6._forschen - aktuelles [klasse

Werbung
6.2 Erläutern Sie den grundsätzlichen Unterschied zwischen qualitativen und
quantitativen Methoden!
Quantitative Methoden:
Unter quantitativen Denken versteht man das Denken das sich den Menschen und Dingen
annähert,
indem es sie testet und vermisst, mit ihnen experimentiert und ihre statistische
Repräsentanz
überprüft, ohne vorher den Gegenstand verstanden zu haben, seine Qualität erfasst zu
haben.
Quantitative Methoden sind weit verbreitete sozialwissenschaftliche Forschungsinstrumente
wie
Skalen, Tests, standardisierte Interviews, Zufallsstichprobenverfahren, geschlossene
Fragebögen
und statistische Auswertungen. Dies sind aber alles standardisierte Instrumente, Techniken
und
Methoden, die die Versuchspersonen nicht zu Wort kommen lassen und auf das Reagieren
auf
vorgegebene Kategorien reduzieren (z.B. Kreuzchen machen). Meist sind dies groß
angelegte
Repräsentativuntersuchungen, bei denen der Wissenschaftlicher meist die erhaltenen
Informationen
nur aufnimmt und sie vergleicht, aber nicht interpretiert.
Kritik an quantitativen Methoden:
Ein großer Teil dieser Methoden sind objektive Verhaltensbeobachtungen und
Laborexperimente
(meist mit Tieren vgl. Watson und Skinner), aber subjektive Variablen werden völlig
verleugnet.
Meist erhält man dadurch verzerrte und unbrauchbare Ergebnisse, da bestimmte Methoden
in den
Vordergrund gestellt werden. Oft wird die Verfeinerung dieser Methoden wichtiger als die
Ergebnisse.
Auch die Verallgemeinerung von Ergebnissen aus Laborexperimenten beinhaltet viele
Probleme.
Gerade humanwissenschatliche Phänomene sind stark situationsabhängig und historisch
geprägt.
Dann reagieren Menschen auch im Labor anders als im Alltag, denn der Mensch verhält sich
im
Labor nicht natürlich (z.B versucht sich der Mensch so gut wie möglich an die Erwartungen
des
Versuchsleiters anzupassen und ein ideales Bild von sich abzugeben).
Gerade Fragebögen missachten meist das Postulat der Interpretation, weil verschiedene
Menschen
oft sehr unterschiedliche Definitionen von bestimmten Dingen im Kopf haben (z.B. jeder wird
Glück anders definieren oder hat eine andere Vorstellungen von Glück).
Wissenschaftliches Denken versucht über den Einzelfall hinauszugehen und allgemeine
Aussagen
zu formulieren. Bei rein quantitativen Vorgehen läuft man Gefahr sich zu sehr vom
Ausgangsmaterial, den Einzelfällen zu entfernen. Dadurch wird oft auf falsche
Kausalzusammenhänge, die nicht der Realität entsprechen, geschlossen.
Quantitative Methoden betrachten oft nur Teilaspekte und klammern die Historizität (wie das
Umfeld in dem die Versuchspersonen aufgewachsen sind) aus. Dadurch wird der Blick auf
Veränderungsprozesse und historische Zusammenhänge völlig verstellt.
Meist fehlt es zusätzlich an der nötigen Praxisorientierung, d.h. die Kluft zwischen Theorie
und
Praxis ist enorm. Zusätzlich kommt es zu einer Verzerrung der Realität durch Experimente,
Fragebogenuntersuchungen und Interviewstudien, da sie in natürlich ablaufende Prozesse
eingreifen. Dies hat zur Folge, dass rein quantitatives Vorgehen in der Wissenschaft stark
kritisiert
wird.
Außerdem wird hier auf eine deduktive Geltungsbegründung zurückgegriffen. D.h. am
Anfang der
Untersuchung formuliert eine allgemeine Hypothese einen Zusammenhang, aus der
Hypothese
werden spezifische, am konkreten Gegenstand überprüfbare Sätze deduktiv abgeleitet.
