Das grüne Wirtschaftswunder Die Umsätze von Unternehmen aus

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Das grüne Wirtschaftswunder
Die Umsätze von Unternehmen aus der Wind- oder Solarkraft würden die von Auto- und
Maschinenbau schon in wenigen Jahren übertreffen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung". 2020 werde die Umweltbranche mehr Mitarbeiter ernähren als der
Maschinenbau oder die Autoindustrie. (38)
Wind- und Sonnenkraftwerke könnten schon bald mehr Geld erwirtschaften und Leute
beschäftigen als Fahrzeug- und Maschinenbau. (16)
Die Unternehmensberatung erstellt im Auftrag von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD)
einen Öko-Atlas für Deutschland. Dazu befragten die Berater knapp 1500 deutsche Firmen,
die in der Umwelttechnologie tätig sind. "Die Öko-Branche entwickelt sich zur Leitbranche in
Deutschland. Ein Job-Motor ist sie schon heute", fasst Henzelmann die Ergebnisse der Studie
zusammen. (49)
Ein Öko-Atlas kennzeichnet die Umweltbranche als Boom-Branche. (8)
In der Umwelttechnik seien schon jetzt eine Million Menschen beschäftigt. "Die Zahl wird
parallel zu den explodierenden Umsätzen steigen. Schon heute klagen Unternehmen, dass sie
nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter finden", sagte Henzelmann. Im Maschinenbau
arbeiteten nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall zuletzt gut 900.000
Menschen, in der Autoindustrie weitere 800.000. Die deutsche Metall- und Elektroindustrie
kommt insgesamt auf rund 800 Milliarden Euro Umsatz. (62)
Die Zahl von derzeit einer Million Beschäftigten wird analog zum Aufschwung in dieser
Branche weiterhin steigen. Schon jetzt fehlt geschultes Fachpersonal. (21)
Schon jetzt kommt jede dritte Solarzelle und jedes zweite Windrad weltweit aus Deutschland.
Ein Drittel der weltweit aus Wasserkraft gewonnenen Energie wird mithilfe von Generatoren
und Turbinen der deutschen Firma Voith produziert. Banken und Versicherungen schaffen
große grüne Fonds, wohlhabende Familien legen ihr Geld in grüne Technologien an, auch
Energiekonzerne wie Shell orientieren sich um. Und längst nicht nur kleine Start-ups
entwickeln neue Techniken: Auch Siemens steckt die Hälfte des 5,7-Milliarden-EuroForschungsetats in Klimaschutzprojekte. (73)
In Sachen Sonnen-, Wasser- und Windenergie dominiert Deutschland den Weltmarkt.
Finanzinstitute und Privatpersonen liebäugeln mit Anlagen im Umweltbereich. Siemens
beispielsweise widmet fünfzig Prozent seines Forschungshaushalts dem Klimaschutz.
Selbst Ölmultis denken um. (31)
Roland-Berger-Chef Burkhard Schwenker sieht jedoch Gefahren, dass die deutschen Anbieter
langfristig doch das Nachsehen haben könnten. Noch sei die Ökobranche hier zu Lande
fragmentiert. Die jungen Firmen konzentrierten sich zu sehr auf den nationalen Markt und
liefen daher Gefahr, von anderen Anbietern überholt zu werden. (45)
Trotzdem riskierten deutsche Öko-Unternehmen mittelfristig hinterherhinken, da sie
sich zu sehr auf den Binnenmarkt konzentrierten statt international zu operieren. (19)
Unterdessen erklärte der Umweltbundesamt-Präsident Andreas Troge, dass in Deutschland für
den Kampf gegen den Klimawandel jährliche Investitionen in Höhe von vier Milliarden Euro
erforderlich wären. Nur so könnten die Klimaschutzziele des Landes erreicht werden. "Wenn
wir die Erderwärmung stoppen wollen, müssen wir in den Industriestaaten bis 2050 den
Ausstoß an Treibhausgasen um 80 Prozent stoppen." Das Geld solle vor allem in erneuerbare
Energien und Wärmedämmung fließen. (66)
Le commissaire du Gouvernement
Während die Umsetzung seiner Klimaschutzziele Deutschland jährlich vier Milliarden
koste, müssten die Industrienationen ihre Treibhausemissionen bis Mitte des
Jahrhunderts auf ein Fünftel reduzieren. Klimaneutrale Energiegewinnung und
Wärmedämmung sind daher gefragt. (30)
Der Appell scheint nicht übertrieben. Vor zwei Tagen hatten die Uno im zweiten Teil ihres
Weltklimaberichts vor katastrophalen Folgen der globalen Erwärmung gewarnt. Der
Klimawandel wird demnach auf allen Kontinenten viel früher zu weit verheerenderen
Schäden führen als bislang angenommen. Der Bericht prognostiziert unter anderem eine
dramatische Zunahme von Hungersnöten in Afrika und Asien auf Grund der Erderwärmung.
Außerdem drohe vielen dicht besiedelten Küstengebieten eine dauerhafte Überflutung durch
den Anstieg des Meeresspiegels. (72)
Laut UN-Weltklimabericht drohen klimabedingte Naturkatastrophen sowie
Hungersnöte in Afrika und Asien schon eher als gedacht. Auch würden steigende
Meerespegel viele dicht besiedelte Küstenregionen überfluten. (24)
Nach der Veröffentlichung des Berichts muss die deutsche Regierung schwere Kritik wegen
ihrer Klimapolitik einstecken. Der frühere Umweltminister und Ex-Chef des UnoKlimaprogramms, Klaus Töpfer, erklärte der "Welt am Sonntag" gar, Deutschland gehöre zu
den schlimmsten Klimasündern weltweit. (37)
Der ehemalige Leiter des UN-Klimaprogramms bescheinigt auch Deutschland akuten
Handlungsbedarf. (10)
Aus: SPIEGEL Online 04/2007
442 Wörter
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