Einleitu

Werbung
Einleitu
Renata Cornejo
ziel ln diesem Kapitel werden sie mit den Grundbegriffen der Literaturwissenschaft und
{e1en Problematik, mit den Teildisziplinen der Literaturwissenschaft, deren rnharten und Forschungsferdern
sowie mit oer ciunor;d;;,
Edition bekannt gemacht.
Was ist Literatur?
v.eyychen
lie aufgrund rhrer Lesererfahrung den Begriff ,Literatur, 4,u
delinieren. welche Kriterien sind lhrer aenun[ oorh
,uäriridend, wn einen
literarischen Tert zur Kunstliterutur
@elletrßtik) zu rechnen? Machen siz sich
Notizen undvergleichen sie sie am Ende mir der iasang
der iontrorlfrage
Nr. 2.
Jede Wissenschaft, so auch die Literaturwissenschaft,
muss sich zunächst die Frage nach
ihrem Gegenstandsbereich stellen: was ist Literatur? Eine
mögliche Definition gibt Gero von
Wilpert in seinem ,,Sachwörterbuch der Literatur": Literatur (lat.
literatura= Buchstabenschrift).
,Schrifttum', dem Wortsinn nach der gesamte Bestand an Schriftwerken jeder
Art,, (Wilpert,
463)' Diese Definition entspricht dem deskriptiven (erweiterten)
S.
Literaturbegrffi der alle
abgeschiossenen, zusarlmenhängenden sprachlichen Außerungen
umfasst,
die in Schriftform
vorliegen und damit reproduzierbar sind. Das Kriterium
der Abgeschlossenheit lässt jedoch
fragmentarische Texte zu, wenn sie unverändert bestehen
bleiben. Zur Literatur gehören im
erweiterten Begriff ebenfalls mtindlich überlieferte Märchen
oder Lieder, die in der
abendländischen Kultur traditionell oral (mündlich) überliefert
wurden, auch wenn sie urspninglich
nicht schriftlich vorliegen. Es handelt sich jedoch um ein Randphtinomen.
Dieser umfassende, in der Antike gebräuchliche Sinn blieb jedoch
nicht erhalten. In der
Zeit des Humanismus und Barock wurde der Begriff Literatur im Sinn
von
,Schriftkunst,,
,Schriftgelehrsamkeit' verwendet. Die Bedeutung ,Gelehrsamkeit' ist charakteristisch
für das
frühneuzeitliche Verstzindnis von Dichtung als wesentlichem
Aspekt humanistisch-gelehrter
Bildung (Poeta doctus). Im Zusammenhang mit der Ausbildung der
modemen Wissenschaften
setzte in der Aufklärung allmählich eine Verengung des Begrifß
ein, ein Teil
des Gesamtbereichs
wurde mit der Bezeichnung ,schöne Literatur' (belles-lettres) ausgegliedert.
Seit Anfang des
19.
Jahrhunderts setzte sich für ,schöne Literatur' die verkürzende
Bezeichnung ,Literatur, durch, die
somit mehrdeutig wurde. Das gilt auch für den heutigen Sprachgebrauch.
Seit der Modeme werden
verschiedene Literaturbegriffe gleichzeitig und nebeneinander
verwendet und umfassen die
=
Bandbreite von der ästhetizistischen Verengung auf ,reine Dichtung' bis zum sog. erweiterten
Literaturbegriff der neueren Literaturwissenschaft. Dieser unterscheidet zwischen Literatur in
quantitativem Qede
Art
schriftlicher Kommunikation) und qualitativem Sinn (das eigentlich
,Literarische' oder ,Poetische') und bezieht in seiner weitesten Fassung - gegen den Wortsinn
Begriffs
-
des
auch mündlich tradierte Texte ein.
Auch in unserem heutigen Laienversttindnis unterscheiden wir zwischen der Literatur und
,Literatur'. Wir sind in der Regel nicht bereit ein Kochrezept oder eine Bedienungsanleitung als
Literatur anzusehen, genauso wenig wie einen Lexikon-Artikel oder die DrucKorm eines Gesetzes,
sondern meinen die ,schöne Literatur', wenn wir von Literatur sprechen und stellen an einen
solchen Text qualitative Anforderungen. Präzise Merkmale werden in jeweils genauer zu
umreißenden Normenkatalogen erfasst,
Literaturbegriff bilden.
Zu den
die die Grundlagen für jeden normutiven (engeren)
üblichen Normen gehören Fiktionalität und ästhetische
Der normative (engere) Literatubegriff (synonym auch Kwtstliteiatur,
Hochliteratur, Belletristik oder ,schöne Literatur') präzisiert die Kriterien und gibt einen
Maßstab, mit dessen Hilfe ein Kanon literarischer Werke von der großen Menge aller
Formprinzipien.
abgeschlossenen schriftlichen Außerungen abgrenzbar ist.
FIKTIONALITÄT:
'Die
,schöne Literatur' macht keine Aussagen.
die unmittelbar auf die
Erfahrungs-
wirklichkeit bezogen sind, sie hat keine eindeutige Referenz (Beziehung) zur Wirklichkeit. Statt
dessen erzeugt sie
Fiktion, eine Erdichtung (lat. fictio), die nur den Schein eines Sachverhalts oder
Geschehens vortäuscht. Sie formuliert somit etwas Mögliches und stellt
- wenn überhaupt - nicht
auf dieselbe Art Anspruch auf Wahrheig wie wir es sonst in Bezug auf die Wirklichkeit (unsere
Lebenswelt) zu tun pflegen. An der Form der sprachlichen Außerung lässt sich die Fiktionalitat
nicht erkennen, sie ist von unserer Wahmehmung abhängig. So entsteht die Fiktionalität erst
dadurch, dass
wir
Gedichtes ist.
Im Falle der Literatur wird also eine Art von
annehmen, dass
die Aussage die eines Romans, eines Theaterstücks
oder
stillschweigender Übereinkunft
vorgenommen: Wenn ein Text als Literatur gilt, wird ihm bei der Lektüre Fiktionalität unterstellt,
z.B. wenn im Theater ein Mord gespielt wird, wird keiner die Poiizei holen gehen oder wenn auf
dem Buchdeckel ,Roman' steht, wird es keiner als Sachaussage und tatsächliche Begebenheit lesen.
Diese stille Übereinkunft wird als Fiktionalitätskonvention oder ,fiktionaler Vertrag' bezeichnet.
Fiktionalität ist also einer der wichtigsten Bestandteile aller literarischen Eigenschaften
der
- der Kem
Literarizität
Zu weiteren Eigenschaften der Literatur gehört die Autonomie, d. h. sie ist unabhängig von
den Zwängen der anderen Aussagearten. Das bedeutet aber nicht, dass die literarische Fiktion
8
keinen
Bezug zu Llnserer Erfahrungswelt hätte. Im Gegenteil sie sagt darüber
mit
-
ihren
literarischen Mitteln in der Regel das Wesentliche aus. Daher kann
ihre Autonomie nur relativ sein.
Die Fiktion bezieht sich als Ganzes durchaus auf Zusammenhänge unserer
Erfahnungswelt,
doch
die Referenz ist vieldeutig und stellt nie einen direkten Zusammenhang
her. Das Zustandekommen
von dem indirekten Bezug zur Wirklicltkeit (vermittehe Referenz) ist von
vielen subjektiven
Faktoren abhängig, wie dem allgemeinen wissen, dem Gemütszustand
oder der Lektüreerfahrung
des Lesers' Erdichtungen werden nur dadurch verständlich, dass der Illusion,
die sie erzeugen,
Grundsätze und Elemente unserer Erfahrungswelt zu Grunde liegen. Nur dadurch
erhält Literatur
ihren Sinn für den Leser.
