1 Linguistik – Ausgearbeitete Themenkreise zur germanistischen

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Linguistik – Ausgearbeitete Themenkreise zur
germanistischen MgrSZZk
Semiotik ..................................................................................................................................... 1
Klassische Bereiche der Grammatikbeschreibung ............................................................... 6
Pragmatik ................................................................................................................................ 15
Textlinguistik (TL) ................................................................................................................. 22
Gesprächsanalyse (GA) .......................................................................................................... 33
Soziolinguistik (SL) ................................................................................................................ 40
Psycholinguistik (PL) ............................................................................................................. 53
Semiotik
- vom griech. semeion abgeleitet
= die allgemeine Wissenschaft von Zeichen
- Was ein Zeichen ausmacht?
- beschreibt Zeichenarten und Zeichensysteme
- das menschliche Zeichenverhalten = der Sprachgebrauch
- Zeichen (Wörter) → Bedingungen dafür, die Produkte des Denkens nach außen bringen
- Semiotik gehört in die Nähe zur Erkenntnistheorie und Logik
- Frage: Was ist es, das den Zeichencharakter ausmacht? → damit ist die Frage verbunden, ob
dem Begriff eine Realität entspricht (Mittelalter: Diskussion zwischen Nominalisten und
Realisten)
- semiotische Fragestellungen tauchten auch in anderen Bereichen auf: philosophische
Ästhetik, Lehre vom Kunstschönen, Musik, Malerei, bildende Kunst → eine allgemeine
Wissenschaft von Zeichen und ihren Eigenschaften hat sich damals jedoch daraus nicht
entwickelt
- entscheidende Beiträge von:
CH. S. PEIRCE (1839 – 1914)
CH. W. MORRIS (1901 – 1979)
FERDINAND DE SAUSSURE (1857 – 1913)
-
mit seinem Werk löst PEIRCE die Zeichenlehre aus ihrer Bindung an die
philosophische Tradition → er hat die Charakteristika verschiedener Zeichenarten
herausgearbeitet
-
er macht auf die Funktion des Zeichens im Zeichenverkehr (=Kommunikation)
aufmerksam
-
DE SAUSSURE:
sein Interesse galt allein dem sprachlichen Zeichen
2
-
eine klare Abgrenzung des Zeichengebrauchs vom Zeichen selbst
-
Zeichen stehen nicht nur im Verhältnis zum Bezeichneten, zur Realität, sondern auch
in einer Beziehung zu anderen Zeichen
- Semiotik als eigenständige Disziplin konnte sich etablieren: Grund → Kommunikation
gewinnt an Wichtigkeit in dem 20Jh. (Telekommunikation, Datenverarbeitung)
Zeichen
- Wörter, Verkehrstafel, die hohe Temperatur einer kranken Person, ...
- Stellvertreter-Funktion: aliquid stat pro aliquo (etwas steht für etwas, ein Zeichen steht für
ein Bezeichnetes)
- Es gibt aber auch Zeichen, die auf keinen konkreten Gegenstand verweisen, aber trotzdem
etwas bezeichnen (e.g. das rote Licht einer Verkehrsampel – der Fahrer muss halten). So
können auch Vorstellungen, Abstrakta, Handlungen ... bezeichnet werden.
Drei Typen von Zeichen (nach CH. S. PEIRCE):
1. r Index (Pl. Indices; oder Symptom) – Zeichen steht in einem Folge-Verhältnis zum
Bezeichneten (e.g. ein Rauch als Anzeichen für ein Feuer)
2. Ikon
(griech.
Bild)
–
Zeichen
im
Abbildverhältnis
(e.g.
Piktogramme,
onomatopoetische Ausdrücke)
3. Symbol – bezeichnende Funktion (e.g. Musiknoten)
ad 1. Indexikalische Zeichen
- Voraussetzung fürs Verstehen: Erfahrungswissen von der Welt (Weltwissen)
- Wenn-Dann-Verhältnisse
- die Folgeverhältnisse, auf denen Indexe beruhen, sind sehr verschiedener Art und
unterschiedlicher Zuverlässigkeit bezüglich ihres Schlusses
- Indices werden häufig nicht als Zeichen anerkannt, sondern als Anzeichen von anderen
Zeichentypen abgegrenzt – der Grund dafür ist, dass sie sich aus den Zusammenhängen der
Situation ohne Intention, d.h. ohne Absicht ergeben
2. Ikone
- Voraussetzung: wir müssen wissen, wie die Dinge aussehen oder tönen und dass wir uns in
den Techniken der Abbildung auskennen
- Piktogramme = standardisierte Hinweissignale
- der Zusammenhang von Ikonischem und Symbolischem zeigt sich auch schön in der
Entwicklung der Schriftsysteme, e.g. Hieroglyphenschrift, chinesische Schrift → die
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meisten dieser Schriftzeichen haben aber im Laufe der Entwicklung ihre Form (manchmal
auch ihre Bedeutung) geändert und so ihren Abbildcharakter verloren
3. Symbole
- deren Bedeutung wird Symbolen mittels Konvention zugesprochen
- der Zusammenhang zwischen dem Symbol und dessen Bedeutung ist unmotiviert
- Voraussetzung für das Verstehen: die Kenntnis der Konvention
Ergänzungen:
-
die sog. lautmalerischen Wörter scheinen Ikone zu sein, Abbilder, nicht Symbole x
trotzdem sind als symbolische Zeichen zu charakterisieren: der Grund dafür ist, dass
diese Wörter nicht einfach Abbildungen sind, sondern sie müssen sich der
Lautstruktur der jeweiligen Sprache anpassen. Die Laute werden nicht abgebildet
sondern nachgebildet (vgl. die unterschiedlichen Fassungen der Lautäußerungen in
verschiedenen Sprachen)
-
es entstehen manchmal Zuordnungsprobleme
Verbale und nonverbale Zeichen
- paraverbal – jene Informationen, die nicht selbst sprachlicher Natur sind, sich aber im
sprachlichen Ausdruck manifestieren: v.a. Stimmenqualitäten (Mann x Frau, Stimmung usw.
jm verraten können), mehrheitlich indexikalischer Art
- nonverbal – existieren unabhängig von der Sprache (Gestik, Mimik, Blickkontakt,
Körperhaltung, ... Kleidung), indexikalischer, ikonischer oder symbolischer Art
Das semiotische Dreieck
- der aktuelle Bezug auf ein Bezeichnetes, ein Referenzbezug, kann immer erst nur durch
einen Zeichenbenutzer zustande kommen (Referenz kann nicht unabhängig von Subjekten
gedacht werden)
- CH. MORRIS hat diesen Sachverhalt im sog. Semiotischen Dreieck festgehalten (=ein
Schema, das auch den Zeichenbenutzer mit einbezieht)
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- die durchbrochene Linie soll anzeigen, dass diese Beziehung durch die Aktivität des
Zeichenbenutzers bedingt ist
Zeichentheoretische Grundunterscheidungen
a/ Zeichen: Virtualität und Aktualität
- e.g. das deutsche Wort Baum ist ein Muster (ein type), das in beliebig vielen Verwendungen
als aktuelles Zeichen (als token) realisiert werden kann
- Zeichen als Muster (type) – virtuell x realisiertes Zeichen (token) – aktuell
- das virtuelle Zeichen verweist nicht auf ein bestimmtes Bezeichnetes; der Bezug darauf wird
erst im Gebrauch des virtuellen Zeichens durch die Zeichenbenützer hergestellt; nur
aktualisierte Zeichen haben eine Referenz
b/ Zeichen: Situation, Kontext, System
- Zeichen = Abstraktion
- Zeichen – und insbesondere Sprachzeichen – sind eingebettet in weitere Kontexte
1. Zeichen werden in einem physischen, sozialen und psychischen Kontext aktualisiert, in
einer Situation → wichtig für die Interpretation (!!! der Rahmen einer Gesamtsituation)
2.
aus
aktualisierten
Einzelzeichen
werden
komplexe
Zeichen
aufgebaut
(e.g.
Wortkombinationen, Sätze, Texte)
3. die virtuellen Zeichen bilden eine Reihe von Systemen (e.g. die dt. Sprache)
Zu unterscheiden sind zwei Systemaspekte: paradigmatische Beziehungen (= Beziehungen
zwischen Zeichen gleicher Art bzw. gleicher Funktion) und syntagmatische Beziehungen
(= Beziehungen zwischen Zeichen unterschiedlicher Art bzw. unterschiedlicher Funktion).
c/ Zeichen und Kommunikation
- die auffälligste Form des Zeichengebrauchs ist die Kommunikation, d.h. die Mitteilung von
Gedanken an andere, die Regelung der Beziehungen zu anderen, die Koordination von
Handlungen mit anderen
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Das sprachliche Zeichen
Die Struktur des sprachlichen Zeichens
- Symbole besitzen eine Bedeutung → bilaterales Zeichen → d.h. einen gedanklichen
Inhalt; die Fähigkeit einen Begriff mit einer Zeichenform zu verbinden
- DE SAUSSURE: Zeichenmodell
Zeichenform: signifiant (Zeichenausdruck) x signifié (Bedeutung)
- 2 Realisationsformen der Sprache: die mündliche und die schriftliche Sprachform
- signifiant – Lautbild x Schriftbild
-
DE
SAUSSURE vergleicht signifiant und signifié mit der Vorder- und Rückseite eines Blattes
Papier (Vorsicht! → wir können uns auch Zeichenformen ohne Bedeutung und gedankliche
Konzepte ohne Zeichenform vorstellen)
Der Charakter der Zuordnung von signifiant und signifié
Die Zuordnung von Zeicheninhalt und Zeichenform ist: arbiträr, konventionell und
assoziativ.
a/ Arbitrarität
- Ausnahme: onomatopoetische Ausdrücke, zusammengesetzte Wörter und Ableitungen
b/ Konventionalität
- sprachliche Regeln oder gesellschaftliche Norm
c/ Assoziativität
- Zeichen sind im Gedächtnis niedergelegt
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-
assoziiert
werden
können
nur
unterschiedliche,
aber
miteinander
verbundene
Gedächtnisinhalte
Das sprachliche Zeichen im System
-
DE
SAUSSURE: langue (=die Sprache, das Sprachsystem) x
parole (=Bereich des
Sprachgebrauchs, der Äußerungen und der Texte)
Der sprachliche Wert
- ein System können wir generell definieren als eine Menge Elementen, die in geordneten
Beziehungen zueinander stehen = Struktur
- ein sprachliches Element ist durch seine Position im Text, durch seinen Wert bestimmt
Syntagma und Paradigma
Syntagma (griech. für Zusammengesetztes) – e.g. ein Satz
- ein sprachliches Element ist durch die Beziehungen zu anderen Elementen innerhalb des
Syntagmas charakterisiert:
1. semantische Beziehung
2. grammatische Beziehung
Paradigma (griech. für Beispiel)
- Austauschklasse, die Elemente sind substituierbar
1. semantisches Paradigma
2. morphosyntaktisches Paradigma e.g. 3.Pers. Sg. x einwertiges (intransitives) Verb
Grundlegende linguistische Betrachtungsweisen
Die Untersuchung der Regularitäten der Kombination sprachlicher Einheiten nennt man
Grammatik.
Zeichen = Wort
Wort = Zusammensetzung von Lauten, Morphemen
Wörter werden zu Wortgruppen, Sätzen und Texten verbunden
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Klassische Bereiche der Grammatikbeschreibung
Grammatik (griech.) bedeutete ursprünglich die Lehre von Buchstaben, sehr früh verstand
man jedoch unter diesem Begriff die Lehre von den Regeln des Sprachbaus.
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Unter dem Aspekt der systematischen Regelhaftigkeit nennt man die Grammatik auch
Systemlinguistik.
Der Terminus „Grammatik“ ist mehrdeutig:
1. Lehre vom Sprachbau
2. Regeln für diesen Sprachbau (Gegenstand dieser Lehre)
3. menschliches Vermögen, Ausdrücke gemäß den Regeln einer Sprache zu bilden und zu
verstehen
4. ein Buch, als das Produkt einer wissenschaftlichen Arbeit
Gegenstände der Grammatik:
a) Lehre vom Wort – innerer formaler Aufbau der Wörter (Morphologie) und die Wortarten
b) Lehre vom Satz (Syntax) – die Lehre von den Regeln, nach denen man aus Wörtern Sätze
bildet
Die Grammatikschreibung betrieb man erst im 19. Jh. an historisch vergangenen
Sprachstufen (Grammatik des Althochdeutschen); die Beschreibung von
Gegenwartsprachen wurde erst im 20. Jh. als wissenschaftliche Disziplin anerkannt.
Bestimmung der Grammatik:
1. extensional – Auflisten der Gegenstände, die dazu gehören
2. intensional – Definition der Grammatik und Erfassung der Merkmale, die den
grammatischen Gegenständen gemeinsam sind
ad 1. Extensionale Bestimmung:
1. Lehre vom Wort
Hierher gehören:
A) Wortklassen (Wortarten),
- die nach grammatischen Kriterien gebildet werden
- die sich aufgrund der formalen Eigenschaften der Wörter ergeben (z.B. Eigenschaft der
Konjugierbarkeit)
- die sich aufgrund der syntaktischen Verwendung ergeben
B) Morphologie
- Lehre vom Bau der Wörter, die Grundeinheit morphologischer Prozesse ist das Morphem
C) Wortbildung
- reguläre Bildung neuer Wörter aus vorhandenem Material
D) Morphosyntax
- die Lehre von syntaktischen Verwendungsmöglichkeiten bestimmter Wortformen
2. Lehre vom Satz
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- sie betrifft Regeln, wonach aus Wörtern zusammengehörige Wortgruppen (Phrasen oder
Satzglieder), einfache und zusammengesetzte (komplexe) Sätze gebildet werden
- zur Lehre vom Satz gehört auch die Satztypologie:
- Satzbaupläne (z.B. Subjekt + Prädikat +Akkusativobjekt)
- Satzarten (Aussage-, Aufforderungs-, Fragesatz)
3. Laut und Buchstabe
a) Phonologie/ Lautlehre – beschreibt Laute oder Phoneme
b) Laukombinatorik/ Phonotaktik – welche Lautreihen sind in einer Sprache möglich
Zur Phonologie gehören noch: Wort und Satzakzent, Intonation, Rhythmus, Pausen –
suprasegmentale und prosodische Phänomene.
c) Graphematik/ Schreibung – beschäftigt sich mit einzelnen Schriftzeichen oder