Wenn die
spezifischen Sätze der Überprüfung standhalten, kann die allgemeine Hypothese als
vorläufig
bestätigt gelten; anderenfalls gilt sie ein für alle Mal widerlegt.
Einzelfallanalyse kommen nur sehr selten zum Einsatz, folglich sind Rückgriffe auf
Fallmaterial
nach Abschluss der Datensammlung nicht mehr möglich und es kommt zu weniger genauen
Ergebnisse.
Auch der Aufbereitung des erhaltenen Materials kommt viel zu wenig Bedeutung zu, obwohl
es
sinnvoll wäre.
Der Beforschte ist vor allem Datenlieferant, daher nimmt der Forscher auch keinen Dialog
mit ihm
auf.
Qualitative Methoden:
Rein quantitative Vorgehensweisen sind seit den 70er-Jahren in der BRD fast abgeschafft
und
qualitatives Denken setzt sich wieder mehr durch (Qualitative Wende). Aber die Wurzeln des
qualitativen Denkens gehen schon auf Aristoteles (384-322 n. Chr.) zurück.
Vor allem die „Qualitative Sozialforschung“ übte Kritik an den weitverbreiteten
sozialwissenschaftlichen quantitativen Forschungsinstrumenten wie Skalen, Tests und
Fragebögen,
da diese standardisierten Instrumente Versuchspersonen nicht zu Wort kommen lassen.
Durch qualitativen Methoden versucht man an die Tradition amerikanischer Feldforschung
anzuknüpfen, mit offenen Befragungen und unstrukturierten Beobachtungen in natürlichen
und
alltäglichen Situationen. Ein Beispiel dafür ist die Biografieforschung. Hier versucht man
durch
einzelne ausführliche Lebenslaufanalysen relevante Erkenntnisse zu Gewinnen, und nicht
durch
groß angelegte Repräsentativuntersuchungen.
Ein Grundgedanke der qualitativen Methoden ist das interpretative Paradigma. Der Mensch
handelt
nicht starr nach kulturell etablierten Rollen, Normen, Symbolen und Bedeutungen, sondern
jede
soziale Interaktion ist als interpretativer Prozess aufzufassen. D.h. jede soziale Situation
wird vom
Menschen für sich gedeutet, muss sich klar werden welche Rollen von ihm erwartet werden,
ihm zu
geschrieben werden und welche Perspektive er selbst hat. Wenn soziales Handeln selbst
schon
Interpretation ist, dann muss auch der Wissenschaftler selbst Interpret sein.
Im qualitativen Ansätzen findet man ein, zu den quantitativen Vorgehen, alternatives
methodisches
Vorgehen.
Entscheidend in der qualitativen Forschung sind die Einzelfallanalysen. Dadurch wird die
Komplexität des ganzen Falles, die Zusammenhänge der Funktions- und Lebensbereiche in
der
Ganzheit der Person und der historische, lebensgeschichtliche Hintergrund besonders betont.
Somit
sind auch Rückgriffe auf Fallmaterial möglich, um gemachte Schlüsse nochmals zu
überprüfen (Ist
mein Vorgehen auch für den konkreten Fall X schlüssig? Stimmen meine Methoden?).
Dadurch
kommt man zu genaueren und tiefgreifenderen Ergebnissen als bei der quantitativen
Forschung.
Hier werden die Ergebnisse immer wieder auf die Einzelfälle bezogen um sich nicht zu weit
vom
eigentlichen Forschungsgegenstand zu entfernen. Weiter ist eine gewisse Offenheit dem
Gegenstand
gegenüber nötig, so dass Neufassungen, Ergänzungen und Revisionen der Hypothesen und
Methoden weiter möglich bleiben. Sehr wichtig ist eine ganzheitliche Betrachtung des
Gegenstands,
die auch die Historizität nicht ausklammert. Denn jeder humanwissenschaftliche Gegenstand
hat
immer auch eine Geschichte, die sich auch verändert.
