KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN Brüssel, SEC(2009) 712/2 ARBEITSPAPIER DER KOMMISSIONSDIENSTSTELLEN zur MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTSUND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN zur Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum AKTIONSPLAN {COM(2009) 248} {SEC(2009) 702} {SEC(2009) 703} STAND: Februar 2013 AKTIONSPLAN für die Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum Ein umfassender Orientierungsrahmen, der es der Europäischen Union ermöglicht, Bedürfnisse zu ermitteln und sie durch die Koordinierung geeigneter Maßnahmen auf die verfügbaren Ressourcen abzustimmen, um eine nachhaltige Umwelt und eine optimale wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Ostseeraums zu gewährleisten. 2 INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG .............................................................................................................................................. 8 GOVERNANCE DER STRATEGIE .............................................................................................................. 12 Rollen und Aufgaben der wichtigsten Akteure der EU-Strategie für den Ostseeraum ........................ 12 Aktualisierung des Aktionsplans .......................................................................................................... 19 Vorzeigeprojekte: Funktionen und Ausweisungsverfahren ................................................................. 20 FINANZIERUNGSFRAGEN ........................................................................................................................ 23 KOMMUNIKATION – VERMITTLUNG DER ERGEBNISSE DER STRATEGIE ........................................... 26 ZIELE UND TEILZIELE DER STRATEGIE ................................................................................................ 27 Rettung der Ostsee ............................................................................................................................... 27 Teilziel: Sauberes Wasser in der Ostsee .......................................................................................................... 29 Teilziel: Vielfältige und gesunde Tier- und Pflanzenwelt ............................................................................... 31 Teilziel: Saubere und sichere Schifffahrt ........................................................................................................ 32 Teilziel: Bessere Zusammenarbeit................................................................................................................... 33 Anbindung der Region ......................................................................................................................... 37 Teilziel: Gute Verkehrsbedingungen ............................................................................................................... 38 Teilziel: Verlässliche Energiemärkte ............................................................................................................... 39 Teilziel: Anbindung der Menschen in der Region ........................................................................................... 40 Teilziel: Bessere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität .................. 41 Steigerung des Wohlstands .................................................................................................................. 43 Teilziel: EU-Strategie für den Ostseeraum als Instrument zur Vertiefung und Vollendung des Binnenmarkts ......................................................................................................................................................................... 44 Teilziel: Beitrag der EU-Strategie für den Ostseeraum zur Umsetzung der Europa-2020-Strategie ............... 45 Teilziel: Bessere Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraums auf dem Weltmarkt ............................................... 48 Teilziel: Anpassung an den Klimawandel, Risikoprävention und -management ............................................ 50 SCHWERPUNKTBEREICHE ...................................................................................................................... 56 SB Agri – Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei ............................. 56 SB Bio – Erhaltung der Naturräume und der biologischen Vielfalt, auch im Fischereibereich........... 67 SB Kriminalität – Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität ............................................ 73 SB Kultur – Entwicklung und Förderung der gemeinsamen Kultur und der kulturellen Identität ...... 80 SB Bildung – Entwicklung einer innovativen Bildung und Jugend ..................................................... 88 SB Energie – Verbesserung des Zugangs zu den Energiemärkten sowie ihrer Effizienz und Sicherheit .............................................................................................................................................................. 97 SB Gefahren – Verringerung des Einsatzes und der Auswirkungen gefährlicher Stoffe................... 104 SB Gesundheit – Verbesserung und Förderung der öffentlichen Gesundheit, einschließlich ihrer sozialen Aspekte................................................................................................................................. 110 3 SB Innovation – Volle Ausschöpfung des regionalen Forschungs- und Innovationspotenzials ........ 116 SB Binnenmarkt – Beseitigung von Hindernissen für den Binnenmarkt ........................................... 122 SB Nutri – Verringerung des Nährstoffeintrags in die Ostsee auf ein vertretbares Niveau ............... 129 SB Safe – Vorreiterrolle im Bereich Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr ...................... 135 SB Secure – Schutz vor Not- und Unfällen an Land.......................................................................... 143 SB Schifffahrt – Entwicklung zu einer Modellregion für saubere Schifffahrt ................................... 148 SB KMU – Förderung der unternehmerischen Initiative und Stärkung des Wachstums von KMU.. 156 SB Tourismus – Verstärkte Kohäsion in der Makroregion durch Tourismus .................................... 162 SB Verkehr – Verbesserung der internen und externen Verkehrsverbindungen................................ 168 HORIZONTALE AKTIONEN ................................................................................................................... 175 HA Involve – Stärkung der Multi-Level-Governance unter Einbeziehung von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschuleinrichtungen ............................................................................................ 175 HA Nachbarn – Verstärkung der Zusammenarbeit mit Nachbarländern zur Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen im Ostseeraum .................................................................................................... 181 HA Promo – Verstärkung der gemeinsamen Maßnahmen zur Werbung und zur regionalen Identitätsstiftung ................................................................................................................................. 191 HA Raumplanung – Anregung zur Anwendung der Meeresraumplanung und der terrestrischen Raumplanung in allen Mitgliedstaaten an der Ostsee und Entwicklung einer gemeinsamen Vorgehensweise für grenzüberschreitende Zusammenarbeit ............................................................. 196 HA Nachhaltige Entwicklung und Bioökonomie ............................................................................... 201 ANHANG I: ABGESCHLOSSENE VORZEIGEPROJEKTE ........................................................................ 215 ANHANG II: DIE EINZELNEN ZIELE IN DEN SCHWERPUNKTBEREICHEN UND HORIZONTALEN AKTIONEN ............................................................................................................................................. 223 4 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ADI Ausländische Direktinvestitionen AIS Automatische Identifikationssysteme AWZ Ausschließliche Wirtschaftszone B7 Partnerschaft von Ostseeinseln BaltMet Städtenetzwerk der Baltischen Metropolen BASREC Baltic Sea Region Energy Cooperation – Energiepolitische Zusammenarbeit im Ostseeraum BEMIP Verbundplan für den baltischen Energiemarkt BIP Bruttoinlandsprodukt BOCTA The Baltic Operational Crime Assessment BRT Bruttoregistertonne BSAP Ostseeaktionsplan der Helsinki-Kommission (HELCOM) BSLF Baltic Sea Labour Forum BSR Baltic Sea Region – Ostseeraum BSRAC Baltic Sea Regional Advisory Council – Regionalbeirat für die Ostsee BSRBCC Baltic Sea Region Border Control Cooperation – freiwilliger Zusammenschluss grenzpolizeilicher Behörden BSSSC Subregionale Zusammenarbeit der Ostseeanrainerstaaten BSTF Baltic Sea Tourism Forum BSTF OPC Taskforce zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Ostseeraum BTO 2030 The Baltic Transport Outlook 2030 CBSS Rat der Ostseestaaten CBSS THB TF- Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels CEF Fazilität „Connecting Europe“ CISE Common Information Sharing Environment – Gemeinsamer Informationsraum CLLD Community-Led Local Development - Lokale Entwicklung unter der Federführung der Bevölkerung COSME Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und KMU ECoC Konsultation zur Zukunft der Kulturhauptstädte Europas EFF Europäischer Fischereifonds EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung EGCC Expert Group for Cooperation on Children at Risk – Sachverständigengruppe für Zusammenarbeit in Bezug auf Kinder in Risikosituationen EIB Europäische Investitionsbank ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums 5 EMFF Europäischer Meeres- und Fischereifonds ERA Europäischer Forschungsraum ESF Europäischer Sozialfonds EU Europäische Union EUSBSR EU Strategy for the Baltic Sea Region – EU-Strategie für den Ostseeraum GD ENER Generaldirektion Energie GD ENTR Generaldirektion Unternehmen und Industrie GD ENV Generaldirektion Umwelt GD MARE Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und Fischerei GD REGIO Generaldirektion Regionalpolitik und Stadtentwicklung GES Guter Umweltzustand GFP Gemeinsame Fischereipolitik HA Horizontale Aktion HAL Federführende(r) Partner von horizontalen Aktionen HELCOM Helsinki-Kommission HIV/AIDS Human Immunodeficiency Virus / Acquired Immunodeficiency Syndrome HLG Hochrangige Arbeitsgruppe IALA International Association of Aids to Navigation and Lighthouse Authorities – Internationaler Verband der Seezeichenverwaltungen ICES International Council for the Exploration of the Sea – Internationaler Rat für Meeresforschung IDU Injecting Drug Users - injizierende Drogenkonsumenten IKT Informations- und Kommunikationstechnologie IKZM Integriertes Küstenzonenmanagement IMO Internationale Seeschifffahrtsorganisation IPR Intellectual Property Rights – Rechte am geistigen Eigentum IST Intelligent Transport Systems – Intelligente Verkehrssysteme ISUM Integriertes Meeresbewirtschaftungskonzept JASPERS Joint Assistance to Support Projects in European Regions KMU Kleine und mittlere Unternehmen LNG Flüssigerdgas LORC Lindoe Offshore Renewables Centre LRIT Long Range Identification and Tracking of Ships - Fernidentifizierung und -verfolgung von Schiffen MLG Multi-Level Governance MRO Maritime Raumordnung MSRRL Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie MSY Maximum Sustainable Yield 6 NCM Nordischer Ministerrat NDEP Umweltpartnerschaft für die Nördliche Dimension NDPC Kulturpartnerschaft im Rahmen der Nördlichen Dimension NDPHS Partnerschaft für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen im Rahmen der Nördlichen Dimension NDPTL Partnerschaft der Nördlichen Dimension für Verkehr und Logistik NECA NOx-Emissionsüberwachungsgebiet(e) NIB Nordische Investitionsbank NRO Nichtregierungsorganisation PCBs Polychlorierte Biphenylene PGR Pflanzengenetische Ressourcen POP Persistente organische Schadstoffe PSSA Besonders empfindliches Meeresgebiet RP7 Siebtes Forschungsrahmenprogramm der EU SALAR Schwedischer Verband der Gemeinden und Regionen SB Schwerpunktbereich SCAR Standing Committee on Agricultural Research – Ständiger Agrarforschungsausschuss SEBA Südöstlicher Ostseeraum SECA SOx-Emissionsüberwachungsgebiet SELEC Southeast European Law Enforcement Centre – Südosteuropäisches Zentrum für Strafverfolgung SFM Sustainable Forest Management – Nachhaltige Waldbewirtschaftung SOGC Hochrangige CBSS-Gruppe für Kultur TEN-E Transeuropäisches Energienetz TEN-V Transeuropäisches Verkehrsnetz UBC Union der Ostseestädte UVP Umweltverträglichkeitsprüfung VASAB Leitbild und Strategien für den Ostseeraum VTS Vessel Traffic Service - Schiffsverkehrsdienst WHO Weltgesundheitsorganisation WRRL Wasserrahmenrichtlinie WZO Weltzollorganisation 7 EINLEITUNG In Dezember 2007 veröffentlichte der Europäische Rat seine Schlussfolgerungen des Vorsitzes, in denen er die Kommission ersuchte, bis spätestens Juni 2009 eine EU-Strategie für den Ostseeraum vorzulegen.1 Zuvor hatte das Europäische Parlament eine Strategie gefordert, um die dringenden Umweltprobleme zu bewältigen, die durch die immer deutlicher werdende Verschlechterung des Zustands der Ostsee entstehen. Die Kommission legte ihre Mitteilung zur Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum am 10. Juni 20092 vor, zusammen mit einem detaillierten Aktionsplan, der nach ausführlicher Konsultation der Mitgliedstaaten und der betroffenen Akteure erstellt wurde. Der Europäische Rat billigte diesen Ansatz – die erste makroregionale Strategie der EU – im Oktober 2009.3 Seit der Umsetzung der EU-Strategie für den Ostseeraum (EUSBSR) sind nunmehr drei Jahre vergangen. Ausgehend von den bisherigen Erfahrungen legte die Kommission am 23. März 2012 eine Mitteilung4 vor, in der drei allgemeine Ziele für die Strategie festgelegt wurden: „Rettung der Ostsee“, „Anbindung der Region“ und „Steigerung des Wohlstands“. Darüber hinaus enthielt die Mitteilung konkrete Vorschläge zur Festlegung messbarer Indikatoren und Zielvorgaben für jedes Ziel, um Monitoring, Evaluierung, Kommunikation und vor allem das Erzielen von Ergebnissen zu erleichtern. Am 26. Juni 2012 billigte der Rat „Allgemeine Angelegenheiten“ diese Mitteilung5 und nahm die Liste der von der Taskforce aus Vertretern der Mitgliedstaaten und der Kommission im Frühjahr 2012 vorgeschlagenen Indikatoren und Zielvorgaben zur Kenntnis. Mit dem vorliegenden Arbeitspapier wird der Aktionsplan für die EUSBSR aktualisiert, um die neuen Grundsätze, Indikatoren und Zielvorgaben wiederzugeben, die mit den Zielen der Europa-2020Strategie uneingeschränkt vereinbar sind und zu diesen beitragen. Es führt die Governance der EUStrategie für den Ostseeraum entsprechend den Leitlinien für die Rollen und Aufgaben der wichtigsten Durchführungsakteure ein, was vom Rat „Allgemeine Angelegenheiten“ am 26. Juni 2012 ebenfalls vereinbart wurde. Darüber hinaus werden die Tätigkeiten nach Schwerpunktbereichen und horizontalen Aktionen gegliedert aufgeführt. Gemäß einer Vereinbarung zwischen den zuständigen Koordinatoren für die verschiedenen Schwerpunktbereiche, den federführenden Partnern von horizontalen Aktionen, Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom 14. Dezember 2007, Punkt 59: „Unbeschadet der integrierten Meerespolitik ersucht der Europäische Rat die Kommission, bis spätestens Juni 2009 eine EU-Strategie für den Ostseeraum vorzulegen. Diese Strategie sollte unter anderem dazu beitragen, die dringenden Umweltprobleme in Bezug auf die Ostsee zu bewältigen. Der Rahmen der Nördlichen Dimension bietet die Grundlage für die externen Aspekte der Zusammenarbeit im Ostseeraum.“ 2 http://ec.europa.eu/regional_policy/sources/docoffic/official/communic/baltic/com_baltic_de.pdf. 3 http://ec.europa.eu/regional_policy/cooperate/baltic/pdf/council_concl_30102009.pdf. 4 http://ec.europa.eu/regional_policy/sources/docoffic/official/communic/baltic/com_baltic_2012_de.pdf. 5 http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_Data/docs/pressdata/EN/genaff/131228.pdf. 1 8 den Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission kann dieser Plan im Zuge der Weiterentwicklung des Ostseeraums und seines Umfelds regelmäßig aktualisiert werden. Auch wenn es sich um eine Strategie der Europäischen Union handelt, so steht doch außer Zweifel, dass viele Herausforderungen nur in konstruktiver Zusammenarbeit mit unseren externen Partnern in der Region, insbesondere mit Russland, bewältigt werden können. Allerdings kann die Strategie Dritten keine Maßnahmen vorschreiben. Vielmehr zeigt sie Problemfelder auf, bei denen eine Zusammenarbeit wünschenswert wäre, und schlägt Foren vor, auf denen entsprechende Diskussionen geführt werden könnten und eine entsprechende Zusammenarbeit stattfinden könnte. Wie in den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates angemerkt, bildet die Nördliche Dimension – eine gemeinsame Politik der EU mit Russland, Norwegen und Island – die Grundlage für diese externen Aspekte der Strategie. Darüber hinaus sind noch weitere Foren von Nutzen, z. B. die Gemeinsamen Räume EU–Russland6 und internationale Gremien wie der Rat der Ostseestaaten (CBSS), der Nordische Ministerrat oder die Helsinki-Kommission (HELCOM). Durch diese Zusammenarbeit werden die Entscheidungsprozesse dieser Gremien nicht berührt. Maßgeblich für den Erfolg der Strategie ist die integrierte und koordinierte Governance des Ostseeraums zwischen den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und den regionalen und kommunalen Behörden in den jeweiligen Ländern.7 Ohne diese Integration lassen sich die Zielvorgaben nur schwer erreichen. Hier kommt der Strategie selbst besondere Bedeutung zu, da sie den einzigen Rahmen darstellt, in dem sämtliche für die Gesundheit und den Wohlstand der Region relevanten Strategien angesprochen werden. Ob die Strategie insgesamt von Erfolg gekrönt sein wird, hängt davon ab, wie viel Bedeutung und Beachtung ihr die höchste politische Ebene in der Region beimisst bzw. schenkt. Eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie erfordert auch die Berücksichtigung geschlechterspezifischer Aspekte im Governance-System und im Aktionsplan. Die Gleichstellung von Männern und Frauen stellt einen Grundwert der Europäischen Union dar. Zugleich sind von einer Förderung der Geschlechtergleichstellung Vorteile für Unternehmen und Wirtschaft zu erwarten. Um die Ziele der EUStrategie für den Ostseeraum zu erreichen, sollten die Beiträge und Talente von Frauen und Männern gleichermaßen uneingeschränkt zum Tragen kommen. 6 Gemeinsame Fahrpläne der EU mit Russland. Es gibt vier gemeinsame Räume: Gemeinsamer Raum für Handel und Wirtschaft, Gemeinsamer Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts, Gemeinsamer Raum der äußeren Sicherheit sowie Gemeinsamer Raum der Forschung und Bildung, der auch kulturelle Aspekte einschließt. 7 Eine ausführlichere Diskussion der Rolle der integrierten Governance im Ostseeraum siehe WWF Baltic Ecoregion Programme, Counter Currents: Scenarios for the Baltic Sea, WWF 2012. 9 Dieser Aktionsplan umfasst 17 Schwerpunktbereiche und 5 horizontale Aktionen bzw. Querschnittsmaßnahmen, die die Hauptbereiche darstellen, in denen die Strategie zu Verbesserungen beitragen kann, entweder durch Bewältigung der größten Herausforderungen oder durch Nutzung wichtiger Möglichkeiten. Üblicherweise koordiniert ein Mitgliedstaat einen Schwerpunktbereich oder eine horizontale Aktion und übernimmt in enger Abstimmung mit der Kommission sowie mit allen betroffenen Interessengruppen, insbesondere mit anderen Mitgliedstaaten, aber auch mit regionalen und kommunalen Behörden, zwischenstaatlichen und nichtstaatlichen Gremien die praktische Ausgestaltung. Für die Koordination eines Bereichs oder einer Aktion können auch andere Gremien benannt werden, die sicherstellen müssen, dass der Aktionsplan mit allen EU-Strategien, insbesondere der Europa-2020Strategie und der integrierten Meerespolitik, im Einklang steht und für die Einhaltung der Zielvorgaben in Bezug auf das blaue Wachstum und das Ziel der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, bis 2020 einen guten Umweltzustand zu erreichen, Sorge tragen. Die Schwerpunktbereiche sind in die drei allgemeinen Ziele der Strategie und einen horizontalen Abschnitt eingeordnet. Diese Gruppierung soll der Erleichterung der Analyse dienen. Jedes Ziel betrifft jedoch zahlreiche Politikbereiche und wirkt sich auf die anderen Ziele aus: sie sind miteinander verbunden und voneinander abhängig. Jeder Schwerpunktbereich und jede horizontale Aktion beginnt mit einer Beschreibung des Gegenstands, die Hintergrundinformationen zum Thema vermittelt. Anschließend werden die spezifischen Indikatoren und Zielvorgaben für den jeweiligen Bereich festgelegt. So wird beispielsweise der Klimawandel als Querschnittsthema bei der Umsetzung der Ziele, Teilziele, Schwerpunktbereiche, horizontalen Aktionen und Vorzeigeprojekte des Aktionsplans berücksichtigt. Die Umwandlung in Ergebnisse erfolgt mithilfe von detaillierteren Aktionen und Vorzeigeprojekten. Dabei sind die Aktionen die wichtigsten Schritte, um die für den jeweiligen Bereich vereinbarten Indikatoren und Zielvorgaben zu erreichen, während bei Vorzeigeprojekten genau dargelegt wird, wie das gewünschte Ergebnis (Teilergebnis) erzielt werden kann. Wichtig dabei ist, dass für alle Vorzeigeprojekte ein federführender Partner und eine Umsetzungsfrist festgelegt wird. In manchen Fällen könnten die Aktionen und/oder Vorzeigeprojekte eine Änderung der politischen Richtung oder (in seltenen Fällen) der nationalen Gesetzgebung der Mitgliedstaaten im Ostseeraum erforderlich machen. In anderen Fällen erfordern sie eine Finanzierung, die durch private oder öffentliche Mittel (Mittel der Gemeinschaft sowie nationale, regionale oder lokale Geldmittel) erfolgen könnte. Mit keiner der Aktionen und keinem Projekt ist eine Einschränkung der bestehenden ausschließlichen Zuständigkeiten der Gemeinschaft verbunden. 10 In einigen Fällen besteht das Ziel der Aktionen und Vorzeigeprojekte darin, Bereiche für Aktivitäten hervorzuheben, die innerhalb des EU-Systems oder in einem anderen internationalen Rahmen bereits begonnen wurden, für deren erfolgreiche Umsetzung aber zusätzliche Koordinierungsmaßnahmen innerhalb des Ostseeraums und koordinierte Finanzierungsstrategien erforderlich sind. Die Strategie bietet diesbezüglich hervorragende Möglichkeiten. Die Arbeiten am Aktionsplan sollten in enger Abstimmung mit etwaigen bereits laufenden Entwicklungen dieser Art (insbesondere mit neuen Verordnungen), auch auf Gemeinschaftsebene, durchgeführt werden, um Einheitlichkeit und Effizienz sicherzustellen. Die anhaltenden Auswirkungen der Wirtschaftskrise beeinflussen den Kontext, in dem dieser Aktionsplan umgesetzt werden muss. Daraus ergibt sich ein weniger vorteilhaftes Investitionsklima, das sowohl den öffentlichen Sektor als auch die Privatwirtschaft allgemein betrifft. Umso wichtiger ist es daher, dass die EU-Strategie für den Ostseeraum den Partnern in der Region eine langfristigere Sichtweise eröffnet, der die Überzeugung zugrunde liegt, dass nach dem Ende der gegenwärtigen Krise die Regionen, die sich am besten vorbereitet haben, Innovationen und neue Chancen auch am besten nutzen können. Nach einer ausführlichen Befragung zahlreicher Interessengruppen – auch der Europäischen Kommission und der EU-Mitgliedstaten – wurde im August 2012 der Bericht „Counter Currents: Scenarios for the Baltic Sea 2030“ (Gegen den Strom: Szenarien für die Ostsee 2030) veröffentlicht. In diesem Bericht werden längerfristige Perspektiven aufgezeigt, d. h. es wird erläutert, wie sich unsere heute eingegangenen Verpflichtungen auf die Zukunft der Ostsee in zehn bis zwanzig Jahren auswirken werden. 11 GOVERNANCE DER STRATEGIE Rollen und Aufgaben der wichtigsten Akteure der EU-Strategie für den Ostseeraum Anknüpfend an die Empfehlungen der Kommission im Bericht vom 22. Juni 2011 und in der Mitteilung vom 23. März 2012, an die Schlussfolgerungen des Rates vom 26. Oktober 2009, 15. November 2011 und 26. Juni 2012 sowie als Ergebnis der Arbeit der im Juni 2011 eingerichteten Taskforce wurden die Rollen und Aufgaben der wichtigsten Akteure der Strategie folgendermaßen festgelegt. Es besteht allgemein Einigkeit darüber, dass diese die Mindesttätigkeit darstellen, die jeder an der Umsetzung Beteiligte übernehmen sollte. Auch wenn im Folgenden nicht darauf eingegangen wird, müssen Akteure auf lokaler und regionaler Ebene einbezogen werden, sofern dies relevant ist. Aufgaben der Europäischen Kommission: 1. Übernahme einer führenden Rolle bei der strategischen Koordination der Hauptumsetzungsphasen der Strategie; 2. Berücksichtigung der Strategie bei einschlägigen politischen Initiativen und bei der Programmplanung; 3. Förderung und Erleichterung der Einbeziehung der Akteure aller Ebenen der gesamten Makroregion und deren Unterstützung bei der Umsetzung der Strategie; 4. Förderung des Dialogs und der Zusammenarbeit mit den Akteuren anderer interessierter Staaten des Ostseeraums; 5. Erleichterung der Umsetzung der Strategie in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten (d. h. nationale Kontaktstellen, Fachministerien, Programmen/Finanzinstrumenten zuständige für die Durchführung Einrichtungen, von Schwerpunktbereichs- koordinatoren, federführende Partner von horizontalen Aktionen) durch: a. enge Ausrichtung der regionalen, nationalen und EU-Politiken und -Strategien an der EU-Strategie für den Ostseeraum; b. Förderung der Ausrichtung von Programmen/Finanzinstrumenten an den Zielen der Strategie; c. Ermittlung und Überwindung der Hindernisse für eine wirksame Umsetzung der Strategie; d. Verbreitung von Informationen, bewährten Verfahren und Erkenntnissen bei der Umsetzung der Strategie; e. Sicherstellung angemessener interner Kapazitäten für die Umsetzung der Strategie. 6. regelmäßige Konsultation der Mitgliedstaaten, unter anderem durch die Hochrangige Gruppe; 7. Evaluierung und Berichterstattung über die bei der Umsetzung der Strategie erzielten Fortschritte und Ergebnisse; 12 8. gegebenenfalls Überprüfung und Überarbeitung der Strategie und des Aktionsplans gemeinsam mit den Schwerpunktbereichskoordinatoren, federführenden Partnern von horizontalen Aktionen und nationalen Kontaktstellen. Einholen der Zustimmung des Rates bzw. der Hochrangigen Gruppe zu den vorgeschlagenen Änderungen. Aufgaben der Hochrangigen Gruppe: 1. Beratung der Europäischen Kommission in Bezug auf die EU-Strategie für den Ostseeraum und deren Umsetzung; 2. Abgabe von Stellungnahmen zur Überprüfung und Aktualisierung der Strategie und des Aktionsplans; 3. Vorschlag von Maßnahmen der Europäischen Kommission und der Mitgliedstaaten zu zur besseren Umsetzung der Strategie: a. Beitrag zur Umsetzung der Schlussfolgerungen des Rates zur Überprüfung der Strategie; b. Ermittlung und Überwindung der Hindernisse für eine wirksame Umsetzung der Strategie; c. Vorschlag von Maßnahmen zur Förderung eines makroregionalen Ansatzes bei der Erarbeitung neuer Strategien und Ausrichtung der Programme/Finanzinstrumente. Aufgaben der Mitgliedstaaten:8 1. Gewährleistung der Umsetzung der EU-Strategie für den Ostseeraum sowie der Einhaltung der politischen Zusagen: a. verstärktes Hinarbeiten auf eine Intensivierung der gegenwärtigen politischen Unterstützung für die Durchführung der EU-Strategie für den Ostseeraum auf allen Ebenen (EU, nationale, regionale und lokale Ebene), insbesondere indem diese EUStrategie als Bezugsgröße für alle einschlägigen Foren festgelegt wird; b. Anerkennung der Notwendigkeit, die Strategie – soweit und wann immer sich dies empfiehlt – in die Tagesordnung der verschiedenen Ratsformationen aufzunehmen, um eine wirksame Einbindung einschlägiger EU-Politiken in die Durchführung der Strategie sowie eine engere Verbindung dieser Politiken mit der EU-Strategie zu fördern; 8 Mit Mitgliedstaaten sind hier die jeweiligen Regierungen gemeint. Vorzugsweise sollte die Koordinierung der nationalen Politik vom Büro des Ministerpräsidenten oder vom Außenministerium geleitet werden, um eine kohärente Weiterentwicklung und Umsetzung der EUSBSR innerhalb der beteiligten Einrichtungen zu gewährleisten. 13 2. Sicherstellung, dass die nationale und regionale Strategieplanung, die bestehenden Politiken, Programme und Finanzinstrumente im Einklang mit der EU-Strategie für den Ostseeraum stehen, und zwar durch: a. Koordinierung der einschlägigen Politiken mit der Strategie und Einbindung in die Strategie; b. Aufforderung der Fachministerien und anderer relevanter Behörden zur Mobilisierung von Programmen/Finanzinstrumenten zur Förderung der Umsetzung der Strategie. 3. Stärkung der Rolle der nationalen Kontaktstellen bei der nationalen Koordinierung der Strategie sowie Unterstützung des/der Schwerpunktbereichskoordinators/en und des/der federführenden Partner(s) von horizontalen Aktionen bei der thematischen und transnationalen Umsetzung der Strategie durch: a. Benennung einer nationalen Kontaktstelle und Unterstützung derselben bei der Bewältigung ihrer Aufgaben; b. Einrichtung einer nationalen Koordinierungsstelle zur Förderung der Wirksamkeit, Synergie und Nachhaltigkeit der erzielten Ergebnisse; c. Übernahme der Verantwortung für die Koordinierung der jeweiligen Schwerpunktbereiche; d. Benennung von Schwerpunktbereichskoordinatoren und federführenden Partnern von horizontalen Aktionen sowie Gewährleistung, dass angemessene interne Kapazitäten für die entsprechenden Funktionen verfügbar sind; e. Benennung von Anlaufstellen für Schwerpunktbereiche und horizontale Aktionen9; f. Wahrung der angemessenen internen Kapazitäten für die Umsetzung der Strategie. Aufgaben der nationalen Kontaktstelle: 1. Bemühung um politische Unterstützung und Engagement für die Umsetzung der EU-Strategie für den Ostseeraum im eigenen Land; 2. Zusammenarbeit mit anderen nationalen Kontaktstellen in Bezug auf die Strategie zur Gewährleistung von Kohärenz und zum Austausch bewährter Verfahren; 3. Koordination und Unterstützung der Umsetzung der Strategie im eigenen Land: a. Information und Konsultation nationaler Einrichtungen in Bezug auf die Strategie sowie Bemühung um die Einbindung dieser Einrichtungen; b. Erleichterung der Beteiligung anderer maßgeblicher Akteure; c. Aufrechterhaltung eines politischen Dialogs sowie Zusammenarbeit mit der nationalen Koordinierungsstelle bei der Einleitung operativer Maßnahmen; 9 Die Mitgliedstaaten benennen für jeden Schwerpunktbereich der EU-Strategie für den Ostseeraum entsprechende Anlaufstellen (Fachministerien, Agenturen, sonstige nationale/regionale Einrichtungen). Siehe Aufgaben der Anlaufstellen für Schwerpunktbereiche. 14 d. Förderung des Dialogs zwischen den entsprechenden Programmen/Finanzinstrumenten und den nationalen Akteuren zur Abstimmung der Ressourcen; e. Ermittlung der Anlaufstellen für Schwerpunktbereiche und horizontale Aktionen. 4. Ausarbeitung und Verbreitung der nationalen Standpunkte zur EUSBSR und zum Aktionsplan; 5. in enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission, den Schwerpunktbereichskoordinatoren und federführenden Partnern von horizontalen Aktionen Beteiligung an der Überprüfung und Aktualisierung der Strategie und des Aktionsplans; 6. Unterstützung der Schwerpunktbereichskoordinatoren und federführenden Partner von horizontalen Aktionen bei der Umsetzung der Strategie; 7. Überwachung und auf Wunsch der Europäischen Kommission Berichterstattung über die bei der Umsetzung der Strategie ergriffenen Koordinierungsmaßnahmen; 8. Förderung der Beteiligung der entsprechenden Akteure aus der gesamten Makroregion an der Umsetzung der Strategie; 9. Förderung der Wahrnehmung der Strategie in der Öffentlichkeit. Aufgaben der Anlaufstelle für einen Schwerpunktbereich/eine horizontale Aktion: Die Anlaufstellen für Schwerpunktbereiche dienen als Verbindungsstellen auf nationaler Ebene für sämtliche Angelegenheiten, die einen Schwerpunktbereich/eine horizontale Aktion in den Staaten des Ostseeraums betreffen, in denen es keinen Koordinator für den betreffenden Schwerpunktbereich bzw. keinen federführenden Partner für die betreffende horizontale Aktion gibt.10 1. Fungieren als Anlaufstelle für den Schwerpunktbereich/die horizontale Aktion im eigenen Land durch: a. Beteiligung an den nationalen Koordinierungsmaßnahmen der EU-Strategie für den Ostseeraum; b. Bereitstellung von Informationen über den Schwerpunktbereich/die horizontale Aktion für die Behörden oder die Öffentlichkeit auf Anfrage; c. Benennung der jeweiligen Ansprechpartner für die Schwerpunktbereiche/horizontalen Aktionen und Vorzeigeprojekte im eigenen Land; d. Unterstützung der Schwerpunktbereichskoordinatoren/federführenden Partner von horizontalen Aktionen bei der Kommunikation und Profilierung des Schwerpunktbereichs/der horizontalen Aktion in der Öffentlichkeit; e. Sicherstellung, dass Entscheidungen über den Schwerpunktbereich/die horizontale Aktion den entsprechenden Akteuren mitgeteilt werden. 10 Wenn in dem Mitgliedstaat für den konkreten Schwerpunktbereich/die konkrete horizontale Aktion ein Koordinator/federführender Partner benannt wurde, ist keine Anlaufstelle für den Schwerpunktbereich/die horizontale Aktion erforderlich. 15 2. Regelmäßige Verbindung zu den Schwerpunktbereichskoordinatoren/federführenden Partnern der horizontalen Aktion, um a. zur politischen Diskussion innerhalb des jeweiligen Schwerpunktbereichs/der jeweiligen horizontalen Aktion beizutragen; b. an Aktivitäten des Schwerpunktbereichs/der horizontalen Aktion teilzunehmen, z. B. an Lenkungsausschüssen, Treffen und Konferenzen und eine kontinuierliche EU-Relevanz bei nicht ausschließlich von den Mitgliedstaaten koordinierten Bereichen/Aktionen zu gewährleisten; c. Informationen über Aktivitäten und Projekte im eigenen Lande zur Verfügung zu stellen, die für den Schwerpunktbereich/die horizontale Aktion von Bedeutung sind; d. Stellungnahmen zum Schwerpunktbereich/zur horizontalen Aktion zu übermitteln und um dafür zu sorgen, dass die betreffenden nationalen Behörden und Interessenvertreter diese Standpunkte teilen. Aufgaben des Schwerpunktbereichskoordinators: Erleichterung der Beteiligung der Akteure aus der gesamten Makroregion sowie der Zusammenarbeit mit ihnen; darüber hinaus in enger Kooperation mit den Akteuren11: 1. Umsetzung und Weiterverfolgung des Schwerpunktbereichs im Hinblick auf die festgelegten Indikatoren und Zielvorgaben; gegebenenfalls Überprüfung der festgelegten Indikatoren und Zielvorgaben; 2. Regelmäßige Überprüfung der Sachbezogenheit des Schwerpunktbereichs im Hinblick auf den Aktionsplan; Vorschlagen notwendiger Aktualisierungen gegenüber der Europäischen Kommission, einschließlich der Hinzufügung, Änderung oder Streichung von Aktionen und Vorzeigeprojekten; 3. Erleichterung der politischen Diskussionen im Ostseeraum über den betreffenden Schwerpunktbereich; 4. Erleichterung der Ausarbeitung und Umsetzung von im Schwerpunktbereich festgelegten Aktionen und Vorzeigeprojekten; 5. Übermittlung der Ergebnisse und Empfehlungen der laufenden und abgeschlossenen Vorzeigeprojekte an die politischen Entscheidungsträger; 6. Gewährleistung der Kommunikation über den Schwerpunktbereich sowie seiner Wahrnehmung in der Öffentlichkeit; 11 Zu diesem Zweck sollte ein Lenkungsausschuss/eine Koordinierungsgruppe eingerichtet werden, die von dem/den Schwerpunktbereichskoordinator(en) geleitet wird. Eine Gruppe sollte aus Vertretern aller Mitgliedstaaten und ggf. weiterer Staaten des Ostseeraums sowie aus Sachverständigen des betreffenden Bereichs bestehen. Die internen Regelungen des Lenkungsausschusses werden von den Mitgliedern der Gruppe festgelegt. Diese sollte sich mindestens zweimal im Jahr treffen und den/die Schwerpunktbereichskoordinator(en) bei der Umsetzung seiner/ihrer Aufgaben unterstützen. 16 7. Aufrechterhaltung des Dialogs Programme/Finanzinstrumente mit zuständigen den für Einrichtungen die über Durchführung die Anpassung der der Finanzmittel für die Umsetzung des Schwerpunktbereichs und der Vorzeigeprojekte; 8. Verbindung zu anderen Schwerpunktbereichskoordinatoren und federführenden Partnern von horizontalen Aktionen und Zusammenarbeit mit ihnen zur Gewährleistung von Kohärenz und zur Vermeidung von Doppelarbeit bei der Umsetzung der EU-Strategie für den Ostseeraum; 9. Beobachtung der Fortschritte innerhalb des Schwerpunktbereichs und entsprechende Berichterstattung. Aufgaben des federführenden Partners von horizontalen Aktionen: Erleichterung der Beteiligung der Akteure aus der gesamten Makroregion sowie der Zusammenarbeit mit ihnen; darüber hinaus in enger Kooperation mit den Akteuren:12 1. Umsetzung und Weiterverfolgung der horizontalen Aktion im Hinblick auf die festgelegten Indikatoren und Zielvorgaben; gegebenenfalls Überprüfung der festgelegten Indikatoren und Zielvorgaben; 2. Regelmäßige Überprüfung der Sachbezogenheit der horizontalen Aktion im Hinblick auf die Darstellung im Aktionsplan; Vorschlagen notwendiger Aktualisierungen der horizontalen Aktion gegenüber der Europäischen Kommission; 3. Erleichterung der politischen Diskussionen über die betreffende horizontale Aktion im Ostseeraum ; 4. Erleichterung der Ausarbeitung und Umsetzung der betreffenden horizontalen Aktionen; 5. gegebenenfalls Übermittlung der Ergebnisse und Empfehlungen der horizontalen Aktion an die politischen Entscheidungsträger; 6. Gewährleistung der Kommunikation über die horizontale Aktion sowie ihrer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ; 7. Aufrechterhaltung des Dialogs Programme/Finanzinstrumente mit zuständigen den für Einrichtungen die über Durchführung die Anpassung der der Finanzmittel für die Umsetzung der horizontalen Aktion; 8. Verbindung zu den Schwerpunktbereichskoordinatoren und anderen federführenden Partnern von horizontalen Aktionen und Zusammenarbeit mit ihnen zur Gewährleistung von Kohärenz und zur Vermeidung von Doppelarbeit bei der Umsetzung der EU-Strategie für den Ostseeraum; 12 Zu diesem Zweck sollte ein Lenkungsausschuss/eine Koordinierungsgruppe eingerichtet werden, die von dem/den federführenden Partner(n) der horizontalen Aktionen geleitet wird. Eine Gruppe sollte aus Vertretern aller Mitgliedstaaten und ggf. weiterer Staaten des Ostseeraums sowie aus Sachverständigen des betreffenden Bereichs bestehen. Die internen Regelungen des Lenkungsausschusses werden von den Mitgliedern der Gruppe festgelegt. Diese sollte sich mindestens zweimal im Jahr treffen und den/die federführenden Partner der horizontalen Aktionen bei der Umsetzung seiner/ihrer Aufgaben unterstützen. 17 9. Beobachtung der Fortschritte innerhalb der horizontalen Aktion und entsprechende Berichterstattung. Aufgaben des federführenden Partners von Vorzeigeprojekten: 1. Gewährleistung der Umsetzung des Vorzeigeprojekts; 2. Regelmäßige Verbindung zu den entsprechenden Schwerpunktbereichs- koordinatoren/federführenden Partnern der horizontalen Aktionen, um a. sich aktiv an der Arbeit des jeweiligen Schwerpunktbereichs/der jeweiligen horizontalen Aktion, z. B. an den Treffen und Konferenzen, zu beteiligen; b. die Fortschritte des Vorzeigeprojekts regelmäßig zu überwachen und den Schwerpunktbereichskoordinatoren/federführenden Partnern der horizontalen Aktion entsprechend Bericht zu erstatten; 3. Bewerbung der Ergebnisse der Vorzeigeprojekte und Gewährleistung ihrer Nachhaltigkeit; Unterstützung der Schwerpunktbereichskoordinatoren/federführenden Partner der horizontalen Aktion bei der Einbringung der Ergebnisse und Empfehlungen der Vorzeigeprojekte in die Diskussionen der politischen Entscheidungsträger und die Ausarbeitung politischer Strategien im Ostseeraum; 4. Aufbau und Beibehaltung von Kooperationen mit anderen Vorzeigeprojekten der EU-Strategie für den Ostseeraum zur Sicherstellung von Kohärenz und Informationsaustausch und zur Vermeidung von Doppelarbeit; 5. Gewährleistung der Kommunikation über das Vorzeigeprojekt sowie seiner Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Aufgaben der für die Durchführung eines Programms/Finanzinstruments zuständigen Einrichtung13: Für die Durchführung von Programmen/Finanzinstrumenten zuständige Einrichtungen sind angehalten, in allen Phasen des Programmzyklus eng mit den für die Umsetzung der EU-Strategie für den Ostseeraum zuständigen nationalen Kontaktstellen, Schwerpunktbereichskoordinatoren, Kontaktstellen für Schwerpunktbereiche, federführenden Partnern der horizontalen Aktionen, Kontaktstellen für Querschnittsmaßnahmen und Fachministerien in den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten. Aufgaben bei der Durchführung von Programmen/Finanzinstrumenten: 1. Beitrag zur makroregionalen Koordination und Kooperation bei nationalen und regionalen (territorialen und thematischen) Entwicklungsstrategien, indem die Ziele der Programme/Finanzinstrumente an den Zielen der EU-Strategie für den Ostseeraum 13 Eine für die Durchführung eines Programms/Finanzinstruments zuständige Einrichtung ist diejenige Institution oder Behörde (auf internationaler, nationaler, regionaler oder lokaler Ebene), die für die Verwaltung und Durchführung des jeweiligen Programms oder Finanzinstruments verantwortlich ist. 18 ausgerichtet werden, um Einheitlichkeit und Synergieeffekte sowie eine möglichst effektive Nutzung der verfügbaren Ressourcen zu ermöglichen; 2. Wohlwollende Prüfung der Einführung von Maßnahmen zur Förderung von Projekten, die zum Erreichen der Ziele der Strategie beitragen; 3. Förderung, Unterstützung und Finanzierung der Durchführung gemeinsamer und koordinierter Projekte zur Erreichung der Ziele der Strategie; 4. Beteiligung an einem ständigen Dialog mit den wichtigsten an der Umsetzung der Strategie beteiligten Akteuren, um Bereiche von gemeinsamem Interesse und mit für alle Seiten relevanten Zielen zu ermitteln und bei diesen zusammenzuarbeiten, z. B. der Europa-2020Strategie; 5. Verbreitung von Informationen über die Möglichkeiten des Programms/Finanzinstruments zur Umsetzung der Strategie an potenzielle Projektträger (siehe Punkt 2). In der Berichtsphase des Programms/Finanzinstruments: 6. Hinweisen auf und Berichten über spezifische Projekte im Rahmen von Aktionen/Maßnahmen/Prioritäten des Programms, die zur Umsetzung der Ziele der Strategie beitragen. Aktualisierung des Aktionsplans Der von der Kommission im Juni 2009 angenommene Aktionsplan der EU-Strategie für den Ostseeraum, den der Rat im Oktober 2009 zur Kenntnis nahm, wurde mit den Mitgliedstaaten, Interessenvertretern und zuständigen Dienststellen der Kommission eingehend erörtert. Daher sollten Änderungsvorschläge mit Bedacht vorgebracht werden. Der Governance-Prozess Hier gelten drei allgemeine Kriterien: 1. Aktualisierungsvorschläge sollten von den jeweiligen Schwerpunktbereichskoordinatoren und federführenden Partnern der horizontalen Aktionen koordiniert, mit den nationalen Kontaktstellen abgestimmt und an die Generaldirektion Regionalpolitik und Stadtentwicklung weitergeleitet werden. 2. Aktualisierungsvorschläge sollten mit der Politik der Gemeinschaft in Einklang stehen. 3. Sofern erforderlich, wird die Kommission ihre Entscheidung zu allen Aktualisierungen und Korrekturen nach Anhörung der Hochrangigen Gruppe von Beamten der Mitgliedstaaten treffen. Die Kommission hat eine Typologie von Aktualisierungen des Aktionsplans erstellt, die bei der Prüfung von Aktualisierungsvorschlägen zur Orientierung herangezogen wird. Generell wird zwischen folgenden Aktualisierungen unterschieden: A. Aktualisierungen zur Klarstellung, Korrektur oder Schließung von Lücken, 19 B. Aktualisierungen, mit denen neue Sachverhalte in den Aktionsplan einbezogen werden oder die aufgrund veränderter Umstände notwendig geworden sind, und C. Aktualisierungen, bei denen die Verlagerung, wesentliche Änderung oder Streichung von Vorzeigeprojekten vorgeschlagen wird. Während Vorschläge zur Verlagerung von Projekten im Allgemeinen angenommen werden sollten, erfolgt bei den beiden anderen Aktualisierungsarten eine Einzelfallprüfung. Arten der Aktualisierung des Aktionsplans Vorgehen der Kommission 1 Schließen von Lücken wird angenommen 2 Klarstellungen, Korrektur wird angenommen 3 Ausgehandelte Änderung wird angenommen 4 Änderung der Umstände wird im Allgemeinen angenommen 5 Streichung des Vorzeigeprojekts Einzelfallprüfung 6 Änderung des Vorzeigeprojekts Einzelfallprüfung 7 Inhaltliche Änderung Einzelfallprüfung 8 Hinzufügen eines Vorzeigeprojekts Einzelfallprüfung 9 Hinzufügen eines Vorzeigeprojekts ohne neue wird im Allgemeinen nicht Sachverhalte oder ohne makroregionale angenommen Bedeutung Im nachfolgenden Abschnitt wird die Entstehung von Vorzeigeprojekten ausführlich beschrieben. Vorzeigeprojekte: Funktionen und Ausweisungsverfahren Die Aktionen im Rahmen der EU-Strategie für den Ostseeraum werden mithilfe von Vorzeigeprojekten durchgeführt. Diese sind ein Nachweis für den Stand der Strategie und können als Pilotbeispiele für erwünschte Maßnahmen dienen. Ein Vorzeigeprojekt stellt häufig das Ergebnis einer politischen Diskussion innerhalb eines Schwerpunktbereichs/einer horizontalen Aktion dar. Es konkretisiert das Ziel eines Schwerpunktbereichs in einem speziellen Tätigkeitsbereich. Bei einem Vorzeigeprojekt können beispielsweise maßgebliche Lösungen, neue Methoden, Praktiken oder neue Formen der Zusammenarbeit erarbeitet werden. Darüber hinaus kann es wichtige Investitionen von regionaler Bedeutung betreffen. Im Anschluss an seine Genehmigung wird ein Vorzeigeprojekt im Aktionsplan aufgeführt. Der Struktur nach handelt es sich bei Vorzeigeprojekten entweder um 20 ein Einzelprojekt oder eine Gruppe von Projekten in demselben Bereich, die aus mehreren Einzelprojekten, Vorzeigeprojekten und damit zusammenhängenden Projekten bestehen kann, auch wenn sie in verschiedenen Bereichen (Thematiken oder Themen) umgesetzt werden. Kriterien für die Ausweisung als Vorzeigeprojekt: 1. Ein Vorzeigeprojekt muss folgende Schlüsselkriterien erfüllen: a. es hat wesentliche Auswirkungen auf die Makroregion; b. es trägt zum Erreichen der Ziele, Indikatoren und Zielvorgaben der EU-Strategie für den Ostseeraum bei; c. es steht mit der Durchführung einer oder mehrerer Aktionen des betreffenden Schwerpunkbereiches/der betreffenden horizontalen Aktion in Zusammenhang. 2. Generell muss ein Vorzeigeprojekt auch folgende Merkmale aufweisen: a. es muss eine eindeutige transnationale Dimension haben (Zusammenarbeit zwischen mindestens drei Staaten des Ostseeraums und/oder Auswirkungen auf diese Staaten, darunter mindestens zwei EU-Mitgliedstaaten des Ostseeraums, wenn andere Ostseestaaten (Russland und Norwegen) beteiligt sind);14 b. es muss durchführungsreif sein, d. h. i. innerhalb eines realistischen Zeitrahmens umgesetzt werden können; ii. über einen klaren Finanz- und Maßnahmenplan verfügen, der z. B. die Bereitstellung von Mitteln für die Beteiligung an Aktivitäten des jeweiligen Schwerpunktbereichs/der jeweiligen horizontalen Aktion und der EU-Strategie für den Ostseeraums umfasst; iii. es muss eine Partnerschaft begründet und ein federführender Partner des Vorzeigeprojekts benannt worden sein. Nach Konsultation der nationalen Kontaktstellen und der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadtentwicklung (GD REGIO) können Schwerpunktbereichskoordinatoren/federführende Partner von horizontalen Aktionen spezifische Kriterien festlegen, die für ihren Schwerpunktbereich/ihre horizontale Aktion gelten. Verfahren für die Ausweisung als Vorzeigeprojekt Bei Projekten, die als Vorzeigeprojekt im Rahmen der EU-Strategie für den Ostseeraum ausgewiesen werden sollen, ist Folgendes zu unternehmen: 1. Es muss angegeben werden, zu welchem Schwerpunktbereich/welcher horizontalen Aktion der EU-Strategie für den Ostseeraum das vorgeschlagene Vorzeigeprojekt passen würde. 14 In Ausnahmefällen können auch Projekte mit weniger als drei beteiligten Ländern berücksichtigt werden. 21 2. Es muss Kontakt zu dem/den Schwerpunktbereichskoordinator(en) für den betreffenden Schwerpunktbereich/die betreffende horizontale Aktion hergestellt werden. 3. Zur Beurteilung des vorgeschlagenen Vorzeigeprojekts kann der Schwerpunktbereichskoordinator/federführende Partner der horizontalen Aktion den vorgeschlagenen Projektleiter zur Teilnahme an einem Treffen der Beteiligten an dem Schwerpunktbereich/der horizontalen Aktion einladen. 4. Wird der Projektvorschlag befürwortet, richtet der Schwerpunktbereichs- koordinator/federführende Partner der horizontalen Aktion nach Rücksprache mit den wichtigsten Akteuren (nationale Kontaktstellen, Lenkungsausschuss und/oder nationale Anlaufstellen) eine projektbezogene Empfehlung an die GD REGIO. 5. Die DG REGIO prüft den Vorschlag und richtet eine Empfehlung an die Hochrangige Gruppe. 6. Die Hochrangige Gruppe stimmt der Aufnahme des Vorzeigeprojekts in den Aktionsplan zu. Ein Projekt kann nur innerhalb eines einzigen Schwerpunktbereichs/einer einzigen horizontalen Aktion als Vorzeigeprojekt aufgeführt Schwerpunktbereichen/horizontalen werden. Aktionen, Leistet kann es eine einen Beitrag entsprechende zu mehreren Verbindung zu den entsprechenden anderen Schwerpunktbereichen/horizontalen Aktionen hergestellt werden. Ein Vorzeigeprojekt besitzt nicht das ausschließliche Recht, in dem Schwerpunktbereich/der horizontalen Aktion, in dem/der es aufgeführt ist, Maßnahmen durchzuführen. Die Schwerpunktbereichskoordinatoren/federführenden Partner der horizontalen Aktion können jederzeit weitere Vorzeigeprojekte für denselben Bereich annehmen. Darüber hinaus muss der Leiter im Zuge der Durchführung des Vorzeigeprojekts die Aufgaben eines Vorzeigeprojektleiters gegenüber der EU-Strategie für den Ostseeraum erfüllen, wie sie oben unter den Aufgaben der Vorzeigeprojektleiter aufgeführt sind. 22 FINANZIERUNGSFRAGEN Die EU-Strategie für den Ostseeraum verfügt über keine eigenen Finanzmittel. Gemäß den am 26. Oktober 2009 angenommenen Schlussfolgerungen des Rates zur Strategie ist sie „in finanzieller Hinsicht neutral und (beruht) auf einem koordinierten Ansatz, Synergieeffekten und auf einer effizienteren Nutzung bestehender EU-Instrumente und -Fonds sowie anderer vorhandener Ressourcen und Finanzinstrumente“. Laut der Mitteilung der Kommission (Juni 2009) stellen der Europäische Sozialfonds, der Europäische Fonds für regionale Entwicklung, der Kohäsionsfonds, der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und der Europäische Fischereifonds die wichtigsten Finanzierungsquellen der Strategie dar. In einer im Oktober 2011 von SWECO durchgeführten Studie zur Analyse der Notwendigkeit von Finanzinstrumenten für die EU-Strategie für den Ostseeraum („Analysis of needs for financial instruments in the EU Strategy for the Baltic Sea Region“) wurde bestätigt, dass die Durchführung der meisten Projekte zu einem großen Teil von den EU-Strukturfonds abhängig ist. Hier finden vor allem die Programme zur Förderung der europäischen territorialen Zusammenarbeit umfassend Anwendung. Die Aktionen und Projekte im Rahmen der Strategie und des Aktionsplans können jedoch aus vielen weiteren Quellen (7. Rahmenprogramm, gemeinsames Forschungs- und Entwicklungsprogramm für die Ostsee namens BONUS 15, Programm LIFE, Bildungs- und Kulturprogramme usw.) sowie mit nationalen, regionalen und privaten Mitteln finanziert werden. Künftig ist eine Finanzierung von Aktionen und Projekten im Bereich Verkehr, Energie und IKT auch mit Mitteln der Fazilität „Connecting Europe“ (CEF) möglich. Des Weiteren könnten bestimmte (vor allem großangelegte) Projekte von der Unterstützung internationaler Finanzinstitute wie der Europäischen Investitionsbank und der Nordischen Investitionsbank profitieren. In diesem Zusammenhang spielt auch die JASPERS-Initiative eine entscheidende Rolle, vor allem in den Bereichen Verkehr, Energie und Umwelt, darunter bei grenzübergreifenden Projekten. Somit verkörpert die EU-Strategie für den Ostseeraum das neue Konzept der makroregionalen Zusammenarbeit, das auf einer effektiven und koordinierteren Nutzung der bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten sowie der Förderung von Synergieeffekten und Komplementaritäten basiert. Ein umfassender Überblick über die potenziellen Finanzierungsmöglichkeiten ist einsehbar unter: http://www.balticsea-region-strategy.eu/pages/funding-sources. Als Beitrag zur Umsetzung der EU-Strategie für den Ostseeraum wurden auf Initiative des Europäischen Parlaments im EU-Haushaltsplan 2011 hauptsächlich für die Unterstützung der Arbeit der Schwerpunktbereichskoordinatoren, federführenden Partner von horizontalen Aktionen und 15 BONUS 2010-2016. Das gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprogramm für die Ostsee. http://www.bonusportal.org/bonus_2010-2016. 23 Vorzeigeprojekten und für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Strategie 2,5 Mio. EUR zweckgebunden. Den gleichen Betrag (2,5 Mio. EUR) hat das Europäische Parlament für die Strategie im EU-Haushaltsplan 2012 vorgesehen. Diese Finanzhilfe beinhaltet auch die Mittel zur Förderung einer Startkapital-Initiative. Somit wird die Startkapital-Fazilität für die EU-Strategie für den Ostseeraum ab Anfang 2013 einsatzbereit sein. Der Schwerpunkt dieser Fazilität liegt auf der Vorbereitungsphase von Projektanträgen, die zu den Zielen der Strategie beitragen. Die Vorbereitungsphase macht erstens Vernetzungsaktivitäten möglich, die auf den Aufbau strategischer Partnerschaften und einen Austausch mit den zuständigen Schwerpunktbereichskoordinatoren des Aktionsplans der EUSBSR abzielen. Zweitens dient das Startkapital der Planung der Projektaktivitäten der „Hauptphase“ und des Haushalts sowie der Ermittlung potenzieller künftiger Finanzierungsquellen. Verwaltet wird die Fazilität von der Investitionsbank Schleswig-Holstein, die auch als Verwaltungsbehörde des Programms für die Ostseeregion 2007-2013 fungiert. Die Abstimmung der Finanzierung In Anbetracht der Bedeutung der EUSBSR für das nachhaltige Wachstum und die Entwicklung des Ostseeraums, ihres Beitrags zu den Zielen der Europa-2020-Strategie und der Tatsache, dass sie auf der effektiven Nutzung der bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten beruht, ist eine Abstimmung der nationalen, regionalen und EU-Politiken sowie der Finanzierungsquellen auf die Ziele der Strategie unerlässlich. Die Kommission hat in ihrem ersten Fortschrittsbericht über die Umsetzung der Strategie (Juni 2001) eine Abstimmung der Kohäsionspolitik und anderer Finanzierungsquellen im Ostseeraum auf die Ziele der Strategie empfohlen. In ihrer Mitteilung vom März 2012 bekräftigte sie die Bedeutung der Abstimmung der einschlägigen bestehenden und künftigen Finanzierungsquellen auf die Ziele der Strategie zur Maximierung ihrer Wirkung, was auch der Rat in seinen Schlussfolgerungen vom November 2011 und Juni 2012 aufgriff. Es wurden entscheidende Schritte unternommen, um den makroregionalen Ansatz im mehrjährigen Finanzrahmen 2014-2020 zu stärken. In den von der Kommission am 6. Oktober 2011 vorgelegten Legislativvorschlägen für die Kohäsionspolitik im Zeitraum 2014-2020 werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, ihren Ansatz für die makroregionalen Strategien sowie ihre Prioritäten und Ziele darzulegen und zu erläutern, wie diese bei der Ausarbeitung von Partnerschaftsabkommen und operationellen Programmen berücksichtigt werden sollen. Die Abstimmung der Finanzierung soll jedoch nicht allein auf die Programme der Kohäsionspolitik beschränkt werden. Die Strategie kann nur dann greifbare und sichtbare Ergebnisse zeitigen, wenn eine enge Verzahnung mit allen verfügbaren Finanzierungsquellen erfolgt. Daher werden die Mitgliedstaaten und die für die Durchführung der Programme zuständigen Stellen angehalten, alle einschlägigen nationalen, regionalen und EUFinanzierungsquellen auf die Prioritäten der EU-Strategie für den Ostseeraum abzustimmen. 24 Für die Abstimmung der Programme auf die EUSBSR gibt es mehrere Möglichkeiten, wobei es Sache der Mitgliedstaaten ist, sich für eine davon zu entscheiden. So ist beispielsweise im gemeinsamen strategischen Rahmen, in dem die Mitgliedstaaten zu einer erfolgreichen Mobilisierung von EUFinanzmitteln für makroregionale Strategien entsprechend den Erfordernissen des von den Mitgliedstaaten benannten Programmbereichs aufgefordert werden, vorgesehen, dass dies unter anderem durch die Priorisierung von Maßnahmen erfolgen kann, die sich aus diesen Strategien ergeben. Es könnten spezielle Ausschreibungen für diese Maßnahmen organisiert werden, oder sie könnten im Auswahlverfahren den Vorrang erhalten, indem Maßnahmen benannt werden, die sich aus verschiedenen Programmen gemeinsam finanzieren lassen. In den von der Kommission angenommenen Länderpositionspapieren erhalten die Mitgliedstaaten Anleitungen dazu, wie makroregionale und auf die Meeresbecken bezogene Strategien in Partnerschaftsabkommen zu integrieren sind. Eine Abstimmung könnte konkret erreicht werden durch 1) die Festlegung einer (horizontalen oder vertikalen) Prioritätsachse für den Ausbau der interregionalen und transnationalen Zusammenarbeit, 2) die Ermittlung potenzieller Kooperationsprojekte (Projektidee) und ihrer Partner im Partnerschaftsabkommen und/oder in operationellen Programmen, 3) die Einführung eines Projektauswahlkriteriums, mit dem im Aktionsplan der EUSBSR aufgeführte Vorzeigeprojekte oder andere Projekte Priorität erhalten, die sich eindeutig auf die Makroregion auswirken und zu den Vorgaben und Zielen sowie zur Umsetzung einer oder mehrerer Aktionen im Aktionsplan beitragen, 4) die Bereitstellung einer bestimmten Summe für Aktivitäten/Projekte, die mit der Strategie im Einklang stehen, 5) das Hinzufügen eines gesonderten Abschnitts, in dem dargestellt wird, wie sich die Ziele und Prioritäten der EU-Strategie für den Ostseeraum in der Durchführung der Programme widerspiegeln, und in dem ihre Verknüpfungen aufgezeigt werden. 25 KOMMUNIKATION – VERMITTLUNG DER ERGEBNISSE DER STRATEGIE Da die EU-Strategie für den Ostseeraum eine der ersten makroregionalen Strategien in Europa ist, müssen ihre auf allen Ebenen erzielten Erfolge allen potenziellen Zielgruppen nahegebracht werden. Die Hauptverantwortung dafür tragen die durchführenden Akteure, wie aus der Governance der Strategie hervorgeht, in der Verbreitung, Information und Kommunikation als Aufgabe aller Beteiligten herausgestellt werden. In erster Linie kommt es darauf an, z. B. Politikern, Steuerzahlern und NRO den Mehrwert der Strategie darzulegen. Es muss also verdeutlicht werden, worin die allgemeinen Ziele bestehen und dass die verwendeten Indikatoren den Wandel widerspiegeln können. Wenn dies der Fall ist, kann auch der Erfolg der EU-Strategie für den Ostseeraum vermittelt werden. Bei dieser Vermittlung sind die drei Ziele der Strategie – „Rettung der Ostsee“, „Anbindung der Region“ und „Steigerung des Wohlstands“ – eine gute Hilfe und stellen zudem positive Botschaften dar, die sich auf globaler und regionaler Ebene nutzen lassen. Dennoch sollte eine direkte Verknüpfung und ein direkter Zusammenhang zu allen Schwerpunktbereichen, horizontalen Aktionen, Vorzeigeprojekten und Aktionen hergestellt und sollten diese sachbezogen und klar beschrieben werden, um zu verdeutlichen, dass die Strategie wirklich Resultate bringt und auf die drei Hauptziele eingeht. Die Botschaften sollten auf die Bedürfnisse der Zielgruppen zugeschnitten sein und einfach und klar formuliert werden. Alle Akteure und Interessenträger müssen über einen Kontaktplan verfügen und dann den bestmöglichen Weg wählen, ihre Zielgruppe zu erreichen. Für den Kontakt zur Öffentlichkeit bedarf es der Kommunikation. Auch die erfolgreichsten Projekte und größten Veränderungen aufgrund der Umsetzung der EU-Strategie für den Ostseeraum werden nicht zum Gelingen der Strategie beitragen, wenn diese Ergebnisse nicht an die breite Öffentlichkeit gelangen. Die Aufgabe der Kommunikation gilt für alle Hauptakteure und wird entsprechend dem Beschluss des Rates „Allgemeine Angelegenheiten“ vom 15. November 2011 von der Kommission und den Mitgliedstaaten überwacht.16 16 Schlussfolgerungen des Rates zur Überprüfung der EU-Strategie für den Ostseeraum, 15. November 2011. http://ec.europa.eu/regional_policy/cooperate/baltic/pdf/council_conclusions_eusbsr_15112011.pdf. 26 ZIELE UND TEILZIELE DER STRATEGIE Rettung der Ostsee Die Ostsee ist mit ihrem Übergangsbereich zur Nordsee nach wie vor eines der weltweit am stärksten verschmutzten Meere. Ihr kritischer Zustand bedroht die Lebensqualität von 80 Millionen Anrainern. Die bestehenden Probleme wie Algenblüten, tote Zonen am Meeresgrund, Luftverschmutzung, Abfälle im Meer und Lärm sowie die negativen Umweltauswirkungen von Überfischung und starkem Seeverkehr betreffen alle Küstenstaaten und verlangen ein koordinierteres Vorgehen. Das allgemeine Ziel „Rettung der Ostsee“ im Rahmen der EU-Strategie für den Ostseeraum ist die Erreichung eines guten Umweltzustands bis 2020, wie in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie gefordert, und eines günstigen Erhaltungszustands gemäß der Habitat-Richtlinie in Einklang mit der EU-Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und den einschlägigen Zielvorgaben für 2021, die im HELCOMOstseeaktionsplan festgelegt sind. Somit ist das Erreichen des Ziels „Rettung der Ostsee“ auch unabdingbar für den Erfolg der anderen beiden vorrangigen Ziele, „Anbindung der Region“ und „Steigerung des Wohlstands“. Zu diesem Zweck zielt die EUSBSR auf das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele entsprechend der Europa-2020-Strategie, der Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ und dem Vorschlag für das 7. Umweltaktionsprogramm ab. Darüber hinaus soll auf eine konsequentere Umsetzung der einschlägigen EU-Umweltvorschriften hingearbeitet werden, beispielsweise in Bereichen wie Meeresumwelt, Nitrate aus landwirtschaftlichen Quellen, Artenvielfalt, Lebensräume, Fischerei und Eutrophierung. Des Weiteren sollen Umwelt- und Klimaanliegen durchgängig in allen betroffenen Politikfeldern berücksichtigt werden, u. a. in der Energiepolitik, Verkehrspolitik, Landwirtschaftspolitik, Fischereipolitik (Wildbestand und Aquakultur) und Industriepolitik. Ein Großteil der Schadstoff- und -nährstoffquellen hat seinen Ursprung an Land. Zur Rettung der Ostsee bedarf es der Zusammenarbeit, um die Wasserqualität von Flüssen, Seen und Küstengebieten zu verbessern und eine erfolgreiche Bewirtschaftung der Einzugsgebiete entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu erzielen. Auch die in die Luft freigesetzten Emissionen und die Emissionen aus dem Schiffsverkehr sind in der Ostsee erheblich und müssen dringend angegangen werden. Die lokalen Gegebenheiten und Initiativen bilden den natürlichen Hintergrund, vor dem im Rahmen der Strategie Maßnahmen zur Rettung der Ostsee ergriffen werden können. So dürften beispielsweise die Ausweisung der Ostsee als besonders empfindliches Meeresgebiet (PSSA) durch die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) im Jahr 2005 und ihre Ausweisung als SOx- Emissionsüberwachungsgebiet (SECA) gemeinsame und wirksame Maßnahmen erleichtern, die auf eine Verbesserung der Nachhaltigkeit von maritimen Wirtschaftstätigkeiten wie z. B. der Schifffahrt abzielen, weil diese weiterhin einen entscheidenden Beitrag zum wirtschaftlichen Wohlstand der Region leistet. Zudem verbessern sich mit der Umsetzung des politikbezogenen, vollständig integrierten 27 gemeinsamen Forschungsprogramms Entwicklungsprogramms für die – BONUS Ostsee – des die gemeinsamen Effizienz und Forschungs- und Effektivität der Umweltforschungsprogramme der Region, indem konkrete wissenschaftliche Ergebnisse geliefert werden, um für die Nutzung (und den Schutz) der natürlichen Ressourcen der Region eine ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung zu ermöglichen. Viele Aktionen und Projekte zur „Rettung der Ostsee“ werden gemeinsam mit Russland und Belarus durchgeführt, und zwar im Rahmen der Umweltpartnerschaft für die Nördliche Dimension (NDEP), durch die Helsinki-Kommission (HELCOM), den Rat der Ostseestaaten und neue Initiativen wie den Südöstlichen Ostseeraum und den sogenannten Turku-Prozess. Diese Rahmenwerke erschließen durch vielfältige Projekte im Bereich Wasser, Abwasser, feste Abfälle und Energieeffizienz in einem ausgedehnten Gebiet von der Ostsee bis zur Barentsregion (europäische Arktis) echte Vorteile für die Umwelt. Das Erreichen des Ziels „Rettung der Ostsee“ wird auch zu größerer Nachhaltigkeit bei den Waren und Dienstleistungen, für die ein gesundes Meeresökosystem unerlässlich ist, sowie zum Schutz der Gesundheit der Meeres- und Küstenumwelt führen. Dadurch werden nachhaltiges Wachstum und Arbeitsplätze im marinen und maritimen Sektor geschaffen und das Wohlergehen sowie die Gesundheit der Anrainer verbessert, was den übergeordneten Zielen der integrierten Meerespolitik und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie entspricht. Darüber hinaus wird die Bewältigung von Umweltproblemen auch zu neuen Geschäftsmöglichkeiten führen. Für die Teilziele „Klares Wasser in der Ostsee“ und „Vielfältige und gesunde Tier- und Pflanzenwelt“ sind Aktionen zur Anpassung an den Klimawandel von größter Bedeutung, um die entsprechenden Zielvorgaben zu erfüllen. Die Region verfügt jetzt dank der Entwicklung von Kooperationsprojekten im Rahmen der EU-Strategie für den Ostseeraum über mehr Kapazitäten für die Anwendung von Agrarumweltmaßmaßnahmen. Durch diese Zusammenarbeit des Agrar- und Umweltsektors wurden zahlreiche wichtige Querschnittsfragen thematisiert, die die Interaktion zwischen Landwirtschaft und Umwelt betreffen, und es wurden die Möglichkeiten aufgezeigt, die eine Fokussierung auf Maßnahmen mit Mehrfachnutzen bietet. Die Rolle, die die Landwirtschaft nicht nur bei der Minderung des Nährstoffeintrags in das Meer, sondern auch bei Lösungen für das Ökosystemmanagement und die Anpassung an den Klimawandel spielt, sollte anerkannt und gefördert werden. 