2. Teil 2008 (Juli – Dezember) 04.01.2009 Die Kanadier kommen oder Das Wetter ist kaputt Ich hatte ja schon mal den hiesigen Wetterspruch erwaehnt: if you don’t like the weather in Texas – wait a Minute! Und wieder einmal hat sich das bestaetigt. Es ist wirklich so, dass sich das Wetter hier so schnell aendert, wie ein Politiker seine Meinung (also taeglich). Denn einen Tag laufen wir im T-Shirt rum (bei ca. 25 Grad Celsius) und am naechsten in der dicksten Winterjacke ... Und in diesem Jahr ist es besonders heftig. Kuerzlich sagte einer im Fernsehen, das laege an den Kanadiern. Genau genommen natuerlich an den Kaltfronten, die aus der Richtung kommen. Aber es schien mir, dass er da ganz persoenlich eine Rechnung offen hat und so weniger die logisch erklaerbare Hochs und Tiefs ansprach, als Kanada persoenlich dafuer verantwortlich zu machen, dass es bei uns unbestaendig und kalt ist. Nun, wer auch immer es war, der ihn schickte, er kam: der Schnee! Ja wirklich! Das ist hier schon etwas sehr Seltenes und nicht wenig meiner Kollegen erzaehlten, dass dies das erste Mal sei, dass sie ueberhaupt welchen gesehen haben. Aber es schneite tatsaechlich. Und die Luft war so kalt, dass er liegen geblieben ist ... zumindest fuer eine Nacht und einen Morgen! Alles war weiss gepudert und ich kam mir vor, als waere ich im falschen Film (irgendwie passte es nicht!). Nun, es war ein Gastspiel und mal eine nette Abwechslung, aber – und das ist nun meine persoenliche Meinung – er ist zum Glueck wieder weg! Der Monat Dezember ist hier bekannt dafuer, dass die Temperaturen sehr schwankend sind, gleichwohl es in diesem Jahr extrem unbestaendi ist. Ein ploetzlicher 20-Grad-Sturz ist da durchaus drin und wir sind froh, dass wir einen Kamin haben, in dem wir ein gemuetliches und vor allem waermendes Feuerchen machen koennen. Es ist kalt und nass und windig ... Und dann – wie sagt Helmut so schoen, kann es sein, wir sitzen uebermorgen wieder zum Fruehstueck auf dem Balkon ... Mehr noch als ich scheinen unsere Palmen unter diesen Witterungsbedingen zu leiden. Hauptsaechlich insofern als das wir sie, wenn die Temperaturen gegen Gefrierpunkt gehen, mit einer Plane abdecken. Da meist ein Wind geht, muss diese immer relativ fest geklammert werde, was bei den armen Pflanzen schon zu dem einen oder andern abgeknickten ‚Wedel’ fuehrte. Nun, besser als erfrieren ist das wohl allemal. An. d. Red.: in diesem Jahr haben es entweder die Kanadier auf uns abgesehen oder eben die Sonne nicht oder das Wetter ist wirklich kaputt, auf jeden Fall hatten wir im Dezember ungewoehnlich viel Wolken und Regen. Die Temperaturen schwanken, aber der blaue Himmel zeigt sich nur fuer ganz kurze Augenblicke, so als wolle er sagen: es gibt mich noch irgendwo, verliere nicht die Hoffnung, aber im Moment bin ich nicht dran – hmpf! Der Januar dagegen (der hier normalerweise der kaelteste Monat ist) startet mit milden 22 Grad Celsius .... Das perfekte Timing... ... hatte ich im Dezember, was meinen Dienstplan anging. Da muss ich noch mal kurz zum Thema Wetter kommen: all die Tage, die es grau, kalt, ungemuetlich war – hatte ich frei ;-) Meine Kollegen vermuten da schon ein geheimes Abkommen mit dem Wettermann oder gar – noch schlimmer – eine Verschwoerung mit dem Himmel. Aber ich kann an dieser Stelle ganz klar sagen: es ist Zufall! Nichtsdestotrotz bin ich natuerlich nicht traurig darueber. Ich bin nun mal ein Sonnen/Waermemensch, neige an novembergrauen Tagen leicht zu depressiven Verstimmungen und waere da kein guter Kundendienstler. Ich kann mich zu so gar nichts auffraffen, was dann – ob der langen ToDo-Liste – oft ein schlechtes Gewissen hervorruft und die Stimmung nicht wirklich verbessert. Kuerzlich allerdings habe ich es geschafft, dem vorzubeugen, in dem ich ueberlegte, was tue ich an meinen naechsten zwei zusammenhaengenden freien Tagen (die ersten seit Anfang Oktober!). Mir kam etwas fuer Dezember durchaus nahe liegendes in den Sinn, naemlich Kekse backen! Das hatte ich in den letzten Jahren nicht getan; die Umstaende, wie eine kleine Auswanderung oder gar das komplette Fehlen einer Kueche waren sicher mit daran Schuld. Nun in meiner diesjaehrigen Ueberlegung, stellte ich zunaechst einmal fest: ich hab ja jetzt einen Superofen und ueberhaupt, eine funktionsfaehige Kueche. Als zweites kam das Erwachen: ich habe keinerlei Utensilien zum Kekse backen! Nichts leichter als das, so machte ich zum einen ein kleines Investment von meinem Taschengeld und legte mir die entsprechend nuetlich (oder unnuetzlichen) Dinge zu. Ausserdem hatten wir in C1 Ausstechformen gefunden, die noch originalverpackt waren. Ich leistete Vorarbeit und studierte fuer ein paar Tage intensiv Rezepte. Ich probiere gerne Neues aus und ausserdem ist es schon eine Herausforderung, da viele Zutaten hier entweder nicht zu bekommen sind oder ganz anderes angewandt werder oder oder oder ... Nach dem Studium der Rezepte war noch mal ein Einkauf angesagt, um all die guten Dinge zu erstehen, die in so einen Keks rein wollen. Und wenn man so gar nichts vorraetig hat, kann das schnell an die Portmonaikapazitaetsgrenze gehen. Aber wofuer geht man denn arbeiten ... Dann kam sie, die Schlechtwetterfront in grau, mit kaltem Nieselregen. Brrrr. Aber es kamen auch meine freien Tage und ausgeruestet mit allem was noetig ist, ging es gleich morgens los. Ein knisterndes Feuer im Kamin und dann zunaechst einmal die Teige anruehren, die zum ‚fest werden’ in den Kuehlschrank muessen. Dann die, die gleich verarbeitet werden koennen (also keine ‚Ausstecherle’ sind). Schon bald war das Haus erfuellt mit leckerem Geruch nach Vanille und Gewuerz, Butter und Zitrone. Insgesamt habe ich sieben verschiedene Sorten kreiert (ich nehme Rezepte immer nur als Grundlage und komponiere dann selber dazu). Sogar so etwas aehnliches wie Pfefferkuchen habe hinbekommen (was so ein bisschen Cardamon doch ausmacht). Gegen 22 Uhr des ersten Tages beschloss ich dann: es ist gut und jetzt Feierabend! Der zweite Tag war dann voll und ganz dem Verzieren, fuellen und veredeln gewidmet. Schokolade schmelzen, Frosting mischen, Zuckerguss anruehren, Nuesse und Kokusnuss verstreuen. Also ich finde das Ergebnis konnte sich sehen lassen (was Kollegen, denen ich Versucherle gebracht hatte, durchaus bestaetigten) und beschloss, sollte ich jemals genug von Lowes haben, mache ich eine deutsche Konditorei bzw. Baeckerei auf – Abnehmer haette ich sicher genug ... Wie in alten Zeiten ... ist es am Scenic Loop Grocerie nicht unbedingt. Vertrauen ist zwar gut, aber Kunden die bezahlen noch besser. Gerade hier in der Gegend, wo es doch ein paar zahlungsscheue Menschen gibt. Diese Erfahrung ist es wohl, die in dem Laden – der auch Tankstelle ist (oder ist es umgekehrt?) – dazu gefuehrt hat, dass man zuerst bezahlen muss, bevor man Benzin bekommt. Alt und unmodern, kann man dies nicht direkt an der Zapfsaeule tun (was sonst eher ueblich ist), sondern muss ins Gebaeude. Nun kann man entweder in bar bezahlen oder aber auch mit Kreditkarte. Manch einem mag es leichter fallen als mir, aber Kopfrechnen war noch nie meine unbedingte Staerke und so kann ich nicht mal schnell ueberschlagen, wieviel wohl ein voller Tank kosten mag. Ich moechte aber auch nicht meine Kreditkarte bei der Verkaueferin im Laden liegen lassen, waehrend ich draussen an der Zapfsaeule stehe. Ergo, halte ich es meist so, dass ich reingehe, einen Betrag nenne, der von der Karte abgezogen wird und dann dafuer tanke. Kuerzlich nun blinkte als ich zuhause losfuhr mein gelbes Lichtlein im Auto auf, das mich dezent darauf hinweist, dass der Tank so gut wie leer ist und ich doch moeglichst bald eine Tankstelle aufsuchen sollte. Die Scenic Loop Grocerie Gas Station ist die naechstliegende – und im Regelfall billigste - und so steuerte ich diese an. Ich weiss nicht, wie es in Deutschland ist, aber hier sind die Benzinpreise in den letzten Monaten um ueber die Haelfte gesunken (manchmal 3 – 4 cent pro Tag). Im Moment sind wir bei 1.43 Dollar/per Gallone wohlgemerkt. Wow. Gut fuer den Verbraucher! An diesem Tag nun bezog ich dies in meine Ueberlegung ein und nannte der Dame an der Kasse einen Betrag von 15 Dollar und dachte noch so, wenn der Tank nicht ganz voll ist, ist es ja nicht schlimm ... Well, letztlich hatte ich Glueck, dass der Tank ganz leer war, so dass ich auch die volle Menge ausschoepfen konnte. Und im Wegfahren kommt mir in den Sinn: dass ist wie in alten Zeiten, wenn man fuer 15 Dollar den Tank voll machen kann ... Da laust mich doch ... Woher sie kamen wissen wir nicht und dass sie oftmals recht stoerisch und unverwuestlich sind, liest man allenthalben. Nun sie waren da und es galt sie wieder loszuwerden – die Parasiten, die sich auf Bonnys und Clydes Haut eingenistet hatten. Laeuse ... oder besser – wie wir spaeter feststellten - ‚Haarlinge’! Diese sind gluecklicherweise nicht ganz so schlimm wie erstere und rufen auch nicht so heftige Hautirritationen hervor, aber bleiben koennen sie nicht. So hiess es fuer die beiden eines schoenen Sonntags mal wieder duschen. Das Schampoo habe wir von Lew (der dies mal vertrieben hat) bekommen und darauf steht ganz klar „can be dangerous for fleas, ticks and lice – please remove if you want to them alive!“ – sehr witzig ... Unser zwei Helden moegen duschen nicht besonders, aber sie wehren sich auch nicht – zum Glueck. Dennoch, bis beide fertig sind, inklusive trocknen, foenen und frisieren dauert es gut 2 Stunden. Wir waren uns sehr sicher, dass wir so die Plage in Griff bekommen haetten und waren dann doch etwas mehr als enttaeuscht – um nicht zu sagen entsetzt - als wir feststellten: sie sind zurueck (oder noch da?). Da nun beschloss ich eine intensive Internetrecherche anzustellen um herauszufinden, was denn nun auf der armen Bonny und dem armen Clyde rumkrabbelt und wie man solche Parasiten wieder los wird. Natuerlich stand an erster Stelle den Hund waschen/duschen (wer haette das vermutet). Zudem solle man alles womit sie in Beruehrung gekommen sind waschen und zu guter Letzt den Hund mit einem entsprechenden Mittel behandeln. Okay, so wurde denn nach einer knappen Woche die ganze Prozedur wiederholt. Duschen, trocken, foenen, friesieren. Wir hatten bei Walmart ein No-Name- Mittel gegen Fleas und Ticks zum einspruehen erstanden, aber irgendwie traute ich dem nicht. So bin ich am naechsten Tag zur Tierklinik und habe fast 100 Dollar investiert um Frontline fuer die Hundies zu kaufen (beim erstehen eines 6-er Packs gabs eine Ampulle gratis – da konnte ich nicht widerstehen) . Ich war zwar etwas erschrocken ueber die Summe, aber Qualitaet hat wohl ihren Preis – und fuer Bonny & Clyde ist mir ja sowieso nix zu teuer! Anmerkung: Es stellt sich raus, dass sich die Investition sich gelohnt hat, denn die laestigen Krabbler sind nicht wieder gekommen. Rekordverdaechtiger Dauertest .... ... die im letzten Abschnitt erwaehnte Parasitenplage fuehrten dazu, dass wir beschlossen – um nun der Lage voellig Herr zu werden – alle Decken und Hundehaeuschen und –betten und Handtuecher zu waschen. Auch alles andere mit dem die Hunde in Beruehrung gekommen sind musste dran glauben: angefangen bei den Bettvorlegern, Badezimmerteppich, unsere Klamotten und last but not least die Bettwaesche (Bonny schafft es immer wieder sich in eben dieses zu schleichen, wenn keiner schaut, obgleich es ihr verboten ist). Was die Qualitaet amerikanischer Produkte angeht, habe ich ja das eine oder andere mal schon eine nicht allzu wohlwollende Bemerkung fallen lassen. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran, dass auch die erste von uns erstandene Waschmaschine zu den Gegenstaenden gehoerte, die ihre Jungfernfahrt (sprich den ersten Waschdurchlauf) nicht ueberstanden hatte. Gluecklicherweise tausche Lowes diese ohne Probleme um, aber es blieb doch immer so ein leicht bitterer Nachgeschmack (bei jedem Waschgang die bange Frage: wird sie es schaffen?) ... Jetzt also war sie gekommen, die Zeit fuer die Waschmaschiene und den Trockner zu beweisen, was schon Amerikas neuer Praesident propagierte: Yes we can! Den ganzen Tag lang schaufelte Helmut eine Ladung Waesche nach der anderen rein, waschen, raus, in Trockner, trocken laufen lassen, raus – und die naechste Runde. Non-stop! Tja und was soll ich sagen, der Beweis ist erbracht: Ausnahmen bestaetigen die Regel! Die Waschmaschine und der Trockner hielten durch. Ich weiss nicht, ob das an oben erwaehntem BO liegt, aber es ist gut zu wissen, dass es auch hier Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann ... Christmas is over ... ... dennoch kam ich letztlich nicht drumrum, noch weihnachtlich zu dekorieren. Okay, es war nur eine Art Korb mit ein paar kuenstlichen Tannenzweigen und –zapfen, inklusive einem Plastikapfel und roten Beeren, den ich von Dorita (eine Kollegin) geschenkt bekommen habe und hierauf habe ich eine Kerze gesteckt. Nein, keine echte, sondern eine wunderschoene gestickte, die mir meine Mum zum Nikolaus geschickt hat. Der Strohstern von Helmuts Mutter und die Zuckerstange seines Arbeitgebers rundeten das Bild ab (zu bewundern auf unserer Fotoseite – sobald die naechsten Bilder online sind). Auch habe ich beim rumraeumen eine Weihnachtsdecke gefunden, die nun auf dem Wohnzimmertisch liegt (jetzt habe ich das Ding schon den ganzen Weg aus Deutschland hergeschleppt, dann kann ich sie auch benutzen) ... Aber ansonsten ist es, was Weihnachten angeht, dieses Jahr eher unbesinnlich. Ich glaube die Arbeit im Einzelhandel hat mir in diesem Jahr das 'Weihnachtliche' so ein wenig verdorben. ... ich erwaehnte ja schon im letzten Update, dass bei uns im LadenWeihnachten vorbei ist ... Schon Mitte Oktober wurde der Laden entsprechend dekoriert und die Regale bogen sich unter der Last der Deko und sonstiger Weihnachtsartikel. Ende November (der Tag nach Thanksgiving) werden hier traditionell die Weihnachtseinkaeufe erledigt und dann, Mitte Dezember, war es vorbei. Im Laden deutet fast nichts mehr auf die Jahreszeit hin und die Weihnachtsbaeume in meiner Abteilung sind schon lange ausverkauft.Die letzten Kraenze sind ‚verschleudert’ und wir haben mit dem grossen Putzen angefangen, um uns auf die naechste Saison - das Fruehjahr – vorzubereiten (ab Neujahr kommen wieder Pflanzenlieferungen) ... Das Wetter war dann an manchen Tagen auch mal wieder eher fruehherbstlich mit milden fast 20 Grad Celsius, was sicherlich auch zu einer eher unweihnachtlichen Stimmung beitraegt. Allerdings haben hier sehr viele Leute ihre Haeuser ueber und uber mit Lichtketten behaengt, uebergrosse aufblasbare Weihnachtsfiguren und Schneemaenner im Garten stehen usw. - die Amerikaner und im speziellen der Texaner – neigen ja zu Uebertreibung ;-) Feier- bzw. Frei-Tage sind hier eher selten und war Helmut Weihnachten (das heisst die Naechte) im Knast. Ich war am 24. zum Essen bei Annemarie und Lew eingeladen und es war ein sehr schoener Heilig Abend mit viel zu vielem, viel zu gutem Essen und sogar einem Geschenk unterm Weihnachtsbaum (eine aus meiner Sicht sehr speziellem, aber abstrakte Kreation von Annemarie; sie hat einen kahlen Baumstamm mit Zweigen genommen und diesen mit allerlei Deko behaengt - genial). Ansonsten habe ich auch gearbeitet – ausser am 25., einer der zwei einzigen Tage per Jahr, an denen der Laden geschlossen ist. Wobei ich wirklich sagen muss, dass mir das nichts ausmacht – also das arbeiten - im Gegenteil. Helmut macht es auch nichts aus zu arbeiten, aber ihm fehlt glaub’ die weihnachtliche Stimmung, die Feiern und die Traditionen mit und ohne Familie, Freunde usw. eher. Da kann schon mal etwas „Heimweh“ aufkommen. Ich bin sicher er waere gerne nach Deutschland geflogen (und ich haette ihn nicht gehindert), aber er hat es ob der Verpflichtungen hier noch ein wenig verschoben – allerdings nicht aufgehoben ... Auch hier noch eine Anmerkung: meine Schulfreundin Anke schrieb mir etwas, dem ich absolut und in vollem Umfang zustimmen kann und daher erlaube ich mir hier den Satz aus ihrer Mail zu zitieren: „(...) Bei mir fliegt der Baum und der andere Weihnachtsschmuck kurz vor Silvester raus. Für mich gehört Weihnachten zum alten Jahr (emotional) und das hat im neuen Jahr erst wieder im Dezember was zu suchen. (...)“ Reichlich und suueesss .... Nun hatte ich ja gebacken und es sind doch ne ganze Menge Kekse geworden. Helmut behauptete, dass ich eh nur einen Tag davon esse und wenn ich am naechsten Morgen auf die Waage steige und sehe, dass ich zugenommen habe – was nicht zwangslauefig an den Keksen liegen muss – bzw. nicht abgenommen, dann wuerde ich so oder so keine mehr essen ... pfff woher der immer solche Ideen hat. Aber es stimmt schon, seit ich Department Manager bin und viel mehr Papierkram habe, habe ich das Gefuehl ich bewege mich weniger. Nichtsdestotrotz esse ich Kekse und ich esse sie gerne – aber eben nicht in Massen, sondern dosiert. Nun und damit Helmut den Rest nicht alleine essen muss (er ist da auch nicht mehr so dem Voellen erlegen) habe ich ein wie erwaehnt ein paar Kollegen und Freunde bedacht – und Carilyn und Royce ... Und was man gibt kommt irgendwie wieder .... erst kam eine der Nachbarinnen, Ruth, mit einem Weihnachstgeschenk, bestehend aus einem Tablett voll Amish Friendship Bread (eine Art Honigkuchen) und eine grosse Poriton selbsteingelegter Pickles (sehr lecker, mit Tabasco, die wuerden meinem Dad schmecken); dann kam Lynn mit Schokolade und Kuchen (von dem ich dann erstmal was eingefroren habe); und zu guter letzt noch Royce mit Kuchen und Keksen ... Von denen alles sehr lieb gemeint und ich freue mich sehr ueber die Geste, aber ich konnte ein leichtes Stoehnen nicht unterdruecken, denn wie soll man da mit ruhigem (Gewichts)Gewissen ins neue Jahr gehen? Nun, all die Bedenken habe ich dann zur Seite geschoben, als puenktlich zu Heilig Abend ein Paket aus Tacoma kam. Doris und die Kinder haben Kekse gebacken, denen ich nicht widerstehen konnte – diese naemlich schmecken so richtig gut ‚deutsch’ und erinnerten mich doch sehr an die Weihnachten meiner Kindheit und Jugend (ich vermute, sie hat aus Deutschland Pfefferkuchengewuerz vorraetig gehabt) ... An dieser Stelle noch mal lieben Dank und (ganz unter uns) sie sind schon alle weg ...;-) Nachtrag: Das Weihnachtspaeckchen von meiner Mum kam puenktlich zu Silvester, so dass wir uns dieses mit herrlichen Marzipankartoffeln versuessen konnten. Marzipan ist etwas das es hier in USA nicht gibt – und das ist soooooo lecker! (Und Helmut hat sich natuerlich darueber gefreut, dass seine Lieblingsschokoladenvorraete aufgefuellt wurden! – und ueber den Gruss in Form eines Kalenders, aus seiner Geburtsheimat, dem Schwarzwald). Allerdings war es zum Aufstellen der Holzkrippe, die im Paket war, dann doch ein wenig spaet. Aber so habe ich im naechsten Jahr einen Grund, zumindest eine Ecke des Hauses entsprechend zu gestalten um dieser das passenden Ambiente zu geben. Schoene Bescherung .... Eigentum braucht Zeit. Bevor Sie sich irgendetwas Neues mit nach Hause schleppen, fragen Sie sich: Liegt mir wirklich so viel daran, dass ich bereit bin, es abzustauben, zu polieren, wegzuräumen, zu versichern, dahinter etwas zu suchen und darüber zu stolpern? (Kim Pickin im Mondkalender vom 1.1.2002 ) ... okay, der Helmut und ich haben es ja nicht so mit dem Schenken. Ich meine, wenn wir etwas wirklich wollen (und es uns leisten koennen) kaufen wir es und alles andere ist meist so oder so nur „Kruscht“ der irgendwann in irgendeiner Ecke verstaubt. Und wenn wir etwas verschenken wollen, warten wir damit nicht bis Weihnachten oder aehnliche Anlaesse. Wir schenken – weit ab vom ‚Hype der Consumer days’. Mit anderen Worten, zu Weihnachten gibt es im Normalfall nix! Dennoch, ich bin ein Fan von Geschenken – in beide Richtungen. Ich finde, dass man – selbst wenn das Geschenk vielleicht nicht 100% ist, sich dennoch freuen kann und wenn es sein muss zumindest so tun als ob es einem gefaellt. Hat was damit zu tun, dem, der sich die Gedanken und Muehe machte, Respekt zu zollen ... Als ich noch in Deutschland war habe ich auch immer recht sorgfaeltig versucht fuer meine direkte Familie (also meine Eltern und Geschwister ) und ein paar wenige enge Freunde, etwas Passendes zu finden. Und es ist wahrlich nicht immer einfach, zumal ja alle im Prinzip alles haben. Da muss man ab und zu schon ganz schoen die Fantasie ‚walten’ lassen. Doch das macht ja auch Spass und ist nuetzlich, sich zumindest einmal im Jahr etwas ‚intensiver’ mit einem Menschen zu beschaeftigen. Nun da ich hier in USA bin, ist es etwas schwieriger – (ganz davon abgesehen, dass die Portokosten fuer Pakete horrend sind) – so werden die Geschenke Mitbringsel, die warten bis ich mal persoenlich vorbei komme. Ist ja auch was, oder? Aber mal ganz ehrlich, ich gebe gerne Geld aus und wuerde sicher viel oefter Geschenke kaufen (vor allem mir selber ;-), allerdings habe ich einen schottischen Schwaben als Mann, der findet, Geld fuer ‚unnuetze Geschenke ausgeben’ sei eben dies – unnuetz. Und so halte ich mich eben auch eher zurueck (gleichwohl ich finde, ab und zu mal ne neue Jeans, ein paar Schuhe oder ein Shirt ist nichts Unnuetzes, oder Maedels?). Doch viele Menschen sehen das nicht so und verschenken alle moeglichen und unmoeglichen Dinge. Und ich kam auch in den Genuss. Einige meiner Kollegen schenken eben gerne – und sei es nur eine Weihnachtskarte - und so hatte ich dann letztlich doch einen reichlich gedeckten Gabentisch. Auch aus good old Germany kam das eine oder andere bei uns an. Helmuts Mutter Heidi hat uns ein Paket geschickt, in dem Helmut nicht nur reichlich Schokolade und Kekse fand, nein auch eine Kerze, ein paar „Sacktuecher“ (die schwaebische Form von ‚handkerchief’ – also Taschentuch), und ein Buechlein mit schwaebischen Sagen in Balladenform verfasst von einem lokalem Nuertiner Autor. Davon haben wir uns dann auch gleich mal ein oder zwei zu Gemuete gefuehrt. Allerdings gebe ich zu, das man diese nur dosiert zu zich nehmen kann ... Die eigentliche Bescherung hatte ich dann am Heilig Abend selbst. Ich hatte Fruehdienst, was bedeutet ich muss um 6 Uhr anfangen zu arbeiten. Ich parke immer so ziemlich am hintersten Ende der Plaetze wo Angestellte ihre Auto abstellen sollen – so habe ich noch meinen kleinen Spaziergang am Morgen. Um die Zeit ist es in Texas zu dieser Jahreszeit noch sehr dunkel (gleichwohl natuerlich der Parkplatz an sich beleuchtet ist) und es hatte geregnet, warum alles nass war. Doch die Luft war angenehm mild und roch frisch. An dieser Stelle sollte ich auch noch zwei Dinge erwaehnen: erstens ich bin beim Laufen kein Hans guck in die Luft, sondern eine Wiebke schau auf den Boden. Zweitens ich hebe grundsaetzlich alles auf, ueber das ich stolpere – und sei es ein Penny (habe aber auch schon brauchbare Messer, Werkzeug bzw. Werkzeugteile und sogar Buecher gefunden)! Als ich also so in Richtung Eingang strebe, waere ich beinahe gestolpert, als ich vor mir etwas auf dem Boden liegen sehe (so frueh am Morgen bin auch ich noch nicht wirklich darauf vorbereitet). Ha, denke ich, da hat einer eine Dollarnote verloren. Zwar klitschnass, aber Geld, so hob ich sie auf. Vorsichtig faltete ich sie auseinander und nun verschlug es mir fast den Atem, naemlich als ich feststellte, dies war nicht einer 1-Dollar-, sondern einer 100-Dollarnote. Wow, welch’ ein Weihnachtsgeschenk! Vorsichtshalber sah ich mich noch ein wenig um, nicht etwa ob noch mehr Geld rumlag, sondern ob eventuell ein Portemonai oder aehnliches auf den Besitzer hinweisen koennte. Doch da war nix, rein gar nix und so trug ich meinen Fund zu meinen Schliessfach um ihn dort ‚zum trocknen’ auszubreiten. Und hier kommt jetzt die Stelle der Geschichte, an der es unwirklich wird. Es stellte sich heraus, dass es nicht ein Hundertdollarschein war – sondern zwei (2)! Zusammengefaltet, so wie man diese (was man – wie hieraus zu lernen ist - nicht sollte) in die Hosentasche stopft ... Als ich spaeter zuhause war, habe ich einen der Scheinchen Helmut