Ganz entscheidend in der qualitativen Forschung ist die Feldforschung. Diese erlaubt viel
näher an
der Realität zu bleiben als durch Laborexperimente. Gerade durch eine hohe Flexibilität
werden die
Ergebnisse gegenstandsadäquater. Aber natürlich ist der Übergang zwischen Labor- und
Feldforschung fließend.
Entscheidend bei diesen Methoden ist ein induktives Vorgehen, d.h. aus einzelnen
Beobachtungen
setzen sich die ersten Zusammenhänge zusammen, die dann durch systematische weitere
Beobachtungen zu erhärten versucht werden (vgl. das deduktive Vorgehen in der
quantitativen
Forschung). Außerdem werden die Ergebnisse bevor sie ausgewertet werden Aufbereitet,
was auch
bei den quantitativen Methoden keinerlei Rolle spielt.
Hier dominiert ein viel spezifischeres Vorgehen, als in der quantitativen Forschung. Das
Vorgehen
ist viel stärker auf den jeweiligen Gegenstand bezogen und Methoden werden speziell für
einen
Gegenstand entwickelt oder differenziert. Hier kommen keine standardisierten Tests zur
Anwendung. Der Beforschte ist hier nicht nur Objekt, sondern denkendes Subjekt.
Zu den 5 Grundsätzen der qualitativen Methoden gehört:
Eine stärkere Subjektbezogenheit bzw. Subjektorientierung der Forschung.
Eine stärkere Betonung der Deskription, d.h. die genaue Beschreibung des Gegenstandes
muss
immer der Ausgangspunkt sein, bevor als 2. Schritt erklärende Konstruktionen benutzt
werden
können (Grundlage der Geisteswissenschaften).
Eine stärkere Betonung der Interpretation der Forschungssubjekte, d.h. alles vom Menschen
hervorgebrachte ist immer mit subjektiven Intentionen verbunden. Dieselbe „objektive“
beobachtbare Handlung kann sowohl für unterschiedliche Akteure, als auch für
unterschiedliche
Beobachter völlig andere Bedeutung haben. Die Bedeutung muss erst durch Interpretation
erschlossen werden. Dies ist vor allem wichtig für verbales und schriftliches Material wie
Interviews, Fragebögen und Dokumente.
Als weiterer Punkt, die Forderung, Subjekte auch in ihrer natürlichen, alltäglichen Umgebung
(statt
im Labor) zu untersuchen, d.h. dadurch versucht man die Unschärfen der quantitativen
Forschung
zu verringern. Daher versucht man möglichst nahe an die alltägliche Lebenssituation
anzuknüpfen.
Wichtig ist die Generalisierung der Ergebnisse als Verallgemeinerungsprozess, aber dies
muss im
spezifischen Fall begründet werden. Es müssen Argumente angeführt werden, warum die
hier
gefundenen Ergebnisse auch für andere Situationen und Zeiten gelten. Es muss expliziert
werden,
für welche Situationen und Zeiten sie gelten.
Wichtig:
qualitative und quantitative Ansätze stellen keinen strikten Gegensatz dar, sondern sind
gerade in
der Realität eng miteinander verflochten. Auch in der qualitativen Forschung sind
quantitative
Methoden unumgänglich.
6.2.1 Definieren sie den Begriff „Hermeneutik“ und erläutern sie ihre Definition an
einem selbstgewählten Beispiel!
Hermeneutik ist ein Verfahren der Auslegung, Erklärung und Deutung von Texten, aber auch
Kunstwerken. Unter Hermeneutik versteht man alle Bemühungen, Grundlagen
wissenschaftlicher Interpretation zur Auslegung von Texten zu erarbeiten. Man spricht auch
von
der Wurzel qualitativen Denkens, von einem wissenschaftshistorischen Strang.
Solche hermeneutischen Ansätze finden sich auch in der Theologie (Auslegung der Heiligen
Schrift), Jura (Interpretation von Gesetzestexten) und in der Philosophie (allgemeine
Interpretationslehre).
