Hinweis: Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule). Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht herunter geladen werden, unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende: http://online-media.uni-marburg.de/chemie/chids/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html Philipps-Universität Marburg Fachbereich Chemie Wintersemester 2003/2004 Ausarbeitung zum Experimentalvortrag Anorganik Leitung: Prof. Neumüller, Prof. Koert, Prof. Müller, Dr. Reiß Daniela Michel Laaspher Strasse 15 35236 Breidenbach Telefon: 06465 / 912514 E-mail: [email protected] Inhalt Seite I. Geschichte 3 II. Zusammensetzung von Coca Cola 4 CO2 V1 4 Zucker V2 / V3 4/7 Entfärbung V4 8 Phosphorsäure V5 / V6 / V7 8 / 9 / 11 Koffein V8 12 III. Chemische Wirkung 15 IV. Ausblick (inklusive Zeittafel von Coca Cola) 18 2 I. Geschichte: 8. Mai 1886: Coca Cola hat Geburtstag. Der ehemalige Südstaatenoffizier und morphiumsüchtige Apotheker Dr. John S. Pemberton erfindet eine medizinische Limonade, die gegen Kopfschmerzen und Magendrücken helfen soll. Dr. John S. Pemberton Dazu verwendet er Extrakte aus Coca-Blättern und Cola-Nüssen und – Kokain. Pemberton wollte an den Erfolg von "Vin Mariani" anknüpfen. Diese Mischung aus Alkohol, Wein und Kokain überschwemmte am Ende des 19. Jahrhunderts den europäischen Getränkemarkt. In einer Soda-Bar in Atlanta verkaufte Pemberton für fünf Cent pro Glas das Getränk als Sirup - anfänglich als Heilmittel gegen Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen. Im selben Jahr bekam die braune Brause ihren Namen "Coca-Cola" entsprechend ihrer Bestandteile Kokain und Cola-Nuss. Erythroxylum coca Kolasamen: Cola nitida In mehr als 200 Ländern der Welt werden täglich mehrere hundert Millionen CocaCola getrunken - frei von Alkohol und Kokain versteht sich. 3 II. Zusammensetzung Zutaten: Wasser, Zucker, Kohlensäure, Farbstoff E 150d, Säuerungsmittel Phosphorsäure, Aroma, Koffein CO2-Nachweis: V1 Chemikalien: Bariumhydroxid-Lösung Cola Geräte: Erlenmeyerkolben Gärröhrchen Stopfen mit Loch Drahtnetz Bunsenbrenner Durchführung: Man befüllt den Erlenmeyer mit etwas Cola (keine abgestandene Cola verwenden!). Nun befüllt man das Gärröhrchen mit Bariumhydroxid-Lösung und befestigt dieses mit dem Stopfen auf dem Erlenmeyerkolben. Wenn die Gasentwicklung in der Cola-Probe nicht ausreicht, kann man mit dem Bunsenbrenner etwas nachhelfen. Auswertung: Das aus der Cola entweichende Gas steigt in das Gärröhrchen. Es fällt ein weißer Niederschlag in dem Gärröhrchen aus. Reaktionsgleichung: CO2 (g) CO2 (aq) CO2 (aq) + Ba2+(aq) + 2 OH-(aq) BaCO3 (s)↓ + H2O weiß Eindampfen von Cola „klassisch“ und „light“ V2 Chemikalien: Cola Cola Light 4 Geräte: Bunsenbrenner Gestell mit Drahtnetz 2 Porzellanschälchen Durchführung: Zunächst gibt man in ein Porzellanschälchen eine Probe Cola und in das andere Schälchen eine Probe Cola Light. Nun erhitzt man die Proben über dem Bunsenbrenner. Man führt das Erhitzen so lange fort, bis die Flüssigkeit (fast) vollständig verdampft ist. Auswertung: Cola sowie Cola Light bestehen zu einem großen Teil aus Wasser. Das Wasser verdampft zunächst vollständig. Die Cola-Probe