lehren und Lernen
Ziel: Entwicklung sozialer Handlungsfähigkeiten
Soziales Lehren
 Absichtvolle, systematische Anregung und Unterstützung sozialer Lernprozesse im
Hinblick auf bestimmte erwünschte soziale Lernziele bzw. Verhaltensstandards.
 Frage: Wie können soziale Lernprozesse in eine gewünschte Richtung gelenkt werden.
Soziales Lernen
 Soziale Lernprozesse, die in der Person ablaufen.
 Soziales wird in jeder sozialen Situation gelernt, auch wenn es nicht bewusst und
geplant geschieht!
Soziales Lehren und Lernen
 Absichtvoll Arrangierung von Lehr- und Lernsituationen, in denen sich erwünschte
soziale Lernprozesse einstellen und bestimmte soziale Fähigkeiten entwickeln lassen.
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Interaktionistische Rollentheorie
Interaktionen
Sinnvoll aufeinander bezogene soziale Handlungen
Rollen
Gegenseitige Verhaltenserwartungen, die allerdings nicht strikt vordefiniert sind, sondern
gewisse Spielräume für subjektive Interpretationen durch die Rollenpartner lassen
Voraussetzungen gelingender sozialer Interaktionen
Fähigkeit zur Interpretation sozialer Rollenerwartungen, Wahrnehmungen von
Erwartungen des Interaktionspartners, eigene Bedürfnisse in die Interaktion einbringen
etc.
Grundqualifikationen des sozialen Handelns
- Empathie oder Rollenübernahme: Fähigkeiten, sich in die Erwartungen anderer
hineinzuversetzen bzw. die Erwartungen anderer zu erkennen.
- Rollendistanz: Fähigkeit, Rollenerwartungen zu reflektieren, zu interpretieren,
sie zu den eigenen Erwartungen in Beziehungen zu setzten und vor diesem Hintergrund
zu modifizieren, zum Teil sogar zu negieren.
- Ambiguitäts- und Frustrationstoleranz: Fähigkeit, die Ambivalenz von
Rollenerwartungen auszuhalten und die Interaktion mit anderen auch dann weiter
aufrechtzuerhalten, wenn die eigenen Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche nicht voll
befriedigt werden
- Identitätsdarstellung: Eigene Wünsche und Erwartungen in den
Interaktionsprozess einbringen, die eigenen Vorstellungen mit verschiedenen
sprachlichen Mitteln den Interaktionspartnern verdeutlichen und nicht nur dessen
Erwartungen übernehmen.
- Pädag. Ziel: Keine unreflektierte Übernahme von gesellschaftlich tradierten
sozialen Tugenden und Normen wie Fairness, Kooperation etc. die den Umgang von
Menschen in einer Gesellschaft miteinander regeln.
sondern: Verdeutlichung der Veränderbarkeit von Normen und Regeln sowie Befähigung
der Menschen, diesen Spielraum zu nutzen und soziale Interaktionen bewusst so zu
gestalten, dass die Bedürfnisse aller mitberücksichtigt werden
- Sozialerziehung: Soziale Grundqualifikationen können nicht wie ein bestimmtes
erwünschtes soziales Verhalten antrainiert werden!
Sondern: Sie können nur in sozialen Interaktionen erworben werden, in denen das
Handeln nicht durch Machthierarchien eindeutig fixiert ist, sondern in denen eine
Flexibilität im Umgang mit Erwartungen und Regeln besteht.
- Problematische Aspekte interaktionistischer Rollentheorie:
Rahmenbedingungen der Schule, die auf Konkurrenz, Leistungserbringung und
Selektion ausgerichtet ist
 Modell für das Sozialverhalten Erwachsener
 Transfer in andere Bereiche mit ganz anders gearteten strukturellen Bedingungen
unklar
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Ansatzpunkte für soz. Lehren und Lernen im Unterricht Sport
 Spiele regeln
 Handeln unter Bedingungen der Kooperation
 Handeln unter Bedingungen der Konkurrenz
 Lösen von Konfliktsituationen
Leitziel: Schuler sollen lernen, so miteinander Sport zu treiben, dass die Wünsche und
Erwartungen der Interaktionspartner ausgewogen Berücksichtigung finden.
Voraussetzung: Spielräume öffnender SpoUnterricht
 Schüler bei Gestaltung des Unterrichts mitbestimmen lassen
 Als Lehrer eigene Maßnahmen begründen
 Schüler ermuntern, offen Wünsche und Erwartungen einzubringen
 Als Lehrer Anforderungen der Institution Schule offen legen
 Lehrer müssen zuhören können
Soziale Lernmöglichkeiten im Sportunterricht
Regeln verstehen und handhaben  Absprachen über Regeln zur Herstellung und
Aufrechterhaltung eines Spiels treffen  Regeländerungen auf konkrete Probleme
beziehen  Folgen von Regeln und Regeländerungen reflektieren  Regeln kontrollieren
und Regelverstöße sanktionieren
Rollen übernehmen und gestalten  Handlungspositionen verteilen  Rollen
wechseln  Rollenwechsel verkürzen  (Schiris wechseln, Schiri = Schüler)
Konflikte bewältigen  Sieg und Niederlage relativieren  Das Miteinander stärken 
Konflikte nicht voreilig ausräumen, sondern in Ruhe besprechen
Unterschiede thematisieren  Unterschiede ansprechen  Unterschiede ausgleichen
 Schlechte Schülern sollen genauso ins Spiel integriert werden wie gute Schüler.
Gefühle thematisieren Gedanken der Schüler ansprechen.
Argumente pro Koedukation
Anfänge der Kontroverse um die Koedukation im Sportunterricht ab Mitte der 70er
- Hilfe zur Gleichberechtigung
- Vorbereitung auf das gesamtgesellschaftliche Leben, das
gemischtgeschlechtlich abläuft
- Abbau von Geschlechtsrollenklischees
- Mehr Sportarten für Mädchen
- Körperliche Entwicklungsanreize
- Besseres Verständnis zwischen Mädchen und Jungen
- Förderung sozialen Lernens
- Verbesserung des sozialen Klimas im Sportunterricht
- gemeinsamer Sportunterricht einfacher zu organisieren.
SS
16
Argumente contra Koedukation
Seit Beginn der Theorie der Leibeserziehung: Getrennte Leibesübungen
- Ziel des Turnen vor allem Wehrertüchtigung für die Jungen, für die Mädchen
geschlechtsrollenadäquate gymnastisch-tänzerische Inhalte.
- Moralische Bedenken gegen eine verfrühte Exposition des mangelhaft
bedeckten weiblichen Körpers sowie Schutz der Mädchen vor zudringlichen
Blicken.
- Einbettung in die sittlichen Maßstäbe der Zeit.
Phase der reduzierten Ansprüche an den koedukativen SpoUnt in 80er Jahren
- Mädchen werden von Jungen zum Teil offen sexistisch belästigt
- Mädchen werden mit ihren Körperlichen Problemen alleingelassen
- früh beginnende, stabile geschlechtsspezifische Sozialisation
- keine echte Koedukation sondern nur Koinstruktion
- traditionelle Themenauswahl bevorteilt Jungen und lässt Mädchen als
motorisch schlechter erscheinen.
- Größere Aufmerksamkeit der Lehrkräfte für Jungen, Mädchen erhalten
weniger Lob und Tadel
- Mädchen fühlen sich ungleich behandelt und werden so in ihrer
Identitätsentwicklung negativ beeinflusst.
Ziele geschlechtssensiblen Unterrichts
 Mädchenparteilichkeit, bewusste Koedukationen und geschlechtssensibles
Unterrichten:
 Rollenklischees und geschlechtsspezifische Vorurteile kritisch hinterfragen
 Geschlechterdifferenzen und Fragen der Gleichberechtigung thematisieren
 Sorgfältige Inhaltsauswahl, die unterschiedlichen Voraussetzungen gerecht wird
 Als Sportlehrer sensibel sein für Umgangsformen zw. Mädchen und Jungen
 Mädchenarbeit und Jungenarbeit, um Selbstwertgefühl zu stärken und Gewinnung
einer eigenen Geschlechtsrollenidentität zu unterstützen
Kritik am Präventionsmodell durch Bewegung und Sport
Zu globaler Ansatz einer Beeinflussung physiologischer Parameter durch körperliche
Aktivitäten
Differenzierende Fragen:
- Welcher Sport? Welche Intensität? In welchem Alter? Welche Effekte? Was
entfaltet gesundheitliche Wirkungen?
