Hausarbeit „Wie erklärt die Psychoanalyse die Entstehung und die Symptomatik der Neurosen?“ Vorlesung: „Psychopathologie“ Veranstaltungsnummer: 06934/ D1 HSTa Dozent: Prof. Dr. Ewald Rumpf Universität Kassel Fachbereich Sozialwesen WS 2005/ 2006 vorgelegt von: Tim Werner, Friedrich-Engels-Straße 2, 34117 Kassel Kassel, 09.02.2006 „Wie erklärt sich die Psychoanalyse die Entstehung und die Symptomatik der Neurosen?“ 1. Zitat 2. Vorwort 3. Das zentrale Ziel und die 4 Gesichtspunkte der menschlichen Betrachtungsweise der Psychoanalyse 3.1 Das Strukturmodell des psychischen Apparats 3.2 Biographische genetische Aspekte und die Verteilung der Libido 3.3 Objektbeziehungen und Trieborganisation der Entwicklungsstufen 3.3.1 Die „Orale Phase“ 3.3.2 Die analsadistische Phase 3.3.3 Die phallisch.narzistische Phase 3.3.4 Der Ödipuskomplex 3.3.5 Der Kastrationskomplex 3.3.6 Die Latenzzeit 3.3.7 Die Pubertät 4. Kurzdefinitionen von Neurosen 4.1 Schopenhauers Stachelschweine 4.2 Neurose und Traum; Konfliktbewältigung durch Kompromiss 4.3 Die traumatische Situation 4.4 Erkrankungstypen 5. Symptombildung bei Übertragungsneurosen 5.1 Die Konversionshysterie 5.2 Die Phobie 5.3 Die Zwangsneurose 6. Charakterneurosen 7. Fazit 8. Literatur Verzeichnis 9. Erklärung 2 1. Zitat „ Die Psychoanalyse hält sich in der Tat sehr nah bei jener kritischen Funktion, von der wir sagen, dass sie allen Humanwissenschaften eignet. Indem sie sich die Aufgabe gestellt hat, durch das Bewußtsein des Diskurs den Unbewußten sprechen zu lassen, schreitet sie in Richtung jenes grundlegenden Gebietes vorwärts, indem sich die Beziehungen der Reproduktion und der Endlichkeit abspielen. Während alle Humanwissenschaften nur mit ihm zugewandten Rücken zum Unbewußten gehen und darauf warten, dass es sich in dem Maß enthüllt, in dem sich gewissermaßen rückschreitend die Analyse des Bewußtseins vollzieht, zielt die Psychoanalyse direkt mit Überlegung auf das Unbewußte und nicht auf das, was sich allmählich in dem fortschreitenden Beleuchten des Impliziten aufhellt, sondern auf das, was da ist, sich entzieht, was mit der stummen Festigkeit einer Sache, eines in sich selbst abgeschlossenen Textes oder einer freien Stelle in einem sichtbaren Text existiert und was sich dadurch verteidigt.“ (...) „Das heißt: im Unterschied zu den Humanwissenshaften, die, indem sie den Weg zum Unbewußten rückwarts zurücklegen, stets im Raum des Repräsentierbaren bleiben, geht die Psychoanalyse vorwärts, um die Repräsentation zu überschreiten, sie auf der Seite der Endlichkeit zu Übersteigen und so, dort wo man die tragende Funktion ihrer Normen erwartete, die regelbeladenen Konflikte und die systembildenden Bedingungen, die nackte Tatsache hervorruft, dass es ein System (also Bedeutung), eine Regel (also Opposition) und eine Norm (also Funktion) geben kann.“1 2. Vorwort Seit dem Ausgang des vorigen Jahrhunderts hat sich aus der Beobachtung und dem Studium neurotischer, insbesondere zunächst hysterischer Krankheitsbilder die Psychoanalyse entwickelt. Die Psychoanalyse ist heute ein Fachgebiet eigener Prägung, eine selbständige Disziplin, denn sie verfügt: 1) Über eine eigene Forschungsmethode2, mit deren Hilfe sie ihre Daten gewinnt und 2) über eine eigene allgemeinen Theorie, die psychoanalytische Metapsychologie. Diese integriert und systematisiert gewonnenen Daten und kann zumindest qualitativ durch Erfahrung bestätigt werden.. Michel Foucault, „Die Ordnung der Dinge“, S. 447 ff. S. Freud schreibt zu Recht die stolzen Worte: „In Wirklichkeit ist die Psychoanalyse eine Forschungsmethode, ein parteiloses Instrument, wie etwa die Infinitesimalrechnung.“ (vgl. Freud, S: „Die Zukunft einer Illusion“, 1927, S. 360) 1 2 3 3) eine Krankheitslehre zu entwickeln, dass heißt, sie gelangte zu Aussagen über die Struktur und Kausalgenese solcher Krankheitsbilder, an deren Herkunft und Aufbau psychische Faktoren bestimmend und gestaltend beteiligt sind. Die Psychoanalyse entwickelt 4) eine Behandlungstechnik, die psychoanalytische Psychotherapie und entwarf schließlich 5) eine umfassende Persönlichkeitstheorie, in der über die Genese, die Struktur und Funktion der Psyche systematische Feststellungen getroffen werden. Diese Hausarbeit wird sich vor allem mit der Theorie und der Krankheitslehre der Psychoanalyse beschäftigen ohne auf bestimmte Behandlungstechniken einzugehen. Die Persönlichkeitstheorie der Psychoanalyse (PA) soll, soweit es zur Klärung des behandelten Themas erforderlich ist, im Rahmen der „allgemeinen psychoanalytischen“ Theorie erklärt und behandelt werden. Insofern hat diese Hausarbeit eher einen einführenden Charakter, als einen detaillierten. 3. Das zentrale Ziel der Psychoanalyse und die 4 Gesichtspunkte der menschlichen Betrachtung „Geheime(s) Motiv(e)“ des psychischen „So-Seins“, also nicht unmittelbar sichtbare oder repräsente Ziele aufzuweisen war das zentrale Ziel der Psychoanalyse, weshalb sie auch von Freud 1928 als Tiefenpsychologie bezeichnet wurde. Ohne die Auffindung dieser Motive wäre es Freud nicht möglich gewesen den Sinngehalt hinter den psychischen Krankheiten zu erkennen. Die Verfolgung dieser „Motivgeschichten“ eines Patienten bis in die Kindheit, den Träumen, die Erziehung und des Milieus in der Kinder groß werden, enthüllte darüber hinaus, dass eine enge Verbindung zwischen biologisch- somatischen Vorgängen und den psychosozialen Verhältnissen und deren Einflüsse besteht. Man spricht von den vier Psychologien der Psychoanalyse um klar zu machen, unter welchen Gesichtspunkten der Mensch betrachtet werden kann und deren Kriterien: 1) Triebpsychologie/ Libidotheorie - Bedürfnisse und Wünsche, geformt in der frühen Erfahrung werden verkörpert in bewußten oder unbewußten Phantasien. - Die Wünsche aber sind oft unannehmbar; Zeichen dieser Konflikte und ihrer Lösungen sind Angst, Schuld, Scham, Hemmungen, Symptombildung sowie pathologische Charakterzüge. 4 2) Ich Psychologie - Die Fähigkeit zur Anpassung, Realitätsprüfung, Abwehrprozessen und umgehen mit der inneren Welt der Bedürfnisse, Affekten sowie der äußeren Welt der Realitätsanforderung. → „Ich-Defekt“ 3) Psychologie des Selbsterlebens - anhaltendes subjektives Befinden in Hinblick auf eigene Grenzen, Kontinuität, Wertschätzung, Reaktion und Schwankungen des subjektiven Zustands - Selbst- Erleben - Die zentrale Stellung des Selbst 4) Psychologie der Objektbeziehung - Erleben der Objektbeziehung als Kind, welches im Gedächtnis noch gespeichert ist und sich wiederholt. - 3.1 Die Wiederholung des Familiendramas ( Suche nach Liebe und Bewältigung) Strukturmodell des psychischen Apparats Strukturm. d. psychischen Apparats Es Ich zentraler Inhalt der 3 Instanzen ist das Selbst ÜberIch (nach Battegay, 1971) Das Es ist unterste, ursprüngliche Schicht. Es arbeitet nach dem Lust- Unlust- Prinzip und will sofortige und totale Befriedigung der Impulse. Es kennt keine Logik, Moral und Beständigkeit, ist zeitlos, unbelehrbar und unberechenbar und hängt eng mit dem Somatischen zusammen. Das Ich ist Wahrnehmung, Gedächtnis, Motorik, arbeitet nach Realitätsprinzip und ist denkend und planend. Das Ich wird ebenfalls als der Träger des Bewußtseins und des Selbsterhaltungsorgan der Psyche bezeichnet. Das Ich muss umgehen mit Verbindungen des Über-Ich, den Strebungen der Umwelt und sammelt Erfahrungen. Außerdem schützt das Ich die Entwicklung von Angst (Gegenbesetzung des Es) Das Über-Ich ist das System aller Motive, das Gewissen, ist einschränkend und verfolgend. Es hängt mit dem gefürchtetem Eltern Objekt zusammen. 5 3.2 Biographisch genetische Aspekte und die Verteilung der Libido Die biographisch-genetische Betrachtungsweise betrifft, zusammenfassend gesehen, zum einen die Eindrücke, die das Individuum im Laufe des Lebens, vor allem in der Kindheit, in seinen Objektbeziehungen gewonnen hat und zum anderen hat sie die Reifungs- und Entwicklungsphasen der Triebe und der Ich-Organisation im Blick, die sich in phasenspezifischer Wechselwirkung mit seinen wichtigen Bezugspersonen, seinen Trieb„Objekten“ ergeben. Libido [die; lateinisch] Begierde, Geschlechtstrieb; nach S. Freud eine spezifische sexuelle Triebkraft, die die energetische Komponente vieler seelischer Vorgänge darstellt; nach C. G. Jung eine allgemeine seelische Energie, Lebenskraft.3 Objekt des Triebes ist der Gegenstand, an dem und mittels dessen der Trieb sein Ziel erreicht. Er ist sehr inkonstant, auswechselbar und ursprünglich gar nicht mit dem Trieb verbunden. Erst sekundär hat sich der Trieb auf ein bestimmtes Objekt gerichtet und zwar nach Maßgabe der Befriedigung, die ihm dieses Objekt verspricht. Dieser wesentliche Fortschritt in der Entwicklung der psychoanalytischen Trieblehre war zugleich ein wichtiger Anstoß zur Konzeption einer differenzierteren psychoanalytischen Theorie des Ich, als Freud zu der Auffassung gelangte, daß die Libido nur Objekte sucht sondern auch die eigene Person, das Selbst besetzen kann. Fortan unterschied man Objektlibido von einer narzißtischen Libido, wobei Freud den Ausdruck Nazißmus in Erinnerung der griechischen Sage vom Jüngling „Narzissus“ wählte, der in sein eigenes Spiegelbild verliebt blieb. Die Libidoverteilung, das Verhältnis von Objektlibido und narzißtischer Libido, gewann vor allem unter zwei Aspekten große Bedeutung: einerseits in entwicklungspsychologischer Hinsicht und zum anderen in pathogenetischer4 Hinsicht. Die Libido findet ihre Ziele ungefähr so wie bei einer lebenswichtigen Körperfunktion. Die Nahrungsaufnahme beispielsweise ist mit lustvoller Berührung der Mundschleimhaut und mit warmen, zartem Hautkontakt, also mit einer adäquaten Reizung der auf der frühesten Entwicklungsstufe führenden erogenen Zonen verknüpft. Die Objektbeziehungen des erwachsenen Menschen, im engeren Sinne die Objektwahl, also die Libidoverteilung in der Beziehung zu den bevorzugten, den geliebten Objekten orientiert sich nach zwei Grundformen, zwischen denen manigfaltige Übergänge möglich sind. 3 vgl. www.wissen.de Pathogenese[die; griechisch] die Entstehung einer Krankheit, hinsichtlich der Ursache (kausale Pathogenese) und der Art (formale Pathogenese). 