riecht nach einer Weile nach Karamellzucker und anschließend beginnt ein stechender Geruch aufzusteigen. Man erhält eine poröse schwarze Masse: Zuckerkohle. Cola Light bleibt sehr lange dünnflüssig. Es bleibt eine geringe Menge schwarzer Rückstand (Geschmackgebende Extrakte). Pyrolyse von Glucose OH H - 3 H2O O HO HO H H H H OH OH α-D-Glucose HOCH 2 o CHO O 5-Hydroxymethyl-2-furfural 5-Hydroxymethyl-2-furfural ist unter anderem für den stechend riechenden Geruch verantwortlich. Ermittlung des Zuckergehaltes: 1. Aufstellen einer Dichtetabelle Chemikalien: Zucker Wasser (20°C) Geräte: Messzylinder 100 mL Waage (Genauigkeit: 0,1 g oder 0,01 g) Thermometer Magnetrührer Rührfisch 5 Durchführung: Man wiegt den leeren Messzylinder und notiert das Gewicht. Nun gibt man 2 Zucker in den Messzylinder, löst ihn durch Zugabe von Wasser (Wassertemperatur 20°C), rührt mit dem Glasstab um und füllt den Zylinder dann auf 100 mL auf. Dadurch erhält man eine 2 % ige Zuckerlösung. Man wiegt den Messzylinder mit der Zuckerlösung. Bestimme die Masse (Masse des gefüllten Messzylinders – Masse des leeren Messzylinders) und berechne daraus die Dichte der Lösung. Die Formel zur Dichtebestimmung lautet: Dichte Masse Volumen Wiederhole den Versuch mit Zuckerportionen von 5 g, 10 g, 15 g und 20 g und trage die Werte in die Tabelle ein. Massenanteil von Zucker (in %) 2 5 … 10 Dichte (in g/cm3) 22,5 20,0 %-Anteil 17,5 15,0 12,5 10,0 7,5 5,0 2,5 0,0 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 Dichte bei Zim m ertem peratur in g/cm 1,08 1,09 3 2. Bestimmung des Zuckergehaltes: Geräte: Becherglas 250 mL Thermometer Siedesteine Gasbrenner Keramik-Drahtnetz Waage (Genauigkeit: 0,1 g oder 0,01 g) Chemikalien: Cola Durchführung: Fülle das Becherglas etwa halb voll mit Cola, füge einige Siedesteine hinzu und erwärme auf etwa 60 bis 80 °C. Halte die Temperatur etwa 15 min lang konstant, damit das in der Cola gelöste Kohlenstoffdioxid ausgetrieben wird. Bestimme nach dem Abkühlen auf 20°C die Masse von 100 mL abgekochter Cola. Auswertung: 6 Coca-Cola: ? g Vergleichswerte: Afri-Cola: 104,2 g Pepsi: 104,4 g ρ= ? g/cm3 ρ = 1,042 g/cm3 ρ = 1,044 g/cm3 In der Graphik kann man nun den Zuckergehalt ablesen. Berechnung des Zuckergehaltes: In 10 Litern Cola sind 1070 g Zucker enthalten (siehe Rezept). 1 Stück Würfelzucker wiegt durchschnittlich 3,1 g. Das ergibt einen Anteil von: 34 Stück Würfelzucker pro Liter-Flasche 7 Stück Würfelzucker pro 0,2 L-Glas • Zucker ist hauptsächlich für die Bildung von Karies verantwortlich. Dichte - Vergleich von Cola und Wasser Man benötigt hierzu zwei Zentrifugengläser, ein Reagenzglasgestell und eine Spritze mit Cola. In ein Zentrifugenglas füllt man Wasser und in das zweite zunächst Wasser und anschließend unterschichtet man mit Hilfe der Spritze langsam das Wasser mit der Cola. Nachweis reduzierender Zucker nach Fehling: V3 Chemikalien: Fehling 1 (7 g CuSO4. 5 H2O mit ention. Wasser zu V = 100 mL lösen) Fehling 2 (34 g KNaC4H4O6. 