Die Aussage eines Textes an sich geht aus seiner Bedeutung hervor, die jedoch
bei einem
literarischen Text nie eindeutig, sondern bedeutungsoffen ist. Diese Bedeutungsoffenheit
eines
literarischen Textes
-
Polvsemie
-
ist ein weiteres wichtiges Kriterium. Was sagt der Texl rmter
Benicksichtigung aller seiner Teile aus?
-
Niemand
diese Frage
endgriltig beantwortet und
Alles' was erreicht werden kann, ist eine teilweise Ausschöpfung des Bedeutungspotentials
eines
fiktionalen Textes, seines Sinnes. Der Sinn bezeichnet die Einordnung dessen, was
ein literarischer
Text aussagt, in die Erfahrung des publikurns und in seine weltanschauung.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass der Sinn eines Textes immer auf eine
soziale
Pbrspektive bezogen bleibt (er steht in einem Verhältnis zu den Handlgngen
und Absichten von
Menschen als Einzelwesen oder Gruppe). Der Sinn entsteht erst im übergang vom
Willen des
Verfassers, etwas mitzuteilen, auf die gewählte Textform, und danach noch einmal
beim übergang
von der Aussage des Textes auf seine Rezeptionsumgebung, also auf den Leser
(vgl.
iii
,hermeneutischer Zirkel' im 2. Kap.).
Fiktive Welten, die die Literatur
erzeug!., stellen
dem realen Zustand der Welt
Deutungsvorschläge und Gedankenspiele entgegen und versetzen die Menschen in die Lage, sich
der wirklichen Welt zeit- und teilweise zu entziehen. Diese Distanz ermöglicht es, mit Hilfe von
Fiktionen stereotype Sicht'weisen aufzubrechen, produktive Veränderungs-vorschläge zu machen
oder in der Vorstellung eine andere Welt aufzusuchen. Diese utopische Leistung der Literatur
kann,
je
nach Ausgangspunkt der Beurteilung entweder als Potential der
Kritik an herrschenden
Zuständen oder als Medium der Flucht und Kompensation firr unbefriedigte Erfahrungen aufgefasst
werden.
ÄsruenscHE euAurÄt:
Ein weiteres normatives Kriterium für die Zugehörigkeit zur Literatur ist die ästhetische
Qualität, die die ,hohe' Kunstliteratur
von
der niederen Trivialliteratur
unterscheidet.
Kategorien der literarischen Asthetik sind Kategorien der Asthetik allgemein, angewendet auf
den Bereich der Literatur
Die ästhetische Theorietradition wurde nachhaltig von Platon geprägt, der die Einheit des
Schönen mit dem Wahren und dem Guten postulierte hat (das Schöne, Gute und Wahre). Für
Platon beruht gutes Handeln auf Wissen, böses Handeln auf fehlendem Wissen, und beide sind
deshalb auch schön oder hässlich. In seinem ,,Symposion" stellt
er
seine Schönheitskonzeption vor
und beschreibt sie als einen Stufenweg, der von der sinnlichen Wahmehmung (aisthesis)
körperlicher Schönheit seinen Ausgang nimmt, zur Schönheit der guten Lebensweise und sodann
zu der der Erkenntnis (ndesis) übergeht, bis zuletzt die unveränderliche und an keine sinnlich
wahrnehmbare Form gebundene Idee der Schönheit erreicht wird.
Kriterium ftir die Beurteilung des ,aisthetisch', ethisch und noetisch Schönen kann die Idee
des Schönen dem gemäß nur sein, wenn man sie zu einer Einheit zusammen mit den Ideen des
Guten und des Wahren konzipiert. Die anschließende Gegenüberstellung von Schönheit und
Hässlichkeit wurde schon ansatzweise bei Aristoteles durch den Begriff des Erhabenen relativiert,
1853 legt Karl Rosenkranz schließlich die ,,Asthetik des Hässlichen" vor. Seitdem ist das Prädikat
,schön' nicht mehr mit ,ästhetisch' einfach gleichzusetzen.
Das literarische Werk enthält die ästhetische Wahrheit. Der ästhetische Wahrheitsbegriff
unterscheidet sich von dem apophantischen (behauptend) Wahrheitsbegriff des Aristoteles, denn
das literarische ästhetische Phänomen urteilt und behauptet nicht. Die Wahrheit wird ,,ins Werk
gesetzt" (Heidegger). Die Asthetik ist hier nicht primär Theorie des Schönen oder des ästhetischen
Urteils, sondem Philosophie der Kunst. Die ästhetische Qualität eines literarischen Werkes
bestimmt weiter die Welterschließung und Stimmigkeit. In einem Gedicht zum Beispiel, wird das
Garze der Welt eines Subjekls vergegenwärtigt, indem das Gedicht selber als ein stimmiges Ganzes
erfahren wird, als eine aus Metaphorik, Klang und Rhythmus sich ergebende Totalität. Wer sagt,
dass ,,die Sonne lacht", sagt nicht nur neutral, dass die Sonne scheint, sondem verbindet damit eine
Wertung. Ergiinzend ist in diesem Zusammenhang die Kategorie des Neuen hervorzuheben. Zwar
sind die neuen Techniken und Formen in der Kunst nicht an sich schon ein Wertkriterium, sie sind
es aber in dem Maße, in dem sie eine Lösung der überkommenen Probleme bieten
(produktionsästhetisch gesehen) und neue Formen der Wahrnehmung ermöglichen
(rezeptionsästhetisch gesehen). Eine Innovation, die nicht sachlich, um eines bestimmten Zwecks
willen, sondern um ihrer selbst willen betrieben wird, iäuft leer. Umgekehrt ermöglicht die Kunst
neue Formen der Wahrnehmung nur
10
in dem Maße, in dem sie technisch und formal innovativ
verfühfr' ,Kafkaesk' (d'h. sich beherrscht von einer riesigen lablrinthischen
Institution und vom
Mechanismus der Selbstbeschuldigung zu fühlen) erschienen uns Situationen
erst, seit Kafka die
bürokratische Welt des Beamten lakonisch ins Gigantische und Schreckiich-Komische
ausgeweitet
hat.
Die Kunstliteratur (,schöne' Literatur) verfügt also über eine tisthetisch herausragende
Gestaltiurg und bringt darin zugleich herausfordernde literarische Wahrheiten
zum Ausdruck. Die
Trivialliteratur (Kitsch, Schund usw.) folgt
dagegen bewährten Bauformen und verbreitet oder
festigt konventionalisierte Ansichten. Auch hier handelt es sich zwar um eine
fiktionale Literatur,
sie grenzt sich jedoch durch andere ästhetische Zielsetnngen vom Bereich
der ,hohen, Literatur ab,
solche Normen wie Originalität, Innovation oder theoretische Reflexion sind
ihr fremd. Sie arbeitet
vielmehr
mit
schematisierten Gattungs-, Handlungs-, Darstellungs-
und Stilmustern und
entsprechend normierten Welt- und Menschenbildern. Diese Standardisierung
erlaubt eine serielle
Produktionsweise, die sich zunächst
od'et Fortsetzungsromanen äußerte
in
Fortsetzungen erfolgreichen Romantypen, Romanserien
im
20. Ih. in der anonymen Massenproduktion von
Romanheftchen und Comics glpfelt. Heutzutage liefem Verlage selbst in ihren
detaillierten
Anweisungen für die Autoren eine verbindliche ,Regelpoetik', die den Erfolg
der produktion
und
garantiert und so die Lesererwartungen un<i Leserbedürfnisse erfi.illt.