Mangelnder feldvalider Nachweis von Langzeiteffekten
SS
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Gesundheits- und Krankheitsverständnis in
gesundheitswissenschaftlicher Sicht
Gesundheit: Ausdruck dafür, dass man dem, was das Leben an Anstrengungen,
Ärgernissen und Belastungen, aber auch Befriedigungen und Freuden mit sich bringt,
gewachsen ist.
Gesundheit: Ausdruck eines gelungenen und gelingenden Lebens, einer befriedigenden
Lebensführung und Bewältigung alltäglicher Aufgaben.
Krankheit: Ausdruck eines längerfristigen Versagens der Anpassungsfähigkeiten des
Menschen auf physiologischer, psychischer und sozialer Ebene. „Moderne“ chronische
Krankheiten wie z.B. der Herzinfarkt entstehen, wenn die körperlichen, psychischen und
sozialen Anpassungskräfte lang andauernd überbeansprucht werden.
Gesundheitsförderung in sozialwissenschaftlicher Sicht
Gesundheit wäre danach an das subjektive Potenzial gebunden, mit Krisen und
Veränderungen fertig zu werden.
Gesundheitsförderung: Stärken der personalen und sozialen salutogenetischen
Faktoren, die Menschen dabei unterstützen, ihr Leben in einer pers. befriedigenden Form
zu führen.
Dem Sport kommt unter dieser Perspektive die Aufgabe zu, die Potentiale zur
Bewältigung des Lebens zu stärken.
Strukturmerkmale des Spiels

Exploration- Spiel - Was ist das für ein Gegenstand? Was kann ich mit dem
Gegenstand tun?
 Abstraktion und Variation – Selbstgesteuerte Erlebnisverarbeitung; Was passiert
hier AHA selber wieder durchführen selbstgesteuerter Erlebnisablauf.
 Umkehrung bestehender Machtbeziehungen – Von der Fremdverursachung zur
Selbstverursachung; Vorher wer anderer jetzt selber durchführen.
 Hin und Her-Bewegung in einem Spielraum – Spielen heißt immer „Spielen mit
etwas, das auch mit dem Spieler spielt“; nicht vollkommen gern haben aber
ungefähr beherrschen, spannend
 Offener Ausgang – Unvorhersehbares Spielgeschehen; hoffen, dass es gut
ausgeht aber keine Sicherheit
 Innere Unendlichkeit – Gegenwartsbezogenes Erbleben
 Einfache Zielstruktur und unmittelbare Zeitperspektive – Ununterbrochene
Spielaktionen mit direkter Rückmeldung
 Aktivierungszirkel – Permanente Spannungssteigerung und –lösung;
selbstenervierend Vorgang.
 Freiwillige Aktivität – Spiel kann nur angeregt, nicht erzwungen/befohlen werden
 Zweckfreiheit – Zweckunbewusstheit der Spielenden;
 Geschlossenheit – Nach außen abgeschlossener Spielraum
 Jugendlichkeit – Unmittelbarer Welt –und Gegenwartsbezug; es geht nur um den
Moment des Spiels an diesem Ort.
 Quasi-Realität im „Spiel als etwas“ – Nachahmung und Neuinszenierung in
metakommunikativem Spielrahmen; Spieler + Mensch in der Realität = eine
Person; z.B. Mutter spielen.
SS
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Spieltypen:
Spiel mit etwas: Spielgegenstand: Umgangspiele, Geschicklichkeitsspiele und
Funktionsspiele  ab 1 LJ
 Regelmäßigkeit der Interaktion entsteht aus dem Umgang mit der Regelhaftigkeit der
Umgebung und ihrer Objekte einerseits und deren Deutung anderseits
Spiel als etwas: Spielrolle, Rollenspiele, Symbolspiele, Darstellungssp.  ab dem
3 LJ; Interaktionen sind nach Maßgabe von Rollenmerkmalen geregelt und werden im
Verlauf bestimmt durch die Deutung von Situationen als Kontexte des Rollenspiels.
Spiel um etwas: Spielregeln, Regelsp., Sportsp., Wettspiele (Es geht um Sieg) 
ab dem 7 LJ; Regeln sichern spannungsreich Interaktionen nach dem Prinzip der
Gleichheit der Gewinn- und Erfolgschancen.
Möglichkeiten und Grenzen einer pädagogischen Nutzung des Spiels
Nutzung des Spiels in der Pädagogik:
- Spiel als Erholungsmittel; - Spiel als Mittel zur Überlistung der Mühe des Lernens und
Übens; - Spiel als Medium sozialen Lernens, des Ausgleichs kommunikativer Defizite, zur
Förderung der Kreativität usw.
Folge: Idealisierung und Pädagogisierung des Spiels
Grenzen des pädagogischen Einsatzes von Spielen
- Spielen ist eine freiwillige Tätigkeit, nicht von außen initiierbar; - Spiele werden durch
Aktivität der Spielenden aufrechterhalten, nicht von außen lenkbar; - Spiele werden durch
die Spiele weiterentwickelt, nicht unbedingt mit erzieherischen Intentionen vereinbar.
Erfahrungs- und Interaktionsraum wird eröffnet  Spielende machen wahrscheinlich
bestimmte Erfahrungen  die ihre Entwicklung in bestimmte Richtung lenken können.
Sportlehrer
Idealbild des Lehrers: soziale Kompetenz; Vorbild (moralisch, ästhetisch),
rustikaler-gesunder Mensch; Wissen + Können nötig
Tugendkatalog für Turnlehrer: Jugend kein böses Bsp geben; keine Suchtmittel
nehmen; nicht abgehoben und besserwisserisch sein; nicht zu spät kommen; an Regeln
halten und sich nicht selbst davon ausnehmen; Bescheiden sein; lehrreiche Gespräche
führen; freundschaftlich mit Ernst und herzlich mit Würde sein; von Wichtigkeit der Sache
überzeugt sein; auf die richtigen Werte der Jugendlichen achten; Freund-OrdnerSchiedsrichter-Ratgeber-Ordner sein
Dilemma des Lehrerberufs
Persönlicher Wunsch nach guten Beziehungen – Rolle des Lehrers mit seinen
gesellschaftlichen Funktionen
Burnout:
 Emotionale Erschöpfung;
 Dehumanisierung
 Verminderte Leistungsfähigkeit
SS
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Prozess des Ausbrennens:
 Enthusiasmus (mit großer Anstrengung engagieren und plötzlich zusammenbrechen)
 Stagnation (es funktioniert nicht, was ich mir vorgestellt habe)
 Frustration (das funktioniert eh alles nicht)
 Resignation (Rückzug aus der inneren Beteiligung)
 Burnout (Aufgabe des Berufs)
Pädagogische Professionalisierung
-
Auseinandersetzung mit der Lehrerrolle
Reflexion der Motivation für die Berufswahl
Beschäftigung mit Aspekten des eigenen Verhaltens in Lehr-Situationen
Erkennen der strukturellen Anforderungen an den Lehr-Beruf
 Ziel: Aufgeklärte Routinebildung und berufsbezogene Reflexivität!