4 H2O und 10 g NaOH mit ention. Wasser zu V = 100 mL lösen) Cola Cola Light Geräte: 2 Reagenzgläser Reagenzglasklammer Bunsenbrenner 7 Durchführung: Man gibt in beide Reagenzgläser je 1 mL Fehling 1 und Fehling 2. Nun gibt man in Reagenzglas 1 etwas Cola und in Reagenzglas 2 etwas Cola Light und erhitzt über dem Bunsenbrenner. Auswertung: Gibt man die beiden Fehling-Lösungen in ein Reagenzglas so kommt es zunächst zur Bildung eines Kupferkomplexes: Cu2+ (aq) + 2 C4H4O6 2-(aq) [Cu(C4H4O6)2] 2-(aq) blau Nach Zugabe von Cola bildet sich ein rot-braunes Kupferoxid, da, wie schon bereits erwähnt, Zucker in Cola enthalten ist. Bildung des Kupferoxids: +I +II O R + 2 Cu2+(aq) + +III +I O 5 OH-(aq) R H + Cu2O(s) ↓ + 3 H2O O_ rot Da in Cola Light nur Zuckerersatzstoffe enthalten sind, ist der Zuckernachweis nach Fehling negativ. Entfärben von Cola-Limonade: V4 Chemikalien: Aktivkohle (10 g) Cola (100 mL) Geräte: Becherglas 250 mL Bunsenbrenner Glasstab Becherglas 100 mL Schnelllauftrichter Gestell Filter Waage Durchführung: Cola wird mit der Aktivkohle im Verhältnis 10 : 1 etwa 5 Minuten gekocht. Anschließend mit der Hilfe des Schnelllauftrichters abfiltriert. Auswertung: Die Cola ist nun farblos. Es ist nicht nur der Farbstoff in der Aktivkohle zurückgeblieben, sondern es wurden auch andere Stoffe wie z.B. die Phosphorsäure adsorbiert. Messung des pH-Wertes: V5 8 Chemikalien: Cola entfärbte Cola Leitungswasser Geräte: pH-Meter pH-Papier ention. Wasser Stativmaterial Becherglas 200 mL Durchführung: Man misst zunächst den pH-Wert der drei Proben mit dem pH-Papier und anschließend mit dem pH-Meter. Das pH-Meter muss vor / nach jedem Einsatz mit ention. Wasser abgespült werden. Auswertung: Überprüfung mit pH-Papier Überprüfung mit dem pH-Meter bringen ähnliche aber genauere Werte. Cola pH 3 Wasser pH 6-7 entfärbte Cola pH 8 • Auswirkung des pH-Wertes auf die Zähne? Die Cola ist wegen ihres Gehaltes an Phosphorsäure stark sauer. Der hohe Zuckeranteil überdeckt den sauren Geschmack. Vielleicht erklärt sich so die oft beobachtete raue Oberfläche der Zähne nach dem Genuss von Cola. Der Phospatnachweis : V6 Chemikalien: Cola (entfärbt) Silbernitrat-Lösung Salpetersäure (halbkonz.) Ammonium-Molybdat-Lösung (15 %ig) Geräte: 9 Reagenzgläser Wasserbad Magnetrührer/Bunsenbrenner mit Gestell Durchführung: Zunächst nimmt man zwei Reagenzgläser. In das eine Reagenzglas gibt man nun 3 mL Ammonium-Molybdat-Lösung und 3 mL halbkonz. Salpetersäure und gibt nun einige Tropfen entfärbte Cola hinzu. In das andere Reagenzglas gibt man einige mL entfärbte Cola und fügt einige Tropfen Silbernitrat-Lösung hinzu. Auswertung: Nachweis mit Silbernitrat Es entsteht ein Niederschlag von Silberorthophosphat: 3 Ag+ (aq) + PO43-(aq) Ag3PO4 (s) ↓ gelb Nachweis als Ammoniummolybdatophosphat-Komplex: 12 (NH4)6Mo7O24 + 7 H3PO4 + 51 HNO3 7 (NH4)3[PO4(Mo3O9)4] + 51 NH4NO3 + 36 H2O gelb Die Phosphorsäure-Herstellung Nasses Verfahren: 3 CaSO4 (s) ↓ + 6 H3O+(aq) weiß + 2 PO43- (aq) Ca3(PO4)2 (s) + 6 H3O+(aq) + 3 SO42-(aq) Trockenes Verfahren: +3 P4 (s) + 3 O2 (g) P4O10 (s) + 2 H2O +2 O2/hν +5 P4O6 (s) P4O10 (s) H4P4O12 (aq) H4P4O12 (aq) + 2 H2O 2 H4P2O7 (aq) 2 H4P2O7 (aq) + 2 H2O 4 H3PO4 (aq) Strukturen P4 – Tetraeder Adamantanstruktur von P4O6 10 Bestimmung des Säuregehaltes V7 Messung der elektrischen Leitfähigkeit Die in Cola gelösten Ionenverbindungen