4 6 I. Die Objektwahl nach dem Anlehnungstyp vollzieht sich nach dem Vorbild des Kleinkindes, das die primär narzißtische Libido allmählich auf eine nährende und pflegende Mutter überträgt. Bestimmend ist dabei zunächst das Maß an Triebbefriedigung, die das Objekt vermittelt. Das Objekt wird begehrt, weil und insofern es der Triebbefriedigung dienlich ist. Je größer die Befriedigung, um so mehr Libido fließt dann aber umgekehrt dem Objekt zu, um so wertvoller erscheint das Objekt dem Ich, das seinerseits in gleichem Maße an Eigenliebe und stolzer Selbsteinschätzung verarmt. Nach dem Anlehnungstyp liebt ursprünglich etwa der Mann die nährende Frau, die Frau den schützenden Mann. II. Anders bei der Objektwahl nach dem narzißtischen Typ. Danach liebt man was man selbst ist, was man selbst war, was man sein möchte (Ich-Ideal) oder die Person, die ein Teil des eigene Selbst war (die Eltern lieben ihr Kind für dafür das sie das sind was sie mal waren als Kind). Die psychoanalytische Trieblehre war in einem ersten Schritt als Theorie der Sexualität begründet worden. Die infantile Entwicklung der Sexualität aus multiplen Partialtrieben und die ursprüngliche autoerotische Befriedigung sowie die Regulation der kontinuierlich aus ihren Quellen fließenden Triebenergie durch das Lust- Realitätsprinzip bildeten die Grundlage der Theorie der Triebe, speziell der Libido. Die sogenannten Geisteskrankheiten oder Psychosen, insbesondere die Schizophrenie und die Paranoia, die vor allem durch Wahnbildung ausgezeichnet sind bildeten aber eine vorläufige Grenze für weitere Einblicke in das Wesen der Libido (sie sind vor allem durch Wahnbildungen ausgezeichnet aber auch durch Melancholie) diese entzog sich dem psychoanalytischen Verständnis und der therapeutischen Beeinflussung durch die psychoanalytische Methode. Den Grund dafür sah man darin, dass der Psychosekranke, soweit seine Persönlichkeit von der Krankheit befallen war, gefühlshafte Beziehungen zu anderen Menschen und demgemäß auch zum Arzt in einem gewissen Krankheitsstadium vermissen ließ. Ganz anders der an einer Neurose erkrankte. Der Hysteriker und Zwangsneurotiker hat sofern seine Krankheit „reicht“, die Beziehung zur Realität zwar aufgegeben, die Analyse zeigt aber, dass er die erotischen Beziehungen zu Personen und Dingen keinesfalls aufgegeben hat. „Er hält sie in seiner Phantasie fest.“5 5 Freud, S.: „Triebe und Triebschicksale“, 1915a, S. 139 7 3.3 Objektbeziehungen und Trieborganisation der Entwicklungsstufen Freud war der Auffassung das allen neurotischen Erkrankungen im Erwachsenenalter eine infantile Neurose zugrunde liegt, deshalb machte er es sich auch zum Auftrag bei jeder Psychoanalytischen Behandlung zum Kern der Neurose und damit soweit in die Kindheit des Patienten vorzudringen wie es geht. Dafür wurde und ist die Phasenlehre der Libidoentwicklung geschaffen worden. 3.3.1 Die orale Phase In der frühesten Stufe der Libidoentwicklung, in der oralen Phase, zentriert sich das Luststreben auf die Mundschleimhaut und die Haut der Körperoberfläche als die führenden erogenen Zonen. Mund und Haut bringen das in seinem Lusterwerb noch völlig hilflose Kind beim Stillen, Baden, Trockenlegen und so weiter in lustbringende Berührungen mit der Mutter, mit der es anfänglich noch eine Erlebniseinheit bildet, man könnte sagen psychisch identisch ist. Das Kind hat psychisch gesehen noch kein eigenes Objekt; Vorgänge wie gestillt, gewiegt, getragen und liebevoll umsorgt zu werden, bieten ihm den ersten autoerotischen Lustgewinn. Dass das Bedürfnis und die Befriedigung nicht immer durch z. B. schreien gestillt wird spürt es alsbald und erfährt damit seine Abhängigkeit von etwas Fremden. Das Baby gelangt dadurch immer mehr zum Weg der ersten Unterscheidung zwischen Subjekt (Säugling) und Objekt (Mutter), also von Ich und Außenwelt. Ist aber die ursprüngliche Einheit von Kind und Mutter einmal zerbrochen, so ist eine Trennung vollzogen und dass Kind strebt danach, sich des mütterlichen Objekts, von dem es abhängt, zu versichern, von ihm Besitz zu ergreifen. Sobald die Reifungsvorgänge an Muskeln und Nerven vorangeschritten sind, sind auch koordinierte Bewegungen möglich und nicht zuletzt auch das Beißen beim Säugen. Diese Saugbewegungen unterliegen der Tendenz zu sichern, zu behalten. Der Säugling hat das Befriedigung spendende Objekt lieb gewonnen. Die Tendenz ist um so größer, je nachhaltiger die Versagungen sind, denen der Säugling ausgesetzt ist. Diese Ambivalenz zwischen den ersten Keimen von Objektlibido und narzißtischer Libido hat noch einen anderen Aspekt: in der Aufhebung der Eigenexistenz des Objekts durch Introjektion6 kann man eine destruktive, objektfeindliche Regung erblicken, den sogenannten oralen Sadismus7. 6 Introjektion [lateinisch] Hineintragung, Hineinlegung menschlicher Gedanken, Willensregungen und Gefühle in Außermenschliches (z. B. unseres Kraftgefühls in die leblosen Dinge). Ebenso das Verinnerlichen von fremden Anschauungen und Werten. 8 Gerade diese Zwiegesichtigkeit ist nun der entscheidende für die Verwendung bei der Bildung neurotischer Symptome. Sie zeigt sowohl libidinöse als auch aggressive Regung und kommt der Notwendigkeit der Verdichtung verschiedener, gegensätzlicher Motive im neurotischen Symptom im hohen Maße entgegen. 3.3.2 Die analsadistische Phase Auf dieser zweiten Organistionsstufe lösen die Afterschleimhaut und die benachbarte Haut die Mundschleimhaut als führende erogene Zone ab. After und Enddarm werden zur Hautquelle der Libido. Einerseits ist dies auf körperliche Reifungsvorgänge zurückzuführen zum anderen auf erzieherische Faktoren, und die Maßgabe der jeweiligen Kultur. Das Kind erlebt die häufigen Berührungen bei der Körperpflege als höchst lustvoll, aber selbst der Darminhalt wirkt als Reizkörper auf die Darmschleimhaut und Haut. Mit der Fähigkeit des willkürlichen Öffnens des Afterschließmuskel gewinnt das Kind eine neue Möglichkeit autoerotischen8 Lustgewinns über die es nach belieben Verfügen kann. Neben diesen After-Enddarm-Regionen erhält aber auch die Extremitätenmuskulatur in dieser Phase zunehmend erogene Bedeutung. Das Kind läuft, hüpft, klettert und gibt sich immer wieder langanhaltenden rhythmischen Bewegungsabläufen hin. Die Objektbeziehungen bleiben vorerst prinzipiell narzißtisch orientiert, das heißt, das Objekt wird nur insofern begehrt, als es dem Lustgewinn und der Bedürfnisbefriedigung des Kindes dient. Besonders in er frühen analsadistischen Phase aber drohen die destruktiven (zerstörerischen) (Trieb)Kräfte in Konkurrenz mit den libidinösen vorübergehend die Oberhand zu gewinnen. Für die anale Triebquelle ist der Darminhalt der Prototyp der Objekte. Die libidinösen Bestrebungen gehen dahin, das Objekt zu besitzen, dass heißt den Stuhl zurück zu bekommen. Die destruktiven Kräfte dagegen tendieren dahin das Objekt abzulehnen, also den Darminhalt auszustoßen. Die ambivalente9 Beziehung zum Äußeren Objekt spiegelt sich in der Einstellung zum Darminhalt wider. Das wird um so verständlicher wenn man bedenkt, dass sich das Kind schon auf der oralen Stufe sein Objekt einverleibt, wodurch es zum inneren Objekt geworden ist. Mit diesem inneren Objekt wird nun der Darminhalt identifiziert, er nimmt dadurch die lustvollen und unlustvollen Aspekte der äußeren Objekte an. Das gilt natürlich wiederum in verstärktem Maße, wenn das Kind in seiner Beziehung zur Mutter bzw. zur Erzieherperson nachhaltige 7 Sadismus[nach dem Marquis de Sade] von R. von Krafft-Ebing eingeführte Bezeichnung für eine dem Masochismus entgegengesetzte Triebabweichung, bei der die Geschlechtslust mit dem Zufügen von Qualen und Erniedrigungen verbunden ist. Im weiteren Sinne Lust an Grausamkeiten und Verbrechen aller Art. 8 Erklärung siehe „Narzißmus“ 9 am|bi|va|lent [–va–, lat.] doppelwertig 9 Enttäuschungen erlebt und sich nun zum Schutz gegen erneute Frustrationen auf die autoerotische Bestätigung zurückzieht.10 Für die Extremitätenmuskulatur liegen die Objekte eindeutiger in der Außenwelt. Ihr libidinöses Ziel besteht darin, das Objekt in Besitz zu nehmen, es sich anzueignen, zu umarmen und zu beherrschen bzw. absolut darüber zu verfügen und das kann heißen, es loslassen zu müssen, fallenzulassen und nach belieben wegwerfen zu können. Hier werden die destruktiven Kräfte erkennbar, dass eigentliche destruktive Ziel der Extremitätenaktivität ist aber die Verrichtung, die ungehemmte Zerstörung des Objekts. Libidinöse und destruktive Regungen gehen in der Muskelbetätigung aber durchweg Verbindungen ein, die vom Unterwerfen und Beherrschen über Quetschen, Drücken und Unterdrücken bis zum Schlagen, Erschlagen und zur Zerstörungslust reichen. Diese Verbindung wird dann Sadismus genannt. Gegen die eigene Person gerichtet stellt sie eine Form des Masochismus dar, den sogenannten erogenen Masochismus. Dieser Masochismus äußert sich bei Kindern oft dahingehend, dass sie daran gehindert sind ihre Wut an einem äußerem Objekt auszulassen, sie werfen sich auf den Boden oder schlagen sich selbst. Diese dualistische Triebtheorie ist unter Psychoanalytikern bis in die Gegenwart kontrovers, allerdings ist die Existenz aggressiver Impulse bis heute unumstritten. Dieser frühen destruktiv- sadistischen Phase folgt eine zweite, eher libidinös geprägte Phase, in der man von einer Objektfreundlichkeit spricht, von beherrschender Regung. Diese Unterteilung der analsadistischen Phase in eine frühere destruktiv-sadistischen und eine spätere libidinöse objektfreundliche Phase ist für das pathogene Verständnis der narzißtischen Neurosen und ihre Abgrenzung gegen die Übertragungsneurosen von großem Belang. Abraham wies nach, dass Libido und Aggression bei der Zwangsneurose bis auf die spätere Stufe der analsadistischen Phase zurückfallen. Die wachsende Beherrschung der eigenen Motorik und damit die Fähigkeit, Objekte zu beherrschen, vermitteln dem Kind ebenso wie die Erfahrung, dass es seiner Umgebung etwas Wertvolles, nämlich den Darminhalt schenken oder vorenthalten kann, das Gefühl eigener Macht, die zum Allmachtsgefühl werden kann. Wo diese Selbstüberschätzung nicht dem Selbst als ganzes, sondern einzelnen Organen und Funktionen gilt, wird sie zur „Magie“. Besonders jener Organe, die als erogene Zonen vermehrt libidobesetzt sind, misst es magische Kräfte zu. Lampl-De Groot erwähnte ein schönes Beispiel: „John, zwei Jahre und zehn Monate alt, erzählte seiner Mutter, sein Penis würde wachsen, bis er so groß wäre wie