Belastungsschwerpunkte des Sportlehrerberufs
 Hohe Anspannung durch breite Dauerkonzentration mit vielen Aufsichtsfunktionen
 Kontrolle und Sicherung vieler Räumlichkeiten
 Vielfältige Organisationsnotwendigkeit mit Flexibilität
 Aufnehmen, analysieren und regeln vieler Konflikte
 Generell gestiegenes Gefährdungspotential
 Schwierige Motivation zum Schulsport
 Hohe physikalische Reize
 Geringe Pausezeiten und beeinträchtigte persönliche Hygiene
 Anforderungen an die persönliche Fitness
Entlastungsmomente des Sportlehrerberufs
 geringe schriftliche Leistungskontrollen mit Korrekturaufwand
 geringe Vor- und Nachbereitungszeit für Planungen
 Mehr pädagogischer Freiraum bei der Unterrichtsgestaltung
 Flexiblere Möglichkeiten der Notengebung
 Positives Image des Faches und damit auch der Sportlehrkräfte bei Schülern
 Möglichkeit für direkten Stressabbau durch eigene körperliche Belastung
 Häufige Unterrichtsmöglichkeit an frischer Luft
 besonders bedeutend ist der geringere Zeiteinsatz für Korrekturen, vor allem Oberstufe
Entlastungsmöglichkeiten
 rechtzeitige und ruhige Vorbereitung
 Ritualisierungen
 Ausgehandeltes und schriftlich fixiertes Regelwerk
 Delegieren: Helferteam aufbauen
 Voraussetzung zur persönlichen Entspannung und Stillarbeit verbessern
 Pausenzeiten und Freistunden zur eigenen Entlastung bewusst nutzen
 Unterstützung im Sportlehrerteam suchen
 Entspannung trainieren und gezielt einsetzen
 Schüler und Unterricht entspannen
SS
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Alltägliche Handlungsorientierungen von Sportlehrkräften
Sachorientierung
 Orientierung an Sache: Reck, Fußball,…
 Zentrales Unterrichtsverständnis: Vermittlung von Inhalten/Fertigkeiten/Fähigkeiten
Ablauforientierung
 Geregelter, reibungslos funktionierender Unterrichtsablauf
 Gelingender Unterricht wird wesentlich an einem reibungslosen Ablauf gemessen.
Ritualisierung
 Ritualisierte Unterrichtsmuster, die Schüler ohne besondere Aufforderung machen
 Ritualisierungen entlasten  ersparen Absprachen, Erklärungen, Begründungen
Ökonomisierung
 Ökonomische Unterrichtsgestaltung zur Zeit- und Kraftersparnis
 Orientierung an Spiel- und Übungsformen, die ohne viel Aufwand machbar sind.
Selbstsicherung und Selbstvergewisserung
 Sicherung eines für die Sportlehrkraft persönlich befriedigenden
Unterrichtserlebens
 Aufbau guter Beziehungen zu Schülern, sowie Orientierung am eigenen
Sportverständnis und an beherrschten Sportarten.
Pädagogische Orientierung
 Kaum erkennbar
 Erschöpft sich in rudimentären Vorstellung einer körperlichen Grundausbildung,
Bekämpfung eines unterstellten „Bewegungsmangels“ und Alternative zu
„Sitzunterricht“
Lebensstile im Alter
1. Die pflichtbewussten Alten (31%): Leitende Wertorientierung: Bescheidenheit,
Sparsamkeit, Familienbezogenheit, häusliche Pflichten, Gartenarbeit, Kaffeekränzchen,
Besuch von Kindern und Enkeln
2. Die aktiven „neuen Alten“ (25%): Selbstverwirklichung, Kreativität, Aufgeschlossenheit für das Neue, Konsum- und Genussorientierung, Ablehnung von Verpflichtungen
3. Die Sicherheits- und gemeinschaftsorientierten Alten (29%): Ruhe und Rückzug
aus dem Arbeitsleben, Kontakt mit Nachbarn, Hobbys, Fernsehen
4. Die resignierten Alten (15%)
Gefühl der Angst und Ohnmacht, Trost durch religiöse Orientierung und Erinnerung an
die Vergangenheit; Legen geprägt durch soziale und materielle Nachteile sowie
Einsamkeit, oft Gesundheitsprobleme, hoher Anteil alleinstehender Frauen
Alterssport
Middle age: mittleres Erwachsenenalter, etwa ab 40 bis 60
Go-Gos: junge Alte; ab 55/60 bis 70/75 (Ausscheiden aus Beruf, Kinder ziehen aus, noch
keine Alterserscheinungen (diese Zielgruppe sieht man in der Werbung)
Slow-Gos: Alte, ab 70/75 bis 80/85 Jahre (erste chron Erkrankungen, geringere
Leistungsfähigk., alles geht langsamer, Einschränkungen, Selbstständigkeit erhalten)
No-Gos: Greise, über 80/85 (überdurchschnittliche Lebenserwartung, Schwere
Erkrankungen, Altzheimer)
Hochaltrige: über 90/95 Jahre
SS
21
Alterssport aus trainingswissenschaftlicher Perspektive
Zwei Grundlegende Modelle: Alters-Sport und Alters-Sport
Ziele des Alters-Sport: Gesundheitsvorsorge und Bewegungstherapie
- Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit
- Verlangsamung des Alternsprozesses
- Motorisches Grundlagentraining: Fitnesstraining
Trainingswissenschaftliche Problemstellung: Individuell optimal dosierte
Trainingsprogramme
- Leistungsdiagnosen
- Effektive Belastungsdosierung
Gerontologische Bezugsmodelle
- Defizitmodell: kontinuierlicher Abbauprozess
- Plastizitätsmodell: Kapazitätsreserve
Kritische Aspekte einer funktionsorientierten Konzeption des
Alterssports
Normativer Aspekt
- Gleichsetzung von Altern und körperlichem Abbauprozess sowie
Gesundheit und körperlicher Leistungsfähigkeit
- Nicht legitimierter Schluss vom Sein auf das Sollen: Präventive Bekämpfung
von Alterungsprozessen
- Paradoxie des Alterssports: Ein optimales Altern heißt, nicht zu altern! 20
Jahre 40 bleiben
Gerontologischer Aspekt
- Trainingswissenschaftliche Grundvorstellung: Körperliche Leistungsfähigkeit
als Voraussetzung eines „erfolgreichen“ Alterns
- Vernachlässigung intraindividueller Differenzen sowie kontextueller und
biographischer Bedingungen des Alterns
Biologischer Aspekt
- Abnehmende Funktionskapazität, zunehmende Ausschöpfung der
Funktionsreserve und Erhöhung des Protein-Turnovers im Alter
- Hoher Belastungsstress und Abnutzung der regenerativen zellulären
Strukturen durch Trainingsbelastungen
- Kein Bezug der Trainingswissenschaft zu biologischen Alternstheorien
Geragogischer Aspekt
- Konfrontation mit Bildern eines jugendlichen Alterns
- Vorstellung der Kontrollierbarkeit des Alterns
- Kolonialisierung des alternden Körpers: „Konkurrenz um Rüstigkeit“
- Ausgrenzung eines „selbstverschuldet“ negativen Alterns
- Verlängerung der Leistungsnormen des mittleren Lebensalters und
Verdrängung der Auseinadersetzung mit dem eigenen Altern
- „Gerontophobie“ und „Jungbrunnenphantasien“ des Sports?
SS
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Perspektiven eines geragogisch begründeten Alterssports
Altersport aus trainingswissenschaftlicher Perspektive:
 Ein Sport gegen Alterungsprozesse, aber nicht zur Unterstützung eines humanen
Alterns
Alterssport aus sportgeragogischer Perspektive:
 Übergeordnete Zielsetzung: Offenheit der Person zum Umgang mit dem Altern
unvermeidlich einhergehenenden Veränderungen und Entwicklung einer
tragfähigen Lebensperspektive für die verbleibende Lebenszeit
 Alterssport als Erfahrungsraum, in dem die Entwicklung einer erfahrungsoffenen und veränderungsbereiten Haltung der Person angestoßen werden soll.
Nennen und beschreiben sie die pädagogischen Zielsetzungen von Bewegung, Spiel und
Sport zw. Bewegungspersonalisation und Bewegungssozialisation anhand der in der
Vorlesung vorgestellten Tabelle.
Wie definieren Bund und Biermann in ihrem Beitrag „Kinder stark machen“ –
Selbstvertrauen fördern das Phänomen „Selbstvertrauen“?
Welche methodisch-didaktische Hinweise geben sie, wie Selbstvertrauen im Unterricht
gefördert wird?
Nennen sie Bausteine einer Bewegten Schule und geben sie ein inhaltliches Beispiel zu
jedem dieser Bausteine.
Nennen und Beschreiben sie kurz, welche Möglichkeiten für soziales Lernen Bewegung,
Spiel und Sport bieten.
Welche sportpädagogisch reflektierten Umgangsweisen mit dem Streetballspiel im
Schulsport wurden in der Vorlesung genannt?