Mit ihren Traumwelten
ermöglicht die Trivialliteratur dem Leser, seine Gefühlsweit zu entfalten und
seine Wünsche zu
erfi.illen, indem er
in
der Phantasie ,,eine Korrektur der unbefriedigten Wirklichkeit,, vornehmen,
kann (Sigmund Freud). Helmut Kreuzer definierte 1967 die Trivialliteratur
,,als Bezeichnung des
Literaturkomplexes, den die dominierenden Geschmacks-träger einer Zeitgenossenschaft
ästhetisch
diskiminieren". Trivialliteratur erscheint
so als
historisch variables phänomen,
Rezeptionsphcinomen' In der postmodemen Literatur wird dann mit den trivialen
Mustern
Gattungen der Trivialliteratur ganz bewusst gespielt und
ilr
,nd
als
den
produktives Einbeziehen zur
Überwindung der Kluft zwischen der ,hohen' und ,niederen, Literatur genutzt.
Die Geschichte der Trivialliteratur beginnt gegen Ende des 18. Jh.s im Zusammen-hang mit
der Ausweitung des literarischen Marktes und einem rapiden Anstieg der Literaturproduktion,
an
dem insbesondere der Roman einen goßen Anteii hatte. Hier entstanden die fortwirkenden
Muster
des historischen Triviakomans, des Ritter-, Rauber- und Schauerromans sowie
des sentimentalen
Familien- und Liebesromans, dessen Popularität auch im I 9. und 2A.
Th.
wrgebrochen anhielt. Der
im 19. Jh' entstandene Kriminalroman entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten
Genres
überhaupt, eine längere Vorgeschichte hat der Reise- und Abenteuerroman,der dann
im 19. Jh. mit
Karl May seinen Höhepunkt eneichte. Weitere beliebte triviale Romangattungen sind
und der Hetmatroman. Die meisten dieser
im
der
Zukunfts-
18. und 19. Jh. entwickelten Gattungsschemata finden
sich in der periodischen Heftchenproduktion des 20. Jh.s wieder, wobei man die scheinbare Fülle
11
von Berg-, Arzt-, Liebes-, Frauen-, Horror-, Wildwest- oder Landserromanheftei'z im wesentlichen
auf zwei narrative llandlungsmodelle zurückführen kann: Abenteuer- und Liebesgeschichte.
Eine parallele Entwicklung gibt es auch beim Drama: Im 18./19. Jh. stehen dem Ritteroder Räubeffoman die gleichen trivialen Dramentypen gegenüber, dem sentimentalen FamilienLurd Liebesroman entspricht das bürgerliche Rühr- rnd Familienstüc&. Seit dem Ende des 19. Jh.s
ist der Bühnenschwank (bzw. Fernsehschwank) wichtigstes Genre der trivialen Dramatik. Auch die
Lyrik kennt triviale Formen und findet auch - etwa im Schlager
-
massenhafte Verbreitung.
De/inieren Sie folgende Begrffi. Nehmen Sie dabei ein Lexikon der
Literatar und Philosophie zur Hand.
Asthetik
:
apophantisch
Ethik
=
Kitsch
Noethik
:
Rezeption
Vermittelte Referenz:
Polysemie
Die Einordnung einzelner Werke in die Kategorie Kunstliteratur ist einerseits Sache
des
ästhetischen Ermessens, andererseits der Tradition. ,Hohe' Literatur wird durch Vereinbarungen
über die Auswahlkriterien,
die in der Regel
aus bereits vorliegenden Werken abgeleitet werden,
erst gemacht. Die Übereinkunft über diese Kriterien wird nicht ständig neu abgesprochen, sondem
steht
in einer Tradition der literurischen Wertung (sprachliche Werturteile über Literatur),
die
ihren Bestand an ,guter' Literatur von den Vorfahren übernimmt. Gegenstand der literarischen
Wertung sind einzelne Texte, Textgruppen, poetologische Konzepte sowie
an
der
Literaturproduktion beteiligte Personen und Institutionen. Literarische Wertungen arbeiten mit
subjekt- und objektbezogenen Argumenten, denen wiederum
formulierte
-
Wertmaßstäbe
-
allerdings selten ausdrücklich
zu Grunde liegen. Die subjektbezogene Argumentation
behandelt
häufig die Wirkung eines Werkes auf das beurteilende Subjekt (nach Kant ,,Gefühl der Lust oder
Unlust"), die objektbezogene begritndet ihre Urteile mit Hinweisen auf bestimmte Textmerkmale.
Beide Argumentationsweisen können miteinander verbunden werden. Dabei geht der Urteilende
von der Voraussetzung aus, dass die Maßstäbe seiner Wertungen von anderen geteilt werden. Es
12
kann eine universale Geltung angenommen werden, sie kann aber
auch relativiert
oder
eingeschränkt werden (auf bestimmte Individuen, Gruppen, historische
Kontexte usw.).
Was ist Kanon und wer legt ihn fest?
Sie kennen den Kunon in Form der FJtiehttektüre, die sie in der
Schule lesen
sollten. wer oder was, also welche Faktoren, beteiligen sich sn der Entstehang
eines solchen literarischen Kunons? sehreiben sie-Ihre Gedsnken
nieder un"d
vergleichen sie sie am Ende mit der Lösang der KontrollfrageNr. i.
Von der literarischen Wertung ist die Kanonbildung der
,hohen' Literatur abhzingig, äie
ebenfalls historischen Veränderungen unterworfen wird. KANON ist die
Bezeichnung für eine
Gesamtheit von verbindlichen (kanonischen) Texten (Regeln, Gesetzen),
im literarischen Kontext
für eine Auswahl mustergültiger Autoren und Werke der ,,schönen Literatgr,,, die besonders
wertvoll und sowohl inhaitlich als auch ästhetisch ftir überzeitlich empfi.nden
werden und
deswegen von Generation zu Generation (Tradition) als (nationales, humanistisches)
Kulturgut
weitergegeben und vermittelt werden. Derartige Listen sind bereits aus der
Antike überliefert. Der
Kanon vereinigt die Literatur einer Nation und ist als Werturteil der historischen
Wandelbarkeit
unterworfen' Deshalb gibt es keinen verbindlichen Kanon, sondern einen
konsensuellen
Kernbereich (Klassiker im Sinne größte Werke aller Epochen) und einen Raqdbereich (Werke,
deren Rang ungeklärt oder umstritten ist), der durch die Gesamtheit der literarischen
Urteile sowohl
des Literaturbetriebs als auch der Literaturproduktion und des Zeitgeschmacks
bestimmt wird:
Genauso wie die Menschen ein Werk in einem Jahrhundert als philosophisch und
im nächsten als
Iiterarisch behandeln mögen oder umgekehrt, so können sie auch ihre Meinung darüber ändern,
was sie
als wertvolle Texte betrachten. Sie können sogar ihre AufFassung über die Crtinae ändern,
weshalb sie
etwas für wertvoll oder wertlos äalten.l
Um in den Kanon aufgenommen zu werden, ist es zunächst entscheidend, dass das literarische
Produkt
in
einer Gesellschaft verbreitet wird. Da das Buch zunächst gedruckt werden muss,
entscheiden auf der ersten Ebene die Verlage darüber, ob das Werk für die Verbreitung geeignet
ist
oder nicht' Dabei spieien die wirtschaftlichen Erwägungen eine wichtige Rolle, da die Verlage als
Wirtschaftsuntemehmer am Gewinn orientiert sind. Die Vorauswahl
flr
die Verlage treffen die
Lektoren, die die zugeschickten Manuskipte durchlesen und auf Grund der persönlichen Meinung
zur Herausgabe (gebunden, kartoniert) weiter empfehlen oder nicht empfehlen. Bei den Dramen
I
Eagleton: Einführung in die Literaturtheorie. Stuttgart, lggi-,S. 12.
l3
sind es die Regßseure und Intendsnten der Theaterbtihnen, die die Auswahl treffen. Obwohl sie
als vom Staat dotierte Kulturinstitutionen unabhängiger als Verlage sind, nimmt bei ihnen in der
letüenZeit
das
wirtschaftliche Interesse ebenfalls zu (Kürzungen des Budgets).
