Erfahrungs- und Abschlussberichte zu den geförderten Initialprojekten Themen der Initialförderung 2008: Die Entwicklung von Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern. Integration von Flüchtlingskindern Armutsprävention Die Einbeziehung junger Behinderter in die Angebote der Jugendhilfe. Gesundheitsförderung Tiergestützte Pädagogik in Kindertagesstätten initiieren und ausbauen Bewegungs- und Spielangebote in der Oberhausener Innenstadt Tiergestützte Therapie mit Hunden Emanzipatorisches Angebot, Abwendung von Gefährdungen, Inklusion, Mitwirkung. Verbesserung des Zusammenlebens junger Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Fortentwicklung emanzipatorischer Angebote der Jugendhilfe. 2 Inhaltsverzeichnis Projektträger 2008 Nr. 7 9 Träger: Projekt: Eulenburg e.V. „Meine Eltern sind anders“ 53111 Bonn Der Bürgermeister Kinder, Jugend und Familie Mo.Ki Seite 5 „Weiterbildung von Erzieherinnen und Erzieher im Rahmen der interkulturellen Kompetenz“ 21 40789 Monheim 12 Theaterpädagogisches Zentrum e.V. „Zirkus – hört mit“ 25 50672 Köln 13 Zurück in die Zukunft e.V. Steinberger Straße 40 „Kunstcafé - Regenbogen“ 29 50733 Köln 17 Evangelische Kinder- und Jugendhilfe Brand „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ 38 52078 Aachen 19 Heilpädagogische Kindertagesstätte „Auf den Hund gekommen“ 45 52076 Aachen 25 Sozialdienst Katholischer Männer e.V. „Vielfalt hoch 2“ 50 51379 Leverkusen 29 Stadt Aachen Der Oberbürgermeister Jugendamt FB 51/50.2 „Unterstützung auf 4 Pfoten“ 54 52058 Aachen 33 Sozialistische Jugend Deutschlands Die Falken Kreisverband Duisburg „Fit in Beeck!“ 60 47051 Duisburg 38 Katholisches Jugendwerk gGmbH Die Kurbel „Spielend durch die City“ 64 46119 Oberhausen 42 Zentrum für Körperbehinderte e.V. „Wir machen Theater …!“ 67 41066 Mönchengladbach 3 Übersicht aller Anträge aus den Städten und Kreisen des Jahres 2008 Anträge: 2 Anträge: 4 Gefördert: 1 Gefördert: 0 Anträge: 2 Gefördert: 1 Anträge: 1 Gefördert: 0 Anträge: 2 Gefördert: 1 Anträge: 2 Gefördert: 0 Anträge: 2 Gefördert: 0 Anträge: 1 Gefördert: 0 Anträge: 1 Gefördert: 1 Anträge: 2 Gefördert: 1 Anträge: 1 Anträge: 5 Gefördert: 0 Gefördert: 0 Anträge: 8 Anträge: 8 Gefördert: 2 Gefördert: 3 Anträge: 3 Gefördert: 0 Anträge: 1 Gefördert: 0 Anträge: 1 Gefördert: 1 Insgesamt wurden 46 Projektanträge gestellt. Davon konnten 11 Projekte gefördert werden. Hinweise: Die hellen Flächen kennzeichnen die Kreise und die dunkleren Flächen die kreisfreien Städte 4 Initialprojekt: „Meine Eltern sind anders“ 7 Thema: „Die Entwicklung von Hilfen für psychisch kranker Eltern.“ Bezeichnung des Projekts: „Meine Eltern sind anders“ Träger: Eulenburg e.V. Nordstraße 11 53111 Bonn Durchführungszeitraum: 01.07.2008 bis 30.08.2009 Fördersumme: 2008 = 4.000,00 € (70 %) Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Ziele Die Erkrankung eines Elternteils wirkt sich in der Regel auf alle Lebensbereiche aus. Besonders schwerwiegend sind die Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung, die Beziehung zum erkrankten Elternteil, die Beziehung zum gesunden Elternteil, wenn (noch) vorhanden und auf Beziehungen zu Nachbarn, Freunden, in Kindergarten und Schule. Dabei nehmen Kinder unterschiedliche Rollen ein, die teilweise geschlechtsspezifisch geprägt sind. Für alle Kinder gilt, dass sie verunsichert werden, unter Stigmatisierung leiden und häufig niemand haben, mit dem sie über diese Situation sprechen können. Mit dem Projekt sollte die Sprachlosigkeit überwunden, die Möglichkeit zum Austausch mit anderen betroffenen Kindern und Jugendlichen ermöglicht, Informationen über psychische Erkrankungen gegeben werden. Schuldgefühle und Loyalitätskonflikte (emotionale Entlastung) sollten abgebaut und individuelle, konkrete Möglichkeiten, um belastende Situation zu bewältigen zu können und somit dem erhöhten Risiko der Kinder selbst zu erkranken, vorgebeugt werden. 5 Inhalte Bearbeiten folgender Fragestellungen: Was ist eine psychische Erkrankung? Welche Berufsgruppen kümmern sich? Wie und wo wird behandelt? Kennen lernen von psychischen Erkrankungen, beteiligten Berufsgruppen und deren Möglichkeiten sowie Behandlungsmethoden Was belastet mich? Wie verhalte ich mich? Wo fühle ich mich alleine gelassen? Austausch über Erfahrung, Wissen und Gefühle der Gruppenmitglieder Was und wer hilft mir? Was wünsche ich mir? Erarbeitung, Aufzeigen von eigenen Handlungsmöglichkeiten zur Bewältigung der Situation Projektbericht des Trägers: „Meine Eltern sind anders“ Abschlussbericht Psychoedukationsgruppe für Kinder psychisch erkrankter Eltern 1. Einleitung Schätzungen zufolge leiden ca. 5 Millionen Erwachsene in der Bundesrepublik Deutschland an einer psychischen Störung bzw. psychischen Erkrankung. Noch immer wird jedoch vielfach übersehen, dass viele dieser Erwachsenen Eltern sind. Durchschnittlich jede/r fünfte psychisch erkrankte Erwachsene in der stationären klinischen Versorgung, in den Institutionsambulanzen und Tageskliniken ist Vater oder Mutter eines minderjährigen Kindes. Nach Angaben der Kinderkommission im Deutschen Bundestag leben 500 000 Kinder in Familien, in denen ein Elternteil an einer psychischen Erkrankung leidet. Die Dunkelziffer dürfte jedoch um einiges höher liegen, da viele Erkrankte nicht in therapeutischer Behandlung sind und/oder keine Diagnose vorliegt. 6 Die Kinder sind durch die Beeinträchtigung der Eltern stets betroffen und oft auch sehr tiefgreifend individuell, familiär und sozial belastet. Sie können die durch die Krankheit bedingten Verhaltensweisen ihrer Eltern nicht verstehen, sie reagieren mit Ängsten und entwickeln Schuld- und Schamgefühle. Sie sprechen meist mit niemanden über ihre familiäre Situation, weil sie dies als Verrat am erkrankten Elternteil empfinden. Die betroffenen Kinder erleben eine enorme psychische und physische Belastung und sind überfordert. Dennoch zeigen sie sich nach außen meist unauffällig und entwickeln aufgrund der vorzeitigen Verantwortungsübernahme häufig sogar ein reifes und selbstständiges Erscheinungsbild. Ihre Belastung und innere Not wird oftmals erst dann offenbar, wenn sie selbst Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Diese Kinder sind aufgrund verschiedener Faktoren einem vielfach erhöhten Risiko ausgesetzt, selbst zu erkranken, denn die psychische Erkrankung des Elternteils hat weitreichende Folgen für die Kinder, die bisher kaum Beachtung finden. Wie wichtig eine frühzeitige Aufklärung und Hilfestellung für betroffene Kinder ist, kann an dieser Stelle daher nicht genug betont werden. Prävention und akute Unterstützung der Kinder in Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil sind von zukunftsweisender Bedeutung. Sie können zugleich Hinweise geben auf potenzielle Ressourcen und damit verbundene zukünftige Möglichkeiten, Veränderungen anzuregen, Muster zu korrigieren und neue Bewältigungsformen einzuüben. Eine wirksame Hilfe muss einen sicheren vertrauenswürdigen Rahmen bieten, in dem konstruktiv an den vorhandenen Barrieren und Problemen gearbeitet wird, Kinder altersgemäße Informationen erhalten und in akuten Krisen stützende Ansprechpartner haben. Um die bestehende Versorgungslücke für junge betroffene Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil zu füllen, hat der Eulenburg e.V. das Projekt Meine Eltern sind anders ins leben gerufen, das im Folgenden näher erläutert wird. Beginnend mit den Projektzielen und den zu Verfügung stehenden finanziellen Mitteln werden die Rahmenbedingungen beschrieben, um darauf aufbauend den Projektverlauf zu reflektieren. Anschließend erfolgen eine Auswertung des Kurses mit den angewandten Methoden, die Darstellung der erreichten Ziele, Anregungen für zukünftige Projekte werden gegeben. Eine Nachbetrachtung des Eulenburg e. V. schließt den Bericht ab. 7 2. Projektrahmen 2. 1. Projektziele Ziel des Gruppenangebots ist es, den Teilnehmern einen Rahmen zu bieten, in dem sie über ihre Situation und die Belastungen, die sie durch die psychische Erkrankung eines Elternteiles erleben, sprechen können. Der Austausch mit anderen Jugendlichen, die in einer ähnlichen Situation leben, ist von zentraler Bedeutung bei diesem Kurs. So erleben die Jugendlichen für sich zum ersten Mal, nicht alleine betroffen zu sein, und können zum Teil ihre Sprachlosigkeit überwinden. Auch die Begegnung mit Menschen, die aus eigener Erfahrung berichten, wirkt Vorurteilen entgegen. Weiterhin ist es Ziel, den Jugendlichen altersgemäße Informationen über die psychische Erkrankung und die beteiligten Systeme Jugendhilfe und Psychiatrie zu geben. Des Weiteren soll durch gemeinsame Aktivitäten und Spiele ein Gemeinschaftsgefühl entstehen und den Jugendlichen im weiteren Sinne damit auch ein wenig Entlastung verschafft werden. Das Angebot soll auch dazu beitragen, Schuldgefühle und Loyalitätskonflikte den Eltern gegenüber abzubauen und damit dem erhöhten Risiko der Kinder, selbst zu erkranken, vorzubeugen. Die Bemühungen, Stigmatisierung entgegenzuwirken, sind zudem ein gemeinsames Ziel von betroffenen Eltern, ihren Kindern und der Kursleitung. Im Rahmen der Projektfinanzierung sollte zudem die Konzeption an der Realität geprüft und Erkenntnisse zu förderlichen wie hinderlichen Rahmenbedingungen gewonnen werden. 2.2. Kostenträger Kostenträger des Projekts sind der Landschaftsverband Rheinland (L VR) im Rahmen seiner Initialförderung auf dem Gebiet der Jugendhilfe und das Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Bonn (Jugendamt Bonn), die finanzielle Mittel zur Durchführung zweier Kurse zu Verfügung stellten. Weitere Kosten trug der Eulenburg e.V., der die Konzeption entwickelte, die Overhead-Maßnahmen leistete, die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte und die Kosten der Öffentlichkeitsarbeit übernahm, u.a. einen Informations-Flyer über den Kurs an zahlreiche Multiplikatoren aus der öffentlichen und freien Jugendhilfe, der stationären und ambulanten Erwachsenenpsychiatrie, Schulen etc. schickte. 2.3. Rahmenbedingungen Eulenburg e.V. ist ein kleiner Verein mit nur drei fest angestellten Mitarbeiterinnen, der jedoch ein breites Spektrum an spezifischen Angeboten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene anbietet, die direkt oder mittelbar von psychischer Erkrankung betroffen ind. Die drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Eulenburg e.V. entwickelten die Konzeption neben und teilweise zusätzlich zu ihrer fest angestellten Tätigkeit. 8 Dabei brachten sie Engagement, Fachkompetenz und ihre personalen Fähigkeiten ein. Der Eulenburg e.V. trug die Personalkosten, stellte finanzielle Mittel für Fortbildung sowie die Anschaffung zusätzlicher spezifischer Literatur zur Verfügung. Eulenburg e.V. arbeitet mit Einzelpersonen und Familien. Die Mitarbeiterinnen verfügten bis dato über wenig Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen und insbesondere mit Kindergruppen. Daher wurde die Konzeption zunächst auf ältere Kinder und Jugendliche ausgerichtet. Bei Beantragung der Fördermittel beim Landschaftsverband Rheinland (L VR) stellte sich heraus, dass zur Bewilligung des Projekts keine fest angestellten Mitarbeiter erlaubt waren, was für die vorhandenen Mitarbeiterinnen eine herbe Enttäuschung war. Gleichzeitig bot diese Vorgabe die Chance, Mitarbeiterinnen mit weiteren Qualifikationen wie größere Erfahrung in der Gruppenarbeit oder mit Migrationshintergrund zu finden oder ein Team, bestehend aus einem Mann und einer Frau zu bilden, das geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigen kann. Schlussendlich konkretisierte sich der Projektrahmen folgendermaßen: Zielgruppe sind junge Menschen zwischen 12 und 16 Jahren, bei denen mindestens ein Elternteil an einer psychischen Störung erkrankt ist. Die Gruppengröße wird auf max. 8 Teilnehmer 1 begrenzt, um den individuellen Bedürfnissen der jungen Betroffenen gerecht zu werden. Finden sich mehr als acht Teilnehmer, werden solche, die mehrheitlich im gleichen Sozialraum bzw. im Bonner Norden leben, bevorzugt, um die Vernetzung untereinander zu fördern. Der Kurs findet in den Räumlichkeiten des Eulenburg e.V. statt. Angesetzt sind sieben Kurstermine mit nachfolgendem Abschlusstreffen. Festgelegte Kursinhalte sind eine Außenaktivität, der Erfahrungsaustausch mit einem erwachsenen Kind psychisch erkrankter Eltern und die Erstellung eines ErsteHilfe-Koffers in der Jugendkunstschule Arte fact. Die Durchführung erfolgt durch zwei eigens dafür angestellte Honorarfachkräfte, Frau Diplom-Sozialpädagogin Petra Sandmeyer und Frau Diplom-Sozialarbeiterin Asal Hassanzadeh sollten zwei Kurse durchführen. 3. Projektverlauf 3.1. Vorbereitungsphase Die Konzeption des gesamten Kurses und eine detaillierte Stundenplanung war komplett von den fest angestellten Mitarbeiterinnen des Eulenburg e.V. erstellt worden. Das bedeutete, dass wir uns zuerst in die Konzeption und Stundenplanung einarbeiten mussten. Die fein ausgearbeitete Stundenplanung und deren Inhalte waren gut durchstrukturiert und wurden von uns als Grundlage des Kurses übernommen. 9 Weiterhin mussten im Vorfeld Termine abgesprochen werden. Kontakte zu den Referentinnen/Referenten herzustellen und Vorgespräche mit diesen waren weiterhin unsere Aufgaben. So mussten wir uns mit Herrn B., der als „erwachsener Betroffener“ referierte, absprechen, was er sagt und was er den Jugendlichen nicht erzählt (Suizid seiner Mutter). Mit der Künstlerin der Jugendkunstschule Artefact, Frau L., wurde ebenfalls der zeitliche und inhaltliche Rahmen geklärt. Weiterhin fanden Treffen mit Kursleiterinnen und der Leiterin der Eulenburg Frau W. sowie einer Mitarbeiterin des Jugendamts Königswinter statt, um den Kurs vorzustellen und dessen Ziele und Inhalte zu präsentieren. Die interessierten Eltern wurden telefonisch zu einem Vorgespräch von uns eingeladen. Mit allen Familien wurden persönliche Vorgespräche geführt. Ziel dieser Vorgespräche war es, den Kurs und dessen Inhalte vorzustellen, aber auch klarzumachen, dass es sich bei diesem Kurs um kein therapeutisches Angebot handelt, sondern um eine pädagogische Maßnahme. Bei diesen Gesprächen war deutlich erkennbar, dass die Jugendlichen eher vorsichtig und distanziert reagierten, während die Eltern sehr von der Notwendigkeit des Kurses überzeugt waren. Eine der Teilnehmer äußerte sich zuerst sehr negativ und fand, dass sie keine Hilfe bräuchte, diese bräuchte ihre Mutter. Im Laufe des Gespräches wurde sie allerdings zugänglicher und schien neugierig auf den Kurs zu werden. So konnte sie zum Ende des Gesprächs ihre Teilnahme an dem Kurs zusagen. Der Beginn des ersten Kurses verzögerte sich, da es nicht genügend Anmeldungen gab. Es gestaltete sich von Anbeginn an sehr schwierig, betroffene Familien zu erreichen. Mitarbeiterinnen der Jugendämter Bonn und Königswinter vermittelten uns dann letztendlich zwei Teilnehmer. Der dritte Teilnehmer war über einen Flyer, den die Mutter gelesen hatte, aufmerksam geworden. Zwei der Kinder kamen aus Bonn, ein Kind lebte in Königswinter. Schließlich startete der Kurs mit zwei weiblichen, Anna und Jenya, beide 12 Jahre, und einem 13-jährigen männlichen Teilnehmer, Jens (Alle Namen der Kinder wurden geändert). 3.2. Durchführung Das 1. Treffen Zu Beginn der ersten Stunde gab es eine Vorstellungsrunde, damit sich alle Teilnehmer und die Kursleiterinnen ein wenig kennen lernen konnten. Die Teilnehmerin Anna, bei der sich zu Beginn unserer Meinung nach einige Auffälligkeiten zeigten, erzählte sofort sehr viel aus ihrer frühen Kindheit und ging dabei sehr ins Detail. Die beiden anderen Teilnehmer waren hier zurückhaltender und stellten sich nur kurz vor. 10 Den Jugendlichen wurde der Kurs nochmals inhaltlich kurz vorgestellt und erläuterten, welche Themen bei welchem Treffen jeweils besprochen werden sollten. Des Weiteren wurde ihnen die Idee mit dem Erste-Hilfe-Koffer (s.u.) erklärt. Danach wurden gemeinsam mit den Teilnehmern die Gruppenregeln für den Kurs aufgestellt und von einem Mädchen aufgeschrieben und gut sichtbar an der Pinnwand befestigt. Gruppenregeln: Verschwiegenheit: alles bleibt in der Gruppe, ~ ausreden lassen und zuhören, keine Schimpfworte, nicht auslachen und nicht ärgern. Alle Teilnehmer konnten diese Regeln gut akzeptieren, und zum größten Teil wurden diese von allen eingehalten. Bei Anna zeigten sich bei manchen Treffen jedoch Schwierigkeiten, diese Regeln zu akzeptieren. Als nächstes hatten wir Steckbriefe vorbereitet, auf denen sich jeder Teilnehmer persönlich vorstellen konnte. Für die Steckbriefe fotografierten sich die Teilnehmer gegenseitig. Die Fotos wurden beim nächsten Kurstreffen dann auf die Steckbriefe geklebt. Die Steckbriefe sahen wie folgt aus: Vorname Alter Geschwister/Lebensgemeinschaft Stadtteil Schule Hobby Lieblingsmusik Einsame Insel: ich nehme mit In der anschließenden Pause wurden Getränke und Kekse gemeinsam aus der Küche geholt und verspeist. Hier war dann ein zwangloser Rahmen für Gespräche geschaffen, den die Jugendlichen auch nutzten und sich über Schule, Wohnort und Interessen austauschten. 11 Im Anschluss spielten wir gemeinsam das Spiel "Bamboleo" und die Jugendlichen hatten dabei viel Spaß. Offensichtlich lockerte dieses gemeinsame Spiel die Atmosphäre etwas auf und stellte eine gute Überleitung für den Einstieg in die Thematik dar. Von einer Kursleiterin wurde ein Abschnitt aus dem Buch "Sonnige Traurigtage" von Schirin Homeier vorgelesen. In diesem Buch werden sehr anschaulich aus kindlicher Sicht das Leben mit einer psychisch kranken (depressiven) Mutter und die damit verbundenen Schwierigkeiten für das Kind beschrieben. Die Teilnehmer berichteten nach dem Vorlesen von ihren eigenen Erlebnissen. U.a. wie es ihnen ergeht, wenn es den Müttern gerade schlecht geht oder ein Klinikaufenthalt bevorsteht. Alle drei wussten nichts Genaues über die Krankheiten ihrer Mütter und wurden nie dahingehend informiert oder aufgeklärt. Hier war ein deutlicher Bedarf erkennbar. An dieser Stelle wurden die Teilnehmer gebeten, Zettel mit ihren Wünschen, Ideen und Anregungen für den Kurs zu schreiben und diese in die Ideen box zu legen. Erklärungswünsche gab es hinsichtlich der Begriffe: psychische Störungen, Psychiatrie, Psychose, Wahn und Halluzinationen. Auch fragte ein Mädchen nach den Aufgaben der Jugendämter und welche Angebote es in Bonn gäbe. Es wurde vereinbart, dass die Kursleiterinnen beim nächsten Treffen die Begriffe Psychose, Wahn und Halluzinationen erklären und allgemein über die Psychiatrie und deren Aufgaben informieren. Der Vorschlag, im Anschluss mit der digitalen Videokamera gegenseitig Interviews durchzuführen und dies im Park der L VR-Klinik Bonn zu machen, stieß auf große Begeisterung. Alle drei Teilnehmer wollten gerne nächste Woche wiederkommen und fanden den Kursanfang so weit für sie in Ordnung. Die Ausführungen zu den Aufgaben des Jugendamtes wurden für das 3. Treffen terminiert. Das 2. Treffen Zur Einleitung fand eine kurze Gesprächsrunde statt. Zentrale Frage war, wie es den Jugendlichen seit unserem letztem Treffen ergangen ist. Sie trugen im Anschluss ihre Stimmung im Stimmungsbarometer ein. Alle waren stimmungsmäßig im mittleren Bereich. Anschließend wurden die Steckbriefe mit den Fotos vervollständigt. Bei diesem Treffen standen Elemente der Psychoedukation im Vordergrund. Ziel war es aber nicht, dass die Jugendlichen danach ihren Müttern besser helfen können und diese entlasten. Stattdessen ging es um Entlastung der Jugendlichen selbst, u.a. durch Aufzeigen von Hilfsmöglichkeiten. 12 Die Kursleitung erklärte den Teilnehmern verständlich, was eine Psychose ist, und erklärte die Unterschiede zwischen einem Wahn und Halluzinationen. Die Teilnehmer folgten den Ausführungen recht konzentriert. Nach einer kurzen Pause mit Getränken und Knabbereien wurden ihnen die Psychiatrie und deren Aufgabengebiete ausführlich erklärt. Eine Teilnehmerin berichtete, dass eine Mitschülerin wegen Essstörungen zurzeit in der L VR-Klinik Bonn behandelt wird. Im Anschluss gingen wir alle zusammen in den Park der L VR-Klinik, der fußläufig kaum fünf Minuten von der Einrichtung entfernt ist. Jens kannte den Park, da er in der Nähe wohnt und hier schon des Öfteren zum Fußballspielen war. Im Park erhielten die Jugendlichen die Kamera und filmten sich erst einmal gegenseitig. Zuerst filmten sie ohne Aufgabenstellung, um die Kamera und deren Bedienung zu lernen. Nachdem sie eine Weile gefilmt hatten, wurden ihnen Aufgaben übertragen. Aufgabenstellungen der Interviews waren z.B.: "Erkläre mir, was eine Psychose ist, in deinen Worten. Was ist ein Wahn, ...?" Jeder Teilnehmer durfte einmal filmen und wurde einmal interviewt. Auf dem Rückweg kamen nochmals Fragen über die Psychiatrie auf, und die Kursleitung informierte über die Unterschiede zwischen ambulantem, tagesklinischem und stationärem Setting. Von den Jugendlichen kam bei diesem Treffen sehr viel Engagement. Offensichtlich wollte keiner nach Hause; alle unterhielten sich noch auf der Strasse weiter und gingen erst nach ca. 15 Minuten nach Hause. Das 3. Treffen Den Einstieg bildeten wie zuvor ein kurzes Blitzlicht und der Eintrag im Stimmungsbarometer. Gemeinsam schauten wir uns den Videofilm vom letzten Treffen an. Alle äußerten den Wunsch, wieder zu filmen. Die Kursleitung erklärte den zeitlichen Rahmen und schlug vor, die letzten 45 Minuten an den Rhein zu gehen, um dort zu filmen. Damit waren alle einverstanden. Die Kursleitung erklärte die Aufgaben und Funktionen der Jugendhilfe. Anna äußerte sich im Anschluss sehr negativ und abwertend über Mitarbeiterinnen des für sie zuständigen Jugendamts. Die Teilnehmerin musste auf die Gruppenregeln aufmerksam gemacht werden. Daraufhin reagierte Anna ziemlich aggressiv. Die Gruppenstimmung kippte an dieser Stelle, da Anna starken Einfluss auf die anderen Teilnehmer hatte. Die Pause wurde ein wenig vorgezogen, um die Spannung abzubauen. Die Kursleitung schlug vor, den Spaziergang vorzuziehen und in einem Cafe Pause zu machen. Die Jugendlichen wurden auf ein Getränk und ein Stück Kuchen eingeladen. 