Auf welche Sonnen- und Schattenseiten des Gelingens und Misslingens
wagnissportlichen Aktivitäten weist Neumann in seinem Beitrag hin?
Zeigen sie anhand der nachfolgenden Spielbeschreibung Strukturmerkmale des Spiels
auf! Welcher Form des Spiels würden sie dieses Spiel zuordnen?
(Ich und Kind (1 Jahr) sind fünf Meter voneinander entfernt. Blickkontakt. Kind versteckt
sich hinter Mutter und lacht. – auftauchen – verstecken – wiederholt sich 10 mal bis die
Sicht verstellt ist.
Nennen und Beschreiben sie die Merkmale der Kindheit (nach H.v. Hentig)
Sportpädagogische Folgerungen aus der Veränderung der Kindheit
Geschichte der Sportpädagogik
Bausteine einer bewegten Schule
Pro und Kontra zum Thema Koeduktion
SS
23
Professionalisierung des Lehrberufes
Jugendsport-Kultur-Text: wie Autor Streetballer und Skater beschreibt
Grundqualifikationen sozialen Handelns
Einige Aspekte eines hochwertigen Schulsports (oda so ähnlich) was halt das hauptziel
des autor ist und warum und merkmale von einem super sportunterricht
Fragen von Prüfung kurz vor Weihnachten 2004:
Beschreiben sie Gesundheits- und Krankheitsverständnis aus medizinischer und
gesundheitswissenschaftlicher Sicht
Historische Entwicklung
Text: Unbewegte Kindheit und Schule: Eigenwelt, Doppelwelt, Mitwelt
Bund A.& Biemann "Kinder stark machen"
Kolb, M(1995) "Kritik der Gesundheit und des Gesundheitssports"
Lenzen D.(2003) "Diagnose Lehrer
Schierz M.(1993) "Schule:Eigenwelt, Doppelwelt, Mitwelt. ....."
Schwier, J(1998)"Stile und Codes..."
Stegemann, H.(2003)"Einige Aspekte eines qualitativ hochwertigen Schulsports"
Thiele, J.(1999)"Unbewegte Kindheit?"
Kolb: Kritik der Gesundheit und des Gesundheitssports
- Individuelle Gesundheit ist der dominierende Wert in unserer Gesellschaft
- Gesundheit zählt in unserer Gesellschaft zum höchsten Gut und damit zu einer "nicht
mehr kritikfähigen Kategorie sozialen Handelns"
- Gerade heute messen Menschen der Gesundheit und deren Erhaltung einen äußerst
hohen Stellenwert bei.
Das Bild von Medizin und Gesundheit in früheren Kulturen
Gesund sind die Menschen nach dieser Auffassung dann, wenn es ihnen gelingt sich in
die als "natürlich" angesehene Ordnung einzufügen, die auch auf göttlichen Geboten
beruhen.
1. Linie der Medizin war Kenntnis der Natur (Weltbild der Diätetik)  Regeln für
maßvollen Lebensstil.
2. Linie erst der Behandlung von Krankheiten
Heilkunde und Lebenskunst waren eins. Gesundheit verband man mit Einstellung oder
einem Weg der durch Diätetik gewiesen wurde
Entwicklung der modernen Medizin
Traditionelle Bild änderte sich mit Durchsetzung des naturwissenschaftlichen Weltbildes.
SS
24
Der menschliche Körper wird als eine komplexe Maschine mit vielfältig
ineinandergreifenden Mechaniken begriffen, deren einzelne Bestandteile versagen
können. Die Gesundheit ist nur noch Ausdruck einer optimalen Funktionsfähigkeit des
Körpers, die anhand ausgewählter physiologischer Parameter überprüft werden kann:
liegen die erhobenen Werte innerhalb bestimmter Grenzwerte, dann ist man Gesund.
Krankheit erscheint als ein im Menschen stattfindendes, ausschließlich körperliches
Geschehen. Bei Krankheit liegen örtlich feststellbare Schäden bzw. Störungen in einem
maschinellen Getriebe vor, die durch entsprechende Chirurgische bzw. pharmakologische
Eingriffe behoben werden können. Durch Abtrennung der körperlichen von den geistigen
Prozessen wurde Heilkunst eine Heiltechnik. Moderne Medizin wandelt sich zu einer
krankheitsorientierten Theorie der Entstehung und technischen Behandlung von
Funktionsstörungen.
Folgen präventivmedizinischer Maßnahmen
- Zivilisationskrankheiten haben Blick nach Ursachen weiter ins Vorfeld der Entstehung
gerichtet.
- Risikofaktoren sollen durch vorbeugende Maßnahmen und präventive
Gesundheitserziehung in den Griff bekommen werden.  Ziel ist nicht positive Anleitung
zu gesunder Lebensführung sondern negative Umstellung von Risikoverhaltensweisen
mit Verboten und Vorschriften.
- Gesundheit wird nur vom Gegenbegriff Krankheit bestimmt, Gesundheitserziehung nur
als Krankheitsprophylaxe betrieben.
- Risikovermeidungsstrategie  oft Charakter von Volksbelehrung
- Sportliche Aktivitäten  Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit bzw. des
psychischen und sozialen Wohlbefindens (Sport  Allheilmittel)
Sport stärkt Gesundheit wie von selbst Gesundheit jedoch nur auf körperliche
Funktionsfähigkeit reduziert.
- Zunehmende Pathologisierung bislang unverdächtige Aspekte menschlichen Lebens.
- Ausweitende Zuweisung der Schuld für die Entstehung von Krankheiten in den
Verantwortungsbereich des einzelnen.
- ständig werden neue Verhaltensweisen und Umwelteinflüsse auf möglichen
Verkrankungsgehalt hin untersucht
- Eindruck entstanden, dass Leben von zahllosen gesundheitlichen Gefahren bedroht ist
- Jeder wird für körperliches Schicksal selbst verantwortlich gemacht.  Kranke sind
selber schuld. (z.B. Raucher und Übergewichtige werden irrational-aggressiv verfolgt)
- den Menschen wird zur Wahl gestellt, ein gesundes, ewig junges, vernünftiges,
funktionstüchtiges, schönes Glied der Weltgesellschaft zu sein oder eine fressende,
dicke, alte, hässliche, dumme Volksschädlings-Einzelgänger Kreatur, die auszugliedern
ist.
-Gesundheit bzw. Anpassung an wissenschaftliche, psychische u. soziale Standards sind
geradezu zur individuellen Verpflichtung geworden.
-Entscheidung für oder gegen Gesundheit u. Krankheit nur vom einzelnen abhängig. 
es wird unterschlagen, dass es viele Lebensbedingungen gibt die nicht der individuellen
Beeinflussung unterliegen  dies führt gesellschaftliche Problemlagen allein auf
individuelle Handlungsweisen zurück
- Abweichende geraten unter zunehmenden Konformitätsdruck
- Mit Prävention werden oft überzogene Erwartungen verknüpft (Erfolge, Ziel)
Körperliche Gesundheit als Lebenssinn
SS
25
-Leben sicherer und ungefährdeter denn je. Trotzdem hohe Sensibilität für
Krankheitsrisiken und ein gestiegenes subjektives Bedrohungs- und Unsicherheitsgefühl.
Umschichtung der Wertehierarchie hat in deren Verlauf Gesundheit zu zentralem
Lebenssinn gemacht  3 sozialgeschichtliche Prozesse beteiligt:
1. Säkularisierung(kirchliche Güter zu weltlichem Besitz machen, Gesundheit an die
Stelle des religiösen Glaubens (Jobs, Geld); Präventive medizinische Empfehlungen 
Heilsbotschaften
2. Zivilisationsprozeß,(nach Elias-fortschreitende Verdrängung des Todes)
Krankheit + Tod hinter Kulissen in Krankenhäuser, Altenheime,…
3. Zunehmende Individualisierung der Gesellschaft: individuelle Lebensperspektiven
unabsehbar geworden; Mensch extrem auf sich selbst zurückgeworfen; nur in Gesundheit
noch gemeinsamer Fluchtpunkt; Gesundheit, pure Körperlichkeit  Sinngarant;
Körperkult nicht mehr im Widerspruch zu dem der Seele  löst ihn ab. Körperliches
Agieren im Dienste der Gesundheit wird automatisch als sinnvoll erlebt.