sorgen für eine relativ hohe Leitfähigkeit. Chemikalien: NaOH (0,1 mol/L oder 0,5 mol/L) Cola (ohne Kohlensäure) ention. Wasser Geräte: Trafo Ampèremeter Becherglas Magnetrührer Kabel Bürette (oder Eppendorfpipette) Trichter Rührfisch Durchführung: Schließe die angegebenen Geräte an (Trafo U = 5V). Gebe 5 mL Cola in ein Becherglas. Mit ention. Wasser verdünnen bis Messgerät gut eintaucht (bei mehrmaligem Wiederholen des Versuches immer gleiche Mengen vorlegen!). Mit der Eppendorfpipette gibt man nun 0,5 mL NaOH zu und misst die Stromstärke. Auswertung: I [mA] Leitfähigkeitstitration 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 7 7,5 8 8,5 V [mL] 1. Äquivalenzpunkt Äquivalenzpunkt: V (NaOH) = 2,0 ml H3O+-Ionen-Gehalt der Cola: c = 0,002 mol/l Der Säuregehalt der Cola wird vor allem von den beiden schwachen Säuren Phosphorsäure und Zitronensäure verursacht. 11 O HO COOH P OH OH HOOC OH Geltende Regeln begründen, warum man den Versuch in dieser Form durchführen COOH kann: I l U A I A U l ~I In der Chemie verwendet man Leitfähigkeitsprüfer, wo A (Elektrodenquerschnitt) und l (Elektrodenabstand) konstant sind und demnach ist auch der Quotient A/l konstant. Bei konstanter Spannung gemessen ist Leitfähigkeit direkt proportional zur Stromstärke. Kappa ist der Kehrwert des spezifischen Widerstandes. Koffein O N N O N N Struktur: 1,3,7-Trimethylxanthin Chromatographie – Nachweis von Koffein: V8 Chemikalien: Fließmittel Chloroform/Ethanol 1:1 Cola Cola koffeinfrei Koffein-Lösung 2%-ig Dichlormethan Geräte: DC-Kammer Vollpipette Erlenmeyerkolben mit Stopfen (oder Scheidetrichter) Durchführung: Zunächst wird Cola mit Dichlormethan ausgeschüttelt. Dazu gibt man einige mL Cola und einige mL Dichlormethan in einen Erlenmeyerkolben und schüttelt gut durch. Um eine gute Kammersättigung zu erhalten befüllt man die DC-Kammer mit dem Fließmittel etwas vor dem starten der DC. 12 Nun bereitet man die DC-Karte vor und gibt auf die 3 markierten Punkte jeweils einige Tropfen der Lösungen. 1: 2%ige Koffein-Lsg. 2: Cola 3: Cola (koffeinfrei) 1 2 3 Auswertung: Die Auswertung erfolgt unter der UV-Lampe. Auf Position 1 kann man sehr deutlich den Punkt der Koffein-Lösung unter der UV-Lampe erkennen und an Position 2 einen Punkt mit gleichem RfWert (Koffein aus der Cola). An der 3. Position ist kein positiver KoffeinNachweis zu erkennen. Wirklicher Inhalt : „ Formel 7x “, so wird die geheime Rezeptur von Coca Cola genannt. In 10 L Cola sind enthalten: 8,8 L Wasser 1070 g Zucker 90 g Kohlendioxid (E 290) 18 g Zuckerkulör (E 150d) 5g Orthophosphorsäure (E 338) 3g Zitronensäure (E 330) 2g Saccharoseacetatisobutyrat (SAIB) (E 444) 2g Koffein und Theobromin 10 g Aromamix Der Aromamix ist das Kernstück des Cola-Geheimnisses: Colasamenextrakt Zitronenschalen-Destillat Kaffee-Destillat Limetten-Destillat Kakao-Destillat Mate-Destillat 13 Mandarinenblätter-Tinktur Bittere-Orangen-Tinktur Ingwer-Tinktur Holunderblüten-Tinktur Kalmus-Tinktur Ysopkraut-Tinktur Vanilleextrakt Johannisbrot-Tinktur Kokainfreie Cocablätter-Tinktur Zitwer-Destillat Mazisblüten-Tinktur Mimosenbaumrindenextrakt Zimtextrakt Diese Rezeptur kann durch folgende Mischung