13 Auf dem Weg konnten die Jugendlichen sich gegenseitig ohne Aufgabenstellung filmen. Nach der Kaffeepause erhielten sie zum Filmen wieder eine Aufgabenstellung. So sollten sie die Aufgaben der Jugendhilfe erklären und selbst sagen, was sie als Hilfsangebot für sich gut finden würden. Alle drei waren der Meinung, dass so ein Kursangebot gut sei und sie gerne auch mit anderen Jugendlichen Kontakt hätten. Allerdings wünschten sie sich weniger eine reine Gesprächsrunde, sondern eher Aktivitäten oder Spiele und Unternehmungen. Die Abschlussrunde fand wieder in den Räumen des Eulenburg e.V. statt. Die Teilnehmer wurden auf das nächste Treffen, zu dem ein Referent eingeladen war, vorbereitet. Die Jugendlichen waren diesbezüglich etwas skeptisch, versprachen aber alle zu kommen. Weiterhin bekamen sie eine kleine Hausaufgabe von uns. Sie sollten sich überlegen, was ihnen gut tut, wenn es zu Hause gerade schwierig ist und welche Gegenstände sie dann in ihren Erste-Hilfe-Koffer haben möchten. Das 4. Treffen Der Referent „erwachsener Betroffener“ Herr B. wurde vorgestellt, die Kursteilnehmer stellten sich ebenfalls vor. Es fand ein kurzes Blitzlicht, wie es allen geht, statt. Herr B. erzählte ca. 30 Minuten von seiner belastenden Situation als Kind und Jugendlicher. Die Teilnehmer waren etwas unkonzentriert und unruhig. Erst als Herr B. erzählte, dass er Kletterkurse für Kinder und Jugendliche gibt und ihm das Klettern immer sehr geholfen hat, wurden sie sehr neugierig und interessiert. Alle drei fragten an, ob es möglich sei, zusammen mit Herrn B. in eine Kletterhalle zu fahren. Herr B. erklärte sich einverstanden. Es wurde ein Termin vereinbart, das nächste Treffen sollte in der Kletterhalle Brühl stattfinden. Dies war dann unsere gemeinsame Aktivität, auf die sich alle sehr freuten. Im Anschluss ging es dann darum, welche Strategien helfen, um mit der belasteten Situation zu Hause fertig zu werden. Nachdem Herr B. sich verabschiedet hatte, wurde die Stunde reflektiert. Die Jugendlichen gaben an, dass es sie nicht so interessiert hätte, was Herr B. erzählte, da dieser "zu alt" gewesen wäre und sie sich damit kaum identifizieren konnten. Sie hätten lieber den Ausführungen eines jüngeren Betroffenen zugehört. Anna äußerte sich auch hier sehr negativ und musste auf die Regel ,niemanden zu beleidigen' hingewiesen werden. Dass Herr B. mit den Jugendlichen und der Kursleitung klettern gehen würde, fanden alle wieder gut, und somit war auch wieder eine deutlich entspannte Stimmung bei allen Teilnehmern sichtbar. Zum Ende der Stunde trugen alle ihre aktuelle Stimmung im Stimmungsbarometer ein. Bei Anna war die Stimmung im unteren Bereich, während Jenya und Jens ihre Stimmung im mittleren Bereich angaben. 14 Das 5. Treffen Wir fuhren gemeinsam mit einem Pkw nach Wesseling zur Bronx Kletterhalle. Die Jugendlichen waren freudig aufgeregt und sichtlich neugierig. Nur ein Teilnehmer war zuvor schon öfters klettern gewesen. An der Kletterhalle trafen wir Herrn B., der uns dann in die Technik einführte. Zu Beginn erklärte er, wie man sich sichert, und die Regeln, die beim Klettern zu beachten sind. Anna konnte schlecht abwarten und hatte kein Interesse an Regeln, sondern wollte direkt loslegen. Es war spannend zu beobachten, wie jeder Teilnehmer ein Stück seiner eigenen Problematik beim Klettern zeigte. Anna zeigte deutlich ihre Schwierigkeiten beim Akzeptieren von Gruppenregeln und ging nicht auf die anderen ein. Jenya war anfänglich sehr unsicher und eher ängstlich, brauchte viel Zuspruch und Unterstützung. Jens zeigte sich auch beim Klettern sehr ruhig und besonnnen. Allerdings war er als Einziger auch schon öfters in dieser Halle klettern gewesen. Er half den anderen Teilnehmern sehr fürsorglich. Alle drei hatten offensichtlich am Klettern sehr großen Spaß und fragten auf dem Nachhauseweg, ob es denn nicht möglich sei, diese Aktion zu wiederholen. Das 6. Treffen Wir trafen uns mit den Jugendlichen vor dem Eulenburg e.V. Anna konnte an diesem Treffen wegen eines Arzttermins nicht teilnehmen. Auf dem Fußweg zur Jugendkunstschule Arte fact, der ca. 10 Minuten dauerte, wurde der Aktionstag besprochen, und wie es den Teilnehmern geht. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erklärte uns die Kunsttherapeutin Frau L. die verschiedenen Materialien und den Umgang damit. Sie hatte zum Gestalten Zigarrenkisten besorgt. Dann mussten alle mit geschlossenen Augen Aufwärm- und Lockerungsübungen machen. Auch die Kursleitung beteiligte sich aktiv. Jeder konnte seinen Koffer frei gestalten. Jens stellte einen weiß mit rotem Kreuz gestalteten Koffer her, während Jenya ihre Zigarrenkiste mit verschiedenen Farben gestaltete und mit orientalischen Schriftzeichen verzierte. Eine Kiste für Anna wurde von der Kursleitung gestaltet, sodass auch sie einen Koffer für ihre wichtigen Gegenstände bekam. Alle arbeiteten sehr konzentriert und hatten Freude am Gestalten. Zum Schluss wurden alle mit ihren fertig gestellten Erste-Hilfe-Koffern fotografiert. Die Teilnehmer wirkten stolz und zufrieden mit ihren Koffern. Diese wurden im Anschluss von der Kursleitung in die Räume des Eulenburg e.V. zur Aufbewahrung bis zum nächsten Treffen gebracht. 15 Das 7. Treffen Reflexion und Abschluss Zu Beginn der Stunde fanden ein kurzes Blitzlicht und der Eintrag im Stimmungsbarometer statt. Danach wurde die Aktivität von letzter Woche besprochen, und Anna erhielt ihren Erste-Hilfe-Koffer, worüber sie sich sehr freute. Jeder Teilnehmer hatte zuvor den Auftrag bekommen, Gegenstände mitzubringen, die ihm wichtig waren. Jenya hatte z.B. ein Foto und eine Musik-CD mitgebracht, Anna hatte viele selbstgemalte Mangas japanische Comics) mitgebracht, und Jens hatte die Telefonnummer von einer Freundin der Mutter dabei. Um die Reflexion möglichst wenig konfrontativ zu gestalten, spielten die Jugendlichen und die Kursleitung ein Rollenspiel. Die Jugendlichen stellten sich als Referenten des Kurses vor und die Kursleiterinnen übernahmen die Rolle von Jugendlichen, die ebenfalls an einem Kurs teilnehmen wollten. Die Referenten berichteten darüber, was ihrer Meinung nach gut an einem solchen Kurs für Jugendliche sei und was der letzte Kurs aus ihrer Sicht für Jugendliche gebracht hatte. Das machte den Jugendlichen offensichtlich Spaß. Allerdings nahmen sie die Rolle auch ernst und brachten Lob und Kritik an (s.u.). Nach einer kurzen Pause beteiligten sich alle sehr aktiv an der Abschlussgesprächsrunde. Den Jugendlichen wurden ein Schlüsselanhänger mit einer Eule aus Holz und die Visitenkarte des Eulenburg e.V. ausgehändigt. Jenya tat diese Eule und die Visitenkarte in ihren Erste-Hilfe-Koffer. Auch die anderen Teilnehmer konnten sich gut vorstellen, sich in Notsituationen bei den Mitarbeiterinnen des Eulenburg e.V. zu melden. Die Jugendlichen bestätigten alle, dass es ihnen gut getan hatte, über die Erkrankung der Eltern zu sprechen, und dass der Austausch mit Gleichaltrigen in einer ähnlichen Situation für sie bereichernd war. Für alle war es das erste Mal, dass sie jemand über die Krankheit und die damit verbundene Problematik aufgeklärt hatte. Die Jugendlichen wurden an das Nachtreffen, das ca. vier Wochen später stattfinden sollte, erinnert. Das Nachtreffen Leider konnte nur eine Teilnehmerin, Jenya, zum Nachtreffen kommen. Die beiden anderen Teilnehmer waren entschuldigt. Der Termin konnte allerdings nicht verschoben werden, daher fand das Treffen zu dritt statt. Jenya erzählte ausführlich, wie es ihr geht und dass ihr der Kontakt zu Jens und Anna fehlen würde. Sie wurde motiviert, sich telefonisch bei diesen zu melden. Des Weiteren bedauerte sie es sehr, dass es keinen Nachfolgekurs gab. Sie hätte gerne weiterhin ein solches Angebot genutzt. 16 4. Auswertung 4. 1. Methoden Elemente der Psychoedukation Die Teilnehmer wurden in diesem Kurs über das Krankheitsbild der Psychosen und der Borderline-Störung informiert. Es stellte sich heraus, dass keiner der Jugendlichen jemals zuvor über die psychischen Erkrankungen ausführlich aufgeklärt worden war. Alle kannten die Diagnosen ihrer Mütter (es waren bei allen drei Teilnehmern die Mütter psychisch krank), hatten ansonsten aber keinerlei Informationen über die Erkrankungen erhalten. Bei allen bestand hier ein sehr großer Bedarf an Aufklärung. Wir erklärten die Erkrankungen in angemessenen, verständlichen Worten. Weiterhin zeigten wir auf, welche Berufsgruppen sich um psychisch Kranke kümmern und informierten über deren Möglichkeiten und Behandlungsmethoden. Dies fanden die Jugendlichen sehr aufschlussreich und auch hilfreich. Eine Teilnehmerin sagte im Anschluss, dass sie jetzt ihre Mutter besser verstehen würde. Gruppendynamische Spiele und Aktivitäten Alle Teilnehmer hatten Spaß an den spielerischen Methoden und Aktivitäten und erklärten in den Feedback-Runden, dass sie diese am besten fanden. Das Filmen mit der Videokamera und die Kamera als Mittel der Distanzierung einzusetzen hat sich sehr bewährt. Ihre Erlebnisse direkt zu erzählen fiel allen dreien offensichtlich schwer. Durch die Videokamera hatten sie etwas Abstand zu dem Erzählten und konnten sich eher in einer Rolle, wie z.B. der/des Interviewers sehen. Das gemeinsame Spielen von Gesellschaftsspielen wurde ebenfalls von den Jugendlichen gut angenommen. Erlebnispädagogisches Klettern Nach eigenen Aussagen der Teilnehmer war dieses Angebot der absolute "Hit". Für uns war es sehr aufschlussreich und spannend zu sehen, wie jeder Teilnehmer seinen eigenen Charakter hierbei zeigte. Bei Anna kam deutlich zum Vorschein, wie schwer es ihr grundsätzlich fällt, sich an Regeln zu halten, die ihr vorgegeben werden. Sie wollte gerne "ihr Ding" machen, stieß allerdings hier auch an ihre eigenen Grenzen und brauchte professionelle Anleitung von Herrn B. Jenya zeigte, wie unsicher und bedürftig sie oft ist und dass sie Anleitung und Unterstützung gut annehmen kann. Es war gut erkennbar, wie schnell sie an Selbstvertrauen gewinnt, wenn man ihr etwas Sicherheit bietet. Jens hingegen sah viel nach den anderen Teilnehmern und war sehr bemüht, diesen zu helfen. Dabei vergaß er auch schon mal sich selbst und seine Bedürfnisse. 17 Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule Arte fact Auch das Herstellen der Erste-Hilfe-Koffer und die Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule war ein sehr gelungenes Angebot, welches von den Teilnehmern genutzt wurde. Die Jugendkunstschule bot eine sehr anregende Umgebung, und durch die professionelle Anleitung von Frau L. konnte jeder Teilnehmer seine Vorstellungen und Ideen sehr kreativ umsetzen. So waren alle zum Schluss mit ihren Koffern sehr zufrieden und füllten diese mit Gegenständen, die ihnen wichtig waren. 4.2. Zielerreichung Eine vertrauensvolle Basis für den Verlauf des Projektes war von elementarer Bedeutung. Hier ist es den Fachkräften gut gelungen, einen Rahmen zu bieten, in dem sich die jungen Menschen wohl fühlten und sowohl aktuelle als auch frühere Erfahrungen und Gedanken ausgetauscht werden konnten. Wichtig war es den Kursleiterinnen dabei, es den Jugendlichen selbst zu überlassen, worüber sie sprechen möchten und wo sie ihre individuellen Grenzen ziehen. Diese Vorgehensweise führte zu einer unterschiedlichen Gewichtung des Gesprächsbedarfs über die Problematik der psychischen Erkrankung des Elternteils. Daher war es sehr wichtig, den Informationsfluss altersgemäß zu gestalten. Dabei haben sich spielerische Methoden als sehr hilfreich bewährt. Dadurch konnten die Jugendlichen mit einer gewissen Distanz ihre Fragen und Ängste formulieren, ohne diese explizit auf ihre Lebenssituation beziehen zu müssen. Konfrontiert mit den Erfahrungen eines erwachsenen Kindes mit psychisch kranken Eltern, Herrn B., zeigten sich die Jugendlichen jedoch wenig begeisterungs- und aufnahmefähig. Die Gruppe wurde zunehmend unruhig und äußerte den Wunsch, gerne aktiv zu werden. Die Eigeninitiative von Herrn B., mit den Jugendlichen klettern gehen zu wollen, lockerte die Stimmung wieder auf und machte deutlich, dass ein Austausch erst dann gut gelingen kann, wenn die Betroffenen altersgemäß angesprochen werden und eine Vertrauensbasis vorhanden ist. An dieser Stelle spiegelten sich zusätzlich die individuellen Grenzen der Jugendlichen wider, über die Thematik sprechen zu wollen. Das Ziel, den Betroffenen zu zeigen, dass sie mit ihren Schwierigkeiten nicht alleine sind, und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, ist im Verlauf des Projektes jedoch sehr gut gelungen. Das Highlight war der Ausflug in die Kletterhalle mit Herrn B. Die Jugendlichen haben sich aufeinander eingelassen, konnten eine Vertrauensbasis zu Herrn B. herstellen und sich spielerisch miteinander beschäftigen. 18 Bei der Erstellung des Erste-Hilfe-Koffers konnten die Teilnehmer über Bewältigungsstrategien sprechen und mögliche Ansprechpartner bei individuellen Belastungen benennen. Diese Methode war besonders hilfreich, um den Jugendlichen visuell aufzuzeigen, dass sie in Problemsituationen nicht alleine sind und selbstständig unterschiedliche Wege gehen können, wenn sie sich in einer akuten Krisensituation befinden. Nach Beendigung des Projektes haben alle Teilnehmer signalisiert, wie wertvoll das Zusammengehörigkeitsgefühl für sie war und wie gerne sie sich wieder sehen wollen. Dazu wurden nach Beendigung des Projektes sogar selbstständig Telefonnummern ausgetauscht. Auch der Wunsch, weiterhin an dem Kurs teilnehmen zu wollen, ist ein gutes Zeichen für den Erfolg des Projektes. 4.3. Anregungen und Perspektiven Um das Projekt Meine Eltern sind anders zu etablieren, sollten alle Institutionen über die mangelnde Versorgung von Kindern mit psychisch kranken Eltern informiert werden. Wie schwierig es ist, Betroffene und Fachkräfte von der Notwendigkeit eines solchen Projektes zu überzeugen und zu aktivieren, ist bei der Durchführung des Projektes deutlich geworden. Aufgrund geringen Interesses kamen nicht genug Anmeldungen für den zweiten Kurs zustande. Auch der sozial räumliche Ansatz konnte nicht umgesetzt werden. Die Sensibilisierung der Thematik bei den Fachkräften der Jugendhilfe, der Psychiatrie sowie betroffenen Eltern ist die Basis für zukünftige Projekte. Hierzu könnte eine entsprechende Informationsbroschüre sehr hilfreich sein. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Mitarbeiterinnen der verschiedenen Institutionen zu einer Informationsveranstaltung in den Eulenburg e.V. einzuladen. Die von den Teilnehmern selbst formulierten Wünsche, den Kurs über einen längeren Zeitraum zu gestalten und mehr Aktivitäten zu planen, sollte nicht außer Acht gelassen werden. Wichtig ist es, den Betroffenen Raum zu geben, in dem sie offen aussprechen können, was sie für eine schönere Kindheit brauchen, welche Formen von Hilfen sie beanspruchen wollen und wo ihre individuellen Grenzen liegen, über die Thematik der Erkrankung des Elternteils zu sprechen. Das vorliegende Konzept hat sich weitgehend bewährt. Ergänzend kann es sinnvoll sein, parallel mit den Eltern zu arbeiten, um diese über die Auswirkungen der Erkrankung auf ihre Kinder angemessen zu informieren, Verständnis für deren Bedürfnisse zu wecken und sprachliche Barrieren über die Erkrankung abzubauen. Inwieweit dies jedoch für die Altersgruppe der Zwölf- bis Sechzehnjährigen oder eher für jüngere Kinder zutrifft, ist noch zu überdenken. 19 5. Nachbetrachtung des Eulenburg e. V. Zunächst möchte ich mich beim Landschaftsverband Rheinland, Landesjugendamt und dem Amt für Kinder, Jugend und Familie der Bundesstadt Bonn für die finanzielle Unterstützung bedanken, die es uns ermöglicht hat, unsere Idee einer Gruppe für Kinder psychisch erkrankter Eltern in die Tat umzusetzen und unser Konzept an der Realität zu prüfen. Bei der Durchführung des Projekts zeigten sich einige Stolpersteine. Der größte Stolperstein war die Gewinnung von Kursteilnehmern. Hier bewies sich die Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit. Eulenburg e.V. erstellte einen Informationsflyer, der an ambulante und stationäre Einrichtungen der Jugendhilfe und der Psychiatrie, an Schulen und Gemeinden verschickt wurde. Bei Arbeitskreisen wurde mehrfach auf das Angebot hingewiesen, auf Internetplattformen wurde es bekannt gemacht. Dies alles reichte dennoch nicht, genügend Teilnehmer für zwei Kurse im geplanten Umfang von jeweils bis zu acht Kindern/Jugendlichen zu gewinnen. Andere Anbieter themenzentrierter Kindergruppen teilte uns ihre Erfahrung mit, dass diese Angebote eine lange Anlaufphase brauchen. Wir sind außerdem zu dem Schluss gelangt, dass eine kontinuierliche Werbung und der persönliche Kontakt zu betroffenen Eltern und relevanten Institutionen von wesentlicher Bedeutung sind. Dies war mit den vorhandenen Projekt- und Eigenmitteln leider nicht umsetzbar. Im Ergebnis führte dies dazu, dass nur ein Kurs mit drei Teilnehmern zustande kam. Die Ergebnisse des Kurses sind daher quantitativ nicht verallgemeinerbar. Qualitativ zeigte sich jedoch, dass die teilnehmenden drei Jugendlichen subjektiv (Selbstaussagen) wie objektiv (Beobachtungen der Kursleiterinnen) von den angebotenen Inhalten und Aktivitäten profitierten. Weitere Stolpersteine waren der vorgegebene Zeitrahmen und die Begrenzung auf eine bestimmte Altersgruppe. Ersteres führte zu Koordinationsschwierigkeiten mit den Schulferienzeiten und den hauptberuflichen Anforderungen der beiden Honorarfachkräfte und trug dazu bei, dass das Nachtreffen nicht verlegt wurde. Letzteres führte zur Ablehnung von InteressentInnen, da die betreffenden Kinder jünger oder älter waren. Für den Eulenburg e.V. entstanden über die Projektmittel hinausgehende Kosten für uns als kleinen Träger in nicht unerheblichem Umfang. Neben den Entwicklungskosten für Konzept und Flyer entstanden Druck- und Portokosten. Die Anleitung, Koordination und der regelmäßige Austausch mit den Honorarfachkräften führten zu Overheadkosten. Fazit: Unsere Konzeption hat sich bewährt. Neue Ideen für die Gewinnung von Teilnehmern und die Durchführung wurden gewonnen. Wir sind entschlossen, das Angebot weiterzuführen und weiterzuentwickeln. Denn die psychischen Erkrankungen nehmen weiter zu und die Kinder brauchen unsere Hilfe, damit ihr Risiko, selbst zu erkranken, möglichst minimiert wird. Dabei freuen wir uns über jede finanzielle, aber auch ideelle Unterstützung. 20 Initialprojekt: „Weiterbildung von Erzieherinnen und Erzieher im Rahmen der Armutsprävention“ 9 Thema: „Armutsprävention“ Bezeichnung des Projekts: „Weiterbildung von Erzieherinnen und Erzieher im Rahmen der Armutsprävention“ Träger: Der Bürgermeister Kinder, Jugend und Familie Mo.Ki Grünauer Straße 10 40789 Monheim Durchführungszeitraum: 01.11.2008 bis 31.12.2008 Fördersumme: 2008 = 3.600,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Zielsetzung der Fortbildung in Monheim am Rhein Interkulturelle Erziehung und Bildung in Kindertagesstätten bedeutet die Vorbereitung aller Kinder auf ein gleichberechtigte Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft. Konzepte und Angebote müssen sich an der Lebenssituation des jeweiligen einzelnen Kindes und seiner Familie orientieren. Im Mittelpunkt aller Überlegungen zur Planung und Gestaltung der pädagogischen Arbeit steht nicht das italienische, türkische, vietnamesische oder marokkanisch Kind, sondern das Kind in seiner Individualität und mit seinen Bedürfnissen. Unterschiedliche Verständnisweisen von erwarteter Hilfestellung, Familienbilder oder Geschlechterrollen können zu Irritationen und Missverständnissen zwischen Erzieherinnen/Erziehern und Eltern führen. Es sollten sowohl die Unterschiede als auch für die Gemeinsamkeiten von Menschen unterschiedlicher Kulturkreise erkannt und daraus Handlungsoptionen für die Umsetzung in die eigene Arbeitspraxis entwickelt werden. Interkulturelle Handlungskompetenz sollte somit zum unabdingbaren Qualitätsmerkmal werden. 