Schierz: Schule: Eigenwelt, Doppelwelt, Mitwelt
Rückschau:
- Wandel von Kindheit, der Schule und des Unterrichts
- Erwachsene kommen mit den Kindern nicht mehr zurecht
- Es herrscht noch immer das Bild vom Kind als einem bedrohten und nicht auch
bedrohenden Wesen vor
- Kind als ein sich entwickelndes Wesen
- Kindheit ist in zweifacher Hinsicht dem Unterricht an Schulen vorausgesetzt
- Wenn sich Kindheit wandelt, wirkt sich dies auf Schule und Unterricht aus.
Kindheit im Wandel:
- Verschwinden der Kindheit bis zu Anzeichen einer "Verewigung des Kindlichen“ in die
Erwachsenenkultur
- Bedürfnis, etwas auf eigene Faust entdecken zu können
- Bedürfnis nach sorgloser Geborgenheit
- Wandel der Lebensbedingungen = Wandel der Kindheit
- Heutige Kinder = Kinder ihrer Zeit und ihrer Umwelt, sie sind nicht nur nervös,
ungeordnet, vital gestört  sie terrorisieren einander, sie vandalisieren
- Im neuen Mittelalter ist die Trennlinie zw. Kindern und Erwachsenen zwar nicht gänzlich
aufgehoben, aber stellenweise durchbrochen
- Kinder und Erwachsene = gemeinsame Freizeit am Fernseher oder Computer.
Weltensprung:
- Präsentative Bewegungskultur der Gruppen von Kinder und Jugendlichen
- Skateboard
- Gruppenzugehörigkeit
- Kleidung fast identisch
- Nicht altershomogen, Teilnahme ist freiwillig, Selbstbestätigung
Schule als Eigenwelt:
- Schule als Eigenwelt für Kinder
- Kindheitskonzepte
- Institution Schule
- Teilnahmepflicht, altershomogene Gruppe, gelockerter Kleidungszwang, Bewegung
zwischen Deutsch und Mathe, von Klingelzeichen zu Klingelzeichen
SS
26
- Straße bietet real mehr Freiheit als die Schule
- Bewegung "im Freien" ist spontanes, freiwilliges Bewegen in einer nicht eigens für das
Bewegen hergerichteten städtischen Umwelt.
Schule als Doppelwelt:
- Schule = ein großer Simulationsraum
- Schüler simulieren Experimente im Chemieunterricht
- Simulieren der Konversation im Sprachunterricht.
- Schule kann nicht die Freiheit bieten, die die Schüler auf der Straße haben
(Schulzwang, Zeitbegrenzung, homogene Schülerzusammensetzung.)
Schule als Mitwelt:
- Skateboarder in einem gesellschaftlichen Niemandsland angesiedelt
- Leben in einem Niemandsland zwischen der Kindheit und dem Erwachsensein
- Im Wandel der Kindheit liegt auch für Schule eine pädagogische Chance
- Sport nicht als Fach sondern als Ort an dem Sport gemacht wird!
- So wenig Schule und so viel Leben wie möglich z.B. mit Schülern auf Donauinsel
Inlineskaten, Fitnesscenter.
Problem: Institutionen Partner im außerschulischen Bereich zu finden.
Begrenzte Möglichkeit für konkretes Handeln Heranwachsender in Gesellschaft und die
geforderte Einmischung in reale gesellschaftliche Prozesse. Setzt Bereitschaft zum Teilen
von Macht voraus.
Schwier: Stile und Codes bewegungsorientierter Jugendkulturen
1.Genereation - Zur Lage der Jugend im High-Tech-Zeitalter.
digitale Zeitalter; Beschleunigung gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse; Heteround Tribalisierung der Jugendkultur
Lebenslagen, Stile, kulturelle Praktiken in postindustriellen Gesellschaften unübersichtlich
widersprüchlich. Hinter der bunten Fassade der Differenz sehr wohl einige gemeinsame
Merkmale der gegenwärtigen Jugend.
2.Stämme und Stile.
- Jugendkulturen stellen ein eigenes soziales Feld dar, das zunächst an den
(Geschmacks) Grenzen der gesellschaftlich etablierten Milieus entsteht, sich jedoch in
weiten Teilen sozialer Kontrolle entzieht. Prozessiert maßgeblich selbst eigene
privilegierte Meinungsmacher und Mitläufer.
Solche Gruppierungen die in Gebräuchen, Haltungen und Konsumgewohnheiten
übereinstimmen und über den Rest der Gesellschaft befremdende Praktiken, Rituale,
Codes ihren Anspruch aufs Anderssein zeigen können als Stämme charakterisiert
werden. Sie erobern sich symbolisch Sozialräume. Sie vereinen Mode, Bewegung,
Haltungen, Musik, Körperbilder.
Eine subjektiv eingefärbte Demonstration von Identität und von kulturellen Differenzen
wird durch Lebensstile vermittelt. Lebensstile bringen ein von bestimmten sozialen
Gruppen geteiltes Bedürfnis nach „feinen Unterschieden“ und Bestandteil des Kampfes
nach Authentizität der eigenen Lebensführung und des Strebens nach
Selbstverwirklichung.
Der Versuch imaginäre Verhältnisse zu schaffen wobei der vorhandene kulturelle
Symbolvorrat und die Konsumgüter neu geordnet werden. Benutzung Neukombination
SS
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von ursprünglicher Arbeits- Sport- und Armeebekleidung. Aneignung urbaner Räume.
„Coolness“, „Shit talkin“.
Globalisierung von Sport und Popkulturrascher Import von v.a. amerikanischen
Jugendstilen.
Dennoch wird das Konzept der Coolness in Deutschland anders interpretiert
3.Subkulturen und Mainstream der jugendlichen Sportengagements:
- Sport gewachsen ausdifferenziertsoziales Feld mit verschwommenen Rändern. Viele
Anschlussmöglichkeiten für Selbststilisierung. Unmöglich einheitliches Bild von
jugendlichen Sportkultur zu entwerfen.
Mainstream nach wie vor Vereinssport. U.a. wegen unterstützender Funktion bei
Bewältigung jugendtypischer Entwicklungsaufgaben und Alltagsbelastungen.
Sportvereine verstärkt Spaß und abweichendes Ausdrucksverhalten der
erlebnisorientierten Freizeittrends bleiben tabu.
Allerdings Vielzahl anderer bewegungsbezogener jugendkultureller Milieus die sich
aufgrund der stilistischen Heterogenität und der nicht trennscharfen Übergänge nicht
immer überblicken lässt.
Brinkhoff beschreibt Bedeutung des Sports in fünf Jugendkulturen.
2 juvenile Stile der Street-Skate-Snow-Fashion-Fraktion. Damit sind jene subkulturelle
Stämme die das rollende, schwingende, spielerische oder tänzerische Sich-Bewegen
zum zentralen Bestandteil machen. 6 stilbildende Aspekte: bevorzugte soziale Orte,
benutzten Objekte und Medien, Kleidung, gewählte Zeitmuster, distinktiven
Werthaltungen, Symbole und Codes, Körper Bewegungsbilder.
4."Völlig in Bewegung": Die Skater- und Streetballszenen:
Einbettung der Bewegungspraxis ins jugendkulturelle Alltagsleben = gemeinsames
Merkmal der Streetszenen. Skateboarde, Streetball,… kein bloßes Sporttreiben sondern
Ausdruck des distinktiven Lebensstils. Bewegungen, Kleidung, Sprache, Coolness.
Distanzierte Haltung, cool, ichbezogen und überlegen.
Streetball, Skateboard,…
Soziale Orte
Gesamte Stadtlandschaft für Skater und Streetball. Bestreben nach Umfunktionalisierung
der ursprünglich Repräsentation und Konsum vorbehaltenen innerstädtischen Räumen
hat Abenteuer im Auge  Darstellung eigenen Coolness, Vitalität. Konflikte mit
Passanten erhöhen Attraktivität  gegen Regeln der Erwachsenen.