ätherischer Öle verstärkt werden: Zimtöl Orangenöl Limettenöl Ingweröl Zitronenöl Korianderöl Was bewirkt der Genuss von Cola im Körper ? Serotonin 5-Hydroxytryptamin NH2 HO N H O Myristicin O O O MMDA 3-Methoxy-4,5-Methylendioxyamphetamin O H N O Serotonin verengt die Blutgefäße, steuert den Gemütszustand und den Schlafrhythmus und wirkt stimmungsaufhellend. Myristicin und MMDA Strukturen ähnlich der Partydroge XTC. 14 III. Chemische Wirkung von Cola-Getränken … …im Alltag: Cola verdaut Fleisch ?! Cola als Rostschutzmittel ?! ... im Körper: Cola und Salzstangen helfen gegen Durchfall ?! Cola verdaut Fleisch ?! In einem Glas Cola liegt ein Stück frisches Fleisch. Am nächsten Tag ergibt eine Überprüfung: Das Fleisch zeigt Auflösungserscheinungen! Verantwortlich ist der pH-Wert. Fleisch zählt zu den leicht verdaulichen Lebensmitteln. Champignons kann Cola hingegen nichts anhaben. Bilderfolge von eingelegtem Fleisch… …Cola frisches Fleisch nach 3 Std. nach 12 Std. nach 3,5 Tagen …Wasser 15 frisches Fleisch nach 3 Std. nach 12 Std. Abgesehen davon, dass es inzwischen genügend Selbstversuche passionierter ColaTrinker gibt, um diese Behauptung ein für allemal zu widerlegen, wurden Anfang der sechziger Jahre ernsthaft wissenschaftliche Studien durchgeführt, um dieser Frage auf den Grund zu gehen: Kleingeschnittenes rohes Rind- und Schweinefleisch, gekochtes und gebratenes Schweinefleisch, gekochtes Kalbfleisch und gekochte Eier wurden in Wein-, Zitronen-, Essig-, Salz- und Phosphorsäure eingelegt. Trotz aufwendiger Analytik ermittelten die Lebensmittelchemiker letztendlich nicht mehr, als ein interessierter Verbraucher in der eigenen Küche herausfinden könnte: Die Fleischstücke waren lediglich etwas aufgequollen. Keine Spur von Auflösungserscheinungen. Die Mär von der „Fleischauflösung“ wurde in den fünfziger Jahren von einem „Koordinationsbüro“ aus Brauern, Winzern und Limonadenabfüllern in Umlauf gebracht. Sie wollten damit den Erfolg des amerikanischen Konkurrenten bremsen. Dazu gehörte auch ein Pamphlet, dem zufolge nicht die Religion, sondern Coca-Cola „Opium fürs Volk“ sei. Auf einer Internet-Seite der Firma Bayer kann man eine sehr schön gemachte Animation im Bezug auf Cola und Fleisch zum Lernen benutzen. Leider entspricht dies nicht der Wahrheit und Kinder werden in die Irre geführt. Cola als Rostschutzmittel ?! Die in Cola enthaltene Phosphorsäure kann Rost entfernen bzw. durch Phosphatierung der Oberfläche vor Rostbildung schützen. Bei der Phosphatierung bildet sich um das Metall eine schwer lösliche Metallphosphatschicht. Cola als Rostschutzmittel – Reaktionsgleichungen Chemikalien: Cola Geräte: Rostige Nägel 16 Schüttelbecher Durchführung: Rostige Gegenstände in Cola legen und gegebenenfalls schütteln oder umrühren. Einige Tage stehen lassen. Auswertung: Rost: Fe2O3 , FeO(OH) Entfernung des Rosts: Fe3+(aq) + PO43-(aq) FePO4 (s) ↓ Phosphatierung 0 +II 3 Fe (s) + 6 H3O+(aq) + 2 PO43-(aq) Komplexierung durch Zitronensäure: FeO(OH)(s) + 2 C6H8O7 (aq) + H2O Fe3(PO4)2 (s) ↓ + 3 H2 (g)↑ + 6 H2O [Fe(C6H5O7)2]3-(aq) + 3 H3O+(aq) Cola und Salzstangen helfen gegen Durchfall ?! Welche Medizin – und Hausmittel im weitesten Sinne