21 Zielsetzungen des mehrtägigen Seminars: Die Sensibilität für die interkulturellen Aspekte erhöhen Anerkennung von kultureller Differenz und Verschiedenheit Erweiterung der interkulturellen Handlungskompetenz Interkulturelle Öffnung und die Umsetzung in die eigene Arbeitspraxis Themen und Inhalte: Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Prägung Reflexion eigener Stereotypen und Vorurteile Migrationsmotive und Integrationsbedingungen von Migrantinnen/Migranten Auseinandersetzung mit den Begriffen Identität, Vielfalt, Eigen- und Fremdzuschreibung Interkulturelle Kommunikation Interkulturelle Öffnung : Auswirkungen von Kulturdimensionen und Kulturstandards z.B. auf Erziehungsziele, Geschlechterverständnis oder Umgang mit staatlichen Institutionen Bedeutung für die Praktische Umsetzung in die Arbeitspraxis (Raumgestaltung, Materialien wie Spiele, Bilderbücher usw.) Projektbericht des Trägers: „Weiterbildung von Erzieherinnen und Erzieher im Rahmen der Armutsprävention“ Erfahrungsbericht 1. Einleitung Die Stadt Monheim zählt 2007 ca. 43.000 Einwohnerinnen, davon leben im Berliner Viertel ca. 11.000 Einwohner. Der Anteil der Bewohnerinnen des Viertels mit Migrationshintergrund liegt bei 29%, d.h. dass 62 % aller Migrantinnen leben im Berliner Viertel. Für die Kindertagesstätten im Berliner Viertel bedeutet dies, dass der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bei 60-80 % liegt. Die Bevölkerungsgruppe im Berliner Viertel ist multikulturell. Die weit größte Gruppe unter den Migrantinnen, nämlich die Hälfte stellen die Türken, gefolgt von Italienern, Serben und Montenegriner und Marokkaner. 22 Der größte Anteil von Empfängerinnen von Leistungen bzw. von Familien mit niedrigem Einkommen wohnt im Berliner Viertel. Jedoch ist derzeit nur feststellbar, dass 28,3 % der Leistungsempfänger mit Migrationsgeschichte sind. Diesem Anteil ist ein noch unbekannter Prozentsatz von Personen hinzuzufügen, die zwischenzeitlich eine Einbürgerung erhalten hat und somit als deutsche Staatsbürger erfasst werden. 2. Mo.Ki - Das Familienzentrum der fünf Kindertagesstätten im Berliner Viertel Das Mo.Ki Familienzentrum der fünf Kindertagesstätten im Berliner Viertel bieten einen wichtigen Ausgangspunkt für niedrigschwellige Angebote, da die meisten Familien den Weg dorthin finden und bereits ein Vertrauensverhältnis zu den Erzieherinnen besteht. Die Erzieherinnen benötigen für diese Aufgabe eine Qualifikation, die die Erzieherinnenausbildung übersteigt. Ein Baustein von Mo.Ki ist die Qualifizierung von Erzieherinnen zur Wahrnehmung der sehr differenzierten Aufgabensteilung, w.z.B Integration von Familien mit und ohne Migrationshintergrund oder "Armutsprävention". Die Entwicklung von interkulturellem Wissen und interkultureller Kompetenz bei den Fachkräften erhält einen hohen Stellenwert und ist Bestandteil der Arbeit mit den Familien in den Einrichtungen. 3. Durchführung der Fortbildung Das Interkulturelle Fortbildungsangebot wurde von zwei Mitarbeiterinnen von "lnkuTra" aus Nürnberg antragsgemäß an vier Tagen durchgeführt. InkuTra steht für Interkulturelles Training und ist ein Angebot des Referats Migration und Integration der Arbeiterwohlfahrt Nürnberg e.V. Zwölf Erzieherinnen zusammengesetzt aus dem Mo.Ki - Familienzentrum der fünf Kindertagesstätten des Berliner Viertels und der Ev. Integrativen Kindertagesstätten Lerchenweg nahmen an der Fortbildung teil. Um einen Prozess zu gewährleisten wurden 2 Termine mit je 2 aufeinanderfolgenden Seminartagen angesetzt. 4. Methodische Vorgehensweise Die interkulturelle Öffnung der Einrichtungen soll als Prozess verstanden werden, der Veränderungen in Institutionen und bei deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern voraussetzt. Aufgrund dessen wurden unterschiedliches Methodisches Vorgehen gewählt. Die Fortbildung stand im Wechsel zwischen theoretischen Inputs im Plenum, themenbezogenen Übungen, Gruppenarbeit, Selbsterfahrungsübungen, Rollenspiele, Auswertung von Filmund Praxisbeispiele. 23 Inhaltlich wurden die verschiedenen Kulturen und die Lebenshintergründe der Kinder und Eltern einbezogen und eigene Wertvorstellungen im Dialog und Austausch besprochen. Das Ergebnis der Interkultureller Kompetenz der Fachkräfte baute dabei auf den vorhandenen Erfahrungen auf. 5. Fazit: Aufgrund der sehr guten Rückmeldung der Teilnehmerinnen soll diese Fortbildung im nächsten Jahr für weitere Fachkräfte aus den Einrichtungen durchgeführt werden. Die Teilnehmerinnen wurden für die kulturellen Hintergrund und die kulturelle Identität der Kinder und ihrer Familien sensibilisiert. Es erhöhte sich die Bereitschaft, Wert zu schätzen und in der Arbeit der Kindertageseinrichtungen zu berücksichtigen Die Fortbildungen zeichnete sich aus durch die Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Wertvorstellung und falschen Interpretationen Reflexion eigener Vorurteile und Öffnung von anderen Sichtweisen Informationen über Integrationsbedingungen von Migrantlnnen Auseinandersetzung mit den Begriffen Identität, Vielfalt, Eigen- und Fremdzuschreibung Auswirkungen von Kulturdimensionen und Kulturstandards z.B. auf Erziehungsziele, Geschlechterverständnis oder Umgang mit staatlichen Institutionen Bedeutung für die Praktische Umsetzung in die Arbeitspraxis (Raumgestaltung, Materialien wie Spiele, Bilderbücher usw.) Die Sensibilität für die interkulturellen Aspekte erhöhen Anerkennung von kultureller Differenz und Verschiedenheit Erweiterung der interkulturellen Handlungskompetenz Interkulturelle Öffnung und die Umsetzung in die eigene Arbeitspraxis Das Wissen um andere Kulturen, die Lebenssituation von Migrantenkindern und deren Familien, das Erziehungsverhalten von Familien mit Migrationshintergrund und die Aus einandersetzung mit der eigenen kulturellen Prägung ist deshalb für die Fachkräfte in der Arbeit mit den Kindern und ihren Eltern in Kindertageseinrichtungen von großer Bedeutung. Insbesondere wurden die unterschiedlichen Kommunikationsstile herausgearbeitet, die oft zu Irritationen und Missverständnisse führen. Durch die Fallarbeit wurden konkrete und umsetzbare Handlungsoptionen erworben, die in der alltäglichen Arbeit umgesetzt werden. 24 Initialprojekt: 12 „Zirkus – hört mit“ Thema: „Die Einbeziehung junger Behinderter in die Angebote der Jugendhilfe.“ Bezeichnung des Projekts: „Zirkus – hört mit“ Träger: Theaterpädagogisches Zentrum e.V. Genter Straße 23 50672 Köln Durchführungszeitraum: 01.05.2008 bis 31.12.2008 Fördersumme: 2008 = 3.000,00 € (70 %) Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Ein Projekt zur Förderung von jungen behinderten Menschen, insbesondere mit Hörgeschädigten, in einem Angebot der Jugendhilfe. Ein wichtiges Merkmal von zirkuspädagogischer Arbeit ist, dass die soziale Kommunikation und der Erfolg im Wesentlichen nicht auf die verbale Sprache angewiesen sind. Stattdessen werden zahlreiche andere Fähigkeiten entwickelt, die eine Erfolgserlebnis, eine soziale Integration und eine konstruktive Entwicklung der Persönlichkeit möglich machen. Zirkuspädagogische Arbeit eignet sich daher auch insbesondere dafür, Menschen mit bestimmten Behinderungen zu fördern und in die Zusammenarbeit mit Nichtbehinderten zu bringen. Dieses Projekt hatte vor allem hörgeschädigte Kinder- und Jugendliche als Zielgruppe, die in allen ihren Bewegungsmöglichkeiten keinerlei Einschränkungen haben darstellt. Die Behinderung bezieht sich also nicht auf ein wesentliches Hauptfeld des gemeinsamen Handelns, sondern auf ein Nebenfeld, die Behinderung verliert an Bedeutung. 25 Gleichzeitig war es auf diese Weise möglich, dass Nichtbehinderte Kinder und Jugendliche eine neue Sprache - die Gebärdensprache - lernen, und so aktiv auch eine kommunikative Integration möglich ist. Es sollte eine zirkuspädagogische Lerngruppe initiiert werden, in der hörgeschädigte und hörende Kinder und Jugendliche gemeinsam Zirkus erleben und trainieren, um am Ende des Projektes zu einer gemeinsamen Aufführung zu kommen. Durchführung: Eine Gruppe von bis zu 20 teilnehmenden Kinder und Jugendlichen aus verschiedenen pädagogischen Einrichtungen in Köln, unterstützt von den Eltern bzw. dem pädagogischen Personal sollte als Fördergruppe im ZAK integriert werden. Dem Stab der festen Honorarmitarbeiter sollten sich ein Zirkuspädagoge, der als Heil- und Sonderpädagoge auf die Arbeit mit hörgeschädigten Menschen ausgebildet ist und die Gebärdensprache beherrscht und eine zirkuspädagogische Fachkraft bilden. Begleitend zum Zirkustraining sollte für die hörenden Kinder und Jugendlichen ein Kurs in Gebärdensprache durchgeführt werden, um die Kommunikationsmöglichkeiten zu verbessern und eine eigenständigere Kontaktmöglichkeit zu unterstützen. 26 Projektbericht des Trägers: „Zirkus – hört mit“ Abschlussbericht Gehörgeschädigtenprojekt 2008 Im Projektzeitraum wurde grundsätzlich mit zwei Gruppen gearbeitet. Sven Nitsch, in einer Sommerferienaktion mit Unterstützung von Ariel Milanesio, und Kerstin Smend betreuten beide Gruppen. Sven Nitsch als ausgebildeter Gebärdensprachler verfügte damit über eine weiterreichende Kompetenz zur Anleitung hörgeschädigter Menschen. Es verbesserte die Kommunikationsmöglichkeiten. Beides waren integrative Gruppen mit Gehörlosen und Gehörgeschädigten. Die Gruppe von Sven Nitsch kam aus einer Kölner Förderschule in der Gronewaldstr.. In der kurzen Zeit bis zu den Sommerferien wurde noch in der Schule selbst gearbeitet. In den Sommerferien wurde dann ein Kompaktprojekt mit dieser Gruppe durchgeführt. Nach den Sommerferien traf sich die Gruppe dann im ZAK selbst. Die Trainingsbedingungen waren dadurch erheblich besser. Wöchentliche, regelmäßige Treffen in der Schule Ca 90 Min) mit ca. 12 Teilnehmern. Es waren für die zirkuspädagogische Arbeit schwierige Räumlichkeiten, da die Gruppe in der Schulaula arbeitete. Für die Teilnehmer hat sich somit der übliche und bekannte räumliche Kontext nicht verändert, was den Zugang und die Motivation der Gruppe stark beeinflusst hat. Das erste Ziel: die aufgrund der Hörschädigung häufig beeinflussten Körpererfahrungen ausbauen und fördern. Hier war die erste Idee, eine motorische Förderung in Richtung Balance/ Gleichgewicht zu erreichen. Im Verlauf des Prozesses wurde deutlich, dass das Ziel und damit auch der Weg und die Inhalte angepasst werden müssen. Das zweite Ziel war die Anregung eines Gruppenprozesses: Es sollten einerseits stärker individuelle Entwicklungsmöglichkeiten gefördert werden, andererseits sollten die Kommunikationsstrukturen innerhalb der Gruppe verbessert werden. Mit der Hörschädigung gehen häufig auch eine besondere Kommunikation sowie eine besondere sozialen Interaktion einher. 27 Diese Ziele konnten ab den Sommerferien und im Herbst besonders umgesetzt werden, da die Gruppe dann regelmäßig in unsere Fachräume im ZAK gekommen ist. Insbesondere die Kompaktwoche in den Sommerferien trug dazu bei. Die Teilnehmerzahl erhöhte sich auf 16 Teilnehmer, als Co-Referent wurde Ariel Milanesio verpflichtet. Aufgrund der Gruppenzusammensetzung und auch der anderen räumlichen Gegebenheit, wurden die Inhalte um Zauberei, Fakirkünste und Jonglage ergänzt. Schnell kam mehr Motivation auf, da jeder individueller an die Thematik herangehen konnte. Dennoch blieben die inhaltlichen Möglichkeiten begrenzt. Die inhaltlichen, räumlichen und zeitlichen Voraussetzungen waren ungleich besser als im Frühjahr. Durch die deutlich gestiegene Motivationsebene und die verbesserte Zeitsituation konnte wesentlich intensiver gearbeitete werden. Jeder Teilnehmer wurde entsprechend seiner Interessen aber auch seiner Förderbereiche unterstützt und in die entsprechende Disziplin eingeführt; So konnten Gruppenprozesse ebenso angeregt werden, wie die individuelle motorische Förderung durch die artistischen Inhalte. Am Ende des Projektes entstand eine sehr erfolgreiche Abschlussaufführung, die von den Teilnehmern auf der Bühne allein gemeistert wurde ohne einen mitspielenden Erwachsenen, der sie hätte unterstützen müssen. Dies wird durchaus als Erfolg gewertet. Alles in allem muss man feststellen, dass die Bedingungen des zweiten Halbjahres deutlich sinnvoller waren und dass für ein vergleichbares Projekt dieser Rahmen angestrebt werden sollte. Die andere Gruppe, betreut von Kerstin Smend kam von vornherein in das ZAK. In der Gruppe waren insgesamt 13 Jugendliche. Es waren hörgeschädigte Jugendliche, die in einer integrativen Gruppe in unserem Haus betreut wurden. Dieser integrative Ansatz ermöglichte von vornherein ganz andere Herangehensweisen. Auch hier gab es den oben beschriebenen Ansatz motorischen Förderung, der auf Grund der Zusammensetzung der Gruppe erheblich besser genutzt werden konnte. Auch die Figur des Clowns konnte gut eingeführt werden. Durch die Lebenserfahrungen der hörgeschädigten Teilnehmer konnten sich gerade in Bezug auf die Clownfigur interessante und "komische" neue clowneske Spielsituationen entwickeln. Insgesamt konnte belegt werden, dass vor allen der integrative Ansatz von besonderer Wirksamkeit ist, da sich durch die körperliche Aktivität und die Formensprache des Zirkus gute Darstellungsformen entwickeln ließen, in denen die Beeinträchtigung der Hörmöglichkeiten an keiner Stelle Weise mehr spürbar wurden. 28 Initialprojekt: „Integration von Flüchtlingskindern“ 13 Thema: „Integration von Flüchtlingskindern“ Bezeichnung des Projekts: „Kunstcafé - Regenbogen“ Träger: Zurück in die Zukunft e.V. Steinberger Straße 40 50733 Köln Durchführungszeitraum: 01.05.2008 bis 31.12.2008 Fördersumme: 2008 = 3.815,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Es sollten Mädchen aus einem Flüchtlingswohnheim angesprochen werden, die sich in der schwierigen Phase der (pre-) Adoleszenz befinden. Durch die veränderten Rollen innerhalb der Familien ist die Entwicklung einer eigenen weiblichen Identität besonders erschwert und wird durch unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen in Schule und Familie zusätzlich belastet. Die Folgen sind neben einem schlechten Selbstwertgefühl verschiedene körperliche und psychische Beschwerden wie Konzentrationsschwierigkeiten, Kreislaufbeschwerden, Magen- Darm Beschwerden, Kopfschmerzen etc. ZIELE Die Förderung des Selbstwertgefühls über die Erweiterung künstlerisch, gestalterischer Kompetenzen und die damit verbundene Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit. Das Aufspüren und die Erweiterung individueller Ressourcen über das kreative Gestalten. Der Aufbau eines sozialen Netzes durch den Kontakt zu Gleichaltrigen mit ähnlichen Erfahrungen. Die Schaffung eines geschützten Rahmens, in dem die Probleme und Belange der Mädchen eine zentrale Rolle spielen. Stärkung der Gruppenzugehörigkeit, Förderung sozialer und demokratischer Kompetenzen und Konfliktfähigkeit. 29 ARBEITSWEISEN Inhalt und Methodik sollten sich insgesamt an kunsttherapeutischen Elementen orientieren. Ein Schwerpunkt sollte das Erleben größtmöglicher Autonomie und Persönlichkeitsentwicklung bilden. Ausgangspunkt sollten immer die Teilnehmerinnen selber sein, daher sind sie an der Wahl der Materialien und den Gestaltungsthemen stets beteiligt. Die Mädchen sollten dort abgeholt werden wo sie sich befanden. Ängste und Blockaden sollten behutsam und schrittweise abgebaut werden, so dass sich zunehmend eine eigene Kreativität entwickeln kann. Das gesamte Projekt, und somit auch die Art der Ansprache durch die Gruppenleiterin, zielt auf die Stärken der Mädchen ab und sollte ressourcenorientiert und unbedingt parteilich sein. 30 Projektbericht des Trägers: „Integration von Flüchtlingskindern“ PROJEKTBERICHT Kunstcafe Regenbogen Ein integratives Kunst- und Gestaltungsprojekt für Flüchtlingsmädchen unterschiedlichster kultureller Herkunft 1. EINLEITUNG Das Angebot "Kunstcafe Regenbogen" wurde für junge Mädchen aus dem ehemaligen Flüchtlingswohnheim "Niehler Gürtel 104" entwickelt. Durchgeführt wurde das Projekt "Kölner Flüchtlingszentrum/Haus der Kulturen", Turmstr. 3-5. Die Gruppe wurde von der Heilpädagogin (mit kunsttherapeutischem Schwerpunkt) und Künstlerin Sabine Weber geleitet und von Fatma Gül begleitet. 31 Sabine Weber verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung und Therapie von ausländischen Flüchtlingen unterschiedlichen Alters. Dazu gehörte unter anderem ein 2 jähriges kunsttherapeutisches Projekt der Kölner Caritas das einmal wöchentlich, für die oben genannte Zielgruppe, im ehemaligen Wohnheim Niehler Gürtel stattfand. Das hatte den Vorteil, dass die Gruppenleiterin der angesprochenen Klientel und deren Lebenssituation bereits kannten. Der Wechsel des Lebensumfeldes hatte einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Gestaltung und den tatsächlichen Ablauf des Gruppenangebotes. Darauf wird im Abschnitt "Erfahrungen und Erkenntnisse" in diesem Bericht näher eingegangen. Aus den vielfältigen psychosozialen Problemen der Betroffenen, wie unsichere Aufenthalts-bedingungen, familiäre Probleme, der Pubertät und dem Leben zwischen zwei Kulturen (genauere Beschreibungen können dem vorliegenden Projektantrag entnommen werden) ergeben sich die Ziele die sich in den ersten Treffen des Projektes herauskristallisiert haben. Dazu gehörte: Die Verbesserung von Selbstwertgefühlen Der Aufbau eines sozialen Netzes innerhalb der Gruppe und im neuen Lebensumfeld Die Schaffung eines Raumes zum Aufspüren von Ressourcen Die Möglichkeit in einem geschützten Rahmen über persönliche Belange zu sprechen 2. DURCHFÜHRUNG 2.1 Setting Die 7 Gruppenteilnehmerinnen besuchten das Gruppenangebot regelmäßig einmal wöchentlich für 3 Stunden um gemeinsam Gespräche zu führen und zu malen und zu gestalten. Das Angebot wurde in der Regel in drei Abschnitten durchgeführt. a. Das Ankommen: Hier gab es in jeder Woche die Möglichkeit in entspannter Atmosphäre bei Plätzchen und Getränken über persönliche Erfahrungen der vergangenen Woche zu sprechen und gemeinsam zu beraten. In den Gesprächen nahmen die Anregungen der Teilnehmer hinsichtlich der Gestaltung der Treffen stets einen wichtigen Raum ein. b. Die Gestaltungsphase: Nach Anweisung der Therapeutin wurde mit unterschiedlichen künstlerischen Medien, zum einen thematisch gebunden und zum anderen frei gearbeitet. 32 c. Nachbesprechung: Der Gestaltung schlossen sich immer Gespräche über die Arbeit an. Dabei ging es neben der Besprechung der Arbeitsergebnisse auch um den Austausch über die Gestaltungsprozesse. Dieser spielte im Konzept des Angebotes eine große Rolle. 2.3 Theoretische Überlegungen und praktische Umsetzung Die Gruppenleitung arbeitet nach einem kunstpädagogisch-kunsttherapeutischem Ansatz, nachdem ein freier und unbehinderter persönlicher Ausdruck der Betroffenen gefördert wird. Nach diesem Ansatz besteht Gestaltungsoffenheit in dem es weder ein Richtig noch ein Falsch gibt. Um den Jugendlichen mögliche Ängste vor dem Gestalten zu nehmen wurde von der Leitung darauf hin gewiesen, dass die Treffen mit dem normalen Kunstunterricht in der Schule nichts zu tun habe, da auf eine Beurteilung in Form von Noten verzichtet würde. Während des Arbeitsprozesses musste den Jugendlichen zu Anfang immer wieder Mut gemacht werden. Da die meisten der Teilnehmerinnen zu Beginn der Maßnahme Schwierigkeiten hatten, den "Kopf aus zu schalten" und angstfrei zu gestalten. Im Projekt kamen zum einen gruppentherapeutische Aspekte zum Tragen zum anderen wurde auf eine gezielte Förderung von Individualität der einzelnen Mädchen geachtet. Es folgen einige praktische Beispiele. 2.4 Themen und Medien In der Gruppenmaßnahme wurde überwiegend mit Gouachefarben, Buntstiften, Ölkreiden, Glitzerstiften auf Papier und grundierten Malplatten aus Sperrholz gearbeitet. In einer der ersten Sitzungen gestalteten die Teilnehmerinnen eine Gemeinschaftsarbeit. Es entstand ein Regenbogen auf Papier. Als Materialien wurden Gouachefarben und Glitzerstifte benutzt. Die Arbeit diente der Identifizierung mit der Gruppe und dem gegenseitigen kennen lernen. Der Regenbogen stand auch als Symbol für die Gruppe und diente den Jugendlichen laut eigenen Angaben als Zeichen der Hoffnung. In dieser Einzelarbeit wurde mit Hilfe einer lampe ein Umriss des eigenen Profils erstellt. Anschließend wurde das Bild eigenständig .ausgemalt. Der Umgang mit seinem eigenen Selbstbild war das Thema dieser Aufgabe. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist das freie Gestalten ohne Themenvorgabe. So wird individuelle Selbsterfahrung möglich gemacht. 33 "Mein Schutzengel" Aus der Aufgabe einen Schutzengel zu malen wurden Prinzessinnen. Diese wurden auf einem grundierten Stück leinwand gemalt. Die Bilder wurden für die Mädchen besonders wertvoll, da sie Schluss mit Glitzerstiften verziert wurden. Für die Jugendlichen war das Wohnhaus im Niehler-Gürtel ein besonders wichtiger Ort. Bei allen Bewohnern hieß das Haus "Aldihaus", weil sich der Supermarkt lange Zeit neben dem Haus befand. In den Bildern der Mädchen tauchte dieser Begriff und die Namen der Freundinnen immer wieder auf. 3. ERFAHRUNGEN UND ERKENNTNISSE 3.1 Mütter- bzw. Elternarbeit Zum Zeitpunkt der Projektkonzeption stand die Auflösung des Wohnheimes NiehlerGürtel kurz bevor. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Lebenssituation der betroffenen Familien waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Der Großteil der Familien lebte seit mindestens 10 Jahren im Wohnheim Niehler-Gürtel. Innerhalb des Hauses und im Stadtteil gab es ein sehr gut strukturiertes soziales Hilfenetzwerk (Kinder und Jugendclub, Kindergarten, 50zialberatung etc.). Dass die Familien nach der Auflösung nicht mehr unmittelbar auf dieses Netzwerk zurückgreifen konnten, hatte einen Einfluss auf die Familien und auch auf die Arbeit in der Gruppe. 