als Weihnachtsgeschenk ueberreicht und ich glaube das war mal ein wirklich passendes Geschenk ;-) Allerdings meinte er auch, dass ihm dies ein wenig ‚Gewissensbisse’ macht, da nun irgendjemand das Geld fehlt. Ich kam ins Gruebeln. Hatte ich das Geld just an diesem Heilig Abend gefunden um es an jemand weiterzureichen der beduerftigt ist? Oder so was aehnlich grosszuegig Weihnachtliches? Aber das waere doch doof gerade zu einer Zeit wo alle Leute ueberall hin spenden - und ich persoenlich davon ueberzeugt bin, dass ueber die Haelfte solcher Gelder eh nur dem Einsammler zu Gute kommen ... Wobei so gesehen war ich jetzt auch ein Einsammler. War es also doch fuer mich bestimmt? Sollte dies in unsere Kisimba Foundation einfliessen? Eine andere Antwort die sich mir aufdraengte – und die mag nicht jeder der dies liest moegen, aber so ist das oft mit der Direkt(Wahr)heit: erstens war kein Hinweis darauf zu finden, wem das Geld gehoert – also, wem sollte man es zurueck geben. Und zweitens: wer so achtlos mit Geld umgeht, dass er zweihundert Dollar verlieren kann, der braucht es wohl nicht und hat es somit nicht besser verdient; benoetigt wohl eher genau diese Lektion um den Wert schaetzen zu lernen (was ich ganz sicher weiss) ... ... oder war das ganz anders und meine Fantasie hat mir da einen Streich gespielt? Oder hat der Weihnachts-Traum-Engel mir einfach nur einen schoenen Weihnachts-Traum geschickt, weil ich doch dieses Jahr so gar nicht in Stimmung war? Who knows ... Besser als ‚going to the movies’… … was ‘ins Kino gehen’ heisst. So ganz spurlos ging der Consumer-Friday (der Tag nach Thanksgiving, an dem es immer ganz viele Superbillig-Angebote gibt), wie ich ihn ab jetzt nennen werde, auch ans uns nicht vorrueber. Nach einem intensiven Studium der vorher schon ins Haus geflatterten Prospekte, beschlossen Helmut und ich uns an diesem Tag ins Getuemmel zu stuerzen. Da ich erst ab mittags arbeiten musste, taten wir dies gleich am morgen nach dem Fruehstueck. Allerdings nicht so verrueckt wie viele andere, die fuer dieses Event extra um 5 Uhr vor den Laeden stehen um die besten Schnaeppchen zu ergattern – wirklich, ist wie frueher der Sommer-Schlussverkauf in Deutschland! Zunaechst einmal zu Lowes, da Helmut das Gefuehl hatte, er braeuchte mal wieder ein neues Werkzeug. So bekam endlich eine ‚Tischsaege’, die er inzwischen beim Laminatlegen schon eingeweiht, als gut und aeussert lohnende Investion befunden hat. Ausserdem noch zwei, drei andere Kleinigkeiten. Anschliessend zu Walmart und als ich mir so die uebervollen Einkaufswagen der Menschen anschaute, kam der Verdacht auf, dass die so viel zitierte Finanzkriese eine Zeitungsente sei. Ein wenig ‚mitgezogen’, erstand ich zwei neue Arbeits-Sweatshirts fuer schlappe 8 Dollar das Stueck und fuer unser Wohnzimmer goennten wir uns ein paar neue Sessel, die Walmart billig verschleuderte. Also die Teile sind mal bequem! Okay, ich gebe zu, sie entsprechen nicht ganz dem, was viele unter ‚klassischen’ Wohnzimmermoebeln verstehen wuerden, aber das macht der Komfort alle mal wett. Ein Metallgestell, auf dem ein kreisrundes (riesen) Kissen genaeht ist. Man kann sich so richtig reinfallen lassen, rumluemmeln – und sie sind allemal gross genug, dass locker ein Mensch und zwei Loewchen darin Platz haben. Auch muss zugeben, dass macht unser ‚Home Cinema – Feeling’ jetzt erst so richtig perfekt; ich erwaehnte ja schon mal unseren Projektor / Beamer und das DVD Sourround-System (am Superfriday erstanden wir bei Walmart gleich mal eine Handvoll DVDs fuer 2 Dollar das Stueck). Wenn jetzt John Wayne ueber die „Leinwand“ reitet oder Bratt Pitt mit einer schoenen Frau tanzt, ist man nicht nur dabei, sondern mittendrin und das locker im Sessel sitzend und ohne eine Genickstarre zu bekommen ... Und ich stelle fest, sie sind auch zum darin sitzen und Laptoppen oder lesen optimal ... allerdings meint Helmut, sie sind fast zu bequem, denn wenn er darin vor dem Kamin sitzt und ins Feuer schaut, schlaeft er glatt ein – ob das nur am Sessel liegt sei dahin gestellt ... Amputiert ... ... ich las kuerzlich mal einen Artikel ueber jemanden der einen Selbstversuch gestartet hatte. Es ging darum, es eine ganze Woche ohne Internet ‚auszuhalten’ und wie es dem Autor damit ergangen ist. Und ich gebe zu, einige seiner Gefuehlsschwankungen, die mit dem Verzicht einhergingen, kann ich durchaus nachvollziehen. Schon nach IKE haben wir ja auch die Erfahrung gemacht, was es bedeutet ein paar Tage offline zu sein. Doch irgendwie war dass ja ‚hoehere Gewalt’ und daher leicht zu ertragen. Ganz abgesehen davon, dass die ganze Situation aufregend erschien, es eh keinen Strom gab und soviel Neues passierte, dass die Tatsache des fehlenden Internets nur zweitranging war. Doch wenn das Netz ausfaellt, nur auf Grund der Unfaehigkeit der Betreibergesellschaft (Suddenlink hebt sich da nicht aus der Masse der ‚es-nicht-in-Griff-kriegen’ heraus), ist es schlicht aergerlich ... oder? Dieser Tage hatte besagte Firma einen Teil ihrer Leitungen erneuert oder frisch vergraben oder etwas aehnliches, was zwangslaeufig zu Ausfaellen fuehrte. Obwohl, manchmal braucht nur das Wetter schlecht sein und es funktioniert nicht. Ich gebe ja zu, dass es teilweise auch daran liegt, dass wir – natuerlich mit seiner Kenntnis und Erlaubnis – immer noch Royce WLAN Station benutzen ... Nichtsdestotrotz, stellte ich mal wieder fest, wie sehr ich doch schon von meinem Computer bzw. dem Zugang zum Web ‚abhaengig’ bin. Ich meine, ich surfe nicht den ganzen Tag im Internet oder spiele Online-Spiele oder etwas derartiges, nein. Aber es passiert durchaus, dass ich nur mal schnell sehen will, wie das Wetter wird und dann eine Stunde alle moeglichen (und unmoeglichen) Artikel lese, ueber die ich so stolpere (90% davon fuer mich persoenlich voellig unwichtig, da sie null Einfluss auf mein Leben haben). Und alleine die Tatsache, dass ich nicht mal schnell Daten abrufen kann, wenn ich will, ruft in mir ein ungutes Gefuehl von ‚abgeschnitten sein’ hervor und brachte mich zu der Ueberlegung, vielleicht auch mal eine Weile ‚Internet-abstinent’ zu leben. Die Sache mit dem Fernsehen, also dass wir nur zwei Programme haben, die meistens nichts besonderes zeigen und daher von uns auch nicht angeschaut werden, ist schon Normalitaet. Ich finde es im Gegenteil richtig gut, dass diese Option gar nicht zur Debatte steht. Wenn wir wirklich mal nen guten Film anschauen wollen, dann bemuehen wir unser Home Cinema (was allerdings nicht oft der Fall ist, da wir gar nicht soviel Zeit haben) und das Ganze wird dann zu einem richtigen Event, einem besonderen Erlebnis. So sollte es sein, oder? Waere es also eine Option, das WWW nur noch sporadisch zu benutzen? Es nicht mehr als etwas Selbstverstaendliches hinnehmen? Ein Event aus einem Internetbesuch machen und wirklich nur noch gezielte Infos anschauen. Nicht mehr taeglich eine Dosis ... Allerdings ist da noch die Sache mit den Mails, die ich dann theoretisch auch nicht taeglich abrufen sollte, die mir persoenlich aber wichtig sind (andererseits, frueher musste man dann eben auch mal ein paar Wochen auf einen Brief warten um zu erfahren, wie es jemandem geht). Letztlich schliesse ich diese Ueberlegungen fuer mich folgendermassen ab: Ganz auf meinen geliebten Labtop moechte ich nicht verzichten, da ich diesen ja hauptsaechlich fuer meine Schreibarbeiten benutze. Warum nicht die moderne Technik in Anspruch nehmen, wenn sie mir die Arbeit erleichtert (wenn ich ueberlegen ich haette all die vielen Seiten Update mit der Hand schreiben sollen ... huh). Und ich werde auch zukuenftig taeglich in mein Postfach schauen, was der virtuelle Postbote gebracht hat. Aber ich will gezielter umgehen mit dem, was ich im Internet lese bzw. nicht lese. Warum Zeit mit Dingen verbringen, die nichts mit mir und meinem Leben zu tun haben, ja nicht einmal interessant sind. Nicht mehr wahllos rumklicken und mal hier und mal da schauen ... Einfach erst ueberlegen, dann konsumieren! 10 Jahre oder 3650 Tage oder 87600 Stunden oder 5256000 Minuten oder 315360000 Sekunden! Okay, es mag sein es waren ein oder zwei mehr oder weniger Sekunden (und da der 13.12. jetzt schon eine Weile her ist, noch ein paar zusaetzlich Stunden), aber das zaehlt dann wohl nicht mehr. Wichtig ist die Zahl fuer mich dennoch, denn es ist die Anzahl der Sekunden, die ich nun schon ‚trocken’ bin. Ein runder Geburtstag von 10 Jahren! AA sagt: Take ist one day at the time. One at a time, so fing es an. Nicht das ich ein Verlangen nach Alkohol oder Zigaretten (die letzte ist jetzt immerhin auch schon 4 ½ Jahre her) haette, nein. Aber es gibt Momente, da hilft mir dieser Spruch trotzdem und auch die Erinnerung daran, wie er mir geholfen hat. Passend dazu etwas, dass mir meine Freunde Astrid und Gerhard kuerzlich schrieben: Laufe nicht,der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt. ... das Leben ist jetzt und hier und ich möchte keinen Moment verpassen. Ich lebe bewusster als je zuvor und genieße die Augenblicke auf ungeahnte Weise. Wir wissen nicht wie lange unsere Lebensuhr läuft, wie lange unser Leben dauert. Deshalb ist das verschieben eine fragliche Sache. Was wir in die Zukunft verlagern, kann verloren gehen. Liebe und Güte, die uns für morgen in Aussicht gestellt werden, kann uns heute nicht wärmen. Und Wolfgang, der Freundeskreisleiter der Gruppe in Leinfelden brachte es auf den Punkt: Mit jedem neu gewonnenen Jahr meiner Trockenheit stelle ich tiefzufrieden fest, wie die Ereignisse des Lebens im Laufe eines Jahres mich berühren ohne mich umzuwerfen oder von mir entführen. ... na dann, fuer mich auf die naechsten 10!! Music was my first love ... ... und vielleicht wird es auch meine letzte sein, wer weiss. Gleichwohl ich glaube, Buecher laufen ihr ab und zu schon ein wenig den Rang ab ... Wie auch immer ... C1 birgt „Tonnen von Muell“, allerlei Geruempel das es zu entsorgen gilt, alte Moebel, die entweder dank Helmuts Schreinerkunst wieder verwertbar sind oder warm geben ... und den einen oder anderen Gegenstand, den man schon fast (fast) als wertvollen Fundstueck bezeichnen kann. Dazu gehoeren nicht nur die Ausstechformen, die ich an anderer Stelle schon erwaehnte, nein auch das Piano. Es steht in einer Ecke, verstaubt, vernachlaessigt, kaputt und ziemlich traurig. Es schaut so traurig aus, das wir beschlossen haben es zu adoptieren. So sind wir, haben immer so ein bisschen Mitleid mit den Vernachlaessigten. Und so wir besagtes Piano, wenn es dann ‚abgestaubt’ ist, demnaechst ein Haus weiterziehen. ... und wenn es dann repariert ist, werde ich doch noch anfangen, ein Instrument zu lernen ... Die Schatzinsel ... ... ist nicht dabei, aber Tom Sawyer. Ausserdem ein Querschnitt angefangen mit ‚The Bible’ ueber Geschichtsbucher, Kommunikationswesen, AA-Literatur bis hin zu simplen Krimis. Ja, wir reden wir von Buechern, die sich bei uns stapeln. Auch eine Beute aus C1. Und hier moechte ich klarstellen, dass nicht ich sie angeschleppt habe ... und ich weiss auch nicht, wo mein Mann diese ‚Leidenschaft’ fuer das gedruckte Wort her hat ;-) Als wir die grosse Aufraeumaktion in dem Haus hatten, stellten wir fest, dass dort eine richtige Leseratte gewohnt haben musste. Wir wussten das die Besitzerin Buecher mag, aber die Anzahl ueberraschte dann doch. Allerdings habe wir im ersten ‚alles wird entsorgt Schwung’ eine ganze Menge eben dieser Buecher weggeworfen. Und das ich! Dies kann nur bedeuten, das der Zustand wirklich schlimm war –hauptsaechlich was den Dreck darauf anging. Auch haftete ihnen der abgestandene Geruch dieses Hauses an und ich gebe zu, dass der mich anfangs sehr abgeschreckt hat. Ich gebe aber auch zu, dass ich es inzwischen fast bereue, all diese ‚Schaetze’ ins Altpapier getan zu haben und bin froh, dass mein Mann ein paar ‚gerettet’ hat ... Dunkel war’s der Mond schien helle .... ... wenn man ihn dann zu sehen bekommmt. Das dies schwierig ist, liegt nicht nur daran, dass das Wetter einfach schlecht ist und wolkig, nein, auch an der schon erwaehnten ueppigen Weihnachtsbeleuchtung der Haeuser. Und natuerlich das Gefaengnis bzw. drumherum, dass die die Nacht mit seinem orangenen Licht erhellt und von unserem Haus aus gut sichtbar ist. All dies Licht ist nicht immer von Nachteil. Vor ein paar war ich aus verschiedenen Gruenden ein wenig spaet mit dem abendlichen Spaziergang dran. Ich bin erst gegen 5.30 losgelaufen. Die uebliche Strecke – zum See und zurueck – dauert ca. eine halbe Stunde. Ich bin kein Wintermensch und neige dazu, die Tatsache das es ihn gibt und er mit gewissen Eigenschaften daher kommt einfach zu ignorieren. Also spazierte ich froehlich drauf los, merkte aber schon ziemlich bald, dass die Lichtverhaeltnisse anders sind als sonst ... es wurde naemlich dunkel. Nicht das ich sehr aengstlich bin, aber allein (okay, mit Hunden) im Dunkeln spazieren gehen gehoert nicht zu den Dingen, die ich bevorzugt tue – jedefalls in dieser Gegend. Wie erwaehnt gab es unterwegs ein paar beleuchtete Haeuser ... Es ist natuerlich nichts passiert und die Hunde und ich sind wohlbehalten Zuhause angekommen und da fiel mir dann auch ein, dass ich mir genau den kuerzesten Tag des Jahres fuer einen spaeten Spaziergang ausgesucht hatte ... Ganz abgesehen von den Weihnachtsbeleuchtungen (nein, wir haben bzw. hatten keine an unserem Haus), gibt es nun noch eine Lichtquelle, die den freien Blick auf Mond und Sterne verhindert – gleich gegenueber von unserem Haus wurde kuerzlich eine Strassenlampe montiert. Sehr hell und am Anfang fand ich diese sehr stoerend. Ich liebe es auf dem Balkon zu stehen und eben die Sterne zu betrachten, was nun nur noch eingeschraenkt moeglich ist. Nach ein paar Tagen ‚grummeln’ habe ich aber inzwischen durchaus den praktischen Wert eben dieser Laterne erkannt. Sie ist z.B. ganz praktisch, wenn man den passenden Schluessel zum Haustuer aufschliessen sucht. Da ich entweder im Dunkeln gehe oder nach Hause komme (je nach Schicht), habe ich das mindestens einmal pro Tag. Auch denke ich, dass sie eventuell sich rumtreibende „Dunkle Gestalten“ abhaelt – die naemlich moegen Licht bekanntlicherweise nicht sonderlich gerne ... Verwechslung ... Es geschah an einem Mittwoch ... Ich komme nichtsahnend zu Arbeit und meine Kollegin Robin spricht mich an (was jetzt nicht sooo ungewoehnlich ist, zum Glueck). Jedenfalls deutet sie auf mein Namenschild (auf dem Wiebke B. steht – aus juristisch-ethischen Gruenden duerfen die Nachnamen nicht ausgeschrieben sein) und fragt wofuer das B steht. Ich erklaere ihr das mein Nachname mit einem B anfaengt, genau genommen ein Doppelname ist, aber vom Computer so nicht generiert werden kann. Warum? frage ich. Sie schaut mich an: Hast Du noch einen anderen Namen? Ich: Nicht das ich wuesste, wieso? Und dann kommt es: Heiratest Du demnaechst? Ich: hae? Ich BIN verheiratet! Wie sie denn auf so etwas kaeme! Robin darauf hin: Es steht in der Zeitung! Ich gehe davon aus, dass der Blick den ich ihr zugeworfen habe so verstaendnislos war, dass sie sich genoetigt sah mich nun vollends aufzuklaeren. Sie bat mich mit in unseren Aufenthaltsraum zu kommen, wo jeder von uns ein Fach hat. Sie holte aus ihrem eine Zeitung und schlug die Seite mit „Marriage License“ auf (ich denke, dass ist so aehnlich wie ‚Aufgebot bestellt’ oder so) ... und da springt er mich an, mein Name – allerdings nur der Vorname. Doch ich verstehe. Der Name ‚Wiebke’ ist selbst in Deutschland nicht so gelaeufig – und in Livingston Texas schon gar nicht! Dennoch, hier steht, dass eine Wiebke Soundso (aus Datentechnischen Gruenden will ich hier keinen Nachnamen nennen), 34, wohnhaft in Hamburg, einen Larry Soundso, 35, wohnhaft in Livingston, heiraten wird. Hm. Ich versichere meiner Kollegin Robin (und allen anderen die mich an diesem Tag noch darauf ansprechen), dass ich nicht (!) diese Wiebke bin, schon verheiratet, einen anderen Nachnamen habe und ueberhaupt sei es ja nett gemeint und ich betrachte es durchaus als Kompliment, aber ich bin auch keine 34 mehr. Dennoch ist natuerlich meine Neugier geweckt und ich denke mir ich muss doch mal rausfinden, wer das ist. Zuhause erzaehle ich Helmut davon und er erinnert sich an ein Gespraech dass wir kuerzlich mit einer Bekannten fuehrten, die in eben der Abteilung im „Rathaus“ arbeitet, die fuer Heiratslizenzen zustaendig ist. Sie erzaehlte uns, dass erst gerade wieder eine Deutsche eine solche Lizenz beantragt haette. Dies seien oft Frauen, die die hier einsitzenden Todeskandidaten heiraten, so zum einen die amerikanische Staatsbuergerschaft bekaemen, zum anderen wuerden viele auf eben diese Herren eine Lebensversicherung abschliessen, die sie dann im Fall der Hinrichtung kassieren. Das ist wirklich wahr und wirklich legal!! Eine kurze Internetrecherche bestaetigte uns dann genau diesen „Verdacht“. Wir fanden Larrys Homepage (was nicht ungewoehnlich ist, da die Todesstrafe ja sehr umstritten diskutiert wird) und hier auch den Namen der Dame die fuer diese Verwirrung gesorgt hatte. Nun, einige der Kollegen konnte ich wohl ueberzeugen, aber wieviele haben mich nicht direkt gefragt und einfach ihre Schluesse gezogen? Und wieviele Kunden, die meinen Namen auf dem Namensschild lesen, halten mich fuer eben jene Wiebke .... Mein Trost: in einer schnelllebigen Zeit wie der heutigen, ist auch so etwas schnell vergessen!! Alles kommt wieder! ... dies gilt zumindest fuer Mode und Trends. Im Moment sind gerade die 80er dran. Sind die wirklich schon so lange her, dass man eine neue Generation damit begeistern kann oder die, die es erlebt haben, so alt, dass sie schon ein Revival brauchen – so von wegen Midlife crisis und so ... Ich weiss es nicht, aber ich hatte da in letzter Zeit schon ein paar Deja vu – Erlebnisse. Manchmal kommt es mir auch so vor als ob mein Erinnerungen mehr werden oder anders gesagt, ich erinnere mich an mehr Details aus meinen Teenagertagen. Man sagt ja, mit zunehmendem Alter wird das Langzeitgedaechtnis besser und so. Ich allerdings bin eher der Meinung, dass ich nun in einem mental-psychisch eher ausgeglichenem Stadium bin, in dem ich all diese Erinnerungen „tragen bzw. ertragen“ kann. Denn es sind nicht nur gute und manch eine erfordert doch noch ein bisschen Be- und Verarbeitung. Aber ich finde es gut ... Woran auch immer es liegt – ob am Trend oder aber an meiner subjektiven Sichtweise (weil es eben ein Stueck weit ‚meine Zeit’ war), ich stelle immer oefter fest, dass doch einige der beliebteren Radiosender Musik aus eben jenen Jahren spielen. Sogar die Kaufhausmusik (jedenfalls bei Lowes) spart nicht mit Anleihen daraus. Und wenn ich mich in Bekleidungslaeden umschaue und die Jeans sehe, hat der groesste Teil inzwischen definitiv von Hippie-weiteHosenaufschlaege zu entweder 80er-Jahre Bootcut oder Roehrenjeans gewechselt. Ah, ich liebe diese Art Hosen und musste mir davon gleich mal eine zulegen. Als nun auch noch mein junger (21 Jahre) Kollege aus der Pause kam und mir einen ‚Zauberwuerfel’ unter die Nase haelt mit der Frage: hast du ein paar Tipps, wie man es schafft alle Seiten in einheitlicher Farbe hinzukriegen? – war der letzte Zweifel verflogen: die 80er sind lebendig – und das nicht nur in meiner ganz persoenlichen Erinnerung .... Ordnung ist das halbe Leben – und die ganze Arbeit ... Schotte zu seiner Frau: Was wünschst du dir zum Geburtstag? Ach, ich weiß noch nicht so recht! Na gut, dann schenke ich dir noch ein Jahr zum Überlegen! ... das ist ein Witz! Oder doch nicht? Wie in jedem Witz steckt auch in diesem ein Koernchen Wahrheit bzw. Weisheit. Mir geht es manchmal auch so, wenn mich jemand fragt : was moechtest Du? Und ich soll mich dann ganz schnell entscheiden. Ich moechte mir dann etwas „Sinnvolles“ wuenschen; entweder etwas von dem ich lange profitiere oder etwas das ich schon immer habe wollte, aber bisher zu geizig war es mir selbst zu schenken. Oder vielleicht doch lieber etwas billiges, damit der andere nicht soviel Geld investieren muss? Ich soll mich schnell entscheiden, vielleicht fuer etwas, dass einen Teil meines Lebens beeinflusst ... Und wie oft treffen wir dann eine Entscheidung, die wir so gar nicht wollten. Ich mag Spontanitaet. Sehr sogar. Aber es gibt Situationen, da haette ich auch gerne noch noch Jahr zum Ueberlegen. Abwaegen, was wohl gut und richtig waere. Doch dann denke ich wieder: woher soll ich wissen, dass die Entscheidung, die ich dann – nach reiflicher Ueberlegung gefaellt habe – die Richtige ist ... Ich weiss es eben nicht. Fuer eines hatten wir uns ‚Bedenkzeit’ erbeten und das war das Angebot meiner Eltern uns ein Moebelstueck zu schenken. Das schoene an einem Haus wie dem unserem – also noch nicht ganz fertig – ist ja, dass viel Platz zum Gestalten da ist. Und auch immer noch viel Platz fuer Moebel. Wir leben ja hauptsaechlich mit Erbstuecken hier, die aber einen wunderbaren Dienst tun. Die Tatsache, dass einfach auch noch nicht alles verplant und zuende gedacht ist, machte die Entscheidung schwierig. Wie es uns so eigen ist, haben wir uns dann nach reiflicher Ueberlegung – und aus einer gewissen Notwendigkeit heraus – entschlossen, dass ich einen neuen Schreibtisch bekomme. Helmut hat ja schon (fast von Anbeginn) sein ‚Monster’ (ein Erbstueck von Lews Bruder) und genau so, sieht es darauf manchmal auch aus ... aber da ist eine andere Geschichte ;-) Jedenfalls gingen wir nun nicht her und kauften flux irgendeinen Schreibtisch fuer mich. Nein, erstmal hiess es recherchieren. Was will ich, wohin soll er, was passt an der Stelle usw. Es hat sich gelohnt, das Ueberlegen. Seit ca. zwei Wochen habe ich nun einen super Schreibtisch mit Metallgestell und Schreibflaechen aus Glas. Natuerlich hatte Helmut wieder mal die Sendung erwischt in der Teile fehlten – so hat er dann, natuerlich nur zur Uebung, eine freundliche Mail versandt und um diese Stuecke gebeten. Er hat sowas ziemlich gut drauf und so wueden diese auch relativ prompt geliefert ... Aber, wenn mal der Wurm drin ist und so ... war natuerlich dies der Schreibtisch, an dem ein paar wenige Loecher nicht an der richtigen Stelle gebohrt waren und Helmut McGyver musste mal wieder sein Koennen unter Beweis stellen. Ich weiss nicht woran es liegt, dass immer er diese Herausforderungen bekommt – ich glaube manchmal, dass er das mit Absicht macht ... Wie auch immer, er ist jetzt zusammen gebaut, der Schreibtisch und fascht wia absichtlich, passt er hervorragend an seinem neuen Platz ... Gut! Allerdings hat der noch einen kleinen Haken oder eher Nachteil: das Buero (unser Loft / Galerie) ist gleich neben dem Schlafzimmer. Soweit nicht weiter schlimm, aber da dieses noch keine Tueren hat und ich Helmut, wenn er nach eine 12 Stunden Schicht ne Runde schlafen will nicht wecken moechte, ziehe ich dann – nein, nicht mit dem Schreibtisch, aber mit dem Labtop ins Erdgeschoss oder bei guter Witterung auf den Backporch und klappere auf der Tastatur herum! Die Presse ... ... hat uns nun doch entdeckt – oder wir sie? Schuld ist eigentlich die Heidi. Naja, ich will es nicht Schuld nennen, denn das ist so ein negatives Wort. Sagen wir mal sie war der Ausloeser. Eines Tages beauftragte sie ihren Enkel Michael uns doch mal einen Link der Nuertinger Zeitung zu schicken. Diese brachte in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Weihnachtssonderausgabe raus, die kurze Geschichten und Gruesse von Leuten aus aller Welt enthaelt. Alles Menschen, die aus der Gegend in und um Nuertingen kommen ... Wir haben uns solch eine Gelegenheit natuerlich nicht entgehen lassen und sollte sich jemand dafuer interessieren, hier lang: http://www.ntz.de/magazin/XMAS_2008/ Nochmal Presse ... Jetzt muss ich doch noch mal auf Weihnachten zu sprechen kommen. Unsere Nachbarn Carilyn und Royce haben uns ein Abo fuer eine Zeitschrift geschenkt. Sie heiss ‚Birds and Blooms’ und handelt – man lese und staune – von Voegeln und Blumen (okay, auch Schmetterlinge und andere Pflanzen). Nicht dass ich jetzt auf dem Backporch mit dem Fernglas in