Bekannteste Verlage im deutschsprachigen Raum:
t Belletristik:
t
Fischer (Taschenbuch) Verlag - Frankfurt am Main
Frankfurt am Main
Suhrkamp (Taschenbuch) Verlag
Rowohlt Verlag (Taschenbuch RORORO) - Reinbeck bei Hamburg
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv) - München
Hanser Verlag -München, Wien
Philipp Reclam (Taschenbuch) Verlag -Leipng
Residenz Verlag - Salzburg, Wien
Wieser Verlag - Klagenfurt
-
Literaturwi s senschaft :
Metzler Verlag - Stuttgart
Erich Schmidt Verlag -Berlin
Alfred Kröner Verlag - Stuttgart
Francke Verlag - Tübingen
UTB * Tübingen, Basel
Piper Verlag - München'
Literatur-veriag Droschl - Graz
Praesens - Verlag für Literatur- und Sprachwissenschaft - Wien
Östeneichischer Bundesverlag - Wien
Nach der Verbreitung des Werkes ist seine Aufnahme entscheidend. Dafür ist in der
ersten Reihe die
Literaturtritik zuständig. Redakteure in
Literaturbeilage der FAZ
-
Tages- und Wochenzeiturgen (Die Zeit,
Frankfurter Allgemeine Zeitung,
SZ-
Süddeutsche Zeitung NZZ
-Die
neue Ztiricher Zeitung, FranVurter Rundschau), Radio- und Fernsehsendungen besprechen täglich
aktuelle Neuerschienungen oder Neuinszenierungen. Dabei ist es nicht unbedingl entscheidend, ob
eine Rezensionen gut ausf?illt. Schon die Tatsache, dass ein Buch, bnv. eine Aufflihrung von
Deutschlands bekanntesten Kritikem wie Volker Hage, Sigrid Löffler, Hellmuth Karasek oder
Marcel Reich-Ranicki (auch Literaturpapst genannt) rezensiert werden, sichert dem Werk sowohl
einen gewissen kommerziellen Erfolg als auch die Zugehörigkeit zur ,hohen' Literatur. Die
Beachtung durch angesehne Rezensenten bewirkt eine gewisse Anerkennung, obwohl es keine
14
generellen Kriterien für ihre Urteile gibt. Sie sind im Gegenteii
oft von politischen positionen oder
subjektiven Geschmacksempfi ndungen abhäingi g.
Die Entscheidung, ob ein Werk über Jahrhunderte hinweg als wertvoll tradiert
wird, fiillen
jedoch nicht die Literaturkritiker. Die Tradierung von kulturellen
Gütern haben hauptsächiich
die
ßildungseinrichtungen übernommen. Eine wichtige Rolle spielt
Schule
in
in
diesem Zusammenhag die
-
darunter sind alle Entscheidungsträger gemeint, die daran beteiligt sind,
welche Literatur
den Schulen gelesen und damit auch tradiert wird: Lehrer, Fachkommissionen,
Verfasser des
obligatorischen Unterrichtsstoffes, Beamte
im
Schulministerium usw. Neben den literarischen
Kriterien spielen hier auch weitere Aspekte, vor allem pädagogische, politische und
auch
wirtschaftliche, eine bedeutende Rolle. Die zentrale Roile nehmen die Universitäten
ein, da'äie
Studenten der Literaturwissenschaft einmal selbst zu den Institutionen gehören
werden, die die
Meinungsbildung, was in einer Gesellschaft als Literatur betrachtet wird, bestimmen werden.
L
Erklriren Sie den (Jnterschied zwischen dem ,deskriptiven' und,normativen'
Literatarbegrffi
2.
Welche Kriterien muss ein literarischer Text erfilllen, um als Kunstliteratur
(Hochliterutur) gelten zu können? Worin besteht seine Fiktionalittit und
ris t h etis c h
e Qaalit rit ?
3.
Erklüren Sie den Begriff der ,Trivialliteratur'. Welcher Hauptunterschied besteht
zwischen der Trivial- und Hochliteratur? Welche Untergattungen (Genres) der
Trivialliterat ur kennen S ie?
4.
was ist und woraus setzt sich die literarische l;rtertung zusammen?
5.
Wie wird der Begriff Kanon deJiniert und wie entsteht er? Welche Mechanismen
beteiligen sich an seiner Entstehung und auf welche Art und Weise wird er weiter
tradiert?
15
Womit beschäftigt sich die Literaturwissenschaft?
Die Literatur ist Gegenstand der Literaturwissenschaft oder anders gesagt, die
Literaturwissenschaft ist Gesamtheit der Wissenschaft von der Literatur. Sie dient der
wissenschaftlichen Erkenntnis über die Literatur und hat neben den anderen gesellschaftlichen
Bereichen, die sich mit Literatur befassen
begtenzten Geltungsbereich. Wie
-
Autoren, Publikum, Literaturkritik, Schule
auch in
- nur einen
den Naturwissenschaften gehören zu iluen Kriterien
Systematik, Wiederholbarkeit und Begrüncibarkeit von Aussagen.
Im Unterschied zur Natur-
wissenschaften werden alte Erkenntnisse nicht überholt und einfach durch neue ersetzt, sondern das
Wissen (älteres wie neueres) wird gesammelt (Kumulation), erzeug!. und verwaltet. Beispielsweise
können Goethes Bemerkungen über Schillers Dramen nicht in dem Sinne als überholt gelten, da sie
auch heute noch Bedenkenswertes aussagen. Interessant werden sie aber vor ailem durch ihr
Spannungsverhältnis zu allen späteren Außerungen und Interpretationen zum selben Gegenstand.
Die Literaturwissenschaft sieht ihre Aufgabe in der Auslegung voir Texten, wozu sie eine Fülle von
methodischen Programmen und Fragestellungen entwiokelt hat (und entwickelt), was wiederum
eine Verständigung über den
Literaturbegriff zur Voraussetzung hat.
Die Frage, was Literatur sei,
wissenschaftlicher Tätigkeit.
charakterisiert
nur eine der
Aufgaben iiteratur-
Mit Grundbegriffen wie Literatur, Poetik, Gattung, Genre und mit
deren historischer Entwicklung beschäftigt sich die Literoturtheorie. Dominerend sind jedoch die
praktischen Anwendungen, zu denen vor allem die Interpretation (die auf Textverstehen durch
hermeneutische Auslegung
-
Hermeneutik
-
beruht,
vgl Kapitel 2: Hermeneutik)
und Literatur-
geschichte gehören. Beide sind nicht unabhängig von einander zu begreifen, stellen jedoch in der
Praxis neben der Edition verschiedene Arbeitsfelder dar.