34 Da sich die Angebote für die Kinder und Jugendlichen nicht mehr in unmittelbarer Nähe befanden gefährdeten verschiedene Probleme die regelmäßige Teilnahme der Mädchen an der Gruppe: z.B. Angst die Tochter alleine vor die Tür gehen zu lassen und die Überlagerung der persönlichen Anliegen der Töchter durch psychosoziale Probleme der Eltern (Mitversorgung der jüngeren Geschwister während die Mutter arbeiten geht; die tägliche Versorgung der schwerkranken Mutter; Druck der Eltern, ihren Unterhalt vollständig selber verdienen zu müssen. So machte die Gruppenleiterin im Laufe des Projektes einige Hausbesuche (ein Mädchen musste regelmäßig von Zuhause abgeholt und wieder zurück gebracht werden) um eine regelmäßige Teilnahme zu gewährleisten. In den Gesprächen mit den Eltern ging es überwiegend um die Probleme der Eltern, wie z.B. die Unzufriedenheit über die neuen Unterkünfte, Vorwürfe über die Auflösung des Wohnhauses Niehler-Gürtel an die Netzwerkmitarbeiterinnen und Probleme der finanziellen Versorgung der Familie. Angebote in die Beratungsstelle zu kommen, an Gruppen für Erwachsene (Frauenfrühstück, Yoga, Sozialberatung, Deutschkurse) teilzunehmen, wurde von den Eltern zwar dankend zur Kenntnis genommen, aber trotz intensiver Motivationsarbeit seitens der Therapeutin nicht genutzt. Derzeit ist die räumliche Distanz als Ursache festzuhalten und die oben genannten Probleme. So wurde aus der Einladung an die Mütter, die Kunstgruppe zu besuchen eine eher aufsuchende Elternarbeit. In mehreren Gesprächen mit den Eltern wurde außerdem deutlich, dass künstlerisch-kreative Angebote als nicht leistungsorientierte, nicht sinnvolle Beschäftigungen verstanden werden. 3.2 Mädchenarbeit Im Hinblick auf die Gesamtsituation der Familien verstand sich das Projekt "Kunstcafe Regenbogen" in zweierlei Hinsicht als eine Art "Übergangsort". Zum einen bot sie den Familien im Haus der Kulturen einen neuen Ort mit Ansprechpartnern für ihre psychosozialen Probleme. Zum anderen richtete es sich an die jugendlichen Flüchtlingsmädchen, die als heranwachsende Frauen zwischen den verschiedenen Wertvorstellungen unterschiedlicher Kulturen stehen (z.B. keinen Freund haben zu dürfen und später zu heiraten). Dabei haben die Mädchen gleiche Wünsche und Gedanken wie "einheimische" Jugendliche (Beziehungen, Schule etc.). In dem Angebot fanden die Mädchen einen Raum für ihre persönlichen Belange. Sie erhielten die Möglichkeit in Gesprächen und unter der Verwendung künstlerischer Mittel sich in einem geschützten Rahmen frei zu entfalten und zu ihren eigenen Bedürfnissen zu stehen. 35 Diese Möglichkeit wurde von den Mädchen dankend angenommen. Sie sprachen offen über ihre Probleme und genossen den persönlichen Freiraum in der Gruppe. Ein häufiges Thema waren die persönlichen Probleme mit den Vätern. Die Mütter wurden hingegen von den Mädchen eher in Schutz genommen. Sie selber bezeichneten die Besuche in der Gruppe und die Gesprächsmomente bei Getränken als "Chillen" (Entspannen). Das Ende des Projektes wurde von den Mädchen mit Bedauern hingenommen. Im Laufe der Zeit wuchsen die Jugendlichen als Gruppe zusammen und die Mädchen treffen sich seit dem, wann immer es ihnen möglich ist. Es herrscht regelmäßiger Mailkontakt. Zum Ende der Maßnahme wurden einzelne Jugendliche, die keine andere Anlaufsteile der offenen Jugendhilfe kannten an wohnortnahe Einrichtungen vermittelt und bei Bedarf von der Gruppenleiterin begleitet. Dabei handelte es sich um den Mädchentreff des Mädchenhauses Köln, um das Internetcafe Girlspace und um das Kinder- und Jugendzentrum Etzelstrasse e.V. 4. ANREGUNGEN FÜR DIE JUGENDHILFE Die Erschütterung der Eltern durch Fluchterfahrungen und Integrationsprobleme geht meistens mit einem Verlust an Selbstvertrauen einher und verursachen Spannungen. Dies sind alltägliche Erfahrungen in den Familien. Aufgrund dieser Tatsache bedeutet dies gleichzeitig auch für die Kinder und Jugendlichen ein Verlust an Selbstsicherheit in ihrer Persönlichkeit. So sind weniger die Fähigkeiten und Eigenschaften der Jugendlichen aus der Gruppe als defizitär zu bezeichnen, als eher die existierenden Rahmenbedingungen. So ist eine gelungene identitätsbildende pädagogische Arbeit auch von der Verbesserung dieser Bedingungen abhängig. Also muss sowohl die psychosoziale Versorgung der Familie als auch ganzheitliche, integrative Ansätze in der Betreuung von Jugendlichen Flüchtlingsmädchen berücksichtigt werden. Denn nur so kann die gelungene Sozialisation der Jugendlichen ermöglicht werden. Dabei müssen sowohl geschlechtsspezifische als auch kulturspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden. Auf die Erreichbarkeit der Hilfemaßnahmen muss geachtet werden. Die Mädchen sollen die Möglichkeit haben Einrichtungen zu besuchen in denen sie dabei unterstützt werden, eigene Zukunftsvorstellungen und eine positive Identität als Mädchen und Frau zu entwickeln. Die Einrichtungen sollten nicht nur einen offenen Charakter haben und möglichst wohnortnah als regelmäßige Anlaufsteile zur Verfügung stehen, sondern auch neue Lernfelder und Handlungsorte anbieten. Vorstellbar wäre eine Art interkulturelles Stadtteilkaffee in allen Stadtbezirken die als Anlaufsteile speziell für Mädchen und junge Frauen dienen könnten. 36 In diesen Anlaufsteilen sollte neben dem genannten offenen Bereich spezifisch künstlerisch-kulturelle Freizeitangebote gemacht werden. In Zusammenarbeit mit Künstlern und Kunst- und Musikpädagogen könnten Angebote gestaltet werden die den Besucherinnen gleichzeitig als Bildungsräume dienen. Selbstverständlich können diese Einrichtungen eine umfassende Beratung der gesamten Familie nicht ersetzten. Sie können eher als eine Art Vorberatung für die Mädchen dienen. Wonach bei Bedarf eine Weitervermittlung und Begleitung in entsprechende Beratungsstellen erfolgen kann. Diese Stellen sollten neben der Beratung der Jugendlichen gleichzeitig die entsprechende Elternarbeit anbieten. 37 Initialprojekt: „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ 17 Thema: „Die Entwicklung von Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern.“ Bezeichnung des Projekts: „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ Träger: Evangelische Kinder- und Jugendhilfe Brand Freunder Landstraße 60 52078 Aachen Durchführungszeitraum: 01.06.2008 bis 31.03.2009 Fördersumme: 2008 = 4.000,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Einleitung / Hintergrund: "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" zielt darauf ab, bei Kindern psychisch kranker Eltern der Entstehung und Ausprägung kindlicher Verhaltensauffälligkeiten präventiv entgegenzuwirken und Ihre Lebenssituation positiv zu verändern. Zielsetzung: Den betroffenen Kindern sollte ein eigenständiger Erfahrungs- und Schutzraum außerhalb der belasteten Familiensituation angeboten werden, in dem sie angstfrei über ihre Sorgen, Ängste und Nöte erzählen können, ohne in einen Loyalitätskonflikt zu ihren Eltern zu geraten und in dem sie erfahren, dass es Kinder in der gleichen Situation gibt. Gleichzeitig sollten sie hierbei korrigierende Erfahrungen von Beziehungen machen, Sicherheit erleben, eine Stärkung ihres Selbstvertrauens, ihres Selbstbewusstseins und ihrer Problemlösungskompetenz erfahren. Grundlage jeglicher pädagogischer und therapeutischer Arbeit ist die Enttabuisierung der psychischen Erkrankung. 38 Zielgruppe: Grundsätzlich jedes Kind aus Aachen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren, dessen Mutter oder Vater von einer psychischen Erkrankung betroffen ist konnte an der Kindergruppe teilnehmen. Andere Formen der ambulanten, teilstationären oder auch stationären Jugendhilfe könnten parallel bestehen, wobei dies in der Hilfeplanung zu berücksichtigen war. Die Eltern mussten mit der Teilnahme an der Gruppe einverstanden sein und über eine eigene Krankheitseinsicht verfügen. Projektbericht des Trägers: Erfahrungsbericht des Gruppenangebotes "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" für Kinder psychisch kranker Eltern Ausgangssituation / Hintergrund: "Wenn es dunkel ist, dürfen wir die Wohnung nicht mehr verlassen"; "Jeder Tag ist ein Krimi"; "Und plötzlich ist die Zahnpasta vergiftet"; "Wir haben Streit mit allen Nachbarn im Haus". Mit diesen Worten beschreiben Kinder den Alltag mit ihren psychisch kranken Eltern. Die betroffenen Kinder verstehen oft die Welt nicht mehr. Mama oder Papa verhalten sich komisch. Die eigenen Gefühle gehen drunter und drüber. Das Zusammenleben ist häufig durch Unsicherheit, Anspannung, Isolation, Angst und Hilflosigkeit gekennzeichnet. Die Beziehung zwischen Eltern und Kinder stehen auf dem Kopf. Die psychische Erkrankung wird meist von allen Beteiligten tabuisiert. 39 So unterschiedlich die Auswirkungen der verschiedenen psychischen Erkrankungen auf das familiäre Zusammenleben auch sind, so haben doch alle eine Gemeinsamkeit. Das Aufwachsen bei einem psychisch kranken Elternteil stellt im Hinblick auf die seelische Gesundheit eines Kindes einen psychosozialen Risikofaktor dar. Zu den empirisch gesicherten Schutzfaktoren zählen neben einer stabilen einfühlsamen Beziehung zu einer Bezugsperson auch ein unterstützendes System von außen zur Förderung der eigenen Fähigkeiten. Während unserer langjährigen beruflichen Tätigkeit in den verschiedensten Bereichen der Jugendhilfe, ob ambulant, teil stationär oder aber stationär arbeiteten wir zunehmend mit psychisch kranken Elternteilen und deren Kindern. Während es für die Elternteile verschiedenste medizinische, therapeutische und pädagogische Angebote in Aachen und Umgebung gibt, rücken die betroffenen Kinder nur langsam in den Focus der beteiligten Institutionen. Im Januar 2008 existiert, trotz der o.g. dringenden Notwendigkeit, in Aachen und Umgebung kein pädagogisches Angebot für Kinder deren Mutter oder Vater von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" wollte dieses Defizit nun aufgreifen und den betroffenen Familien ein adäquates Angebot in folgendem konzeptionell geplanten Rahmen unterbreiten. Zielsetzung: Zielsetzung der Gruppe ist es, den betroffenen Kindern einen eigenständigen Erfahrungsund Schutzraum außerhalb der belasteten Familiensituation anzubieten in dem sie angstfrei über ihre Sorgen, Ängste und Nöte erzählen können, ohne in einen Loyalitätskonflikt zu ihren Eltern zu geraten und in dem sie erfahren, dass es Kinder in der gleichen Situation gibt. Gleichzeitig sollen sie hierbei korrigierende Erfahrungen von Beziehungen machen, Sicherheit erleben, eine Stärkung ihres Selbstvertrauens, ihres Selbstbewusstseins und ihrer Problemlösungskompetenz erfahren. Grundlage jeglicher pädagogischer und therapeutischer Arbeit ist die Enttabuisierung der psychischen Erkrankung. Zielgruppe: Grundsätzlich kann jedes Kind aus Aachen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren, dessen Mutter oder Vater von einer psychischen Erkrankung betroffen ist an der Kindergruppe teilnehmen. Andere Formen der ambulanten, teilstationären oder auch stationären Jugendhilfe können parallel bestehen, wobei dies in der Hilfeplanung berücksichtigt werden muss. Die Eltern müssen mit der Teilnahme an der Gruppe einverstanden sein und über eine eigene Krankheitseinsicht verfügen. 40 Aufgabenschwerpunkte: Konzeptionell geplante Aufgabenschwerpunkte / Inhalte: Gemäß der o.g. Zielsetzung zur positiven Veränderung der Lebenssituation von Kindern psychisch kranker Eltern werden die einzelnen Einheiten durch folgende Inhalte gekennzeichnet sein: Information und Aufklärung bzgl. der elterlichen Erkrankung und der daraus resultierenden Einschränkungen und Verhaltensweisen. Stärkung der situativen, emotionalen Wahrnehmung Rawn für eigene Gefühle, Sorgen, Nöte und Probleme; Entlastung von Schuldgefühlen Entlastung von "Erwachsenenrolle und Erwachsenenverantwortung" Stärkung und Förderung des Selbstwertgefühls, der Selbstsicherheit und des Selbstvertrauens Förderung individueller Bewältigungsformen Förderung bereits vorhandener Ressourcen, Potentiale und Stärken Entlastung durch die Erfahrung, dass "ich nicht alleine bin und andere Kinder ähnliches erleben" Organisatorischer Rahmen / Setting: Für das Jahr 2008 ist eine Kindergruppe mit zwölf Einheiten geplant. Die Zahl der TeilnehmerInnen ist auf sechs begrenzt. Eine verbindliche Teilnahme der Kinder ist notwendig. Die Gruppe trifft sich einmal wöchentlich für zwei Stunden im Zeitrahmen zwischen 15:00 bis 18:00 Uhr. Die Einheiten werden in den Räumen der Ev. Kinder- und Jugendhilfe Brand in der Heinrichsallee 33 in 52062 Aachen stattfinden. Die Treffen werden von zwei pädagogischen Fachkräften, die im Bezugs BetreuerInnen System arbeiten, durchgeführt. Die Fachkräfte bereiten die einzelnen Einheiten theoretisch und mit praktischen Übungen vor. Darüber hinaus wird das gesamte Projekt durch die Bereichsleitung im Rahmen der Dienst- und Fachaufsicht begleitet. Vor Beginn der Gruppe wird mit Kind, seiner Familie und dem Jugendamt ein Aufnahme HPG geführt. Im Anschluss hieran erfolgt ein Elterngespräch an einem frei wählbaren Ort. Die weiteren Elternkontakte werden bei Bedarf während der 12 Einheiten stattfinden. Spätestens acht Wochen nachdem sechs TeilnehmerInnen feststehen, wird die erste Einheit der Kindergruppe durchgeführt. 41 Um über das Gruppenangebot hinaus Hilfestellungen zu entwickeln, werden die Kinder vor Beendigung der Gruppe dabei unterstützt, eine Vertrauensperson zu benennen, an die sie sich in Krisensituationen wenden können. In einem Gespräch mit dem Kind, den Eltern und der Vertrauensperson wird dann festgelegt, wie die Unterstützung konkret gestaltet werden kann. Dokumentation: Jede Einheit so wie die Vor- und Nachbereitung wird umfassend zeitlich und inhaltlich dokumentiert. Im Abschluss HPG findet eine Überprüfung der Erreichung der Ziele statt. Ein entsprechendes Evaluationsverfahren wird gemeinsam mit dem Jugendamt entwickelt. Praktische Umsetzung und Erfahrungen: Nach dem positiven Bescheid des L VR im Juni 2008 haben wir im ersten Schritt einen kleinen Informations-Flyer entwickelt, mit dem wir dann, zunächst in den sechs städtischen Sozialraumteams für das Gruppenangebot Werbung gemacht. Trotz großem Interesse und einem hohen benannten Bedarf, war die Anmelderesonanz zunächst gering. Aus diesem Grund haben wir, wieder in Absprache mit dem Jugendamt der Stadt Aachen, unsere Werbung auf alle Institutionen in Stadt und Kreis Aachen mit den unterschiedlichsten Berührungspunkten zu unserer Zielgruppe ausgedehnt. Auch hier zeigte sich deutlich, dass der Bedarf eines entsprechenden Angebots groß ist, die Umsetzung, gerade in Bezug auf die Zusammenarbeit mit den erkrankten Elternteilen, jedoch sehr zeit- und arbeitsintensiv ist. So waren die erforderlichen Aufnahme HPG's und Erstgespräche mit den Eltern bei zwei Familien erst nach einer intensiven Vorarbeit möglich. Insbesondere die unterschiedlichen familiären Situationen, der erkrankte Elternteil lebte getrennt, war in einer psychiatrischen Einrichtung oder aber befand sich in der Familie, erforderte von den pädagogischen Fachkräften ein hohes Maß an Flexibilität und Engagement. Nach mehreren Informations- und Motivationsgesprächen konnten wir schließlich am 31.10.08 mit vier Kindern und der ersten Einheit von "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" starten, so dass wir bis Januar 2009 die geplanten 12 Einheiten jeweils Freitags zwischen 15:30 und 17:30 Uhr in den Räumen unserer heilpädagogischen Tagesgruppe umsetzten konnten. Bis auf eine Familie befanden sich zu diesem Zeitpunkt alle Familien in HzE Maßnahmen (zwei im Bereich der ambulanten und eine im Bereich der teilstationären Jugendhilfe). Inhaltlich ist es uns, bis auf den Punkt des gemeinsamen Gesprächs mit der benannten Vertrauensperson, gelungen, alle konzeptionell erarbeiteten Gesichtspunkte in den Einheiten umzusetzen. 42 Hilfreich zeigte sich hierbei insbesondere die immer wiederkehrenden und somit ritualisierten Abläufe der Gruppentreffen, wie z.B. die Anfangs- und Abschlussrunde. Zudem wurde mit gemeinsamen entwickelten Gruppenregeln und einem Gruppenverstärker gearbeitet, was sich ebenfalls positiv auf die Gruppen- und Arbeitsatmosphäre auswirkte. Rückmeldungen der Eltern: Drei Elternteile gaben durchweg positive Rückmeldungen zur Teilnahme ihres Kindes an der Gruppe. Ihre Kinder hätten die Gruppe sehr gerne besucht und sollten bei einem " Fortgeschrittenenkurs" ebenfalls wieder berücksichtigt werden. Die Kinder würden deutlich mehr Sicherheit im Umgang mit dem Thema der psychischen Erkrankung zeigen und hätten immer wieder Inhalte der Gruppe, wie z.B. Informationen für den Notfallplan nach Hause transportiert. Ein Vater zeigte sich im Abschluss HPG eher skeptisch, ob die Gruppe etwas " gebracht" hat. Er war sehr besorgt, ob die Informationen, die sein Kind über das Verhalten der Mutter in die Gruppe transportiert hat, nicht negativ für die Eltern ausgelegt werden könnte. Aufgrund der sehr angespannten familiären Situation, es bestand bereits eine intensive Betreuung durch das JA und eine SPFH, war die nur schwer mit dem Focus auf das betroffene Kind zu besprechen. Rückmeldungen der Kinder: Alle vier teilnehmenden Kinder haben sich sehr positiv über die Gruppe geäußert und es bedauert, dass sie nicht weiter teilnehmen können. Sie haben sich sehr wohl gefühlt und sind gerne gekommen. Insbesondere zu erfahren, was denn die Psyche, die Psychiatrie und eine psychische Erkrankung ist, fanden alle sehr gut. Das gemeinsame Basteln und Spielen hat ihnen ebenfalls Spaß gemacht. Rückmeldungen der päd. Fachkräfte: Die inhaltliche Bearbeitung des Themas anhand des Buches "Sonnige Traurigtage" hat den Kindern das Sprechen über die psychische Erkrankung erleichtert und ihnen die Möglichkeit gegeben, sich in der Hauptfigur Mona selbst wieder zu erkennen und sich mit ihr identifizieren zu können. Im Aufnahme-Hilfeplangespräch erhielt jedes Kind einen kleinen Stoffbär als Gruppensymbol, ähnlich dem Bär aus dem o.g. Buch, was sehr positiv aufgenommen wurde. Sowohl die Altersgrenze der TeilnehmerInnen (8 - 10 Jahre) und die Gruppengröße (mindestens vier, maximal sechs Kinder) als auch der Stundenumfang (zwei Stunden) und der Zeitraum (Freitag nachmittags) trugen positiv zum Gelingen der Gruppe bei. 43 Das Wechseln der Räumlichkeiten und damit auch die Abwechslung von Bewegung, kreativer Beschäftigung und inhaltlicher Arbeit wirkte sich auf den gesamten Entwicklungsprozess sehr positiv aus. Zudem hat sich die ausführliche Planung und Dokumentation als sehr hilfreich, insbesondere in Bezug auf die Durchführung der Einheiten, aber auch in Bezug auf die Erstellung der Abschlussberichte erwiesen. Anregungen und Erfahrungen für die zukünftige Gestaltung des Gruppenangebotes: Durch die Initiativf6rderung ist es uns gelungen, wichtige Erfahrungen für die Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung eines Gruppenangebotes für Kinder psychisch kranker Eltern zu entwickeln. Hierbei sind für uns insbesondere folgende Anregungen und Erfahrungen in Bezug auf diese besondere Zielgruppe unabdingbare Bausteine, um ein Angebot positiv realisieren zu können: Die zeit- und arbeitsintensive Vorlauf zeit, insbesondere in Bezug auf die Elternarbeit, muss bei zukünftigen Angeboten berücksichtigt werden. Ein Fahrdienst bzw. ein Bring- und Abholdienst der Kinder muss explizit organisiert werden. Die Umsetzung erster Elterngespräche sollte individuell, gemäß der jeweiligen aktuellen familiären Situation gestaltet werden (persönlich, telefonisch, Hausbesuch, neutraler Boden ...). Eine Erweiterung der Einheiten um zwei Einheiten auf insgesamt vierzehn. Dies würde auf der einen Seite einen intensiveren thematischen Austausch und auf der anderen Seite ein Wiederholen bestimmter Inhalte ermöglichen. Darüber hinaus ist es uns in Anbetracht der kurzen Zeit nicht gelungen, wie ursprünglich konzeptionell geplant, ein abschließendes Gespräch mit dem Kind, den Eltern und der benannten Vertrauensperson zu führen. Dieser Block wurde von uns zwar noch einmal Explizit im Abschluss-HPG mit allen Beteiligten thematisiert, ein Gespräch mit den benannten Vertrauenspersonen fand jedoch nicht statt. Dies halten wir auch in Zukunft im Rahmen der Gruppe für eher schwierig. Das Thematisieren im Abschluss HPG sehen wir jedoch auch weiterhin als wichtige Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte. Die fehlende Krankheitseinsicht ist nur dann ein Ausschlusskriterium, wenn bei diesem betroffenen Elternteil die alleinige Erziehungsverantwortung liegt. Wir habe sehr wohl mit einem Mädchen arbeiten können, wo die erkrankte Mutter keine dafür aber der gesunde Vater über eine Krankheitseinsicht verfügte. Die Altersgrenze der TeilnehmerInnen sollte verringert werden. Eine geringere Altersspanne von 8 - 10 Jahren ermöglicht es erst Inhalte adäquat und altersgemäß zu entwickeln. 