zählen ja auch zur Medizin – ist bei Kindern schon beliebt ? Die berühmte Kombination „Cola mit Salzstangen“ gegen Durchfall stellt hier die große Ausnahme dar. Allerdings wäre der Durchfall schneller Überstanden, wenn die Eltern auf dieses Mittel verzichten würden. Bei Durchfall findet ein erheblicher Verlust an Flüssigkeit statt, der außerdem von einem Verlust an Mineralsalzen wie Kalium begleitet ist. Cola enthält jede Menge Zucker, und Zucker verstärkt die Wasserausscheidung durch den Darm. Das Koffein in der Cola regt die Nieren zusätzlich an, Kalium auszuscheiden. Dass Cola besonders viel nützliches Kalium enthalten würde, ist ein Märchen. Es wurden sogar schon akute Kaliummangelzustände bei Verbrauchern beschrieben, die allzu viel Cola konsumierten. Deshalb ist Cola alles andere als ein probates Mittel gegen den Durchfall. Cola-Irrtümer oder doch Wahrheit ? • Cola kann Fleisch auflösen • Cola macht die Zähne kaputt • Cola ist ein Rostentferner • Cola und Salzstangen helfen gegen Durchfall 17 IV. Ausblick: Möglichkeiten zur Fächerübergreifenden Bearbeitung in der Schule: Chemie pH-Skala, Dichte Ionenbegriff Säuren Oxidationszahlen, Redoxreaktionen Zucker, Pyrolyse, Carbonylverbindungen Komplexchemie Mathematik, Physik, Biologie Ernährungslehre mit den Schwerpunkten Kohlenhydrate (Zucker) und Vitamine Messung der Dichte Messung der elektrischen Leitfähigkeit Versuche mit Flaschen Statistik: Trends in der Getränkeindustrie (graphische Darstellungen) Gemeinschaftskunde, Politik, Geschichte, Geographie / Erdkunde Locker und flockig, modern und sauber: Der typische Cola-Konsument Struktur mulinationaler Konzerne Abhängigkeiten: Coca Cola und die dritte Welt Woher kommt die Colanuss? Arbeitslehre / Polytechnik, Natur und Technik, Werken Die Arbeitsbedingungen in einer Abfüllfirma Wer lebt von Coca Cola? Berufe, die direkt oder indirekt mit der Getränkeindustrie zusammenhängen Kältetechnik: Wie funktioniert ein Kühlschrank? Exkursion: Besuch einer Abfüllanlage / Flaschenfabrik Deutsch, Englisch, Kunst „Can´t beat the feeling“ – die Sprache der Werbung „Cola-Songs“ Andy Warhol Zeittafel Coca Cola® 1886 8. Mai: Coca Cola® hat Geburtstag. Der ehemalige Südstaatenoffizier Dr. John S. Pemberton erfindet eine medizinische Limonade, die gegen Kopfschmerzen und Magendrücken helfen soll. Dazu verwendet er Extrakte aus Coca-Blättern und Cola-Nüssen und – Kokain. 1887 28. Juni: Das Copyright für Coca Cola® wird im Patentamt erteilt. 1888 Der Drogist Asa Candler erwirbt Anteile der Firma Pemberton. Coca Cola® (Sirup) wird in industriellem Maßstab hergestellt. 18 † Dr. John S. Pemberton 1889 Asa Candler kauft die ganze Firma für 2300 $. 1890 Der Gesamtverkauf an Sirup beträgt 8855 Gallonen (ca. 33500 Liter) 1891 Der Gesamtverkauf beträgt jetzt 19831 Gallonen (ca. 75000 Liter) 1892 Gründung der Coca-Cola-Company in Atlanta. Das Grundkapital beträgt 100000 $. 1895 Coca-Cola® ist in den gesamten USA erhältlich 1896 Coca-Cola® wird nach Kanada, Hawaii und Kuba exportiert 1904 Ein automatisch mischender soda fountain dispenser wird auf der Weltausstellung in Chicago vorgestellt. Es muss nur noch ein Hebel bedient werden. 