Die Anfänge der Hermeneutik finden sich bei dem evangelischen Theologen Mathias Flacius
Illyricus (1520-1575). Er sah den Grundsatz der Interpretation auf dem Hintergrund des
Gesamtzusammenhangs. Das Entwicklungsende der Hermeneutik findet sich als „Kunstlehre
des Verstehens“ und in der Hermeneutik des 20. Jahrhunderts.
Der Grundgedanke dieser hermeneutischen Ansätze ist, dass Texte, wie alles vom Menschen
hervorgebrachte, immer mit subjektiven Bedeutungen, mit Sinn verbunden sind. Eine
Analyse
der nur äußerlichen Charakteristika führt nicht weiter, wenn man nicht diesen subjektiven
Sinn
interpretativ herauskristallisieren kann.
Dilthey stellt Hermeneutik, neben der beschreibenden Psychologie, als Grundsäule seiner
Geisteswissenschaften: „Das Verstehen und Deuten ist die Methode, welche die
Geisteswissenschaften erfüllt. Alle Funktionen vereinigen sich in ihm. Es enthält alle
geisteswissenschaftlichen Wahrheiten in sich. An jedem Punkt öffnet das verstehen eine
Welt.“
Die Erkenntnis der Interpretation ist der Hauptverdienst der Hermeneutik. Die Interpretation
ist
sehr wichtig, da alles vom Menschen hervorgebrachte immer mit subjektiven Intentionen
verbunden ist. Aber auch das Vorverständnis beeinflusst die Interpretation (ein weiter
Grundsatz
der Hermeneutik), d.h. dass auch Deutungen nie voraussetzungslos möglich sind. Deshalb
ist es
wichtig das Vorverständnis zu Beginn der Analyse offen zulegen, am Gegenstand
weiterzuentwickeln und so den Einfluss des Vorverständnisses überprüfbar zu machen.
Die objektive Hermeneutik:
will die hinter den subjektiven Bedeutungen stehenden objektiven Sinnstrukturen
erschließen. Dazu
werden mögliche und tatsächliche Bedeutungsgehalte des Materials schrittweise
systematisch
verglichen. Aber dies ist ein sehr aufwendiges Vorgehen und wird deshalb nur an kleinen
Materialausschnitten durchgeführt.
6.2.2 Definieren sie die Begriffe „Experiment“, „Beobachtung“, „Befragung“,
„Test“!
Experiment:
Ein Experiment ist ein wissenschaftlicher Versuch. Das Experiment gilt immer noch als Krone
der
Wissenschaft, als einzige Möglichkeit Kausalzusammenhänge aufzudecken. Gegen die heute
übliche Form des Experimentierens – das quantitative Laborexperiment – wurde jedoch
vehement
Kritik vorgebracht und wird von qualitativ orientierten Vertretern in der Regel abgelehnt.
Aber es gibt auch Formen qualitativer Experimente. Bereits bei Aristoteles findet sich dieses
Vorgehen. Erst in den 60er-Jahren ist diese Methode völlig vom quantifizierenden,
hypothesentestenden, mit Zufallsstichproben arbeitenden kontrollierten Laborexperiment
verdrängt
worden.
Grundgedanke des qualitativen Experiments:
Nicht der Test vorgefertigter Hypothesen, sondern das Aufdecken von Strukturen im
Gegenstand
steht im Vordergrund, dazu wird in den Untersuchungsbereich eingegriffen. Man verändert
den
Gegenstand, überprüft, was dann passiert und hofft darauf, dass man dadurch Einblicke in
seine
Struktur erhält. Wichtig für das qualitative Experiment ist nun, dass der Gegenstand dabei
nicht
beliebig manipuliert oder gar im Labor erst konstruiert wird. Der verändernde Eingriff soll
möglichst gegenstandsadäquat vorgenommen werden.
Qualitative Experimente sind immer dann sinnvoll wenn es um die Analyse von Strukturen
im
Gegenstandsbereich geht, die sich der einfachen Deskription (exakte und angemessene
Beschreibung des Gegenstands) verschließen.
Grundgedanke des ökologischen Experiments:
Die Analyse fortschreitender Individuum-Umwelt-Anpassung durch systematischen Vergleich
von
Umweltsystemen oder ihren Strukturkomponenten.