der 10 Schimpfen anstatt zu loben um das Kind „sauber“ zu bekommen etc. 10 Gartenschlauch; er würde den ganzen Ozean füllen und dann würde ein großer Dampfer kommen und mit ihm übers Meer fahren“11 3.3.3 Die phallisch-narzißtische Phase Im dritten Lebensjahr etwa löst das Genitale den Enddarm als führende erogene Zone ab. Diese Entwicklungsphase ist also bei den Geschlechtern dadurch charakterisiert, dass die Außenweltobjekte, real oder in der Phantasie, das gleiche phallische Genitale haben wie das Subjekt. Ein Körperteil, das in hohem Maße libidobesetzt ist, wird auf das Objekt projiziert oder am eigenen Leib identifikatorisch umgewandelt, eine narzißtische Objektwahl also. Freud hat diese Phase als die phallische bezeichnet, in der Auffassung, dass psychisch für beide Geschlechter nur ein Geschlechtsorgan vorhanden ist, der Penis. Junge und Mädchen befriedigen ihre sexuelle Erregung durch Onanie. Der Junge reizt den Penis, das Mädchen die Klitoris, die entwicklungsgeschichtlich als Rudiment12 des männlichen Organs aufzufassen ist. Der Junge schätzt sein Glied als lustbringenden Besitz so hoch, dass es zum Maßstab seines Selbstgefühls wird. Der Penis wird mit dem Ich identifiziert, auch die Größe spielt für den Stolz des Jungen eine wichtige Rolle. Die weiblichen Objekte, vorweg die Mutter, stattet er in der Phantasie mit einem Penis aus. Seine Objektwahl ist also durch Projektion bestimmt. Das Mädchen nimmt dagegen bald zur Kenntnis, dass der Vergleich mit dem Organ des Jungen zu ihrem Nachteil ausfällt. Der Penisneid bestimmt ihre Objektwahl, der Wunsch, einen Penis zu haben wie der Junge, führt dazu, dass sich das Mädchen mit dem Jungen vorübergehend identifiziert; sie bietet burschikose Wesenszüge und versucht sich mit dem Jungen auf den verschiedensten Gebieten zu messen, sie entfaltet eine sogenannte „phallische Rivalität“. In diesem Nebeneinander männlich-aktiver und weiblich-rezeptiver Strebungen bei beiden Geschlechtern äußert sich eine bisexuelle Anlage, die auch im anatomischen und hormonalen Bereich nachweisbar ist. Der Anlage nach könnte sich jedes Individuum sowohl zur männlichen als auch zur weiblichen Geschlechtlichkeit differenzieren. Die Entscheidung darüber, welcher Entwicklungsgang tatsächlich eingeschlagen wird, ist in erster Linie in den Chromosomen des Zellkerns festgelegt, kann aber durch äußere Einflüsse, auch psychischer Art, gewisse Modifikationen erfahren. Im seelischen Bereich sind beispielsweise später rückwirkend die latenten passiv-rezeptiven Strebungen des Jungen und die manifesten Lampl-de Groot, J.:“ Ich-Ideal und Über-Ich, Psyche“, XVII, 6, 321f. 1963 Rudiment[das; lateinisch] Rudimentärorgan, im Lauf der Stammesentwicklung funktionslos gewordenes und daher verkümmertes Organ, z. B. der Wurmfortsatz am menschlichen Blinddarm // ru |di|men|tär: nicht ausgebildet, verkümmert 11 12 11 männlich-aktiven Identifikationen des Mädchens aus der phallisch-narzißtischen Entwicklungsphase wieder belebbar. Das kann bis zur Aufnahme homosexueller Beziehungen führen, wenn konflikthafte innere, aber auch äußere Umstände in diese Richtung drängen. 3.3.4 Der Ödipuskomplex Der Ödipuskomplex steht für eine Korrektur der noch überwiegend narzißtischen Objektwahl der Kinder. Der Junge nimmt zur Kenntnis, dass Frauen, insbesondere die Mutter keineswegs mit einem männlichen Genital ausgestattet sind und das Mädchen muss sich eingestehen, dass es in der rivalisierenden Identifikation mit dem Knaben eher Enttäuschung als Befriedigung und Bestätigung erfährt. Es ahnt, dass seine Bestimmung nicht darin liegen kann, es dem Jungen gleichzutun. Das Ich und die Außenweltobjekte erhalten in dieser Phase immer mehr wirklichkeitsentsprechende Aspekte und die magische Weltauffassung tritt allmählich zurück. Die nach wie vor autoerotische Befriedigung, die Onanie, geht nun mit Objektvorstellungen, mit Phantasien einher. Diese genital-sexuellen Wünsche in dieser infantil-genitalen Phase stürzen das Kind in tiefe Konflikte. Schon die Triebeinschränkungen, die sich das Kind in früheren Stadien, etwa bei der Reglementierung der Ernährung, bei der Reinlichkeitserziehung und bei der Einschränkung seiner Aggression gefallen lassen musste, haben es in Konflikte mit der Umwelt und seinen Objekten gebracht. Dies waren aber durchweg Konflikte auf der Zwei-Personen-Ebene. Auf der infantil-genitalen Stufe nun sind es Konflikte von neuer Art, sie betreffen eine Drei-Personen-Beziehung und entstammen dem Bereich des Ödipuskomplexes.13 Freud hat diese Bezeichnung in Erinnerung an die griechische Sage gewählt, nach welcher Ödipus seinen Vater erschlug, ahnungslos seine Mutter heiratete, mit ihr Kinder zeugte und schließlich blendete. Der Themenkreis, der die Phantasien und die seelische Einstellung des Kindes in diese frühgenitalen Phase erstmals bestimmt, ist dem der Ödipussage sehr ähnlich. Der Junge liebt seine Mutter, will sie vielleicht sogar heiraten, wenn er groß ist und dem Vater gegenüber bringt er gemischte Gefühle entgegen, er liebt ihn zwar aber verwünscht ihn auch manchmal („wenn ich so groß bin wie der Papa und der Papa nicht mehr da ist, heirate ich dich Mama“). Beim Mädchen hingegen verhält sich die Sache anders, sozusagen umgekehrt. In diesem Ambivalenzkonflikt in der Beziehung zum gleichgeschlechtlichen Elternteil wächst das Kind aus inneren Bedingungen, im Zuge seiner Reifung und Entwicklung hinein, auch ohne das es besonders Feindseligkeit weckender Erziehungsmaßnahmen bedarf. Diese ödipale Ambivalenz hat eher einen biologischen und mehr sozialen Aspekt, biologisch betrachtet repräsentiert sie die 12 bisexuelle Anlage des Menschen; sozial gesehen enthält sie die Wertschätzung beider Eltern aufgrund früherer befriedigender Erfahrungen an ihnen, zum anderen aber die Rivalität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil im Werben um das selbe Objekt. Der soziale Aspekt des ödipalen Konfliktes erweitert sich im übrigen dadurch, dass die Eltern dem Kind auch die Normen der Gesellschaft repräsentieren, in die sie ebenso wie das Kind hineingeboren sind. Diese Gesellschaft ist Träger von Traditionen, Sitten und Gesetzen, in denen bestimmte Vorstellungen und Wertungen bezüglich der frühkindlichen Triebansprüche, speziell aber der Rolle der Geschlechter und der Generationen ihren Niederschlag gefunden haben. Im der ödipalen Konstellation begegnet also das Kind einerseits den geschlechtlichen Verhaltensmustern, die in der Gesellschaft gelten, zum anderen aber den individuellen, mehr oder weniger konflikthaften Varianten in der Sexualeinstellung der Eltern. Die Bewältigung des Ödipuskomplexes ist eine Leistung der Anpassung von inneren und äußeren Gegebenheiten und das Resultat dieser Bemühungen wird fortan zum Modell, nach dem das Individuum seine zwischenmenschlichen Beziehungen gestaltet. 3.3.5 Der Kastrationskomplex Der ödipale Inzestwunsch bringt den Jungen in seiner Beziehung zum Vater in einen Konflikt. Das Genitale ist das eigentliche Vollzugsorgan dieser Rivalität, deshalb fürchtet der Knabe, der väterlichen Rache zum Opfer zu fallen und seine Genitale zu verlieren. Diese Angst und die Gefühle die damit verbunden sind nennt man Kastrationkomplex. Strafandrohungen die das Masturbieren betreffen und die Entdeckung, dass ein Mädchen tatsächlich keinen Penis hat deutet der Junge unter dem Eindruck seiner Angst dahingehend, dass sie die Kastration schon erdulden mußte und ihn nun bald das selbe Schicksal ereilen wird. Wird diese Angst nicht überwunden, dann stellen sich später oft Potenzstörungen ein Der Anblick einer penislosen Frau mobilisiert ständig erneut die alte Angst. Damit er das alles nicht auch erleiden muss, stellt er seine sexuellen Wünsche auf das Abstellgleis und ersetzt sie durch den Wunsch ein weibliches Genital zu besitzen und wie die Mutter vom Vater geliebt zu werden. Man nennt dieses gipfeln im Kastrationswunsch femininen Masochismus und es geht einher mit lebhaften Minderwertigkeitsgefühlen und Lähmung der männlichen Tatkraft. Gelingt es aber dem Jungen diese Angst zu überwinden, so bleibt oftmals eine stolze Verachtung gegenüber der penislosen Frau zurück, sie gilt als minderwertig. Stichwort: „Triangulierung“, nicht nur die Mutter ist als Objekt für das Kind wichtig sondern zunehmend auch der Vater oder andere „Objekte“. 13 13 Die Phantasien, die dem Ödipus- und Kastrationskomplex entspringen, spielen als unbewußte Determinanten14 der neurotischen Symptome eine hervorragende Rolle. 3.3.6 Die Latenzzeit Im vierten oder fünften Lebensjahr kommt die Entwicklung der Trieborganisation zunächst zu einem Stillstand, die Latenzzeit setzt ein. Die Triebenergien, libidinöse und aggressive, werden in verstärktem Maße den Zwecken des Ich dienstbar gemacht. Das Ich muß sich mit aller Kraft der Sozialanpassung widmen und die Schulreife zeichnet sich langsam ab. ÜberIch und Ich-Ideal als Subkulturen des Ich von übergeordneter Bedeutung gelangen zur Ausgestaltung und Stabilisierung. Neue Vorbilder wie Lehrer, Gruppenführer, Erzieher(innen) oder andere bewunderte Persönlichkeiten, werden durch Identifizierung den Elternimages zugesellt und die Elternbilder entidealisieren sich langsam. Die Allmacht der Eltern macht langsam realitätsgemäßen Eindrücken Platz, mit denen das Kind sich identifiziert. Damit ist die Bildung des Über-Ich vorläufig abgeschlossen. Die Latenzzeit bietet charakteristische Abnormitäten, wenn es dem Kind nicht gelingt seine prägenitalen Triebregungen phasengemäß abzuwehren, dann kommen sie in krankhaften Symptomen zur Geltung. Ängste, vor allem angstvolle nächtliche Unruhe, Bettnässen und Essstörungen sind relativ häufig. Es ist auch als abnorm zu werten, wenn in der Latenz die genitale Sexualbetätigung, die Onanie, nicht aufgegeben werden kann. Dem Kind fehlt dann die Ruhe, die es für eine stabile Strukturierung des Ich benötigt. Die Latenzzeit erstreckt sich etwa vom fünften bis ins zehnte Lebensjahr. 