Schwungvoll hüpft Jenny Wietig die Treppe hinunter

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Im Dienst der Beweglichkeit
Von einem, der auszog, seinen Traumjob zu finden
Hildesheim. Schwungvoll springt Jenny Wietig von Treppenstufe zu Treppenstufe. Sie hat
sichtlich Spaß dabei, zugleich ist es aber Teil eines persönlichen Fitnessprogramms. „Als wir
vor sieben oder acht Monaten angefangen haben, hat sie noch im Rollstuhl gesessen“,
erzählt Jörgen Fuchs. Die junge Frau hatte sich bei einem schweren Sturz die Beine
mehrfach gebrochen. Jörgen Fuchs ist Physiotherapeut, er hilft ihr, die alte Beweglichkeit
wieder zurückzuerlangen.
Erst im Frühling dieses Jahres ist Jörgen Fuchs zur Diakonie Himmelsthür gewechselt. Dort
ist er Teil eines vierköpfigen Teams von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten im
Integrierten Medizinischen Dienst, die Bewohnerinnen und Bewohnern bei akuten wie
chronischen Beschwerden helfen. Mobilisierungstraining wie bei Jenny Wietig gehört zu
Jörgen Fuchs‘ Hauptaufgaben.
Ursprünglich hatte sich der 36-Jährige dem Leistungssport verschrieben. Doch sein Studium
der Sportwissenschaften mit den Hauptfächern Volleyball, Badminton und Leichtathletik
konnte er wegen Problemen am Handgelenk nicht zu Ende bringen. Sein zweiter Anlauf galt
den Sozialwissenschaften, wo er nicht heimisch wurde – „außer in Psychologie“ –, so dass
er vorzeitig abbrach. Doch aller guten Dinge sind bekanntlich drei: In Kassel machte er eine
Ausbildung zum Physiotherapeuten, diesmal ohne Haken und Ösen.
Während der Ausbildung absolvierte er ein Praktikum in einer großen Schule für Menschen
mit geistigen Behinderungen und merkte sofort, dass er sich in diesem Bereich sehr wohl
fühlte. Die erste Station nach dem Abschluss der Ausbildung war eine Praxis in Holle. Die
Arbeit mit den Patientinnen und Patienten machte ihm Spaß, doch es gab auch einen
Wermutstropfen: die oft fehlende Bereitschaft, aktiv etwas gegen die gesundheitlichen
Probleme zu tun. „Ich fand das einfach schade“, erzählt Jörgen Fuchs, „das sind Probleme,
die man relativ leicht lösen könnte – wenn man das wollte.“ Sport treiben, um den Rücken zu
stärken, um nur ein Beispiel zu nennen.
In der Diakonie Himmelsthür hat er es oft mit chronischen Problemen zu tun, die eher nicht
„relativ leicht zu lösen“ sind. Doch es gebe klar definierte Ziele für die Behandlung, die
beispielsweise bei bettlägerigen Menschen darin bestünden, die Mobilität so lange wie
möglich zu erhalten. Darüber hinaus genießt er es, selbstständiger als in einer Praxis
arbeiten zu können. Und die Aufgaben seien „komplexer, als im 20-Minuten-Rhythmus von
Behandlungszimmer zu Behandlungszimmer zu wechseln“.
Der Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Diakonie Himmelsthür
unterscheide sich übrigens kein bisschen von dem mit anderen Patientinnen und Patienten.
„Ich habe da nie Berührungsängste gehabt – jeder hat schließlich seine Stärken und
Schwächen“, sagt Jörgen Fuchs.
In seiner Freizeit wird er sehr von seinem über 200 Jahre alten Haus in Heinde in Anspruch
genommen, ein großer Garten gehört auch noch dazu. Und er steckt berufsbegleitend in
einer Zusatzausbildung in Manueller Therapie, die ihn noch eine Weile beschäftigen wird.
Trotzdem engagiert Jörgen Fuchs sich auch außerhalb seiner Arbeit in der Diakonie
Himmelsthür. Mit seiner Freundin ist er Mitglied der Sorsumer Laufgruppe, die jede Woche
trainiert. „Ich bin echt glücklich hier“, sagt Jörgen Fuchs, „letztendlich ist es mein Traumjob.“
Text: Ralf Neite, Kultur & Kommunikation
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