Beobachtung:
Beobachten bedeutet seine Aufmerksamkeit bewusst auf etwas Bestimmtes richten.
Es existieren verschiedene Arten der Beobachtung, wie die strukturierte Beobachtung ( feste
Vorgehensweise, einen Leitfaden an den man sich hält) und die unstrukturierte Beobachtung
( keine
feste Vorgehensweise), die alltägliche Beobachtung in natürlichen, alltäglichen Situationen
und die
Teilnehmende Beobachtung.
Bei der Teilnehmenden Beobachtung wird am Leben des Beobachteten selbst teilgenommen.
Der
Beobachter steht nicht passiv-registrierend außerhalb seines Gegenstandsbereichs, sondern
nimmt
selbst teil an der sozialen Situation, in die der Gegenstand eingebettet ist. Er steht in
direkter
persönlicher Beziehung mit den Beobachteten, sammelt Daten, während er an deren
natürlichen
Lebenssituation partizipiert. Man verspricht sich davon, näher am Gegenstand zu sein, mehr
die
Innenperspektive erheben zu können. Dabei kann höchstens halb-standardisiert
vorgegangen
werden.
Befragung:
Befragen bedeutet dass man sich nach einen bestimmten Sachverhalt erkundigt. Meist
können
subjektive Bedeutungen nur schwer aus Beobachtungen abgeleitet werden, dazu muss das
Subjekt
selbst zur Sprache kommen. Dazu eignet sich die Befragung.
Befragungen laufen meistens in Form von Interviews ab. Interviews sind nichts anderes als
eine
Befragung von Personen, eine Methode zur Erhebung von Daten, besonders gebräuchlich in
der
Soziologie und Psychologie. Es gibt sehr verschiedene Formen des Interviews.
Offenes (vs. geschlossenes) Interview:
bezieht sich auf den Freiheitsgrad des Befragten, d.h. der Befragte kann frei antworten,
ohne
Antwortvorgaben, er kann das formulieren was ihm in Bezug auf das Thema bedeutsam ist.
Unstrukturiertes (vs. strukturiertes) bzw. unstandardisiertes (vs. standardisiertes)
Interview:
bezieht sich auf den Freiheitsgrad des Interviewers, d.h. der Interviewer hat keinen starren
Fragenkatalog, er kann Fragen und Themen je nach Interviewsituation frei formulieren.
Qualitatives (vs. quantitatives) Interview:
bezieht sich auf die Auswertung des Interviewmaterials, d.h. die Auswertung geschieht mit
qualitativ-interpretativen Techniken.
Im speziellen gibt es folgende Formen
Problemzentriertes Interview:
Alle Formen der offenen halbstrukturierten Befragungen werden darunter zusammengefasst.
Das
Interview lässt den Befragten möglichst frei zu Wort kommen. Es ist aber zentriert auf eine
gesellschaftliche Problemstellung die der Interviewer einführt, auf die er auch immer wieder
zurückkommt. Die Problemstellung wurde vom Interviewer bereits vorher analysiert, er hat
bestimmte Aspekte erarbeitet, die in einem Interviewleitfaden zusammengestellt sind und
im
Gesprächsverlauf von ihm angesprochen werden.
Narratives Interview:
Weniger standardisierte Variante, bei dem der Interviewpartner nicht mit standardisierten
Fragen
konfrontiert wird, sondern zum ganz freien Erzählen animiert wird. Damit bekommt man
auch
Eindruck über subjektive Bedeutungsstrukturen, die sich im freien Erzählen herausschälen.
Der
Interviewer greift während der Erzählung nicht ein, nur wenn der rote Faden der Geschichte
verloren gehen sollte.