44 Initialprojekt: „Auf den Hund gekommen“ 19 Thema: „Tiergestützte Therapie mit Hunden“ Bezeichnung des Projekts: „Auf den Hund gekommen“ Träger: Heilpädagogische Kindertagesstätte Lintertstraße 33 52076 Aachen Durchführungszeitraum: 01.09.2008 bis 31.12.2008 Fördersumme: 2008 = 1.050,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Die Entwicklung von Kindern wird durch ungünstige Einflüsse der Medien, der fortschreitenden Technisierung, der immer aufdringlicher werbenden Freizeitindustrie und dem damit verbundenen Konsumverhalten und anderen Abhängigkeiten gefährdet. Ein behindertes oder entwicklungsverzögertes Kind jedoch ist um ein Vielfaches gefährdeter, da es aufgrund seiner eingeschränkten Fähigkeiten kaum in der Lage ist diesen Einflüssen angemessen zu begegnen. Durch den Umgang mit den Hunden sollen die Kinder andere Kommunikationsformen Kennen lernen, die sie auch in zwischenmenschlichen Beziehungen in unserer Einrichtung, aber auch vor allem in ihrer häuslichen Umgebung anwenden können. Die tiergestützte Therapie soll den Kindern in unserer heutigen Zeit wieder z. B. den Hund als Mitgeschöpf, als Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, Eigenarten, eigener Sprache und Verhalten näher zu bringen. Sie sollen den richtigen Umgang mit ihnen, Verhaltensweisen, Regeln, Achtung und Respekt erlernen. Diese Form der Therapie kann besonders bei ängstlichen Kindern, in sich zurückgezogenen, den Berührungskontakt vermeidenden Kindern sehr wirkungsvoll sein. 45 Wichtig ist es, den Kindern einen angemessenen Umgang mit Hunden nahe zu bringen. Dazu gehört es 1. Vertrauen aufzubauen und zunächst die Scheu zu überwinden 2. die Körpersprache der Hunde erkennen zu können 3. die Persönlichkeit des Tieres anzuerkennen 4. Regeln im Umgang zu erlernen 5. Respekt vor Tieren im allgemeinen 6. Respekt vor der Unterschiedlichkeit der Tiere zu haben (nicht jedes Tier ist friedlich) Im Laufe der Therapie sollten die Kinder ihre eigenen Gefühle im Umgang mit Hunden kennen lernen, spüren bei welchen Signalen des Tieres sie vorsichtig sein müssen und wann sie ihm vertrauen können. Projektbericht des Trägers: „Auf den Hund gekommen“ Sachbericht zum Initialprojekt: Gruppenzusammensetzung: 1. Gruppe a 9 Kinder ( erwies sich rasch als zu groß, weil jedes Kind sehr lange warten musste um etwas tun zu dürfen) 2. 2 Gruppen a 4 - 5 Kinder ( 1 Gruppe heilpädagogische Kinder und 1 Gruppe entwicklungsverzögerte Kinder) Ablauf Bis auf eine Stunde konnten alle Gruppestunden auf dem Außengelände stattfinden. Die Gruppenstunde hatten eine einheitliche Struktur. So wurde zu Beginn die Reihenfolge festgelegt in der die Kinder mit den Hunden arbeiten durften. Den Schluss bildete immer eine Reflektionsrunde bei der die Kinder benannt haben, was ihnen besonders gut gelungen ist oder am Besten gefallen hat. Danach halfen die Kinder die benötigten Materialien wegzuräumen, die Hunde mit "Therapiehund"-Westen zu versehen, anzuleinen und zum Fahrzeug zu bringen. 46 Ziele 1. Vertrauen aufzubauen die Scheu zu überwinden Respekt und Achtung vor dem Tier Aufbau eines angemessenen Kontakts zum Tier 2. Körpersprache der Hunde erkennen zu können Regeln zum Umgang mit Tieren zu kennen die Persönlichkeit des Tieres anzuerkennen: was mag der Hund, was nicht. Respekt vor der Unterschiedlichkeit der Tiere zu haben (nicht jedes Tier ist friedlich) Kennenlernen von neuen Kontaktmöglichkeiten, übertragbar auf menschliche Kontakte 3. Selbstbewusstsein stärken Stärkung der Selbstsicherheit u.a. durch die Kontrolle über den Hund Wahrnehmung von Emotionen beim Hund und beim Kind Ausdrücken von Emotionen Vorbeugung von seelischen Störungen Erhöhung der Motivation, Neugier und Initiative 4. Sozialverhalten verbessern Verbesserung der sozialen Kompetenz Stärkung der Selbstkontrolle (z. B. Abwarten lernen) 5. Kommunikationsmöglichkeiten erweitern nonverbal durch Gesten auf die der Hund reagiert verbal durch Kommandos auf die der Hund reagiert Erweiterung der Zuhörfähigkeit während der Aufgabenerklärung Erweiterung des aktiven Wortschatzes 6. Kognitive Fähigkeiten fördern Erfahren von verschiedenen sensorischen Reizen wie: Sehen, Hören, Geruch, Berührung, Nähe und Wärme Erweiterung der Konzentrationsfähigkeit Verbesserung der Handlungsplanung Verbesserung der Raumorientierung 7. Motorische Fähigkeiten verbessern Verbesserung der Grob- und Feinmotorik durch z. B. Laufen und Klettern mit dem Hund sowie Belohnung mit kleinen Futterstücken und Befestigen der Hundeleine. Das führt ebenfalls zur Verbesserung des Muskeltonus, der Kondition, des Gleichgewichtes und der Körperkoordination 47 Übungen Namen der Hunde lernen Punkte auf das Fell kleben, wo der Hund nicht gerne angefasst wird und wo er es gerne mag Kommandos lernen: 1. Sitz, Platz, Hier, Such, Bring, Gib Laut, Hunde liegen 10 m entfernt und werden gerufen. Hunde liegen 10m entfernt und werden einzeln gerufen Kinder verstecken sich mit einer Beiß-/Spielwurst und werden vom Hund "gefunden". Dann dürfen sie ihm die Beißwurst zu werfen Kinder lernen Bildkarten mit den bekannten Kommandos (Sitz, Platz, Hier) kennen 1 Bildkarte wird überreicht und das abgebildete Kommando wird mit dem Hund durchgeführt 1 Gymnastikreifen liegt auf dem Boden mit einer Bildkarte und das abgebildete Kommando wird im Reifen durchgeführt verschiedenfarbige Gymnastikreifen liegen auf dem Boden mit Bildkarten versehen und das Kind bekommt den Auftrag einen Reifen mit einer bestimmten Farbe aufzusuchen und das abgebildete Kommando mit dem Hund durchzuführen die Kinder führen die dargestellten Kommandos in den Reifen in einer festgelegten Reihenfolge durch Die Symbole in den Reifen sind auf einem Würfel und das gewürfelte Kommando wird durchgeführt Streicheln und später Umarmen des Hundes Kinder sitzen auf dem Boden und der Hund legt sich auf ihre Beine Kinder legen sich auf eine Bank und der Hund klettert über sie drüber und legt sich später auf ihren Rücken Erfahrungen und Erkenntnisse Gruppengröße und Zusammensetzung wichtig Persönlichkeit des Hundes wichtig Begleitung durch Pädagoginnen/ Pädagogen notwendig Beobachtungsbögen notwendig Fotodokumentation notwendig Unsere Erfahrung mit diesem Hundeprojekt sind insgesamt positiv zu bewerten. Die vorab formulierten Ziele konnten alle bearbeitet werden und zum Teil auch erreicht werden. Die Verhaltensänderungen der Kinder waren im Einzelfall gravierend und über die "Hundestunde" hinaus spürbar. 48 Ein sehr verschlossenes und ängstliches Kind konnte sich rasch mit dem Hund und dann auch zunehmend mit den anderen Kindern verständigen. Ein anderes Kind, was über einen sehr geringen Wortschatz verfügt war hoch motiviert und bemüht die Kommandos zu formulieren. In diesem konkreten Fall war die Unterstützung durch Gesten wichtig um den Erfolg zu garantieren. Das heißt ein mühsam geflüstertes Kommando konnte durch die Trainerin mittels Geste dem Hund vermittelt werden und führte für das Kind sichtbar zum Erfolg. Ein anderes Kind was kaum aufhören kann zu sprechen, lernte in den Hundestunden das Kommando nur einmal auszusprechen und dann still zu sein um den Hund nicht zu irritieren während er das Kommando ausführt. Alle Kinder haben von diesem Projekt profitiert und konnten individuelle Lernerfolge verzeichnen. 49 Initialprojekt: 25 „Vielfalt hoch 2“ Thema: „Verbesserung des Zusammenlebens junger Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Fortentwicklung emanzipatorischer Angebote der Jugendhilfe.“ Bezeichnung des Projekts: „Vielfalt hoch 2“ Träger: Sozialdienst Katholischer Männer e.V. Gartenstraße 5 51379 Leverkusen Durchführungszeitraum: 01.08.2008 bis 30.06.2009 Fördersumme: 2008 = 3.991,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: "Vielfalt hoch zwei" sollte das Zusammenlebens von Mädchen und Jungen an der Gemeinschaftshauptschule Neucronenberg verbessern. Die Schülerschaft am Projektstandort im Leverkusener Ortsteil Quettingen setzte sich aus unterschiedlichen Kulturen zusammen. Das Projekt "Vielfalt hoch zwei" wollte deshalb geschlechtsspezifische Rollenvielfalt mit besonderer Sensibilität für kulturelle Vielfalt thematisieren. Konzeptionell arbeitete "Vielfalt hoch zwei" mit drei Zielsetzungen: erstens: Mädchen und Jungen sollten mehr über ihre jeweils eigene persönliche geschlechtliche Identität erfahren zweitens: Mädchen und Jungen sollten mehr über die geschlechtliche Identität des anderen erfahren und diese respektieren lernen 50 drittens: Mädchen und Jungen sollten die Vielfalt der sich aus einer geschlechtlichen Identität heraus ergebenden und biographisch bestimmten Entwicklungsmöglichkeiten erleben Den teilnehmenden Mädchen und Jungen, die häufig in benachteiligten sozialen Verhältnissen aufwachsen, sollte Mut gemacht, einen Zugang zu vielfältigen Denk- und Handlungsmöglichkeiten eröffnet und dadurch als Individuen in Gemeinschaft befähigt werden. "Vielfalt hoch zwei" sollte als lebensnaher Lernprozess angelegt werden und durch qualifizierte Mädchen- und Jungentrainer begleitet in geschlechtsspezifischen Gruppen eingesetzt werden. Diese intensive Form der Gruppenarbeit mit Schülerinnen und Schülern des fünften Schuljahrgangs erstreckt sich über ein Schulhalbjahr hinweg. "Vielfalt hoch zwei" wurde durch den Sozialdienst Katholischer Männer e.V. in Kooperation mit dem Mädchentreff MABUKA sowie der Gemeinschaftshauptschule Neucronenberg entwickelt. Projektbericht des Trägers: „Vielfalt hoch 2“ Sachbericht Teilnehmer An dem Projekt „Vielfalt hoch 2“ nahmen insgesamt 25 Jungen und 19 Mädchen im Alter zwischen 10 und 13 Jahren teil. Die Jungen setzten sich aus zwei Gruppen zusammen, welche sich jeweils im wöchentlichen Wechsel trafen. Eine Gruppe mit 12 (Klasse 5a) und eine Gruppe mit 13 (Klasse 5b)Teilnehmern. In verschiedenen Anteilen setzten sich die Gruppen aus türkisch-, marokkanisch-, polnisch-, algerisch-, tunesisch-, spanisch- und deutsch stämmigen Kindern zusammen. Somit handelte es sich innerhalb dieses Projekts um ein multikulturelles Klientel. Der überwiegende Teil der Kinder lebte in sozial/finanziell angespannten Verhältnissen. Auffälligkeiten, wie z.B. delinquentes Verhalten waren während des Projekts häufig zu beobachten. 51 Maßnahmedauer Die Maßnahme wurde aufgrund der Menge der Teilnehmer bei den Jungen klassenintern durchgeführt, sodass das Projekt letztendlich für ein komplettes Schuljahr angesetzt wurde, wie oben beschrieben im wöchentlichen Wechsel. Für die 5a hat das Projekt am 19.08.2008 begonnen, Der Beginn für die 5b war der 26.08.2008. Beide Jungengruppen endeten in einer gemeinsamen Aktion am 23. Juni 2009. Die Mädchengruppe endete zeitgleich. Die Kurseinheiten hatten einen jeweiligen Umfang von 90 Minuten. Ausnahmen waren hier gemeinsame Aktionen bzw. Ausflüge mit der parallel laufenden Mädchengruppe und eine Abschlussveranstaltungen mit den beiden Klassen. Beschreibung der Durchführung Von der Gemeinschaftshauptschule Neukronenberg, an welcher das Projekt stattfand, wurden für die Durchführung Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. So gab es Klassenräume, welche wir wöchentlich für die Treffen nutzen konnten. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, die schuleigene Sporthalle und die Aula zu nutzen. Auch nahe gelegene städtische Freiflächen wurden genutzt. Der zur Verfügung stehenden Klassenräume wurden als allgemeine Treffpunkte der Jungengruppen und der Mädchengruppe genutzt. Hier wurden vor allem in Kommunikations- und Kooperationsaktivitäten zum einen jungen- bzw. mädchenpezifische Themen bearbeitet und reflektiert und zum anderen die Identität und Rolle des anderen Geschlechts thematisiert. In spielerischer Form wurden an den verschiedenen Durchführungsorten Aktionen zur eigenen Körperwahrnehmung, zu Themen wie Nähe und Distanz, gegenseitiger Akzeptanz innerhalb des eigenen und gegenüber des anderen Geschlechts umgesetzt. Innerhalb der Projektzeit wurden zudem Aktionen mit der parallel laufenden Gruppen gemeinsam geplant und durchgeführt. Dies waren zwei Ausflüge zum Neuland - dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau in Leverkusen -, zwei Kooperationsveranstaltungen in der Schulaula und ein von den Mädchen und Jungen gemeinsam geplantes und durchgeführtes Treffen mit interessierten Eltern, wobei die Inhalte des Projekts vermittelt wurden. Zudem wurden während des Projekts verschiedene Themenbereiche wie Identität (Selbstwahrnehmung und Selbstbestimmung), Gewaltprävention (Selbstbehauptung und Selbstverteidigung) und Gruppenförderung (Umgang mit gemeinschaftlich erlebten Situationen und Lernerfahrungen) initiiert. Die Mädchen und Jungen wurden darüber hinaus dazu befähigt eigenständige Aktivierungen von Selbsthilfe- und Unterstützungsangeboten ausfindig zu machen und somit wahrzunehmen. 52 Erfahrungen und Erkenntnisse Zu Beginn des Projekts waren auf Seiten der Jungen aber auch auf Seiten der Mädchen starke und auch teils negative Abgrenzungen gegenüber dem jeweils anderen Geschlecht festzustellen. Während der fortlaufenden Treffen, und der damit verbundenen erarbeiteten Themen wie Identität, Verständnis der eigenen und der anderen Geschlechterrolle, gegenseitiger Akzeptanz usw., wurde ein zunehmendes Verständnis und einer damit verbundenen Öffnung dem anderen Geschlecht gegenüber spürbar und auch sichtbar. Dies äußerte sich beispielsweise in einem wachsenden Interesse der Lebenswelten des jeweiligen Gegenüber. Darüber hinaus leistete das Projekt einen Beitrag zum Gruppenfindungsprozeß. Den Mädchen und Jungen wurden an dieser Stelle ein positiver Übergang in die weiterführende Schulform ermöglicht. Die Gruppendynamik wurde durch das Projekt unterstützt. Abweichungen Durch letztendlich größere Klassenstärken als im Vorfeld angenommen, wurde in Absprache mit der Schulleitung entschieden, dass das Projekt nicht mit allen Jungen der fünften Jahrgangsstufe wöchentlich, sondern im wöchentlichen Wechsel innerhalb des Klassenverbands stattfinden sollte. Dadurch veränderte sich die Projektdauer von einem Schulhalbjahr zu einem kompletten Schuljahr. Die Gruppe der Mädchen haben sich in ihrer Gesamtzahl wöchentlich getroffen. Anregungen, die sich aus den Maßnahmen von Projekten für die Jugendhilfe im Rheinland ergeben An dieser Stelle sei vor allem zu erwähnen, dass in Zeiten des geschlechtlichen Rollenwandels die Genderarbeit von den ausführenden Institutionen als wesentlich und wichtig angesehen wird. Die innerhalb des Projekts parallel laufenden Kurse beider Geschlechter, mit der Erarbeitung gleicher Themenbereiche, führte in Verbindung mit gemeinsamen Aktionen, also einem aktiven Austausch der Geschlechter, zu positiven Ergebnissen und somit zu einem sichtbaren Erfolg des durchgeführten Projekts. 53 Initialprojekt: „Unterstützung auf 4 Pfoten“ 29 Thema: „Tiergestützte Pädagogik in Kindertagesstätten initiieren und ausbauen“ Bezeichnung des Projekts: „Unterstützung auf 4 Pfoten“ Träger: Stadt Aachen Der Oberbürgermeister Jugendamt FB 51/50.2 Mozartstraße 2 – 10 52058 Aachen Durchführungszeitraum: 01.05.2008 bis 31.12.2008 Fördersumme: 2008 = 1.050,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Immer mehr Eltern brauchen eine ganztägige Betreuung ihrer Kinder in Tagesstätten. Eltern verbringen zusehends weniger Zeit mit ihren Kindern. Gemeinsame Aktivitäten, Gespräche und emotionale Zuwendung bleiben zum Teil auf der Strecke. Technische Mittel wie TV, Computer, Game Boys werden ersatzweise eingesetzt. All dies hat Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung. Somit können vermehrt Defizite auch bei „offensichtlich normal entwickelten Kinder“ u.a. in folgenden Bereichen auftreten: Motorik Sozialverhalten Konzentration und Ausdauer Sprache Diese verlangen eine besonderen Aufmerksamkeit und bedürfen einer zusätzlichen Förderung. So sollten durch spezielle Übungen Fein-Grobmotorik sowie das Gedächtnis und die Konzentration geschult und Sprechanregungen geboten werden. 54 Die Kinder sollten Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen und lernen dieses zu respektieren. Sie sollten eine Steigerung des Selbstwertgefühls erfahren, wenn sie z.B. den Hund an der Leine führen dürfen. Ein wichtiger Aspekt sollte außerdem der Angstabbau und das Erlernen des richtigen Umgangs mit den Tieren, um Unfälle zu vermeiden, die meist durch eine Fehlkomunikation zwischen Mensch und Tier entstehen. Die Tiere leisten zudem Integrationshilfe, da ihnen Beliebtheitsgrad, Aussehen und Herkunft der Kinder gleichgültig sind; sie unterstützen die emotionale und soziale Entwicklung. An Waldtagen stellt das angeleitete Spiel mit dem Hund eine zusätzliche Motivation für die Kinder dar sich zu bewegen und Körpererfahrung zu machen. Ziele der Maßnahme in der Übersicht: Einübung sozialer Kompetenzen Kommunikationstraining, Förderung der Ausdauer Körpererfahrung, Ausdrücken von Gefühlen Steigerung des Selbstwertgefühls Verantwortungsschulung Soziale Integrationshilfe Schulung der Psychomotorik Sprechanregung und Sprachförderung Vertrauensaufbau Angstabbau vor Hunden / Kaninchen Förderung der Auge- Hand- Koordination, Schulung der Wahrnehmung Verbale und nonverbale Kommunikation und Koordination Bewegungsmotivation Schulung der Konzentration und Reaktionsfähigkeit Lern- und Leistungsbereitschaft 55 Projektbericht des Trägers: „Unterstützung auf 4 Pfoten“ Sachbericht zum Projekt Tiergestützte Pädagogik in den städte Kindertagesstätten Lochnerstr. und Oberforstbacher Str. Beschreibung der Durchführung sowie Erfahrungen und Erkenntnisse In den beiden Einrichtungen, die an der Initialförderung teilgenommen haben, wurden schon im Vorfeld ausgebildete Pädagogikbegleithunde eingesetzt. Dies passierte in Form von kleineren Projekten z.B. an Waldtagen, die regelmäßig in den Einrichtungen durchgeführt werden. Angestoßen durch die Initialförderung wurde die Arbeit mit den Hunden in den Einrichtungen ausgebaut. (Wichtig ist, nur die Erzieherin, die die Ausbildung mit dem Hund gemacht hat, setzt diesen auch ein!) Als erstes wurde eine Ideensammlung erstellt, in der Überlegungen zu der Durchführung getroffen wurden wo wird der Hund in der Einrichtung untergebracht (Büro / Box / ruhiger Ort) in welcher Form werden Eltern informiert welches Material muss angeschafft werden / welches Material ist vorhanden/kann umfunktioniert werden, um die angestrebten Ziele zu verwirklichen. wie müssen die Kinder auf den Kontakt mit dem Hund vorbereitet werden Situationsanalyse der Kinder Berücksichtigung unterschiedlicher Kulturen Wo werden Angebote durchgeführt (draußen, Turnraum, Park, Wiese) Information: Mitarbeiter Abfrage: Einverständnis der Eltern zur Teilnahme (Allergie etc.) Bei der praktischen Umsetzung kann man zwischen unterschiedlich durchgefüihrten Ansätzen unterscheiden 1. "Hundeprojekt": Kinder lernen Wissenswertes über den Hund, dessen Verhaltensweisen und den Umgang mit ihm. Hierbei werden Einheiten aus den unterschiedlichen Bildungsbereichen angeboten. Der Hund ist hierbei anwesend und wird am Ende der Einheit in ein Spiel mit den Kindern einbezogen (Motivation, Konzentration, Sozialverhalten etc.) 56 2. Tägl. "Gang" mit dem Hund, damit er sich lösen kann; je 2-3 Kinder (Verantwortungsbewusstsein, Grob/Feinmotorik, Steigerung des Selbstbewusstsein, Sprachanregung ) 3. Einheiten zu verschiedenen Zielsetzungen (Motorik, Konzentration, Spracherziehung ) 4. Teilnahme an Waldtagen Gearbeitet wird in der Regel mit Kleingruppen (6-8 Kinder außer an Waldtagen und bei der Einzelförderung. Ziele der Maßnahme in der Übersicht: Einübung sozialer Kompetenzen Kommunikationstraining Förderung der Ausdauer Körpererfahrung /-kontakt Ausdrücken von Gefühlen Steigerung des Selbstwertgefühls Verantwortungsschulung Soziale Integrationshilfe Schulung der Psychomotorik Sprechanregung und Sprachförderung Vertrauensaufbau Angstabbau vor Hunden / Kaninchen Förderung der Auge- Hand -Koordination Schulung der Wahrnehmung Verbale und nonverbale Kommunikation und Koordination Bewegungsmotivation Schulung der Konzentration und Reaktionsfähigkeit Lern -und Leistungsbereitschaft Anband eines Beispiels wird an dieser Stelle intensiver auf die praktische Arbeit mit dem Hund eingegangen: Viele Kinder der Einrichtung leben in beengten Wohnverhältnissen; die Eltern sind berufstätig, sodass nach dem Kitabesuch wenig Zeit für die Bewegungsförderung der Kinder übrig bleibt. Vor allem im Winter verbringen manche Kinder viel Zeit in der Wohnung vor dem Fernseher. Auch ist eine gewisse Lustlosigkeit an Bewegung zu bemerken. Vermehrt sind motorische Auffälligkeiten und körperliche Unruhe bei den Kinder zu beobachten. 57 Um diesen Schwierigkeiten entgegen zu wirken, wird der Hund als Anreizmotivation für die Kinder eingesetzt, sich an Bewegungsangeboten zu beteiligen. 1. Waldtag: Kinder führen Hund an der Leine (konzentrieren sich dabei auf das Tier ohne zu bemerken, welche Strecke sie zurück legen; sie müssen konzentriert gehen, um nicht über den Hund zu stolpern; sie sind aufmerksamer) Spiele mit dem Hund I Spiele mit dem Futterbeutel Kinder verstecken sich und werden vom Hund gesucht (hierbei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade wie: über Baumstamm klettern, unter Baumstamm durchkriechen, auf Stamm steigen etc.) Hund, der "Hunderucksack trägt" motiviert Kinder, den eigenen Rucksack zu tragen. 