5 Wandelbare Schönheit - Die Schönheit der Frau aus Sicht der

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Ollech
Nicht schön und trotzdem
attraktiv
Warum es (nicht nur)
schöne Frauen gibt
1
Inhalt
1
2
3
Prolog............................................................ 4
Einleitung...................................................... 8
Attraktivitätstypen........................................ 9
3.1
Wer oder Was ist schön? ....................... 9
4 Kombination von Merkmalen .................... 14
4.1
Zeitlose Schönheit ................................ 15
5 Wandelbare Schönheit .............................. 19
5.1
Weitere Schönheitsmerkmale - eine neue
Sichtweise ....................................................... 20
5.1.1
5.2
Merkmal Taille ........................................ 20
Warum sind schlanke Körper schön? ... 21
5.2.1 Eigenschaften, die für Attraktivität und
Unattraktivität gleichzeitig sprechen ................... 22
5.3
Der schöne Mann ................................. 23
6 Entstehung der Unattraktivität .................. 29
6.1
Schönheit durch Vorteil ........................ 29
6.2
Unattraktivität durch Selektion .............. 30
6.3
Die Mischung macht's .......................... 31
6.4
Einfluss der Kultur ................................ 32
7 Gründe für Attraktivitätsempfinden.......... 34
7.1
Attraktiv durch Liebesunfähigkeit.......... 34
7.2
Attraktiv durch Fruchtbarkeit ................ 35
7.3
Attraktiv durch Selbstständigkeit .......... 40
7.4
Attraktiv durch Intelligenz ..................... 41
7.5
Attraktiv durch Gefährlichkeit ............... 43
7.6
Attraktiv durch Emotionen .................... 44
8 Strategien der Schönheit........................... 45
8.1
Strategie der Unattraktivität .................. 45
2
9
Strategie der Schamanin ........................... 48
9.1
Strategie des Fettansatzes ................... 49
9.2
Strategie der Selbstständigkeit ............. 50
9.3
Strategie des Sippenwechsels ............. 53
9.4
Strategie des Kuckuckskinds ............... 54
9.5
Strategie der Vergewaltigung ............... 55
9.6
Strategie des erfolgreichen Nachwuchses
57
10
Streben nach Attraktivität ..................... 58
11
Die Schönheit der Zukunft .................... 61
12
Epilog ...................................................... 64
3
1
Prolog
Schönheit spielt für uns eine außerordentlich wichtige
Rolle.
Schöne Frauen waren sogar Auslöser beziehungsweise Vorwand für verheerende Kriege.
Das bekannteste Beispiel der Geschichte ist sicherlich
der trojanische Krieg.
 Ein schönes Äußeres scheint unverzichtbar.
Menschen, die schön sind, haben meistens mehr
Erfolg, erfahren mehr Unterstützung, sind angesehener
und beliebter. Kein Wunder, dass wir alles daran
setzen, schön zu sein.
Der steigende Umsatz der Kosmetikindustrie und die
wachsende Anzahl an Schönheitsoperationen belegen
dies.
Es überrascht nicht, dass sich Wissenschaft und
Forschung intensiv mit Attraktivität befasst und dieser
Wissenschaftszweig heute interessanter erscheint
denn je.
Neben Psychologen und Ethnologen versuchen
hauptsächlich Biologen, Schönheit aus Sicht der
Evolution und Genetik zu erforschen.
Bereits Charles Darwin beschreibt in seinem Buch „The
Origin of Species“, wie Schönheit erzielt wird.
Darwin erklärt Schönheit durch die „geschlechtliche
Zuchtwahl“.
Ihm zufolge sind es im Tierreich stets die schöneren
Männchen, die von den Weibchen bevorzugt werden
und so ihre Gene weitergeben können.
Schönheit beschreibt er als auffällig und symmetrisch,
wobei ihm zufolge auch Gewöhnung eine wichtige
Rolle spielt.
4
Durch die "sexuelle Zuchtwahl" kann man auch
erklären, warum Merkmale und Eigenschaften, die dem
Individuum scheinbar nicht von Nutzen sind, ihm sogar
Nachteile bringen, dennoch ausgeprägt sind.
Manche Forscher sehen Schönheit als Indikator „guter
Gene“, die dem anderen Geschlecht unbewusst
Fruchtbarkeit und Gesundheit anzeigen.
☝ Doch was sind eigentlich „gute Gene“ oder
„böse Gene“?
Meiner Meinung nach ist dies eine sehr gefährliche
Diskussion. Gene darf man nicht qualifizieren.
Das „gute“ oder das „böse“ Gen gibt es nicht.
Oft wird Schönheit durch Symmetrie erklärt.
Je symmetrischer ein Gesicht sei, desto attraktiver
erscheine dies.
Doch kann meiner Meinung nach Attraktivität mit den
bisher bekannten Informationen nur unzureichend
erklärt werden.
 Ich sehe Schönheit nicht nur als Indiz für
Gesundheit und Fruchtbarkeit.
Viele Beobachtungen lassen sich durch die derzeitigen
Erkenntnisse nur unzureichend erklären.
 In diesem Buch versuche ich Attraktivität aus
einer anderen Sicht zu erklären.
Da gewisse Körper- und Gesichtsmerkmale - also das
äußere Erscheinungsbild - mit Wesenseigenschaften
verknüpft zu sein scheinen, lässt sich über Strategien
und Verhalten eines Menschen auch die Schönheit aus
Sicht der Evolution erklären.
 In diesem Buch werden Sie vielleicht Antworten
finden, auf Fragen, die bisher noch nicht gestellt
wurden.
5
Wenn Schönheit evolutionär ein solcher Fitnessvorteil
ist, warum gibt es dann heutzutage nicht nur hübsche
Menschen? Attraktivität aber auch Unattraktivität sind
eben verschiedene Strategien der Evolution um die
Weitergabe der Gene sicherzustellen.
Warum findet ein gewisser Typ Frau stets einen
gewissen Typ Mann anziehend?
Warum bevorzugt also überspitzt ausgedrückt, ein
gewisser Typ Frau eher den sportlichen Macho und
deren beste Freundin den verschmusten Softie?
Warum wird eine Frau mit einem bestimmten Mann
zwar einen Seitensprung in Erwägung ziehen, sich mit
diesem aber nie fest liieren?
Das Attraktivitätsempfinden ist eben nicht bei allen
gleich.
Vielmehr ist attraktiv, was einen Vorteil bzw. Nutzen für
den Betrachter hat.
Bestimmt haben sie sich auch schon dabei ertappt,
dass sie anhand von Gesichtsmerkmalen, Mimik und
Gestik eine Person als arrogant, hinterlistig, liebenswürdig, zurückhaltend oder vertrauenswürdig
eingeschätzt haben.
Wir neigen nämlich dazu, unser Gegenüber innerhalb
von Sekunden unterbewusst zu analysieren.
Auch beinhaltet der Spruch „Schönheit ist AnsichtsSache“ viel Wahres. So fühlt man sich meist zu einem
bestimmten Typ Mann beziehungsweise Frau mehr
hingezogen als zu anderen. Wissenschaftler erklären
dies mit Prägung, genetischer Diversität und sexueller
Zuchtwahl.
Evolutionsgedanken werden leider öfters
missverstanden. Zudem kann man sich über Schönheit
ja bekanntlich streiten. Somit wird es wohl Kritik geben,
6
wenn ich versuche Schönheit aus Sicht der Evolution
zu erklären und dies zudem mit neuen Denkansätzen
und Ideen. Deshalb möchte ich gleich vorweg betonen,
dass ich mit diesem Buch niemanden diskriminieren
möchte, sondern neue Impulse für Wissenschaft und
Forschung geben möchte.
Ich halte die bisherigen Argumente, Schönheit zu
erklären, für unzureichend. In diesem Buch finden sich
neue Hypothesen über die Schönheit der Frau.
Teilweise handelt es sich dabei um die Weiterführung
bestehender Theorien, doch überwiegend soll dieses
Buch eine Sammlung eigener, neuer SchönheitsHypothesen bieten, die meines Wissens bisher nicht
bekannt sind. Viele der aufgestellten Thesen beruhen
auf eigenen Beobachtungen und GedankenExperimente. Sollten die hier vorgestellten
Denkansätze bereits irgendwo geschrieben stehen,
wünsche ich mir in diesem Fall nicht nur darauf
hingewiesen zu werden, sondern freue mich auch auf
eine fruchtbare Diskussion.
Ich erlaube mir, Hypothesen aufzustellen, die sich auf
Grund evolutionärer Überlegungen ergeben, selbst
wenn ich diese nicht immer detailliert untermauern
kann. Daher bitte ich vor allem diejenigen Leser, die
spezifische Kenntnisse in Bezug auf die
Schönheitsforschung besitzen, ihr besonderes
Augenmerk auf dieses Buch zu richten.
Entstanden ist dieses Buch durch das Bedürfnis,
Hypothesen und Gedanken zu Papier zu bringen.
Sollten diese Theorien viele Menschen erreichen, hoffe
ich weiteres Nachdenken anzuregen, wodurch meine
Theorien widerlegt, bestätigt oder weitergeführt werden
können.
7
2
Einleitung
Schönheit im Verlauf der
Geschichte
Meinung der Wissenschaft
8
3
Attraktivitätstypen
3.1
Wer oder Was ist schön?
Eigentlich ist uns ja das Äußere fast egal,
beziehungsweise es ist nebensächlich, wenn die
„inneren Werte“ stimmen. Zumindest behaupten wir
das. Und trotzdem haben wir uns alle schon dabei
ertappt, wie wir unsere Mitmenschen nach ihrem
Aussehen beurteilen und sie in eine Schublade
stecken. Und welcher Mann oder welche Frau kann
ernsthaft von sich behaupten, es würde ihm
beziehungsweise ihr nicht gefallen einen hübschen
Menschen des anderen Geschlechts anzusehen oder
gar mit ihm zu flirten.
Wenn Männer über attraktive Frauen reden, so fällt auf,
dass sie sich nicht immer einig sind.
„Oh Mann, sieh Dir die an! Die ist heiß!“ „Nein, die
blickt so arrogant. Aber die, dort drüben ist süß!“ „Nein.
Die ist langweilig.“ Solch ein Gespräch könnte man
mitbekommen, wenn man junge Männer in einer Bar
belauscht.
Da gibt es Frauen, die fast allen Männern gefallen,
dann gibt es Frauen, die der eine Mann attraktiv findet,
sein bester Freund aber gar nicht. Und dann gibt es da
ja noch das „gewisse Etwas“, dass eine Frau haben
kann oder eben auch nicht. Eine Frau, die extrem
hübsch ist, aber das „gewisse Etwas“ nicht hat, wird
von einem Mann vielleicht nicht unbedingt verschmäht,
wenn es um eine Affäre geht, von diesem Mann aber
9
nicht zur Partnerin genommen. Ein zweiter Mann mag
dies wiederum ganz anders beurteilen, weil diese Frau
in seinen Augen nicht nur hübsch ist, sondern eben
auch das „gewisse Etwas“ hat. Und dann gibt es da
noch die Frauen, welche zwar im Auge des Betrachters
nicht als sonderlich hübsch gelten mögen, aber dafür
etwas an sich haben, weswegen der Mann ihnen
verfallen ist. Ob nun die zierliche, schüchterne Frau mit
Kindchen-Schema oder die schlagfertige Karrierefrau
von einem Mann bevorzugt wird, hängt von vielen
Faktoren ab.
Über Schönheit kann man sich bekanntlich streiten.
Doch wer und was ist nun eigentlich schön? Was sind
die „inneren Werte und was das „gewisse Etwas“? Und
wie wird man der Attraktivität gerecht, die ja so viele
Facetten hat? Die Wissenschaft versucht ihr mit
Methoden wie dem Morphing, bei dem viele Gesichter
von Versuchspersonen übereinandergelegt werden,
wobei letztendlich ein symmetrisches und damit
attraktives Durchschnittsgesicht entsteht, auf die
Schliche zu kommen. Auch wurden ebene, glatte und
straffe Haut, prächtiges Haar, Symmetrie, Stimme,
Geruch und vieles mehr als ausschlaggebende
Faktoren zur Beurteilung und Bewertung von Schönheit
herangezogen.
Begründet
wird
das
Attraktivitätsempfinden
durch
Gesundheit
und
Fruchtbarkeit. Unterschiedliches Schönheitsempfinden
wird durch Prägung im Kindheitsalter oder die
genetische Variabilität erklärt, wonach ein potentieller
Geschlechtspartner attraktiver wirkt, wenn sich dessen
Gene von den eigenen stark unterscheiden. Dies
erhöhe nämlich die Wahrscheinlichkeit gesunder
Nachkommen. Und trotzdem scheint das Geheimnis
10
der Schönheit, welches Menschen schon seit langem
zu lüften versuchen, auch damit nicht ausreichend
erforscht zu sein.