LITERATTJRGESCH'CHTE
übernimmt die Ordnungsfunktion
im Bereich der Literatur und hält die historische
Entwicklung der Literatur selbst bzw. die Darstellung dieser Entwicklung fest. In der Regel sind
literarhistorische Darstellungen auf eine ,Nationalliteratur' beschräinkt, wobei deren ganze
Geschichte oder auch nur einzelne Epochen oder Gattungen behandelt werden können. In diesem
Sirure umfasst sie nicht nur eine Inventarisierung von Gegenständen und Ereignissen, die über die
Zeiten hinweg ais iiteratunelevant eingeschätz und tradiert worden sind, sondern macht den Stoff
überschaubar, erklärt
die Bedeutung seiner Elemente und rekonstruiert einen sinnvollen
geschichtlichen Zusammenhang aus einer Masse heterogener Fakten, Daten und Verläufe. Die
Literaturgeschichtsschreibung kann als eine Art von Kollektivgedcichtnis eingesehen werden, muss
16
aber gleichzeitig eine repräsentative Auswahi aus dem
historischen Material nach vorher
aufgestellten und klar definierten Kriterien treffen und
den Stoff; unter der
Einbeziehung
des
iristorischen und kulturellen Kontexts, übersichtlich und
verständlich ordnen. Als Kategorie zur
'ordnung des Materials' haben sich im Laufe der zwei Jahrhunderte fünf Zugriffsweisen bewährt
-
biogtaphische, textuelle, klussifikatorische (Gattungen oder
Themen), temporale Einheiten
(Epochen, Generationen u.a') und sepurierte Kontexte (politische,
gesellschaftliche, soziale,
philosophische, wissenschaftliche u.a.).
Literaturgeschichtsschreibrurg im heute üblichen Sinn gibt es
erst seit dem späten
Wurde Geschichte bis dahin v. a' als Sammlung von Beispielen
verstanden,
lg,
Jh.
die allgemeine Sätze
der Theologie oder Phiiosophie illustrieren sollten, so entwickelte
sich nun ein Begriff von
Geschichte als eines inneren Zusammenhangs. Die Literatur-geschichtsschreibung
übernahm diese
Auffassung und zugleich verengte sie ihren Gegenstandsbereich
auf die Dichtung, deren
Entwicklung im historischen Prozess darzustellen war. Dabei erhielt
sie ihre
Einheit und sinnvolle
ordnLng durch den Bezug auf die Nation, das subjekt der Geschichte. Dieses
nationale Korzept
bestimmte die (protestantische) Literaturgeschichtsschreibung des
19. Jh.s von Georg Gottfried
Gervinus (183542) bis Wilhelrn Scherer (1883). Dabei konnte freilich
durchaus Verschiedenes
unter Nation verstanden werden (konservativ-christliche bis
,germanisch-vöikische, Konstruktion).
Erst Ende des 19. Jh.s setzte die Kritik am nationalen Paradigma ein
und es wurden verschiedene
neue Konzepte entwickelt, wie die geistesgeschichtlirhe Methode
(ftr
sie haben die literarischen
Texte Bedeutung nur als Beispiele im Rahmen iceengeschichtlicher Konstruktionen
- sie werden
z'B' im Rahmen des Ideenkonzepts der Autklärung gedeutet) oder die sozialgeschichttiche
Methode, die auf die Wechselbeziehung von Literaturproduktion und -rezeption
und von
ökonomischen, sozialen und politischen Bedingungen wert legt (wie sich
z. B. die wirtschaftlichen
und politischen Bedingungen auf die Bildung des Literaturkanons auswirken).
t7
Wichti gste Literatu rgesch ichten
o
t
c
.
.
:
Deutsche Literaturgeschichte in 12 Bd, München; dtv, 1991ff.
Deutsche Literaturgeschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart. Stuttgart: Metzler,
t 994.
Frenzel, Herbert A. u. E.; Daten deutscher Dichtung. Chronologischer Abri/3 der
deutschen Ltteraturgeschichte in 2 Bd., München: dtv, 200Lf.
Gescltichte der deutschen Literatur. Von den Anft)ngen bis zur Gegenwart in 12 Bd. Hg.
von Gysi, Böttcher u.a. Berlin: Volk und lVissen, 1976ff,
Gnag/Mahrmann (Hg.)Frauen Literatur Geschichte: Schreibende Frauen vom
Mittelalter bis zur Gegenwart. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 2000
Hansers Sozialgeschichte der cieutschen Literatur vom 16. Jh. bis zur Gegenwart,
,
t
t
e
n
MünchenMien : dtv, I 980ff.
Martini; Fritz: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfangen bis zur Gegenwart.
Stuttgart: Kröner, I 99 1.
Rötzer, Hans-Gerd: Geschichte der deutschen Literatur. Epochen, Autoren, Werke.
Bamberg: C.C. Buchners, 1992,
Zmegaö, Viktor; Geschibhte der deutschen Literatur vom lB.Jahrhundert bis zur
Gegenwart in 3 Bd., Weinhetm: Athencium, 1979ff.
Wlchtiqste Literatu rlexika:
'
r
Begrffi
Definitionen und Beispiele. F lM: Fischer,
1998.
.
Frenzel, Elisabeth: Motive der lMehhteratur. Stultgart: Kröner, 1999.
Frenzel, Eiisabeth: Stalfe der llteltliteratur. Stuttgart: Kröner, 1998.
Killy, Walter (Hg,): Literaturlexikon. Berlin: Direcktmedia, 1998 (CD-ROM).
Kindlerc Neues Literatarlexikon in 21 Bd, München: Kindler, 1996ff,
Link, Stefan: lVörterbuck der Antike. Stuttgart: Kröner, 2002.
Lurke, Manfred: ll/örterbuch der Symbolik Stuttgart: Kröner, 1991.
Meid, Volker (Hg.): Saehlexikon Literutur. München: dtv, 2000.
Metzler Literatur Lexikon Begriffe und Definitionen. Stuttgart: Metzlersche
Verlagsbuchhandlung, 1 990.
van Rinsum, Annemarie und Wolfgang: Lexikon litersrischer Gestalten. Deutschsprachige
o
Literatur. Stuttgart: Kröner, 1 993.
Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart: Kröner, 2001.
'.
.
.
.
r
.
o
18
Best, Otto F.: Hundbuch literarßcher
EDITION
Zur Interpretation von Literatur gehört die Auseinandersetz,ung mit ihrer
Geschichte: nicht
um den Akt der Produktion zu rekonstruieren, sondern um über Bedingungen
der Enistehung
Klarheit zu bekommen' Die Geschichte eines Textes ist die Geschichte seiner
Bedeutung(en).
Sie
zu konstituieren und zu erforschen ist die Hauptaufgabe der Textinterpretation.
Dazu gehören auch
Fragen wie: was beabsichtigte der Autor damit, was er schrieb? was
schrieb er alles? schrieb er,
was er wolite? Bestirnmte er die Ar1 der Veröffentlichung? Wie entstand
sein Werk? Ist es in
mehreren Fassungen überiiefert? Gibt es darunter eine vom Autor als
,endgültig, bestimmte
Fassung? Es ist die Aufgabe der Edition, der ll/issenschaft der
Heraasgabe,sich mit diesen Fragen
zu beschäftigen und damit einen authentischen. entstehungsgeschichtlich
dokumentierten Text zur
lnterpretation vorzulegen' Edition ist also nichts anderes, als das wissenschaftliche
Herausgeben
von literarischen Texten. Für die verschiedenen Arten von Ausgaben haben
sich
die
Bezeichnungen ,Leseausgabe', ,studienausgabe' und
,historisch-kitische, Ausgabe eingebürgert.