2. Gezielte Einheiten zur Bewegungsförderung Bewegsparcour »vielseitig einsetzbar; in Geschichte eingebettet in der der Hund einbezogen wird (Hund ist Krank und bekommt ein Medikament- Leckerchen - auf schwierigem Weg gebracht ) Ballzielgerichtet werfen Körperagillity: Kinder bilden Tunnel Hund läuft durch Hund überspringt ausgestrecktes Bein oder Arm Die Hunde werden zusätzlich zu den wöchentlichen Waldtagen an 2-3 Tagen in Einheiten von unterschiedlicher Länge eingesetzt. Die Dauer der Einheit ist abhängig von deren Inhalt, es muss berücksichtigt werden, wie lange sich die Kinder, ebenso der Hund konzentrieren können. Es muss genau darauf geachtet werden, das Tier nicht zu überfordern. Da die Einrichtungen über ein Außengelände und einen Mehrzweckraum verfügen, ist die Arbeit mit dem Hund draußen wie innen möglich. Der Ort ergibt sich aus dem Inhalt der Einheit. In Mitarbeiterbesprechungen wird gemeinsam überlegt, welche Angebote sich für welche Kinder besonders eignen. Die Arbeit unterstützt/ergänzt die Arbeit der Erzieherin in der Gruppe. Unter Umständen werden die Angebote speziell auf ein Kind zugeschnitten (z.B. Angstabbau, Steigerung des Selbstbewusstseins, Sprechanregungen). Erkenntnis und Erfahrungen Begeisterung bei fast allen Kinder »» Hund kommt öfters mit Einverständnis der Eltern, auch bei Familien anderer Kulturen,(Aufklärung wichtig). Die Eltern sehen den Hund zum Teil als Ersatz, wenn sie selber kein Haustier halten können. Kinder ängstlicher Eltern erlernen den angstfreien Umgang mit dem Hund 58 Kinder sind jederzeit zu Aktionen mit dem Hund zu motivieren Kinder haben längere Ausdauer, mehr Motivation Bei notwendigen Wiederholungen: Motivation bleibt, Kinder fühlen sich nicht unter "Beobachtung"; erleben sich nicht als Mittelpunkt der pädagogischen Handlung Hund ist brauchbare Hilfe/Unterstützung bei Umsetzen von Bildungsinhalten Er ist eine sinnvolle Ergänzung zur täglichen Arbeit; er bringt Abwechslung Die Anwesenheit des Hundes wirkt sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden von Kindern (Trost bei Trennungsschmerz) und Erwachsenen (schwierige Elterngespräche) aus. Hund schafft entspanntes Klima (auch im Team) Angestrebte Ziele lassen sich oft "nebenbei" im Umgang mit dem Hund umsetzen. Vorbereitung nötig: Qualifizierte Ausbildung von Mensch und Hund in Tiergestützter Pädagogik. Nur dann sind diese Maßnahmen zu befürworten. Voraussetzungen müssen geschaffen sein: Artgerechte Unterbringung des Hundes, Ausbildung und Weiterbildung. Langfristige Erfolge in verschiedenen Bereichen bleiben abzuwarten(Zeitraum zu kurz) Erfolge der Waldtage sind jetzt schon positiv zu bewerten Wissenszuwachs durch "Hundeprojekt" ist überprüfbar. Kinder sind sicherer im Umgang mit dem Hund; Kinder zeigen richtiges Verhalten mit dem Tier,(Wichtig für das tägliche Leben zur Vermeidung von Unfällen zwischen Kind und Hund). 59 Initialprojekt: 33 „Fit in Beeck!“ Thema: „Gesundheitsförderung“ Bezeichnung des Projekts: „Fit in Beeck!“ Träger: Sozialistische Jugend Deutschlands Die Falken Kreisverband Duisburg Krummacher Straße 33 47051 Duisburg Durchführungszeitraum: 01.08.2008 bis 31.12.2008 Fördersumme: 2008 = 2.674,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Ziel: Kinder mit Spiel und Spaß zu einem gesunden Ernährungsbewusstsein führen. Immer mehr Kinder leiden an körperlichen Fehlentwicklungen. Übergewicht und Fehlstellungen des Körperbaues bzw. Erschlaffung der Muskulatur seien hier nur als Beispiele aufgeführt. Zurück zu führen ist dies unter anderem in der Regel auf Bewegungsarmut und ungesunde Ernährung. Gerade in der Wachstumsphase wirken sich diese Mängel besonderes gravierend aus. Im direkten Umfeld unserer Einrichtung war zu beobachten, dass sich die Anzahl der Familien, mit und ohne Migrationgeschichte, deren Kinder regelmäßig sportliche Aktivitäten in Vereinen oder Verbänden wahrnehmen deutlich abnimmt, teils weil sie dies nicht als wichtig erachten, teils weil die Familien sich dies nicht mehr leisten können. Eine freiwillig unangeleitete sportliche Betätigung der Kinder, die Alternative zu vereinsgebundener bzw. entgeltlicher Betätigung sein könnte, ist aber ebenfalls kaum wahrzunehmen. 60 Das erste Ziel des Projektes war, die Kinder zu einer regelmäßigen sportlichen Bewegung motiviert werden. Als zweites Ziel sollte in den genannten Zusammenhängen die Initiierung einer Veränderung ihrer Essgewohnheiten zu berücksichtigen. Der Schritt, "weg von Dönner und Pizza" kann aber nur unter Einbeziehung der Eltern getan werden. In Tagsseminaren mit den betroffenen Eltern sollte über die Ursachen und Risiken und das Aufzeigen von alter-nativen Ernährungsmöglichleiten eine nachhaltige Wirkung für die Kinder erzielt werden Projektablauf: Eine Gruppe von Kindern aus unterschiedlichen Kulturen sollte unter Anleitung eines Trainers oder Übungsgruppenleiters einmal die Woche ein Bewegungsprogramm durchführen. Dabei sollte zwischen Gruppenbewegung und Individualbewegung alterniert werden. Im Anschluss an diese Gruppenaktivität sollte mit den Teilnehmenden über Alternativen gesunder Ernährung gesprochen und mit ihnen praktisch umgesetzt werden, es sollte gemeinschaftlich gekocht und gegessen werden. Zweimal im Projektzeitraum sollte ein Tagesseminar mit den Eltern der beteiligten Kinder stattfinden. Projektbericht des Trägers: „Fit in Beeck!“ Abschlussbericht Teilnehmende: In der Zeit von August bis Dezember (18.08. - 20.12.) 2008 haben achtzehn Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis siebzehn Jahren aus dem Stadtteil Duisburg-Beeck an dem Projekt teilgenommen, die das dortige Jugendzentrum der Falken, Friedhofstr. 10 regelmäßig besuchen. Die Gruppe der Teilnehmenden war beiderlei Geschlechts und setzte sich zum deutlich überwiegenden Teil aus Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zusammen. Zudem waren Erwachsene aus annährend allen Familien der Beteiligten bei Elternschulungen und bei einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung beteiligt. 61 Projektbeschreibung: "Fit in Beeck" war ein Projekt, dass den Besuchern des Jugendzentrums der Falken in Duisburg Beeck die Möglichkeit bot, sich sowohl sportlich zu betätigen als auch sich gesund zu ernähren bzw. Affinitäten zu sportlicher Betätigung und gesunder Ernährung zu entwickeln. Es war im Laufe der dem Projekt vorausgegangen Monate seitens der Betreuer und teils auch Eltern aufgefallen, dass die Kinder und Jugendlichen einen Mangel an Bewegung und eine nicht angemessene Ernährungsweise aufweisen. Um diesem Trend entgegen zu steuern wurde ein Programm entwickelt, dass beidem gerecht werden und einen nachhaltigen Effekt haben sollte. Ablauf: An jedem Mittwoch wurde eingekauft, d.h. es wurde mit den Kindern besprochen, was an dem Tag gekocht wird und dementsprechend wurden gesunde und ausgewogene Zutaten gemeinsam beschafft. Anschließend wurde mit einer Gruppe von jeweils max. acht Besuchern unter Anleitung 1,5 Stunden Sport getrieben. Jede wöchentliche Einheit bestand aus drei Teilen: dem Warming-up, dem Hauptteil z.B. Hallenfussball und dem anschließenden Cooling-down. Nach dem sportlichen Teil wurde im Rahmen dieses Coolingdowns in der Einrichtung die Mahlzeit vorbereitet. Selber Gemüse und Obst putzen, schälen und vorbereiten sollte ein Bewusstsein für den Umgang mit den Materialien, den Lebensmittel und den Küchenwerkzeugen, schaffen. Anschließend wurde gemeinsam gekocht und gegessen. Eine Hauswirtschafterin, die für das Jugendzentrum tätig ist, hat die Kinder dabei begleitet. Während des Projektes wurden zwei Elternschulungen "gesund kochen" und "gesundes Brot" durchgeführt. Informelle und aufklärende Gespräche sind im Laufe der Projektzeit von Betreuern angeregt und von den Eltern gewünscht und angenommen worden. Abschluss: Den Abschluss des Projektes stellte ein gemeinsames Eltern/Kind-Kochen dar. Die Kinder und Jugendlichen konnten zeigen, was sie über ausgewogene Ernährung gelernt hatten, wie Fleisch, Obst und Gemüse zubereitet und gekocht werden. Die Anleiter des Projektes und die Eltern hatten in diesem Rahmen noch einmal die Gelegenheit, sich über das Projekt auszutauschen. Es wurden Fotos über den Ablauf, sowohl der Koch- als der Sporteinheiten, auf einer Leinwand präsentiert. Anschließend gab es ein gemeinsames Essen, in diesem Falle auch unter Mitwirkung der Eltern zubereitet. 62 Fazit: In Gesprächen mit den Teilnehmern, den Anleitern und den Teilnehmern ließ sich fest stellen, dass die Teilnahme allen Beteiligten eine Menge Spaß gemacht hat, wozu die Gelegenheit neue Erfahrungen zu machen offenkundig deutlich beigetragen hat. Es war erstaunlich festzustellen, wie unbedarft mit sportlichen Aktivitäten oder mit Ernährung eingangs umgegangen wurde. Informierende Einheiten wie z.B. "Was geschieht in meinem Körper, während ich Sport treibe" oder "Zucker ist nicht gleich Zucker" haben zu manchen Erkenntnissen geführt, die mindestens einen Denkprozess in die Wege geleitet haben. Wobei viele der Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern, kund taten, das sie sich Veränderungen ihrer Gewohnheiten zum Ziel gesetzt haben. Es ist im Rahmen der abschließenden Auswertung mehrfach angeklungen, eine Fortführung des Projektes anzustreben. Aus diesem Grund haben die Mitarbeiter beschlossen, für den Fall dass Mittel zur Verfügung stehen, das Projekt zu wiederholen oder Teile in das Regelangebot der Einrichtung aufzunehmen und weiterhin anzubieten. 63 Initialprojekt: „Spielend durch die City“ 38 Thema: „Bewegungs- und Spielangebote in der Oberhausener Innenstadt“ Bezeichnung des Projekts: „Spielend durch die City“ Träger: Katholisches Jugendwerk gGmbH Die Kurbel Hasenstraße 15 46119 Oberhausen Durchführungszeitraum: 01.07.2008 bis 31.12.2008 Fördersumme: 2008 = 3.992,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Um die Lebensqualität von Kindern zu verbessern und ihnen neue Räume für Spiel und Bewegung zu eröffnen, sollte das Projekt "Spielend durch die City (Spiel! Platz ist überall!)" umgesetzt werden. Zielgruppe Kinder und Jugendliche mit und ohne Zuwanderungsgeschichte im Projektgebiet "Soziale Stadt" Oberhausen-City. Zielsetzungen Das elementare Bedürfnis nach Spielen für Kinder und Jugendliche ermöglichen und die daraus erwachsenden körperlichen, geistigen und seelischen Reize und Erfahrungen zum Aufwachsen gewinnen. Daneben trägt gerade das Spielen dazu bei, das friedvolle Zusammenleben junger Menschen unterschiedlicher Kulturen zu fördern. 64 Neue Spielräume im Quartier eröffnen. Junge Menschen benötigen eine Vielfalt von nutzungsoffenen, flexiblen Freiräumen. Mit öffentlichen Spielplätzen allein lassen sich diese Ansprüche nicht einlösen. Öffentliche Grünflächen und Plätze sollen durch Angebote und Aktionen bespielbar gemacht werden. Erweiterung der Kinderbeteiligung. Für öffentliche Spielplätze und Spielräume gilt die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei allen Angelegenheiten. Diese Beteiligungsformen sollen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen auch auf etwaige Aktionsräume ausgeweitet werden. Vernetzung von Personen, Gruppen und Institutionen, die in diesem Bereich tätig sind, um die Gemeinschaftsaktion "Spielend durch die City" zu initiieren und langfristige Spiel- und Bewegungsangebote in dem dicht bebauten Gebiet zu ermöglichen. Multikulturalität und Gender-Mainstream-Aspekte sollen bei der Angebotsstruktur Berücksichtigung finden. Durch das Projekt soll angeregt werden, ein Entwicklungskonzept für Spielund Aktionsräume für das gesamte Quartier zu entwickeln. Projektbericht des Trägers: „Spielend durch die City“ Sachbericht Spielend durch die City", lautete das Konzept des Projekt TeamCity. Das Planungsbüro Stadt-Kinder aus Dortmund erstellte in diesem Zusammenhang bereits im Voraus im Auftrag der Stadt Oberhausen ein Spielkonzept für die Innenstadt zur Attraktivierung der City. Durch die Kooperation mit umliegenden Grundschulen und Kindergärten aus dem Bereich Innenstadt, konnten wir etwa 450 Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren befragen und beim Spielen beobachten". "Gemeinsam mit den Kindern haben wir eine Bestandserhebung machen können: Wir haben mit ihnen Stadtrundgänge gemacht und konnten so erfahren, wo sie sich gerne aufhalten, wo Nischen sind, welche Treffpunkte sie bevorzugen". "Die Jugendlichen wünschen sich z.B. eine Jugendkneipe. 65 Demnach sollen Spielplätze nicht nur aufgewertet, sondern vielmehr miteinander vernetzt werden. Wir wollen Plätze im Stadtbild sichtbar machen". Denn: "Es ist ein Phänomen, dass es Spielplätze in einer Innenstadt gibt." In dem man beispielsweise Flächen mit mehr Farbe gestalten oder mit Blumen bepflanzen würde - eben Vorhandenes sichern und aufwerten. Doch ohne Moos nix los - dessen sind sich alle bewusst. "Daher wollen wir über Förderanträge oder die Bürgerstiftung Gelder akquirieren, die unabhängig von der Stadt sind". "Wir sind bemüht, die angekündigten Schritte durch kleinteilige Maßnahmen umzusetzen und gucken natürlich, was für kleine Projekte zeitnah mit weniger Geld umgesetzt werden können." Eine Plakataktion gehört auch zu dem Konzept Spielend durch die City". Es wurden rund 100 Plakate in den Schaufenstern der City-Geschäfte sowie in pädagogischen und sozialen Einrichtungen gehängt. Darauf sind 28 wieder erkennbare Motive der Spiellandschaft aus der Oberhausener Innenstadt zu erkennen. Doch eines der Plakate enthält einen Fehler, der gefunden werden muss. Die richtige Lösung konnte auf den Wettbewerbspostkarten, die ebenfalls in den Geschäften und Einrichtungen auslagen, aufgeschrieben und beim Projekt TeamCity, Marktstraße 186, abgegeben werden. 66 Initialprojekt: „Wir machen Theater …!“ 29 Thema: „Emanzipatorisches Angebot, Abwendung von Gefährdungen, Inklusion, Mitwirkung.“ Bezeichnung des Projekts: „Wir machen Theater …!“ Träger: Zentrum für Körperbehinderte e.V. Krefelder Straße 379 41066 Mönchengladbach Durchführungszeitraum: 01.09.2008 bis 31.12.2008 Fördersumme: 2008 = 3.405,00 € Ziele und Inhalte des Initialprojektes: Das Projekt sollte die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen, auch benachteiligter Kinder im Alter vom 6. bis 11. Lebensjahr fördern und eine verbesserte gesellschaftliche Integration sowie eine Verbesserung der Bildungschancen unter Einbeziehung der sprachlichen und sozialen Entwicklung der Kinder ermöglichen. Ziel des Projektes war es auch, den Erzieherinnen Möglichkeiten aufzuzeigen wie sie gezielt Angebote für Jungen und Mädchen durchführen können bzw. wie sie hier Schnittpunkte in einem Themenkomplex finden können. Wichtig hierbei war, dass die Materialien zur Unterstützung der Angebote möglichst reizarm sind. Die Kinder sollten diese Materialien kostenfrei und selbständig entwickeln können. Dies sollte auch dazu führen, dass sich die Vorbereitungszeit der Erzieherinnen für Angebote verkürzt und sie mit entsprechendem "Handlungskoffer" - zeitnah eine Förderung für und mit den Kindern umsetzen können. 67 Projektbericht des Trägers: „Wir machen Theater …!“ Projektdokumentation I. Einführung: Projektdokumentation ..Wir machen Theater!" Das Projekt "Wir machen Theater... !"setzt sich aus den Schwerpunkten Theater, Musik und Tanz zusammen. Diese Kombination war dem pädagogischen Team sehr wichtig, um möglichst viele Kinder an dem Projekt zu partizipieren. Nach den Sommerferien 2008 stellte das Team der Offenen Ganztagsschule fest, dass der Entwicklungs- und Bildungsstand der Kinder sehr unterschiedlich war. Es gab zunehmend Kinder aus sozial schwachen Familien in der Offenen Ganztagsschule. Ihr Anteil war gegenüber dem Vorjahr von 10% auf 24% gestiegen. Der Anteil der Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf sank (von 30% auf 20 %), aber dafür erhöhte sich der Anteil von auffälligen Kindern, die noch keinen anerkannten sonderpädagogischen Förderbedarf haben und bei denen die Verfahren zur Einstufung noch andauern. Unter Berücksichtigung ihres individuellen Entwicklungsstandes und ihrer Persönlichkeit sollten möglichst viele Kinder an dem Projekt beteiligt werden und davon partizipieren. Aus diesem Grund wurden unter einem Thema vier Arbeitsgemeinschaften gebildet, deren Ziel es war, zum Projektende einen gemeinsamen Präsentationsnachmittag im Dezember zu gestalten. Die vier Arbeitsgemeinschaften waren "Theater', "Gitarre & Gesang", "Integratives Ballett" und "Musik und Malen". Es war uns wichtig, dass (fast) alle Inhalte des Projektes von jeder AG mitgetragen wurden. So arbeiteten z.B. auch die Gruppen "Musik und Malen" und "Ballett" mit Rollenspielen. Feinmotorik wurde sowohl in der Gruppe "Gesang & Gitarre" als auch in der Gruppe "Musik und Malen" gefördert. Die Kinder, die Schwierigkeiten haben sich sprachlich entsprechend auszudrücken, lernten in den Gruppen "Musik & Malen" und "Ballett" wie andere Ausdrucksformen die sprachliche Kommunikation unterstützen können. Dies unterstützt z.B. die Bewältigung von inneren Konflikten in der Altersstufe 6. bis 11. Lebensjahr. 68 Der "Anker' des Projektes war die Theaterarbeit. Hier wurden Ideen entwickelt, die in die anderen Arbeitsgemeinschaften hineingetragen wurden. Dies gelang vor allem, weil 2 Erzieherinnen projektbegleitend tätig waren und die Kinder in den Arbeitsgemeinschaften (und darüber hinaus) begleiteten. II. Vorstellung der einzelnen Arbeitsgemeinschaften II. I Dokumentation der Theater-AG (von Stefanie Jaffke, Theaterpädagogin) Projektzeitraum/Probendauer/Probenintervall Die AG startete für zwei Theatergruppen am 1. September 2008 und endete mit einer Aufführung im Rahmen der schulischen Weihnachtfeier am 18. Dezember 2008. Die Proben dauerten jeweils 45 Minuten pro Gruppe und erfolgten 1 Mal wöchentlich im Rahmen der offenen Ganztagsbetreuung innerhalb der Räume der Grundschule Mönchengladbach Neuwerk, Nespelerstraße 40 in 41066 Mönchengladbach. Gruppe/Gruppenleitung Die erste Gruppe bestand aus sieben Kindern und setzte sich aus Schülern und Schülerinnen der 1. und 2. Klasse zusammen, begleitet von einer Praktikantin. Die zweite Gruppe bestand aus 6 Kindern. Dies waren Schüler und Schülerinnen der 3. und 4. Klasse. Sie wurden durch Mitarbeiterinnen der offenen Ganztagesbetreuung begleitet. Beide Gruppen wurden durch mich, als ausgebildete Theaterpädagogin, geleitet. Ziel Die Schülerinnen sollten im spielerischen Umgang miteinander Vertrauen zu sich selbst und zu anderen aufbauen. Nicht nur für Menschen mit Behinderung bedeutet Theater spielen eine Erweiterung des eigenen Handlungs- und Verhaltensspielraumes. In diesem Sinne sollte im Rahmen des Projektes Partizipation als wesentliche Erfahrung ermöglicht werden. Hierbei ist der Begriff der Partizipation im theatralen Zusammenhang genauer zu erläutern. Er ist nicht nur als Mitbestimmung des Einzelnen innerhalb einer hierarchischen Struktur zu verstehen, sondern auch und vor allem die Partizipation innerhalb der Person selbst. Die Arbeit an der "Rolle" ermöglicht eine Distanz zu sich selbst herzustellen. Was macht "die Rolle" im Gegensatz zu mir aus? Diese Gegensätze zwischen Rolle und einem Selbst entstehen automatisch bei der Theaterarbeit und sind mit allen Sinnen erfahrbar. Sie ermöglichen so eine Identifizierung der eigenen Persönlichkeitsmerkmale. Dadurch entsteht ein höherer Bewusstseinsgrad des "Schauspielers", in dem er einen direkten und wiederholbaren Zugang zu seiner eigenen Körperhaltung und seinen Verhaltensmustern erhält. Dies ist der erste Schritt zu einem aktiven Gestalten des eigenen Lebens. 69 Projektdurchführung Das Projekt verlief für beide Gruppen im Wesentlichen in drei Phasen: Die erste Phase war weitestgehend durch Spiele und Übungen zum Kennen lernen geprägt. Auch hierbei wurde sowohl die soziale als auch die personale Ebene berücksichtigt. D.h. den anderen, bzw. die Gruppe kennen zu lernen, aber auch sich selbst besser kennen zu lernen. Zum Beispiel: Wie laut kann ich schreien? Wie leise kann ich flüstern? Wie groß und wie klein kann ich mich machen? Usw. Das kennen lernen der Gruppe erfolgte über typische Namensspiele, u.a. mit Hilfe eines Balles und über "Synchron-Übungen": Einen gemeinsamen Schritt finden, sich gleichmäßig im Raum verteilen usw. Die zweite Phase widmete sich dem Finden und Herausarbeiten der passenden Rolle. Hierbei arbeitete ich mit Übertragungen ins Tierreich. Was ist mein Lieblingstier und was kennzeichnet dieses Tier? Die Schüler spielten dieses Tier nach. Welche Geräusche macht es, wie bewegt es sich, wie frisst es. Ist es größer oder kleiner als ich und wie stelle ich das dar. Die übrigen Kinder waren aufgerufen, das dargestellte Tier zu erraten. Danach erweiterten wir das Spektrum, indem alle Tiere ausgiebig gezeigt wurden, welche die Kinder kannten. Die Darstellung wurde mit Hilfe der Gruppenrückmeldung sukzessive perfektioniert und verinnerlicht. In dieser Phase beteiligten sich alle Kinder aus beiden Gruppen sehr lebhaft. In der dritten Phase ging es um das Entwickeln einer Geschichte, also die eingeübten Rollen in einen sozialen Zusammenhang zu bringen. Diese Arbeit erfolgte unterschiedlich. Während die SchülerInnen aus der 3./4. Klasse sich mit der Geschichte der "Neuwerker Stadtmusikanten" (in Anlehnung an die "Bremer Stadtmusikanten") beschäftigten, befassten sich die Schülerinnen der 1./2. Klasse mit den frei erfundenen "Zoogeschichten". Als geeignete theatrale Technik erwies sich das Improvisationstheater. Es gibt darin keine vorgeschriebene Geschichte, viel mehr entsteht diese aus dem Augenblick, eben improvisiert und nicht geplant. Lediglich das Tier und der Ort des Geschehens wurden vorher festgelegt. Hieraus entstand eine Vielzahl von Geschichten. Zur Aufführung brachten wir eine davon, nämlich "Auch Tiger haben Gefühle". (s. Anlage) Bei den Kindern der 3./4. Klasse war ursprünglich die Darstellung des Grimmschen Märchens geplant. Allerdings war hier durch eine hohe Fluktuation bzw. Fehlzeiten in der Gruppe keine konsistente Einstudierung des Stückes möglich. 