Objekte
Skateboards, Inliner sind einerseits Fortbewegungsmittel und zugleich Sportgeräte für
Tricks die Momente des Risikos erfahrbar machen. Das Spielen mit dem Ball neben
Spannung, ebenfalls die Leichtigkeit des Bewegens die hier an Coolness ankoppelt.
Coolness korrespondiert mit dem sportlichen Ideal der Leitungssteigerung. Ständig neue
Tricks einlernen. Dieser Erfahrungsprozess Selbstvertrauen, Kompetenz.
Kleidung
Stilistische Eigenart Anspruch auf Anderssein handelnd auszuleben. Weiter Schnitt,
Übergrößen. Weite Übergröße steht für Distanziertheit und Lässigkeit, aggressive Haltung
SS
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gegen Mode Mainstream. In Festigkeit an Arbeitsbekleidung erinnernd machen so die
Heftigkeit der „städtischen Stürme“ deutlich.
Zeitmuster
Selbstbestimmte Zeitmuster. Nicht dem institutionell vorgegebenen zeitlichen Terminplan
unterworfen wie bei Sportverein. Lässig und cool geht’s nur ohne Hektik ohne
Terminstress.
Werthaltungen und Codes
Orientieren sich am Hip Hop. Die Message des Hardcore Rap kündet wie der Einzelne in
einer eher tristen Umwelt tough für seine Lebenschancen kämpft. Über dem Bild des
männlichen „Kämpfers“ steht im Hip Hop jedoch das Bild der solidarischen
Freundschaftsclique die eigenes Terrain hat durch Weiterentwicklung des Stils
Anerkennung gewinnen kann
Körper und Bewegungsbilder
Auch hier Einfluss Hip Hop sogar auf Bewegungspraxis einfluss. Halfpipe Freestile in
Hintergrundradikalisierte Fahrweise. Treppen Mauervorsprünge charakterisieren die
Skater als tough aggressiv und riskant.
Skaten und Streetball ermöglicht ein Aufgehn im Tun mit Rauschzuständen verbundenes
„In Bewegung verschwinden“. Körper wird in Öffentlichkeit präsentiert. Starker
dynamischer vitaler Körper. Sich Bewegen ist durch Handlungsmuster gekennzeichnet
die Härte, Mut, Ich bezogehheit Durchsetzungsvermögen symbolisieren.
Problematisch am Körperbild der Skater und Streetballer ist die zum Teil nur
oberflächliche Übertragung des afroamerikanischen Hip Hop Kultur.
Rave Kultur
Zentrum steht das sich Bewegen. Mischung aus Party und Demonstration. Technomusik
soll ausschließlich den Körper hier und jetzt zum Tanzen zu bringen. Zukunftsängste nicht
wegtanzbar jedoch hier und jetzt möglichst viel Spaß zu haben.
Soziale Orte
Kommerziell organisierte Tanzparty. Veranstaltung = Rave mit Raver.
Techno ist ein Stil in Öffentlichkeit der Party Community inszeniert wird. Sowohl
regelmäßig als auch gelegentlich („Love Parade“)
Objekte und Medien
Eigenständige Magazine und Internetangebote. Auch Flyer informieren über künftige
Veranstaltungen. Zentrales Objekt ist der Körper der tanzend zur Schau gestellt wird. In
der Hoffnung länger Tanzen zu können greift man zu Doping (Drogen). Kultdroge
Ecstasy. Bedürfnis nach Gefühlszuständen stärker als Angst vor Langzeitschäden.
Kleidung
Kleidungsstil versucht Mode, Tempo und Bewegung zu vereinen. Offen für Veränderung
greift Stilelemente aus anderen kulturellen Kontexten auf. Wie im Skaten auch Anlehnung
an Sport und Arbeitsbekleidung erkennbar. Sowohl weil funktional als auch weil fitter
schlanker Körper signalisiert wird. Mädchen betont sexy. T- Shirts mit Firmen Logos
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(meist charikiert) sowohl Spaß am Konsum als auch ironische Einstellung zur
Konsumkultur.
Zeitmuster
Gegensatz zu Diskobesuchen heben Technoparties Zeitmuster der Alltagswelt auf.
Rauschhafte Ich-Zentrierung und maschinenartig unermüdliche Körperlichkeit
überschreitet Grenzen des linearen Zeitempfindens. Zeit verliert an Bedeutung nur die
erlebnisintensive Wirklichkeit des Tanzens zählt.
Wertvorstellungen und Codes
Ich Zentrierung, Erlebnis Gegenwartsorientierung, Spaß an Vermischung heterogener
Stilelemente.
Tendenz zur Karnevalisierung. Ausgeprägtes Bedürfnis nach Harmonie. Slogans lehnen
sich an Parolen der Hippiebewegung. Technoversionen von Kinderliedern. Allseits
beliebte Trillerpfeifen, T-shirts. Auch die Offenheit der Szene für Tanzwillige einen
ungebrochenen Glauben an das Gute im Menschen. Körper weniger
Kommunikationsmedium als potentielle Quelle von Selbsterfahrungen und
Glückserlebnissen.
Körper Bewegungsbilder
Bewegende Körper, die Dialoge zwischen den tanzenden Menschen und der
synthetischen Musik im Mittelpunkt..
Das rauschhafte Tanzen bis zur Erschöpfung soll unmittelbar befreien und befriedigen.
Sie praktizieren letztlich ein kindliches Körpervergnügen dessen scheinbare
Unschuldigkeit und Harmonie nicht nur durch den verbreitenden Drogenkonsum und die
im „Text der Vermeidung“ enthaltene Tendenz zur Flucht vor den Anforderungen des
Erwachsenseins fragwürdig wird.
Orientiert sich am Bild eines maschinengleich funktionierenden Körpers. Maschinen
geben vor was tanzbar ist, dies muss Raver bewältigen. Den menschlichen Bedürfnissen
wie Schlaf, Hunger, wird nicht nachgegeben. Über Tanzen, Kleidung, und Konsum von
Energydrinks versucht er Körper in eigens produziertes Ding zu verwandeln das den Beat
halten kann.
Gegensätze zwischen den Street und Ravekulturen
Offenheit von Rave Kultur vs. Geschlossenheit Skater, Streetballer.(eigenes Revier,
Authentizität, Coolness, Anders sein wollen durch Rituale Bewegungsformen. Anlehnung
an Hip Hoppräsentierte immer Identitätspolitik für Minderheiten.
Verzicht auf Exklusivität bei Ravern.
In Streetszenen Domäne männlicher Akteure wobei im Techno ausgeglichen.
In beiden Kulturen der bewegungsorientierten Jugendkulturen ist dass offenkundige
Bemühen um Entwicklung eigener symbolischer Ausdrucksformen. Sowohl Streetszenen
als auch Raverszenen schaffen über Prozesse der Umdeutung und Verfremdung eine
eigene Symbolwelt. Mittels Sampling, Streetwear, Tops, Leggins in subkulturellen
Kontext.
gegenwärtig keine wirklich authentischen bewegungsorientierten Jugendkulturen.
Thiele: "Un-Bewegte Kindheit?"
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1.Eingrenzung:
- Diskurse die sich mit der körperlichen und in Konsequenz dann auch mit
gesundheitlichen Zustand der Kinder und Jugendlichen befassen.
- zentraler Focus auf körperlichen Zustand der Heranwachsenden und Phase des Kindseins.
2. Zustand: Erbärmlich oder: die kranke Generation:
- Degeneration des körperlichen Zustandes der Kinder und Jugendlichen
- Kinder können schlechter lesen und schreiben, sind gewalttätig, unmotiviert und
verweigern jegliche Anstrengung (gesunder Geist nur bei gesundem Körper)
- Bewegungsmangel, Vernachlässigung des Körpers ist das Schicksaal der
heranwachsender Generation
-Anstieg unterschiedlichster "Krankheitsbilder" oder "Degenerationserscheinungen"—
Haltungsschäden, Fettleibigkeit, Herzkreislaufschwächen, Koordinationsstörungen oder
auch Allergien. Lehrer oder Ärzte berichten über Konzentrationsschwächen,
Hyperaktivität und Koordinationsstörungen. Kinder sind in ihrer physisch
Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt
- eindeutige Diagnose = einfaches Angebot an Lösungen
 Wo das Gefühl für den eigenen Körper verloren ist, wo die Sinne schwinden, da ist
mehr Beschäftigung mit dem Körper, mehr Bewegung, mehr Sport indiziert (erforderlich,
ratsam), Bewegungsmangel ist immer ein Gesundheitsrisiko,
- Bewegungsmangel: Risikofaktor für zivilisationsgeschädigte Heranwachsende.