Graphemen; Zwischen Buchstaben und Lauten bestehen Graphem-Phonem Korrespondenzen
(das Grundprinzip lautet: jedem Laut seinen Buchstaben);
Weitere Schriftzeichen:
- Punkt, Komma (Grenzsignale für syntaktische Einheiten) – werden Satzzeichen/
Interpunktionszeichen genannt
- Ideogramme – graphische Zeichen, die für ganze Wörter oder Begriffe stehen (Zahlzeichen
wie 1, 2, 3... und Spezialzeichen wie §, %)
d) Orthographie (Rechtschreibung) – ein Komplex von Schreibregeln einer Sprache
d) Orthoepie – Regeln der lautlichen Realisierung einer Sprache
4. Text
Den Ausgangpunkt bilden Phänomene innerhalb eines Satzes, die mit bloßem Blick auf den
Einzelsatz nicht erfasst werden können (Verweiselemente – Pronomen;
Verknüpfungselemente – deshalb, Wortstellung, Satzakzent...). Es lassen sich
textsyntaktische und textgrammatische Regeln formulieren, wonach aus Texten Sätze
gebildet werden.
5. Wortschatz und Lexikon
Um sämtliche möglichen Ausdrücke einer Sprache umfassend beschreiben zu können, enthält
die Grammatik ein so genanntes Lexikon – das Inventar sämtlicher Wörter einer Sprache mit
all ihren Eigenschaften.
Lexikologie – eine Lehre vom Wort, Form- und Bedeutungsseite und Eigenschaften der
syntaktischen Verwendbarkeit.
Mit der Schreibung von Wörterbüchern beschäftigt sich die Lexikographie.
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ad 2. Intensionale Bestimmung:
- erfasst Merkmale, die grammatischen Gegenständen gemeinsam sind
Grammatikschreibung beschreibt die formale Seite sprachlicher Ausdrücke (signifiant).
Semantik (sie beschreibt die Bedeutung sprachlicher Einheiten) und Pragmatik (beschäftigt
sich mit Bedingungen ihrer Verwendung in der sprachlichen Kommunikation) sind
traditionellerweise nicht Gegenstand der Grammatikbeschreibung.
Typologie moderner Grammatiken
1. Typologie nach dem inneren Aufbau – von Kleinem zu Großem (von Lauten zu Texten)
– aszendente x deszendente Grammatik
2. Typologie nach dem Vollständigkeitsanspruch – umfassender Überblick über das
grammatische System x exemplarische Ausschnitten
3. Typologie nach der Zweckbestimmung:
– wissenschaftliche Grammatiken (führen wissenschaftliche Diskussionen) x
Resultatsgrammatiken (für Laien oder Schulen)
4. Typologie nach der Einstellung zum Gegenstand:
- deskriptive Grammatik (zeigt Möglichkeiten und Grenzen eines Sprachsystems) x normativpräskriptive Grammatik (zeigt mögliche Alternativen in Bezug auf deren passende, v.a.
stilistische Distribution)
5. Typologie nach dem Gegenstand: vergleichende/kontrastive x allgemeine/universale
Grammatik
Überblick über wichtige Grammatiken
a) Traditionelle Grammatik: arbeitet auf Resultatsgrammatiken, wurzelt deutlich in der
Tradition, wirkt in die Praxis (Schulgrammatik), ist präskriptiv und am Bau der Ausdrücke
orientiert, z.B. DUDEN, HELBIG/BUSCHA, ERBEN, EICHLER
b) Valenz-/ Dependenzgrammatik: geht auf LUCIEN TESNIERE zurück, z.B. ENGEL, HERINGER
c) Funktionelle Grammatik: versucht die Regeln aus semantischen und praktischen
Verhältnissen zu begründen
d) Konstituenten-/Phrasenstrukturgrammatik: entwickelte sich in den 50er Jahren in den
USA, beeinflusste die Generative Grammatik
e) Generative Grammatik: reflektiert eingehend die Abgrenzung zw. Grammatik, Semantik
und Pragmatik, ist eine wissenschaftliche Grammatik ohne einen direkten Praxisbezug
f) Generative Semantik: versucht eine semantische Grundlegung der Syntax
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g) Kasusgrammatik: versucht syntaktische Strukturen aus semantischen Strukturen abzuleiten
(z.B. Agens, Patiens)
f) Formale Semantik: expliziert auch die Bedeutung der Sätze
Morphologie (Morphematik, Pleremik)
- ist die Lehre von Formen
Man unterscheidet folgende Termini:
1. syntaktisches Wort – ist spezifische grammatische Ausprägung eines Wortes (Fliege,
Fliegen, fliegt zählt man je einmal, d.h. zusammengezählt in diesem Falle sind es 3
syntaktische Wörter)
2. Lexem – Zusammenfassung verschiedener syntaktischer Wörter, die gewisse wesentliche
Dinge gemeinsam haben, z.B. Fliege und Fliegen sind Substantiv, Nomen, fliegt gehört nicht
dazu, denn es ist eine Verbform; Gewisse Merkmale sind neutral gesetzt (Numerus, Person,
Tempus)
3. Lexemverband – das Merkmal der Wortart ist neutral, relevant ist nur der gemeinsame
Bestandteil flieg-, d.h. Fliege, Fliegen, fliegt aber auch Flug, Abflüge zählt man zusammen,
d.h. als einen einzigen Lexemverband
Syntaktische Wörter sind Bündel von Merkmalen – sie werden als signifié der syntaktischen
Wörter verstanden. Es gibt semantische Merkmale (Bedeutung) und morphosemantische
Merkmale (Numerus, Kasus, Person.).
Morphologie untersucht:
- die Signifiant-Seite der syntaktische Wörter (Wortformen) und ihre Signifié-Seite
- die Methoden, mit denen man diese Wortformen aufdeckt
- stellt Kategorien zur Klassifikation
- Regeln, nach denen Wortformen gebildet werden
Morphem – die kleinste bedeutungstragende Einheit, hat eine Bedeutung oder grammatische
Funktion, z.B. Un-frucht-bar-keit-s-gött-in-en
Morphemtypen:
- freie Morpheme können als eigenständige Wortform auftreten (frucht)
- gebundene Morpheme treten nie als selbständige Wortform auf, sondern immer zusammen
mit anderen Morphemen in einer Wortform (un-, -bar, -keit...)
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- lexikalische Morpheme (Grund-, Wurzel-, Basis-, Kernmorpheme) tragen eine
Bedeutung im engeren Sinne (gott, frucht)
- grammatische Morpheme: tragen eine grammatische Bedeutung (Flexionsmorpheme,
Derivationsmorpheme wie z.B. -lich, - haft)
- lexikalische Morpheme sind meistens freie Morpheme (gott), ausnahmsweise auch
gebundene (zu)
- Affixe (=gebundene grammatische Morpheme):
- Präfixe (vorn)
- Suffixe (hinten) – Endungen
- Infixe (binnen) – in ein Morphem hinein
- Zirkumfixe – um ein anderes Morphem herum: ge-VERBSTAMM-en (z.B. geflog-en)
Man affigiert an Stamm
- ein einzelnes freies Morpem (gott-es)
- einen morphologischen Komplex (gott-heit-en)
- leere Morpheme (Fugen) – tragen keine Bedeutung, z.B. r Landmann (venkovan) –
Landsmann (krajan)
- unikale Morpheme – treten in einer einzigen Verbindung auf (z.B. Him-beere)
- Halbaffixe – ursprünglich selbständige Wörter, haben dieselbe Funktion wie ein Suffix
(Werk – Schulwerk)
- Allomorph – phonemische Variante, mit keiner semantischen Veränderung verbunden
(Hof-Höf-e)
Flexion
- zur Flexion verwendet man im Deutschen v.a. Suffixe
- man unterscheidet 2 große Kategorien: Deklination (+Komparation) und Konjugation.
Morpheme sind wichtig für die Wortbildung:
1. Komposition (Zusammensetzung)
- bestehen minimal aus 2 lexikalischen Morphemen
- 3 Möglichkeiten:
a) freie Grundmorpheme (z.B. Lesebuch)
b) ein gebundenes + ein Grundmorphem (z.B. Biogas)
c) Kombination von Konfixen (z.B. Diskothek)
Determinativkomposita – ein Grundwort + ein Bestimmungswort (z.B. Großstadt) x
Kopulativkomposita – sind manchmal vertauschbar (z.B. Hosenrock-Rockhose)
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2. Derivation
- das Ergebnis ist ein Derivat und besteht aus einer Derivationsbasis (freiem Grundmorphem)
und einem Derivationsaffix (Präfixe und Suffixe); fürs Adjektiv typisch (z.B. -bar, -lich), fürs
Substantiv typisch (z.B. -keit, -heit, Ge-)
3. Wortkreuzung – z.B. Motor + Pedal = Moped
4. Verdoppelung
- einfache Verdoppelung, z.B. Mama, Papa, Bonbon
- Reimbildung – z.B. Larifari
- Ablautbildungen – z.B. piffpaff
5. Konversion – syntaktische Transformation ohne Stammvokalveränderung und ohne
Affigierung, z.B. hoch – s Hoch
6. Implizite Derivation – hängt mit dem Wechsel des Stammvokals zusammen, wird durch
die Stammderivation impliziert, z.B. werfen – Wurf
7. Rückbildung – Derivation durch Tilgung oder Austausch eines Wortbildungssuffixes mit
gleichzeitiger Konversion, z.B. Notlandung – notlanden; elastisch – Elast
8. Kurzwortbildung:
a) Reduktion zu Kurzwörter – Weglassung des Grundmorphems (Oberkellner – Ober)
b) Univerbierung bei Wortgruppen (Zoo – Zoogarten)
c) Codawörter – man lässt das Bestimmungswort weg (Fahrrad – Rad)
d) Klammerformen (Sanitärzelle – Sannizelle)
Abkürzungen: Silbenwörter (Kriminalpolizei – Kripo) oder Buchstaben – (Lastkraftwagen –
LKW)
Flexivische Veränderungen am Stamm- Morphem: Umlaut (Mutter – Mütter) oder Ablaut
(find – fand – fund)
Wortartenlehre
- Lexeme haben ihre semantischen Merkmale, nach denen man unterscheidet:
Autosemantika – Lexeme mit einem lexikalischen Morphem, mit einer referentiellen
Bedeutung
Synstemantika – Funktionswörter, Lexeme nur mit grammatischen Morphemen
Konkreta – bezeichnen Gegenstände oder etwas sinnlich Wahrnehmbares
a) Apellativa – Gattungsbezeichnungen (Stadt)
1. Kollektiva – benannt im Singular eine Mehrzahl von Lebewesen oder Elementen (z.B.
Familie, Obst)
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2. Stoffbezeichnungen – kaum
b) Eigennamen( Propria), z.B. Prag
Abstrakta – bezeichnen keine Gegenstände, sondern Vorstellungen und Handlungen
Klassifikation von Lexemen:
- nach semantischen Kriterien
- nach morphosyntaktischen Kriterien: flektierbar (deklinierbar, konjugierbar,
komparierbar)
Probleme der Klassifizierung von Lexemen in der klassischen 10 Wortartenlehre:
- eine Mischklassifizierung, deren Folgen sind:
1. NICHT-DISTINKTIVITÄT der Klassen – ein konkretes Wort kann mehreren Klassen
zugeordnet werden (sie ist schön – Adj; sie singt schön –Adv.)
2. NICHT-EXHAUSTIVITÄT der Klassen – ein Wort kann keiner Klasse zugewiesen
werden
Die 10 Wortarten der Traditionellen Grammatik sind: Substantiv, Adjektiv, Pronomen,
Numerale, Verb, Adverb, Präposition, Konjunktion, Artikel (!) und Interjektion.
Die Lehre vom Satz (Syntax)
- die Lehre von der Anordnung der Wörter zu Sätzen
- der Satz wird aus syntaktischen Wörtern durch eine bestimmte Ordnung gebildet
- diese Ordnung wird von den Regeln der Wortfolge bestimmt
- man unterscheidet zwischen:
1. einfachem Satz
2. komplexem Satz (zusammengesetzter Satz)
- besteht aus mehreren Teilsätzen, diese bilden einen Ganzsatz
- Teilsätze werden traditionell in Haupt- und Nebensätzen unterscheidet
- entscheidend sind verschiedene Kriterien wie Stellung des Verbs oder die syntaktische
Selbständigkeit
A) Parataxe – Nebenordnung gleichrangiger Teilsätze
B) Hypotaxe – Unterordnung ungleichrangiger Teilsätze
Ein Satz besteht aus Satzteilen.
Satzteil – selbständige sowie unselbständige Teile des Satzes
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Satzglied – selbständige Teile des Satzes (Subjekt, Objekt, Adverbialbestimmung, Prädikat) x
nach EISENBERG ist allerdings das Prädikat den anderen Satzgliedern übergeordnet
Satzgliedteil – Teile von Satzgliedern (Attribute)
Die Phrasenstrukturgrammatik spricht von Phrasen oder unmittelbaren Konstituenten
Die Valenz-/Dependenzgrammatik spricht von Ergänzungen oder Aktanten.
Valenz – die Fähigkeit, andere Elemente an sich zu binden x Rektion – die Fähigkeit, den
Kasus anderer Wörter zu bestimmen
Die ältere Satzgliedlehre unterscheidet:
- Subjekt (Ich schlafe.)
- Prädikat
- einfaches (Ich schlafe.)
- Kopula + Prädikativ (Die Erde ist rund.)
- Kopula + Prädikativsnomen (Das ist eine Kugel.)
(grammatische Prädikative – Das Haus ist verkauft worden // lexikalische
Prädikative – Sie schreibt Maschine. Ich gehe aus Köln weg. Er freut sich.)
- Subjektprädikativum – nach sein, werden, bleiben, heißen, auch Adjektiv möglich (Sie ist
Lehrerin. Sie ist optimistisch.)
- Objektprädikativum – nach finden, halten, nennen, heißen (Er fand das Buch.)
- Objekt
- Genitivobjekt (Ich gedenke deiner.)
- Dativobjekt (Ich helfe dir.)
- Akkusativobjekt (Ich liebe dich.)
- Präpositionalobjekt (Ich denke an dich.)
- Adverbialbestimmung des Ortes, der Zeit, des Grundes (vor Angst), der Art und Weise
- Attribut – Teil des Satzglieds
Mängel dieser Theorie:
- bietet keine allgemeine Definition von Satzglied
- Attribute sind keine Satzglieder
- Objekte werden nach der Form klassifiziert, Adverbialen nach der Semantik
- Unterscheidung von Objekt und Adverbialbestimmung ist problematisch
Die neuere Satzgliedlehre unterscheidet im Satz:
a) verbale Teile – finite Verbformen + übrige Verbformen (Infinitiv, Partizip II, Verbzusatz –
trennbare Vorsilbe); Prädikat gibt es in dieser Theorie nicht mehr
b) Satzglieder, die der Definition genügen: Kleinste Wortgruppe, die gesamthaft ersetzt und
verschoben und vor das finite Verb in einfachen Aussagesätzen gestellt werden kann.
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Kausalsätze (příčiny) – weil, da, weshalb, weswegen,...
Konsekutivsätze (účinku) – so dass, dermaßen ...., dass; derart....., dass
Konditionalsätze – (podmínky) – wenn, falls, angenommen, dass ....
Konzessiv – (přípustky) – obwohl, auch wenn
Finalsätze – (účelové) – damit, dass
Pragmatik
- griech. pragma = Sache, Ding; Tun, Handeln