70 Die Fehlzeiten resultierten aufgrund von nicht vorher angekündigten Mutter und KindKuren, Katechismus-Unterricht u.ä. Also ohne Verschulden der Kinder! Deshalb nutzte ich in dieser Gruppe die sehr intensive Rollenarbeit, um sie auch in eine Improvisation münden zu lassen. Das besondere am Improvisationstheater ist, dass jede Szene, jede Geschichte einzigartig ist. Sie erfordert vom Schauspieler ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Flexibilität und Ausdrucksstärke. All dies erbrachten die Schüler und Schülerinnen mit Bravour und großer Spielleidenschaft beider Aufführung. Ergebnisse I Beobachtungen Klasse 1 und 2: Amanda (1b): Sie war, wenn auch schüchtern, von Anfang an sehr aufmerksam und aufgeschlossen, entschied sich allerdings, nicht "auf die Bühne" zu gehen, da sie erfahrungsgemäß zu großes Lampenfieber hat. Sie blieb aber bis zum Schluss sehr aufmerksam und aktiv. Francesco (1a, "Gu-Kind,,1): Francesco war zu Beginn recht skeptisch, was ihm Theater spielen bringen soll. Sobald es ihm nicht gelang, die Gruppe als Klassenclown zu unterhalten stieg sein Unmut. Bei ihm wirkte die Rollenarbeit sehr konstruktiv. Nachdem er die Gelegenheit bekam bei den Improvisationen seine Traumrolle zu spielen, war er im Anschluss sogar so flexibel und mehr als bereit bei der Aufführung eine andere Rolle (die des Zoobesuchers, s. "Auch Tiger haben Gefühle") zu spielen. Jan (1 b): Anfänglich zeigte sich Jan unkonzentriert und unwillig. Nachdem er von der Gruppe und mir mehrfach die Rückmeldung erhielt, zu grob und wild im Umgang mit den anderen zu sein, zog Jan sich zurück. Als er allerdings die Gelegenheit bekam, eine Tierrolle auszufüllen, entschied er sich für den Tiger. Offensichtlich fand er hierin einen Weg seine Emotionen entsprechend auszuleben. Diesmotivierte ihn derart, dass er alleine das gesamte Bühnenbild für die Szene gestaltete. Jan hat sich während des Projektes außerordentlich gut entwickelt. Bei der Aufführung brillierte er als Tiger "Bengawan". Lina (2b): Auch sie entschied sich, nicht bei der Aufführung mitzuwirken. Trotzdem war sie bei den Proben aktiv. Wenn auch recht still und zurückhaltend in ihrer Art, machte sie bei allen Übungen mit. In der Rolle eines Schmetterlings ersann sie bei den Proben gemeinsam mit Luna eine kleine Tanzchoreografie. Luna (2b): Luna hätte sehr gerne bei der Aufführung mitgewirkt. Leider konnte sie aufgrund einer Mutter-Kind-Kur nicht anwesend sein. Sie wirkte von Anfang an äußerst kreativ, aufmerksam und engagiert bei den Proben mit. Sie war ein wichtiges und stabilisierendes Element in der Gruppe. 71 Paul (2b): Paul hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe und verfügt über sehr viel Energie. So fiel es ihm anfänglich schwer, sich auf das gemäßigtere Gruppentempo einzulassen. Er passte sich im Laufe des Projektes immer besser an, ohne seine Kreativität einzubüßen. Obwohl ihm kurz vor dem Auftritt das Lampenfieber einen Strich durch die Rechnung zu machen drohte, absolvierte er, auch durch die Unterstützung seines besten Freundes, den Auftritt mit Bravour. Während des Projektes hat sich Pauls Gruppenfähigkeit sehr gut entwickelt. Sophia (2b, "Gu-Kind'j: Manchmal hatte Sophia Mühe mit dem Gruppentempo mitzuhalten. Auf der anderen Seite brachte sie bei jeder Probe ihre Ideen aktiv ein, wie kein anderer Schüler. Im Rahmen der Rollenarbeit fand sie ihr passendes Spieltempo. Bei Sophia war nichts von Lampenfieber zu spüren. Im Gegenteil, sie hätte ohne weiteres nicht nur ihre Rolle als Tierpflegerin Matilda gespielt, sondern noch etliche mehr, wenn sie die Gelegenheit bekommen hätte. Sophia ist ein typisches Beispiel dafür, wie Theater einen Weg für eine erfolgreiche Persänlichkeitsentwicklung sein kann und eine Behinderung kompensieren kann. Klasse 3 und 4: Eoban (3c): Eoban hatte Mühe sich auf die Übungen zu konzentrieren. Nachdem er seine Rolle als "Esel" kannte, konnte er sich besser und zielorientierter auf die Proben einlassen. Leider fehlte er in der Endphase und bei der Aufführung, da er parallel zum Katechismus-Unterricht angemeldet worden war. Esmer (4a): Sie wirkte von Beginn an mit großem Engagement bei den Proben mit. Ihre Kompetenz sich den Gruppenbedürfnissen anzupassen und gleichzeitig kontinuierlich individuelles Engagement zu zeigen, trug wesentlich zum Erfolg der Aufführung bei. Jasmina (3c, "GU-Kind'?: Sie konnte im Laufe des Projektes ihre Konzentrationsfähigkeit schulen. Auch hier zeigte sich in der Phase der Rollenarbeit, dass es ihr zunehmend leichter viel, konsequent einen Handlungsstrang zu verfolgen. Die Tatsache, dass sie ursprünglich in einer Doppelbesetzung agieren sollte, schien diese Konzentration auf den Augenblick noch mehr zu fördern. Justin (3c, "Gu-Kind'?: Justin war anfangs unkonzentriert und sehr skeptisch gegenüber dem Theater spielen an sich. Er hatte Mühe einen Sinn in den Übungen zu entdecken und "kündigte" häufig. Dies erstaunte umso mehr, als dass er sich, wie alle anderen auch, freiwillig zum Theaterprojekt angemeldet hatte. Der Versuch ihn als "Musiker" bzw. rhythmischer Begleiter am Theaterstück mitwirken zu lassen, misslang zwar, allerdings bewirkte dieser Freiraum, den ich ihm dort ließ, sich schließlich doch 72 intensiv auf die Proben einzulassen. Obwohl er auch aufgrund des parallel stattfindenden Katechismus-Unterricht einige Proben verpasste, war er bei der Aufführung zur Stelle und brillierte als "Räuber". Lena (3c): Sie beteiligte sich rege an allen Übungen, war jedoch zunächst in ihrer Darstellung zu zurückhaltend bzw. zu schüchtern. Allmählich konnte sie sich jedoch mehr und mehr auf ihre Rolle als "feine Dame" einlassen, so dass sie bei der Aufführung große Souveränität und Präsenz auf der Bühne zeigte. Lina (3a): Lina war durchgehend engagiert, konzentriert und intensiv in ihrer Arbeit. Sie neigte in ihrer Rolle zu "Soloeinlagen". Schnell begriff sie, das notwendige Gleichgewicht zwischen Eigeninitiative, also Impulse geben, und der Gruppe dienlich zu sein, also Impulse anzunehmen. So konnte sie wesentlich zu einer erfolgreichen Aufführung beitragen. Sie hat während des Projektes ihre Teamfähigkeit weiter ausbauen können. Valerie (4b): Sie zeigte sich teilweise hyperaktiv, begriff aber sofort, die künstlerische Aufgabe der jeweiligen Übungen. Valerie hat eine große Phantasie, die ihr wahrscheinlich im Schulsystem und -alltag zuweilen im Wege steht. Sie hat mich überrascht, dadurch, dass sie von Beginn an die Übungen letztendlich wie eine Schauspielerin anging und von sich aus weiterführte. Auch sie fehlte leider aufgrund einer Mutter-Kind-Kur, wirkte aber bei der Aufführung äußerst engagiert mit. Sie sollte kontinuierlich künstlerisch tätig sein dürfen, denn in ihr zeigt sich die große Diskrepanz zwischen den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen an das westlich-zivilisierte Individuum und den ureigenen menschlichen Bedürfnissen und Wünschen. Bei einer entsprechend intensiven und einfühlsamen Anleitung könnte sich Valerie adäquat entwickeln. Vanessa (3a): Vanessa war kontinuierlich bei den Proben präsent. Sie zeigte auch entsprechende Hintergrundarbeit, wie z.B. Textrecherche. Die Eingliederung in die Gruppe gelang ihr problemlos, ohne dabei ihre Eigeninitiative zurückzustellen. Auch sie war stabilisierender und regulierender Bestandteil der Gruppe. Die Aufführung absolvierte sie in der ihr eigenen Ruhe und Souveränität. 73 Resümee Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dieses Theaterprojekt für alle Schüler und Schülerinnen ein voller Erfolg war. Die anfängliche Skepsis des einen oder anderen Schülers, konnte spätestens in der Phase der Rollenarbeit beseitigt werden. Vielmehr konnte hier das Entdecken der Spielleidenschaft beobachtet werden. Bemerkenswert ist, dass auch die Schülerinnen, die sich entschieden hatten, letztendlich nicht "auf die Bühne" zu gehen, bis zum Schluss kontinuierlich und sehr aktiv bei den Proben mitwirkten. In beiden Gruppen war ein starkes Ensemble entstanden. Die Tatsache, dass die Schüler und Schülerinnen, sich bei der Aufführung darauf einließen auf einer sehr großen Bühne, vor dem Publikum zu improvisieren, beweist, dass sie ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstsicherheit nachhaltig entwickeln konnten. Gleichermaßen bewiesen die Schülerinnen, die nicht bei der Aufführung mitwirkten Courage, ihre Entscheidung im Vorfeld der Gruppe mitzuteilen. Letztendlich sind Selbstbewusstsein und -sicherheit sowie der Mut Entscheidungen zu treffen und diese offen zu kommunizieren, die ersten persönlichen Bausteine, um in den verschiedensten gesellschaftlichen Zusammenhängen überhaupt partizipieren zu können. II. II Dokumentation der Integrativen Ballett-AG (von Daniela Steins, Ballettlehrerin und Stephanie Fischer, Trägerverantwortliche) Tanz hat in der Gesellschaft viele Funktionen, kann aber auch Selbstzweck oder Zeitvertreib sein. Ritualisiertes Tanzen drückt Zusammengehörigkeit und Emotionen aus und kann als festlicher Ritus dienen (z.B. Abschlussball, Debütantinnenball). Als Kunstform dient Tanzen dazu, Gefühle und Handlungen bildlich darzustellen. Mimik, Gestik und ganzkörperliche Tanzbewegungen bilden zusammen mit Musik das anspruchsvolle Arbeitsmaterial des künstlerischen Tanzes, der dem Zuschauer Eleganz und Ausdruckskraft des menschlichen Körpers vor Augen führt. Im Kindertanzunterricht werden wichtige entwicklungsphysiologische und -psychologische Bereiche angesprochen und durch praktische Übungen und Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung illustriert. 74 Der Unterricht bietet auch ein tanzmedizinisch-tanzpsychologisch theoretisches Fundament für guten Kindertanzunterricht. Der Unterricht fördert Ausdruck das Bewegungslernen- und gedächtnis - den Gleichgewichtssinn den Muskelaufbau die Allgemeine psychomotorische Entwicklung die Individualität gegenüber Allgemeingültigkeit die Koordination und die Körper- und Bewegungswahrnehmung / Steuerung des Körpers die Motorik, Identität, Selbstbewusstsein Konzentrationsfähigkeit körperliches Wohlbefinden, Gesundheit Körperschema und Persönlichkeit Kreativität Motivation motorische Kreativität Sensibilität für Rhythmus und Musik soziale Interaktion Wahrnehmung des Raumes Das erfolgreiche Erlernen, Planen und Umsetzen komplexer Bewegungsabläufe bildet Selbstvertrauen und unterstützt ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper. Der Tanz kann auch zum Medium in der Pädagogik und in der Therapie werden. Mit Hilfe des Tanzes will man Lern-, Erziehungs- oder Therapieziele erreichen. Tanz ist ein gutes Mittel, um Lernprozesse in Gang zu setzen. Sogar erfahrene Tanzpädagogen und -therapeuten sind immer wieder überrascht, wie sich Kinder beim Tanz verändern. Es ist noch nicht einmal von großer Bedeutung, ob Kinder eine ausgeprägte Motivation mitbringen. Eltern, Erzieherinnen und Lehrerinnen, die die Kinder in Aktion beobachten, bestätigen diese Erfahrungen. Neben erhöhter körperlicher Kompetenz lassen sich generell Offenheit, Selbstbewusstsein und Experimentierfreude bei den Kindern feststellen, die über eine längere Zeit Tanz und Bewegungsstunden mitmachen. 75 Es ist meistens schwer möglich, sofort alle Kinder zu begeistern und bei allen ein ähnliches Förderergebnis zu erzielen: Tanzeinheiten kann man so gestalten, dass möglichst viel Individualität darin Platz findet. Einheiten müssen den Kindern freien Raum lassen, in dem sie sich selbst ausdrücken und eigene Ideen umzusetzen können. Man wechselt methodisch ab: Man lässt sozusagen eine Möglichkeit zum freien Tanzen und zum kontrolliertem Tanzen mit Übungssequenzen, in denen vorgegebene Bewegungen geübt werden. Wichtig ist, dass der Zeitraum einer Einheit nicht zu lange hingezogen wird. In der Zeiteinteilung der Bewegungsstunde orientiert man sich an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Kinder. Beim Tanzen mit Kindern kann es nicht das Ziel sein, alle Bewegungen von allen Kindern als genau "richtig" (gemessen an Ihrem Anspruch) oder zur "richtigen" Zeit (genau im Rhythmus) auszuführen, so dass zum Schluss ein perfektes Ergebnis erzielt wird. Vielmehr sollte im Mittelpunkt der Bemühungen stehen, jedem Kind einen Zugang zum Tanzen zu ermöglichen, um ein Gefühl von "Das kann ich" zu vermitteln - jeweils ausgehend von den Voraussetzungen, die Kinder einbringen. Kinder müssen die Möglichkeit erhalten, ihre individuellen Schwächen auszugleichen, indem man ihnen den Raum dafür gibt (die Chance für einen individuellen Lernplan). Folgende Kinder nahmen im Rahmen des Projektes regelmäßig an der Ballettgruppe teil: Selina (KI. 2a) wirkte zu Beginn der AG eher unsicher und wenig selbstbewusst, was ihre tänzerischen Fähigkeiten betrifft. Oft suchte sie schon zu Beginn einer Stunde körperliche bzw. räumliche Nähe zu einem Erwachsenen (Praktikantin oder pädagogische Mitarbeiterin). Aufgrund ihrer Unsicherheit forderte sie häufig Anerkennung und Lob. Im Laufe des Halbjahres, war allerdings eine Entwicklung in Richtung des eigenständigen Darstellens zu beobachten. Selina versuchte nun etwas beharrlicher bestimmte Bewegungsformen selber zu erfinden, ohne unmittelbar Hilfe einzufordern. Sina (KI. 2a) zeigt sich schon zu Beginn der AG als ein sehr offenes, fröhliches und ehrgeiziges Mädchen. Sie bewegt sich selbstbewusst und lässt sich durch äußere Einflüsse in ihrer eigenen Darstellung nicht aus der Ruhe bringen. Während der ganzen Zeit nahm sie Impulse auf und experimentierte mit viel Durchhaltevermögen an möglichen Tanzformen. 76 Marie (KI. 4a) wirkte zu Beginn der Kooperation sehr motiviert und begeisterungsfähig. Im Laufe der Zeit stellte sich schnell heraus, dass es ihr schwer viel an kleinen Tanzeinheiten (zwei sich wiederholende Schrittkombinationen) eigenständig zu arbeiten und zu üben, ohne dabei frustriert aufzugeben. Sie ärgerte sich dabei über sich selber und darüber, dass sie nicht sofort in der Lage war das Problem zu lösen. Ebenfalls ging sie sehr selbstkritisch mit ihrem Körper um und suchte stets die Anerkennung eines Erwachsenen. Auf der anderen Seite war Marie eine Bereicherung für die Gruppe. Sie brachte viele Ideen und Vorschläge ein und konnte die anderen Kinder mit ihrer Begeisterungsfähigkeit anstecken. Lena (KI. 3c, "GU-Kind) hat sich über den gesamten Zeitraum der Kooperation als kaum konzentrationsfähig gezeigt. Sie ließ sich sehr schnell durch andere Kinder vom Vertiefen ins Tanzen ablenken und lenkte wiederum auch selber aus mangelnder Ausdauer andere Kinder ab. Das Interesse am kreativen Ausdruckstanz nahm relativ schnell ab. Valerie (KI. 4b) konnte sich ebenfalls kaum auf das kreativen Ausdruckstanz einlassen, da sie sich stets von anderen Dingen und Kindern ablenken ließ. Zudem benahm sie sich anderen Kindern gegenüber sehr unbedacht und fast etwas rücksichtslos. Vanessa (KI. 3a, "GU-Kind'? zeigte zu jeder Zeit viel Begeisterung für das kreative Tanzen. Sie tanzte überwiegend eigenständig und konzentriert. Sie war mit sich selbst zufrieden. Auffällig war, dass sie oft die Nähe zu den Erwachsenen suchte und viel Anerkennung und Lob einforderte. II. III Dokumentation der AG "Gitarre & Gesang" (von Inge Monecke, Gitarrenlehrerin und Stephanie Fischer, Tragerverantwortliche) Allgemeine Grundlagen Musik ist ein sehr wichtiges Element der gesamten Menschheit. Es gibt keine menschliche Kultur auf dieser Welt, die ohne Musik auskommt. Es ist unbestritten, dass Musik einen sehr großen Einfluss auf den Körper und die Psyche hat. Bis noch vor wenigen hundert Jahren galt die Musik als eine hohe geistige Wissenschaft. Wir leben heute in einer von Technik und Wirtschaft beherrschten Welt, in der die musische Seite viel zu wenig Beachtung findet. Es ist sehr wichtig, diese Seite des Menschen aufrecht zu erhalten, so dass die intellektuelle Seite nicht ohne die musische Seite auskommt und umgekehrt. Der Stellenwert der Musik sollte dem Stellenwert des Intellekts deshalb gleichgestellt sein. 77 Es macht keinen Sinn, die Kinder mit einem Schwall von Musiktheorie, Noten und bestimmten erzwungenen Haltungen zu "stressen". Wie lernt ein Kind im Babyalter sprechen? Ganz einfach, es hört zu und ahmt nach. Dies ist ein Prozess der über Jahre dauert. Nach etwa sieben Jahren beginnt das Kind in der Schule zu lesen und zu schreiben. In der Musik ist es ähnlich. Dem kleinen Musikschüler werden als erstes Musiknoten vorgelegt. Diese Unterrichtsmethode ist nicht ganz nachzuvollziehen, denn wer käme schon auf die Idee, einem Baby ein Buch vor die Nase zu halten um ihm zu erklären, dass das was es sieht ein "A", ein "F" oder ein "K" ist. Es ist durchaus möglich, die Kinder musikalisch da abzuholen, wo sie sich in ihrem Entwicklungsstand befinden. Kinder sind sehr früh in der lage eine Begabung für Improvisation zu entwickeln. Alle Kleinkinder haben die Fähigkeit, eine Melodie zu erfinden oder zu improvisieren. Das Notenlesen, was selbstverständlich nicht unwichtig ist, jedoch nur ein Mittel zum Zweck ist, kann man später einführen, wenn die musikalische Sprache bereits etwas vorhanden ist. Der soziale Aspekt des Gitarrenunterrichtes Die Schülerinnen sollen konkret auf das Arbeiten in einer Gruppe vorbereitet werden, was in der Musik sehr wichtig ist. Darum sollen sie immer wieder zusammenkommen, damit sie gemeinsam musizieren können. Viele Kinder suchen auch eine Bezugsperson. Da beim Erlernen des Instrumentenspiels kleine Gruppen gebildet werden, ist der Kontakt zu den Schülerinnen intensiv. Wenn eine Musiklehrerin einen guten Kontakt zu den Schülerinnen aufbauen kann, indem sie zuhört und vielleicht einige Impulse geben kann, bemerkt man wie die Kinder sich der neuen Aufgabe gegen über öffnen. Eine gesunde Lehrer-Schüler Beziehung ist der Baustein des gesamten Unterrichts. Wenn die Beziehung untereinander stimmt, ist es für den Schüler wesentlich einfacher zu lernen und Neues aufzunehmen. Vor allem kommt er gern und motiviert in den Unterricht. Natürlich lässt sich eine solche gute Beziehung nicht erzwingen, aber Lehrer haben Möglichkeiten, eine gute Grundlage zu schaffen. Zum Beispiel spielt die Vorbildfunktion der Lehrerin eine große Rolle. Schüler fühlen sich in Gegenwart von Personen wohl, die freundlich, respektvoll, optimistisch, ruhig, vertraut und zuversichtlich sind. Viele Schüler übernehmen dies und so kann eine gute Beziehung geschaffen werden. Die größte Herausforderung für die lehrerin ist, dass sie sich immer wieder zu spiegeln weiß. Sie muss in der lage sein, sich selber von außen her zu betrachten. Fragen wie "Wo liegen meine Schwächen und Stärken?" und "Was habe ich in der Unterrichtsstunde richtig oder falsch gemacht?" sollten zur täglichen Arbeit gehören. 78 Mit Offenheit und Ehrlichkeit sich selber gegenüber ist man in der Lage, Fehler, die man gemacht hat, einzugestehen und solche auch mal zu beheben. Dies spürt natürlich auch der Schüler und versucht es im besten Fall sogar nach zu ahmen. Unsere Arbeitsgemeinschaft In Zusammenarbeit mit der Theaterpädagogin Frau Jaffke habe ich mit meiner Gitarrengruppe (Jasmin, Simon, Melissa und Jasmina) geeignete Lieder für die Theateraufführung erarbeitet. Für das erste Stück "Ein Besuch im Zoo" habe ich das Lied "Der verrückte Zoo", für das zweite Stück "Die Neuwerker Stadtmusikanten" das Lied "Die Bremer Stadtmusikanten" ausgewählt. Ich brachte den Schülern die notwendigen Grundbegriffe des Gitarrenspiels bei (Taktgefühl, verschiedene Akkorde und Schlagmuster), die für die Begleitung der Lieder wichtig waren. Natürlich durfte auch der Gesang nicht zu kurz kommen. Die Kinder waren begeistert bei der Sache und haben wochenlang intensiv gearbeitet. So fieberten sie ihrem Auftritt auf der Weihnachtsfeier unserer Schule entgegen. Die Aufführung war dann auch ein voller Erfolg und der heftige Beifall der Schüler, Lehrer und Eltern war ihre Belohnung. Persönliche Entwicklung der einzelnen Schüler Jasmin (KI. 4c) Sie war zu Beginn des Projektes schon ein halbes Jahr in meinem Gitarrenunterricht. Da sie damals zur bestehenden Gruppe später dazu kam, war sie leistungsmäßig immer im Rückstand, Das sie ein sehr ehrgeiziges und sensibles Kind ist, machte ihr das sehr zu schaffen. In dieser Gruppe war sie jetzt die Einzige mit Vorkenntnissen, da alle anderen neu dazu gekommen waren. Ihr Selbstbewusstsein steigerte sich enorm und sie konnte viel gelassener lernen. Ihre Körperhaltung und ihr Geist waren locker und entspannt und somit wurden ihre Leistungen deutlich besser. Jasmin ist zu einer begeisterten Gitarristin herangereift und möchte im Sommer, wenn sie die Grundschule verlässt, weiter Unterricht nehmen. Simon (KI. 4b, „Gu-Kind“) Er war der einzige Junge in unserer Gruppe, was ihn überhaupt nicht störte. Im Allgemeinen ist er im Schulalltag ein recht auffälliges Kind mit sehr viel Bewegungsdrang. Er kann sich schlecht an Regeln halten und braucht viel Aufmerksamkeit. In der kleinen Gruppe war davon nichts zu spüren. Während des gesamten Projektes leuchteten seine Augen und er war sichtlich in seinem Element. Seine große Musikalität konnte er voll zum Ausdruck bringen und unsere Anerkennung dafür genoss er sehr. Während unseres Auftritts war er sehr aufgeregt, zeigte aber gute Leistungen. 