Um Attraktivität besser zu verstehen, muss man sich
auch mit der Evolution des Menschen beschäftigen. Als
der Mensch noch nicht auf ein modernes
Gesundheitssystem zurückgreifen konnte, als er noch
nicht im Überfluss lebte, sondern als „Jäger und
Sammler“, für den hohes Alter und Sicherheit keine
Selbstverständlichkeit darstellte, war die richtige
Partnerwahl von enormer Bedeutung für den
Fortbestand der Art.
Um den individuell richtigen Partner zu finden, hilft
einem unterbewusst das eigene Schönheitsempfinden.
Denn es gibt verschiedene Schönheitstypen und damit
verbundene Strategien, welche die Weitergabe der
eigenen Gene sicherstellen sollen. Dabei ist die äußere
Gestalt stets mit gewissen Wesenseigenschaften
verknüpft.
Frauen und Männer haben also verschiedene
Attraktivitäts- und Verhaltens-Strategien entwickelt, um
für sich und die Nachkommen das Überleben zu
sichern. Auch deshalb passt nicht jeder Männertyp mit
jedem Frauentyp zusammen, da sie womöglich im
Laufe der Evolution verschiedene Strategien entwickelt
haben. Sogar das "Nichtschönsein" kann im Sinne der
Evolution eine sehr erfolgreiche Strategie sein. Auf die
verschiedenen Strategien wird später ausführlicher
eingegangen.
Ein Mann verhält sich nicht allen attraktiven Frauen
gegenüber gleich, sondern sein Verhalten zeigt
11
unbewusst deutliche Unterschiede. Das hängt damit
zusammen, dass es verschiedene Schönheitstypen
gibt, beziehungsweise dass das Aussehen eines
Menschen Unterschiedliches aussagt. Das Einschätzen
des
Gegenübers,
also
des
potentiellen
Geschlechtspartners geschieht natürlich unterbewusst.
So wird ein Mann sich einer bestimmten schönen Frau
ziemlich forsch nähern und einer anderen hübschen
Frau gegenüber wird er so gehemmt sein, dass er sich
nicht traut diese Frau anzusprechen. Diese zwei
Frauen sind gleich schön aber er reagiert unterwusst
unterschiedlich. Der Grund dafür ist, dass die zwei
verschiedenen
weiblichen
Schönheitstypen
unterschiedliche Aussagen machen und der Mann
nach dem Diktat seiner Gene darauf reagiert. Zum
Beispiel findet der Mann die eine Frau attraktiv, weil er,
wenn er sie als Sexualpartnerin hätte, sozial aufsteigen
würde, was wiederum seinen Kindern zugute kommen
würde. Irgendeine andere Frau findet er hingegen
attraktiv, weil er spürt, dass diese Frau auch ohne ihn
in der Lage wäre, sich selbst und seine Kinder zu
ernähren. Diese selbstständige Frau könnte dies
zudem bewerkstelligen, ohne dass sie gezwungen ist,
so schnell wie möglich einen neuen Partner zu finden.
Hierbei bestünde nämlich die Gefahr, dass der neue
Mann seine Stiefkinder schlecht behandle, was die
Überlebenschancen der Kinder reduzieren würde.
Man könnte also sagen, attraktiv erscheint uns
derjenige potentielle Sexualpartner, der einem selbst,
beziehungsweise dem Fortbestand der eigenen Gene
von Nutzen ist. Doch welche Attraktivitätstypen gibt es
nun bei Frauen und welche Strategien haben sie
entwickelt, um sich durchzusetzen?
12
Zunächst wird auf die äußere Gestalt und der damit
verknüpften Wesenseigenschaften näher eingegangen.
Später im Buch werden dann die einzelnen Strategien
näher durchleuchtet. Betont muss allerdings werden,
dass hier nur Typen gezeichnet werden. Natürlich ist
jeder Mensch individuell und einzigartig. Neben der
Genetik spielen mindestens im selben Maße auch
Umwelteinflüsse eine Rolle. Den Menschen und vor
allem die Menschlichkeit machen andere Werte aus.
Und doch wird sich mancher Leser mit einem
Attraktivitätstyp identifizieren können. Unbedingt muss
auch erwähnt werden, dass keine Wertung verfolgt
wird. Selbst „Unattraktivität“ kann eine gute Strategie
sein und Schönheit birgt nicht nur Vorteile.
Es gibt zwei Typen von schönen Frauen. Der eine Typ
ist evolutionär früher entstanden, der andere später.
Doch bevor die beiden Frauentypen beschrieben
werden, muss auf die Kombination verschiedener
Körper- und Gesichtsmerkmale eingegangen werden.
13
4
Kombination von Merkmalen
Körperliche Merkmale, besonders erkennbar im
Gesicht, sind meistens nach bestimmten Gesetzen
kombiniert. So sind im Gesicht zum Beispiel die Länge
es Halses, Ausbildung der Zähne, gewölbte oder nicht
gewölbte Stirn, mehr oder weniger tiefliegende Augen,
der Abstand zwischen Augen und Augenbrauen oder
die Stärke der Haare miteinander nach bestimmten
Gesetzen kombiniert. Ein einzelnes Merkmal sagt nicht
viel über den betreffenden Menschen aus. Erst die
Kombination all dieser Merkmale sagt etwas über den
Schönheitstyp
und
die
damit
verknüpften
Wesenseigenschaften aus. Die Kombination der
Merkmale erkennt unser Gehirn in Bruchteilen einer
Sekunde und entscheidet, ob wir unser Gegenüber als
schön empfinden.
Viele der einzelnen Gesichts- und Körpermerkmale
scheinen sich bei schönen Menschen eines Typs meist
in selber Weise zu kombinieren. Auffällig ist, dass sich
nicht nur die morphologischen Merkmale ähneln,
sondern auch das Verhalten. Zu beachten ist, dass bei
einer großen Anzahl von Menschen inzwischen die
Kombinationen so sehr vermischt sind, dass eine
Aussage über deren Attraktivitätstyp, der das
Aussehen, Verhalten und Wesen des Menschen
bestimmen soll, kaum noch möglich ist. Menschen, bei
denen die ursprüngliche Merkmalskombination noch
ausgeprägt ist, kann man vom Wesen her, soweit eine
Prägung der Umwelt nicht dramatisch war, relativ gut
einschätzen.
14
Das genetische Programm beschließt beispielsweise
kräftige Zähne nicht mit einer gewölbten Stirn zu
kombinieren sondern kräftige Zähne mit langem Hals
und gerader Stirn zum Haaransatz zu verbinden, in
Kombination mit tiefliegenden Augen und geringem
Abstand zwischen Augen und Augenbrauen. Je mehr
dieser Merkmale verknüpft sind, desto schöner
empfinden wir diese Frau. Wenn die Merkmale
beispielsweise bei den Gesichtszügen bestimmte
Regeln verlassen, erschienen die Frauen unattraktiver.
Wenn wir eine Frau schön finden, spielt es eine Rolle,
ob die Schädeldecke nach hinten ansteigt oder relativ
waagrecht verläuft und wie groß der Abstand von den
Augen zum Mund ist, besonders wenn man die Länge
des Gesichts berücksichtigt.
Hübsche Frauen mit großen Augen haben häufiger
eine gewölbte, hohe Stirn als schöne Frauen mit
kleineren Augen, welche wiederum mit höherer
Wahrscheinlichkeit kräftigere Zähne haben, als schöne
Frauen mit großen Augen.
4.1
Zeitlose Schönheit
Frauen des evolutionär älteren Schönheits-Typs, haben
oft einen flachen Bauch, wenig Taillenumfang,
muskulöse Oberschenkel und einen sportlich
muskulösen Körper, der meist in Verbindung mit einer
weniger üppigen Brust steht. Außerdem haben diese
Frauen einen langen Hals, einen kleinen Kopf, ein
ausgeprägtes Kinn, einen breiten Mund, kräftige
Zähne, eine kurze Nase und eine nach vorne gerichtete
Mundpartie. Der Unterkiefer setzt in der Seitenansicht
unterhalb des Halsendes an. Überdies sind tief
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liegende, mittelgroße Augen mit geringem Abstand zu
den Augenbrauen kennzeichnend. Die Augenbrauen
sind kaum gewölbt, die Stirnhöhe ist gering, die Stirn ist
gerade bis zum Haaransatz, die Haare sind meist
kräftig und die Schädeldecke steigt nach hinten an.
Ferner ist die Unterkieferlinie deutlich sichtbar, lang
und von den Ohren aus gesehen nach unten hin
deutlich abfallend. Eine schmale Taille, mittelbreite, bis
breite Schultern, ein ausgeprägtes Becken, das
aufgrund der schmalen Taille besonders hervorsticht
und kräftige, muskulöse Oberschenkel sind typisch für
diesen Frauentyp.
Ein klassisches Merkmal für diese "zeitlose Schönheit"
ist die kurze, gerade Stirn, was natürlich nicht bedeutet,
dass jede Frau mit solch einer Stirn zu diesem
evolutionär früher entstandenen Typ gehört. Dies trifft
nur zu, wenn die anderen Merkmale dazu passen.
Eng mit diesen Körpermerkmalen sind auch zahlreiche
Wesenseigenschaften verknüpft. So reagieren diese
Frauen oft emotionell stärker. Sie sind ehrlich und
sprechen auch unangenehme Dinge gerade heraus an.
Deshalb könnte manchmal der Eindruck entstehen,
dass sie gefühlskalt seien. Sie reagieren oft sehr
spontan und fühlen sich bei Kritik schnell angegriffen,
worauf sie aufgrund ihrer Ehrlichkeit und ihres regen
Temperaments schnell verletzend wirken können.
Aufgrund dieser Wesenseigenschaft, ist es gut, diesen
Frauen gegenüber nett zu sein. Auch sind diese
Frauen sehr erfolgsorientiert und reagieren gefährlich
empfindlich, wenn man etwas macht oder sagt, dass ihr
Ansehen untergraben könnte. Wenn Männer diese
Frau als attraktiv empfinden, dann deshalb, weil ihnen
das „Nettsein“ leichter fällt und dadurch gefährliche
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Konflikte vermieden werden können. Oftmals haben
Männer Angst vor diesen starken Frauen. Man findet
sie häufig in der Fernsehwerbung, da man ihnen
ungern widersprechen mag und sie deshalb zum
Produktverkauf prädestiniert sind. Aufgrund der
Kombination
aus
Körpermerkmalen
und
Wesenseigenschaften hat dieser Attraktivitätstyp eine
Strategie zum Erfolg entwickelt, der zu hohem Ansehen
und damit zur erfolgreichen Weitergabe der Gene,
führt.
Diese Frauen stellen sich nicht allzu sehr in den
Mittelpunkt, wollen aber im Mittelpunkt sein. Wenn sie
zuwenig beachtet werden, verlassen sie einfach den
Kreis. So mag der Eindruck entstehen, sie seien etwas
distanziert.
Dieser starke Frauentyp ist weniger opportun, sagt
seine Meinung gerade heraus und wird selten Interesse
an anderen Menschen vortäuschen. Lediglich
Menschen, die interessant erscheinen, eventuell auch
der eigenen Karriere und dem Status dienlich sind, wird
diese Frau ihr bezauberndes Lächeln und die volle
Aufmerksamkeit schenken. Diese Frauen sind weniger
altruistisch veranlagt und verfolgen eher die eigene
Gen-Erhaltungsstrategie, was sie aus Sicht der
Evolution attraktiv erscheinen lässt.
Sie verlieben sich nicht intensiv und sind relativ leicht
trennungsfähig. Wenn sie von einem Mann verlassen
werden, ist das für sie keine große Katastrophe und
wenn sie den Mann verlässt, hat sie dabei selten ein
schlechtes Gewissen. Sie empfindet auch kaum Mitleid
mit dem verlassenen Mann. Wenn ein Mann darum
bettelt, dass sie wieder zurückkommt, hat er zu
befürchten, dass sie ihn mit Verachtung bestraft.
17
Diese Frauen werden als attraktiv empfunden, da sie
überwiegend
sportlicher
Natur
sind,
extrem
leistungsfähig sind, sich stets guter Gesundheit
erfreuen, weniger anfällig für psychische Erkrankungen
sind, selten übergewichtig werden und selbst im hohen
Alter noch überdurchschnittlich schön sind. Ein
weiteres Merkmal dieses Typs ist der starke Gebrauch
von Gestik. Der Einsatz der Hände beim sprechen ist
ein Beispiel dafür.
Erstaunlicherweise variiert dieser Typ in seinen
Merkmalsausprägungen kaum und so ähneln sich
diese Frauen auch stark in ihrem Wesen und ihren
Leistungen. Außerdem verändert sich auch selten die
Strategie im Laufe des Lebens einer Frau dieses Typs,
eher verstärken sich die Tendenzen. Wie bereits
erwähnt, entwickelte sich diese "zeitlose Schönheit"
wahrscheinlich bereits sehr früh in der Evolution des
Menschen.