28 ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ HA Nachhaltigkeit HA Raumplanung SB Markt SB Kriminalität SB Energie SB Verkehr SB Safe SB Schifffahrt SB Agri SB Bio SB Gefahren SB Nutri Ziel 1: Rettung der Ostsee Klares Wasser in der Ostsee Vielfältige und gesunde Tierund Pflanzenwelt Saubere und sichere Schifffahrt Bessere Zusammenarbeit ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Dunkles Häkchen - der SB oder die HA befasst sich hauptsächlich mit diesem Teilziel ✔ Helles Häkchen – der SB befasst sich auch mit diesen Teilzielen, allerdings nicht so unmittelbar Um die Zielvorgaben der Strategie zu erfüllen, vor allem in Bezug auf die maritime Raumordnung, den Klimawandel und die Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, sind zuverlässige und vergleichbare Meeresdaten unerlässlich. Meeresbezogene (geologische, physikalische, chemische und biologische) Daten, die zum größten Teil von öffentlichen Einrichtungen erfasst werden, sind noch immer unvollständig, von unbestimmter Qualität und nur schwer zu zusammenhängenden Darstellungen des gesamten Ostseebeckens zusammenzufügen. Um 1) die Effizienz aller, die mit Meeresdaten arbeiten (Industrie, öffentliche Behörden und Forschungseinrichtungen), zu erhöhen, 2) Innovationen und Wachstum zu fördern und 3) Unsicherheiten hinsichtlich des bisherigen, aktuellen und künftigen Verhaltens des Meeres abzubauen, hat die Europäische Kommission das Europäische Meeresbeobachtungs- und Datennetzwerk (EMODNET) eingerichtet, dessen erste Vorbereitungsphase bereits abgeschlossen ist. Die Portale enthalten nun Datenprodukte und Karten mit Angaben zu den Sedimenten und Lebensräumen in ganzen Meeresbecken. Die Ausschreibungen für eine zweite Phase von EMODNET wurden im Mai 2012 veröffentlicht, so dass Ende 2014 Daten und Karten zu den Meeresböden und zur darüber liegenden Wassersäule sämtlicher europäischer Meere verfügbar sein werden. An diesem Projekt sind Organisationen des Ostseeraums in vollem Umfang beteiligt. Im Zuge entsprechender Bemühungen sollen Lücken bzw. Dopplungen bei der Überwachung der Nordsee und des Mittelmeers ermittelt werden. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen können dann ähnliche Anstrengungen für die Ostsee unternommen werden, sobald der von der Kommission vorgeschlagene Europäische Meeres- und Fischereifonds einsatzbereit ist. Teilziel: Sauberes Wasser in der Ostsee In der Ostsee und in den Binnenseen des Ostseeraums stellt die Eutrophierung17 eines der Hauptprobleme dar. Sie wird durch übermäßige Einträge von Nährstoffen, vor allem Stickstoff und 17 Eutrophierung wird hier definiert als Anreicherung des Wassers mit Nährstoffen, insbesondere mit Stickstoffund/oder Phosphorverbindungen, die zu einem vermehrten Wachstum von Algen und anderen Formen des 29 Phosphor, hervorgerufen, die hauptsächlich aus unzureichend aufbereiteten Abwässern, landwirtschaftlichen Ableitungen, Auswaschungen und in die Luft freigesetzten Emissionen aus dem Straßen- und Seeverkehr sowie aus Verbrennungsprozessen stammen. Die Nährstoffbelastung erhöht die Primärproduktion des Meeres, was giftige Algenblüten, Sauerstoffmangel und weitere schädliche Auswirkungen nach sich zieht, die Veränderungen des gesamten Ökosystems zur Folge haben können. Da die Ostsee ein flaches Binnenmeer ist und der Wasseraustausch nur langsam erfolgt, hat jeder Nährstoffeintrag langfristige Folgen für das gesamte Meer. Daher sind alle Länder im Einzugsgebiet betroffen, und kein Land und keine Region kann das Problem eigenständig lösen. Der Zusammenarbeit mit der Helsinki-Kommission und innerhalb der Umweltpartnerschaft für die Nördliche Dimension kommt daher große Bedeutung zu. Für den Erfolg dieser gemeinsamen Arbeit ist auch die Unterstützung der höchsten politischen Ebene unverzichtbar. Um für klares Wasser zu sorgen, muss alles getan werden, damit im Jahr 2013 die Zielvorgaben und Indikatoren der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, der Wasserrahmenrichtlinie, der Nitratrichtlinie, der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser und des aktualisierten Ostseeaktionsplans der HELCOM erfüllt werden. Die wichtigsten Bereiche der Zusammenarbeit sind dabei die Verringerung der Nährstoffeinträge aus kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen, ländlichen Siedlungen und der Schifffahrt sowie die Anwendung nachhaltiger Bewirtschaftungsmethoden im gesamten Einzugsgebiet, wobei der Verringerung des Düngemitteleintrags besondere Aufmerksamkeit zukommt. Neben einem interdisziplinären politikorientierten Dialog – zum Beispiel zur Förderung der Abstimmung von Politikbereichen, die sich auf die Ostsee auswirken (einschließlich der Gemeinsamen Agrarpolitik) – ist eine uneingeschränkte Umsetzung aller einschlägigen EU-Rechtsvorschriften erforderlich. Darüber hinaus gibt es über die EU-Anforderungen hinausgehende technische Lösungen für eine effizientere Entfernung von Phosphor bei der Abwasserbehandlung entsprechend den HELCOM-Empfehlungen 28E/5 und 28E/6, die vorangetrieben und angewandt werden sollten. Neben der uneingeschränkten Umsetzung der Nitratrichtlinie und des Einsatzes verstärkter Maßnahmen gemäß Artikel 5 Absatz 5 könnten zusätzliche Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums ergriffen werden, die über diese Ausgangsbasis hinausgehen und Nährstoffeinträge und Auswaschungen verringern. Zudem sollten Nährstoffe besser genutzt, das Rückhaltevermögen in der Landschaft erhöht sowie die HELCOM-Empfehlungen zum Düngemitteleinsatz in der Landwirtschaft (28E/4) befolgt werden. Für die am stärksten belasteten Gebiete sollten Anreize für Agrarumweltmaßnahmen geschaffen werden, und es sollten nur Maßnahmen finanziert werden, die weit über die in der Richtlinie dargelegte Ausgangsbasis hinausgehen. Darüber hinaus sollte dem Nährstoff-Recycling mehr Beachtung pflanzlichen Lebens und damit zu einer unerwünschten Beeinträchtigung des biologischen Gleichgewichts und der Qualität des betroffenen Gewässers führt. 30 geschenkt werden. Eng damit verknüpft sind die Arbeiten der Europäischen Kommission zur nachhaltigen Nutzung von Phosphor. In diesem Zusammenhang sollte der mit dem Programm BONUS geschaffene Rahmen für nachhaltige Forschung genutzt werden. Teilziel: Vielfältige und gesunde Tier- und Pflanzenwelt Der Ostseeraum ist ein einzigartiges Ökosystem – von den nördlichen Gewässern, die nahezu Süßwasserqualität haben und bis zu sechs Monate lang vereist sind, bis zum Kattegat mit deutlich höheren Salzgehalten. Im Brackwasser der Ostsee kann nur ein ganz spezifisches Artensortiment überleben, und die geringe Anzahl der Makrospezies macht das Ökosystem besonders empfindlich gegenüber Änderungen seiner physikalischen und chemischen Zusammensetzung, die das Gleichgewicht der gesamten Nahrungsnetze beeinträchtigen können. Ein Ökosystem dieser Art ist besonders anfällig gegenüber Klimaänderungen. Die Artenvielfalt des Meeres ist in vielfältiger Weise gefährdet. Eine der größten Bedrohungen ist die Eutrophierung (siehe Teilziel „Klares Wasser in der Ostsee“), auf die der niedrige Sauerstoffgehalt des Bodenwassers und die Entstehung artenarmer Bereiche mit geringer Benthos-Biomasse zurückzuführen sind. Eine weitere Bedrohung besteht im Eindringen gebietsfremder invasiver Arten (z. B. Wasserfloh und Meerwalnuss), beispielsweise im Ballastwasser von Schiffen, die in Konkurrenz zu einheimischen Arten treten und manchmal Veränderungen des gesamten Ökosystems bewirken. Weitere Bedrohungen sind gefährliche Stoffe, die das Wachstum, die Fortpflanzung und die Widerstandsfähigkeit von Fischen, Meeressäugetieren und Seevögeln beeinträchtigen. Zu diesen Stoffen zählen organische und anorganische Schadstoffe und Schwermetalle, die vom Land und von der Versenkung chemischer und konventioneller Munition herrühren. Auch Arzneimittelrückstände gelangen letzten Endes ins Meer. Der Fischfang wirkt sich direkt auf den Bestand aus, der wiederum die Strukturen des Nahrungsnetzes beeinflusst. In der Ostsee werden nur wenige Bestände kommerziell genutzt, in der Regel durch spezifische Fischerei – zu etwa 90 % innerhalb der Gemeinschaft mit einem einzigen externen Partner. In Anbetracht dessen könnte die Ostsee ein Becken sein, in dem ein am Ökosystem orientierter Ansatz für die Bewirtschaftung der Fischbestände sowie andere spezifische Maßnahmen wie z. B. ein selektiverer Einsatz von Fanggeräten zur Vermeidung von Rückwürfen gestärkt werden sollten. Eine regionale Zusammenarbeit im gesamten Ostseeraum kann zur Weiterentwicklung dieses Ansatzes beitragen. 31 Mit den Aktionen müssen einerseits die negativen Auswirkungen menschlicher Tätigkeiten, die zur Verschmutzung führen, minimiert werden, andererseits muss auch auf die Vermeidung von Schäden hingearbeitet werden, zum Beispiel durch die Schaffung eines ökologisch kohärenten Netzes gut bewirtschafteter Meeresschutzgebiete als Instrument innerhalb eines umfassenden integrierten Meeresbewirtschaftungskonzepts für die maritime Raumordnung und das integrierte Küstenzonenmanagement (IKZM). Neben den Bedrohungen zählen jetzt oder in naher Zukunft zu den weiteren anstehenden Entwicklungen und Unsicherheiten, die als potenziell schädlich für die Tier- und Pflanzenwelt und die Artenvielfalt der Ostsee herausgestellt wurden18, der verstärkte Ausbau der Infrastruktur (wie Häfen, Pipelines, Stromleitungen usw.) und die Zunahme der Tätigkeiten in der Küstenzone (u. a. Städte, Tourismuseinrichtungen, Küstenschutzbauten, Energieversorgungssysteme, Fischzuchtbetriebe). Das Programm BONUS kann nützliche wissenschaftliche Informationen liefern, um die negativen Auswirkungen z. B. der Fischerei zu mindern und die Einführung neuer, gebietsfremder Arten durch Schiffe zu bekämpfen. Mit diesem Teilziel werden das Kapitel des HELCOM-Ostseeaktionsplans zum Thema Artenvielfalt und Naturschutz sowie dessen Kapitel zum Seeverkehr bekräftigt. Die Umsetzung und Weiterentwicklung der einschlägigen EU-Politiken und -Instrumente, einschließlich der EUBiodiversitätsstrategie bis 2020, der Gemeinsamen Fischereipolitik und der MeeresstrategieRahmenrichtlinie, bilden wichtige Aspekte des Einsatzes für eine vielfältige und gesunde Tier- und Pflanzenzwelt und sollen den Verlust der Artenvielfalt sowie den Zerfall der Ökosysteme bis spätestens 2020 stoppen und sie so weit wie möglich wiederherstellen. Teilziel: Saubere und sichere Schifffahrt Da der Seeverkehr auf der Ostsee kontinuierlich zunimmt, wird eine saubere und sichere Schifffahrt immer wichtiger für das gesamte Gebiet, und zwar sowohl auf See als auch an Land. In der EUStrategie für den Ostseeraum wird diese Problematik ganzheitlich angegangen, wobei die verschiedensten Aspekte berücksichtigt werden, so z. B.: die Reduzierung der durch Luftemissionen von Schiffen verursachten Umweltbelastung und somit eine Maximierung der Innovationsmöglichkeiten im Schiffbau und bei Schiffsausrüstungen; das illegale oder unbeabsichtigte Ablassen von Öl, das Ablassen ungeklärter Abwässer, gefährliche Stoffe, die Einführung gebietsfremder Organismen über das Ballastwasser und die Außenhaut und die Durchführung gemeinsamer Risikobewertungen; die Stärkung und Integration des Meeresüberwachungssystems, eines im Zusammenhang der Integrierten Meerespolitik vorgeschlagenen strategischen Hilfsmittels, das zur Verhütung von Seeunfällen beiträgt; 18 WWF (2012). Counter Currents: Scenarios for the Baltic Sea 2030. 32 die Stärkung des Humankapitals: angemessene Ausbildung, Festlegung gemeinsamer Standards und Verbesserung der Karrieremöglichkeiten in der Seefahrt; die Verbesserung der Kapazitäten zur Abwehr von bzw. Reaktion auf Katastrophen zur See und an Land auf makroregionaler Ebene: Verbesserung der Kooperation und Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren (Meeressicherheits-, Gefahrenabwehr-, Meeresüberwachungs- und Katastrophenschutzbehörden). Teilziel: Bessere Zusammenarbeit Die Dringlichkeit der gemeinsamen Umweltprobleme der Ostsee macht eine engere Zusammenarbeit aller Küstenländer notwendig. Für die Verwirklichung der Ziele „Klares Wasser“, „Vielfältige und gesunde Tier- und Pflanzenwelt“ und „Saubere und sichere Schifffahrt“ ist diese Zusammenarbeit von maßgeblicher Bedeutung. Dabei müssen diverse Hemmnisse überwunden werden. So sind beispielsweise für einige Politikbereiche, die eine engere Zusammenarbeit erfordern, in jedem Land andere Behörden zuständig, was eine grenz- und sektorenübergreifende Arbeit erschwert. Beispielsweise kann für Maßnahmen nach Seeunfällen in einem Land das Innenministerium zuständig sein, in einem anderen das Verteidigungsministerium, im nächsten das Umweltministerium. Durch die Unterstützung der Arbeit nationaler Anlaufstellen (siehe Kapitel über die Governance der Strategie: Beschreibung der Rollen und Aufgaben) und der Lenkungsgruppen zielt die EUSBSR auf die Stärkung eines makroregionalen, sektorübergreifenden Dialogs ab, der auf den laufenden Arbeiten im Rahmen der Helsinki-Kommission und der Kooperationsprojekte aufbaut. Einen hohen Stellenwert besitzen die Zusammenarbeit und der Austausch bewährter Praktiken bei der ökologischen Erziehung und beim Klimaschutz. Auch in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie wird die Zusammenarbeit innerhalb von Meeresregionen wie dem Ostseeraum gefordert, um das Ziel des guten Umweltzustands des Meeres bis 2020 zu erreichen. Durch bessere Zusammenarbeit sollen im Rahmen der Strategie die Umsetzung des HELCOMOstseeaktionsplans beschleunigt und grenzübergreifende Meeres-Raumordnungspläne erstellt werden, bei denen der ökosystembasierte Ansatz in der gesamten Region zum Tragen kommt. Die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Vorteile der maritimen Raumordnung (MRO) sind mittlerweile gut dokumentiert und im Grunde unbestritten. In mehreren Ländern des Ostseeraums wurden auf nationaler Ebene bereits Regelungen für die maritime Raumordnung eingeführt, einige andere Länder sind noch dabei. Damit das Planungssystem auf regionaler Ebene (Ostsee) voll funktionsfähig ist, müssen alle Küstenstaaten über nationale Planungsmaßnahmen verfügen und bei wichtigen grenzüberschreitenden Themen zusammenarbeiten. Die aus Vertretern der Helsinki-Kommission und der VASAB (Leitbild und Strategien für den Ostseeraum) bestehende Arbeitsgruppe „Fahrplan“ wird die Federführung übernehmen, damit das Ziel der Strategie, bis 2020 in allen Küstenstaaten die maritime Raumordnung 33 umzusetzen, erreicht wird. Ansonsten wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei grenzübergreifenden Fragen nicht umfassend thematisiert. Daher kommt es darauf an, dass nationale Regelungen vorhanden sind und so bald wie möglich Pilotregelungen/-maßnahmen eingeführt werden. In diesem Zusammenhang wird das künftige Instrument der Europäischen Kommission zur maritimen Raumordnung und zum integrierten Küstenzonenmanagement, das vom Europäischen Rat und Europäischen Parlament angenommen werden soll, die Rahmenbedingungen für entsprechende künftige Initiativen abstecken. Für den Erfolg dieser Instrumente ist es unabdingbar, dass sie in jedem teilnehmenden Staat von höchster politischer Ebene entsprechend angeordnet und dafür die notwendigen Befugnisse erteilt werden. 34 Zielvorgaben und Indikatoren für das Ziel „Rettung der Ostsee“ Teilziele Indikator Klares Wasser in der Ostsee Umweltzustand, einschließlich Höhe der Nährstoffeinträge – im Einklang mit den von der HELCOM bis 2013 zu erstellenden Indikatoren und den Indikatoren der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Baseline Situation im Jahr 2010 Zielvorgabe/Termin 2013 innerhalb der HELCOM vereinbarte Indikatoren. Datenquellen HELCOM, MeeresstrategieRahmenrichtlinie. Guter Umweltzustand bis 2021. Vielfältige und gesunde Tierund Pflanzenwelt Saubere und sichere Schifffahrt Verbesserungen bei der biologischen Vielfalt und der Gesundheit der Ökosysteme (u. a. in Bezug auf die Fischbestände) – im Einklang mit den bis 2013 von der HELCOM zu erstellenden Indikatoren und den Indikatoren der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Guter Umweltzustand, integrierte Indikatoren Anzahl der Schiffsunfälle. Durchschnittliche Anzahl der Schiffsunfälle pro Jahr* 2008-2010: 3 017 pro 10 000 Schiffe. Rückläufige Tendenz. Situation im Jahr 2011. Keine illegalen Einleitungen mehr im Jahr 2021. Illegale Einleitungen. 2013 vereinbarte Indikatoren. Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, HELCOM. Guter Umweltzustand bis 2021. HELCOM * Schiffsunfälle werden von der HELCOM definiert als „sämtliche Unfälle (einschließlich, aber nicht beschränkt auf Grundberührung, Kollision mit einem anderen Schiff oder Kontakt mit ortsfesten Bauten (Offshore-Anlagen, Wracks usw.), Havarie (z. B. durch Maschinenausfall und/oder Versagen von Bauteilen), Brände, Explosionen usw.), die in Hoheitsgewässern oder AWZ der Vertragspartei bzw. mit Tankern >150 BRZ und/oder anderen Schiffen >400 BRZ gemeldet wurden, unabhängig davon, ob es zu einer Verschmutzung kam.“ HELCOM. HELCOM-Ostseeaktionsplan. Bessere Zusammenarbeit 2007 (Annahme des Ostseeaktionsplans). Überprüfung im Jahr 2013. HELCOM. Vollständige Umsetzung des Ostseeaktionsplans bis 2021. Erstellung und Anwendung grenzübergreifender ökosystemorientierter Meeres-Raumordnungspläne. Keiner im Jahr 2011. Pilotpläne im Jahr 2013. Erstellung und Anwendung im gesamten Ostseeraum im Jahr 2020. Europäische Kommission, GD Mare, GD ENV, nationale Ministerien, HELCOM-VASAB-Arbeitsgruppe „Maritime Raumordnung“, Berichte der Programme der Europäischen Territorialen Zusammenarbeit, sofern relevant: Projekte Plan Bothnia und BaltSeaPlan. 36 Anbindung der Region Die geografischen Gegebenheiten des Ostseeraums, die für europäische Verhältnisse sehr großen Entfernungen (insbesondere zu den sehr abgelegenen nördlichen Teilen), die Ausdehnung des Meeres, das die Regionen gleichzeitig miteinander verbindet, aber auch voneinander trennt, die langen Außengrenzen: All diese Aspekte stellen besondere Herausforderungen für die Kommunikation und die physische Erreichbarkeit innerhalb der Region dar. Insbesondere infolge der geschichtlichen und geografischen Lage der baltischen Mitgliedstaaten, deren interne Netze zum großen Teil in Ost-WestRichtung ausgerichtet sind, sind umfangreiche Investitionen in den Bereichen Kommunikation, Verkehr und Energie-Infrastruktur dringend erforderlich. Der Mangel an Verbindungen ist nicht nur kostspielig und energieineffizient, sondern stellt ein Hemmnis für den Binnenmarkt und den angestrebten territorialen Zusammenhalt dar. Darüber hinaus ist die Region gerade durch ihre Ausdehnung und Vielfalt sowohl für Besucher als auch für Einheimische besonders attraktiv. Die Vielzahl der Sprachen und Kulturen, die jahrhundertelang durch Interaktion verschiedener Art überlebt haben, die Vielfalt der städtischen Traditionen, Landschaften, Meerespanoramen und kulturellen Wahrzeichen bieten ein großes Potenzial für die Entwicklung einer Region zum Besuchermagneten. Daher bemühen sich die Schwerpunktbereiche in diesem Abschnitt, die Risiken und Problemstellungen anzugehen, dabei aber gleichzeitig die Chancen innerhalb der Region zu nutzen und zu vergrößern. Die Schwerpunktbereiche, die zum Strategieziel „Anbindung der Region“ beitragen, können den erneuerten Strategierahmen nutzen, um territoriale Lösungen anzubieten, die intelligent, nachhaltig und integrativ sind. Darüber hinaus können sie einen Beitrag zur physischen und kulturellen Anbindung der Region leisten. Die Hauptschwerpunkte dieses Ziels sind: 1) die Verbesserung der internen und externen Verkehrsverbindungen; 2) die Verbesserung des Zugangs zu den Energiemärkten sowie der Effizienz und der Sicherheit der Energiemärkte; 3) die Anbindung der Menschen in der Region. ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ HA Einbeziehung HA Nachbarn HA Raumplanung SB KMU SB Innovation SB Markt SB Kriminalität SB Kultur SB Tourismus SB Energie SB Verkehr SB Safe SB Schifffahrt SB Bio Ziel 2: Anbindung der Region Gute Verkehrsbedingungen Verlässliche Energiemärkte Anbindung der Menschen in der Region Bessere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von grenzüberschreitender Kriminalität und Menschenhandel ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Dunkles Häkchen - der SB oder die HA befasst sich hauptsächlich mit diesem Teilziel ✔ Helles Häkchen - der SB befasst sich auch mit diesen Teilzielen, allerdings nicht so unmittelbar Teilziel: Gute Verkehrsbedingungen Im Ostseeraum kommt dem Verkehr eine besonders große Bedeutung zu, da die Entfernungen – intern, zum restlichen Europa sowie zu Zielen weltweit – sehr groß und die Verkehrsbedingungen oft ungünstig sind (Wälder, Seen, im Winter Schnee und Eis usw.). Diese Region, die sich am Außenrand des wirtschaftlichen Zentrums Europas befindet, ist in hohem Maße auf den Außenhandel mit Waren angewiesen und benötigt eine gut funktionierende Verkehrsinfrastruktur für ihr wirtschaftliches Wachstum. Da die Region aus vielen relativ kleinen Ländern besteht, reichen nationale Maßnahmen nicht aus, und selbst die bilaterale Zusammenarbeit liefert nicht die notwendigen Lösungen. Es bedarf vielmehr einer umfassenderen regionalen Zusammenarbeit, um die Verkehrsengpässe zu beseitigen. Viele der geplanten größeren Infrastrukturprojekte sind nur aus makroregionaler Sicht sinnvoll. Diese Vorzüge müssen sich in regionalen Kooperationsstrukturen widerspiegeln, damit gewährleistet ist, dass ausreichende Investitionen in die Infrastruktur getätigt werden. 38 Zudem ist die Ostsee ein empfindliches Ökosystem; entsprechend sind bei der Entwicklung von Verkehrsinfrastrukturen Umweltaspekte zu berücksichtigen. Die Ausweisung der Ostsee als besonders empfindliches Meeresgebiet (PSSA) durch die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) ermöglicht die Ausarbeitung von individuellen, spezifischen Maßnahmen für die Ostsee, um die Nachhaltigkeit des Seeverkehrs sicherzustellen. Die wichtigste Aufgabenstellung bezüglich der Verkehrsentwicklung im Ostseeraum besteht darin, seine Abgelegenheit zu vermindern, indem die Verkehrsverbindungen innerhalb der Region sowie zum Rest der EU verbessert werden. Ohne die Arbeiten im Rahmen des ersten Ziels der Strategie („Rettung der Ostsee“) zu gefährden, sind Ost-West-Verbindungen erforderlich, um die Defizite im Bereich der Infrastruktur an der östlichen und südöstlichen Seite der Ostsee auszugleichen. Der Norden ist besonders abgelegen und daher auf effiziente Verkehrsverbindungen angewiesen. Hier werden bessere Anbindungen an Russland und die anderen Nachbarländer benötigt. Weitere Verbindungen nach Asien sowie zum Schwarzen Meer und zum Mittelmeer sollten aufgebaut werden. Hierdurch könnte möglicherweise das Potenzial der Region als Tor der EU nach Asien weiter vergrößert werden. Angesichts der geografischen Bedingungen des Ostseeraums ist der Verkehr als besondere Herausforderung zu betrachten. Die Verbesserung der internen und externen Verkehrsverbindungen, die Steigerung der Effizienz und die Minimierung der Umweltfolgen der Verkehrssysteme sowie die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Infrastrukturen gegenüber Naturkatastrophen und vom Menschen verursachten Katastrophen (auch durch einen entsprechenden Ausbau der Küstengebiete und der dortigen Infrastruktur) sollten zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraums beitragen, die Erreichbarkeit fördern und die Attraktivität der Region erhöhen. Verbindungen zu Inseln und abgelegenen Gemeinden stellen ein spezielles Problem dar. Teilziel: Verlässliche Energiemärkte Trotz gemeinsamer europäischer Energieziele, die der Europäische Rat in seinen Schlussfolgerungen 2011 und 2012 bekräftigte (in denen er die Vollendung des Energiebinnenmarkts bis 2014 forderte und erklärte, dass nach 2015 kein EU-Mitgliedstaat mehr von den europäischen Netzen abgeschnitten sein sollte), sind die drei baltischen Staaten (Estland, Lettland und Litauen) nicht ausreichend in die größeren Energienetze der restlichen EU eingebunden. Die einzige Versorgungsleitung ist zurzeit das UnterseeStromkabel Estlink zwischen Finnland und Estland. Mit der geplanten zweiten Leitung – Estlink 2 – zwischen Finnland und Estland wird sich die Anbindung jedoch verbessern. Das Seekabel zwischen Schweden und Litauen (NordBalt) sowie die neue Leitung zwischen Litauen und Polen (LitPol Link I) sollen die Anbindung an die nordischen und kontinentaleuropäischen Strommärkte bis Ende 2015 verbessern. Die Entscheidungen zu Gasverbundleitungen und dem regionalen LNG-Terminal stehen noch aus. Dies erschwert einen angemessenen Gasverbund oder andere Möglichkeiten der 39 Diversifizierung der Gasversorgungsquellen im Baltikum (obwohl in Litauen Ende 2014 ein LNGTerminal einsatzbereit sein wird, um einen Teil des Gasbedarfs zu decken). Folglich sind die baltischen Staaten bei der Gasversorgung praktisch isoliert und stellen somit eine „Energieinsel“ in der EU dar. Aus diesem Grund sollten alle EUSBSR-Staaten nach wie vor darauf hinarbeiten, weitere Maßnahmen zur Schaffung eines vollständig vernetzten und integrierten regionalen Energiemarkts zu ergreifen. Der Ausbau und die Integration der Energiemärkte stellt somit ein Schlüsselziel dar, mit dem Folgendes erreicht werden soll: 1) die Verbesserung der Versorgungssicherheit insbesondere im Osten des Ostseeraums; 2) die Erleichterung der Streuung der Energiequellen; 3) ein Beitrag zum Wirtschaftswachstum durch Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Region und die Förderung von Investitionen in erneuerbare Energien; 4) ein Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen durch eine effizientere Energieverteilung, eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien und Maßnahmen zur Senkung des Energiebedarfs. Darüber hinaus muss der Widerstandsfähigkeit von Infrastrukturen gegenüber Naturkatastrophen und vom Menschen verursachten Katastrophen Beachtung geschenkt werden. Die EU-Strategie für den Ostseeraum, die die regionale Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten stärkt, würde einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der gemeinsamen europäischen Ziele im Energiesektor leisten und einen integrierten Energiemarkt schaffen. Die zügige Umsetzung des Verbundplans für den baltischen Energiemarkt (BEMIP), eine Erweiterung des Modells für den nordischen Elektrizitätsmarkt um die drei baltischen Staaten und die Vorstellung von koordinierten Lösungen für die Anbindung von Offshore-Windparks sowie weiterer Möglichkeiten zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien, überwacht im Rahmen EUSBSR, würden die Arbeit in diesem Bereich erleichtern. Wie bei allen geplanten Investitionen sollte dies im Zuge der integrierten Nutzung der Meere erfolgen, was auch Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) umfasst, damit die potenziellen Kosten nicht den Nutzen übersteigen. Teilziel: Anbindung der Menschen in der Region Die Ziele der Strategie lassen sich durch eine bessere Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure erreichen. Daher wird bei fast allen Schwerpunkten und horizontalen Aktionen eine der Auswirkungen der Strategie die bessere Anbindung der Menschen in der Region sein, entweder durch die Schaffung neuer Netze und Plattformen für die Zusammenarbeit oder durch den Ausbau der bereits bestehenden Netze. Zur Anbindung der Region gehört auch ein besserer Zugang zu Kommunikationsnetzen und zum Internet, was die Grundlage für einen reibungslosen Informationsfluss und eine engere und unmittelbarere Zusammenarbeit sowie einen entsprechenden Austausch bildet. 40 In diesem Zusammenhang müssen die künftigen Programme, Organisationen der Zusammenarbeit und Koordination sowie alle verfügbaren Instrumente zur Durchführung der Tätigkeiten, Aktionen und Projekte der EUSBSR so genutzt werden, dass sich alle Betroffenen mit der Strategie identifizieren. In Abhängigkeit von den jeweiligen Schwerpunkten und horizontalen Aktionen kann es sich bei dieser Anbindung um eine physische (z. B. in Form von Zugang zu Kommunikationsnetzen) oder eine kulturelle, intellektuelle oder wirtschaftliche Anbindung handeln. Teilziel: Bessere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität Es ist allgemein bekannt, dass ohne ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen Entwicklungen jeder Art sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich sind. Die EU-Strategie für den Ostseetraum umfasst daher auch Aktionen, die auf die speziellen Problemstellungen der Region in diesem Bereich eingehen. Der Ostseeraum besitzt lange EU-Außengrenzen, die aufgrund ihrer geografischen Gegebenheiten leicht zu überqueren sind. Daher ist es Aufgabe vieler Mitgliedstaaten, Maßnahmen zum Schutz der Sicherheit der Union insgesamt zu ergreifen. Auf einige der entsprechenden Aktionen ist besonders hinzuweisen. Die Aktionen zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität sollen die Kriminalitätsbeurteilung und -vorbeugung mit einen regional kooperativen Schwerpunkt versehen, den Schutz der Außengrenzen stärken und die langfristige Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten im Bereich der Strafverfolgung weiterentwickeln. Die Taskforce zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Ostseeraum ist die einzige Plattform, bei der alle EU-Mitgliedstaaten der Region und Island, Norwegen, Russland, die Europäische Kommission, Europol und Interpol zusammenarbeiten. Über das Mandat dieser Taskforce entscheiden die Regierungschefs der baltischen Staaten. 41 Zielvorgaben und Indikatoren für das Ziel „Anbindung der Region“ Teilziele Baseline Zielvorgabe/Termin Interne und externe Anbindung der Region, einschließlich Reisezeit. Die Anzahl der Elemente des TEN-V-Kernnetzes und des Gesamtnetzes, die die Kriterien der TEN-V-Verordnung erfüllen. Vollendung des TEN-V-Kernnetzes und des Gesamtnetzes des Ostseeraums entsprechend dem CEFund TEN-V-Zeitplan sowie Verbindungen mit Russland und Belarus entsprechend der Verkehrsund Logistikpartnerschaft der Nördlichen Dimension und unter Einbeziehung des regionalen Verkehrsnetzes der Östlichen Partnerschaft. TEN-V-Durchführungsberichte. Verlässliche Energiemärkte Stand der Marktbedingungen und der Vernetzung der Energiemärkte der baltischen Staaten mit dem Rest der EU. Verbundplan für den Energiemarkt im Ostseeraum und dessen Zeitplan. Vollständiger und ökologisch nachhaltiger Verbund der Gas- und Strommärkte gemäß dem Zeitplan des Verbundplans. Verbundplan für den Energiemarkt im Ostseeraum. Anbindung der Menschen in der Region Anzahl der Organisationen und Personen, die an Programmen für den Austausch und die Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Bildung und Wissenschaft teilnehmen. Anzahl der Teilnehmer am Rahmenprogramm, Kulturprogramm, Programm „Jugend in Aktion“ und der Marie Curie-Maßnahme im Jahr 2009 = 43 452. Erhöhung der Anzahl der Teilnehmer (Personen oder Organisationen) an diesen Programmen um 20 % bis 2020 = 229 000. COM-Daten. Gute Verkehrsbedingungen Indikator Anzahl der Teilnehmer des Programms „Lebenslanges Lernen“ im Jahr 2009 = 148 117. 2009 insgesamt = 191 569. Datenquellen TENtec-Portal. Nationale Ministerien. Berichte der Programme der Europäischen Territorialen Zusammenarbeit, sofern relevant. Steigerung des Wohlstands Der Ostseeraum umfasst einige der erfolgreichsten und innovativsten Volkswirtschaften der Welt sowie Regionen, die sich dem europäischen Durchschnitt zügig annähern. Für die kleineren Volkswirtschaften wie Estland und Litauen ist der Ostseeraum die wichtigste Außenhandelszone. Bei diesen Staaten liegt der Anteil des Ostseeraums am Gesamthandelsvolumen bei über 50 %. Bei den drei nordischen Ländern bewegt sich der Anteil des Handels im Ostseeraum zwischen 37 % (Schweden) und 44 % (Dänemark). Ähnliche Zahlen gelten für Polen, wo der Handel im Ostseeraum 35 % des Gesamthandelsvolumens ausmacht. Nur in Deutschland ist der Anteil des Handels im Ostseeraum – wegen des erheblichen Gesamtumfangs des deutschen Handelsvolumens – deutlich kleiner. Interessant ist die Tatsache, dass bei den drei Ländern mit dem größten Handelsvolumen im Ostseeraum (Deutschland, Polen und Schweden) der Anteil des Handels im Ostseeraum im Vergleich zum Gesamt-Handelsvolumen kleiner ist. Zur Steigerung des Wohlstands des Ostseeraums enthält die EUSBSR Aktionen zur Förderung unternehmerischer Initiative sowie zur Unterstützung von Innovation, Handel und internetgestütztem Wachstum, um Geschäftspotenziale zu erschließen und das Funktionieren des Binnenmarktes vor Ort zu verbessern, ohne die natürlichen Ressourcen oder die Ökosysteme, von denen sie abhängen, zu erschöpfen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Region steht auch in engem Zusammenhang mit einem hohen Bildungsniveau. Zur Wahrung und Förderung dieser Wettbewerbsfähigkeit muss die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen aller Ebenen verstärkt und die Mobilität von Schülern, Studenten und Lehrkräften innerhalb der Region erhöht werden. Zugleich gilt es, die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen auszubauen. Zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit müssen die Unternehmen in der Region qualitativ hochwertige Waren und Dienstleistungen anbieten können, was eine stärker unternehmensbezogene Ausbildung und somit einen verstärkten Austausch zwischen diesen beiden Sektoren erfordert. Für eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist es auch notwendig, die Bildungsmöglichkeiten zu erschließen, die die Nutzung moderner IKT bietet. Um das Potenzial der Humanressourcen zur Steigerung von Wachstum und Wohlstand voll auszuschöpfen, muss auch sichergestellt sein, dass Frauen und Männer gleichermaßen an Unternehmertum, Innovationen, Handel, Bildung sowie dem Arbeitsleben im Allgemeinen teilhaben. Für die Umsetzung der Strategie Europa 2020 bestehen im Ostseeraum große Potenziale, auch im Sinne des Ziels intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. Dadurch wird nicht nur der Wohlstand der Region zunehmen, sondern die gesamte EU gewinnen. Auch die soziale Dimension der EUSBSR ist groß. Größerer Wohlstand verlangt einen gut funktionierenden Arbeitsmarkt, in dem die geografische und berufliche Mobilität gefördert werden. Neben nachhaltigem Wachstum und Ressourceneffizienz stellen Risikoprävention und -management sowie die Anpassung an den Klimawandel und die Eindämmung seiner Folgen ein wirklich horizontales Problem dar, wobei die Klimaschutzstrategie eng an den Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit der Region gekoppelt ist. Es sind Anpassungs-, Risikopräventions- und -managementmaßnahmen erforderlich, um die durch den Klimawandel bedingten Herausforderungen zu bewältigen und die Region widerstandsfähig gegenüber natürlichen und vom Menschen verursachten Katastrophenrisiken zu machen. Ein Scheitern zum jetzigen Zeitpunkt kann verheerende Auswirkungen auf die künftige Wirtschaftslage haben, aber auch negative Konsequenzen für die ökologische und soziale Entwicklung der Region nach sich ziehen, die weniger gravierend ausfallen könnten, wenn Katastrophen verhindert oder effizienter bewältigt würden. Klimaschutzmaßnahmen werden sich auch positiv auf den Wohlstand auswirken, und zwar vor allem Maßnahmen, die auf eine Zukunft mit energieeffizienten, sauberen Kraft- und Brennstoffen ausgerichtet sind, was Arbeitsplätze schaffen und die Verschwendung von HA Involve HA Nachhaltigkeit HA Raumordnung SB Bildung SB Gesundheit SB KMU SB Innovation SB Markt SB Kriminalität SB Kultur SB Tourismus SB Energie SB Verkehr SB Safe SB Secure SB Schifffahrt SB Bio SB Agri SB Gefahren SB Nutri Ressourcen und Finanzmitteln verhindern wird. Ziel 3: Steigerung des Wohlstands ✔ Binnenmarkt Europa 2020 Wettbewerbsfähigkeit allgemein ✔ ✔ Klimawandel ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Dunkles Häkchen - der SB oder die HA befasst sich hauptsächlich mit diesem Teilziel ✔ Helles Häkchen - der SB befasst sich auch mit diesen Teilzielen, allerdings nicht so unmittelbar Teilziel: EU-Strategie für den Ostseeraum als Instrument zur Vertiefung und Vollendung des Binnenmarkts Im Ostseeraum bestehen nach wie vor rechtliche und administrative Hindernisse, die den Handel mit Waren und Dienstleistungen zwischen den Mitgliedstaaten und mit den Nachbarländern beeinträchtigen. Die Märkte des Ostseeraums sind – mit Ausnahme Deutschlands – relativ klein und zur Aufrechterhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit daher stark auf den Handel innerhalb der Region 44 angewiesen. Zur Steigerung des Wohlstands der Region sind daher eine vollständige Umsetzung der Binnenmarktvorschriften und ein Abbau der ungerechtfertigten Schranken für den Handel mit den Nachbarländern unabdingbar. Der Ostseeraum ist für alle betroffenen Länder außer Deutschland der dominierende Außenhandelsbereich. Das Handelsvolumen zwischen den Ländern nimmt zu, wächst aber langsamer, als zu erwarten wäre; dies deutet darauf hin, dass bei der Integration der Märkte nicht die vorgesehenen Fortschritte erzielt werden. Besonders für KMU hat es sich als schwierig erwiesen, optimalen Nutzen aus dem Binnenmarkt zu ziehen und die jeweilige Geschäftstätigkeit auf die Nachbarländer auszudehnen. Dadurch werden insbesondere expandierende KMU ausgebremst, die auf umfangreichere „Binnenmärkte“ angewiesen sind. Um gute Handelsbeziehungen zu Drittstaaten sicherzustellen, müssen die administrativen, nichttarifären Hemmnisse für den Handel und den grenzüberschreitenden Warenverkehr insbesondere zwischen der EU und Russland abgebaut werden. Dies erfordert eine Verbesserung der Zollverfahren und der Infrastruktur. Darüber hinaus ist es wichtig, die internationale Zusammenarbeit im Steuerbereich zu stärken, die Bedingungen für Handel und Investitionen zu verbessern und die Anstrengungen zur Bekämpfung grenzübergreifender Aktivitäten bei Steuerbetrug und Steuerflucht zu verstärken. Eine bessere Integration ist erforderlich, wenn die Region ihre Position als wohlhabende Region aufrechterhalten und verbessern soll. Beratungen und Analysen zur Vorbereitung der Binnenmarktüberprüfung von 2010 haben gezeigt, dass der Rechtsrahmen in vielen Bereichen und Sektoren des Binnenmarktes noch nicht im gewünschten Umfang funktioniert. Die Stärkung der Handelsverbindungen innerhalb der Region durch Abbau der ungerechtfertigten Hemmnisse empfiehlt sich als kostengünstiger Ansatz zur Revitalisierung der Wirtschaft. Außerdem ist es für die Region wichtig, dass die Empfehlungen des „Small Business Act“ (SBA) vollständig umgesetzt werden, um den Verwaltungsaufwand für kleinere Unternehmen zu verringern. Teilziel: Beitrag der EU-Strategie für den Ostseeraum zur Umsetzung der Europa-2020-Strategie Die EUSBSR muss fester Bestandteil der Strategie Europa 2020 und der aktuellen politischen Entwicklungen der EU werden. In diesem Sinne stehen die Ziele der Europa-2020-Strategie – intelligentes, nachhaltiges und integriertes Wachstum – erneut im Mittelpunkt. Es gibt einen neuen, zielgerichteten politischen Kontext, in dem eine thematische Konzentration im Einklang mit den Zielen zur Steigerung des Wohlstands im Ostseeraum gefordert wird. In der Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ der Europa-2020-Strategie wird darauf verwiesen, dass die Meeresressourcen ein wesentlicher Bestandteil unseres natürlichen Kapitals sind und in zahlreichen Branchen – z. B. Förderung von Bodenschätzen, Arzneimittel, Biotechnologie und Energie – 45 wirtschaftliche Möglichkeiten bieten. Hier gilt das Gebot der Nachhaltigkeit, damit die Meeresumwelt weiterhin wichtige Ökosystemleistungen wie die natürlichen Regulierungsfunktionen, die zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen oder die Küstenerosion aufhalten, erbringen kann. Marine und maritime Sektoren (wie in der Mitteilung der Kommission „Blaues Wachstum“ hervorgehoben)19 schaffen Chancen für nachhaltiges Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze, denen weiter nachgegangen werden sollte, um das Potenzial der Region auszuschöpfen. Mit der horizontalen Priorität für die ländliche Entwicklung „Förderung von Wissenstransfer und Innovationen“ auf makroregionaler Ebene kann sich ein Mehrwert für die Gemeinschaft ergeben. Die Zusammenarbeit im Ostseeraum stärkt auch andere EU-Politiken, wie die Klimaschutzpolitik, die Ressourceneffizienz oder das neue europäische Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020. Die derzeitigen Arbeiten zeigen, dass die EU-Strategie für den Ostseeraum dem Fortschritt ein neues kooperatives und praktisches Element verleiht. Ein vertiefter Dialog zwischen der Kommission, den betroffenen Mitgliedstaaten, Handelskammern und Industrieverbänden wird die Schwerpunktsetzung der Strategie auf eine integrierte Industriepolitik für das Zeitalter der Globalisierung erleichtern. Dies kann in der Region viel bewirken. Im Einklang mit der Europa-2020-Leitlinitiative „Eine integrierte Industriepolitik für das Zeitalter der Globalisierung“ und dem „Small Business Act“ geht es in der Strategie um die Förderung von KMU, indem ihnen der Zugang zu Finanzierungsmitteln erleichtert, ein günstigeres Regulierungsumfeld geschaffen und ihnen allgemein bei der Anpassung an die Herausforderungen der Globalisierung geholfen wird. Ein Augenmerk ist auch auf die Unterstützung maßgeblicher Branchen wie der Umwelttechnologien zu richten, die eine Stärke der Region darstellen, bei denen es aber eines engeren Zusammenspiels zwischen Politik und Marktentwicklung bedarf. Entsprechend der Europa-2020-Leitlinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ sollten regionale Anstrengungen unternommen werden, um dieses Konzept umzusetzen, und zwar durch einen geringeren Rohstoffverbrauch und die Müllvermeidung mithilfe von Recycling und der Umwandlung der Abprodukte eines industriellen Verfahrens in Rohstoffe eines anderen Verfahrens. Sämtliche potenziell umweltschädlichen Subventionen, auch für den Fischfang, sollten schrittweise abgeschafft werden. Im Einklang mit der Europa-2020-Leitlinitiative „Eine Agenda für neue Kompetenzen und neue Beschäftigungsmöglichkeiten“ bildet ein vertiefter Dialog zwischen Gewerkschaften, Arbeitgebern und Regierungen über die künftigen Herausforderungen des Arbeitsmarkts, etwa den demografischen Mitteilung der Kommission „Blaues Wachstum – Chancen für nachhaltiges marines und maritimes Wachstum“ vom 13. September 2012 (COM(2012) 494 final. 19 46 Wandel, eine wichtige Möglichkeit zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und zum Abbau von strukturellen Unterschieden in der Region. Die Veränderungen der demografischen Strukturen verdeutlichen auch, wie wichtig eine kontinuierliche Befassung mit der makroregionalen Dimension der sozialen Integration und der öffentlichen Gesundheit ist. Zur Förderung einer den gesamten Ostseeraum umfassenden Innovationsunion werden gemeinsame Bemühungen erforderlich sein, um die verfügbaren Finanzmittel durch einen programmatischen Ansatz abzustimmen. Um das Ziel der Europa-2020-Strategie für die allgemeinen FuE-Ausgaben zu erreichen, müssen mehr Mittel für Forschung und Innovation bereitgestellt werden. Hierzu müssen die betreffenden Mitgliedstaten ihre Zusammenarbeit ausbauen und vertiefen, um die Region für die Bewältigung der künftigen Herausforderungen zu rüsten: Ressourceneffizienz und Umweltschutz, Gesundheit, Energie, innovative und nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen, Nachhaltigkeit im Verkehr, bei digitalen Geschäftsmodellen und Dienstleistungen. Für die Region könnten mehrere Innovationspartnerschaften von Bedeutung sein, z. B. die Innovationspartnerschaften für Wasser, für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit und für Rohstoffe. Uneingeschränkt genutzt werden sollten auch die Möglichkeiten des neuen Rahmenprogramms Horizont 2020. Es gilt, ein strategisches Verfahren für die Ermittlung von Synergien festzulegen, so dass eine kritische Masse von Kompetenzen in Schlüsselbereichen entsteht und Synergien zwischen Initiativen zur Stärkung der Innovationsfähigkeit der Region in wichtigen Marktbereichen geschaffen werden. Dies muss sowohl auf politischer als auch auf wirtschaftlicher Ebene erfolgen, damit so eine bessere Mobilität, ein stärkerer regionaler Zusammenhalt und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erzielt werden kann. Die Regionen müssen innovative Unternehmen für sich gewinnen und effiziente Dienstleistungen zur Unterstützung von Innovationen entwickeln, um ihre Innovationsfähigkeit langfristig zu erhöhen. Ein derartiger ganzheitlicher Ansatz wird in hohem Maße auf wirksame Partnerschaften zwischen (nationalen und regionalen) Regierungsstellen und Gruppen der Wirtschaft, der Industrie und der Zivilgesellschaft angewiesen sein, die mitunter bei der Anwendung der Ideen der Europa-2020-Strategie eine führende Rolle übernehmen werden. Ein digitaler Binnenmarkt ist für die Volkswirtschaften des Ostseeraums und dessen globale Position als innovative Region von größter Bedeutung. Als Vorreiter in vielen Bereichen der digitalen Wirtschaft kann die Region aus der Europa-2020-Leitinitiative „Eine digitale Agenda für Europa“ und den Maßnahmen der Binnenmarktinitiative zur Schaffung von Wachstum und Arbeitsplätzen in Europa großen Nutzen ziehen. Die Region ist in der Lage, im Zuge der Ermittlung und Beseitigung von Hemmnissen für eine wachsende digitale Wirtschaft einschließlich von Hemmnissen für den OnlineHandel praktische Ergebnisse zu erzielen. Daher gilt es, sämtliche Bemühungen um eine Ausschöpfung des Wachstums- und Innovationspotenzials digitaler Dienstleistungen und Inhalte zu unterstützen und 47 mithilfe schneller und zuverlässiger Kommunikationsnetze, die die Voraussetzung für internetgestütztes Wachstum bilden, zu ermöglichen. Aus diesem Grund müssen die Länder des Ostseeraums nationale Breitbandpläne realisieren, die zum Erreichen der in der Leitinitiative „Eine Digitale Agenda für Europa“ genannten Vorgaben für den Breitbandausbau beitragen. Teilziel: Bessere Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraums auf dem Weltmarkt Der Globalisierungsprozess kann zu besserer Zusammenarbeit und verstärkter Konkurrenz der Länder und Regionen um Investitionen in den Bereichen Produktion, Wissen und Innovation führen. Auf der wirtschaftlichen Ebene ist die Entwicklung wissensintensiver Produkte und Dienstleistungen eine unerlässliche Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf dem Weltmarkt. Auf der politischen Ebene müssen die Länder – und insbesondere die Regionen – effiziente Innovationsstrategien und -systeme entwickeln, um die unternehmerische Dynamik und eine enge Vernetzung von Wissenseinrichtungen auf Spitzenniveau und von privaten Investoren, Inkubatoren und entsprechenden Dienstleistungen zu fördern. Wenn dies im gesamten Ostseeraum erreicht werden soll, stellen sich besondere Herausforderungen. Für eine vorteilhafte Entwicklung der Region ist dies jedoch unumgänglich. Dringend geboten ist auch eine Stärkung der Zusammenarbeit in wichtigen Wirtschaftsbereichen, damit der aus relativ kleinen Ländern und Märkten bestehende Ostseeraum ein dynamisches Innovationsumfeld schaffen kann. Dies sollte sich in der Art der Umsetzung der Strategie und ihrer Koordinierung mit anderen nationalen und EU-Initiativen sowie in Unternehmensinitiativen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Region auf dem Weltmarkt widerspiegeln. Institutionelle Hemmnisse verursachen erhebliche Einschränkungen für die Tätigkeit von KMU im Ostseeraum. Wenn die Entwicklung in der Region auf KMU aufbauen soll, müssen Beschränkungen, die der Entwicklung von KMU entgegenstehen, so schnell wie möglich aufgehoben werden. Die höchste Priorität kommt der Erstellung eines institutionellen Rahmens zu, der stimmige Regeln für unternehmerische Tätigkeit festlegt. (In der Praxis sind diese Regeln oft zu restriktiv oder zu komplex.) Der institutionelle und rechtliche Rahmen, in dem Unternehmen im Ostseeraum tätig sind, ist in den einzelnen Staaten sehr unterschiedlich beschaffen. Im Ostseeraum müssen die allgemeinen Wachstumsvoraussetzungen gestärkt werden, vor allem in ländlichen Gebieten, die im Vergleich zu städtischen Gebieten oft eher rückständig sind. Zur Verbesserung der Lebensqualität in ländlichen Gebieten sollten die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Land- und Forstwirtschaft und die Förderung der Diversifizierung in den Vordergrund treten. Größere und bessere Unterstützung sollten zudem die unternehmerische Initiative sowie die Entwicklung von KMU erfahren, nicht zuletzt auch die Vernetzung von KMU auf lokaler/regionaler 48 Ebene. Ebenso sollte die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen zur Unternehmensförderung unterstützt werden. Der Umfang des Handels und der Investitionen in der Region könnte durch bessere Zusammenarbeit zwischen Handel und Investitionsträgern sowie durch die Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen, die auf eine weitere wirtschaftliche Integration abzielen, erhöht werden. Gleiches gilt für den Dienstleistungssektor. Der Tourismus leistet bereits einen wesentlichen Beitrag zur Wirtschaft des Ostseeraums. 2011 konnte die Region 66 Millionen internationale Besucher aufweisen, was 7 % des Weltmarktanteils am Tourismus mit einem Zuwachs von 7,1 % entspricht. Neben der Erreichbarkeit der Region und der nachhaltigen Nutzung des Kultur- und Naturerbes ist auch die enge Zusammenarbeit mit der IKT-Branche und dem Gesundheitswesen eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung eines weltweit konkurrenzfähigen und nachhaltigen Tourismus. Darüber hinaus könnte die Krise eine Umorientierung der Unternehmen bewirken und die Entwicklung „grüner Unternehmen“ fördern, auch im marinen und maritimen Sektor. Um den langfristigen Wohlstand der Ostseeregion zu sichern, muss der Bereich „Unternehmerisches Handeln“ in die Lehrpläne aller Bildungsebenen aufgenommen werden. Um hohe Produktivität, einen hohen Innovationsgrad und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erzielen, muss der Ostseeraum außerdem den Arbeitsmarkt in stärkerem Maße einbeziehen und integrieren. Ein hoher Beschäftigungsgrad, gute Arbeitsplätze und möglichst geringe soziale Ausgrenzung sind wichtige Faktoren für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen des Ostseeraums. Informations- und Kommunikationstechnologien, spezieller noch digitale Dienstleistungen, Inhalte und Anwendungen transformieren Wertschöpfungsketten in allen Wirtschaftsbereichen, kurbeln Innovationen an und führen zu erheblichen Steigerungen von Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz. Unabdingbare Voraussetzung für diesen Wachstumsmotor ist die Verfügbarkeit schneller und zuverlässiger Netzverbindungen überall. Daher wird die Umsetzung der „Digitalen Agenda für Europa“ sowie ihrer Ziele und Maßnahmen im Hinblick auf ein schnelles und ultraschnelles Internet für den Ostseeraum ein maßgeblicher Faktor sein. Auf die im Ostseeraum ansässigen Unternehmen entfällt ein wesentlicher Weltmarktanteil des Seeverkehrs, und der maritime Sektor, der Dienstleistungen für Schifffahrtsunternehmen erbringt, spielt in Bezug auf Beschäftigung und Innovationen eine wichtige Rolle in der Region. Damit der maritime Sektor der Ostseestaaten diese Position noch verbessern bzw. wahren kann, muss dem Wachstumspotenzial, der unternehmerischen Initiative und der Nachhaltigkeit in diesem Bereich stärkere Beachtung geschenkt werden. Darüber hinaus könnte das Know-how der traditionellen maritimen Industrien für neu entstehende maritime Sektoren genutzt werden. 49 Auch die Kultur kann als strategischer Aspekt angesehen werden, der in mehrfacher Hinsicht zur Weiterentwicklung des Ostseeraums beiträgt: als Faktor für die Weiterentwicklung der Region und als Faktor für den Auf- und Ausbau der Identität der Gesellschaft auf nationaler und transnationaler Ebene. Die Kultur- und Kreativbranche ist Schöpfer des BIP und tragen zur Steigerung des Wohlstands bei, fungieren somit als Entwicklungsmultiplikatoren. Aufgrund von Investitionen in die Kultur- und Kreativbranche, die vor allem KMU betrafen, sind die Beschäftigungszahlen gestiegen. Eine Beschäftigungszunahme führt zu höheren Haushaltseinkommen, die wiederum eine größere Nachfrage nach sich ziehen. Somit wirkt sich die Kultur- und Kreativbranche positiv auf das nachhaltige Wirtschaftswachstum aus. Bei der horizontalen Aktion zur Förderung der regionalen Identität geht es um Zusammenarbeit, die die Region intern und auf den Weltmärkten gemeinsam voranbringen soll. Eine Interaktion der Aktivitäten im Bereich Tourismus, Kultur und regionale Identität soll die in diesem Bereich tätigen Partner zu einer besseren Zusammenarbeit anhalten, um den Ostseeraum so homogen zu gestalten, dass er innerhalb und außerhalb seines Territoriums als erkennbare Region wahrgenommen wird, wobei das übergeordnete Ziel in der Verbesserung seiner Wettbewerbsfähigkeit besteht. Teilziel: Anpassung an den Klimawandel, Risikoprävention und -management Alle Länder des Ostseeraums sind vom Klimawandel betroffen, der die Sicherheit der Bevölkerung, die Umwelt und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen kann. Es liegen bereits zahlreiche positive Erfahrungen mit Maßnahmen zur Milderung des Klimawandels und zur Anpassung an den Klimawandel in dieser Region vor. Daher können der Austausch von Erfahrungen und die Zusammenarbeit in Bezug auf konkrete Projekte sehr hilfreich sein. Die Ostsee ist eine Ökoregion mit sehr spezifischen Merkmalen; entsprechend spezifisch dürften auch die Folgen des Klimawandels sein. Besonders wichtig ist daher die Zusammenarbeit der lokalen, nationalen und transnationalen Akteure in Bezug auf die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Milderung des Klimawandels sowie zur Risikoprävention und zum Risikomanagement, die auch den Austausch bewährter Verfahren umfassen, die sich als wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig erwiesen haben. Auch die gemeinsame Nutzung von Erkenntnissen und – sofern möglich und sinnvoll – die Bündelung von Ressourcen sind maßgeblich für die Verbesserung der Zusammenarbeit. Dies kann „sanfte“ Maßnahmen (z. B. Überarbeitung von Raumplanungsstrategien und Risikomanagementplänen, Risikobewertung, Beurteilung von Katastrophenschutzkapazitäten) sowie Präventionsmaßnahmen im Hoch- und Ingenieurbau und Risikomanagement-Maßnahmen (d. h. Hochwasserschutzanlagen, Sanierung von Gebäuden) betreffen. 50 Aufgrund der geografischen Lage des Ostseeraums, des kalten Klimas und der Verwundbarkeit der natürlichen Umwelt können die Auswirkungen des Klimawandels auf das Ökosystem besonders gravierend sein. Bei stärkeren Veränderungen sind Auswirkungen auf die Gewässereigenschaften und die biologischen Gegebenheiten der Region zu erwarten. Einige Bereiche (z. B. die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft der Fischfang, der Fremdenverkehr und wichtige Infrastrukturen) sind besonders empfindlich. Besondere Beachtung sollte der Stadtplanung und der verstärkten Eutrophierung zukommen. Mit der Ausarbeitung einer makroregionalen Anpassungsstrategie werden die Bemühungen verstärkt, die regionalen Auswirkungen des Klimawandels in einer Region mit ähnlichen geographischen und klimatischen Gegebenheiten zu verstehen, zu bewältigen und mit ihnen umzugehen. Auch wenn sich die wahrscheinlichen Auswirkungen des Klimawandels nur schwer mit Sicherheit voraussagen lassen, ist es klar, dass sich die Ostsee schneller erwärmt als alle anderen Meere. In vielen Teilen der Region werden die Lufttemperaturen steigen und sich die Niederschlagsmuster und -mengen ändern. Dadurch wird er vermehrt zu Ableitungen kommen, die wiederum zu mehr Nährstoffeinträgen in der Ostsee führen werden. Im Hinblick auf die Anpassung an den Klimawandel ist es zudem von Bedeutung, dass extreme Wetterereignisse wie Hochwasser und Trockenperioden zunehmen werden. Dies wird das Katastrophenmanagement und die Langzeitplanung im Ostseeraum wesentlich beeinflussen. Gegenstand der makroregionalen Strategien sollten auch die grenzübergreifenden Auswirkungen bestimmter Katastrophen (wie Erdbeben, Industrieunfälle und andere nicht klimabedingte Gefahren) sein; überdies sollte bei der Bewältigung gemeinsamer Risiken für eine stärkere Zusammenarbeit im Bereich Prävention, Abwehr und Reaktion gesorgt werden. Die Förderung einer breiten Nutzung von Holz, beispielsweise im Bausektor, ist, sofern nachhaltig bewirtschaftet, klimafreundlich und trägt zu einer nachhaltigen Gesellschaft bei. Durch wissenschaftliche Rahmenprogramme wie BONUS sollten das Verständnis des Klimawandels und der geophysikalischen Erfordernisse in der Region sowie die Ausarbeitung der entsprechenden Gegenmaßnahmen vorangebracht werden. 51 Zielvorgaben und Indikatoren für das Ziel „Steigerung des Wohlstands“ Teilziele EU-Strategie für den Ostseeraum als Instrument zur Vertiefung und Vollendung des Binnenmarkts Indikator Volumen des intraregionalen Warenhandels. Dreijahresdurchschnitt des Ostseeraums im Jahr 2008 = 416,9 Milliarden Euro. Zielvorgabe/Termin Hinwirken auf eine Steigerung des intraregionalen Warenhandels im Ostseeraum um 15 % bis 2020. Datenquellen Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein (NUTS2). (Die Zahlen zum Warenhandel basieren auf Ein- und Ausfuhren von Waren ausschließlich zwischen Ländern des Ostseeraums, Ausgangswert ist der Durchschnittswert der Jahre 2007-08-09 insgesamt). Volumen der grenzüberschreitenden Dienstleistungen. Beitrag der EUStrategie für den Ostseeraum zur Umsetzung der Europa-2020Strategie Baseline Dreijahresdurchschnitt des Ostseeraums im Jahr 2008 = 43 473,1 Milliarden Euro. Hinwirken auf eine Steigerung des intraregionalen Handels mit Dienstleistungen im Ostseeraum um 15 % bis 2020. Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein (NUTS2) (Die Zahlen zum Handel mit Dienstleistungen basieren auf Ein- und Ausfuhren von Dienstleistungen ausschließlich zwischen Ländern des Ostseeraums). Beschäftigungsquote (Altersgruppe: 20-64 Jahre) als Anteil an der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums (%). Durchschnittswert des Ostseeraums im Jahr 2008 = 70 % der 20-64-Jährigen. Hinwirken auf einen höheren Durchschnittswert des Ostseeraums bis 2020 = 75 % der 20-64-Jährigen. Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein (NUTS2). Beschäftigungsquote (Altersgruppe: 20-64 Jahre) als Anteil an der Gesamtbevölkerung des Durchschnittswert der besten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums im Jahr 2010 = 79,53 % Durchschnittswert der schlechtesten Hinwirken auf eine Senkung der Differenz der durchschnittlichen Beschäftigungsquote zwischen den besten und schlechtesten 10 % der Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein (NUTS2) (Der Index basiert auf „Millionen Ostseeraums (%). 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums im Jahr 2010 = 61,21 %. Gesamtbevölkerung des Ostseeraums bis 2020. EUR/beschäftigte Person“. Der durchschnittliche Indexwert des Ostseeraums kann mit dem der EU27 (= 100) verglichen werden. Allgemeine FuEAusgaben Durchschnittswert des Ostseeraums im Jahr 2008 = 2,16 % des BIP. Hinwirken auf einen höheren Durchschnittswert des Ostseeraums bis 2020 = 3 % des BIP. Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein (NUTS2). Allgemeine FuEAusgaben Durchschnittswert der besten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums im Jahr 2008 = 4,55 %. Hinwirken auf eine Senkung der Differenz der FuE-Ausgaben zwischen den besten und schlechtesten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums bis 2020. Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein (NUTS2). Hinwirken auf ein höheres durchschnittliches BIP-Wachstum im gesamten Ostseeraum bis 2020. Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein. Hinwirken auf eine Senkung der Differenz des durchschnittlichen BIP zwischen den Mitgliedstaaten des Ostseeraums mit dem höchsten und denen mit dem niedrigsten BIP bis 2020. Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein. Durchschnittswert der schlechtesten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums im Jahr 2008 = 0,2 %. Bessere Wettbewerbsfähig keit des Ostseeraums auf dem Weltmarkt BIP-Wachstum Durchschnittliches BIP-Wachstum des Ostseeraums im Zeitraum 2007-2008 = 1,4 %. Durchschnittliches BIP-Wachstum der EU im Zeitraum 2007-2008 = 1,75 %. BIP (in KKS) 4 Mitgliedstaaten mit dem höchsten BIP-Durchschnitt, BIP beträgt 120,1 % des EU-Durchschnitts (2007-2010), konstante Entwicklung. 4 Mitgliedstaaten mit dem niedrigsten BIP-Durchschnitt, BIP beträgt 59,2 % des EU-Durchschnitts (2007-2010), rückläufige Entwicklung. 53 Index der menschlichen Entwicklung (HDI). Durchschnittswert des Ostseeraums im Jahr 2008 = 44,8. Hinwirken auf eine Steigerung des HDI-Indexwerts des Ostseeraums um 25 % bis 2020. Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen. (Der Index basiert auf der „Lebenserwartung bei guter Gesundheit“, dem „Nettohaushaltseinkommen pro Kopf“ und dem „hohen bzw. niedrigen Bildungsgrad der 2564-Jährigen“. Der durchschnittliche Indexwert des Ostseeraums kann mit dem der EU27 (62) verglichen werden. Index der menschlichen Entwicklung (HDI). Durchschnittswert der besten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums im Jahr 2008 = 86,41 %, Durchschnittswert der schlechtesten 10 % Gesamtbevölkerung des Ostseeraums im Jahr 2008 = 21,05 %. Hinwirken auf eine Senkung der Differenz des HDI-Indexwerts zwischen den besten und schlechtesten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums bis 2020. Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen. Arbeitsproduktivitätsindex. Durchschnittswert des Ostseeraums im Jahr 2008 = 77,8 %. Hinwirken auf eine Erhöhung des Werts des Arbeitsproduktivitätsindex im gesamten Ostseeraum um 20 % bis 2020. Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein (NUTS2) (Der Hinwirken auf eine Senkung der Differenz des Werts des Arbeitsproduktivitätsindex zwischen den besten und schlechtesten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums bis 2020. Jahresdaten von Eurostat, verfügbar zwei Jahre im Nachhinein (NUTS2) (Der Arbeitsproduktivitätsindex. Durchschnittswert der besten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums im Jahr 2008 = 150,1 % Durchschnittswert der schlechtesten 10 % der Gesamtbevölkerung des Ostseeraums im Jahr 2008 = 28,6 % Index basiert auf „Million EUR/beschäftigte Person“. Durchschnittlicher Indexwert der EU27 = 100). Index basiert auf „Million EUR/beschäftigte Person“. Durchschnittlicher Indexwert der EU27 = 100). 54 Anpassung an den Klimawandel Integrierter Küstenschutzplan und entsprechendes Programm, inkl. Maßnahmen zur Bekämpfung der Auswirkungen verstärkter Ableitungen und der Veränderungen der Meeresumwelt. Keiner im Jahr 2011. Regionale Strategie 2013. Verabschiedung eines integrierten Küstenschutzplans und eines entsprechenden Programms bis 2020. Europäische Kommission, GD Klima, nationale Ministerien, Jahresberichte der OP. 55 SCHWERPUNKTBEREICHE SB Agri – Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei Koordiniert durch Finnland, Litauen, Schweden Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei sind von großer Bedeutung für die Wirtschaft und die nachhaltige Entwicklung im Ostseeraum. Die Aufrechterhaltung der Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit dieser Sektoren ist eine entscheidende Voraussetzung für die Sicherstellung einer nachhaltigen Entwicklung der Region. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit wäre mit vielen Vorteilen verbunden. Die Bewältigung der umwelt- und wettbewerbspolitischen Herausforderungen im Ostseeraum könnte durch eine bessere Koordinierung und einen höheren Bekanntheitsgrad von bewährten Verfahren unterstützt werden, insbesondere bei den sektorübergreifenden und integrierten Konzepten für die Entwicklung des ländlichen Raums. Damit würde gleichzeitig ein Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Erschließung neuer Möglichkeiten geleistet, wie etwa Energiegewinnung aus erneuerbaren Energieträgern, Bekämpfung des Klimawandels und der Eutrophierung sowie Erhöhung der Biodiversität. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit und ein Austausch von Erfahrungen und bewährten Verfahren zwischen den Akteuren aller Ebenen ist dabei unbedingt erforderlich. Im Vordergrund steht die Aufgabe, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und der ländlichen Gebiete zu steigern, die Lebensqualität zu verbessern und die Diversifizierung zu fördern. Landwirtschaft und ländliche Gebiete stellen zudem Ökosystemleistungen für die Gesellschaft insgesamt bereit, und es sollte gewährleistet werden, dass sie dazu auch künftig in der Lage sind. Zu diesem Zweck muss unter anderem die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren im öffentlichen, nichtstaatlichen und privaten Sektor noch intensiver gestaltet werden. Bei den Maßnahmen zur Ausweitung und verstärkten Entwicklung einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Praxis in der Region sollte ein enger Bezug zu anderen EUSBSR-Schwerpunktbereichen bestehen. So ist beispielsweise der Schwerpunktbereich „Nutri“ für den Bereich „Agri“ von Bedeutung, was auch auf das Landwirtschafts- und Umweltforum der Helsinki-Kommission zutrifft. Eine Zusammenarbeit mit den Schwerpunktbereichen „Nutri“ und „Bio“ wäre bei der Bewältigung der Probleme der Eutrophierung, des Klimawandels und der biologischen Vielfalt denkbar. Der Ostseeraum ist eine zum großen Teil von Wäldern dominierte Region. Die Forstwirtschaft ist von Bedeutung für die regionale Entwicklung und spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung einer nachhaltigen Beschäftigung in ländlichen Gebieten. Der Ostseeraum gehört zu den führenden forstwirtschaftlichen Zentren in der EU. Aufgrund der wachsenden Bedeutung unterschiedlicher Waldökosystemleistungen steigen auch die Anforderungen an den Forstsektor, noch verstärkt durch die jüngsten Maßnahmen und Instrumente der EU wie die 20-20-20-Ziele für erneuerbare Energien, die Wasserrichtlinie und das Natura-2000-Netz. Es bedarf einer umfangreicheren Forschung und Zusammenarbeit im Hinblick auf eine stärker integrierte Nutzung von Holz und anderen forstwirtschaftlichen Erzeugnissen und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Forstsektors. Die Fischerei hat in der Ostsee eine langjährige Tradition. Die Region kann daher als Modellregion für die Entwicklung alternativer Bewirtschaftungskonzepte und Instrumente zur Unterstützung der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) dienen, z. B. für eine stärker regional orientierte Bewirtschaftung. In der Ostsee werden nur wenige Bestände kommerziell genutzt, in der Regel durch spezifische Fischerei – zu etwa 90 % innerhalb der EU und mit einem einzigen externen Partner. Insoweit empfiehlt sich die Ostsee für eine am Ökosystem orientierte Bewirtschaftung und für eine beispielhafte Durchführung spezifischer Maßnahmen wie z. B. den selektiveren Einsatz von Fanggeräten zur Vermeidung unerwünschter Fänge, die anschließend ins Meer zurückgeworfen werden Die Entwicklung der Aquakultur im Ostseeraum verläuft nur schleppend, was nicht etwa mit einer schlechten Marktlage oder ungünstigen natürlichen Bedingungen zusammenhängt, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet ist, dass sich umweltpolitische Maßnahmen und eine rentable Aquakultur nur schwer miteinander vereinbaren lassen. Das schlägt sich in einer geringeren Wirtschaftsleistung des Aquakultursektors nieder. Zudem kann aufgrund der Eutrophierung der Ostsee die Rentabilität der Aquakulturanlagen nur mithilfe von neuen, kostengünstigen und umweltfreundlichen Technologien gesichert werden. Es wird zweifellos eine bessere und kohärentere Leitung und Verwaltung benötigt, um die Entwicklung einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Aquakultur im Ostseeraum zu fördern. Im Zusammenhang mit den vom Ständigen Agrarforschungsausschuss (SCAR) durchgeführten Initiativen wurde eine Arbeitsgruppe mit dem Auftrag ins Leben gerufen, die nationalen Forschungsarbeiten zur Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei im Ostseebereich besser zu koordinieren. Die ländlichen Gebiete im Norden der Region gehören zu den am dünnsten besiedelten Gebieten der EU. Gleichzeitig sind andere Gebiete im Binnenland und an den Küsten der Region relativ dicht besiedelt und teilweise deutlichem Urbanisierungsdruck ausgesetzt. Entsprechend unterscheiden sich die Bedürfnisse und Problemstellungen in den einzelnen Gebieten und in ihren jeweiligen Landwirtschafts-, Forstwirtschafts- und Fischereisektoren. Allerdings gibt es auch viele allgemeine Probleme, wie etwa 57 die Wettbewerbsfähigkeit, ökologische Herausforderungen und der Bevölkerungsschwund in den ländlichen Gebieten. Zahlreiche Probleme in der Landwirtschaft betreffen Nährstoffe, Biodiversität und Klimawandel. Es ist dringend geboten, die Ressourcen nachhaltiger zu nutzen, d. h. Nährstoffe stärker zu recyceln und erneuerbare Energieträger zu verwenden. Außerdem muss im Interesse des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen die landwirtschaftliche Praxis verbessert werden, beispielsweise durch die Wiederherstellung von Feuchtgebieten. Ein weiteres zu lösendes Problem ist der Anfall übergroßer Dungmengen als Folge intensiver Tierhaltung. In den letzten Jahren entstanden im Ostseeraum Kooperationsprojekte zu Agrarumweltmaßnahmen, die aufgrund ihres Potenzials für Kapazitätsausbau und Investitionen wesentlich zur Reduzierung des Nährstoffeintrags beitragen können. Die Forstsektoren der Länder in der Region unterscheiden sich in den Eigentumsstrukturen und in den Regelungen der Eigentumsrechte. Es muss also eine geeignete Mischung politischer Instrumente gefunden werden, um solche Herausforderungen wirksam in Angriff nehmen zu können wie die gegensätzlichen Anforderungen Forstbeständen und damit an einzelne verbunden eine Ökosystemleistungen, fehlende die Zersplitterung Zusammenarbeit zwischen von den Grundstückseigentümern sowie mangelnde Kenntnisse über die Anpassung der Waldbewirtschaftung an die Erfordernisse des Klimaschutzes und der Förderung der Artenvielfalt. Es laufen bereits grenzüberschreitende Vorhaben, bei denen Akteure auf allen Ebenen bewährte Verfahren für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung austauschen, wobei auch die neuesten Forschungsergebnisse mit einbezogen werden. Diese Projekte werden ebenso wie neue Initiativen dazu beitragen, dass die nachhaltige Waldbewirtschaftung im Ostseeraum rentabler wird, und der Schwerpunkt liegt hier insbesondere auf Nordwestrussland. Im Juli 2011 unterbreitete die Kommission ihren Vorschlag für die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU, denn Europas Fischereipolitik ist dringend reformbedürftig. Die Flotten fangen mehr Fische als natürlich nachwachsen können. Dadurch werden die einzelnen Fischbestände erschöpft, und das Meeresökosystem wird bedroht. Die Fangerträge gehen zurück, und der Fangsektor sieht einer ungewissen Zukunft entgegen. Durch die neue Gemeinsame Fischereipolitik werden die Fischbestände wieder auf ein nachhaltiges Niveau zurückgeführt, so dass sie langfristig für eine stabile Versorgung der EU-Bürger mit sicheren und gesunden Nahrungsmitteln sorgen wird. Außerdem soll sie die Konjunktur im Fischereisektor stärken, die Abhängigkeit von Zuschüssen beenden und neue Beschäftigungs- und Wachstumsmöglichkeiten in Küstengebieten schaffen. Gleichzeitig wird die Branche stärker in die Pflicht genommen, verantwortungsvoll mit den Meeren umzugehen. 58 Entgegen den weltweiten Trends stagnierte die Aquakulturproduktion in dem zur EU gehörenden Einzugsgebiet der Ostsee während der letzten zehn Jahre oder war sogar leicht rückläufig. Da die Fischereierzeugung zurückgeht und weltweit das Angebot an Meerestieren immer mehr hinter der steigenden Nachfrage zurückbleibt, ist der Bedarf an Aquakulturerzeugnissen sehr groß geworden. Diese Chance wird jedoch im Ostseeraum nicht genutzt. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Teilziele Indikator Baseline Zielvorgabe/Termin Verbesserte und effizientere Dungnutzung Investitionen in Bioenergieanlagen (mit Verwendung des Dungs von Nutztieren und Recycling von Nährstoffen). noch zu bestätigen Betrieb von mindestens 5 neuen oder modernisierten Biogasanlagen im Ostseeraum im Jahr 2020. Mehrwert durch Kooperation zwischen Fischereien und Aquakulturen in der Ostsee Zustand der Fischbestände in der Ostsee und Umfang der Aquakulturproduktion. Die Tätigkeit von BALTFISH ist ergebnisorientiert und effektiv. ICES-Berichte zu den Fischbeständen in der Ostsee in 2011 und Statistiken zur Aquakulturproduktion in 2011. Synergien aus dem Zusammenwirken der Programme für die Entwicklung des ländlichen Raums Kooperation und sozialer Dialog zwischen Institutionen und einer größeren Anzahl von öffentlichen, sozialen und nichtstaatlichen Partnern aus den Mitgliedstaaten im Ostseeraum. Bislang keine planmäßige Organisation von regionalen Treffen und Initiativen zur Zusammenführung von Beteiligten an den Programmen für die Entwicklung des ländlichen Raums. Fischbestände der Ostsee auf MSYNiveau ab 2015 und Steigerung der Aquakulturproduktion und der Nachhaltigkeit in der Aquakultur gegenüber dem Niveau von 2011. Erreichung eines guten ökologischen Zustands bis 2020. Organisation von gemeinsamen Treffen (mindestens eines pro Jahr) zur Vertiefung der Zusammenarbeit im Rahmen der Programme für die Entwicklung des ländlichen Raums. Termin: Ende 2020; Fortschrittsbericht bis Ende 2014. Datenquellen Datenbanken z. B. von Programmen in den Bereichen Strukturfonds und Entwicklung des ländlichen Raumes aus den 8 Mitgliedstaaten. Jährliches Gutachten des ICES über den Zustand der Fischbestände in der Ostsee. Mehrere Datenquellen zum Umfang der Aquakulturproduktion. Berichterstattung über die Tätigkeit von BALTFISH und im Rahmen der MSRR und der GFP. Berichterstattung über Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Aktion „Verstärkung der kombinierten Effekte der Programme für die Entwicklung des ländlichen Raumes“; Berichterstattung ohne zusätzliche Indikatoren, d. h. entweder auf der Grundlage weniger vorhandener ELER-Indikatoren oder einer qualitativen Beschreibung. 59 Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Entwicklung nachhaltiger Strategien für Holz Die Umsetzung erfolgt im Rahmen der Nachhaltigen Waldbewirtschaftung (SFM) sowie von Forschungs- und Entwicklungsprogrammen zur Entwicklung einer gemeinsamen Vorgehensweise im Ostseeraum. Es sollten die Ergebnisse der vom Nordischen Ministerrat durchgeführten Forschungen genutzt werden. Die Strategien würden in den umfassenderen Kontext von nationalen Forstprogrammen oder ähnlichen Programmen und/oder nationalen Plänen für erneuerbare Energien eingeordnet, mit denen die Versorgung der forstbasierten Industrien mit dem Rohstoff Holz, die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen, Naturschutzstrategien und die Holzmobilisierung in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden sollen. Vorzeigeprojekte Nachhaltige Waldbewirtschaftung im Ostseeraum – EFINORD. Das EFINORD-Projekt fungiert als eine Art „Dach“ für forstbezogene Projekte im Rahmen der EU-Strategie für den Ostseeraum. Sein Schwerpunkt liegt auf einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, und es geht auf regional relevante Themen ein, in erster Linie die Erzeugung von Biomasse und Ökosystemdienstleistungen, die auf der Tagesordnung der Waldbesitzer, der Forstwirtschaft und der Gesellschaft insgesamt weit oben stehen. (Federführung: NCM/SNS; Ministerium für Land- und Forstwirtschaft/Finnland, EFINORD. Termin für Fortschrittsbericht: 31. Dezember 2014. Das Vorzeigeprojekt EFINORD fasst mehrere mit Forstwirtschaft und nachhaltiger Waldbewirtschaftung verbundene Aktivitäten innerhalb der Ostseestrategie zusammen. Dazu gehören: Bessere Vermittlung der Umweltwerte von Holzerzeugnissen auf dem Markt (Federführung: Finnland/Finnisches Waldforschungsinstitut); Forstwirtschaft und Wasserschutz (Federführung: Schweden/Schwedische Forstagentur); Antrag auf intensivere Zusammenarbeit im Jahr 2013; Nachhaltige Waldbewirtschaftung in Kaliningrad (Federführung: Schweden/Schwedische Forstagentur); Ostsee-Landschaft (Federführung: Schweden/Schwedische Universität für Agrarwissenschaften); Laufzeit bis 2014; Schaffung eines nordisch-baltischen Informationsdienstes für Wälder und Forstwirtschaft (Federführung: Nordischer Kooperationsausschuss für Waldforschung (SNS) und Nordeuropäisches Regionalbüro des Europäischen Forstinstituts); Laufzeit 2010–2013; Verwaltung und Konservierung von waldbaumgenetischen Ressourcen im Ostseeraum unter sich wandelnden klimatischen Bedingungen (Federführung: Nordisches Zentrum für erweiterte Forschung zu Waldgenetik und Baumzüchtung (GeneCAR)); Teilprojekt 2: Zusammenarbeit bei der Züchtung der norwegischen Fichte (Federführung: NordGen Forest); Harthölzer sind gut (Federführung: Schweden/Schwedische Forstagentur); Laufzeit 2010–2013; Absterben von 60 Fichtenbeständen im Ostseeraum – Bewertung von Stressfaktoren, Widerstandsfähigkeit von Beständen und Alternativen in der Bewirtschaftung (Federführung: Lettland/Staatliches Waldforschungsinstitut Lettlands (SILAVA); Termin: 31. Dezember 2014; bislang keine Finanzierung). Aktion: Verstärkung der kombinierten Effekte der Programme für die Entwicklung des ländlichen Raums Für die Realisierung dieser Aktion ist die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren in verschiedenen Institutionen sowie im öffentlichen, nichtstaatlichen und privaten Sektor im Ostseeraum zu verbessern, und sie sollte gezieltere Maßnahmen zur Folge haben. Programme könnten miteinander verknüpft werden, wenn sie sich mit ähnlichen Problemen befassen. Dieses Ziel sollte durch sozialen Dialog und Zusammenarbeit erreicht werden. Darüber hinaus sollten die Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums in den entsprechenden nationalen Programmen vereinheitlicht werden, unter anderem durch gemeinsame Initiativen. Es gilt, Maßnahmen der Zusammenarbeit mit stärkerer Betonung grenzüberschreitender gemeinsamer Innovationen zu entwickeln. Vorzeigeprojekte Nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums. Es müssen Projekte entwickelt werden, die diejenigen Menschen in der Region zusammenbringen, die sich um eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums und Beschäftigungsmöglichkeiten bemühen, wie etwa durch die Ausgestaltung des Umfelds für Innovationen, die Förderung junger Menschen, des Naturtourismus und der Land- und Forstwirtschaft. Neu zu entwickelnde Verfahren müssen einem integrierten Ansatz folgen. Das schwedische Institut finanziert derzeit ein Projekt mit dem Titel „Nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums durch Jugend, Innovation und Unternehmergeist“. Dabei werden ausgehend von praktischen Erfahrungen Modelle und Methoden ermittelt, mit denen sich die Beteiligung der Jugendlichen an der kommunalen Entwicklung verbessern und ein innovationsfreundliches Umfeld in den ländlichen Gebieten schaffen lässt. Federführung: Polen/Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung und Schweden/Nationales Netz für den ländlichen Raum. Termin für Fortschrittsbericht: August 2015. Aktion: Entwicklung von Strategien zur nachhaltigen Verwendung und züchterischen Nutzung von wald-, tier- und pflanzengenetischen Ressourcen Diese Aktion sollte speziell auf Ressourcen ausgerichtet sein, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie zur Verhinderung der Bodenerosion, zur Minimierung des Einsatzes säurebildender Stoffe, zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid und schließlich zum Erhalt der genetischen Artenvielfalt beitragen. Ziel der Schaffung von Netzen innerhalb des Ostseeraums sind die Stärkung und 61 Weiterentwicklung der Zusammenarbeit in diesem Gebiet durch den Austausch von Informationen, den Aufbau von Kompetenzen sowie Zuarbeiten für die politische Entscheidungsfindung. Zudem werden innerhalb verschiedener Themenbereiche projektbezogene Netze entwickelt. Beispiele hierfür sind: pflanzengenetische Ressourcen für die Landwirtschaft unter sich wandelnden klimatischen Bedingungen, einschließlich Anzucht, Forstwirtschaft, Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid und Anpassung an den Klimawandel, tiergenetische Ressourcen, Umweltbelastung und nachhaltiges Zuchtprogramm, Schulungen zu genetischen Ressourcen. Die Aktionen und die Erfahrungen des Nordischen Ministerrats sollten für die weitere Zusammenarbeit und Entwicklung genutzt werden. Vorzeigeprojekte Ein Netz von Einrichtungen zur Verwaltung und Bewahrung pflanzengenetischer Ressourcen (PGR) im Ostseeraum bei sich wandelnden klimatischen Bedingungen. Ziel ist die Sicherstellung einer nachhaltigen Bewahrung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen mit Bedeutung für Nahrungsmittel und Landwirtschaft. Zu diesem Zweck wurden bereits Einrichtungen innerhalb der Region vernetzt, um das Wissen innerhalb dieses Bereichs auszutauschen und weiterzuentwickeln. Im Rahmen einer nun vorgesehenen Erweiterung soll eine langfristige Zusammenarbeit zur Gewinnung praktischer, kostengünstiger Lösungen bei der Verwaltung genetischer Ressourcen erfolgen, um auf diese Weise die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung in der Region zu verbessern. Das erste Ziel ist die Einrichtung der gemeinsamen europäischen Datenbank für pflanzengenetische Ressourcen (AEGIS), die die Nutzung dieser Ressourcen in der Region für Züchtungs- und Forschungszwecke fördern soll. Dies könnte anderen europäischen Ländern als Modell für eine regionale Zusammenarbeit dienen. (Querschnittsthema B: Klimawandel). Federführung: NordGen. Termin: noch festzulegen. Aktion: Tiergesundheit und Bekämpfung von Tierkrankheiten Maßnahmen zur Förderung der Tiergesundheit und der Bekämpfung von Tierkrankheiten sollten verstärkt werden, auch in Anbetracht möglicher Auswirkungen des Klimawandels auf die Ausbreitung von Krankheiten. Die Aktionen und die Erfahrungen des Nordischen Ministerrats sollten für die weitere Zusammenarbeit und Entwicklung genutzt werden, einschließlich der nordisch-baltischen Zusammenarbeit in diesem Bereich. Vorzeigeprojekte Förderung der Tiergesundheit und der Bekämpfung von Tierkrankheiten. In der nordischbaltischen Region steht die tierärztliche Notfallplanung seit einigen Jahren auf der gemeinsamen Tagesordnung, und diese Erfahrungen können bei einer zukünftigen Zusammenarbeit im gesamten Ostseeraum genutzt werden. Ein Beispiel sind Simulationsübungen, die als sehr 62 wertvolles Hilfsmittel zum Testen der Notfallpläne gelten, die zur Bekämpfung und Ausrottung von hochansteckenden Tierkrankheiten aufgestellt wurden. Es sollte untersucht werden, welche Bemühungen unternommen wurden, um Schulungen in der nordisch-baltischen Region zur Anwendung von Risikoanalysen und zum Aufbau von Netzen für den Erfahrungsaustausch zu erleichtern. Im Falle des Ausbruchs einer Tierepidemie wird sich der Ostseeraum intensiv bemühen, im Rahmen der vorhandenen Ressourcen geschulte und kompetente Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, um auf die Tierseuchensituation im betroffenen Land reagieren zu können. Es ist geplant, die Ergebnisse des Projekts in Strategien und Aktivitäten einfließen zu lassen. Damit werden die Regionen besser in die Lage versetzt, auf globale Trends zu reagieren und den Anforderungen im Rahmen eines gemeinsamen Marktes gerecht zu werden. Die Aktionen und Erfahrungen des Nordischen Ministerrats sollten daher für eine weitere Zusammenarbeit und Weiterentwicklung genutzt werden, einschließlich der nordisch-baltischen Zusammenarbeit in diesem Bereich. Federführung: Nordischer Ministerrat. Termin für Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Aktion: Weiterentwicklung und Verbesserung der Koordination und Zusammenarbeit zwischen Mitgliedstaaten und Interessengruppen hinsichtlich der Bewirtschaftung der Fischbestände in der Ostsee Förderung der Regionalisierung der Gemeinsamen Fischereipolitik im Rahmen von BALTFISH mit Blick auf die Entwicklung von detaillierten technischen Maßnahmen zur Umsetzung der mehrjährigen Fischereibewirtschaftungspläne und die Erarbeitung von regionalen Lösungen für horizontale Probleme wie Rückwürfe sowie Kontrolle und Inspektion. Vorzeigeprojekte Weiterentwicklung und Verbesserung der Koordination und Zusammenarbeit zwischen Mitgliedstaaten und Interessengruppen hinsichtlich der Bewirtschaftung der Fischbestände in der Ostsee. Zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Ostsee-Mitgliedstaaten wurde in Richtung auf eine weitere Regionalisierung der Fischbestandsbewirtschaftung das Forum „BALTFISH“ eingerichtet. Es wird mit entsprechenden Ostsee-Organisationen wie dem Regionalbeirat für die Ostsee (BSRAC), dem Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) und der Helsinki-Kommission sowie anderen regionalen Akteuren in der Fischbestandsbewirtschaftung zusammenarbeiten. Federführung: Schweden/Ministerium für die Entwicklung des ländlichen Raums. Termin für Fortschrittsbericht: 30. Juni 2013. Vermeidung von Rückwürfen. Ziel ist es, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen, damit in der Ostsee möglichst keine Rückwürfe mehr anfallen, wobei der Schwerpunkt zunächst auf dem Kabeljau lag und jetzt eine größere Anzahl von Arten einbezogen ist. Im Rahmen von BALTFISH hat das Vorzeigeprojekt Interessenvertreter, Mitgliedstaaten und die EU63 Kommission zusammengeführt, damit sie beraten und festlegen, wie ein Rückwurfverbot in der Ostsee zu realisieren ist. Gemeinsame Pilotprojekte zur Unterstützung eines solchen Verbots könnten Änderungen der Fanggeräte oder Maßnahmen wie die Festlegung von Schonzeiten betreffen, wodurch sich tragfähige Lösungen zur Vermeidung von unerwünschten Fängen und zum Schutz von Jungfischen ergeben. Die genauen Festlegungen zu einem Rückwurfverbot ab 1. Januar 2014 werden in einem regionalen Ansatz getroffen, und durch das Projekt wird der Prozess weiterhin unterstützt und überwacht. Federführung: Dänemark/Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei. Termin für Fortschrittsbericht: 1. Juli 2013. Gewährleistung einer nachhaltigen Fischerei. Schwerpunkt ist die Sicherstellung der fristgerechten Annahme und wirksamen Umsetzung des von der EU vorgeschlagenen Bewirtschaftungsplans für den Ostseelachs. Die Maßnahme wird in Zusammenarbeit mit öffentlichen Behörden und betroffenen Interessengruppen durchgeführt und berücksichtigt die Empfehlungen des HELCOM-Ostseeaktionsplans, bewährte Verfahrensweisen und wissenschaftliche Erkenntnisse, unter anderem die wissenschaftlichen Einschätzungen des ICES und des Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsausschuss für die Fischerei (STECF). Federführung: Schweden/Schwedische Agentur für Meeres- und Wasserbewirtschaftung. Termin für Fortschrittsbericht: Juli 2013. Aquabest. Mit diesem Projekt sollen Lösungen für den Aufbau einer nachhaltigen Aquakultur im Ostseeraum gefunden werden. Dabei soll aufgezeigt werden, dass die Aquakultur in dieser Region durchaus über das Potenzial verfügt, sich zu einem nährstoffneutralen Lebensmittelproduktionssystem zu entwickeln. Es wird eine enge Zusammenarbeit mit dem AQUAFIMA-Projekt bestehen, das sich mit integriertem Fischereimanagement und Aquakultur befasst. Federführung: Finnland/Finnisches Forschungsinstitut für Jagd und Fischerei. Termin für Fortschrittsbericht: March 2014. Aktion: Verbesserung der gemeinsamen Wirkungen der Programme des Europäischen Meeresund Fischereifonds (EMFF) Für die Realisierung dieser Aktion ist die Zusammenarbeit zu verbessern, und sie sollte gezieltere Maßnahmen zur Folge haben. Programme könnten miteinander verknüpft werden, wenn sie sich mit ähnlichen Problemen befassen. Vorzeigeprojekte Weiterentwicklung und Verbesserung der Koordination und Zusammenarbeit zwischen Mitgliedstaaten und Interessengruppen, siehe oben. Aktion: Recycling von Nährstoffen 64 Zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft im Ostseeraum müssen in der Pflanzen- und Tierproduktion Nährstoffe effizienter genutzt und rückgeführt sowie die Nährstoffeinträge in die Ostsee reduziert werden. Es sollten neue Praktiken und Technologien unter Verwendung eines integrierten Ansatzes entwickelt werden, vor allem um die Nährstoffeinträge aus den großen Mengen von Dung zu verringern, die in der intensiven Rinder-, Geflügel- und Schweinehaltung anfallen. Große und zentralisierte Viehzuchtbetriebe erfordern effektivere Methoden zur Lagerung, Verarbeitung und Ausbringung des Dungs. Dung lässt sich für die Biogasproduktion verwenden, wodurch als Mehrfachvorteil die Erzeugung von erneuerbaren Energien zum Tragen kommt und gleichzeitig verbesserter Dünger entsteht. Gülle kann chemisch oder mechanisch aufbereitet werden, um die stickstoff- und phosphorhaltigen Bestandteile (Flüssig-/Faseranteile) abzutrennen. Durch eine solche Trennung können Nährstoffe effizient rückgeführt sowie Stickstoff und Phosphor entsprechend dem Bedarf der jeweiligen Kultur dosiert werden, wodurch die Gefahr einer Überdosierung verringert wird. Die Wiederverwendung von Phosphor ist zwingend notwendig, da es sich um eine begrenzte natürliche Ressource handelt. Gleichzeitig ist die landwirtschaftlich bedingte Phosphorbelastung des Wassers eine Ursache für Eutrophierung. Diese Gegebenheiten erfordern eine interdisziplinäre Forschung und Beratung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Zwänge. Vorzeigeprojekte Das Baltische Forum für Innovative Technologien für eine nachhaltige Dungbewirtschaftung, BALTIC MANURE, soll dafür sorgen, dass Dung nicht mehr als ein Umweltproblem angesehen wird, sondern vielmehr als Möglichkeit zur Unternehmensinnovation. Das hohe Potenzial und umfangreiche Know-how für innovative Lösungen zur Dungbewirtschaftung werden im Rahmen des Projekts weiterentwickelt und genutzt, beispielsweise was die Produktion von erneuerbarer Energie und organischem Dünger betrifft. Federführung: MTT Agrarnahrungsmittelforschung Finnland und Agro Business Park, Dänemark. Termin für Fertigstellung: 16. Dezember 2013. Wiederverwendung von Phosphor. Angesichts der weltweiten Verknappung von Phosphor und dem Ernährungsbedarf einer wachsenden Bevölkerung ist die Wiederverwendung dieser wertvollen Ressource dringend erforderlich, um sie nachhaltig nutzen zu können. Die großen organischen Phosphorpools im Ostseeraum (wie Dung, Klärschlamm, Tiermehl und Knochenmehl) müssen daher so genutzt werden, dass der Nährstoff Phosphor vollständig und in einer pflanzenverfügbaren Form zurückgewonnen werden kann. Zudem dürfen recycelte Düngemittel weder organische Xenobiotika noch Pathogene enthalten, die in die Nahrungskette gelangen könnten. Durch die Erarbeitung von Konzepten für die Wiederverwendung dieser Rückstände und ihre Verbindung mit modernen, standortspezifischen Düngungsstrategien kann es gelingen, dass der Ostseeraum als erste Region in der Welt Selbstversorger bei mineralischem Phosphordünger wird. Federführung: Deutschland/Julius-Kühn-Institut 65 zusammen mit BALTIC MANURE. Termin für Fertigstellung: noch festzulegen. Das Projekt wird 2013 beginnen. 66 SB Bio – Erhaltung der Naturräume und der biologischen Vielfalt, auch im Fischereibereich Koordiniert durch Deutschland Die biologische Vielfalt in der Ostsee ist durch Überfischung, Beifänge und versehentliche Fänge, gebietsfremde invasive Arten, Zerstörung der Lebensräume durch menschliche Tätigkeiten (z. B. Aushub, Baumaßnahmen entlang der Küsten und Schaffung von Hindernissen in Wasserwegen), Eutrophierung und Verunreinigungen bedroht. Zudem wird die aquatische Vielfalt vom Klimawandel beeinträchtigt, der zu einer Reduzierung des Salzgehalts und zu einem Temperaturanstieg in der Ostsee führen dürfte. Die Anfälligkeit gegenüber dem Klimawandel und dessen Auswirkungen gewinnen also immer mehr an Bedeutung, und auch noch andere Faktoren stellen eine zunehmende Belastung dar, wie etwa die ins Meer gelangenden Abfälle und Unterwasserlärm. Die Fischerei beeinflusst unmittelbar die Zusammensetzung und die Vielfalt der Fischgemeinschaften in der Ostsee. Durch Überfischung wurden zahlreiche Fischarten dezimiert (darunter Lachs und Aal), und der Baltische Stör wurde gänzlich ausgerottet. Der höchstmögliche Dauerertrag wird nicht für viele Arten erreicht. Durch Beifänge und Nahrungskonkurrenz beeinträchtigt der Fischfang auch noch andere aquatische Nichtzielarten, darunter Seevögel und Meeressäugetiere. Benthische Lebensräume und Arten werden durch mobile Fanggeräte mit Bodenkontakt in Mitleidenschaft gezogen, da es auf diese Weise zu Beifängen, direkter fischereilicher Sterblichkeit, Veränderungen des physischen Aufbaus des Meeresbodens sowie zur Aufwirbelung von Nährstoffen und gefährlichen Substanzen kommt. Um diesen unterschiedlichen Bedrohungen zu begegnen, müssen die Aktionen auf zwei Ziele ausgerichtet sein: Minimierung der schädlichen Auswirkungen menschlicher Tätigkeiten und Aufbau eines Netzes von gut bewirtschafteten „Meeresschutzgebieten“. Es kommt darauf an, dass die HELCOM-Vertragsparteien, die gleichzeitig auch Mitgliedstaaten der EU sind, die Verpflichtungen und Umsetzungsanforderungen der einschlägigen EU-Rechtsvorschriften gewissenhaft erfüllen. Als wichtigste Instrumente sollten die Biodiversitätsstrategie der EU für den Zeitraum bis 2020, die GFP, die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der EU sowie die Vogelschutz- und die Habitat-Richtlinie sicherstellen, dass Fragen des Schutzes und des Erhalts der Umwelt in alle relevanten Schwerpunktbereiche dieser Strategie integriert werden. Außerdem sollte es Überlegungen dazu geben, wie bei der Gemeinsamen Fischereipolitik ökologische Aspekte noch stärker berücksichtigt werden können. Generelles Ziel dieses Schwerpunktbereichs ist die 67 politische Unterstützung einer zügigen Umsetzung des im HELCOM-Ostseeaktionsplan enthaltenen Kapitels zum Thema Artenvielfalt und Naturschutz. Das gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprogramm für die Ostsee (BONUS)20 ist ein natürlicher Verbündeter im Bemühen um den Schutz der biologischen Vielfalt und die Verhinderung von Umweltbelastungen. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung des Koordinators für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Indikator Zahl der OstseeSchutzgebiete (BSPA) mit Bewirtschaftungsplänen im Vergleich zur Gesamtzahl der BSPA, einschließlich integrierter Fischereibewirtschaftungsmaßnahmen in den Bewirtschaftungsplänen. Durchführung von Maßnahmen zur Wiederherstellung von Lebensräumen. Baseline Im Februar 201021 waren bei 34 von 159 (rund 21 %) Bewirtschaftungsmaßnahmen in Kraft. Zielvorgabe/Termin Entwicklung und Anwendung von Bewirtschaftungsplänen und/oder -maßnahmen für bereits bestehende BSPA bis 2015. Nach jeder neuen BSPA-Ausweisung sollte innerhalb von fünf Jahren die Aufstellung eines Bewirtschaftungsplans und/oder von Bewirtschaftungsmaßnahmen erfolgen. Datenquellen Bestehende HELCOMDatenbank HELCOM BSEP 124B. Stand bei den Wiederherstellungsplänen für Wanderfischarten im Jahr 2010.22 Einführung und Umsetzung aller Wiederherstellungspläne bis 2020. Verzeichnis und Klassifikation23 HELCOM BSEP 126 A. 20 Beschluss Nr. 862/2010/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2010 über die Beteiligung der Union an einem von mehreren Mitgliedstaaten durchgeführten gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprogramm für die Ostsee (BONUS) (ABl. L 256 vom 30.9.2010). 21 Towards an ecologically coherent network of well-managed Marine Protected Areas – Implementation report on the status and ecological coherence of the HELCOM BSPA network (2010), BSEP 124B: http://www.helcom.fi/stc/files/Publications/Proceedings/bsep124B.pdf. 22 Salmon and Sea Trout Populations and Rivers in the Baltic Sea – HELCOM assessment of salmon (Salmo salar) and sea trout (Salmo trutta) populations and habitats in rivers flowing to the Baltic Sea BSEP 126 A, country-wise reports. 23 Ebenda. 68 22 „rote“ Lachspopulationen entsprechend der MSYAmpelkennzeichnung im Jahr 200924 (ursprüngliche Lachspopulationen, die vorrangig erhalten werden sollten). Aktive Erhaltung von gefährdeten/bedrohten WildlachsFlusspopulationen und heimischen OstseelachsPopulationen in potenziellen Lachsflüssen. Aktive Erhaltung von mindestens zehn gefährdeten/bedrohten WildlachsFlusspopulationen und Wiederansiedlung des heimischen Ostseelachses in mindestens vier potenziellen Lachsflüssen bis 2013 (BSAP). Größe der Lachspopulation: die Bewertung des guten Umweltzustands (GES) basiert auf der Smolt-Produktion in Wildlachsflüssen. Die potenzielle Kapazität zur Smolt-Produktion in den Flüssen wird geschätzt, und Ziel (GES-Grenze) sind 80 % dieses Schätzwertes bis 2015. HELCOM BSEP 126 A SALAR II (vorgeschlagene Folgemaßnahme zum SALAR-Projekt) Kernindikator zur Lachsmenge. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Umsetzung des HELCOM-Ostseeaktionsplans, insbesondere die Kapitel zum Thema Artenvielfalt und Naturschutz sowie zum Seeverkehr Diese spezifischen Kapitel zum Thema Artenvielfalt und Naturschutz sowie zum Seeverkehr, die sich mit der Einführung gebietsfremder Arten über das Ballastwasser und die Außenhaut von Schiffen und durch Sedimente befassen, stehen in engem Zusammenhang mit der Umsetzung und Weiterentwicklung von verschiedenen politischen Maßnahmen der EU, einschließlich der Gemeinsamen Fischereipolitik (wobei die Kommission für die Einleitung der erforderlichen politischen Initiativen zuständig ist) sowie mit der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie der EU für den Zeitraum bis 2020. Vorzeigeprojekte Einrichtung von Meeresschutzgebieten. Gemäß der Vogelschutz-25 und der Habitat-Richtlinie26 (Natura-2000-Netz), den HELCOM-Bestimmungen zu den BSPA (Ostseeschutzgebiete), der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie und der Biodiversitätsstrategie der EU für den Zeitraum bis 2020 sind die Mitgliedstaaten aufgefordert, die Ausweisung eines Netzes von Meeresschutzgebieten in der Ostsee abzuschließen. Damit diese Gebiete voll wirksam sein können, müssen sie ökologisch kohärent und repräsentativ sein, und es müssen Bewirtschaftungspläne angenommen und umgesetzt werden, die auf die Bedrohungen der zu schützenden Arten oder Lebensräume abgestimmt sind. Die Ausweisung des Netzes von Meeresschutzgebieten in der Ostsee sollte auch im Zusammenhang mit der Meeresraumplanung und dem integrierten Küstenzonenmanagement (IKZM) berücksichtigt werden, die dazu beitragen können, die Koordinierung menschlicher Tätigkeiten in den Meeresgebieten zu Liste ursprünglicher Lachspopulationen mit geringer oder gestörter Fortpflanzung (Ampellisten; siehe oben – BSEP 126 A, S. 57 und country-wise reports). 25 Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten. 26 Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. 24 69 erleichtern. Zudem ist eine Koordinierung mit Maßnahmen im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik erforderlich. Federführung: Finnland. Termin für Fortschrittsbericht: 2015 für bestehende BSPA und innerhalb von fünf Jahren für neu ausgewiesene BSPA. Aktion: Verringerung der negativen Auswirkungen der Fischerei auf das Ökosystem der Ostsee Soll bis 2020 in der Ostsee ein guter Umweltzustand erreicht werden, erfordert dies die Einhaltung des in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie festgelegten Ziels, dass sich alle kommerziell befischten Fischund Schalentierbestände innerhalb sicherer biologischer Grenzen befinden und eine Alters- und Größenverteilung der Population aufweisen, die von guter Gesundheit des Bestandes zeugt. Außerdem muss bis 2015 der höchstmögliche Dauerertrag erreicht werden. Es sind weitere Untersuchungen zu den negativen Umweltauswirkungen der Fischereitätigkeit, einschließlich zu nicht nachhaltigen Fangmethoden, notwendig, um im Interesse der Erhaltungsziele als einen ersten Schritt die Einstellung bestimmter Methoden in Meeresschutzgebieten in Betracht zu ziehen. Die Mitgliedstaaten müssen die auf EU-Ebene eingeführten Vorschriften und Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen des Fischfangs auf die Meeresökosysteme umsetzen, wie etwa die Pinger-Verordnung27 und bestimmte technische Maßnahmen. Außerdem können die Mitgliedstaaten nationale Maßnahmen treffen, um die Auswirkungen des Fischfangs auf die maritimen Ökosysteme innerhalb ihrer Territorialgewässer sowie die Beeinträchtigung der Umwelt durch unter ihrer Flagge fahrende Fischereifahrzeuge gemäß den geltenden Gemeinschaftsvorschriften – bzw. auch darüber hinaus – zu reduzieren. Dies ist insbesondere im Hinblick auf den Schutz des stark gefährdeten Bestands an Schweinswalen in der Ostsee zu betonen, auch im Rahmen des ASCOBANS (Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee, dem Nordatlantik und der Irischen See). Das Fischerei- und Umweltforum der Helsinki-Kommission, an dem Fischerei- und Umweltbehörden beteiligt sind, bietet eine Plattform, um neue Lösungen für nachhaltige Fischerei und Naturschutz vorzuschlagen, auszutauschen und umzusetzen. Vorzeigeprojekte Einschränkung der Einführung neuer, gebietsfremder Arten durch Schiffe – hauptsächlich durch die Umsetzung des internationalen Übereinkommens über das Management von Schiffsballastwasser sowie durch Hilfsmittel wie Wasseraufbereitungsanlagen an Bord und die Einrichtung von Ballastwasser-Auffangeinrichtungen in Häfen mit großem Verkehrsaufkommen in die Ostsee und aus der Ostsee. Die HELCOM-Länder haben im Ostseeaktionsplan (BSAP) vereinbart, dieses Abkommen bestenfalls bis 2010 und spätestens bis 2013 zu ratifizieren. Im vereinbarten HELCOM-Fahrplan steht das Ballastwassermanagement für Fahrten innerhalb der Ostsee im Vordergrund. Darüber hinaus sollten die 27 Verordnung (EG) Nr. 812/2004 des Rates vom 26. 4. 2004 zur Festlegung von Maßnahmen gegen Walbeifänge in der Fischerei und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 88/98. 70 HELCOM/OSPAR-Leitlinien28 und die Leitlinien des HELCOM/OSPAR/Barcelona- Übereinkommens für die freiwillige vorläufige Anwendung von Standards für den Ballastwasseraustausch umgesetzt werden. Die Aktionen sollten auf den neuesten Erkenntnissen der einschlägigen Forschung beruhen und zusätzliche innovative Ansätze von Industrie und Forschungsinstituten fördern. Die Erreichung dieser Zielstellungen hängt weitestgehend von der erfolgreichen Umsetzung des Ballastwasser-Übereinkommens ab, weshalb der Prozess zur Ratifizierung des rechtsverbindlichen Instruments umfassend unterstützt werden sollte. Federführung: HELCOM, Schweden und Deutschland. Termin für Fortschrittsbericht: 2013. Einrichtung von Maßnahmen zur Erleichterung der Wanderung und Fortpflanzung von Wanderfischarten auf der Grundlage einer Klassifizierung und Bestandsaufnahme von Flüssen mit früher bzw. gegenwärtig vorhandenen Wanderfischarten wie Aal und Lachs gemäß der Vereinbarung im HELCOM-Ostseeaktionsplan (BSAP). Das Fischerei- und Umweltforum der Helsinki-Kommission hat in enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) mit der Bestandsaufnahme und Klassifizierung der Flüsse im Ostseeraum begonnen, in denen früher bzw. gegenwärtig Lachs- und/oder Meerforellenpopulationen anzutreffen waren/sind, und es sind Maßnahmevorschläge für die Wiederauffüllung und aktive Erhaltung solcher Populationen (HELCOM SALAR Projekt) entwickelt worden, woraufhin die Annahme der HELCOM-Empfehlung 32-33/1 erfolgte. Fortgesetzt werden diese Arbeiten voraussichtlich im Rahmen des Projekts SALAR II (Folgemaßnahme), bei dem es um spezifische Fälle der Wiederauffüllung geht. Der Mehrjahresplan für die Lachsbestände im Ostseeraum soll nach seiner Annahme die nationalen Aktivitäten zur Wiederauffüllung der Populationen unterstützen. Darüber hinaus wurden von allen HELCOM-Ländern, einschließlich Russland, nationale Aalbewirtschaftungspläne aufgestellt. Sie bildeten die Grundlage für eine Reihe von gemeinsamen HELCOM/ICESWorkshops zu grenzübergreifenden Aalbewirtschaftungsmaßnahmen, die zur Erhaltung der Aalbestände beitragen werden und damit auch ein koordiniertes Programm für den Ostseeraum unterstützen, mit dem eine erfolgreiche Aalwanderung aus dem Ostseebecken in natürliche Laichgründe gesichert werden soll. Im Rahmen der laufenden operationellen Programme des Europäischen Fischereifonds (EFF) tragen einige EU-Mitgliedstaaten durch Maßnahmen zum Schutz der aquatischen Flora und Fauna, insbesondere durch die Sanierung von Binnengewässern, einschließlich der Routen wandernder Arten, bereits zur Verwirklichung dieses Ziels bei. Der künftige Europäische Meeres- und Fischereifonds wird den Zielen der integrierten Meerespolitik besser Rechnung tragen, wobei es um die Unterstützung solcher Querschnittsprioritäten geht wie beispielsweise Wissen über die Meere, maritime Raumordnung, integriertes Küstenzonenmanagement, integrierte Meeresüberwachung, Schutz 28 OSPAR ist die durch das Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks eingerichtete 71 der Meeresumwelt und der Biodiversität und Anpassung an die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Küstengebiete. Federführung: HELCOM. Termin für Fortschrittsbericht: 2016. Fischereibewirtschaftung in Meeresschutzgebieten der Ostsee (BALTFIMPA). Das BALTFIMPA-Projekt ist in erster Linie dazu gedacht, den HELCOM-Vertragsstaaten auf regionaler Ebene zu helfen, die ihnen übertragenen Verpflichtungen hinsichtlich der Erhaltung von Meeresschutzgebieten in der Ostsee gegebenenfalls durch Maßnahmen der Fischereibewirtschaftung zu erfüllen. BALTFIMPA wird daher den Schwerpunkt auf Meeresschutzgebiete (Ostseeschutzgebiete und Natura-2000) legen, mögliche Konflikte zwischen der Fischerei und den Erhaltungszielen in den Meeresschutzgebieten analysieren, was auch die geschützten Arten betrifft, und entsprechend geeignete Maßnahmen für die Fischereibewirtschaftung festlegen. Zu diesem Zweck werden die Auswirkungen der Fischerei analysiert und danach neue Lösungen für deren Abschwächung gesucht. Diese Lösungen können von einer verbesserten Handhabung der Fischereivorschriften bis zur Entwicklung neuer Arten von Fanggeräten reichen, die für die entsprechenden Umgebungsbedingungen besser geeignet sind. Danach müssen diese Lösungen vorangebracht und allen betroffenen Akteuren bekanntgegeben werden. Federführung: HELCOM. Termin für Fortschrittsbericht: März 2013 (Abschluss der Anlaufphase). Organisation, der 15 Länder sowie die Europäische Union als Vertragsparteien angehören. 72 SB Kriminalität – Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität Koordiniert durch Finnland und Litauen Die Entwicklung der Kriminalität im Ostseeraum wird durch die geografische Lage der Region zwischen Lieferländern für Zigaretten und Vorprodukte für synthetische Drogen einerseits und Abnahmeländern für Zigaretten, synthetische Drogen, Kokain und Haschisch sowie – in geringerem Umfang – Heroin andererseits geprägt. Der Menschenhandel stellt ebenfalls ein Problem dar. In dieser Hinsicht birgt der Ostseeraum attraktive Möglichkeiten für organisierte kriminelle Gruppierungen sowohl aus der EU als auch aus Nachbarländern. Ein wichtiges Merkmal der Region sind die langen Außengrenzen. Diese trennen häufig zwei sehr unterschiedliche Rechtssysteme, wodurch sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der Strafverfolgung oft langwierig und mühsam gestaltet. Insoweit kann die Grenze bestimmten organisierten kriminellen Gruppierungen und Märkten Vorschub leisten. Vor allem mobile kriminelle Gruppen, die in erster Linie überfallartige Straftaten begehen, sind im nördlichen Teil dieses Gebiets regelmäßig aktiv. Weitere begünstigende Faktoren für den illegalen Handel in dieser Region sind das hohe Volumen des grenzüberschreitenden Verkehrs sowie verschiedene weitere Schwachstellen des Logistiksektors. Die EU sollte die Entwicklung von regionalen Verfahrensansätzen und gemeinsamem Vorgehen zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens fördern und unterstützen, insbesondere in Grenzgebieten. Die weitere Optimierung der Strukturen für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Ostseebereich dürfte erheblich dazu beitragen, die „Sicherheitsdefizite“ in der Region in den Griff zu bekommen. Eine regionale Unterstützung durch Europol kann ebenfalls hilfreich sein und die in der Region angestrebte operationelle Zusammenarbeit im Bereich der Strafverfolgung erleichtern. Der Schwerpunktbereich fällt in das Tätigkeitsspektrum der Ostsee-Taskforce Organisierte Kriminalität und ihres Operativen Ausschusses (BSTF OPC). Diese Kooperationsplattform ist eine vorläufige Struktur für die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität im Ostseeraum, und ihr Mandat wurde von den Regierungschefs der Ostseeländer bis zum 31. Dezember 2016 verlängert. Sie ist mittlerweile seit 14 Jahren aktiv und hat sich als notwendig herausgestellt. Aufgrund der Entwicklungen in den letzten Jahren leistete die BSTF OPC einen immer wichtigeren Beitrag bei der Einleitung und Koordinierung von operativen Maßnahmen wie etwa gemeinsamen Analysen und Ermittlungen. Durch 73 die aktive Teilnahme Russlands an dieser Zusammenarbeit wird das Vertrauen in diese Rahmenstruktur sogar noch gestärkt. Eine weitere wichtige Plattform zur Zusammenarbeit in der Strafverfolgung, speziell mit maritimem Fokus, ist die Baltic Sea Region Border Control Cooperation (BSRBCC), ein freiwilliger Zusammenschluss grenzpolizeilicher Behörden. Sie besteht seit 1996, und mit Beteiligung aller EUMitgliedstaaten in der Region sowie von Russland, Norwegen und Island (Beobachter) hat sie seitdem kontinuierlich zum gesamten Komplex der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität beigetragen. Zudem befasst sie sich auch mit dem Umweltschutz. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstanden in allen Mitgliedstaaten nationale Koordinierungszentren, die rund um die Uhr miteinander verbunden sind, und sie ist die Grundlage für die Durchführung von Einsätzen auf See und entlang der Küste sowie für Weiterbildung und regelmäßige Zusammenkünfte, woran auch Frontex aktiv beteiligt ist. Die BSTF OPC hat darüber hinaus vom Crossfire-Netzwerk ein Mandat, sich gezielt mit dem Schmuggel von Feuerwaffen in die Länder des Ostseeraums bzw. zwischen ihnen zu befassen. Dieses Netzwerk wurde 2008 auf der Sitzung des Operativen Ausschusses in Schweden eingerichtet und soll dem Informationsaustausch zum Schmuggel von Feuerwaffen dienen, wobei der Schwerpunkt auf Pistolen, Revolver, Maschinenpistolen und Sturmgewehren liegt. Zum Netzwerk gehören auch Europol, das Netz der europäischen Experten für Feuerwaffen, Interpol, das Südosteuropäische Zentrum für Strafverfolgung (SELEC), die Weltzollorganisation (WZO) und deren regionale Verbindungsbüros in Europa (Köln, Moskau, Warschau). Für die Entwicklung und Erleichterung des Handels sowie einen zügigen und sicheren EU-Außenhandel fordert die EU-Strategie für den Ostseeraum 2012 die vollumfängliche Nutzung der neuen kohäsionspolitischen Vorschläge, vor allem, um grenzübergreifende Infrastrukturen zu fördern. Was die Außengrenzen betrifft, so sollte die Modernisierung der EU-Zollinfrastruktur, -ausrüstung und -systeme sowie der Aufbau der Verwaltungskapazität unterstützt werden. Ein solcher Ausbau der materielltechnischen und administrativen Kapazitäten trägt gleichzeitig auch zur Verringerung der grenzüberschreitenden Kriminalität bei. Zur Bekämpfung des Menschenhandels durch spezielle Präventions- und Schutzmaßnahmen haben die Regierungschefs der elf Mitgliedstaaten des Ostseerates zwei Sachverständigengruppen eingesetzt, denen nationale Sachverständige aus allen Mitgliedstaaten angehören: die Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels (CBSS TF-THB), deren aktuelles Mandat bis Ende Juni 2014 läuft; 74 die Sachverständigengruppe für Zusammenarbeit in Bezug auf Kinder in Risikosituationen (EGCC), deren aktuelles Mandat bis Ende Juni 2013 läuft. Zielvorgaben und Indikatoren Die operativen Gesamtziele/Teilziele, Indikatoren, Baselines sowie Zielvorgaben/Termine werden nach Erfüllung und Abschluss der ersten Operationen endgültig festgelegt und erfasst. Das Ziel ist die erfolgreiche Durchführung gemeinsamer Ermittlungen (z. B. Beschlagnahme von Drogen, Konfiszierung von Erträgen aus kriminellen Aktivitäten in Form von Geld, gestohlenen Autos usw.). Da alle Operationen neu sind und auf der Grundlage einer speziellen Bewertung (Baltic Operational Crime Assessment, BOCTA) in die Wege geleitet wurden, bei der die Bereiche mit den häufigsten kriminellen Aktivitäten im Ostseeraum ermittelt werden, existiert keine Baseline als Referenz, und die Zielvorgabe kann zu Beginn einer jeden operativen Maßnahme festgelegt werden. Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Gesamtziel/Teilziele Bessere Zusammenarbeit Bessere Zusammenarbeit Bessere Zusammenarbeit zur Verhinderung des Menschenhandels für Zwangsarbeit und zum Schutz der Opfer Indikator Niveau der Zusammenarbeit und Unterstützung. Anzahl der gemeinsamen Operationen, Ermittlungen und Aktivitäten/Jahr. Nationale und regionale Partnerschaften. Kenntnis der Mechanismen, die den Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung von Arbeitskräften im Ostseeraum begünstigen. Baseline Situation im Jahr 2009, BSTF OPC als Interimslösung. Zielvorgabe/Termin Datenquellen Permanente Plattform für BOCTA. gemeinsame Analysen und Ermittlungen und Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung/ 31.12.2016. 3 laufende 5 Operationen/ErmittBSTF OPC Operationen/Ermitt- lungen /Aktivitäten bis Sekretariat. lungen /Aktivitäten Ende 2013. im Jahr 2012. Grundlegende Untersuchungen im Rahmen des ADSTRINGOProjekts Nutzung einer erweiterten nationalen und regionalen Partnerschaft und verbesserter Kenntnisse (manifestiert in Präventionsmaßnahmen bis Juni 2014). ADSTRINGO Projektberichte. CBSS TF-THB Berichte. Nationale Berichte und Statistiken. 75 Im Rahmen von BSTF OPC und BSRBCC werden laufende und künftige Aktivitäten zur Verhinderung und Ermittlung von grenzüberschreitenden Straftaten im Ostseeraum zusammengeführt. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Durchführung der von der BSTF OPC entwickelten Regionalstrategie 2010–2014 Die Ostsee-Taskforce (BSTF), die gegenwärtig unter norwegischem Vorsitz steht (2013–2014), sieht ihre Aufgabe darin, die teilnehmenden Länder, ihre Regierungen und Strafverfolgungsbehörden bei der Erstellung einer koordinierten Übersicht und der Einleitung gemeinsamer Aktivitäten zu unterstützen, damit sie sowohl den operativen als auch den politischen Anforderungen im Zusammenhang mit der Verhütung und Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Ostseeraum gerecht werden können. Die wichtigsten Ziele der BSTF sind: Verstärkung der Abstimmung zwischen BSTF und Europol; Erleichterung der operativen Zusammenarbeit zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Ostseeraum; Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit externen Partnern; Ausbau der Beteiligung Russlands an operativen Maßnahmen im Rahmen der EU und von Europol entsprechend den regionalen Erfordernissen. Potenzielle Vorzeigeprojekte Prüfung der Möglichkeiten zur Schaffung einer gemeinsamen Struktur für die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden im Ostseeraum. Ziel des Projekts ist die Zusammenführung von BSTF (gemeinsame Analysen und Ermittlungen) und BSRBCC (polizeiliche Informationen mit maritimem Fokus) zur Schaffung einer gemeinsamen Struktur für die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden im Ostseeraum. Als Grundlage dienen dabei die Ergebnisse des Projekts MARSUNO29, des Kooperationsprojekts der GD MARE30 und der Überwachungsprojekte der GD ENTR31, mit denen auf EU-Ebene ein dauerhafter Informationsaustausch zwischen den Behörden der Mitgliedstaaten eingerichtet werden sollte, wie im Schwerpunktbereich „Safe“ dargelegt. Federführung: BSRBCC in enger Zusammenarbeit mit BSTF. Termin für Fortschrittsbericht: 31. Dezember 2013. Reduzierung der Produktion und Verteilung von Drogen in der EU. Ziel des Projekts ist die Bekämpfung synthetischer Drogen im Ostseeraum im Einklang mit dem EU-Politikzyklus, http://www.marsuno.eu verwaltet im Rahmen des EUSBSR-Schwerpunktbereichs „Safe“, koordiniert durch Dänemark und Finnland; das vorgeschlagene potenzielle Vorzeigeprojekt. 30 Ausschreibung MARE/2012/17. 31 GD ENTR SEC-2013.3.5.3-2 Testing the interoperability of Maritime Surveillance systems – Pre-Operation Validation. 29 76 Schwerpunktbereich D, also die Analyse der Herstellung sowie der Einfuhr/Ausfuhr von Ausgangsstoffen, die Ermittlung der illegalen Labore und der Exportwege, auf denen die hergestellten Drogen auf den Markt gelangen. Federführung: noch festzulegen. Termin für Fortschrittsbericht: 31. Dezember 2013. Aktion: Bekämpfung des Menschenhandels Menschenhandel ist eine grenzübergreifende Straftat von großer globaler Tragweite, die nur mit einem vielschichtigen Ansatz und durch regionale Zusammenarbeit bekämpft werden kann. Im Ostseeraum befinden sich Herkunfts-, Transit- und Zielländer für den Menschenhandel. Soll wirksam gegen dieses Verbrechen vorgegangen werden, muss das Hauptaugenmerk auf der Prävention liegen, und es werden gut funktionierende Strategien zur Unterstützung und zum Schutz der Opfer des Menschenhandels benötigt. In den letzten Jahren hat die Arbeitskräftemigration zugenommen, wodurch sich auch die Ausbeutung von Arbeitskräften und der damit verbundene Menschenhandel verstärkt haben. Während die Feststellung der Opfer und ihre Unterstützung oberste Priorität genießen, lässt sich gegen den Menschenhandel am besten mit präventiven Maßnahmen vorgehen, die von vornherein vermeiden, dass Menschen zu Opfern oder erneut zu Opfern werden. Dies soll durch Netzwerkarbeit und Dialog der wichtigsten Arbeitsmarktakteure auf nationaler Ebene sowie durch eine Sensibilisierung der staatlichen Stellen auf regionaler Ebene erreicht werden. Es ist wichtig, dass die Risikofaktoren und Vulnerabilitäten, die den Menschenhandel begünstigen, besser bekannt sind und verstanden werden, speziell im Zusammenhang mit Einstellungspraktiken und der Rolle von Personalvermittlungsagenturen und Arbeitgebern. Darüber hinaus müssen für die wichtigsten Akteure spezielle Leitlinien dazu erarbeitet werden, wie Ausbeutung zu vermeiden ist. Die CBSS TF-THB, in der sachverständige Vertreter aus Ministerien aller Staaten im Ostseeraum mitarbeiten, bietet eine zwischenstaatliche Plattform für überregionale Zusammenarbeit und ein Forum für den Transfer von Wissen und bewährten Verfahren im Kampf gegen den Menschenhandel. Durch Verbundprojekte will sie die derzeitigen politischen Konzepte sowie die Präventions- und Schutzmaßnahmen in der Region stärken, ausbauen und weiter verbessern. Gegenstand dieser Projekte sind Forschung und Analyse, Datenerhebung sowie Schulungsmaßnahmen und Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten auf nationaler Ebene in den CBSS-Mitgliedstaaten. Die CBSS TF-THB geht gegen alle Formen des Menschenhandels vor, jedoch liegt der Hauptschwerpunkt im strategischen Zeitraum 2012–2014 auf Maßnahmen und Aktivitäten, mit denen die wichtigsten Akteure in der Region noch besser in die Lage versetzt werden sollen, Fälle von Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft aufzudecken und Strategien gegen eine solche Ausbeutung zu entwickeln. 77 Vorzeigeprojekte Durchführung vorbeugender Maßnahmen gegen den Menschenhandel zu Zwecken der Ausbeutung der Arbeitskraft mittels Verbesserung der Kenntnisse und Partnerschaften und Gewährung von Unterstützung und Schutz für Opfer und gefährdete Gruppen mithilfe transnationaler Aktionen. Federführung: Litauen. Termin für Fortschrittsbericht: 31. Dezember 2013. Am 1. Juli 2012 starteten das den Vereinten Nationen angegliederte Institut für Kriminalitätsbekämpfung (HEUNI) in Finnland, das Innenministerium in Litauen, die Universität von Tartu in Estland und die CBSS TF-THB ein zweijähriges Vorzeigeprojekt mit dem Titel „ADSTRINGO – Bekämpfung des Menschenhandels zu Zwecken der Ausbeutung der Arbeitskraft durch verbesserte Partnerschaften, umfassendere Ermittlung und verschärfte organisatorische Ansätze“. Umgesetzt wird es in Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Island, Lettland, Litauen, Norwegen und Schweden mithilfe von Finanzmitteln aus dem Programm „Kriminalprävention und Kriminalitätsbekämpfung“ der Generaldirektion Inneres der Europäischen Kommission. Gesondert stellt das Referat Ostseezusammenarbeit des Schwedischen Instituts der CBSS TF-THB Finanzmittel für Projektmaßnahmen in der Russischen Föderation und Polen bereit. Im Rahmen des Projekts sind in erster Linie die beiden folgenden Aktivitäten geplant: grundlegende Untersuchungen zu Anwerbungsverfahren im Zusammenhang mit dem Menschenhandel zu Zwecken der Ausbeutung der Arbeitskraft sowohl in Herkunfts- als auch in Zielländern und Durchführung von nationalen Workshops in den einzelnen beteiligten Ländern, auf denen alle relevanten Akteure über diese Art des Menschenhandels und Möglichkeiten seiner Bekämpfung beraten können. Im Zuge beider Aktivitäten ist zudem die Erarbeitung von entsprechenden Präventionsleitlinien vorgesehen. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden am 18. Oktober 2013 auf einer hochrangigen Konferenz in Vilnius im Rahmen der litauischen EU-Ratspräsidentschaft vorgestellt und diskutiert werden. Das Projekt endet im Juni 2014. Potenzielle Vorzeigeprojekte Verbesserung der Zusammenarbeit und Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten im Ostseeraum zur Verhinderung aller Formen des Menschenhandels und Verstärkung der Bemühungen zum Schutz der Opfer von Menschenhandel im Rahmen der CBSS TF-THB. Entsprechend ihrer allgemeinen Ziele wird die CBSS TF-THB im Rahmen ihrer Strategie für 2012–2014 auch weiterhin gemeinsame Projekte gegen den Menschenhandel in der Region durchführen. Die TF-THB entwickelt derzeit ein Projekt zu dem engen Zusammenhang zwischen Zuwanderung in prekäre Arbeitsverhältnisse und Menschenhandel zu Zwecken der Ausbeutung der Arbeitskraft im Ostseeraum. Durch die Untersuchung dieses Zusammenhangs 78 in den CBSS-Mitgliedstaaten soll es gelingen, den Menschenhandel zum Zweck der Zwangsarbeit erfolgreich zu bekämpfen. Zu den Haupttätigkeiten gehören Felduntersuchungen zu Menschenhandelsopfern, die als Arbeitskräfte ausgebeutet werden sollten, und Zuwanderern in prekären Arbeitsverhältnissen sowie die Erarbeitung von Leitlinien für die wichtigsten Arbeitsmarktakteure, um Hinweise für die Verhinderung des auf die Ausbeutung der Arbeitskraft abzielenden Menschenhandels zu geben. Die CBSS TF-THB wird außerdem die Koordinierung und den Austausch von Wissen und bewährten Verfahren in diesem Bereich erleichtern und fördern. Durch geeignete Maßnahmen und Projektarbeit will die CBSS TF-THB die Nachhaltigkeit früherer Projekte sichern und dabei auf den Erfolgen aufbauen, die sie durch die Unterstützung von Aktivitäten auf nationaler Ebene in allen CBSS-Mitgliedstaaten (auf deren Anforderung) bereits erzielt hat. Damit das für diplomatisches und konsularisches Personal bestimmte Handbuch zur Unterstützung von Menschenhandelsopfern (Handbook for Diplomatic and Consular Personnel on Assistance to Victims of Human Trafficking) auch künftig zur Verfügung steht und als Schulungsinstrument verbreitet wird, beabsichtigt die TFTHB die Entwicklung einer internetgestützten Schulungsanwendung (eLearning) auf der Grundlage des Handbuchs und deren Überführung in einen dynamischen Inhalt, der für digitale Schulungsvorträge verwendet werden kann. Eine weitere Initiative der TF-THB ist die Veröffentlichung eines Berichts zur Situation des Menschenhandels in der Region, wobei für jeden einzelnen Mitgliedstaat und die Region insgesamt die Entwicklungen nachverfolgt und die Probleme des Menschenhandels im Überblick erfasst werden, damit aktuelles Material für Forscher, Kooperationspartner und einschlägige Akteure zur Verfügung steht und die Kontinuität der Datenerhebung und -analyse gewährleistet ist. Die CBSS TF-THB bemüht sich überdies um eine Stärkung der strategischen Partnerschaften und einen Ausbau der Zusammenarbeit mit lokalen, regionalen und internationalen Organisationen, die gegen den Menschenhandel im Ostseeraum tätig sind, sowie um eine Erleichterung des Transfers von Wissen und Erfahrungen an Partner außerhalb der Region durch die Bereitstellung von Erkenntnissen und strategischer Unterstützung. 79 SB Kultur – Entwicklung und Förderung der gemeinsamen Kultur und der kulturellen Identität Koordiniert durch Schleswig-Holstein (Deutschland) und Polen Im Ostseeraum besteht ein ausgesprochen vielfältiges und attraktives kulturelles Leben, und sein kulturelles Erbe ist von hohem Wert. Diese Vorzüge gilt es maximal zu nutzen, wenn Kultur und Kreativität noch stärker ins öffentliche Blickfeld rücken sollen und der Ostseeraum als eine einheitliche Kulturregion profiliert werden soll. Durch die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft bekommt die Region ein positives und attraktives Image, was in zunehmendem Maße wichtig ist, um begabte Menschen, Unternehmer und Investoren für die Region zu interessieren, speziell auch in Anbetracht der wachsenden Zahl von Wirtschaftssektoren mit einem hohen Grad an virtuellen Arbeitsabläufen und Dienstleistungen. Ein kohärenter Rahmen der kulturellen Zusammenarbeit im Ostseeraum, wie er in der EU-Strategie für den Ostseeraum vorgesehen ist, sollte sich auf die Vielzahl der zwischenstaatlichen und nichtstaatlichen Gremien stützen, die sich mit der Kultur in der Region befassen. Dazu gehören das Kulturnetzwerk ARS BALTICA, die Monitoring-Gruppe zum kulturellen Erbe in den Ostseestaaten, die hochrangige CBSSGruppe für Kultur (SOGC) und die Kulturpartnerschaft im Rahmen der Nördlichen Dimension (NDPC). Darüber hinaus haben einige regionale Organisationen Berührungspunkte zum Kulturbereich, und zwar der Nordische Ministerrat, das Städtenetzwerk der Baltischen Metropolen (BaltMet) und das Ostseenetzwerk BSSSC. Ihre Arbeit muss jedoch noch besser koordiniert werden, um mit der EUStrategie für den Ostseeraum Wirksamkeit zu erzielen und für die Gesellschaften in der Ostseeregion einen Mehrwert zu schaffen. Eine enge Zusammenarbeit mit BaltMet und dem Baltic Development Forum (BDF), den beiden zuständigen Gremien für die horizontale Aktion, ist vereinbart und gleichzeitig unerlässlich, um das vorhandene Fachwissen so effizient wie möglich und synergetisch zu nutzen. Projektinhalt und Ergebnis des Schwerpunktbereichs „Kultur“ sind ein relevantes Element im Prozess der Identitätsstiftung, der über professionelle Branding-Plattformen von BaltMet zu vermitteln ist. Es bestehen enge Verbindungen zum Schwerpunktbereich „Tourismus“. Der Kreativ- und Kultursektor spielt eine wichtige Rolle bei der Innovationsförderung. Strategische Investitionen im Kulturbereich sowie in die Kultur- und Kreativwirtschaft, insbesondere in KMU, sind von entscheidender Bedeutung, um eine dynamische, kreative Gesellschaft in der Europäischen Union zu stärken und die Ziele der Strategie Europa 2020 zu erreichen. Durch den Austausch von Erfahrungen 80 und die Bündelung von Kräften und Fachwissen in diesem Sektor kann ein Beitrag zur Steigerung von Professionalität und Wettbewerbsfähigkeit der Kreativunternehmen im Ostseeraum geleistet werden. Darüber hinaus sind Kultur, Kunst und das regional verknüpfte Kulturerbe eine Quelle gemeinsamer Identität und gemeinsamer Werte. Diese Basis wird das Engagement der Region für die EUSBSR und den territorialen Zusammenhalt stärken. Eine bestmögliche Nutzung diese regionalen Besonderheiten und Möglichkeiten kann das Portfolio der europäischen Kultur insgesamt bereichern. Entwicklungsstrategien sollten die Kultur- und Kreativwirtschaft wie auch kulturelle Aspekte im Allgemeinen mit einschließen, um positive Spillover-Effekte für Wirtschaft und Gesellschaft zu erzielen. Die Förderung eines solchen integrierten Modells ist gleichzeitig ein Stimulus für die wirtschaftliche Entwicklung und den sozialen Zusammenhalt im Ostseeraum. Wird durch die Einbeziehung des Kreativ- und Kultursektors in die EUSBSR die Kultur als eine Quelle der Kreativität und Innovation anerkannt, erhöht sich dadurch das Potenzial für wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Gesamtziel Indikator Baseline Zielvorgabe Werte/Situation Informationsquellen Förderung von Kultur, kulturellem Erbe und Kreativwirtschaft im Ostseeraum. Prozentualer Anteil der Kreativwirtschaft am BIP und an der Beschäftigungsquote in den BSR-Ländern. Zahlen von 2012. Steigerung um 10 % bis 2020. Nationale Statistiken und Eurostat. Kreatives Unternehmertum im Ostseeraum. Prozentualer Anteil neuer erfolgreicher Kreativunternehmen. Zahlen von 2012. Steigerung um 5 % bis 2020. Nationale Statistiken und Eurostat. 81 Effizienter Rahmen für die kulturelle Zusammenarbeit im Ostseeraum. Bessere Zusammenarbeit bestehender kulturpolitischer Gremien im Ostseeraum. Bessere Zusammenarbeit zwischen den bestehenden kulturellen Netzwerken und Institutionen. 1. gemeinsames Treffen von SOGC, NDPC, Ars Baltica und MG Cultural Heritage im Mai 2012 in Greifswald. Regelmäßige Treffen von kulturpolitischen Gremien des Ostseeraums. Zusammenstellung durch die SBKoordinatoren. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Gemeinsame Förderung und Präsentation der Kultur und des kulturellen Erbes des Ostseeraums Die Vielfalt, Qualität und Attraktivität von Kultur und Kunst im Ostseeraum sowie sein reiches kulturelles Erbe sollten in all ihrer Unterschiedlichkeit und Vielschichtigkeit präsentiert werden. Ziel ist die Stärkung der Zivilgesellschaft und ihrer Institutionen durch einen umfangreicheren Kunst- und Kulturaustausch innerhalb des Ostseeraums, der dadurch noch stärker als eine kulturell reiche und attraktive Region gefördert wird. Vorzeigeprojekte Art Line. Dieses Projekt befasst sich mit Kunst im öffentlichen und digitalen Raum. Ziel ist die Herstellung eines kooperativen Netzwerkes zwischen Kunstinstitutionen und akademischen Einrichtungen in der Region, um die Öffentlichkeit in die Debatte über die zeitgenössische Kunst einzubeziehen und eine gemeinsame südbaltische Identität zu schaffen, die der Öffentlichkeit über das Projekt und die daraus resultierenden Kunstgegenstände vermittelt wird. Beteiligt sind 14 Partner aus Schweden, Polen, Deutschland, Russland und Litauen. „Art Line“ erhält Finanzhilfe im Rahmen des Programms Südliche Ostsee. Federführung: Blekinge Museum in Karlskrona/Schweden. Termin: Dezember 2013. Co2olBricks. Hauptziel des Projekts ist die Ermittlung von Möglichkeiten für die energetische Sanierung von historischen Gebäuden, ohne deren kulturellen Wert zu beeinträchtigen. Im Rahmen der berufsübergreifenden Partnerschaft von Co2olBricks werden neue Strategien für den Schutz des kulturellen Erbes entwickelt. Das Projekt ist insofern notwendig, da bislang die meisten energiesparenden Technologien in denkmalgeschützten Gebäuden nicht anwendbar sind. Da Backsteingebäude im Ostseeraum sehr weit verbreitet sind, können die in Pilotprojekten entwickelten und demonstrierten Verfahren in der gesamten Region angewandt werden, um so deren einzigartige historische Architektur zu schützen. Federführung: Freie und Hansestadt Hamburg. Termin: Dezember 2013. 