3. Zustand: Bedauerlich oder das Leiden am Verlust
- Dietrich spricht von Rationalisierungs- und Kolonialisierungsvorgängen in den
Lebenswelten der Kinder, vom Verlust integrativer Kraft, vom Stereotyp der Massenkultur,
von der Spielwüste Großstadt oder vom Verschwinden des Kinderspiels im Stadtleben.
- "Wieder-Belebung" ehemals vorhandener Bewegungsräume,
- für Kiphard haben technische Fortschritte "nebenbei auch gute Seiten", denn Computer
machen die Kinder fraglos klüger - mehr aber auch nicht.
4. Zustand: Fraglich oder die Relativierung der Eindeutigkeit: 5Anmerk.
 mediale Präsentation des Themas
- unsere Bilder von "Wirklichkeit" immer mehr aus massenmedialen Quellen entnommen,
- Verlust an Komplexität,
- Differenziertheit  eine Stärke der wissenschaftlichen Logik geht verloren.
- Verzerrungen werden verstärkt  übrig bleiben nur mehr Schlagzeilen
 Zahlenspiele - die wissenschaftlich abgesichert daherkommen,
- Vergleich untereinander; schwer nachvollziehbare Zahlenspiele
- Basisdaten bleiben unhinterfragt
- Umkehrschluss von Bewegungsmangel auf alle möglichen Defizite fraglich
 historische Perspektive - führt schnell zur Relativierung der Verlustsemantik
 früher schon wurden nachfolgende Aussagen getätigt
- rückwärtige Besinnung zu "guten alten Zeit"
- Gegenwart erscheint als defizitär, Fortschritt als Verfall
- Körperlicher Verfall der Kinder
- Kinder werden immer mehr ich bezogener und selbstsüchtiger – keine Kraft
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- früher Bewegungsräume im Überfluss vorhanden und trotzdem diagnostizierte Hahn
1940 bereits den körperlichen Verfall von Jugendlichen
 Eindeutigkeit und Eindimensionalität
- Gleichzeitigkeit der Ungleichzeit
- Erfahrung und Steigerung der Erfahrungsmöglichkeiten, Bewegungsmangel und
Ausdifferenzierung der Bewegungsangebote,
- Komplexer strukturierte gesellschaftliche Rahmenbedingungen,
- Lebenswelten lassen sich nicht einfach intentional umgestalten,
- Bewegungsindustrie – neue "Konsumentengruppe" der Kinder und Heranwachsenden,
- Versorgung nicht nur mit sportlichen Lebensstilaccessoires - bietet "Fitness für Kids",
- Heranwachsende schaffen sich ihre Bewegungsräume selbst z.B."Asphaltkultur".
 Wahrnehmungsproblem der Erwachsenen u. Wissenschaften
- Differenzen zwischen Deutungsmustern von Erwachsenen – die auf ihr eigenes
Kindsein zurückgreifen können.
. Konsequenzen: “Zurück zu den Sachen…“
- „Wieviel Körper braucht der heranwachsender Mensch?“ nicht eindeutig beantwortbar.
- Grenzsteine setzen, wo Körperthematisierung in einem übersteigerten Wahn oder einer
fragwürdigen Vergessenheit zu münden droht
- Hilfreich-qualitative Studien, -Frage: Welche Bewegungsqualitäten oder -Quantitäten für
ein zufriedenes Leben in einer postmodernen Gesellschaft überhaupt erforderlich sind.
- Jugendliche heute vielleicht gar nichts so schlecht dran, wie behauptet wird.
Stegemann: Einige Aspekte eines qualitativ hochwertigen Schulsports
- Qualitätsprobleme des Schulsports:
1. Defizite bei der UnterrichtsEH,
2. Unzureichende Sachausstattung,
3. unzulänglich ausgebildete Lehrer
Sportunterricht+Qualitätsmanagement = Zukunft d.Faches.
1. Einigung über gute Qualität
2. Feststellen der aktuellen Qualität sowie Kontrolle der laufenden Qualität
3. Verbessern der Qualität, -Warum Sportunterricht? -klare und überzeugende
Rechtfertigung, Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen, zur
Kompensation anderer Schulfächer, gesundheitsfördernde Aspekte, Schulsport erreicht
alle junge Leute, bietet pädagogisches Umfeld, Teilnahme an der Bewegungskultur ist
wichtig .Bewegung ist zur Formung der Identität, Sozialisation, Integration und
Emanzipation wichtig. Hat präventive Funktion und beeinflusst positiv
Krankheitsprozesse.
Schule: hat die Schlüsselrolle in der Vorbereitung auf die Sportteilnahme.
- es werden alle jungen Menschen erreicht
- auch sozial schwache Menschen
- vielfältige und übertragbare Lernerfahrungen
- adäquates pädagogisches Umfeld.
Sportunterricht zielt darauf ab, Schüler für die Teilnahme an Bewegungskultur zu
befähigen.
3 Arten von Problemen bei Bewegungssituationen
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- die Bewegungsanforderungen sind zu meistern = Bewegung lernen.
-Kontakt mit anderen Personen = spezielle soziale Fähigkeiten.
-Bewegungssituation verstehen.
Sportunterricht leitet zu einer selbständigen, verantwortungsvollen, aussichtsreichen
und dauerhaften Teilnahme am Sport.
Bund & Biemann: „Kinder stark machen!“ -Selbstvertrauen fördern
Selbstvertrauen: Selbstvertrauen ist die Überzeugung einer Person, bestimmte
Anforderungen bewältigen oder schwierige Handlungen ausführen zu können. Man
könnte auch sagen das Selbstvertrauen ist die Überzeugung, dass das eigene Handeln
wirksan ist, und zwar wirksam im Sinne des Erreichens von selbstgesteckten Zielen.
Aufbau und Förderung: -zentrale pädagogische Aufgabe, Förderung der SportUnt. - je
umfangreicher und intensiver, desto stärker ist das Selbstvertrauen ausgeprägt.
Meth. Hinweis 1: Sport als Handlungsfeld erleben. Anstrengung bringt Erfolg. (z.B.
Erfolgserfahrungendirekteste wirksamste Mittel um Selbstvertrauen zu fördern. Bei
Übungen die gerade so schwierig sind dass sie von Kindern bewältigt werden können.
Inhomogene GruppeÜbung in unterschiedl. Schwierigkeitsstufen anbieten und selbst
wählen lassen.
Meth.Hinw.2: Erfolgserlebnis = als persönliche Erfolge wahrnehmen. „Externale
Ursachenzuschreibung“ – Sportlehrer sollten durch Leistungsrückmeldungen eine
Zuschreibung auf die eigenen Fähigkeiten nahe legen. „Prima du bist ein toller Fänger“
Bei misslungenen Aktionen sollten Zuschreibungen auf variable veränderbare Ursachen
wie auf zu geringe Anstrengung, Aufmerksamkeit.
Meth.Hinw.3: mit Ki&Ju positiv kommunizieren! Form der Kommunikation kann zu
Selbstvertrauen beitragen. Nicht einseitig Fehler hervorheben. Rückmeldungen sollen
neben Fehlerinformation mindestens gleichwertig positive Aspekte der Leistung enthalten.
Und sie sollen sich an individuellen Bezügen und nicht an sozialen Vergleichen
orientieren. Auch Bewegungsanweisungen kann Selbstvertrauen beeinflussen.
Meth.Hinw.4:Ki&Ju den Sport mitgestalten lassen. Sollten Sport als sinnvoll und ihren
Sport miterleben können. Deshalb über Ziel und Zweck der Übungen informiert werden.