Eine weitere Möglichkeit, warum uns diese Frauen so
attraktiv erscheinen, ist dass sie relativ seltener sind,
die Mutationshäufigkeit geringer zu sein scheint und
sich der Genotyp wahrscheinlich nicht dominant
vererbt.
18
5
Wandelbare Schönheit
Die "Wandelbare Schönheit", also der evolutionär
später entstandene Schönheitstyp, ist im Vergleich zum
vorher beschriebenen Typ häufiger anzutreffen und
variiert in der äußeren Gestalt und Wesensstruktur viel
stärker. Aus diesem Grund kann die "wandelbare
Schönheit" nicht so genau gezeichnet werden, wie die
"Zeitlose Schönheit". Deshalb werden nachfolgend
lediglich die gröbsten Unterschiede festgehalten.
Bücher, die sich mit dem Thema "typisch Mann" oder
"typisch Frau" beschäftigen, gibt es zuhauf. Wenn
Charaktere oder Aussehen von Frauen beschrieben
werden, handelt es sich um den evolutionär später
entstandenen Typ, also die "Wandelbare Schönheit".
Im Aussehen unterscheiden sich diese schönen Frauen
zum ersten Typ wie folgt:
Die Stirn ist deutlich höher, meist gewölbt, die Haare
sind häufig kräftig, der Mund ist weniger breit aber oft
noch überdurchschnittlich groß, die Lippen sind relativ
breit, die Nase ist klein und kurz, der Mund ist weniger
deutlich nach vorne gerichtet, das Kinn ist zierlicher,
der Hals ist in der Regel weniger lang, die Zähne sind
im Schnitt weniger beziehungsweise unterschiedlich
kräftig und sowohl die Gesichtszüge als auch die
attraktive Figur sind unregelmäßiger.
Diese Frauen versuchen sich meistens mit Dingen zu
beschäftigen, die den eigenen Status erhöhen. So
bemühen sie sich stets weiterzubilden, z.B. im Bereich
der Kunst, Musik oder des Allgemeinwissens. Man wird
diesen Typ Frau gehäuft unter Akademikerinnen
antreffen, nicht etwa, weil sie intelligenter als andere
19
Frauen sind, sondern weil es ihrem Wesen entspricht,
sich nicht allein auf ihre Jugend und Schönheit zu
verlassen, wenn es um den sozialen Aufstieg geht.
Deshalb versuchen sie zu studieren und streben nach
einem guten Schulabschluss. Sie suchen immer wieder
das soziale Umfeld, um ihre Attraktivität bestätigt zu
bekommen. Diese Frauen sorgen dafür, dass sie
möglichst im Mittelpunkt stehen und können es
schlecht leiden, wenn sie übersehen werden.
5.1
Weitere Schönheitsmerkmale - eine
neue Sichtweise
5.1.1
Merkmal Taille
Natürlich spielen auch Körpermerkmale wie z.B.
schmale Taille oder breites Becken eine wichtige Rolle
bei der Einschätzung der Attraktivität. Doch auch hier
ist zum Beispiel der Umfang von Taille und Becken mit
den Gesichtsmerkmalen kombiniert.
Eine Frau mit einer engen Taille sagt einem Mann: „Ich
bin mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schwanger“.
Denn bei einer Frau mit wenig oder keiner Taille kann
man eine Schwangerschaft nicht so leicht erkennen,
als bei einer Frau mit enger Taille. Weil sich also für
den frühsteinzeitlichen Mann, der Nachkommen
zeugen will und somit für den Erhalt seiner Gene sorgt,
ein Befruchtungsversuch bei einer Frau mit enger Taille
eher "lohnt", erscheint ihm diese attraktiv. Natürlich gibt
es auch hier wieder einige Ausnahmen.
20
Eine enge Taille kann man jedoch auch vortäuschen.
Wenn nämlich Fett angesetzt wird, sieht es oft so aus,
als hätte die Frau ein breites Becken, was im
Allgemeinen ein Zeichen für "gebärfreudig" ist. Der
Gang mit schwankendem Hintern verrät allerdings dem
Mann den „Schwindel“.
5.2
Warum sind schlanke Körper schön?
Die meisten Menschen finden schlanke Körper
attraktiv. Eine Figur, bei dem man die Muskulatur sieht,
ohne das diese übermäßig ausgeprägt ist, wird als
attraktiv empfunden, weil dies bedeutet, dass der
betreffende Mensch gut mit Nahrung versorgt und nicht
von einer Hungersnot bedroht ist.
Die Atkins Diät zeigt, dass reine Fleischkost nicht dick
macht. Trennkost sorgt also dafür, dass man kein Fett
ansetzt, Mischkost hingegen kann das Gegenteil
bewirken. Fett anzusetzen machte aber in der
Frühgeschichte der Menschheit nur dann einen Sinn,
wenn der betreffende Mensch von einer Hungersnot
bedroht war und sich deshalb mit Reserven für harte
Zeiten rüsten musste. Mischkost, beispielsweise süße
Beeren und Früchte, war also ein Indiz für drohenden
Nahrungsmangel, während Trennkost für Überfluss
stand. Hochrangige Menschen waren weniger von
einer Hungersnot bedroht und hatten daher keinen
Grund Fett anzusetzen.
Ein Jäger, der Fett ansetzte, war kein guter Jäger. Ein
erfolgreicher Jäger musste nicht dick werden, ein
Sammler hingegen schon, besonders im Herbst, wenn
es Zucker in Form von Früchten gab und er sich für
einen entbehrungsreichen Winter rüsten musste.
21
Die meisten Männer finden eine Frau attraktiv, die an
ihrem Körper wenig Fett, dafür aber viel Eiweiß hat.
Die Attraktivität könnte daraus resultieren, dass eine
Frau mit diesen Merkmalen in der Jungsteinzeit
womöglich aus einer erfolgreichen Jägerfamilie mit
hohem Ansehen stammte. Zudem ist bei einer
Schwangerschaft eine gute Eiweißversorgung wichtig,
Fett hingegen weniger.
Dickere Menschen erscheinen weniger attraktiv, da
eine Schwangerschaft risikobehafteter ist und die Figur
nicht von Hochrangigkeit zeugt. Magersüchtige
erscheinen noch weniger schön, weil neben dem Fett
auch das Eiweiß fehlt.
5.2.1
Eigenschaften, die für Attraktivität und
Unattraktivität gleichzeitig sprechen
Es gibt Eigenschaften am Menschen, die ihn einerseits
attraktiv und andrerseits unattraktiv erscheinen lassen.
Wenn sich diese Eigenschaften die Waage halten, und
das dürfte oft der Fall sein, dann wird der betreffende
Mensch durchschnittlich schön wirken. Wie in der
Wirtschaft wirken hier verschiedene Einflüsse
gegeneinander. Gerade Wesenseigenschaften, die aus
Sicht der Evolution eine Frau für den einen Mann
attraktiv erscheinen lassen, stoßen bei einem anderen
Mann auf Abneigung.
Zum Beispiel sollten Frauen, die eine Neigung zum
Seitensprung haben, Zeichen von Schönheit und
mangelnder Schönheit gleichzeitig tragen und im
Schönheitsempfinden der Männer deutlich variieren.
Besonders wenn man das Sozialverhalten der Frauen
betrachtet, findet man viele Beispiele, wo es sinnvoll
22
erscheint, die betreffende Frau als schön oder weniger
schön zu betrachten.
Versetzt man sich zurück in die Frühgeschichte des
Menschen, kann man weitere Gedankenexperimente
durchspielen. Zum Beispiel mussten Frauen, die die
Sippe wechselten, zum Teil sehr attraktiv sein, weil sie
so bessere Aussichten hatten von der neuen Sippe
aufgenommen zu werden.
Andererseits müssten
Frauen, die dazu neigen, die Sippe zu verlassen, um
zu einer anderen Sippe zu gehen, unattraktiv auf die
verlassene Sippe wirken. Der Geschmack von den
verschiedenen
Sippen
konnte
aber
nicht
unterschiedlich sein, weshalb sich die Natur
entscheiden musste, was mehr gewichtet wird. Das
heißt, es gab immer wieder Beispiele wo eine Frau
attraktiv erscheinen sollte und gleichzeitig unattraktiv.
5.3
Der schöne Mann
Es ist an der Zeit sich über die Attraktivität der Männer
Gedanken zu machen. Hierzu müssen grundlegende
Fragen beantwortet werden. Zum Einen, was Männer
eigentlich attraktiv macht und zum Anderen, aus
welchem Grund Männer für Frauen attraktiv sind.
Diejenigen Eigenschaften die zuerst ins Auge stechen
sind die äußeren Merkmale. Mit der Aussage, ein
schöner Mann habe eine stattliche Größe, einen
breiten Unterkiefer, ein ausgeprägtes Kinn, einen
muskulösen Körper mit flachem Bauch und ein kleines
„knackiges“ Gesäß, wären wohl viele Frauen
einverstanden. Außerdem
sollte seine Statur die
typische V-Form aufweisen, das heißt er sollte breite
Schultern und ein schmales Becken besitzen. Aber ist
23
das wirklich so einfach? Findet jede Frau so einen
Mann schön? Nein, denn wie kann eine Frau einen
Mann schön finden, der zwar vielleicht einen perfekten
Körper hat, aber kein hübsches Gesicht? Ein schönes
Männergesicht weist kleine bis mittelgroße, tief in den
Augenhöhlen sitzende Augen auf. Die wenig gewölbten
Brauen haben einen geringen Abstand zu den Augen.
Der insgesamt große Kopf mit schmalem Gesicht sitzt
auf einem langen Hals. Außerdem sollte der Mann
volles, kräftiges Haar besitzen, Glatzen sind meist
unattraktiv. Dieser sehr attraktive Männertyp scheint
aber ohnehin keine Probleme mit lichtem Haupthaar zu
haben. Denn hauptsächlich Männer mit gedrungener
Figur, der Neigung zum Fettansatz, breitem Gesicht
und kurzem Hals sind von diesem Laster betroffen.
Deshalb erhärtet sich der Verdacht, dass die Neigung
eine Glatze zu bekommen mit verschiedensten
anderen Körpermerkmalen verbunden ist. Viele
weibliche Leserinnen werden nun sagen, dass nicht
alle attraktiven Männer genau diese Ausprägungen an
den Tag legen, und da haben sie recht. Denn es gibt
neben den verschiedensten Mischtypen, auf die hier
aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht eingegangen
wird, auch zwei grundlegende Typen dieses großen
attraktiven Mannes. Typ A ist muskulös gebaut und hat
einen kleinen Kopf, Typ B unterscheidet sich nur darin,
dass er einen großen Kopf besitzt, er neigt jedoch dazu
Fett anzusetzen, besonders wenn er keine
tiefliegenden Augen hat und sehr groß ist. Der Abstand
seiner Augen zu den Brauen ist sehr groß.
Jedoch hängt das Attraktivitätsempfinden auch immer
vom Angebot ab. Wenn nach einem Krieg oder
Ähnlichem Männermangel herrscht, empfinden Frauen
auch weniger hübsche Männer attraktiv.
24
Neben den körperlichen Schönheitsmerkmalen sind für
Frauen vor allem Männer attraktiv, die einen hohen
sozialen Status vorweisen können. Soziobiologische
Studien behaupten, dass für Frauen eine gute soziale
Stellung wichtiger sei, als das Aussehen. Außerdem
seien vor allem die Persönlichkeit, Zuverlässigkeit, der
materielle Besitz und Sicherheit die Aspekte, die im
Vordergrund stünden.
Ein attraktiver muskulöser Mann, der mittelgroß ist und
tiefliegende Augen hat, besitzt die besten Chancen. In
früheren Zeiten war dieser Mann wohl ein guter Jäger,
denn er war nicht zu groß, konnte sich also gut
verstecken, er war schnell und seine Augen waren gut
geschützt. Außerdem machten ihn seine Muskeln zu
einem gefährlichen Gegner. So bekam er die
begehrtesten Frauen und sogar Frauen von anderen
Männern, da er aufgrund seiner Eigenschaften eine
hohe soziale Stellung genoss. Jedoch bestand die
Gefahr, dass er aufgrund seiner Lebensweise früher
verstarb. Vor allem Frauen des evolutionär älteren
Typs finden einen derartigen Mann sehr anziehend, da
er ihre Interessen ausreichend durchsetzen kann.
Gutes Aussehen ist ein Grund dafür, sich als Frau
näher mit einem Mann zu beschäftigen. Trotzdem
muss man die Absicht einer Frau beachten, wenn sie
einen Mann als attraktiv empfindet. Es gibt
grundsätzlich zwei unterschiedliche Intentionen, einen
Mann kennen zu lernen, nämlich die Familiengründung
und der Seitensprung.
Ein Mann zum Heiraten und Kinder versorgen sollte
gutmütig, finanziell unabhängig und zuverlässig sein.