der Hand sitze – bin ja noch kein Rentner – aber ich finde es schon interssant, was es hier so alles fuer Voegel und Schmetterlinge und so gibt. Und fuer lau, lese ich auch eine solche Zeitschrift. Eines truebte die ganze Sache allerdings. Als wir die erste Ausgabe bekamen, fiel mir das noch nicht so auf. Aber dann – dies bringt es mit sich, ist der Name nebst Adresse erst einmal in irgendeiner Datei gelandet – bekommt man alle moeglichen und unmoeglichen Prospekte zugesandt. Jede Organisation, die im Weitesten Sinne mit Natur zu tun hat, schickt uns jetzt ‚Bettelbriefe’. Wir sind da recht immun (gegen das Spendenbeduerfnis), dennoch nehmen wir prinzipiell gerne die mitgeschickten Adressaufkleber an. Doch wenn auf denen Namen wir Helmet und Weipka stehen, verdirbt es den Spassdoch erheblich. Irgendwie haben die es hier mit meinem Namen nicht so drauf (eine schoene Version ist auch Vibka) ... Nun, ich habe denen ein freundliche Email geschickt und hoffe nun darauf, dass unsere Namen korrigiert werden – und wir Aufkleber mit der richtigen Adresse bekommen! Schaffe, schaffe .... Arbeiten tun wir auch. Der Helmut - wie bekannt - als Kerkermeister (diesen Ausdruck praegte sein Freund Mado). Ich bin mir ziemlich sicher, eines Tages wird er sich aufraffen und all die manchmal bitter ernsten aber auch skurillen und amuesanten Gegebenheiten, die seine Arbeit so mit sich bringt zu Papier bzw. auf den Bildschirm zu bringen. Bis dahin, liebe Leser, Geduld! Der Staat hat hier das gleiche Problem wie die meisten serioesen Arbeitgeber in dieser Gegend, naemlich das Finden und Behalten von Arbeitskraeften. Denn trotz wirklich guter ‚Benefit’ (also Versicherung, Urlaub- und Krankheitstage etc.) koennen auch sie die Arbeitsmoral der Menschen aus Polk County nicht. Was ich hoere, ist es hier wirklich besonders schlecht darum bestellt. Ich meine ich will es nicht verallgemeinern, da ich einige sehr fleissige Kollegen habe (Helmut auch), aber der Trend ist eben nicht so ... Diese Tatsache bringt es mit sich, dass nicht nur bei Lowes, sondern auch im Knast chronische Unterbesetzung herrscht. Bei mir ist dass nicht ganz so einfach, denn Ueberstunden muessen extra genehmigt werden, aber bei Helmut sind diese fast schon Pflicht. Bisher hat er sich erfolgreich darum gedrueckt (ausser einmal, am 23., da hat er sich ‚breit klopfen lassen’ eine Extraschicht einzulegen). Ich gebe zu, ich bin nicht traurig, dass ich im Moment nicht mehr so viele Stunden arbeiten muss. Ich hatte ja einige 50 und mehr Stunden Wochen und das war doch ein bisschen viel auf Dauer. Allerdings muss ich zugeben, dass die Arbeit, die ich in 40 Stunden schaffen muss, dafuer definitiv zu viel ist und somit das Ganze in ziemlich Stress ausarten laesst. Auch sind wir im Gartencenter mitten im „Fruehjahrsputz“ und umraeumen ... und das mit manchmal mehr weniger als mehr motivierten Mitarbeitern. Allerdings muss ich zugeben, dass ich meine Teamleader inzwischen schon ganz gut gezogen habe ... Und ich bin froh, dass ich meine zwei Suessen habe, die mir einen Ausgleich verschaffen. Bewegung und Spiel und Liebe und Streicheleinheiten – so ein Hund ist eben doch des Menschen bester Freund! Andere Laender, andere Regeln ... .... was aber nicht anders ist, ist das man auch hier zu dieser Jahreszeit eine Erkaeltung bekommen kann. Mich erwischte es an Heilig Abend und es hielt bis heute (4.1.) an. Nun, einen auf krank machen ist hier sowieso nicht (wenn man nicht bei der Arbeit ist, gibt’s auch keine Knete) und zudem ist es bei Lowes die Regel, dass ich, wenn ich am Tag vor oder nach dem (bezahltem) Feiertag nicht bei der Arbeit bin (ausser es sollte mein regulaerer freier Tag sein), bekomme ich kein Holiday pay; heisst, ich verliere 8 Stunden Geld ... Diese Ueberlegung und die, dass ich als Department Manager ja mit gutem Beispiel voran gehen sollte, brachte mich dann dazu – was ich nur in absolut aeussersten Notfaellen zu tun pflege – an unsere Medizinschrank zu gehen. Ich hatte noch so wage in Erinnerung, dass wir eine Flasche mit Erkaeltungssaft darin stehen haben. Leider stellte ich fest, dass diese dann nur noch eine halbe Dosis enthielt und mir fiel ein, dass Helmut kuerzlich auch einen Anflug von Erkaeltung hatte, gerade als er Schicht hatte und so .... Nun, so musste es jetzt eben die halbe Portion tun .... Leider hat mich dann die Medizin – da ich es absolut nicht gewohnt bin irgendwas zu nehmen (noch nicht mal Aspirin) – noch kranker gemacht, denn zu der Schnupfennase, Husten und Kopfschmerzen kam nun auch noch Uebelkeit dazu. Ich habe es ganz gut durchgehalten, besser als manch ein Kollege (die Erkaeltungswelle grasiert gerade). Die Tatsache, dass das mit dem ‚Krankmelden’ hier nicht ganz so einfach ist, brachte mich dann auch zu der Ueberlegung, warum es hier soviel diese ‚over the counter’ Medikamente (Also Medikamente, die nicht verschreibungspflichtig sind – und manch eines davon ist glaub’ ich in Deutschland nicht mal erlaubt). Viele koennen es sich schlicht nicht leisten, krank zu sein und bei der Arbeit zu fehlen. Das ist ja auch ein Bereich, der durchaus verstaendlich ist. Allerdings ist die Selbstmedikation hier sehr verbreitet und birgt – leider - natuerlich auch wie fast alles andere die Gefahr des Missbrauchs ... (der auch sehr verbreitet ist). Silvester ... Das Update neigt sich dem Ende entgegen und so tat es auch das Jahr 2008. Wir hatten beide Silvesterabend frei und haben so ein leckeres Essen gegoennt (Schrimps mit verschiedenen Saucen und Knoblauchbrot, hm) und einen spannenden Film. Um Mitternacht sind wir auf den Balkon um ein wenig zu schauen, allerdings hielt sich das Feuerwerk in Grenzen (was Bonny glaub’ ganz gut fand, denn sie mag es nicht). Meiner Meinung nach lag das aber weniger daran, dass die Leute gespart haben, sondern daran, dass schlicht nicht so viele Zuhause waren. Und die Knallerei geht hier ja auch schon an Weihnachten los und bis weit in die erste Januarwoche hinein. Helmut hatte unter den Schaetzen aus C1 einen (!) Mini-Knaller gefunden und diesen dann auch angezuendet. Richtig funktioniert hat er nicht mehr (wir vermuteten sogar erst einen Blindgaenger – es knallte dann aber doch). Well, so hatten wir dann zumindest den typischen ‚Brandgeruch’ ... Kurz nach Mitternacht bin ich ins Bett, da ich am Neujahrmorgen wieder gearbeit habe – und ich war bestimmt eine der wenigen, die keinen Kater hatte (und das war soooo gut). Na dann kann 2009 ja kommen ... und der Kreis schliesst sich ... Ein Neues Jahr heißt neue Hoffnung, neues Licht, neue Gedanken, neue Träume und neue Wege zum Ziel. 27.11.2008 Nun ist es passiert! Er hat ein Buch geschrieben mit immerhin 245 Seiten ... okay, ich glaube ganz ehrlich nicht wirklich daran, dass er es selber geschrieben hat (wenn man den Textumfang auf der entsprechenden Internetseite anschaut). Aber dennoch bin ich davon ueberzeugt, dass es ein Erfolg wird und irgendjemand einen Haufen Geld damit verdient (wahrscheinlich RTL, die sicher auch schon die Filmrechte gekauft haben). Von wem ich rede? Na, Konny Reimann natuerlich, der Vorzeigeauswanderer schlechthin!! Nun, ein Buch habe ich noch nicht geschrieben und das wird wohl auch so schnell nix werden. Vielleicht haette ich das Talent (zumindest wenn mich ab und an mal die Muse kuesst) und sicher habe ich auch durchaus etwas zu erzaehlen, doch mangelt es mir derzeit an Zeit und ueberhaupt einem guten Werbepartner. Aber ich lasse mich nicht entmutigen und werde weiterhin meinen Kisimba Newletter veroeffentlich ... immerhin ein Anfang, oder? Also, was gibt es Neues im Staate Texas, von dem Konny – und der Rest der Welt – noch nicht weiss? Eine ganze Menge. Die Tage fliegen nur so dahin und ich frage mich schon mal ernsthaft, wo das Jahr 2008 geblieben ist. Wenn ich dann ueber so Saetze wie: Monday, November 17th, the 322nd day of 2008, the 56nd day of fall, 10 days prior to Thanksgiving, with 44 days left in the year!... stolpere, wird mir erst richtig bewusst, dass 2008 so gut wie vorbei ist. All die Geschaeftigkeit fuehrte auch dazu, dass es mit diesem Update so lange gedauert hat. I appologize. Daher sind zwangslaeufig auch ein paar der „Geschichten“ schon richtig alt und der eine oder andere mag sie schoen gehoert haben oder hat sie in den Mails gelesen, die ich so rund um den Globus an Freunde verschickt habe und in denen die entsprechenden Informationen enthalten sind. Aber was soll’s ... Warum nun ist es hier so geschaeftig. Eine Sache ist ganz sicher, der Kauf von C1! Ich erwaehnte in irgendeiner Ausgabe der Texas News mal, dass schraeg gegenueber ein Haus steht, dass fuer einige Zeit doch sehr zweifelhafte Bewohner hatte. Wir haben spaeter erfahren, dass die Besitzerin Zimmer Tage- bzw. Wochenweise vermietet hat, da kann man sich vorstellen was fuer Publikum das war. Nun, sie selber ist irgendwann ausgezogen, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat (ich sehe es nicht, dann existiert es nicht), wobei man sagen muss, dass sie selber Alkoholikerin ist und ich weiss nicht was sonst noch fuer Drogen nimmt .... Well, zwischenzeitlich sind alle anderen Bewohner verhaftet worden und sitzen im Knast (nein, nicht bei Helmut) und das Haus stand ne Weile leer. Trish – die Besitzerin -, die wir ja kennen (sie ist die Nichte von unserem Freund Lew) hat sich vor einiger Zeit dann entschlossen zu verkaufen. Sie kann weder Raten noch Rechnungen bezahlen und ausserdem ist sie selber in irgendwelche Dinge verwickelt und muss sah sich mit der Tatsache konfrontiert, eine Weile auf Staatkosten Urlaub machen zu muessen. Wir haben uns eine ganze Weile mit dem Thema auseinander gesetzt (schliesslich fand das Alles direkt vor unserer Nase statt) und uns letztlich entschlossen das Haus nebst angrezendem Grundstueck zu kaufen– bevor es jemand anderes tut, der vielleicht noch „schlimmer“ ist ... Es bedurfte ein paar kraeftiger Klimmzuege es vernuenftig zu finanzieren, ohne das wir uns schaden oder Geld irgendwo rausnehmen muessen (wobei man hier die Preise nicht mit Haeusern in Deutschland vergleichen kann!). Aussserdem muss ziemlich viel renoviert werden – gleichwohl die erste Tat aufraeumen war (ich sag nur ‚Messie’ – aber da haben wir ja Uebung, ha ha). Wenn es dann beziehbar ist, wollen wir es vermieten. ... Mal sehen wie das dann Alles wird ... Irgendwie schaffen wir es immer – ganz egal was es ist – nicht zu kleckern, sondern es artet gleich in klotzen aus ... Aber das Leben waere doch sonst sowas von langweilig, oder? Und was hat das jetzt mit dem C1 auf sich? Nun, angefangen hat es mit dem Schluessel, den wir irgendwie kennzeichnen wollten, damit wir am Schluesselbund nicht immer lange suchen muessen um den richtigen zu finden (die sehen alle gleich aus und ihr kennt das ja, es ist immer der letzte den man probiert ...). Jedenfalls, dachten wir texanisch gross (think bigger = groessenwahnsinnig? :) und haben angefangen unsere „Laendereien“ durchzubustabieren bzw. zu nummerieren. Eigene Residenzen sind natuerlich A’s und werden von 1 - ... durch nummeriert; alles selbstgebaute gehoert zur B-Reihe und ‚fertig’ gekaufte Haueser sind Cs. Ergo ist unser gelbes Haeuschen in der Kathy Lane A1 und das neuerworbenen C1! Diese Markierung hat Helmi auf den Schluessel gestanzt – voila! Einzig die Geschichte mit der Dunkelheit und den richtigen Schluessel ohne Licht finden und so, das hat er noch nicht ganz zufriedenstellend geloest – aber wir arbeiten dran ... Wie erwaehnt, gabt es an C1 eine Menge zu raeumen, was inzwischen – halleluja - erledigt ist (so langsam wird auch der Geruch besser); wir haben viele Vanladungen zur Muelldeponie gebracht, die hier noch sehr zivile Preise hat (ich glaube es sind rund 10 Dollar per Vanladung, egal was drin ist)! Okay, wahrscheinlich nicht sehr umweltfreundlich, aber in so ein Situation hilfreich. Nachdem (fast) alles raus war, begann das grosse Rrenovieren. Eines der Baeder muss komplett erneuert werden (zum Glueck konnten wir einen guten Deal fuer Waschbecken und Unterschrank, Badewanne und Armaturen bei Lowes ergattern). Ein Teil des Fussbodes hat Helmut rausgerissen und er wird hier Laminat verlegen. Auch muessen mehrere Zimmer neu gestrichen werden ... und natuerlich muss ueberall geputzt und desinfiziert werden ... Mit anderen Worten, wir haben viel Geld fuer viel Arbeit ausgegeben! Ich habe ob meines derzeitigen Zeitmangels ein schlechtes Gewissen, denn ich mag ja Helmut mit der Renovierung des „neuen“ Hauses auch nicht ganz alleine lassen. So habe ich kuerzlich, neben diversen anderen Dingen, mal wieder den Malerpinsel geschwungen (okay, es war eine Malerrolle, aber das hoert sich nicht so gut an). Auch ist immer noch viel Putzarbeit zu tun, fuer Helmut den Hammer halten und hunderttausend andere Kleinigkeiten zu erledigen ... Doch natuerlich ist es Helmut, der die Hauptlast an Arbeit traegt. Er schreinert, klempnert und installiert, er reisst ab und baut auf und ein, er wurschtelt an allen Enden gleichzeitig und hat schon unheimlich viele Fortschritte gemacht. Und dass alles unter erschwerten Bedingungen (dazu mehr weiter unten) und neben seinem Dienst im Gefaengnis. Wohl kein Pappenstiel mit einer Frau, die sich gerade eher mit meiner „Karriere“, als mit Hausbau und Hausarbeit beschaeftigt. Allerdings muss auch erwaehnt sein, dass er es sich freiwillig so rausgesucht hat, also auch gerne tut! Wir wissen ja, alles hat seine Zeit! Und bevor alle ganz gestresst vom Lesen ueber die viele Arbeit werden, hier ein Stueck Urlaub, naemlich ... - ein Tag am Meer .... Urlaub beginnt dann, wenn der Fuß im Meer und das Herz im Himmel baumelt. (Ruth W. Lingenfelser) Man sollte immer wieder die kleinen Dinge geniessen und so habe ich im Oktober ein paar Tage Urlaub, um genau zu sein drei (+ zwei regulaer freie Tage, macht fuenf) genommen. Ihr wisst ja inzwischen alle aus meinen Berichten, dass hier das System ein bisschen anders ist als in Deutschland. Im Normalfall ist es so, dass ich, wenn ich nicht im Laden bin, auch kein Geld verdiene (und auch keine Urlaubszeit). Nun, nach ueber einem Jahr ‚Firmenzugehoerigkeit’ habe ich mir jetzt schon fast 40 Stunden bezahlten (!) Urlaub angesammelt (das wir in Einheiten per gearbeitete Stunde gerechnet – sehr kompliziert). Und nachdem ich mal wieder eine 10-Tage-amStueck-Spaetschicht-Runde hatte, war es auch dringend noetig! Helmuts Dienstplan ist ganz regelmaessig und so weiss er immer genau, an welchen Tage er arbeiten muss (und das gilt fuer mindestens 1 Jahr im Voraus). Es machte es dann einfacher fuer mich, meine freien Tage so zu legen, dass sie in seine freien Tage fallen – das gibt uns (eine nicht mehr so haeufig vorkommende) Gelegenheit, Zeit zusammen zu verbringen. So beschlossen wir trotz all der zu erledigenden Aufgaben – oder deswegen? an einem Donnerstagnachmittag, waehrend wir beim Lunch auf dem Backporch sassen, ganz spontan, dass wir ein bisschen Luftveraenderung brauchen. Einfach mal aus dem Alltagsrahmen raus und was anderes sehen, hoeren, riechen. So haben wir ein paar Sachen zusammengepackt, den Cooler gefuellt, uns und die Hundies in den Van geladen, vollgetankt und sind losgefahren. Ziel war unser Lieblingsplatz am Golf von Mexico. Diese Stelle Strand ist – zumindest unter der Woche – ein echter Geheimtipp. Zum einen liegt der Strand am offenen Meer ohne die hier ueblichen vorgelagerten Inseln (weil man hier auf der vorgelagerten Insel ist!), es gibt einen Parkplatz mit Toiletten und ‚Strandduschen’ und vor allem ist so gut wie nichts los. Wir vermuten die Unattraktivitaet fuer Amerikaner liegt daran, dass es hier keine wirkliche Moeglichkeit gibt Geld auszugeben, also keine Restaurants oder Geschaefte jeglicher Art – genau richtig fuer uns. Wir kennen die Gegend ganz gut, da wir schon ein paar mal hier waren und so stoerte es nicht, dass wir erst im Dunkeln das Ziel erreichten. Erfreut stellten wir erstens fest, dass man auf diesem Parkplatz ganz offiziell uebernachten darf (man darf nicht laengere Zeit ‚campen’, aber immerhin schlafen) und das ausser uns nur ein weiteres Fahrzeug dort stand. Ein Strandspaziergang bei Mondschein machte den Tag zu etwas ganz Besonderem. Geschlafen haben wir hinten im Van. Die zweite Sitzbank ist ja ausgebaut und wir haben einfach eine ‚Futonmatratze’ von nem ‚Erbsofa’ reingelegt. Aeusserst komfortabel und ausreichend fuer uns vier. Natuerlich waren die Hunde zunaechst ein wenig unruhig, aber sie haben sich dann doch schnell arrangiert. Ich bin am naechsten Morgen zum Sonnenaufgang aufgestanden und habe diesem mit den Hunden am Strand spazierend genossen. Helmut, der ja gerne ein bisschen laenger schlaeft, hat eben jenes vorgezogen. Bis auf ein paar wenige Angler, die, als es dann waermer wurde, wieder verschwanden, hatte ich den Strand fuer mich. Herrlich. Hier stehend und auf das Meer blickend, musste ich an Hemmingway denken, der sagte „Das Meer ist der letzte freie Ort der Welt!“ – wohl weil es so unendlich scheint. Gleichwohl, von dieser Stelle aus sieht man die vorgelagerten Bohrinseln und das truebt das Bild ein wenig, und ich bin mir da ob der Freiheit nicht so sicher und ob das heutzutage ganz allgemein wirklich noch stimmt. Aber fuer mich persoenlich trifft das zu. Darum „sehne“ ich mich wohl immer ein wenig danach. Fuer mich gibt es einfach nichts Schoeneres, als am Strand zu sitzen und und vor mir die unendliche Weite des Ozeans zu sehen! Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass Meer immer etwas von Urlaub und Urlaubsgefuehl hat. Weg vom Alltag und der damit einhergehenden Routine, weg von Verpflichtungen und Aufgaben. Den lieben langen Tag nur tun, wozu man Lust hat; die Dinge nicht so ernst nehmen. Vielleicht ist es aber das Unterwegssein, dass ich damit verbinde. Der „Zigeuner“ in mir, der sich immer mal wieder meldet, diese innere Unruhe und das Gefuehl, noch nicht angekommen zu sein, auf der Suche sein (nach was weiss ich allerdings nicht, vielleicht meiner Vorstellung – Illusion? - von ‚Vollkommenheit’ nachjagen?) ... oder ist es das Stueck von mir selber suchen, das ich noch nicht gefunden habe auf meiner Lebensreise? Nun, ich bin mir sicher, eines Tages finde ich es raus, finde die Antwort auf das „warum“ und bis dahin philosophiere ich einfach ab und zu mal darueber, geniesse all das was ich habe und traeume weiter vom Meer ... Diesen Vormittag verbrachten wir dann ja auch an eben jenem und in richtiger ‚Urlaubsstimmung’. Baden und am Strand spazieren gehen. Die Hunde haben es sichtlich genossen und in den Wellen getobt wie kleine Kinder. Auch Helmut und ich haben uns ‚treiben’ lassen. Einfach schoen. Nachdem es dann der Sonne genug war (so ein kleiner Sonnenbrand gehoert aber einfach dazu), beschlossen wir (mit ein wenig Wehmut) nach dem Lunch, dass wir wieder nach Hause fahren. Ich waere gerne noch geblieben und haette die Todo-Liste zuhause einfach ignoriert, doch Helmut hat da ein wenig mehr „Druck“ (oder ist es Disziplin?) gehabt und so sind wir dann gegen 2 Uhr mittags wieder Richtung Norden. Wir haben es uns dennoch nicht nehmen lassen, eine Strecke zu waehlen, die wir noch nicht kannten. Diese fuehrte uns ueber Brenham. Hier gibt es die in Texas bekannteste ‚Creamery’ – das heisst ‚Eisfabrik’ mit Namen Blue Bell. Diese ist so bekannt, dass es Besichtigungtouren und natuerlich einen Shop gibt. Genau der war unser Ziel, nicht etwas wegen der Souvenirs, sondern wegen des Eis! Wir schafften es dann auch gerade 10 Minuten vor Ladenschluss noch reinzugehen, goennten uns jeder satte vier Kugeln ;-) die wir genuesslich in der Sonne sitzend – und versuchend, dem Schmelzvorgang ein Schnippchen zu schlagen - verspeisten. Bonny und Clyde durften die Becherle auslecken und hatten so auch ihren Anteil. Dann ging es im Tiefflug Richtung Livingston und gegen 7.30 Uhr abends waren wir wieder zuhause. Trotzdem wir gerade mal ca. 27 Stunden unterwegs gewesen sind, kam es mir vor wie eine Woche Urlaub. Es tut einfach gut, ab und zu mal aus dem Rahmen springen und fuer uns ist sicher, es war nicht das letzte Mal. Es scheint, dass es den Geist und die Seele aus dem „Gefaengnis“ befreit, in das wir sie oft (unabsichtlich) sperren ... So aufgetankt, konnten wir am Samstag dann auch wieder dem uns einholenden ‚Geschaeft’ in der Kathy Lane nachgehen und so verbrachten wir eben jenen damit fleissig rumzuwerkeln. Ich habe erstmal das Haus wieder auf Vordermann gebracht. Nachdem ich ja einige Tage am Stueck gearbeitet hatte, war es doch ein wenig vernachlaessigt worden. Aber mit Hilfe von SWR1 (gelobt sei das Webradio) ging es ganz flott voran. Am Sonntag war dann Autowaschen und aussaugen angesagt und ich habe - ganz Sonntagsessensmaessig – erfolgreich (mit amerikanischen Mittel) Rindsrouladen gekocht. ... Abends sind wir dann – seit langem mal wieder – zu AA gegangen und - schwupps – waren meine 5 Tage Urlaub vorbei! ... und ich zurueck im Laden. Apropos IKE und Hurrikans und so. Die Saison ist ja nun vorbei und hier erwartet keiner mehr mehr als ein laues Lueftchen oder maximal ein Gewittersturm. Dennoch ist der ‚impact’ noch zu merken. Ike hat uns bei Lowe’s nicht nur ein paar (wenige) Schaeden gebracht, nein er bescherrt uns zur Zeit auch Verkaufszahlen, die – so heisst es - sogar „Rita“ uebersteigen. Die Kunden rennen uns sozusagen die Bude ein. Inzwischen haben wohl die Meisten ihre Schecks von den Versicherungen usw. bekommen und kaufen wie verrueckt – und das nicht nur Baumaterialien und Zaeune ... natuerlich sind wir ausserdem chronisch unterbesetzt und neue Leute finden ist schwer. Nun, ich kenne das ja zu genuege und bekomme es jetzt – sozusagen draussen – richtig zu spueren. Jeder der will und bereit ist, macht Ueberstunden. Nicht nur um die Kunden gluecklich zu machen, nein, auch die Regale voll kriegen und halten artet oft in schweisstreibende Taetigkeit aus. Doch, es macht auch riesig Spass (sonst wuerde ich mich auch nicht so reinknien)!! An dieser Stelle habe ich noch eine Buchempfehlung, sollte sich jemand dafuer interessieren, wie so ein Hurrikan entsteht und/ oder wie das frueher so mit dem Wetteramt in USA war: „Isaacs Sturm“ von Eric Larson handelt von dem Hurrikan, der 1900 die Stadt Galveston fast komplett zerstoerte ... Ich habe das Ganze als Hoerbuch konsumiert (es verkuerzte mir gefuehlsmaessig die Fahrtzeit zur Arbeit) und kann es wirklich jedem ans Herz legen. An dieser Stelle noch mal ein ganz grosses Danke an Gabi von Holiday Books, fuer ihre Flexibilitaet und den schnellen, spontanen Service, das Hoerbuch super kurzfristig zu unseren Freuden nach Pfungstadt zu senden, die es mir mit nach Texas gebracht haben ... Ja, sie sind wieder da, Annemarie und Lew. Natuerlich freuen wir uns sehr darueber, dass die zwei wieder im Lande sind. Sie wollten das Haus ja verkaufen (bzw. wollen es immer noch) aber der Markt ist gerade ziemlich schlecht und so haben sie beschlossen, koennten sie ebenso noch mal ein paar Monate darin wohnen. Und in Texas zu ueberwinter, finde ich nicht die schlechteste Idee ... Vielleicht wollten sie auch einfach nicht das traditionelle Familie-Walters-Thanksgiving-Essen verpassen, was wie immer am Samstag vor eben jenem bei Kitty und Paul statt fand. Auch wir waren wieder eingeladen und schafften es hinzugehen. Leider konnten wir nicht so sehr lange bleiben, da wir beide am Spaetnachmittag wieder zur Arbeit mussten, aber immerhin reichte es um mal wieder alle zu sehen und zu druecken und zu sprechen und um sich den Magen vollzuschlagen, so dass es uns anschliessend eher nach schlafen als arbeiten war! Das die Lew und Annemarie wieder da sind bedeutet fuer mich, dass ich den tollen Toyota Matrix, den ich fuer ein paar Monate fahren durfte, wieder abgegeben habe (fahre jetzt Ford und Helmi den Van, da er weniger Meilen zur Arbeit hat). Ausserdem ist natuerlich nix mehr mit Nebenjob und Extraverdienst – gleichwohl, ich im moment auch froh bin, eine der Zusatzaufgaben los zu sein ... ... denn genuegend andere standen schon in der Warteschleife. Nachdem naemlich mein Urlaub im Oktober vorbei war, habe ich am 22.10.08 einen Lowe’s Managerkurs (Deparment Manager) angefangen. „Wir koennen nicht leben, wenn wir die Sonne nicht suchen.