Leseausgaben enthalten in der Regel keine wissenschaftlichen Notizen oder
Vermerke,
sondern nur Texte, die der Autor zur Rezeption anbietet und die von
späteren Editoren unverändert
nachgedruckl werden können. Auch wenn, die
Ausgabe
Sacherläuterungen,
ein Vor- oder
Nachwort enthält, bliebt sie eine Leseausgabe, solange sie auf Textkritik verzichtet
rind das pnnzip
der sogenannten
'Normalisierung' von Orthographie und Interpunktion (bei älteren Texten)
befolgt.
Studienausgaben sind wissenschaftlich fundierte Texte, über deren Konstituierung
Rechenschaft abgelegt und deren Geschichte dargestellt werden muss. Sie
enthalten in der Regel
Dokumente zur Wirkungsgeschichte der Werke, bibliographische Angaben, Forschungsberichte
der
Herausgeber, Interpretationen, Erläuterungen oder historische Darlegungen zu
Autor und
Zeit. Sie
zeigen, wie in der Textauswahl als auch in den textbegeleitenden Zusätzen,
die Spuren der Zeit, in
der sie entstanden sind, und müssen daher später ersetzt werden (sind veraltet).
Historisch-kritische Auseaben sind dem Prinzip der Voilständigkeit und der größtmöglichen objektivitat (subjektive Entscheidungen des Herausgebers werden gekennzeichnet)
verpflichtet. Die Ausgaben sind historisch, weil sie sowohl die Genealogie (überlieferungsgeschichte) als auch die Genese (Entstehungsgeschichte) von Texten so exakt
wie möglich
besehreiben. Sie sind kritßch, weil sie auf der kitischen Sichtung (Recensio)
aller erreichbaren
Überlieferungsträger (Textzeugen), auf ihrer kitischen Prüfung (Examinatio) und
eventueller
Berichtignng (Emendatio) der Fehler aufbauen, die durch die Kdtik erkannt wurden.
Die
Herausgabe von Werken älterer Autoren stellt den Editor in der Regel vor grundsätzlich
andere
Probleme als die Herausgabe von Werken der neueren Autoren, da häufig der Originaltext
verloren
gegangen und nicht wiederherzustellen ist. In diesem Falle kann aus den
vorhandenen Textzeugen
t9
=
nnr ein dem Original möglichst nahekommender Archetypas erschlossen werden. Den historisch-
kitischen Ausgaben müssen Apparate (Anmerkungsteile) hinzugeftigt werden, die die Grundsätze
der Edition, Abkürzungen und Siglen, die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte,
das
Verzeichnis der Lesarten oder Varianten, Zeugnisse zrü Wirkungsgeschichte und das Register
enthalten.
D eJinier en S ie fo lg en de ß egrffi :
Studienausgabe
:
Edition :
Historsich-kritischeAusgabe =
Apparat :
LITERATURTHEORIE
beschäftigt sich
mit den Gmndbegriffen, mit der Poetik sowie mit den Modellen
Methoden der Literaturwissenschaft uld beschreibt ihre historische
und
Entwicklung,
'
Poetik ist Leke von der Dichtkunst, ihrem Wesen, ihren Verfahrensweisen und Formen,
ihrer Wirkung und ihrem Zweck. Poetiken im engeren Sinn sind aber auch Vorworte, Manifeste,
Briefe, in denen diese Art der theoretischen Auseinandersetzung mit Literatur stattfindet. ln ihrer
traditionellen Form verlor die P. seit dem 18. Jh. zunehmend an Bedeutung und wurde
in die
Disziplin der Ästhetik und später der Literaturtheorie übergeführt. Fragen der Gattungspoetik
blieben aber weiterhin aktuell, in der Erzähltheorie werden die Verfahren der deskriptiven Poetik
in
veränderter Form weitergefiihrt.
Bis ins 18. Jh. hinein und darüber hinaus bilden Texte der
Antike den Bezugspunkt der poetologischen Reflexion: die Poerzfr det r\dslLElqlgg, die die Disziplin
der Poetik begründete und seit ihrer Wiederentdeckung
in der Renaissance mit iken
zerrtralen
Punkten (Mimesis, Affekten- bzw. Katharsislehre, Gattungspoetik) tiefgreifenden Einfluss auf die
neuzeitliche poetologische Diskussion ausübte.
Die Rezeption der Schriften von Aristoteles, Horaz und anderen Autoren der Antike fi.ihrte
zuerst in der italienischen Renaiss ance ru einer Reihe von Kommentaren und eigenen Poetiken, die
die antiken Theoreme interpretierten, umdeuteten und mit den Entwicklungen der Gegenwart
(Renaissanceepos)
20
in Einklang zu bringen suchten. Ergebnis war schließiich ein
klassizistisches
System der Poetik auf der Basis eines an das Wahrscheinliche und an die Nachahmung klassischer
Muster gebundenen Mimesßbegriffs. Zu den Resultaten dieses Rezeptionsprozesses gehörten auch
die Etablierung der sog- Str)ndeklausel, die Lehre von den drei Einheiten und die moralistische
Umdeutung der Katharsislehre. Die deutsche Poetikenproduktion set e, nach Vorläufern im
Humanismus (Joachim v. Watt, 1518), mit Macht imBarock ein. Im katholischen Bereich erschien
eine bedeutende poetologische Literatur
legte, während
-
in lat.
Sprache, die besonderen Akzent auf das Drama
auf gleicher humanistischer Gmndlage
-
im
protestantischen Bereich Martin
Opitz' Buch von der Deutschen Poeterev (.7624\ die Reform der deutschsprachigen Dichtung in
Anlehnung an die Antike und v. a. die europäisehen Renaissanceliteraturen einleitete. Auch der
Roman wurde, zuerst in Vorreden, als Prosaversion des Epos,
in das System
aufgenommen
@omantheorie).
Eine Neubegründung der Poetik im Geist der Aufklärung bedeutete Johann Christoph
Gottscheds Critische Dichtkunst (.1730.1757\. eine Dichtungslehre mit normativem Anspruch auf
philosophischem Fundament. Naturnachahmung und Wahrscheinlichkeit sind
die
zentralen
Begriffe, die Regeln sind Ausdruck der vemünftigen Ordnung der Natur. Gottsched knüpfte an den
französischen Klassizismus an Qttricolas Boileau
r. u.), das dt. Barock
galt ihm als Ausbund der
Unnatrr und des schlechten Geschmacks. Lockerungen des rigiden Konzepts verfochten Johann
Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger, indem sie dem >Wunderbaren< wenigstens in
Grenzen Platz verschafften und
ftir eine bildhafte Sprache plädierten. Um die Jahrhundertrnitte
wurde das traditionelle Gattungssystem durch neue Entwicklungen in Frage gestellt (Bürgerliches
Trauerspiel, Rührendes Lustspiel), während Lessins im 17. Literaturbrie-f (.1759) und in der
Hamburgischen Dramaturgie (.176749\ dem Paradigma des frz. Klassizismus das Beispiel
Shakespeares entgegenhielt
und zugleich Aristoteles neu zu interpretieren suchte.
Mit
der
Genieästhetik, die sich der Festlegung von Regeln verweigerte, verlor die traditionelle Poetik an
Bedeutung. Poetologische Reflexion wurde
geschichtsphilosophischen Denkens.
Teil der Asthetik und
Von großer Wirkung auf die
ästhetisch-
philosophisch-poetologische
Diskussion bis ins 20.Ih. hinein erwies sich die Durchsetzung der Gaffunsstrias in der dt. Klassik.
Im Ganzen reduzierte sich Poetik im traditionellen Sinn auf Außerungen zu einzelnen
dichterischen Schafflens, Selbstreflexionen, Manifeste und Programme.