3.3.7 Die Pubertät Mit dem Ende der Latenzzeit, um das zehnte Lebensjahr, kommt es zu einem tiefgreifenden Umbruch im seelischem Gefüge, das Gleichgewicht zwischen Ich und Es, in der Latenzzeit durch rigorose Triebeinschränkung und die Dominanz sachlicher Außenweltinteressen bestimmt, wird erschüttert durch eine hormonelle Umstellung, die zur Produktion der Fortpflanzungssubstanzen führt. Dies geht mit einer Zunahme der Triebstärke einher, deren Bewältigung einen großen Energieaufwand vom Ich verlangt, so groß, dass die materielle Außenwelt wieder zugunsten der inneren Aufgaben zurücktritt. Der eigentlichen Pubertät geht die Vorpubertät voraus, in der alle Partialtriebe wiederbelebt werden und die Sexualentwicklung in geraffter Form nochmals durchlaufen wird. Fressphasen, Schmutzlust 14 Determinante [die; lateinisch] cytoplasmatische Faktoren (RNA oder Proteine), die bei einer Zellteilung ungleich auf die beiden Tochterzellen verteilt werden und deren weitere Entwicklung bestimmen. 14 und Unordentlichkeit, Wildheit, Grausamkeit und Schamlosigkeit sind an der Tagesordnung. Bei Jungen spricht man von Flegeljahren. Die Onanie wird wieder aufgenommen, genitale Regungen setzen sich durch, der Ödipus- und Kastrationkomplex erhalten neue Aktualität und finden in Phantasien und Tagträumereien ihre Darstellung. Beide Geschlechter müssen ihre sexuellen Wünsche von den Kindheitsobjekten lösen und auf neue, nicht-inzestuöse Objekte richten. Diese Lösung aus der familiären Bindung entspricht einer Erschütterung der Beziehungen zwischen dem Ich und den Elternimages im Über-Ich und Ich-Ideal. Die elterlichen Leitbilder verlieren ihre absolute Gültigkeit und das Ich verliert seine absoluten Maßstäbe. Eine lebhafte Suche nach neuen Idealen beginnt, leidenschaftliche Freundschaften, schwärmerische Verehrung idealer Vorbilder und begeisterte Gefolgschaft von Führerpersonen wechseln in rascher Folge ab. Dies dient in diesem Fall nicht der Besitzwunscherfüllung, sondern dem Wunsch nach Identifikation, nach Angleichung an neue Leitbilder. Mehr noch als die Infragestellung der elterlichen Normen löst das physiologisch bedingte Anschwellen der Triebstärke Ängste aus, Angst vor der Reaktion der Umwelt auf die triebhaften Impulse, es hat „Realangst“ formulierte Freud. Realangst und Gewissensangst signalisieren den Andrang einzelner verpönter Wünsche und rufen das Ich zu speziellen Abwehrmechanismen auf. Es geht nicht mehr um die Qualität der Triebwünsche sondern um die Quantität. Diese Angst vor der eigenen Triebstärke löst eine generelle Machtprobe zwischen Ich und Es aus, dass Ich bietet alle früher erworbenen Abwehrmechanismen auf und erweitert sein Arsenal um neue, um den Ansturm des pupertierenden Es zu überstehen. Diese Machtprobe kann zu extremen Resultaten führen, wenn das Ich unterliegt, denn dann drohen alle charakterlichen Formationen zu zerfallen, es kommt zu hemmungsloser Triebbefriedigung, zur Verwahrlosung und Kriminalität. Werden dagegen die Triebansprüche vollends unterdrückt, dann braucht das Ich fortan sehr große Mengen an Energie zur Aufrechterhaltung der Triebabwehr. Die Intellektualisierung in der Pubertät ist Ausdruck dieses Konfliktes zwischen Trieb, Gewissen und Realität, mit Hilfe der Gedankenarbeit, durch grübeln, sucht der Jugendliche die großen Themen des menschlichen Lebens (Liebe, Haß, Leben und Tod, Gott und die Weltordnung) zu ergründen. Normalerweise gelingt es dem Ich, sich gegen diesen pubertären Triebansturm zu erwehren, ohne die Triebbefriedigung permanent zu unterdrücken. Ein glücklicher Ausgang ist dann erreicht, wenn das Ich direkte, vor allem genitale Befriedigung gewähren kann, aber dennoch im Stande ist, Triebenergie für seine Zwecke in solchem Maße zu sublimieren und neutralisieren, dass es den wechselnden Erfordernissen der Realität gewachsen ist. Wenn es 15 mißlingt, im Laufe der Pubertät die prägenitalen Partialtriebe der Genitalität unterzuordnen, dann stellen sich Störungen im Liebesleben ein, Perversionen, Potenzstörungen, Neurosen und Psychose kündigen sich dann bereits zum Ausgang der Pubertät an. 4. Kurz- Definitionen von Neurosen „Unter Neurosen wird eine Gruppe von psychischen Störungen verstanden. Durch die Klassifikationssysteme ICD-1015 und DSM-IV16 wurde der Begriff Neurose allerdings faktisch abgeschafft. In der offiziellen Nomenklatur dieser Systeme kommt nur noch das Adjektiv „neurotisch“ vor. Begründung für dieses, wenn auch nicht völlig konsequent durchgeführte, Vorhaben, den Begriff „Neurose“ zu meiden, ist die unzulängliche Abgrenzbarkeit zur Psychose und die Theoriegebundenheit des Begriff: Er stammt aus der Psychoanalyse und impliziert somit bestimmte theoretische Vorstellungen über das Zustandekommen von psychischen Störungen, die von anderen Theorieeinrichtungen nicht akzeptiert werden. In weiten Kreisen der deutschsprachigen Ärzte und Psychotherapeuten ist die traditionelle Unterscheidung zwischen Neurose und Psychose jedoch nach wie vor üblich. (...)17 „Neurosen sind allgemeine Bezeichnung für psychische Störungen, die nicht auf einer Erkrankung des Nervensystems beruhen“.18 „Unter Neurosen wurden früher psychische Störungen verstanden, die sich durch übertriebene Ängste äußern und bei denen von einer lebensgeschichtlichen - psychischen Verursachung ausgegangen wurde. Sie wurden als Gegenstück zu den Psychosen gesehen, bei denen körperliche Ursachen vermutet wurden. Inzwischen wurde der Begriff aber zugunsten einer differenzierteren Aufteilung in verschiedene Störungsgruppen aufgegeben - zum einen, um den verschiedenen unter "Neurosen" zusammengefassten Störungsbildern besser gerecht zu werden, zum anderen, weil sich die damit verbundenen theoretischen Annahmen (wie die der psychischen versus körperlichen Verursachung) nicht in dieser Form halten ließen (...) In neueren Diagnosesystemen (erstmals im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen III der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung von 1980) wird inzwischen auf den Neurosenbegriff verzichtet. Zum einen hat sich gezeigt, dass Störungen, ICD-10, „International Classification of Diseas and Related Health Problems“ Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme der WHO auf Basis des ehemaligen Internationalen Todesursachenverzeichnisses und der Bertillon-Klassifikation. 16 DSM-IV, „Diagnostic and Statistical Manual of Metal Disorders“ Amerikanische Klassifikationsmodell der American Psychiatric Association. 17 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie (www.wikipedia.de) 15 16 die unter dieser Kategorie zusammengefasst wurden, sich zum Teil sehr verschieden äußern: So zeigen beispielsweise Patienten, die an Zwangsstörungen oder Hypochondrie leiden, sehr unterschiedliche Symptome und sprechen auch auf unterschiedliche Behandlungsformen an. Die globale Kategorie "Neurose" wurde zugunsten einer differenzierteren Aufteilung in verschiedene Störungsgruppen aufgegeben. Zum anderen sollte eine Begrifflichkeit vermieden werden, die eng mit theoretischen - in diesem Fall psychoanalytischen - Annahmen über die Entstehung der jeweiligen Störung verbunden ist. Zudem wird inzwischen davon ausgegangen, dass die Trennung von psychisch bedingten Störungen einerseits und körperlich verursachten Krankheiten andererseits nicht aufrecht zu erhalten ist. Neuere Modelle gehen davon aus, dass ein Wechselspiel psychischer und körperlicher Faktoren, z.B. eine genetische Anfälligkeit in Kombination mit einer belastenden Lebenssituation, zur Entstehung psychischer Störungen beiträgt.19 4. 1 Schopenhauer Ein Vergleich von A. Schopenhauer, dass berühmte „Stachelschweinbeispiel“. Schopenhauer vergleicht die neurotischen Menschen mit Stachelschweinen, deren Problem darin besteht, eine Position zu finden, in der sie einander wärmen können, um dem Erfrierungstod zu entgehen, die aber gleichzeitig den nötigen Abstand halten müssen, damit sie sich mit ihren Stacheln nicht gegenseitig verletzen. Hin- und hergerissen zwischen zwei gegenläufigen Bedürfnissen laufen sie also abwechselnd aufeinander zu und voneinander weg und halten sich dadurch ein wenig warm. Denn der Abstand, der uns von den Stacheln des Nächsten schützt, scheint nur wenig Wärme und Trost zu spenden. Das neurotische Symptom wäre hier die seltsame Laufbewegung, die zwar den eigentlichen Konflikt zwischen zwei kontroversen Bedürfnissen nicht beseitigt, aber partiell Spannungsabfuhr bietet. So gesehen ist keine Neurose zwecklos, im Gegenteil, sie ist der Versuch, mit überfordernden Schwierigkeiten fertig zu werden und ein erster Schritt auf dem Weg zur konstruktiven Lösungen. Leider kann sie auch eine Quelle des Leidens werden, nämlich wenn der Kranke keine befriedigenden Konfliktbewältigungen zu lernen vermag. Dieses Beispiel macht es klar, es kommt immer dann zu einer Neurose, wenn ein Mensch zwei oder mehreren, einander entgegengesetzte Vitalbedürfnisse nicht integrieren kann, zwischen ihnen keine Entscheidungsmöglichkeit sieht und sie zu einem angstbesetzten Konflikt auftürmt, dessen Spannungen ihm unerträglich werden. Dann greift er zu Ersatzbefriedigungen in Form neurotischer Symptome. Der Neurotiker weicht also dem 18 www.bdo-ev.de/Glossar/Glossar-N.html 17 Konflikt zwischen Innen und Außenwelt passiv aus und ist so im Gegensatz zu einem Psychotiker nur partiell verhaltensgestört. 4. 