“ - Dieses Zitat, das auffordet die Sonne zu suchen, ist natuerlich ganz im offensichtliche fuer eine Sonnenmenschen wie ich einer bin. Doch auch im uebertragenen Sinne mag ich das einfache Zitat, dass auffordert die Sonne zu suchen. Dies steht fuer mich als Symbol fuer ‚das Setzen von Zielen’ – und diese duerfen ruhig auch mal sky-high sein. In einem Vortrag eines Managertrainers an dem ich teilnehmen durfte, habe ich gehoert, dass wenn man seine Ziele immer schnell erreicht, man sie nicht hoch genug gesetzt hat ... und meine Erfahrung hat mich gelehrt, das stimmt. Ich erreiche immer das was ich mir erdenke (selbsterfuellende Prophezeihung), egal ob positiv oder negativ (ihr wisst ja auch um den Einfluss des Unterbewusstseins bzw. der Gedanken auf unser Leben). Mit anderen Worten, ich persoenlich habe ein paar Ziele, die ich erreichen moechte und an die ich glaube, wo aber auch „Bedenken“ sind, ob es wirklich so klappen wird. So setze ich mir auch immer ein paar kleinere Ziele um Frustration zu vermeiden; sind diese erreicht, stellt sich ein Erfolgserlebnisgefuehl ein und motiviert weiter zu machen. Allermeistens haben diese Vorhaben nichts mit der Arbeit zu tun, sondern sind eher privater Natur. Dennoch, hatte ich ein ‚Karriereziel’, dass dann schneller als erwartet in greifbare Naehe gerueckt ist. Angefangen hat damit, dass wir seit ich in der Abteilung bin, 3 oder vier verschiedene Manager hatten – die meiste Zeit allerdings gar keinen. Es stoert den Ablauf empfindlich und ich dachte mir, was andere koennen kann ich auch. Eine Herausforderung ist es allemal und so entschied ich mich dafuer, mich fuer das Lowes interne Entry Management Training Program zu bewerben. Bei dem entsprechenden Interview dafuer sagte ich gerade heraus, dass ich Department Manager in Outside Lawn & Garden werden will. Die oben erwaehnten diverse Kurse und meine Erfahrungen machten auch wett, dass ich in einer solchen Situation doch ab und zu noch ein wenig mit der Sprache kaempfe und nicht immer genau das rauskommt was ich eigentlich sagen will. Nun wie auch immer, ich fing das fuenfwoechige Training an. Es besteht darin, dass man einmal die Woche eine ‚Class’ hat, jede Woche eine Hausaufgabe (ein Projekt, das man im eigenen Laden/eigene Abteilung durchfuehrt und dann schriftlich niederlegt und einem Coach praesentieren muss), jede Woche ein Test und am Ende ein Abschlusstest. Ich stellte schnell fest, dass, nimmt man es ernst und wichtig, es durchaus anspruchsvoll ist und mit viel zusaetzlichen Aufgaben verbunden. Die meisten kennen mich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ich das nicht als Problem, sondern vielmehr als eine Herausforderung betrachte und so machte mir das ganze – trotz der Mehrarbeit- riesig Spass (vor allem weil ich viel gelernt habe). Wenn man diesen Lehrgang erfolgreich abschliesst, kann man Department Manager werden, was auf deutsch wohl Abteilungsleiter ist ... Wie erwaehnt gehoert zum Training, dass man einmal die Woche Live-Unterricht hat. Dieser fand in unserem Fall im Laden in Port Arthur statt, was ca. 100 Meilen sued-oestlich von Livingston am Golf gelegen ist. Die ersten zweimal bin ich mit Clyde – einem unserer Fahrer – gefahren, der entschied sich dann aber aus dem Programm auszusteigen, da er feststellte, das ist nicht, was er machen moechte. So schloss ich mich dann der zweiten Fahrgemeinschaft an, bestehend aus Robert (der stellte sein Auto, ein SUV mit 8 Sitzplaetzen, zur Verfuegung), Mitzi, Angie und eben mir. Es stellte sich als recht amuesant raus, so bekam ich doch ein paar mehr Geruechte als sonst mit und ausserdem lernt man sich auf so einer fast zweistuendigen Fahrt auch besser kennen. Konstruktiv war es allemal, denn wir haben uns natuerlich auch ueber das gelernte, unsere Projekt etc. unterhalten. Da diese ‚Classes’ Pflicht sind, machten wir uns also jeden Mittwoch auf gen Sueden. Abfahrt im Dunkeln um kurz nach 6 (gaehn). Dem Sonnenaufgang entgegen, vorbei an Waeldern und Feldern, durch unbewohnt scheinende Landschaft (manchmal unterbrochen von einem Briefkasten am Strassenrand), dann wieder diese typische amerikanischen Haeusern und Trailer, von den manche aussehen als koenne man sie nicht mehr bewohnen. Oft auch das klischeehafte Bild der ‚Junkyards’, das heisst um die Haueser herum liegt alle moeglicher Muell, inklusive Kinderspielzeug und alte verrostete Autos. Die Strassen meist schnurgeraden, scheinen wie mit einem Lineal gezogen – was wohl auch fuer die Planung zutrifft. Hier muessen die Strassenbauer nicht um jeden Acker herumbauen, da viel von dem Land zur Zeit des Baus so oder so Staatseigentum war. Die Spuren, die Hurrikan IKE hinterlassen hat, sind hier noch sehr deutlich zu sehen. Viele Haeser haben die inzwischen zum Bild dieser Gegend gehoerenden blaue Abdeckplanen ueber Teilen des Dachs oder auch ganzer Daechern gespannt. Allenthalben sieht man umgestuerzte Baeume, abgerissenen Schilder und ganze ‚zerrupfte’ Haeuser – und es ist jetzt immerhin schon ueber 2 Monate her ... Es geht vorbei an Farms mit allen moeglichen Tieren inklusive des obligatorisch bellenden Hofhundes, an Pipelines, alten rostigen Oeltanks und Pumpstationen, die wie Zeugen aus einer anderen - vielleicht besseren Zeit - scheinen, doch manchen sieht man an, sie stehen lange schon still. Man findet diese so genannten „nickenden Pump Jacks“uebrigens ueberall in Texas, wo immerhin im Schnitt noch gut 900.000 Barrel pro Tag gefördert wird (vor zehn Jahren allerdings waren es 1,4 Millionen und der Aufwand steigt, um das Erdöl aus dem staubigen Präriegrund zu holen; so sterben die Pump Jacks allmaehlich aus und weichen grossen Bohranlagen). Natuerlich gibt es auch ein paar kleine Ortschaften; stets mit einer Tankstelle, einem Hardwarestore und Motels und all das koennte ebensogut „nur“ einer Filmkulisse entsprungen sein (womit andererseits bewiesen waere, wie real die Filme sind, wenn sie diese „gottverlassenen Nester“ zeigen). Nach etwas mehr als einer Stunden Fahrt durch eine Landschaft, in der man meint man sei hunderte von Meilen von der naechsten halbwegs zivilisierten Stadt entfernt, gelangt man in die Vororte von Beaumont (Beaumont und Port Arthur bilden eine ‚Zwillingsstadt’, zusammen in etwas ¾ so gross wie Houston). Die Art der Haeuser aendern sich, heisst zum einen gibt es die schicken Vorortbungalows und zum anderen die Apartmentkomplexe – hauptsaechlich von Schwarzen bewohnt. Die Industrieviertel beginnen mit ihren riesige Malls, natuerlich den obligatorischen Fast Food Restaurants und Autohaendler – und Stau, jedesmal! Die Landschaft um Beaumont und in Richtung Port Arthur hat noch ein markantes, sie flach wie ne Flunder und faellt dann zum Meer hin nochmals ab. ... ich geniesse die Fahrt jedesmal und bin immer fast traurig, dass sie nur ‚so kurz’ ist. Als es darum ging, dieses Training zu beginnen, fragte mich David (unser Store Manager) welches den mein Wunsch-Department sei. Ich sagte Outside Lawn & Garden - aber wir hatten zu der Zeit ja gerade eine neue Managerin bekommen. Doch wie schrieb ich einmal, das Leben ist was passiert waehrend Du andere Plaene machst ... So hat es sich ergeben, dass unser Sales Manager gekuendigt hat; Terry – unser Zone Manager – hat diese Position uebernommen. Robin (unsere Department Managerin) sah ihre Chance fuer einen Aufstieg und ist jetzt Zone Manager. Tja, und unsere Abteilung war wieder einmal ohne Leitung ... Doch, leider war mein Training ja noch nicht fertig und ich konnte mich fruehestens nach Bestehen der um die Position bewerben. Schon sah ich meine Felle wieder mal davonschwimmen, als David mich in sein Buero zitiert und fragt: Are you ready? (Bist Du so weit?) Ich: Fuer was? ... Lange Rede kurzer Sinn, er fragte mich, ob ich, wenn ich dann in meinem Kurs soweit bin, die Position als Department Manager der Gartenabteilung haben moechte. Freudig habe ich dies bejaht, aber auch zu Bedenken gegeben, dass dies fruehestens in 2 Wochen ist und dass mit mir ja noch 6 andere Mitarbeiter von Lowe’s Livingston im EMTP sind und vielleicht auch Interesse haben. Er meinte dann nur, dass wohl die Wenigsten diese Position wollen, das man meist draussen ist und da ist „Wetter“. Was stimmt, der Durchschnittstexaner mag im Sommer die Hitze nicht und jammert im Winter ueber die Kaelte. So habe ich ihm fuer das Vertrauen gedankt und er meinte noch er glaubt ich sei die Richtige fuer diese Position und moechte das ich sie bekomme (was natuerlich noch eine eher ‚inoffizielle’ Mitteilung war). Puh! Mir schwirrte der Kopf! ... und als ich dann so richtig begriffen habe, was da passiert, stand ich schon wieder mitten in „meiner“ Abteilung, mitten in der Arbeit und musste mich erstmal kneifen. Und ich gebe zu, dass genau da – als es dann bis in die Tiefen meines Bewusstseins sickerte – auch das Magenkribbeln anfing. Denn ich ja bin keineswegs so selbstbewusst, das ich glaube ich schaffe das Alles mit Links und bin die Einzig faehige Person. Ich habe da sehr wohl meine Bedenken und das nicht nur wegen der Sprache oder der Kollegen, die dann ‚Untergebene’ werden oder des grossen Aufgabenbereiches usw. Manager sein heisst fuer mich viel mehr, als „Befehle geben“ und Bestellung machen. Eine Verantwortung uebernehmen, die durchaus eine Herausforderung darstellt (zumal ich weiss, dass nicht nur von meiner Seite die Ansprueche und Erwartungen, die an mich gestellt werden, sehr hoch sind). Doch es scheint auch, dass all die vielen Erfahrungen und Lehrgaenge, die ich schon gemacht habe, sich jetzt bezahlt machen: angefangen mit meinem Trockenwerden, ueber Selbsthilfegruppenarbeit, NLP-Practioner-Kurs, Redetechnikseminar etc. und Studium zur Psychologischen Beraterin; ja auch die Arbeit im Projektcontrolling und im Personalbereich. Und, wie heisst es so schoen: Die Verantwortung für sich selbst ist die Wurzel jeder Verantwortung ... und die habe ich ja schon vor langer Zeit uebernommen. So gehe ich jetzt – zwar mit ein wenig Bauchweh – aber auch mit Stolz es bis hierher geschafft zu haben, an die neue Aufgabe und nehme den Mehraufwand gerne in Kauf ... Jede Beförderung ist zugleich auch eine Forderung. (Erhard Blanck) ... die ist ist nun an mich gestellt - nebst ziemlich hohen Erwartungen seitens meiner Vorgesetzten, denn, wenn man – bisschen Eigenlob muss ja auch mal sein – gut ist, selber Perfektionist und es besser manchen will, sind die Ansprueche die an einen gestellt werden hoch! Nun, das erwaehnte Training habe ich inzwischen erfolgreich beendet, auf meinem Namensschild steht „Department Manager“ (meiner Wunschabteilung Gartencenter) und mein Arbeitsplan ist in ungefaehr auf das doppelte gestiegen. Was natuerlich auch noch an der mangelnden Routine liegt ... Derweil fliegen die Tage nur so dahin und ich frage mich schon mal ehrlich wo das Jahr 2008 geblieben ist. Halloween ist lang vorbei und vergessen, Thanksgiving ebenso, die sich noch vor 2 Wochen im Laden biegen Tische mit Weihnachtsdeko sind schon fast ausverkauft (die die ersten Gartenmoebel fuer die Fruehlingssaison wurden gestern – 25.11. - geliefert); und wir im Gartencenter haben tausende von Weihnachtssternen (das ist keine Uebertreibung!) und vor allem Weihnachtsbaeume, momentan so an die 300 Stueck .... ... den passenden Schnee dazu habe ich auch schon gesehen, naemlich im Truck wo die Baeume transportiert werden. Die naemlich machen den langen Weg ueber tausende Meilen von Oregon und Virginia im LKW in eben jenem Schnee ‚verpackt’, damit die Menschen sich hier auch ein frisches Taennchen in die guten Stube stellen koennen. Traditionell – zumindest heutzutage – werden die Weihnachtsbaeume zu Thanksgiving gekauft (letzter Donnerstag im November), da dies normalerweise die grosse Familienzusammenkunft ist (mehr noch als Weihnachten selber). Das Haus soll dann eben schon festlich und schoen sein. An Neujahr „fliegt“ er - der Baum zusammen mit dem alten Jahr - raus, denn dann denken wir hier schon ueber den Fruehling und die Gestaltung der Gartenterasse nach. Helmut geht derweil weiter ins Gefaengnis ...... ... sein regulaerer Dienst ist immer vier Naechte hintereinander, dann vier frei usw. Er hat sich wirklich gut etabliert und gerade hat er sein ersten „Review“ bekommen (eine Art Beurteilung), in der ihm bestaetig wurde, wie gut er schon ist fuer die kurze Zeit seines Dienstes. Einzig dass er ein wenig ‚strenger’ sein muesse ... nun, die haben Bonny & Clyde nicht um ihre Meinung gefragt, glaube ich ... Jedenfalls kommt er mit all den Herausforderungen prima zurecht. Ich gebe zu, wenn ich ihm manchmal so zuhoere, bin ich mir nicht sicher, ob ich diese Arbeit machen koennte bzw. wollte. Da es ein Maennerknast ist, ist es fuer eine Frau natuerlich um so schwieriger, denn die Kerls da drin sind nicht zimperlich. Helmut hat den Vorteil, dass er nicht der Typ ist, erstmal draufhauen und dann weiter sehen, sondern sich bemueht die auftretenden Situationen erstmal verbal zu loesen – allerdings mit Nachdruck (gleichwohl mit – wie erwaehnt – noch nicht genuegend davon)! Natuerlich wird er dafuer ab und an von den ‚Ein-echter-Mann-diskutiert-nicht’-Texaner belaechelt und fuer ein Weich-Ei gehalten, aber die merken dann schnell genug, dass mit ihm auch nicht zu spassen ist, wenn es ernst wird. Er hat da wohl auch das Problem, dass die Menschen ihn zunaechst leicht unterschaetzen, dann, wenn sie merken der hat was drauf (Intelligenz) kommt entweder der Neid oder der Respekt. Bei letzterem kann man eine vernueftige Beziehung aufbauen und ihn erwiedern, bei ersterem wird es zu einer Herausforderung. Wenn dann die Kollegen noch feststellen, dass man ein auessert professioneller, disziplinierter Arbeiter ist und die Vorgesetzten das erkennen und zu schaetzen wissen, muss man anfangen sich vor den Neidern in Acht zu nehmen. Auch die Faehigkeit zu Fehlern/Fehlentscheidungen oder vermeindlichen „Schwaechen“ zu stehen, ruft nicht immer „Bewunderung“ hervor. Den meisten Menschen faellt das schwer und sie koennen nicht wirklich damit umgehen ... Aber wir durften zum Glueck lernen – und das ist sehr hilfreich – dass wir unseren eigenen Wert erkennen, zu unserer Persoenlichkeite stehen ... Ach ja und ich arbeite noch an der Geschichte mit dem „Helmut dazu zu bewegen, mal einen kleinen Erlebnisbericht aus seiner Arbeitswelt zu schreiben ...“ (was er da so macht und so) ... Leider ging es Helmut eine ganze Zeit lang nicht so blendend. Sein Ischiasnerv bzw. Ruecken/Bein/ Bandscheibe bereiteten ihm soviel Schmerzen, dass er vor ein paar Wochen endlich beschloss zum Arzt zu gehen (die Wahl fiel auf einen Doktor mit dem deutsch anmutenden – und somit wohl mehr Vertrauen erweckendem - Namen Buescher). Dieser hat ihm zunaechst Schmerzmittel fuer eine erste Linderung verschrieben (damit sind sie hier recht schnell) – und dann eine MRI angeordnet (das ist dies Roehrending wo Bilder im Querschnitt gemacht werden ... ;-) Die Ergebnisse zeigten, dass er einen verschobenen Wirbel hat, bzw. eine Bandscheibe ‚geplatzt’ ist und Fluessigkeit ausgetreten ist (oder so aehnlich). Und wenn man dann man in die Muehlen der Weisskittel geraet ... jedenfalls war als naechstes ein Besuch bei einem Orthopaeden angesagt, der ihm eine Spritze in die Wirbelsaeule gegeben (brrr) und ausserdem Krankengymnastik verschrieben hat. Dann hiess es abwarten, ob es besser wird, und inzwischen kann er immerhin wieder laengere Zeit sitzen und vor allem etwas arbeiten. Fuer jemand der immer in Bewegung ist, ist es frustrierend, wenn man sich so gut wie gar nicht mehr bewegen kann und natuerlich stand dadurch auch so ziemlich alles still (an unserem Haus, am ‚neuen’ Haus usw.) – was dann wiederum mental noch weiter an den Nerven zehrte. Doch – wie gesagt – es geht ihm besser und er ist wieder fleissigst am werkeln. Er schluckt immer noch Tabletten, aber die Schmerzen halten sich in Grenzen und er kommt sich nicht mehr ganz so unnuetz vor ... Auch im „neuen“ Haus geht wieder was voran. Langsam, aber stetig ... Und da moechte ich doch noch ein paar Worte zum Thema Gesundheit verlieren ... (so aufgeschrieben sieht diese Redewendung ziemlich daemlich aus, denn Worte verliert man nicht; man schreibt sie auf, man sagt sie, man denkt sie – aber verloren gehen sie nicht ...!) Also auf jedenfall, worauf ich hinaus will – noch so eine Redewendung (hmpf) ... – es wird einem hier wahrlich manchmal nicht einfach gemacht, sich gesund zu ernaehren. Ich meine, wir lieben frisches Obst und Gemuese (das ja prinzipiell mal gesund sein soll, so von wegen Vitamine und so). Doch ist es hier keine Seltenheit, wenn z.b. ein gruener Paprika 70 cent kostet (und der sieht dann nicht mal dolle aus) – von den roten und gruenen fange ich gar nicht erst an, denn die liegen im Durchschnitt bei 1.50 $ pro Stueck! Und eine Tomate kommt schon mal auf 1 $ das Stueck. Mit dem Obst ist es keineswegs besser ... (und man bedenke an all dem, wir leben hier in einer fuer hiesige Verhaeltnisse „billigen“ Stadt!) Wenn ich dann dagegen bei ‚Wendys’ einen fertigen Hamburger (mit Pappbroetchen, Frikadelle, Kaese und bisschen Tomate und Salat) schon fuer 99 cent bekomme, wer kauft da die Paprikas und Tomaten? Der Mann im Mond muß einen gehörigen Schrecken bekommen haben, als plötzlich ein Amerikaner vor ihm stand.(Willy Meurer) Okay, mein Schecken, hatte nix mit dem Mann im Mond zutun, aber der Spruch ist einfach gut ;-) Dennoch, hatte ich einen solchen, ziemlich grossen (Schrecken) ... naemlich ... .... als ich kuerzlich auf meiner gewohnten (Arbeits)Strecke zu eben jener fuhr, die 190 entlang Richtung Livingston, passierte es. Irgendetwas kam mir komisch vor, so als ob etwas fehlte, ich konnte aber (noch) nicht sagen was. Ich beschloss am naechsten Tag genau aufzupassen. Das tat ich dann auch und da war es! Bzw. war es nicht! Naemlich das Schild von Johnny! „Johnny Cuts“, meinem Frisoer. Schock! Er hatte es, das Schild, doch erst wieder aufgehaengt, nachdem IKE es abgerissen hatte. Der kann nicht weg sein. Gerade habe ich mich gefreut einen vernuenftigen Frisoer (mit vernuenftigen Preisen) zu haben und nu isser wech? Tiefe Depression ueberfiel mich und es vergingen einige Tage der Furcht. In Gedanken sah ich mich schon wieder weinend mit verhunzter Frisur aus dem Walmart-Frisoerladen kommen. Es konnte, nein durfte nicht sein und ich beschloss, einfach die Augen besser aufzuhalten. Bestimmt ist er nur umgezogen. Bestimmt! Okay ich weiss, ich haette einfach anrufen koennen, aber irgendwie habe ich den Dreh nicht gekriegt (ich glaube ich hatte einfach Angst, dass keiner antwortet). Und dann kam Montag. Der Montag. Mein freier Tag. Ich war mit Clyde unterwegs (er hatte seine jaehrliche Untersuchung beim Tierarzt - er ist kerngesund), gerade mein 3. MegaHausaufgaben-Projekt fuer den Managerkurs im Laden abgegeben, bzw. eingereicht und so nebenbei erfahren, dass ich zum Deparment Manager befoerdert worden bin, da kam das absolute Highlight des Tages: ich entdeckte Johnnys Schild! Ja, da hing es, gross und gelb. Er ist tatsaechlich nur umgezogen und das auch nur ein paar Haeuser weiter als vorher. Ich glaube deswegen habe ich es auch nicht gleich bemerkt, da es einfach zu naheliegend war. Montags und Dienstag hatte er geschlossen, aber am Mittwoch wuerde ich gleich anrufen und einen Termin machen – was fuer eine Freude!! Apropos Freude ... Wir haben inzwischen einen mehr oder weniger festen Hundespazierweg, der uns an noch unbebauten Grundstuecken und Hauesern vorbei fuehrt. Letztere meist unbewohnt, da dies ‚Ferienhaueser’ sind und die Leute kommen nur so 2 – 3 mal pro Jahr an den See. In einem der Vorgaerten steht ein Birnenbaum, an dem wir uns das eine oder andere Mal bedient haben, denn sonst verfaulen diese eh nur auf dem Boden. Und noch eine Besonderheit gibt es am Wegesrand. In einem der Gaerten naemlich, steht ein Mandarinenbaum. Okay, inzwischen sieht er schon ein wenig ‚abgeerntet’ aus, aber er hing voll mit saftig oragenen Mandarinen, die geradezu dazu einluden gepflueckt zu werden (die Besitzer dieses Hauses sind maximal einmal im Jahr hier). Als wir eines Tages mal wieder daran vorbei spazierten und Helmut sich eine Portion Vitamine holte, meinte dass dies das erste Mal in seinem Leben sei, dass er eine Mandarine direkt vom Baum pfluecke und esse. Ich gebe zu, dass ich mir da gar nicht so viele Gedanken gemacht habe, denn fuer mich ist der Anblick nicht so ungewoehnlich, schliesslich sind wir im Winterurlaub jahrelang nach Spanien gefahren, wo die Mandarinen- bzw. Orangenbaeume sich zu der Jahreszeit unter reifen Fruechten nur so biegen und man diese fast aus dem fahrenden Auto pfluecken kann. Aber ja, in Deutschland wachsen die nicht einfach so neben Aepfel- und Birnbaeumen, hoechsten in Kleinformat auf der Fensterbank. So ist es fuer Helmut etwas Besonderes – zumindestens noch – und jetzt pfluecken wir jedesmal ein paar Mandarinen, wenn wir an dem Baum vorbei kommen. Und nicht mal die vielen darin erhaltenen Kerne trueben den Spass (ich bin sicher, Helmut wird ein paar davon aufheben und sich seine eigenen Baeumchen zuechten) ... Wie immer, darf in meinem Newsletter eines nicht fehlen, ein Kommentar zum Wetter. Heute am Thanksgiving Morgen ist es draussen etwas truebe und neblig und es ist Regen vorhergesagt. Doch ich glaube dass stoert keinen so wirklich, sitzen die Menschen doch eher drinnen und feiern. Immerhin ist dies einer der hoechsten Feiertag in USA. Traditionell steht ein grosses Essen - bestehend aus allerlei kalorienlastigen Speisen, wie gebratenen, gefüllten Truthahn (roasted turkey) mit einer reichhaltigen Auswahl an Beilagen und Nachspeisen wie Cranberrysauce, Süßkartoffeln (sweet potatoes), Äpfel, Nüsse, Apfel- und Kürbis- und Pecankuchen (pumkin pie) sowie verschiedene Gemüse wie Squash, grüne Erbsen und Mais usw. – im Mittelpunkt, zu dem sich alle Generationen einer Familie (Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins, Cousinen, nebst einer grossen Kinderschar) versammeln, um Dank zu sagen und sich die Baeuche voll zu schlagen bis sie sich nicht mehr bewegen koennen. Da die Familien hier ja oftmals über alle Landesteile verstreut leben, kommt es auf den Flughäfen und Straßen des Landes rund um das Fest zu einem weitaus größeren Verkehrsaufkommen, als zu irgendeiner anderen Jahreszeit. Das ThanksgivingEssen wird oft von einem Dankgebet begleitet oder damit begonnen, dass die Teilnehmer der Mahlzeit der Reihe nach bekennen, wofür sie in diesem Jahr besonders dankbar sind. Solche Bräuche variieren stark von Familie zu Familie bzw. Freundeskreis. Ein bekannter Brauch an Thanksgiving ist das Brechen des Gabelbeins (wishbone) des Truthahns. Hierzu wird dieser Knochen getrocknet und dann von zwei Festteilnehmern mit je einem kleinen Finger auseinandergezogen. Derjenige, dessen Stück nach dem Bruch das größere ist, hat einen Wunsch frei. Also ich erinnere mich, dass wir das als Kinder auch getan haben, allerdings nicht nur einmal im Jahr und wir hatten auch keinen Truthahn. Dafuer nutzten wir die Gelegenheit einem Wunsch auf die Spruenge zu helfen jedesmal wenn Mami Huehnersuppe gekocht hat (diese wishbones sind kleiner, aber erfuellen wohl den selben Zweck) ... Geschenke sind zu Thanksgiving unueblich, die gibt es dann zu Weihnachten. Und eingekauft werden sie traditionell am so genannten Super Friday (oder auch Black Friday), an dem der Einzelhandel extrem hohe Rabatte gewährt. Für die Ökonomie ist der Umsatz an diesem Tag ein wichtiger Stimmungsindikator – so auch bei Lowe’s. Es ist der geschaeftigste Tag des Jahres – gleichwohl wir noch nicht sicher sind, ob er den ersten „Nach-Ike-Tag“ umsatzmaessig schlagen kann. Um wieder zurueck zum Wetter zu kommen, es soll regnen. Das ist gut, denn dies wird die Menschen - die ja ob der vielen Besucher in groesseren Mengen zusammen gepfercht auf einen