1905 Der Kronkorken wird eingeführt. Erfunden wurde er übrigens 1893. 1906 „No Dope in Coke“ 1916 Die typische Coca-Cola® –Flasche wird eingeführt. Sie zählt zu den wenigen Verpackungsmaterialien, deren Form gesetzlich geschützt wird. 1917 Der weltweite Jahresverkauf beträgt mehr als 12.000.000 Gallonen (ca. 45.500.000 Liter) 1919 Die Coca-Cola-Company wird für 25.000.000 $ an ein Bankkonsortium verkauft. 1925 Pro Tag werden durchschnittlich mehr als 6.000.000 Einheiten verkauft. 1928 Erstmals wird mehr Cola in Flaschen als in soda fountains verkauft. 1929 Coca-Cola® wird in Deutschland verkauft, zunächst im Ruhrgebiet. 1930 Erste Coca-Cola®-Automaten werden in Betrieb genommen. 1934 In Deutschland gibt es 12 Konzessionäre für Coca-Cola®. 1940 19 In Deutschland (!) wird Fanta eingeführt. 1941 32.000.000 Kisten Coca-Cola® werden an die im Kriegseinsatz befindlichen Soldaten der USA verkauft. Es wird zum „wichtigsten Kriegsgut“ erklärt. Zitat des Firmenpräsidenten Robert Woodruff: „... sorgt dafür, dass jeder Mann in Uniform seine Flasche Coca-Cola für 5 Cent erhält, egal wo er ist und was immer es kostet.“ 1945 Nach dem Krieg wird Coca-Cola® zum Symbol des Amerikanismus. 1949 Französische Kommunisten in der Abgeordnetenkammer wollen Import, Herstellung und Verkauf von Coca-Cola® gesetzlich verbieten – ohne Erfolg. 1950 Zum ersten Mal wird Coca-Cola® auch in Dosen angeboten – zunächst nur für die Armee. Die erste live übertragene Fernsehshow ist von Coca-Cola® gesponsert. 1955 Der Slogan „Mach mal Pause – trink Coca-Cola!“ wird in Deutschland populär. 1960 Die Produktpalette wird um Sprite® und Fanta® erweitert. Die Dose ist nun auch für Zivilisten zu kaufen. 1970 Die Dosen haben nun das bekannte Wellen-Design. 1982 Die zuckerfreie Light-Version und koffeinfreie Varianten kommen auf den Markt. 1984 Die Coca-Cola-Company ist Mitveranstalter der Olympiade in Los Angeles. Eine ideale Umgebung für Werbung. ca. 1988 Das Rezept für Coca-Cola® wird geändert. Diese Nachricht löst weltweit Entsetzen und Protestaktionen aus. Die Firma reagiert, indem sie unter der Bezeichnung „Coca Cola classic“ ihr Getränk nach der ursprünglichen Rezeptur weiter verkauft. 1993 In 155 Ländern werden täglich mehr als 270.000.000 Drinks konsumiert. heute Die verkaufte Jahresmenge beträgt ca. 8.000.000.000 Gallonen (ca. 30.000.000.000 Liter) Softdrinks. 20 V. Literaturverzeichnis Zeitschriften Chemie in der Schule Nr. 2 Jhg 1993 S. 58-61 Thema: Lebensmittelzusatzstoffe Autor: Sallatsch, I. Nr. 2 Jhg 200 S. 91-92 Thema: Bestimmung des H3PO4-Gehaltes in Cola-Getränken Autor: Stuebs, R. Naturwissenschaft im Unterricht – Chemie Nr. 43 Jhg 1998 S. 37-39 Thema: Analyse und Synthese an Cola-Getränken Autor: Steiner, D. Nr. 47 Jhg 1998 S. 10-12 Thema: Wieviel Zucker enthalten Getränke Autor: Thomsen, H. Nr. 58 Jhg 2000 S. 39-48 Thema: To be Cola or not to be Autor: Tillmann, K. ChemSch Nr. 1 Jhg 1995 Thema: Cola und Kurven Autor: Obendrauf, V. S. 1-2 Bücher Charles E. Mortimer: Das Basiswissen der Chemie 6. Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart Michael Kratz: Cola verdaut Fleisch AOL-Verlag Tausch / v. Wachtendonk: Chemie SII C.C. Buchner Verlag 21