82 Potenzielle Vorzeigeprojekte Baltic House. Mit diesem Projekt soll eine Möglichkeit geschaffen werden, die Vielfalt der zeitgenössischen Kunst in den Ländern des Ostseeraums zu erleben und sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Kernstück des Projekts ist eine Dauerausstellung von zeitgenössischer Kunst aus diesen Ländern in einem mobilen Kunstpavillon. Als einer der wichtigsten langfristigen Effekte wird dadurch die Kultur des Ostseeraums auch außerhalb der Region bekannt gemacht, und es werden kulturelle Kompetenzen innerhalb der Region entwickelt. Federführung: Ostsee-Kulturzentrum in Gdańsk. Termin: 2016. Cultural Hansa. Ziel des Projekts ist es, das im Ostseeraum bestehende Potenzial in Bezug auf Innovation und Tradition sowie Kreativität und Forschung nachhaltig zusammenzuführen. Als erste Projektpartner sind die in der Region befindlichen Kulturhauptstädte Europas vorgesehen, um das von ihnen Erreichte zu sichern und ihre Erfahrungen für die künftige Zusammenarbeit beispielsweise mit Hafen- und Hansestädten des Ostseeraums zu nutzen. Als ein sektorübergreifendes und multilaterales Netzwerk, in das lokale Behörden, Hochschulen, gewerbliche Unternehmen, bestehende Netzwerke und Projekte auf BSR-Ebene sowie NRO einbezogen sind, soll „Cultural Hansa“ als ein Instrumentarium zur Förderung der innovativen und kreativen Stärke des Ostseeraums und als Katalysator für regionale Entwicklung dienen. Im Rahmen der EU-Strategie für den Ostseeraum könnte es für die Verbindung zwischen den Schwerpunktbereichen Tourismus, Bildung und Kultur sorgen. Federführung: ARS BALTICA/Kommune Sønderborg, Dänemark. Termin: noch festzulegen. Aktion: Zusammenarbeit im Bereich des kulturellen Erbes Ein wichtiges Ziel ist die Erhaltung und weitere Ausgestaltung des kulturellen Erbes der Region sowie die Sicherung und Förderung des öffentlichen Interesses an diesen Werten und des Zugangs zu ihnen. Das kulturelle Erbe der Region ist von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für den Tourismus und für die Attraktivität der Region insgesamt. Potenzielle Vorzeigeprojekte Baltic Heritage Atlas (Atlas des Ostsee-Erbes). Es handelt sich hierbei um eine Fortsetzung des Projekts „Maritime Heritage Atlas of South Baltic“ (Atlas des maritimen Erbes des südlichen Ostseeraums), das im Rahmen des Programms Südliche Ostsee ins Leben gerufen und entwickelt wurde. Ursprünglich waren daran 13 Partner aus vier südlichen Ostseeanrainerstaaten beteiligt. Es werden nunmehr alle Anrainerstaaten einbezogen, um in der gesamten Region Verbindungen herzustellen, ihr reiches Erbe zu fördern und die regionale Identität zu stärken. In seiner zweiten Phase beinhaltet das Projekt zahlreiche Werbe- und Bildungsaktivitäten, um das Ostsee-Erbe innerhalb der Region und darüber hinaus bekanntzumachen und eine stärkere Sensibilisierung für 83 dessen Erhaltung und den Aufbau einer regionalen Identität zu erreichen. Federführung: Zentrales Meeresmuseum in Gdańsk. Deadline: 2015. Netzwerk der Meeresmuseen im Ostseeraum. Ziel des Projekts sind die Begründung einer dauerhaften Zusammenarbeit zwischen den Meeresmuseen im Ostseeraum und der Aufbau des regionalen Netzwerks. Eine Zusammenarbeit zwischen den Ländern und Museen besteht nunmehr seit rund 20 Jahren, und es ist daher an der Zeit, eine dauerhafte Kooperation zwischen den Meeresmuseen zu entwickeln. Das Projekt startete 2012 in Gdańsk und sollte alle drei Jahre überprüft werden. Federführung: Polnisches Meeresmuseum, Gdańsk. Termin: 2015. Die virtuelle Akademie für das Management des kulturellen Ostsee-Erbes (AcaBa). Das Konzept sieht die Schaffung einer überregionalen Struktur für all diejenigen vor, die sich berufliche mit Fragen des kulturellen Erbes im Ostseeraum befassen. Geplant ist die Einrichtung eines ExpertenNetzwerks als Vorstufe für eine virtuelle Akademie für das Management des kulturellen Erbes sowie der Aufbau von erweiterten Forschungs- und Schulungslehrgängen. Federführung: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen/CBSS Monitoring Group on Cultural Heritage in the Baltic Sea States. Termin: Mai 2014. Aktion: Gemeinsame Förderung und Präsentation der Kreativwirtschaft des Ostseeraums Die Kreativwirtschaft wird immer mehr als einer der wichtigsten Impulsgeber für die Wirtschaft angesehen, und auch für die regionale Entwicklung gewinnt sie zunehmend an Bedeutung. Vor allem gilt der Ostseeraum als weltweit führend in bestimmten Bereichen dieser Branche. Durch eine länderübergreifende Zusammenarbeit in der Kreativwirtschaft sowie den Austausch von Ideen, Knowhow und Erfahrungen kann das kreative Potenzial der gesamten Region allseits genutzt werden, was für das Tempo und die Kohärenz der wirtschaftlichen Entwicklung von Vorteil ist. Potenzielle Vorzeigeprojekte Erleichterung der Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und Unternehmen in der Ostseeregion durch das Kreativzentrum. Das Kreativzentrum Tabakas Fabrika in Riga ist eine multidisziplinäre Einrichtung, wo Akteure aus der Kultur- und Kreativwirtschaft vielfältige Unterstützung finden. Eine neugegründete Kreativplattform wird den interregionalen Austausch von innovativen Bildungsmodellen und bewährten Verfahren im Bereich der unternehmerischen Tätigkeit erleichtern und die Zusammenarbeit zwischen KMU und Bildungseinrichtungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft fördern. Außerdem soll jungen Kreativschaffenden institutionelle Hilfe bei der Gründung eigener Unternehmen gegeben werden. Darüber hinaus bietet Tabakas Fabrika Raum für Ausstellungen, Konzerte, Festivals, Filmvorführungen, Theaterdarbietungen, Konferenzen, Seminare und Laborworkshops. Tabakas Fabrika plant, diese Initiative auch auf die anderen Länder des Ostseeraums zu übertragen und dort zu entwickeln. Die Aktionen des Zentrums werden auf längere Sicht die Wettbewerbsfähigkeit regionaler Produkte und 84 Dienstleistungen auf ausländischen Märkten steigern und die wirtschaftliche Entwicklung in der Region beschleunigen. Kooperationspartner: Finnland, Schweden, Estland, Litauen, Norwegen, Dänemark, Deutschland, Russland, Polen. Federführung: Lettland, Ministerium für Kultur. Termin: 2015. Wissens-, Erfahrungs- und Informationsaustausch zur Kreativwirtschaft im Ostseeraum. Die Ostseeregion wird von der Einrichtung einer Plattform zur Kultur- und Kreativwirtschaft profitieren, denn diese Branche kann zu einem wichtigen Faktor für das regionale Wachstum werden. Im Rahmen des Projekts werden zunächst Themen von gemeinsamem Interesse herausgefiltert, und danach liegt der Schwerpunkt auf dem Austausch von Wissen, Erfahrungen, Informationen und speziellen Kompetenzen auf operativer Ebene, beispielsweise zur Unterstützung von jungen Kreativunternehmen und neu gegründeten Unternehmen. Der Nordische Ministerrat soll die Leitung des Projekts übernehmen, in das auch bestehende Initiativen in diesem Bereich, wie etwa KreaNord, mit einbezogen werden. Die Kulturpartnerschaft im Rahmen der Nördlichen Dimension tritt in diesem Zusammenhang ebenfalls in Aktion. Zu berücksichtigen sind bei diesem Projekt mögliche Spillover-Effekte von der Kultur- und Kreativwirtschaft auf die Gesellschaft insgesamt, beispielsweise in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung. Federführung: Nordischer Ministerrat (noch zu bestätigen). Termin: noch festzulegen. Aufbau eines Netzwerks der Kreativwirtschaft im Ostseeraum. Federführung: NDPC (noch zu bestätigen). Termin: noch festzulegen. Aktion: Entwicklung einer gemeinsamen kulturellen Identität des Ostseeraums Die Ostseeregion ist kein homogenes Gebilde mit einer gemeinsamen Geschichte und Kultur. Sie besteht aus unterschiedlichen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen, die alle ihre eigenen Formen des Ausdrucks und ihre individuellen und kollektiven Erinnerungen haben. Ziel ist die Schaffung eines gegenseitigen Verständnisses für die unterschiedlichen politischen Ansichten und Wege in der Gegenwart und die verschiedenen Sichtweisen auf Kultur und Geschichte in der Vergangenheit. Auf diese Weise werden die Menschen für regionale Traditionen sensibilisiert und erkennen die Notwendigkeit, die regionale kulturelle Identität zu entwickeln und zu stärken. Vorzeigeprojekte The Baltic Sea History Project (Projekt Ostseegeschichte). Mit diesem Projekt wird erstmals der Versuch unternommen, ein gemeinsames Verständnis für die Geschichte und Kultur in einer europäischen Region zu entwickeln. Akademische Meinungen und individuelle Wahrnehmungen und Erfahrungen treffen dabei auf innovative Weise aufeinander. Im Rahmen eines interkulturellen Dialogs werden gemeinsame regionale Geschichte, Kultur und Identität (de)konstruiert. Aufbauend auf dem Wikipedia-Konzept werden über das Internet 85 wissenschaftliche Inhalte vermittelt. Finanzmittel für das Projekt kommen aus dem EUProgramm „Kultur“ und von der deutschen Regierung. Federführung: Academia Baltica. Termin für die erste Projektphase: Juni 2014. Aktion: Entwicklung eines effizienten Rahmens für die kulturelle Zusammenarbeit im Ostseeraum Ziel ist die Integration und Zusammenarbeit zwischen den kulturpolitischen Gremien im Ostseeraum, um auf diese Weise Synergieeffekte zu erzielen, die Kräfte zu bündeln und Doppelarbeit zu vermeiden. Durch ein solches Zusammengehen der wichtigsten Kulturakteure wird die kulturelle Zusammenarbeit gestärkt, die regionale Entwicklung gefördert und ein Beitrag zum sozialen Zusammenhalt geleistet. Potenzielle Vorzeigeprojekte Cultural Share Point (Punkt für den kulturellen Austausch). Verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den bestehenden kulturellen Netzwerken und Institutionen. Ziel des Projekts ist die Stärkung der kulturellen Zusammenarbeit und ihre effizientere Gestaltung durch einen regelmäßigen Austausch von Verfahren und Informationen. Es werden regelmäßig Zusammenkünfte aller wichtigen Kulturakteure und Vertreter von Gremien aus dem Kulturbereich des Ostseeraums stattfinden, auf denen sie sich umfassend über ihre erreichten Ergebnisse und künftigen Pläne austauschen können. Bei der Kommunikation mit der Öffentlichkeit sollen die gegenseitigen Impulse verstärkt werden, und wichtige Projekte und Initiativen werden gezielt unterstützt. Die Integration und Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten kulturpolitischen Gremien des Ostseeraums ist auszubauen, z. B. durch die Förderung regelmäßiger Treffen (mit gemeinsamen Sitzungen). Längerfristig betrachtet entsteht durch das Projekt Cultural Share Point eine Plattform für eine wirksamere und effizientere Zusammenarbeit zwischen den einschlägigen Stellen im Ostseeraum. Federführung: polnisches Ministerium für Kultur und Nationalerbe/ARS BALTICA. Termin: noch festzulegen. Zusammenarbeit im Ostseeraum mit schwerpunktmäßiger Ausrichtung auf die Kultur als Teil einer nachhaltigen Entwicklung. Mit dem Projekt soll bei der künftigen Zusammenarbeit in der Ostseeregion die umfassendere Bedeutung der Kultur als wichtiger Mitgestalter der gesellschaftlichen Entwicklung berücksichtigt werden, und es werden praktische Vorschläge für die Zusammenarbeit erwartet. Das Projekt wird die kulturelle Zusammenarbeit in der Region im Interesse einer langfristig nachhaltigen Entwicklung stark beeinflussen. Es wird in Zusammenarbeit mit den Koordinatoren des Schwerpunktbereichs „Kultur“, Schleswig-Holstein und Polen, und unter Beteiligung von Partnern aus der gesamten Region durchgeführt. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme und einem Workshop im ersten Quartal 2013 wird ein konkretes Kooperationsprojekt erarbeitet, einschließlich genauer Festlegungen zu Partnern, Organisation und Finanzierungsmechanismen. Langfristig sollen Erkenntnisse dazu gewonnen 86 werden, in welchem Maße die Kultur zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen kann, um davon ausgehend ihren Beitrag zur Verbesserung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens zu konkretisieren. Mögliche greifbare Ergebnisse sind Indikatoren und Aktionen zur Kultur als der vierten Säule für eine nachhaltige Entwicklung. Federführung: Nordischer Ministerrat. Termin: noch festzulegen. 87 SB Bildung – Entwicklung einer innovativen Bildung und Jugend Koordiniert durch Hamburg (Deutschland) and Norden Association (in Schweden) Im Ostseeraum verbindet sich Lebensqualität mit einem hohen Bildungsstand (beispielsweise weist die Region die besten Ergebnisse der EU hinsichtlich Lesekompetenz, Abschlussquote der Sekundarstufe II und öffentliche Investitionen für Bildung auf) und offenen Gesellschaften. Die Bildungs- und Jugendpolitik in diesen Ländern sollte mit Blick auf das übergeordnete Ziel – Wertevermittlung, Persönlichkeitsentwicklung und Förderung eines aktiven Bürgersinns – zu einer Verbesserung der Qualität der Bildung und der Lebensbedingungen der jungen Menschen beitragen. Hierbei ist es durch Zusammenarbeit und Austausch möglich, voneinander zu lernen, was im Rahmen der offenen Methode der Koordinierung erfolgen sollte, bei der die bildungspolitische Verantwortung der Mitgliedstaaten in vollem Umfang gewahrt bleibt. Die Voraussetzungen für mehr Wohlstand sind der Zugang zu einer guten allgemeinen und beruflichen Bildung für alle, ein wirksames und integratives Sozialsystem und ein gut funktionierender Arbeitsmarkt als Grundlage für geografische, berufliche und sozioökonomische Mobilität. Intelligentes und integratives Wachstum wird durch ein Bildungswesen befördert, das zum Lernen, Studieren und Weiterqualifizieren anregt. Die EU-Strategie für den Ostseeraum soll zu den bildungspolitischen Benchmarks der Strategie Europa 2020 beitragen, indem durch transnationale und/oder grenzüberschreitende Zusammenarbeit die Schulabbrecherquote auf unter 10 % gesenkt und erreicht wird, dass mindestens 40 % der 30- bis 34-Jährigen über einen Hochschulabschluss verfügen. Zudem leistet sie einen Beitrag zu „Allgemeine und berufliche Bildung 2020“ (ET2020), dem strategischen Rahmen für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung mit seinen vier strategischen Zielen: Verwirklichung von lebenslangem Lernen und Mobilität, Verbesserung der Qualität und Effizienz der allgemeinen und beruflichen Bildung, Förderung der Gerechtigkeit, des sozialen Zusammenhalts und des aktiven Bürgersinns, Förderung von Innovation und Kreativität – einschließlich unternehmerischen Denkens – auf allen Ebenen der allgemeinen und beruflichen Bildung. 88 Im Hinblick auf den 2009 verabschiedeten erneuerten Rahmen für die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa gibt es zwei miteinander verbundene Ziele: die Schaffung von mehr Möglichkeiten und mehr Chancengleichheit im Bildungswesen und auf dem Arbeitsmarkt, die Förderung des gesellschaftlichen Engagements, der sozialen Eingliederung und der Solidarität. Der erneuerte Rahmen definiert acht Aktionsfelder, in denen sektorübergreifende Aktivitäten zur Unterstützung junger Menschen durchgeführt werden sollen: allgemeine und berufliche Bildung, Beschäftigung und Unternehmergeist, Gesundheit und Wohlbefinden, Teilhabe, Freiwilligentätigkeit, soziale Eingliederung, Jugend in der Welt, Kreativität und Kultur. Die Strategie Europe 2020, der Rahmen „Allgemeine und berufliche Bildung 2020“ und die vorstehend dargelegte EU-Strategie für die Jugend bilden die Voraussetzungen für diesen Schwerpunktbereich. Wird jungen Menschen die Möglichkeit gegeben, grenzübergreifende Beziehungen aufzubauen und mehr über ihre Nachbarn zu erfahren, so schlägt sich das zweifellos in der allgemeinen Bereitschaft zu einer Beteiligung an der Ostseezusammenarbeit nieder. Dadurch wird gleichzeitig die Mobilität der Arbeitskräfte gefördert und die Entwicklung grenzübergreifender Wirtschaftsaktivitäten angeregt. Die demografischen Veränderungen bleiben nicht ohne Folgen für die Gesellschaften. Die ersten großen Gruppen der geburtenstarken Jahrgänge werden in Kürze in das Rentenalter eintreten, was mit einem Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter verbunden ist. Die Hauptprobleme sind die mangelnden Dienstleistungen in bestimmten Bereichen und die Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen. Darüber hinaus bleiben durch die unzureichende Inanspruchnahme von studentischen und beruflichen Austauschprogrammen viele Möglichkeiten ungenutzt, da Kontakte fehlen und die entsprechenden Informationen nicht hinreichend bekannt sind. Möglichkeiten und Herausforderungen im Ostseeraum sollten ein gemeinsames Anliegen sein. Der Reichtum der Region wird durch ihr Humankapital bestimmt, und eine Bevölkerung mit hohem 89 Bildungsniveau ist eine entscheidende Voraussetzung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen und Gesellschaft. Die junge Generation ist die wichtigste Kraft, um Veränderungen zugunsten von Wachstum und Innovation in unserer Region voranzubringen. Maßnahmen im Rahmen des Schwerpunktbereichs „Bildung“ werden gegebenenfalls eng mit Maßnahmen in anderen Schwerpunktbereichen, insbesondere „Innovation“ und „KMU“, abgestimmt. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Umfang der transnationalen Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Jugend und Arbeitskräftemobilität im Ostseeraum, d. h. Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Schulen, Berufsbildungseinrichtungen mit Angeboten für Erwachsenenbildung oder nichtformales Lernen, Arbeitsämtern und Jugendlichen. a. Anzahl von Kooperationsprogrammen mit einer Laufzeit von mindestens zwei Jahren. b. Anzahl junger Menschen, die an Bildungs- und/oder Mobilitätsmaßnahmen innerhalb des Ostseeraums beteiligt sind. Steigerung der Attraktivität unserer Region für Studenten und Auszubildende aus Drittstaaten. a. Anzahl der Studenten und Auszubildenden aus Drittstaaten. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Entwicklung neuer Methoden für die Vermittlung unternehmerischer und innovativer Kompetenzen Die Absolventen aller Ebenen unseres Bildungs- und Ausbildungssystems müssen in größerem Umfang auf die Gründung und den Aufbau eines Unternehmens vorbereitet sein, denn das Wachstum unserer Volkswirtschaften hängt in zunehmendem Maße davon ab, inwieweit Kompetenzen zum Aufbau neuer Unternehmen und zur raschen Anpassung an die Marktveränderungen vorhanden sind. Unsere KMU brauchen gut ausgebildete Arbeitskräfte, die zum Wachstum und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt beitragen können. Die meisten Länder in der Region sind klein und haben einen zu kleinen Inlandsmarkt, weshalb der Ostseeraum als ein erweiterter Inlandsmarkt betrachtet werden sollte. Bereits jetzt bilden für die meisten Länder unserer Region überwiegend die 90 jeweiligen Nachbarländer die größten Handelspartner. Absolventen beruflicher Aus- und Weiterbildungslehrgänge stellen im Hinblick auf die Unternehmensgründung ein Potenzial dar, das oftmals noch nicht genutzt wird. Vorzeigeprojekte Baltisches Bildungsprogramm (Baltic Training Programme, BTP). Das Projekt unterstützt die Internationalisierung der Berufsbildung sowie unternehmerisches Denken und die Internationalisierung der Wirtschaftstätigkeit. Das Vorzeigeprojekt umfasst insgesamt drei Projekte: zwei Testplattformen in unterschiedlichen geografischen Gebieten des Ostseeraums und ein Verbreitungsprojekt. Ein Projekt, das sich auf Estland, Lettland sowie den Osten Schwedens erstreckte, wurde im Juli 2012 abgeschlossen. Die beiden Testplattformen sind Nordpraktik, die die nördlichen Landesteile von Norwegen, Schweden und Finnland betrifft (Federführung: Norden Association Norrbotten, Schweden. Termin für Fertigstellung: März 2014) und das Südbaltische Bildungsprogramm (SBTP) für die nördlichen Landesteile von Polen und Deutschland, Litauen, Dänemark (Seeland) und den Süden Schwedens (Federführung: NetPort Karlshamn, Schweden. Termin für Fertigstellung: Dezember 2014). Das dritte Projekt, HansaVET, ist ein Projekt zum Kapazitätsaufbau, durch das 330 Lehrer in Estland, Lettland, Litauen und Schweden befähigt werden sollen, Berufsschülern bei der Entwicklung von individuellen Geschäftsprojekten betreuend und unterstützend zur Seite zu stehen und diese Projekte mit ausländischen Unternehmen abzugleichen. (Federführung: Staatliche Agentur für Bildungsentwicklung, Lettland. Termin für Fertigstellung: Oktober 2013). Ein weiteres Projekt für den Kapazitätsaufbau (HansaECVET) ist ausgehend von den Ergebnissen der drei Testplattformen für 2013–2015 geplant. Die Ergebnisse dieser fünf Projekte wiederum werden in ein Projekt zum Aufbau eines gemeinsamen Marktes für Berufsbildung im Ostseeraum Eingang finden, bei dem das ECVET zur Anwendung kommt. Aktion: Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels und Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit Im Ostseeraum fehlt es immer mehr an Fachkräften, so dass in einigen Ländern mehr als 20 % der Stellen nicht besetzt werden können. Gleichzeitig aber verzeichnen diese Länder eine steigende Jugendarbeitslosigkeit. Das duale System der Berufsbildung, bei dem theoretische und praktische berufliche Bildung kombiniert werden und das bereits in Ländern wie Dänemark, Finnland und Deutschland praktiziert wird, hat sich als erfolgreich erwiesen und kann als Modell für andere Regionen dienen. Vorzeigeprojekte 91 Quick IGA. Die Chancengleichheit für Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt muss in jeder Hinsicht verbessert werden. Das liegt auch im Interesse der KMU, die 99 % der Unternehmen im Ostseeraum ausmachen und bis zu 70 % aller Arbeitsplätze bieten. Bereits heute wird ihr Wachstum durch den sich ständig vergrößernden Fachkräftemangel stark beeinträchtigt. Für die Innovation wäre es vorteilhaft, wenn mehr Frauen in den Arbeitsmarkt integriert würden, besonders in Führungspositionen. Alle drei Ziele dieses Projekts – Stärkung der Innovation, Förderung von KMU und insbesondere der unternehmerischen Tätigkeit von Frauen – sind ausgewiesene Ziele der EU-Strategie für den Ostseeraum. Federführung: Hanse-Parlament, Deutschland. Termin für Fertigstellung: Februar 2014. Aktion: Verwirklichung von lebenslangem Lernen und Mobilität im Ostseeraum für Schüler an allgemeinbildenden Schulen, Berufsschüler und Hochschulstudenten sowie Teilnehmer an Programmen der Erwachsenenbildung. Unterstützung für Schüler, Studenten, Lehrer und Ausbilder bei der Einholung von Informationen zu Möglichkeiten der Mobilitätsfinanzierung, Unterstützung bei der Abstimmung mit ausländischen Partnern und praktische Informationen zu solchen Fragen wie Transport, Versicherung und Unterbringung. Potenzielle Vorzeigeprojekte BSR Mobility Database. Eine Datenbank und andere IKT-Instrumente zur Bereitstellung von Informationen zur Mobilität. Baltic Summer Job Programme, in dessen Rahmen Studenten im Alter von 20 bis 25 Jahren Sommerjobs, Unterkünfte und ein Freizeitprogramm angeboten werden, das eine breite Palette von Aktivitäten bereithält. Diese sollen es vor allem ermöglichen, sich mit der Geschichte, der Kultur und den Sprachen des Ostseeraums vertraut zu machen. Aktion: Verbesserung der Zusammenarbeit – auf freiwilliger Basis – zwischen den regionalen Universitäten des Ostseeraums, (Forschungsbereiche, Austausch damit von sie durch eine Koordinierung Studenten/Professoren/Forschern, ihrer Aktivitäten Zusammenarbeit mit Unternehmen) den Ostseeraum zu einer durch nachhaltige Entwicklung gekennzeichneten Region machen können. Durch diese Zusammenarbeit sollten politische Entscheidungen im Bereich der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung umgesetzt werden. Auch die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hochschulen ist unter Berücksichtigung aller Aspekte der Nachhaltigkeit zu intensivieren. Vorzeigeprojekte Baltic University Programme ist das umfangreichste Hochschulnetzwerk im Ostseeraum. Der Schwerpunkt liegt auf der Sicherung einer nachhaltigen regionalen Entwicklung durch Zusammenarbeit in den Bereichen Ausbildung, Forschung und angewandte Projekte. Die 92 laufenden Maßnahmen werden durch Promotionsprojekte und die Entwicklung neuer Kurse wie etwa zur maritimen Raumplanung ergänzt, und darüber hinaus werden die Kompetenzen von Hochschullehrern weiterentwickelt. Federführung: Baltic University Programme (Universität Uppsala) in Zusammenarbeit mit Litauen (Universität Vilnius). Termin: noch festzulegen. Potenzielle Vorzeigeprojekte BUP-GreenLab. Hochschulen sind entscheidende gesellschaftliche Multiplikatoren in Bezug auf nachhaltige Produktions- und Konsummuster und spielen auf kommunaler Ebene als Arbeitgeber, Käufer und Dienstleistungsnutzer eine wichtige Rolle. Sie sind zudem Wirtschaftsunternehmen, in denen eine effiziente Ressourcennutzung zur Einsparung von Mitteln und zum Schutz der Reputation beiträgt. BUP-GreenLab bringt Kommunen und Hochschulen zusammen und wirkt als Katalysator für urbane grüne Innovationen, um so die Vorzüge eines Hochschulcampus innerhalb der Stadtgrenzen herauszustellen. Damit wird die Umsetzung des Triple-Helix-Modells unterstützt. BUP-GreenLab trägt zur Nachfrage nach grünen Innovationen bei und beeinflusst die Kapazitäten zu deren Einbindung in die täglichen Abläufe sowohl in den Hochschulen als auch in den Städten, und zwar mit Blick auf die Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Städten im Ostseeraum, die Durchführung von Peer-Reviews zur Nachhaltigkeit für diese Hochschulen und Städte, die Präsentation von Modellen für grüne/nachhaltige Campus-Bereiche für urbane Innovation und die Steigerung der Kapazität für die Umsetzung und Entwicklung von grünen Innovationen und Technologien. BUP-GreenLab wird als ein lebendiges Testumfeld für zukunftsweisende Lösungen verstanden und ist auf folgende Herausforderungen im Ostseeraum ausgerichtet: 1) Erweiterung der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Städten im Bereich umweltfreundlicher Managementpraktiken, 2) Verstärkung des Austauschs von Fachwissen und bewährten Verfahren innerhalb der Region, 3) Entwicklung der Kapazitäten zur Umsetzung von Innovationen für eine grünere Gesellschaft unter Berücksichtigung der Unterschiede zwischen den verschiedenen Teilen des Ostseeraums. Aktion: Stärkere Integration und Zusammenarbeit jugendpolitischer Strukturen unter Verwendung des „Strukturierten Dialogs“ als einem einflussreichen Instrument für die Einbindung Jugendlicher in die Entscheidungsfindung, beispielsweise durch die Organisation von Rundtischgesprächen mit Politikern auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene mit folgenden Zielen: - Verbesserung der Wissensbasis von lokalen Einrichtungen und Akteuren, - Schaffung nachhaltiger Strukturen für die Zusammenarbeit zwischen Kommunen zur Förderung des Fachkräfte- und Jugendaustauschs im Ostseeraum. 93 Potenzielle Vorzeigeprojekte Baltic Sea Youth Forum (Ostsee-Jugendforum). Einrichtung eines Jugendforums unter Berücksichtigung der Erfahrungen mit dem HELCOM-Jugendforum, jedoch unter Einbeziehung einer größeren Zahl von politischen Bereichen. Später werden im Rahmen des Forums Workshops auf regionaler und lokaler Ebene organisiert, um noch breitere Gruppen von Jugendlichen in die Diskussion über die Zukunft des Ostseeraums einzubinden. Value-based leadership for young leaders in the volunteer sector (Wertebasierte Führung durch junge Führungskräfte im Freiwilligensektor). Die Teilnehmer erkunden ihre eigenen Werte und untersuchen, wie sich diese in ihrer Führungstätigkeit manifestieren. Das Schulungsprogramm basiert dabei auf solchen Grundsätzen wie „Learning by doing“, Führung durch Selbsterkenntnis und Diversität als eine Führungsfrage. Der Kurs besteht aus vier Wochenendveranstaltungen, Hausaufgaben und einem Mentorenprogramm mit einem Manager aus dem privaten oder dem öffentlichen Sektor. Aktion: Stärkere Integration und Zusammenarbeit jugendpolitischer Strukturen mit schwerpunktmäßiger Ausrichtung auf die lokale Ebene in den Mitgliedstaaten. Abgesehen von der Verbesserung der translokalen Kooperation bestehen folgende Erfordernisse: - Verbesserung der Wissensbasis von lokalen Einrichtungen und Akteuren, - Schaffung nachhaltiger Strukturen für die Zusammenarbeit zwischen Kommunen zur Förderung des Fachkräfte- und Jugendaustauschs im Ostseeraum. Potenzielle Vorzeigeprojekte Network the local youth policy structures (Vernetzung der lokalen jugendpolitischen Strukturen). Ziel ist die Förderung von Partnerschaften zwischen den verschiedenen Akteuren, die junge Menschen beim Übergang ins Berufsleben unterstützen, darunter Arbeitsverwaltungen, Bildungsanbieter, Jugendbetreuer, Sozialdienste und schließlich die jungen Menschen selbst. Eine engere Zusammenarbeit kann in der Praxis von Vorteil sein, wenn es darum geht, maßgeschneiderte Lösungsansätze anzubieten, insbesondere für junge Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden oder sich nicht auf dem herkömmlichen Weg erreichen lassen. Die Erweiterung des Erfahrungsschatzes der lokalen und nationalen Akteure in der Jugendpolitik und der Jugendarbeit ist für die Erreichung der EUSBSR-Ziele förderlich. Im Rahmen der Jugendzusammenarbeit bietet sich durchaus Raum für die Behandlung solcher Fragen wie Klimawandel, Umwelt, Heimat und attraktive Lebensbedingungen im Ostseeraum. Dazu bedarf es jedoch einer gemeinsamen Wissensbasis der vorhandenen Akteure und Strukturen und der Erfahrungen einer regionalen grenzübergreifenden Zusammenarbeit. Dieser 94 Sondierungsprozess muss mit der Arbeit der lokalen Interessenvertreter zu jugendspezifischen Fragen und deren Öffentlichkeitswirksamkeit abgestimmt werden. Aktion: Soziale Inklusion Hierbei geht es um die Einbeziehung und Stärkung der sozialen Dimension der EU-Strategie für den Ostseeraum durch die Bekämpfung des vorzeitigen Schulabbruchs, wozu der soziale Dialog und die Zusammenarbeit im Bereich der sozialen Entwicklung stimuliert werden müssen. Vorzeigeprojekte Baltic Sea Labour Forum (Ostsee-Arbeitsforum). Anliegen des Projekts ist die Förderung des sozialen Dialogs, dreigliedriger Strukturen und der Zusammenarbeit als wesentliche Elemente des nachhaltigen Wachstums und der sozialen Entwicklung im Ostseeraum. Es wird sich mit Fragen des gemeinsamen Arbeitsmarktes im Ostseeraum befassen und dabei auf gemeinsame transnationale Strategien zurückgreifen. Insbesondere werden demografische Veränderungen und Migrationsprozesse berücksichtigt. Federführung: Koordiniert durch das Sekretariat des Rates der Ostseestaaten. Termin: noch festzulegen. Potenzielle Vorzeigeprojekte Learning for Life and Work in School – LLWS Baltic (Lernen in der Schule für das Leben und die Arbeit). Durch das Projekt soll in der Ostseeregion die transnationale Zusammenarbeit zwischen den Akteuren im Bildungsbereich gestärkt werden, um vorzeitige Schulabgänge zu vermeiden und Möglichkeiten für die Unterstützung von besonders gefährdeten Gruppen von Schülern/Jugendlichen zu finden. Somit leistet es einen Beitrag zur Erreichung der entsprechenden Ziele in der EU-Strategie für den Ostseeraum und der allgemeinen EU-Strategie Europa 2020. Es werden laufende und abgeschlossene Projekte bestimmt und bewertet, um eine kritische Masse an Projekterfahrungen/bewährten Verfahren zu erhalten, mit denen die Systeme und politischen Strategien in den betreffenden Mitgliedstaaten beeinflusst und verbessert werden können. Vertreter von Regierungsstellen, Schulen, Organisationen des öffentlichen Sektors und NRO sollten in einen Prozess des gegenseitigen Lernens eintreten, so dass in diesem Bereich ein kontinuierlicher Erkenntniszuwachs erfolgt. Zur Unterstützung der Projektziele werden einschlägige EU-Programme genutzt und weiterentwickelt. Ins Leben gerufen wurde das Projekt durch das Ostsee-Netz der Verwaltungsbehörden des ESF, und einbezogen sind Schweden, die Åland-Inseln, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und das Land Hamburg. SALAR, der schwedische Verband der Gemeinden und Regionen, wird als Koordinator des künftigen Vorzeigeprojekts, LLWS Baltic, fungieren. In dessen Rahmen 95 erfolgt die Ausrichtung der Mittel und die Zusammenführung von bewährten Verfahren und Projekten zum Thema Schulabbruch. Dadurch erhält die soziale Dimension der EU-Strategie für den Ostseeraum neue wichtige Impulse. 96 SB Energie – Verbesserung des Zugangs zu den Energiemärkten sowie ihrer Effizienz und Sicherheit Koordiniert durch Dänemark, Lettland Gemäß der Mitteilung der Kommission und den Schlussfolgerungen des Vorsitzes zum Energiefahrplan 2050 sind die Kernelemente bei der Entwicklung eines Energiesystem mit geringem CO2-Ausstoß bis 2050 die Energieinfrastruktur, erneuerbare Energiequellen, Energieeffizienz und Versorgungssicherheit zu erschwinglichen Preisen. Dies sind zugleich auch die Eckpfeiler der langfristigen energiepolitischen Planung in der Ostseeregion. Im Interesse der Förderung von Entwicklung und Wohlstand ist es dringend erforderlich, die im Energiebereich bestehende Isolation von einigen Mitgliedstaaten in der Region zu beenden, das Zusammenwachsen der Märkte zu unterstützen und auf Energieeffizienz und den Einsatz nachhaltiger Energiequellen in der Makroregion hinzuarbeiten. Der Europäische Rat legte auf seiner Tagung im Februar 2011 Ziele für die Vollendung des Energiebinnenmarktes bis 2014 und für die Beendigung der Isolation aller EU-Mitgliedstaaten bis 2015 fest. Isolierte Energiemärkte sind mit dem von der EU angestrebten integrierten und wettbewerbsorientierten Energiemarkt nicht vereinbar. Um dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen, muss das Problem der Isolation des Energiemarktes in der Ostseeregion dringend gelöst werden. Der Verbundplan für den baltischen Energiemarkt enthält Festlegungen zur notwendigen Energieinfrastruktur für einen gut funktionierenden Energiemarkt (z. B. Elektrizität, Gas, Öl). Im Rahmen der „Energiepolitischen Zusammenarbeit im Ostseeraum“ (Baltic Sea Region Energy Cooperation - BASREC) wird derzeit die Zusammenarbeit in Energiefragen eingeleitet32, wobei erneuerbare Energieträger und Energieeffizienz besondere Schwerpunkte bilden. Die Funktionsweise des Marktes und der Wettbewerb reichen in bestimmten Mitgliedstaaten nicht aus, um geeignete Investitionsanreize bieten zu können. Diese Situation hat zu höheren Preisen geführt und die Risiken hinsichtlich der Versorgungssicherheit erhöht. Vor allem die drei baltischen Staaten (Estland, Lettland und Litauen) sind nicht ausreichend in die größeren Energienetze der restlichen Europäischen Union eingebunden. Die einzige Versorgungsleitung ist das Untersee-Stromkabel Estlink zwischen Finnland und Estland. Mit der zweiten Leitung jedoch – Estlink 2 zwischen Finnland und Estland – wird eine bessere Konnektivität gewährleistet. Auch die Leitung zwischen Schweden und Litauen (NordBalt) und 32 An BASREC (1999 begonnen) sind die Regierungen von Dänemark, Estland, Finnland, Deutschland, Island, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Russland und Schweden beteiligt. Die Europäische Kommission ist durch die GD Energie und Verkehr vertreten. Auch der Rat der Ostseestaaten (CBSS) und der Nordische Ministerrat (NCM) sind an diesen Arbeiten beteiligt. 97 die neue Verbindung zwischen Litauen und Polen (LitPol Link I) dürften bis Ende 2015 für eine bessere Anbindung an die nordischen und zentralen europäischen Elektrizitätsmärkte sorgen. Entscheidungen zum Gasverbund und zum regionalen LNG-Terminal stehen immer noch aus, was eine umfängliche Gasintegration oder andere Möglichkeiten zur Diversifizierung der Gasversorgung in den baltischen Staaten erschwert (obwohl in Litauen derzeit ein LNG-Terminal aufgebaut wird, das bis Ende 2014 betriebsbereit ist und dann einen Teil des Gasbedarfs deckt). Die baltischen Staaten sind also im Hinblick auf die Gasversorgung praktisch isoliert und befinden sich innerhalb der EU in einer energiewirtschaftlichen Insellage. Die starke Zersplitterung der Strommärkte und der Stromversorgungssysteme führt zu folgenden Problemen (a) geringe Marktliquidität, (b) unzureichende Anreize oder Gelegenheiten für Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere bei erneuerbaren Energiequellen und c) starke Abhängigkeit von Stromimporten aus nicht zum Europäischen Wirtschaftsraum gehörenden Ländern. Die Zusammenarbeit in Bezug auf Erdgas ist ebenfalls schwach ausgeprägt, was hauptsächlich auf das Fehlen von Gasverbundleitungen mit dem Rest der Region zurückzuführen ist. Aufgrund dieser Situation gibt es keinen grenzüberschreitenden Handel und eine nur geringe Marktliquidität, höhere Preise und weniger diversifizierte Energiequellen. Alle der EU bzw. dem Europäischen Wirtschaftsraum angehörenden Länder in der Region sollten Teil des Strom- und Gasbinnenmarktes sein. Die Strommärkte befinden sich aber in sehr unterschiedlichen Liberalisierungsphasen. Dieser Sachverhalt – in Verbindung mit Lücken in der Infrastruktur – hat die physische Einbindung der drei baltischen Staaten bislang noch behindert. Die physische Anbindung der Stromnetze in der Region muss weiterentwickelt werden, um die Gesamteffizienz zu steigern und die Versorgungssicherheit durch breitere Streuung – einschließlich der Einbeziehung erneuerbarer Energiequellen – zu verbessern. Die Versorgungssicherheit sollte auch auf anderen Wegen gefördert werden, wie etwa durch bessere Energieeffizienz und Bemühungen um eine generelle Verringerung des Energiebedarfs. Für die Realisierung der angestrebten Ziele in den Bereichen Klima, Energie und Wirtschaft und die Förderung eines nachhaltigen Wachstums kommt es in erster Linie darauf an, die Energieeffizienz weiter zu verbessern und nachhaltige Energiequellen zu nutzen. Die Marktintegration der erneuerbaren Energien ist nach wie vor eine herausragende Aufgabe, jedoch lässt sich das Ziel in Bezug auf diese Energien nur mit einer geeigneten Infrastruktur (Energiemarkt) erreichen. Hier ist die Einbeziehung und Unterstützung aller betreffenden Mitgliedstaaten vonnöten. Förderregelungen und Mechanismen der Zusammenarbeit sind weitere Aspekte, bei denen kooperative Maßnahmen seitens der Staaten der Ostseeregion gefordert sind. 98 Auch der Klimaschutz muss bei der Entwicklung der Energiemärkte berücksichtigt werden. Möglicherweise machen sich hierbei Anpassungen an einen zeitlich und mengenmäßig veränderten Energiebedarf infolge des Klimawandels erforderlich. Die Förderung einer breiten Nutzung von Holz, beispielsweise in der Bauindustrie, ist klimafreundlich und trägt zu einer nachhaltigen Gesellschaft bei. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Gesamtziel/ Teilziel Zuverlässige Energiemärkte Indikator Baseline Zielvorgabe/Termin Datenquellen Aktuelle Marktbedingungen und Anbindung der Energiemärkte der baltischen Staaten an die übrige EU. Die baltischen Staaten sind derzeit bei Gas nur mit Drittstaaten und bei Strom nur mit Finnland verbunden. Vollständige und ökologisch nachhaltige Anbindung der Gas- und Strommärkte gemäß BEMIP-Zeitplan. BEMIP, nationale Ministerien. Stand der Förderung und Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen im Interesse der Energieeffizienz. Stand der Förderung und Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen 2012 entsprechend den Angaben in den Fortschrittsberichten der einzelnen Mitgliedstaaten (Vorlage gemäß ErneuerbareEnergien-Richtlinie). Stand bei den Energieeinsparungen entsprechend den Angaben in den Fortschrittsberichten der einzelnen Mitgliedstaaten (Vorlage im Rahmen des nationalen Reformplans). Verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und deren bessere Marktintegration zur Erreichung der Ziele der Strategie Europa 2020. Nationale Ministerien. Ziel der Strategie Europa 2020: Steigerung der Energieeffizienz zur Erreichung einer Energieeinsparung von 20 % bis 2020. Nationale Ministerien. Stand bei den Energieeinsparungen. Stand der Umsetzung der EnergieeffizienzRichtlinie. Umsetzungsfrist – 18 Monate. 99 Austausch bewährter Verfahren der regionalen Zusammenarbeit der BEMIPLänder mit Ländern der Östlichen Partnerschaft der EU. BEMIP und Plattform „Energieversorgungssicherheit“ im Rahmen der Östlichen Partnerschaft. Verstärkung des Austauschs von bewährten Verfahren und Erfahrungen in Bezug auf die Festlegung und Durchführung regionaler Projekte von gemeinsamem Interesse und die Organisation von Seminaren und bilateralen Konsultationen zum Erfahrungsaustausch zwischen BEMIP-Ländern und Ländern der Östlichen Partnerschaft bis Ende 2013. BEMIPFortschrittsberichte, Arbeitsprogramm der Plattform „Energieversorgungssicherheit“ im Rahmen der Östlichen Partnerschaft. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Schaffung eines gut funktionierenden Energiemarktes Schaffung eines integrierten und gut funktionierenden Energiemarktes durch Umsetzung des Verbundplans für den baltischen Energiemarkt (BEMIP), der neben Infrastrukturprojekten konkrete Schritte umfasst, um den gewünschten integrierten und funktionierenden Energiebinnenmarkt zu erzielen, Ermittlung fehlender Infrastrukturkomponenten im Strom- und Gasbereich und Ermöglichung der Abstimmung zwischen allen beteiligten Akteuren. Das sollte auch eine bessere Koordinierung der einzelstaatlichen Energiestrategien sowie Maßnahmen beinhalten, die die Streuung der Versorgungsquellen und ein besseres Funktionieren des Energiemarkts unterstützen. Vorzeigeprojekte Überwachung der Umsetzung des Verbundplans für den baltischen Energiemarkt (BEMIP) entsprechend den Aktionen der Hochrangigen Gruppe des BEMIP. Vorrang sollte insbesondere der „Anbindung der baltischen Staaten an die Energienetze der Region“ eingeräumt werden. Die Notwendigkeit, den Fortschritt des BEMIP zu überwachen, ergibt sich nicht aus dem Plan allein, sondern auch im Rahmen der Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum. Die Überwachungsfunktion liegt bei der Hochrangigen Gruppe des BEMIP, die sich bereiterklärt hat, auch als Hochrangige Gruppe der EUSBSR zu fungieren. Ziel des Projekts ist daher eine bessere Koordinierung zwischen den strategischen Zielen der Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum und dem BEMIP. Einer der betroffenen EU-Mitgliedstaaten (Litauen) hat zur Förderung und Bewertung der BEMIP-Umsetzung regionale Konferenzen organisiert (25. November 2009 und 14. September 2012 in Vilnius). Der von der Kommission und den Mitgliedstaaten entwickelte Verbundplan für den baltischen Energiemarkt (BEMIP) zeigt fehlende wichtige Infrastrukturkomponenten im Strom- und Gasbereich auf und weist erforderliche Maßnahmen (einschließlich der jeweiligen Finanzierung) sowie 100 Koordinierungsmechanismen aus, um Mitgliedstaaten, Marktteilnehmer und verschiedene Geldgeber zusammenzubringen. Innovative Lösungen für Verbindungsleitungen, die das „Zuschalten“ von Offshore-Stromerzeugungsanlagen mit erneuerbaren Energieträgern beinhalten, werden in Erwägung gezogen. Unter den Leitlinien für TEN-E genannte Projekte könnten aus den Instrumenten für TEN-E kofinanziert werden. Darüber hinaus sieht das Europäische Konjunkturprogramm eine beträchtliche zusätzliche finanzielle Unterstützung für Infrastrukturprojekte in der Region vor. Federführung: Litauen. Termin: Fortschrittsbericht für Juli 2013 geplant. Austausch bewährter Verfahren der regionalen Zusammenarbeit der BEMIP-Länder mit Ländern der Östlichen Partnerschaft der EU. Die wichtigsten Leistungen seit Beginn der BEMIP-Initiative wurden auf der 7. Tagung der Plattform „Energieversorgungssicherheit“ der Östlichen Partnerschaft am 18. Juni 2012 dargelegt. Die Initiative zum Austausch der besten Praktiken im Rahmen des BEMIP sollte als ein Beispiel der regionalen Integration mit östlichen Partnerländern fortgesetzt werden, zumal alle Beteiligten daran interessiert sind. Der Transfer von Know-how zur regionalen Zusammenarbeit und zum Aufbau des Rechtsrahmens für einen gut funktionierenden Energiemarkt kann auf Seminaren und in bilateralen Konsultationen erfolgen. Federführung: Litauen. Termin: Fortschrittsbericht im Zusammenhang mit dem Gipfeltreffen zur Östlichen Partnerschaft in Vilnius am 28./29. November 2013. Ausweitung des Modells für den Nordischen Elektrizitätsmarkt (NORDEL)33 auf die drei baltischen Staaten durch schrittweises Vorgehen mit einem konkreten Zeitplan für die Umsetzung (Fahrplan für die Marktintegrierung) im Rahmen des Verbundplans für den baltischen Energiemarkt (BEMIP). Federführung: Lettland. Termin: 2013. Potenzielle Vorzeigeprojekte Investitionen in die Infrastruktur des Ostseeraums. Für die Infrastrukturentwicklung in der Ostseeregion sind massive Investitionen in das Strom- und Gasnetz erforderlich, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen, das Funktionieren des Energiebinnenmarktes zu verbessern und die erneuerbaren Energiequellen stärker einzubinden. Gegenwärtig jedoch gibt es eine Reihe von Hindernissen für die Sicherung der Marktintegration und Investitionen in die Infrastruktur, die genauer untersucht werden müssen. Anliegen des Projekts ist es daher, Vorschläge für die Überwindung dieser Probleme zu prüfen und vorzulegen, wobei die allgemeine Nachhaltigkeit der Investitionen ebenso zu berücksichtigen ist wie die wiederholten 33 NORDEL war die Organisation für die Zusammenarbeit zwischen den Übertragungsnetzbetreibern (TSOs) von Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Ziel war die Schaffung eines durchgehenden nordischen Elektrizitätsmarktes. NORDEL wurde am 1. Juli 2009 abgewickelt, und die operativen Aufgaben wurden gänzlich auf ENTSO-E übertragen. 101 Forderungen nach einer schrittweisen Abschaffung von umweltschädlich wirkenden Subventionen. Federführung: Dänemark. Termin: noch festzulegen. Aktion: Verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energiequellen und Förderung der Energieeffizienz Wege und Möglichkeiten für eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und deren bessere Marktintegration sowie die Förderung eines effizienten Rechtsrahmens bieten sich durch den Austausch von Erfahrungen und bewährten Verfahren, den vermehrten Einsatz von nachhaltiger Biomasse, Sonnenenergie und Windkraft (z. B. das vom Nordischen Ministerrat unterstützte Projekt Nordwind II sowie Kriegers Flak) und insbesondere durch Forschungen zur Präsentation und Realisierung von Onshore- und Offshore-Windkraftanlagen und anderen Meerestechnologien für erneuerbare Energien. Die „Kriegers Flak Combined Grid Solution“, ein OWP-Netzverbund, soll 2018 zusammen mit dem dänischen Offshore-Windpark (600 MW) in Betrieb genommen werden. Die Region verfügt über hervorragendes Know-how im Bereich Meerestechnologien. In der Energieeffizienz-Richtlinie sind nationale Energieeffizienzverpflichtungssysteme in allen Mitgliedstaaten vorgesehen, um eine jährliche Energieeinsparung von 1,5 % zu erreichen. Dafür ist ein Austausch der besten Verfahren und Erfahrungen zwischen den Mitgliedstaaten in der Region erforderlich. Vorzeigeprojekte Verstärkte Marktintegration von erneuerbaren Energien und Austausch bewährter Verfahren. Eine der besten Methoden, um die Ziele dieser Aktion zu erreichen, ist ein Austausch zu den bewährten Verfahren bei den nationalen Regelungen zur Förderung erneuerbarer Energien. Anliegen des Projekts ist eine größere Kohärenz der nationalen Vorgehensweisen und die wirksamere Gestaltung der in der Region anzutreffenden Regelungen zur Förderung erneuerbarer Energien. Federführung: Lettland. Termin: noch festzulegen. Förderung von Maßnahmen zum Ausbau der Verwendung von nachhaltigen Biokraftstoffen. Die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten sind der Überzeugung, dass eine künftige verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien im Verkehrssektor durch den Einsatz von Biokraftstoffen erreicht werden sollte, die nachhaltig und effizient hergestellt werden. Durch das Projekt sollen die Produktion und die Verwendung von Biokraftstoffen gefördert werden, die die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, indem Lösungen aufgezeigt, Erfahrungen ausgetauscht und Kooperationsbeziehungen gefördert werden (z. B. gemeinsame künftige Projekte). Federführung: Lettland. Termin: noch festzulegen. Demonstration von koordinierten Lösungen für die Anbindung von Offshore-Windparks, z. B. im Gebiet Kriegers Flak (Dänemark, Deutschland). „Kriegers Flak Combined Grid Solution“ ist ein gemeinsames dänisch-deutsches Projekt, das von den beiden 102 Übertragungsnetzbetreibern 50Hertz Transmission GmbH (Deutschland) und Energinet.dk (Dänemark) verwaltet wird. Federführung: Dänemark. Termin: 2018. Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen. Die nächsten großen Herausforderungen stellen sich mit der Umsetzung der Energieeffizienz-Richtlinie. Eine der in der Richtlinie vorgesehenen obligatorischen Maßnahmen beispielsweise ist die Einführung von nationalen Energieeffizienzverpflichtungssystemen in allen Mitgliedstaaten, um eine jährliche Senkung des Endenergieverbrauchs um 1,5 % zu erreichen. Durch das Projekt soll die effiziente und erfolgreiche Umsetzung von Artikel 6 der Richtlinie gesichert werden, wozu ein Austausch von besten Praktiken und Erfahrungen zu den Energieeffizienzverpflichtungen der Mitgliedstaaten stattfindet. Federführung: Lettland. Termin: 2015. Potenzielle Vorzeigeprojekte Sondierung von Mechanismen der Zusammenarbeit. Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie 2009/28/EG enthält verbindliche Ziele für den Anteil erneuerbarer Energiequellen am Energieverbrauch in den EU-Mitgliedstaaten. Das Gesamtziel für die EU beträgt 20 %, wobei sich die nationalen Ziele zwischen 10 % und 49 % bewegen. In der Richtlinie sind Mechanismen vorgesehen, die es den Mitgliedstaaten ermögliche sollen, ihre Ziele durch eine kosteneffiziente Zusammenarbeit zu erreichen. Die Europäische Kommission möchte den Einsatz dieser Mechanismen ausweiten und hat in einer kürzlich durchgeführten Studie betont, dass die Effizienzvorteile umso größer sein werden, je früher diese Mechanismen der Zusammenarbeit angewandt werden. Die beim Nordischen Ministerrat angesiedelte Arbeitsgruppe für erneuerbare Energie untersucht diese Problematik derzeit im nordischen Kontext. Eine mögliche Vorgehensweise wäre die Ausweitung des Fokus auf den baltischen Raum und die Untersuchung von möglichen Kooperationsmechanismen sowohl innerhalb dieses Raums als auch mit anderen Ländern. Bestandteil der Arbeit sollte auch die Entwicklung des institutionellen und rechtlichen Rahmens für den Einsatz von statistischen Transfers sein, die einen der Mechanismen darstellen. Federführung: Schweden (noch zu bestätigen). Termin: noch festzulegen. 103 SB Gefahren – Verringerung des Einsatzes und der Auswirkungen gefährlicher Stoffe Koordiniert durch Schweden http://www.swedishepa.se/In-English/Start/EU-and-international-cooperation/Swedish-EPAs-work-inthe-EU/The-Baltic-Sea-Strategy/Priority-area-3/ Im Ostseeraum stellen gefährliche Stoffe, einschließlich organische Schadstoffe, Metalle, Arzneimittel sowie in der Ostsee versenkte Chemiewaffen, weiterhin Risikofaktoren für die Umwelt und für die menschliche Gesundheit dar. Bei einigen Gefahrstoffen wie etwa Blei und polychlorierten Biphenylen (PCB) liegen die Umweltkonzentrationen heutzutage sehr viel niedriger als vor 40 Jahren. Deutlich erhöht hat sich jedoch die Zahl der Chemikalien, denen die Menschen ausgesetzt sind und die in die Umwelt abgegeben werden, wobei es allerdings an Kenntnissen über deren kombinierte Wirkungen und diffusen Quellen mangelt. In diesem Schwerpunktbereich geht es daher sowohl um präventive Maßnahmen und um Möglichkeiten der Verringerung der Auswirkungen von bereits in die Umwelt freigesetzten gefährlichen Stoffen. Aufgrund ihrer Persistenz und ihrer bioakkumulierbaren Eigenschaften können viele gefährliche Stoffe sehr lange in der Umwelt fortbestehen und sich in der Nahrungskette ansammeln, wo sie schädigende Wirkungen hervorrufen können, wie etwa Toxizität und Beeinträchtigungen der Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit bei Tieren, insbesondere bei Raubtieren am Ende der Nahrungskette. Das kann sich schließlich auch auf die menschliche Gesundheit auswirken, da beispielsweise bei einigen Ostseefischen der Dioxingehalt den für Lebensmittel in der EU zulässigen Höchstwert überschreitet. Nach wie vor werden gefährliche Chemikalien in die Wasserumwelt freigesetzt, und neue Umweltprobleme entstehen unter anderem durch die Freisetzung von perfluorierten Substanzen und pharmazeutischen Erzeugnissen. Zahlreiche Ursachen konzentrierter Schadstoffeinträge in die Ostsee wurden bereits beseitigt, und der relative Anteil von diffusen Einträgen an chemischen Substanzen nimmt zu. Der wichtigste Vektor für den Eintrag bestimmter gefährlicher Chemikalien wie Quecksilber, Kadmium und Dioxine in die Ostsee ist die Atmosphäre. Fische sind zum Teil aufgrund ihres hohen Quecksilbergehalts für den menschlichen Verzehr nicht mehr unbedenklich, und in Teilen der Ostseeregion nehmen die Menschen täglich mit der Nahrung so hohe Kadmiummengen auf, dass die 104 Gefahr der Schädigung von Nieren und Knochen besteht. Zudem ist der Ferntransport von Schadstoffen ein Aspekt, bei dem auf EU-Ebene und auch auf internationaler Ebene Handlungsbedarf besteht. Hinzu kommt, dass es keine mengenmäßigen Angaben zu den organischen und anorganischen Schadstoffen und Schwermetallen gibt, die aus der in der Ostsee versenkten chemischen und konventionellen Munition freigesetzt werden. Die Wirkungen der chemischen Kampfmittel und ihrer Abbauprodukte auf das Ökosystem müssen jedoch bekannt sein, um diesen ganzen Bereich wirksam kontrollieren zu können. Zu den Plattformen, die sich für eine Zusammenarbeit in diesem Schwerpunktbereich anbieten, gehört die Helsinki-Kommission. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung des Koordinators für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Die Zielvorgaben und Indikatoren für den Schwerpunktbereich „Gefahren“ wurden in Übereinstimmung mit bereits bestehenden und in der Erarbeitung befindlichen Zielvorgaben und Indikatoren im Ostseeaktionsplan der HELCOM und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der EU entwickelt. Gesamtziel/Teilziel Konzentrationen von gefährlichen Stoffen nahe den natürlichen Werten, und kein Gehalt an anthropogenen Substanzen. Indikator Tendenzen bei den Umweltkonzentrationen prioritärer Stoffe (HELCOM). Baseline Aktuelle Situation im Jahr 2010 (MSRRL, WRRL). Alle Fische unbedenklich für den Verzehr. Gehalt an gefährlichen Stoffen in Ostseefischen. Aktuelle Situation im Jahr 2010. Zielvorgabe/Termin Rückläufige Tendenz und/oder Konzentrationen unter den Werten der EUUmweltqualitätsnormen oder anderer relevanter Grenzwerte, die von HELCOM angewandt werden. GES bis 2020. Unter den EUHöchstwerten für das Muskelfleisch von Fischen - GES bis 2020. Datenquelle HELCOM BSAP, EUMSRRL, WRRL. HELCOM BSAP, EUMSRRL. 105 Eine gesunde Tierund Pflanzenwelt. Gesunde Populationen von Raubvögeln. Aktuelle Situation im Jahr 2010. Gesunde Robbenpopulationen. Von HELCOM 2013 vereinbarte Zielvorgaben. HELCOM BSAP, EUMSRRL. GES bis 2020. Gesunde Fischpopulationen. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Präventive Maßnahmen Beispielsweise Förderung der freiwilligen Substitution von gefährlichen Stoffen und Sensibilisierung. Vorzeigeprojekte Reduzierung der Verwendung besonders besorgniserregender Stoffe (SVHC) im Ostseeraum. Dieses Projekt soll dafür sorgen, dass für die Umwelt des Ostseeraums relevante Stoffe in die Kandidatenliste der möglicherweise zulassungspflichtigen Stoffe gemäß der REACHVerordnung aufgenommen werden (etwa in Form der im Ostseeaktionsplan formulierten Empfehlungen für gefährliche Stoffe). Für ausgewählte Stoffe soll durch eine Beurteilung festgestellt werden, ob sie die REACH-Kriterien für SVHC-Stoffe erfüllen und ihre Verwendung damit künftig sehr wahrscheinlich erheblich eingeschränkt wäre. Die SIN-Liste besteht aus einer Datenbank mit 356 chemischen Stoffen und chemischen Gruppen, die die REACH-Kriterien für SVHC-Stoffe erfüllen. Federführung: The International Chemical Secretariat. Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. Gestaltung des Ostseeraums zu einer führenden Region im Bereich des nachhaltigen Arzneimittelmanagements. Ziel des Projekts ist es, durch die Schaffung eines auf nachhaltige Entwicklung orientierten Netzwerks in den Staaten des Ostseeraums bewährte Verfahren in Bezug auf die Nutzung und das Management von medizinischen Produkten besser bekannt zu machen. Fachleute für medizinische Produkte sowie Gesundheits- und Umweltfragen in der Region können auf diese Weise bewährte Verfahren und Erfahrungen austauschen. In allen Mitgliedstaaten in der Ostseeregion sollten Anlaufstellen eingerichtet werden, um die Wissensbasis zu erweitern und ein Forum für weitere Diskussionen über das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung zu schaffen. Federführung: Schwedische Arzneimittelbehörde. Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. 106 Aktion: Sanierung und Schadensbegrenzung Beispielsweise Sanierungsmaßnahmen in Verschmutzungsgebieten und Verminderung der Emissionen aus Punktquellen und diffusen Quellen. Vorzeigeprojekte Bewertung der Notwendigkeit der Beseitigung chemischer Waffen. Bewertung der Notwendigkeit der Dekontaminierung von Wracks und der Beseitigung chemischer Waffen, wo dies zum Schutz empfindlicher Meeres-Ökosysteme erforderlich ist, wobei abgeschlossene und laufende Arbeiten der HELCOM zu berücksichtigen sind. Seit November 2011 ist die Expertengruppe HELCOM MUNI damit befasst, den Bericht über die in der Ostsee versenkte chemische Munition zu aktualisieren, der dann voraussichtlich 2013 vorliegen wird. Die Maßnahmen sollten die Ermittlung der derzeit vorrangigen Bedrohungen sowie eine Bestimmung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses möglicher Aktionen im Rahmen vereinbarter Forschungsprogramme umfassen. Dabei sollte von vorhandenen Kenntnissen und Kartierungen der Ostsee ausgegangen werden. Auch bei der Entwicklung größerer Offshore- Infrastrukturprojekte sollte die Lage von unter Wasser liegenden Verklappungsgebieten berücksichtigt werden. Federführung: Zentrale Umweltbehörde Polens unter Beteiligung aller neun HELCOM-Vertragsstaaten. Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. CHEMSEA (Chemical Munitions Search & Assessment – Teilprojekt zu „Bewertung der Notwendigkeit der Beseitigung chemischer Waffen“). Das Projekt dient der Bewertung des Umweltrisikos, das mit der Versenkung chemischer Munition verbunden ist. So werden die Karten des Verklappungsgebiets im Gotlandbecken und der auf dem Meeresboden der Ostsee versenkten Munition aktualisiert, wobei auch das Risiko für benthische Organismen und Fische sowie die Verbreitung kontaminierter Sedimente beurteilt werden. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, die Verwaltungsinstrumente zu schaffen, die für die Kontrolle der Verklappungsorte benötigt werden, und die nationalen Leitlinien und Regelungen in Bezug auf versenkte Munition zu aktualisieren und zusammenzuführen. Federführung: Institut für Ozeanologie PAS in Sopot, Polen, unter Beteiligung von 10 Institutionen aus Deutschland, Finnland, Litauen, Polen und Schweden. Termin: Juni 2014. Aktion: Umsetzung von Rahmenvorschriften und Übereinkommen Erleichterung der Umsetzung einschlägiger Rahmenvorschriften, einschließlich der vollständigen Umsetzung der wichtigsten Richtlinien und Verordnungen der EU zu Chemikalien. Schwerpunkte sind hierbei Maßnahmen im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie und der EU-MeeresstrategieRahmenrichtlinie (WRRL, MSRRL) sowie die Umsetzung von internationalen Übereinkommen wie dem HELCOM-Ostseeaktionsplan (BSAP) und dem Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe. Ein wichtiger Aspekt ist generell die Durchsetzung, wie beispielsweise die 107 Durchsetzung der Einhaltung der Verordnung (EG) 782/2003, mit der das IMO-Übereinkommen über Bewuchsschutzsysteme in EU-Recht umgesetzt wurde. Vorzeigeprojekte Entwicklung von HELCOM-Kernindikatoren. Es sind Indikatoren für gefährliche Stoffe und für biologische Vielfalt zu entwickeln, um regelmäßige Bewertungen zu unterstützen, mit denen überprüft werden soll, ob die strategischen und ökologischen HELCOM-Ziele erreicht wurden und der Ostseeaktionsplan erfolgreich durchgeführt wurde. Die Indikatoren sollten uneingeschränkt mit dem Begriff des guten ökologischen Zustands gemäß der MeeresstrategieRahmenrichtlinie der EU sowie mit den später veröffentlichten einschlägigen Leitlinien oder Kriterien vereinbar sein. Das Projekt wird die erforderliche Zusammenarbeit und Abstimmung sowie schließlich auch die Harmonisierung in der gesamten Meeresregion sicherstellen, die zur Festlegung ostseespezifischer GES-Ziele im Zusammenhang mit gefährlichen Stoffen und biologischer Vielfalt benötigt werden. Federführung: HELCOM-Sekretariat. Termin: 30. Juni 2013. Die HELCOM wird ihre Arbeit zu Kernindikatoren nach 2013 fortsetzen, insbesondere zu gemeinsamen Datenbanken, koordinierten Monitoringprogrammen und zur Bereitstellung von Indikatoren und Bewertungsprodukten über das Internet. Zu den vorrangigen Aufgaben gehören die Einrichtung eines Monitorings und die Bewertung des Standes bei Arzneimitteln vor 2020. Aktion: Forschung und innovatives Management Unterstützung der Weiterführung der Forschung über gefährliche Stoffe mit besonderer Relevanz für die Ostsee, da eine weitere Verbesserung der Wissensbasis erforderlich ist, insbesondere in Bezug auf die Wechselwirkungen und kumulativen Wirkungen dieser gefährlichen Stoffe. Eine gemeinsame Forschung ist wichtig, um die Quellen der Stoffe in der Region bzw. in deren Nähe zu ermitteln, Emissionsschätzungen vorzunehmen und eine gemeinsame Sichtweise sowie einheitliche Instrumente und Leitlinien zu entwickeln. Vorzeigeprojekte Innovatives Management gefährlicher Stoffe im Ostseeraum (InnoMaHaz). Ziel dieses Projekts ist die Anwendung der Erkenntnisse aus dem Projekt „Kontrolle gefährlicher Stoffe im Ostseeraum“ (COHIBA) zur Erfassung von Quellen und zur Bewertung der Kostenwirksamkeit von Maßnahmen auf eine Reihe neuer gefährlicher Stoffe, wie etwa Arzneimittel. Ergänzend zu den im Rahmen des Projekts COHIBA bereits eingerichteten Maßnahmen werden weitere innovative Maßnahmen hinsichtlich ihrer Kostenwirksamkeit und ihrer Machbarkeit untersucht. Bei dieser Untersuchung werden jeweils bestimmte Bereiche analysiert, in denen gemäß dem COHIBA-Projekt ein möglicher Untersuchungsbedarf besteht, darunter die Einfuhr von Erzeugnissen wie Textilien, die Verwendung von Flammschutzmitteln im Bauwesen oder neue 108 kommunale Infrastrukturkonzepte zum Management von Abfällen, Abwässern und Niederschlagswasser. Maßgebliche Interessenvertreter werden in das Projekt einbezogen (z. B. KMU in den Ostseeanrainerstaaten). Mit diesen Maßnahmen trägt InnoMaHaz zu einem Innovationsnetz für das Management gefährlicher Stoffe im Ostseeraum bei. Federführung: Deutschland (Fraunhofer-Institut). Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. 109 SB Gesundheit – Verbesserung und Förderung der öffentlichen Gesundheit, einschließlich ihrer sozialen Aspekte Koordiniert durch die Partnerschaft für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen im Rahmen der Nördlichen Dimension (NDPHS) http://ndphs.org/ Grundlage für den Wohlstand der Makroregion ist ihr Humankapital, weshalb eine gesunde Bevölkerung die entscheidende Voraussetzung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen und Gesellschaft ist. Vor allem in Anbetracht einer alternden Gesellschaft und einer wachsenden Gefährdung durch nichtübertragbare Krankheiten, zwei der größten makroregionalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, kommt der Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und des sozialen Wohlergehens eine große Bedeutung zu. Durch einen Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und eine hohe Zahl von Menschen mit chronischen, nichtübertragbaren Krankheiten wird es in den nächsten Jahrzehnten zu einer starken Belastung der einzelstaatlichen Haushalte und zu Produktivitätsverlusten kommen, wenn keine entsprechenden Gegenmaßnahmen getroffen werden. Investitionen in die Verbesserung und Förderung der Gesundheit werden sich wirtschaftlich gesehen in zweierlei Hinsicht rentieren, denn (i) gesunde Menschen sind länger erwerbstätig und produktiv, und (ii) es fallen weniger Kosten für die Behandlung von Krankheiten an. Im Ostseeraum bestehen derzeit erhebliche Unterschiede bei den gesundheitlichen und sozialen Bedingungen. Es gibt Gebiete, in denen soziale und wirtschaftliche Probleme zu hohen Sterblichkeitsraten durch nichtübertragbare Krankheiten, durch Gewalt, Alkohol- und Drogenmissbrauch und die Verbreitung ansteckender Krankheiten führen. Auch soziale Ausgrenzung und Armut sind keine unbekannten Probleme. Zudem sollte die zunehmende grenzüberschreitende Mobilität der Menschen von Maßnahmen begleitet werden, um den Ungleichheiten der gesundheitlichen Situation und des Gesundheitsschutzes entgegenzutreten. Das Hauptaugenmerk in diesem Schwerpunktbereich liegt folglich auf der Verbesserung und Förderung der Gesundheit der Menschen im Ostseeraum, einschließlich der sozialen Aspekte der Gesundheit, denn sie ist Voraussetzung für nachhaltige und gesunde Gesellschaften, die wirtschaftliches Wachstum verzeichnen, für eine Eindämmung der künftigen Kosten für gesundheitliche und soziale Betreuung und nicht zuletzt auch für die Integration in den Arbeitsmarkt. 110 Bisher hat die EU-Strategie für den Ostseeraum in hohem Maße dazu beigetragen, die makroregionale Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich zu fördern und ihr einen stärker integrativen Charakter zu geben. Sie bietet einen gemeinsamen Bezugspunkt und unterstützt speziell dadurch eine stärkere Zusammenarbeit und besseren Arbeitsteilung zwischen bereits existierenden Netzen. In den Ostseeländern wird je 100 000 Einwohner ein Verlust an Humankapital in der Größenordnung von 9000–3000 Jahren verzeichnet. In Anbetracht von insgesamt rund 80 Millionen Einwohnern gehen Schätzungen zufolge durch vermeidbare vorzeitige Todesfälle jährlich mindestens 66 Mrd. EUR verloren. Durch eine Verringerung der vermeidbaren Sterblichkeit um 10 % stünden somit mindestens 6-7 Mrd. Euro pro Jahr mehr zu Verfügung, ausgenommen die durch Krankheit, Invalidität und menschliches Leid verursachten Kosten. Durch eine Trendwende würden der wirtschaftlichen Entwicklung starke Impulse verliehen, wodurch umfangreichere Investitionen in andere Sektoren wie Bildung, Kultur und Umwelt getätigt werden könnten. Die Hauptprobleme sind die demografischen Veränderungen, die mangelnden Dienstleistungen in bestimmten Bereichen und die großen regionalen Unterschiede im Gesundheitsbereich (in Bezug auf den Zugang zu Gesundheitsleistungen und deren Qualität sowie Ungleichheiten bei Morbidität und Mortalität in Verbindung mit Alkohol, Drogen und Tabak sowie mit übertragbaren Krankheiten wie HIV/AIDS und Tuberkulose). Ein weiterer problematischer Aspekt sind die Auswirkungen des Klimawandels und anderer Umweltfaktoren wie der Luftverschmutzung und gefährlicher Stoffe auf die Gesundheit, denn sie beeinflussen die Infrastruktur und erhöhen die Gefahr von Infektionskrankheiten durch kontaminiertes Wasser oder von Infektionen, die von Insekten übertragen werden. Durch die in letzter Zeit hervorgetretenen Probleme, wie etwa die zunehmende Belastung durch chronische, nichtübertragbare Krankheiten und die steigenden Kosten der allgemeinen Gesundheitsfürsorge in Verbindung mit dem sich rasch ausweitenden Markt für neue Medizintechnik und immer besser informierten Patienten, geraten die Gesundheitssysteme immer stärker unter Druck, und es werden Forderungen nach deren Rationalisierung laut. Bei den individuellen Risikofaktoren in Bezug auf Krankheiten und vorzeitigen Tod rangiert der schädliche Alkoholkonsum weltweit an dritter Stelle. In der WHO-Region Europa ist der Pro-KopfVerbrauch am höchsten, und im Ostseeraum ist zudem ein übermäßiger Alkoholkonsum weit verbreitet. Der Tabakkonsum ist nach wie vor weltweit die Hauptursache für vermeidbare Todesfälle. Der Drogenkonsum ist relativ stabil, jedoch werden Anzeichen von Stabilität beim Konsum der traditionelleren Drogen durch neue Gefahren zunichte gemacht, wie die Entwicklungen auf dem Markt 111 für synthetische Drogen, das rasche Auftauchen neuer Substanzen und der weitverbreitete Mehrfachkonsum. Darüber hinaus führt die anhaltende Ausbreitung von HIV, Tuberkulose und assoziierten Infektionen immer wieder zu neuen ernsthaften Problemen in der Makroregion. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass sich in Risikogruppen, unter Migranten und in anderen besonders anfälligen Bevölkerungsgruppen die Infektionslage immer mehr verschlechtert. Gleichzeitig reicht die Kapazität der Gesundheitssysteme nicht aus, um die Belastungen durch HIV, Tuberkulose und assoziierte Infektionen zu bewältigen. Die Überwachung und Bereitstellung von epidemiologischen Informationen ist unzulänglich. Bestehende Maßnahmen und Verfahren unterstützen nicht in vollem Umfang die Prävention der Ausbreitung von HIV und HIV-assoziierten Infektionen wie resistente Tuberkulose. Es sind letztendlich neue Konzepte notwendig, um sich zielgerichtet mit der Komplexität der Situation bei HIV-AIDS-Tuberkulose und auch dem engen Zusammenhang mit dem schädlichen Alkohol- und Drogenkonsum auseinanderzusetzen. Bekannt ist, dass beim Zugang zu den Dienstleistungen und deren Qualität zwischen den Ländern des Ostseeraums/der Nördlichen Dimension und auch innerhalb der Länder sehr große Ungleichheiten bestehen, jedoch müssen dazu noch konkrete Einschätzungen vorgenommen werden. Generell lässt sich sagen, dass die Baselinedaten für den Gesundheits- und Sozialsektor in diesen Ländern ausgesprochen mangelhaft sind und es notwendig ist, die Ungleichheiten zwischen verschiedenen Kommunen nach Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, sozialen Klassen, Bildungsniveau usw. zu ermitteln. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung des Koordinators für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Es wird eine begrenzte Anzahl von Indikatoren festgelegt, in denen sich die Hauptziele des Schwerpunktbereichs reflektieren. Flankiert werden sie von Zielvorgaben und Terminen, Baseline und Statistik-/Informationsquellen. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Eindämmung der Ausbreitung von HIV/AIDS und Tuberkulose Durch Partnerschaften und internationale Zusammenarbeit bei einer schnellen, hochwertigen Versorgung für jedermann. Der Schwerpunkt soll dabei auf Tuberkulose-/HIV-Koinfektionen sowie auf der Gewährleistung einer frühzeitigen Diagnose von HIV-Infektionen, der Sicherstellung des Zugangs zu Behandlungen und der Verstärkung von Maßnahmen zur Senkung der Anfälligkeit liegen, insbesondere für injizierende Drogenkonsumenten (IDU), Strafgefangene usw. 112 Vorzeigeprojekte Die NDPHS-Expertengruppe zu HIV/AIDS und assoziierten Infektionen (AI) plant die Durchführung eines umfassenden Vorzeigeprojekts zur verstärkten Prävention und Verringerung der Auswirkungen von HIV, AIDS und AI (TB, Hepatitis B und C, Syphilis, Gonorrhoe) in den Hauptrisikogruppen im Ostseeraum. Aktion: Bekämpfung gesundheitlicher Ungleichheiten durch Verbesserung der primären Gesundheitsversorgung Durch Beurteilung der Unterschiede in der Zugänglichkeit und Qualität der primären Gesundheitsversorgung in der Makroregion, durch Überprüfung der Situation der Patienten und der medizinischen Mitarbeiter, einschließlich ihres Einsatzes, ihrer Mobilität und ihrer Ausbildung, und durch Förderung elektronischer Technologien („e-Health“) als Möglichkeit zur Schließung von Lücken beim Zugang zur Gesundheitsversorgung und bei ihrer Qualität. Außerdem muss auf der Grundlage einer effektiven und effizienten Primärversorgung das grenzüberschreitende Gesundheitsmanagement ausgebaut werden, wobei das besondere Augenmerk auf einer grenzüberschreitenden Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und Kontrolle übertragbarer Krankheiten liegt. Vorzeigeprojekte PrimCareIT. Maßnahmen im Bereich Telekonsultation und Telemonitoring, um die Abwanderung von medizinischem Personal der Primärversorgung aus entlegenen Gebieten wie auch dessen berufliche Isolierung zu verhindern und die sozialen Bedingungen in entlegenen Teilen des Ostseeraums zu verbessern. Ziel des INTERREG-IVB-Projekts „PrimCareIT“ ist es, durch die Verwendung von Telekonsultation und Telemonitoring, einschließlich sozialer Medien, für medizinisches Personal eine Tätigkeit in der Primärversorgung in entlegenen Gebieten attraktiver zu machen. Die Informations- und Kommunikationstechnologien sind sehr gut dazu geeignet, die berufliche Isolation zu verringern und jüngeren wie auch erfahrenen Ärzten und Gesundheitsmitarbeitern in entlegenen Gebieten Möglichkeiten für berufliche Vernetzung, medizinische Weiterbildung und Laufbahnentwicklung zu bieten. „PrimCareIT“ wurde im Rahmen des Netzwerks „eHealth for Regions“ entwickelt und ergänzt bzw. nutzt Ergebnisse der Vorzeigeprojekte „ImPrim“ und „ICT for Health“. Federführung: Gesundheitsbezirk Südösterbotten, Seinäjoki Finnland. Termin für Fertigstellung: März 2014. Aktion: Verhinderung von lifestyle-bedingten, nichtübertragbaren Krankheiten und Gewährleistung eines guten sozialen und beruflichen Umfelds Durch die Entwicklung von umfassenden Konzepten und Maßnahmen in der gesamten Makroregion zur Verhinderung und Verringerung der negativen Auswirkungen von Alkohol- und Drogenkonsum auf die 113 Gesellschaft, insbesondere unter Kindern, Jugendlichen, Frauen im gebärfähigen Alter und Schwangeren. Die Aktionen leisten einen Beitrag zur Umsetzung der globalen Strategie zur Senkung des schädlichen Alkoholkonsums (Global Strategy to reduce the harmful use of alcohol), des Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakkonsums, der UN-Erklärung über die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten von 2011, der regionalen Strategie und des regionalen Aktionsplans für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten und den Schutz der Gesundheit bis 2020 und der Strategie für Gesundheit am Arbeitsplatz der Partnerschaft für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen im Rahmen der Nördlichen Dimension (NDPHS).34 Vorzeigeprojekte Alkohol- und Drogenprävention bei Jugendlichen. Projekt zur Verringerung des gefährlichen und schädlichen Alkoholkonsums sowie des generellen Alkohol- und Drogenkonsums bei Jugendlichen. Federführung: Partnerschaft für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen im Rahmen der Nördlichen Dimension (NDPHS) und ihre Partnerländer. Termin: Oktober 2013. Potenzielle Vorzeigeprojekte Förderung körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung bei Schulkindern (7-15 Jahre). Projektziel ist die langfristige Verbesserung der Gesundheit von Kindern im schulfähigen Alter durch die Verringerung einiger ausgewählter Hauptrisikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten (Übergewicht, Fettleibigkeit und Bewegungsarmut). Federführung: Partnerschaft für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen im Rahmen der Nördlichen Dimension (NDPHS) und ihre Partnerländer. Termin für Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Wirksame und effiziente Umsetzung nationaler Strategien zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten. Gegenstand des Projekts ist die Bekämpfung des massenhaften Auftretens von nichtübertragbaren Krankheiten und die Unterstützung der BSR-/ND-Länder bei der effizienten Umsetzung der entsprechenden Präventionsstrategien. Federführung: Partnerschaft für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen im Rahmen der Nördlichen Dimension (NDPHS) und ihre Partnerländer. Termin für Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Anwendung und Weiterentwicklung einer standardisierten, vergleichenden Methodik für eine Bevölkerungsbefragung zu Trinkgewohnheiten und alkoholbedingten Schädigungen in BSR/ND-Ländern. Ziel des Projekts ist die Anwendung und Weiterentwicklung der standardisierten Methode zur Messung von alkoholbedingten Problemen (Standardized Measurement of Alcohol Related Troubles, SMART) in den BSR-/ND-Ländern, um zur Verringerung des schädlichen 34 Ziel der NDPHS-Strategie für Gesundheit ist die Sicherung eines guten sozialen und beruflichen Umfelds und die Verhinderung von lifestyle-bedingten nichtübertragbaren Krankheiten, wobei der Arbeitsplatz als wirksame Bühne zur Propagierung einer gesunden Lebensweise genutzt wird. 114 Alkoholkonsums fundiertere und faktenbasierte politische Entscheidungen treffen zu können. Zudem bietet das Projekt den Ländern Unterstützung bei der Entwicklung einheitlicher Konzepte für die Erfassung von Alkoholdaten, so dass eine EU-weite Überwachung und länderübergreifende Vergleiche möglich sind. Federführung: Partnerschaft für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen im Rahmen der Nördlichen Dimension (NDPHS) und ihre Partnerländer. Termin für Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Anmerkung: In Zusammenarbeit mit den Koordinatoren für den Schwerpunktbereich „Bildung“ sollten die Methoden der Gesundheitserziehung in den Bereichen der formalen und informellen Bildung untersucht werden. Auch mit anderen Schwerpunktbereichen wird die Zusammenarbeit verstärkt. So wird beispielsweise das bestehende Vorzeigeprojekt „ScanBalt Health Region“ als ein schwerpunktübergreifendes PilotVorzeigeprojekt entwickelt, und zwar unter Einbeziehung der Bereiche „Innovation“, „Gesundheit“, „KMU“, „Tourismus“ (Gesundheitstourismus) und „Agri“ (gesunde Nahrungsmittel). Auf diese Weise soll Innovation mit gesundheitlichen Aspekten und der Bioökonomie verbunden werden, was letztendlich zum Erhalt und zur Verbesserung der allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraums beiträgt. Es werden Kooperationsplattformen und/oder Dialoge gefördert, um den Austausch von Meinungen und Praktiken mit anderen Partnern zu fördern, die sich mit Gesundheitsfragen befassen (z. B. Nordischer Ministerrat, Gesunde-Städte-Verband in der Ostseeregion, Stadt Umeå). 115 SB Innovation – Volle Ausschöpfung des regionalen Forschungs- und Innovationspotenzials Koordiniert durch Schweden und Polen Ein optimaler Zugewinn lässt sich durch die Schwerpunktsetzung auf Sektoren erzielen, in denen der Ostseeraum besondere Stärken oder besonderes Potenzial aufweist. Es kommt darauf an, in den verschiedensten Bereichen die Chancen auf Wachstum und neue Arbeitsplätze zu sondieren. Dies gilt auch für den marinen bzw. maritimen Sektor und insbesondere für die Meeresenergie und blaue Technologie. Bei der weiteren Erschließung regionaler Stärken dürfte sich das Clusterkonzept als hilfreich erweisen. Außerdem könnte der Ostseeraum durch intelligente Spezialisierung – d. h. eine intelligente Bündelung aller Fähigkeiten, Kompetenzen, FuE-Ressourcen und Akteure – in bestimmten Bereichen zu einem weltweiten Innovationsführer werden. Das macht sie zu einem attraktiven Kooperationspartner für andere innovationsstarke Regionen der Welt und hilft den Unternehmen in der Region bei der Steigerung ihrer globalen Wettbewerbsfähigkeit. Vor allem für KMU wird der Schritt auf den Weltmarkt leichter, wenn sich der Ostseeraum als Heimatmarkt profiliert. Der Unterschied zwischen etablierteren FuE-Einrichtungen an der Nord- und Westküste einerseits und neu gegründeten oder umstrukturierten Einrichtungen an der Ost- und Südküste der Ostsee andererseits ist noch immer deutlich ausgeprägt – trotz des starken Wachstums, das in letzter Zeit in den östlichen Teilen zu verzeichnen war. Dies kommt auch im Innovationsanzeiger 2011 zum Ausdruck. Im Ostseeraum sind einige der Innovationsführer Europas, aber auch Unternehmen mit Nachholbedarf beheimatet. Um das Innovationspotenzial der Region voll ausschöpfen zu können, wird ein einheitlicherer, auf Zusammenarbeit und Vertrauen beruhender Ansatz benötigt. Eine solche Fokussierung auf Innovation hat den zusätzlichen Vorteil, dass im Ostseeraum eine wirtschaftliche Umstellung von traditionellen umweltbelastenden Industrien auf nachhaltigere und zugleich gewinnträchtige Sektoren erfolgt. Wichtig ist auch, dass die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit im Rahmen des Europäischen Forschungsraums (ERA) vollständig genutzt werden. Dieser Schwerpunktbereich steht in engem Zusammenhang mit dem Schwerpunktbereich „KMU“. 116 Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Gesamtziel/ Teilziel Indikator Baseline Zielvorgabe / Termin Datenquellen Verbesserte globale Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraum durch a) höhere Innovationskapazität/-leistung. Innovationskapazität/ -leistung der einzelnen EUBSR-Länder. Innovationsanzeiger 2010 (Daten von 2009) Innovationsmonitor für den Ostseeraum 2012 (FORA). 2016: SE, FI, DK, DE weiter auf den ersten 4 Plätzen in der EU 2016: PL, ES, LT, LE; verbessern sich in der EU um durchschnittlich 4 Plätze 2020: SE; FI, DK, DE weiter auf den ersten 4 Plätzen in der EU 2020: PL, ES, LT, LE verbessern sich in der EU um durchschnittlich 7 Plätze gegenüber 2010 Die Zielerreichung wird auch absolut an der Verbesserung der Innovationsleistung gemessen. Innovationsanzeiger Innovationsmonitor für den Ostseeraum (FORA). b) In einer Reihe von Bereichen mit erwartetem hohem Marktvolumen haben die Akteure im Ostseeraum in Kooperation eine weltweite Wettbewerbsposition in Forschung und Innovation erlangt. Globale Attraktivität der Innovationsumgebungen im Ostseeraum, gemessen an a) der Zahl der Kooperationen mit Akteuren außerhalb des Ostseeraums pro Dreijahreszeitraum; b) den externen Investitionen (je Dreijahreszeitraum) in Innovationsumgebungen im Ostseeraum; c) der Zahl hochqualifizierter externer Fachkräfte, die in starke Innovationsumgebungen im Ostseeraum zuwandern. Baseline 2009. Zahl der Kooperationen 2016; + 20 % 2020; + 40 %. Investitionen in den BSR; 2016; + 15 % 2020; + 30 % Zahl der in den BSR zuwandernden hochqualifizierten Fachkräfte; 2016, + 20 % 2020, + 40 %. Fragebogen alle 3-4 Jahre an starke Innovationsumgebungen im Ostseeraum laut Listen der nationalen Innovationsagenturen. EUSBSR-Beitrag zur Realisierung von Europa 2020, vor allem intelligente Spezialisierung und intelligentes, integratives, nachhaltiges Wachstum im Ostseeraum durch langfristige transnationale Kooperation für Forschung und Innovation, dabei Konzentration auf Bereiche mit großem künftigem Marktpotenzial, einschl. marine Ressourcen. Volumen (Zahl und aggregierte Größe / Budgets) langfristiger (ab 3 Jahre) transnationaler Kooperationen in Forschung und Innovation im Ostseeraum (mit Akteuren aus mindestens 3 Ländern). Baseline 2009. Zahl der transnationalen Kooperationen; 2013; + 25 % 2016; + 100 % 2020; + 150 %. Gesamtzuwachs der transnationalen Kooperationen; 2013; + 25 % 2016; +100 % 2020: +150 %. Förderprogramme und -einrichtungen auf EU-, nationaler und regionaler Ebene. 117 Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Aufbau einer gemeinsamen Innovationsstrategie für den Ostseeraum Unter Nutzung der Ergebnisse sämtlicher Vorzeigeprojekte sollen die folgenden vier Herausforderungen in Angriff genommen werden: a) Reduzierung bestehender Hemmnisse für Innovation, einschließlich einer Angleichung der unterschiedlichen Rechts- und Regulierungsumfelder für ausländische Direktinvestitionen (FDI), insbesondere zur Weiterentwicklung nachfrageseitiger Innovationskonzepte; b) Vereinfachung der transnationalen Zusammenarbeit zur Entwicklung und kommerziellen Nutzung gemeinsamer Forschungsprojekte; c) gemeinsame Nutzung des hochwertigen Humankapitals in der Region und Förderung der Mobilität von Mitarbeitern in der Forschung, außerdem Kooperation zwischen Studenten und Unternehmen; d) gemeinsame Entwicklung neuer und besserer Instrumente zur Innovationsförderung, einschließlich Unterstützung für Rechte an geistigem Eigentum (IPR). Diese Arbeiten sollen auf ähnlichen Projekten aufbauen, die im Rahmen der Initiative PRO-INNO Europe durchgeführt werden. Vorzeigeprojekte BSR Stars. Ein Programm für Forschung und Innovation, Cluster und KMU-Netze im Ostseeraum. Ziel von BSR Stars ist die Schaffung einer Reihe weltweit führender Innovationszentren im Ostseeraum durch Förderung von transnationalen FuI-orientierten und geschäftlichen Unternehmenskooperationen, starken FuI-Umgebungen, Clustern und KMUNetzen, um das Wirtschaftswachstum im gesamten Ostseeraum zu stärken. BSR Stars wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Kompetenzzentren und Akteuren im Ostseeraum stimulieren und so zur erfolgreichen Bewältigung einiger der großen gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen, wodurch sich wiederum erhebliche Chancen auf den globalen Märkten eröffnen dürften. Gemeinsam werden BSR Stars und das „Demola“Netzwerk eine offene Plattform schaffen, auf der Studenten und Hochschulen in Zusammenarbeit mit Unternehmen neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln können. Diese Plattform soll als Impulsgeber für neuartige grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Hochschule und Wirtschaft dienen, bei denen echte Lösungen für bestehende Probleme und Herausforderungen im Ostseeraum erarbeitet werden. BSR Stars wird eine „neue Marke ‚BSR‘ entwickeln“ und durch „Smartness“, Forschung, Innovation und Zusammenarbeit zum Ausbau von Kapazitäten, zu größerer internationaler Wettbewerbsfähigkeit, zu einer Zunahme der Auslandsinvestitionen und zum Anschluss an das Weltniveau in verschiedenen strategischen Bereichen führen. Eine Voraussetzung für die kontinuierliche Verbesserung von Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit im Ostseeraum durch transnationale Zusammenarbeit ist die Mobilisierung und Abstimmung der Förderung durch europäische, nationale und 118 regionale Programme. Zu den Vorhaben von BSR Stars zählt auch die Entwicklung einer „Ostseeraum“-Methode, die die bessere Ausschöpfung des Potenzials innovativer KMU durch Verknüpfung von KMU-Netzen ermöglichen soll, die (vor allem) auf lokaler/regionaler Ebene initiier werden. Ein weiteres Ziel besteht in der „Entwicklung eines regionalen Prognoseprogramms“, mit dessen Hilfe wünschenswerte Richtungen der Zusammenarbeit in den Bereichen FuE und Innovation bestimmt werden können. In Zusammenarbeit mit dem Nordischen Ministerrat wird BSR Stars den „BSR Innovation Express“ starten – eine gemeinsame Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen mit dem Ziel, die Internationalisierung von Clustern voranzutreiben und das KMU-Netz auszubauen. Dadurch erhalten Cluster-Organisationen und Unternehmen Zugang zu Fördermitteln für die Vernetzung, den Aufbau von Geschäftskontakten, Marktforschungen usw. Federführung: Schweden und Litauen. Termin für Fortschrittsbericht: 2015 und 2020. Schaffung von Finanzierungsmodellen für transnationale Innovation und Forschung im Ostseeraum. Zur Stärkung der Innovationskapazität des Ostseeraums sollen Finanzkonzepte und -modelle entwickelt werden, die sich auf einschlägige EU-Programme wie Horizon 2020 und die Strukturfonds stützen und zur Abstimmung der Finanzierung beitragen. Das Ziel besteht darin, durch Förderung der transnationalen und transregionalen Innovation und Forschung die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraums zu steigern. So werden zugleich die nötigen Anreize für die Finanzierung transregionaler Kooperationsvorhaben wie offene Innovationssysteme, Cluster und KMU-Netze geschaffen. Zu diesem Zweck soll ein den ganzen Ostseeraum umspannendes Netz von Regionen und Akteuren aufgebaut werden, die bewährte Finanzierungsmodelle verwenden und neue Modelle entwickeln. Das Netzwerk wird sich mit anderen Vorzeigeprojekten in diesem Schwerpunktbereich, mit der Kommission und einschlägigen nationalen Akteuren abstimmen. Ein weiteres Ziel ist die Koordinierung und Abstimmung bestehender und künftiger Finanzierungsangebote (ab 2014) für Forschung, Entwicklung und Innovation auf EU-Ebene, auf nationaler und auf regionaler Ebene sowie aus dem privaten Bereich. Federführung: Region Skåne. Termin für Fortschrittsbericht: 2014. Baltic Ring: Schaffung einer Infrastruktur für den freien Verkehr von Wissen im Ostseeraum. Vorgesehen ist der Aufbau einer Infrastruktur für den freien Verkehr von Wissen durch die Einrichtung von Hochleistungsnetzen und die Weiterentwicklung von e-Science. Dadurch soll ein Verbund zwischen den Forschungs- und Bildungseinrichtungen aller Ostseeanrainerstaaten hergestellt werden. Die Deckung der Kosten dieses Kommunikationsnetzwerks erfolgt nach den geltenden nationalen Grundsätzen für die vernetzte Zusammenarbeit. Die Mehrkosten der Schaffung eines vollständigen Rings werden vor allem von den baltischen Staaten und – sofern Bereitschaft zur Beteiligung besteht – von Russland getragen. Es wird davon ausgegangen, dass die technologischen, wissenschaftlichen und Bildungsprojekte sofortige, kurzfristige und langfristige Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft haben, indem sie zur Steigerung der 119 Außenwirkung, zum technologischen Fortschritt und zur Kompetenzentwicklung beitragen. Innerhalb von fünf Jahren soll das Projekt abgeschlossen sein. Federführung: Nordischer Ministerrat. Termin für Fertigstellung: 2017. Gesundheitsregion ScanBalt: interdisziplinäre und transnationale Projekte für Innovationen in den Bereichen Gesundheitswesen und Biowissenschaften. Die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens auf hohem Niveau und die Nutzung moderner Biowissenschaften sind Voraussetzungen für die Entwicklung des Ostseeraums zu einer weltweit wettbewerbsfähigen und wohlhabenden Makroregion. Außerdem können die demografischen Probleme nur mithilfe eines Marktes für offene Innovation in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Soziales bewältigt werden. Ziele des Projekts „Gesundheitsregion ScanBalt“ sind 1) die Bündelung regionaler Kompetenzen in den Bereichen Biowissenschaften und Gesundheit; 2) die Erarbeitung, Abstimmung und Integration intelligenter Forschungs- und Entwicklungsstrategien, die den Bedürfnissen und Anforderungen städtischer wie auch ländlicher Gebiete entsprechen; 3) die Schaffung und der Ausbau einer professionellen, transregionalen, dienstleistungsorientierten Kooperationsplattform (ScanBalt IBIS = International Business Innovation Support); und 4) die Vernetzung aller Akteure, die an einer Zusammenarbeit und Interaktion in den EUSBSRSchwerpunktbereichen „Gesundheit“, „Innovation“, „KMU“, „Bio“, „Agri“ und „Tourismus“ interessiert sind. Nicht zuletzt soll die Gesundheitsregion ScanBalt als Plattform für die Imagepflege und Steigerung der Sichtbarkeit des Ostseeraums dazu beitragen, personelle, finanzielle und industrielle Ressourcen anzuziehen und dauerhaft zu binden. Die Gesundheitsregion ScanBalt ist als Modell für eine wissensgestützte Gesundheits- und BioWirtschaft anzusehen, in der anhand einer gemeinsamen, von der Basis her entwickelten Strategie wertschöpfungsintensive Arbeitsplätze entstehen. Federführung: BioCon Valley® GmbH Greifswald (Deutschland), Litauische Biotechnologie-Vereinigung (LBTA, Litauen) und ScanBalt fmba (Dänemark, Ostseeregion). Termin für Fortschrittsbericht: jährlich. Einrichtung eines „Baltic Science Link“-Netzes. Eine geeignete Forschungsinfrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung, wenn eine Region im Bereich Forschung und Innovation eine Spitzenstellung anstrebt. Im Ostseeraum gibt es bereits mehrere wichtige Infrastruktureinrichtungen: der Hochenergie-Speicherring PETRA-III im Forschungszentrum Deutsches Elektronen-Synchrotron in Hamburg; das europäische Röntgenlaserprojekt XFEL in Schleswig-Holstein; MAX IV, das Synchrotron-Strahlungsforschungs-, Kernphysik- und Beschleunigerphysik-Labor und die Europäische Spallations-Neutronenquelle (ESS) in Lund.35 Diese Infrastruktur sollte genutzt werden, um die wissenschaftliche Kompetenz und 35 Ein gemeinsames Projekt für den Europäischen Forschungsbereich; ESS Scandinavia ist ein Konsortium, dessen Arbeit sicherstellen soll, dass ESS in Lund gebaut wird. Dem Konsortium gehören alle Universitäten und Hochschulen in der Region Öresund, zahlreiche weitere führende Universitäten und Forschungsinstitute in Skandinavien sowie die Region Skåne, die Gemeinde Lund, Copenhagen Capacity und der Öresund-Ausschuss an. 120 Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Attraktivität der Region zu erhöhen. Dies könnte durch den Aufbau des „Baltic Science Link“ als starkes Netz verschiedener Universitäten, Forschungsinstitute und Branchen in der Region erreicht werden. Forschungsfelder, die sich in der Region bereits etabliert haben – Biowissenschaften, Werkstofftechnologien – würden den Kern dieser Wissenschafts-Cluster bilden. Federführung: Schweden: Schwedischer Forschungsrat; Termin für Fortschrittsbericht: 2015. SUBMARINER-Netzwerk – Aktionen und Initiativen für nachhaltige und innovative Nutzungen maritimer Ressourcen der Ostsee. Es handelt sich um ein transnationales Rahmenprojekt zur Förderung nachhaltiger und innovativer Nutzungen maritimer Ressourcen der Ostsee. Auf der Grundlage des SUBMARINER-Kompendiums (erschienen im Herbst 2012) werden neue Anwendungen und Technologien gefördert, die wirtschaftlich attraktiv sind und zugleich einen wesentlichen Beitrag zur Lösung von Umweltproblemen leisten können. Der Aufbau des SUBMARINER-Netzwerks erfolgt nach einem (2013 veröffentlichten) Fahrplan, in dem dargelegt wird, durch welche Maßnahmen der Ostseeraum zur Umsetzung der Strategie Europa 2020 im Allgemeinen und ihrer meerespolitischen Säule im Besonderen beitragen soll. Federführung: Ministerium für Wirtschaft des Landes Schleswig-Holstein/Deutschland; mitverantwortlich: Schwedische Behörde für Meeres- und Wasserwirtschaft sowie Meeresinstitut Gdańsk (IMG)/Polen. Termin: 2020. 121 SB Binnenmarkt – Beseitigung von Hindernissen für den Binnenmarkt Koordiniert durch Estland In Anbetracht des geringen Umfangs der Märkte des Ostseeraums muss das Unternehmensumfeld durch geeignete Maßnahmen modernisiert werden. Ein für Investoren attraktiver politischer Rahmen und ein dynamisches Unternehmensumfeld sind die besten Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung des hohen Entwicklungsstandes im Westen und für die Anhebung des Niveaus in den östlichen Teilen der Ostseeregion. Die derzeitige Krise macht es besonders wichtig, Anregungen für eine weitere Integration der Märkte im Ostseeraum zu schaffen. Ebenso wichtig sind Maßnahmen zur Unterstützung und Erleichterung einer zulässigen Zusammenarbeit in Handel und Wirtschaft, zur Bekämpfung des Zollbetrugs und zur Verbesserung der Sicherheit der Lieferkette beim Handel mit Drittstaaten. Dies erfordert unter anderem ein Paket von Maßnahmen zur Stärkung der Zusammenarbeit der Zollbehörden der EU-Mitgliedstaaten mit Russland und anderen Nachbarländern sowie die Beseitigung verfahrenstechnischer, personeller und infrastrukturbedingter Engpässe. Die Grundsätze des verantwortungsvollen Handelns („good governance“) müssen unterstützt werden, um gerechte und effiziente Steuersysteme schaffen zu können. Zur Gewährleistung der Chancengleichheit in Bezug auf Wirtschaftsbeziehungen, Handel und Investitionen ist dies von wesentlicher Bedeutung. Ursachen für die schlechten Handelsbeziehungen der KMU im Ostseeraum sind ein hoher Verwaltungsaufwand infolge nationaler Rechtsvorschriften, die unzulängliche bzw. intransparente Umsetzung von EU-Richtlinien, ein schwacher Wettbewerb in netzgebundenen Wirtschaftszweigen aufgrund ungerechtfertigter Marktzugangshindernisse, stark regulierte Arbeitsmärkte und ungenügende steuerliche Anreize. Die vielfach vorhandenen Wettbewerbsdefizite schlagen sich in einem relativ hohen Preisniveau nieder. Die vielen Chancen des Binnenmarktes werden von Bürgern und Unternehmen teilweise nicht genutzt, da die geltenden Vorschriften nicht in allen Mitgliedstaaten richtig oder einheitlich umgesetzt, angewandt oder durchgesetzt werden. Wie aus dem jüngsten Binnenmarkt-Anzeiger36 hervorgeht, mögen die Mitgliedstaaten zwar erhebliche Fortschritte bei der Umsetzung des Binnenmarktrechts erzielt haben, doch gibt es weiterhin Probleme mit dessen ordnungsgemäßer Anwendung. 36 http://ec.europa.eu/internal_market/score/docs/score18_en.pdf. 122 Dementsprechend sind zahlreiche Vertragsverletzungsverfahren anhängig. Zudem stehen den Bürgern und Unternehmen noch immer nicht genügend Informationen zur Nutzung und zur praktischen Durchsetzung ihrer Rechte im Binnenmarkt zur Verfügung.37 Es muss mehr Informationsmaterial übersetzt und verteilt werden, um verschiedenen Zielgruppen klare Erläuterungen zu den geltenden Rechtsvorschriften zu geben. Bei der Ausfuhr von Waren aus der EU treten aufgrund von Problemen bei den Kontrollverfahren große Schwierigkeiten auf, und die Wartezeiten an der EU-Grenze zu Russland sind häufig lang. Bis vor kurzem bildeten sich regelmäßig lange Lkw-Schlangen an den Grenzübergängen von Finnland, Estland und Lettland nach Russland. Diese Situation war hauptsächlich auf das Wachstum des Handels zwischen der EU und Russland zurückzuführen; hinzu kamen ineffiziente Verfahren und eine unzureichende Infrastruktur auf der russischen Seite. Obwohl sich die Verkehrslage inzwischen entspannt hat, ist eine verstärkte Zollzusammenarbeit zwischen der EU und Russland unerlässlich, um den Handel zu erleichtern und zugleich für den Schutz der Bürger und die Betrugsbekämpfung zu sorgen. Wenn Waren per Schiff aus dem Zollgebiet der EU verbracht werden, wird automatisch vermutet, dass es sich um Nichtunionswaren handelt, es sei denn, ihr zollrechtlicher Status als Unionswaren wird beim Eingang in das Zollgebiet ausreichend nachgewiesen. Dies gilt unabhängig davon, ob die Waren aus einem europäischen Nicht-EU-Land oder einem Drittland kommen oder ob sie aus einem anderen EULand kommen und beim Transport vorübergehend das EU-Zollgebiet verlassen haben. Die Vermutung, dass es sich um Nichtunionswaren handelt, gilt übrigens unabhängig vom Verkehrsträger für sämtliche Arten von Waren beim Verlassen des EU-Zollgebiets. Obwohl im Seeverkehr bereits Erleichterungen eingeführt wurden (z. B. Vermutung des Unionsstatus bei Waren, die im Rahmen eines zugelassenen Linienverkehrs befördert werden), vertritt die Branche nach wie vor die Auffassung, dass der Intra-EU-Schiffsverkehr gegenüber anderen Verkehrsträgern benachteiligt ist, weil die Schiffe auch bei Fahrten zwischen EU-Häfen mitunter das EU-Zollgebiet geografisch verlassen müssen und dadurch einer Vielzahl komplizierter Formalitäten unterliegen. Im Ostseeraum zeigt sich dies besonders deutlich, da beispielsweise 90 % der aus oder nach Finnland verbrachten Unionswaren auf dem Seeweg befördert werden. Im Interesse eines echten Binnenmarkts für Unionsgüter, die im Intra-EU-Handel auf dem Seeweg befördert werden, nahm die Kommission in die „Binnenmarktakte II – Gemeinsam für neues 37 Nach Eurobarometer-Daten von 2006, http://ec.europa.eu/internal_market/strategy/index_de.htm#061204. 123 Wachstum“ (COM(2012)573 final vom 3.10.2012) die Leitaktion 2 auf, deren Zielsetzung lautet: „Schaffung eines echten Binnenmarkts für den Seeverkehr, indem aus der EU stammende und zwischen EU-Seehäfen beförderte Waren nicht mehr denselben Verwaltungs- und Zollformalitäten unterworfen werden, wie sie für aus Überseehäfen eintreffende Waren gelten“. Die praktische Umsetzung wird in Form eines Pakets aus legislativen und nichtlegislativen Initiativen mit der Bezeichnung „Blauer Gürtel“ erfolgen, das im zweiten Quartal 2013 vorgelegt werden soll. Bei der weiteren Vereinfachung der Verwaltungsverfahren – und insbesondere der Zollverfahren – sollte ein Diskussionsschwerpunkt die Lösung des Problems der „infected vessels“ sein (Schiffe, die mit innereuropäischer Ladung einen Hafen außerhalb der EU anlaufen). Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung des Koordinators für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Teilziele Bessere Information über Rechte und Pflichten, die sich für Bürger und Unternehmer aus der Dienstleistungsrichtlinie und dem Binnenmarktpaket („Goods Package“) ergeben. Interoperabilität grenzübergreifender e-Services im Ostseeraum. Indikator Verfügbarkeit von Informationen zu Produktinfostellen und einheitlichen Ansprechpartnern für Bürger und Unternehmer bei Botschaften und Handelskammern. Baseline Jahr 2009, keine solchen Informationen bei Botschaften oder Handelskammern im Ostseeraum verfügbar. Zahl der Länder des Ostseeraums und Intensität der Nutzung interoperabler grenzübergreifender e-ServiceAnwendungen. Jahr 2009, keine interoperablen Anwendungen. Zielvorgabe / Termin Informationen zu Produktinfostellen und einheitlichen Ansprechpartnern auf den Websites aller Botschaften und Handelskammern im Ostseeraum verfügbar. Datenquellen Schwedischer Nationaler Handelsrat. Termin noch zu bestätigen. Aktive Nutzung grenzübergreifender Dienstleistungsanwendungen in allen 8 Ländern des Ostseeraums. Noch zu bestätigen. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Öffnung des öffentlichen Sektors für den Wettbewerb Steigerung der Produktivität von traditionell staatlichen und kommunalen Versorgungsunternehmen durch allmähliche Öffnung für den freien Wettbewerb in Bereichen wie Abfallmanagement, Freizeitwirtschaft, Postdienste, dazugehörige Logistikstrukturen und Kommunikation im weiteren 124 Sinne, lokale Energieversorgung usw., um den vollständigen Zugang zu den betreffenden Märkten im Ostseeraum zu gewährleisten. Vorzeigeprojekte RECO Baltic 21 Tech. Ein für den gesamten Ostseeraum geltendes harmonisiertes Konzept der öffentlichen Auftragsvergabe in der Abfallwirtschaft. Abfallmanagement ist für die Ostseeanrainerstaaten ein zentrales Thema, da unter den Ländern erhebliche Diskrepanzen bestehen: während in Deutschland oder Schweden nur etwa 3 % des Hausmülls als Restmüll entsorgt werden, liegt diese Zahl für Polen bei über 90 %. Unzureichende zwischenstaatliche Maßnahmen im Bereich des Abfallmanagements sind dafür verantwortlich, dass die Entwicklung dieses Bereichs in der Ostseeregion deutlich behindert wird. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, das Problem durch die Förderung eines nachhaltigen Abfallmanagements in der Ostseeregion zu lösen. Die Ostseeanrainerstaaten sollen bei der Schaffung von Kapazitäten unterstützt werden, die ihnen eine Verbesserung ihrer Abfallbilanz und die Einhaltung der einschlägigen EU-Richtlinien ermöglichen. Man erwartet außerdem, dass RB21T innovative Geschäftschancen in der Clean-Tech-Branche schafft. Aus operationaler Sicht wird mit RB21T eine transnationale, sektorübergreifende Plattform zum Austausch von Expertenwissen im Bereich Abfallmanagement in der Ostseeregion geschaffen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Region verbessern soll. Das Projekt RB21T unterstützt und richtet sich gezielt an 30 Entscheidungsträger auf lokaler bzw. regionaler Ebene, die eine Investition in der Abfallwirtschaft planen und dabei auf neueste Forschungsergebnisse und die besten verfügbaren Technologien zurückgreifen (Best Available Technologies, BAT). Federführung: Deutschland und Schweden. Termin: Dezember 2013. Aktion: Beseitigung verbleibender ungerechtfertigter Hemmnisse für die grenzübergreifende Bereitstellung von Dienstleistungen Fristgemäße und einheitliche Umsetzung und Anwendung der Dienstleistungsrichtlinie und weiterer relevanter Richtlinien, insbesondere derer, die Auswirkungen auf KMU haben und auf die Liberalisierung der Dienstleistungsmärkte abzielen (ein Beispiel ist die dritte Postrichtlinie, wonach die meisten Mitgliedstaaten ihre Märkte bis 31. Dezember 2010 vollständig zu öffnen hatten). Die Dienstleistungsrichtlinie verlangt von den Mitgliedstaaten zum einen konkrete legislative Maßnahmen und zum anderen verschiedene praktische Vorkehrungen wie einheitliche Ansprechpartner für Dienstleistungsanbieter, die Einrichtung elektronischer Verfahren und die Einführung einer Verwaltungszusammenarbeit. Außerdem führte sie innovative Instrumente wie die Überprüfung nationaler Rechtsvorschriften und das Verfahren der gegenseitigen Evaluierung ein. Eine enge Zusammenarbeit bei der Durchführung der Dienstleistungsrichtlinie erfolgt seit einigen Jahren im Rahmen der „Nordisch-baltischen Kooperationsgruppe“. Diese Zusammenarbeit könnte durch den 125 Austausch bewährter Verfahren, so u. a. in Bezug auf die einheitlichen Ansprechpartner, und durch die Einbeziehung von Wirtschaftsverbänden weiter verbessert werden. Vorzeigeprojekte Grenzüberschreitende e-Dienstleistungen im Ostseeraum. In der Digitalen Agenda für Europa (DAE) und auch in der Binnenmarktakte II (BMA II) wurde es zur zentralen Aufgabe erklärt, durch die Überwindung von Hindernissen in der digitalen Welt das Wachstum voranzutreiben. Doch die Erarbeitung wegweisender nationaler e-Lösungen reicht nicht aus, wenn nur die eigenen Bürger einen Nutzen davon haben. Sie kann im Gegenteil sogar als diskriminierend angesehen werden und widerspricht dem Zeitgeist in einer immer mobileren Welt. Ein voll funktionstüchtiger digitaler Binnenmarkt im Jahre 2015 setzt voraus, dass alle natürlichen und juristischen Personen in der Lage sind, sich über Grenzen hinweg im digitalen Raum zu bewegen. In Ergänzung zu der laufenden Studie der Europäischen Kommission über Hindernisse für grenzüberschreitende Dienstleistungen in der EU (Analyse des Bedarfs an grenzüberschreitenden Diensten und Bewertung der organisatorischen, rechtlichen, technischen und semantischen Hindernisse38) und zu den laufenden und bevorstehenden EU-weiten Großprojekten (STORK II, eSens usw.) müssen in bilateralen Gesprächen zwischen benachbarten Mitgliedstaaten Schwerpunktbereiche ausgewählt werden, in denen grenzüberschreitende Dienstleistungen einen besonders hohen Mehrwert schaffen, wobei die aktuellen sozioökonomischen Bedingungen und die Beziehungen zwischen den beteiligten Ländern zu berücksichtigen sind. Mit dieser Vorzeigeinitiative sollen neue grenzüberschreitende Dienstleistungen im Ostseeraum gefördert werden. Spezifische Projektaufgaben sind die Erleichterung von Gesprächen zwischen den Mitgliedstaaten im Ostseeraum, bei denen sich benachbarte Länder über ihren Bedarf an grenzüberschreitenden Dienstleistungen austauschen; die Sondierung von Möglichkeiten für neue grenzüberschreitende Dienstleistungen auf der Grundlage vorhandener Infrastrukturen oder durch grenzüberschreitende Ausweitung lokaler Lösungen; der Erfahrungsaustausch über Lösungen für grenzüberschreitende Dienste; und die Ermittlung von Bereichen, in denen zusätzliche Ressourcen für die Überwindung vorhandener Hindernisse erforderlich sind. Federführung: Estland. Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. Aktion: Praktische Nutzung der Möglichkeiten des EU-Binnenmarktes für den Ostseeraum Verbesserte Zusammenarbeit zwischen einzelstaatlichen Behörden bei der Gestaltung des Binnenmarktes. Es soll eine verbesserte und verstärkte administrative Zusammenarbeit zwischen den einzelstaatlichen Behörden im Ostseeraum bezüglich der Umsetzung der Binnenmarktrichtlinien 38 http://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE:27849-2012:TEXT:DE:HTML&tabId=1. 126 entwickelt werden, wobei die bestehende „Nordisch-Baltische Kooperationsgruppe“ für die Dienstleistungsrichtlinie als Anregung dienen kann. Ferner werden die einzelstaatlichen Behörden zur Zusammenarbeit im Ostseeraum mit dem Ziel aufgerufen, ein Angebot an Schulungen in Binnenmarktrecht für nationale Staats- und Justizbeamte zusammenzustellen und den Bürgern und Unternehmen Informationen über ihre Rechte und Möglichkeiten im Binnenmarkt zukommen zu lassen. Diese enge Zusammenarbeit zwischen den Behörden im Ostseeraum im Bereich des Binnenmarkts sollte im Zusammenhang und in Übereinstimmung mit der Empfehlung der Kommission zu Partnerschaften entwickelt werden, die im Juni 2009 angenommen wurde. Vorzeigeprojekte Beseitigung der verbleibenden ungerechtfertigten Hemmnisse für den Binnenmarkt durch Stärkung der praktischen Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden. Das Projekt, das auf zwei federführende Parteien aufgeteilt ist und ursprünglich fünf Bereiche umfasste, besteht jetzt aus drei Modulen: 1) Ermittlung ungerechtfertigter Hemmnisse im Binnenmarkt für den Handel zwischen den Ländern der Region. Federführung: Polen.39 Das allgemeine Ziel dieses Projekts sollte darin bestehen, Informationen über ungerechtfertigte Hemmnisse für den Binnenmarkt zusammenzutragen, die die Freizügigkeit von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital zwischen den Ländern der Region behindern. Die diesbezügliche Studie wird sich unter anderem auf eine Auswertung von SOLVIT-Fällen stützen. 2) Austausch bewährter Praktiken im Hinblick auf die Produktinfostellen (PCP) und die einheitlichen Ansprechpartner. Federführung: Schweden.40 Das Projekt soll eine Plattform für den Erfahrungsaustausch über die Einrichtung, die Finanzierung und den Ausbau von Kontaktstellen im Ostseeraum bieten. Es haben bereits verschiedene Netzwerktreffen stattgefunden. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass die Anforderungen der Verordnung 64/2008 an die nationalen Produktinfostellen in den einzelnen Mitgliedstaaten in sehr unterschiedlichem Maße erfüllt werden. 3) Vernetzung zwecks Behandlung allgemeiner Binnenmarktfragen – allgemeine Kompetenz der Beteiligten, in Abhängigkeit von den Interessen und dem Engagement der Länder. Federführung: Polen und Schweden. Termin für Fortschrittsbericht: 2015. Motivierung zur Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen den Akkreditierungsstellen. Die Zusammenarbeit zwischen Akkreditierungsstellen könnte eine kosteneffektive Möglichkeit zur Aufteilung von Kompetenzen und zur Bereitstellung einer breiten Palette von Akkreditierungsdiensten für Unternehmen bieten, ohne dass alle Einrichtungen in jedem 39 40 Zur Teilnahme bereit: DK, EE. SE, FI – mit Schwerpunkt auf bestimmten Sektoren. Zur Teilnahme bereit: DK, EE. DE – nur in Bezug auf PCP. 127 Mitgliedstaat zur Verfügung stehen müssen. Federführung: Schweden – Schwedisches Amt für Akkreditierung und Konformitätsbewertung (Swedac). Termin für Fortschrittsbericht: 2015. 128 SB Nutri – Verringerung des Nährstoffeintrags in die Ostsee auf ein vertretbares Niveau Koordiniert durch Finnland und Polen http://groupspaces.com/eusbsr-nutrient-inputs/ Die anhaltende Eutrophierung durch übermäßige Nährstoffeinträge ist das schwerste der zahlreichen Umweltprobleme im Ostseeraum, zumal es sich herkömmlichen Lösungsmethoden am stärksten widersetzt. Im Verlauf der letzten hundert Jahre hat die Stickstoff- und Phosphorbelastung der Ostsee um ein Vielfaches zugenommen – bedingt durch landwirtschaftliche Ableitungen, ungenügend behandelte Abwässer sowie Luftemissionen aus dem Verkehrssektor und Verbrennungsprozessen. Die Auswirkungen der Eutrophierung sind in den südlichen und östlichen Teilen der Ostsee besonders ausgeprägt. Zu den Folgen zählen Sauerstoffzehrung, verminderte Wasserklarheit, ein vermehrtes Auftreten von Fadenalgen, Sommerblüten von Cyanobakterien (Blaualgen) und Beeinträchtigungen der benthischen Lebensgemeinschaft. In den letzten Jahrzehnten wurden umfangreiche Investitionen in Abwasseraufbereitungsanlagen getätigt und wichtige Beschlüsse zugunsten eines umweltfreundlicheren Seeverkehrs gefasst, die wesentlich zur Senkung der Nährstoffbelastung beigetragen haben. Doch die Rettung des Meeres erfordert anhaltende Bemühungen41 insbesondere in der Landwirtschaft, von der es weitgehend abhängt, wie stark die Nährstoffbelastung verringert werden kann. Nur wenn die einschlägigen EURechtsvorschriften vollständig umgesetzt werden, kann das marine Ökosystem wieder in seinen früheren Zustand versetzt werden. Zu den betreffenden Rechtsvorschriften gehören die Wasserrahmenrichtlinie,42 die Nitratrichtlinie,43 die Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser,44 die Richtlinie über Industrieemissionen45 und die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie46. 41 Bo G. Gustafsson et al. 2012, Reconstructing the Development of Baltic Sea Eutrophication 1850–2006, Ambio 41:534–548. 42 Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik. 43 Richtlinie 91/676/EWG des Rates vom 12. Dezember 1991 zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen. 44 Richtlinie 91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem Abwasser. 45 Richtlinie 2010/75/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. November 2010 über Industrieemissionen (integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung). 46 Richtlinie 2008/56/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Juni 2008 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Meeresumwelt. 129 Einige der darin beschlossenen Maßnahmen machen sofortige verstärkte Anstrengungen notwendig. Vor allem die Nitratrichtlinie wird bislang nur unzureichend befolgt, was sowohl für die Ausweisung nitratgefährdeter Gebiete als auch für die Aktionsprogramme gilt. Wichtig ist auch die Umsetzung der im Ostseeaktionsplan der Helsinki-Kommission (HELCOM) vereinbarten Maßnahmen, die über die Anforderungen des EU-Rechts hinausgehen. In dieser Hinsicht weisen die beteiligten Länder einen unterschiedlichen Stand auf. Die Zusammenarbeit mit den verschiedensten Interessengruppen – darunter auch mit Akteuren aus anderen Schwerpunktbereichen und aus Nicht-EU-Staaten des Ostseeraums – muss ausgebaut werden, um die EU-Strategie für den Ostseeraum in all ihren Facetten zu nutzen, die Ziele der MSRRL und anderer Rechtsvorschriften zu erreichen und eine aktive Mitwirkung der Interessengruppen an der Reduzierung der Nährstoffbelastung des Meeres zu gewährleisten. Da die diffusen Nährstoffeinträge in die Ostsee größtenteils aus der Landwirtschaft stammen, ist der Schwerpunktbereich „Agri“ ein besonders wichtiger Partner für den Schwerpunktbereich „Nutri“. Die Kooperation zwischen diesen beiden Schwerpunktbereichen wird unter anderem durch das Landwirtschafts- und Umweltforum der HELCOM erleichtert. Die Hauptprobleme können wie folgt zusammengefasst werden: kontinuierliche und zunehmende Nährstoffeinträge in die Ostsee: - unzureichendes Nährstoffrecycling; - unzureichende Nährstoffentfernung in Abwasseraufbereitungsanlagen; - der Strukturwandel in der landwirtschaftlichen Produktion, darunter die Intensivhaltung und der sehr hohe Dunganfall in einigen Gebieten; - die Schwierigkeit, rasche Ergebnisse zu erzielen, was u. a. an den komplexen Nährstoffzyklen (insbesondere bei Phosphor), dem stark verzögerten Wirkungseintritt von Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität und der langsamen Umwälzung des Meerwassers liegt; - zunehmende Abschwemmung und damit Eutrophierung sowie andere Folgen des Klimawandels. Probleme bei der Zusammenarbeit in der Makroregion: - unterschiedlich starkes Engagement für die Durchführung des Ostseeaktionsplans; - Mangel an eindeutiger Unterstützung auf höchster politischer Ebene; - Zielkonflikte zwischen Umwelt- und Landwirtschaftspolitik; - unterschiedliche einzelstaatliche Auffassungen zur erforderlichen Nährstoffreduzierung; - ungenügendes Wissen über die Kosteneffizienz von Maßnahmen zur Verringerung der Nährstoffbelastung; - ungenügendes Wissen über Kosten und Nutzen der Verwirklichung der Ziele des Ostseeaktionsplans; 130 - Schwierigkeiten bei der Überwachung der Nährstoffeinträge aus diffusen Quellen; - Schwierigkeiten bei der Übermittlung genauer Daten an die HELCOM aufgrund eines Mangels an institutionellen Kapazitäten in einigen Ländern; - Probleme bei der Koordinierung von Maßnahmen mit Drittstaaten. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Teilziel Klares Meerwasser. Klares Meerwasser; vielfältige und gesunde Tier- und Pflanzenwelt. Indikator Baseline Zielvorgabe Datenquellen Nährstoffeintrag (P, N) (in Tonnen). Nährstoffeintrag (P, N) in die Ostsee (Ostseeaktionsplan der HELCOM, Baseline Durchschnitt 1997–2003, Neufestlegung 2013) - je Teilregion - je Land - Punktquellen - diffuse Quellen - Stickstoffeintrag aus der Luft. Gesamtverringerung der Nährstoffbelastung bis 2016 gemäß Vereinbarung im Ostseeaktionsplan 2007 und Neufestlegung der HELCOM 2013. HELCOM-Daten (PLC-Water, PLCAir/EMEP). Erstbewertungen gemäß MSRRL. Gesamter Ostseeraum bis 2020 in gutem Umweltzustand. Länderberichte 2012, 2018. Seegebiet (in km2, %), das sich nach den Eutrophierungs-Deskriptoren der EU-Meeresstrategierichtlinie in gutem Umweltzustand befindet. Jährlicher HELCOM „Core pressure indicator“ für Eutrophierung (nach 2013). Gemeinsam – HELCOMKernindikatoren. Hinweis: Alle Mitgliedstaaten müssen die Ziele der einschlägigen EU-Rechtsvorschriften einhalten (MSRRL, WRRL, RL kommunales Abwasser, Nitrat-RL, EUA, GFS). Durch den Kooperationsprozess in diesem Schwerpunktbereich wird die Erreichung der obigen Zielvorgaben erleichtert. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Verbesserung der Abwasseraufbereitung Förderung einer kosteneffizienten Nährstoffentfernung und umweltfreundlichen Klärschlammaufbereitung in kommunalen Abwasseraufbereitungsanlagen und Kleinkläranlagen. Die Fokussierung auf kommunales Abwasser ist aus zwei Gründen weiterhin empfehlenswert: Durch eine entsprechende 131 Abwasserbehandlung und Verringerung gelegentlicher und saisonbedingter Vorbeileitungen lassen sich die Nährstoffeinträge erheblich reduzieren, und die Verbesserung der Abwasseraufbereitung ist nach wie vor eine kostengünstige Methode zur Verringerung der Nährstoffbelastung. Vorzeigeprojekte PRESTO. Ziel des Projekts ist die deutliche Minderung der Nährstoffbelastung der Ostsee. Dazu sollen Schulungsprogramme für Bedienungspersonal, Entwickler und Ausbilder im Bereich Abwasserwirtschaft sowie durch technische Studien und Investitionen in ausgewählte weißrussische Abwasseraufbereitungsanlagen durchgeführt werden (Baranawitschy, Hrodna, Maladsetschna und Wizebsk). Federführung: Union der Ostseestädte, Umweltausschuss. Termin: März 2014. Aktion: Effizientes Nährstoffmanagement Förderung von Maßnahmen und Praktiken zur Förderung des Nährstoff-Recycling und der Verringerung von Nährstoffeinträgen aus der Land-, Fischerei- und Forstwirtschaft sowie aus Klärschlamm. Ergänzend dazu könnten Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raums genutzt werden, um Fortschritte bei der Nährstoffrückgewinnung, Verringerung der Nährstoffabschwemmung und -auswaschung, Erosionsminderung und Steigerung des Rückhaltevermögens der Landschaft zu erzielen. Dabei sollten intensiv bewirtschaftete Agrarflächen und Gebiete mit hohem Viehbestand an erster Stelle stehen. Diese Aktion wird zur vollständigen und verstärkten Umsetzung der Bestimmungen der Nitratrichtlinie beitragen. Außerdem wird sie die ordnungsgemäße Einhaltung dieser Bestimmungen durch die Landwirte fördern, indem Beratungsdienste und bessere Kontrollmöglichkeiten geschaffen werden. Vorzeigeprojekte Einführung bewährter Verfahren in der Landwirtschaft – Baltic Deal. Zunehmend erkennen Landwirte eine Gefahr darin, dass Nährstoffe aufgrund agrarwirtschaftlicher Tätigkeiten ausgeschwemmt und in die Ostsee eingetragen werden. Auf Initiative von fünf Bauernverbänden wurde als freiwillige Maßnahme der Agrarwirtschaft der „Baltic Deal“ vereinbart. Federführung: Lettisches Beratungs- und Schulungszentrum für den ländlichen Raum (Latvian Rural Advisory and Training Centre) und Schwedischer Bauernverband. Termin: Ende 2013. Aktion: Erleichterung eines interdisziplinären politikorientierten Dialogs Erleichterung eines interdisziplinären politikorientierten Dialogs zwischen allen Verursachersektoren mit dem Ziel, ein integriertes Konzept für die Reduzierung der Nährstoffeinträge ins Meer zu erarbeiten. 132 Die Förderung der Kommunikation zwischen den Akteuren kann zu einer Annäherung in der Frage der Eutrophierung beitragen und neue Wege für ein integriertes Management von Nährstoffströmen zu eröffnen. Beispielsweise werden Konsumaspekte derzeit selten berücksichtigt, wenn es um Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft geht, obwohl sich allein schon durch Änderungen im Konsumverhalten deutliche Verringerungen erzielen lassen würden. Ein verstärkter interdisziplinärer Dialog erfordert die Zusammenarbeit mit anderen Schwerpunktbereichen, so z. B. mit dem Schwerpunktbereich „Agri“ bei Agrar-Umwelt-Fragen. Mögliche Plattformen für einen solchen Dialog sind das Landwirtschafts- und Umweltforum der HELCOM und die jährliche Konferenz „A Greener Agriculture for a Bluer Baltic Sea“ (Eine grünere Landwirtschaft für eine blauere Ostsee). Auch die Clusterinitiative „Baltic Impulse“ im Rahmen des EU-Programms für den Ostseeraum wird Beiträge verschiedener Projekte zum Thema Eutrophierung zusammenführen. Neben dem internationalen und dem nationalen Dialog sollen Kooperationen auf lokaler Ebene und auf Ebene von Flusseinzugsgebieten (Beispiel Wasserpartnerschaften) angeregt werden. Vorzeigeprojekte Die Interessengruppen sind aufgerufen, Ideen für Vorzeigeprojekte unter dem Motto „Landwirtschaftsund Umweltpolitik“ zu entwickeln. Es sollen Möglichkeiten zur Durchführung gemeinsamer Rundtischgespräche und/oder Workshops für landwirtschaftliche Erzeuger und politische Entscheidungsträger untersucht werden, die beispielsweise im Verbund mit Landwirtschaftsmessen in verschiedenen Ländern der Region organisiert könnten. Ferner werden Möglichkeiten für gemeinsame Veranstaltungen mit dem Landwirtschafts- und Umweltforum der HELCOM und mit dem Schwerpunktbereich „Agri“ sondiert. Aktion: Untersuchung kostenwirksamer Mechanismen zur Nährstoffreduzierung Gemeinsame Untersuchung und Konzipierung nachhaltiger und innovativer sozioökonomischer Maßnahmen zur kostenwirksamen Minderung der Nährstoffbelastung. Denkbar sind neue Mechanismen zur fairen und effizienten Aufteilung der Kosten der Nährstoffreduzierung auf die Ostseeanrainerstaaten (z. B. durch Emissionshandel) sowie Sanierungstechniken zur Verbesserung des Umweltzustands der Ostsee, die allerdings eine Nachhaltigkeitsprüfung und Risikobewertung durchlaufen müssen. Vorzeigeprojekte Bei Gesprächen mit Interessenträgern, so beispielsweise in den Lenkungsgruppen für Schwerpunktbereiche, sollen Möglichkeiten für gezielte Veranstaltungen und neue Vorzeigeprojekte zur Umsetzung dieser Aktion geprüft werden. 133 Aktion: Zusammenarbeit mit Nicht-EU-Staaten Zusammenarbeit mit Nicht-EU-Staaten, insbesondere Russland und Belarus, über HELCOM und die Umweltpartnerschaft für die Nördliche Dimension. Vorzeigeprojekte PRESTO (siehe Aktion „Verbesserung der Abwasseraufbereitung“). Bewertung regionaler Nährstoffbelastung und Bestimmung vorrangiger Projekte zur Reduzierung der Nährstoffeinträge aus Belarus in die Ostsee. Bei diesem Projekt werden im Rahmen der Umweltpartnerschaft für die Nördliche Dimension Investitionsschwerpunkte festgelegt und lokale Kapazitäten aufgebaut, um die Nährstoffeinträge in die Ostsee zu reduzieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Landwirtschaft, die kommunalen Abwässer und die Industrie, darunter die Produktion und Verwendung von phosphathaltigen Waschmitteln. Federführung: NEFCO. Termin: 2013. Aktion: Verbesserte Daten zur Nährstoffbelastung Unterstützung von Bemühungen zur Beschaffung umfassenderer und zuverlässigerer Daten zur Nährstoffbelastung, auf deren Grundlage die Erfolge bei der Nährstoffreduzierung überwacht werden können. Momentan erschwert die unzureichende Datenerfassung das Verständnis der Eutrophierungssituation in der Ostsee. Die HELCOM arbeitet an der regionsweiten Harmonisierung der Bewertungen der Nährstoffbelastung. Vorzeigeprojekte Angestrebt wird ein gemeinsames Vorzeigeprojekt mit der HELCOM zur besseren Erfassung und Auswertung von Daten zur Nährstoffbelastung im gesamten Ostseeraum, das auch Maßnahmen zur Gewährleistung von Qualität, Vollständigkeit und Konsistenz dieser Daten beinhaltet, darunter vorbereitende Arbeiten für eine harmonisierte Berichterstattung an die HELCOM über die Durchführung der betreffenden EU-Richtlinien. 134 Schwerpunktbereich Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr SB Safe – Vorreiterrolle im Bereich Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr Koordiniert durch Dänemark und Finnland http://pa13.dma.dk Im Ostseeraum ist der Binnen-, Import- und Exporthandel stark vom Seeverkehr abhängig. Daher ist die Ostsee eines der meistbefahrenen Gewässer weltweit. Das Schiffsaufkommen in der Region hat in den letzten Jahren zugenommen, und auf den Ostseeverkehr entfallen bis zu 15 % des weltweiten Frachtaufkommens. In den nächsten Jahren ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Aufgrund der strategisch günstigen Lage des Ostseeraums bieten sich Routen durch diese Region für Erdöltransporte insbesondere aus Russland an, die inzwischen ein beachtliches Volumen aufweisen. Zwischen 2000 und 2007 haben sich die Öltransporte über den Großen Belt auf 171 Mio. t mehr als verdoppelt. Trotz der Finanzkrise befindet sich dieses Verkehrsaufkommen weiterhin auf einem hohen Stand (2011: 167 Mio. t).47 Die Erdöltransporte im Finnischen Meerbusen erreichten 2010 ein Volumen von rund 160 Mio. t, verglichen mit 80 Mio. t im Jahr 2000.48 Aller Voraussicht nach wird die Zunahme der Erdöltransporte noch einige Zeit anhalten. Neben einer allgemeinen Größenzunahme ist auch ein Anstieg der Zahl beladener Tanker zu beobachten. Während 2005 etwa 2706 Tanker den Großen Belt passierten, waren es 2011 bereits 5672.49 Ferner zeigt sich ein zunehmender Trend zum Transport von Flüssigerdgas (LNG) mit LNG-Tankern. Allerdings ist die Ostsee ein schwer navigierbares Gewässer. Sie ist generell recht flach, und die Zufahrten beschränken sich auf die kurvigen und engen Meeresstraßen Dänemarks sowie den NordOstsee-Kanal, die belebteste künstliche Wasserstraße der Welt. Im Winter ist wegen Eisbildung mit erschwerten Schifffahrtsbedingungen zu rechnen, die die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Seeverkehrs beeinträchtigen. Aufgrund halb geschlossener Gewässer und dicht bevölkerter Küsten wird die Ostsee als umweltmäßig fragil eingestuft. Leistungsstarke Such- und Rettungsdienste und ausreichende Kapazitäten für die Ölbekämpfung sind somit unentbehrlich, um im Schadensfall die Rettung von Menschenleben und Eindämmung der Meeresverschmutzung zu gewährleisten. 47 Quelle: HELCOM. Quelle: Finnisches Umweltinstitut/VTT Technisches Forschungszentrum Finnland. 49 Quelle: HELCOM. 48 135 Ein hohes Niveau der Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr trägt zur Verwirklichung der übergreifenden Ziele der EU-Strategie für den Ostseeraum bei, die darin bestehen, das Meer in einen sauberen Zustand zu versetzen und den Wohlstand zu steigern. Zum Teil lässt sich dies durch eine verstärkte regionale Zusammenarbeit erreichen. Das Zukunftsziel besteht darin, dass der Ostseeraum eine Vorreiterrolle in Bezug auf die Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr übernimmt. Wenn in diesem Bereich keine verbesserten Verfahren eingeführt werden, ist angesichts des hohen und voraussichtlich weiter steigenden Seeverkehrsaufkommens auch mit einer erhöhten Unfallgefahr zu rechnen. Wichtig ist vor allem die Verfahrensoptimierung im Bereich des Verkehrsmanagements und der Verkehrskontrolle, um die Beobachtung der Schiffsbewegungen zu erleichtern und so die Entstehung von Gefahrensituationen zu verhindern. Die von den verschiedenen Seeverkehrsbehörden erfassten Überwachungsdaten sind oftmals zweckbezogen und betreffen nur einen bestimmten Bereich. Es kommt daher auf einen verstärkten sektor- und grenzübergreifenden Informationsaustausch an. Dies würde nicht nur einen effizienteren Ressourceneinsatz ermöglichen, sondern hätte auch positive Auswirkungen auf die Sicherheit, den Umweltschutz und die Gefahrenabwehr auf See, den Schutz der Seegrenzen der EU und die Interventionsfähigkeit bei Unfällen. Nach den Regeln der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) werden die Such- und Rettungsdienste von den einzelnen Mitgliedstaaten organisiert, was zu Überschneidungen bei der Planung und zu Defiziten bei der gemeinsamen Nutzung von Kapazitäten, der Koordinierung von Überwachungsmaßnahmen und der Vereinbarung von Standards und Terminologien im operativen Bereich und in der Berufsbildung führt. Es liegt im Interesse aller Ostseeanrainerstaaten, das Risiko von Umfällen auf See und Meeresverschmutzungen (z. B. durch das Austreten gefährlicher Stoffe) zu begrenzen. Wie in der Integrierten Meerespolitik erläutert, würden wirksamere und besser aufeinander abgestimmte Überwachungs-, Beobachtungs- und Leitsysteme, insbesondere auf der Ebene einzelner Meeresbecken, die Meeressicherheit deutlich verbessern. Zu berücksichtigen ist auch der Faktor Mensch – ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das mit dem Wohlbefinden des Menschen auf See zusammenhängt und direkte Auswirkungen auf die Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr sowie auf die Meeresumwelt hat. Eine eingehende Auseinandersetzung mit dieser Thematik, so u. a. durch eine verbesserte Ausbildung, könnte ebenfalls zur Reduzierung der Seeunfälle im Ostseeraum beitragen. 136 Die HELCOM unterstützt als regionale Kooperationsplattform die Ziele im Bereich maritime Sicherheit. Diese beruhen auf dem Helsinki-Übereinkommen50, das zahlreiche Aspekte der Navigationssicherheit und der Ölbekämpfung im Ostseeraum regelt. Nach diesem Übereinkommen soll die HELCOM unter anderem als Forum für die harmonisierte regionale Umsetzung von IMO-Regeln fungieren. Daneben engagieren sich weitere regionale Foren für die praktische oder politische Zusammenarbeit. Es versteht sich von selbst, dass die bereits bestehenden Kooperationsformen berücksichtigt werden müssen, wenn es um die Ermittlung von Lücken bzw. die Schaffung von Synergien und Vermeidung von Doppelarbeiten in der Region geht. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Gesamtziel/ Teilziel Strategisches Ziel: Verringerung der Seeunfälle. Indikator Zahl der Seeunfälle. Kooperationsziel 1: Verbesserte langfristige Planung. Entwicklung und Nutzung eines gemeinsamen regionalen Szenarios für die Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr. Kooperationsziel 2: Intensivierung der grenz- und bereichsübergreifenden Zusammenarbeit und des Informationsaustauschs zwischen Seeverkehrsbehörden und anderen Interessenträgern zur Verbesserung der Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr. Umsetzung der Erkenntnisse und Empfehlungen der Vorzeigeprojekte. Baseline Zielvorgabe/Termin Datenquellen 2009 (durchschnittl. Zahl der Unfälle in einem Drei- bis Fünfjahreszeitraum, 2009-2012). Baseline/Zieljahr: 2011 (Jahr der Beschlussfassung über das gemeinsame regionale Szenario). Messbare Reduzierung/rückläufige Tendenz der Zahl der Seeunfälle je 1000 Schiffe bis 2020. Regelmäßige Aktualisierung des Szenarios ab 2013. HELCOMJahresstatistiken. Situation 2009 vor Beginn der Projekte/Annahme der EUSBSR. Bis 2020 Schaffung 1) eines Gemeinsamen Informationsraums (CISE) für Seeverkehrsbehörden und Küstenwachen; 2) eines ständigen regionalen Kooperationsrahmens für die Küstenwachen, 3) eines e-NavigationExpertenforums für den Ostseeraum. Noch zu bestätigen. "Scenarios for the development of maritime safety and security in the Baltic Sea region", veröffentlicht 2012 von den Koordinatoren für die Schwerpunktbereiche“. 50 Das Helsinki-Übereinkommen wurde unterzeichnet und ratifiziert von Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen, Schweden, der Russischen Föderation und der Europäischen Union. 137 Aktionen und Vorzeigeprojekte Diskussionen und Abstimmung von Maßnahmen im Bereich maritime Sicherheit Die folgenden Aktionen im Schwerpunktbereich Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr spielen eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung der Vision, den Ostseeraum zum Vorreiter in Sachen Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr zu machen. Die Umsetzung der Aktionen erfolgt durch den laufenden politischen Dialog in diesem Schwerpunktbereich und durch die Vorzeigeprojekte. Zusätzlich zu den nachstehend aufgeführten Projekten ist vorgesehen, dass die Schwerpunktbereichskoordinatoren regelmäßig Vorschläge für neue Vorzeigeprojekte prüfen, die eine hohe makroregionale Wirkung haben, zur Erreichung der Ziele der EU-Strategie für den Ostseeraum beitragen und die Umsetzung einer oder mehrerer Aktionen des Schwerpunktbereichs betreffen. Die Aktionen stehen mit verschiedenen internationalen Arbeiten und anderen EU-Maßnahmen im Zusammenhang. Dazu zählen beispielsweise die Tätigkeit der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO); die Integrierte Meerespolitik der Europäischen Union; die Arbeit der Helsinki-Kommission, insbesondere der 2007 verabschiedete Ostseeaktionsplan; die Tätigkeit anderer regionaler Foren, z. B. des Rates der Ostseestaaten (CBSS), der Ostseeparlamentarierkonferenz und der Hydrografischen Kommission der Ostseestaaten (BSHC); die Arbeiten des Internationalen Verbands der Seezeichenverwaltungen (IALA) zur Entwicklung von e-Navigation usw. Die Maßnahmen in diesem Schwerpunktbereich verstärken und ergänzen Vorhaben auf der regionalen Ebene, wobei Doppelarbeiten vermieden werden. Querschnittsaktivitäten zur Unterstützung aller Aktionen des Schwerpunktbereichs: Vorzeigeprojekte Bildung eines Wissens- und Innovationzentrums im Bereich maritime Sicherung und Sicherheit. Ziel des Projekts ist ein verstärkter Wissenstransfer zwischen verschiedenen Interessengruppen in diesem Bereich. Die Ergebnisse und Empfehlungen abgeschlossener, laufender und bevorstehender Projekte sollen besser genutzt werden, um Anreize für Innovation, Unternehmertum, neue Ideen und Produkte im Ostseeraum zu schaffen. Zu diesem Zweck werden langfristige Kooperationsbeziehungen zwischen verschiedenen Interessenträgern und Projekten im Bereich der maritimen Sicherheit gefördert (Projekt „Baltic Maritime Science Park“). Federführung: Region Blekinge, Schweden und Technologieinstitut Blekinge. Termin: 31. Dezember 2014. 138 Aktion: Schaffung eines gemeinsamen maritimen Managementsystems und einer Überwachungs-, Informations- und Erkenntnisaustauschumgebung für die Ostsee unter Berücksichtigung der Entwicklungen auf EU-Ebene Schaffung eines integriertes Netzes von Berichterstattungs- und Überwachungssystemen für alle maritimen Bereiche (z. B. Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr, Schutz der Meeresumwelt, Fischereiaufsicht, Zoll, Grenzkontrolle und Strafverfolgung) unter Einhaltung der maßgeblichen Datenschutzbestimmungen. Darüber hinaus sind etwaige Lücken und Unvereinbarkeiten in Bereichen zu ermitteln, in denen eine Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Stellen besteht oder aufgebaut werden könnte. Das Netz sollte auf bestehenden und künftigen Initiativen und Pilotprojekten zur Integration von Systemen aufbauen, wobei die Entwicklungen auf EU-Ebene zu berücksichtigen sind. Die Umsetzung der Empfehlungen zur Verbesserung des Informationsaustauschs zwischen den Seeverkehrsbehörden, die ein Ergebnis der erfolgreich abgeschlossenen Projekte „Maritime Surveillance North“ und „Baltic Sea Maritime Functionalities“ sind, wird zum Aufbau eines ständigen Informationsaustauschs zwischen den Behörden der Mitgliedstaaten auf EU-Ebene beitragen. Gefördert wird dieser Austausch auch durch die Zusammenarbeit im Rahmen der Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und Fischerei (GD MARE) und die Überwachungsprojekte der Generaldirektion Unternehmen und Industrie (GD ENTR). Die Mitgliedstaaten sind angehalten, sich aktiv an der Umsetzung und Nachbereitung Ausgangsgrundlage für weitere dieser Projekte zu Kooperationsprojekte beteiligen. im Dadurch wird Schwerpunktbereich auch eine „Kriminalität“ geschaffen. Es sollen Vorzeigeprojekte zur Umsetzung dieser Aktion entwickelt werden. Vorschläge für neue Projekte sind besonders in den folgenden Bereichen willkommen: Erprobung optimaler Verfahren für die Zusammenarbeit zwischen Politik, Zoll, Grenzschutz sowie den für Such- und Rettungsdienste zuständigen Behörden in den Ostseestaaten. Dazu zählt die Festlegung eines gemeinsamen Rahmens für sektorspezifische Risikoanalysen, um die Zuweisung operationeller Ressourcen zu erleichtern. Aktion: Verbesserung der Koordination von Systemen für die Schiffswegeführung und für die Überwachung des Schiffsverkehrs und Überlegungen hinsichtlich der Einführung neuer Systeme Weitere Verbesserung der Mechanismen für die Abstimmung und den Austausch von Informationen zwischen den bestehenden Systemen, um die wirksame Interoperabilität dieser Systeme sicherzustellen. Die Küstenstaaten sollten gemeinsam erwägen, ob neue Maßnahmen (Wegeführungs-/ Verkehrstrennungsprogramme / obligatorische Berichterstattungssysteme) eingeführt werden sollten. 139 Entscheidungen über diese Maßnahmen sollten auf der Analyse der Risiken und der Wirksamkeit der Maßnahmen auf der Grundlage einer formalen Sicherheitsbewertung sowie von Forschungsprojekten getroffen werden. Gemeinsame Nutzung verbesserter Satellitennavigationssysteme wie Galileo zur Unterstützung der Positionsbestimmung und Navigation auf See, insbesondere für automatische Identifikationssysteme (AIS), Schiffsverkehrsdienste (VTS), für die Überwachung gefährlicher Ladung, für Hafeneinfahrten, für Häfen und eingeschränkte Gewässer und für Such- und Rettungssysteme. Vorzeigeprojekte Beschleunigung der Neuvermessung der wichtigsten Schifffahrtsrouten und Häfen (wie in der HELCOM vereinbart), um zu gewährleisten, dass die Sicherheit der Navigation nicht durch unzureichende Ausgangsinformationen gefährdet wird. Federführung: HELCOM in Zusammenarbeit mit der Internationalen Hydrografischen Organisation über die ihr angeschlossene Hydrografische Kommission für die Ostsee (BSHC). Termin für Fortschrittsbericht: 2013. Entwicklung von Schifffahrtsrouten und e-Navigation in der Ostsee. Das Projekt soll einen konkreten Beitrag zu einem effizienten, sicheren und umweltfreundlichen Seeverkehr leisten. Es beinhaltet die Entwicklung, Demonstration und Verbreitung innovativer e-Navigationsdienste für die Schifffahrt. Damit soll der Grundstein für einen künftigen internationalen Einsatz gelegt werden. Ein weiterer zentraler Bestandteil dieses Vorzeigeprojekts wird ein Beitrag zur Qualitätssicherung hydrografischer Daten für die wichtigsten Schifffahrtsgebiete in den schwedischen und finnischen Ostseegewässern sein, der zusammen mit anderen Pilotaktionen eine höhere Navigationssicherheit und die Optimierung von Schifffahrtsrouten ermöglicht. Das Projekt „Motorways and electronic navigation by intelligence at sea“ (MONALISA – Meeresautobahnen und intelligente elektronische Navigation) hat ein Budget 22,4 Mio. EUR und wird zu 50 % durch das TEN-V-Programm (Transeuropäische Verkehrsnetze) kofinanziert. Federführung: Schwedisches Seeschifffahrtsamt (Sjöfartsverket). Termin: 31. Dezember 2013. Aktion: Gemeinsame Anwendung von Überwachungs-Tools Zu den gemeinsamen Überwachungs-Tools sollten Küstenradar, Automatische Identifikationssysteme (AIS), Schiffsüberwachungssysteme (VMS), Fernidentifizierung und -verfolgung (LRIT), Erdbeobachtungssatelliten und Seepatrouillen im Ostseeraum gehören. Die Zusammenarbeit zwischen den EU-Ostseeanrainern und der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs zur Überwachung illegaler Verklappungen wird fortgeführt.51 Außerdem soll der Dialog zwischen den 51 Im Rahmen der HELCOM Response (Reaktionsgruppe) und der Initiative CleanSeaNet gemäß Richtlinie 2005/35. 140 zuständigen Stellen einschließlich der Streitkräfte fortgesetzt werden, um Möglichkeiten für den gemeinsamen Einsatz nationaler Kapazitäten auf regionaler Ebene zu untersuchen. Es können Vorzeigeprojekte zur Durchführung dieser Aktion entwickelt werden. Aktion: Winternavigation Verbesserung der Sicherheit, Effizienz und ökologischen Nachhaltigkeit im Bereich Winternavigation durch verstärkte Zusammenarbeit der relevanten Behörden, Schiffsverkehrsunternehmen und Forschungseinrichtungen. Beispiele für strategische Kooperationsbereiche: Entwicklung von Methoden für formale Sicherheitsbewertungen; Optimierung der Infrastruktur für die Winternavigation einschließlich eisbrechender Ausrüstungen; Sicherstellung der erforderlichen Eisbrecher-Kapazitäten und Entwicklung von ITS-Lösungen (intelligente Verkehrssysteme) für den Seeverkehr bei winterlichen Verhältnissen. Vorzeigeprojekte Gewährleistung einer sicheren und effizienten Winternavigation im Ostseeraum. Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Effizienz, Sicherheit und Umweltfreundlichkeit des winterlichen Seeverkehrs in der Ostsee. Durch die Gewährleistung ausreichender eisbrechender Kapazitäten für den Ostseeraum und die Entwicklung kooperativer Aktionen zur Verbesserung der Funktionsweise des Winternavigationssystems soll es zur Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen beitragen. Projekt „Winter Navigation Motorways of the Sea“ (WINMOS). Federführung: Schwedisches Seeschifffahrtsamt. Termin: 31. Dezember 2014. Aktion: Gewährleistung, dass die Schiffe – insbesondere beim Transport von umweltschädlicher (wie Erdöl) oder gefährlicher Ladung – den strengsten Sicherheitsnormen für den Seeverkehr entsprechen, wobei potenzielle Sicherheitsanforderungen für den Transport neuer Arten von Kraftstoffen zu berücksichtigen sind. Vorzeigeprojekte Minimierung des Risikos beim Gefahrguttransport auf See. Die Erdöltransporte in der Ostsee stellen ein grenzüberschreitendes Risiko für die Meeresumwelt dar. Außerdem sind sie anfällig für Sicherheitsbedrohungen. Um einen Vergleich verschiedener Managementoptionen für Sicherheitssysteme zu ermöglichen, muss eine ausführliche Zustandsbewertung des derzeitigen Sicherheitssystems vorgenommen werden. Eine weitere Voraussetzung für die Prüfung der Optionen sind Risikobewertungen, die auf realistischen Szenarien der Verkehrsentwicklung sowie auf Unfallwahrscheinlichkeiten und deren voraussichtlichen Folgen beruhen. („Minimising risks of maritime oil transport by holistic safety strategies”, MIMIC, ist ein 141 internationales Projekt unter Federführung Finnlands, das aus dem Programm „Europäische Territoriale Zusammenarbeit, IV A Mittlerer Ostseeraum“ kofinanziert wird). Federführung: Meeresforschungszentrum Kotka, Finnland. Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. Potenzielle Vorzeigeprojekte Durchführung einer formellen Risikobewertung für Flüssiggastanker (LNG-Tanker) und Hafeninfrastrukturen (eventuell auch für Bunkerung und Frachtbetrieb) im Ostseeraum. Der Seetransport von LNG für den Energieverbrauch hat sich auch im Ostseeraum zu einem Markt mit zunehmender Bedeutung entwickelt. Bisher gibt es kaum Erfahrungswerte, was Unfälle bei LNG-Tankern und LNG-Terminals angeht. Daher ist eine formelle Risikobewertung (FSA) für diese Art des Schiffsfrachtverkehrs im Ostseeraum erforderlich. Es sollen präventive Maßnahmen und Regelungen zur Verbesserung der Sicherheit und Gefahrenabwehr ermittelt werden. Die FSA sollte sowohl staatliche Stellen als auch Industrievertreter einbeziehen und Raum für die Entwicklung von Modellverfahren, Notfallplänen, Leitlinien und gesetzlichen Anreizen bieten. Federführung: noch festzulegen. Die Projektentwickler werden um Vorschläge für diesbezügliche Vorhaben im Rahmen dieses Schwerpunktbereichs gebeten. Aktion: Gewährleistung einer guten Ausbildung der Schiffsbesatzungen, u. a. im Rahmen der Bemühungen der EU um ein hohes Qualitätsniveau des Schiffsverkehrs und unter Berücksichtigung des 2009 angenommenen dritten Pakets „Seeverkehrssicherheit“ der EU. Die meisten Unfälle gehen auf menschliches Versagen zurück. Dieser Faktor kann durch eine Erhöhung der Kompetenz der Seeleute beeinflusst werden. Vorzeigeprojekte Erarbeitung eines Plans zur Reduzierung der Fischereiunfälle. Mögliche Wege zu einer solchen Reduzierung sind die verbesserte Erfassung und Analyse von Informationen über Unfälle, verstärkte Schulungs- und Sensibilisierungsprogramme, der Austausch bewährter Praktiken oder die Entwicklung spezifischer Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit der Fischer. Federführung: Regionalbeirat für die Ostsee (BS RAC). Termin für Fortschrittsbericht: 2014. Es können weitere Vorzeigeprojekte zur Umsetzung dieser Aktion entwickelt werden. 142 SB Secure – Schutz vor Not- und Unfällen an Land Koordiniert durch Schweden und das Sekretariat des Rats der Ostseestaaten (CBSS) http://www.cbss.org/Civil-Security-and-the-Human-Dimension/priority-area-14 Das Hauptanliegen in diesem Schwerpunktbereich ist die makroregionale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Zivilschutz in folgenden Fällen: a) wenn Länder durch geografische Nähe, funktionale Verflechtungen oder anderer Mechanismen miteinander verbunden sind; b) wenn Unterstützungskapazitäten benötigt werden; oder c) wenn gemeinsame Ansätze und grenzübergreifende Lernprozesse einen Mehrwert hervorbringen würden. Eine makroregionale Zivilschutzstrategie sollte auf einem alle Risiken umfassenden Ansatz beruhen und den gesamten Zyklus des Zivilschutzes – Prävention, Vorsorge, Reaktion und Wiederaufbau – umfassen. Sie sollte sich auf Gefahren und Notfallsituationen konzentrieren, auf der Zusammenarbeit im Rahmen des EU-Zivilschutzmechanismus beruhen, die EU-Zusammenarbeit im Bereich der Prävention berücksichtigen (darunter die Mitteilung der Europäischen Kommission „Ein Gemeinschaftskonzept zur Verhütung von Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Katastrophen“) und an die Schlussfolgerungen des Rates bezüglich Risikoprävention und Risikobewertung anknüpfen. Man geht davon aus, dass durch den Klimawandel die Wahrscheinlichkeit extremer Wetterereignisse in kürzeren Abständen zunehmen wird. Weitere größere Notfälle mit grenzüberschreitenden Auswirkungen könnten beispielsweise durch natürliche oder technologiebedingte Katastrophen, Terroranschläge (u. a. Anschläge mit chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Mitteln) und technologische, radiologische oder ökologische Unfälle sowie aufgrund von Gesundheitsbedrohungen durch übertragbare und nicht übertragbare Krankheiten entstehen. Nicht nur Notfälle und Gefahrenereignisse verursachen hohe Kosten, sondern auch das tägliche Unfallgeschehen im Ostseeraum und die damit verbundenen Todesfälle, Erkrankungen und Behinderungen. Die durch Alltagsunfälle bedingte Morbidität variiert erheblich je nach Land, Region, gefährdeter Bevölkerungsgruppe und Umgebung. Verletzungen durch Unfälle geschehen jedoch nicht von ungefähr, sondern ihre Zahl und ihre Folgen hängen stark von der Verhaltenskultur, vom physischen Umfeld und vom Gesundheitssystem ab. Mithin gibt es Präventionsmöglichkeiten. Eine effizientere gegenseitige Unterstützung und die fortgesetzte Zusammenarbeit im Ostseeraum im Bereich des Zivilschutzes (Prävention, Vorsorge und Reaktion) können dazu beitragen, die 143 Mitgliedstaaten besser für die Bewältigung grenzüberschreitender Gefahren oder Notfälle zu wappnen und die Sicherheit der Bürger in den jeweiligen Gemeinden zu erhöhen. Wichtig ist auch die Mobilisierung aller gesellschaftlichen Kräfte mit dem Ziel, das Problembewusstsein der Öffentlichkeit zu schärfen. Beispielgebend dafür ist die Initiative APELL (Awareness and Preparedness for Emergencies at the Local Level) zur Sensibilisierung und Notfallvorsorge auf lokaler Ebene. Solche Initiativen sollten zusammen mit ähnlichen partizipativen Prozessen im gesamten Ostseeraum realisiert werden. Daraus könnten auch Lehren für den Kapazitätsaufbau in anderen Makroregionen gezogen werden. Die Arbeiten in diesem Schwerpunktbereich sollen transparent und offen sein sowie auf den bisherigen Ergebnissen der Zivilschutzkooperation im Ostseeraum aufbauen. In diesem Sinne stellt das Netzwerk von Zivilschutzexperten (Civil Protection Network) des CBSS einschlägiges Fachwissen zur Verfügung. Unter Berücksichtigung der Empfehlungen dieses Netzwerks wurde eine internationale repräsentative Beratergruppe eingerichtet, die den Schwerpunktbereichskoordinator unterstützen und anleiten soll. Dieses Gremium steht weiteren Partnern – so auch Vertretern aus Drittstaaten – offen, die zur Mitarbeit bereit sind. Außerdem werden sich die Koordinatoren für diesen Schwerpunktbereich um eine Zusammenarbeit mit den Koordinatoren anderer Schwerpunktbereiche und horizontaler Aktionen bemühen, darunter insbesondere mit dem Schwerpunktbereich „Safe“, zu dem viele Berührungspunkte bestehen, mit „Agri“ und „Gesundheit“ sowie mit den horizontalen Aktionen „Raumplanung“, „Nachbarn“, „Involve“ und „Nachhaltige Entwicklung“. Durch die Anknüpfung neuer Beziehungen soll der Austausch von Ideen und optimalen Verfahren zwischen Projekten aus verschiedenen Schwerpunktbereichen gefördert werden. Indikatoren und Zielvorgaben Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Gesamtziel/ Teilziel Passgenaue makroregionale INTEROPERABILITÄT der Rettungsdienste bei der nationalen und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Ostseeraum. Indikator Gemeinsame Schulungen und Übungen, die ausdrücklich auf die Verbesserung der Interoperabilität abzielen. Baseline Situation 2012: keine gezielte Ausbildung. Zielvorgabe/ Termin Beginn der Schulungen und Übungen bis 2014. Datenquellen Bericht des SBKoordinators über die Umsetzung des Schwerpunktbereichs. 144 INSTITUTIONALISIERTE ZivilschutzZusammenarbeit im Ostseeraum. Zahl der Ostseestaaten, die sich an makroregionalen operativen Strukturen beteiligen. Situation 2012: (1) bi- und trilaterale Kooperationsprozesse und -abkommen vorhanden. (2) nordische Zusammenarbeit für Zivilschutz (zu Lande und auf See), nukleare Sicherheit und maritime Sicherheit etabliert, einschließlich Abkommen. Ostseeraum – Vorreiterrolle bei der ZivilschutzZusammenarbeit zwischen Makroregionen der EU. Zahl der Beteiligten am „Baltic Leadership Programme“. (3) Funktionstüchtiges Zivilschutz-Netzwerk des Rates der Ostseestaaten. Situation 2012: kein Programm vorhanden. Volle Beteiligung aller Ostseeländer an einem bedarfsorientierten Forum für die Beurteilung makroregionaler Risiken und Einleitung ostseeweiter Projekte – bis 2020. Klare Festlegung der Standardarbeitsverfahren bei Anforderung grenzüberschreitender Unterstützung – bis 2014. „Baltic Leadership Programme“ hat Vertreter aller Länder des Ostseeraums erreicht – bis 2014. Bericht des SBKoordinators Machbarkeitsstudie zur Institutionalisierung des EUSBSRSchwerpunktbereichs 14 (EUSBSRAktionsplan 2009) im ersten Halbjahr 2013 fertiggestellt. SB-Koordinator SB „Secure“ Schwedisches Institut (SI) – Berichte/Statistiken zu „Baltic Leadership“. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Entwicklung eines makroregionalen Präventions- und Vorsorgekonzepts für Gefahrenereignisse und Notfälle Entwicklung von Methoden zum Ausbau der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen lokalen, regionalen und nationalen Stellen, die Aufgaben im Zivil- und Katastrophenschutz wahrnehmen, und zur Steigerung von Synergien mit dem EU-Zivilschutzmechanismus. Die Methoden zur Zusammenarbeit sollten weit gefasst werden und auch Informationsmaßnahmen in der Öffentlichkeit, Notfallplanungen, Katastrophenszenarien, Kommunikationssysteme und -werkzeuge einschließlich Frühwarnsysteme, den Einsatz technischer Hilfsmittel, gemeinsame Übungen und Schulungen usw. abdecken. Vorzeigeprojekte Entwicklung von Risikoszenarien auf der Grundlage von Risikobewertungen sowie Ermittlung von Lücken in Bezug auf alle großen Gefahrenereignisse im Ostseeraum, um 145 potenzielle Katastrophen frühzeitig erkennen und so ein schnelles und wirksames Eingreifen der EU durch den Zivilschutzmechanismus ermöglichen zu können. Federführung: Sekretariat des Rats der Ostseestaaten. Termin für Zwischenbericht: Januar 2013. Verstärkung der Schulungsmaßnahmen und Übungen in Zusammenarbeit mit den Ländern des Ostseeraums, u. a. im Bereich Katastrophenprävention und -management. Entwicklung von Szenarien und Ermittlung von Lücken auf der Grundlage des Projekts sowie Nutzung bestehender Finanzierungsmöglichkeiten durch das Finanzierungsinstrument für den Katastrophenschutz. Federführung: Sekretariat des Rats der Ostseestaaten und/oder schwedische Zivilschutzbehörde (MSB). Termin für Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Vorschlag der Kommission für ein Vorzeigeprojekt Aufbau einer regionalen Datenbank von Katastrophenverlusten für alle wichtigen Gefahrenereignisse im Ostseeraum als Grundlage für die Erweiterung der Wissensbasis, den Informationsaustausch und die Information der Entscheidungsträger über die wichtigsten Bereiche, für die eine gemeinsame Risikobewertungsmethode entwickelt werden sollte. Federführung: noch festzulegen. Termin für Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Aktion: Weiterentwicklung eines gemeinsamen Konzepts für urbane Sicherheit und Prävention im Ostseeraum Da viele Kommunen im Ostseeraum mit ähnlichen Risiken konfrontiert sind, spielen Sensibilisierung und Prävention eine äußerst wichtige Rolle. In vielen Fällen bietet die transnationale Zusammenarbeit eine optimale Chance, von bewährten Praktiken zu lernen. Im Ostseeraum existieren verschiedene transnationale Netze von Städten, Regionen und anderen lokalen Akteuren, die wie geschaffen sind, um gemeinsam weitere transnationale Sensibilisierungsmaßnahmen, Präventionsstrategien sowie Konzepte für urbane und gemeindeorientierte Sicherheit zu entwickeln. Potenzielle Vorzeigeprojekte Umsetzung von APELL (Awareness and Preparedness for Emergencies at the Local Level), um die Zahl der alltäglichen Unfälle im Ostseeraum zu reduzieren. Federführung: Mitgliedstaaten und/oder zwischenstaatliches Gremium (noch festzulegen).52 Termin für Zwischenbericht: noch festzulegen. Effektives Lernen und Austausch bewährter Verfahren im Bereich der urbanen Sicherheit über ein lokales Städtenetz. Das Netz fördert den Austausch über lokal entwickelte Wissensstrategien im gesamten Ostseeraum und die Weitergabe von Erfahrungen, analysiert 52 Die Federführung wird im Anschluss an einen Workshop festgelegt, den das CBSS-Sekretariat und das MSB im November 2012 veranstalten. 146 Funktionen und Aktivitäten von Gemeinden und entwickelt neue Lösungen für ein stärker gemeindeorientiertes Sicherheitsmanagement in Großstädten. Federführung: Ausschuss für lokale Sicherheit der Union der Ostseestädte (UBC). Termin für Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Aktion: Förderung des Dialogs und gemeinsamer Konzepte zum Zivilschutz im Ostseeraum Wichtig ist vor allem, dass die Akteure im Zivilschutz- und anderen Bereichen über ein gründliches Wissen und Verständnis der nationalen und internationalen (einschließlich EU) Systeme und Finanzierungsmöglichkeiten im Ostseeraum verfügen. Dies ist eine unerlässliche Voraussetzung für gemeinsame Maßnahmen zur Weitergabe von Wissen und Informationen durch formelle und informelle Bildung sowie für die Entwicklung gemeinsamer Verfahren und Standards. Auf diese Weise können Initiativen gefördert werden, bei denen neue Bereiche und Formen der Zusammenarbeit erprobt werden, so z. B. Kooperationen zwischen Behörden mit unterschiedlichen Aufgaben- und Zuständigkeitsbereichen oder öffentlich-private Partnerschaften. Vorzeigeprojekte Schaffung eines Netzwerks maßgeblicher Zivilschutzakteure im Ostseeraum durch das Programm „Baltic Leadership“; diesen Akteuren sollen die Werkzeuge und Informationen an die Hand gegeben werden, die sie für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und für gemeinsame Projekte verschiedener Organisationen in einem interkulturellen Kontext benötigen. Federführung: Schwedisches Institut (SI). Termin für Fortschrittsbericht: 30. Juni 2013. 147 Schwerpunktbereich Saubere Schifffahrt SB Schifffahrt – Entwicklung zu einer Modellregion für saubere Schifffahrt Koordiniert durch Dänemark http://pa4.dma.dk Der Seeverkehr bildet im Ostseeraum eine wichtige Grundlage für den Handel. In der Ostsee sind ständig mehr als 2000 Schiffe unterwegs. Zahl und Größe der Schiffe haben in letzter Zeit zugenommen, und auf den Ostseeverkehr entfallen bis zu 15 % des weltweiten Frachtaufkommens. Prognosen zufolge wird der Schiffsverkehr in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Zugleich ist die Ostsee aufgrund ihrer flachen, halboffenen Gewässer und der dicht besiedelten Küstengebiete ökologisch fragil. Auch wenn der Verkehrsträger Schiff gemessen an den Emissionen pro Frachttonne als sehr effektiv gilt, hat er doch erheblichen Anteil an der Luftverschmutzung und den Treibhausgasemissionen. An sich wirtschaftlich günstig und umweltfreundlich (wenn man von der beförderten Tonnage ausgeht), wirkt sich der Seeverkehr nicht nur durch Luftemissionen, sondern auch durch illegale oder unbeabsichtigte Einleitungen von Öl, gefährlichen Stoffen und sonstigen Abfällen nachteilig auf die Umwelt aus. Eine weitere Belastung ist die Einführung gebietsfremder Arten über das Ballastwasser von Schiffen und den Bewuchs an Schiffsrümpfen, die die ökologisch anfällige Ostsee und die dort heimischen Arten ebenfalls schwer schädigen kann. Momentan werden neue Technologien zur Reduzierung der Emissionen von Schiffsmotoren entwickelt und umweltfreundlichere Kraftstoffe getestet. Schließlich sind im Ostseeraum weltweit renommierte Schiffbauunternehmen und Anbieter von Schiffsausrüstungen ansässig. 2005 wurde die Ostsee von der IMO als besonders empfindliches Meeresgebiet und als erstes spezielles SOx-Emissionsüberwachungsgebiet (SECA) mit Grenzwerten für Schwefelemissionen gemäß dem MARPOL-Übereinkommen53 (Anhang VI) ausgewiesen. Damit besteht eine solide Grundlage für die Umsetzung von Maßnahmen, mit denen die Nachhaltigkeit des Schiffsverkehrs in der Ostsee sichergestellt werden soll. Angesichts der Bedeutung des Seeverkehrs in der Ostsee einerseits und seiner Auswirkungen auf die Meeresumwelt andererseits kommt es darauf an, dass sich die Länder im Ostseeraum gemeinsam um die Minimierung der Meeresverschmutzung durch Schiffe und zugleich um eine Maximierung der positiven Auswirkungen des Seeverkehrs für die Region bemühen. Die rasche 53 MARPOL ist ein internationales Übereinkommen zur Verhütung von Meeresverschmutzungen durch Schiffe, das 1973 angenommen und durch das Protokoll von 1978 geändert wurde. 148 Ausweisung eines NOx-Emissionsüberwachungsgebiets (NECA) in der Ostsee ist ebenfalls ein entscheidender Schritt zur Verringerung der Eutrophierung und Förderung einer sauberen Schifffahrt in der Region. Der Schwerpunktbereich „Saubere Schifffahrt“ fungiert gemeinsam mit der Kommission zum Schutz der Meeresumwelt des Ostseeraums (HELCOM) als Forum für die Koordinierung der Akteure und die Zusammenarbeit bei der Verwirklichung dieser Ziele. Eine saubere Schifffahrt in der Ostsee und eine hohe regionale Kompetenz im Bereich saubere Schiffstechnologien tragen zur Realisierung des Gesamtziels der Strategie bei, das darin besteht, das Meer in einen sauberen Zustand zu versetzen und den Wohlstand zu steigern. Zum Teil lässt sich dies durch eine verstärkte regionale Kooperation erreichen. Das Zukunftsziel besteht darin, die Ostsee zu einer Modellregion für saubere Schifffahrt zu machen. Eine weitere Möglichkeit zur Förderung der sauberen und sicheren Schifffahrt ist die Weiterentwicklung der maritimen Raumplanung im Ostseeraum. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung des Koordinators für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Gesamtziel / Teilziel Indikator Baseline Strategisches Ziel: Senkung der Schifffahrtsemissionen in der Ostsee trotz der prognostizierten Zunahme maritimer Tätigkeiten. Indikator: Jährliche Schifffahrtsemissionen in der Ostsee, geschätzt anhand von Daten des automatischen Schiffsidentifizierungssystems (AIS), das Schiffsbewegungen erfasst. Emissionen 2009. Insgesamt rückläufiger Trend der Emissionen. Jährliche Statistiken der HELCOM. Ziel der Zusammenarbeit: Nachrüstung von Auffangeinrichtungen für Abwässer in OstseePassagierhäfen, dazu Austausch von Erfahrungen und optimalen Zahl neuer Häfen mit modernen Auffangeinrichtungen für Abwässer. Festlegung von „first/second priority“-Häfen für die Modernisierung auf dem Ministertreffen 2010 (gemäß HELCOMFahrplan). Nachrüstung von Auffangeinrichtungen in Häfen bis spätestens 2015, entsprechende Mitteilung an die IMO ist erfolgt; damit Durchsetzung des Verbots der Einleitung HELCOM (Kooperationsplattform für Auffangeinrichtungen in Häfen). http://www.helcom. Zielvorgabe / Termin Datenquellen 149 Praktiken, Investitionen und Kooperation zwischen Schifffahrtsindustrie, Häfen und kommunalen Abwasseranlagen. fi/stc/files/Moscow2 010/PortReceptionF acilities.pdf unbehandelter Abwässer gemäß MARPOL Anhang IV (Ostsee als Sondergebiet). Grundsatzdiskussionen und Strategieangleichung Zwar sollten internationale Schifffahrtsregeln möglichst im Rahmen der Internationalen Seeschifffahrtorganisation (IMO) angenommen werden, doch wird die EU je nach dem Verlauf der Verhandlungen zu bestimmten grundsätzlichen Fragen auch künftig prüfen, ob Handlungsbedarf auf EU-Ebene oder speziell innerhalb des Ostseeraums besteht. Angesichts der Komplexität des Themas wird der Dialog mit einschlägigen Nicht-EU-Akteuren groß geschrieben. Fest steht, dass zur „sauberen Schifffahrt“ auch die Durchsetzung von Umweltvorschriften für den maritimen Bereich gehört, u. a. mithilfe von Umweltüberwachungs- und Emissionskontrollsystemen. Die Umsetzung der Aktionen im Schwerpunktbereich „Saubere Schifffahrt“ erfolgt durch den politischen Dialog innerhalb des Schwerpunktbereichs und/oder in betreffenden Foren sowie durch die praktischen Vorzeigeprojekte. Die Aktionen stehen mit verschiedenen internationalen Arbeiten und anderen EU-Maßnahmen im Zusammenhang. Dazu zählen beispielsweise: die Maßnahmen der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) zur Reduzierung der Luftemissionen von Schiffen und insbesondere das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe (MARPOL) und dessen Anhänge; die betreffenden EU-Umweltvorschriften; der Ostseeaktionsplan der HELCOM von 2007; die integrierte Meerespolitik der EU. Die darin vorgesehene Entwicklung des Ostseeraums zu einer Modellregion für saubere Schifffahrt ist ein übergreifendes Ziel, dessen Realisierung durch ein breites Spektrum von Maßnahmen zur Verringerung der Umweltauswirkungen der Schifffahrt erfolgt, so u. a. durch Innovationen beim Bau von Schiffen und Schiffsausrüstungen, durch landseitige Stromversorgung in Häfen usw.; die Arbeit des Schwerpunktbereichs verstärkt und ergänzt diese Maßnahmen auf regionaler Ebene, wobei Überschneidungen vermieden werden. Aufgrund des globalen Charakters der Schifffahrtsindustrie sind internationale Regeln und Standards in der Regel zu bevorzugen. Ungeachtet dieses Grundsatzes kann es vorkommen, dass bestimmte Probleme nur im Ostseeraum auftreten oder auf regionaler Ebene besser bzw. schneller gelöst werden können. Die dort entwickelten neuen Kooperationsformen und Lösungen ließen sich auf die globale Ebene übertragen. 150 Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Reduzierung der Meeresverschmutzung durch Schiffe und Entwicklung landseitiger Anlagen Ziel dieser Aktion ist eine Reduzierung der schifffahrtsbedingen Meeresverschmutzung sowohl durch bordseitige Maßnahmen als auch durch die Schaffung landseitiger Infrastrukturen. Im Zuge der internationalen Zusammenarbeit in solchen Foren wie der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO), der EU und der HELCOM wurden neue Regeln verabschiedet, die zum Schutz des Meeres und zu einer sauberen Schifffahrt beitragen. Der Ostseeaktionsplan (BSAP) der HELCOM vom 15. November 200754 enthält ein spezielles Kapitel über meeresbezogene Aktivitäten, z. B. Technologien zur Reduzierung von Verschmutzungen in Häfen. Auf internationaler Ebene wurden 2008 mit dem MARPOL-Übereinkommen (Anhang VI) strengere Vorschriften für Schwefeldioxidemissionen (SOx-Emissionen) in der Ostsee eingeführt (seit 1. Juli 2010 darf der Schwefelgehalt von Ölkraftstoffen in der Ostsee – die ein SOx-Emissionsüberwachungsgebiet ist – höchstens 1,00 % m/m betragen, und ab Januar 2015 gilt ein Grenzwert von 0,10 % m/m). Entsprechend werden die SOx-Emissionen bis 2015 deutlich zurückgehen. In Bezug auf NOx-Emissionen sieht MARPOL (Anhang IV) die Ausweisung von Meeresgebieten als NOx-Emissionsüberwachungsgebiete (NECA) vor. Neue Vorschriften sollen dafür sorgen, dass bei ab 2016 gebauten Schiffen die Emissionen um ca. 80 % reduziert werden. Die Ostseeländer sind in der HELCOM bereits übereingekommen, der IMO die Ausweisung der Ostsee als NECA vorzuschlagen, und die technische Dokumentation dazu ist fertiggestellt. Allerdings steht der endgültige Beschluss über den Termin der Vorlage bei der IMO noch aus (siehe dazu nachfolgende Beschreibung des Vorzeigeprojekts „Einführung gestaffelter Hafengebühren je nach Umweltfreundlichkeit der Schiffe“). Angesichts des fragilen Zustands der Ostsee und der neuen Regelung besteht das Ziel der Aktion in der Förderung einer sauberen Schifffahrt durch Erleichterung der Zusammenarbeit, Entwicklung neuer Methoden und Technologien sowie Demonstration und Erprobung neuer Lösungen zur Reduzierung der Umweltverschmutzung durch Schiffe nicht nur im Ostseeraum. Damit ist der Spielraum für die Verringerung der schifffahrtsbedingten Verschmutzung noch nicht ausgeschöpft. Denkbar sind zahlreiche weitere Initiativen, so etwa im Hinblick auf die Art des Kraftstoffs für den Antrieb des Schiffes und der Hilfsaggregate, auf die bordseitige Abgasreinigungstechnik, die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs durch entsprechende Abläufe und 54 http://www.helcom.fi/BSAP/en_GB/intro/. 151 Verhaltensroutinen an Bord, Antifoulinganstriche und Ballastwasser sowie die Hüllenkonstruktion. Eine vorrangige Aufgabe – und daher ein wichtiges Ziel der EUSBSR – ist die Nachrüstung von Auffangeinrichtungen für Abwässer in den Passagierhäfen des Ostseeraums. Nicht minder wichtig sind landseitige Maßnahmen zugunsten einer sauberen Schifffahrt. Während der Hafenliegezeiten sollte es möglich sein, die Schiffsmotoren abzuschalten und für die Hafenoperationen des Schiffes Strom aus einer sauberen landseitigen Quelle zu beziehen. Da die Schiffsabfälle in den Häfen entladen werden, kommt den Einrichtungen für die Aufnahme und verantwortungsvolle Behandlung der verschiedenen Abfallarten entscheidende Bedeutung zu. Die Nachrüstung von Aufnahmeeinrichtungen für Abwässer in den Ostsee-Passagierhäfen ist ebenfalls eine große Herausforderung und daher ein wichtiges Ziel der EUSBSR. Der Übergang zu einer sauberen Schifffahrt darf auch nicht daran scheitern, dass in den Häfen keine ausreichende Versorgung mit schwefelarmem Schweröl oder anderen, umweltfreundlicheren Kraftstoffen wie Flüssigerdgas (LNG) gewährleistet ist. Es muss über die Möglichkeit einer Staffelung der Hafengebühren nach ökologischen und emissionsbezogenen Kriterien nachgedacht werden. Dies sollte vorzugsweise in Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor geschehen, um tragfähige Geschäftsmodelle zu etablieren. Nicht zuletzt müssen Anreize für die Wahl der saubersten Transportvariante geschaffen werden. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, so u. a. einen Index zur Einstufung von Transportunternehmen nach Umweltleistung. Ein weiterer möglicher Weg zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs wäre die Optimierung der von Land aus übermittelten Informationen über Kurs und Geschwindigkeit, um dem Schiff ein „Just-in-time“-Anlaufen des Zielhafens zu ermöglichen. Vorzeigeprojekte Förderung von Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen aus Schiffen und verstärkte Entwicklung von landseitigen Einrichtungen zur Stromversorgung oder zur Emissionsbehandlung in allen größeren Häfen rund um die Ostsee. Um Chancengleichheit herzustellen, sollte die Nutzung dieser Einrichtungen durch wirtschaftliche Anreize gefördert werden. Dieses Vorzeigeprojekt umfasst zwei Aktivitäten: CLEANSHIP – Saubere Schifffahrt in der Ostsee. Beim Projekt „Cleanship“ werden Lösungen zur Reduzierung der Schiffsemissionen ermittelt, um die Schifffahrt und die landseitigen Verkehrsverbindungen im Einklang mit den neuen IMO-Vorschriften nachhaltiger zu machen. Vor diesem Hintergrund soll das Projekt die Durchführung des Ostseeaktionsplans der HELCOM erleichtern, weshalb die Entwicklung einer allgemeinen Strategie für saubere Schifffahrt durch sechs Pilotprojekte geplant ist. Zentrale Bestandteile des Projekts sind die koordinierte Umsetzung des Ostseeaktionsplans und gemeinsame Bemühungen zum Aufbau 152 einer umweltfreundlichen Infrastruktur mit landseitiger Stromversorgung, LNG-Kapazitäten und Aufnahmeeinrichtungen für Abwässer in den Häfen. Das Projekt wird in freiwilliger Zusammenarbeit mit der privaten Wirtschaft realisiert. Federführung: Hafen Trelleborg. Termin: 31. Dezember 2013. INNOSHIP – Zusammenarbeit im Ostseeraum zur Reduzierung von Schiffs- und Hafenemissionen durch wissens- und innovationsbasierte Wettbewerbsfähigkeit. Das Projekt „Innoship“ fördert ein innovatives transnationales Konzept für den Abgleich der unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen im maritimen Sektor und die Schaffung gleicher Ausgangsbedingungen für ein nachhaltigeres und wirtschaftlich tragfähigeres Management der Ostsee-Ressourcen. Den Politikern und Entscheidungsträgern sollen die nötigen Kenntnisse vermittelt und optimale Verfahren nahegebracht werden, um sie bei der Entwicklung und gemeinsamen Umsetzung von nationalen und transnationalen Strategien bzw. Maßnahmen zur Erfüllung der Emissionsauflagen zu unterstützen. Es geht um die Entwicklung von praktischen Modellen und Instrumenten, die eine Abschätzung der wirtschaftlichen Folgen der vorgeschriebenen Emissionsreduzierungen ermöglichen; außerdem sollen Anregungen für freiwillige Maßnahmen und wirtschaftliche Anreize zur Entwicklung schadstoffarmer Lösungen auf lokaler und nationaler Ebene sowie für den Ostseeraum insgesamt gegeben werden.55 Federführung: Baltisches Institut Finnland. Termin: 31. Dezember 2013. Förderung von Maßnahmen zum Auffangen von Schiffsabfällen (erweiterte Anwendung des „No-special-fee“-Systems für im Hafen bereitgestellte Auffangeinrichtungen speziell für ölhaltige Maschinenraum-Altstoffe, Abwässer und Abfall). Entscheidend ist eine einheitliche, transparente Vorgehensweise der wichtigsten Häfen. Außerdem sollte die Verfügbarkeit von Auffangeinrichtungen in den Ostseehäfen weiter ausgebaut werden, damit alle Abfallarten einschließlich Abwässer ordnungsgemäß entsorgt werden können. Die HELCOM- Mitgliedstaaten haben einen Fahrplan für die Nachrüstung der Abwasser-Auffangeinrichtungen in den Passagierhäfen der Ostsee vereinbart. Er soll so rasch wie möglich umgesetzt werden – am besten noch 2013, spätestens aber bis 2015.56 Das Projekt wurde in enger Abstimmung mit dem inzwischen fertiggestellten Vorzeigeprojekt „Unterbindung der Abwassereinleitung von Schiffen“ entwickelt; siehe Anhang. Federführung: HELCOM. Termin: 2015. Einführung gestaffelter Hafengebühren je nach Umweltfreundlichkeit der Schiffe (erweiterte Anwendung des „No-special-fee“-Systems der HELCOM). Der Ostseeaktionsplan (BSAP) der HELCOM enthält ein spezielles Kapitel über meeresbezogene Aktivitäten, das z. B. die Förderung von Technologien zur Senkung der Luftverschmutzung durch Schiffe vorsieht. Auf 55 http://www.baltic.org/projects/bsr_innoship/. 56 Auf der HELCOM-Ministerkonferenz in Moskau 2010 beschlossen, vgl. http://www.helcom.fi/stc/files/Moscow2010/HELCOM%20Moscow%20Ministerial%20Declaration%20FINAL.p df. 153 dem HELCOM-Ministertreffen in Moskau im Mai 2010 wurde beschlossen, der IMO einen gemeinsamen Vorschlag zur Ausweisung der Ostsee als NOx-Emissionsüberwachungsgebiet (NECA) vorzulegen. Damit soll den Ergebnissen der HELCOM-Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen eines NECA in der Ostsee Rechnung getragen und verdeutlicht werden, dass die Einrichtung von NECA in anderen Meeresgebieten und insbesondere der Nordsee befürwortet und unterstützt wird. Es sind zwei Vorlagen der Ostseestaaten an die IMO vorgesehen: der NECA-Antrag und eine Technologieübersicht. Beide sind bereits fertig ausgearbeitet und sollen auf der 65. Sitzung des IMO-Ausschusses für den Schutz der Meeresumwelt (für Juli 2013 anberaumt) vorgelegt werden. Federführung: HELCOM. Termin: 2013. Regionaler Kompetenzaufbau im Bereich LNG-Anlagen (Flüssigerdgas) (MarTech LNG – Maritime Kompetenz, Technologie und Wissenstransfer für LNG im südlichen Ostseeraum). Ziel des Projekts ist eine garantierte Weitergabe von technologischem Wissen zum Thema LNG an Länder, in denen LNG-Terminals gebaut werden. Der Aufbau von Kapazitäten und Transfer von Wissen an die betreffenden Unternehmen in der Region ist Voraussetzung dafür, dass die Anlagen künftig von lokalen Anbietern betrieben und gewartet werden können. Das Projekt richtet sich an mittelständische Unternehmen als potenzielle Zulieferer, denen technologische Kenntnisse im Zusammenhang mit dem Bau von LNG-Terminals vermittelt werden, und an wissenschaftliche Einrichtungen. Erwartetes Ergebnis ist ein regionaler Kompetenzcluster für LNG, der die Geschäftschancen auf dem sich entwickelten LNG-Markt zu nutzen weiß. Federführung: Wissenschafts- und Technologiepark Klaipeda, Litauen. Termin: Dezember 2014. Index zur Einstufung der Schiffe nach Umweltauswirkungen (Clean Shipping Index – bietet quantifizierte Echtzeitinformationen zur Umweltleistung von Schiffen). Die Ladungseigner nehmen zunehmenden Einfluss auf ihre Logistikketten. Dabei geht es um Effizienz und Kosteneinsparungen, aber auch um Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit. In der Datenbank „Clean Shipping Index“ (CSI) werden Schiffe und Schiffseigner nach ihrer Umweltleistung eingestuft. Die Ladungseigner können bei der Vergabe von Seetransportaufträgen auf diesen Index zurückgreifen, um den ökologischen Fußabdruck ihrer Unternehmen zu minimieren. An dem Projekt beteiligen sich inzwischen fast 50 Schifffahrtsunternehmen, und der Index enthält fast 2000 Schiffe. Neben einer Erweiterung des Netzwerks der Ladungseigner und der Einbeziehung weiterer Schifffahrtsunternehmen ist vorgesehen, das Konzept auch auf andere Teile Europas anzuwenden, um innerhalb drei bis fünf Jahren eine sich selbst tragende Einrichtung aufzubauen. Federführung: Clean Shipping Network Association. Termin: 2015. Die vorstehenden Projekte befassen sich mit den unterschiedlichsten Aspekten der sauberen Schifffahrt, decken aber noch nicht alle Themen ab. Der Schwerpunktbereichskoordinator begrüßt Vorschläge für neue Vorzeigeprojekte insbesondere in folgenden Bereichen: Nutzung erneuerbarer oder 154 schadstoffärmerer Antriebskraftstoffe; Statistiken und Definitionen in Bezug auf Abwässer und Schiffsabfälle und diesbezügliche Hafen-Infrastrukturen; Ballastwasser; sonstige noch nicht behandelte Fragen. 155 SB KMU – Förderung der unternehmerischen Initiative und Stärkung des Wachstums von KMU Koordiniert durch Dänemark Im Ostseeraum müssen die Wachstumsbedingungen gestärkt werden. Dazu sollte einerseits eine effektivere Förderung von Unternehmertum und KMU erfolgen und andererseits eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Behörden auf nationaler und regionaler Ebene angestrebt werden. Solche Initiativen sind ein wichtiger Garant für die Erreichung der politischen Ziele der EUSBSR, insbesondere des Ziels Nr. 3 „Steigerung des Wohlstands im Ostseeraum“ und der Teilziele „Beitrag der EUSBSR zur Umsetzung der Strategie Europa 2020“, „Verbesserte weltweite Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraums“ und „Anpassung an den Klimawandel“. Die Aktionen und Vorzeigeprojekte im Schwerpunktbereich „KMU“ richten sich an Unternehmer und KMU und betreffen deren spezifischen Probleme bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sowie beim Zugang zu Märkten und Finanzen, Humanressourcen und Wissen. Mögliche spezifische Aktivitäten sind die Durchführung von Analysen, die Schaffung makroregionaler öffentlich-privater Partnerschaften, gemeinsame Initiativen im Bereich Wirtschafts-, Handels- und Investitionsförderung sowie der Aufbau und die Vermarktung gemeinsamer Test- und Demonstrationsanlagen. Die Aktionen und Vorzeigeprojekte im Schwerpunktbereich „KMU“ sollen vor allem auf die Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen wie Klimawandel, nachhaltiges Wachstum und Ressourceneffizienz abzielen und in bestimmten regionalen Wirtschaftsbereichen mit hohem Wachstumspotenzial angesiedelt sein. Zu nennen sind insbesondere Öko-Industrien, Biotechnologie, Medizintechnik, kreative Industrien, Lebensmittelerzeugung und maritime Industrien sowie die nachhaltige und innovative Nutzung von Meeresressourcen durch Unternehmen und Unternehmer. Sämtliche Aktivitäten im Schwerpunktbereich „KMU“ werden eng mit den Aktivitäten anderer Schwerpunktbereiche zur Umsetzung der genannten Teilziele koordiniert, insbesondere mit dem Schwerpunktbereich „Innovation“. Ferner sollen bei den Aktivitäten im Schwerpunktbereich „KMU“ mögliche Synergien mit Maßnahmen auf EU-Ebene (z. B. „Small Business Act“, europäische Innovationspartnerschaften und „Agenda für blaues Wachstum“) ermittelt und gegebenenfalls Fördermöglichkeiten durch den Kohäsionsfonds und EU-Programme wie LIFE, RP7 und CIP (Horizon 2020 und COSME nach 2013) genutzt werden. 156 Ein Mehrwert lässt sich durch Aktionen erzielen, die zur Überwindung gemeinsamer Probleme im Ostseeraum beitragen, insbesondere zur Anknüpfung neuer Kontakte und zum Aufbau strategischer Partnerschaften in der Region. Ein Beispiel für die Mehrwertschaffung durch die EUSBSR ist der Aufbau eines Netzes für erneuerbare Offshore-Energien im Ostseeraum, der finanziell unterstützt wird. Das Lindoe Offshore Renewables Centre (LORC) ist ein führendes Wissens-, Innovations-, Test- und Demonstrationszentrum auf dem Gebiet der grünen OffshoreTechnologie. Die EU stellte im Rahmen der EUSBSR technische Hilfe bereit, um dem Zentrum die Leitung des Aufbaus eines makroregionalen Netzes von Unternehmen und Wissenseinrichtungen im Ostseeraum zu ermöglichen, die gemeinsam neue Wege zu Wachstum und Innovation in der grünen Offshore-Industrie erschließen. Zunächst sollen Möglichkeiten für den Einsatz von Hochleistungslasern bei Schweißarbeiten untersucht und gemeinsame Aktionen ins Leben gerufen werden. Durch das Schweißen mit Hochleistungslaser lässt sich der Zeit- und Kostenaufwand bei der Errichtung großer Anlagen verringern, und durch gemeinsame Initiativen in diesem Bereich kann die Produktivität – und damit die globale Wettbewerbsfähigkeit – der grünen Offshore-Industrie und anderer Industriezweige im Ostseeraum gesteigert werden. Das Netzwerk wird dazu beitragen, alle maßgeblichen Akteure zusammenzuführen und ihre Kompetenzen zu bündeln, um den Ostseeraum zu einer weltweiten Top-Region für grüne OffshoreTechnologie zu machen. Außerdem wird es die gemeinsame Nutzung von EU-Fördermitteln für Forschung und Entwicklung ermöglichen und so auch längerfristig für Innovation und Wachstum sorgen. An diesem Beispiel zeigt sich, welch großes wirtschaftliches Potenzial die Einbeziehung führender Akteure und Interessenträger in die Entwicklung und Durchführung gemeinsamer Projekte im Ostseeraum birgt. Ein derartiges Engagement wird der sozioökonomischen Entwicklung im Ostseeraum sichtbaren und dauerhaften Auftrieb verleihen. Die Koordinatoren für den Schwerpunktbereich „KMU“ haben die folgenden zentralen Probleme ermittelt: Zusammenarbeit zwischen Akteuren im Ostseeraum: Die Zusammenarbeit zwischen maßgeblichen Akteuren in Wirtschaftsbereichen mit hohem Wachstums- und Innovationspotenzial muss gefördert werden. 157 Auch die unternehmerische Initiative und die Innovation müssen unterstützt werden, insbesondere das unternehmerische Engagement in wachstumsstarken Bereichen und die ÖkoInnovation in allen Sektoren einschließlich der Schifffahrt und des maritimen Bereichs. Es besteht Bedarf an gemeinsamen Initiativen zur Erhöhung der globalen Sichtbarkeit des Chancenreichtums im Ostseeraum. Der Zugang zu Finanzmitteln ist für Unternehmer und KMU nach wie vor ein großes Problem. Es handelt sich jedoch um eine sektorübergreifende Frage, für die im Rahmen der EUSBSR eine grundsätzliche Lösung gefunden werden sollte. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung des Koordinators für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Es wird eine begrenzte Anzahl von Indikatoren festgelegt, in denen sich die Hauptziele des Schwerpunktbereichs reflektieren. Flankiert werden sie von Zielvorgaben und Terminen, Baselines und Statistik-/Informationsquellen. Die folgenden drei Faktoren werden in diesem SB als Indikatoren dienen: 1) Geografische Abdeckung, gemessen an der Zielvorgabe, dass an allen Vorzeigeprojekten Teilnehmer aus mindestens vier Ländern (Durchschnitt) mitwirken. 2) Mehrwert für die Akteure, gemessen daran, dass bei einer jährlichen Umfrage mindestens 75 % der beteiligten Organisationen angeben, durch ihre Mitwirkung an dem Vorzeigeprojekt einen Mehrwert erzielt zu haben. 3) Fristgemäßer Beginn und Abschluss, gemessen an der Zielvorgabe, dass mindestens acht Vorzeigeprojekte bis 31. Dezember 2014 fertiggestellt werden. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Plattformen für Wachstum bauen Diese Aktion fördert die Schaffung makroregionaler Plattformen für die strategische Zusammenarbeit in Bereichen mit hohem Wachstums- und Innovationspotenzial. Zur Zielgruppe gehören Unternehmer, KMU und Wissenseinrichtungen im Ostseeraum. Vorzeigeprojekte Regionale Plattform für strategische Zusammenarbeit in der grünen Offshore-Industrie. Bei diesem Projekt geht es um die Schaffung einer regionalen Plattform in der grünen OffshoreIndustrie zwecks Unterstützung und Verstärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit 158 zwischen maßgeblichen Akteuren im Ostseeraum. Federführung: LORC, Dänemark. Termin: Dezember 2013. Entwicklung des Ostseeraums zu einer führenden Region auf dem Gebiet der Gestaltung. Bei diesem Projekt geht es um die Schaffung einer regionalen Plattform im Bereich Design zwecks Unterstützung und Verstärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen maßgeblichen Akteuren im Ostseeraum. Federführung: Dänisches Gewerbeamt (Erhvervsstyrelsen). Termin für Fertigstellung: Dezember 2013. Baltic Business Arena (BBA). Dies ist ein Projekt zur Entwicklung von Plattformen, die die Zusammenarbeit von KMU bei der Innovation, im Handel, bei gemeinsamen grenzüberschreitenden Lieferungen usw. unterstützen sollen. Möglich sind außerdem Maßnahmen zur Vereinfachung von Vorschriften und Verfahren und zum Abbau von Hindernissen im Binnenmarkt. Zu den Projektaktivitäten gehören ein „Matchmaking-Forum“ für KMU im Ostseeraum, die Erleichterung direkter Begegnungen, Diskussionen und Austausche zwischen exportinteressierten KMU, die Suche nach möglichen OutsourcingPartnern oder nach Partnern, durch die der Zugang zu FuE-Know-how erweitert werden kann. Die schwedische Agentur für Wirtschafts- und Regionalwachstum als Initiator von BBA wird zusammen mit dem Schwedischen Institut als Kooperationspartner fungieren. Federführung: Baltisches Entwicklungsforum (BDF). Termin: noch festzulegen. Aktion: Effektive Unterstützung von Unternehmertum und Innovation Diese Aktion dient der Vermittlung von Erkenntnissen und neuen Anregungen für die Entwicklung effektiver Maßnahmen zur Unterstützung von Unternehmertum und Innovation im Ostseeraum. Dazu zählen auch die Schaffung und der Ausbau starker „Ökosysteme“ für Unternehmer sowie gemeinsamer Test- und Demonstrationseinrichtungen. Zur Zielgruppe gehören politische Entscheidungsträger, Unternehmer, KMU und Cluster-Manager im Ostseeraum. Vorzeigeprojekte Unternehmerische Ausbildung im Rahmen der schulischen Lehrpläne. Ziel ist die Erarbeitung einer Strategie für eine engere Zusammenarbeit bei der unternehmerischen Ausbildung im Ostseeraum. Das Projekt wird den Austausch optimaler Verfahren zwischen interessierten Ländern oder Regionen fördern, wobei vorhandene EU-Initiativen insbesondere im Zusammenhang mit dem „Small Business Act“ Berücksichtigung finden. Federführung: Nationales Amt für Bildung (Uddannelsesstyrelsen), Dänemark. Termin: Dezember 2013. Aktion: „Going green“ Durch diese Aktion sollen Öko-Innovation und Ressourceneffizienz im Ostseeraum gefördert werden, darunter insbesondere Kooperationsprojekte mit KMU und Wissenseinrichtungen aus der Region. 159 Vorzeigeprojekte Entwicklung einer fundierteren Zusammenarbeit in der Umwelttechnologie, um neue Geschäftschancen entstehen zu lassen. Zur Stärkung der KMU im Bereich der Umwelttechnologie muss eine größere kritische Masse im Wissens- und Technologiebereich aufgebaut werden, die sowohl Forschung und technologische Entwicklung (FTE) als auch die Unternehmen einbezieht. Gemeinsame Aktionen sollten eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Förderung von Ausfuhren beinhalten. Federführung: Polen. Termin für Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Umsetzung des Projekts „Nachhaltige Produktion durch Innovation bei kleinen und mittleren Unternehmen“. Das Ziel besteht darin, das Innovationspotenzial von KMU zu erhöhen, um nachhaltige Produktionsprozesse bei KMU zu verbessern und so höhere Erträge unter Senkung der volkswirtschaftlichen und ökologischen Kosten zu ermöglichen. (Das Projekt wird aus dem Programm „Ostseeraum“ im Rahmen des Ziels „Territoriale Zusammenarbeit“ des EFRE finanziert; Gesamtbudget 3 Mio. EUR über 3 1/2 Jahre). Federführung: Deutschland. Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. Gestaltung der Ostsee als ökoeffiziente Region, z. B. durch Einrichtung eines Netzes zum Thema umweltfreundliche öffentliche Beschaffung für den Austausch von bewährten Verfahren und Erfahrungen. In allen Mitgliedstaaten des Ostseeraums sollten Kontaktstellen zur Wissenserweiterung und Informationsverbreitung eingerichtet werden. Federführung: Deutschland und Schweden. Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. Aktion: Globale Chancen Diese Aktion fördert die Internationalisierung von KMU im Ostseeraum und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsverbänden, lokalen, regionalen und nationalen Behörden sowie Einrichtungen der Handels- und Investitionsförderung im Ostseeraum. Vorzeigeprojekte Baltic Supply. Ziel des Projekts ist die Schaffung unterstützender Strukturen für KMU, um ihnen den Zugang zu interregionalen Zuliefermärkten in Nordosteuropa zu erleichtern. Es geht um die Schaffung eines Dienstleistungsnetzwerks aus regionalen Entwicklungsagenturen, Wirtschaftsförderungsorganisationen, staatlichen Einrichtungen und Wissenseinrichtungen, das mittelständischen Unternehmen hilft, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen und über regionale Grenzen hinweg mit vereinter Kraft nachhaltige Erfolge auf interregionalen Zuliefermärkten zu erzielen. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen des Projekts das „European Business Support Network“ (www.eubizz.net) geschaffen – eine virtuelle und personalisierte Infrastruktur, über die die Netzwerkpartner Dienstleistungen in den Bereichen Innovation, 160 Marktentwicklung und Ausbildung anbieten können. Der Fokus liegt auf den drei Sektoren maritime Industrie, Nahrungsmittel und Energie. Federführung: Deutschland. Termin für Fortschrittsbericht: Dezember 2013. Internationalisierung von KMU durch Wertschöpfungsketten. Ziel dieses Projekts ist die Sammlung und Analyse von Daten über die Auswirkungen von strategischen Maßnahmen und Projekten, die die Internationalisierung von KMU durch deren Integration in makroregionale und globale Wertschöpfungsketten fördern. Unter Berücksichtigung vorhandener Initiativen auf lokaler, nationaler und EU-Ebene sowie einschlägiger Aktivitäten der OECD werden gemeinsame Initiativen im Ostseeraum vorgeschlagen und umgesetzt. Federführung: Dänisches Gewerbeamt (Erhvervsstyrelsen), Dänemark. Termin: Dezember 2013. 161 SB Tourismus – Verstärkte Kohäsion in der Makroregion durch Tourismus Koordiniert durch Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) Mit rund ca. 1,8 Mio. Unternehmen und 9,7 Mio. Beschäftigten spielt der Tourismus eine wichtige Rolle in der europäischen Wirtschaft. Auf ihn entfallen etwa fünf Prozent sowohl der Beschäftigung als auch des BIP in der EU. Einen bedeutenden Anteil daran hat der Meeres- und Küstentourismus. Da der Tourismus auch die Nachfrage nach Dienstleistungen in anderen Sektoren ankurbelt, ist seine indirekte Bedeutung für die makroregionale Entwicklung noch weitaus höher. Das Wachstum im Tourismussektor unterstützt die wirtschaftliche Erholung im Ostseeraum. Im Jahr 2011 nahm die Zahl der internationalen Ankünfte in Europa um 4 % zu. Die höchsten Zuwachsraten erzielten die drei baltischen Staaten Lettland (31 %), Litauen (25 %) und Estland (15 %). Allein bei den Ankünften aus China, Indien und Russland lag der Zuwachs im zweistelligen Bereich. In vielen ländlichen Gebieten ist neben der Landwirtschaft auch der Tourismus ein wichtiger Treiber für Wachstum und Beschäftigung. Er bietet den Einwohnern wirtschaftliche Anreize, auf dem Land zu bleiben, und stärkt ihren Stolz auf Traditionen sowie auf das Kultur- und Naturerbe. Darüber hinaus stimuliert er Investitionen in Infrastrukturen und Verkehrseinrichtungen und trägt so zu einer ausgewogenen territorialen Entwicklung in der Region bei. Abgesehen davon ist die Entwicklung einer weltweit wettbewerbsfähigen Tourismusbranche in der Ostseeregion nur in enger Zusammenarbeit mit anderen Bereichen (z. B. Informations- und Kommunikationstechnologie, Umwelt und Gesundheit) möglich. Die Trends im Tourismus stehen mit gesellschaftlichen, technologischen und globalen Trends – demografischer Wandel, Klimawandel, Umweltprobleme und wirtschaftlicher Aufstieg ehemaliger „Schwellenländer“ – im Zusammenhang. Somit ist auch der Tourismus in ständiger Veränderung und Entwicklung begriffen. Zudem muss er heute zunehmend auf die Bedürfnisse älterer und behinderter Menschen sowie Einzelreisender eingehen, auf nachhaltige Entwicklung und nachhaltigen Konsum abstellen und idealerweise klimafreundlich sein. Intelligente Umgebungen müssen dem Reisenden die Möglichkeit bieten, vor Ort zeitnahe Informationen abzurufen. Online-Plattformen und soziale Medien spielen eine zunehmende Rolle. Überdies wächst die Nachfrage nach hochwertigen themenorientierten Produkten in den Bereichen Kultur, Natur, Sport und „Edutainment“. Folglich sind Nachhaltigkeit, Innovation und unternehmerische Initiative aus dem Tourismussektor nicht mehr wegzudenken. 162 An der touristischen Zusammenarbeit in der Region sollten auch Nicht-EU-Länder wie Norwegen und insbesondere die Ostseeregionen der Russischen Föderation beteiligt werden. Ja nach Eignung sollten dazu vorhandene und neu entstehende Formate wie die Ostsee-Tourismusforen, der „Turku-Prozess“ und die „Modernisierungspartnerschaft für den südlichen Ostseeraum“ (geleitet vom Rat der Ostseestaaten) genutzt werden. Die Schaffung und Förderung themenspezifischer, nachhaltiger und innovativer Tourismusprodukte und -leistungen auf grenzüberschreitender und transnationaler Ebene hilft der Region, sich auf den wichtigsten Quellmärkten als Tourismusdestination zu profilieren – die Zusammenarbeit im Tourismus bringt nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern hat auch identitätsstiftende Wirkung auf die Einwohner der Makroregion, da vorhandene Gemeinsamkeiten in Kultur, Natur und Geschichte herausgestellt werden. Der Tourismus im Ostseeraum lässt nach wie vor Koordination und Kooperation vermissen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Erstens sind der Sektor und die diesbezügliche Zusammenarbeit in den einzelnen Ländern unterschiedlich stark entwickelt, wodurch auch die Kooperationsbereitschaft unterschiedlich ausgeprägt ist. Dies hängt wiederum mit der Verfügbarkeit von Ressourcen und Knowhow, mit der Gestaltung von Finanzierungsinstrumenten, etablierten Kooperationsformen insbesondere in Skandinavien und der Anbindung der Makroregion zusammen. Die Tourismuskooperation im Rahmen des Ziels „europäische territoriale Zusammenarbeit“ erfolgt größtenteils auf grenzüberschreitender Ebene und hat daher keine allzu große geografische Reichweite. Es müssen weitere Anreize für eine transnationale Vernetzung von Tourismusprojekten geschaffen werden, nicht zuletzt durch einen ausreichenden Zugang zu Finanzmitteln. Ferner sollte verstärkte Betonung auf den geschäftlichen Aspekt der geförderten Projekte gelegt werden, um dauerhaftere Ergebnisse zu erzielen; eine Möglichkeit ist beispielsweise die Einbeziehung von Partnern aus der Privatwirtschaft in die Zusammenarbeit. Wichtig sind auch Beziehungen zu Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Erwerb der erforderlichen Kompetenzen für die Entwicklung hochwertiger TourismusDienstleistungen. Zielvorgaben und Indikatoren Was derzeit fehlt, ist ein umfassender institutioneller und politischer Rahmen für den Tourismus in der Region. Die vorhandenen Kooperationsstrukturen wie z. B. Arbeitsgruppen oder Projekte widmen sich spezifischen Interessen und Themen, sind befristeter bzw. sporadischer Natur oder weisen nicht die angestrebte geografische Reichweite auf, d. h. sie erfassen nicht die gesamte Makroregion. 163 Die Entwicklung und Umsetzung von Tourismusstrategien und tourismusbezogenen Aktivitäten erfolgt größtenteils ohne gemeinsame Zielsetzungen, Konzepte und Standards auf makroregionaler Ebene. Daher liegen für den Schwerpunktbereich „Tourismus“ auch keine gemeinsame Zielvorgaben und Indikatoren vor, auf die man sich stützen könnte. Die konkreten Zielvorgaben sollten auf den allgemeinen Zielen des Schwerpunktbereichs beruhen. 1. Die Zielvorgabe für die Dimension Zusammenarbeit sollte darin bestehen, dass unter maßgeblicher Beteiligung des Schwerpunktbereichs „Tourismus“ konkrete Möglichkeiten für eine Vernetzung aller Ostseestaaten im Tourismusbereich geschaffen und genutzt werden. Die Schaffung eines institutionalisierten Rahmens für die Zusammenarbeit ist zwar auf lange Sicht erstrebenswert, erscheint jedoch im Moment unrealistisch. 2. Die Zielvorgabe für die Dimension Strategie sollte darin bestehen, dass eine größere Zahl gemeinsam erarbeiteter Strategie- oder Grundsatzdokumente im Tourismusbereich zur Verfügung steht; dies gilt sowohl für umfassende/übergreifende Strategien als auch für Dokumente zu spezifischeren Aspekten einschließlich Meeres- und Küstentourismus. Indikatoren: 1. Dimension Zusammenarbeit: Zahl der Foren (Konferenzen, Treffen, Workshops usw.), auf denen Interessenträger, die die verschiedenen Ostseestaaten vertreten, einen Dialog zur Tourismuskooperation führen können. 2. Dimension Strategie: Zahl der gemeinsam erarbeiteten Strategie- oder Grundsatzdokumente für den Tourismus im Ostseeraum. Bezugsjahr: 2009 Unter der Verantwortung des Koordinators für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die Zielvorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Erleichterung der Vernetzung und Clusterbildung im Tourismus An dieser Vernetzungs-Aktion sollen sich private Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, öffentliche Behörden und multilaterale Kooperationsstrukturen im gesamten Ostseeraum beteiligen. Um dies zu erreichen, sollen alle bereits vorhandenen Netzwerkinitiativen im Tourismusbereich einbezogen werden, so z. . das jährlich stattfindende Ostsee-Tourismusforum (BSTF). 164 Die Umsetzung dieser Aktion erfordert ein langfristiges Konzept und liegt größtenteils in der Regie des Koordinators für den Schwerpunktbereich „Tourismus“. Es wurde eine enge Zusammenarbeit mit multilateralen Kooperationsstrukturen aufgebaut, die für die Tourismuskooperation in der Region von Relevanz sind, darunter mit den Trägern des BSTF. So wurde vereinbart, das BSTF im November 2012 und im Jahr 2013 gemeinsam mit dem Schwerpunktbereich „Tourismus“ auszurichten. Dahinter steht das Anliegen, den BSTF zu institutionalisieren und zu einem ständigen Forum für die Tourismuskooperation im Ostseeraum zu machen. Dies setzt nicht nur die Anerkennung des Forums durch die Schlüsselakteure im Tourismusbereich voraus, sondern auch eine angemessene finanzielle Ausstattung. Die Finanzierung eines diesbezüglichen transnationalen Projekts im EU- Programmplanungszeitraum 2014–2020 könnte ein bedeutender Schritt zum Aufbau einer institutionalisierten Zusammenarbeit sein. In der Zwischenzeit soll die Kooperation mit den zentralen Interessengruppen weiter ausgebaut und intensiviert werden. Je nach Möglichkeit und Eignung sollten solche Finanzierungsinstrumente wie Startkapitalfazilitäten genutzt werden, um das Konzept und Profil des gemeinsamen TourismusKooperationsforums weiterzuentwickeln. Im Ergebnis könnte eventuell eine entsprechende „Projektpipeline“ aufgebaut und gegebenenfalls zu einem Vorzeigeprojekt im Schwerpunktbereich „Tourismus“ gemacht werden. Potenzielle Vorzeigeprojekte Netz regionaler Tourismus-Innovationszentren für den Ostseeraum. Bestandsaufnahme von Kompetenzen und Know-how in verschiedenen Gebieten des Ostseeraums anhand einer Studie zu aktuellen Forschungsthemen und -kapazitäten, vorhandenem Know-how auch in Russland (insbesondere Gebiet St. Petersburg) und Norwegen, verschiedenen Innovationssystemen und -strukturen sowie vorhandenen Vernetzungen zwischen der Tourismusbranche und anderen Wirtschaftsbereichen (z. B. Energie, Gesundheit, Wohnen und Bauen, saubere Technologien und Umwelttechnologien, maritime Industrie). Ausgehend von den Ergebnissen der Studie Aufbau von Kooperationsbeziehungen/Vernetzung zwischen regionalen Innovationsclustern mit dem Ziel der gegenseitigen Nutzung von Fachkenntnissen, der Übertragung von Wissen, der Ermittlung optimaler Partner für Entwicklungsmaßnahmen und des Austauschs bewährter Verfahren, um die Erneuerung, das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusindustrie im Ostseeraum zu fördern. Federführung: Regionalrat Südwestfinnland und Turku Touring/Fachzentrum für Tourismus und Erfahrungsmanagement. Vorbereitungs- und Planungsphase 2013, Ausführungsphase 2014. 165 Aktion: Mobilisierung des vollen Potenzials des Ostseeraums für einen nachhaltigen Tourismus Es geht darum, gemeinsame Strategien und Ansätze zu entwickeln, die der ökologischen und sozialen Verantwortung Rechnung tragen, und das Engagement unterschiedlicher Interessenvertreter einschließlich Russlands zu gewinnen, wobei u. a. folgende Bereiche für eine Zusammenarbeit in Frage kommen: Erleichterung des Austauschs bewährter Verfahren, Harmonisierung von Standards, regionales Marketing und Markenbildung, Entwicklung gemeinsamer Tourismusprodukte und -projekte in der Region. Vorzeigeprojekte Förderung nachhaltiger Landausflüge im Kreuzfahrttourismus im Ostseeraum durch Entwicklung von Pilotaktionen zur Erarbeitung von Leitlinien für die Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien auf das Produkt „Landausflüge“. Im Anschluss an die Durchführung und Auswertung der Pilotaktionen soll ein standardisiertes Verfahren für dieses Produkt angeboten werden, um die Verbreitung der Ergebnisse im Kreuzfahrtsektor zu fördern. Federführung: AIDA Cruises, Deutschland. Termin für Fortschrittsbericht: Juli 2013. Förderung des kulturellen und natürlichen Erbes durch Mitverfolgung laufender Initiativen und Beobachtung von Trends bei der Tourismusentwicklung im Ostseeraum. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit von Partnern aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor werden die Entwicklung und Vermarktung touristischer Produkte stehen. Das Vorzeigeprojekt wird Bestandteil des Projekts „Enjoy South Baltic!“ für den südlichen Ostseeraum sein. Durch Verbreitung der Projektergebnisse und Clusterbildung mit anderen Netzen und Projekten soll es auf den gesamten Ostseeraum ausgeweitet werden. Federführung: Marschallamt der Wojewodschaft Pomorskie; Tourismusamt Pomorskie, Polen. Termin für Fortschrittsbericht: Juni 2014. Entwicklung von Strategien für nachhaltigen Tourismus durch Nutzung vorhandener Informationsquellen wie der Datenbank YEPAT57 oder des „Kulturkontakt Nord“. Darüber hinaus werden innerhalb des Projekts AGORA 2.058 Partner aus dem Ostseeraum (einschließlich Belarus) mit der Umsetzung von Pilotprojekten beginnen, um den Zugang zum natürlichen, kulturellen und historischen Erbe für den Tourismus zu verbessern und zur Findung einer gemeinsamen Identität für die Region beizutragen. Federführung: Universität Greifswald, Deutschland. Termin für Fertigstellung: Juli 2013. 