Haufen sind, und das schon einen ganzen Tag lang – aus den Haeusern in die Laeden treiben. Und was tun sie da? Geld ausgeben – ich nenne das Job security for me ... es lebe der Konsum! Ja, ja, Weihnachten ... Bei uns im Laden ist der Verkauf eben jener Artikel schon in vollem Gange. Anfang Oktober wurde die entsprechende Abteilung umdekoriert und es blinkt und glitzert ueberall (natuerlich inklusive der entsprechende Beschallung und kuenstlich duftenden ‚Tannenzapfen’). Doch, Retail (Einzelhandel) ist ein sehr schnelllebiges Business und manchmal erstaunt es mich immer noch. Vor wenigen Tagen stand ich mit meinem Kollegen Paul, der Department Manager der Seasonal Abteilung ist (also jener, die all diese Weihnachtssachen beherbergt) am Computer, als ein Kunde kommt und fragt, ob wir noch andere Lichterketten, als die die im Regal liegen, reinbekommen. Paul meinte nur sehr trocken: Christmas is over! (Weihnachten ist vorbei) – was ihm einen recht fragwuerdigen Blick des Kunden einbrachte (und ein unterdruecktes Lachen von mir). Nein, wir bekommen keine Weihnachtssachen mehr rein. In fact, wir fangen schon an uns auf das Fruehjahr vorzubereiten (wie erwaehnt, auf der letzten Trucklieferung waren so an die 10 Paletten Gartenmoebel) ... Also ich gebe zu, dass ich so gar kein richtiger Weihnachtsmensch bin. Nicht mehr oder nie wirklich gewesen? Keine Ahnung. Ich meine, als Kinder/Jugendliche, haben wir dieses zwar durchaus zelebriert, haben aber eben auch lange in Laender gelebt, wo Weihnachten nicht so populaer ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich es persoenlich nicht so mit dem Glauben habe und somit der (religioese) Aspekt auch nicht zum Tragen kommt. Ganz davon abgesehen, dass ich den Kommerz, der heutzutage damit einhergeht, sehr uebertrieben finde - und dass sagt Eine, die in genau dem Business arbeitet, ts ts .... aber das gilt ja auch nur fuer mich persoenlich, die anderen sollen ruhig kaufen ;-)) Wie erwaehnt, um so sicherer ist mein Arbeitsplatz und in der heutigen Zeit ist das schon ne Menge wert. Und nicht das ich hier missverstanden werde, ich bin – im Gegensatz zu Helmut, der da abstinenter ist als ich ;-) durchaus auch Konsument, gebe gerne Geld aus und verschenke auch ganz gerne mal was - auch mal was voellig Unnuetzes! Noch ein letztes zum Thema Weihnachten. So ganz kommen wir ja auch nicht daran vorbei. So hat es z.B ein Stueck Christstollen zusammen mit einem Packet deutschem Kaffee zu uns geschafft. Gespendet von meiner Freundin Uschi, die ein Care-Paket erhalten hatte ... Ach ja und wenn jemand ein paar „Gutzle“ – wie die Schwaben sagen – uebrig hat und bevor die dann bis Ostern in irgendeiner Blechschachtel oben auf dem Regal rumliegen und alt und hart werden, also wir finden es toll Pakete zu bekommen .... Doch ich scheife schon wieder ab, wollte ich doch uebers Wetter schreiben. Nun von der Feuchtigkeit mal abgesehen, sind die Temperaturen angenehm. Im Moment so um die 17 Grad Celsius und wir erwarten heute sogar ueber 25! Und das im November. Erstaunt mich ab und zu immer noch. Dennoch ist es auch hier herbstlicher geworden. Die Baeume sind etwas kahler geworden (gleichwohl IKE hier auch seinen Beitrag geleistet hat) und ein paar haben auch braune Blaetter, wobei hiervon die letzten ja erst im Februar fallen, wenn die Baeume schon wieder ausschlagen. Und dann die Nachttemperaturen, die fallen inzwischen schon ab und an bis zum Gefrierpunkt herunter. brrrrr. Da muss ich mich wenn ich Fruehdienst habe schon ziemlich warm anziehen (zumal ich sowieso dazu neige immer gleich zu frieren). Ein- oder zweimal hatte ich sogar schon ‚Gefrorenes’ auf der Scheibe ... Was aber faszinierend ist, ist die Sonne. Die braucht zwar auch ein wenig Zeit am Morgen um die Luft zu erwaermen, aber sie hat Kraft – auch im „Winter“. Sie ist immer warm und einladend und hat nicht diese fahle Kaelte ... Aber ich mag es auch, dass wir selbst hier – wenn auch in anderer Form als in Deutschland – unsere Jahreszeiten haben. ... sonst haetten wir wohl ganz umsonst einen Kamin im Haus eingebaut. (gleichwohl, man koennte ein Feuer machen und die AC anstellen) ... Wie auch immer, hat Helmut am 09. November ganz offiziell die Kaminsaison eroeffnet. Holz haben wir nicht nur dank Ike genug; und dank Helmuts Patentloesung heizen wir mit dem Kamin auch fast das ganze Haus - und es ist einfach sooo gemuetlich. Wie ich ich jetzt einen seichten Uebergang von ‚gemuetlich’ zur ‚Tierwelt Livingstons’ hinbekommen soll, ist mir unklar ... daher ohne Ueberleitung einfach die facts: Was gibt es Neues aus der Tierwelt im Livingston? Nun, unseren zwei Superhelden geht es hervorragend. Einzig, dass sie ob der vielen Arbeit die ich hatte und Helmis Gesundheitszustandes (so dass sie auch nicht jeden Tag einen Spaziergang hatten) wohl etwas vernachlaessigt wurden. Zeitweise waren sie einfach nicht ausgelastet, was zur Folge hatte, dass sie tagsueber schliefen und Nachts aktiv geworden sind. Prinzipiell waere mir das egal, aber wenn sie dann an meinem Bett stehen, mich wecken mit diesem ‚ich muss mal raus’-Blick und das ein- oder zweimal pro Nacht ... doch es ist schon wieder besser geworden. Ich glaube sie muessen sich eben auch erst an einen etwas veraenderten Rythmus gewoehnen. Pieps haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Nach Ike war er kurz zwei Naechte da, wahrscheinlich um uns zu zeigen, dass es ihm gut geht. Ansonsten wohnt er aber nicht mehr hier. Ich schaetze er hat eine Familie gegruendet und fuer Mama, Pappa und Babies Pieps ist die Ecke des Backporches dann doch zu klein. Es sei ihm gegoennt und ueberhaupt ist er jetzt sicher schon im Sueden im Winterquartier. Und die Hummies? Auch die sind auf und davon! Ich schaetze nach Mexiko oder so, wo es ein wenig waermer ist (sie haben es nicht so mit frostigen Naechten ... kann ich irgendwie verstehen). Vor waehrend und nach IKE war unser Hummingbirdfeeder ein scheinbar recht beliebter Platz fuer die kleinen Kerlchen um sich zu treffen, spielen, satttrinken. Doch nun, da sie alle weg sind, und wie er da so verwaist im Wind baummelte, konnte ich den Anblick nicht mehr ertragen und habe ihn abgehaengt. Im Fruehjahr dann (so Februar), da kommen sie wieder und dann wird er gefuellt mit rotem Nektar (die stehen auf die Farbe) wieder an seinem Platz haengen und auf Gaeste warten. Ihr wartet jetzt sicher alle schon darauf, dass ich endlich zum Schluss komme und so mache ich eben jenen. Damit dann aber der Newsletter auch rund ist, hier noch noch ein Zitat von Jack Kerouac (1922-1969), einem US-amerikanischer Schriftsteller. Und weil ich mit „Literatur“ angefangen habe, hoere ich auch mit eben jener auf: „Denn der einzige Grund für das Leben oder eine Geschichte ist doch: Was passiert als nächstes?“ ... in diesem Sinne, Fortsetzung folgt! 28.09.2008 << Wer aus dem Sturm heimkommt, der hat Erfahrung. >> (Aus Island) .... und kann vor allem was erzaehlen!! Es ist frueher Sonntagmorgen und ich sitze auf dem Backporch und geniesse eben diesen – also den noch relativ ruhigen Morgen (ausser dem Gebell der Toelle von der anderen Strassenseite). Der Himmel ist blau, die Voegel zwitschern und machen allerlei Kunstfluege vor meiner Nase, die Luft ist mit knapp 20 Grad noch ziemlich kuehl und waere da nicht der umgestuerzte Baum in Nachbars Garten und die braunen Blaetter ueberall, koennte man meinen, es haette IKE nie gegeben. Ja, ueber Nacht ist es sozusagen Herbst geworden – nicht nur auf dem Kalender. Zwar liegen die Tagestemperaturen immer noch ueber 30 Grad und es ist ziemlich warm und mutet doch eher sommerlich an, aber den Baeumen hat er – IKE - doch ganz schoen zugesetzt. Sie sind dieses Jahr eindeutig frueher und schneller von Sommergruen zu herbstlichem braun gewechselt. Fast als haetten wir schon Dezember oder Januar! .... Es ist so friedlich, dass die Erinnerung an den Hurrikan schon fast verblasst und schwierig nachzuvollziehen ist. Ich sinniere vor mich hin ... Am Donnerstag vor IKE schien dieser zwar noch weit weg, aber war doch schon in aller Munde. Vor allem schon in der Planung. Ich musste arbeiten und im Laden herrschte eine ziemliche Aufregung. Wie man sich vorstellen kann, natuerlich erst Recht in unserer Gartenabteilung, die ja sozusagen „offen“ ist. Das heisst, sie ist zwar teilweise ueberdacht, doch meist nur mit einem stoffaehnlichen Material, dass vor der Sonne schuetzen soll, ansonsten aber Regen und Wind durchlaesst (da die Winter hier relativ mild sind, sind wir auch 365 Tage im Jahr ‚draussen’). Die Seite zum eigentlichen Geschaeft und zur Rueckseite des Ladens sind ‚zugemauert’, die anderen zwei nur mit einem Maschendrahtzaun versehen. Im hinteren Teil haben wir Dinge wie Zaeune und Steine und dergleichen gelagert und dieser Teil ist doch relativ geschuetzt. Im Rest sind wir alles in allem den Elemten der Natur ausgesetzt. Nun galt es also zu schauen, was tun wir, damit sich der zu erwartende Schaden in Grenzen haelt. Vor dem Gebaeude haben wir immer mehrere Tische mit Pflanzen stehen, die wir alle auf Wagen gestellt haben und nach drinnen brachten. Wie das dann so ist, bekamen wir just an diesem Tag auch noch so an die 300 Baeume geliefert. Diese sind dann aber gar nicht erst auf den ihnen vorbestimmten Platz gekommen, sondern gleich auf Paletten in den hinteren Teil der Abteilung, wo es ein bisschen geschuetzter ist. Die armen Baeume, von der Reise eh schon ziemlich gestresst, mussten dann erstmal gegossen werden und nun ein paar Tage ein ziemliches Schattendasein fuehren. Diese und andere Massnahmen sorgten bei mir schon fuer ein Gefuehl des ‚Ausnahmezustands’. Hektische Betriebsamkeit ueberall – und natuerlich der Laden voll, denn die Menschen mussten sich ja noch mit allem Wichtigen und Unwichtigem versorgen. Generatoren waren bei uns schon lange ausverkauft und die Hersteller konnten gar nicht so schnell nachliefern. Benzinkanister und Batterien gab es – noch! Auf dem Nachhauseweg habe ich schnell bei HEB – ein Lebensmittelladen – angehalten um ein Brot zu holen und stellte fest, der Laden ist einerseits ueberfuellt mit Menschen und andererseits so gut wie ausverkauft!! Die Stadt Livingston an sich ist auch gepackt voll um nicht zu sagen ueberlaufen, da die Leute von der Kueste alle nach Norden – also in unsere Richtung - evakurieren. Benzin wird schon knapp und Wasser natuerlich sowieso. Allerdings sah ich die Leute dafuer Kistenweise Bier aus dem Supermarkt schleppen ... ;-) In der Kathy Lane sind wir den Nachmittag ruhig angegangen, sahen wir doch fuer operative Hektik keine Notwendigkeit. Helmut ist am Abend zur Arbeit und ich bin ganz ruhig ins Bett. Der Freitag wurde dann doch schon ein wenig unruhiger. Zwar hatte ich frei und war auch ganz froh darueber, so die Moeglichkeit zu bekommen, im und ums Haus zu raeumen, andererseits dachte ich – als engagierte Mitarbeiterin – auch an den Laden und dass es dort noch soooo viel zu tun gibt. Doch da wir ja gestern schon ziemlich viel im Gartencenter in Sicherheit gebracht hatten und ich wusste die Kollegen hatten an diesem Tag noch genug Zeit die Reste zu verstauen, war ich einigermassen beruhigt. Auch erfuhr ich, dass in Anbetracht des nahenden Sturmes und der doch teilweise etwas weiteren Anfahrt der Mitarbeiter, Lowe’s um 3 Uhr die Schotten dicht machte (andere Laeden und Banken hatten schon um 12 geschlossen). Unsere Vorbereitungen am Haus gestalteten sich derart, dass wir die vordere und hintere Terrasse aufgeraeumt haben, alle rumliegenden Bretter in den Schuppen verfrachtet, lose Gegenstaende ins Haus, die Blumen naeher an die Hauwand gestellt und die Schaukelstuehle hingelegt haben. Als Helmut ausgeschlafen hatte, entschloss er sich noch, die Windmuehle und vor allem die Antenne auf dem Dach abzubauen - was sich im Nachhinein als wirklich gute Idee entpuppte! Die Badewannen und saemtliche zu eruebrigende Gefaesse wurden mit Wasser gefuellt, die Taschenlampen mit frischen Batterien versehen und die Oellampe ausgepackt. Ausserdem ein Radio mit Batteriebetrieb bereitgestellt. Ansonsten troesteten wir uns mit der Tatsache, dass wir ja gluecklicherweise keine grosse Baeume ums Haus haben und alles andere – ist alles andere, das wir so oder so nicht beeinflussen koennen. Gegen 5 machte Helmut sich fertig um wieder zur Arbeit zu fahren. Man hatte ihm schon gesagt, er solle mal vorsichtshalber ne Tasche packen, so mit Duschgel und Ersatzwaesche, denn in Notfaellen wie diesem, bleiben die Correctional Officers bis zu 3 Tagen drinnen. Das Gefaengnis wird sozusagen abgeriegelt und keiner kann rein - oder raus. Ich haette theoretisch am Samstagmorgen auch wieder zur Arbeit gemusst, aber da genau dann in Livingston die kritischste Phase von IKE sein sollte, stand dies noch in den Sternen (also ob der Laden dann ueberhaupt geoeffnet hat). In meiner Hurrikanunerfahrenheit und vielleicht auch so ein wenig naiv rechnete ich noch damit, dass ich gehe. So hatte ich vorsorglich bei Carilyn und Royce (unseren Nachbarn) nachgefragt, ob ich dann die Hunde bringen koennte, damit diese waehrend des „Gewitters“ nicht alleine sind. Und dann hiess es warten. Dies war eines der Dinge, die fuer mich bei diesem Hurrikan eine ganz neue Erfahrung bedeuteten. Ich meine groessere Gewitterstuerme – die wir hier ab und an mal haben –, sind ploetzlich da, laut, heftig, windig und nass und dann sind sie vorbei. Doch so einen Hurrikan kann man schon Tage im Voraus verfolgen. Klar, auch die Meterologen wissen erst ein paar Stunden vorher wo er ganz genau „Landfall“ hat, aber ein gewisses Fenster laesst sich dank Computermodellen heutzutage doch schon recht frueh errechnen. Und dank des Fernsehens ist man dann auch life dabei! Zwar hatten wir die Dachantenne abgebaut, aber unser kleiner Fernseher funktioniert mit Zimmerantenne hervorragend und man bekommt alle drei Haupt-Nachrichten- Sender von Houston. So lag ich im Bett – mich nicht 100 % wohl fuehlend, denn der Wind ruettelte schon recht heftig am Haus - und schaltete zwischen den Sender hin- und her. An richtigen Schlaf war nicht zu denken, aber ich bin doch das eine oder andere mal ein wenig eingenickt. Mit jeder Meile, die IKE naeher kam, wurde der Wind heftiger. Im Fernsehen zeigten sie die Bilder vom zum Glueck zum groessten Teil evakuierten (es waren nur wenige der Aufforderung der Regierung nicht nachgekommen) Galveston. So mitten in der Nacht im Dunkeln – und dort war der Strom schon ausgefallen - sieht man zwar nicht uebermaessig viel, aber doch genug, dass es einem ein bisschen mulmig werden konnte. Die Macht des Windes und des steigenden Wasssers beeindruckte mich und in dem Moment war ich froh im Trockenen zu sitzen. IKE unaufhaltsam auf seinem Weg nach Norden, kam naeher und gegen 3.30 morgens windete es dann hier in Livingston so stark, dass es mir persoenlich im oberen Stockwerk zu ungemuetlich wurde. Der Sturm wackelt ganz schoen an den grossen Balkontueren und am Dach. Da unser Haus ja baulich so gestaltet ist, dass es ein bisschen einer grossen Halle gleicht, hoert man das „Knarzen“ der Balken doch recht laut. Ich beschloss zunaechst mal, meinen Jogginganzug gegen Jeans und ein Shirt zu tauschen, so nach dem Motto man weiss ja nicht, wann und ob man das Haus verlassen muss. Dann habe ich den Fernseher so gedreht – und hier kam mir dass offene Innere des Hauses zugute – dass ich ihn auch von unten sehen kann. Als kleine Vorsichtsmassnahme – vor allem wegen der Warnung vor Tornados - richtete ich mir unterhalb der Treppe (Mitte vom Haus, keine Fenster, geschuetzt) eine Lagerstaette ein. Eine Decke auf den Boden und die Taschenlampe und das Radio daneben gestellt. Allerdings bezogen habe ich den Platz noch nicht ... Inzwischen war es fast 4.30 Uhr und an Schlaf so oder so nicht mehr zu denken. Ich verfolgte IKEs zerstoererische Bahn weiterhin am Fernseher und bewunderte einmal mehr die Reporter, die sich den Unbillen der Elemente aussetzen um jedem das Gefuehl zu geben life mittendrin zu sein und topaktuell informiert. Andererseits hege ich aber persoenlich Zweifel, ob das immer und in jedem Fall so gut ist. Nun, noch hatte ich Strom und Fernsehen und so liess auch ich mich mitreissen in das Vor-Ort-Geschehen. Ganz praktisch denkend ueberlegte ich mir, dass ich die Hunde noch mal raus lasse bevor es hier so richtig heftig wird. Allerdings war der Wind doch schon so stark, dass ich sie vorsorglich an der Leine behielt. Auch kam mir die Idee, ich koennte mir – solange es eben noch Strom gibt – einen Kaffee kochen. Und das tat ich auch. Geniessen konnte ich ihn nicht allzusehr, dafuer war es dann draussen doch schon zu stuermisch und die Bedenken, irgendwelche Fenster koennten beschaedigt werden wuchsen. Vor allem im oberen Stockwerk. Um ziemlich genau 6 Uhr war er dann weg, der Strom, und ich sass im Dunkeln. Ich „verkroch“ mich mit den Hunden (die in diesem Ganzen Tohuwabohu erstaunlich ruhig blieben) auf mein provisorisches Lager, schaltete das Radio ein und wartete. Immer auch nach draussen lauschend auf die Urgewalt der Elemente ... Als guter Mitarbeiter, der ich nunmal bin, habe ich unsere Personalchefin Kim angerufen um zu fragen, wie es mit der Arbeit aussieht, doch sie meinte ich solle erstmal abwarten. Tatsaechlich machte der Laden am Samstag gar nicht auf, denoch sellte ich spaeter fest, dass sie – also Kim von allen am wenigsten wusste was Sache ist (oder sich am wenigsten interessierte) und naechstes Mal werde ich Sabrina (Operations Manager) direkt fragen!. << Einen Sturm übersteht der Biegsame am besten und nur die starren Äste brechen im Sturm. >> Natuerlich habe ich es nicht ausgehalten die ganze Zeit still zu sitzen und mir erschien die Gefahr – in meiner Unerfahrenheit und der truegerischen Sicherheit des Hauses - auch nicht zu gross. Was sicher auch daran liegt, dass unsere Fenster realtiv gut den Schall isolieren und somit gar nicht die ganze Palettte an Geraeuschen zu mir vordrang. Als es ein wenig heller wurde, stand ich wieder mal auf und schaute hinten in Garten um mir die schon angerichteten Schaeden anzuschauen. Zu sehen, wie die Baeume sich fast horizontal bis zum Boden bogen, sah dann doch sehr unheimlich aus und machte mir die Gewalt des Windes erst so richtig klar. Und wie ich da so schaue, sehe ich ploetzlich, wie bei Penningtons drueben die grosse alte Eiche anfaengt zu kippen – in Richtung Haus! Selten habe ich mich so hilflos gefuehlt, wie in diesem Moment in dem ich mit ansehen musste, wie der Baum immer weiter faellt. Er schien dies fast in Zeitlupe zu tun, wobei das natuerlich eine Taeuschung ist, die mein Gehirn mir vorgaukelt (vor allem wenn ich jetzt im Nachhinein darueber nachdenke). Er fiel und fiel und das direkt in die Richtung, in der Carilyn und Royce ihr Schlafzimmer haben. ‚Nicht gut’ denke ich, ‚nicht gut’! Dann lag er, der Baum und wie ich sehr erleichtert feststellte (ich war sogar nach oben gegangen um einen besseren Blick zu haben), hatte er um ca. 1 Fuss das Haus verfehlt. Puh, Glueck gehabt! Und dann, es war wohl so gegen 7, mein Adrenalinspiegel war ob des umstuerzenden Baumriesen noch extrem hoch (was doch etwas sensibilisiert), bekam ich nochmals fast einen ‚Herzinfarkt’. Ploetzlich hoerte ich naemlich, es macht sich jemand an der Haustuer zu schaffen. Ein Art Scharren und Kratzen – wobei ich zugebe, das meine Sinne wirklich in diesem Moment ein wenig ueberreizt waren – und dann ein Klicken im Schloss und die Tuer oeffnete sich. Gluecklicherweise war es schon hell genug und so habe ich Helmut gleich erkannt. Auch haette ich ja nur auf die Hunde achten muessen, naemlich das sie nicht bellten. Aber wie erwaehnt, uebermuedet und ueberreizt wie ich war ... Jedenfalls war es eine angenehme Ueberraschung, das Helmut nach Hause kam und sie ihn nicht in der Unit behalten hatten. Draussen herrschte eine fast truegerische „Ruhe“ (natuerlich regnete und windete es noch, aber maessig), befanden wir uns doch just im „Auge des Sturms“. Im Radio – und auch Helmut brachte diese Nachricht – hatten sie gesagt, dass das Schlimmste noch kaeme; naemlich das uns die ‚dirty side’ des Hurrikans voll treffen wuerde. Ich war inzwischen mit meiner Decke, dem Radio und einer Flasche Wasser ins untere Bad umgezogen – was wirklich der am meisten geschuetzte Raum ist – und Helmut legte sich mit Schlafsack in Utilityroom, gleich daneben. Und dann hiess es wieder warten, warten und lauschen. Und ab und zu mal rausschauen und den Naturgewalten zusehen. Faszinierend fand ich unsere Hummies. Diese toughen kleinen Kerlchen schwirrten im groessten Regen und Sturm umher und versuchen aus dem – ich hatte vergessen ihn abzuhaengen – Hummingbirdfeeder zu naschen! Helmut indes versuchte ein wenig zu schlafen, was natuerlich nicht so recht klappen wollte und auch ich doeste so gut es ging ein wenig vor mich ... Gegen Mittag war dann das Schlimmste vorbei. Allerdings regnete es noch Bindfaeden. Da man nicht wirklich irgendwas tun konnte, habe ich ein bisschen gelesen und mich ansonsten weiter in Geduld geuebt. Und endlich dann am fruehen Nachmittag, als es sich dann draussen wirklich beruhigte und nur noch sporadisch regnete, sind wir erstmal rueber und haben nach Carilyn und Royce geschaut, ob bei denen alles in Ordnung ist und ob sie irgendwelche Hilfe brauchen. Nein, es gingen ihnen gut obwohl wir bei naeherem Hinschauen sahen, dass noch ein paar mehr Baeume in ihrem Garten dem Sturm zum Opfer gefallen waren. Aber Glueck im Unglueck sie hatten nur ein Stueck Regenrinne und einen der Schuppen beschaedigt, das Haus selber war unversehrt geblieben (Zitat Helmut mit Blick darauf dass Royce ja Pastor ist und einem Fingerzeig nach oben: He’s taking care for his employees! – Er passt auf seine Angestellten auf!). Mein Mobiltelefon tat schon seit Stunden nicht mehr, aber Penningtons haben noch ein ganz altmodisches Telefon, so mit Schnur in der Wand und vom Geraet zum Hoerer und so (allerdings schon mit Tasten und nicht mit Waehlscheibe). Das funktionierte noch und so rief ich nochmals meine Chefin an um rauszufinden, wie es bei Lowes aussah. Sie versprach zurueck zu rufen, was allerdings nie geschah. Aber wie schon an anderer Stelle erwaehnt, es schien sie auch nicht so sehr zu kuemmern ... Nachdem wir uns ueberzeugt hatten, dass es auch den anderen Nachbarn gut ging und ich einem Angebot von Lynn folgend ein paar Nahrungsmittel in Ihren Gefrierschrank legte (sie hatte ihre Tochter mit Anhang zu Besuch und die hatten nicht nur ihre lauten 4-Wheeler, sondern auch einen Generator mitgebracht), beschlossen wir kurz rueber ins Resort zu fahren und nach Lews Haus zu schauen. Hier in diesem ‚Neigbourhood’ sah es um ein Vielfaches schlimmer aus als bei uns. Es gibt – gab – viel mehr grosse und vor allem alte Baeume und entsprechend viele hatte IKE gefaellt. Doch auch hier Glueck im Unglueck, keines hatte das Haus unserer Freunde getroffen! Und da Lews Bruder vorsorglich die Fensterfront mit Spanplatten zugenagelt hatte, gab’s auch hier keine nennenswerten Schaeden (viele andere in dieser „Siedlung“ hatte es schwer getroffen). Der Samstag war fast schon vorbei, so wie auch der Sturm. Helmut ist gegen 5 wieder zu seiner letzten Nacht dieser Schicht in die Unit, und ich bin, als es dunkel wurde, sozusagen mit den Huehnern ins Bett. << Es waren einmal zwei Bienen, die saßen am Eingang ihres Bienenkorbs in der Sonne. Lange Zeit hatte ein heftiger Sturm gewütet. Seine Gewalt hatte alle Blumen weggefegt und die Welt verwüstet. "Was soll ich noch fliegen", klagte die eine Biene. "Überall herrscht ein wüstes Durcheinander. Was kann ich da schon ausrichten!" Und traurig blieb sie sitzen. "Blumen sind stärker als der Sturm", sagte die andere Biene. "Irgendwo müssen noch Blumen sein, und sie brauchen uns, sie brauchen Besuch. Ich fliege los." >> (Phil Bosmans, (*1922), belgischer Ordenspriester, Telefonseelsorger und Schriftsteller, »der moderne Franziskus«) ... zwar war ich nicht auf der Suche nach Nektar, aber Blumen und Pflanzen hatte ich durchaus im Sinn, naemlich die in unserer Gartenabteilung bei Lowe’s. Auch war ich mir ziemlich sicher, dass es da draussen Menschen gab, die dringend Batterien oder Benzinkanister, Abdeckplanen, Schaufeln und Motorsaegen brauchten – mit anderen Worten einen offenen Laden. Kim, mit der ich ja Samstag auch schon gesprochen hatte, konnte mir immer noch keine zufriedenstellende Antwort geben, was die Oeffnung des Ladens anging und so beschloss ich am Sonntagmorgen einfach mal hinzufahren und nachzuschauen .... Gesagt getan, so stand ich am Sonntagmorgen bei Zeiten auf, habe so etwas wie Routine empfunden, als ich meine Gymnastik machte. Allein, dass es keinen Kaffee zum Fruehstueck gab, machte einen Unterschied. Bei Lowes angekommen, stellte ich fest, da war schon richtig was los. Der Generator lief auf Hochtouren und so gab es Licht und es standen auch einige Leute herum. Aber wie ich bald feststellte, weniger Angestellte, sondern eher Kunden. Letztere allerdings vor der Tuer, denn der Laden hatte noch nicht geoeffnet. Eine kurze Bestandsaufnahme (die Gartenabteilung sah wirklich wuest aus und wuerde auch fuer die naechsten Tage geschlossen bleiben), ein kurzes Morgen-Meeting mit „Anweisungen“ fuer den Tag, da ja nicht alle Kollegen gekommen waren und doch so etwas wie eine Ausnahmesituation herrschte und dann ging der Betrieb schon los. Und was fuer ein Betrieb! Da dies Zeiten mit extrem hohen Diebstahlquoten sind, wurde immer nur eine bestimmte Anzahl von Kunden in den Laden gelassen und so bildete sich schon bald drausssen eine lange Schlange. So etwas sieht man hier in USA doch eher selten. Auch hatten wir nicht alle Ein- und Ausgaenge geoeffnet und natuerlich nur eine kleine Anzahl an Kassen. An einer solchen stand ich dann auch fuer ein paar Stunden. Ich finde das ja immer mal eine schoene Abwechslung und vor allem hatten wir an diesem Tag durchweg dankbare Kunden, die einfach froh waren, dass wir geoeffnet hatten. Ich erfuhr kurz spaeter dann auch, das wir die einizigen in der Stadt waren. WalMart hatte waehrend des Sturms einen groesseren Schaden am Dach erlitten und ausserdem war der Generator ausgefallen, was bedeutete, dass alle verderbliche Ware hinueber war. Dem Lebensmittelladen direkt uns erging es nicht viel besser und die kleinere Laeden in der Stadt haben einfach nicht die Kapazitaet an Mitarbeiter um sofort wieder Einsatzbereit zu sein. David – unser Store Manager – kam dann noch auf die gloreiche Idee einen „Kaffeetisch“ aufzustellen. Auch wenn „nur“ amerikanischer Kaffee, der Duft war sehr verfuehrerisch und da ja noch ca. 90 % der Menschen hier ohne Strom waren, lechzten sie geradezu nach einem Becher des heissen Gebraeus ... Der Vormittag verging, wie man sich denken kann, im Flug. Erst gegen Mittag trudelten ein paar mehr Kollegen ein und ich wurde von der Kasse bzw. dem Kaffeetisch erloest. 