Gruppendiskussion:
Viele subjektive Bedeutungsstrukturen sind so stark in soziale Zusammenhänge
eingebunden,dass
sie nur in Gruppendiskussionen erhebbar sind. Hier können psychische Sperren
durchbrochen
werden, um auch zu kollektiven Einstellungen und Ideologien zu gelangen. Ein Beispiel:
wenn man
in Einzelinterviews Menschen nach ihren antisemitischen Vorurteilen befragt wird man wenig
fündig. Lässt man dagegen eine Gruppe von 5 bis 15 Menschen über Juden diskutieren, so
geschieht
es leicht , dass sich das Gespräch hochschaukelt und so Vorurteile und Ideologien offenbart
werden.
Test:
Ist ein Prüfverfahren, Kontrollversuch oder eine psychologische Eignungsprüfung um einen
bestimmten Sachverhalt zu prüfen z.B der Intelligenztest um die Intelligenz zu testen.
6.3 Es gibt verschiedene Forschungsparadigmen im Bereich der Schulpädagogik –
z.B.
Lehrereffektivitätsforschung,
Experten-Novizen-Theorie,
Interaktionsforschung, Produkt-Prozess-Forschung, Kasuistik, Biografieforschung,
Aktionsforschung usw.
6.3.1 Erläutern Sie, was ein Forschungsparadigma ist!
In diesem Zusammenhang ist ein Paradigma eine festgelegte Richtung, eine Zielrichtung. Ein
Forschungsparadigma ist also Forschung in eine bestimmte Richtung zu einem bestimmten
Zweck, der ein bestimmtes Ziel verfolgt.
6.3.2 Charakterisieren Sie eines dieser Forschungsparadigmen in Hinblick auf
6.3.2.1 seinen Gegenstandsbereich
6.3.2.2 seine Grundannahmen
6.3.2.3 angenommene Vor- und Nachteile.
Lehrereffektivitätsforschung
Gegenstandsbereich: Sie beschreibt beobachtbares Lehrerverhalten, das zum Lerngewinn
von Schülern beiträgt (im so genannten Prozess-Produkt-Paradigma). Es bezieht sich auf
den Fachinhalt, der unumgänglich ist, wenn man die Bedingungen des Lerngewinns für
Schüler besser verstehen will. Angestrebt wird aber eine genaue Beschreibung des
beobachtbaren Lehrerverhaltens.
Grundannahmen: Beispiele für als effektiv ermitteltes Lehrerverhalten sind: Klarheit des
Ausdrucks, methodisch-didaktische Variabilität, Enthusiasmus und Kritik, die Verwendung
indirekter Lehrstrategien, das Schaffen von Lerngelegenheiten, die Strukturierung des
Unterrichts und die Variation des Anspruchsniveaus bei Fragen und Darbietungen.
Vor- und Nachteile: Ein Vorteil ist z.B., dass untersucht wird, ob der vom Lehrer vermittelte
Stoff auch bei den Schülern ankommt. Es ist wichtig, dass der Fachinhalt an den Schülern
nicht vorbei geht. Ein weiterer Vorteil ist die Überprüfung der Lehrer an sich. Wenn man bei
der Untersuchung seiner Effektivität feststellt, dass dieser keinen effektiven Unterricht
halten kann, so kann man sich überlegen, ob der Lehrer tatsächlich eingestellt werden soll.
Es würde sozusagen eine Selektion stattfinden.
Diese Selektion ist aber zugleich ein Nachteil. Unerfahrene Lehrer haben automatisch
geringere Chancen, da sie noch wenig Erfahrung mit der Effektivität ihres eigenen
Unterrichts haben. Sie würden vielleicht zu unrecht selektiert. Ein weiterer Nachteil ist die
Vernachlässigung der Schüler. Die Motivation der Schüler wird außer Acht gelassen. Ist ein
Schüler total unmotiviert, kann der Unterricht noch so gut und effektiv sein, aber es kommt
nichts an.
Experten-Novizen-Theorie
Gegenstandsbereich: Hier soll untersucht werden, welcher Lehrer Wissen und Fertigkeiten zu
einer Einheit verbinden kann. Welcher nicht nur Fachwissen über sein Schulfach besitzt,
sondern ebenso curriculares Wissen (was wird vom Lehrplan vorausgesetzt), Philosophie des
Schulfachs (Überzeugungen über Sinn und Zweck des Fachs), pädagogisches Wissen
(Lehrmethoden, Gestaltung usw.) und fachspezifisch-pädagogisches Wissen (wie wird das
Fach vermittelt) hat. Das Expertenparadigma orientiert sich am relativen Lernzuwachs der
Schulklassen und an der Berufserfahrung.