Fragen
An der Goethezeit
orientierte normative Vorstellungen hat die deutsche Literaturwissenschaft bis über den Zweiten
Weltkrieg hinaus tradiert.
21
:=
der Literatur
Defi.nieren Sie mit Hilfe des Textes und eines Sachwörterbuchs
folgende
Begrffi:
Genieästhetik:
Erzähltheorie =
Ständeklausel:
Affeklenlehre =
GATTUNGEN
zu
Literatur
den wichtigsten Einteilungs- und Gliederungsmöglichkeiten der
und
Begriff ,Gattung' ist eine Kategorie zur
Literaturgeschichte gehören literarische Gattungen. Der
gemeinsamer Merkmale (wie
Klassifizierung von literarischen Texten nach dem Gesichtspunkt
erkannt werden und der einen
übereinstimmung von Stoff und Form), die durch den Rezipienten
Der Begriff wird auf verschiedene Art und
oder der anderen Gattung zugeordnet werden können'
Konstanten wie die Goetheschen
weise verwendet: als sammelbezeichnung filr überhistorische
oder als Bezeichnung für konkete'
,,Naturformen der lichtmg
wie Tragödie oder Roman bzw' deren
geschicbitlich bedingte Formen (Goethe: >Dichtarten<)
genannt)' Die Gattungsbegriffe sind unter
Unterguppen (auch Untergattungen oder Gattungsarten
Daher werden die wichtigen Gattungsbestimmten historischen Voraussetzungen entstanden'
Zusammenhängen vorgestellt' Bereits Aristoteles
konzepte in ihren historischen und theoretischen
bzw. nx unterscheidung von Gattungen'
erkannte verschiedene Möglichkeiten zur Bestimmung
also nach dem Modus der
Am einflussreichsten wurde die nach dem sog. ,Redekriterium"
bzw' durch die Rede des Dichters
Darstellung: durch die Rede der dargestellten Personen
eigener Person, gemischt mit Personenrede (Personenrede: Tragödie, Komödie; Dichtrede in
Aus den Ansätzen bei Aristoteles'
homerisches Epos). Die Lyrik blieb hier noch unberücksichtigt.
in der Renaissance
als Erster eine Gattungstrias formulierte, bildete sich
platon
rind Diomedes, der
heraus; auch hier blieb
Frankreich ein kiassizistisch-normatives Gattungssystem
Ende des Barock wurde der Roman als
allerdings die Zuordnung der Lyrik problematisch. Gegen
eingegiiedert (Romantheorie)' Im Geist der Aufklärung
in Italien und
Epos in Prosa in das Gattungssystem
22
erhob Johann Christoph Gottsched den Anspruch einer wissenschaftlichen Fundierung der
Dichtkunst (Poetik). Grundiage seiner Vorstellungen war das Nachahmungsprinzip (Mimesis), aus
dem er auch die Gattungen durch eine Unterscheidung verschiedener Arten der Nachahmung
abn;Jeiten suchte (L1rik beispielsweise ahmt die Natur der Empfindungen nach). Zugleich ergaben
sich im Verlauf des i8. Jh.s bedeutende Verschiebungen innerhalb dieses Rahmens, etwa im
Bereich des Dramäs (Aufhebung der Ständeklausel, Bürgerliches Trauerspiel, Rührendes
Lustspiel) oder des Romans (Dialogroman). Damit wuchs aber auch die Kritik an der normativen
(und gleichwohl Ver2inderungen unterworfenen) Gattungspoetik (J. A. Schlegel, Friedrich Gottlieb
Klopstock, Heinrich Wilhelm v. Gerstenberg, Johann Gottfried Herder). Es entstanden Versuche
einer philosophischen Gattungstheorie, Goethe und Schiller diskutierten die Schwierigkeiten einer
Gattungssystematik. Aus dieser Diskussion entsprang Goethes'Vorschlag, das Gattungssystem auf
die drei ,Naturformen der Dichtung' zu gründen und diese in einem Tlpenkreis anzuordnen. Diese
Dreiteilung setzte sich im Lauf des 19. Jh.s durch und wurde dann in Theorien des 20. Jahrhunderts
mit Hilfe anthropologischer Kriterien zu stützen versucht (Emil Staiger u. a.).
Neue Akzente ergaben sich erst durch die Abkehr von den idealistischen Denkmodellen im
rassischen Formalismus und tschechischen Strukturalismus, die Gattungen als ,literarische
Reihen' und als ,evolutionierendes Bezugssystem' definierten, oder durch das Konzept der
Gattungen als literarische Konvention, die die Kommunikation zwischen Autor und Leser erst
errnöglicht. Während bei normativen Gatfungskonzepten triadische Modelle die Hauptrolle spielen,
betonen kommunikativ fundierte Gattungstheorien den historischen Charakter literarischer
Gattungen
im Sinne soziokulturellen Konventionen. Im Rahmen
Ansatzes
wird in
Gath-rngen
ein zeitlicher
seines rezeptionsgeschichtlichen
,,Prozess fortgesetzter Horizontstiftung und
Horizontveränderung" (Hans Robert Jauß) gesehen, während der sozialgeschichtlich orientierte
Versuch literarische Gattungen als ,,literarisch-soziale Institutionen" bestimmt (Wilhelm
Vosskamp), die
-
wie soziale Institutionen generell
-
von einer ,,Doppeiheit von Zweckbedingtheit
und Eigengesetzlichkeit" charakterisiert seien (Sozialgeschichtliche Methode). Grundsätzlich
bis heute zwei Hauptrichtungen beobachten: Die eine geht von normativen
Prinzipien eines TRIAS-Modells aus, die andere hebt den kommunikativen und historischen
lassen sich also
Charakter literarischer Gathrngen hervor.
Das TRIAS-Modell
In der deutschen Literaturwissenschaft spielt das normative, geschichtsphilosophisch und
anthropologisch begründele Dreiermodell
- Epik, Lyrik,
Drama
-
eine besondere Rolle. Der
Übergang von einer bloß klassifikatorischen Regelpoetik vollzog sich in der 2. Hä1fte des 18. Jh.s.,
nachdem sich ,,Lyrik" als Sammelbegrifffür unterschiedliche Gedichtsformen herausbildete und so
/.J
der bei
dadurch neben der Epik und Drama eine dritte Säule entstand. Der Fü1le und Heterogenität
dem Ende des 18'
Gottsched (,,Critische Dichtkunst" 1751) genannten Literaturfotmen wird seit
drei ,Naturformen'
Jh.s. der Versuch einer geschichtsphilosophisch begründeten Reduktion auf
es bei
(Goethe) bzw. ,Darstellungsweisen' (Hegel) der Dichtkunst gegenübergestellt. So heißt
gibt nur drei echte Naturformen der Poesie: die klar erzählende, die enthusiastisch
Goethe:
,,Es
Lyrik und Drama." Der deutsche Romantiker
objeklive Poesie, Lyrik : subjekfive, Drama =
aufgeregte und die persönlich handelnde: Epos,
:
Friedrich schlegel formulierte 1799: ,,Epos
(objektiv-subjektive)
Objektiv-Subjeklive", wobei er bereits ein Jahr später als die ,synthetische'
bezeichnet' Nach der
Gatfung nicht mehr Drama, sondem das Epos (vor allem den Roman)
Poesie zurück, berichtet
Hegelschen Definition der drei Gattungen tritt der Dichter in der epischen
objektivität heraus. Sie
poetisch über Begebenheiten und stellt damit das objektive selbst in seiner
das
ist die umgekehrte Seite der LFik, deren Inhalt das subjektive, die innere welt und
dann die beiden
betrachtende empfindende Gemüt sind. Die dramatische Poesie verknüpfe
von Individuen sehen lässt'
Darstellungsweisen, indem sie uns das objektive aus dem In-neren
bzw. auktorialen
Schlegel als auch Hegel beschreiben Epik nur in der Fotm neutraien
Sowohl
Erzählverhaltens.