An Entscheidung am „Was“ und „Wie“ teilhaben lassen. Allerdings bei Selbstwahl von
Übungen /Schwierigkeit liegt es am Lehrer Sicherheitsbedenken auszusprechen
Meth.Hinw.5:Sport als Gruppenerlebnis inszenieren. Selbstvertrauen kann auch in
Gruppe erworben werden. Kinder lernen dass Einzelleistung zwar wichtig und hilfreich für
Gruppe Erfolge aber letztlich nur durch Kooperation auch mit „Leistungsschwächeren“
zustande kommen
Meth.Hinw.6:Ki&Ju geeignete Vorbilder(Modelle)geben. Nicht nur TV Stars auch
Übungsleiter Sportkameraden. Können an Selbstvertrauen gewinnen, wenn sie
beobachten wie jemand eine schwierige Aufgabe bewältigt. Sie sind dann zuversichtlich
dass sie ebenfalls Aufgabe lösen können.  Leistungsstarke Kinder sollen Bewegung
demonstrieren. Auch wenn diese Probleme damit haben nicht negativ. Denn Kinder die
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beobachtenden Kinder wenn sie bemerken dass auch Mitschüler anfängliche Probleme
überwinden.
Kooperative Lernformen in denen Kinder Aufgabe gemeinsam lösen versuchen
unterstützen Aufbau von Selbstvertrauen.
Meth.Hinw.7:Im Sport eigenen Körper und Emotionen spüren lassen. Selbstvertrauen
gründet auf die Wahrnehmung der Veränderung körperlicher und emotionaler Zustände
wahrgenommen werden. Sportlehrer sollten Aufmerksamkeit gezielt auf Veränderung der
Zustände lenken. Durch entsprechende Hinweise. zB. Merkst du dass du weniger außer
Atem kommst. Gemeinsames Puls fühlen. Das Bewusst machen solcher Prozesse stärkt
Selbstvertrauen der Kinder in den eigenen Körper. Auch auf Emotionsveränderung
aufmerksam machen. Positive Gefühle wie Freude, Stolz, Zufriedenheit fördern
Selbstvertrauen auch die Verminderung negativer Gefühle wie Angst und Enttäuschung.
Lenzen: Diagnose Lehrer-Plädoyer (Befürworter) für die
Professionalisierung eines Berufsstands
Diagnose Lehrer
Psychische Erkrankungen in dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich überwältigender
Mehrheit der Lehrkräfte geht vor Erreichen des Pensionsalters in den Ruhestand.
Es seien die Arbeitsbedingungen die bei Lehrern zu erheblichen psychomentalen und
psychosozialen Beeinträchtigungen führten.
Während öffentliche Arbeitgeber den Lehrern Faulheit vorwerfen (schlechte
Unterrichtsvorbereitung als Stressursache), sehen deren Interessensvertreter die
Ursachen in zu hoher Unterrichtsbelastung und zu großen Klassen. Jedoch große
Klassen zumeist besserer Lernerfolg indessen schlechtere Abschneiden auf
Gesamtunterrichtsvolumen und v.a. auf Qualität des Unterrichts.
Fakt ist dass über 50% wegen vorzeitiger Dienstunfähigkeit ausscheiden. Insbesondere
Lehrer-Psychotherapie wird überproportional in Anspruch genommen.
Laut Studie über Frühpensionen gingen 49 % wegen psychischen psychosomatischen
Erkrankungen. Und 47 % wegen Erkrankungen des Bewegungsapparates,
Stoffwechselerkrankungen, Erkrankungen des Atmungssystems, Krebs
Dienstunfähigkeitsgründe:
 psychische, psychosomatische Erkrankungen
 Erkrankungen des Bewegungsapparates
 Herz-Kreislauf-Erkrankungen
 Stoffwechselerkrankungen
 Erkrankungen des Atmungssystems
 Krebs
Hauptbelastungsfaktoren:
1. Lehrerbezogene Faktoren:
- Fülle der Anforderungen (Erziehungsaufgaben)
- labiler Gesundheitszustand
- hoher Verantwortungsdruck
- Zunahme der Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern
- Schülerzahl pro Klasse
- Undisziplinierte Schüler
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- hohe Pflichtstundenzahl
- Lärmpegel steigt
- geringe Sanktionsmöglichkeiten
Nicht belastend:
- Fortbildungserwartung
- unzureichende Bezahlung
- Nutzung neuer Medien
- Differenzen mit der Schulleitung
- schlechter baulicher Zustand
2. Schülerbezogenen Faktoren:
- Schulunlust
- Hyperaktivität.
Der beschrieben Problemkreis wird als Burn Out Syndrom bezeichnet. Dieser Begriff wird
von Maslach in 3 Komponenten Syndrom bezeichnet.
3-Komponenten Syndrom von Maslach (1982)
 emotionale Erschöpfung (Überforderung im Kontakt mit anderen Menschen)
 Dehumanisierung (sozialer Rückzug – als Reaktion in Kombination mit neg.
sozialer Einstellung)
 Gefühl verminderter Leistungsfähigkeit (Verlust des Selbstwertgefühls)
Laut einer Untersuchung kann Zusammenhang zwischen Burn-out und
Persönlichkeitsmerkmalen tragfähig sein. Ausserdem bei gleichen Arbeitsbedingungen
keineswegs alle Lehrer erkranken. Ausreichende Selbstwirksamkeitserwartungen der
Lehrer schützen davor. (also die Einschätzung der Kompetenz, mit Schwierigkeiten und
Widerständen im Beruf umzugehen).
4. arbeitsbezogene Verhaltens und Erlebnismuster:
Muster G
Gesundheitsförderliches Verhältnis gegenüber d. Arbeit
Geringe Resignationstendenz gegenüber Misserfolgen
Innere Ruhe u. Ausgeglichenheit, Lebenszufriedenheit
Hoher Ehrgeiz Perfektionsstreben
Muster S
Schonung gegenüber Arbeit
Ausgeprägte innere Ruhe u. Ausgeglichenheit
Nicht aus einer positiven Arbeitseinstellung sondern durch hohe Distanziertheit und
niedrigem Engagement gegenüber Arbeit.
Muster A
Risikomuster
Überhöhtes Engagement
Distanzierungsunfähigkeit
Gegenüber Belastungen wenig Widerstandsfähigkeit
Keine AnerkennungDepressive Erkrankungen
Muster B
Risikomuster
Geringe Ausprägung des Arbeitsengagements
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Wenig beruflicher Ehrgeiz
Kaum Distanzierungsfähig dadurch sinkt Widerstandsfähigkeit. Resignation,
Motivationsverlust und negative EmotionenBurn out
Risikomuster A  typisch f. Grundschule u Gymnasium
Risikomuster B typisch f. Hauptschule u. Gesamtschule
Risikomuster A wächst mit dem Lebensalter, parallel
Berufsengagements
zum
Absinken
d.
Aus dieser Untersuchung abgeleitenden Empfehlungen beziehen sich auf
Rahmenbedingungen des Lehrerberufs sowie der Gestaltung der Arbeitbedingungen.
Auch personenbezogene Maßnahmen könnten nötig sein u. a. wirklichkeitsnahe
Berufsorientierung. Berücksichtigung der persönlichen Voraussetzungen und eine
bessere Förderung der berufsbezogenen Handlungskompetenzen gegenüber der reinen
Fachkompetenz.
Vermeidung Burn Out gehören zu den Fähigkeiten die Bestandteil der Professionalität
sind.
In Finnland beispielsweise Aufnahmetests für Lehramtskandidaten. Unterrichtspraktika
nur unter Aufsicht nicht unter Ernstbedingungen. Versagt Selektionssystem??
Keine kontinuierliche Überprüfung keine professionelle Weiterbildung.
Fehlende Stressresistenz muss als Folge fehlender Professionalität gesehen werden.
Pädagogen reagieren auf diese Hypothese mit Abwehr und Aggression
Professioneller Lehrer: - wählt sein Beruf
1. wegen Berufstätigkeit
2. Fachinteresse oder aufgrund von Arbeitsmarktbedingungen
-hat professionelle berufsbezogene Ausbildung hinter sich
-nimmt regelmäßig an Fortbildungen teil, um sich am fachlich St.
-verfügt über technisches Regelwissen des Unterrichtens und der Erziehung
-Er übt seinen Beruf souverän aus,
- er ist konflikt- und teamfähig
-hat optimistische Grundeinstellung,
-definiert klare Unterrichtsziele und führt einen klar strukturierten Unterricht.
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