Außerdem sollte dieser ein hohes Maß an Sicherheit
bieten können. Idealerweise wird dieser Mann
25
zusätzlich von vielen Frauen begehrt, was den sozialen
Status der Partnerin erhöht. Betrachtet man dies aus
evolutionärer Sicht, könnte diese Bevorzugung
vielschichtige Gründe haben. Eine Frau möchte
gesunde Kinder, die in Geborgenheit aufwachsen.
Außerdem streben Frauen danach, in Kontakt mit
unterschiedlichen Partnern zu treten, um genetisch
möglichst diverse Nachkommen zu zeugen. Deshalb
ist es für eine Frau von Vorteil, mit mehreren
unterschiedlichen Männern Kinder zu zeugen. So wird
der Genpool der Familie erweitert. Berücksichtigt man
diese evolutionären Aspekte, ist für eine feste
Beziehung ein Mann vorteilhaft, der gutmütig und
tolerant gegenüber fremden Kindern ist, einer der
mögliche Stiefkinder bzw. Kuckuckskinder nicht anders
behandelt als die Eigenen. Männer, die fleißig sind und
viel für ihre Frau tun, werden oft von der Frau betrogen.
Sie spornt ihren Mann an, viel zu schaffen und ist dann
enttäuscht, wenn er keine Zeit für sie hat.
Ein
hochrangiger Mann hingegen kann viel bieten und hat
trotzdem genug Zeit.
Ein weiteres Gedankenexperiment ist, das manch eine
Frau nach dem Diktat ihrer Gene will, dass ihr Mann
erfolgreich untreu ist, sich aber nicht erwischen lässt.
Sie will auch, dass ihn andere Frauen begehren. Eine
Frau, die solchen Mann besitzt, hat weniger
Veranlassung, selbst einen Seitensprung zu machen,
weil sie den Erhalt ihrer Gene dadurch nur wenig
verbessern kann.
Frauen, die aus dem Grund einen Mann suchen, um
Nachkommen zu zeugen, also die Strategie des
"Kuckuckskind"
verfolgen,
können
bei
ihrem
Seitensprung die Qualitäten als "Versorger" außer Acht
lassen. Dieser Mann dient nur dazu, den Genpool der
26
Familie zu erweitern. Er soll ein attraktives Äußeres
besitzen und eventuell einen hohen sozialen Status mit
sich bringen, wobei Schönheit dies schon oft impliziert.
Wir sind also Nachkommen von Frauen, die Kinder von
mindestens zwei verschiedenen Männern hatten.
Paradoxerweise erscheint es sogar von Vorteil, wenn
der Mann viele wechselnde Sexualpartnerinnen
vorweisen kann, da eine gewisse Wahrscheinlichkeit
besteht, dass seine Nachkommen ebenfalls dieses
Verhalten an den Tag legen und somit die Verbreitung
der Gene der Frau gesichert ist.
Ein solcher Typ Mann wird oft die Erfahrung machen,
dass Frauen egoistisch sind. Das liegt aber nicht so
sehr an den Frauen, sondern an der Tatsache, dass
viele dieser Männer immer einen attraktiven
egoistischen Frauentyp anziehend finden. Attraktive
Frauen, die nicht auffällig egoistisch sind, beachtet
dieser Mann meist weniger, beziehungsweise diese
Frauen machen sich bei dem Mann weniger
bemerkbar. Da er sich nicht anstrengen muss, eine
Frau zu erobern, nimmt er oft diejenige Frau als
Geschlechtspartnerin, die sich am meisten bemerkbar
macht. Männer die oft die Frauen wechseln, verlieben
sich meist nicht in die Frauen. Jedoch werden diese
Männer oft von aufopferungsvollen Frauen geliebt,
denn Frauen finden es anziehend, wenn der Mann
viele attraktive wechselnde Partnerinnen besitzt, da
ihre Kinder genau diese Eigenschaft erben könnten
und somit eine hohe soziale Stellung erreichen würden.
Wenn ein Mann eine attraktive Frau hat, dann hat er
bessere Aussichten, von anderen Frauen begehrt zu
werden, weil er hochrangig erscheint.
27
Zusammenfassend kann man sagen, dass der brave
Mann als Ehemann und der Mann, der viele Frauen
hat, für den Seitensprung bevorzugt wird. Frauen
wiederum, die genau dieses Verhalten an den Tag
legen, erscheinen uns attraktiv.
28
6
Entstehung der Unattraktivität
6.1
Schönheit durch Vorteil
Da sich der Sinn für Schönheit und Attraktivität im
Laufe von einigen tausend Jahren nicht allzu sehr
geändert hat, erscheinen auch heute noch hautsächlich
Frauentypen attraktiv, die schon vor Jahrtausenden
begehrt wurden.
Wenn man weit in die Entstehungsgeschichte der
Menschheit zurückgeht, dann gab es Frauen, die
gegenüber anderen Frauen einen bestimmten Vorteil
für einen Mann hatten. Diesen Vorteil zu erkennen
haben Männer gelernt, indem ihnen diese Frauen
attraktiv erschienen. Attraktive Frauen wurden immer
begehrenswerter, seitdem Schönheit ein Indikator für
gewisse Vorteile und Eigenschaften eines Menschen
wurde. Das Erkennen von Vorteilen durch Attraktivität
wurde deshalb über die Evolution verstärkt.
Irgendwann kam der Zeitpunkt, als es ausreichte nur
noch hübsch zu sein, ohne einen weiteren Vorteil zu
haben, weil eine schöne Frau als Partnerin den Mann
aufwertete und ihn hochrangig erscheinen ließ. Frauen
des evolutionär früher entstandenen Schönheitstyps
wurden also von anderen Frauen imitiert, obwohl diese
ganz andere Wesenseigenschaften besitzen. Diese
"Mimikry-Frauen" erscheinen aber trotzdem meist sehr
anziehend. Eine Frau, die attraktiv ist, ohne die
ursprünglichen Wesenseigenschaften und Strategien
zu besitzen, nützt dem Partner lediglich dadurch, dass
sein Ansehen in der Gesellschaft gesteigert wird. Wie
29
der Paradiesvogel mit seinem prächtigen Gefieder
schmückt sich der Mann mit einer hübschen Frau. Dies
war die Geburtsstunde der „Federschmuck-Frau“.
6.2
Unattraktivität durch Selektion
Es gibt Überlebensstrategien, die für die Attraktivität
jedoch ein Nachteil sind. Bei der Frage, warum nicht
alle Menschen attraktiv sind, und unattraktive
Menschen nicht längst ausgestorben sind, muss man
weiterhin berücksichtigen, dass Menschen nicht nur für
ihre eigenen Gene leben, sondern zum Beispiel auch
für die Gene der Eltern oder naher Verwandter. In
manchen Konstellationen ist es für den Fortbestand der
Gene nämlich sinnvoller, auf die eigene Fortpflanzung
zu verzichten und stattdessen den Fortpflanzungserfolg
naher Verwandter zu erhöhen. Es kann für Eltern
günstiger sein, nicht nur attraktive Kinder zur Welt zu
bringen, sondern auch solche, die im Falle einer
Katastrophe aufgrund ihrer Weseneigenschaften
besser geeignet sind, das Überleben und den
anschließenden sozialen Aufstieg für sich selbst und
die Geschwister zu sichern. Die Menschen wurden
nicht in guten Zeiten am meisten selektiert, sondern
Katastrophen
haben
diktiert,
welche
Gene
fortbestehen. Die Selektion greift immer am Individuum.
Bei Katastrophen hat sich die Anzahl der Menschen
und Sippen oft wesentlich verringert, so dass
anschließend die Überlebenden weniger Konkurrenz
hatten, um sich zu vermehren. Es sind sicher in der
frühen Jungsteinzeit bei Katastrophen oft ganze Sippen
ausgestorben. Gerade beim Menschen, einer Art, die in
einem sozialen Gefüge lebt, hat ein Einzelner wenige
30
Chancen zu überleben. Was nützt es einem Menschen,
wenn er attraktiv und hochrangig ist, wenn seine Sippe
ausstirbt und er der einzige Überlebende ist? Das
Überleben in der frühen Jungsteinzeit, ohne in eine
Sippe eingebunden zu sein, war kaum möglich.
Wenn hübsche Menschen deutliche Vorteile haben und
trotzdem relativ selten sind, so gibt es möglicherweise
auch Gesetze, wodurch schöne Menschen bei der
Paarung reduziert werden. Möglicherweise gibt es ein
Gesetz, das bewirkt, dass schöne Menschen im Laufe
von Jahrtausenden immer weniger werden, weil
vielleicht die Gene für ein hübsches Äußeres zum Teil
auch auf Grund von Rekombination verloren gehen.
Eventuell haben sich auch zwei menschliche
Populationen vermischt. Der evolutionär ältere
Schönheitstyp mit dem evolutionär jüngeren. Ein
Gedankenspiel heißt: "Krieg der Gene". Die
Überlegung, ob bei der Kombination und Ausprägung
von Genen eventuell noch unentdeckte Gesetze
bestehen, wird in einem späteren Buch behandelt.
6.3
Die Mischung macht's
Ein wichtiger Faktor, der das Zusammenleben in einer
Gesellschaft beeinflusst, ist das Verhältnis von
schönen zu weniger schönen Menschen. Es darf auch
nicht zu viele schöne Menschen geben, da sie sich
aufgrund ihrer Wesenseigenschaften sowie der
Tatsache, dass schöne Menschen stets bewundert
werden und durch ihre Exklusivität eine Sonderstellung
einnehmen, gegenseitig nicht ausreichend Beachtung
schenken und in Konkurrenz zueinander stehen. Vor
allem in einer Sippe mit festen Partnerbeziehungen
31
wäre der Kampf um die Rangfolge sehr schädlich.
Populationen mit dem richtigen Verhältnis von
attraktiven und weniger attraktiven Menschen können
am besten miteinander kommunizieren.
Begibt man sich im Gedankenexperiment wieder
zurück zu den Anfängen des Homo sapiens, wäre eine
Sippe mit überwiegend unattraktiven Frauen nicht so
leicht von einer anderen Sippe überfallen worden, was
deren Überlebenschance erhöhte. Wenn in einem
bestimmten Bereich drei Sippen lebten, zwei Sippen
mit sehr attraktiven Frauen und eine Sippe mit
unattraktiven Frauen, dann hätten sich womöglich die
zwei Sippen mit den attraktiven Frauen bekämpft und
dezimiert, während die Sippe mit den unattraktiven
Frauen leichter überlebt hätte. Nach dem Motto: "Wenn
sich zwei streiten, freut sich der Dritte", hätte die Sippe
mit weniger attraktiven Frauen am Schluss als
Gewinner hervorgehen können und auch die hübschen
Frauen der anderen Sippen übernehmen können.
Unattraktive Menschen haben sich in guten Zeiten
weniger vermehrt, nach einer Katastrophe jedoch
haben sie sich stärker vermehrt, da Sippen mit
überwiegend
attraktiven
Menschen
leichter
ausgestorben sind. Die Überlebenschancen von
Sippen mit weniger attraktiven Menschen sind nämlich,
aufgrund der so vermehrt auftretenden altruistischen
Charaktere, in Katastrophenzeiten höher.
6.4
Einfluss der Kultur
Es ist anzunehmen, dass die Menschen vor vielen
Jahrtausenden zum Großteil hübsch waren. Als dann
Kultur und Religion das Zusammenleben von Mann
und Frau regelte, wurde Schönheit unwichtiger, da eine
32
weniger hübsche Frau meist genauso viele Kinder
gebar, wie eine hübsche Frau. Zudem spielte mit der
Entstehung verschiedenster Strategien, um sich in der
Sippe zu behaupten, beziehungsweise ein ranghohes
Mitglied in der Familie zu haben, die Attraktivität eine
weniger bedeutsame Rolle. Jedoch blieb der Wunsch
nach Attraktivität erhalten, weil dieser keinen Nachteil
brachte.
Das sich wandelnde Schönheitsideal, vor allem im
Hinblick auf die Körperfülle, kann auf den folgenden
Aspekt zurückgeführt werden: Bei schlanken Frauen
sieht man eine Schwangerschaft eher. In Zeiten, in
denen Männer ihre Frauen gut kontrollieren konnten,
also ein Seitensprung unwahrscheinlicher war, durften
die Frauen, dem Schönheitsideal entsprechend, Fett
am Bauch haben. In der heutigen Zeit sieht man
ständig neue, fremde Frauen. Eine Schwangerschaft
frühzeitig zu erkennen, ist für den eigenen
Fortpflanzungserfolg von entscheidender Bedeutung.
Deshalb beschreibt das Schönheitsideal heute eher
einen schlanken Körper.