57 www.yepat.info. AGORA 2.0 sammelt Tools und Informationen in Bezug auf nachhaltigen Tourismus und macht sie interessierten Anwendern zugänglich. Die Quelle für diese Informationen sind die Agora-Partner, die alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, alle Ebenen der Verwaltung und des Tourismusmanagements und unterschiedliche thematische Interessen, Projekte, Akteure und Interessenvertreter im Bereich Tourismus vertreten (www.agora2-tourism.net). 58 166 Potenzielle Vorzeigeprojekte Anziehung von Touristen in ländliche Gebiete, insbesondere im Küstenbereich durch Förderung gemeinsamer nachhaltiger Tourismuspakete im ländlichen Raum und in Küstenregionen (z. B. Urlaub auf dem Bauernhof, kulinarischer Tourismus, Wandern, Wintersport, Naturtourismus) und durch Einrichtung eines Netzes von Akteuren aus dem Tourismusbereich, aus Forschung und Bildung sowie aus dem kommunalen und öffentlichen Sektor, um den Austausch und die Verbreitung von bewährten Verfahren und von Informationen über Produkte, Dienstleistungen und Zugänglichkeit zu fördern. 167 SB Verkehr – Verbesserung der internen und externen Verkehrsverbindungen Koordiniert durch Litauen und Schweden Im Ostseeraum kommt dem Verkehr eine besonders große Bedeutung zu, da die Entfernungen – intern, zum restlichen Europa sowie zu Zielen weltweit – sehr groß und die äußeren Bedingungen für den Verkehr oft ungünstig sind (Wälder, Seen, im Winter Schnee und Eis usw.). Rohstoffe und Fertigerzeugnisse, die auf der Grundlage der reichen natürlichen Ressourcen in den nördlichsten Teilen der Region hergestellt werden, sind für den Weltmarkt attraktiv. Teils am Außenrand des wirtschaftlichen Zentrums Europas gelegen, ist diese Region in hohem Maße auf den Außenhandel mit Waren und auf einen internationalen Austausch von Wissen und Dienstleistungen angewiesen. Wohlstand und wirtschaftliches Wachstum sind ohne ein gut funktionierendes Verkehrssystem undenkbar, wobei auch der Raumentwicklung und den Siedlungsmustern größere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. 80 Millionen Menschen in einem großen Territorium, Unternehmen mit Weltruf in einer Vielzahl von Branchen, wettbewerbsfähige wirtschaftliche und wissenschaftliche Kapazitäten, jedoch vergleichsweise kleine städtische Gebiete – all das erfordert eine Verbesserung der Verkehrsanbindung innerhalb der Region zur Stärkung des gemeinsamen Marktpotenzials im Ostseeraum. Zudem ist die Ostsee ein empfindliches Ökosystem; entsprechend sind bei der Entwicklung von Verkehrsinfrastrukturen Umweltaspekte zu berücksichtigen. Die Ausweisung der Ostsee als besonders empfindliches Meeresgebiet (PSSA) durch die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) ermöglicht die Ausarbeitung von spezifischen Maßnahmen für die Ostsee, um die Nachhaltigkeit des Seeverkehrs sicherzustellen. Angesichts der geografischen Bedingungen des Ostseeraums stellt der Verkehr eine besondere Herausforderung dar. Die Verbesserung der internen und externen Verkehrsverbindungen, die Steigerung der Effizienz und die Minimierung der Umweltfolgen der Verkehrssysteme sollten zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraums beitragen, die Erreichbarkeit fördern und die Attraktivität der Region erhöhen. Eines der Hauptelemente der EU-Strategie für den Ostseeraum ist das Potenzial zur Generierung eines Mehrwerts für die Region durch die Koordinierung von Maßnahmen, mit denen der Grenzübertritt vereinfacht wird. Von besonderem Interesse sind hierbei die Infrastruktur und die 168 Abfertigungsmaßnahmen an den Grenzübergängen zwischen der EU und ihren Nachbarländern. Die Region profitiert vom Transitgüterverkehr und von einer stärkeren Mobilität unter EU- und Nicht-EUBürgern. Regionale Initiativen zur Beseitigung von Engpässen sollten hinreichende Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten. Der weitere Ausbau eines zukunftsfähigen Verkehrssystems in der Makroregion ist eines der Hauptziele der Strategie. Maßnahmen im Verkehrsbereich haben gleichzeitig bedeutende Auswirkungen auf die Umwelt und die Wirtschaft und tragen somit auch zu anderen Zielen der Strategie bei. In jüngster Zeit wird verstärkt nach Innovationen und umweltfreundlichen Verkehrslösungen gesucht. In diesem Zusammenhang gibt es Initiativen zur Errichtung grüner Korridore, bei denen sich verschiedene Interessenvertreter zusammenfinden und unterschiedlichste Maßnahmen getroffen werden, um umweltfreundlichere internationale Logistikdienstleistungen anzubieten. Eine der wichtigsten Aufgaben in Bezug auf das Verkehrssystem im Ostseeraum ist die Verbesserung des gemeinsamen Planungsprozesses in der Region, wobei den nationalen Strategieplanern umfangreichere Möglichkeiten gegeben werden, einander zu treffen und voneinander zu lernen. In diesem Prozess kommt es vor allem darauf an, dass einheitliche Ansichten zu den künftigen Aufgaben für das Verkehrssystem vertreten werden und Planungsinstrumente zur Verfügung stehen, auf die alle Länder vertrauen können. Die derzeitigen Instrumente sind unzulänglich, und es fehlt ein Wissensaustausch zwischen den nationalen Strategieplanern. Das war die wichtigste Schlussfolgerung aus dem von der EU finanzierten Projekt „Baltic Transport Outlook 2030“ (BTO 2030), das die Verkehrsministerien aller EUMitgliedstaaten in der Ostseeregion in Auftrag gegeben hatten. Es wurden mehrere nützliche Studien und Prozesse in die Wege geleitet, unter anderem auf transnationaler Ebene unter Beteiligung von Nachbarländern, mit der Partnerschaft der Nördlichen Dimension für Verkehr und Logistik (NDPTL), auf nationaler Ebene mit dem oben genannten BTO 2030 und auf regionaler Ebene mit Initiativen wie dem Cluster von Verkehrsprojekten zu nachhaltigen, multimodalen und grünen Verkehrskorridoren (Transbaltic, Scandria oder Ost-West-Verkehrskorridor). Eines der Ziele dieses Schwerpunktbereichs ist die Verbesserung des Austauschs und der Koordinierung von Informationen und Erkenntnissen, die aus diesen verschiedenen Prozessen gewonnen wurden, damit die Strategieplaner wirksamere Empfehlungen zu den Infrastruktur- und Verkehrssystemen in der Ostseeregion geben können, die sowohl die interne als auch die externe Anbindung betreffen. 169 Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der Koordinatoren für den Schwerpunktbereich wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Vorgaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Gesamtziel Verstärkte Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Planung und Einrichtung von Infrastruktur. Vorgeschlagener Indikator – Name and Beschreibung Durchführung von internationalen Verkehrsinfrastrukturprojekten unter Berücksichtigung des TEN-V. Verkürzung der durchschnittlichen Reisezeit im TEN-V. Verbesserung der externen Anbindung der Region. Anzahl der Projekte im Rahmen der NDPTL. Baseline – Wert (2011) Noch zu bestätigen. Noch zu bestätigen. Noch zu bestätigen. Noch zu bestätigen. Zielvorgabe – Werte (2020) Multilaterale Vereinbarungen zur Entwicklung der Projekte „Rail Baltica“ und „Via Baltica“ zwischen EE, LV, LT, PL, FI, und weiterer Projekte; Abschluss der Vorbereitungsarbeiten zum geforderten Zeitpunkt (Studien usw.); Beginn der Modernisierungsoder Bauarbeiten und Fortschritt, km. Verkürzung der Beförderungszeit im Personen- und Güterverkehr um 20 % bis 2020; Steigerung der bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit um 20 % bis 2020. 3 bis 4 (noch zu beschließen). Verringerung der Wartezeit an den internationalen Grenzübergangsstellen an der EU-Grenze mit Nachbarländern; Informationsquellen für Baseline und Zielvorgabe Verkehrsministerien, TEN-V-Agentur, relevante Vereinbarungen und Studien. Verkehrsministerien, Eisenbahnunternehmen, Eurostat. NDPTL-Sekretariat, Verkehrsministerien. Verkehrsministerien, Verkehrsverbände, Eurostat, Zollverwaltungen. Verringerung der Anzahl der jährlichen Stautage an den internationalen Grenzübergangsstellen an der EU-Grenze mit Nachbarländern; Verbesserung des Verkehrsflusses auf den externen Verbindungen der Region. Erhöhung des Anteils der Fahrzeuge, die vom elektronischen Staumanagementsystem an den EU-Grenzübergangsstellen zu Drittstaaten Gebrauch machen. Intelligentere Verkehrslösungen. Entwicklung eines ausgewogenen Netzes von grünen Verkehrskorridoren.59 Noch zu bestätigen. Noch zu bestätigen. Eine Reihe von grünen Korridoren in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung. Moderne Technologie und nachhaltige Logistiklösungen. Verkehrsministerien, TEN-V-Agentur. Handbuch Grüne Korridore, Leistungsindikator jedes grünen Korridors. Es wird eine Definition für den „grünen Korridor“ erarbeitet, um den EUSBSR-Überwachungsprozess zu vereinfachen. 59 170 Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Zusammenarbeit bei einzelstaatlichen verkehrspolitischen Maßnahmen und Infrastrukturinvestitionen Die makroregionale Zusammenarbeit zu Verkehrsfragen sollte verstärkt werden, beispielsweise zur Interoperabilität der Verkehrsforschung Verkehrssysteme, und -entwicklung, zum Einsatz von Eisbrechern, zum Einsatz neuer Lösungen, zu Komodalität, insbesondere bei Verkehrsmanagementsystemen (Luft, Straße, Schiene, See), zur Förderung gemeinsamer Aktionen (z. B. Straßenverkehrssicherheit) und zum Austausch bewährter Verfahren. Die Interessenträger sollten gemeinsam Verkehrsinfrastrukturnetze entwickeln, wie sie im Rahmen der TEN-V-Politik vorgesehen sind (Verordnung zu den TEN-V-Leitlinien). Dabei sollte die Anbindung entlegener Inseln, der EU-Nachbarländer und der Peripherie (einschließlich Flugverbindungen) mit berücksichtigt werden. Sowohl das TEN-V-Kernnetz als auch das Gesamtnetz sollten fristgerecht realisiert werden, wobei den TEN-V-Kernnetzkorridoren gebührender Vorrang einzuräumen ist. Die Schifffahrt auf den Binnengewässern und in den Flussmündungen sollte gefördert werden, um so bestehende Engpässe der Infrastruktur zu überwinden und optimale Verbindungen zwischen den verschiedenen Ostseeregionen sicherzustellen, wie beispielsweise durch die Oder-Wasserstraße (Projekt E30). Vorzeigeprojekte Fristgerechter Abschluss wichtiger Infrastrukturprojekte in der Makroregion, darunter: - grenzüberschreitender Ausbau der Straßen-, Schienen- und Seeverkehrs-Infrastruktur in Schweden und Finnland im multimodalen Korridor des Nordischen Dreiecks; - Rail Baltica als Verbindung zwischen Polen, Litauen, Lettland und Estland (sowie Finnland über eine Eisenbahnfähre); - Feste Verbindung über den Fehmarnbelt zwischen Dänemark und Deutschland mit den verbesserten Zubringerbahnstrecken von Kopenhagen und Hannover/Bremen über Hamburg (Teil des grünen STRING-Korridors); - Eisenbahnachse Gdańsk-Warschau-Brno/Bratislava-Wien (Schienengüterverkehrskorridor Nr. 5); - Autobahnachse Gdańsk-Brno/Bratislava-Wien; 171 - Eisenbahnachse Stockholm-Malmö-Kopenhagen-Hamburg-Innsbruck-Verona-Palermo (Schienengüterverkehrskorridor Nr. 3). Und weitere wichtige Projekte für die Makroregion, wie etwa: - Eisenbahnachse Bremerhaven/Rotterdam-Terespol(Grenze Polen-Belarus)-Kaunas (Schienengüterverkehrskorridor Nr. 8); - Via Baltica als Verbindung zwischen Polen, Litauen, Lettland und Estland; - TEN-V-Kernnetz, Ost-West-Verbindungen durch die baltischen Staaten und im Norden der Region; - Bottnischer Korridor (aufgeteilt auf die schwedische Seite und die finnische Seite), der die Nordachse mit dem Nordischen Dreieck und der Rail Baltica verbindet; - Nordachse; - Verbindungen mit der Barentsregion; - Multimodale (Nord-Süd-)Verkehrsachsen: Skandinavien - Deutschland/Polen - Adriatisches Meer. Federführung: jeweiliger Mitgliedstaat. Termin für Fortschrittsbericht: 2015. Aktion: Verbesserung der Verbindungen mit Russland und anderen EU-Nachbarländern Die Politik der Nördlichen Dimension (Partnerschaft der Nördlichen Dimension für Transport und Logistik) ist ein geeigneter Rahmen für die Zusammenarbeit zur Entwicklung großer Verkehrsanbindungen und von Frachtverkehrslogistik. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Beseitigung von nicht infrastrukturbedingten Engpässen geschenkt werden, speziell wenn sie mit Grenzübergängen in Verbindung stehen. Außerdem sollten die Mitgliedstaaten Möglichkeiten für neue Verbindungen nach Osten und in den Fernen Osten untersuchen (Tor nach Asien). Vorzeigeprojekte Umfassende Nutzung der Zusammenarbeit mit der Partnerschaft der Nördlichen Dimension für Verkehr und Logistik. Der Zweck dieser Partnerschaft besteht darin, geeignete Schwerpunkte in den Bereichen Infrastruktur, Interoperabilität und Erleichterung des Grenzübertritts zu bestimmen, die das Verkehrssystem – insbesondere im Ostseeraum – verbessern könnten, und anschließend potenzielle Finanzierungsquellen für die Umsetzung dieser Projekte zu ermitteln (nationale Fonds, EU-Fonds, internationale Finanzierungsinstitute). Federführung: NDPTL-Sekretariat. Termin für Fortschrittsbericht: 2014. 172 Aktion: Förderung von effizienten und nachhaltigen Lösungen für den Personen- und Frachtverkehr im Ostseeraum Frachtverkehrslösungen können durch verschiedenste Initiativen gefördert werden, z. B. durch Beseitigung nicht infrastrukturbedingter Engpässe, Förderung von intermodalen Verbindungen, Weiterentwicklung des Konzepts eines „Grünen Korridors“ durch Umsetzung konkreter Projekte, Ausbau der Infrastruktur, Unterstützung von Logistikdienstleistern, Einrichtung koordinierter elektronischer Verwaltungsverfahren oder Harmonisierung der Kontrollverfahren. Die zügige Einrichtung der in der Verordnung zur Schaffung eines europäischen Schienennetzes für einen wettbewerbsfähigen Güterverkehr (Verordnung (EU) Nr. 913/2010) vorgesehenen Güterverkehrskorridore wird zu einer besseren Anbindung von Güterverkehrsknoten im Ostseeraum an das umfassendere Schienengüternetz beitragen. Mit dem Netz wird die Qualität des Güterverkehrs verbessert und eine enge Zusammenarbeit zwischen Schieneninfrastrukturbetreibern bei Angelegenheiten des Verkehrsmanagements und bei Investitionen gefördert. Insbesondere aber wird für die Korridore jeweils eine eigene Governance-Struktur eingerichtet. Das Netz sieht hinreichende und zuverlässige Kapazitäten für den Güterverkehr auf diesen Korridoren sowie die Koordinierung zwischen dem Betrieb der Schieneninfrastruktur und dem Betrieb der Güterterminals, die Definition von Leistungszielen (z. B. Pünktlichkeit und Kapazitäten), die Überwachung der betreffenden Leistungen und die Koordinierung von Arbeiten sowie einen leichteren Zugang zu maßgeblichen Informationen und den einfacheren Austausch maßgeblicher Informationen vor. Durch die mit diesen Maßnahmen verbundene Steigerung der Attraktivität und der Effizienz von Schienengüterverkehrsdiensten innerhalb der Region und mit anderen europäischen Regionen wird eine wesentliche Voraussetzung für eine Verkehrsverlagerung geschaffen. Vorzeigeprojekte Für die Entwicklung eines Netzwerks grüner Korridore ist die wirksame Umsetzung von EUVerordnungen, -Beschränkungen und -Anreizen unerlässlich. Im Wesentlichen soll das Verkehrssystem effizient und effektiv gestaltet werden, um die externen Effekte, Emissionen, Lärmbelästigung, Unfallzahlen und Verkehrsstaus zu verringern (derzeit laufen mehrere Projekte und Initiativen für grüne Korridore: COINCO North II, GreCor, das Cluster von Verkehrsprojekten für nachhaltige, multimodale und grüne Verkehrskorridore). Federführung: East-West Transport Corridor Association. Termin: 2015. EasyWay-Programm (Einsatz von intelligenten Verkehrssystemen für mehr Effizienz in der Beförderung, z. B. Einführung von IST-Diensten im TEN-V-Netz im Ostseeraum zur Erleichterung des Personen- und Güterverkehrs. Federführung: Lenkungsgruppe der Partner von EasyWay im Ostseeraum. Termin: noch festzulegen. 173 Aktion: Stärkung der Rolle der Ostsee innerhalb der Verkehrssysteme der Region Unter anderem durch Ermittlung und Realisierung von „Meeresautobahnen“60 und Marco-PoloAktionen, Ausbau von Häfen und deren zweckmäßige Anbindung an das Hinterland, insbesondere über Bahnstrecken und Binnenwasserstraßen, Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz der Seeschifffahrt durch die schnelle Einführung des EU-Seeverkehrsraums ohne Grenzen und die allmähliche Einführung von elektronischen Fracht- und Seeverkehrskonzepten („e-freight“ und „emaritime“), Unterstützung eines sicheren, energieeffizienten und nachhaltigen Kurzstreckenseeverkehrs und Hafenbetriebs. Vorzeigeprojekte Das Ostsee-Meeresautobahnnetz verbindet die Ostsee-Mitgliedstaaten mit den Mitgliedstaaten in Mittel- und Westeuropa durch nachhaltige Verkehrsverbindungen, einschließlich der Route Nord-Ostsee-Kanal – Beltsee. Zu den wesentlichen Elementen bei den MeeresautobahnProjekten gehören eine verbesserte Straßen- und Schieneninfrastruktur zur Anbindung der Häfen an das Hinterland, eine verbesserte Infrastruktur innerhalb der Häfen, ITS-Lösungen, ökologische Maßnahmen und Aktivitäten im Zusammenhang mit der Winterschifffahrt. Zurzeit laufen mehrere derartige Projekte (insbesondere die Verbindung Karlshamm-Klaipeda sowie die Verbindungen Karlskrona-Gdynia). Federführung: Taskforce für die Ostsee-Meeresautobahnen. Termin für Fortschrittsbericht: 2015. „Meeresautobahnen“ sind die maritime Komponente des TEN-V-Netzes. Es handelt sich um bestehende oder neue seegestützte Verkehrsdienste, die in Haus-zu-Haus-Logistikketten integriert sind und sich auf Frachtströme über praktikable, regelmäßige, hochwertige und zuverlässige Kurzstreckenseeverkehr-Verbindungen mit hohem Verkehrsaufkommen konzentrieren. Die Realisierung des „Meeresautobahn“-Netzes sollte einen wesentlichen Teil der erwarteten Zunahme des Straßenfrachtverkehrs aufnehmen, die Erreichbarkeit der Rand- und Inselregionen verbessern und die Verkehrsstaus auf den Straßen vermindern. 60 174 HORIZONTALE AKTIONEN HA Involve – Stärkung der Multi-Level-Governance unter Einbeziehung von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschuleinrichtungen Koordinierung: Region Västerbotten und Kalmar und Baltic Sea NGO Network Hauptziel dieser horizontalen Aktion ist es, zwischen den Akteuren aller Governance-Ebenen im Ostseeraum den Dialog darüber zu vertiefen, wie künftige Probleme und Herausforderungen gemeinsam in Angriff genommen werden können. Bei diesem Dialog gilt es, die Einbeziehung einschlägiger Akteure wie der Europäischen Kommission, nationaler Ministerien und Behörden, lokaler und regionaler Gebietskörperschaften, makroregionaler Organisationen, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und des akademischen Bereichs sicherzustellen. Es werden Methoden dafür entwickelt, wie sich dieses Ziel erreichen lässt. Von entscheidender Bedeutung ist, dass alle betroffenen Akteure in konstruktiver Weise und ihren verschiedenen Kompetenzen entsprechend einbezogen werden, so dass eine nachhaltige Entwicklung im Ostseeraum und eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum gewährleistet ist. Darauf kommt es besonders an, da mit einer beachtlichen Anzahl der vorgesehenen Maßnahmen im EUSBSR-Aktionsplan nachdrücklich auf die lokale und die regionale Ebene gesetzt wird und diese Maßnahmen Auswirkungen auf viele Sektoren haben. Sozialkapital und gesellschaftliches Vertrauen bilden ein wichtiges Fundament für eine nachhaltige und integrative Gesellschaft und erzeugen zudem ein günstiges Umfeld für eine Gesellschaft, die kreativ, innovativ und mobil ist. Daher ist die Einbeziehung von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschuleinrichtungen in die Umsetzung der Strategie von allergrößter Bedeutung. Die Erfahrungen aus der nordischen Zusammenarbeit, die sich auf ein enges Netzwerk von grenzübergreifenden Beziehungen in allen Teilen der Gesellschaft stützt, zeigen deutlich, wie wichtig eine starke Zivilgesellschaft ist und welcher Stellenwert der Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und öffentlichem Sektor zukommt. Zu diesem Zweck werden im Rahmen dieser horizontalen Aktion Methoden für eine frühzeitige Einbindung aller relevanten Akteure – regionale und örtliche Gebietskörperschaften, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschulen – in die Erarbeitung und Umsetzung der Strategie entwickelt. In der Praxis hat diese HA Ratgeberfunktion für die entsprechenden Schwerpunktbereiche und liefert Anregungen dazu, wie diese eine solche Einbindung erreichen und die Multi-Level-Governance (MLG) im 175 Ostseeraum Wirklichkeit werden lassen können. In Bezug auf die Einbeziehung der Zivilgesellschaft erfüllt das Baltic Sea NGO Network, das mehr als 500 NRO aus dem gesamten Ostseeraum vertritt und auch die Nachbarländer Norwegen, Island und Russland einschließt, die Aufgabe eines Ressourcenzentrums, das für die EUSBSR Humankapital und Sachverstand bereitstellt. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der federführenden Partner für die horizontalen Aktionen wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Angaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Indikator Baseline Zielvorgabe/Termin Datenquellen 1. Kartierung der derzeitigen MLGSituation in verschiedenen Schwerpunktbereichen in den Ländern des Ostseeraums. Keine Angaben. Eine Analyse der derzeitigen Situation wurde Anfang 2014 veröffentlicht. Schwerpunktbereichskoordinatoren und nationale Anlaufstellen. 2. Entwicklung von MLG-Tools im Rahmen der Strategie für den Ostseeraum. Keine Angaben. Wird im Dialog mit den Schwerpunktbereichskoordinatoren 2012/2013 diskutiert und geprüft und Ende 2013 vorgestellt. MLG-Tools wurden in 2-3 Schwerpunktbereichen entwickelt und zur Sicherstellung der MLGAspekte in den Programmen und Projekten Checklisten veröffentlicht. Die entsprechenden Schwerpunktbereichskoordinatoren. 3. Einbeziehung in die Umsetzung der EUSBSR ausgehend von der lokalen und der regionalen Ebene. Am 1. Juni 2012 laufende oder abgeschlossene Vorzeigeprojekte. Die Anzahl der Vorzeigeprojekte mit federführendem Partner und Partnern, die die lokale und die regionale Ebene vertreten, hat sich zum 1. Januar 2014 erhöht. Als Quelle wird Homepage von INTERACT und/oder der EUSBSR-Aktionsplan mit Präsentation aller Vorzeigeprojekte genutzt. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: Definition und Kenntnis der Multi-Level-Governance Bei der Multi-Level-Governance (MLG) handelt es sich um ein Konzept, für das keine klare Definition vorliegt und das in verschiedenen Ländern je nach Kontext unterschiedlich verstanden wird. Es mangelt an einer Definition, an entsprechenden Kenntnissen und an einer Kartierung der derzeitigen Situation. Benötigt werden mehr Informationen über die Strategie für den Ostseeraum auf lokaler und regionaler 176 Ebene und mehr Wissen darüber, wie die Strategie im Allgemeinen und die MLG-Aspekte im Besonderen beeinflusst und umgesetzt werden können. Vorzeigeprojekte Kartierung der derzeitigen MLG-Situation in verschiedenen Schwerpunktbereichen in den Ländern des Ostseeraums. Im Jahr 2013 werden die federführenden Partner der horizontalen Aktionen (horizontal action leaders – HAL) in einen Dialog mit den Schwerpunktbereichskoordinatoren und den nationalen Anlaufstellen eintreten und sich ein Bild davon machen, wer in den verschiedenen Schwerpunktbereichen der jeweiligen Länder des Ostseeraums für welche Aufgaben zuständig ist. Federführung: HAL. Termin: Ende 2013. Aktion: Entwicklung von Tools für die Multi-Level-Governance und die Einbeziehung von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschulen in Schwerpunktbereiche und horizontale Aktionen Mithilfe der MLG soll die den jeweiligen Zuständigkeiten entsprechende Einbeziehung der verschiedenen Verwaltungsebenen in die Entwicklung und Umsetzung der EUSBSR sichergestellt werden. Diese horizontale Aktion schließt zugleich ein verstärktes Engagement mit dem Ziel ein, die Einbindung von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschulen in die Entwicklung und Umsetzung der Strategie sicherzustellen. Daher wird empfohlen, auf nationaler wie auch auf regionaler Ebene Arbeitsgruppen der Interessenträger einzusetzen, in denen Vertreter von Behörden der lokalen, regionalen und nationalen Ebene, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Hochschulen mitarbeiten. Die Gruppen werden in den jeweiligen Schwerpunktbereichen gebildet. Vorzeigeprojekte Sicherstellung der Berücksichtigung der Multi-Level-Governance einschließlich Einbindung die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft und die Hochschulen betreffender Aspekte in jeden Schwerpunktbereich. Bis Ende Schwerpunktbereichskoordinator 2013 den werden Bedarf an die HAL Zielen im und Dialog Indikatoren mit für jedem alle Verwaltungsebenen und die Einbeziehung von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschulen in ihre jeweiligen Schwerpunktbereiche und Vorzeigeprojekte erörtert haben. Außerdem werden die HAL zusammen mit 2-3 Koordinatoren von „Pilot“-Schwerpunktbereichen Methoden erarbeiten, um die MLG zu integrieren und Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschulen als Beispiel für andere Schwerpunktbereiche in ihre jeweiligen Schwerpunktbereiche einzubinden. Federführung: HAL. Termin: Ende 2013. Aktion: Kommunikation und Information Es ist dafür zu sorgen, dass Vertreter der lokalen und der regionalen Ebene in das Programm des EUSBSR-Jahresforums eingebunden und alle Ebenen zur Teilnahme am Forum angeregt werden. MLG177 Aspekte sollten bei der gesamten Information und Kommunikation zur Strategie für den Ostseeraum Berücksichtigung finden. Vorzeigeprojekte Sicherstellung der Hervorhebung des MLG-Aspekts beim Jahresforum und der Einbeziehung von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschulen. Die federführenden Partner der horizontalen Aktionen sollten an der Planung des Jahresforums 2013 zur Strategie für den Ostseeraum beteiligt werden, damit die Mitarbeit von Behörden der lokalen und der regionalen Ebene gesichert ist und unter relevanten Akteuren jeder Art für die Beteiligung am Forum geworben wird. Das Baltic Sea NGO Network wird auf dem Jahresforum vertreten sein. Federführung: HAL. Termin: Ende 2013. Aktion: Einbeziehung von Organisationen des gesamten Ostseeraums Die einschlägigen Organisationen des gesamten Ostseeraums wie die Union der Ostseestädte (UBC), die Konferenz der maritimen Randregionen (CPMR), die Ostseekommission, die Subregionale Zusammenarbeit der Ostseeanrainerstaaten (BSSSC), das Städtenetzwerk der Baltischen Metropolen (BaltMet), der Rat der Ostseestaaten (CBSS), der Nordische Ministerrat und die B7-Partnerschaft sollten an der Entwicklung und Umsetzung der Strategie für den Ostseeraum stärker beteiligt werden. Vorzeigeprojekte Bis Ende 2013 werden die federführenden Partner der horizontalen Aktionen im Dialog mit den einschlägigen Ostseeraum-Organisationen wie der Union der Ostseestädte (UBC), der Konferenz der maritimen Randregionen (CPMR), der Ostseekommission, der Subregionalen Zusammenarbeit der Ostseeanrainerstaaten (BSSSC), dem Städtenetzwerk der Baltischen Metropolen (BaltMet), dem Rat der Ostseestaaten (CBSS) und der B7-Partnerschaft beraten, wie sich ihre Arbeit stärker in die Entwicklung und Umsetzung der Strategie für den Ostseeraum einbinden lässt. Federführung: HAL. Termin: Ende 2013. Aktion: Einbeziehung von Sachverständigen der NRO in die Vorbereitung und Umsetzung der Strategie für den Ostseeraum Zu den Mitgliedern des Baltic Sea NGO Network zählen Organisationen mit Fachwissen für die folgenden Schwerpunktbereiche und horizontalen Aktionen: „Nutri“, „Bio“, „Agri“, „Schifffahrt“, „Verkehr“, „Energie“, „Tourismus“, „Kultur“, „Gesundheit“, „Bildung“, „Nachbarn“ und „Nachhaltige Entwicklung“ . Im Jahr 2013 werden die federführenden Partner der horizontalen Aktionen die Website nachrüsten, um die Transparenz zu erhöhen und den Mitgliedsorganisationen einen besseren Zugriff zu ermöglichen. 178 Die HAL können Empfehlungen abgeben, dass NRO zur Mitarbeit in Lenkungsgruppen oder anderen Maßnahmen innerhalb der einzelnen Schwerpunktbereiche wie Seminaren oder Workshops eingeladen werden. Aktion: Kapazitätsaufbau bei der Förderung der transnationalen Zusammenarbeit von NRO innerhalb des Ostseeraums Um NRO besser zu befähigen, sich zu organisieren und in ihren jeweiligen Mitgliedstaaten finanzielle Unterstützung zu erhalten, werden die federführenden Partner der horizontalen Aktionen ihre Erhebung zu den Organisations- und Fördervoraussetzungen für NRO in diesen Mitgliedstaaten auf den neuesten Stand bringen. Diese Erhebung dient Benchmarkingzwecken. Die HAL werden in Zusammenarbeit mit dem Rat der Ostseestaaten und Hochschulen eine Erhebung zu den vorhandenen Traditionen für die Einbeziehung der Zivilgesellschaft in den Ländern des Ostseeraums durchführen. Diese Erhebung soll dazu beitragen, Beispiele für bewährte Verfahren ausfindig zu machen. Ferner sollen mit ihrer Hilfe die Einbeziehung unterschiedlicher Akteure in die Multi-Level-Governance verstärkt und die verschiedenen Quellen zur Finanzierung der Zivilgesellschaft im Ostseeraum – etwa Finanzierung durch die EU, den Nordischen Ministerrat und aus nationalen Mitteln – abgeglichen und ihre Effizienz erhöht werden. Aktion: Nationale NRO als Ressource für die Einbeziehung von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Hochschulen Die nationalen Plattformen des Baltic Sea NGO Network werden Leistungen wie Informationen, Bildungsmaßnahmen und Treffen sowie die entsprechende Kommunikation mit potenziellen Begünstigten oder Personen, die an der Umsetzung der Strategie für den Ostseeraum interessiert sind, anbieten. Zusätzlich zu den bereits genannten Aktionen und Vorzeigeprojekten würde die Kommission es begrüßen, wenn die folgende Aktion und das nachstehende Vorzeigeprojekt umgesetzt würden. Aktion: Einbindung der „Community-Led Local Development“ (CLLD, Lokale Entwicklung unter der Federführung der Bevölkerung) in die Strategie für den Ostseeraum Im Programmplanungszeitraum 2014-2020 werden die CLLD-Gruppen zumeist auf der Basis der derzeitigen örtlichen Aktionsgruppen gebildet, die aus den Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raums finanziert werden (in Zukunft jedoch auch aus anderen Strukturfondsprogrammen Finanzmittel erhalten können). Vorzeigeprojekt Netzwerke zur Entwicklung des ländlichen Raums als Plattform zur Erörterung von Aspekten lokaler Entwicklungsstrategien, die für die EUSBSR von Bedeutung sind, und zur 179 Koordinierung gemeinsamer Aktivitäten der CLLD-Gruppen. Federführung: Nordic-Baltic Rural Development Network. Termin: 2016. 180 HA Nachbarn – Verstärkung der Zusammenarbeit mit Nachbarländern zur Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen im Ostseeraum Koordinierung: Stadt Turku (Finnland) und Sekretariat des Rates der Ostseestaaten www.turkuprocess.fi; www.cbss.org Eine enge Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten und ihren Nachbarländern auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene ist für die Bewältigung vieler Probleme im Ostseeraum und für die volle Ausschöpfung seines Entwicklungspotenzials von entscheidender Bedeutung. Hauptzweck dieser horizontalen Aktion ist es, Akteure aus der EU und ihren Nachbarländern, insbesondere aus dem Nordwesten der Russischen Föderation, in konstruktiver und gegenseitig vorteilhafter Weise zusammenzubringen. Bisher geschieht dies über zwei unabhängige, aber einander ergänzende Initiativen: den „Turku-Prozess“ und die „Modernisierungspartnerschaft für den südöstlichen Ostseeraum (SEBA)“. Die Aktion steht jedoch offen für neue Projekte unter Beteiligung anderer Nachbarstaaten der Region. Beim „Turku-Prozess“ handelt es sich um eine gemeinsame Initiative der Städte Turku/Regionalrat Südwestfinnland, St. Petersburg und Hamburg. Hauptanliegen ist die Förderung der praktischen Zusammenarbeit mit russischen Partnern auf der Grundlage des Vertrauens, das während einer längeren Zeit der Zusammenarbeit im Rahmen von Städtepartnerschaften aufgebaut wurde. In den Prozess einbezogen ist eine Vielzahl lokaler Akteure: Städte, Regionalbehörden, Hochschulen, Unternehmen und deren Vertretungsgremien, Organisationen der Zivilgesellschaft usw., und er steht damit exemplarisch für die Multi-Level-Governance in der Praxis. Dieser Prozess ist eine echte Bottom-upInitiative, die auf dem Engagement unterschiedlicher Akteure, einen Beitrag zur Entwicklung des Ostseeraums zu leisten, beruht. Der „Turku-Prozess“ und die Aktivitäten in seinem Rahmen sind als fortschreitender Prozess zu verstehen, der interessierten neuen Partnern aus den Ländern des gesamten Ostseeraums offensteht. Für den südöstlichen Ostseeraum wurde am 7. Juni 2011 in einer Ministererklärung des Osloer Rates der Ostseestaaten ein „Programm zur Modernisierung des Gebiets mit besonderem Schwerpunkt auf der Region Kaliningrad und ihrer Nachbarschaft“ aufgelegt. Auf dem 9. Gipfeltreffen der Ostseestaaten wurde diese Idee am 31. Mai 2012 weiterentwickelt, „um die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des südöstlichen Ostseeraums zu stärken, einschließlich eines Ausbaus der Zusammenarbeit zwischen dem Gebiet Kaliningrad und anderen Regionen der Russischen Föderation im Ostseeraum mit ihren 181 Nachbarn“. Der Ausschuss Hoher Beamter und das Sekretariat des Rats der Ostseestaaten wurden mit der Organisation dieses Vorhabens betraut. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der federführenden Partner für die horizontalen Aktionen wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Angaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Aktionen und Vorzeigeprojekte Anmerkung: Da die Gefahr von Überschneidungen zwischen mehreren Projekten im Rahmen dieser horizontalen Aktion und Projekten in anderen Schwerpunktbereichen besteht, werden die federführenden Partner der horizontalen Aktion für eine kontinuierliche Abstimmung mit den entsprechenden Schwerpunktbereichskoordinatoren sorgen, um diese Gefahr möglichst gering zu halten und effektiver zusammenzuarbeiten. Aktion: Förderung von Hochschul- und Fachnetzwerken mit innovativen Unternehmen Es gilt, Wissensnetze aufzubauen, die nach dem Tripelhelixprinzip Hochschuleinrichtungen sowie lokale Verwaltungen und Unternehmen umfassen. Zur gemeinsamen Entwicklung der Ostseeregion und zur Förderung von Innovationen in ausgewählten Sektoren ist ein Austausch von Erfahrungen und die Verbreitung bewährter Verfahren zwischen Vertretern der EU-Länder und Akteuren aus Drittstaaten notwendig. Potenzielle Vorzeigeprojekte Wissensnetz zu grünen Technologien für den Wohnungsbau in baltischen Städten. Aufbau eines Wissensnetzes für Energieeffizienz und Erarbeitung eines Mechanismus für die direkte Weitergabe bewährter Verfahren im Bereich Energieeinsparung, insbesondere im Bausektor, über das Netzwerk des „Turku-Prozesses“. Langfristiges Anliegen ist hierbei die Schaffung eines grenzüberschreitenden Clusters für umweltfreundliche Energie und Ressourceneinsparung, das gemeinsame Standards für Energieeinsparungen im Ostseeraum abstimmt und Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, Stadtverwaltungen, Hochschulen für Wirtschaft und Technik sowie wissenschaftliche Einrichtungen umfasst. 182 Aktion: Stärkung der grenzüberschreitenden Umweltkompetenz im Ostseeraum Viele Umweltprobleme sind heutzutage komplex und zudem sektorübergreifend. Kompetenz sowie eine intensive und kontinuierliche Zusammenarbeit sind der Schlüssel zur effizienten Bewältigung dieser Probleme. Angesichts der derzeitigen Herausforderungen gilt es, das bisherige Tempo beizubehalten und das aktuelle Niveau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, vor allem mit Russland, anzuheben und sie zu vertiefen. Bei den Partnern und Organisationen, die heute im Ostseeraum zusammenarbeiten, ist ebenfalls ein hohes Maß an Sachverstand und Wissen vorhanden. Die Ankurbelung eines umweltverträglichen Wachstums und die Förderung aufstrebender Unternehmen sind hier für die Partner und die Maßnahmen im Rahmen des bereits erwähnten Entwicklungsprozesses von besonderem Interesse. Um die praktischen Verfahren zu verbessern, bedarf es eines langfristigen gemeinsamen Dialogs und Entwicklungsprozesses zwischen den Akteuren in EU-Ländern und Drittstaaten. Potenzielle Vorzeigeprojekte Aufbau von Kapazitäten bei den beteiligten Partnern in den Bereichen Bildung, Erfahrungsaustausch und Benchmarking zur Verbesserung des Umweltmanagements im Ostseeraum. Ein Ziel dieses potenziellen Vorzeigeprojekts ist die Stärkung des Umweltmanagements im Ostseeraum durch den Aufbau eines Baltischen Exzellenzclusters für Wasserwirtschaft. Ein solches Cluster würde dazu beitragen, dass Technik-, Betriebs- und Verwaltungswissen erworben wird, und die beteiligten Parteien würden die Gelegenheit erhalten, dieses Wissen in die gesamte Welt zu exportieren. Der Ausbau des Wasserwirtschaftssektors macht eine engere Zusammenarbeit zwischen den städtischen und den ländlichen Abwassersystemen und die Entwicklung gemeinsamer Konzepte erforderlich. Ebenfalls in Vorbereitung befinden sich internationale Konferenzen auf der Ebene hoher Beamter, die sich mit den Umweltproblemen in den Städten des Ostseeraums auseinandersetzen und für EU-Länder und Drittstaaten neue Projektvorschläge für den bevorstehenden Programmplanungszeitraum unterbreiten sollen. Neue Gülleverarbeitungsketten für das Ostseebecken in Russland. Die konzentrierte, industrielle und intensive Tierproduktion (Rinder, Schweine und Geflügel) im russischen Einzugsgebiet der Ostsee greift weiter um sich. Dabei werden die Futtermittel für die Tiere zum großen Teil aus anderen Gebieten eingeführt, der anfallende Dung wird jedoch keiner effektiven und sicheren Nutzung zugeführt. Dadurch entsteht ein großer Nährstoffüberschuss mit großen Auswirkungen auf die Umwelt. Ziel dieses potenziellen Vorzeigeprojekts ist die Planung neuer Gülleverarbeitungsketten für ein bis drei Tierproduktionseinheiten in der Region Leningrad und/oder der Region Kaliningrad, bei denen das Grundlagenwissen der Projektpartner auf den Gebieten Landwirtschaft und Pflanzenproduktion, Gülleverarbeitungstechnologien, Auswirkungen der Dungverwertung auf die Umwelt und Wirtschaftlichkeit genutzt werden soll. 183 Aktion: Förderung von arbeitsmarktbezogenen Maßnahmen, insbesondere in einem grenzüberschreitenden Kontext Der Ostseeraum gilt als wirtschaftlich wichtige Region der EU mit einer hohen Arbeitskräftemobilität. Diese Region ist nur dann wettbewerbsfähig, wenn Freizügigkeit für die Arbeitsnehmer und ein freier Ideen- und Warenverkehr herrschen. Erforderlich ist eine verstärkte Mobilität in der Region, damit die verfügbaren Ressourcen optimal genutzt werden. Dabei sind jedoch einige Probleme zu lösen. Einerseits haben die Arbeitgeber in den „Aufnahmeländern“ mit vielen schwierigen rechtlichen Fragen zu kämpfen, andererseits müssen die Arbeitnehmer ihrerseits ihre Rechte und Pflichten kennen. Und die „Entsendeländer“ schließlich leiden unter der Abwanderung von Arbeitskräften, insbesondere wenn sich ein exzessiver „Brain-Drain“ vollzieht. Benötigt werden abgestimmte Maßnahmen mit dem Ziel, strukturierte Informationen zu vermitteln, eine Arbeitsmarktbeobachtung zu ermöglichen, den Austausch empfehlenswerter Verfahren (insbesondere in Grenzregionen) zu verbessern und wichtige Partner, auch aus Drittstaaten, in den Dialog einzubeziehen. Potenzielle Vorzeigeprojekte Netz von Informations- und Beobachtungsstellen für den Arbeitsmarkt im Ostseeraum. Einige grenzüberschreitende Arbeitsmarktinformationsstellen haben gerade damit begonnen, den Arbeitsmarkt zu beobachten bzw. tun dies nur für kurze Zeit. Es ist sehr wichtig, dass diese Beobachtung fortgesetzt und in anderen Grenzregionen damit begonnen wird. Von entscheidender Bedeutung ist die Entwicklung gemeinsamer Indikatoren, damit vergleichbare Daten erzeugt werden. Da sich die Mobilität der Arbeitskräfte einer Region rasch verändert, müssen als Antwort auf die dadurch entstehenden Herausforderungen Maßnahmen und Strategien erarbeitet werden. Die Informationsstellen in den Grenzregionen sind unterschiedlich aufgebaut, und auch ihre Probleme unterscheiden sich voneinander; gleichzeitig haben sie aber auch viele Probleme gemeinsam. Es wäre für alle Beteiligten von Nutzen, wenn sie aus den Erfahrungen der jeweils anderen lernen und Ideen, Lösungen und Methoden austauschen. Zusammenarbeit des Baltic Sea Labour Forum mit Russland. Das Baltic Sea Labour Forum (BSLF) für Zusammenarbeit mithilfe eines sozialen Dialogs wurde im November 2011 in Hamburg ins Leben gerufen. Wichtigstes Ziel des Forums ist die Förderung eines sozialen Dialogs und dreigliedriger Strukturen, da die Zusammenarbeit eine entscheidende Komponente nachhaltigen Wirtschaftswachstums und sozialer Entwicklung im Ostseeraum darstellt. Das Forum als Netzwerk für Erfahrungsaustausch und Kommunikation soll die Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Akteuren voranbringen (als Grundlage hierfür dient die BSLFVereinbarung). Es besteht jedoch keine Garantie, dass die russischen Partner, die sich an den BSLF-Diskussionen beteiligt haben, mitarbeiten werden. Als Teil des Ostseeraums ist Russland 184 jedoch ein wichtiger Partner und muss daher in die aktive Arbeit des Forums einbezogen werden. Raschere Entwicklung der grenzüberschreitenden Mobilität im Ostseeraum. Grenzüberschreitende Mobilitätsmaßnahmen gelten als zentraler Faktor in den Bestrebungen zur Umgestaltung Europas zu einer wissensbasierten Gesellschaft und Wirtschaft, an der sich andere Regionen der Welt orientieren können. Der heutige Arbeitsmarkt leidet in vielen Ländern an vielfältigen Problemen, die sowohl mit dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften als auch der unzureichenden Kompetenz der bereits verfügbaren Arbeitskräfte in Zusammenhang stehen. Ziel dieses potenziellen Vorzeigeprojekts ist es, zwischen Städten des Ostseeraums inhaltsbezogene Netzstrukturen zur Förderung von Mobilität aufzubauen. Einbezogen werden verschiedene Zielgruppen wie zum Beispiel a) Auszubildende, die sich in der beruflichen Erstausbildung befinden, b) Fachkräfte, c) Lehrer und d) Studenten. Aktion: Förderung des Jugend- und Studentenaustauschs und der entsprechenden Zusammenarbeit im Ostseeraum Mehr Zusammenarbeit von jungen Leuten und deren Organisationen, ein gegenseitiges Voneinanderlernen und ein stärkerer Austausch von Studenten und Nachwuchsforschern sind unverzichtbar, wenn gewährleistet werden soll, dass die wechselseitige Zusammenarbeit und Integration im Ostseeraum auch in Zukunft fortgeführt wird. Die bestehenden multilateralen Organisationen auf subnationaler Ebene wie die Union der Ostseestädte und ihre Kommission für Jugendangelegenheiten, bilaterale Partnerschaftsvereinbarungen, multilaterale Hochschulbeziehungen (einschließlich des Baltic Sea Region University Network, BSRUN) sowie bilaterale Hochschulvereinbarungen, ein Austausch zwischen Junior Chambers of Commerce und andere Maßnahmen können helfen, diesem Ziel näherzukommen. Vorzeigeprojekte Im Rahmen des „Turku-Prozesses“ in Vorbereitung. Aktion: Entwicklung nachhaltiger grenzübergreifender Regionen für Tourismus und wirtschaftliche Entwicklung Im Rahmen dieser Aktion soll ein nachhaltiger grenzübergreifender Tourismus zwischen den EUMitgliedstaaten und Russland unterstützt werden, indem in eigens dafür ausgewählten Grenzregionen entsprechende Bedingungen geschaffen und neue Verfahren eingeführt werden. Die ersten beiden Regionen, für die eine solche Entwicklung ins Auge gefasst wurde, sind der Naturpark Wystiter See/Groß Rominten in der Region Kaliningrad (an der Grenze zu Litauen) und die Gegend am Peipussee im Gebiet Pskow (an der Grenze zu Estland). Ziel dieser Aktion ist die Aufnahme von 185 Arbeitsbeziehungen und der Zusammenarbeit zwischen den eigenen Vorzeigeprojekten und denen, die im Rahmen des EUSBSR-Schwerpunktbereichs „Tourismus“ umgesetzt werden. Vorzeigeprojekte Naturpark und Tourismuscluster Wystiter See/Rominter Heide (Vistynets-See/Krasnolesje). Im Rahmen dieses Projekts soll mithilfe eines Netzwerkmodells, das Beziehungen zwischen Kommunen, Behörden der regionalen und der nationalen Ebene, privaten Unternehmen, Umweltschützern, NRO und dem Kreativsektor in Russland (Region Kaliningrad), Litauen und Polen herstellt, ein transnationaler grenzübergreifender Naturpark entstehen. Das Projekt soll innerhalb von zwei Jahren (2013–2014) umgesetzt werden. Dabei ist eine Zusammenarbeit mit dem Projekt des Nordischen Ministerrats zur Entwicklung der Kreativbranchen in der Region Kaliningrad vorgesehen. Außerdem ist auch ein Erfahrungsaustausch mit den grenzübergreifenden Projekten am Peipussee geplant. Zu den wichtigsten Aktivitäten gehören: - die Klärung und Kartierung des Potenzials des Parks mithilfe einer Serie interdisziplinärer Expeditionen von Forschern und Künstlern. Wichtigste Anliegen sind ein kreatives Überdenken des Naturraums in seiner Einheit und Vielschichtigkeit und der Aufbau von Beziehungen zu Kommunen, örtlichen Behörden und der örtlichen Bevölkerung; als Ergebnis wird eine innovative Multimedia-Veröffentlichung angestrebt; - der Aufbau eines Netzwerks aus grenzübergreifenden Akteuren (Kommunen, Behörden der regionalen und der nationalen Ebene, private Unternehmen, Umweltschützer, NRO und Kreativsektor); - die Erarbeitung und Umsetzung eines Modells für nachhaltigen Tourismus in dem Naturpark unter aktiver Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung und durch Werbung einer speziellen touristischen Zielgruppe: umweltbewusste junger Leute, Kreativsektor usw. Federführung: noch festzulegen. Termin: 2014. Wirtschaftlich und ökologisch nachhaltiges Gebiet am Peipussee. Mit diesem Projekt soll die Umweltsituation am Peipusseebecken verbessert werden, indem im Gebiet Pskow Abwasserbehandlungsanlagen installiert bzw. saniert werden und in den kleinen Häfen am estnischen Ufer des Peipussees eine moderne Infrastruktur geschaffen wird. Die Projektlaufzeit ist mit drei Jahren angesetzt, und auf russischer Seite sind die folgenden Maßnahmen geplant: - Inspektion der Abwasserbehandlungsanlagen an 16 Standorten des Peipusseebeckens; - Bau bzw. Wiederaufbau von Abwasserbehandlungsanlagen in der Stadt Pskow und in den Landkreisen Gdow, Pskow, Petschory und Palkino. Auf der estnischen Seeseite werden in drei Häfen moderne Infrastrukturen geschaffen, die den Umweltanforderungen gerecht werden: Tartu, Mustvee und Räpina. Im Hafen von Kallaste wird ein Dock für die Reparatur und Instandhaltung von Schiffen gebaut. An dem Projekt sind 186 11 Partner aus Estland und Russland beteiligt. Der Finanzrahmen beläuft sich insgesamt auf 8 362 897 EUR, der Beitrag Estlands auf 2 317 477 EUR. Federführung: Ministerium des Innern Estlands. Termin für den Fortschrittsbericht: noch festzulegen. Aktion: Entwicklung öffentlich-privater Partnerschaften (ÖPP) Eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Akteuren des öffentlichen und des privaten Sektors gilt als Schlüssel zu einer gedeihlichen Entwicklung des Ostseeraums. Das trifft auch auf die grenzübergreifenden Kooperationsmaßnahmen zwischen EU-Mitgliedstaaten und Russland im Interesse gemeinsamer regionaler Entwicklungsziele zu. Im Rahmen der vorliegenden Aktion soll die Entwicklung von ÖPP in der Region gefördert und verstärkt werden, insbesondere durch gemeinsame Förderformate für neue ÖPP-Initiativen in der Region unter Einbeziehung von Partnern aus den EUMitgliedstaaten und Russland. Vorzeigeprojekte Pilot-Finanzinitiative des CBSS. Am 31. Mai 2012 wurde unmittelbar nach dem 9. Gipfeltreffen der Ostseestaaten in Stralsund eine Vereinbarung über eine PilotFinanzinitiative (PFI) des Rates der Ostseestaaten (CBSS), ein neues Instrument zur Finanzierung einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung in der Region, unterzeichnet. Dabei handelt es sich um ein Projekt, in dessen Rahmen kleinen und mittleren Unternehmen und öffentlich-privaten Partnerschaften Finanzierungsmöglichkeiten angeboten werden. Es war zunächst auf die russischen Teile des südöstlichen Ostseeraums (SEBA) und Nordwestrussland ausgerichtet, soll jedoch auf weitere Areale der CBSS-Region ausgeweitet werden, sobald sich weitere Partner-Finanzinstitutionen der Initiative angeschlossen haben. Für die PFI relevant sind drei Bereiche der Zusammenarbeit: Finanzmittel für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für Innovation, Modernisierung und Energieeffizienz; Projekte von öffentlich-privaten Partnerschaften, insbesondere für eine nachhaltige Entwicklung etwa der kommunalen und der regionalen Infrastruktur, für Energieeffizienz, Umwelt- und Klimaschutz sowie eine nichtfinanzielle Zusammenarbeit in Form von Konferenzen, Seminaren, Rundtischgesprächen und Schulungen zu den vorgenannten Themengebieten. Federführung: CBSS-Sekretariat. Termin: 2012. Aktion: Kulturelles Erbe und Kreativbranchen Mit dieser Aktion soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Interesse einer nachhaltigen Regionalentwicklung mithilfe der Kultur, des kulturellen Erbes und öffentlicher Veranstaltungen vorangebracht werden. Die Erfahrungen und Verfahren zur Erschließung der Potenziale, die im kulturellen Erbe einer Region stecken, werden zusammengetragen und zu Clustern zusammengefasst, aus denen ein regionales und grenzübergreifendes Netzwerk entstehen soll. Die Verfahren der 187 Kreativbranchen werden Entwicklungsniveaus als zentrales empfohlen, das Instrument die für gemeinsame die Basis Absicherung für die eines regionalen grenzüberschreitende Zusammenarbeit zum kulturellen Erbe liefert. Es soll ein Denkansatz entwickelt werden, mit dem die Herausbildung der Kreativbranchen als Schlüssel zu Wohlstand und hoher Wettbewerbsfähigkeit der Region gefördert wird. Diese Aktion stützt sich auf die Auffassung, dass der gemeinsame strategische Einsatz der Kreativbranchen durch die EU-Mitgliedstaaten und Russland einen hohen Mehrwert erzeugen kann, indem er der Region zu Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in beispiellosem Umfang verhilft. Vorzeigeprojekte Netzwerk der Kultur- und Kreativbranchen des südöstlichen Ostseeraums. Das Projekt soll regionale Akteure zusammenbringen, die Interesse an der Entwicklung von Aktivitäten mithilfe von Kooperationsmodellen in Kreativbranchen haben. Dabei wird es ein Forum für die Sammlung und den Austausch von Erfahrungen wie auch für den Erwerb der nötigen Kompetenzen zum Aufbau eines erfolgreichen Kreativsektors und von EventmanagementVerfahren in der Region bieten. Als Grundlage des Netzwerks dient die bereits bestehende Partnerschaft zwischen Kaliningrad und den nordischen Ländern, die im Rahmen eines vom Nordischen Ministerrat geförderten Projekts unter Federführung der Tranzit Agency 61 aufgebaut wurde. Federführung: noch festzulegen. Termin: 2013. BalticLab. Dieses Vorzeigeprojekt richtet sich an aufstrebende junge Talente in den Kreativbranchen und ist für neu anlaufende Projekte im Ostseeraum gedacht. Sein Anliegen ist es, junge Talente im Ostseeraum in ein Umfeld einzubinden, das diese als anregend empfinden, für die Teilnehmer Vernetzungsmöglichkeiten bereitzustellen und ihnen zu helfen, Kompetenzen und Instrumente für ihr weiteres Vorankommen herauszubilden. Das Projekt wurde im Dezember 2012 mit einer Veranstaltung eröffnet, auf der Gelegenheit zur Kontaktaufnahme bestand und das Format von BalticLab (auf den regionalen Bedarf zugeschnittene themenbezogene Workshops im Bereich Kreativbranchen und unternehmerische Tätigkeit) für die Umsetzung im Jahr 2013 bekanntgegeben wurde. Bei erfolgreicher Umsetzung ist ein Anschlussprojekt vorstellbar. Federführung: CBSS-Sekretariat und Swedish Institute. Termin: 2013. Tranzit – Agentur zur Förderung kultureller Initiativen: eine seit 2002 bestehende NRO für Kulturmanagement, Kulturpolitik und Kreativbranchen mit Sitz in Kaliningrad, Direktorin: Julia Bardun, Website: http://www.tranzit-kaliningrad.ru/en/. 61 188 Aktion: Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mittels Jugend- und Hochschulaustausch Hier geht es um die Entwicklung von Initiativen sowohl für den informellen als auch für den formellen (Hochschulbildung) Jugendaustausch zur Stärkung des Verbunds regionaler Anliegen und zur gemeinsamen Erarbeitung von Modellen der Zusammenarbeit mit dem Ziel, die Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftspartnerschaften in der Region auszubauen. Erreicht werden soll dies durch Initiativen für den Austausch von Jugendlichen und Hochschulstudenten, bei dem für die Region hochrelevante Themen zur Sprache kommen sollen. Mit dieser Aktion werden informelle und formelle (Hochschulwesen) Akteure in der Region zur Zusammenarbeit veranlasst und erhalten die notwendige politische Unterstützung. Vorzeigeprojekte CBSS-Sommerjugendcamp. Dieses Projekt baut auf dem bestehenden Jugendaustausch im südöstlichen Ostseeraum und auf Erfahrungen aus internationalen informellen Bildungsaustauschprogrammen zwischen EU-Mitgliedstaaten und Russland auf. Junge Menschen aus den EU-Ländern des Ostseeraums und aus Russland erhalten Einladungen zur Teilnahme an einem Sommerlager, wo Gelegenheit zu Gesprächen und einem Meinungsaustausch zu Themen von regionaler Bedeutung besteht, einschließlich Umwelt, Nachhaltigkeit, kulturelles Erbe und kultureller Abgleich in der Region. Im August 2012 wurde in Kaliningrad ein Pilotprojekt durchgeführt. Je nach den Interessensbekundungen der Mitgliedstaaten kann anstelle des ursprünglichen ein anderer Ort im südöstlichen Ostseeraum ausgewählt werden. Federführung: CBSS-Sekretariat. Termin: 2014. CBSS-Sommeruniversität. Im Rahmen dieses Vorzeigeprojekts findet ein Sommerseminar für Hochschulstudenten statt, mit dem eine angemessene Plattform zur Erörterung von Themen geschaffen werden soll, denen in der Region große Bedeutung beigemessen wird, wie z. B. Initiativen im Interesse einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den EUMitgliedstaaten und Russland. Dieses Seminar soll Aufschluss über regionale Anliegen geben, die Nachwuchsakademiker möglicherweise im Zusammenhang mit der Zukunft des Ostseeraums am Herzen liegen. Zudem führt es interessierte Hochschuleinrichtungen der Region in einem Dialog zusammen, der vielleicht ein engeres Zusammenwirken bei Verfahren zur Weiterführung des akademischen Diskurses über die Frage der makroregionalen Zusammenarbeit im Ostseeraum ermöglicht (einschließlich formeller gemeinsamer Kurse/Programme zu Themen, die auf regionale Erfordernisse zugeschnitten sind). Federführung: CBSS-Sekretariat. Termin: 2014. EUROFACULTY PSKOW. Bei der EuroFaculty Pskow handelt es sich um ein 2009 in der westrussischen Region Pskow nahe der Grenze zu Estland und Lettland gestartetes Projekt zur Bildungsentwicklung. Damit soll an der erst kürzlich gegründeten Staatlichen Universität 189 Pskow (PskovSU), die aus der Zusammenlegung von fünf Bildungseinrichtungen in Pskow hervorgegangen ist, die Hochschulausbildung im Fach Betriebswirtschaftslehre verbessert werden. Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten Projektphase veranlasste die positive Bewertung der vom Rat der Ostseestaaten geleisteten Arbeit die Mitgliedstaaten zu der Zusage, das Projekt weiter zu unterstützen. Daraufhin lief im September 2012 – mit überarbeiteten Zielen und einer noch größeren Hochschulbasis im Ostseeraum – die auf drei Jahre (2012-2015) bemessene zweite Projektphase an. Federführung: Schweden und Internationale Expertengruppe für das Projekt EuroFaculty in Pskow. Termin: 2015. 190 HA Promo – Verstärkung der gemeinsamen Maßnahmen zur Werbung und zur regionalen Identitätsstiftung Koordinierung: Städtenetzwerk der Baltischen Metropolen und Baltisches Entwicklungsforum www.baltmet.org; www.bdforum.org Die horizontale Aktion „Promo“ stellt die Stärken der Region heraus und trägt dazu bei, die Region intern und extern mit vereinten Kräften zu bewerben. Gesamtziel ist dabei eine höhere Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraums; außerdem soll vor Augen geführt werden, dass die Region die Zielvorgabe der Europa-2020-Strategie, sich als intelligente, nachhaltige und integrative Region zu präsentieren, erfüllt. Bei der Ausprägung des Markenprofils und der regionalen Identitätsstiftung für den Ostseeraum handelt es sich um den langfristigen Plan, eine unverwechselbare, positive und wettbewerbsfähige regionale Reputation innerhalb der Region und auf der ganzen Welt zu erwerben und diese aufrechtzuerhalten. Erreichen lässt sich dies über ein strategisches, abgestimmtes und öffentlichkeitsbewusstes strategisches Herangehen an Innovationen, Politikgestaltung, internationale Beziehungen und öffentliche Diplomatie, Investitionen und Exportförderung, Tourismus und kulturelle Beziehungen. Aufgabe der horizontalen Aktion „Promo“ ist es, Informationen über verschiedene Maßnahmen zur Ausprägung des Markenprofils und regionalen Identitätsstiftung zusammenzutragen und die sektorübergreifende Zusammenarbeit beim Markenaufbau zu fördern. Die Ausprägung des Markenprofils und regionale Identitätsstiftung für den Ostseeraum ist seit mehr als zehn Jahren Teil der politischen Agenda auf hoher Ebene. Viele politische Entscheidungsträger sind sich darin einig, dass der Ostseeraum für die folgenden Zwecke eine klarere und wettbewerbsfähigere Markenidentität braucht: - um eine wirksamere Investitionsförderung zu erreichen; - um mehr Besucher für Urlaubs- und Geschäftsreisen und touristische Aufenthalte anzuziehen; - um die besten und herausragendsten Talente für sich zu gewinnen und zu halten; - um über einen besseren „Herkunftsregion-Effekt“ die Exporte in Schwung zu bringen; - um sich die Komplementarität der Stärken von entwickelten Volkswirtschaften und Übergangswirtschaften zunutze zu machen. Die Vorteile einer Ressourcenbündelung liegen auf der Hand: Sie sorgt für einen größeren Aktionsradius und mehr Beachtung, bietet Größenvorteile und bringt mehr Ressourcen für eine transnationale Produktentwicklung. Trotz des auf hoher Ebene bestehenden Interesses an gemeinsamer Werbung entwickeln sich die Vermarktung und das Markenprofil der Region noch nicht strukturiert und systematisch. Der Ostseeraum ist auch kein Raum mit einer gemeinsamen Identität und einem anerkannten Image. Die Region präsentiert sich nicht mit einer gemeinsamen Identität, die eine angemessene Markenprofilierung stützen könnte. Es werden dringend Maßnahmen benötigt, die ein stärkeres „Wir-Gefühl“ in der Region erzeugen. Wie sich eine Region darstellt und wie sie auf Außenstehende wirkt, kann auch die Art und Weise beeinflussen, wie sie von Einheimischen gesehen wird, und umgekehrt. Die Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum liefert einen Rahmen für Koordinierung und Zusammenarbeit und zugleich eine langfristige Perspektive für Maßnahmen zur Ausprägung des Markenprofils der Region und zur regionalen Identitätsstiftung. Diesen Rahmen gilt es mit Inhalt und mit Projekten auszufüllen, und die verschiedenen ostseeweiten, nationalen, regionalen und lokalen Akteure sind aufgerufen, dieser Aufgabe in den verschiedenen Schwerpunktbereichen auf koordinierte, integrative und kooperative Weise nachzukommen. Markenprofilierung und regionale Identitätsstiftung ist ein Querschnittsthema. Für viele Schwerpunktbereiche – wie zum Beispiel „Schifffahrt“, „Tourismus“, „Kultur“, „Innovation“ und „KMU“ – liegen bereits entsprechende Agenden vor. Bei der horizontalen Aktion „Promo“ wird eine enge Zusammenarbeit mit allen einschlägigen Schwerpunktbereichen und anderen regionalen Akteuren erfolgen, um die Sensibilisierung für verschiedene Komponenten des Markenprofils der Region zu erhöhen und die Akteure zusammenzubringen, damit sie komplementäre Elemente ausfindig machen und ihre Ressourcen bündeln. Zu den beteiligten Interessenvertretern könnten politische Entscheidungsträger, Vertreter der lokalen Bevölkerung und Experten aus Staaten, Städten und Regionen des Ostseeraums gehören. Beispielsweise könnten Agenturen für Tourismus- und Investitionsförderung, Hochschulen, Kulturveranstalter und NRO dazu beitragen, dass die gesteckten Vorgaben erreicht werden. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der federführenden Partner für die horizontalen Aktionen wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Angaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. 192 Die Zielvorgabe besteht darin, die Anzahl der gemeinsamen Werbe- und Marketingmaßnahmen des Ostseeraums und die Häufigkeit der Zusammenarbeit des Ostseeraums auf kulturellem Gebiet sowohl innerhalb als auch außerhalb der Region zu erhöhen. Unter „gemeinsamer Bewerbung“ sind Aktivitäten zu verstehen, deren Beteiligte mindestens zwei Länder des Ostseeraums vertreten. Messen lässt sich die Vorgabe in konkreten Vermarktungsprojekten, Produkten, Kampagnen und Veranstaltungen (etwa Tourismuswerbung, Investitionsförderung, Bewerbung des Ostseeraums als Hochschulstandort, transnationale Kulturaktivitäten). Ziel Indikator Baseline Vorgabewerte/ Situation Informationsquellen Gemeinsame Bewerbung der Region Gemeinsame Markenprofilierungselemente für den Ostseeraum wie: - gemeinsame Werbekampagnen und -veranstaltungen; - gemeinsame Vermarktungsprodukte; - Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet. Anzahl der gemeinsamen Werbekampagnen, -veranstaltungen und -produkte sowie Häufigkeit der kulturellen Zusammenarbeit in den vergangenen drei Jahren. Lageanalyse zum Thema „Place Branding und Place Promotion im Ostseeraum“. Alle zwei Jahre Aktualisierung durch federführende Partner der horizontalen Aktion Gemeinsame Bewerbung der regionalen Identität Gemeinsame Lokalnachrichten in Medien des Ostseeraumes (NewsWave-Dienste nach dem Vorbild von PressEurope). Da keine Dienste existieren, die mit NewsWave vergleichbar wären, kann es keine Standards geben (lediglich polennu.dk und PressEurope als Vergleich). Erhöhung der Anzahl der gemeinsamen Werbekampagnen, veranstaltungen und produkte sowie der Häufigkeit der kulturellen Zusammenarbeit, gemessen an den vergangenen drei Jahren, so dass bis 2016 ein gemeinsamer Rahmen für eine kohärente und dauerhafte Zusammenarbeit vorliegt. Einführung eines Mediums, das den gesamten Ostseeraum abdeckt (bisher nicht vorhanden). Google Analytics: Anzahl der Nachrichten im Zusammenhang mit dem Ostseeraum und Anzahl der Abonnenten. Aktionen und Vorzeigeprojekte Zu den Aktionen Öffentlichkeitswirkung, gehören Maßnahmen politische zur Sensibilisierung Rundtischveranstaltungen, und Verstärkung Meinungsumfragen der und Werbekampagnen zur Bekanntmachung der Region, insbesondere in den Bereichen Tourismus, Investitionsförderung und Talentegewinnung. Als Werbung für die Region ebenfalls geplant ist eine „PR-Kampagne für ein positives Image des Ostseeraumes“. 193 Die jüngste Lageanalyse zum Thema „Place Branding und Place Promotion im Ostseeraum“ wurde 2010 vom Baltischen Entwicklungsforum (BDF) im Rahmen des unter Federführung der Stadt Helsinki umgesetzten Projekts BaltMet Promo vorgenommen. BaltMet Promo war ein Pilotprojekt zur Erstellung transnationaler Produkten und Dienstleistungen aus dem Ostseeraum für Touristen, Talente und Investoren auf den globalen Märkten. Während der Laufzeit des Projekts verfassten die federführenden Partner der horizontalen Aktion zudem eine Studie zur Geschichte der Identität der Region und führten mehrere Werbekampagnen durch. Aktion: Förderung der gemeinsamen Bewerbung der Region Von den federführenden Partnern der horizontalen Aktion werden in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren aus dem Ostseeraum jährliche/zweijährliche Veranstaltungen ausgerichtet, bei denen Organisationen eines umfangreichen Ostseeraum-Interessenspektrums zusammengeführt werden (staatliche, regionale und städtische Akteure, NRO, Unternehmen, Ostseeraum-Netze), um sich über die Ostseeregion betreffende Themen auszutauschen und auch um Möglichkeiten zur Zusammenarbeit in zahlreichen Bereichen ausfindig zu machen, unter anderem über die gemeinsame Ankurbelung neuer Projekte. Vor kurzem wurde ein Netzwerk der Investitionsförderungsagenturen des Ostseeraums ins Leben gerufen. Außerdem besteht Interesse an einer Hochschulzusammenarbeit in der Region. Konkrete Kooperationen befinden sich im Stadium der Entwicklung. Vorzeigeprojekte ONE BSR („1 Ostseeraum“) ist ein übergreifendes Projekt, das Markenprofilierungselemente für den Ostseeraum zusammenträgt und eine aufwändige Zusammenstellung von Bildern und Identitäten der Region produziert. Die Anziehungskraft des Ostseeraums, für die im Rahmen des Vorläuferprojekts BaltMet Promo auf entfernten Märkten erfolgreich der Beweis angetreten wurde, soll in Zusammenarbeit mit privaten Partnern und lokalen Akteuren in maßgeschneiderte BSR-Angebote für Touristen, Talente und Investoren einfließen. ONE BSR erleichtert den Dialog im Ostseeraum über Markenprofilierung und regionale Identitätsstiftung. Federführung: Stadt Helsinki. Termin: September 2014. Aktion: Regionale Identitätsstiftung Vorzeigeprojekt NewsWave ist eine regionale Website mit tagesaktuellen Nachrichten, die den Informationsaustausch und die grenzüberschreitende Kommunikation in der Makroregion Ostsee verbessern und für eine ausgeprägtere regionale Identität bzw. ein Wir-Gefühl werben 194 soll. Im Rahmen des Projekts NewsWave sollen lokale junge Nachrichtenbeobachter dafür gewonnen werden, Beiträge für die Website zu verfassen. Alle Nachrichten werden an ein Empfängernetz in allen Ländern weiterverbreitet (Zeitungen, Nachrichtenagenturen und Zeitschriften). Ein Netz von Bloggern aus allen Ländern wird an die Website angeschlossen. NewsWave soll die Informationslücke in der Region schließen und den dringenden Bedarf an mehr Meldungen laut EUSBSR-Plan decken. Zielgruppe sind Bürger, Unternehmen, politischen Entscheidungsträger, Experten und die Kreativgemeinschaft der Region zusammen. Die Website wird in englischer Sprache, politisch neutral, interaktiv und tolerant gehalten sein und auf die besten Traditionen des öffentlich-rechtlichen Journalismus zurückgreifen. Ein professionelles „Medienboard“ wird eingesetzt. NewsWave ist ein Pilotprojekt im Rahmen des Projekts ONE BSR. Bei Erfolg wird es ausgebaut und in einem Nachfolgeprojekt weiterentwickelt. Federführung: Baltisches Entwicklungsforum. Termin: Pilotphase im Rahmen von ONE BSR endet im September 2014, Verlängerungsphase: noch festzulegen. 