20 Minuten Pause und dann fingen Dolores und ich am fruehen Nachmittag an, in unserer Abteilung aufzuraeumen. Zunaechst hiess es den Boden von Pflanzen und Poetten zu befreien, dann ein grobes Fegen durch knoechelhohen Laub. Dies beschaeftigte uns dann die naechsten 6 Stunden und als um 6.30 Feierabend war, war ich ziemlich geschafft und froh, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht mit Fegen verdienen muss! Zuhause erwartete mich leider keine heisse Dusche, die ich so gut haette gebrauchen koennen. Genau genommen erwartete mich gar keine Dusche – also keine funktionierende, denn das Wasser troepfelte nur aus dem Hahn - aber immerhin hatten wir ueberhaupt Wasser! (ca. 50% oder mehr der Haushalte in dieser Gegend haben eigene Quellen und wenn es keinen Strom gibt, gibt es auch kein Wasser. Ausserdem werden die Wasserleitungen hier nicht metertief, sondern eher Zentimeter tief eingegraben und Beschaedigungen sind so fast an der Tagesordnung). Die Kueche blieb kalt – der Kuehlschrank eher nicht und so bestand das Abendessen aus ‚was muss als erstes gegessen werden?’. Wir haben noch ein wenig geredet. Helmut erzaehlte, wie seltsam es war, da ja auch das Gefaengnis vom Stromausfall betroffen ist und somit auf Generatoren angewiesen. Diese haben natuerlich nur eine begrenzte Kapazitaet und so galten dann noch strengere Regeln als sonst. Die Gefangenen, die sonst auch mal aus den Zellen raus duerfen, mussten in eben jenen bleiben. Auch sonst galten einige andere Massnahmen. Was er nicht wirklich gut fand, war das man die Insassen so gar nicht darueber aufklaerte, was draussen los war. Ich meine, nicht dass die irgendwelche besonderen Rechte haetten oder so, aber ein Minimum an Informationen waere doch menschlich gewesen. Nachdem ich dann noch ein bisschen von dem etwas anderen Tag bei Lowes erzaehlt hatte, sind wir zeitig schlafen gegangen. Der von mir ja schon das eine oder andere Mal beschriebene Vollmond leuchtete hell in die Fenster und wachte ueber unseren heute – nach all den Erlebnissen – besonders tiefen Schlaf. << Niemals wird die Stille so bewußt empfunden als nach dem Sturm. >> (Erich Limpach) ... gleichwohl ich zugeben muss, dass es hier mit der Stille nach dem Sturm nur kurzfristig anhielt. Denn kaum hatten die Menschen sich von dem ersten Schock erholt, liefen auch schon die Generatoren und spaeter am Tag Kettensaegen an ... So auch, als ich am Montagmorgen aufstand und meine taegliches Work-out zu machen. Die Nacht war kuehl und so hatte ich die Terrassentuer offen um bei der Gymnastik die frische Luft zu geniessen – und die Stille, so es sie denn gegeben haette. Ich denke inzwischen, diese „Laermsache“ ist etwas, dass viele Menschen brauchen um nur ja nicht zu denken, sie waeren allein. Ich meine, gerade jetzt waere Zeit zur Ruhe zu kommen, innehalten, geniessen. Doch viele Menschen moegen Stille nicht, denn dann koennte es ja passieren, dass sie sich selber hoeren, spueren, kennenlernen. Wie las ich es mal bei Hape Kerkeling in seinem Buch ‚Ich bin dann mal weg’, als er ueber die bellenden Hunde schrieb, dass die Menschen nichts dagegen tun um das Jammern ihrer eigenen Seelen nicht zu hoeren. Daran muss ich oft denken .... Spaeter am Tag hatte ich ein Gespraech mit Kim und zwei anderen Kolleginnen, dass genau diesen Nerv trifft. Es ging darum, dass, wenn man keinen Strom hat, ja auch der Fernseher prinzipiell mal nicht funktioniert. Ich sagte dann, dass ich so oder so kaum fernsehe und es somit nicht als Verlust empfinde. Ausserdem kommt man so mal zum lesen. Rachel meinte dann, man muesse doch aber auf dem Laufenden bleiben was passiert uns so weiter. Kim meinte, dass man so oder so was mitkiregt und sie haetten zuhause die Brettspiele hervorgekramt. Ich dachte dann noch laut, dass mal doch endlich mal Zeit und Musse haette, sich einfach fuer eine Weile mit dem Ehemann (oder wer auch immer gerade im Haus ist) zu unterhalten. Aber gerade das sei wohl fuer Viele das groesste Problem ... Jedenfalls, ging ich an diesem Morgen noch gerner als sonst in Laden, denn – und ich gebe zu, dass ich hier schon ein bisschen Gewohnheitstier bin – da gab es Strom und somit Kaffee ;-) Andererseits mag ich solche Ausname- bzw. Extremsituationen, beleben sie doch den Alltag ungemein! Die normalen Oeffnungszeiten sind unter der Woche 7 – 22 Uhr und Sonntags 9 – 6. Doch in Anbetracht der reduzierten Angestelltenzahl und ausserdem einer verhaengten Ausgangssperre von ‚Dusk to Dawn’ (also Sonnenunter- bis –aufgang), waren die Oeffnungszeiten auf 8 – 6 Uhr beschraenkt worden. Fuer uns allerdings hatte es geheissen, dass wir um 6 anfangen koennen/sollen. Eines muss ich Lowes lassen, sie hatten jedem frei gestellt, zu arbeiten oder nicht. Die Leute sollten sich zunaechst um ihre eigenen anstehenden Notfaelle kuemmern. Natuerlich kamen die meisten dennoch, denn gerade jetzt braucht jeder Geld und nur wer wirklich nicht konnte blieb weg.Auch hatten sie einige der begehrtesten Artikel (Batterien, Benzinkanister etc.) fuer die Angestellten ‚aufgehoben’, denn es dauerte nicht lange, bis das Meiste davon ausverkauft war! Und sogar fuer eine Mittags-Mahlzeit war gesorgt. Zwar kein 5Sterne-Gourmetessen, aber ein Stueck Brot mit Peanutbutter oder ein Hot Dog mit Senf und Ketchup fuellt den Magen allemal – und dazu reichlich Wasser (in der momentanen Situation sehr begehrt, obwohl schon die ersten Stimmen laut wurden, dass zumindest ein kaltes Cola doch wenigstens haette drin sein koennen). Auch an diesem Tag gab es viel Arbeit. Und zu wenig Schlaf und blankliegende Nerven vieler, machten es doppelt anstrengend. Meine Kollegin Allie und ich gerieten auch ein bisschen aneinander, denn ich versuchte – in Ermangelung eines Abteilungsleiters oder eines faehigen Team Leaders - die Aufraeumarbeiten ein wenig zu koordinieren und sie meinte dann, dass ich sie ‚rumbosse’. Ich gebe zu, dass ich schon einen sehr bestimmenden Ton an den Tag gelegt hatte und entschuldigte mich bei ihr. Aber da das Ganze schon laenger als IKE schwellte, war es mit der guten Stimmung – zumindest zwischen uns zwei – nicht so ganz weit her. Ich stelle immer sehr hohe Ansprueche an mich selber, hoehere noch als an andere. Es macht mir nichts aus viel zu arbeiten – wenn es sein muss, oft genug, auch mehr als andere. Doch dadurch passiert es mir eben auch, dass ich denke, wir koennten schon viel weiter sein, viel mehr erreichen, wenn sich alle ein bisschen mehr anstrengen, vergesse aber, dass eben nicht jeder so ein Perfektionist und disziplinierter Mensch ist wie ich ... Klar, meine Chefs moegen es, dass ich so fleissig bin, aber die Kollegen eben nicht immer – da habe ich noch zu lernen! Um 18.20 war Feierabend und den brauchte ich dann auch. Ich war hundemuede und kaputt als ich zuhause ankam. Erstmal unter die Dusche - ja sie ging tatsaechlich! Helmut hatte mich sozusagen mit der guten Nachricht empfangen, dass wir wieder Wasserdruck haetten (so wenig ich Generatorenlaerm mag und so schadenfreudig ich heute frueh war, als bei Nachbars der Generator kurz ausfiel, klang der vom Wasserturm dann doch wie Musik in den Ohren). Das Wasser war immerhin noch lauwarm, obwohl wir keinen Strom hatten und es fuehlte sich herrlich an. Das Abendessen wurde wieder bestimmt durch ‚das sollte moeglichst bald aufgegessen werden’ und anschliessend haben wir noch beim Schein der Oellampe eine Weile gesessen und geredet, um auch heute kurz nach den Huehnern ins Bett zu gehen... Der naechste Tag verging bei Lowes aehnlich wie der vorherige. Viel Arbeit, kurze Lunchpause. Wir haben geputzt und geraeumt und ich habe angefangen die vielen Baeume zunaechst zu katalogisiert und anschliessend versuchen einen geeigneten Standort in der Abteilung zu finden. Normalerweise ist Brenda – sie ist unsere Spezialistin – fuer die Auslage verantwortlich, aber Brenda war nicht da und da sie zum Einen mir zumindest grob gesagt hatte, wo die verschiedenen Sorten (also Obstbaeume, Schattenbaeume, Nussbaeume) hingestellt werden sollen und zum Anderen niemand sonst irgendeine Entscheidung treffen wollte, traff ich sie – mich beim Thema ‚bossen’ sicher nicht beliebter machend, aber jede getroffene Entscheidung ist besser als keine. Also verbrachte ich den groessten Teil des Tages damit mein Bizepts zu trainieren indem ich Baeume in der Gegend rumschleppte, schob und hievte. Das Ganze dann wieder bis ca. 6.30, dann war ich geschafft (ich hatte immerhin schon um 6 Uhr angefangen) und ‚ready to go home’! Helmut war derweil natuerlich nicht untaetig gewesen. Nachdem er ausgeschlafen und gefruehstueckt hatte, hatte er fleissigst Blaetter geharkt und Aeste eingesammelt. Ob der Groesse unseres Grundstuecks (inklusive des kuerzlich neuerworbenen) bedeutete dies eine ganze Menge und einen ganzen Tag Arbeit. Als ich nach Hause kam, hatte Helmi schon den Grill angeschmissen und es qualmte froehlich vor sich hin. Er war bei Lynn gewesen und hatte dort aus dem Freezer ein paar unserer Vorraete geholt. So gab es spaeter Pommes Frites (ja, die kann man auf dem Grill sogar ‚cross’ kriegen, schmecken halt leicht rauchig) und so etwas wie Schlemmerfiletfisch. War aeusserst lecker. Ich habe mir noch ne lauwarme Dusche gegoennt und bin dann, als ich im Bett lag, fast sofort eingeschlafen. Die Nacht war angenehm kuehl und die Luft relativ trocken – dank IKE, bzw. der damit einhergehenden Wetterkonstellation - und so hatten wir eine der Balkontueren offen gelassen. Das erste Mal seit April oder so ... Ja und prompt brauchte ich gegen morgen eine zusaetzliche Decke, da es kuehl wurde (sogar Helmut zog sich das Laken ueber). So kam der Mittwoch und waere es nach dem regulaeren Dienstplan gegangen, haette ich frei gehabt. Aber in Anbetracht der besonderen Umstaende verzichtete ich darauf. Unsere Vorgesetzten hatten extra darauf hingewiesen worden, dass – sofern es noetig ist – Ueberstunden erlaubt und bezahlt werden und in unserer Abteilung war es noetig (gleichwohl ich auch hingegangen waere, wenn es nicht bezahlt wuerde, einfach weil ich eben so bin). Unser Teamleader ist nicht gerade fuer seine Arbeitswut und Entscheidungsfaehigkeit bekannt, unsere Uebergangsabteilungsleiterin hat keine Ahnung vom Gartencenter und Brenda, die ansonsten Bescheid weiss hat einen Baum in der Kueche um den sie sich kuemmern muss. Allie in Ehren, ist schon recht lange in der Abteilung und weiss ne Menge, ist aber ob ihres nicht mehr ganz jugendlichen Alters (74) und auch wenn sie es nicht zugibt und sich grundsaetzlich uebernimmt, doch in ihrer koerperlichen Leistung eingeschraenkt. Zum Fruehstueck gab’s – wie immer – Cereals. Ich hatte vorsorglich mal meine Nase in die Milchflasche gesteckt und beschlossen, die riecht noch gut. Allerdings als ich sie dann ueber die Flakes giessen wollte, stellte ich fest, dass wir inzwischen Dickmilch hatten (was mich an meine Jugend erinnerte, als meine Mutter Dickmilch selbst gemacht hat). Nun, mir hat’s geschmeckt! Ich hatte schon gestern beschlossen, an diesem Tag nicht so lange zu arbeiten und dann eventuell Donnerstag sogar frei zu machen. Es entpuppte sich dann als leichter gedacht als getan. Ich schleppte ein paar Stunden lang Baeume und allerlei andere Dinge. Da ich ja frueher gehen wollte, habe ich durch gearbeitet und tatsaechlich hatten dann gegen 3 Uhr all die Apfel- und Birnbaeume, Eichen, Eschen und Magnolien ein ‚zuhause’ gefunden und ich konnte mich in Richtung des meinen begeben. Das Blaetter zusammenfegen dann fuer Darell und Allie und Dolores gelassen, stellte allerdings am Donnerstag fest, dass die nur halbe Arbeit gemacht haben. Darell war eh schon im Urlaub (zumindest im Kopf) und hat dreiviertel von dem was er tun sollte vergessen) Ach ja und irgendwann am Nachmittag stellte ich fest, das weniger Kollegen nach draussen kamen. Ob des erwaehnten kuehleren Wetters und des nicht funktionieren der Air Condition Anlage, war es draussen angenehmer als drinnen und ausnahmsweise wurden wir mal um unseren Arbeitsplatz beneidet. Nun, das Ausbleiben der „Abkuehler“ konnte nur eines bedeuten und kurze Zeit spaeter hoerte ich es auch – naemlich das ploetzlich eine herrliche Stille eintrat: der Generator (der gleich neben dem Gartencenter steht) war aus – der Strom war wieder da; zumindest in der Innenstadt von Livingston. Dies bedeutete nicht nur, dass es im Laden wieder kuehl wurde, nein, vielmehr und viel wichtiger fuer die meisten Menschen: die Tankstellen wuerden ihren Betrieb wieder aufnehmen. Und es dauerte auch keine Stunde, da standen vor eben jenen lange Schlangen ... und auch vor dem Fast Food Restaurant, dass wieder geoeffnet hatte! Bei uns Zuhause hatte Helmi schon den Grill angeschmissen (und nach den gestrigen Erfahrungen auch etwas mehr Hitze), da ich am Telefon gesagt hatte ich habe einen BaerenHunger. Allerdings hatte ich keine Lust alleine zu essen und so beschlossen wir, erst noch mit den Hunden zu laufen und ein paar andere Dinge zu erledigen. Auch erzaehlte Helmut mir davon, dass die Arbeiter der Stromleitung-Reparaturfirmen in der Nachbarstrasse gearbeitet hatten. Die Jungs waren dieser Tage ueberall gerne gesehen und bekamen nicht selten ‚standing ovations’ fuer jede reparierte Leitung. Die bei uns in der Gegend arbeiteten kamen aus North Carolina – nicht gerade um die Ecke (diese mobilen Einsatz-Teams kommen aus fast ganz USA, immer dorthin wo sie gebraucht werden). Spaeter haben wir dann gegrillt – wobei ich zugebe, dass ich kein Grillmeister bin und Helmut, der mir mutig eben jenes ueberlassen hatte, spaeter etwas verkohlte Wuerstchen essen musste. Aber geschmeckt haben sie trotzdem. Und dann – ich stehe gerade in der Kueche – hoere ich ein seltsames Geraeusch. Wollte schon meinen Mann holen, als ich dachte: ich kenne das Geraeusch irgendwie, hab’s aber ne Weile nicht gehoert. Dann die Erleuchtung: es ist der Kuehlschrank! Das bedeutete ... richtig! Der Strom war wieder da. Ziemlich genau um 18.20 Uhr - ging der Strom wieder an. Das war schon mal ziemlich gut, aber ich war auch ein wenig traurig, den ohne fand ich es durchaus romantisch ... Das Ganze hatte in dieser „Nach-IKE-Phase“ einem verlaengertem Campingtrip geglichen und so einen Hauch von Abenteuer gehabt. Allein, dass Anfangs das Telefon/die Handys und vor allem fuer eine Woche das Internet nicht funktionierte truebte den Spass ein wenig ... Nun letzteres funktionierte an diesem Tag noch nicht und so haben wir dann die erwaehnten – leicht dunkelschwarzen – Wuerstchen gegessen, ich habe geduscht und dann goennten wir uns fernsehen. Mal sehen, was es Neues gibt. Das meiste wusste ich schon, aber als ich dann die Bilder von Galveston und Umgebung sah, war ich doch leicht geschockt – es sah / sieht ziemlich uebel aus! Frei machen war eine Illusion gewesen. Unser toller Teamleader, hatte beschlossen, dass ihm sein Urlaub zustehe, ja, er ihn verdient haette und das er ihn darum auch jetzt starte. Ich – pflichtbewusst wie ich nun mal bin – wollte Allie nicht allein lassen, zumal Dolores gemeint hatte sie kommt nicht. Also ich eben zur Arbeit – allerdings erst ein bischen spaeter als die anderen Tage und heute mit Kaffee zum Fruehstueck. Viel Arbeit gab’s und wenig Pause und als es auf 7.20 zuging, war ich immer noch nicht fertig. Aber bin dann nach Hause, wo ich gegen acht Uhr war. Helmut war an diesem Tag in Resort gewesen. Lews Brueder hatten angefangen aufzuraeumen und er hatte den ganzen Tag geholfen. So waren wir beide kaputt und muede und sind – trotzdem der Strom wieder da war und somit theoretisch auch Fernsehen – frueh ins Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten. Freitag war der letzte Tag im Ausnahmezustand, denn ab Samstag war die Ausgangssperre aufgehoben und die Dinge gingen ihren gewohnten Gang. Die Oeffnungszeiten bei Lowe’s waren wieder normal und wir folgten unseren regulaeren Dienstplaenen. Die Supermaerkte hatten alle wieder geoeffnet und nur noch das eine oder andere leere Regal zeugt von den Nach-IKE Tagen. Die allermeisten Strassen sind von Aesten und sonstigem Muell befreit und auch die Stromleitungen sind – zumindest hier in Livingston – fast alle repariert. Der eine oder andere umgestuerzte Baum und die vielen Feuer die ueberall brennen (um eben das Geaest usw. loszuwerden), zeigen es ist noch nicht ganz so ist wie immer. Das eine oder andere Dach nur mit Planen abgedeckt und Dellen in Autodaechern, Motorsaegengeraeusch und eben die eingangs erwaehnten braunen Blaetter werden uns noch ein Weile daran erinnern, dass IKE eben nicht nur ein Gewitter war, sondern ein Hurrikan, der in Livingston immerhin noch die Windstaerke Kategorie I hatte. Wir haben viel Glueck gehabt – aber hauptsaechlich durch weise Vorraussicht und Entscheidungen, die wir irgendwann trafen. Und auch wenn ich keinen Wert auf noch einen Hurrikan lege, moechte ich doch diese Erfahrung um nichts in der Welt missen ... 09.08.2008 Jetzt – Die Kraft der Gegenwart von Eckard Tolle Freunde von mir schicken mir immer mal wieder Zitate in ihrer Mail und – interessanterweise – zu 90 % welche, die ich noch nicht kenne! Was mich erstaunt, denn ich bin nun mal ein eingefleischter Zitaten-/Aphorismen- und Gedichtesammler. So freue ich mich jedes Mal ueber einen schoenen Spruch. Also wem mal einer ueber den Weg laeuft ... Einmal schickten Astrid und Gerhard diesen: „Das Glück des Augenblicks,läßt sich nicht,für später aufheben.“ Dazu faellt mir ein Erlebnis ein, dass ich kuerzlich im Laden hatte und das mich – im sehr positiven Sinne - nachdenklich stimmte ... Ich hatte einen Kunden, mit dem ich mich ueber Alter unterhalten habe. Er ist 80, seine Frau 76. Die zwei sind als sie in Rente gingen 15 Jahre mit ihrem Wohnmobil rumgefahren. Als sie genug davon hatten (so vor 1 Jahr) beschlossen ein Grundstueck zu kaufen, ihr Traumhaus darauf bauen zu lassen und sind jetzt noch dabei Teile des Gartens zu gestalten. Es ging um Buesche und er fragte nach welche denn ‚relativ’ schnell wachsen, da er wahrscheinlich nicht mehr soviel Zeit haette viele Jahre auf eine schoene Hecke zu warten. Ich fragte ihn dann – wohl etwas vorlaut, aber ich nahm an er vertraegt es – warum er dann ein Haus bauen liess und sich all die Muehe mit dem Grundstueck gemacht hat, wenn er nun nicht mehr die Geduld haette den Pflanzen 2, 3 Jahre beim wachsen zuzuschauen. Und was er dann tun wolle, wenn alles fertig ist ... Er schaute seine Frau an und ich befuerchtete schon ich sei zu weit gegangen, aber dann laechelte er und sagte in etwa: du hast Recht! Etwas wachsen zu sehen, ist doch die Essenz des Lebens und davon habe ich ja schon noch ne Menge vor mir ... Ich fand das bewundernswert! (Uebrigens fahren die zwei mit einem Gold-Wing-Trike durch die Gegend) ... Es zeigt mir mal wieder deutlich, wie wichtig es ist, im hier und jetzt zu leben. Es macht mir wieder einmal klar, wie gut es mir geht und wieviel ich in meinem Leben schon erreicht habe – und was noch alles moeglich ist! Und es sagt mir auch, dass ich den richtigen Job habe, in dem ich schon sehr viele solcher positiven Erlebnisse hatte. Die Ethik der Freiheit von Murray Rothbard Nun wird es ernst. Sehr ernst – zumindest wurde es das kuerzlich fuer Helmut. Manch’ einer weiss es vielleicht schon oder hat was laeuten hoeren – viel länger können wir das jetzt auch nicht mehr geheim halten. Es ist nun mal wie es ist und ich werde es jetzt auch ganz offen sagen: Helmut ist im Gefaengnis! Genau genommen schon seit dem 3. Juli 2008. Was genau den Staat Texas dazu veranlasst hat dies ausgerechnet auf den Tag vor dem Independence Day zu legen, weiss ich nicht! Ich kann auch nicht sagen, wie lange er dort bleiben wird, das ist im Moment noch nicht absehbar und das wird wohl auch nur die Zeit zeigen. Und irgendwie trage ich da auch noch eine Mitschuld ... Ich weiss, ich weiss, jetzt werdet Ihr fragen warum und weshalb und wie es dazu kam verstaendlich. Nun, ich kann das ganze zwar nur als Aussenstehender erzaehlen, aber Helmut sind gerade die Haende etwas gebunden und so ... hier zumindest mal ein Teil der Geschichte ... „Die Freiheitsliebe ist eine Kerkerblume, und erst im Gefängnis fühlt man den Wert der Freiheit.“ (Heinrich Heine) Angefangen hat alles im November letzten Jahres. Ich kam aus dem Laden und fand ein Stueck Papier hinter meinen Scheibenwischer geklemmt. Ein kurzer Blick darauf und ein schnelles Ueberfliegen des Textes und ich beschloss dass ich den wohl mal besser dem Helmut zeige. Zuhause angekommen gab ich ihm dann auch gleich den Zettel, der von der Polunsky Unit – eine Aussenstelle des Gefaengnisses von Huntville/Texas – kurz TDCJ oder Prison genannt - war. Sein Kommentar: ‚Willst Du mich ausdem Haus los werden? Oder reicht unser Geld jetzt nicht mehr?’ – War wohl nicht sein Tag, aber ich blieb gelassen: ‚Nein, aber ich dachte das koennte fuer Dich interessant sein, oder? Du suchst ja immer mal eine neue Herausforderung!’ Er nickte und beschloss, sich mal ein bisschen im Internet schlau zu machen ... Was auf dem Flyer stand? Es war eine Einladung zu einem „Hiring-Seminar“ im Gefaengnis, also eine Informationsveranstaltung ueber die Jobmoeglichkeiten in eben jenem. Nach ein wenig Recherche beschloss Helmut sich das Ganze mal anzusehen – alleine schon um seine Neugier zu befriedigen, wie es wohl „drinnen“ aussieht. Ein Telefongespraech mit einer netten Dame in Huntville (sozusagen dem Hauptsitz des Texas Department of Criminal Justice) indem er sich ueber die Einlass-Formalitaeten erkundigte (wir hatten uns schon irgendwie gedacht, dass man da nicht einfach so reinmaschieren kann), klaerte auch dies. Die Unit ist von uns auch nur ca. 4 ode 5 Meilen die Strasse runter und gleich daneben der Parkplatz. Ein netter Officer, der die Autos „bewacht“ zeigte Helmut den Weg mit der Bemerkung ‚Follow the crowd’ – Einfach dern Meute nach! Beim Sicherheitscheck durfte er dann gleich nochmal umdrehen um das Handy zum Auto zurueck zu bringen, um dann beim zweiten Anlauf wie am Flughafen (Schluessel, Uhr, Geldboerse und Guertel in die Plastikbox) durch den Metalldetektor. Wie im Flieger sollte man wohl auch hier das Mitbringen von Handfeuerwaffen vermeiden ... Die Interessenten wurden dann in Zehnergruppen ins Gefaengnisgelaende gebracht. Helmut meinte spaeter, dass sei schon ein komisches Gefuel, denn er war noch nie in einer Vollzugsanstallt – und dann noch in Livingston, Texas USA. Auch haette er frueher doch eher versucht solche Einrichtungen zu meiden. In dem Saal in den sie gefuehrt wurden, waren schon ca. 60 Leute, die an kleinen runden Tischen in Vierergruppen sassen. Hier auch der ‚Erstkontakt’, denn bei den Herren in weisser Baumwollkleidung, die weitere Stuehle reinbrachten, handelte es sich – wie Helmut spaeter erfuhr – um Haeftlinge. Mein Mann, der ja mitdenkt, hatte sich gleich am Eingang einen Stuhl genommen und sich – fuer den Fall einer Videovorfuehrung - neben den aufgestellten Fernseher gesetzt. Bei einer Bildschirmdiagonale von etwa 45 cm hatten diejeniegen, die weiter hinten sassen wohl schon Glueck, wenn sie ueberhaupt das Geraet sahen ... In einem Vortrag, in dem der Gefaengnisdirektor und ein paar Sergants zu Wort kamen, wurde schnell klar, dass es sich nicht um die Vergabe des Hausmeister- oder Elektrikerposten handelte, sondern ausschliesslich „Correctional Officers“ also Waerter/Waechter/Aufseher – auf deutsch Justizvollzugsbeamte – gesucht wurden. Eine Taetigkeit die mehr verlangt als ne Knarre halten koennen und da man beim Staat angestellt ist, mit sehr guten Sozialleistungen und anderen Be- bzw. Verguenstigungen verbunden ist. Es war dann noch die Moeglichkeit Fragen zu stellen und wer nicht fragt bleibt dumm; so nutzte Helmut die Gelegenheit und erkundigte sich nach einer Teilzeitbeschaeftigung nicht als CO. Die freundlich Antwort war, dass sie momentan niemanden suchen, aber die Zeit guenstig waere jetzt schon mal eine Bewerbung auszufuellen und die noetigen Aufnahmepruefungen zu machen – ueber den Rest koenne man dann spaeter immer noch entscheiden. Das schien logisch und so meldete sich Helmut kurzentschlossen zum Einstellungstest am darauffolgenden Dienstag an. In den naechsten vier Tagen setzte er sich nicht nur vor den Computer um weitere Infos zu sammeln - das TDCJ hat eine umfangreiche Homepage -, nein auch mit der Vorstellung auseinander wie es sein koennte Gefaengnisaufseher zu werden. Die Site enthaelt auch eine Vorabversion des Einstellungstestes, damit man Bild zu den gestellten Fragen machen kann. Nachdem er den bestanden hat, ging Helmut dann auch relativ gelassen wieder in Knast. Gleiche Prozedur wie beim ersten Mal – allerdings ersparte er sich das nochmalige Umkehren und liess das Handy gleich im Auto. Im Gebaeude angekommen wurde er vom Chef persoenlich und einem ranghoeheren Sergant mit Handschlag begruesst (boaheh) und in einen etwa 100 qm grossen Raum gefuehrt. Dort rueckten Herren in weiss Stuehle und brachten noch Tische, da wohl doch mehr Anwaerter als erwartet gekommen waren. Eine Dame der Rekrutierungstruppe war hektisch am telefonieren, um Verstaerkung zu bekommen, da sie mit den gut 40 zu testenden Leuten voellig ueberfordert war, zunmal diese anschliessend ja auch noch interviewt werden mussten. Die Testkandidaten zeigten alle der Reihe nach ihre Papiere vor, die Helmut schon ordentlich vorbereitet hatte – inkl. Kopie der ID und der SSC in einer Klarsichtfolie. Die einzigen Dokumente, die er nicht vorlegen konnte, war sein High School Diplom – da er keines besitzt. Und die Originale der deutschen Zeugnisse – die ausreichend gewesen waeren – lagen warm und trocken in Beuren. Nun, diese koennen nachgereicht werden und eruebrigen sich so oder so, sollte er den Test nicht bestehen. Er war wahrscheinlich trotzdem am besten von allen vorbereitet und hatte sogar schon das Bewerbungsformular fertig. Dieses hatte er vorher im Internet fein saeuberlich ausgefuellt und ausgedruckt. Was einige Zeit in Anspruch nahm, da sein Werdegang und die Jobbeschreibungen ja vorteilhafterweise in Englisch formuliert werden sollten. Zusaetzlich erhielten die Kandidaten nun noch weitere Formulare und die Pruefungsbogen. Jemand der das amerikanisch Schulsystem kennt, kennt sicher auch diese Boegen, doch fuer Helmut waren sie neu: es ist ein multiple choice Test, der so auszufuellen ist, das er spaeter computerlesbar ist; dazu werden kleine Kaestchen in einer bestimmten – moeglichst richtigen – Aufstellung ausgemalt. Natuerlich ist es noch ein wenig komplizierter, aber das waere jetzt zu lang zum erklaeren – die Prueferin jedenfalls brauchte geschlagene 30 Minuten und dann fast noch mal so lange um allen zu erklaeren in welcher Reihenfolge die Papiere anzuordnen waeren (nach dem Motto: wir nehmen Papier Z und legen es mit dem Gesicht nach oben auf den Tisch, dann nehmen wir Papier Y und legen es – mit dem Gesicht nach oben – darauf usw. bis ganz oben Papier A liegt. Helmut meinte es waren nur 8 Blaetter und obwohl die Dame jedes zur Veranschaulichung hochhielt und zur Kontrolle nochmal durch die Reihen ging, war er nicht sicher ob alle es nachher richtig gemacht hatten. Nach einer viertel Stunde konnten dann alle den Stapel Bewerbungsunterlagen abgeben und hatten – hoffentlich – nur noch den Pruefungsbogen vor sich. Im ersten Teil (5 min Zeit) des Testes hiess es 3 Bilder anschauen und sich dann an so viele Details wie moeglich erinnern. Danach wurden die Bilder verdeckt und in weiteren 5 Minuten galt es 20 Fragen zu eben jenen zu beantworten. Wenn man die Frage (sprachlich) versteht ist es relativ einfach ... ansonsten muss man halt improvisieren. Im zweiten Teil kam dann ein Block mit schaetzungsweise 80 bis 100 Fragen, aufgegliedert in Mathe, Logik, Situationsfragen (was tue ich wenn ...). Hierfuer waren 1.5 Stunden veranschlagt, die Helmut auch – ob der erwaehnten sprachlichen Herausforderung – voll ausnutzte. Der Testbogen wurde gleich vor Ort ausgewertet und wer bestanden hatte durfte am Nachmittag zum Interview wiederkommen – so auch Helmi. Nun wirklich schon voellig routiniert, legte Helmut selbststaendig seine Metalgegenstaende in die entsprechende Box, ging durch den Detektor usw. Anschliessend wird noch der Ausweis kontrolliert und dann die Tuer zum Gelaende entriegelt. Nach dieser Tuer gelangt man zunaechst in einen Vorhof der als Schleuse dient. Eine weitere Tuer wird erst dann freigegeben, wenn die vordere geschlossen ist. Dann ueber den Vorplatz ins Gebaeude und in den Raum, in dem am Morgen auch schon die Pruefung stattgefunden hatte. Eine handvoll Leute warteten schon darauf aufgerufen zu werden und so blieb ein wenig Zeit fuer Smalltalk. Zum Beispiel darueber, dass man ja am Anfang erstmal ca. 6 Wochen „Schule“ hat (Helmut musste an ‚Police Academy’ denken und in sich hineingrinsen). Endlich war er dann auch dran. Erst ein paar Fragen beantworten und im Laufe des folgenden Gespraechs, wurde nochmal klar, dass es nur Vollzeitstellen als COs gibt. Helmut erklaerte dann auch noch mal seine Position, einschliesslich dessen, dass seine Zeugnisse noch in Deutschland waeren (und ja auch noch uebersetzt und beglaubig werden muessten – das TDCJ ist schließlich staatlich und wir kennen ja alle die deutsche Beamten-Bürokratie – ist hier auch nicht viel anders) und er auch vor Mai 2008 nicht beginnen koennte (zwecks Hausbau usw.). Sie einigten sich darauf, dass dies dann sein fruehstmoeglicher Eintrittstermin waere und vermerkten es auf den entsprechenden Dokumenten. Auch wenn der Gedanke, sich gleich ‚in die Arbeit zu stuerzen’ durchaus seinen Reiz hatte, wie das mit Neuem so ist, war Helmut jetzt auch nicht allzu traurig, dass er so doch noch ein wenig Zeit hatte die fehlenden Papiere aus Beuren zu besorgen und evaluieren zu lassen und vor allem sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen. So ganz ohne ist der Job ja schliesslich nicht und so haette er auch noch Zeit, seine zwar schon wesentlich verbesserten, aber manchmal noch holpernden Sprachkenntnisse auszubauen. Und alleine schon die Tatsache, sich qualifiziert zu haben, war fuer ihn erstaunlich ... Ach ja, 2 Tage später klingelt das Telefon und eine nette Dame der Gauklertruppe Human Ressource (wir wissen inzwischen, dass die so genannt werden) vom TDCJ aus Huntsville ist dran, sie bräuchte, um seine Bewerbung zu bearbeiten noch seine Zeugnisse ... (seufz) Nun dauerte es noch ein halbes Jahr, bis es dann endlich so weit war, die Zeugnisse in Beuren abgeholt, die Dokumente uebersetzt, evaluiert (das heisst, die deutschen Abschluesse werden so zu sagen ins amerikanische System ‚uebertragen’) und eingesandt. Auch entschloss sich Helmut zum nochmaligen Besuch eines Hiring-Seminars, nur um sicher zu sein, dass er dies auch wirklich tun moechte. Als er dann noch hoerte, dass die naechste Trainingsklasse im July in Livingston stattfindet, stand er Entschluss fest und so rueckte er dann am 3. July 2008 ein. Gehe ins Gefängnis, gehe direkt dorthin, gehe nicht über Los – ziehe nicht 4000 DM ein. Wer kennt den Spruch nicht ... Und nach anfaenglichem Eingewoehnen – das fruehe Aufstehen war da nur eine der Herausforderungen – tut Helmut dies nun schon recht routiniert und voellig freiwillig. Das theoretische Training findet immer Montag bis Freitag von 7 – 4 statt und geht ca. 5 – 6 Wochen. Einmal pro Woche hat er DT – Defensiv Training, also Selbstvergteidigung – und er meint da geht es schon richtig zu Sache und er ist froh so fit zu sein (was viele seiner neuen Kollegen nicht sind – da ist ein Spaziergang ja schon zu anstrengend); einmal waren die Anwaerter schon in der Unit in Huntsville und haben dort ein Training mit Traenengas – das wie ich inzwischen weiss kein „Gas“ ist, sondern sehr feines Pulver – absolviert (Helmut war danach zwei Tage etwas rot im Gesicht); auch waren sie dort um auf der ‚Range’ Schiessuebungen zu absolvieren; Montags gibt es immer einen Wissenstest der mit einer bestimmten Prozentzahl bestanden werden muss und in ca. 2 Wochen wird er graduaten, dass heisst seinen Abschluss machen (und wie es bisher aussieht wird er da sehr gut abschneiden, denn trotz seiner nicht immer ganz ausgepraegten Sprachkenntnisse, ist er einer der Besten in der Klasse!) . Anschliessend kommt 3 Wochen OJT – on the job training – und dann wird er in seine vorlaeufige Position/Schicht eingeteilt. Diese sind immer 4 Tage Arbeit, 4 Tage frei und dann je 12 Stunden Schichten. Seinen Dienst wird er ab dem 3. September 2008 von 6 – 6 Uhr tun und er ist ganz gluecklich, dass sein Wunsch wieder Nachtschicht zu arbeiten, beruecksichtigt wurde. Noch macht es ihm sehr viel Spass und was er so zu erzaehlen hat ist wirklich interessant und es gibt immer wieder Momente, in denen wir uns wundern, denn wer haette das gedacht, dass es mal soweit kommt. Allerdings kommen ihm auch ab und zu Bedenken darueber, ob das nun wirklich der richtige Job ist. Waehrend der Ausbildung wird den ‚Newbies’ natuerlich alles erzaehlt was so passieren kann – immerhin haben sie es hier mit Verbrechern ganz unterschiedlicher Art und Charaktere zu tun. Und es ist eben auch schon vorgekommen, dass ein Waerter in eine Schlaegerei verwickelt war oder auch in krumme Geschaefte. Die Gefangenen finden es nicht alle gerecht, dass sie einsitzen und entsprechend hasserfuellt sind sie gegen die Aufpasser – die sie zwar persoenlich nicht kennen, aber als Feind No. 1 betrachten. Das Gefahrenpotential ist mit Sicherheit hoeher, als der Umgang mit Kunden im Laden und nicht umsonst werden die Neuen ausreichend gewarnt und ihnen Selbstverteidigung und der Umgang mit Waffen beigebracht ... Die eine oder andere Neuheit und Kuriositaet geht mit der Arbeit vom Helmut schon einher und so manch’ ein alter Zopf musste ab ... Ach, hatte ich eigentlich schon erwaehnt, dass auch Helmut Federn bzw. Haare lassen musste? Nein? Nun, er ist wirklich ab, der Zopf und ich persoenlich finde, dass er mit dem Kurzhaarschnitt sehr flott (und viiieeel juenger) aussieht. Auch finde ich es erwaehnenswert, dass er jeden Morgen geschniegelt und gebuegelt in Uniform aus dem Haus geht. Graublau, sehr schick! Gewaschen wird sie in der gefaengniseigenen Waescherei von Insassen – die diese auch plaetten; allerdings mit der hier ueblichen Gelassenheit bei der Arbeit und da die Uniform ja tadelos sitzen sollte, genuegt das Helmuts Anspruechen nicht ganz - so habe ich ihn kuerzlich beim nachbuegeln erwischt. Auch die schwarzen Schuhe muessen glaenzen, wobei so ein bisschen Spucke und ein Tuch ja Wunder wirken koennen ... Und ich hoffe, wir werden von ihm im Laufe der Zeit noch mehr Interessantes zu hoeren bzw. lesen bekommen – wenn er denn dann dabei bleibt! Duerre Jahre von Helene Floess „Schlanke sind nur zu doof zum Essen.“ … las ich neulich. Nun das glaube ich, kann man nicht so verallgemeinern, und trifft auch sicher nicht auch Helmut zu. Aber bei ihm hat Amerika / Texas nicht nur Auswirkungen auf den Ruecken bzw. Ischiasnerv (der ihn leider immer noch und immer mal wieder quaelt), sondern auch aufs Gewicht. Im Land der Uebergewichtigen (laut Helmut hat dies inzwischen Rauchen als Killer No. 1 abgeloest) hat er abgenommen. Ob es nun an meiner „Kochkunst“ liegt oder daran, dass ich jetzt Schicht arbeite (heisst oft 1 – 10 abends und somit dann abends keine reichhaltigen Mahlzeigten koche), oder an seiner vielen koerperlichen Arbeit, der Hitze oder einfach dem weniger Essen liegt, weiss ich nicht, aber er wird wohl bald seine Hosen in der Kinderabteilung kaufen muessen (wobei das nicht so ganz neu ist, auch in Deutschland hat er sich das eine oder andere mal schon dort bedient). Allerdings gibt es noch Hoffnung, erstens isst er gerne und viel Schokolade (am liebsten in Form von Snickers oder der VollmilchTraubenNuss-Schokolade von Lidl) und Kekse – die bekanntermassen nicht gerade das Abnehmen foerdern. Und seit Helmut arbeiten geht, bekommt er mittags in der Kantine sein Essen – und ob die so ‚schlank’ kochen wie ich? Aber er behauptet es sei gut essbar und bisher sei er auch noch immer satt geworden – vor allem da das Ganze fuer lau zu haben ist (d.h. nix kostet – da schlaegt das Schwabenherz doch gleich ein bisschen hoeher)... Doch nicht jeder seiner Kollegen nutz das Umsonstessen aus, was aber wohl weniger am Essen, als daran liegt, dass die Mittags rauchen gehen muessen. Nach „drinnen“ darf man – wie einem logischer Menschenverstand sagt - keine Zigaretten mit reinbringen. Die haben dann den totalen Stress ... Bin ich froh, dass ich das schon vor ein paar Jahren (genau 4 Jahre und 6 Tage) aufgegeben habe und mir davon nicht mehr mein Leben diktieren lassen muss! Bei mir zeigt meine Arbeit – bei der der Koerper doch etwas mehr geforder ist - auch Auswirkungen, ich entwickle so langsam an den Oberarmen und Beinen richtig ‚Mukies’ - aber, unter uns Maedels, ich habe dafuer immer Appetit und somit wirkt sich das Ganze nicht wirklich auf die angezeigte Zahl der Pfunde auf der Waage aus :-(. Die Gold-Verschwoerung – Ferdinand Lips Ist ja nicht so, dass es von uns massenhafte Neuigkeiten gibt. Es macht sich so langsam eben doch bemerkbar, das es auch hier – wenn man erstmal gesettled ist – eine Art Alltag gibt. Der aber auch immer wieder seine Herausforderungen hat, z.B. mein letztes Abenteuer mit einem sehr am eigenen Bankkonto interesssierten Zahnarzt. „Der alte Arzt spricht Latein. Der junge Arzt spricht Englisch. Der gute Arzt spricht die Sprache seines Patienten.“ (Quelle : »Hausapotheke für den homöopathischen Patienten«) ... und ich fuege an: der gierige Arzt spricht die Sprache des Go/eldes .... Was ist passiert? Nun ich habe zwar keine Schmerzen, aber ein Loch in nem Zahn entdeckt und beschlossen mal nachsehen zu lassen. Ich habe ja ueber Lowes eine Dental Insurance (die fuer Teilzeit-Angestellte allerdings – wie ich inzwischen feststellte – nicht sonderlich gut ist, aber immerhin ...). Also, bei den Kollegen umgehoert, einen Zahnarzt, der mir ‚empfohlen’ wurde gewaehlt und mir einen Termin besorgt (der schon wenige Tage spaeter sein sollte). Erwaehnenswert ist hier sicher, dass Aerzte (uebrigens inkl. Tierarzt) den potentiellen Kunden/Patienten ca. 24 Stunden vor dem Termin anrufen, das man eben jenen haette und ihn doch bitte nicht vergessen soll. Schaetze mal das ist eher der Vergesslichkeit der Menschen (und dem damit Einhergehenden Umsatzt-/Auslastungsverlustes) zuzuschreiben als einer wirklichen Dienstleistungsmassnahme. Jedenfalls hatte ich also einen Termin, am 25. Juni um 2 Uhr. Bin dann gegen 3.20 endlich mal drangekommen. Hmpf! Lag angeblich daran, dass die Versicherung mich in ihrer Datei nicht finden konnte. Jedenfalls bestand die erste Aktion darin ein Roentgenbild saemtlicher Zaehne zu machen. Dann wieder ins Wartezimmer, in dem ausser mir noch ca. 30 Patienten sassen. Nach weiteren ca. 20 Minuten kam ich ins Behandlungszimmer. Eine nette Zahnarzthelferin putzte mir die Zaehne (was ich zwar vorher selber schon getan hatte, aber das ist hier wohl nicht die Regel), schaute etwas pickiert, als ich mich weigerte die Mundspuelung zu benutzen (es is so eine, die zu gut 80% aus Alkohol besteht) und dann wieder warten. Dann der Auftritt Dr. Nader Kreit (der Name laesst schon fast darauf schliessen, der Herr scheint indischer Abstammung zu sein). Ganz in Schwarz gekleidet, nahm er das Roentgenbild in die Hand, fragte was mich zu ihm fuehre. Ich erklaerte es, er warf von ca. 1.5 Meter Entfernung einen Blick in meinen Mund, dann auf das Bild. Ja, also da muesse man die Krone ersetzen. Und wenn er das so anschaue (das Roentgenbild), sollte auch dies und das usw. getan werden. Ich daraufhin, ich moechte nur, dass er den einen Zahn behandelt und ich wuerde doch gerne erst auch wissen, was ich zu berappen habe. Glaube dass kam schon nicht so gut an ... Jedenfalls nach ner Weile Geplaenkel, einigten wir uns, dass er bei der Versicherung nachfragt, wie hoch deren Anteil fuer eine Krone ist und er wuerde mich dann anrufen und mir Bescheid geben. Okay, hoerte sich ja bis hier hin einigermassen vernuenftig an. Nun hiess es also warten, was ich auch geduldig tat. Nach ca. 3 Wochen begann ich mich zwar doch zu wundern, aber ich wurde noch nicht unruhig. Dann nochmal einige Tage spaeter bekam ich ein Schreiben meiner Versicherung, die mir anhand einer Aufstellung ueber die anteiligen Zuschuesse mitteilte, dass sie 417 Dollar uebernehmen und mein Eigenanteil ca. 2.200 Dollar sei. Aaaaaahhhhhhhhh! Schock! Bei naeherer Betrachtung stellte ich fest, dass hier nicht von einer Krone, sondern dreien die Rede war und irgendwelcher nicht naeher spezifizierten anderer kostenpflichtigen Behandlungen. Moment mal, dass war so aber nicht ausgemacht! Noch mal das Schreiben ganz genau inspiziert und gesehen, da steht was von „paid on 07/08/08“. Paid? Irgendwie beschlich mich da ein etwas seltsames Gefuehl und so habe ich die Versicherung angerufen. Nach dem mich die Musik in der Warteschleife fast schon zur Aufgabe verleitete, endlich ein Mitarbeiter. Der verstand erst so gar nicht, was ich wollte, und musste erstmal seinen Vorgesetzten fragen. Letztlich stellte sich heraus, der Zahnarzt hat denen doch glatt eine Rechnung ueber 3 Kronen nebst Behandlung gestellt und das Geld bereits kassiert! Dreist! Ich habe denen dann hoeflich klar gemacht, dass der Zahnarzt sich mir bis auf besagte 1.5. Meter noch nicht genaehert hatte geschweige denn irgendwelche ‚dental work’ durchgefuehrt! Der arme Kerl in dem Call Center musste daraufhin wieder beim Supervisor nachfragen und ich konnte mir fuer weitere 10 Minuten wunderbare Warteschleifenmusik anhoeren (plink, plink, plink, plonk, plink, plink ....). Letztlich bat man mich, ein schriftliches Statement schreiben, es zur Allstate Versicherung zu faxen und diese wuerden sich dann darum kuemmern ... Ich schrieb das Fax, habe aber am naechsten Tag vorsichtshalber noch mal mit diversen Kollegen gesprochen und mich erkundigt ob dies vielleicht eine durchaus uebliche Methode sein koennte, aber bekam die eindeutige Antwort dass sei es nicht! Um dem ganzen dann – nur im uebertragenen Sinn – die Krone aufzusetzen, ruft mich der Zahnarzt ein paar Tage spaeter an. Das heisst eine seiner Damen, die mir auf die Mailbox gesprochen hat. Sie erklaerte dann, dass sie jetzt die voraussichtliche Leistung der Versicherung wuessten. Diese betruege ca. 250 Dollar und ich muesse noch knapp 800 selber zahlen. Und wenn ich jetzt die Bruecke (!) moechte, soll ich mich doch melden. Aha! Wieder ein Anruf und die Auskunft, sie meinte natuerlich die Krone und ja, die Versicherung haette die erste Untersuchung schon bezahlt und .... Ich sagte ihr, dass mir die Methodik des Zahnarztes nicht besonders zusagt und das ich mir das Alles erst noch mal ueberlegen muesse. Nun, mein Loch im Zahn habe ich jetzt immer noch, aber zu dem Typ gehe ich bestimmt nicht mehr! Ich habe mich schon schlau gemacht, und weiss, dass es hier noch mehr Praxen gibt und sobald dann auch meine neue Versicherung in Kraft tritt, starte ich einen weiteren Versuch. Heute ist mein bester Tag von Arthur Lassen Ich mag Arbeit an sich und das was ich tue sowieso und stimme Joerg Loehr zu, der sagt: „Erfolgsmenschen machen nicht grundsaetzliche andere Dinge, sie machen nur ein paar grundsaetzliche Dinge anders!