Grundannahmen:
Voraussetzung
für
eine
erfolgreiche
Berufsausübung
ist
ein
bereichsspezifisches deklaratives und ein prozedurales Wissen.
Vergleich zwischen Experten und Novizen:
Experten
Novizen
- Vorwärtsstrategien
- Rückwärtsstrategien
- antizipieren aufgrund ihres Vorwissens - müssen permanent Vergleiche zwischen
die Richtung der korrekten Lösung und Aufgabenstellung und Lösungsvorschlag
können daher Probleme oft von der durchführen und von einer Lösungsidee
Aufgabenstellung ausgehend (vorwärts) rückwärts arbeiten, um zu erkennen, ob
lösen
überhaupt das Ausgangsproblem damit
bearbeitet werden kann
- Fähigkeit, Infos aus ihrer Domäne sehr
gut und schnell zu erinnern
- können in vorgegebener Info offenbar
sehr rasch semantisch bedeutsame Muster
erkennen
Vor- und Nachteile: Ein Vorteil ist, dass man Lehrer nicht nur nach ihrem Fachwissen
auswählt, sondern auch danach, ob sie pädagogisch etwas können. Didaktisches Wissen ist
ebenso wichtig wie fachliches Wissen und Können des Lehrers.
Ein Nachteil ist wieder, dass die Unerfahrenheit von jungen Lehrern keine Rolle spielt. Die
Fähigkeit, Wissen und Fertigkeiten zu verbinden, ergibt sich bei den meisten erst mit der
Zeit. Dazu braucht man Berufserfahrung.
Interaktionsforschung
Gegenstandsbereich: Hier geht es um die Interaktion (= gegenseitige Beeinflussung von
Individuen innerhalb von und zw. Gruppen und die dadurch entstehende Wechselwirkung)
zwischen Lehrern und Schülern.
Grundannahmen: Angenommen wird, dass sich Lehrer und Schüler gegenseitig beeinflussen.
Interdependenz ist ein wichtiger Bestandteil der sozialen Interaktion. Die Interaktionspartner
beeinflussen sich gegenseitig, wodurch man nicht mehr klar zwischen Ursache und Wirkung
trennen kann. (z.B. Wenn ein Lehrer eine Bestrafung erklärt, so kann diese aus Sicht des
Schülers genau umgekehrt sein.)
Vor- und Nachteile: Ein Vorteil ist, dass man die wechselseitigen Handlungen zwischen
Schülern und Lehrern beachtet. Es ist eben nicht so, dass der Lehrer vorne seinen Vortrag
hält und keiner sitzt im Klassenzimmer. Es sind Schüler da, die reagieren und interagieren.
Ein Nachteil sind mögliche Missverständnisse. Nachdem nicht mehr genau zwischen Ursache
und Wirkung getrennt werden kann, können auch keine Missverständnisse aufgeklärt
werden.
Prozess-Produkt-Forschung
Gegenstandsbereich: Diese Forschung entstand in dem Bemühen, Lehrer- und
Schülerverhalten im Sinne einer wenn-dann Beziehung zwischen Lehrerverhalten und
Schülerleistung zu erfassen. Prozesse sind die einzelnen Lehrerverhaltensweisen im Sinne
eng umgrenzter Fertigkeiten. Produkte sind deren Auswirkungen auf die Schüler.