2 Neurose und Traum bzw. Konfliktbewältigung durch Kompromiss Die psychoanalytische Traumtheorie ist, wie die psychoanalytische Theorie überhaupt, eine psychologische Theorie, wenngleich sie an biologische Voraussetzungen anknüpft. Sie geht von einer Theorie des Schlafes aus. Freud hat den seelischen Apparat als ein Instrument der Organismen aufgefasst, das der Bewältigung von Reizen dient, die der Außenwelt oder den eigenen Inneren entstammen. Im Wachzustand erregen die Reize zunächst den Wahrnehmungsapparat, hinterlassen Erinnerungsspuren im Gedächtnis und streben progredient20 durch das Vorbewusste (Vbw) zum Bewusstsein oder zur Abfuhr in einer motorischen Reaktion. Reize vom Inneren sind Triebenergie, die zu vermehrter Besetzung unbewußter Sachvorstellungen führt, welche als Erinnerungsspuren früherer Wunscherfüllung bzw. Triebbefriedigungen im Gedächtnis gespeichert sind. Der Wunsch nach Wiederholung wird so stimuliert, drängt ins Bewußtsein über vorherige Verknüpfung mit dem im Vbw gespeicherten Wortvorstellungen und wird zur Abfuhr in einer Affekterregung oder Aktion gebracht. Im Schlaf nun hat das Ich, welches Zugang zum Vbw, zum Bw und zur Motilität beherrscht, seine Besetzungsenergetik von Wortvorstellungen, von der Motorik und dem Wahrnehmungsapparat mehr oder weniger abgezogen. Der seelische Apparat ist dadurch weitgehend gegen Außenreize abgeschirmt ( außer starke Reize). Da aber die Motorik, also der Abfuhrmechanismus auch weitestgehend lahmgelegt sind, gibt es keine befriedigende Möglichkeit der „Entladung“. Kraft der intensiven Energie, die diese Wünsche besitzen, steigt der Spannungszustand aber weiter und weiter und gestaltet anhand der als Erinnerungsspuren gespeicherten unbewußten Sachvorstellungen szenische Darstellungen von Wunscherfüllungen. Zusammenfassend könnte man also sagen, dass die Traumarbeit der Lösung eines Konflikts dient und ein Kompromiss zwischen dem nach Erfüllung strebenden Es und dem im Ich herrschenden teilweise unbewußten Tendenzen ist. 4.3 Die traumatische Situation Den Anlass für die Entstehung einer Neurose gibt die sogenannte traumatische Situation, mit anderen Worten ein energetischer Notstand. Den Außenreizen entsprechen im Inneren des Organismus die Triebe. Einen Reizschutz nach innen gibt es aber nicht. Der seelische Apparat kann sich wachsender Triebspannung nicht etwa durch Flucht entziehen. Wird also ein 19 Dr. Buchmüller (www.dr.buchmueller.de/michA/Neurosen.html.) 18 Triebanspruch so stark, dass sich das Ich außerstande sieht, die Spannung zu bewältigen, also auf eine Art die den Ich-Interessen und dem Über Ich, sowie den Erfordernissen der Realität gleichermaßen Rechnung tragen, dann entsteht eine traumatische Situation. „Ein Trauma nennt man also eine Reizgröße, die in der gewohnten, jedem Individuum eigenen Zeiteinheit vom Ich nicht bewältigt werden kann“.21 4.4 Erkrankungtypen Aus dem Zusammentreffen der äußeren und inneren Dispositionen der Realitätsgegebenheiten und der Eigenart von Es, Ich und Über-Ich, ergeben sich typische Konfliktkonstellationen, die zur neurotischen Erkrankung führen. Der Anlaß zur neurotischen Erkrankung kann in einem Konflikt zwischen Ich und Es, einem Konflikt zwischen Ich und Über-Ich oder einem Konflikt zwischen dem Ich und der Realität bestehen. Der häufigste Erkrankungstyp, der Konflikt zwischen dem Ich als dem Anwalt der Libido einerseits und der Realität andererseits, ergibt sich aus einer äußeren Versagung. Der Mensch war so lange Gesund, solange seine Liebesbedürftigkeit durch ein reales Objekt der Außenwelt befriedigt wurde; er wird neurotisch, sobald ihm dieses Objekt entzogen wird, ohne Ersatz zu erhalten. Es kommt zur Triebstauung, die das Ich schließlich nicht mehr in Spannung halten oder durch Sublimierung zur Abfuhr bringen kann. Der Weg, den das Individuum nun weiter beschreitet, um sich der Triebstauung zu entledigen, ist durch die Eigenart des Es und des Über-Ich bestimmt, die Libido zieht sich aus der Realität zurück und wendet sich seinem Phantasieleben zu, in dem es neue Wunschbildungen schafft und die Spuren früherer, vergessener Wunschbildung wiederholt. Sind nun die regressiv verstärkten infantilen Wünsche dieser Regression mit den Forderungen des Über-Ich unvereinbar, so ergibt sich der neurotische Konflikt, den das Ich durch Symptombildung zu lösen Versucht. Der zweite Typus der Krankheitsveranlassung entspricht einem Konflikt zwischen Ich und Es, das Individuum erkrankt an einem Entwicklungsvorgang. Das reifende Ich sieht sich veranlaßt, überkommene Arten der Triebbefriedigung gegen andere, der fortgeschrittenen Entwicklung gemäße einzutauschen. Dabei erweist sich die Libido aber als zu starr fixiert. Die Kraft des Ich reicht nicht aus, die fixierte Libido auf neue Ziele und Objekte zu verschieben. Der innere neurotische Konflikt zwischen Ich und Es ist hier also nicht erst die Folge einer Libidoregression. Ein dritter Typus ist dem zweiten nahe verwandt. Auch hier sind krankheitsveranlassender und neurotischer Konflikt identisch und Ausdruck einer relativen Schwäche des Ich im Kampf gegen das Es. Die traumatische Situation ergibt sich aus dem Ansteigen der Triebstärke im Zuge 20 progredient = progressiv 19 biologischer Wandlungsprozesse (Pubertät oder Menopause). In allen dargestellten Erkrankungsfällen aber spielt bei der eigentlichen neurotischen, der inneren Versagung ein Konflikt zwischen Ich und Über-Ich die entscheidende Rolle. Das Ich muß selbst bei starker Libidofixierung- oder regression versuchen, gegen das Über-Ich ein gewisses Maß an Triebbefriedigung durchzusetzen um die ökonomische Regulation und damit die Stabilität der seelischen Struktur zu sichern. Es erreicht sein Ziel indirekt durch die Bildung neurotischer Symptome. 5. Symptombildung bei Übertragungsneurosen Durch eine äußere Versagung entsteht eine traumatische Situation, die Libido zieht sich zurück von der enttäuschenden Realität und besetzt in der Phantasie regressiv infantile Ziele und Objekte. Diese regressiv verstärkten infantilen Regungen beleben alte, bis dahin inaktive Phantasien wieder, die aber vom Über-Ich und Ich missbilligt und vom Bewusstsein abgehalten werden. Mit anderen Worten sie unterliegen der Verdrängung. Die in der Phantasie wiederbelebten infantilen Objektbeziehungen können auf Beziehungen zu realen Objekten der Gegenwart übertragen werden, dabei werden die Triebziele mehr oder weniger nach den Regeln des Primävorganges verändert. Ausgedehnte Tagträumereien nehmen bald soviel Aufmerksamkeit in Anspruch, dass sich das Ich nur noch mit Mühe auf die Alltagsaufgaben konzentrieren kann. Nahezu alle Neurotiker klagen mindestens zu Anfang der Erkrankung über ein Nachlassen des Konzentrationsvermögens. Die Triebe verlangen nach Umsetzung in eine motorische, sekretorische22 oder sensorische23 Entladung. Dieses kann nur in Triebhandlungen, neurotischen Symptomen oder in psychosomatischen Krankheitsprozessen erfolgen. Sollte es zur einer „Verfestigung“ einer Neurose kommen, so ist die Form der Neurose und damit die Qualität der neurotischen Symptome im Einzelfall vor allem davon abhängig auf welcher Organisationsstufe die Libido ihre entscheidenden , zonalen und modalen Fixierungspunkte hat. Die Rückkehr der Libido zu den Objekten der Ödipuskonstellation ist bei allen Übertragungsneurosen ein zentrales Merkmal, Ödipus- und Kastrationskomplex werden wieder belebt. Die Triebansprüche, die sich in der Phantasie um Nunberg, H.: „Allgem. Neurosenlehre“, 2. Aufl., Huber, Bern 1959 Definition: segretorisch: auf Sekretion beruhend: Anatomie: Abgabe von Sekreten (Sekret), bei äußerer Sekretion an die Körperoberfläche oder in den Darmkanal, bei innerer Sekretion in die Blutbahn. Verschiedene Typen der Sekretion: 1. ekkrine Sekretion, die Drüsen bleiben während der Sekretion völlig intakt (z. B. Schweißdrüsen); 2. apokrine Sekretion, die Drüsen öffnen sich am Ende und entleeren einen Teil des Inhalts (z. B. Milchdrüsen); 3. merokrine Sekretion, der Endteil der Drüse wird abgeschnürt und aufgelöst, die Sekrete werden dadurch frei; 4. holokrine Sekretion, die Drüsenzellen gehen bei der Sekretion zugrunde und werden durch neue ersetzt (z. B. Talgdrüsen). 23 sen|so|risch: zu den Sinnesorganen gehörend, auf ihnen beruhend 21 22 20 die Inzestobjekte kristallisieren, sind bei der Hysterie vor allem phallisch-frühgenitaler, bei der Zwangsneurose vor allem anal-sadistischer Natur. Die prägenitalen Inzestwünsche werden vom Über-Ich noch schärfer abgelehnt als die genitalen. Sie fordern daher zusätzliche Abwehrmaßnahmen des Ich heraus. Die Abwehrmechanismen des Ich sind mehr oder minder spezifisch auf Triebansprüche bestimmter Qualität bezogen, dass heißt, bestimmter Organisationsstufen der Libido zugeordnet. Neben der Libidoregression deutet das auch auf eine regressive Ich-Veränderung hin (bezüglich der Sicht auf die Neurose). 5.1 Die Konversionshysterie Bei der Konversionshysterie bleibt der Primat der genitalen Libido sozusagen erhalten. Die Triebziele die in den Phantasien den Objekten der Ödipuskonstellation gelten, sind genitaler Natur, dennoch hat die Libido auch hinsichtlich ihrer Ziele in der Hysterie einen ersten Rückzug vollzogen, denn sie ist mit mehr oder weniger erheblichen Beträgen auf die phallische Organisationsstufe regrediert. Eine Rückkehr zur narzißtischen Objektbesetzung, (waren die Objektbeziehungen zuvor überwiegend vom Typ der Objektliebe, wurde das Objekt als Ganzes, so wie es wirklich ist, begehrt so bestimmen jetzt wieder stärker Identifikation und Projektion die Beziehung zum Objekt). Bei der Frau wird dies durch den Widerstreit zweier schwer miteinander vereinbarer Tendenzen beherrscht, den Inzestwunsch und den Penisneid. Der Wunsch, sich dem Mann als dem Verschiebungsersatz für das Inzestobjekt, den Vater oder Bruder, hinzugeben, trifft auf den Männlichkeitskomplex, den Wunsch, selber den Penis zu besitzen und mit dem Mann zu rivalisieren. Auch beim Mann wecken die unbewußten Inzestwünsche lebhafte Schuldgefühle und konstellieren den Kastrationskomplex, der hysterische Mann weicht in die passiv-feministische Einstellung aus, er reaktiviert die hinter den phallisch-aktiven Regungen verborgenen rezeptiven Wünsche, die aus der analsadistischen Organisation überkommen sind und sich in Höhlenphantasien dokumentieren. Der Mann gibt die Rivalität zu seinem Vater sozusagen auf, um sich dessen Liebe zu erhalten und weiterhin von ihm versorgt, geliebt zu werden. Eine mehr aktivhomosexuelle Einstellung ergibt sich dagegen häufig dann, wenn statt der ödipalen Wünsche die phallisch-narzißtischen Regungen überwiegen. Der Stolz auf den phallische Besitz führt dazu, dass nur solche Objekte begehrenswert erscheinen, die durch betont männliche Wesensmerkmale ausgezeichnet und somit geeignet sind, die eigenen phallischen Omnipotenzphantasien widerzuspiegeln. Der Kastrationskomplex scheint aber auch hier als 21 ein entscheidendes Motiv.24 Hysteriker äußern in Erregunszuständen zum Beispiel wiederholt das ihr Kopf voller Spannung und hocherregt sei, und bald darauf, das es durch Strahlungen entladen wird, daran zeigt sich, dass ihre angestrengten Denkversuche der unbewußten Phantasie entsprangen, die Welt durch die Ausstrahlung ihre Kopfes zu befruchten. Eine Verschiebung von phallisch-narzißtischer Omnipotenzphantasien ist dabei unverkennbar. Ein Beispiel Freuds läßt die wesentlichen Merkmale hysterischer Symptombildung erkennen 25: Eine beruflich sehr erfolgreiche unverehelichte Frau erkrankt im vierten Lebensjahrzehnt innerhalb kurzer Zeit an verschiedenen neurotischen Störungen, nachdem