79 Seine Klasse bewunderte ihn, was seinem Selbstbewusstsein sehr gut tat. Ich glaube, dass Si mon in der Gitarrengruppe eine gute Ausdrucksmöglichkeit für sich gefunden hat. Hier bekommt er Lob und Anerkennung und auf positive Weise die benötigte Aufmerksamkeit. Auch er möchte im Sommer nach der Grundschule weiter Unterricht nehmen. Melissa (KI. 3b) Melissa war im Sommer neu an unsere Schule gekommen. Sie ist ruhig und zurückhaltend. Leider hatte sie fast während des gesamten Projektes familiäre Probleme (ihre Mutter war sehr häufig im Krankenhaus), so dass sie nicht so viel üben konnte. Da sie sehr traurig über Ihre Rückstände war, habe ich sie ermutigt, nur ein Lied auf der Gitarre mit zu spielen und uns beim zweiten Lied als Sängerin zu unterstützen. Auf diesen Kompromiss ließ sie sich gerne ein und so konnte sie entspannter arbeiten. Einmal erzählte mir Melissa, dass ihre Mutter sie zum Fernsehen in ihr Zimmer geschickt habe. "Da habe sie doch lieber Gitarre geübt, als in die Röhre zu glotzen". Das war ein toller Beweis für ihre Freude am Musizieren. Auch beim nächsten Projekt ist sie wieder mit dabei. Jasmina (KI. 3c) Sie ist ein sehr selbstbewusstes Kind das gerne und ausgiebig frei spielt. Zwänge, wie das regelmäßige Üben eines Instrumentes, lagen ihr nicht. Daher brach sie nach zwei Monaten den Gitarrenunterricht ab. II. IV Dokumentation der AG "Musik und Malen" Musik und Malen"- Klangbilder und Farbklänge: " Wir machen unseren Rhythmus und unsere Klänge aus uns selbst heraus und malen unmittelbar, was uns bewegt." (von Astrid Kramer, Dipl.-Heilpädagogin und Stephanie Fischer, Trägerverantwortliche) Die Teilnehmer spielen und malen nach ihrer Vorstellung. Sie spielen mit elementaren Instrumenten, experimentieren mit hellen und dunklen Klängen und stellen Klangbilder und Farbklänge in Musik und Kunst dar: Es entsteht die Musik und Kunst der Teilnehmer. Die Verbindung künstlerisch musikalischer Gestaltungsideen in einer Rahmenhandlung ist im Sonderschulbereich ein wichtiger Faktor verschiedene Persönlichkeits- und Wahrnehmungsbereiche anzusprechen. Interesse und Bedürfnis der Teilnehmer werden berücksichtigt. Märchenfiguren und alltägliche Klänge werden in Klängen und Bildern spontan dargestellt. Teilnehmer bringen ihre Ideen ein, entwickeln ihre Kreativität und ihren individuellen, spontanen Ausdruck. Alltägliche Erlebnisse fließen mit ein. Musikalische Elemente des Alltagslebens werden in Spielaktionen integriert und musikalisch-künstlerisch gestaltet. Somit ist der Zugang zur Musik und bildenden Kunst lustbetont. 80 Inhalte, Ziele und Perspektiven Förderung der Wahrnehmung, Kreativität und Ausdrucksfähigkeit: Teilnehmer erzählen und spielen mit Klängen und Farben, erfahren Musik als ein Gestaltungsmittel für einen zeitlichen Ablauf und bringen ihre Farben und ihre Phantasie zum Ausdruck. "Musik und Malen" ermöglicht eine individuelle und ganzheitliche Förderung. Viele Sinne werden angesprochen. Der Klang hat symbolische Qualitäten. Er erzählt von Einsamkeit oder Geborgenheit, vom leichten leben, vom Erwachen neuer lebenskraft. Teilnehmer haben einen unmittelbaren Zugang zu dieser emotionalen Bedeutungsebene. Gehörte und selbstproduzierte Klänge erzählen und bilden ab, stellen dar, bringen zum Ausdruck. Der Teilnehmer setzt sich über die Klänge mit der Wirklichkeit auseinander. Teilnehmer projizieren taktile Erfahrungen, Fühlerfahrungen auf unterschiedliche Instrumente. Der Vorstellung nach erzeugt Sand, Seide, ein Igel andere Töne. Bewegungen der Finger werden personifiziert: Ärger, Wut,... (Freude oder Ausgelassenheit. Teilnehmer entwickeln und verarbeiten im Spiel erlebte Realitäten, schlüpfen in fremde Rollen, drücken somit ihre Gefühle z.B.: Ärger, Wut, Freude und Trauer unmittelbar aus und verarbeiten Ängste, Konflikte und Erlebnisse. Die musikalische Thematik wird in eine Spielsituation eingebettet. Musik hat eine soziale Seite, ist Medium zur Kontaktaufnahme und ein nonverbales Kommunikationsmittel. Der Teilnehmer spielt mit Instrumenten, imitiert Klänge und identifiziert sich mit Personen über Instrumente. Perspektiven, die miteinander integriert werden sind 1. Musik und Malen als Prozess und Erlebnis 2. Musik und Malen zur Entwicklung der Persönlichkeit, Entfaltung der Ressourcen und Verbesserung von Defiziten 3. Werk- und ergebnisorientierte Perspektive (in Ergänzung mit 2). Texte und Melodien werden aus der Situation heraus improvisiert zu Dialogen. Spontanes Singen eröffnet ein weites Feld der Kommunikation (Ruf/Echo). In den Spielaktionen wahrgenommene musikalische Ideen werden aufgegriffen (z.B. aufgeregte Elefanten, ein tiefer See, eine fliegende Wolke). Die Kommunikation orientiert sich an den Spannungsfeldern musikalischen/persönlichen Geschehens, dem Einzelnen oder der Gruppe, verbindliche Vorgaben, offene Impulse etc. Planung und Begleitung der Spielaktionen 1. Handlungen und Reaktionen der Teilnehmer wahrnehmen und beobachten 2. Eigene Handlungen planen und handeln/Situationen vorstrukturieren 3. Bedeutungen und Hintergründe der Handlungen der Teilnehmer erfassen und verstehen. 4. Eindrücke werden gesammelt, Stimmungen und Atmosphären beobachtet. 81 Als Einstimmung in eine Spielstunde mit Musik durch eine spontane Improvisation wird ein Eindruck vom momentanen Befinden der Teilnehmer gewonnen und daraus werden Richtungen und Ideen für weitere Spielsituationen entwickelt. Die Funktion des Spiels mit Musik, Musikinstrumenten und Farbgestaltung als Ausdrucksmittel im Gesamtkonzept umfasst die Inhalte soziale Arbeit mit Musik und Malen in der pädagogischen Arbeit mit Teilnehmern. Musik mit Teilnehmern als soziale Arbeit ist ein gemeinsamer Prozess, in dem durch Interaktion Kontakt zum Partner aufgenommen und Initiative zum Spiel ergriffen wird, das Geschehen beeinflusst und Impulse und Reaktionen der anderen Teilnehmer wahrgenommen werden. Teilnehmer agieren in verschiedenen Rollen. Spielformen für Interaktionsprozesse: Einer bewegt sich wie ein Löwe. Ein zweiter begleitet dies musikalisch und macht hörbar, wenn es Nacht wird und der Löwe sich zurückzieht. Alle Teilnehmer suchen sich jeweils einen Spielpartner. Ein Partner bewegt sich frei im Raum und der andere versucht mit Musikinstrumenten die Bewegungen nach zu erzählen. So bringen die Teilnehmer die Impulse der anderen in einen Zusammenhang. Die bietet Anlass zum Malen. Die Lebenswelt der Teilnehmer kommt in den Interaktionsprozessen zum Ausdruck und eröffnet weitere Erlebnis- und Entwicklungsräume zur Förderung der Wahrnehmungsund Ausdrucksfähigkeit. Vokale und instrumentale Klangproduktionen in denen Teil-nehmer den Klang und seine symbolischen Qualitäten entdecken sind: Klangexperimente und Klanggeschichten. Musik wird mit Malen als weiterem Ausdrucksmittel kombiniert. Zur Förderung der Wahrnehmung und Konzentration dienen das Gedächtnis- und Reaktionsspiel. Das Partnerspiel fördert das Miteinander spielen. Das Üben erfolgt im Spiel selbst durch Wiederholung. Die 4 Grundformen des Spiels sind 1. Funktionsspiel 2. Rollenspiel und Symbolspiel 3. Konstruktionsspiel 4. Regel- und Reigenspiel oder Kreisspiel. Funktionsspiel ist jenes Tun, in dem in erster linie Bewegungslust oder Bewegungstrieb frei wird und dient zur Entwicklung motorischer Fähigkeiten, Rollen- und Symbolspiel zur seelischen Verarbeitung der Eindrücke bieten die Möglichkeit motorische Rückstände aufzuholen. 82 Im Konstruktionsspiel spricht das Material an. Regel- und Reigenspiel (= Mischform von Funktions- und Regelspiel) bieten die Möglichkeit, soziale Ordnungen kennen zu lernen, Regeln als Abmachungen und Möglichkeiten der Ordnung zu erleben, die man selber aufstellen, einhalten aber auch wieder ändern kann. Regelspiele legen fest, wer wann was macht: z.B.: Thomas spielt drei Töne, dann spielen alle nacheinander und Schluss ist, wenn Thomas wieder an der Reihe ist. Dann eine kurze Pause und Thomas spielt einen Ton usw. Die Orientierung kann am Metrum, an Klangeigenschaften oder Lautstärke (lang und kurz, hell und dunkel, weich und hart) sein. Die Spielaktionen in der OGATA "Musik und Malen" wurde als freies Angebot in der Offenen Ganztagsschule gestaltet. Anders als bei der Theater-, der Gitarren- oder der Ballettgruppe, wo inhaltlich die Übungen aufeinander aufbauten, wurde "Musik und Malen" bewusst als freies, wöchentliches Angebot gesehen. Vor allem die Kinder, die bisher nur wenig Zugang Zu Instrumenten und Musik hatten, konnten auch über das Angebot des Maiens und Bastelns gewonnen werden. Drei Kinder waren ständiger Bestandteil der Gruppe: Vanessa (KI. 3a, "GU-Kind'? ist sehr kreativ und hatte Freude an der Musik. Sie war mit sich selbst zufrieden, wenn sie ausreichend Ansprache und Unterstützung erhielt. Ihre motorischen Fähigkeiten sind noch nicht altersgemäß entwickelt, so dass viel experimentierte. Manisha (KI. 1a) ist sehr entwicklungsverzögert. Es ist fraglich, warum Manisha ins erste Schuljahr aufgenommen wurde. Vermutlich wird sie die erste Klasse wiederholen und ein "GU-Status" wird beantragt. Sie freut sich, wenn sie bei einem Geschehen mit dabei sein kann. Die Musik hat sie genossen und hatte einen ruhigen und entspannten Gesichtsausdruck. Manchmal schlief sie während des Angebotes auf der Couch ein. Niklas (KI. 2c) ist sehr neugierig. Er probierte viel aus und erarbeitete zumeist - angeregt durch die Musik - ein Ergebnis. Hier z.B. ein Kopfschmuck. Seine Eigenständigkeit und Geduld sind dabei positiv aufgefallen. Wenn er dagegen zu ehrgeizig wurde, wurde er ungeduldig und war unzufrieden mit seinem Ergebnis. 83 III. Auswertung des Projektes Verschiedene Arbeitsgemeinschaften in einem Projekt zusammenzufassen war für unsere Ogata ein sehr gutes und kindorientiertes Vorgehen. Viele Kinder mit hohen sozialen Fähigkeiten und sehr guter Elternanbindung an die Ogata, haben diese im Sommer aus Platzgründen verlassen. Der Schulträger hatte sich im Frühjahr 2008 dagegen entschieden eine weitere Gruppe in der Offenen Ganztagsschule zu eröffnen, so dass das Zentrum für Körperbehinderte e.V. entschieden hat, 22 Kinder qualifiziert zu betreuen, wenn die Eltern bereit sind die entsprechenden Elternbeiträge (monatlich 70 Euro) zu entrichten und auf Vergünstigungen zu verzichten bzw. diese ggf. selbst zu finanzieren. Diese Betreuung wird auch in den Räumlichkeiten der Schule durchgeführt. Allerdings ist es eindeutig eine etwas andere pädagogische Arbeitsweise als im Offenen Ganztag. Die Kinder mit den sehr hohen sozialen Kompetenzen waren also nicht in der Lage eine Theatergruppe mit zutragen, weil sie sich aus organisatorischen Gründen in einer anderen Betreuungsform befanden. Dies bedeutete, dass die Pädagogen auf einen sehr viel niedrigerem Entwicklungsstand in die Arbeitsgemeinschaften einsteigen mussten als ursprünglich geplant. Dies gelang allerdings sehr gut, weil das Theaterprojekt "flächendeckend" an verschiedenen Stellen im Ogata-Alltag integriert wurde. Wie Frau Jaffke es beschreibt, war es trotz anfänglicher Schwierigkeiten letztlich möglich Kinder zu motivieren den Auftritt auf die Bühne zu wagen. Dies war ein sehr schönes Erfolgserlebnis für alle Beteiligten. Das dieser Auftritt durch die kleine Gitarren-AG unterstützt wurde ist wiederum interessant, denn die teilnehmenden Kinder der Gitarren-AG stammen nicht aus den bildungsnahen Familien, in denen es üblich ist es zu lernen ein Instrument zu spielen. Der Wunsch der Kinder zu spielen hat sich vollkommen selbständig entwickelt. Durch Unterstützung des Fördervereins der Gemeinschaftsgrundschule Neuwerk e.V. ist es uns gelungen, die Gitarren-AG den interessierten Kindern weiterhin anbieten zu können. Der Ballettgruppe ist es noch nicht gelungen auf der Bühne aufzutreten. Für die Eltern gab es eine kleine Aufführung im Turnraum, aber auf die große Bühne wollten die Kinder noch nicht. Ähnlich wie beim Gitarren-Spiel ist es so, dass Ballett tanzen eine Bewegungsform ist, die viele Kindern und Eltern nicht bekannt war, die als "elitär" galt. Aber die Bewegung zu klassischer Musik ist eine besondere Erfahrung für Kinder, die auch viele Entwicklungsbereiche anspricht. Insofern haben wir beschlossen, die Ballettgruppe zunächst weiter fortzuführen. 84 Die AG "Musik und Malen" wurde als freies Angebot gestaltet, um den Kindern, die z.B. aufgrund mangelnder Ausdauer- und/oder Entwicklungsfähigkeit, nicht an einer der Gruppen teilnehmen konnten, eine Möglichkeit anzubieten eine Verbindung von Musik und Kreativität kennen zu lernen. Dies ist gut gelungen. Wir gehen davon aus, dass auch bei diesen Kindern im Laufe dieses Jahr das Interesse für Musik und Kreativität vertieft werden kann. So bieten wir z.B. in diesem Halbjahr die Arbeitsgemeinschaft "Musik & Malen" weiterhin an; ebenso musikalische Früherziehung. Durch die Einbeziehung der Eltern in unserem monatlich stattfindenden Elterncafe versuchen die Mitarbeiterinnen deren Verständnis für Theater, Musik und Kreativität zu vertiefen. So wurden z.B. die Leiterinnen der Arbeitsgemeinschaften eingeladen, um diese den Eltern zu präsentieren. Eine andere Möglichkeit sehen die Mitarbeiterinnen darin, den Eltern selbst einmal eine "Schupperstunde" anzubieten und die AG "Musik & Malen" kennen zu lernen. Bei der Ballettgruppe ist ein Besuch der Eltern immer möglich. Die Fortbildung der Theaterpädagogin bot den Mitarbeiterinnen die seltene Gelegenheit einmal zusammen eine Fortbildung wahrnehmen zu können. Aus Finanzierungsgründen nimmt meistens eine Mitarbeiterin an einer Fortbildung teil und ist dann als Multiplikatorin tätig. Frau Jaffke bot den Mitarbeiterinnen zum einen eine Fortbildung an, während dieser sie selbst sehr aktiv sein konnten und zum anderen theoretisches Hintergrundwissen erlangen konnte. Das Team hat die Fortbildung als große Bereicherung aufgenommen. IV. Anregungen für die Jugendhilfe im Rheinland Es ist eine gute Möglichkeit ein Projekt für Kinder mit einer Fortbildung für die Mitarbeiterinnen zu kombinieren. Oft werden Honorarkräfte für ein Projekt engagiert, die auf jeden Fall eine hohe Fachkenntnis haben, aber der Nachteil ist, dass die Projektinhalte nach Beendigung ggf. nicht mehr aufgegriffen oder vertieft werden können. Durch die Fortbildung der Mitarbeiterinnen hoffen wir, dass das Projekt einen nachhaltigen Effekt haben wird. Ein Projekt aus verschiedenen Arbeitsgemeinschaften oder Angeboten zusammenzusetzen kann sinnvoll sein, wenn - konzeptionell sehr offen gearbeitet wird (wie z.B. in der Offenen Ganztagsschule) und die Kinder es gewohnt sind, sich auf neue Pädagoglnnen im Freizeitbereich einzustellen. - viele Kinder unterschiedlichen Alters und Entwicklungsstandes beteiligt werden sollen. 85 - ein ganzes Thema oder eine Förderung in einem Bereich in besonders vielfältiger Weise angesprochen werden soll. - ausreichend Kommunikationsmöglichkeiten /-formen zwischen allen Beteiligten sichergestellt werden kann. Weiterhin ist es sehr schwierig, Mitarbeiter oder Leiter für pädagogische Angebote im Ganztag zu engagieren. Für dieses Projekt war es uns leider - trotz aller Bemühungen - nicht möglich einen Leiter (für zumindest eine AG) zu engagieren. Insofern wäre es evtl. möglich eine Kampagne zu starten, um mehr Männer für den Einsatz im Offenen Ganztag zu gewinnen. Gerade auch handwerklich, technisch oder sportlich interessierte und vorgebildete Männer sind, vor allem wenn sie die pädagogischen Erfahrungen haben, besonders geeignet, um Arbeitsgemeinschaften im Nachmittagsbereich anzubieten. Im Zuge der verstärkten Kurzarbeit in vielen Unternehmen und der zunehmenden Teilzeitbeschäftigung ist zu überlegen, ob man nicht verstärkt auf Männer für diesen Arbeitsbereich interessieren könnte. V. Zum Nachlesen: Die Zoogeschichte ..Auch Tiger haben Gefühle ZOOGESCHICHTEN Arbeitsgemeinschaft "Theater" Auch Tiger haben Gefühle Herr Kuchenklecker geht in den Zoo. Er hat sich extra fein angezogen - und natürlich hat er seinen Fotoapparat dabei. Er schaut in den Lageplan des Zoos, damit er ohne Umwege zu den Tigern findet. Tiger sind seine Lieblingstiere. Da sieht er auch schon von weitem den Wegweiser zu dem "Raubtierhaus". Er hat schon darüber gelesen, dass Tiger Raubtiere sind. Langsam geht er auf den Käfig zu. Die Tiger, liegen derweil faul auf dem Boden und lassen sich die Sonne auf das Fell scheinen. Sie schlafen. Nein, sie dösen. Denn ab und zu blinzeln sie mit den Augen, lecken sich das Maul oder strecken ihre großen Pfoten aus, rekeln sich und gähnen. Herr Kuchenklecker denkt: "Das sieht richtig gemütlich aus." Und nähert sich langsam dem Käfig, damit er besser seine Lieblingstiere sehen kann. Da ist ein Schild: Tiger aus Zentralasien - Asmaran, 8 Jahre - Bengawan, 10 Jahre "Sie liegen so friedlich da." Denkt sich Herr Kuchenklecker. "Richtig zum Kuscheln." 86 Und er geht noch einen Schritt näher an den Käfig. Dabei übersieht er ein anderes Schild "Bitte Sicherheitsabstand einhalten." Und das Schild auf dem ein Fotoapparat mit einem großen, dicken, roten Streifen durchgestrichen ist, das sieht er auch nicht. "Gut, dass ich an meinen Fotoapparat gedacht habe", überlegt er. "So kann ich ein schönes Foto von den beiden Tigern machen." Er nimmt die Kamera, schon fast vor die Augen, als er denkt: "Das Foto hänge ich mir über mein Bett. So gemütlich. Wenn ich abends ins Bett gehe und auf dieses Foto schaue, macht mich das bestimmt ganz schläfrig. Und KLICK. Er drückt auf den Auslöser und ein heller Blitz leuchtet auf. Da springen die Tiger auf. Was ist geschehen? Was war das? Hell, Grell! "Ich bin blind." Denkt Asmaran. "Ich bin blind." Denkt Bengawan. "Hilfe! Hilfe! Wir können nichts mehr sehen!" Wild und mit lautem Gebrüll laufen die beiden Tiger in ihrem Käfig umher. Fauchen und knurren. Hauen mit ihren Pranken in die Luft. Steigen am Gitter auf. Ihre Krallen sind ganz schön scharf! Herr Kuchenklecker schreit vor Schreck auf und springt einen großen Schritt zurück. So erstarrt und eingeschüchtert beobachtet er die wilden Tiere. Die beruhigen sich gar nicht mehr, sondern laufen weiter wild fauchend im Käfig umher. Was soll er nur tun? Da kommt von der anderen Seite eine Tierpflegerin auf den Käfig zu. Sie trägt die typische Zookleidung. Das kann doch nur Matilda sein. Ja, sie ist es. Seit sie in dem Zoo arbeitet, kümmert sie sich um die Tiger. Denn Tiger und alle anderen Wildkatzen sind auch ihre Lieblingstiere. Sie hat zwei große Stücke saftiges, rohes Fleisch dabei. "Oje, was ist denn heute mit den Tigern los?" fragt sie sich. Sie schaut sich Asmaran und Bengawan genau an. Da fällt ihr Blick auf den Zoobesucher, der ein paar Meter vom Käfig entfernt wie angewurzelt da steht. Und was hält er krampfhaft fest? Oh, nein. Einen Fotoapparat. Matilda kann sich schon denken, was passiert ist. Beruhigend spricht sie auf die Tiger ein. Erst als die Tiger ihre Stimme erkennen, entspannen sie sich etwas. Nun öffnet Matilda ganz langsam die Käfig-Tür. Langsam betritt sie den Tigerkäfig, bleibt aber nahe an der Tür stehen. Asmaran und Bengawan sind sich nun sicher. Das kann nur Matilda sein. Sie haben sie an ihrer Stimme und an ihrem Geruch erkannt. Ihr vertrauen sie. Während Matilda langsam den beiden Tigern das Fleisch hinlegt, sieht sie noch aus dem Augenwinkel, wie sich der Zoobesucher bewegt. Sie schaut dorthin und sieht,wie dieser wieder seinen Fotoapparat vor das Gesicht nimmt. . . Herr Kuchenklecker ist fasziniert. Das würde ein fantastisches Foto abgeben. Da sieht er, wie die Tierpflegerin ihre Hand genau in seine Richtung hebt. Sie tut das ganz langsam und dann schüttelt sie ganz deutlich mit dem Kopf. 87 Währenddessen haben sich Asmaran und Bengawan jeder in eine andere Ecke des Käfigs zurückgezogen und nagen immer noch genüsslich ihr Fleisch. Herr Kuchenklecker hält inne. "Meint die Tierpflegerin mich?" Ja, das muss wohl sein, denn nachdem er sich umgeschaut hat, bemerkt er, dass er der einzige Besucher weit und breit ist. Er sieht die Pflegerin nun auf etwas zeigen. Er soll nach rechts schauen? Verdutzt folgt er Matildas Fingerzeig. Jetzt sieht er es: Das große Plakat mit dem dick durchgestrichenen Fotoapparat. Oh je, was hat er nur getan! Er war Schuld, dass sich die beiden Tiger so erschreckt haben. Durch den Blitz von seinem Fotoapparat. Während Herr Kuchenklecker schuldbewusst den Fotoapparat in seiner Tasche verstaut, verlässt Matilda den Käfig, schließt gewissenhaft die Käfig-Tür ab und geht auf diesen Zoobesucher zu. Herr Kuchenklecker geht Matilda entgegen "Es tut mir so leid, dass ich das Plakat nicht gesehen habe. Ich entschuldige mich." Matilda lächelt den Besucher an und schlägt vor: "Haben sie Lust mit mir einen Kaffee zu trinken? Dann erzähle ich Ihnen alles über Raubkatzen, was ich weiß." So sieht man die beiden den Weg entlang in Richtung Zoorestaurant gehen. Und im Zoo geht wieder ein aufregender Tag zu Ende. 88