“ (Joerg Loehr) ... was – denke ich – schon mit der Einstellung zum Arbeiten an sich anfaengt. So arbeite ich nicht nur gerne, sondern bin auch der (hier von manch einem belaechelten) Meinung, dass ich mich fuer das Geld, das man mir zahlt mehr als ein wenig anstregen muss. Ganz davon abgesehen, dass ich fast immer motiviert ‚ins Geschaeft’ gehe – wohl auch, weil ich nicht so sehr darauf angewiesen bin (falls die mich nicht mehr wollen – was wohl nicht so schnell der Fall ist-, finde ich immer was anderes) ... Natuerlich faellt es auch den Managern auf, dass ich die Dinge die ich tue immer mindestens 120%-ig mache und ausserdem nie rumstehe oder stundenweise im Pausenraum bin. Das und die Tatsache, dass ich keine Angst habe zu schwitzen und mir die Haende (inkl. Kleidungs usw.) schmutzig zu machen, fuehrte wohl dazu, dass ich kuerzlich einen der bisher anstrengendsten Arbeitstage meiner Laufbahn bei Lowes hatte – und das an einem Sonntag! Angefangen hat der Tag wie immer wenn ich Fruehschicht habe (Sonntags ist das um 8 Uhr), naemlich mit waessern. Anschliessend gibt es immer etwas aufzuraeumen, Kunden zu helfen usw. Das habe ich bis ca. 10.30 Uhr getan, da bekam ich einen Anruf ueber das interne Telefon von Candie. Sie ist Adminstrativ-Managerin und sie meinte, dass gerade einer ihrer Unloader gekuendigt haette und wir einen 1500-pieces-Truck haetten (letzteres war der Kuendigungsgrund: zuviel Arbeit). Nun und da unsere Abteilung an dem Tag sehr gut besetzt war, haette sie gerne dass ich und Joseph (ein anderer Mitarbeiter der Gartenabteilung) helfen. Ich als immer wissbegierig und neugierig sagte nur, okay, das ist mal was anderes. Irgendwie hatte ich bis dahin noch keine detailierte Vorstellung von dem Vorgang an sich. Nun es entpuppte sich als das was es ist: einen Truck ausladen ... d.h. die Kartons (und wir sprechen hier von Groessen zwischen groesser als Kuehlschrank und kleiner als Schuhschachtel), die in wilder Unordnung in dem Anhaenger verstaut sind, muessen dort raus und werden dann auf Paletten je nach Abteilung im Laden sortiert (das findet noch im Wareneingangsbereich statt). Diese Paletten werden dann in die entsprechende Abteilung gebracht und die einzelnen Karton nochmal in die Hand nehmen und in etwa dahin „schmeissen“, wo die Ware spaeter einmal verkaufsgerecht im Regal stehen soll. Das ganze echte Knochen-/Muslkel, da Handarbeit (der normale Betrieb im Laden geht ja weiter). Wie ich nun mal bin, habe ich das Ganze natuerlich mit vollem Einsatz getan und ein Kollege meinte ich wuerde die anderen Helfer ein bisschen schlecht aussehen lassen ... Hm. Meine 1-stuendige-Soll-Lunchpause habe ich gegen 3 genommen, um anschliessend noch bis 19.30 weiter zu machen. Dann hatte aber auch ich genug und war muede. Ausserdem um eine wertvolle Erfahrung und ein paar blaue Flecken reicher – und weiss jetzt die Arbeit der Jungs im Receiving um ein Vielfaches mehr zu schaetzen. Was gibt es sonst noch Neues von Lowe’s? Nun das Leben ist – wie ich in einem anderen Newsletter mal zitierte – das was passiert waehrend man andere Plaene macht ... oder so aehnlich. Dies gilt auch fuer die Sache mit der Versicherung und dem Zahnarzt. So hatte ich vor zwei Wochen ein Gespraech mit meiner Ex-Chefin Kim (HR-Managerin). Ich meinte, dass ich doch jetzt schon immer Vollzeit arbeite (ca. 40 Stunden/Woche) und es irgendwie nicht einzusehen ist, dass ich nur die Benefits fuer Teilzeit bekomme (das schliesst z.B. auch Urlaubsanspruch und Krankheitstage ein, von denen ich als Part-Timer natuerlich viel weniger „verdiene“ bzw. ansammle – ist nicht wie in Deutschland, wo man automatisch eine gewisse Anzahl hat, sondern man bekommt diese entsprechend der Zeit, die man arbeitet; auf soundsoviel Stunden Arbeit kommen soundsoviel Stunden Urlaubs- bzw. Kranktageanspruch. Bei Teilzeit ist es – auch wenn man gleich viele Stunden arbeitet – nur die Haelfte ... okay, bisschen kompliziert, aber on the bottom line versucht die Firma hier ein wenig zu sparen ;-). In meinem Gespraech mit Kim meinte ich dann noch, dass ich mich als Part-timer auch nicht in dem Manager-Einstiegs-Training anmelden koennte ... Sie hat gleich gesagt, sie aendert meinen Status auf Vollzeit, wenn ich moechte und ueberhaupt findet sie auch ich sollte einen hoeheren Stundenlohn bekommen. Da sag ich ja nicht nein, gelle! So bin ich jetzt also zum Full-Time-Employee promoted worden, was bedeutet ich wechsel die Versicherung – und klappts vielleicht auch mit dem Zahnarzt (die Versicherungen fuer Vollzeitangestellte ist entschieden besser als die andere und so besteht eine gute Chance, dass auch der Eigenanteil kleiner wird). Dauert jetzt eben noch mal seine Zeit bis ich alle Unterlagen usw. habe, aber die stehe ich dann auch noch durch. Und warum ich den oben erwaehnten – anstrengenden – Tag als ‚(m)einen besten Tag’ bezeichne? Nun, mein Einsatz zeigt Wirkung in der Gestalt, dass mich schon drei verschiedene Department Manager gefragt haben, ob ich nicht zu Ihnen in die Abteilung wechseln moechte. Und meiner Eitelkeit tat es natuerlich auch gut, dass ich im Morningmeeting lobend erwaehnt worden bin ... Ausserdem – wie ich erwaehnte – weiss ich diese Arbeit nun viel mehr zu schaetzen und habe wieder mal einen anderen Blick in die Ablaeufe des taeglichen Am-LaufenHalten eines Baumarktes bekommen. Ach ja, und wenn ich mich qualifiziere – wovon ich mal ausgehe – beginne ich im Oktober mit der Ausbildung zum Department Manager und die Erhoehung meines Stundenlohnes ist inzwischen auch wirksam .... Die profanen Stunden des Glücks Renate Feyl Man haette es wissen koennen und doch auch wieder nicht, oder? Nun ich kann es nicht leugnen, ich habe – wie meine Kollegin es ausdrueckte – „the bug“ .... so wird es hier bezeichnet, wenn man sich mit etwas ‚infiziert’ hat. In meinem Falle ein Virus. Genau gesagt, der Gartenvirus! Wenn mich nicht die Tatsache, dass unser Grundstueck ja noch einige Veraenderungen vor sich hat (Garage, Driveway, Gaestehaus) abhalten wuerde, wuerde ich wahrscheinlich jeden Tag Blumen mit nach Hause bringen! Wirklich. Wenn wir neue Lieferungen bekommen, werden oft Blumen und Pflanzen zum Zwecke des Platz machens, radikal im Preis gesenkt. Da faellt es dann das eine oder andere Mal schon schwer, nicht nachzugeben. Wegen vorgenannter noch anstehender Aenderungen gelingt es mir jedoch meistens mich zurueckzuhalten (ich sage mir dann immer, ich haben meinen Garten im Geschaeft). Die Arbeit an sich macht mir auf jeden Fall immer noch ganz viel Spass. Haette ja nie gedacht, dass mich Pflanzen (und alles was zu Garten so gehoert) so begeistern kann. Ich freue mich schon darauf, wenn wir mal soweit sind unseren Garten zu gestalten. Noch begnuege ich mich damit ab und zu mal den Palme (im Topf - aus dem Clearance) mitzubringen – was Helmut zwar einerseits freut, andererseits meinte, das sei wie mit ‚Puppies’ (Hundekinder) und ich koenne nicht jede herrenlose Pflanze nach Hause bringen, nur weil sie mir leid tut – pffff! Einmal allerdings konnte ich nicht widerstehen, da gab es naemlich Washingtonias filifera Livistoninae (dies ist der offizielle wissenschaftliche Name!!) – Helmuts Lieblingspalmen fuer unschlagbare 10 Dollar das Stueck. Da musste ich zugreifen ... und das gleich dreimal ... Nun haben wir auf dem Backporch einen Palmengarten und freuen uns jeden Tag darueber! Und auf dem Frontporch steht eine grosse Windmill-Palm. Alle viere haben sich eingelebt und inzwischen neue groessere Toepfe bekommen. Ich glaube sie fuehlen sich sehr wohl. Das Sprichwort heisst eben nicht umsonst: ). Willst du ein Leben lang glücklich sein, dann leg' einen Garten an. Und – aber psst – so ganz unter uns, ich liebaeugel schon mit einem Oleander, einer African Iris, einem Jasminbusch und einer Bougenvilla ....;-) Wie man mit einem Lachs verreist von Umberto Eco ... nein, wir sind nicht verreist und nein wir haben es auch nicht vor. Einen Fischteich haben wir uns auch nicht zugelegt, auch wenn wir bei Lowes das noetige Zubehoer verkaufen; gerade gestern habe ich einem Herrn Beratung und Supplies fuer 300 Dollar fuer einen Koi-Teich verkauft (ja, auch damit kenne ich mich inzwischen aus – zumindest glaubt das der Kunde ;-). Es ist schlicht so, dass ich das erwaehnte Buch von Eco auf meinem Schreibtisch liegen habe und es das Einzige ist, das irgendwie ein Tier im Titel hat. Und da ich dachte ich mach noch ne Bermerkung zu unseren Haustieren, .... „Willst du dir ein Haustier zulegen, so bedenke: Für einen Hund bist du Familienmitglied, eine Katze betrachtet dich als Personal.“ (Aus den USA) Es koennte ja durchaus sein, dass meine Hunde – weil Loewchen – ein bisschen Katze in sich habe, jedenfalls kommt es mir hin und wieder so vor. Gleichwohl, sie wuerden bestimmt manches selber tun, wenn sie koennten; z.B. ihr Essen aus dem Kuehlschrank holen. Allerdings bestuende dann durchaus die Gefahr, dass Helmut Hundefutter statt Schinken auf sein Brot legen muesste .... Wie auch immer, den zwei mangelt es ganz sicher nicht an (ab und zu) Leckereien (oder hat sich einer der beiden bei jemandem beklagt?) und so geht es ihnen wirklich gut. Sie sind gesund und Clyde laeuft die neue Wendeltreppe schon in einem Affenzahn rauf und runter. Bonny tut sich noch ein bisschen schwerer; ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass sie etwas kuerzere Beine hat (wie der Herr ...) oder nicht mehr so gut sieht (vielleicht sollten wir ihr den Pony mal wieder schneiden) oder einfach, weil sie es ganz gut findet, wenn jemand sie traegt, ihr hilft, sie die volle Aufmerksamkeit bekommt (Maedel eben). Es koennte natuerlich auch sein, dass es daran liegt, dass die beiden - ob des warmen Wetters – nicht ganz so viel Bewegung haben und tagsueber viel faulenzen. Bonny hat sogar ein bisschen zugelegt (aber dann diaeten wir zwei halt mal zusammen)! Doch ihren taeglichen Spaziergang bekommen sie natuerlich (so gut wie) immer – egal wie warm oder nass es ist! Unser Vogel – also der draussen – wohnt auch noch hier. Er ist zwar ab und zu ueber Nacht aushausig und - auch wenn er uns inzwischen kennen sollte – immer noch etwas schreckhaft. Aber meist so gegen 8.15, wenn die Daemmerung aufzieht, kommt Pieps, kuschelt sich in seine Ecke und bleibt da bis zum Morgengrauen. Ja und ne Freundin hat er auch, die manchmal mitkommt. Aber ich glaube ihr gefaellt es in dem Eck nicht ganz so gut, denn sie bleibt nie lange (oder ist Pieps ein kleiner Casanova?).. Wir haben noch weitere neue Mitbewohner am Haus. Es ist schon eine Weile her, da kamen wir auf die gloreiche Idee uns doch einen Hummingbirdfeeder zuzulegen. Der Hummingbird ist einer der Nationalvoegel von Texas. Winzig kleine Kerlchen (und natuerlich Maedchen) die zur zur Familie der Kolibris gehoeren. Lange Schnaebel und ein uebermaessig schneller Fluegelschlag zeichnet diese huebschen Voegel aus (unsere hier haben silberschimmerdes Gefieder und gruene Koepfchen). Da sie unheimlich schnell sind, ist es schwer zu sagen, wieviel sich hier rumtreiben. Aber es scheint, dass die Hummies sich sichtlich wohl fuehlen. So wohl, dass sie sogar ab und zu auf unserer Waescheleine sitzen und sich ausruhen, bis der Kollege kommt und sie in wilder Verfolgungsjagd weitertoben ... Da unser kleiner Zoo noch sehr gefiederlastig ist, waere Helmuts Traum jetzt noch ne Schildkroete (ich weiss nicht, wie der da drauf kommt, ehrlich!). Turtles leben hier wild und es gibt relativ viele. Allerdings sind die nicht so einfach zu fangen, wir gedacht haben, denn kaum hatten wir beschlossen einer oder zweien bei uns Asyl (und jeden Tag ein frisches Salatblatt) zu gewaehren, scheinen sie wie vom Erdboden verschluckt. Doch wir geben die Hoffnung nicht auf und halten die Augen offen, wenn wir in der Gegend rumfahren ... Wie ihr – und jeder um uns herum – nun unschwer erkennen kann, fangen wir mit den Haustieren doch eher bescheiden und klein an. Der gemeine Texaner denkt groesser und haelt sich als Haustier schon eher eine Bulldogge/Dobermann, ein Pferd/Esel und wenn schon Voegel, dann doch bitte einen ganzen Stall voll Truthaehne ... Wind in den Segeln von Joan Anderson „Nichts ist beständiger als das Wetter. - Wetter gibt es immer, jeden Tag.“ (Else Pannek) ... ich glaube darum muss es auch immer als ‚Aufreger No. 1“ herhalten. Da sind die Menschen hier in USA nicht anders, als woanders. Wenn die Sonne scheint ist es ‚too hot’, wenn nicht ist es ‚too cold’. Wenn’s regnet ist es ‚too wet’ und wenn nicht ‚too dry’. Mit anderen Worten, es ist Wetter. Ich halte es da mit Mark Twain, der dazu schlicht meinte: Jeder schimpft ueber das schlechte Wetter, aber keiner tut etwas dagegen ... Doch mal im Ernst, ich nehme das Wetter immer wie es ist und finde genau das gut. Und was tut selbiges hier? Den erster Hurrikan der Saison hat Texas schon ueberstanden. Dolly war zum Glueck kein Kategorie 5 Sturm, hat allerdings trotzdem auf St. Padre Island und im Valley (Rio Grande) einigen Schaden (hauptsaechlich durch die Regenmassen) angerichtet. Wir hier haben uns gefreut, dass die Auslaeufer den schon laenger benoetigten und ersehnten Regen gebracht haben. Die Risse im Garten stehen dem Grand Canyon in fast nichts mehr nach und ich fuerchte wirklich um das Wohlergehen meiner Hundies.... Letztlich war es nicht wirklich genug Regen und so dreht Helmut am Abend immer seine Runde im Garten, giesst die Blumen, Palmen und Tomatenpflanzen (die bisher noch keine Tendenz zur Massenproduktion eben jener zeigen). Ausserdem sprenkeln wir den Rasen ab und an, allerdings nicht in dem Masse, wie viele andere hier, da sich das gleich so heftig auf der Wasserrechnung niederschlaegt (also im uebertragenen Sinn ;-) ... Den zweiten Tropical Storm mit Namen Edouardo haben wir auch ueberstanden. Oft zeigen sich diese in unserer Gegend dadurch aus, dass es heftigen Wind und vor allem ‚Platzregen’ gibt. Um unser Haus haben wir ja mit Absicht keine hohen Baeume stehen lassen und so fuehlen wir uns da auch sicher. Sicher sein, was die Strom- und Wasserzufuhr angeht, kann man hier allerdings nicht (egal ob nun mit oder ohne Unwetter). So haben auch wir immer einen Vorrat an Wasser herumstehen und ein paar Kerzen und eine Old-fashion-Oellampe. Und ich persoenlich fuege als Vorsichtmassnahme noch an, dass ich meinen Laptop ausschalte/-stecke, wenn ich aus dem Haus gehe. Ich habe zwar ein Backup, aber das ist schon wieder paar Wochen alt und wenn die Daten auf dem Schleppie verloren gehen, wuerde mir das sehr weh tun .... Der Amerikaner an sich neigt zur Panik. Einerseits ist das ein wenig anstrengend, da man sich eben genau diese anhoeren muss, immer mit dem Hinweis auf Rita und Kathrina .... Andererseits freut mich das auch, denn es bescherrte Lowes ein paar sehr erfolgreichen Verkaufstage, auch wenn Edouard nur ein Tropical Storm war. Jeder deckt sich noch schnell mit allem Moeglichen – und Unmoeglichen ein (angefangen natuerlich mit Generatoren und Benzinkanistern, ueber Ventilatoren und AC-Einheiten, bis hin zu Boxen und Wasserflaschen, Kerzen, Fakeln und Taschenlampen). Walmart sollte man an solchen Tagen meiden, da es schlicht zu voll ist; ich spreche aus Erfahrung, habe ich doch den Fehler gemacht in meiner Pause schnell etwas besorgen zu wollen und wurde schlicht erdrueckt – was meiner klaustrophobischen Neigung gar nicht gut tat. Die groesste Sorge schien mir da zwar auch der Wasser- und Konservendosenvorrat zu sein, aber mehr noch dass das Bier und die Zigaretten in Notzeiten nicht ausgehen .... Ich freue mich derweil ueber den Niederschlag, denn den hat – wie ich weiter oben schon erwaehnte – die Erde bitter noetig. Und Edouard brachte uns hier schoenen Einen-Tag-langLandregen. Es sei noch erwaehnt, dass ich an diesem Tag bei Lowes arbeiten war und es eine nette Erfahrung ist, draussen zu arbeiten, wenn es regnet ... man wird so nicht nur von inner heraus durchs schwitzen nass. Kim meinte: you look like a wet puppie (ich hoffe sie meinte nicht meine SuperKurzhaarfrisur)! Ach ja und ich muss die Pflanzen nicht waessern, sondern kann dies getrost Mutter Natur ueberlassen. Fuer Helmut beudeutet dies – also von Tropical Storm bis zum echten Hurrikan - ab sofort immer ‚Bereitschaftsdienst’. Sprich: sollte es wirklich zu extremen Unwettern mit laengerem Stromausfall etc. kommen, muss er einruecken. Denn zumindest irgendwo rumstehen und ein Stueck Zaun bewachen traut man den „Greenhorns“ auch schon zu .... Ich stehe nicht mehr zur Verfuegung von Olaf Jacobsen „Nichts planen, nichts erledigen, ...einfach nur da sein, wie ein stiller, ruhiger See. ...nicht eilen, nicht hetzen sich einfach nur treiben lassen, wie eine Wolke am Himmel ... mit leichtem Herzen dem Glück entgegen schweben, wie eine Feder im Wind .“ Wirklich faule Tage gibt es selten. Und wenn dann sind sie leider oft noch von einem schlechten Gewissen begleitet, denn es gibt immer soooo viel zu tun .... Da ist zum Beispiel das Fertigstellen der Wendeltreppe. Inzwischen sind die Stufen – von Helmut in liebevoller Handarbeit kunstfertig hergestellt – schon lackiert und sobald sie voellig ausgetrocknet sind, koennen sie montiert werden. Da ist das unfertige Gaestezimmer. Der Garten mit einem zu maehende Rasen, die beiden Porches die mal wieder dringend ‚entspinnt’ werden sollten. Da sind immer mal wieder Erledigungen in der Stadt zu taetigen, wie Bank und Taxoffice. Da sind die vielen unbeantworteten Mails und das Update, das einfach nicht fertig werden will. Ganz abgesehen natuerlich von den alltaeglichen Hausarbeiten, wie saugen und putzen, einkaufen und kochen (so ein grosses Haus ist ja schon klasse, aber es erfordert nicht nur zur Herstellung, sondern auch zur Wartung einen gewissen Aufwand). Da ist einfach das Gefuehl (nicht der Verstand, der weiss es besser), erst mal all diese Dinge erledigen zu muessen, bevor ich ‚das Recht habe’ nichts zu tun ... Doch mit genau diesem Wissen und der entsprechenden Einstellung, klappt es trotzdem ab und zu mal ein wenig faul zu sein: bei meiner jetzigen Arbeit bin ich bekanntlich den ganzen Tag draussen und somit den Elementen ausgesetzt. Dies hat zur Folge, dass ich inzwischen einen so genannten ‚Farmers-Tan’ habe – bedeutet, meine Arme, Beine und Gesicht/Hals sind sehr braungebrannt, der Rest des Koerpers eher dunkelweiss. Nun, meinem Antrag mich im Bikini die Blumen giessen zu lassen wurde nicht nachgegeben (auch wenn es Stimmen gab, die meinten so koennte der Umsatz in der Gartenabteilung maximiert werden) und so bleibt mir dafuer nur der Balkon. Wenn ich Spaetschicht habe – und die Sonne scheint – dann nehme ich mir ab und zu die Zeit und ein Buch und goenne mir ein Sonnenbad. Ich stelle fest, das hat nicht nur zur Folge, dass ich endlich mal zum Lesen komme und tut nicht nur der Farbgebung meiner Haut gut, sondern vor allem auch meiner Seele. Eine Pause, Auszeit und die geschenkt und ganz umsonst ... dann stehe ich meinem „inneren Befehlsgeber“ nicht mehr zur Verfuegung! Mein Amerika – Dein Amerika von Sabine Stamer und Tom Buhrow „Der Deutsche soll alle Sprachen lernen, damit ihm zu Hause kein Fremder unbequem, er aber in der Fremde überall zu Hause ist.“ (Johann Wolfgang von Goethe) ... doch ist es gerade ‚in der Fremde’ auch gut seine Muttersprache zu pflegen. Und so freut sich meine Kollegin Uschi – deren Lebensgefaehrte Amerikaner ist und der kein Wort deutsch spricht -, dass sie mit mir ein wenig germanische Konversation betreiben kann. Bei der Arbeit finden es die meisten interessant, wenn wir uns mitten zwischen Ihnen in einer anderen Sprache unterhalten und jeder will mal was verstanden haben oder auch ein Wort lernen (Texas ist ja ziemlich gross, daher faellt es wohl auch vielen Texaner schwer, ueber dessen Grenzen hinaus zu denken – oder gar an Uebersee?).. Jedenfalls hatten Uschi und ich uns schon eine ganze Weile mal vorgenommen, ein KaffeeKraenzchen zu veranstaltet, was durch die Bauarbeiten bei uns am Haus immer wieder verschoben wurde. Doch kuerzlich war es dann soweit. Zu diesem feierlichen Anlass hatte Uschi (die seit ca. 15 Jahren oder so nicht in Deutschland war) sich einen Frankfurter Kranz gewuenscht. Ich behauptete grossspurig, dass nichts leichter sei als das – nur um festzustellen, dass ich keine Ahnung habe, wie man den macht. Aber wozu gibt es denn das Internet? Also Laptop aufgeklappt und mal nach dem Wort gegoogelt. Nur schlappe 11.100 Ergebnisse – okay ... Dachte, dann ich bin ganz schlau und grenze die Suche auf „Rezept Frankfurter Kranz“ – da hatte ich dann 28.100 – uuufff. Nun, ich habe diese – wie ihr euch sicher vorstellen koennt - nicht alle durchforstet, sondern das erste brauchbar erscheinende Rezept genommen und nachgebacken. Und siehe da (ich wundere mich selbst ein wenig), es ist was geworden – und der Kuchen war richtig lecker. Und das Gespraech mit Uschi war auch super interessant. Sie ist 1972 (!) nach USA gekommen, allerdings merkt man ihr die Berlinerin immer noch an. Sie hatte einen Amerikaner geheiratet und wenn sie so erzaehlt, dann war es damals noch um einiges „schwieriger“ als bei uns. Die „Befragung“ zum Erhalt der Greencard zielte damals – in Zeiten des Kalten Krieges – noch auf russische Spione ab und entsprechend komplizierte es die Verfahren (gleichwohl, heute gibt es Terroristen, aber ich persoenlich empfand es bei uns nicht so dramatisch). Ausserdem war es fuer die Familie und Umwelt nicht so ‚selbstverstaendlich’ wie heute, dass jemand auswandert. Was sicher auch daran lag, dass Amerika vom Gefuehl her fuer die Menschen einfach viel weiter weg war ... Im Zeitalter des Internets, schrumpft die Welt eben doch auf Bildschirmgroesse! Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir den Kaffeekranz bald mal wiederholen. Nicht nur dass es die Moeglichkeit gibt, mal wieder ein Kuchenrezept auszuprobieren, nein, es macht auch Spass mit Uschi zu plaudern. Ach ja und sie hatte ja nix besseres zu tun, als bei Lowe’s jedem der es hoeren wollte zu erzaehlen, wie lecker der Frankfurter Kranz war und ich werde geradezu genoetigt naechstes Mal gefaelligst einen mit ins Geschaeft zu bringen! Zusammen ist man weniger allein von Anna Gavalda Wenn aber niemand sonst da ist, wenn sie nirgendwohin gehen können: Es müsste doch so sein, dass jeder Mensch wenigstens irgendwohin gehen könnte. Denn es kommen Zeiten vor, wo man unbedingt irgendwohin gehen muss. (Fjodor M. Dostojewski) Wir gehen – zur Pflege unserer Sprachkenntnisse und natuerlich vor allem des Wohlbefindens und des Erhalts unserer Trockenheit – immer noch gerne zu AA. Die Gruppe, die Menschen sind uns schon sehr ans Herz gewachsen. Meist allerdings beschraenkt sich unser Besuch auf Samstage, wenn etwas besonderes los ist und auf den Sonntagabend, wenn Helmut als Host fungiert. Da seine Methodik sich von den allgemeinen Gruppenabenden ein wenig unterscheidet (zum einen bringt er immer eine Geschichte oder ein Spruch oder aehnlich Inspirierendes mit und zum anderen gibt er durchaus mal ein Feedback oder Kommentar zu einem gemachten Statement ab – was hier eher unueblich ist), wird dieser gerne besucht und gewuerdigt. Vor allem als er im letzten Monat seinen stolzen 10 Trockengeburtstag feierte! Ich schrieb ja schon mal, dass es an diesen Abenden immer ein Essen gibt und anschliessend wird in der Gruppe – wenn die Geburtstagskinder ihren Chip, nebst Urkunde und Karte abgeholt und die Frage „how did you do it“ kurz oder lang beantwortet haben, eine so genannte ‚Roast and toast’-Runde eingelegt. Jeder kann den Jubilaren etwas sagen, auf den Weg geben, etc. Helmut wurde bei dieser Gelegenheit und an diesem Abend von allen mit viel Lob – nicht nur fuer seine stetig verbesserten Englischkenntnisse, sondern auch seine innovative und frische Art einen Gruppenabend zu begleiten - bedacht. Wir lernen dort auch immer wieder viele wirklich nette Leute kennen. Es ist sehr spannend, wie verbindend – unabhaengig von Rasse, Nationalitaet, Hautfarbe, Geschlecht usw. – die zu erreichende, zu erhaltende, zu lebende Ueberwindung der Suchtkrankheit ist. Geradezu auffaellig, das dieser Typ Mensch, eine besondere Art der Kommunikation pflegt. Ein Bekannter hier nannte es ‚the language from the heart’ – die Sprache, die von Herzen kommt! Am Sonntag nach dem Kaffeekranz mit Uschi, musste ich ja noch was von dem Frankfurter Kranz loswerden (mein Mann wollte das dann doch nicht allein auf sich nehmen, die Reste zu vernichten) und ausserdem hatte Helmut noch was ‚geschaeftliches’ mit James (ein ‚Kollege’ von AA) zu besprechen. So waren er, seine Frau Sheila und deren zwei Toechter Maddie und Tess bei uns. Die Maedels sind so ca. 8 und 5 Jahre und haben hier gleich mal fuer ein bisschen Unruhe gesorgt. Unsere zwei Helden sind das nicht so gewoehnt, aber es ging dann doch ganz gut ...... Nun die vier werden vielleicht bald in unsere Nachbarschaft ziehen und ich koennte mir vorstellen, dass die zwei Maedchen dann sicher ab und zu mal hier auftauchen um mit den Hunden zu spielen oder einfach weil sie es ‚cool’ finden. Ich persoenlich habe da ja noch so ein wenig meine Schwierigkeiten; als Tess (die aeltere) zu mir sagte: komm wir spielen was, musste ich ihr sagen, dass ich keinerlei Spiele kenne und sie zeigte mir dann grosszuegig eines, das darauf zielt, wer am schnellsten - indem man seine Finger fuerchterlich verknotet - eine Schlange darstellen kann. Nun, dass wollte ich schon immer mal wissen ;-) Aber im Ernst, die vier sind wirklich sehr nett und ich wuerde mich freuen, ab und zu mal jemandem zu Plausch zu haben, der eher unser Alter ist und nicht bei Lowes arbeitet ... Letzte Gruesse von Walter Kempowski ... okay, ich verspreche es sind nicht die letzten Gruesse und es ist nicht das letzte Update das ich schreibe. Darum bleibt mir noch fuer diesmal als letztes Textstueck das Anfuegen dessen, was mir persoenlich manchmal beim Lesen oder Fernsehen geradezu den Spass verdirbt, naemlich ein schlichtes ... tbc1 !! 1tbc = to be continued oder Fortsetzung folgt!