die langjährige Freundin einen gemeinsamen Freund geheiratet hat. Jahrelang waren lebhafte homosexuelle und heterosexuelle Regungen in sublimierten Freundschaftsbeziehungen zu beiden Partnern befriedigt worden, beim Sport, beim Wandern, in den Ferien, bei Theater- und Konzertbesuchen und in der Pflege zahlreicher anderer gemeinsamer Interessenbereiche, zunächst zu zweit, später zu dritt. Nun sieht sich die Patientin durch Heirat von Freund und Freundin ausgeschlossen. Die bisher als unbekümmert geltende Frau entwickelte nun zunächst eine allseits als übertrieben empfundene Sorge, ihren Bekannten, besonders aber dem jungen Ehepaar ungelegen zu kommen, zu stören, wenn sie nicht lange zuvor ihren Besuch angekündigt hat. Allgemein hält sie sich ebenfalls sehr zurück und ist auch oft allein. Als sie nun aber erfährt, dass bei dem Paar Nachwuchs zu erwarten ist,( man wollte ihr die Patenschaft anbieten), wird sie krank, sie klagte über krampfhafte Schmerzen in den Beinen und ein Gefühl, als wenn ihr die Beine schwellen würden. Bald darauf stellte sich eine Gangstörung ein, sie hinkte in wechselnder Art. Entweder sie zieht ein Bein wie bei einer spastischen Beinlehmung nach und nennt das „ihr steifes Bein“, oder sie sinkt bei jedem Schritt „aus Schwäche“ mit dem anderen Bein in das Knie, was sie sehr große Anstrengung kostet und den sehnlichsten Wunsch weckt, sich einmal richtig fallen zu lassen, so erzählte sie. Des öfteren leidet sie auch an Übelkeitsgefühlen die sich zum Brechreiz steigern. Zu Hause fühlt sich die Frau auch nicht mehr wohl, sie kündigt schließlich ihre zuvor angenommene Patenschaft, verläßt unter umständlichen Begründungen den Ort und sucht in einem fernen Krankenhaus Zuflucht. Freuds Analyse förderte nun zu Tage, dass die Frau unbewußt eine Reihe früherer Erlebnisse und Wünsche wiederholten und in ihrer Symptomatik zur Darstellung brachten. Als die Frau sieben Jahre alt wird erwartet ihre Mutter ein weiteres Kind. Im Verlauf der Schwangerschaft, so erinnert sie sich später, bei der Mutter eine Entzündung der Krampfadern eingestellt, wie sie auch später noch mehrmals aufgetreten sei. Die Beine schwollen an und ihre Mutter pflegte dies mit einem Klagen, wie Hart die Adern doch seien, zu untermalen. Ebenfalls um das siebte Lebensjahr hat die Frau vorübergehend wieder eingenäßt. Als sie mit zehn Jahren erlebt, dass die Mutter abermals ein Kind erwartet, näßt sie sich erneut ein. Sie betritt nur mit widerwillen das Schlafzimmer der Eltern um sauber zu machen, mit ekel und brechreiz macht sie die Betten oder putzt dort, weil sie sich lebhaften Ohantasien hingeben muß, was sich in diesem Zimmer wohl ereignet wenn die Eltern alleine sind. Sie fühlt sich ausgeschlossen. Freud erklärt dies wie folgt: siehe auch Kuiper, P.C. (1962): “Probleme der psychoanalytischen Technik in Bezug auf die passiv-feminine Gefühlseinstellung des Mannes, das Verhältnis der beiden Ödipuskomplexe und die Aggression“, XVI, 6, S. 321ff. 25 Freud, S. : 12 „Hysterische Phantasien und ihre Beziehung zur Bisexualität“, 1908, Bd. XII, S. 196 ff. 24 22 „Die heterosexuelle auf den Freund und homosexuell auf die Freundin eifersüchtige Frau hatte sich offenbar mit ihrer Mutter identifiziert, sie belebte die kindlichen Wünsche wieder, an die Stelle der Mutter zu treten und selbst dem Vater ein Kind zu schenken und übernahm zur Strafe nun auch das mütterliche Krankheitsbild“. „Der Widerwille, dass Elternzimmer zu betreten, ließ sich verstehen als Reaktionsbildung gegen den Wunsch, dort einzudringen und selbst mit dem Vater das Schlafzimmer teilen zu wollen. Der Brechreiz war, im Sinne einer Verschiebung von unten nach oben, von genitalen zur oralen Körperöffnung zu sehen, er war Ausdruck des Widerwillens gegen den Wunsch nach sexuellem Kontakt. Das Einnässen hatte die Bedeutung einer Selbstbefriedigung.“ Als die Patientin 16 Jahre alt ist, hat die ödipale Eifersucht einen neuen Höhenpunkt erreicht, die Atmosphäre im Elternhaus ist gespannt, so sehr das die Patientin nach einem dramatischen Streit, eifersüchtig auf die Mutter und enttäuscht vom Vater, dass Haus verläßt. Sie will sich selbständig machen und auf niemanden mehr anwiesen sein. „Diese abrupte Trennung hatte sie offenbar wiederholt, als das befreundete Ehepaar ein Kind erwartete. Bewußt wurden diese Zusammenhänge aber erst als sich die Patientin auch vom Arzt in der Analyse zunehmend vernachlässigt fühlte, sie träumte nun, sie forderte die letzte Honorarrechnung, beglich sie und erklärte heute sei sie zum letzten mal da gewesen. Sie wollte also nun auch ihren Arzt gekränkt verlassen.“ Nach der Trennung vom Elternhaus ist die Frau eine tüchtige Arbeitskraft, dennoch sieht sie auf ihre männlichen Kollegen geringschätzig herunter. „ Die phallische Rivalität war unverkennbar und schlug sich in der Gangstörung nieder. Das Bein war genitalisiert; die Störung hatte die Bedeutung ein steifes Glied, das habe ich selbst! Ich bin auf meinen Vater, auf meine Arbeitskollegen, auf meinen Freund und auf meinen Arzt nicht angewiesen und kann mir selber helfen. Die andere Form der Gangstörung, das in die Knie gehen, drückte den gegenteiligen Wunsch aus, schwach zu werden, vor dem Mann auf die Knie zu fallen, also eine Identifikation mit der Mutter, den Wunsch sich an ihre Stelle zu setzen.“26 5.2 Die Phobie Die Phobie steht in mancher Hinsicht der Konversionshysterie nahe, die Angst jedoch, die in der Konversionshysterie durch Bildung von Konversionssymptomen gebunden wird, ist bei der Phobie laut PA das Hauptsymptom. Die Libido hat auch hier ihre Fixierungspunkte vor Zur „Revision der klassischen Hysterie-Lehre“ siehe J.O.Wisdom, W. Loch, M. Klein, M. Balint 1970, S. O. Hoffmann, 1979 und R. Malcom-Riesenberg 1996 26 23 allem auf der phallisch-narzißtischen Organisationsstufe, die Phantasien sind vorwiegend durch die genitale Libido und die ödipale Konstellation der Objektbeziehungen gekennzeichnet. Allerdings ist die Mischung der libidinösen und destruktiven Triebkräfte schwieriger geworden, denn die genital-libidinösen Triebregungen heben sich bei der Phobie bereits in erhöhtem Maße ab. Der Phobiker bleibt im Gegensatz zum Konversionhysteriker allerdings der Außenwelt verhaftet, er schiebt seine Triebenergien und vorbewußten Besetzungsenergien nicht auf den Körperbereich, sondern auf andere Objekte und andere Situationen in der Außenwelt. Dennoch bleibt auch die phobische Angst ein Warnsignal einer inneren Gefahr, sie ist eine Schutzvorrichtung, gegen das Auftreten vedrängter Vorstellungen und damit vor dem Bewußtwerden eines neurotischen Konflikts, der Unverträglichkeit bestimmter Triebansprüche mit den Forderungen des Über-Ich. Ein klassisches Beispiel ist die von Freud analysierte Tierphobie des „kleinen Hans“27. Der fünfjährige Knabe hatte versucht, sich seiner ödipalen Ambivalenz gegen den Vater dadurch zu erwehren, dass er sie auf ein Ersatzobjekt, ein Pferd verschob. Der Haß war lebhaft, aber verdrängt und kehrte eingestellt in das Bewußtsein zurück, als die Erwartung, vom Pferd gebissen zu werden. Die eigene aggressiven Affekte waren auf das Pferd projiziert und wurden in dieser Form jedesmal mobilisiert, wenn der kleine Hans mit einem Pferd zusammen traf. Den Pferden oder dem Pferd konnte er sich aber dadurch entziehen, dass er es ängstlich vermied, den Schutz des Hauses zu verlassen, dem Vater dagegen konnte er nun ohne Hemmungen und Angst begegnen. Dieses Beispiel ist typisch für eine kindliche Phobie, bei einem Kind aber spielen Realangst, Schuldgefühle und Strafangst noch eine größere Rolle als bei Erwachsenen. Wenn das Ich in der Phobie die Triebgefahr wie eine äußere Gefahr behandelt, dann steht ihm zur Bekämpfung der Triebgefahr ein Instrumentarium zur Verfügung, dessen es sich auch sonst zum Schutz vor überstarken Außenreizen bedient, der Reizschutz und das Ersatzobjekt der Außenwelt repräsentiert die triebhafte Objektbeziehung, die ihm übertragen sind, so auch bei Hans im Beispiel. Wenn sich diese phobischen Vermeidungen ausbreiten und das pflegen sie in der Regel zu tun, dann sucht das Ich sich Ersatzobjekte, hinter denen sich die Ausgangsvorstellung zuverlässiger verbergen kann. Dies Geschieht durch die ersten Ersatzbildungen, das Ich sucht nach einem Verschiebungsersatz für einen Verschiebungsersatz solange, bis minimale, kaum noch bewußt werdende Angstsignale genügen, um anzuzeigen, dass sich die Person der Peripherie des Angstbezirkes näher gekommen ist, in dessen Zentrum die primäre Ersatzbildung zu suchen ist. Ein Mann der unter der Angst leidet allein auf Straßen zugehen, weil er fürchtet überfahren zu werden, der aber seine ungewöhnliche übersteigerte Angst selber bewußt ist zum Beispiel zeigt offenbar 27 Freud, S. (1915): 31 „Die Verdrängung“ Bd. X 24 immer die gleichen Symptome. Daran aber das dies seine Angst keineswegs alle Straßen in gleicher weiße betrifft, enge Straßen bereiten kaum Angst, dagegen freie Plätze mehr, zeigt dass sich zwei Angstkreise mit eigenen, voneinander verschiedenen Zentren zum Symptom verdichtet haben. 1979 allerdings zeigt sich eine neue Dimension des psychoanalytischen Verständnisses phobischer Syndrome. J. Henri Rey stieß in seiner Untersuchung der schizoiden Phänomene auf andere mögliche Charaktere von hysterischen und Zwanghaften Neurosen. Eines dieser Phänomene ist das „klaustro-agoraphobe-Syndrom“ oder auch „Dilemma“ genannt. Ray geht von einer Darstellung des Denkens in den frühesten Stadien der Entwicklung der Objektbeziehungen aus. Genau so funktioniert auch das schizoide Denken seiner Meinung nach, „Gedanken sind materielle Objekte, irgendwo aufbewahrt, um dann in den einen oder anderen Behälter umgefüllt zu werden; sogar das aufbewahrte Objekt selbst wird irgendwo aufbewahrt“.28 Klaustrophobische Patienten fürchten sich hingegen davor in eine Situation zu geraten, in der es eng wird, sie entwickeln extreme Angst und wollen hinausgelangen. Angelehnt an Arbeiten Piagets stellte Rey die Entwicklung des frühen Denkens als ein Denken bzw. Erleben dar, dass auf einen endogenen Raum bezogen ist, einen Raum, der den Bedürfnissen des Säuglings befriedigenden Objekten entstammt, Objekte, welche es als Teil seiner selbst zu besitzen verlangt, die Enttäuschung darüber, das Objekt nicht haben zu können wird zur Quelle von Gier und Neid. Frustration und Nichtbefriedigung kann zur Bestrafung des anderen Raumes führen, der mit frustrierenden Objekten gefüllt wird. Die in den Raum des Nicht-Selbst eliminierten Teile oder Inhalte des Selbst-Raumes werden aber weiterhin als Teile des Selbst-Raumes erlebt. Ein Fallbeispiel Rey´s: „Über eine Klaustrophobische Frau soll ein Gutachten für eine Psychotherapie erstellt werden. Sie klagt, sie habe Angst, es würde etwas entsetzliches passieren, wenn sie hinausgehe. Sie besteht darauf, nicht zu wissen, was das Entsetzliche sei. Ich weise darauf hin, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: entweder werden die anderen etwas tun, oder andere werden ihr was tun. Nach längerem Zögern sagt sie: „Ich habe Angst etwas Verrücktes zu tun.