33
7
Gründe für
Attraktivitätsempfinden
7.1
Attraktiv durch Liebesunfähigkeit
Man lernt immer wieder Menschen kennen, die sagen,
dass es ihnen schwer fällt ,sich zu verlieben. Oft
erscheint diese Unfähigkeit einen seelischen Ursprung
zu besitzen. Sei es, dass derjenige etwas
Traumatisches erlebt hat oder einfach Angst hat sich
zu binden. Doch das muss nicht immer die Ursache der
„Liebesunfähigkeit“ sein. Es kann auch eine genetische
Veranlagung haben, die sich über die Jahrtausende
durchgesetzt hat, weil diese Neigung einen
evolutionären Vorteil mit sich bringen kann. Eine Frau,
die sich nicht leicht in einen Mann verliebt, bringt für
denjenigen, der sie erobern konnte, einige Vorzüge mit
sich.
Beispielsweise ist er davor geschützt, dass seine Frau
sich in einen anderen Mann verliebt und ihn verlässt.
Weiterhin sorgt er für den Fortbestand seiner Kinder,
auch nach seinem Tode. Das hört sich im ersten
Moment nicht sehr schlüssig an. Wenn man aber
davon ausgeht, dass die Frau sich nach dem Tod ihres
Mannes schnell wieder in einen anderen verlieben
würde und sie dadurch nicht mehr so genau darauf
achten würde, welche Eigenschaften der neue Partner
an den Tag legt, kann dies schwerwiegende Folgen für
ihre bisherigen Kinder haben. Würde der Mann seine
Stiefkinder misshandeln, würde die Frau entweder aus
Liebe darüber hinwegsehen, weil sie Angst hat, auch
ihren neuen Mann zu verlieren oder es überhaupt nicht
34
merken. Dies wäre ein erheblicher Nachteil für den
Kindsvater, denn so würde sein genetisches Material
nicht fortbestehen. Deshalb haben liebesunfähige
Frauen einen erheblichen Vorteil gegenüber Frauen,
die sich sehr leicht in einen anderen Mann verlieben
können.
Aber dies ist nicht der einzige Nutzen, den Männer
haben, die es geschafft haben, eine liebesunfähige
Frau von sich zu überzeugen. Eine Frau, die sich nicht
besonders viele Gedanken zum Thema Liebe macht,
hat auch weniger Lust auf Sex. Sex mit dem eigenen
Partner wird für sie ausreichen, wenn er sie nicht schon
überfordert. Frauen, die vollkommen von ihrem Mann
befriedigt wurden, werden nicht nach anderen
Sexualpartnern Ausschau halten. Deshalb sorgen
frigide Frauen viel seltener für Kuckuckskinder. Da dem
Mann dies durchaus bewusst ist, wird er sich viel
inniger um seine Kinder kümmern, da er sich sicher
sein kann, dass es seine Eigenen sind. Dies kommt
natürlich auch seinen Sprösslingen zugute.
Deshalb finden Männer wenig liebesfähige Frauen oft
sehr schön. Berücksichtigt man die Vorzüge, die für
einen Mann aus einer liebesunfähigen Frau entstehen,
ist diese Tatsache nur eine logische Konsequenz.
7.2
Attraktiv durch Fruchtbarkeit
Von vielen Wissenschaftlern wird Schönheit als ein
Ausdruck der Fruchtbarkeit angesehen. Nur kann die
Fruchtbarkeit nicht in jeder Situation als angebracht
angesehen werden.
Wenn man fruchtbar ist und viele Kinder zur Welt
bringt, ist dies nicht immer vorteilhaft. Beispielsweise ist
es nicht besonders einfach, viele Kinder gleichzeitig
35
sozial aufsteigen zu lassen. In der westeuropäischen
Gesellschaft werden die Kinder pro Familie immer
weniger. Dies hat zum einen den Grund, dass
heutzutage nahezu alle Kinder überleben und man
nicht mehr auf die eigenen Kinder als Altersvorsorge
angewiesen ist. Zum anderen müssen Eltern immer
mehr arbeiten, um ihre Kinder ausreichend zu
versorgen, ihnen also möglichst den westeuropäischen
Standard an Lebensqualität bieten zu können. Dies war
in der Frühgeschichte des Menschen ähnlich: Hatte
man viele Kinder, so war es auch viel schwerer, den
Kindern einen hohen sozialen Status zu bieten.
Strebten die Eltern genau danach, war es lohnender,
weniger Kinder als der Durchschnitt auf die Welt zu
bringen. Denn durch den höheren Rang der Kinder war
die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder überlebten, um
einiges höher als bei Niedrigrangigen, da damit die
Versorgung sichergestellt war. Auch die Anzahl der
Kinder kann schwerwiegende Folgen haben, sobald
der Mann frühzeitig stirbt. Denn mit weniger
Nachkommen ist eine Frau nicht so sehr darauf
angewiesen, sich schnell einen neuen Partner zu
suchen, da sie auch ohne Mann gut auskommt und
somit mehr Zeit aufbringen kann, sich den neuen
Gatten besser unter die Lupe zu nehmen. Sobald ein
neuer Mann gefunden war, kümmerte sich dieser auch
besser um die Stiefkinder, da sie nicht so sehr zur Last
fielen, wenn die Frau wenige Kinder mit in die neue
Beziehung nahm. Außerdem erscheint es im
Allgemeinen schwieriger, einen „guten“ Mann zu
finden, wenn man viele Kinder aus der vorherigen Ehe
mitbringt. Ein ranghoher Mann hat es nicht nötig, eine
Frau mit vielen Sprösslingen zu nehmen, er hat genug
Angebote von Frauen mit keinen oder wenigen
36
Kindern. Ein rangniedriger Mann kann die vielen Kinder
aber nicht versorgen. Eine Frau mit vielen Kindern
musste in der Frühgeschichte also entweder riskieren,
dass nicht alle Nachkommen überlebten, weil der Mann
nicht genug Nahrung aufbringen konnte, oder sie
musste einige Kinder verstoßen, um bei einem
ranghohen Mann anzukommen.
Ein weiteres Beispiel, warum sich Attraktivität durch
Fruchtbarkeit nur schwer erklären lässt, ist die
Kindstötung.
Bei der Kindstötung gibt es per Definition 3
verschiedene Arten. Neonatizid ist die Tötung eines
Kindes innerhalb von 24 Stunden nach seiner Geburt,
als Infantizid bezeichnet man die Tötung eines Kindes
von einem Tag bis zu einem Jahr. Wird das Kind später
umgebracht, wird dies Filizid genannt. Auch heute ist
dies ein häufiger Grund für den Tod von Kindern. Die
Motive der Täter sind vielschichtig. In China
beispielsweise
wurden
vor
allem
weibliche
Nachkommen getötet, da diese im Vergleich zu
Söhnen als weniger wertvoll betrachtet wurden. Vor
allem mit der Einführung der Ein-Kind-Familie im Jahre
1979 verloren Mädchen ihren Wert.1 Die Tötung von
Kindern mit Fehlbildungen oder dem Mord nach einer
Geburt in Unehelichkeit waren im mittelalterlichen
Europa weit verbreitet.2 Aber schon seit der Antike ist
der Gesellschaft die Tötung von Kindern bekannt. Vor
allem in Zeiten der Not, also zum Beispiel Hunger, war
Kindsmord häufiger. Es ist sehr erstaunlich, dass sogar
große Philosophen wie Seneca und Platon ein
Umbringen von behinderten Kindern befürworteten. Im
1
2
Langer, 1974
Moseley, 1986
37
spätantiken Askalon wurden in der Kanalisation eines
Badehauses hunderte von Kinderknochen gefunden.
Es stellte sich heraus, dass es sich hauptsächlich um
neonatale
männliche
Individuen
handelte.
Wahrscheinlich wurde das Badehaus als frühzeitiges
Bordell genutzt und, so grausam es auch klingt, hatte
man für die Mädchen eine weitere Verwendung und die
männlichen Nachkommen wurden einfach „entsorgt“.
Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Kindsmord
mit Bestrafung geahndet. Aber auch heute ist diese Art
des Mordes noch nicht vollkommen verschwunden.
Man geht davon aus, dass 2-10% der „frühen
Kindstode“
auf
gewalttätige
Handlungen
zurückzuführen sind.
Aber nicht nur die Versorgung von vielen Kindern war
schwerer, auch die Schwangerschaft. Denn mit jeder
neuen Schwangerschaft geht eine Frau ein hohes
Risiko ein. Vor allem in früheren Zeiten war die
häufigste Todesursache für junge Frauen der
sogenannte Kindsbetttod. Bekommt eine Frau weniger
Kinder, hat sie ein geringeres Risiko, durch eine
Schwangerschaft zu sterben. Außerdem kostet eine
Schwangerschaft sehr viel Energie in Form von Eiweiß.
Dies führt dazu, dass der Mann während einer
Schwangerschaft dafür sorgen muss, dass seine
Gemahlin genug lebendige Nahrung zu sich nehmen
kann, damit das Kind auch gesund auf die Welt kommt.
So erscheint es verständlich, dass auch die Strategie
weniger
Kinder
beziehungsweise
geringere
Fruchtbarkeit, vor allem in Krisenzeiten, nicht die
schlechteste ist.
Es gibt jedoch durchaus Gründe, warum es besser sein
kann, viele Kinder zu bekommen. Viele der zuvor
genannten Nachteile lösen sich auf, wenn keine
38
Krisensituation herrscht. Da man sich dessen nicht
immer sicher sein kann, ist es wohl vorteilhaft, wenn
die Frau der Frühgeschichte eine gemischte Strategie
verfolgt hat. Bekommt man zu wenige Kinder, ist das
ein Nachteil für die spätere Weitergabe des
genetischen Materials der Eltern. Eltern mit nur einem
Kind setzen praktisch alles auf eine Karte. Bei einer
kinderreichen Familie überleben wahrscheinlich
genauso viele Kinder wie bei einer kinderarmen
Familie. Die kinderreiche Familie muss aber damit
rechnen,
dass
relativ
viele
Kinder
das
Erwachsenenalter nicht erreichen werden. Deshalb
kann man sagen, dass sich die ideale Kinderzahl
danach richtet, wie viele Kinder man sich leisten kann.
Eine Frau, die selbstständig ist und auch im Falle einer
Krisensituation eine hohe Kinderzahl verantworten
kann, hätte keinen Vorteil von geringer Fruchtbarkeit.
Eine Frau, die unselbstständig ist, geht jedoch ein
hohes Risiko ein, wenn sie viele Kinder bekommt, da
sie viel aufgebrachte Energie und Zeit investiert und ein
hohes Sterberisiko riskiert.
Ist der Mann reich, so kann er sich viele Kinder leisten,
da er einen hohen sozialen Status vorweisen kann und
auch die Frau, im Falle seiner Abwesenheit, von den
Mitmenschen unterstützt werden würde. Mit größerer
Unterstützung konnte eine Frau auch rechnen, wenn
der Mann als Held starb, da altruistisches Verhalten in
einer Gesellschaft sehr hohes Ansehen mit sich bringt.
Man muss aber auch anmerken, dass die Kindstötung
nicht die einzige Möglichkeit war, Nachkommen, die
zum Nachteil der gesamten Familie existierten,
loszuwerden. Vor allem zur Römerzeit bestand die
Gelegenheit, Kinder an Sklavenhändler zu verkaufen
oder als Knappen oder Knechte zu vergeben. Dies
39
hatte zum einen den Vorteil, dass Eltern die Gewissheit
hatten, ihre Kinder nicht getötet zu haben, zum
anderen den, dass die Möglichkeit bestand, die
eigenen Gene geographisch weit zu verbreiten. Dies
war aber nur zu bestimmten Zeitaltern möglich.
Bei einer Frau, die wenig fruchtbar ist, besteht auch
keine große Gefahr, dass sie bei einem Seitensprung
schwanger wird. So kann der Mann, der ja viele
Befruchtungsversuche unternehmen kann, ziemlich
sicher sein, dass die Kinder von ihm sind.
Da eine hohe Fruchtbarkeit nicht immer die optimale
Lösung ist, kann sie also nicht der Grund dafür sein,
warum wir andere Menschen schön finden. Wenn es
bei Schönheit nur um Fruchtbarkeit gehen würde, dann
wäre es für einen Mann auch sinnlos, den Freunden
seine „Neue“ zeigen zu wollen. Dies ist aber ein weit
verbreiteter Brauch. Er geht sogar soweit, dass Männer
dadurch nur mit mäßigem Interesse ihr sexuelles
Verhältnis zu dieser Frau pflegen. Hierbei spielt bei
Männern nur der erhöhte soziale Status eine Rolle, der
durch diese "Federschmuck-Frau" für sie erreicht wird.
Sie nutzen die Frau also nicht als „Gebärmaschine“
sondern als „Statussymbol“.