werden sie
Außer dem Bemühen die Gattungen geschichtsphilosophisch zu begründen,
Emil Staiger (Grundbegrffi
auch in zeitliche Relationen eingebettet. Der Schweizer Theoretiker
Epik mit der Gegenwart,
der poetik) verband die Lyrik als Erirurerung mit der vergangenheit, die
vor ihm abspielt und die
da sie uns die Handlung vorführt, die sich in der Vorstellung des Leser
Konflikts zielt und damit
Dramatik schließlich mit der Zukunft, weil sie auf die Lösung eines
und trifft nur begrenzt
zukunftsorientiert ist. Diese Einteilung ist wie auch alle anderen diskutabel
zwischen Ich und Welt,
zu, denn die Dichter nutzen unterschiedliche Möglichkeiten, das Verhältnis
so dass sich Gattungsmerkmale
Subjekt und Objekt zu gestalten lmd miteinander zuverbinden,
überwiegen' Diese
meist überlappen, auch wenn jeweils die Momente einer Gatlung
Gattungen versuchte der deutsche Theoretiker
,übergangsformen' zwischen den einzelnen
dem die drei Hauptgattungen drei Sektoren
Petersen in einem Kreisschema zusammenzufassen, in
(z'B' Ballade und Romanze als
markieren, zwischen denen er die ,Übergangsformen' situierte
nicht völlig beziehungslos
übergang zwischen Drama und Epik). Dass sich die Gattungen
und sich überlappen' ist besonders
gegenüberstehen, sondem manches miteinander gemein haben
an der Ballade deutlich, die auch
aIs
erzrihlerisches Gedicht mit dramatischen Momenten deftnierl
und Unterscheidung der
werden kann. Schon Goethe äußerte sich zur Frage der Abgrenzung
aller VöIker die ganze Poetik
iiterarischen Gattungen und behauptete, dass sich an den Balladen
wie in einem lebendigen Urvortragen iässt, ,,weil hier die Elemente noch nicht getrennt, sondern
allgemeingültige und
sind-,, Wie Klaus Hempfer 1973 konstatierte, existierl keine
Ei
zusammen
24
allgemeinanwendbare Gath-rngspoetik, sondern mehrere gleichbe-rechtigt nebeneinander. Eine
Möglichkeit die traditionelle Trias aufzubrechen, ohne die Begriffe Lyrik, Epik und Dramatik
selbst preiszugeben, besteht darin, die Gattungen von den Sprachfunktionen her zu definieren, wie
sie Karl Btihler
in seinem Organon-Modell (Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache
1934) und in erweiterter Form Roman Jakobson
in seinem Außatz Linguistikund Poetik (1960)
formuliert haben. Nach Bühler wird die ,expressive Fanktion' durch den Sprecher- oder
Senderbezug
(Lyrik), die ,appellative Funktion' durch den Hörerbezug (Dramatik) und
,darstellende Funktion'durch den
die
Beng zum Gegenstand bestimmt (Epik). Zu diesen Funktionen
treten nach Jacobson die ,phatische Funfuion', wenn das Kontaktmedium zwischen Sprecher und
Hörer im Mittelpunkt steht (,,verstehen Sie mich?"), die ,metasprachliche Funktion', wenn der
gemeinsame Code überpnift wird (,,was bedeutet das?") und schließlich die ,poetßche
Funktion',
sofern das Sprachzeichen selbst das Interesse beansprucht (nicht nur auf die dichterische Geste
beschränkt, sondern als eine allgemeine Möglichkeit der Sprachverwendung, wie die Vorliebe der
Umgangssprache für Paranomasien, Alliterationen oder onomatopoetische Ausdrücke beweist).
Außer dem normativen triadischen Modells, das heute als überholt gelten kann, wird die
Gathrngstheorie
unter strukturalistischen Gesichtspunkten (Russischer Formalismus, Prager
Strukturalismus), unter rezeptionsgeschichtlichen, sozial- und funktionsgeschichtlich orientierten
Ansätzen untersucht. Literarische Gattungen werden als ,geschichtlich situierbare Gebilde' und als
historisch bedingte Kommunikations- und Vennittlungsformen bestimmt und gelten somit als
soziokulturelle, literarisch-soziale Konsensbildungen und nicht als normative, transgeschichtliche
Formkonstanten.
Kontrollfragen:
1.
Worin besteht der Unterschied zwischen der Literaturwissenschuft und den
N at urw is s ens c h aft e n ? We I c h e Teil di s zip lin en u mfa s st s i e h e ut e 7
)
W'as ist das Ziel der Ltteraturgeschichtsschreibung und nach welchen Kriterien
ordnet sie das ,Material'?
3.
Erlriutern Sie Begrffi Leseausgabe, Studienausgabe und historisch-kritische
Ausgabe. Was ist historisch und was kritisch an einer historßch-kritischen
Ausgabe?
2.5
womit beschriftigte sich und wie tinclerte sich im Laufe der Jahrhunderte
4.
Poetik? lYelche Autoren und Poetiken sind
Liter at ur v o n B e de ut un g ?
für
die
die Entwicklung der deutschen
Erlciutern Sie den Begriff ,Gattung' und erkkiren Sie, worin der wesentlichste
(Jnters chied zum Ts chechis ch en b esteht'
Für die deutsche Literatur war und ist bis heute von groJier Wichtigkeit dus
die
trisdische Modell. Erkkiren sie aufgrund seinet Entwicklung, wofin
Probleme eines solchen normativen Modells bestehen'
verdeutlichen sie die Problematik der Grenzüberschreitung und Überlappwng
der traditionellen Guttungen um Bespiel der ,Übergungsform' Ballude' lltie
Welche
versuchen dieses Probleri die moderien Gattungskonzepte zu lösen7
Ansritze spielen dabei eine wichtige Rolle?
Empfohlene Literutur:
Arnold, Heinz, Ludwig/Detering, Heinrich: Grundzüge der Literaturwissenschaft'
München, 1 999, S. 25-99,
17 9
-203, 323-348'
Eine
Baasner, Rainer: Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft.
Einführung. Berlin, 1996, S' lI-20,26-34'
bei
Brackert,H./' Stückrath,J: Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs' Reinbeck
a
a
o
Hamburg, 1994, S. 296-309.
in die LiteraturEicher, ihomas/Wiemann, Uwe: Ein Arbeitsbuch zur Einführung
wissenschaft, S. 1-10.
in die neuere
Gutzen, Dieterioellers, Norbert/Peterson, Jürgen H': Einführung
2 5.
Literaturwi ssenschaft. Ein Arbeitsbuch. B erlin, 1 9 89, S. 1 04- 1
S' I22-I35'
Haman, AleS: Üvod do studia literatury a interpretace dila. 1999,
1997'
Jung, Werner: Kleine Geschichte der Poetik' Hamburg,
Analyse und
Matzkowski, Bernd: Wie interpretiere ich? Grundlagen der
Hollfeld,
Interpretation einzelner Textsorlen und Gattungen mit Analyseraster'
ffirt,
Y.i;31'Sachwörterbuch zur deutschen Literatur. Stuttgart (1999 Buchform),
2000 CD-ROM.
S' 463 '
Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart, 1979,
26
Herunterladen