“ Und nach weiterem Zögern: „Ich werde schreien und die Leute werden denken, ich sei wahnsinnig“. Ich sage: „Das Schreien kommt aus Ihnen heraus, was könnte noch aus Ihnen herauskommen?“ Sie verkrampft sich und wird ungeheuer nervös, und kurz darauf bittet sie darum, gehen zu dürfen. Ich antworte, sie könne natürlich gehen, wenn sie unbedingt wolle, dass ihr andererseits jedoch eine lange Behandlung und viel Leid erspart bleibe, wenn die den Mut hätte zu sagen, welche Gedanken ihr so unbehaglich seien, dass sie lieber gehen wolle. Sie faßte allen Mut zusammen und sagte: „Urin und Fäzes“.29 Rey kommentiert diese Episode mit der Feststellung, dass die Patientin das Zimmer, den Raum, der sie mit etwas Bedrohlichem in Berührung brachte, verlassen wollte und er verweist 28 29 Wisdoms: „Konzept des hysterischen Konversionssymptoms“, 9.1.1, Rey, J. H. : „schizoide Phänomene im Borderline-System“, Bd. 1, 1990 25 darauf, dass Phobiker bestimmte Situationen vermeiden, Z. B. in der Öffentlichkeit zu essen und den äußeren Raum, den sie noch aufsuchen, immer mehr eingrenzen. Solange bis sie schließlich ans Haus gefesselt sind. Rey ist der Ansicht, dass „ein primitives, tief eingeprägtes Abbild der Geburtserfahrung in der Hierarchie von Transformation und Repräsentation jener frühen Erfahrung erhalten geblieben ist. Sobald aus dem Körper etwas nach Außen gelangt, ein Schrei, Urin, etc., bringt es das System „Herauskommen“ in Gang und rufe die mit ihm verbundenen Affekte hervor. Rey bezeichnet das als „eine Identifizierung durch projektive Identifizierung, das Subjekt wird mit dem Inhalt seines eigenen Körpers, sein eigener Körper mit dem der Mutter identifiziert. Deshalb erlebt es sich, als käme es aus der Mutter heraus.30 Zuletzt sei hier noch ein Traum einer Patientin von Rey wiedergegeben, der das klautrophobagoraphobe Dilemma eindrucksvoll Darstellt: „Der Patient träumte, „ganz glücklich im Inneren der Mutter zu sein. Dann hatte er das Gefühl, über das „Außen“ etwas in Erfahrung bringen zu wollen. Er kam heraus, begann sich sexuell zu amüsieren und war auch aggressiv. Er bekam Angst, als er merkte, dass einige Leute vielleicht zornig über ihn werden könnten und er sich draußen im Freien befand, ungeschützt. Deshalb begab er sich zurück ins Innere der Mutter: Glücklicher Weise wurde ihm klar, dass es hier nicht viel sicherer war, da er von innen heraus seiner Mutter Dinge antun konnte, die ihn genauso in Gefahr zu bringen drohten.““31 5.3 Die Zwangsneurose In der Zwangsneurose vermag sich das bewußte Ich des neurotischen Konflikts schlecht erwehren. Es kann sich nicht mehr mit einer Grundform der Symptombildung begnügen. Der Gegensatz von Es und Über-Ich hat sich extrem verschärft, so dass das Ich sich immer neuer Abwehrmechanismen bedienen muß, um wachsenden Unzulänglichkeiten seiner Verdrängungsleistung zu begegnen und den neurotischen Konflikt ertragen zu können. Aus der Verschiedenartigkeit der der Verdrängung nachgeordneten Abwehrmittel ergeben sich die diversen Syptombildungen der Zwangsneurose. Die Verschärfung des nerotischen Konfliktes in der Zwangsneurose ist die Folge einer Rückkehr zur fortgeschritteneren Phase der analsadistischen Trieborganisation, zunächst verfolgt der Zwangsneurotiker noch überwiegend phallisch-narzißtische Ziele, diese treten aber allmählich in den Hintergrund der analerotischen und sadomasochistischen Bedürfnisse zurück. Das Genitale als sexuelles Vollzugsorgan wird mehr oder minder aufgegeben, und zwar unbewußt. Im Zuge dieser Regression greift die schon in der Phobie einsetzende Triebmischung um sich. Die sadomasochistischen Triebkräfte werde aus ihrer Bindung an die genitale Libido zunehmend freigesetzt, gewinnen ihre dersruktive Note immer mehr zurück und richten sich in heftigem Widerstreit mit den libidinösen Impulsen, isoliert auf die Objekte zurück. Fallbeschreibung: Caros Wasch- und Kontrollzwänge 30 31 Rey S, J. H. : „Schizoide Phänomene im Borderline-System“, Bd. 1, 1990, S. 279 Rey S, J. H. : „Schizoide Phänomene im Borderline-System“, Bd. 1, 1990, S. 280 26 Caro, zur Zeit der Anamnese (Vorgeschichte der Krankheit) ein 14jähriges, hoch aufgeschlossenes Mädchen, ist das jüngste Kind einer sehr puritanischen Familie der höheren Mittelschicht. Über intime Dinge wird grundsätzlich nicht gesprochen. Daher ist es kein Wunder, das Caro, deren älterer Bruder bereits ausgezogen ist, ihre erste Monatsblutung als Schock erlebte. Sie empfand das, was da geschah, als ekelerregend, sündhaft und bedrohlich. Jeden Gedanken verdrängte sie in ihr Unbewußtsein zurück, der eventuell darauf hinauslief, dass ihre Mutter ähnliches an sich geschehen lassen mußte. Einerseits verlangte sie also unbewußt nach Aufklärung und Beseitigung der quälenden Vorwürfe, andererseits fürchtete sie die Familiennormen zu verletzen, die alles körperliche tabuisierten. Aus diesem Konflikt befreite sie sich teilweise, indem sie anfing, ihre Hände überaus gründlich und immer öfter zu waschen. Sie entwickelte ganze Waschrituale, kaufte Desinfektionsmittel, Alkohol, Cremes etc. um ja saubere Hände zu bekommen und möglichst zu behalten. Nach diesen Waschszenen verspürte sie so etwas wie ein teilweise Nachlassen ihrer inneren Spannung. Kam die Spannung wieder, eilte sie ins Badezimmer und begann mit dem zum Schluß stundenlangen Säubern der Hände. Da beide Eltern vornehmlich die Blockierung des Badezimmers lästig fanden, wurde Caro erst zu diesem Zeitpunkt von ihnen darauf angesprochen. Die Frage nach den Gründen für ihr ungewöhnliches Reinlichkeitsbedürfnis, wie es die Eltern nannten, beantwortete Karin damit, man müsse sich angesichts von Millionen von Bakterien vor einer Infektionsgefahr schützen. Anscheinend Zufrieden mit dieser Auskunft Caros lebte die Kritik erst wieder mit einem Besuch des Klassenlehrers zu Hause auf. Sie begann in der Folgezeit alles über Hygiene und Bakterien zu lesen und wurde dadurch auf diesem Gebiet ungemein kompetent, jeden Versuch von externer Kritik begegnete sie von nun an mit einer fülle von Wissen und Argumenten. Dieses Wissen war fachlich sicherlich Richtig aber enorm verzerrt auf ihr eigenes Bedürfnis zugeschnitten. Darüber hinaus bangte sie um ihr Symptom, zumal auch die Klassenkameraden es ironisierten, belächelten oder für verrückt erklärten. Jede Pause verbrachte sie deshalb auf der Toilette ihrer Schule, wo sie sich ganz mit ihren Waschutensilien beschäftigte und sich den üblichen Waschgewohnheiten, wenn auch kürzer als zu Hause, widmete. All diese Verunsicherungen ließen wiederum Spannungszustände in ihr anwachsen und Caro entwickelte ein zweites neurotisches Symptom. Ab sofort kontrollierte sie alle möglichen Handgriffe, die sie getan hatte. Sie ging aus dem Haus und hatte schon als sie auf die Strasse kam die Angst ob sie alle Elektrogeräte im Haus abgestellt hatte, so eilte sie zurück, schaute nach, war befriedigt und ging wieder. Unterwegs fiel ihr ein, dass sie die Waschmaschine unkontrolliert gelassen hatte, ging also wieder zurück, obwohl sie nun schon Sorge um das pünktliche Erscheinen beim Unterricht verspürte. In der Schule endlich angekommen fiel Karin vor allem dadurch auf , dass sie immer auf der Bank saß und ständig nachsah ob ihre Bücher und Hefte alle in ihrer Tasche waren. Beeinträchtigt durch diese ständigen Kontrollzwänge, ließ ihre Konzentration rapide nach, sie hatte Mühe eine längere Arbeit zu schreiben und folgte dem Unterricht nur noch sporadisch. Zum Schluss wurden die Wasch- und Kontrollzwänge so schlimm, daß Karin immer seltener wagte, das Haus zu verlassen. In dieser Situation wurde Karin in pädagogisch- psychiatrische Behandlung gebracht.32 Die Angst der Zwangsneurose ist demnach Straf- und Vergeltungsangst, Angst vor der Rache der im Über-Ich introjizierten Objekte. Der Zwangsneurotiker erwartet Züchtigungen und Qualen, welche die der eigenen Quälsucht entspringenden Phantasien widerspiegeln. Das Allmachtsgefühl ermöglicht es dem Zwangsneurotiker (so auch Caro) andererseits: „ das Unheil, das seinen Objekten durch seine sadistischen Impulse droht, durch Gedanken und Aktionen zu verhüten, so etwa durch den Kontrollzwang, um damit eine bereits erfolgte Triebbefriedigung nachträglich noch ungeschehen zu machen (Waschzwang).33 Die Zwangsvorstellungen und Zwangshandlungen sind demgemäß oft auch formal kaum noch von magischen Beschwörungsformeln und zauberhaften Zeremoniell zu unterscheiden. 32 33 Winkler, Rainer: „Pädagogische Psychologie für Eltern, Lehrer und Erzieher“, 1991, S. 93 ff. Freud, S.: 49, S. 149 f. 27 Die Konversionshysterie, die Phobie und die Zwangsneurose gelten als die klassischen Übertragungsneurosen. Die Frage, weshalb es im einen Fall zur Hysterie und im anderen etwa zur Zwangsneurose kommt, läßt sich ebensowenig generell beantworten, wie die Frage nach den Ursachen der neurotischen Erkrankung überhaupt. Alle Neuroseformen sind aber vor allem durch die infantilen Organisations- und Entwicklungsstufen determiniert, zu denen die Triebe und das Ich regredieren bzw. an die sie fixiert sind. Es und Ich machen auf ihrem Weg in die Vergangenheit jedoch nur selten an einem einzigen Fixierungspunkt halt. Deshalb sind die drei Übertragungsneurosen auch kaum einmal in reiner Form anzutreffen. Die Konversionshysterie weist gewöhnlich auch phobische, manchmal sogar zwangsneurotische Merkmale auf, und umgekehrt. 