7.3
Attraktiv durch Selbstständigkeit
Unser Empfinden von Schönheit bezieht sich auf viele
Dinge. Selbst im Bezug auf den Tod des Mannes gibt
es attraktive und unattraktive Eigenschaften. Wenn der
Mann stirbt, und das dürfte in früheren Zeiten häufiger
der Fall gewesen sein, ist die Frau mit den Kindern auf
sich allein gestellt. Sie muss sich neuartigen Gefahren
40
stellen. Eine Mutter, die ohne den Partner auskommt,
also selbstständig für ihre Kinder sorgen kann,
empfinden wir als schön. Außerdem muss sie die
Fähigkeit besitzen, einen Mann nach seinen Neigungen
auszusuchen. Wenn ein Mann dazu neigt, die bereits
existierenden Kinder zu misshandeln, darf sich eine
Frau nicht in ihn verlieben, denn so ist die Weitergabe
des genetischen Materials des vorherigen Mannes in
Gefahr. Deshalb sind sowohl Frauen attraktiv, die
liebesunfähig sind, als auch diejenigen, die die
Fähigkeit besitzen ,derartige Neigungen bei einem
Mann im Vorfeld zu erkennen. Auch Frauen, die
Beziehungen zu homosexuellen Männern für möglich
halten, werden als schön angesehen. Darauf wird aber
noch in einem Nachfolgewerk eingegangen, dass sich
mit der Homosexualität beschäftigt. Im Gegensatz dazu
finden Männer Frauen weniger schön, wenn sie
zulassen, dass der spätere Stiefvater die fremden
Kinder schlecht behandelt oder die Kinder
möglicherweise sozial absteigen. Auch Frauen, die sich
schnell einen neuen Mann suchen, um die
Nachkommen besser über die Runden zu bekommen,
werden als weniger schön empfunden. Genauer wird
auf dieses Thema aber im nächsten Kapitel "Strategien
der Attraktivität und Unattraktivität" eingegangen.
7.4
Attraktiv durch Intelligenz
Dass Geld schön macht, ist jedem bewusst. Der neue
Ansatz ist nun, dass auch Intelligenz einen Einfluss auf
die Schönheit haben soll. Britische Forscher fanden
beispielsweise heraus, dass blaue Augen die
Intelligenz steigern und auch die Wahrscheinlichkeit
steigern, attraktiv zu wirken. Hierzu mussten 80
41
Probanden anhand von Fotos nach Schönheit,
Intelligenz und Umgänglichkeit bewerten, wobei auf
den Bildern lediglich die Augenfarbe verändert wurde.
Die Probanden hielten die Personen mit blauen Augen
insgesamt für intelligenter und hübscher.3
Erstaunlich ist auch, dass unterbewusst Intelligenz
sowohl für eine kurze Liaison als auch für lange
Beziehungen eine Rolle spielt. Diese darf aber nicht
überschätzt werden. Evolutionär sinnvoll wäre es zwar
schon, einen Partner auf Basis seiner Intelligenz
auszuwählen, denn bei intelligenten Männern ist die
Wahrscheinlichkeit größer, dass sie ihre Kinder über
lange Zeiträume versorgen können, das Aussehen
bleibt bei der Schönheit aber trotzdem am wichtigsten.
Eine Kombination aus beidem wäre deshalb das
Beste.4 Aber gerade diese Kombination scheint nicht
so abwegig zu sein. Denn der Ulmer Humangenetiker
Horst Hameister, Geschäftsführender Oberarzt der
Abteilung Humangenetiker der Universität Ulm hat
einen genetischen Zusammenhang von Intelligenz und
Schönheit postuliert. Er sagt, dass Menschen die sehr
intelligent sind, auch die besten Chancen hätten gut
auszusehen. Er stellt folgenden Zusammenhang her:
Gene müssen viele Funktionen erfüllen, besonders
Gene, die das Gehirn steuern, sind auch im restlichen
Körper oft für wichtige Prozesse verantwortlich. Diese
Verknüpfung ist unabhängig von der ethnischen
Herkunft, da sie sich vor vielen Jahrmillionen gebildet
hat. Man muss aber anbringen, dass die Gene nur zu
einem geringen Anteil für die Intelligenz verantwortlich
3
http://www.shortnews.de/start.cfm?id=500551
http://gesundheitsnews.imedo.de/news/103611-intelligenz-machtattraktiv
4
42
sind. Der Rest hängt von Umwelteinflüssen, wie
soziales Umfeld, Schule und vieles mehr ab.
Wie bereits bei den Schönheitstypen beschrieben,
versuchen vor allem Frauen des evolutionär später
entstandenen Schönheitstyps, ihren Status und ihre
Attraktivität durch Bildung zu erhöhen.
7.5
Attraktiv durch Gefährlichkeit
Manche Frauen sind so schön, dass sie im Mann eine
gewisse Unsicherheit hervorrufen. Viele Männer liegen
diesen Frauen zu Füßen, sie haben oft sehr viel Erfolg
im Beruf und sie werden von jeder anderen Frau
beneidet. Solche starken Frauen, wie sie häufig beim
evolutionär
früher
entstandenen
Schönheitstyp
vorkommen, werden auch oft in der Werbung
eingesetzt, da man ihnen nicht zu widersprechen wagt.
Dadurch verkaufen sich die Produkte, für die diese
Frauen werben, um einiges besser. Denn das
Unterbewusstsein sagt uns, dass bei solchen Frauen
Vorsicht geboten ist. Frauen, die Männern gefährlich
erscheinen, streben oft nach einem hohen Rang. Dies
geht manchmal so weit, dass sie Menschen, die an
ihrer Ranghöhe zweifeln, aus ihrem Umfeld verbannen.
Dies könnte ein Grund dafür sein, warum in Männern
ein unbehagliches Gefühl aufkommt, wenn sie diesen
Frauen widersprechen. Einen Konflikt mit einer
einflussreichen, „gefährlichen Frau“ einzugehen, kann
dazu führen, von der gesamten Sippe verstoßen zu
werden. Stellt sich die Frage, warum Frauen, vor denen
Männer Angst haben, sich dahingehend entwickelt
haben, dass sie schön sind. Womöglich deshalb, weil
es Männern so leichter fällt, mit diesen Frauen
vorsichtig umzugehen. Männer haben übrigens auch
43
Vorteile, wenn sie es geschafft haben, so eine Frau von
sich zu überzeugen. Nicht nur Er, sondern auch seine
Kinder werden mit einer nach hohem Rang strebenden
Mutter einen hohen sozialen Status einnehmen.
7.6
Attraktiv durch Emotionen
Frauen
des
evolutionär
später
entstandenen
Schönheitstyps sind häufig emotional spontaner,
weshalb sie als attraktiv empfunden wird. Diese Frauen
können sich leicht in andere hineinversetzen, sind
mitfühlend
und
hilfsbereit.
Aufgrund
dieser
Eigenschaften, sind sie sehr beliebt, anerkannt und
können eine wichtige Position in der Gesellschaft
einnehmen. Mit ihrer fürsorglichen Art sind sie bestens
geeignet, die Kinder und den Mann zu versorgen.
Aufgrund ihrer spontanen Emotionen, weckt sie bei
Männern oft den Beschützerinstinkt, was dafür sorgt,
dass man sehr vorsichtiger mit ihnen umgeht.
44
8
Strategien der Schönheit
Wir haben uns bereits mit den verschiedenen
Schönheitstypen, der Entstehung von Schönheit und
den Gründen, weshalb Frauen attraktiv wirken,
auseinandergesetzt. Wenn Schönheit nur Vorteile
bringen würde, müssten durch die Evolution bedingt
die Frauen im Laufe der Zeit durchschnittlich immer
schöner werden. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es gibt
einige
wenige
sehr
schöne
Frauen,
viele
durchschnittlich hübsche Frauen und wenige
unattraktive Frauen. Der Anteil der schönen Frauen
scheint sich nicht signifikant zu erhöhen. Einige
Gründe, weshalb es nicht zu viele schöne Menschen
geben kann, wurden bereits im Kapitel 'Entstehung der
Unattraktivität' aufgeführt. Schönheit birgt nicht nur
Vorteile und selbst Unattraktivität kann zum Erfolg
führen. Die verschiedenen Strategien, die attraktive
beziehungsweise weniger attraktive Frauen entwickelt
haben, um für die erfolgreiche Weitergabe der eigenen
Gene zu sorgen, werden nachfolgend aufgeführt.
8.1
Strategie der Unattraktivität
Menschen, die nicht schön sind, wird nachgesagt, dass
sie es nicht immer einfach im Leben haben. Sie haben
es schwerer, einen Partner zu finden, bekommen nicht
so einfach einen Job und müssen sich einen guten
Status in der Gesellschaft erkämpfen. Meist werden
sehr unattraktiven Menschen im ersten Moment
schlechte Eigenschaften zugesprochen. Man verhält
45
sich ihnen gegenüber oft distanzierter als einem
attraktiven
Gegenüber.
Wie
zuvor
schon
angesprochen, ist trotz dieses Nachteils nicht zu
erkennen, dass die Unattraktivität „ausstirbt“. Deshalb
wäre es an der Zeit sich noch genauer mit der Frage
auseinander zu setzen, welche Strategien weniger
attraktive Menschen haben, um dennoch bestehen zu
können.
In erster Linie dient das Nicht-Schön-Sein als Schutz.
Frauen, als das schwache Geschlecht, haben
normalerweise nicht die Möglichkeit, sich aktiv vor
Übergriffen von Männern zu schützen. Die
Unattraktivität schützt die Frauen passiv z. B. vor einer
Vergewaltigung. Interessieren sich weniger Männer für
eine Frau, besteht auch eine geringere Gefahr, dass
sie in Situationen, in denen sie alleine unterwegs ist,
etwa bei einem Waldgang, um Beeren zu sammeln,
überfallen oder beraubt wird. Auch deshalb hat eine
unattraktivere Frau mehr Möglichkeiten, ihre Kinder
allein zu versorgen. Dies ermöglicht ihr auch, von
einem attraktiven Mann schwanger zu werden, der
nicht an einer längerfristigen Partnerschaft interessiert
ist, sondern nur daran, dass er sein genetisches
Material möglichst weit verbreitet.
Außerdem sind weniger schöne Frauen für Männer
grundsätzlich eher für eine langfristige Partnerschaft
geeignet, da sie ein geringeres Angebot an Männern
haben und daher ihren Mann auch nicht betrügen
werden. Deshalb erscheinen weniger schöne Frauen
unterbewusst wieder attraktiv.
Schöne Frauen haben damit zu kämpfen, dass sie
ständig im Rampenlicht stehen. Ein Fehlverhalten fällt
sofort auf und ruft Neider auf den Plan. Sie müssen
46
ihre Qualitäten auch ständig unter Beweis stellen, um
nicht von Konkurrenten ausgebootet zu werden. Eine
weniger schöne, unauffällige Frau hingegen muss sich
nicht ständig Gedanken darüber machen, was andere
von ihr halten und kann ihre Energien auf andere
Projekte, wie beispielsweise der Kindererziehung,
konzentrieren.
Insgesamt kann man sagen, dass ein geringeres Maß
an Schönheit nicht unbedingt nur Nachteile mit sich
bringt, sondern in bestimmten Situationen auch von
Vorteil sein kann.
47
9
Strategie der Schamanin
Weniger schöne Frauen machen sich bestimmte Rollen
in einer Gemeinschaft zunutze, um die Weitergabe des
genetischen Materials oder einen hohen sozialen
Status zu erreichen. In früheren Zeiten war eine davon
beispielsweise die Rolle der Schamanin, die
automatisch einen hohen Stellenwert in der
frühzeitlichen Gesellschaft einnahm.
Für ihre Pflichterfüllung benötigte eine Schamanin
gewisse Fähigkeiten und Wesensstrukturen, die vor
allem einer Variation des evolutionär später
entstandenen Frauentyps zugestanden werden. Einer
frühsteinzeitlichen Schamanin werden Aufgaben im
Bereich der Religion und der Metaphysik zugeteilt, so
ist sie damit beschäftigt, Kranke zu heilen, Rituale
auszuführen, böse Geister abzuwehren aber auch das
Wetter vorherzusagen oder Jagdwild zu finden.
Zusätzlich beinhaltet der „Beruf“ der Schamanin
Aufgaben wie Traumdeutung, soziale Regulierung und
den Umgang mit geistig behinderten Menschen.
Weiterhin fungieren sie auch als Lehrer in bestimmten
Lebensbereichen. Da sie vom Rest der Gesellschaft
nicht nur sehr oft in Anspruch genommen wird, sondern
auch den Status eines „geheimnisvollen und gottartigen
Menschen“ besitzt, können Männer eher hinderlich für
ihre Aufgaben sein, da die Gefahr besteht, dass sie
durch eine „irdische Beziehung“ den geheimnisvollen
Status verliert und für andere eher ein „Mensch wie alle
anderen“ wird. Auch deshalb ist es für eine Schamanin
vorteilhaft, eher nicht hübsch zu sein.