= Lehre vom Sprachhandeln, Lehre vom Zeichengebrauch, Sprachgebrauch
- Begriff von den Zeichentheorien von PEIRCE u. MORRIS
- Sprachgebrauch wurde schon früher zum Objekt des Interesses – Rhetorik
- in einigen Ansätzen der heutigen Pragmatik ist wieder zum zentralen Thema die Frage
geworden, wie durch Sprachgebrauch etwas bewirkt werden kann?
70er – wächst das Interesse an pragmatischen Fragen, es zeigte sich, dass bestimmte
Phänomene nur unter Einbezug nichtsprachlicher, situationsbezogener Kategorien erklärt
werden können
Große Bewegung der „pragmatischen Wende“ – Forderung von Studierenden u. jüngeren
DozentenInnen der 68er Generation, die Linguistik aus einer Spielerei im Elfenbeinturm zu
einer sozial nützlichen Wissenschaft zu machen.
Pragmatik – Bereich der parole, Performanz, tokens, aber auch Themen wie:
1) Regeln des kommunikativen Umgangs / Sprachgebrauchs
2) Wahl der bestimmten Aussageweisen (gesteuert vom Sprechenden) – Intention
3) Muster des Gebrauchs von Sprache in best. Situationen
was ich sagen will, drücke ich jeweils anders aus, je nachdem, ob ich mit einer befreundeten,
fremden, vorgesetzten usw. Person spreche, und sehr oft kann ich verschiedenen Adressaten
gegenüber gar nicht über dasselbe sprechen – wirksame soziale Regulation der Kommunikation
3 Perspektiven der Pragmatik:
1) das Verhältnis von sprachlich Geäußertem u. dem, was damit über die Welt ausgesagt wird
2) das Verhältnis von sprachlich Geäußertem u. dem, was ein Sprecher oder eine Sprecherin
damit der angesprochenen Person gegenüber bezwecken will
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3) die Art u. Weise, wie Kommunizierende ihren sprachlichen Austausch gestalten
Der Gegenstand der Pragmatik lässt sich mit Hilfe der Kommunikation beschreiben.
Kommunikation = jede Lebensäußerung von Mensch oder Tier. Zum Kommunikationsmodell
siehe Linke S. 174-5.
Arten der Kommunikation:
mündliche x schriftliche
monologische x dialogische
face to face x ohne raum-zeitliche Verbindung der Kommunikationspartner
private x öffentliche
persönliche x offizielle/geschäftliche
symmetrische x komplementäre
Pragmatik beschäftigt sich mit Regeln des Sprachgebrauchs, nicht mit Regeln der Sprache.
Sprachgebrauch hat auch Handlungscharakter – wenn wir sprechen, handeln wir. Das
lässt sich auch ausdrücken mit dem Begriff der Funktion: Was in kommunikativer Absicht
gesagt wird, erfüllt eine Funktion, hat einen Zweck. Pragmatik ist der Bereich, wo sich die
Interessen von Sprachwissenschaft (sprachliche Phänomene) u. Kommunikationstheorie
(Phänomen des Handelns, des Tuns) überschneiden. Also Pragmatik ist Sprach-HandlungsTheorie. Themenbereich:
Thema der Pragmatik ist das, was im Sprachgebrauch die Form und/oder die
Interpretation sprachlicher Äußerungen regelhaft beeinflusst kraft der Tatsache, dass
Sprache in einer Situation zur Kommunikation, zum sprachlichen Handeln mit anderen,
gebraucht wird.
Die Pragmatik fragt danach, welche Eigenschaften der Situation dafür bestimmend sind,
dass gewisse sprachliche Ausdrücke gewählt werden und andere wiederum nicht? Was
bedeuten die sprachlichen Ausdrücke in diesem Typ von Situation?
Fragestellungen der Pragmatik (=ad 3 Perspektiven der Pragmatik):
1) Gesagtes u. Mitgeteiltes
- was gesagt wird u. wie es verstanden wird steht im Bezug zur Situation
- das sprachlich ausgedrückte ist ärmer als die Information über die Welt (=s Mitgeteilte)
- Äußerungen enthalten Deiktika, sind fragmentarisch u. beinhalten Präsuppositionen
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- Deiktika sind z.B. Wo bist du gestern abend gewesen? Na, hier → du, hier, gestern –
verweisen auf sprachlich nicht explizierte Orts-, Zeit- u. Personenangaben
- was über die Welt sprachlich mitgeteilt wird, kann wahr oder falsch sein, Äußerung über die
Welt = Proposition (=mitgeteilte Information)
- ein Gruß hat aber keinen propositionellen Gehalt (teilt nichts über die Welt mit und er ist
weder wahr noch falsch)
- die Diskrepanz zw. dem sprachlich Formulierten u. der mitgeteilten Information
(Proposition) ist eine der grundlegenden Eigenschaften der sprachlichen Kommunikation
2) Mitgeteiltes und Gemeintes
Wie drücken Sprecher ihre Intentionen aus, was bezwecken (Sinn der Äußerung) sie mit dem
Gesagten?
- Mitteilungen haben ein Ziel, erfüllen eine Funktion
- Wie u. unter welchen Bedingungen können Sprecher etw. bezwecken?
- Wie u. unter welchen Bedingungen können Hörer die Funktion des Gesagten erschließen?
die Punkte 1) + 2) = Pragmatik im engeren Sinne
3) Die Gestaltung des kommunikativen Wechsels
- im Mittelpunkt der Frage steht nicht mehr die sprachliche Äußerungen, sondern die
Kommunizierenden und ihr wechselseitiges Verhältnis
- Inhalte des Gesagten sind uns fast immer sofort klar (die Vermittlungsschritte unter 1) u. 2)
sind uns kaum je bewusst)
- in die Untersuchung des kommunikativen Wechsels gehen zusätzliche Faktoren mit ein:
kulturspezifische Formen des Umgangs, sozialer Status, usw.
- hiermit beschäftigt sich die Gesprächsanalyse u. die Textlinguistik
Pragmatik ist keine einheitliche Disziplin – es ist noch nicht gelungen, das gesamte Feld der
Pragmatik in eine einheitliche Theorie zu fassen.
SPRECHAKTTHEORIE
- gab Anstoß zur Entwicklung der Pragmatik (Pragmalinguistik)
- stammt aus der Sprachphilosophie/Logik – beschäftigt sich mit Sätzen, die Aussagen über
die Welt sind u. können befragt werden, ob sie wahr oder falsch sind
- im 20. Jh.: Philosophie der normalen Sprache – GEORGE MOORE, L. WITTGENSTEIN
- 1955 Sprechakttheorie von AUSTIN entwickelt (sein Buch How to do things with words; in
deutscher Übersetzung unterm Titel Zur Theorie der Sprechakte erschienen)
18
AUSTINS Schüler SEARLE hat die pragmatische Wende forciert.
- Beförderer der Sprechakttheorie in Deutschland: DIETRICH WUNDERLICH und JÜRGEN
HABERMAS
Der Ausgangspunkt der Sprechakttheorie:
1. Performative u. konstative Sätze:
a) konstativ – Behauptungen über die Welt, die wahr oder falsch ist, z.B. Ich habe
heute viel getan.
b) performativ – Sätze, mit denen eine Handlung vollzogen wird, z.B. Ich taufe dich
auf den Namen Joseph., aber nur unter bestimmten Bedingungen (hierzu muss ich
nämlich ein Pfarrer sein und den Akt der Taufe vollziehen)
performative Verben
- 1.P.Präs.Ind.Aktiv – taufen, kündigen, danken
- in anderen Verbformen bezeichnen sie nur einen
Vorgang: Ich habe dich am ... getauft. (mit dem
Aussprechen dieses Satzes wird keine Taufe vollzogen)
- oft mit „hiermit“ begleitet (ich eröffne, protestiere,
gelobe hiermit...)
- explizit performative Sätze: feierlich – Ich verspreche
dir ganz fest, dass ich morgen komme.
- primär performative Sätze: im Alltag – Ich komme
morgen ganz bestimmt.
Illokutionäre Verben – benennen eine Handlung, aber man kann diese Handlung nicht
dadurch vollziehen, dass man das Verb sagt: Ich verleumde Sie.
Nicht Sätze können Handlungen ausführen, sondern nur Sprachbenützer –>
Äußerungsakte sind performativ, konstativ dagegen sind die Propositionen (Mitteilungen).
2. Kern der Sprechakttheorie:
Dass ich mit einer Äußerung eine Handlung vollziehe, steht nicht im Gegensatz dazu, dass ich
mit einer Äußerung etw. über die Welt aussage, was wahr oder falsch ist.
Äußerung kann zugleich konstativ u. performativ sein: Sie sind ein Nazi.
Durch jede Äußerung handeln wir kommunikativ, mit bestimmter Absicht.
3. Grundbegriffe der Sprechakttheorie. Sprechakt u. seine Teilakte:
1) LOKUTION – lokutionärer Akt
19
a) man bewegt Stimmwerkzeuge
a)+b) Äußerungsakt (nach SEARLE)
b) man realisiert Phoneme, Morpheme/Wörter, Sätze, Texte
c) man sagt etw. über die Welt aus – Proposition äußern – propositionaler Akt
2) ILLOKUTION – illokutionärer Akt
d) man spricht j-n an, wendet sich an j-n
e) mit best. Intention (informieren, grüßen, warnen, überzeugen...)
d)+e) sind für AUSTIN u. SEARLE das Zentrale
3) PERLOKUTION – perlokutonärer Akt
f) man möchte j-n zu einer gewünschten Reaktion bringen (froh machen, von etw.
abhalten, einschüchtern)
→ beabsichtigte Reaktion der angesprochenen Person
Alles zusammen ist der Sprechakt. Ein Sprechakt ist demnach im Normalfall eine
Gleichzeitigkeit von 4 Akten: einem Äußerungsakt, einem propositionellen Akt, einer
Illokution u. einer Perlokution. Performative Sätze von AUSTIN sind eigentlich Sprechakte
und das Unterscheidende, was er daran entdeckt hatte, waren verschiedene Typen von
Illokution.
4. Sprechaktregeln
- fürs Glücken einer Illokution müssen spezifische Bedingungen erfüllt werden:
1) Sprecher macht Aussage über etw. Zukünftiges
2) Sprecher verspricht etwas, was zu realisieren in seiner Macht steht und was sich
wahrscheinlich der Hörer wünscht
5. Wie werden Illokutionen signalisiert?
Äußerungen werden zur Bitte, Aufforderung erst in einem KontextVerhältnis zw. sprachl.
Ausdrücken u. Illokutionen/Perlokutionen sind mehr-mehr-deutig, z.B. Der Hund ist bissig
kann je nach Situation mit diversen Illokutionen/Perlokutionen verbunden sein (Warnung,
Info, Drohung...).
Illokutionen/Perlokutionen
können
in
bestimmten
Situationen
Äußerungen realisiert werden.
Illokutionsindikatoren – weisen in eine bestimmte Illokutionsrichtung:
▪ performative Verben, in explizit performativer Verwendung
▪ Modus (Wenn ich in Holland wäre...)
durch
verschiedene
20
▪ Partikeln (bitte, hoffentlich, gefälligst, wenn...doch, z.B. Wenn Anna doch schon da
wäre
▪ Satzarten
▪ paraverbale Faktoren – Prosodie
6. Indirekte Sprechakte
(heikles Konzept innerhalb der Sprechakttheorie)
a) Fragesatz (ja-nein-Frage): Können Sie mir sagen, wie spät ist es?
b) Fragesatz-Form + Partikel bitte, z.B. Hältst du dich da bitte raus! → Aufforderung, keine
Bitte
c) performativ gebrauchtes Verb: Ich rate dir, das nicht zu tun. → Drohung, kein Ratschlag
Indirekte Sprechakte liegen dann vor, wenn eine andere Illokution als die durch
Indikatoren angezeigte vorliegt oder eine zusätzliche Illokution vorliegt.
7. Sprechaktklassifikation – Typen der Illokutionen:
1) repräsentative Sprechakte: eine wahre Darstellung der Welt (aussagen, behaupten,
erzählen)
2) direktive: Forderungen an den Hörer (bitten, auffordern, fragen)
3) kommissive: Verpflichtungen des Sprechers (versprechen, verpflichten)
4) expressive: soziale Kontakte etablieren/aufrechterhalten (danken, grüßen, entschuldigen)
5) deklarative: institutionell gebunden, offiziell, ritualisiert (taufen, verurteilen)
8. Schwächen der Sprechakttheorie:
1) sprecherorientiert
2) bezieht sich nur auf den Satz – schwierig, die kommunikative Funktion von längeren
Äußerungen zu bezeichnen
3) mündlich – dialogisch
Theorien der Konversationsmaximen und der konversationellen Implikaturen
Sprechakttheorie beantwortet nicht alle Fragen: Wie funktioniert das Verstehensprozess? Wie
erkennen Hörer die Illokution? Illokutionsindikatoren sind manchmal wörtlich „direkt“ zu
verstehen, manchmal nicht. Warum können Sprecher/innen darauf zählen, dass sie verstanden
werden?
21
Ein Versuch dies zu erklären, unternimmt GRICE mit seiner Theorie der konvesationellen
Implikatur:
GRICE formuliert ein Rahmenkonzept, wie die Einzelregeln im Kontext einer Situation
eingesetzt werden:
▪
Kommunikation
ist
Interaktion
=
kooperatives
Handeln;
man
möchte
Verständigung erreichen
▪ Beteiligten müssen ein gemeinsames Interesse haben
Dieses Prinzip steuert die Art u. Weise, wie Kommunizierende ihre Kenntnisse der Sprache,
der Sprechaktregeln u. der Sprachgebrauchsregeln zum Tragen bringen. Das Prinzip ist sehr
abstrakt, GRICE entfaltet es darum in vier sog. Konversationsmaximen, nach denen
Äußerungen sein müssen:
▪ informativ;
▪ klar formuliert;
▪ relevant – funktioniert nicht immer (ein Beweis dafür sind ab und zu vernehmbare
Fragen wie Wie meinte er das? Was wollte er sagen? → Aha-Effekt);
▪ wahr.
Konversationelle Implikatur ist das Resultat eines Interpretationsverfahrens:
▪ der Sinn der Äußerung, der nicht direkt ausgedrückt ist, den aber der Rezipient erschließen
muss Ihr müsst morgen früh raus? → umgedeutet bedeutet Ich will, dass ihr weggeht.
▪ ist hypothetisch
▪ können aus dem Gesagten erschlossen werden
▪ das Gemeinte wird nicht gesagt, sondern im sprachlichen Ausdruck verschleiert
Konversationsmaximen
Kooperationsprinzip
Sei kooperativ!
Maxime der Quantität
– informativ: „Sag so viel wie nötig, nicht zu viel!“
Maxime der Qualität
– wahr: „Sag nichts, was du nicht für wahr hältst; signalisiere
Grad der Wahrscheinlichkeit
Maxime der Relation
– sei relevant, rede zur Sache
Maxime der Modalität
– formuliere klar + sage deine Sache in angemessener Art u.
Weise
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Textlinguistik (TL)
= Texttheorie, Textologie, Translinguistik; textorientierte Disziplin
- Gegenstand – Texte = sprachliche Einheiten, die mehr als einen Satz umfassen
- bezieht sich auf mündliche (Gesprächsanalyse) wie auf (v. a.) schriftliche Texte
Themen:

wie lässt sich ein Text linguistisch genau bestimmen/abgrenzen

Klassifizierung – welche Typen von Texten gibt es

Bau und Struktur von Texten (wie einzelne Elemente systematisch zusammenhängen
u. wie sie zu Texten verbunden werden)
Wir besitzen das Wissen über Textbaumuster u. Textstrukturen, wir erkennen ganz
automatisch Textsortenbestimmungen (Lesebrief, Kochrezept...).
Heutige Textlinguistik – 2 Wellen: - syntaktisch-systemlinguistische
- pragmatische/sprachverwendungsorientierte
Betrachtungsweise (jüngere).
Je nach dem zugrunde liegenden Textbegriff lassen sich 2 größere Forschungsrichtungen
unterscheiden:
1) wird der Text als abstrakte Größe angesehen, auf das Sprachsystem im Sinne von langue
bezogen, dann erweist sich die TL als direkte Weiterfüllung der Wort- u. Satzgrammatik; wir
sprechen dann von Textgrammatik (WEINRICH)
2) wird der Text als Teil einer kommunikativen Handlung, als Element der Rede (parole)
verstanden, dann ist die TL ein Teil der Pragmatik (Theorie der sprachlichen
Kommunikation)
Entwicklung der TL:
Vorläufer der TL: - die Rhetoriklehre – alte Griechen, die Kunst der öffentlichen Rede
- die Stilistik – beschäftigt sich primär mit der Wohlbeformtheit von
Texten
Andere interdisziplinäre Verbindungen: Literaturwissenschaft, Semiotik (Zeichenlehre),
Psychologie, Soziologie.
Erst in den 60er Jahren als eigenständige Forschungsdisziplin etabliert. Uneinheitlichkeit in
den theoretischen Ansätzen spiegelt sich in der Uneinigkeit über die Definition des Begriffs
Text wider.
23
Vom Satz zum Text: 1952 formulierte HARRIS in Discourse analysis das sog.
Erweiterungspostulat, die Erweiterung der Satzlinguistik zur TL. Die Notwendigkeit, den
Text als Einheit zu analysieren, nennt man heute unter dem Sammelbegriff kommunikativpragmatische Wende, man versteht den Wechsel von der systemorientierten (von
DE
SAUSSURE bis CHOMSKY) zu einer betont kommunikativ u. funktional orientierten Linguistik.
Der Grund dafür: grammatisch korrekte Sätze könnten nicht immer als kommunikativ
abgeschlossene Einheit interpretiert werden.
Das zweite grundlegende Postulat wurde als das Pragmapostulat (Fundierungspostulat)
thematisiert – die Einbeziehung extralinguistischer pragmatisch-kommunikativer
Faktoren (situative Phänomene, psycholinguistische Fragestellungen, Textrezeption). In
dieser Hinsicht wirkten v.a. die Thesen von PETER HARTMANN Texte als linguistisches Objekt
1971.
Entwicklung der TL – Vertreter:
1. Ausgangsituation – Satzlinguistik
2. 60er Jahre – textgrammatische Ansätze
ROLAND HARWEG erklärt die sog. Kohärenz = der inhaltliche Zusammenhang des Textes
durch die Erscheinung der Pronominalisierung; er hat sich mit den Oberflächen u.
Tiefenstruktur der Texte befasst.
HARALD WEINRICH: Die Textgrammatik des Deutschen 1993; Funktion des bestimmten und
unbestimmten Artikels; Funktion von Tempusmorphemen (Tempora) als Mittel der
Kommunikationssteuerung von Texten:
- Präsens, Perf., Fut. I u. II → Gespanntheit
- Prät., Plsqp., Kond. I. U. II. → erzählende Tempusformen, rufen Entspanntheit hervor.
KARL ERICH HEIDOLPH: Akzent, Intonation, Wortstellung, führt das Merkmal vorerwähnt
bzw. nicht vorerwähnt ein; Kohäsionsmittel = verbindende Elemente an der Oberfläche.
3. Ende 60er / Anfang 70er Jahre – semantische Ansätze:
FR. DANEŠ: 1. Ansatz: Thema-Rhema-Theorie
Wichtig war die Sprechakttheorie von AUSTIN u. SEARLE entwickelt, befasst sich mit dem
Kommunikationsakt; Begriff der Illokution – bezeichnet die Funktion der sprachlichen
Äußerung.
4. Anfang / Mitte 70er Jahre – kommunikativ-pragmatische Ansätze:
SIEGFRIED SCHMIDT
24
ELISABETH GÜLICH + RAIBLE – textlinguistische Modelle, unterscheiden textinterne
Merkmale, die auf das Sprachsystem bezogen sind, von den textexternen Merkmalen, die
die Faktoren wie Sprecher, Hörer, Kommunikationssituation umfassen
5. Ende 70er Jhre – kognitiv-prozedurale Ansätze:
VAN
DIJK, DRESSLER, DE BEAUGRANDE
→ Textverarbeitungsmodell mit 7 Kriterien der Textualität
Text als Objekt der Forschung: Definition von Text – vielfältig:

die älteren Konzeptionen – beschränken den Textbegriff auf schriftlich fixierte Reden

neuere Konzept. Begreifen den Text und auch Discourse (=Gespräch) als strukturierte
thematisch abgeschlossene Grundeinheit der sprachlichen Kommunikation, die der
→ TEXT = Spracheinheit in
Durchsetzung kommunikativer Intentionen dient.
Funktion
3 Merkmale des Textes:
1. Thema
2. Kohärenz – die Sätze hängen inhaltlich zusammen
3. Funktion
KOHÄRENZ – der innere Zusammenhang zw. einzelnen Textelementen. Von dem inneren
Zusammenhang sprechen wir darum, weil die Kohärenz nicht notwendig auf der Oberfläche
sichtbar ist. Es kommt darauf an, ob wir eine zusammenhängende kohärente Textstruktur
erschließen können. Wir können die Zusammenhänge zw. den Sätzen auf der Oberfläche
durch die kohäsiven Mittel ausdrücken.
KOHÄSION – Textoberflächenstruktur; Beziehung zw. einzelnen Sätzen eines Textes durch
sprachliche
Elemente,
die
in
syntaktischem
oder
semantischem
Bezug
stehen.
Kohäsionsmittel – verbindende sprachliche Elemente an der Textoberfläche.
KOHÄRENZ
X
KOHÄSION
- Texttiefenstruktur
- Textoberflächenstruktur
- Informationseinheiten sind in komplexer
- semantisch-syntaktische Verknüpfungen
Weise miteinander verbunden
- zusammenhängende Tiefenstruktur
- Übereinstimmung der Elemente in best.
semantischen Merkmalen
- allgemeines Wissen von Texten aktivieren
- allgemeines außersprachliches Wissen:
Hans kommt nicht. Er ist krank. (Begründung – Alltagserfahrung).
25
- erschlossener Zusammenhang
Textarbeit → um einen Text als kohärent zu verstehen, müssen wir unser Wissen
einbeziehen.
Die kohäsiven Mittel:
A. WIEDERAUFNAHME – ein Element der Sprache wird gänzlich oder teilweise
wiederholt:
1) REKURRENZ – einfache Wiederholung: Ich habe einen Ball. Der Ball ist neu. (als
stilistisch unbefriedigend empfunden)
partielle Rekurrenz – nicht mehr dasselbe Lexem, sondern Lexem desselben
Lexemverbandes; Fall der Nominalisierung: Kinder spielen. Ihr Spiel gefällt mir sehr.
2) SUBSTITUTION = Ersetzung: ein Wort / Wortgruppe wird durch inhaltlich verbundenes
Textelement wieder aufgenommen; beide Textelemente haben dieselbe Referenz –
Referenzidentität (Elemente beziehen sich auf das gleiche Denotat):

Synonymen

Hyponymen (Unterbegriff)

Hyperonymen (Oberbegriff)

Metaphern

Kohyponymie – Nebenordnung (Rose – Nelke = karafiát, hřebíček, hvozdík zahradní)
3) PROFORMEN – inhaltsleere sprachliche Elemente, die ein Textelement (Wörter,
Wortgruppen, Sätze) des Kontextes vertreten o. auf es verweisen.

Pronomina

Adverbien (dort, der, deshalb)

Pronominaladverbien (wobei, darauf, darum, damit)

Demonstrativpronomina (dieser, der)
Man sucht auf welches Element verwiesen wird
- anaphorisch – Rückverweis (Anna →
sie)
- kataphorisch – Vorverweis (sie →
Anna)
4) BESTIMMTER / UNBESTIMMTER ARTIKEL
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Bestimmter Artikel
Unbestimmter Artikel
- Textdeixis
- Vor-/Wissensdeixis
- anaphorischer Artikel
- kataphorische Artikel
- zeigt auf Vorinformation
- verweist vorwärts
- semantisches Merkmal ist bekannt,
- zeigt auf Unbekanntes, noch nicht erwähntes,
wurde schon erwähnt
erweckt Erwartung
- als bekannt vorausgesetzt (geographische
Bezeichnungen, etw. was nur einmal
vorkommt)
Frequenz des Gebrauchs: 7:1 für den bestimmten Artikel
5) (SITUATIONS-) DEIXIS (Proformen + best. Artikel)
-verweisen aus dem Text hinaus auf eine außersprachliche Realität
- gilt in aktueller, konkreter Kommunikationssituation
Wo ist der Schlüssel? - Dort [deutet auf den Tisch]
- lokal (dort), temporal (jetzt)
- z.B. in Gebrauchsanleitungen verwendet
6) ELLIPSE
- Textverweis durch Leerstellen
Ich gehe in die Stadt. Sie auch. (den elliptischen Ausdruck ergänzen wir aus dem 1.Satz)
7) EXPLIZITE TEXTVERKNÜPFUNG (metakommunikative)
- ein Textautor bezieht sich auf seinen eigenen Text
- stereotype Formeln:

unter Punkt 3

wie oben bereits angedeutet

im folgenden

wie bereits im Kapitel 3 erwähnt
8) IMPLIZITE WIEDERAUFNAHME
Ich war auf einer Hochzeit. Der Bräutigam…
27
B. KONNEKTOREN – KONNEKTION / KONJUNKTION
- Bindeglieder unterstützen die Kohärenz – verbinden 2 Sätze / Textelemente miteinander

Konjunktionen (auch Verhältnis der Sätze gegeben – kausal, temporal…)

Pronominaladverbien: Sie gehen ins Kino. Darum hat Oma ihnen Geld gegeben.
C. WORTFOLGE
1) PARALELLISMUS – formalgleiche Wiederholung von beliebigen syntaktischen Formen,
wobei der Inhalt variiert. Ich habe Frankreich gesehen. Ich habe Italien besucht. Nichts hat
mich so beeindruckt wie Kreta.
2) CHIASMUS – system. Überkreuzung von syntaktischen / semantischen Einheiten a b b a
Der Weg war lang, kurz war die Rast.
3) THEMA-RHEMA-GLIEDERUNG
Thema – etw. Bekanntes; das, worüber etw. mitgeteilt wird (Präsupositionen)
Rhema – neue Information; was über das Thema mitgeteilt wird
D. TEMPUS, AKZENT
Außersprachliche Wissensbestände:
1) Weltwissen - Alltagswissen (was zur Stadt gehört, wo man Briefmarken kauft etc.)
- individuelles Erfahrungswissen
- spezielles Fachwissen
- eng mit der Kulturgemeinschaft u. sozialer Gruppe verbunden, in der man
aufgewachsen ist
= Inventar / Objekt – Wissen / enzyklopädisches Wissen
2) Handlungswissen – man weiß, wie man in bestimmten Kommunikationssituation
handeln soll u. was man vom Gesprächspartner erwarten kann + Handlungen bewerten
Handlungskomplexe – wir wissen, welche Handlungen in best. Situation normalerweise
aufeinander folgen (Verhalten im Restaurant); kulturell geprägt
3) konzeptuelle Deutungsmuster
- Interpretationsmuster
- alles, was wir wahrnehmen, verstehen wir als
aufeinander bezogen – koordinative Beziehung (versch.
Dinge + Ereignisse werden als zusammengehörig
wahrgenommen):
28
-
temporale
Anordnung
(vorher,
nachher, gleichzeitig)
-
kausale
Anordnung
–
Ursache-
Wirkung / Grund-Folge-Beziehungen
Linguistische Konzepte der Textkohärenz:
1) ISOTOPIE
- als Hauptform der semantischen Kohärenz betrachtet
- Zwischenstufe zw. der kohäsionsorientierten u. kohärenzorientierten Textanalyse
- beruht auf semantischen Übereinstimmung u. Differenz zw. lexikalischen Elementen eines
Textes
- durch semantische Äquivalenz verbundene Elemente werden Isotopieketten = Topikketten
genannt; das sind alle Beispiele der Wiederaufnahme (Rekurrenz) – Antonymen,
Paraphrasen, Proformen
Isotopienetz = das Gesamt aller Isotopieketten
Als eine der grundlegenden Bedingungen der Kohärenz wird das Phänomen der
Pronominalisierung
angesehen.
Nach
einigen
Sprachwissenschaftlern
ist
die
Pronominalisierung das entscheidende Mittel der Textkonstruktion.
2) PRÄSUPPOSITIONEN
- gemeinsames Wissen u. Kommunikationsvoraussetzungen der Partner (- damit versucht
man die Funktion von außersprachlichen Wissensbeständen bei der Konstitution von
Textkohärenz zu erfassen u. zu erklären)
a) gebrauchsgebundene P. – Wissensbestände, Alltagserfahrungen; die Sprecher setzen
voraus, dass man das gleiche Wissen besitzt. 2 Sätze – man sieht einen sinnvollen
Zusammenhang: Mach mal eben rasch die Küchentür zu. Die Milch ist übergelaufen.
b) zeichengebundene P.
- referentielle (Existenzpräsupposition): Verwendung des best. Artikels – der König
von Frankreich (man weiß, dass es einen König in Frankreich gibt)
- semantische P. – nicht ausgesprochen, aber mitgemeinte semantische Bedeutung:
Er hat es geschafft. → man setzt voraus, dass er sich davor darum bemüht haben
musste
- gewisse Sachverhalte werden mitbehauptet
29
- verdeckte Rekurrenz (Wiederholung)
Inferenzen – Schlussverfahren, die dazu dienen, Präsuppositionen zu (re-)konstruieren
3) FRAME – SCRIPT:
- semantische Äquivalenz
frames (Rahmen)
- statisch
- Wissensbestände über Personen, Einrichtungen
- oft durch ein Stichwort zusammenzufassen (Krankenhaus →
Krankenschwester, Doktoren, …)
scripts (Szenen)
- prozessual
- Wissen über Prozesse, die z.B. in einem Krankenhaus normal
vorkommen (untersuchen, warten, injizieren…)
- Verknüpfung von Weltwissen u. Handlungswissen
- deren Verstehen erfolgt aus dem sachlichen Zusammenhang
4) THEMA
- Kerngedanken – bei der Kürzung des Textes gehen sie nicht verloren; Subthemen
- bezieht sich auf Referenz
- Thema-Rhema → thematische Progression (aus der Aufeinanderfolge der Themen eines
Textes lässt sich der Textfortschritt, die thematische Progression erkennen)
5) VERNETZUNGSMUSTER
- ergeben sich aus konzeptuellen Deutungsmustern + Wissen
- ein Netz von Verknüpfungen, das dazu beiträgt, dass wir einen Text als kohärente
sprachliche Einheit verstehen. 3 Vernetzungsmuster:
- Koordinierung
- Chronologisierung (temporale Ordnung); dominiert in erzählenden Texten
- Kausalbeziehung
TEXTFUNKTION
- die Rolle von Texte in der Interaktion + Situationstypen
Def.: Text ist eine komplex strukturierte, thematisch wie konzeptuell zusammenhängende
sprachliche Einheit, mit der ein Sprecher eine sprachliche Handlung mit erkennbarem
kommunikativem Sinn vollzieht.
30

Struktur

Thema
- Inhalt

Konzept
- kommunikative Funktion

Zusammenhang

kommunikative Funktion

Kohärenz
Erkenntnis der Pragmatik
- Form
Klassifikation der Textfunktionen
- der Ausgangspunkt ist sog. Organon – semiotisches Modell von KARL BÜHLER, das
Funktionen von Sprachzeichen beschreibt:
1) Darstellung von Gegenständen, Sachverhalten
2) Ausdruck – Emotionen des Sprechers
3) Appell – Sprecher wendet sich an Rezipienten u. will ihn zu bestimmten Reaktionen
veranlassen
Eine Ähnlichkeit mit bühlerschem Modell weisen die 5 Illokutionstypen von SEARLE auf.
- große Anzahl von Klein-Klassen (Wetterbericht, Liebesbrief, Glückwunschskarte,...)
TYPOLOGIE DER TEXTE:
Textsorten = sind Gruppen gleichartiger Texte, die sich durch bestimmte Bündel von
Merkmalen/Eigenschaften auszeichnen
- es gibt eine Unzahl Textsortenbezeichnungen – z.B. Wetterbericht, Rezept, Brief, Protokoll,
Gebrauchsanleitung, Witz...; keine einheitliche Textsortenklassifikation
Mögliche Kriterien einer Textsortenklassifizierung:
- Wortwahl
- Thema + Themenverlauf
- Satzbaumuster (Art)
- lautlich-paraverbale Ebene
1) textinterne Kriterien
- an die Textoberfläche gebunden (Wortschatz, Satzbaumuster)
- an die Textteifenstruktur gebunden (Thema, Themenverlauf)
2) textexterne Kriterien
- an den Kommunikationszusammenhang gebunden
(Textfunktion, Trägermedium –Brief, Telefonanruf)
Großgruppe – Untergruppe
grobere u. feinere Unterscheidungen
31
Texttyp – Textklasse – Textsorte (z.B. Anleitungstext – Rezept – Kochrezept)
Textsorte u. –klasse referieren auf Alltagsklassifikationen, die das Wissen über eine
bestimmte Textsorte kondensieren.
Texttyp hingegen wird als eine theoriebezogene Kategorie zu wissenschaftlichen Klassen
von Texten verstanden, die auf eine Erscheinungsform bezogen wird. Die Sprecher haben ein
Textsortenwissen über best. Konventionalisierte wieder erkennbare u. auch erwartbare
Muster des Sprachgebrauchs. Das betrifft die Auswahl u. die Häufigkeit bestimmter
Textbausteine, Struktur, Floskel.
Es ist nicht möglich, eine Texttypologie auf der Basis eines einzigen Kriteriums zu
entwickeln. Die Textklassifikation muss also auf mehreren Ebenen beurteilt werden:
1. Funktionstypen:
- elementare Grundfunktionen der Texte sind: kognitiv, ästhetisch, emotiv, sozial, klärend,
selbstdarstellend, gruppenindizierend, bewertend, kontaktierend, informativ, auffordernd
- 4 primäre Funktionen des Kommunizierens: sich ausdrücken, kontaktieren,
informieren,
steuern;
stehen
untereinander
im
Inklusionsverhältnis
(Unterordnungsverhältnis)
2. Situationstypen:
Die kommunikative Funktion z.B. einer Bitte kann auf unterschiedlicher Weise repräsentiert
sein; eine Bitte an einen gleichgestellten Partner wird in anderer Weise vorgebracht als die
Bitte an einen Vorgesetzten gerichtet ist. Unterschiede in der Textgestaltung ergeben sich
ferner daraus, ob die Bitte mündlich geäußert o. schriftlich formuliert wird, ob es sich dabei
um alltägliche o. institutionelle Kommunikation handelt. Daraus ergibt sich notwendig die
Konsequens, die situativen Faktoren in die Textklassifikation einzubringen.
3. Verfahrenstypen:
Die Textproduzenten u. Rezipienten müssen spezifische Verfahren einsetzen, wenn sie
erfolgreich kommunizieren wollen. Unter Verfahren könnte man die Handlung zur effektiven
Lösung der Ziele verstehen. Man geht davon aus, dass der Textproduzent über ein spezielles
Strategienwissen verfügt, d.h. er hat Erfahrungen darüber, welche Verfahren sich in
bestimmten Situationen als erfolgreich erwiesen haben. Strategische Prozesse beginnen im
Grunde schon mit der Entscheidung für ein Textthema, zur Strategie gehören auch
Entscheidungen für bestimmte Intentionsvarianten, es geht also darum, über was u. wie
informiert wird.
32
TEXTMUSTERWISSEN
= Wissen über bestimmte konventionalisierte, wieder erkennbare Muster des
Sprachgebrauches
- wir schaffen uns Prototypen v. Textsorten durch Erfahrung (praktischen Umgang)
- Prototypen ermöglichen Zuordnung von Texten zu Textsorten, z.B. Zeitungstexte – wir
können uns grob über Nachrichten informieren, ohne die jeweiligen Zeitungsartikel gründlich
zu lesen
TEXTDEFINITION
Eine Reihe von Sätzen ist ein Text, wenn ich darin ein Exemplar einer Textsorte erkennen
kann.
TEXTGRENZEN
- nicht immer klar:
ja – z.B. bei Kochrezept, Gedicht
nein – z.B. in Zeitungen, Gesprächen beim Frühstück
- wichtig – kommunikative Funktion erfüllen
- Frage ob man nicht Vertextung (kohärent) als Kriterium auffordern soll
- Problemfälle – Gesprächstexte
DEIKTIKA (Sg. e Deixis)
=Zeigewort
- sind Ausdrücke, die in spezifischer Weise auf die Äußerungssituation bezogen
- sind von der Sprechsituation abhängig; sie gewinnen ihre Bedeutung erst durch den
Bezug auf die Sprechsituation, in der sie geäußert werden
- mit Hilfe von deiktischen Ausdrücken bewirkt ein Sprecher eine Fokussierung (Rhemat.)
der Aufmerksamkeit des Hörers auf einzelne Aspekte des Verweisraumes
- es wird auf einzelne Dimensionen des Wahrnehmungsraums verwiesen:

auf die kommunikationsbeteiligte Personen = Personaldeiktika (ich)

auf den Sprechort = Lokaldeiktika (hier, da, dahin)

auf die Sprechzeit = Temporaldeiktika (jetzt, nun, damals)