6. Charakterneurosen Das neurotische Symptom stellt also den Versuch dar, einen unerträglichen äußeren und inneren Konflikt auf eine Weise zu lösen, die in die Krankheit führt. Äußere und Innere Konflikte gehören als normales Wesenmerkmal zur menschlichen Natur. Es kommt aber zu krankhaften Lösungsversuchen, wenn das noch unentwickelt-schwache, oder das überforderte geschwächte Ich noch nicht oder nicht mehr imstande ist, dem Es ein Mindestmaß an Spannungsabfuhr einzugestehen. Psychoanalytisch betrachtet kann man als Charakter die individuelle, relativ konstante Art und Weise sehen, in der das Ich seine Repräsentanzenwelt, die Selbst- und die Objekt- Repräsentanzen organisiert, man könnte auch sagen, wie es zu sich selbst, den Triebregungen, den inneren Objekten, dem Über-Ich zu Ich-Ideal und zur Außenwelt verhält. Der Charakter bildet sich bereits mit der Ur-Identifikation (vgl. Loch, W. und Hinz, H.) und er bildet sich bis zum Schluss des Lebenszyklusses (vgl. Erikson, E. H., 1966). Otto Kernberg schlug 1970 und 1975 vor, bei der Klassifizierung der Charakterpathologie einem (Zeit) Kontinuum zu folgen, das sich von hoch spezifizierten zu fundamentalen ("„high-level“ to „low-level“) erstreckt, allerdings wird hier nur noch von solchen Charaktestörungen die Rede sein, die mehr den höheren Entwicklungsstadien zugeordnet sind. Die „lower-level“ Pathologie ist, wie die auf ähnlich frühen Enwicklungsstufen beruhende Prädisposition zu psychosomatischen Erkrankungen, zu Süchten und schweren Perversionen. Hemmungen zu Beispiel, als Ausdruck von Funktionseinschränkungen des Ich, ergeben sich, wenn eine Ich-Funktion sexualisiert oder aggressiviert ist, das heißt, der Abfuhr triebhafter, nicht neutralisierter Energie dienen soll, deshalb jedoch vom Über-Ich mißbilligt wird. Beispiel hierfür sind der psychogene Schreikrampf und die hysterische Gangstörung. 28 Entsprechend diesen Hemmungen körperlicher Ich-Funktionen können psychische IchFunktionen, wie Denkakte und allgemeine Verhaltensweisen, etwa die zwischenmenschliche Kontaktaufnahme, unbewußt stark sexualisiert und aggressiviert, vom Über-Ich verpönt und daher gehemmt sein. Starke Fixierung auf der oralen Stufe kann sich hier als Gier auf körperliche oder auch auf geistiger Ebene äußern, sadistische Unterwerfungs- und Beherrschungslust in Form intoleranter Rechthaberei. So findet sich infantile Sexualneugier, die sich mit einem gewissen Maß von Aggression vereint in mancher Forscherleidenschaft wieder. Von anderer Art sind aber solche Wesensmerkmale, die sich aus Angst vor narzißtische Kränkungen der Eigenliebe ergeben. Ein typisches Beispiel dafür ist der von Anna Freud beschriebene Abwehrmechanismus der Ich-Einschränkung; das Ich verzichtet hier auf die Wahrnehmung bestimmter Fähigkeiten und Erlebnismöglichkeiten, um einer unbewußte gefürchteten Niederlage zu entgehen. A. Freud schreibt dazu ein Beispiel: „ Ein Knabe findet eines Tages bei mir einen kleinen Block mit magischen Blättern, die er sehr schätzt und liebt. Er macht sich eifrig daran, die einzelnen Blätter mit einem bunten Bleistift anzustreichen und ist zufrieden, dass ich das gleiche tue. Plötzlich wirft er aber einen Blick auf meine Arbeit hinüber, stockt und wird verstört. Im nächste Augenblick legt er seinen Bleistift beiseite, schiebt mir den ganzen Vorrat zu, den er bis dahin eifersüchtig gehütet hat, steht auf und sagt. :Mach du sie nur fertig, ich schau lieber zu.“ Es ist deutlich, daß ihm beim Herüberschauen mein Zeichenblatt schöner, fertiger oder vollkommener erschienen ist als seines. Aber er beendet schnell gefaßt, die Konkurrenz mit ihren peinlichen Folgen durch den Verzicht auf die eben noch lustbetonte Tätigkeit. Er begibt sich in die Rolle des Zuschauers, dessen nicht vorhandene Leistung mit keiner fremden mehr verglichen werden kann, und verhütet durch dessen Einschränkung die Wiederholung des lustvollen Eindrucks.“ Solche Einschränkungen der Ich-Funktionen können sich generalisieren und perpetuieren, sehr zum Schaden der Ich-Entwicklung. Die Betreffenden ziehen sich von allen Situationen zurück, in denen sie die Möglichkeit ähnlich gearteter Niederlagen vermuten. Die Analyse in oben genannten Fall ergab sogar, dass die bessere Leistung der anderen den „Anblick eines größeren Genitales“ bedeutete, welches den Jungen neidisch machte, der Wettstreit aber die „aussichtslose Konkurrenz mit dem Rivalen der Ödipusphase“. Ich-Einschränkungen solcher Art können sogar zu Dissozialität führen, wenn etwa die Betreffende Person aus Angst vor Mißerfolgen arbeitsscheu werden, oder sich an keine regelmäßige Tätigkeit mehr binden. Eine besonders interessante Form der Asozialität hat erstmals Sigmund Freud beschrieben, den „Verbrecher aus Schuldgefühl“. Freud fand, dass oft später sehr anständige Personen von Straftaten berichten, die sie sich in der Jugend zuschulden kommen ließen, Diebstähle, Betrügereien und selbst Brandstiftung. Als sich schließlich Gelegenheiten boten, solche Vergehen zu analysieren, brachte die analytische Arbeit das überraschende Ergebnis, dass solche Taten vor allem darum vollzogen wurden, weil sie verboten waren und weil mit ihrer Ausführung eine seelische Erleichterung für den Täter verbunden war. 29 Die gegebenen Hinweise und Beispiele mögen zeigen, dass triebhafte Bedürfnisse, Ich, ÜberIch und die Realitätsgegebenheiten, sowie die sich aus ihrer Unvereinbarkeit ergebenden Konflikte ähnlich wie die Symptomentwicklung so auch die Charakterbildung entscheidend determinieren. Sie bestimmen die Ideale, die Einstellungen und Zielsetzungen des Ich, die Verhaltensgewohnheiten und Reaktionsbereitschaften, die Bevorzugungen und die Vermeidungen bestimmter Erlebnis- und Wirklichkeitsbereiche, kurz das , was auch der Volksmund als den Charakter des Menschen zu bezeichnen pflegt. Gemeinhin lassen sich auch bei den Symptomneurosen pathologische Wesensmerkmale finden. Wo den krankhaften Charaktereigentümlichkeiten verglichen mit den Symptomen die größere Bedeutung zukommt, pflegt man von Charakterneurosen zu sprechen. Die Charakterzüge gewinnen bei den Symptomneurosen oft geradezu die Qualität eines Symptomäquivalents, sie dienen gleichen Zwecken wie die Symptome und man kann oft im Laufe einer analytischen Behandlung sehen, wie sich Symptome und Charaktermerkmale parallel oder auch antagonistisch mildern oder verstärken 8. Fazit Der Charakter des Menschen ist, das war längst vor der Entwicklung der Psychoanalyse klar, nicht nur als Phänotypus ererbter Anlagen zu verstehen, sondern in hohem Maße von Umweltkonstellationen und intrapsychischen Prozessen, speziell von Vorgängen der Triebbewältigung bestimmt. Es ist aber der Verdienst der Psychoanalyse, mit der Einführung der genetischen, dynamischen, strukturellen, adaptiven und ökonomischen Gesichtspunkte der wissenschaftlichen Charakterkunde, Kriterien geliefert zu haben, anhand derer man überprüfbare Einsichten in die Charakterstrukturen gewinnen kann. Weiterentwicklungen Freudscher Entstehungsbedingungen typischer individueller Alle Neuerungen auf diesem Gebiet sind Grundannahmen. Melanie Klein entwickelte den Ödipuskomplex weiter aus, sowie die Narzißmustheorie und viele andere schrieben eine Vielzahl von Literatur. Dennoch scheinen die meisten der Freudschen Grundannahmen unübertroffen. Das die Begrifflichkeiten Freuds für heutige Zeiten „mittelalterliche“ Anmut haben ist sicherlich dennoch kein Geheimnis und der Umgang damit erscheint vielen immer noch schwer. Diese Hausarbeit will enden mit zwei Zitaten: „ Wenn unser Gehirn so einfach wäre, dass wir es verstehen könnten, dann wären wir so einfach, dass wir es nicht verstehen könnten“.34 34 Emerson Pugh 30 „Mit der Ablehnung der Metapsychologie geht oft auch eine Zurückweisung von Freuds Trieblehre und der zentralen Bedeutung der Triebe als intrapsychischer Motivation einher. Es sind vor allem viele der sogenannten Objektbeziehungstheoretiker, die Freuds Triebtheorie verwerfen. Dem gegenüber stehen die Psychoanalytiker, die an der Notwendigkeit und Legitimität der Suche nach einer tieferen Ebene des Verständnisses festhalten und denen es ein Anliegen bleibt, Freuds metapsychologische Erklärungen zu vertiefen und nötigenfalls im Lichte neuer Forschungsergebnisse zu revidieren (...) So erscheint es eher als eine Illusion, daß die Psychoanalyse metapsychologische Hypothesen gänzlich sollte entbehren können.“35 35 Freud, Sigmund: „ Das Ich und das Es, Metapsychologische Schriften“ Einleitung von Alex Holder 31 9. Literaturverzeichnis Freud, S.: 1 (1887-1902) „Aus den Anfängen der Psychoanalyse. S. Fischer, Frankfurt, 1950 2 (1895) „Studien über Hysterie“ Gesammelte Werke. S. Fischer, Bd. I. 3 (1900) „Die Traumdeutung“. Bd. II. 4 (1901) „Über den Traum“. Bd. II/III. 5 (1905) „Bruchstück einer Hysterie-Analyse“. Bd. V. 11 (1908) „Über infantile Sexualtheorien. Bd. VII 12 (1908) „Charakter und Analerotik“ Bd. VII. 16 (1909) „ Analyse der Phobie eines fünfjährigen Knaben“. Bd. VII. 25 (1913) „Die Disposition zur Zwangsneurose“. Bd. VIII. 22 (1912) „Über neurotische Erkrankungstypen“ Bd. VIII. 45 (1924) „Neurose und Psychose“. Bd. XIII. 54 „ Abriß der Psychoanalyse, Schrift aus dem Nachlass, Bd. XVII Hartmann, H. (1939): „Ich Psychologie und Anpassungsproblem“, Psyche XIV, 2 (1960) Erikson, E. H. (1966): „Identität und Lebenszyklus“, Frankfurt. Freud, A. (1936): „ Das Ich und die Abwehrmechanismen“, Imago Publishing Co. Ltd. London M. Klein (1945): „Der Ödipuskomplex im Lichte früher Ängste“ Bd. I,1. Nunberg, H. (1959): „Allgemeine Neurosenlehre“, 2. Aufl., Huber, Bern. Rey, J. H. (1979): „Schizoide Phänomene im Borderline Syndrom., Hrsg. E. Spott-Spillus, Bd. 1, 1990 Klußmann Rudolf: „Psychoherapie“ 3. Auflage, Springer- Verlag, 2000 Winkel, Rainer (1991): „Pädagogische Psychiatrie für Eltern. Lehrer und Erzieher“, Schneider Verlag Inge Seiffge-Krenke (1986): „ Psychoanalytische Therapie Jugendlicher“, W. Kohlhammer Verlag Stuttgart Deister/ Möller (1998): „ Schizophrenie und verwandte Psychosen“, Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft, Stuttgart Batteson, Jackson/Laing/Lidz/ Wynne u.a (1972): „Schizophrenie und Familie“ Suhrkamp Verlag 32 10. Erklärung Ich versichere hiermit, dass die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe angefertigt wurde und dass ich außer der von mir angegebenen Literatur keine weitere benutzt habe. Die wörtlich übernommenen Stellen sind als solche kenntlich gemacht. 08.02.06 Tim Werner 33