Ein Partner wäre für die Erfüllung der Aufgaben einer
Schamanin zudem hinderlich. Schamaninnen werden
48
von Männern nicht begehrt, sondern eher hoch
geachtet. Deshalb kann man davon ausgehen, dass
diese Frauen sich einen Mann zum Zeugen von
Kindern nehmen konnten, sobald sie es für nötig
befanden. Durch den Respekt der Männer besteht
weniger die Wahrscheinlichkeit, dass diese sie
ablehnen, vor allem, weil sie so den Gräuel der
gesamten Sippe auf sich ziehen würden.
Für viele Menschen eines niedrigeren Ranges war es
eine Ehre, auf die Kinder der Schamanin aufzupassen,
daher war es dieser Frau trotz eines arbeitsintensiven
Berufes möglich, Kinder zu bekommen und deren
Versorgung sicherzustellen, da sie nicht nur von ihrer
Mutter, sondern auch von vielen anderen Menschen
umsorgt wurden. Eine Schamanin im Familienkreis zu
besitzen begünstigt ebenso das gesamte Geschlecht,
denn durch ihr Ansehen in der Gesellschaft steigt auch
das der ganzen Familie. Frauen, die Eigenschaften wie
eine Schamanin besitzen, leben auch heute noch unter
uns. Jedoch gibt es für sie keine Aufgabe mehr,
weswegen diese Frauen oft Probleme haben sich in
unserer Gesellschaft zurechtzufinden.
9.1
Strategie des Fettansatzes
Ob eine übergewichtige Frau attraktiv erscheint oder
nicht, liegt nicht nur an der Auffassung des jeweiligen
Betrachters, sondern viel mehr daran, in welcher Kultur
ein Mann aufgewachsen ist. In vielen Inselkulturen gilt
das Dicksein sogar als besonders hübsch. Dies kommt
vor allem in Kulturen vor, in denen Männer darauf
achten müssen, ob ihre Frau eine Hungersnot
überstehen würde. Inselbewohner haben im Falle einer
49
Katastrophe, wie zum Beispiel bei einem Wirbelsturm,
der oft die gesamte Ernte vernichtet, nicht die
Möglichkeit wie Festlandbewohner, in ein anderes
Gebiet auszuweichen. In solchen Zeiten müssen die
Menschen von ihren Fettreserven zehren. Deshalb ist
eine gewisse Körperfülle in diesen Kulturen gewünscht,
da sie das weitere Fortbestehen einer Gemeinschaft
sichert. Aber auch in Ländern, in denen das Dicksein
nicht als schön empfunden wird, birgt diese unattraktive
Eigenschaft einige Vorteile. Die Unattraktivität bietet
Schutz vor sexuellen Übergriffen und macht dadurch
selbstständiger. Für einen Mann ist eine füllige Frau
vorteilhaft, da durch wenig Interesse anderer Männer
eine geringere Gefahr besteht, dass sie dem Gatten ein
Kuckuckskind unterjubelt. Das ist auch heute noch so,
denn jeder kennt das Klischee, dass attraktive,
schlanke Frauen ihre Ehemänner mit dem Postboten
betrügen. Der „Postbote“ wird aber eher weniger an
einer unattraktiven, übergewichtigen Frau interessiert
sein, da es sich nur um ein kurzes Abenteuer handelt
und hinter der nächsten Tür eine durchaus attraktivere
Frau warten könnte.
9.2
Strategie der Selbstständigkeit
In der heutigen Zeit haben wir gewöhnlich einen sehr
distanzierten Bezug zu dem Thema Tod. Für uns stirbt
man entweder nach langer Krankheit, nach einem
Unfall oder wenn wir alt sind. Von daher sehen wir den
Tod fast immer als ein Geschehen an, das in weiter
Zukunft liegt.
Zur Entstehungszeit des Menschen nahm das Sterben
einen völlig anderen Stellenwert ein. Es war
allgegenwärtig, weil das Leben sehr viel gefährlicher
50
war, und somit das Risiko, zu sterben, um einiges
höher war. Deshalb kann man durchaus verstehen,
dass das Leben viel mehr davon geprägt war, die
Versorgung der eigenen Kinder und damit den
Fortbestand der eigenen Gene, sicherzustellen. Somit
erschien eine selbstständige Frau, die in der Lage war,
die Kinder auch ohne den Mann zu versorgen,
attraktiver als unselbstständige Frauen. Heute spielt
Selbstständigkeit keine so große Rolle mehr. In
unseren Breiten sorgt im Zweifelsfall der Staat dafür,
dass jedes Kind selbst nach dem Tod der Eltern gut
versorgt wird. Früher, als die Gründung eines Staates
noch in weiter Ferne lag, und an einen Sozialstaat, wie
wir ihn aus Industrieländern kennen, noch gar nicht zu
denken war; mussten sich die Menschen über die
weitere Versorgung ihrer Zöglinge Gedanken machen,
für den Fall, dass sie selbst aus dem Leben gerissen
würden. Deshalb war die Wahl eines geeigneten
Partners sehr wichtig. Vor allem bei den Männern
scheint dies eine wichtige Entscheidung gewesen zu
sein, denn im Falle des Ablebens des Vaters hätten die
Kinder natürlich einen erheblichen Nachteil. Da war es
günstig, wenn der Mann bei der Partnerwahl darauf
achtete, ob seine zukünftige Frau mit einer derartigen
Situation klar kommt oder nicht. Aber wie? Schließlich
steht ihr das ja nicht ins Gesicht geschrieben. Oder
doch? Wenn eine Frau dazu in der Lage ist, auch ohne
ihren Mann die gemeinsamen Kinder großzuziehen,
also sehr selbstständig ist, erscheint sie dem Mann
attraktiv.
Somit hat sie es auch nicht nötig sich beispielsweise
nach seinem Tod von anderen abhängig zu machen
und kann sich daher auch genug Zeit nehmen, einen
neuen Mann zu suchen, der dann mit ihr die Kinder
51
versorgt. Eine Frau musste sich zu dieser Zeit,
möglichst schnell einen neuen Mann suchen, da sonst
das Überleben nicht gesichert war. Außerdem
erleichterte sich die Kindererziehung und Versorgung
um einiges, wenn man zu zweit war. War sie allein,
musste die Frau die Kinder teilweise ohne Aufsicht
zurücklassen um Nahrung zu besorgen, was
bedeutete, dass sie einer größeren Gefahr ausgesetzt
waren, als Kinder, die von zwei Elternteilen
aufgezogen wurden.
Wenn die Kinder des Verstorbenen aber einen neuen
Vater bekamen, bestand für die Kinder in dem Falle,
dass die Mutter den falschen auswählte, eine neue
Gefahr: Viele Männer in der prähistorischen Zeit waren
darauf bedacht, dass ihr eigenes genetisches Material
weitergegeben wird, und dass die eigenen Kinder im
Verhältnis zu anderen einen besseren Start ins Leben
hatten. Also kam es oft vor, dass ein Mann, der mit
einer Frau zusammen war, die bereits Kinder hatte,
seine Stiefkinder sehr schlecht behandelte. Wenn die
Frau des Verstorbenen nicht die Fähigkeit besaß,
selbständig zu leben und die Kinder zu erziehen,
konnte sie nicht sehr viele Ansprüche an den neuen
Partner stellen, sondern musste sich auch mit einem
sozial niedrig gestellten Mann zufrieden geben und in
Kauf nehmen, dass die Kinder schlechter behandelt
würden. War eine Frau dazu in der Lage, die Kinder
allein großzuziehen, konnte sie sich Zeit lassen, einen
Mann zu finden, der zu den Kindern, die sie mit in die
neue Beziehung brachte, gut wäre.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Frauen, die
eigenständig sind, attraktiver erscheinen, da eine
solche Frau mehr Chancen hat, alleine zu überleben
und die Kinder dennoch gut versorgen kann.
52
9.3
Strategie des Sippenwechsels
Eine weitere Strategie von attraktiven Frauen ist die
Möglichkeit, eine Gruppe zu verlassen und sich einer
anderen anzuschließen. Wie zuvor bereits erwähnt,
haben beispielsweise Frauen, deren Mann frühzeitig
verstoben ist, eine nicht ganz einfache Aufgabe zu
erfüllen: Sie müssen einen Mann finden, der die
Stiefkinder akzeptiert und sie wie die Eigenen
behandelt; außerdem sollte er der Frau eine höhere
Stellung in der Gesellschaft ermöglichen. Vor allem in
kleinen Gemeinschaften war dies nicht besonders
einfach. Zum einen war die Witwe eine sehr starke
Belastung für die gesamte Sippe, zum anderen ist es
immer schwerer, mit einem „neuen“ Mann eine
funktionierende Beziehung zu führen, falls er den
Vorgänger kannte; denn so fließen nicht nur äußeren
Umstände, sondern auch die frühere persönliche
Beziehung zwischen den beiden Männern mit ein.
Außerdem war es wohl für keinen Mann einfach, die
Kinder eines fremden Mannes zu versorgen. Daher
waren vor allem Frauen von Vorteil, die unabhängig
von der gesamten Sippe leben konnten und die
Möglichkeit besaßen, im Falle des Ablebens ihres
Gatten, die Sippe zu wechseln. Denn dies wirkt nicht
nur dem oben beschriebenen Konflikt entgegen,
sondern birgt auch noch weitere Vorteile. Das
genetische Material, ein Teil des Genpools der Sippe,
wird weiter verbreitet und ein Verlassen der Gruppe
wirkt auch der Inzucht entgegen. Für die neue Sippe
sind fremde Frauen auch reizvoll, da der Genpool
erweitert wird und mehr potentielle Geschlechtspartner
in Frage kommen. Besonders attraktiv wirken Frauen,
die die Fähigkeit besitzen, in einer anderen
Gemeinschaft schnell integriert und ranghoch zu
53
werden, obwohl sie Kinder mit in die Sippe gebracht
haben.
9.4
Strategie des Kuckuckskinds
Jeder Mann möchte sich sicher sein, dass sein
eigenes genetisches Material weitergegeben wird.
Außerdem steckt er, wie jeder Elternteil, sehr viel
Energie in das Aufziehen der Kinder. Natürlich ist es
da nicht von Vorteil, unwissentlich ein fremdes Kind
zu versorgen. Das Problem der Kuckuckskinder
besteht nicht erst seit einigen Jahren und hat sich
auch im Laufe der Zeit nicht verändert. Es ist zwar
erschreckend, dass heutzutage ca. 10 % der
Nachkommen als Kuckuckskinder aufwachsen, aber
wie gesagt, das war schon immer so. Stellt sich die
Frage, warum im Laufe der Evolution Männer nicht
gelernt haben, treue Frauen von untreuen zu
unterscheiden. Der Grund dafür ist wahrscheinlich,
dass es nicht nur Nachteile für den Mann mit sich
bringt, wenn die Gattin nicht gerade die Unschuld
vom Lande ist. Denn diese Eigenschaft vererbt sie an
ihre Kinder weiter. Die Nachkommen des Betrogenen
haben dadurch die Möglichkeit genau diesen
Charakterzug zu erben und somit den Fortbestand
der väterlichen Gene zu sichern. Dadurch ist
womöglich auch zu erklären, dass Männer Frauen mit
der Affinität zu Seitensprüngen durchaus als attraktiv
empfinden. Zwar steigt bei einer Frau, die dazu neigt,
zu betrügen, die Wahrscheinlichkeit, dass Energie
aufgebracht wird ,um fremde Kinder großzuziehen;
jedoch ist der Nutzen der Eigenschaften dieser Frau
um einiges größer. Vor allem, wenn der Mann diese
54
Neigung bei der Gemahlin versucht zu unterdrücken,
ist der „Makel“ für den Mann nur vorteilhaft. Aber nicht
nur für Männer birgt dies einen großen Vorteil. Frauen
betrügen ihre Gatten teils mit hochrangigeren und
attraktiveren Konkurrenten. Dadurch wird das eigene
genetische Material der Frau mit Eigenschaften
aufgewertet, die für das Kind eventuell die Möglichkeit
bietet, letztendlich ranghöher zu werden als seine
Eltern.
9.5
Strategie der Vergewaltigung
Ein sehr einschneidendes und belastendes Erlebnis im
Leben einer Frau ist eine Vergewaltigung. Nicht nur, da
nach einer Vergewaltigung oft psychische Probleme
eine Rolle spielen, sondern auch evolutionär gesehen.
Natürlich sollte man das Trauma, das eine Frau in so
einer Situation erleidet, nicht links liegen lassen, da
dieses sehr erheblich und belastend ist; aber in diesem
Kapitel wird, wie im gesamten Buch, der evolutionäre
Aspekt in den Vordergrund gerückt.
Bei einer Vergewaltigung hat eine Frau nicht die
Kontrolle darüber, von wem sie schwanger werden
könnte. Sie sucht sich den Mann nicht aus. Nur er
sucht sie aus, und das wird von der Lust des Mannes
bestimmt oder von der Möglichkeit, mit einer so
attraktiven und ranghohen Frau Nachkommen zu
zeugen, an die er anders nie rankommen würde.