Objekte im Verweisraum = Objektdeiktika (…das da gegeben…)
- Deiktika werden mit Hilfe des Begriffs Origo geordnet. Origo ist das Zentrum der in Raum
u. Zeit situierten Äußerungssituation. Die Origo ist gegeben durch den Sprecher (ICH), der an
einem bestimmten Ort (HIER) und zu einer bestimmten Zeit (JETZT) spricht:
33
ICH – HIER – JETZT = urdeiktische Ausdrücke (sie geben die klassische DeixisDimension an: personal, lokal, temporal)
Gesprächsanalyse (GA)
In diesem Bereich verwendet man diese Termini:
Gesprächsanalyse, oder auch (weniger) Dialoganalyse
Diskursanalyse – bezieht sich speziell auf argumentative Gespräche
Konversationsanalyse – eher vermieden, weil dieser Termin mit Belanglosigkeit des
Gespräches konnotiert wird (Gespräch dagegen klingt seriös)
Der Gegenstandsbereich der Gesprächsanalyse ist praktisch ausschließlich die gesprochene
Sprache. Die GA konnte sich erst etablieren, seit es möglich ist, das flüchtige gesprochen
Wort durch entsprechende Apparaturen festzuhalten und die Transkription durchzuführen.
Die Videotechnik
ermöglicht
dann
auch
die nonverbalen
Verhaltensweisen
von
Gesprächspartnern festzuhalten.
Nachbardisziplinen: Textlinguistik – beschäftigt sich mit der schriftlich realisierten Sprache
Spechakttheorie (Pragmatik) – erforscht, welche Handlungen unsere
Äußerungen begleiten
Rhetorik
Ethnomethodologie – erforscht jene Techniken und Methoden, mit
denen man in einer sozialen Gesellschaft die alltäglichen Aktivitäten
organisiert
Zielsetzung der GA:
* Gesprächstypologien
* Phrasengliederungen (Anfang, Mitte, Ende)
* Regeln des Sprecherwechsels
* Rolle der Sprecher und Hörer
Ein Gespräch ist mündlicher Gedankenaustausch zweier oder mehrerer Personen in Rede
und Gegenrede (Sprecherwechsel) über ein bestimmtes Thema.
2 Untersuchungsperspektiven:
1. Organisationsform – wer spricht wann, wie lange, wie oft, wer kommt auf welche Weise
zu Wort
34
- 3 Ebenen:
- Makroebene: Gesprächseröffnung, Gesprächsmitte, Gesprächsbeendigung
- Mittlere Ebene:
- Gesprächsschritt = Gesprächsbeitrag
- Sprecherwechsel
- Gesprächsequenz – Gesprächschritte mehrerer Sprecher zu funktionalen
Einheiten zusammengefasst
- Mikroebene – syntaktische, lexikalische, phonologisch / prosodische Strukturen
2. Thematisch – inhaltliche Hinsicht:
- Bearbeitung des Themas
- Koordination der Beiträge unter inhaltlichen Gesichtspunkten
- Formen und Möglichkeiten des Themenwechsels
Sprecher vs. Hörer: Die Rolle des Hörers wurde sehr lange als passive Rolle angesehen.
Hörerverhalten kann aber stark das Sprecherverhalten beeinflussen. Hörer ist von der Seite
des Sprechers aktiviert.
Sprecherwechsel ist Rollenwechsel; in einem Zweiergespräch ist regelmäßiger und einfacher
als in einem Gruppengespräch, wo eine intensive Kooperation nötig ist
Es gibt zwei Arten des ZU-WORT-KOMMEN:
1. Fremdwahl
- explizit: durch den namentlichen Aufruf des Diskussionsleiters, durch eine direkte Anrede
- implizit: nonverbal, durch eine Geste oder einen entsprechenden Blick
2. Selbstwahl: wenn ein Sprecher seinen Beitrag beendet hat, sind Anwesende die
potentionellen nächsten Sprecher. Sie müssen sich untereinander koordinieren, damit nicht
alle gleichzeitig zu sprechen anfangen und sie müssen auf folgende Merkmale aufpassen, ob:
- der Sprecher wirklich den Beitrag beendet hat, oder ob es sich nur um eine kurze
Formulierungspause handelt;
- ein Signal für Fremdwahl erfolgt ist;
- jemand ein Sprechvorrecht hat.
FORMEN des Sprechwechsels:
1. Sprechwechsel mit oder ohne Sprechpause – der Wechsel verläuft glatt, mit einer kurzen
Pause oder ohne sie
35
2. Sprechwechsel mit overlap (Überlappen) – die letzten Silben der Worte, eventuell ein
ganzer Satz, überlappen sich mit ersten Worten eines neuen Beitrags, d.h. werden gleichzeitig
gesprochen
3. Sprechwechsel mit längerer Pause bzw. mit Schweigen – diese Pausen sind länger als
Sprechpausen; deren Länge ist kulturabhängig. Sie werden als unangenehmen empfunden,
z.B. als mangelndes Interesse am Thema interpretiert.
4. Sprechwechsel durch Unterbrechung – als aggressive und unangenehme Form der
Selbstwahl empfunden. Sprecher hat seinen Gesprächbeitrag noch nicht beendet, wesentliche
Teile des Beitrags können nicht realisiert werden. An übergangsrelevanten Orten geht es
nicht um Unterbrechung, sondern es wird eher als eine überraschende Selbstwahl empfunden.
Sprecherrolle und Sprecheraktivitäten:
Wie lange man spricht, hängt von diesen Faktoren ab: Zeit, Ort, Öffentlichkeitscharakter,
Thema, Beziehung zum Partner.
Wie man erkennt, dass jemand noch weiter sprechen will?
- Formulierungspausen sind mit äh, hmm, öh gefüllt
- Intonationskurve bleibt erhöht
X
Signale für Übergabe des Wortes: - man spricht langsamer, leiser
- Sätze enden mit gell? oder? nicht? eh?
Hörerrolle und Höreraktivitäten:
Bloßes Zuhören führt zur Verunsicherung des Sprechers und zu dessen Nachfragen wie Hörst
du mir noch eigentlich zu? Gute Hörer können den Gesprächverlauf (durch bestimmte
Signale) beeinflussen, ohne das Wort zu ergreifen, z.B. zweifelnde Kommentarsignale führen
zur Präzisierung und Argumenten.
Die Hörerrolle erfordert auch eigene Gesprächs-Aktivitäten – Rückmeldeverhalten (sind
automatisiert) lassen sich unterteilen in:
a) aufmerksamkeitbezeugende – Signale, dass der Hörer noch da, wach und aufmerksam ist
b) kommentierende – signalisiert die Einstellung des Hörers zum Gesagten (Zustimmung,
Zweifel, Spannung)
Man verwendet dabei diese Mittel:
- Blickkontakt
- Körperhaltung
36
- Mimik, Gestik
- Kopfbewegungen
- Lachen oder Lächeln
- Rückmeldesignale mm, hm, ja, jaja
- kommentierende Bemerkungen wie ach ja, wirklich? genau, eben, soso
Organisationspannen und Reparaturmechanismen
- falls eine Pause als Schweigen empfunden wird, dann kann folgendes unternommen
werden:
Eine Reparatur durch den Sprecher:
1. den Beitrag verlängern (durch: also, eben, ich meinte);
2. wählt einen neuen Gesichtspunkt des alten Themas;
3. wählt einen neuen Themenkreis.
Das Schweigen ist damit überspielt und kann zur Pause uminterpretiert werden.
Eine Reparatur durch den/die Gesprächspartner:
1. Pausenfüller
2. Kommentarfloskeln (tja, ja ja, so ist das halt)
Reparatur beim Unterbrechen:
1. Der Unterbrecher (Hörer) kann sich selbst unterbrechen und mit Entschuldigung das Wort
zurückgeben.
2. Der Unterbrochene (Sprecher) tut so, als ob er sowieso aufhören wollte und beendet den
Satz – Überlappen.
Partikeln
- haben im Gespräch eine bedeutende Rolle, sie gehören zu den sog. Füllwörtern.
Man unterscheidet:
a) redeleitende Partikeln:
- Pausenfüller (alsoo, ehm, tja) – Sprecher signalisiert, dass er das Wort noch nicht
abgeben will
- Knautschzonen beim Sprecherwechsel – halten den Informationsverlust möglichst
klein
- Redeeinleitung – man beginnt zu reden, ohne genau zu wissen, was man sagen will
(ja, also, ich meine halt)
37
- Überbrückung von Gesprächsflauten (stagnace) – wo sich die Partikel häufen, zeigt
sich die Ermüdung eines Themas, gleichzeitig wird der Übergang zum neuen Thema
signalisiert (jaja, soso).
- Sprechersignale – verpflichten den Hörer zur Aufmerksamkeit
- Hörersignale – sprachliche Mittel des Rückmeldeverhaltens
b) modal bzw. Abtönungspartikel:
- haben metakommunikative Funktion
- sie modifizieren und kommentieren das Gesagte und drücken die Einstellung des
Sprechers aus, z.B. Unsicherheit (Irgendwie leuchtet mir das schon ein), Gefühle,
Ungeduld (Was soll das eigentlich?)
Funktionen des nonverbalen Verhaltens:
- unterstützen, verdeutlichen, vorbereiten, oder gar verbales Verhalten ersetzen (z.B. mit
Kopfnicken)
Zum nonverbalen Verhalten gehören:
Gestik – Hand- und Armbewegungen
Mimik – Spiel der Gesichtsmuskeln, besonders die Bewegungen der Mund- Nasenpartie und
der Stirnpartie
Blickkontakt – Sympathie, Antipathie, Zuneigung, Misstrauen
Körperhaltung –– Spannung, Aufmerksamkeit, Müdigkeit, Proxemik
Raumverhalten – es zeigt sich die Distanz in der Beziehung zueinander
Benachbarte Gesprächbeiträge
Gesprächsbeiträge sind in einer funktional-kommunikativen Art aufeinander bezogen. Man
unterscheidet zw. initiierenden und respondierenden Akten.
Initiierende Akten verpflichten Gesprächsteilnehmer zu einer Reaktion (wenn man eine
Frage stellt, erwartet man eine Reaktion darauf. HENNE und REHBOCK sprechen statt von
Initiierung von Determinierung.
Respondierung ist die Reaktion auf Initiierung, oft mit Initiierung verbunden (wenn ich
zweifle)
Paare der Initiierung und Respondierung:
Frage – Antwort
Kompliment – Reaktion
Gruß – Gegengruß
Vorwurf – Reaktion darauf
38
Diese Paare sind stark konventionalisiert, wenn man anders reagiert, kommt es zur
Verletzung der Konversationsmaximen.
Inhaltlich Verknüpfung der Gesprächsbeiträge:
Responsivität – man berücksichtigt die Intention und die inhaltliche Anknüpfung
Teilresponsivität – nur ein Teil des Inhalts ist berücksichtigt
Nonpresponsivität – weder Inhalt noch die Intetion werden berücksichtigt
Die Grenzen zw. benachbarten Gesprächsbeiträgen
- sie können durch Kohäsionsmittel überbrückt werden:
- ein nachfolgender Sprecher beendet die angefangene Konstruktion des Vorredners
- er verwendet zentrale Wörter oder Wendungen aus dem vorhergehenden Beitrag
- er erweitert den endeten Beitrag durch einen konjunktionalen Anschluss
Gesprächsteile:
1. Anfangsphase: nonverbal vom Blickkontakt vorbereitet, verbal durch einen Gruß
eröffnet. In dieser Phase löst man organisatorische Fragen, Rückversicherungen sozialer
Beziehungen werden konstituiert. Die Länge dieser Phase hängt ab von: Bekanntheitsgrad,
Anzahl der Teilnehmer, Öffentlichkeit oder Privatheit. Für diese Phase sind bestimmte
Themen oder Themenbereiche typisch: Wetter, Gesundheit, Kaffee- oder Zigarettenangebot.
2. die Gesprächsmitte:
- bei Gesprächstypen mit einer sehr schwachen thematischen Orientierung (Alltagsgespräche)
ist diese Phase durch starke Floskelhaftigkeit geprägt
Gesprächsthemen:
a) festgelegtes Thema (bei Tagungen, Diskussionen) – man behandelt ein zentrales Thema,
das man in Subthemen aufgliedert
b) freies Thema – das Thema ist durch situativen Zufall gewählt, man behandelt mehrere
Themen
3.
Beendigungsphase:
die
Partner
kommen
zum
Abschluss
des
Gesprächs.
Beendigungsangebote sind durch nonverbales Verhalten unterstützt (Brille aufsetzen,
Papier einpacken, Zigarette ausdrücken). Typische Handlungen für diese Phase sind:
Zusammenfassungen dessen, was gesprochen wurde, Terminabsprachen, Austausch von guten
Wünschen, Grußaufträge an Bekannte.
39
Gesprächssorten, Gesprächstypen.
- verschiedene Kriterien der Gesprächsklassifizierung:
- Medium: z.B. Fernsehdiskussion, Radiointerview
- außersprachliche Situation: z.B. Freizeit (z.B. Stammtischgespräch)
- Anzahl der Gesprächspartner: z.B. Gespräch unter 4 Augen
- kommunikative Funktion: z.B. Beratungsgespräch
Redekonstellation
- bezieht sich auf eine Kombination von außersprachlichen Faktoren (wie Anzahl der
Partner,
Grad
der
Vorbereitetheit,
zeitliche
Begrenztheit
des
Gesprächs,
Öffentlichkeitsgrad...)
Rollen der Gesprächspartner
Es gibt zwei Rollenkonstellationen:
a) Gespräche gleichberechtigter Gesprächspartner – alle haben dieselben Rechte und
Pflichten
b) Gespräche mit einer Rollentrennung
- Rechte und Pflichten sind unterschiedlich
- im Rahmen einer bestimmten Gesprächorganisation übernimmt ein Sprecher eine
institutionelle Rolle; prototypische Paarungen sind z.B. Dozent – Student, Richter –
Angeklagter
Rechte des bevorrechtigen Gesprächspartners:
- das Gespräch eröffnen und beenden
- Themen wechseln
- Fragen stellen
- Länge bestimmen
Feste soziale Rollen
- sind unabhängig von einer Gesprächsituation, beziehen sich auf eine bestimmte Gruppe
von Gesprächspartnern – gegensätzliche Rollen (Eltern – Kind, Lehrer – Schüler) und Rollen
des sozialen, gesellschaftlich – kulturellen Status
40
Soziolinguistik (SL)
- Wissenschaftsdisziplin im Überschneidungsbereich von Linguistik u. Soziologie, die sich
mit wechselseitigen Beziehungen zw. Sprache u. Sozialstrukturen beschäftigt
SL untersucht die Beziehungen zw. Sprache u. gesellschaftlicher Gruppenzugehörigkeit von
Sprechern/Hörern, man sagt auch zw. Sprachstruktur u. Sozialstruktur.
Starke Bezüge zur Soziologie:
- inhaltlich: Sprache ist als soziales Phänomen zu
betrachten u. lässt sich nur im Bezug auf
gesellschaftliche u. soziale Lebensbedingungen
beschreiben
- methodisch: Sprachakten werden mit Hilfe spezieller
Interviewtechniken oder Feldforschungen u.
Beobachtungen gewonnen
Forschungen: - quantitativ – große Korpora mit best. Sprachdaten
- qualitativ – intensive u. detailbezogene Analyse einzelner Sprachereignisse;
starker Einbezug der untersuchten Personen
Frage: Welche Sprachformen von Sprachhandeln sind für welche soziale Gruppen einer
Sprachgemeinschaft typisch?
Veränderung – neben Schicht auch andere außersprachliche Faktoren untersucht, die Einfluss
auf die Sprache haben:
Alter
.
Geschlecht
Berufszugehörigkeit
religiöse/polit. Zugehörigkeit
SL wird auch als Varietätenlinguistik genannt (Soziolekt, Code-, früher Gruppensprache)
K = Kommunikationsereignis
S = Sender
E = Empfänger
- zu Informationsübertragung wird ein Code (=Varietät einer Sprache) verwendet
- je nach der Situation kommt es zum Code-Wechsel
- die Forschungen betreffen die Fähigkeit einzelner Sprecher zw. versch. Sprachen zu
wechseln (je nach den außersprachlichen Faktoren)
41
Sprachgebrauch ist bedingt:
regional
sozial
geschlechtlich
situativ
stilistisch
WER spricht WAS WIE u. MIT WEM in WELCHER SPRACHE u. unter welchen
Bedingungen / UMSTÄNDEN mit welchen ABSICHTEN?
Zusammenhang von Sprache u. Gesellschaft
Entwicklung der SL:
Anfänge der SL – der Terminus als Bezeichnung für die Disziplin hatte sich in den 60ern
durchgesetzt.
3 Phasen der SL:
1) Vorsoziolinguistik
- viele Fragen behandelt, aber es entstand damals noch keine SL
- damals behandelte Fragen: Erscheinungsformen/Varietäten des Deutschen, Dialektographie,
Sprachatlas des Deutschen Reiches, Unterschiede zw. Männer- und Frauensprache
- die SL in Deutschland wurde in den 60er Jahren ignoriert, sie war an amerikanische
Vorbilder orientiert
2) e mittlere Phase
- Grundlagen der germ. SL legte LÖFFLER, bis dahin wurde SL historisch/literarisch
orientiert
- Umbruch 1966 – Zuwendung zur Gegenwartssprache: Vorbild – generative
Grammatik, Konzentration auf sprachliche Formen (Inhalt interresierte sie nicht); diese
Strukturlinguistik war zu abstrakt bis → pragmatische Wende (Konzentration auf
Sprachgebrauch)
- Handlungscharakter der Sprache – für welche sozialen Gruppen typisch sind → Impuls
für die Entw. der SL.
- 60-70er Jahre: Politisierung des Wissenschaftsbetriebes: konkretes, gegenwärtiges
Sprachleben – soziale u. politische Dimensionen einbezogen
- Mangel an ausgebildeten Kräften → Förderung der Chancegleichheit im
Bildungswesen
42
- Probleme mit Integration ausländischer Arbeitskräfte
→ Förderung v. Kindern aus Unterschichtskreisen
→ beschleunigte Integration der Gastarbeiter
- darauf gehofft, dass die Linguistik Sprachbarrieren überwinden kann
- Aktion „Student aufs Land“ – Zahl der Studierenden aus Unterschichtskreisen
sollte erhöht werden;
- Studenten – Unterschiede im Sprachgebrauch zw. Kindern aus höheren u. niederen
Schichten – SL sollte die Sprachbarriere beseitigen =>
SPRACHBARIERENFORSCHUNG
→ Sprache als Produkt u. Ausdruck spezifischer Lebensbedingungen gesehen
- der Sprache der Ober- u. Mittelschicht wird die Sprache der Unterschicht
(Arbeitsschicht) gegenüberstellt → klassische Phase (BERNSTEIN, LABOV)
Gesellschaft ist nach Bernstein zweigeteilt:
1) elaborierter (rozvinutý) Code – Sprachgebrauch der Ober-/Mittelschicht
2) restringierter (omezený) Code – Sprachgebrauch der Unterschicht
restringierter Code (RK)
X
elaborierter Code (EK)
- kurze, einfache Sätze
- längere, verständlichere Sätze
- Parataxe
- Hypotaxe
- wenige Konjunktion u. Präpositionen
- Syntax komplexer (diverse Präp., Konj.)
- geringer Wortschatz
- größerer Wortschatz
- seltene Verwendung von Ich
- häufigere Verwendung
- viele Klischees
- weniger Klischees
- konkrete Beschreibungen
- abstrakte Beschreibungen
- mehr Implizitheit
- Explizitheit
- Emotionalität
- weniger emotionell
- wenige Sprechpausen
- Rücksicht auf Sprechpartner
- kollektive Meinungen
- rhetorische Fragen, Sprechweise mehr
individuell
- statusorientiertes Kommunikationsverhalten
-personorientiertes
Kommunikationsverhalten (Argumentation spielt keine Rolle, Verbote
(Meinungen,
Argumentation, Verbote werden auch ohne Begründung erteilt werden)
nur mit einer
Begründung erteilt)
43
Unterschiede: Explizitheit
grammatische Korrektheit
logische/argumentative Strukturiertheit
BERNSTEIN bezeichnet die Problematik des restringierten Codes als Defizithypothese →
sprachliche Defizite, der Mangel kann durch Sprachtraining verbessert werden →
kompensatorische Spracherziehung – Beherrschung des elaborierten Codes soll den sozialen
Aufstieg ermöglichen → psychologische Probleme der Unterschichtskinder, die ihre Sprache
als defizitär, als mangelhaft erleben
Differenzhypothese (von LABOV)
- Kritik der Defizithypothese – die Sprache der Unterschicht ist nicht unterlegen, die
„niedere Schicht“ drückt sich einfach nur anders aus (nicht Mangelhaftigkeit, sondern
lediglich Andersartigkeit)
- Lehrer müssen wissen, dass es andere Sprachgebrauchsformen gibt, die aber nicht defizitär
sind
- man muss nur wissen, wann der EK und wann der RK zu benutzen ist
- Ziel – alle Kinder sollen mindestens passiv den elaborierten Code beherrschen →
emanzipatorischer Sprachunterricht
3) e spätere Phase der SL
- empirische Untersuchungen von deutschen Wissenschaftlern
- 4 Richtungen:
1. Verifizierung x Falsifizierung von Bernstein
2. Dialekt als Sprachbarriere
3. kommunikativ-pragmatische Richtung
4. seit 80er Varietäten-Linguistik, Kontaktlinguistik
Schritte SL Untersuchung:
1. Vorbereitung u. Planung der Forschung (Festlegung des Ziels, Organisation der
Untersuchung, Forschungsplan, Voruntersuchung)
2. Durchführung der Untersuchung:
Datenerhebung (Befragung, schriftliche
Protokolle – Notation der Äußerungen, Speicherung – schriftlich, Tonband);
Techniken (indirekte / direkte Befragung,
kombinierte Methode – Interview, nach
Leitfaden, teilnehmende Beobachtung)
Datenbearbeitung – Erklärung
44
3. Resümee – Auswertung
Die Heutige SL ist v.a. VARIETÄTENLINGUISTIK
- Sprache = eine Summe von Varietäten
3 Variationsdimensionen:
1) räumliche/diatopische – Verschiedenheit im Raum
2) soziale/diastratische – soziokulturelle Unterschiede
3) situative/diaphasische
Linguistisches Repertoire – alle Varietäten, die ein einzelner Mensch beherrscht
Bestimmte Situationen bedürfen bestimmter Varietät:
Dialekte
Idiolekte
Soziolekte
Mediolekte
Sexolekte
Funktiolekte
Alterssprachen
Situolekte
Problem der Definition von Varietät (Uneinheitlichkeit):
- Ist nur ein linguistisches Merkmal genug o. müssen es 100 sein?
- Auf einer Ebene o. auf allen Sprachebenen?
- Kleine Gruppe Sprecher o. größere?
Deutsche Sprache
= plurizentrische Sprache:
- e National-/Landes-/Volkssprache
- Randgebiete, wo dt. gesprochen wird = sog. RANDDEUTSCH (Ostbelgien, Südtirol,
Luxemburg, Tschechien, Schlesien, Nordschleswig...) – in einigen Randgebieten ist Deutsch
eine der Amtssprachen, in anderen dagegen nur als Dialekt
- Orte, wo Deutsch als Volkssprache gilt = SPRACHINSELN (Rumänien,
Siebenbürgersachsen...)
Subklassifizieren der dt. Sprache:
1. Standardsprache – einheitlich normiert
2. Standard-Sprechsprache (LÖFFLER) / hochdeutsche Umgangssprache – auch genormte
Grundregeln, regionale Varianten; man unterscheidet groß- u. kleinlandschaftliche
3. Substandardsprache – regionale Dialekte
45
STANDARDVARIETÄT / STANDARDSPRACHE / SCHRIFTSPRACHE
- schriftlich kodifiziert
- gilt für die ganze Sprachgemeinschaft
- in institutionellen Kontexten benutzt
- deren Gebrauch verleiht einem Menschen an Prestige → somit ist sie mit einer Art sozialem
Privilegium verbunden
- in Schulen gelernt
- in der Alltagssprache erscheint niemals als ideale kodifizierte Form
Prozess der Standardisierung:
1) Selektion: aus allen Varietäten muss eine gewählt
werden
2) Kodifizieren: sie muss durch Institutionen
(Grammatiken, Wörterbücher) normiert werden
3) Ausbau der Funktionen (überregional...)
4) positive Übernahme von einem relevanten Anteil der
Bevölkerung
Beim Festlegen spielen ULRICH AMMON soziale Kräfte mit (sind an der Standardisierung
beteiligt):
1) Normautoritäten – Korrekturen
2) Sprachkodex (Kodifizieren)
3) Modellsprecher und Modellschreiber: Modelltexte, professionelle Benutzer
(Journalisten, Theater, in Medien), Sprachexperten
UMGANGSSPRACHE
- regional begrenzte Ausdehnung
= Alltagssprache – in alltäglicher Kommunikationssituationen gebraucht
DIALEKT
Merkmale:
- regionale Gebundenheit (Kleinräumlichkeit)
- mündlich (situativ bedingt)
- natürlich (spontan)
- nicht öffentliche Varietät (fehlende Normiertheit/Standardisierung)
- weniger distanziert
- linguistische Ähnlichkeit zum Standard
46
Arten von Dialekten:
A) nach der Größe des Raumes:
1) lokale Dialekte – Dialekte eines Dorfes
2) Stadtdialekte – mittlere Größe
3) regionale Dialekte
B) nach der Art der Überdachung:
1) Binnendialekte – Dialekte, die von einer Standardsprache überdacht sind (z.B. in
der Schweiz)
2) Außendialekte – sind von der Standardsprache isoliert (z.B. Alemannen in Elsass –
es gibt Elsässer, die in der BRD nur arbeiten, die binden sich an die deutschsprachige
Standardgemeinschaft
C) nach der Geltung (Veränderungen im Laufe der Zeit):
1) Relikt – nur von älteren Leuten gesprochen
2) kommt als soziales Symbol vor – korreliert mit bestimmten sozialen Faktoren
3) als Hauptvarietät – mit positiven Konnotationen im Alltagsgebrauch
Die Dialektforschung wird als Sozialforschung angesehen.
SL – untersucht:

soziale Verbreitung der Dialekte

regionale u. nationale Besonderheiten der Dialekt- u. Standardsprache

wer spricht wo welchen Dialekt in welcher Häufigkeit

an welche Sprechergruppen (Geschlechts-, Altersgruppe) verteilen sich
bestimmte dialektale Merkmale an einem Ort
Ergebnisse: mehr als 35% Dialekte in der Schweiz; hohe Dialektalität im Süden – 60%
Die Dialektalität kann mit sozialen Faktoren korrelieren:
Sprachalter (hohe Dialektalität im primären Spracherwerb- in der Familie + in der Zeit der
Rente; Annäherung an die örtlich geltende Varietät in der Zeit der Schulerziehung, Berufs,
Eheschließung, Kindererziehung)
Geschlecht – Frauen nähern sich eher der Standardsprache als Männer, Zusammenhänge mit
der Kindererziehung, dem Beruf
Weitere Faktoren: berufliche Stellung; Bildung; Einkommensklasse; häusliche Umgebung...
Gesamtes dt. Sprachgebiet kann in 3 große Regionen eingeteilt werden:
1) Niederdeutschland – Norden, Dialektschwund (Dialekt kommt dort nur noch als
Relikt vor)
47
2) Mitteldeutschland – Mitte + Südosten, Dialekt des Standard-Kontinuums; der
Gebrauch der Dialekte sozial bedingt (untere Schicht = Dialekt, höhere Schicht =
Standardsprache
3) Oberdeutschland – Südwesten, v.a. Schweiz – Diglossie Region
(=Standardvarietät ist klar getrennt), alemannisches Gebiet
Varietäten
X
Standardsprache (gilt für D. u. Ö.)
- niedere Schichten
- höhere Schichten
- alte Generation
- junge Generation
- Männer
- Frauen
- Land
- Stadt
Diglossie
- der Begriff wird auf CHARLES FERGUSON zurückgeführt
- eine stabile Sprachsituation, man spricht von:
L-Varietät (Low-Varietät)
X
H-Varietät (High-Varietät)
- niedere Varietät
- gehobene Varietät
- informelles Konversationsmedium
- formelle Situationen
- keine institutionelle Kontrolle, keine Kodifizierung
- wird in Schule erlernt
- Verständigungsmittel, in der Familie
- Predigt in der Kirche, Rundfunk,
Nachrichten
- Anweisungen
- Briefe
- andere Programme im Fernsehen
- politische Rede
- Mundartliteratur
- Uni-Vorlesung
Diglossie X Billingualismus: Diglossie – funktionale Zweisprachigkeit, die Varietät
Bilingualismus – Zweisprachigkeit als Fähigkeit des Sprechers
(beherrscht 2 Sprachen)
mediale Diglossiesituation
- Dialekt immer in gesprochener Sprache (in der
Schweiz)
- Standardsprache – für die Schreibung, institutioneller
Charakter
Sprachgemeinschaft
= bestimmte Gruppe von Sprechern mit typischen sprachlichen Charakteristika
48
- der Begriff ursprünglich von der Dialektologie geprägt
- größere Sprachgemeinschaften zerfallen in kleinere (Deutsch → D, A, CH; D →
Norddeutschland und Süddeutschland usw.)
- geographisch bestimmte Gruppe
- zum Teil eine Gruppe, die ein spezifisches soziales Netz bilden = Interaktionsgemeinschaft
(z.B. Angehörigen einer Jugendgruppe)
SOZIOLEKT
- Synonym zur Varietät oder gruppenspezifische Varietät
- das Sprachverhalten einer gesellschaftlich abgrenzbaren Gruppe
- Unterschiede zur Standardvarietät liegen im Wortschatz – nach Bedürfnissen jeder Gruppe
- Status der Sondersprachlichkeit – transitorisch, temporär, habitual:
1) transitorische Soziolekte: Lebensaltervarietät Kindersprache
Schüler u. Jugendsprache
Erwachsenensprache (bei Frau Zeit der
Kindererziehung, Zeit des Berufslebens)
Seniorensprache
Studentensprache
2) temporäre Soziolekte: für eine gewisse Zeit im Tages-, Jahresablauf gelten (Hobby,
Sport, Freizeitgemeinschaften, Lebensart) → Jargon – Gefühl der Zugehörigkeit u.
Absonderung von der Gesellschaft
3) habituelle Soziolekte:
geschlechtspezifische Varietät – Männer/Frauensprache
Sondersprachen – dauernde Sondergemeinschaften → stehen
in gewisser Opposition zu normalen Bürgern oder deutliche
Außenseitergruppierungen (selten): Subkulturen – Sprache der
Drogenszene, Prostitution, Faschos, Gefängnis, Obdachlosen;
typisch: Expressivität, Originalität, unklare Bedeutung, Funktion
der Geheimhaltung
Sondersprache = Argot (Gaunersprache), z.B. Rotwelsch
(rot=Bettler)
IDIOLEKT
- individuelle Varietät, unverwechselbare Sprache eines Individuums
- Sprachverhaltensweise
- situationsbedingte (zu kleinen Kindern, Freunden)
49
- rollenspezifische/themenspezifische
- SL untersucht: individuelle Größe → Ausgangspunkt zur Untersuchung kollektiver
Verhaltensweisen, Summe aller Idiolekte = Sprache der Gemeinschaft
- Idiolekt kann andere Hörer beeinflussen – Sprachwandelprozess, Gruppenbildung
AREALE VARIETÄT
Stadtdialekt x Landdialekt
- sog. URBANOLEKTE (große Städte – z.B. Unterrheingebiet, Chemnitz, Dresden)
- Stadt beeinflusst die Standardisierung der Dialekte
- Stadtdialekte = ein Konglomerat von verschiedenen Sprachringen, Übergänge von einer
Varietät zur anderen sind stufig (nicht scharf) → Mischsprachen, die sozial stratifiziert sind
- Betriebssoziolekte
SITUOLEKTE
- situationsspezifische Varietäten
- Varietäten, die unterschiedlichen situativen Konstellationen (Domänen) entsprechen
- Domänen bestehen aus sozialen Situationen, in denen Gesprächspartner miteinander
interagieren (soziale, private, geschäftliche Rollen)
- wer mit wem wie in welchem sozialen Kontext über was redet wer mit wem – lokale
Identität, soz. Status; wie – schriftlich, mündlich; Wechsel der sozialen Rollen
REGISTER
- situationsspezifische Varietäten
- durch eine Kommunikationssituation vorgegebener und zu erwartender Sprachhandel
- je nach dem Ort, Zeit, Partner – andere sprachliche Register
FUNKTIOLEKTE
- Alltagssprache (regional unterschieden, Ökonomie des Ausdrucks, Emotionalität, Humor,
Satire, Spott)
- Literatursprache (höchste Form der Sprache, gehobene, ästhetische Wirkung)
- Wissenschafts- u. Fachsprache (Theoriensprache, fachliche Umgangssprache,
Lehrbuchsprache, Unterrichtssprache, Außensprache, populäre Erklärungsssprache in
Medien)
- Amtssprache (Politiker, Juristen...)
50
- Pressesprache (Massenmedien)
MEDIOLEKTE
- gesprochene x geschriebene Sprache
- gesprochene Sprache – direktes / vermitteltes Gespräch, Normalfall = „face-to-face“
Situation
Situationale Einteilung der gesprochenen Sprache – Kriterien: Ort, Zeit, Zahl /
Bekanntheitsgrad der Teilnehmer...→ Monologe, asymmetrische / symmetrische Dialoge,
Handlungsdialoge
Vermittelte gesprochene Sprache: telefonische Übermittlung, Radio-Fernsehübermittlung
KONTAKTVARIETÄTEN
= Sprach- u. Varietätsmischungen, die durch den Sprachkontakt entstehen
- Pidgin + Kreolo – das wichtigste Merkmal, das sie bestimmt, ist die MACHT
- Pidgin wird nur in speziellen Situationen gesprochen, nicht in der Schule erlernt – unter dem
sozialen Druck, sich rasch zu verständigen
- Kreolische Sprache – Ausbausprache, 2. Generation aus Pidgin, Pidgin zur Muttersprache;
Entpidginisierung, Kreolisierung→K., Entkreolisierung→Standardsprache
- s Pidgin-Deutsch: Gastarbeiter, untersucht in den 70er Jahren, Fossilienstufen des
Deutschen
- Xenolekte: muttersprachliche Varietät gegenüber den ausländischen → Vereinfachung der
Sprache weist zugleich auf den niedrigeren Rang der Ausländer hin – symbolische Macht der
Einheimischen
- Lernervarietät: Zwischensysteme – ausgebaute Systeme der Sprache = Interiolekte = die
Varietät, die bei Erlernung der Zielsprache zur Verfügung steht
- je nach Kontaktmöglichkeiten entwickeln sich:
Basilekt
Mesolekt – ausgebaute Varietät, ist mit
Kreolsprache vergleichbar
Akrolekt – Kunstweise der
Ausländersprache (zielsprachenahe
Varietät)
SPRACHNORMEN
= Festsetzungen zur Regulierung menschlichen Handelns
51
Sprachnormen sind:
1) eine Teilmenge sozialer Normen:
- Situativ- / Kommunikationsnormen: Norm – Erwartungshaltung gegenüber
bestimmten Sprachverhalten, die in einer gegebenen Kommunikationssituation als
angemessen gilt (konventionalisiert). Anderes Sprachverhalten – normwidrig →
Sanktionen (=soziale Funktion der Normen)
- beziehen sich auf eine Adäquatheit des Sprechers
- Sprachnormen im weiteren Sinne (Konversationsmaximen)
2) Sprachnormen im engeren Sinne:
- sind linguistische Sprachnormen/Regeln
- grammatisch-semantische Normen – in Grammatiken, Wörterbüchern kodifiziert
- Normen sollten nicht nur institutionalisiert sondern auch sozial legitimiert
(anerkannt) sein
positive Auswirkung der Normen – wirken stabilisierend, Komplexität, Koordination der
Handlungen
negative Auswirkung der Normen – Zwang zur Konformität
Normen sind mit Wertungen verbunden
- zu laut lachen; Wörter wie geil, ätzend ohne
Rücksicht auf den jeweiligen Gesprächspartner
(z.B. alte Menschen)
- Gefahr sozial abgewertet zu werden
- Sprachverhalten unterliegt einer Sozialkontrolle
AUSSERSPRACHLICHE PARAMETER
- beeinflussen das Sprachverhalten
1) Schicht/Klasse
- schichtspezifisches Sprachverhalten
- wenig untersucht sind die sozialen Unterschichten (wegen schwierigem Zugang), d.h. die
Untersuchenden kommen meist aus höheren Schichten
- möglich ist die sog. teilnehmende Beobachtung – langer Prozess der Integration in die
Gruppe, man wird einer von ihnen
2) Alter
- untersucht v.a. Einfluss des Alters auf das Sprachverhalten im Bereich der Jugendsprache
- es gibt altersspezifische Sprachwelten (Schultag, jugendliche Freizeit, Beruf, Kleinkinder...)
52
- Jugendvarietäten - nach Freizeitinteressen, Religion...
- v.a. Wortschatz: Ausdrücke für Emotionen (total, echt), Popmusik,
Begrüßungen, Beschimpfungen, metaphorische Wendungen,
Anglizismen, Partikel (irgendwie, total)
- identitätsstiftende Funktion – Imagebildung
3) Geschlecht
- nicht nur biologischer, sondern auch sozialer Parameter
- eine wichtige Rolle spielt die Diskussion um die gesellschaftliche Gleichstellung von
Mann u. Frau
- erforscht, ob bzw. wann u. wie es Unterschiede gibt
Frauen:
- tendentielle Unterschiede – Stimme, Aussprache, Intonation
- Frauen passen sich besser einer dialektal/Standardsprache an als Männer
- Wortwahl: vermeiden sie Kraftausdrücke, und benützen dagegen abgeschwächte Formen;
unterschiedliche Fachwortschätze
- Satzbau: neigen in gesprochener Sprache zu kürzeren Sätzen, verbal orientiertem Satzbau
- Interaktionsverhalten: sprechen weniger als Männer, werden öfter unterbrochen,
bestimmen weniger oft das Gesprächsthema, verwenden oft Ich-Aussagen und Tag-questions
(nicht wahr, find ich halt)
- Sprachverhalten: nehmen den Sprechpartner als Individuum wahr, kooperatives
Sprachverhalte
(x Männer – leistungs- u. konfliktorientiertes Verhalten, sachorientiert)
Diese Unterschiede sind jedoch nicht biologisch sondern sozial determiniert!!!
4) Gruppe
- aufgrund mehrerer sozialer Faktoren kann man spezifische Gruppen unterscheiden
- diverser Sprachgebrauch bezieht sich außersprachliche Gemeinsamkeiten – Sport,
Religion, Drogen
- Funktion der Gruppensprache – Integration in eine spezielle Wunschgruppe oder
Abgrenzung von anderen – Gruppenidentität
- Sondersprachen – Argot, Rotwelsch, Obdachlosensprache, Slang...
5) Rolle
53
- soziale Rolle – eine Menge Erwartungen bezüglich des Verhaltens einer Person in
bestimmten Interaktionssituation
- bestimmtes Rollenhandeln – Mutter tröstet ihr Kind
- anderes Handeln – Normverstoß – als peinliche Stimmung sanktioniert oder manchmal auch
als Souverenität interpretiert
- Rollendistanzsignalisierung – durch Ironie, Überhöhung des adäquaten Verhaltens
- man erwartet bestimmtes Sprachverhalten auch im paraverbalen Bereich
- Rollenwechsel
-schichspezifisches Sprachverhalten (ein Automechaniker redet anders als ein Bankdirektor)
6) Situation
- bildet die Schnittstelle verschiedenster außersprachlicher Parameter
- unser Sprachverhalten ist von der Situation abhängig (Zeit, Ort, Kommunikationspartner),
z.B. familiärer Bereich, Freizeit, Schule, Beruf
- 2 Interaktionspartner können dieselbe Situation unterschiedlich interpretieren
- code-switching – Wechsel von einer Varietät zur anderen – meist automatisch
- außersprachliche Parameter überlagern sich → schwierig für Interpretation der
Untersuchungsergebnisse
Heutige SL
– Parameter Schicht nicht mehr im Zentrum, sondern:

Stadtsprachen

Sprachgebrauch an Institutionen – Beamter/Bürger; Beratungsgespräche

Verhältnis zw. Dialekt und Hochsprache: wichtig Stadt/Land, Alter,
Mobilität
Historische SL
- Geschichte der deutschen Sprache unter soziolinguistischer Perspektive untersucht
- sprachliche Entwicklung in Abhängigkeit von sozialer u. gesellschaftlicher Entwicklung
- möglich für 19.-20. Jh. – Sprachwandelprozesse
Soziolinguisierung – Dialektologie, Sondersprachforschung
Psycholinguistik (PL)
-Verbindung von Sprache u. Psyche (Geist) und damit Verbindung der Sprachwissenschaft
mit der Psychologie
54
- Sprache wird durch psychische Mechanismen beschrieben
CHOMSKY – Wie ist unser sprachliches Wissen im Gehirn repräsentiert und wie kommt es da
hinein? Ziel – Sprachkompetenz (kognitive Fähigkeit) zu beschreiben
Kognitive Psychologie – Problem der Informationsverarbeitung
Entwicklung. Struktur und Gliederung
1) Psychologie der Sprache – bis 1957 – WILHELM WUNDT, KARL BÜHLER
2) Entstehung der PL – 1957 veröffentlicht CHOMSKY Syntaktische Strukturen
- PL gehört zu den jüngeren Disziplinen der Psychologie oder der Linguistik
- Psychologen beschäftigen sich mit der Sprache und dem Sprachverhalten
- nur in wenigen Ausnahmen beeinflusste die Linguistik die Entwicklung der Psychologie u.
umgekehrt.
Ausnahmen:
WILHELM WUNDT (1832-1920)
- Schweizer Psychologe,
- an der Züricher Uni tätig
- 1875 in Leipzig gründete das erste psychologische Laboratorium – experimentelle
Psychologie
- Vorläufer der PL
- knüpfte an die Ideen von WILHELM
VON
HUMBOLDT – Was ist Sprache? Sprache ist kein
Werk (ergon), sondern eine Tätigkeit (energeia) des Geistes (Volksgeistes)
KARL BÜHLER
- einer der Begründer des Prager Linguistenkreises
- 1934 Sprachtheorie – Die Hauptfunktionen der Sprache sind:
1) Darstellung – mittels Sprache wird etwas mitgeteilt
2) Ausdruck – Emotionen, sprachliche Mittel charakterisieren die Persönlichkeit des
Sprechers
3) Appell – konative Funktion – an den Hörer
Organonmodell = Rolle des sprachlichen Zeichens
LINGUIST FERDINAND DE SAUSSURE
- aus Genf stammend
- 2 Erscheinungsformen der Sprache
signifiant (Lautbild)
X
signifié (Bedeutung)
55
- bezeichnender Ausdruck
- bezeichnetes Objekt
→ Theorie der Arbitrarität: es gibt keine innere Beziehung zw. dem Lautbild u. der
Bedeutung des Zeichens (Ausnahme – onomatopoetische Wörter)
langue (Sprache)
X
- abstraktes System von Regeln
parole (Rede - promluva)
- konkrete authentische Mitteilung
des Sprechers
- SAUSSURES Interesse galt nur der langue
ASSOZIATIONSTHEORIE
-
Terminus aus Griechischem
-
aktuell in der 1. Hälfte 20.Jhs.
-
bezieht sich auf den Sachverhalt, dass Begriffe einander bedingen
-
1. Versuche: 1880 GELTON – diktierte den Versuchspersonen u. untersuchte ihre
Reaktion darauf – Psychologie des Wortes (Wort spielt eine bedeutende Rolle)
KONDITIONIERUNGSTHEORIE
- beruht auf der Basis des Behaviorismus
- entwickelte sich in den 20er Jahren
- WATSON, WEISS – ließen sich von der Lehre I.P.PAVLOVS beeinflussen
-
Behaviorismus
versucht
das
Sprachverhalten
auf
der
Basis
der
sog.
Reiz-
Reaktionsschemata zu erklären; Sprechen ist ein „Sich-Verhalten“
NOAM CHOMSKY
-
1957 Syntaktische Strukturen – Theorie der generativen Grammatik
-
im Zentrum stand nicht das Wort, sondern die Sprache (in Deutschland – HANS
HÖRMANN – Generative PL)
-
Ende 60er: Chomskys generatives Modell kritisiert, seine Theorie berücksichtigt nicht
die kommunikative Funktion der Sprache
-
→ 70er: Entstehung der Pragmalinguistik – steht an der Grenze der PL u. der
Soziolinguistik
letzte Etappe – Entstehung der KOGNITIVEN PSYCHOLOGIE:
-
Verarbeitung der Informationen, Gedächtnisspeicherung
-
Erforschung des Spracherwerbs als logischen Denkprozess
3 HAUPTBEREICHE DER PL:
1) Spracherwerbforschung – wie Sprache erworben wird
2) Sprachwissensforschung – wie Sprachwissen im Gedächtnis gespeichert ist
56
3) Sprachprozessforschung – untersucht psychische Prozesse, die mit Hören,
Sprechen zusammenhängen
KARL BÜHLER – 1934 Sprachtheorie
-
stellt für indogermanische Sprachen fest, dass Verb im Zentrum der Aussage steht
u. die Struktur des Satzes bestimmt
-
Theorie
des
sprachlichen
Zeichens
–
Organonmodell:
Sprache
hat
Zeichencharakter Sprache ist ein Werkzeug (organon), mit dem man j-m etw.
über Dinge mitteilt; das Kommunikationsmodell definiert 3 Funktionen der
Sprache: Darstellung
Ausdruck
Appell
Das Dreieck deckt sich nicht immer mit dem Kreis; nicht alles am Schallphänomen ist für den
Empfänger wichtig. Er verwertet nur die semiotischmäßig relevante R.= abstraktive
Relevanz. Das Schallphänomen kann definiert werden, dass ich nicht alles höre, nicht alle
Laute, mangelhafte Information, trotzdem kann ich die Aussage verstehen = apperzeptive
Ergänzung.
Frühere Auffassungen des Zeichens:
1)
DE
SAUSSURE – bilaterale Auffassung, Zeichenmodell ist statisch; 2
Komponenten: signifiant (Ausdruck) + signifié (Inhalt), Appell spielt in diesem
Modell gar keine Rolle
2) ODGEN/RICHARD
–
das
semiotische
Dreieck
–
berücksichtigt
den
Zeichenbenutzer
Aber nur BÜHLERS Organonmodell ist das komplexeste Zeichenmodell, das dem Zeichen 3
Funktionen zuspricht; einbezogen sind auch psychische Prozesse des Sprechers (abstraktive
Relevanz und apperzeptive Ergänzung).
Weitere Kommunikationsmodelle:
1) Behaviorismus – BLOOMFIELD: beruht auf Reiz- u. Reaktionsschema; erklärt die
Kommunikation mit Stimulus u. Respons (R-S Psychologie); Stimulus führt zu
nichtsprachlicher Reaktion (z.B. nach Apfel greifen); Reaktion beim Hörer auf eine
Bitte
2)
DE SAUSSURE
– Kommunikationsmodell – 5 Phasen:
57
▪ rein-psychisch: 2 Personen wollen miteinander kommunizieren, A hat
Mitteilungsabsicht; aus den Sprechzentren im Gehirn wurden automatisch
Lautbilde evoziert
▪ psycho-physisch: Lautbilder gehen an die Artikulationsorgane über als Befehl
zu entsprechenden Artikulationsbewegungen
▪ rein-physisch: Person A produziert Laute, sendet Schallwellen aus; sie
kommen an das Ohr von B an
▪ psycho-physisch: Schallwellen von Gehörorganen der Person B im Gehirn
mitgeteilt
▪ rein-psychisch: das Sprachzentrum im Gehirn registriert Lautbild u. evoziert
automatisch die damit verbundene Inhaltvorstellung
→ dieses Modell ist mangelhaft, zu statisch.
Pragmalinguistik – pragmatische Universalien (Komponente):
1) Person des Sprechers
2) Person des Hörers
3) gesamter Kommunikationskontext
4) Zeit u. Ort der Äußerung
5) Präsuppositionen – Voraussetzungen der Partner
Eigenschaften des sprachlichen Zeichens – abstrakter Charakter, arbiträre Zuordnung;
neben Grundeigenschaften auch zusätzliche Eigenschaften:
1) Linearität – man kann 2 oder mehrere visuelle Zeichen auf einmal
aufnehmen, nicht aber mehrere sprachliche Zeichen; ich kann nur 1 Laut
nach dem anderen artikulieren
2) Unveränderlichkeit – es gibt keine schnellen Veränderungen sprachlicher
Zeichen, z.B. wegen der psychologischen Trägheit (lenost) der Benutzer
einer Sprache; resultiert in Neuerungsunwilligkeit
3) Veränderlichkeit – Angehörige einer Sprachgemeinschaft können im Laufe
der Zeit Änderungen in der Sprache bewirken
Sprachliche Assoziationen u. das Problem der Bedeutung:
Auswahl der Zeichen ist eingeschränkt:
1) syntaktische (sequentielle) Beziehungen – ein Wort hat Elemente vor sich und nach sich;
die Sequentielle PL sucht nach Strukturen, die einzelne sprachliche Zeichen verbinden
58
2) assoziative Beziehungen – Elemente neben sich – man verbindet das Wort mit anderen
Vorstellungen; Assoziative PL fragt nach Beziehungen zw. sichtbaren u. latenten Einheiten
Im Redefluss sind alle Elemente linear angeordnet, Kommunikation mittels solcher linear
angeordneten Elemente nennt Saussure Syntagma (=Zusammengestelltes). Syntagmatische
Beziehungen sind Relationen in Presentia.
Außerhalb des Redeflusses bestehen Verbindungen assoziativer Art = Paradigma (Beispiel).
Paradigmatische Beziehungen sind Relationen in Absentia.
Assoziationen entstehen aus 2 Gründen/Quellen: 1) Qualität der Vorstellungen – ähnlich,
gegensätzlich (groß entwickelt sich in die
ähnliche Vorstellung riesig, oder in die
gegensätzliche klein)
2) Erfahrung – was erlebt wird →
Assoziation
Experimente:
- 1901 THUMB U. MARBE: Stimulus bestimmt eine Kategorie, ein bestimmtes Reizwort löst
bei verschiedenen Versuchspersonen in hohem Prozentansatz gleiche Antwort aus
- KENT, ROSENZWEIG – häufigste Antwort als Primärantwort bezeichnet.
- RUSELL – Franzosen, Amerikaner, Deutsche assoziieren gleich (Tisch in allen Sprachen mit
Stuhl assoziiert)
- PATERMO, JENKINS (1965) - verglichen männliche u. weibliche Assoziationen:
- Frauen assoziieren anders (verwenden selten Hyperonyme,
geben auf einen und denselben Stimulus weniger verschiedene
Antworten)
- Erwachsene: assoziieren gleiche grammatische Kategorie (z.B.
Stuhl assoziiert einen Tisch, also auch ein Substantiv) =
paradigmatische Assoziation (Ähnlichkeit der Bedeutung der
Wortpaare), Selektion
- Kinder: dagegen machen syntagmatische Assoziationen (aus
dem Alltag), z.B. Stuhl-sitzen, Tisch-essen, arbeiten usw., d.h.
Kombination; die Veränderung kommt zw.7-9 Lebensjahr
Selektion u. Kombination werden in der Sprachpathologie zur Gliederung verschiedener
Formen von Aphasie (Sprachlosigkeit) verwendet.
Wortfeld = Bedeutungsfeld – Gruppe von Wörtern, die zusammen eine Bedeutungseinheit
bilden, semantische Relationen
59
LINGUISTISCHE EINHEITEN UND DIE REGELN IHRER VERKNÜPFUNG
ANDRE MARTINET – die Sprache ist ein Zeichensystem; das sprachliche Zeichensystem
bezeichnet als einziges zweifach gegliedertes Zeichensystem, dessen Ausgangspunkt das
Schema des Sprachereignisses darstellt
2 Komponente:
1) Sprechereignis
– etw. mitteilen, die Tätigkeit ist Encodieren
(von
der Artikulation o. Akustik her beschrieben)
2) Hörereignis
– betrifft den Hörer, er muss die Mitteilung
dekodieren u. interpretieren (von der Akustik
her, von dem, was der Empfänger hört = auditive
Beschreibung)
Sprachereignis – 3 Phasen: 1) artikulatorisch
2) akustisch
3) auditiv
Hörer sucht nach linguistischen Einheiten – Morphemen (kleinste bedeutungstragende
Einheiten, z.B. Sie hab en Kopf weh – 5
Morpheme)
– Phonemen (Einheiten ohne Bedeutung, die
jedoch eine Bedeutung signalisieren können;
Bündel distinktiver Schallmerkmale)
GENERATIVE GRAMMATIK (GG)
(heute als generative Transformationsgrammatik {GTG} bezeichnet)
NOAM CHOMSKY
- GG geht davon aus, dass jeder Muttersprachler ein intuitive Kenntnis von Regeln der
Sprache besitzt
- GTG: ▪ Fähigkeit grammatisch richtige Sätze zu bilden = Kompetenz (langue)
▪ Anwenden der Kompetenz – Performanz (parole)
▪ neu – Mensch
- Ziel der GTG: formale Beschreibung von grammatischen Regeln, die eine unmögliche
Menge von richtigen Sätzen erzeugen/generieren können
Entwicklung der GG:
1) Prinzip der Generativität - Ersetzungsregel
60
- jeder Satz (S) in Nominalphrase (NP, z.B. Der Besucher) u.
Verbalphrase (VP, z.B. betrachtet das Bild) zerlegt; VP →
Verb + NP atd.
-
Schema
–
Struktur
–
Stammbau/Stemma
:
Konstituentenstruktur ist gleich
- nach Regeln bildet man grammatisch korrekte Sätze
2) Phrasenstrukturgrammatik
= Basisteil, der durch Transformationsteil ergänzt werden muss → GTG
Kritik: - getrennte Teile können nicht gut beschrieben werden
- strukturelle Mehrdeutigkeiten – syntaktische Konstruktionen können nicht
beschrieben werden, z.B. Der Verlust des Studenten schmerzte sie. ist zweideutig, der
Satz kann bedeuten entweder, das der Student gestorben ist o. nur etwas verloren hat
→ 1 Struktur – 2 Bedeutungen x 1 Bedeutung – 2 Strukturen: Er liest dieses
Buch. Dieses Buch wird von ihm gelesen.
- semantische Ebene blieb unberücksichtigt im Punkt 1) oder sie spielte nur eine
geringfügige Rolle im Punkt 2)
3) Generative Semantik
- sie entstand Ende 60er
- KATZ, FODOR, HJELMSLEV
= Wortsemantik, arbeitet mit der Wortbedeutung als Konfiguration von verschiedenen
Bedeutungselementen – distinktive Bedeutungsmerkmale (Seme)
Semantem = Komplex v. Bedeutungen
Semem = Bedeutung des Worts
Sem = die kleinsten distinktiven Merkmale einer Wortbedeutung
- aufgrund des Komplexes von Semen kann man die Komponentenanalyse /
Komponentialanalyse KA vornehmen – Merkmalsmatrizen (Matrix) →tragen die meisten
Merkmale zusammen, die die Bedeutung eines Wortes konstituieren; KA führt zur
Präzisierung der Beschreibung von Wortbedeutung u. Bedeutungsdifferenzierung
- Verwendung der KA:
1) Bedeutungsrelationen (Eltern, Vater, Kind, Sohn...) –
Wortfelder
2) pragmatische Relationen (Synonymen, Antonymen,
Homonymen)
3) Bedeutungswandel
4) Verwendung auch bei Denotation u. Konnotation
61
SPRACHE-DENKEN-VERHÄLTNIS
- Sprache – 2 Funktionen: Ausdruck von Gedanken + Kommunikation
- Sprache spielt bereits beim Denken eine wichtige Rolle
- 3 Theorien des Verhältnisses Sprache + Denken:
1) JEAN PIAGET
- Unabhängigkeit von Entwicklung des Sprechens u. Denkens
- Spracherwerb – aktive Auseinandersetzung des Kindes mit der Umwelt
2) J.B. WATSON
- Denken = lautloses Sprechen (Behaviorist)
3) WYGOTSKI
- hebt die Autonomie des inneren Sprechens hervor – die innere Sprache muss in
grammatische Sätze umgeformt werden
RELATIVITÄTSTHEORIE (SAPIR-WHORF-THEORIE)
- 30er Jahre
- unsere geistigen Leistungen sind determiniert von der Sprache, in der wir denken
- besteht aus 2 Teilen:
1) These des linguistischen Determinismus:
- ohne Sprache kannst du keinen Gegenstand sehen (z.B. Indianer kennen keinen
sprachlichen Unterschied zw. blau u. grün → können visuell keinen Unterschied zw.
diesen Farben registrieren)
- Sprache – Gegenstandskonstruierende Funktion
2) These der linguistischen Relativität:
- Sprache teilt die außersprachliche Realität nicht in der gleichen Weise auf
- lexikalische Inkongruenz (Deckungsungleichheit im Wortschatz), z.B. Eskymos
haben
viele unterschiedliche Ausdrücke für Schnee, Japaner viele Begriffe für Reis
- Sprache schreibt uns vor, wie wir zu denken haben
3 Arten v. Denken: - bildliches
- technisches
- begriffliches
Denken verläuft schneller als Sprechen.
SPRACHERWERB (SE)
62
- der Besitz der Sprache unterscheidet Menschen von Tieren
- Phylogenese = Entwicklung eines Lebewesens von einfachen zu höheren Stufen
- Ontogenese = Entwicklung eines Individuums (Eizelle → Reifzustand)
- jeder Organismus wird durch 2 Gruppenfaktoren gekennzeichnet:
Spontaneität – Lebensprozess, Umwelt – Anpassungsfähigkeit
- die alleinige Existenz ist noch keine menschliche Existenz; es fehlt die Möglichkeit, aus
diesem Raum herauszutreten; um dies möglich zu machen, bedarf es einer Lockerung; erst
wenn die Lockerung da ist, kann Bewusstsein, Sprache u. Wissen entstehen
Spracherwerbstypen:
1) wie viel Sprachen werden gelernt – einsprachiger SE, zweisprachiger SE (bilingual),
mehrsprachiger SE
2) in welcher zeitlichen Reihenfolge werden die Sprachen erworben: Erstspracherwerb L1,
L2...
3) wie oft wird dieselbe Sprache gelernt: Ersterwerb, Wiedererwerb
4) werden Lernverfahren eingesetzt: vermittelt, natürlich
5) sind pathologische Bedingungen vorhanden: normaler SE, pathologischer SE
Untersuchungen:
- monolingualer L1-Erwerb
- bilingualer L1
- Fremdsprachenunterricht L2
- natürlicher L2 (70er)
- Wiedererwerb
Theorien des Spracherwerbs:
1) voluntaristische Theorie – Rolle der Umwelt, Kind bleibt passiv
2) intellektualistische Theorie – Kinder lernen aktiv die Sprache, indem sie versuchen, ihre
Welt zu verstehen u. zu denken (nicht bloße Imitation)
60er – Interesse für Kindersprache (CHOMSKY – angeborene Fähigkeit)
Fremdsprachenunterricht
Kontrastive Linguistik – nach 2. WK
Audiolinguistische Methode
Kommunikative Methode – erst in den 70er Jahren
Natürlicher L2-Erwerb: 70er – Problem der Gastarbeiter (Spanien, Italien, Kinder)
Erklärung von Sprachenlernen:
1) Behavioristischer Ansatz

Reiz-Reaktion (R+R; Stimulus-Respons)
63

Konditionierung – je häufiger R+R wiederholt werden, desto schneller lernt man
gewisse Gewohnheiten

Assoziationslernen

Lerner ist passiv – Drill, mechanisch lernen
2) kognitiver Ansatz

aktive Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt (PIAGET)

Lehrvorgang wird bewusst gemacht

im Einklang mit seiner biologischen u. sonstigen Entwicklung

Rolle der Umwelt + Aktivität des Kindes
2) interaktionistischer Ansatz

Sprache erlernen in konkreten Situationen

je nach SE-Typ sind verschiedene Interaktionen wichtig: L1-Erwerb (=Mutter-KindVerhältnis), natürlicher L2 (=Kontakt mit Muttersprachlern), Fremdspracheunterricht
(Schüler-Lehrer)
4) nativistischer Ansatz

als Entfaltung des genetischen Programms

2 Theorien:
- Universalgrammatik: Chomsky – angeborene Fähigkeiten
- Bioprogramm: DERECK BICKERBON – jeder Mensch ist genetisch mit
einem Bioprogramm ausgerüstet
-
Pidgin
(ohne
grammatische
Regeln)
→
Kreolsprache
(vollausgebildete Grammatik; Pidgin ist Muttersprache geworden)
5) Verarbeitungsansätze

befassen sich mit Gedanken, wie die sprachliche Eingabe vom Lehrer zum Schüler
verarbeitet werden soll
Biologische Grundlagen der Sprachlernfähigkeit:
1) zentrale Steuerungsinstanz: Gehirn + Gedächtnis
2) schallerzeugende Organe: Lungen, Mund, Nasenhöhle
3) Schallregistration: Ohre
4) Artikulationsorgane: Kehlkopf
2 Hirnhemisphären: a) linke: verarbeitet Informationen nacheinander, denkt logisch,
analysiert, erklärt, redet, speichert Regeln; Dominante – Sprachzentrum
b) rechte: verarbeitet gleichzeitig, registriert ganze Bilder, denkt in
Bildern, Emotionen
64
Lateralisierung – eine Gehirnhälfte wird auf die Ausübung bestimmter Funktionen
spezialisiert, Reifungsprozess, genetisch vorprogrammiert
Spracherwerb beim Kind:
- vorsprachliche Entwicklung – Fähigkeit des Hörens + Artikulierens
1) Vorstadium des SE – Geburtsschrei, Laute + Schrei
2) Lallphase
▪ 3.-8. Monat – Reduplikation, Lallwörter (žvatlání; lexikalischsemantische Ebene fehlt)
▪ 1.Wort mit 1 Jahr, manche erst im 18 Monate
▪ entwickeln sich kategorielle Schallwahrnehmung – Abfolge von
abgesonderten Elementen, z.B. MAMA
▪ pränatal – Schallunterschiede wahrnehmen
▪ postnatal – Verbindung Schall + Bedeutung
▪ Funktionen bei Kind
- personale
- informative
- imaginative
- konative
- neuristische – erkläre mir das
PIAGET – sensomotorisches Entwicklungsstadium – betont das Lernen in der
Auseinandersetzung mit Gegenständen der Welt
3) Einwortstadium – 9.-14. Monat
4) Zweiwortstadium – 17./24. Monat – primitive Satzketten
5) weitere Entwicklung – Bildung komplexer Sätze, Fragesätze, Negation, beim
Vorschulkind überwiegt Parataxe (Hauptsätze)
SE umfasst 3 Teile: Wortschatz (Lexikon = Konkreta + Abstrakta) + Wortbedeutung
Lauterwerb (Produktion der Laute)
Syntax + Konstrosyntax (Semantik syntaktischer Konstruktionen)
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