Grundannahmen: Ein Lehrer unterrichtet Fachinhalte dann erfolgreich, wenn er:
 ein reichhaltiges Repertoire an Unterrichtsmethoden flexibel einsetzt
 Schüler aktiviert, sich mit Fachinhalt zu beschäftigen
 Tempo und Abfolge der Beschäftigung selbst kontrolliert und auf Schüler abstimmt
 sich klar und konsistent äußert
 mögliche Störungen erkennt und ihnen entgegensteuert
 Übergänge zwischen Themen und Methoden schafft
 eine optimistische Haltung hat und diese glaubhaft übermittelt
Vor- und Nachteile: Ein Vorteil ist die Überprüfung der Fertigkeiten des Lehrers, d.h. es gibt
verschiedene Variablen, die für einen erfolgreichen Unterricht sprechen.
Nachteilig ist, dass es trotzdem nicht möglich ist, mit einem Pfad von Variablen und
empirischen Methoden den guten Lehrer zu identifizieren. Es müsste also verschiedene
Kombinationstypen des guten Lehrers geben. Ein weiterer Nachteil ist die Vernachlässigung
der Schülerseite. Ob ein Unterricht erfolgreich ist, hängt schließlich auch von den Schülern
ab.
Kasuistik
Gegenstandsbereich: Hier werden Einzelfälle untersucht, die sich auf Ursache und Wirkung
beziehen. Es ist das Bemühen, für alle denkbaren Einzelentscheidungen immer Normen für
den jeweiligen Fall aufzustellen.
Grundannahmen: Jede Wirkung hat eine vernünftige Ursache.
Vor- und Nachteile: Ein Vorteil bezieht sich auf die Einzelentscheidungen, die untersucht
werden. Es wird immer zuerst von Einzelnen ausgegangen bevor auf Allgemeines
geschlossen wird. Das verhindert zunächst, dass Wichtiges in der Verallgemeinerung
untergeht.
Ein Nachteil ist die Tatsache, dass man nicht für alle Einzelentscheidungen
verallgemeinerbare Normen finden kann.
Biografieforschung
Gegenstandsbereich: Biografieforschung ist in der Soziologie ein Forschungsansatz der
Qualitativen Sozialforschung und befasst sich mit der Rekonstruktion von Lebensverläufen
und zugrunde liegender Sinnkonstruktionen auf der Basis biografischer Erzählungen oder
persönlicher Dokumente. Die häufigsten Methoden zur Datenerhebung sind das narrative
Interview und das offene Leitfadeninterview.
Grundannahmen: Man kann von Einzelfällen auf die Allgemeinheit schließen.
Vor- und Nachteile: Ein Vorteil ist, dass jedes Individuum persönliche Erlebnisse hat. Man
muss nur Interviews durchführen um Antworten zu erhalten.
Nachteile: Die Vorgehensweise, von einem Fall auf gesellschaftliche allgemeine Verhaltensund Deutungsmuster zu schließen, ist bisher nicht vollkommen ausgearbeitet. Außerdem
besteht ein Problem in der Differenz zwischen der tatsächlich erlebten und der erzählten
Lebensgeschichte. Der tatsächliche Verlauf der Erlebnisse kann nämlich nicht rekonstruiert
werden, da er schon in der Wahrnehmung interpretiert wird.
Aktionsforschung
Gegenstandsbereich: In der Schule bedeutet Aktionsforschung, dass ein Wissenschaftler (als
Pädagoge oder Fachdidaktiker) zusammen mit den Lehrern an einer Verbesserung des
Unterrichts oder des schulischen Umfelds wirkt. Eine besondere Richtung ist die
Lehrerforschung. Hier bemüht sich der Lehrer selbst, seinen Unterricht systematisch zu
beschreiben und zu erforschen.
Grundannahmen: Konkrete Probleme aus der Praxis werden in Angriff genommen und
untersucht, um eine Verbesserung herbeizuführen.
Vor- und Nachteile: Ein Vorteil ist der Ansatz in der Praxis. Eine Forschung, die nichts
anderes als Bücher hervorbringt, nützt dem Schüler nichts. Außerdem übernehmen die
Lehrer mit forschender Perspektive bewusst die Verantwortung für die Qualität ihrer Schule.
Ein Nachteil ist, dass ein Wissenschaftler mit untersucht, der die Klasse nicht kennt und sich
somit schwer damit tut, die Praxis zu verbessern.
Herunterladen