Deshalb muss eine Frau Strategien entwickeln, die
sichern, dass eine geringere Gefahr besteht, dass sie
vergewaltigt wird. Einige Seiten zuvor wurde
angesprochen,
dass
Unattraktivität
vor
einer
Vergewaltigung schützen könnte, hierbei könnte vor
allem eine weite Taille und ein Bauchansatz eine große
55
Rolle spielen, denn so erkennt der Vergewaltiger nicht,
ob eine Frau bereits schwanger ist. Außerdem besteht
durch den hohen Fettanteil die Gefahr, dass diese Frau
womöglich weniger fruchtbar ist als andere, da das Fett
Einfluss auf den Hormonhaushalt nimmt.
Aber nicht nur diese Strategie ist denkbar, denn auch
attraktive
Frauen
müssen
sich
vor
einer
Vergewaltigung schützen können. Es gibt mehrere
Aspekte, die möglich wären, wie auch hübschere
Frauen einer Vergewaltigung entgehen. Diese
Strategie nutzt zwar auch die unattraktive Wirkung,
macht aber Frauen nicht zugleich weniger hübsch. Bei
schönen Frauen, die, wie schon angesprochen, meist
auch ranghöher sind, geht der Vergewaltiger ein
größeres Risiko ein, denn falls er erkannt wird,
kümmern sich viel mehr Menschen darum, dass er eine
gerechte Strafe bekommt, als bei rangniedrigen
Frauen. Dabei ist sehr wichtig, dass beachtet wird,
dass dabei von einer prähistorischen Sippe
ausgegangen wird und nicht von der heutigen
Bevölkerung, in der die Gerechtigkeit viel mehr etabliert
ist, als in diesen frühen Gemeinschaften. Es bestünde
eventuell auch die Möglichkeit, dass Frauen im Falle
einer
Vergewaltigung
eine
geringere
Wahrscheinlichkeit aufweisen, schwanger zu werden,
was eine Frau für Vergewaltiger natürlich unattraktiver
erscheinen lässt. Außerdem sollte man anmerken,
dass auch hier Frauen, deren Mann gestorben ist, in
größerer Gefahr sind, dass sie auf der Nahrungssuche
vergewaltigt werden, wenn sie die Eigenschaften
besitzt ,sich erfolgreich zu wehren oder weniger leicht
schwanger werden könnte, würde sie für Männer ohne
Vergewaltigungsabsicht
natürlich
attraktiver
erscheinen.
56
9.6
Strategie des erfolgreichen
Nachwuchses
Sind die Eltern attraktiv, so kommt das auch deren
Kindern zugute. Wie schon erwähnt, sind attraktive
Menschen meist erfolgreicher, besitzen also einen
hohen sozialen Status. Dies wirkt sich dadurch positiv
auf die Kinder aus, die in diesen Rang hineingeboren
werden und ihn daher auch nicht so leicht verlieren.
Auch eine Frau, die auf den Rang ihrer Kinder achtet,
erscheint Männern aus genau dem Grund attraktiv.
Kinder, welche von den Eltern als attraktiver
empfunden werden als andere, werden instinktiv
besser behandelt. Aus einer Studie geht hervor, dass
Eltern unterbewusst mehr Aufmerksamkeit für
attraktiven Nachwuchs aufbringen. Als Erklärung für
dieses Phänomen könnte man anbringen, dass Eltern
instinktiv auch hier eine Strategie verfolgen, um ihre
Kinder gut auf deren spätere Aufgabe vorzubereiten,
damit auch sie erfolgreich die „Gene der Familie“
weitergeben können.
57
10
Streben nach Attraktivität
Oft denkt man, schöne Menschen haben es in vielen
Lebenslagen einfacher. Ist das der Grund, weshalb wir
alle nach einem hohen Maß an Schönheit streben? Der
Drang nach Anerkennung ist wohl eher ein Grund,
warum wir schön sein wollen, weil man es dadurch
einfacher hat, einen hohen Rang in der Gesellschaft
einzunehmen. Wenn aber jeder schön wäre, und somit
einen Anspruch auf hohen Status erheben würde,
ginge der Vorteil der Hochrangigkeit verloren.
In der Frühgeschichte des Menschen war Ranghöhe
enorm wichtig, vor allem, um das eigene genetische
Material über die nächsten Generationen sicher zu
erhalten. Denn Menschen mit einem hohen sozialen
Status hatten wesentlich mehr Aussichten, alle Kinder,
auch wenn es viele waren, am Leben zu erhalten. Das
ist wohl der Grund, warum wir nach Ranghöhe streben.
Die Lebenserwartung der Oberschicht dürfte in der
Vorzeit um einiges höher als die der Unterschicht
gewesen sein. Dies hing zum einen mit der niedrigen
„effektiven Kinderzahl“, also die Zahl derjenigen Kinder,
die letztendlich überlebten, und zum anderen mit der
niedrigeren Lebenserwartung der Menschen mit
weniger hohem Status zusammen. Somit sterben
sozusagen die niedriger gestellten Menschen aus, die
ranghohen Menschen können sich vermehren. Damit
ein Ausgleich von ranghoch und rangniedrig erhalten
bleibt, müssen Ranghohe absteigen. Nebenbei ist
anzumerken, dass es viel schwerer ist, in einer
Gesellschaft aufzusteigen, dies kommt auch selten vor.
Viel häufiger geschieht es, dass Menschen innerhalb
58
ihrer Gruppe an Akzeptanz verlieren und sozial
absteigen. Trotz alledem gibt es verschiedene
Strategien, um in der Gemeinschaft aufzusteigen. Eine,
die zuvor schon erwähnt wurde, ist die Schönheit. Mit
dieser
physischen
Eigenschaft
sind
häufig
unterschiedliche Wesenseigenschaften kombiniert, was
dazu führt, dass es in Verbindung mit der Schönheit
verschiedene Strategien gibt, um einen besseren
sozialen Status einzunehmen. Wobei grundsätzlich zu
sagen ist, dass diese Taktik größtenteils unterbewusst
angewandt wird.
Frauen, die nur einen Mann mit hohem sozialem Status
akzeptieren, sind vorteilhaft für viele Männer. Haben
diese Frauen nämlich einen auserwählt, zeigen sie
automatisch, dass dieser Mann hochrangig ist und
werden somit dafür sorgen, dass er es auch bleibt. Also
ist sein Platz in der Gesellschaft gesichert.
Einen hohen sozialen Stand vorzuweisen, ist heute
immer noch sehr wichtig. Allerdings bedeutet dieser
heute nicht mehr, dass man es sich leisten kann, viele
Kinder auf die Welt zu bringen. Heute hat dies viel
mehr, als zu früheren Zeiten, mit dem Erhalt von
Anerkennung zu tun. Die „Hochrangigen“ stellen heute
Stars und Sternchen dar, unser Streben nach einer
ähnlichen Ranghöhe äußert sich dadurch, dass Dinge,
die Stars benutzen, oder Kleidung, die sie tragen, einen
größeren Umsatz machen, weil viele Leute sich mit
„den gleichen Federn“ wie ihre Stars schmücken
wollen.
Es gibt aber durchaus paradoxe Zusammenhänge,
warum wir gerade nach Schönheit streben. Es
existieren nämlich Lebenslagen, für die Schönheit ein
Nachteil wäre. Diese treten aber nur in Zeiten auf, die
von
Notlagen
geprägt
sind.
Zu
diesen
59
Katastrophenzeiten wurde die Anzahl der Menschen
um einiges dezimiert. Anschließend hatten die
Überlebenden mehr Raum, sich zu vermehren. In
Hungersnöten wurden die hochrangigen und somit
schönen Menschen viel besser versorgt als diejenigen,
die in der Sippenhierarchie niedriger angesiedelt
waren. Aber zu Kriegszeiten wurden beispielsweise die
hübschen Frauen viel öfter geraubt als die weniger
schönen. In diesem Zusammenhang war Schönheit ein
eindeutiger Nachteil. Außerdem konnte eine Notlage
dazu führen, dass oft ganze Sippen ausstarben. Und
falls doch einer überlebte, war dies mit hoher
Wahrscheinlichkeit ein Mensch mit hohem sozialem
Status. Diesem nutzte seine besondere Stellung in der
Gesellschaft und die Schönheit jedoch nichts, wenn er
einer von sehr wenigen oder gar der einzige
Überlebende war, denn das Überleben ohne eine
Sippe war in der Frühgeschichte des Menschen kaum
möglich.
60
11
Die Schönheit der Zukunft
Wie sieht die Schönheit der Zukunft aus? Das ist eine
Frage, die mit der Evolution wahrscheinlich nicht mehr
eindeutig behandelt werden kann. Heute greift der
Mensch schon oft in den natürlichen Lauf der Evolution
ein, indem er Menschen mit der genetischen
Disposition an Krankheiten zu leiden hilft, diese zu
überstehen. Auch Abtreibungen greifen in den
natürlichen Lauf der Dinge ein. Schon heute können
Eltern entscheiden, ob sie ein Kind wollen oder nicht,
sie können vor der Geburt erfahren, ob ihr Kind eine
Behinderung hat und sich aufgrund dessen
entscheiden, das Kind abzutreiben. Bei einer
künstlichen Befruchtung werden der Frau mehrere
Eizellen entnommen und jede einzelne befruchtet, nur
diejenigen die am „gesündesten“ aussehen werden in
die Gebärmutter eingesetzt, so wird eine künstliche
Selektion von Menschenhand durchgeführt. In der
Zukunft wird es anhand von Gentechnik durchaus
möglich sein, die meisten Krankheiten, so wie wir sie
heute kennen, zu eliminieren. Wir wissen zwar nicht, ob
dies zu neuen, unerforschten und viel schlimmeren
Krankheiten führen kann, aber die Medizin beschreitet
trotzdem kontinuierlich diesen Weg. Das zweite große
Ziel ist es, die Menschen immer intelligenter werden zu
lassen, zwar werden wir nie erreichen, dass jeder
Einzelne ein "Superhirn" wird, aber wir werden
wahrscheinlich genetisch gesehen die besten
Aussichten haben, intelligent zu werden. Man muss
auch immer bedenken, dass nicht nur die Gene eine
Ausprägung verursachen, sondern die äußeren
61
Einflüsse spielen mindestens eine genauso große
Rolle. Das dritte Ziel, nämlich zu erreichen, dass alle
Menschen schön sind, wird nicht wirklich funktionieren.
Das große Problem wird sein, dass die Schönheit an
eine gewisse Wesensstruktur gebunden ist. Menschen
die hübsch sind, haben außerdem eine definierte
Kombination aus verschiedenen Merkmalen, die den
Menschen erst in ihrer Gesamtheit attraktiv erscheinen
lassen. Werden diese Kombinationen aufgehoben,
empfindet man diesen Menschen als weniger schön.
Menschen können sich instinktiv an äußeren
Merkmalen orientieren um die grundlegenden
Wesensmerkmale zu erkennen. Kann man sich nicht
mehr auf diesen Instinkt verlassen, kommt es zum
einen zu immensen Kommunikationsproblemen. Zum
Anderen wird es auf der Erde zu sehr starken
Rivalitätskämpfen kommen, wenn zu viele „gleiche“,
schöne Menschen an einem Fleck sind, da jeder
hochrangig und einzigartig sein möchte. Ferner wird es
keine Menschen mehr geben, die „die Schönen“
bewundern. All diese Folgen entstehen, wenn man die
seit Jahrtausenden festgelegten Kombinationen von
Schönheit und Wesensmerkmalen trennt oder wenn
diese zwar beibehalten werden, aber zu viele
Menschen mit derartigen Kombinationen erschaffen
werden.
Trennt man die Verknüpfungen von Körper- und
Wesensmerkmalen, so kann es ein weiteres Problem
geben. Das Gehirn jedes Menschentypen tickt
unterschiedlich, weniger schöne Menschen sind
beispielsweise oft zurückhaltend, hübsche Menschen
sind extrovertierter. Würde man ein „extrovertiertes
Gehirn“ in den Körper eines weniger schönen
Menschen stecken, so könnte es zu einigen Problemen
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führen. Der extrovertierte, weniger schöne Mensch
würde Hiebe und Tritte der Gesellschaft einstecken
müssen, er würde oft auf Menschen stoßen, die ihn,
wäre er zurückhaltend, nicht beachten würden. Aber so
sehen schönere Menschen ihn als potentielle
Bedrohung an, die aus dem Weg geschafft werden
muss. Sie haben vor dem extrovertierten, weniger
schönen Menschen keinen Respekt, weil er sozusagen
keine „Waffen“ hat, um sich zu verteidigen.
Durch Schönheitsoperationen oder gentechnische
Veränderungen mag es in naher Zukunft vielleicht
möglich sein, überwiegend attraktive Menschen zu
schaffen. Da Schönheit jedoch mit dem Wesen eines
Menschen stark verbunden ist, wird eine Trennung von
Körper und Geist sicherlich mit nicht abschätzbaren
Risiken verbunden sein.
63
12
Epilog
64
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