195 HA Raumplanung – Anregung zur Anwendung der Meeresraumplanung und der terrestrischen Raumplanung in allen Mitgliedstaaten an der Ostsee und Entwicklung einer gemeinsamen Vorgehensweise für grenzüberschreitende Zusammenarbeit Koordinierung: VASAB und HELCOM http://www.helcom.fi/groups/en_GB/MSPWG/ Diese horizontale Aktion ist von maßgeblicher Bedeutung für die Einheitlichkeit der Maßnahmen und für die Aufrechterhaltung einer integrierten Vorgehensweise. Ohne eine klare Vorstellung von der Region und ohne Kenntnis sensibler Bereiche und Bevölkerungsgruppen, wirtschaftlicher Zwänge und anderer Faktoren ist eine nachhaltige Entwicklung nicht möglich. Dies gilt für die Lage auf dem Meer ebenso wie für die Situation an Land. Durch die zunehmende Aktivität in der Ostsee ist ein Wettbewerb um den begrenzten Meeresraum zwischen den verschiedenen Interessengruppen des Sektors (Schifffahrt und Seeverkehr, Kies- und Mineralienabbau, Offshore-Energiegewinnung, Hafenausbau, Tourismus, Fischfang, Aquakulturen usw.) entstanden, hinzu kommen umweltbezogene Vorbehalte.62 Die Meeresraumplanung (MRP) und das integrierte Küstenzonenmanagement (IKZM) sind ein wichtiges Hilfsmittel zur besseren Entscheidungsfindung. Sie helfen Nutzern, ein Gleichgewicht zwischen den Sektorinteressen herzustellen, die um den Meeresraum konkurrieren, und tragen zur Erreichung einer nachhaltigen Nutzung der Meeresgebiete bei, die der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung ebenso zugutekommt wie der Meeresumwelt. Die Entwicklung eines auf dem Ökosystem-Konzept und dem Küstenmanagement basierenden Meeresplanungssystems für die Ostsee wird durch einzelstaatliche Maßnahmen ebenso wie durch eine allgemeine, grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Umsetzung der Meeresraumplanung in der Ostsee in Anlehnung an die regionalen Grundsätze vorangetrieben, die von allen Ostseeländern im Rahmen von VASAB (Leitbild und Strategien für den Ostseeraum) und der HELCOM angenommen wurden. Diese für die Ostsee maßgeschneiderten regionalen Grundsätze der Meeresraumplanung stehen im Einklang mit den gemeinsamen EUPrinzipien, wie sie im Fahrplan der Kommission für die Meeresraumplanung verankert sind. Die EU und die HELCOM-Vertragsstaaten haben im Zusammenhang mit dem HELCOMOstseeaktionsplan vereinbart, einen integrierten MRP-Prozess zu entwickeln. Außerdem sind mehrere Initiativen angelaufen, mit denen die Meeresraumplanung im Rahmen von VASAB, der HELCOM, des 62 Siehe z. B. Ökoregionales Programm des WWF für den Ostseeschutz: Future Trends in the Baltic Sea, WWF 2010. 196 Regionalbeirats für die Ostsee und des Nordischen Ministerrats vorangetrieben werden soll. Über das inzwischen abgeschlossene Projekt „Plan Bothnia“ startete die Europäische Kommission vorbereitende Aktionen, um die Umsetzung der Grundsätze der Meeresraumplanung in einem grenzüberschreitenden Umfeld im Ostseeraum zu testen. Das transnationale INTERREG-Projekt „BaltSeaPlan“ ist ein weiteres wichtiges Projekt, das in diesem Zusammenhang bereits durchgeführt wurde. Die 2010 von HELCOM und VASAB eingesetzte gemeinsame Arbeitsgruppe Meeresraumplanung hat sich zur regionalen Plattform für die Zusammenarbeit zwischen den Ländern des Ostseeraums entwickelt, mit der für kohärente Meeresraumplanungsprozesse im grenzüberschreitenden Kontext gesorgt wird. Dieser wichtige Prozess bedarf in den Teilnehmerländern der Unterstützung auf höchster politischer Ebene. Die terrestrische Raumplanung erfolgt in allen Ländern des Ostseeraums auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. VASAB63 hat eine gemeinsame Plattform eingeführt, über die sich Partner treffen, vernetzen sowie Wissen und Erfahrungen austauschen können, und eine erste gemeinsame Raumplanungsvision für den Ostseeraum formuliert: „Leitbild und Strategien für den Ostseeraum 2010“ – (VASAB 2010), die 1994 in Tallinn von den zuständigen Ministern für Raumplanung angenommen wurde. Die Langzeitperspektive für die territoriale Entwicklung des Ostseeraums (LPT = Long Term Perspective for the Territorial Development of the Baltic Sea Region) im Rahmen von VASAB64 ist der jüngste Beitrag zu diesen Bemühungen und sollte von den Koordinatoren der anderen Schwerpunktbereiche im Hinblick auf die Zielsetzungen, Bedingungen und Auswirkungen ihrer jeweiligen Maßnahmen im Bereich der Raumplanung berücksichtigt werden. Die Langzeitperspektive konzentriert sich auf Themen, die transnationale Lösungen erfordern, wie Städtevernetzung und die Zusammenarbeit von Stadt und Land, die Verbesserung der externen und internen Anbindung und die Entwicklung der Meeresraumplanung. Als Bestandteil des Prozesses zur Umsetzung der Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum wird die Langzeitstrategie über eine Reihe von kurz- bis mittelfristigen und langfristigen Aktionen zusammen mit Interessenträgern der Region verwirklicht. Besonderer Aufmerksamkeit bedürfen die territorialen Verwerfungen im Ostseeraum: 1) das Ost-West-Gefälle und 2) das Nord-Süd-Gefälle (hier geht es insbesondere um die bessere Einbindung der Gebiete im Nordosten des Ostseeraums in die Netzwerke dieses Raums). Die Umsetzung der Langzeitstrategie sollte mithilfe weiterer Aktionen in verschiedenen Schwerpunktbereichen und über transnationale Projekte fortgesetzt werden. VASAB – Leitbild und Strategien für den Ostseeraum – ist ein zwischenstaatliches Netzwerk von 11 Ländern des Ostseeraums, das sich für Raumplanung und -entwicklung im Ostseeraum einsetzt. 64 Angenommen von den für Raumplanung und -entwicklung im Ostseeraum zuständigen Ministern im Oktober 2009 in Vilnius. 63 197 Ein Beispiel ist das ESPON-Projekt „BSR-TeMo“, das durch die Entwicklung eines indikatorgestützten Überwachungssystems Belege zur Territorialentwicklung und Kohäsion im Ostseeraum liefern soll. Dieses Überwachungssystem wird aus einer politischen Dimension im Zusammenhang mit der Förderung des territorialen Zusammenhalts im Ostseeraum und einer methodischen Dimension mit dem Ziel bestehen, ein indikatorgestütztes System zur Überwachung der Territorialentwicklung im Ostseeraum zu erarbeiten. Der VASAB-Ausschuss für Raumplanung und -entwicklung im Ostseeraum sollte in enger Zusammenarbeit mit dem Rat der Ostseestaaten weiterhin als Plattform zur Koordinierung der territorialen Entwicklungsmaßnahmen in der Region fungieren. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der federführenden Partner für die horizontalen Aktionen wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Angaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Indikator Baseline Zielvorgabe/Termin Datenquellen Aufstellung und Einsatz grenzüberschreitender ökosystemgestützter Meeresraumpläne. 2011 nicht vorhanden. Pilotpläne 2013. Europäische Kommission, GD MARE, einzelstaatliche Ministerien, Arbeitsgruppe Meeresraumplanung von HELCOM und VASAB, gegebenenfalls Berichte über europäische Programme für die territoriale Zusammenarbeit: „Plan Bothnia“ und „BaltSeaPlan“. Aufstellung und Anwendung in der gesamten Region 2020. Die Umsetzung dieser horizontalen Aktion steht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Indikatoren und Vorgaben auf strategischer Ebene für die EUSBSR im Rahmen des Ziels „Rettung der Ostsee“. Bei diesem Indikator wird davon ausgegangen, dass die Ostseeanrainerstaaten die Erarbeitung nationaler Meeresraumpläne unter Zugrundelegung eines Ökosystemansatzes anstreben sollten und dass die Planung in einem grenzübergreifenden Zusammenhang stehen sollte, was eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit einschließt. Dieser Indikator steht gleich in Bezug auf mehrere Ziele in Zusammenhang mit den Indikatoren und Zielvorgaben auf strategischer Ebene für die EUSBSR, darunter auch das Teilziel „Gute Verkehrsbedingungen“ (bessere interne und externe Verkehrsanbindung) und das Teilziel „Verbesserte 198 allgemeine Wettbewerbsfähigkeit der Ostseeregion“ (positiver Einfluss auf den Abbau der Unterschiede im durchschnittlichen BIP und dem Index der menschlichen Entwicklung zwischen den am besten und den am schlechtesten abschneidenden Mitgliedstaaten in der Region). Allgemeines Ziel dieser horizontalen Aktion ist es, im Ostseeraum bis 2030 eine von territorialem Zusammenhalt geprägte Perspektive zu erreichen – d. h. dass die Region bis dahin eine gut integrierte und kohärente Makroregion ist und sie das sozioökonomische Entwicklungsgefälle zwischen ihren einzelnen Teilen überwunden und es verstanden hat, die globalen Herausforderungen in Pluspunkte zu verwandeln. Aktionen und Vorzeigeprojekte Vorzeigeprojekt PartiSEApate – Multi-Level-Governance in der Meeresraumplanung der gesamten Ostseeregion. Hauptziel des Projekts ist es, einen ostseeraumweiten Ansatz zu Meeresthemen zu entwickeln, deren räumliche Dimension über die Landesgrenzen hinausreicht (d. h. Naturschutzgebiete, Verbundnetze oder Schifffahrtswege), und somit einen transnationalen Rahmen für die Multi-Level-Governance in der MRP zu schaffen. Die Partner sollen ein Konzept für einen institutionellen Rahmen für die Meeresraumplanung und ein GovernanceModell für die kohärente Planung grenzübergreifender Themen (einschließlich transnationaler Konsultationen und eines Netzes für den MRP-Datenaustausch) erarbeiten, das Denkansätze für politische Entscheidungen liefert, die in den Ländern des Ostseeraums auf Ministerebene getroffen werden. Das Projekt baut auf den Ergebnissen bestehender Netze, der Arbeitsgruppe Meeresraumplanung von HELCOM und VASAB und den bereits abgeschlossenen Ostseeprojekten „PlanBothnia“, „BaltSeaPlan“, „PlanCoast“, „East-WestWindow“ und „BaltCoast“ auf. Um die Qualität und Resultate der ergebnisorientierten transnationalen Maßnahmen zur Meeresraumplanung zu fördern und zu verbessern, wurden bei der Planung des Projekts die Erkenntnisse dieser abgeschlossenen Projekte zugrunde gelegt. Das Projekt besteht aus zwei Säulen. Die erste befasst sich mit der praktischen Überprüfung der im Ostseeraum vorhandenen Dokumente, Leitlinien und Grundsätze für eine grenzüberschreitende Meeresraumplanung. Die zweite Säule strebt eine stärkere Einbeziehung transnationaler Interessengruppen in die Meeresraumplanung im Ostseeraum an. Die Initiative für dieses Projekt geht von den für die Meeresraumplanung im Ostseeraum zuständigen Behörden, Forschungskreisen und Nichtregierungsorganisationen aus. Insgesamt 11 Partner aus nahezu allen Ländern des Ostseeraums haben sich ihm bereits angeschlossen. Die Arbeitsgruppe Meeresraumplanung von HELCOM und VASAB hat die Funktion einer Beratergruppe für das Projekt übernommen. Eine Kofinanzierung kommt aus dem EU-Programm für den Ostseeraum 199 2007-2013. Projektlaufzeit: Juni 2012 bis September 2014. Federführung: Meeresinstitut Gdańsk, Polen. Termin: 2014. Fortschrittskontrolle: HELCOM-Ministertreffen 2013 und VASAB-Ministerkonferenz 2014. 200 HA Nachhaltige Entwicklung und Bioökonomie Koordinierung: Nachhaltige Entwicklung – Sekretariat des Rates der Ostseestaaten Bioökonomie – Nordischer Ministerrat www.cbss.org; www.norden.org 1. Nachhaltige Entwicklung Das Konzept und politische Leitprinzip der nachhaltigen Entwicklung vereint wirtschaftliche, umweltbezogene und soziale Ziele. Viele der globalen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit stellen sich auch im Ostseeraum. Zu nennen wären der zunehmende Energiebedarf, der Klimawandel und die nicht nachhaltige Nutzung der Naturressourcen im Meer und an Land. Auf der UN-Konferenz „Rio+20“ waren sich die Teilnehmer der Notwendigkeit bewusst, die nachhaltige Entwicklung weiter systematisch auf allen Ebenen zu etablieren, ihre wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aspekte unter Berücksichtigung der zwischen ihnen bestehenden Verbindungen zu integrieren und so eine nachhaltige Entwicklung in allen ihren Dimensionen herbeizuführen.65 Anliegen dieser horizontalen Aktion ist es, im Zusammenwirken mit den jeweiligen Schwerpunktbereichen innerhalb der Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum und im Einklang mit der Strategie Europa 2020 und deren Leitinitiativen zur Ressourceneffizienz, dem vorgeschlagenen 7. Umweltaktionsprogramm und der Strategie der EU für eine nachhaltige Entwicklung die Entwicklung des Ostseeraums zu einer nachhaltigen und prosperierenden Makroregion zu fördern, über empfehlenswerte Praktiken zu informieren und bei der Erarbeitung innovativer Verfahren zur Umsetzung der Themen der horizontalen Aktion behilflich zu sein. Die horizontale Aktion verfolgt einen länder- und sektorübergreifenden integrierten Ansatz gegenüber der globalen Herausforderung einer nachhaltigen Entwicklung; sie verknüpft die vorhandene transnationale öffentliche, sektorgebundene und NRO-gestützte Zusammenarbeit mit der regionalen Entwicklung, Forschungsprojekten und anderen Aktivitäten im Rahmen der EUSBSR; gleichzeitig werden potenzielle Lücken ermittelt und geschlossen sowie neue Potenziale erschlossen. Im Mittelpunkt der Aktivitäten dieser horizontalen Aktion, deren übergeordnetes Thema die nachhaltige Entwicklung ist, stehen der Klimawandel und die Förderung des Ostseeraums als „grüne Region“. 65 2012, Schlussdokument der UN-Konferenz http://sustainabledevelopment.un.org/futurewewant.html. „Rio+20“ „Die Zukunft, die wir wollen“, 201 Ziele der horizontalen Aktion: 1) Verbesserung der Abstimmung und der Synergien zwischen den Initiativen und Projekten, die der nachhaltigen Entwicklung im Ostseeraum gelten; 2) Förderung eines nachhaltigen Verbrauchs und einer nachhaltigen Produktion sowie einer nachhaltigen Lebensweise im Ostseeraum; 3) Zusammenführung der Erkenntnisse und Verbreitung von guten Beispielen, Methoden und Erfahrungen in diesem Bereich für die breite Öffentlichkeit im Ostseeraum sowie Erleichterung von Folgeaktionen und integrativen sektorübergreifenden politischen Diskussionen sowie einer Abstimmung der politischen Maßnahmen in den Ländern des Ostseeraums; 4) Unterstützung des Übergangs zu einem klimagerechten und CO2-armen Ostseeraum; 5) Bündelung bereits vorhandener Maßnahmen und Projekte im Bereich Klimaschutz und Förderung eines Dialogs zwischen Wissenschaft und Politik; 6) Aufbau von Netzwerken und eines Dialogs über Länder- und Sektorgrenzen hinweg zwischen den Akteuren im Ostseeraum zur Entwicklung einer gemeinsamen Datenbank und Wissensbasis sowie gemeinsamer Methoden und Strategien für den Klimaschutz auf makroregionaler Ebene. Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der federführenden Partner für die horizontalen Aktionen wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Angaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Ziel/Teilziel Indikator Baseline-Wert (2012) Zielvorgabe/Termin Informationsquellen für Baseline und Vorgabe Zusammenarbeit: Verbesserte Abstimmung und Synergien zwischen Kooperationsinitiativen des öffentlichen Sektors und von NRO, Projekten und Akteuren im Bereich nachhaltige Entwicklung im Ostseeraum. Anzahl der makroregionalen Projekte, die zur Einbindung nachhaltiger Entwicklungsziele in Aktionspläne der nationalen, der regionalen oder der lokalen Ebene führen. Anteil des Ostseeraums am EU-Verbrauch von Energie, die aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, und Höhe der Treibhausgasemissionen. Noch zu bestätigen. 30. Zuständige nationale Ministerien in den Ländern des Ostseeraums; EU: Programme für europäische territoriale Zusammenarbeit BLA21F; ICLEI; Programm BONUS. Werte für 1990. Erreichen der 2020-Ziele für den Anteil der erneuerbaren Energien durch die Länder des Ostseeraums, wie in dem Klima- und Energiepaket der Eurostat. Abschwächung der Folgen des Klimawandels: Entwicklung zu einer CO2-armen Region. 202 Energieeffizienzindex. Anpassung an den Klimawandel: Entwicklung zu einer Region, die an die voraussichtlichen Folgen des Klimawandels angepasst ist Durchschnitt für den Ostseeraum 2010 = xy %.66 Makroregionale Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (CCAS) und Aktionsplan dazu wurden in den Ländern des Ostseeraums entwickelt und bestätigt; Annahme nationaler Konzepte zur Anpassung an den Klimawandel. 0 Überarbeitung/ Annahme transnationaler und nationaler politischer Dokumente zu den Auswirkungen des Klimawandels im Ostseeraum. Noch zu bestätigen. 0 Noch zu bestätigen. EU vorgesehen. Erreichen der Ziele für die Verringerung der THG-Emissionen in Nicht-EHSSektoren durch die Länder des Ostseeraums bis 2020.67 Europa-2020-Ziel für die Energieeffizienz bis 2020 sollte für die Ostseestaaten angepasst werden.68 Übersicht bis 2013 fertiggestellt. CCAS von allen EUMitgliedstaaten des Ostseeraums bis 2010 bestätigt. Konzepte zur Anpassung an den Klimawandel von allen EUMitgliedstaaten des Ostseeraums bis 2020 angenommen. Anzahl bis 2015 Die jahresbezogenen EUROSTAT-Daten sind mit zwei Jahren Zeitverzögerung verfügbar. Projekt BALTADAPT. Zuständige nationale Ministerien in den Ländern des Ostseeraums. Nationale Ministerien; Europäische Kommission. Aktionen und Vorzeigeprojekte Aktion: „Grüne Wirtschaft“ 66 Die Projektionen aus dem Jahr 2007 ergaben für 2020 einen Primärenergieverbrauch der EU von 1842 Mio. t RÖE. (Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Energieeffizienz, zur Änderung der Richtlinien 2009/125/EG und 2010/30/EU und zur Aufhebung der Richtlinien 2004/8/EG und 2006/32/EG). 67 Wie im Beschluss der Kommission zur Festlegung der jährlichen Emissionszuweisungen an die Mitgliedstaaten festgelegt. 68 Jeder Mitgliedstaat legt ein indikatives nationales Energieeffizienzziel fest, das sich entweder auf den Primärenergie- oder den Endenergieverbrauch oder auf die Primärenergie- oder Endenergieeinsparungen oder auf die Energieintensität bezieht. Eine Senkung um 20 % würde 2020 1474 Mio. t RÖE ergeben, d. h. 368 Mio. t RÖE weniger als in den Projektionen angegeben. 203 Der Ostseeraum verfügt über ein großes Potenzial als Modellregion für eine grüne, also umweltgerechte Wirtschaft und einen weltweiten Spitzenplatz in puncto Entwicklung von wissensintensiven Erzeugnissen und Dienstleistungen, Ökoinnovationen und Umwelttechnologien, mit denen die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden kann und neue Geschäftsmöglichkeiten, die gleichzeitig nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt begrenzen, hervorgebracht werden können. Eine umweltschonendere Wirtschaft zieht eine Diversifizierung der Erzeugnisse und Dienstleistungen nach sich und schafft neue Beschäftigungsmöglichkeiten, wobei zugleich die Artenvielfalt und die natürlichen Ressourcen erhalten und geschützt sowie das Wohlergehen der Menschen und die Gleichstellung gefördert werden. In den vergangenen zehn Jahren haben viele Länder des Ostseeraums beachtliche Erfahrungen bei der Entwicklung von nachhaltigen Energielösungen und umweltfreundlichen Technologien in verschiedenen Bereichen gesammelt, so zum Beispiel in der Land- und Forstwirtschaft, der Wasserwirtschaft, der Abfallbewirtschaftung oder in Bezug auf eine gesunde Lebensweise. Große Unterschiede bestehen jedoch nach wie vor bei den sozioökonomischen Entwicklungen und auch bei der Umsetzung nachhaltiger Praktiken. Damit der Ostseeraum gegenüber künftigen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen gewappnet ist, müssen makroregionale Ansätze zu diesen Fragen entwickelt werden. Ziel der Aktion ist es, Umwandlung des Ostseeraums zu einer grünen Region zu unterstützen, die zu besserem menschlichen Wohlbefinden und sozialer Gerechtigkeit führt und gleichzeitig Umweltrisiken und ökologische Knappheiten deutlich verringert69. Vorzeigeprojekte Umweltfreundliche öffentliche Beschaffung im Ostseeraum, in Zusammenarbeit mit dem Schwerpunktbereich KMU. Auf das öffentliche Auftragswesen entfallen 16-20 % des BIP in Europa. Diese ungemein hohen Beträge aus dem öffentlichen Sektor können den Markt durch Entscheidungen in Kenntnis der Sachlage in eine nachhaltigere Richtung lenken. Ein nachhaltiges Beschaffungswesen kann Impulse für Innovationen geben und den öffentlichen Sektor zu einer treibenden Kraft bei der Entwicklung einer grünen Wirtschaft machen. Im Rahmen des Projekts „Umweltfreundliche öffentliche Beschaffung im Ostseeraum“ soll innerhalb der wichtigsten für die öffentliche Auftragsvergabe zuständigen Stellen des ganzen Ostseeraums ein umfangreiches Programm zum Aufbau von Kapazitäten im Bereich der umweltgerechten öffentlichen Beschaffung eingeführt werden, das bei umfangreichen UNEP 2011, „Towards a Green Economy: Pathways to Sustainable Development and poverty eradication – a synthesis for policy makers“. www.unep.org/greeneconomy. 69 204 öffentlichen Auftragsvergaben auf gemeinsam angewandten Schulungsmaterialien und gemeinsamen Beschaffungsaktionen im gesamten Ostseeraum basiert. Mit dem Erwerb von innovativen, ökoeffizienten Waren und Dienstleistungen kommt es zu einer deutlichen Verringerung der Umweltbelastung und zum Aufbau des notwendigen Know-how der erforderlichen Kapazitäten. Federführung: Schwedischer Umweltrat, SEMCO. Termin: 31. Dezember 2013. EFFECT – Dialogplattform für Energie und Ressourceneffizienz im Ostseeraum. Wichtigstes Ziel von EFFECT ist die Erfassung, Förderung und Verbreitung bewährter Verfahren im Bereich Ökoeffizienz, die das Interesse von Städten, Dörfern und Teilregionen des Ostseeraums und auch anderer einschlägiger Akteure der lokalen, der regionalen, der nationalen und der Ostseeraum-Ebene wecken und sie in die Lage versetzen, gemeinsam Konzepte und konkrete Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, mit denen sie ihre Energie- und Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit und Belastbarkeit erhöhen können, und die Anreize für eine umweltgerechtere Wirtschaft bieten. Auf lange Sicht werden diese Maßnahmen zum Entstehen stärker belastbarer Gesellschaften und zur Förderung des Ostseeraums als grüne Region beitragen. Federführung: CBSS-Baltic21. Termin: 31. August 2015. Aufbau eines Netzwerks nachhaltiger Städten und Dörfer. Anliegen des Projekts ist der Austausch von Kenntnissen und empfehlenswerten Praktiken im Zusammenhang mit Verfahren für eine umweltverträgliche Stadtbewirtschaftung. Federführung: Schweden. Termin: 31. August 2015. Ökodörfer (Ecovillages). Mit dem Ecovillages-Projekt soll die Entwicklung von Ökodörfern als nachhaltigeres Modell für das Leben in ländlichen Gebieten des Ostseeraums gefördert werden. Federführung: Litauen. Termin: Dezember 2013. Potenzielle Vorzeigeprojekte und Maßnahmen:70 REALS: Resilience and Ecology approaches for living Sustainability (Belastbarkeits- und Ökologieansätze für lebendige Nachhaltigkeit). Ziele des Projekts sind der Erfahrungsaustausch zu Umwelttechnologien für die ländliche Entwicklung und die Förderung des Gedankens nachhaltigerer Lebensweisen in der städtischen und der ländlichen Gesellschaft des Ostseeraums. Zusätzlich zu den Vorzeigeprojekten wird mit folgenden weiteren Ergebnissen der horizontalen Aktion gerechnet: 70 Bei den hier aufgezählten potenziellen Projekten handelt es sich um erste Ideen, über die im Rahmen der CBSSExpertengruppe für nachhaltige Entwicklung, Baltic 21, weiter beraten und entschieden werden sollte. 205 - verbesserte Abstimmung und Synergie zwischen Initiativen zu verschiedenen Aspekten der nachhaltigen Entwicklung; - Bündelung der einschlägigen Projekte; - Verbreitung empfehlenswerter Verfahren und Beispiele auf diesem Gebiet und Erleichterung sektorübergreifender politischer Diskussionen. Dazu könnte auch eine Konferenz unter dem Motto Eine grüne Landwirtschaft für eine blauere Ostsee (Green Agriculture for a Bluer Baltic Sea, GABBS) gehören. Dabei handelt es sich um eine ostseeraumweite Agrar-Umwelt-Konferenz mit dem Ziel, zwischen dem Agrar- und dem Umweltsektor Kenntnisse und Beispiele für bewährte Praktiken aus dem Bereich Agrar-Umwelt-Technologien im Ostseeraum auszutauschen und auf diese Weise an Land zur Rettung des Meeres beizutragen. Die Konferenz wird in Zusammenarbeit mit Projekten für den Ostseeraum (Baltic Manure, Baltic Compact, Baltic Deal und Beras), die sich einer nachhaltigen Landwirtschaft verschrieben haben, und mit den Schwerpunktbereichen „Nutri“ und „Agri“ organisiert. Aktion: „Klimawandel und Abmilderung der Folgen“ Der Klimawandel gehört derzeit zu den brennendsten Umweltthemen in der Welt. Bereits jetzt sind die Folgen des Klimawandels sichtbar, im Ostseeraum ebenso wie in der übrigen Welt. Viele Länder haben die Senkung der Treibhausgasemissionen zu ihrer wichtigsten Priorität in Sachen Umwelt erhoben. Es bedarf jedoch weiterer Maßnahmen, um die Klimaänderung unter der 2°C-Grenze zu halten. Unsere Region verfügt über ein großes Potenzial für Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien – sie kann Meer, Wind und Biomasse nutzen und damit unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern – und auch über ein gewaltiges Potenzial auf dem Gebiet der Energieeffizienz. Vorzeigeprojekte Vollständige Umsetzung der Energieeffizienz-Initiative EU–Russland, insbesondere der jährlichen Arbeitsprogramme der gemeinsamen thematischen Arbeitsgruppe EU–Russland für Energieeffizienz im Rahmen des Energiedialogs EU–Russland, die von der EU und von der russischen Seite gemeinsamen umzusetzen sind. Federführung: Europäische Kommission, GD ENER. Termin: noch festzulegen. Aktion: „Anpassung an den Klimawandel“ Der Klimawandel gehört derzeit zu den brennendsten Umweltthemen. Die Ostsee mit ihren Küstenzonen bildet eine besondere Ökoregion, in der auch mit konkreten Auswirkungen des Klimawandels zu rechnen ist. Somit teilen die Ostseeanrainerstaaten eine gemeinsame Anfälligkeit gegenüber dem Klimawandel mit dessen möglichen Folgen für die Sicherheit der Menschen, die Umwelt und die Wettbewerbsfähigkeit. Es kommt darauf an, dem Klimawandel nicht nur 206 Minderungsmaßnahmen, nicht allein eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen entgegenzusetzen, sondern zugleich Strategien zur Anpassung sowohl an die bereits eingetretenen als auch an schon abzusehende Veränderungen zu entwickeln. In der Ostseeregion wurden bereits mehrere Initiativen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene zur Anpassung an den Klimawandel auf den Weg gebracht. Es sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich. Daher müssen sowohl die Länder als auch die einzelnen Sektoren im Ostseeraum zusammenarbeiten, wenn sie der Herausforderung, die die Anpassung an den Klimawandel darstellt, begegnen wollen. Auf der Basis des Wissens um die besonderen Auswirkungen des Klimawandels und ihrer Bewältigung innerhalb des Ostseeraums wird die Erarbeitung und Umsetzung einer makroregionalen Strategie und eines Aktionsplans für die Anpassung den Bemühungen um eine solche Zusammenarbeit zusätzlichen Nachdruck verleihen. Es ist notwendig, dass nationale, regionale und lokale Akteure gemeinsam auf die Anpassung hinarbeiten und dabei ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Datenbanken austauschen, dass sie nationale Strategien und Aktionspläne zur Klimaanpassung entwickeln und umsetzen und dass sie einander über bewährte Verfahren für spezielle Sektoren innerhalb des Ostseeraums informieren, die sich als wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig erwiesen haben. Es gilt sicherzustellen, dass die Strategie zur Anpassung an den Klimawandel mit den Aktionen auf EUEbene nach Maßgabe des entsprechenden Weißbuches der Europäischen Kommission im Einklang steht. Diese Frage könnte von der in dem Weißbuch vorgeschlagenen Lenkungsgruppe für Folgenbewältigung und Anpassung (Impact and Adaptation Steering Group, IASG) aufgegriffen werden. Eine regionale Strategie sollte die Komplementarität mit den EU-weiten Initiativen sicherstellen und sich auf Themen von grenzübergreifendem Interesse in der Region konzentrieren, wie z. B. folgende: Entwicklung einer gesicherteren Evidenzbasis zu den Auswirkungen und Folgen des Klimawandels, Sensibilisierung für den Handlungsbedarf; Sicherstellung von Fortschritten und deren Messung (unter Verwendung von Indikatoren als Benchmark für die Fortschrittsmessung) sowie Empfehlungen für ein frühzeitiges Handeln, damit die Anpassung in die politischen Schlüsselbereiche einbezogen wird. Das bedeutet, dass die vorhandenen Konzepte vor dem Hintergrund der Gefahren des Klimawandels zu überprüfen und Möglichkeiten für Anpassungsmaßnahmen zu betrachten sind. Zudem könnte in Erwägung gezogen werden, Russland in die operativen Bemühungen um gemeinsame Maßnahmen im Zusammenhang mit einer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel für den gesamten Ostseeraum einzubeziehen. 207 Vorzeigeprojekte BALTADAPT. Ziel ist die Entwicklung einer Anpassungsstrategie und eines Aktionsplans für den gesamten Ostseeraum. Dabei wird es sich um eine makroregionale Strategie mit Fokus auf die Meeres- und Küstengebiete des Ostseeraums handeln. Federführung: Dänemark, Verantwortlich für die Entwicklung der Strategie: Schweden. Termin: 2013. Potenzielle Vorzeigeprojekte71 Anpassung an den Klimawandel und Sicherheit der Bürger (in Zusammenarbeit mit dem Schwerpunktbereich „Safe“. Kosten-Nutzen-Analysen in Sachen Anpassung an den Klimawandel für den Ostseeraum sowie Aufbau und Nutzung gemeinsamer wissenschaftsbasierter Plattformen für konzeptionelle und sektorgebundene Dialoge, bei denen (in Zusammenarbeit mit den einschlägigen Schwerpunktbereichen) die Anpassung an den Klimawandel mit anderen Aspekten der nachhaltigen Entwicklung zusammengeführt wird. Zusammenarbeit im Bereich Klimawandel, in deren Rahmen eine Kooperation zwischen Schulen und Hochschulen, die auf diesem Gebiet tätig sind, angebahnt werden könnte (in Zusammenarbeit mit dem Schwerpunktbereichskoordinator Hamburg für „Bildung“). 71 Bei den hier aufgezählten potenziellen Projekten handelt es sich um erste Ideen, über die im Rahmen der CBSSExpertengruppe für nachhaltige Entwicklung, Baltic 21, weiter beraten und entschieden werden sollte. 208 2. Bioökonomie Der Ostseeraum besitzt alle Voraussetzungen, um eine weltweite Führungsposition in der nachhaltigen Erzeugung von Biomasse und in der Biomasse-Wertschöpfungskette einzunehmen. Wir verfügen über eine große Konzentration an Biomasse, eine gut entwickelte Infrastruktur, Wissen im technologischen und im Umweltbereich und eine langjährige Tradition der Zusammenarbeit der gesamten Region. Allerdings muss die Zusammenarbeit in der ganzen Region und in allen Bereichen ausgebaut werden. Außerdem gilt es, die Kooperation zwischen Forschung und Innovation, öffentlichen Organisationen und Privatwirtschaft auf makroregionaler, nationaler und lokaler Ebene zu verstärken. Das Konzept der Bioökonomie führt wirtschaftliche, ökologische und soziale Ziele zusammen. Viele der globalen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Herausbildung einer nachhaltigen Bioökonomie sind heute auch im Ostseeraum aktuell. Hierzu zählen unter anderem das Bevölkerungswachstum, der zunehmende Nahrungsmittelbedarf, erneuerbare Ressourcen für die Wirtschaft und die Energiegewinnung, der Klimawandel und insbesondere die nicht nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen im Meer und an Land. Auf der UN-Konferenz „Rio+20“ waren sich die Teilnehmer der Notwendigkeit bewusst, die nachhaltige Entwicklung weiter systematisch auf allen Ebenen zu etablieren, ihre wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aspekte unter Berücksichtigung der zwischen ihnen bestehenden Verbindungen zu integrieren und so eine nachhaltige Entwicklung in allen ihren Dimensionen herbeizuführen.72 Weltweit widmet sich die Bioökonomie dem Übergang von einer auf fossilen Grundstoffen beruhenden Wirtschaft zu einer mehr biobasierten Wirtschaft. Ziel der horizontalen Aktion ist es daher herauszufinden, wie diese Transformation als Instrument zur Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung genutzt werden kann. Die gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln, Bioenergie und anderen biobasierten Produkten erzeugt ein großes Potenzial für wirtschaftliches Wachstum. Sie birgt jedoch auch die Gefahr einer nicht nachhaltigen Entwicklung in sich. Dringend geboten ist eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltschädigung. Daher stehen im Mittelpunkt der horizontalen Aktion nachhaltige Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Biomasse zu Lebensmitteln, Bioenergie und biobasierten Produkten sowie die Erschließung der vorhandenen Lösungspotenziale für eine nachhaltige wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung. Dazu gilt es, die Kräfte zu bündeln und öffentliche und private Akteure zu engeren Partnerschaften zu führen. Die horizontale Aktion wird einen Beitrag zu den in der Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum enthaltenen allgemeinen Bestrebungen zur Förderung von Nachhaltigkeit und 209 Wohlstand leisten. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf einer nachhaltigen Produktion von Biomasse für Lebensmittel, Fasern und Energie, ihrer Nutzung unter Berücksichtigung ökologischer, technischer, sozialer und wirtschaftlicher Gesichtspunkte und ihrer Verknüpfung mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung. Die horizontale Aktion steht in engem Zusammenhang mit den einschlägigen Schwerpunktbereichen innerhalb der EUSBSR und steht im Einklang mit der Strategie Europa 2020 und dem Dokument „Innovation für nachhaltiges Wachstum: eine Bioökonomie für Europa“.73 Sie verfolgt einen länder- und sektorübergreifenden integrierten Ansatz gegenüber der globalen Herausforderung einer nachhaltigen Entwicklung; sie verknüpft die vorhandene transnationale öffentliche, sektorgebundene und NROgestützte Zusammenarbeit mit der regionalen Entwicklung, Forschungsprojekten und anderen Aktivitäten im Rahmen der EUSBSR; gleichzeitig werden potenzielle Lücken ermittelt und geschlossen sowie neue Potenziale erschlossen. Ziel der horizontalen Aktion ist es, 1) den Übergang zu einer Bioökonomie für den Ostseeraum zu unterstützen; 2) zu erkunden, wie sich die gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln, biobasierten Produkten für industrielle Zwecke und Bioenergie in nachhaltige Lösungen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette umwandeln lässt; die Abstimmung und Synergie zwischen den der Bioökonomie im Ostseeraum gewidmeten Initiativen und Projekten zu verbessern; 3) eine nachhaltige Erzeugung und Verwendung von Biomasse im Ostseeraum zu fördern; 4) bereits vorhandene Maßnahmen und Projekte im Bereich Bioökonomie zusammenzufassen und Dialoge zwischen Wissenschaft und Politik zu fördern; 5) die Kräfte zu bündeln und öffentliche und private Akteure zu engeren Partnerschaften zusammenzuführen; 6) im Ostseeraum über Länder- und Sektorgrenzen hinweg Netzwerke zu bilden und einen Dialog zwischen den Akteuren auf den Weg zu bringen, um eine gemeinsame Daten- und Wissensbasis sowie Methoden und Strategien für eine wissensbasierte nachhaltige Bioökonomie zu entwickeln; 7) die gewonnenen Erkenntnisse zusammenzufassen, gute Beispiele, Methoden und Erfahrungen einer breiten Öffentlichkeit im Ostseeraum zugänglich zu machen sowie Folgemaßnahmen, integrative sektorübergreifende politische Diskussionen und eine Abstimmung der politischen Strategien in den Ländern des Ostseeraums zu erleichtern. 2012, Schlussdokument der UN-Konferenz „Rio+20“ „Die Zukunft, die wir wollen“, http://sustainabledevelopment.un.org/futurewewant.html. 73 Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen: Begleitunterlage zu dem Dokument „Innovation für nachhaltiges Wachstum: eine Bioökonomie für Europa“, COM(2012) 60 final. 72 210 Zielvorgaben und Indikatoren Unter der Verantwortung der federführenden Partner für die horizontalen Aktionen wird 2013 ein umfassendes System für die Konzipierung, Überwachung und Nachverfolgung von Indikatoren und Vorgaben entwickelt. Die noch fehlenden Angaben sowie Termine, Baselines und Statistik-/Informationsquellen in Bezug auf die nachfolgenden Indikatoren werden noch festgelegt. Ziel/Teilziel Indikator Zusammenarbeit: Verbesserte Abstimmung und Synergien zwischen Kooperationsinitiativen des öffentlichen Sektors und von NRO, Projekten und Akteuren im Bereich Bioökonomie im Ostseeraum. Anzahl der makroregionalen Projekte des öffentlichen Sektors, von NRO sowie der Forschungs- und Entwicklung, die zur Einbeziehung von Zielen der Bioökonomie in nationale, regionale oder lokale Aktionspläne führen. Bioökonomieinitiativen für den Ostseeraum. Bioökonomie: Herausbildung einer nachhaltigen Bioökonomie im Ostseeraum. Baseline (2013) Zielvorgabe/ Termin Informationsquellen für Baseline und Vorgabe Behörden, Forschungseinrichtungen und Organisationen in den Ländern des Ostseeraums. 50 (noch festzulegen) Behörden, Forschungseinrichtungen und Organisationen in den Ländern des Ostseeraums. 0 0 Aktionen and Vorzeigeprojekte Die Arbeit an der Bioökonomie im Ostseeraum könnte über ein Forum erfolgen, in dessen Rahmen Erfahrungen ausgetauscht und eine regere Diskussion über nachhaltige Entwicklung auf europäischer und globaler Ebene geführt wird. Um eine größtmögliche nachhaltige Nutzung der Naturressourcen zu erreichen und gute sozioökonomische, ökologische und Klimaschutzergebnisse zu erzielen, kommt es darauf an, sich zusammen mit Partnern auf der ganzen Welt für raschere Fortschritte bei weltweiten Forschungsarbeiten und Innovationen im Bereich Bioökonomie einzusetzen. Durch die internationale Initiative „Rio+20“ werden auch Maßnahmen auf dem Gebiet der Bioökonomie unterstützt.74 In der Strategie „Europa 2020“ wird als Kernelement eines intelligenten und grünen Wachstums eine Bioökonomie gefordert.75 Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen: Begleitunterlage zu dem Dokument „Innovation für nachhaltiges Wachstum: eine Bioökonomie für Europa“, COM(2012) 60 final. 75 „Ressourcenschonendes Europa – eine Leitinitiative innerhalb der Strategie Europa 2020“: http://ec.europa.eu/resource-efficient-europe/index_en.htm. 74 211 Die Bioökonomie soll den Weg für eine emissionsärmere und ressourceneffizientere Gesellschaft bereiten, die in der Lage ist, die Erzeugung von Lebensmitteln mit nachhaltiger Nutzung erneuerbarer Ressourcen für industrielle Zwecke zu vereinbaren und gleichzeitig dem Umweltschutz Genüge zu tun. Die Umstellung auf eine auf biologischen Ressourcen aufbauende Wirtschaft ist ein Übergang von einer weitgehend auf fossilen Brennstoffen basierenden Wirtschaft zu einer ressourceneffizienteren Wirtschaft, die sich in stärkerem Maße auf erneuerbare Rohstoffe stützt, die durch nachhaltiger Nutzung von meeres- und landbezogenen Ökosystemdienstleistungen erzeugt werden. Dabei ist zu sondieren, wie sich die erhöhte Nachfrage nach Biomasse und biobasierten Produkten in der gesamten Wertschöpfungskette von der Biomasse bis zu Lebensmitteln, innovativen biobasierten Produkten und Bioenergie in nachhaltige Lösungen umsetzen lässt. Diese Aufgaben lassen sich gut mit der Bioökonomie-Strategie der Europäischen Kommission und dem dazugehörigen Aktionsplan verknüpfen.76 Der Bioökonomie-Ansatz kombiniert ein breites Spektrum von Wissenschaften (wie Biowissenschaften, Agronomie, Ökologie, Forstwissenschaften, Meereswissenschaften und Sozialwissenschaften) und verknüpft Industrietechnologien (wie Biotechnologie, Nanotechnologie und Informations- und Kommunikationstechnologie) mit dem vor Ort vorhandenen und impliziten Wissen. Mit seinem Querschnittscharakter bietet der Bioökonomie-Ansatz eine einzigartige Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit komplexen und verflochtenen Problemen und ermöglicht gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum. Der Austausch zwischen Forschungseinrichtungen, Behörden und privaten Unternehmen sollte auf makroregionaler, nationaler und lokaler Ebene verstärkt werden, um weitere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich die gestiegene Nachfrage nach Biomasse in der gesamten Wertschöpfungskette von Biomasse hin zu biobasierten Produkten und zum Verbraucher in nachhaltige Lösungen umsetzen lässt. Der Ostseeraum verfügt über eine große Biomassekonzentration, eine gut entwickelte Infrastruktur, einen Wissensbestand zu technologischen Themen und Umweltweltfragen und eine lange Tradition der Zusammenarbeit in der gesamten Region. Diese Zusammenarbeit sollte über Landes-, Regions- und Sektorengrenzen hinweg intensiviert werden. Diese horizontale Aktion soll mithin die bereits bestehenden Projekte und Maßnahmen im Rahmen der Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum (z. B. Vorzeigeprojekte) und die angeschlossenen 76 Mitteilung der Europäischen Kommission. Innovation für nachhaltiges Wachstum: eine Bioökonomie für Europa, COM(2012) 60 final. 212 Gebiete (die Aktion ist mit den laufenden Maßnahmen beispielsweise in den Schwerpunktbereichen „Agri“, „Energie“, „Innovation“ und „Bio“ verknüpft, jedoch nicht auf diese beschränkt) zusammenführen, auf die Ermittlung und Schließung etwaiger Lücken hinarbeiten und neue Potenziale entwickeln. Die horizontale Aktion wird 7 allgemeine Themen umfassen, die von einer großen Gruppe aus Interessenträgern, Forschern, Geschäftspartnern, öffentlichen und privaten Organisationen und Vertretern der Zivilgesellschaft auf der Nordisch-Baltischen Biomassekonferenz, die vom Nordischen Ministerrat am 21./22. März 2012 veranstaltet wurde, erarbeitet und gemeinsam beschlossen wurden: 1. ein zentraler Ort oder eine Drehscheibe für den Wissenstransfer; 2. die Versorgungskette; 3. die Nachhaltigkeit der Erzeugung von Biomasse und deren Nutzung aus einer OstseePerspektive; 4. die Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und die Ausräumung von Handelshemmnissen; 5. der Transport von Biokraftstoffen und nachhaltige Lösungen; 6. konzeptionelle und planerische Instrumente für die Flächennutzung im Verhältnis zur Erzeugung von Biomasse. Voraussichtliche Ergebnisse der horizontalen Aktion: - verbesserte Abstimmung und Synergien zwischen den Initiativen und Projekten zur nachhaltigen Erzeugung von Biomasse und deren Nutzung im Ostseeraum; - Workshops und Konferenzen, bei denen Spitzenergebnisse der Forschung, Innovation und Technologie im Zusammenhang mit der Erzeugung von Biomasse und deren Nutzung vorgestellt und an andere weitergegeben werden; - Sachverständigengremien, die dazu beitragen können, künftige Herausforderungen und Möglichkeiten zu bestimmen. Potenzielle Vorzeigeprojekte Einige Projekte können entweder in Form von externen Projekten, Vorzeigeprojekten im Rahmen dieser horizontalen Aktion oder mittels Bündelung von Vorzeigeprojekten unter verschiedenen Schwerpunktbereichen umgesetzt werden, beispielsweise folgende: Nordische Bioökonomie-Initiative: Bei der Nordischen Bioökonomie-Initiative handelt es sich um einen anpassungsfähigen laufenden politischen Prozess mit dem Ziel, die konzeptionelle Kohärenz der Maßnahmen zur Entwicklung der nordischen Bioökonomie sicherzustellen. Federführung: Nordischer Ministerrat. Termin: 2014. 213 Projekt „Bioenergie-Förderung II“ im Ostseeraum: Mit diesem Projekt soll die Entwicklung zu einem nachhaltigen, wettbewerbsfähigen und territorial integrierten Ostseeraum in Bezug auf die nachhaltige Nutzung von Bioenergie gestärkt werden. Federführung: Deutschland. Termin: für die Fortschrittskontrolle noch festzulegen. Nachhaltige Waldbewirtschaftung im Ostseeraum – EFINORD: (Vorzeigeprojekt im Rahmen des Schwerpunktbereichs „Agri“). Federführung: EFINORD. Termin: noch festzulegen. Darüber hinaus könnten auch die nachstehenden Projekte einen Beitrag leisten: Projekt „Feste Biomasse“ (mit der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energie des Nordischen Ministerrats (AGFE)). Bioökonomie als Triebkraft einer nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums. Aufbau von Kapazitäten zur Abschätzung der Folgen von Maßnahmen zur Emissionssenkung auf die Entwicklung der Bioökonomie. Entwicklung eines speziellen Instrumentariums zur Untersuchung aller BioökonomieMaßnahmen auf ihren jeweiligen Einfluss auf Umwelt und Wirtschaft und ihre sozialen Folgen. 214 ANHANG I: ABGESCHLOSSENE VORZEIGEPROJEKTE77 Schwerpunktbereich 1: Verringerung des Nährstoffeintrags in die Ostsee auf ein vertretbares Niveau 1.1. Abschaffung von Phosphaten in Detergenzien. Mit diesem Projekt sollten die Ostseestaaten bei der Umsetzung der HELCOM-Empfehlung 28E/7 unterstützt werden, d. h. bei legislativen Maßnahmen auf nationaler Ebene zur Begrenzung des Einsatzes von Phosphaten in Waschmitteln und in Reinigungsmitteln zur Verwendung in Geschirrspülmaschinen. Dies geschah durch die Erarbeitung von Informationsmaterial für politische Entscheidungsträger. Im Jahr 2011 wurde ein EU-weites Verbot von Phosphaten in Waschmitteln erlassen. Abschlussbericht. Schwerpunktbereich 3: Verringerung des Einsatzes und der Auswirkungen gefährlicher Stoffe 3.1.Entwicklung von Werkzeugen und Indikatoren zur Bewertung der biologischen Auswirkungen anthropogener chemischer Belastung in der Ostsee (BEAST) durch Untersuchung des Kausalzusammenhangs zwischen chemischer Belastung und biologischen Auswirkungen auf verschiedenen Niveaus der biologischen Organisation. Eines der Ergebnisse des Projekts war eine Reihe von Empfehlungen für die Überwachung der Auswirkungen gefährlicher Stoffe im gesamten Ostseeraum. Das Projekt trug zum Kapazitätsaufbau und – mithilfe von Workshops – zur Stärkung des Netzes bei (im Rahmen des gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprogramms für die Ostsee (BONUS) finanziertes BEAST-Projekt). Federführung: Finnisches Umweltinstitut (SYKE). Abgeschlossen: Dezember 2011. Abschlussbericht. 3.3. Nachhaltige Bewirtschaftung kontaminierter Sedimente (SMOCS) befasste sich mit dem Problem der nachhaltigen Bewirtschaftung kontaminierter Sedimente. Ziel des Projekts war die Unterstützung von Ausbaggerungen im gesamten Ostseeraum durch Erarbeitung von Leitlinien zur Aufbereitung kontaminierter Sedimente, die auch Verfahren zur Bewertung der Nachhaltigkeit und zur Unterstützung der Entscheidungsfindung Aufbereitungstechnologien in Bezug einschließen auf sollte. die möglichen Eine Leitlinie Behandlungsalternativen und eine Tool-Box und zu Aufbereitungstechnologien sowie ein System zur Unterstützung der Entscheidungsfindung wurden entwickelt und Feldversuche zur Validierung und zur Demonstration von Behandlungsmethoden unter unterschiedlichen Bedingungen durchgeführt. In Zusammenarbeit mit wichtigen Zielgruppen und mit einem partizipativen Ansatz bei allen Arbeitspaketen wurde ein tragfähiges Netz aufgebaut (im Rahmen des Programms für die Ostseeregion finanziertes SMOCS-Projekt). Federführung: Swedish Geotechnical Institute. Abgeschlossen: Dezember 2012. 77 Die Vorzeigeprojekte werden entsprechend der im Januar 2012 angenommenen Schwerpunktbereiche aufgeführt. 215 3.5. Kontrolle gefährlicher Stoffe im Ostseeraum (COHIBA). Im Rahmen dieses Projekts wurden die Quellen und der Eintrag von elf im Ostseeaktionsplan der HELCOM genannten gefährlichen Stoffen und Stoffgruppen bestimmt und Empfehlungen für Maßnahmen zur Reduzierung dieser Stoffe entwickelt. Dabei sollte insgesamt die Umsetzung des Ostseeaktionsplans in Bezug auf gefährliche Stoffe durch Entwicklung gemeinsamer Aktionen zum Erreichen dieses Ziels unterstützt werden. Das Projekt wurde aus dem EU-Programm für die Ostseeregion 2007-2013 kofinanziert. Federführung: Finnisches Umweltinstitut (SYKE). Abgeschlossen: 2012. Weitere Informationen unter: http://www.cohiba-project.net/. Abschlussbericht. Weitere Informationen zu den drei vorstehenden Projekten: http://www.swedishepa.se/en/InEnglish/Start/EU-and-international-cooperation/Swedish-EPAs-work-in-the-EU/The-Baltic-SeaStrategy/Priority-area-3/Flagships/. Schwerpunktbereich 4: Umwandlung in eine Modellregion für saubere Schifffahrt 4.4. Unterbindung der Abwassereinleitung von Schiffen, insbesondere von Fahrgastschiffen, gemäß den Empfehlung der HELCOM gegenüber der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO, die Ostsee als Überwachungsgebiet für die Abwassereinleitungen von Fahrgastschiffen auszuweisen, damit Kreuzfahrt- und Fahrgastschiffe verpflichtet sind, Nährstoffe durch geeignete Aufbereitung aus den einzuleitenden Abwässern abzutrennen oder die Abwässer in Auffangeinrichtungen im Hafen zu entsorgen. Die HELCOM-Mitgliedsländer haben unter Federführung Finnlands in der IMO einen Prozess angeregt, der letztlich dazu führte, dass die Ostsee auf der 62. Sitzung des Ausschusses für den Schutz der Meeresumwelt dieser Organisation im Juli 2011 zum ersten Meer der Welt erklärt wurde, das von der IMO als Abwasser-Sondergebiet im Sinne der Anlage VI zum MARPOL-Übereinkommen ausgewiesen wurde. Alle Fahrgastschiffe, die im Sondergebiet Ostsee unterwegs sind, müssen ihre Abwässer an Bord aufbereiten und vor deren Einleitung ins Meer die Nährstoffe daraus abtrennen oder aber die Abwässer zu einer Auffangeinrichtung im Hafen (PRF) befördern. Neue und bereits vorhandene Fahrgastschiffe müssen die Bestimmungen zum Einleitungsverbot ab 2016 bzw. ab 2018 einhalten. Der Status als Sondergebiet wird verschärft, sobald die HELCOM-Länder der IMO mitteilen, dass in ihren Fahrgasthäfen entsprechende Auffangeinrichtungen für Abwässer vorhanden sind. Federführung: HELCOM. Das Projekt kann auf Projektebene als abgeschlossen gelten, obwohl die offizielle Bekanntgabe des Vorhandenseins geeigneter Abwasserauffangeinrichtungen noch aussteht. Weitere Informationen unter: http://www.helcom.fi/shipping/waste/en_GB/waste/. 4.5. Verbesserung der Abwasseraufbereitung an Bord und in den Häfen im Rahmen des Projekts „Baltic Master II“ durch bessere Einbindung der verschiedenen Akteure, d. h. der Küstengemeinden und Häfen gemeinsam mit nationalen Behörden, Forschungsinstituten, Universitäten und Organisationen im gesamten Ostseeraum, sowie Suche nach praktischen Lösungen zur Verbesserung der Abfallbehandlung. In dem im Januar 2009 angelaufenen Projekt „Baltic Master II“ wurden Themen 216 unter lokalen und regionalen Blickwinkeln behandelt, wobei im Rahmen grenzüberschreitender und sektorübergreifender Zusammenarbeit nach praktikablen Lösungen für allgemeine Probleme gesucht wurde. Das Projekt führte Akteure der verschiedensten Ebenen zusammen, angefangen von Behörden der lokalen, regionalen und nationalen Ebene bis hin zu Hochschulen und ostseeraumweiten Organisationen. Die Herstellung einer Verknüpfung zwischen der lokalen/regionalen Ebene und der nationalen Ebene war ein wichtiger Aspekt des Projekts, um praktisches Wissen mit strategischer Arbeit zu kombinieren. Federführung: Region Blekinge, Schweden. Abgeschlossen: Januar 2012. Abschlussbericht. 4.6. Durchführung einer Machbarkeitsstudie über eine Flüssiggas-Infrastruktur für den Kurzstreckenseeverkehr. Der Kurzstreckenseeverkehr muss als nachhaltige Verkehrsalternative entwickelt werden, die den intermodalen Personenverkehr ebenso abdeckt wie die Beförderung von Schüttgut. Durch die bevorstehenden Senkungen der Grenzwerte für den zulässigen Schwefelgehalt von Bunkeröl und für Stickoxidemissionen wird die Wettbewerbsfähigkeit des Kurzstreckenseeverkehrs erheblich gefährdet; entsprechend muss der Einsatz neuer Technologien in Betracht gezogen werden. Die Motorenhersteller haben begonnen, Flüssiggas (LNG) als Alternative zu Öl anzubieten; dieser alternative Treibstoff setzt jedoch ein entsprechendes Tankstellennetz voraus. Flüssiggas (LNG) ist ein klima- und umweltfreundlicher Treibstoff, der mithilfe einer effektiven Infrastruktur und guter Rahmenbedingungen wettbewerbsfähig gemacht werden muss. Diesem Ziel galt ein wichtiges Projekt, an dem sich unter anderem die skandinavischen Länder und mehrere große Energieunternehmen beteiligten. Die Dänische Seeschifffahrtsbehörde fungierte als koordinierender Projektpartner. Im Rahmen des Projekts sollten Empfehlungen dazu erarbeitet werden, wie eine Infrastruktur aufgebaut werden könnte, die den Einsatz von LNG als Schiffstreibstoff erleichtern würde. Es wurden jedoch auch noch andere wichtige Bereiche ermittelt. Im Mittelpunkt der Projektempfehlungen stehen fünf Hauptbereiche: LNG-Bunkerung von Schiffen, Wirtschaftliche und finanzielle Bedingungen, Sicherheit, Technische Voraussetzungen und Betriebsbedingungen und schließlich Genehmigungen für eine Infrastruktur an Land.78 Federführung: Dänische Seeschifffahrtsbehörde. Abgeschlossen: Juni 2012. Abschlussbericht. Schwerpunktbereich 8: Umsetzung des „Small Business Act“: Förderung unternehmerischer Initiative, Stärkung von KMU und effizienter Einsatz der Humanressourcen 8.3. Nachhaltige Produktion durch Innovation bei kleinen und mittleren Unternehmen (SPIN). Das Projekt wurde im April 2012 abgeschlossen. SPIN war ein Projekt mit einem Finanzrahmen von 3 Mio. EUR, das aus dem EU-Programm für die Ostseeregion 2007-2013 gefördert wurde. Das Projekt führte einige der wichtigsten Einrichtungen für Ökoinnovationen im Ostseeraum zusammen und wurde 78 Abschlussbericht verfügbar unter: www.dma.dk/themes/LNGinfrastructureproject/Sider/LNGinfrastructureproject.aspx. 217 von zahlreichen nationalen Regierungen, Branchenverbänden, Forschungseinrichtungen und transnationalen NRO unterstützt. Schwerpunktbereich 11: Verbesserung der internen und externen Verkehrsverbindungen 11.1. Kürzere Flugrouten wurden durch die Einrichtung von „funktionalen Luftraumblöcken“ (FAB) im Ostseeraum (Nordeuropäischer Luftraumblock, FAB Dänemark-Schweden und Ostsee-FAB – eine gemeinsame Initiative von Polen und Litauen) realisiert. Federführung: Litauen. Abgeschlossen: Dezember 2012. Bis zum 4. Dezember 2012 sollten die Mitgliedstaaten alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Umsetzung der funktionalen Luftraumblöcke erfolgt, so dass die erforderliche Kapazität und Effizienz des Luftverkehrsmanagementnetzes innerhalb des einheitlichen europäischen Luftraums erreicht, ein hohes Sicherheitsniveau aufrechterhalten und bei gleichzeitiger Verringerung der Auswirkungen auf die Umwelt ein Beitrag zur Gesamtleistung des Luftverkehrssystems erbracht wird. Der FAB Dänemark-Schweden wurde 2009 für eingerichtet erklärt und der Europäischen Kommission gemeldet. Der Nordeuropäische FAB (NEFAB) umfasst Estland, Finnland, Lettland und Norwegen. Die Vereinbarungen hierzu wurden von den Staaten unterzeichnet und ratifiziert und die Unterlagen in der Hinterlegungsstelle registriert. Das bedeutet, dass der NEFAB entsprechend den Anforderungen im Dezember 2012 errichtet sein wird. 11.2. Der Aufbau eines Netzes von grünen Korridoren setzte eine wirksame Umsetzung von EUVorschriften, Einschränkungen und Anreizen voraus mit dem Ziel, die sogenannten externen Effekte des Verkehrs in den Griff zu bekommen: Emissionen, Verschmutzung, Lärm, Unfälle und Staus. Die Projekte legten den Akzent auf das Netz von grünen Korridoren: Transbaltic, Scandria und EWTC II wurden im September und Dezember 2012 abgeschlossen. Bei Transbaltic handelte es sich um ein transnationales Projekt, dem von den zuständigen Stellen für das EU-Programm für die Ostseeregion 2007-2013 der Status eines strategischen Projekts zuerkannt wurde. Allgemeines Ziel von TransBaltic war die Bereitstellung von Anreizen auf regionaler Ebene für den Aufbau eines umfassenden multimodalen Verkehrssystems im Ostseeraum. Dies wurde durch gemeinsame Maßnahmen zur Verkehrsentwicklung und gemeinsam umgesetzte Geschäftskonzepte erreicht. Abschlussbericht. Das Projekt Scandria wurde in Zusammenarbeit von 19 Partnern aus Deutschland und Skandinavien umgesetzt, die künftig am Aufbau eines innovativen grünen Verkehrskorridors zwischen Ostsee und Adria mitwirken und für ein neues wirtschaftliches Kerngebiet in Europa werben möchten. Es ist in drei thematische Säulen gegliedert: Verkehrsinfrastruktur, Innovative Logik und Entwicklung eines strategischen Korridors. Die Abschlusskonferenz zum Projekt fand im Juni 2012 statt. Abschlussbericht. 218 EWTC II: Durch internationale Zusammenarbeit sollte im Rahmen dieses Projekts eine effiziente, sichere und umweltfreundliche Abwicklung des immer größer werdenden Ost-West-Güterstroms im südlichen Ostseeraum konzipiert und umgesetzt werden. Die entsprechenden Akteure in der Region sollten in die Lage versetzt werden, eine nachhaltigere Verkehrsplanung und intelligente IT-Lösungen im Verkehrsbereich voranzutreiben. Zusammen mit der Unternehmensförderung im Verkehrssektor sollte so das Wirtschaftswachstum an der gesamten Ost-West-Verkehrsachse belebt werden. Abschlussbericht. Schwerpunktbereich 12: Erhaltung und Ausbau der Attraktivität des Ostseeraums, insbesondere durch Maßnahmen in den Bereichen Bildung und Jugend, Tourismus, Kultur und Gesundheit 12.12. Gesundheit: Verbesserung der öffentlichen Gesundheit durch Förderung eines gerecht verteilten, hochwertigen Systems der primären Gesundheitsversorgung – ein Projekt, das dazu beitragen sollte, die Kosteneffizienz des öffentlichen Gesundheitssystems zu verbessern und übertragbaren Krankheiten sowie mit sozialen Faktoren in Verbindung stehenden Gesundheitsproblemen wirksamer zu begegnen. Federführung: Partnerschaft für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen im Rahmen der Nördlichen Dimension (NDPHS) und Kompetenzzentrum Blekinge, Regionsrat Blekinge. Abgeschlossen: Dezember 2012. Der Abschlussbericht liegt noch nicht vor. Weitere Informationen: www.ltblekinge.se/imprim. 12.13. Gesundheit: IKT in Dienste der Gesundheit - Stärkung der sozialen Kapazitäten zur Nutzung von eHealth-Technologien in Anbetracht der alternden Bevölkerung: Das INTERREG-IVB-Projekt „IKT im Dienste der Gesundheit“ wird im Netz „eHealth for Regions“ verwaltet; unter Aufbau der einschlägigen sozialen Kapazität sowie durch die Förderung der Akzeptanz und des Wissens der Bürger und der Beschäftigten im Gesundheitswesen sollte die Einführung von eHealth-Technologien erleichtert werden. Das Projekt beschäftigte sich mit einigen der wesentlichen Herausforderungen, denen sich der Ostseeraum gegenübersieht: mit demografischen Veränderungen und mit den erheblichen Unterschieden hinsichtlich des Zugangs zu Gesundheitsdienstleistungen und der Qualität von Gesundheitsdienstleistungen. Federführung: Fachhochschule Flensburg. Abgeschlossen: Dezember 2012. Der Abschlussbericht liegt noch nicht vor. Weitere Informationen: www.ictforhealth.net oder www.ehealthacceptance2012.net. 12.2. Bildung: BSR-Quick. Das Projekt BSR – Quick zielte auf die Qualifikation von Eigentümern, Auszubildenden und Mitarbeitern von KMU ab. Das Projekt umfasste die akademische Ausbildung (zwei Bachelor-Studiengänge) und die Berufsausbildung. Durch den Aufbau eines Netzes von Universitäten wurde die fehlende Verbindung zwischen KMU und dem Hochschulbereich überbrückt. Zusätzlich zu Bildung und Schulungen lieferte das Projekt innovative Lösungen für einzelne Unternehmen. Federführung: Hanse Parlament e.V. Hamburg, Deutschland, mit 40 Partnern aus allen 219 Ländern des Ostseeraums, darunter Unternehmensverbände, Universitäten und Fachhochschulen sowie öffentliche Verwaltungen. Abgeschlossen: Dezember 2012. Abschlussbericht. 12.3. Bildung: Ermittlung von Hemmnissen für die Mobilität von Forschern und Studenten im Ostseeraum und Verbesserung der Zusammenarbeit in der Region im Bereich der Mobilität. Es wurde ein Bericht verfasst, in dem Mobilitätshemmnisse beschrieben werden. In Zusammenarbeit mit dem Baltischen Entwicklungsforum und dem Nordischen Ministerrat wurde eine Konferenz veranstaltet, auf der entsprechende Empfehlungen formuliert wurden. Das Thema Lernmobilität ist auf europäischer Ebene von sehr großer Bedeutung, es sollte jedoch bei künftigen Vorzeigeprojekten als Instrument zum Ausbau der Zusammenarbeit und zur Erhöhung der Qualifikation behandelt werden. Federführung: Dänemark, Litauen und Deutschland. Abgeschlossen: Dezember 2010. Schwerpunktbereich 13: Vorreiterrolle im Bereich Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr 13.1. Baltic Sea Maritime Functionalities (BSMF): Dieses Netz betraf nationale den Dienstleistungen von Küstenwachen vergleichbare Dienstleistungen in EU-Mitgliedstaaten und Drittländern, die mit der Sicherheit und dem Schutz des Seeverkehrs und mit der Vorbeugung und Bekämpfung von Verschmutzungen der Ostsee in Zusammenhang stehen. Federführung: Finnische Küstenwache. Abgeschlossen: 31. Dezember 2011. Abschlussbericht. 13.2. Entwicklung zu einer Pilotregion für die Integration maritimer Überwachungssysteme. Das Gesamtziel dieses Pilotprojekts zur Meerespolitik und der Vorbereitungsmaßnahmen waren die Entwicklung und der Test von Mechanismen zur verstärkten Sensibilisierung für die Situation des Meeres durch Austausch einschlägiger Informationen zwischen den Regierungsstellen und Agenturen, die für die Überwachung der Aktivitäten aller Ostseestaaten auf See verantwortlich sind. Ein konkretes Ziel war die Entwicklung technischer Schnittstellen, über die sich alle Länder auf sichere Weise zu gemeinsamen Lageberichten zusammenschalten können und die u. a. vertrauliche Informationen bezüglich des Strafvollzugs enthalten. (Projekt MARSUNO (Maritime Surveillance North)). Federführung: Schwedische Küstenwache. Abgeschlossen: 31. Dezember 2011. Abschlussbericht. 13.4. Entwicklung zur Pilotregion für E-Navigation durch Einrichtung einer oder mehrerer Versuchszonen für E-Navigation mit dem Ziel des allmählichen Aufbaus eines integrierten Netzes von E-Navigations-Systemen für die europäischen Küstengewässer und die Hochsee (Projekt „Efficient, Safe and Sustainable Traffic at Sea“ (EfficienSea). Federführung: Dänische Meeressicherheitsbehörde. Abgeschlossen: Januar 2012. Abschlussbericht. Schwerpunktbereich 14: Verbesserung der Interventionsfähigkeit bei Seeunfällen zum Schutz vor größeren Notfällen 14.2. Kartierung vorhandener Kapazitäten für ein Eingreifen bei Meeresverschmutzungen und Erstellung von Plänen für Teilregionen für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei Interventionsmaßnahmen anhand einer Bewertung des integrierten Risikos von Schifffahrtsunfällen. 220 (Das Projekt BRISK wurde aus dem transnationalen Programm „Ostseeraum“ finanziert, das Bestandteil des Ziels „Territoriale Zusammenarbeit“ ist). Gesamtziel dieses auf drei Jahre angelegten Projekts war es, die Vorsorge aller Ostseeländer für Interventionen bei von Schiffen verursachten größeren Ölleckagen oder Leckagen anderer gefährlicher Stoffe zu erhöhen und die subregionale Zusammenarbeit zu verstärken. Ergebnisse des Projekts waren eine Risikobewertung zu Schiffsunfällen und eine Kartierung der ökologischen Belastbarkeit für Verschmutzung sowie neue bilaterale und multilaterale Abkommen über die Beseitigung von Meeresverschmutzungen. Die Umsetzung des Projekts erfolgte durch die HELCOM-Reaktionsgruppe und in Zusammenarbeit mit dem Nordischen Ministerrat (mit Informationsbüro in Kaliningrad). Federführung: Admiral Danish Fleet HQ. Abgeschlossen: April 2012. Weitere Informationen unter http://www.brisk.helcom.fi/. Abschlussbericht. Schwerpunktbereich 15: Verringerung der grenzüberschreitenden Kriminalität/Schadensbegrenzung 15.1. Durchführung einer Bewertung der Bedrohungslage für den Ostseeraum entsprechend der Methodik für die Bewertung der Bedrohungslage im Bereich der organisierten Kriminalität (Organised Crime Threat Assessment), in Bezug auf das organisierte Verbrechen und die Sicherheit an den Grenzen sowie einer längerfristigen Bewertung der Bedrohungslage für die kritische Infrastruktur. Federführung: Europol in Zusammenarbeit mit der BSTF und der Baltic Sea Regional Border Control Cooperation sowie FRONTEX, sofern die Außengrenzen betroffen sind (koordiniert von Finnland). Abgeschlossen: Dezember 2010. Aus Sicherheitsgründen kann der Bericht der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden. 15.2. Schaffung eines einzigen nationalen Koordinierungszentrums in jedem Mitgliedstaat, das die Tätigkeit aller nationalen Behörden, die mit Kontrollaufgaben an den Außengrenzen betraut sind (Erkennung, Identifizierung, Verfolgung und Intervention), an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr koordiniert und Informationen mit den Zentren in den anderen Mitgliedstaaten und mit FRONTEX austauschen kann. Schaffung eines einzigen nationalen Grenzüberwachungssystems, das Überwachungstätigkeiten an sämtlichen oder – je nach Risikoanalyse – ausgewählten Abschnitten der Außengrenze abdeckt und rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, Informationen zwischen allen an der Kontrolle der Außengrenze beteiligten Behörden austauschen kann. (EUROSUR Phase 1). Dieses Vorzeigeprojekt ist mit dem Schwerpunktbereich 13 („Vorreiterrolle im Bereich Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr“) und insbesondere dessen Vorzeigeprojekten in den Bereichen maritime Überwachung und Strafverfolgung 13.1. „Projekt „Baltic Sea Maritime Functionalities“ – BSMF“ und 13.2 „Entwicklung zu einer Pilotregion für die Integration maritimer Überwachungssysteme (MARSUNO)“ verknüpft und wurde bereits mit diesem beendet. Federführung: Finnland. Abgeschlossen: Dezember 2012. 15.4. Bündelung von Ressourcen für die Entsendung von Verbindungsbeamten in Drittländer und zu internationalen Organisationen, um schwere Formen grenzüberschreitender Kriminalität, wie z. B. den Drogenhandel, zu bekämpfen, indem unter anderem eine Weiterentwicklung des bestehenden 221 Beschlusses des Rates über die gemeinsame Inanspruchnahme von Verbindungsbeamten, die von den Strafverfolgungsbehörden der Mitgliedstaaten innerhalb des Ostseeraums entsandt sind, in Erwägung gezogen wird. Federführung: Finnland. Abgeschlossen: Dezember 2010. Der Bericht ist nicht öffentlich verfügbar. 222 ✔ Ziel 1: Rettung der Ostsee ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Saubere und sichere Schifffahrt ✔ ✔ Bessere Zusammenarbeit ✔ ✔ Klares Wasser in der Ostsee Vielfältige und gesunde Tier- und Pflanzenwelt ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Verlässliche Energiemärkte Anbindung der Menschen in der Region Bessere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von grenzüberschreitender Kriminalität und Menschenhandel Ziel 3: Steigerung des Wohlstands ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Binnenmarkt ✔ ✔ ✔ Wettbewerbsfähigkeit allgemein ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ HA Promo ✔ ✔ Gute Verkehrsbedingungen Klimawandel ✔ ✔ ✔ Ziel 2: Anbindung der Region Europa 2020 HA Einbeziehung HA Nachhaltigkeit HA Nachbarn HA Raumplanung SB Bildung PA Health SB KMU SB Innovation SB Markt SB Kriminalität SB Kultur SB Tourismus SB Energie SB Verkehr SB Secure SB Schifffahrt SB Safe SB Agri SB Bio SB Gefahren SB Nutri ANHANG II: DIE EINZELNEN ZIELE IN DEN SCHWERPUNKTBEREICHEN UND HORIZONTALEN AKTIONEN ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Dunkles Häkchen – der SB oder die HA befasst sich hauptsächlich mit diesem Teilziel ✔ Helles Häkchen – der SB befasst sich auch mit diesen Teilzielen, allerdings nicht so unmittelbar ✔