7 Millionen JägerInnen für biologische Vielfalt in Europa

Werbung
7 Millionen JägerInnen für biologische Vielfalt in Europa
„Europa bietet eine Vielzahl von Landschaften, Flora und Fauna. Diese Vielfalt gilt
auch für die unterschiedlichen Kulturen und Traditionen und das bedeutet wiederum
einen großartigen Mehrwert für uns alle“, betonte Dr. Yves Lecocq. „Genau aus diesem
Grund gibt es keine gemeinsame EU-Jagdpolitik“, unterstrich der ehemalige
Generalsekretär (von 1983 – 2012) der FACE (Ferderation of Associations for Hunting
and Conservation of the EU) bei seinem Referat „Die Zukunft der Jagd in Europa“ im
Rahmen der Jaspowa in der Messe Wien. Der Grund für den hohen Besuch war der
Wiener Landesjägertag 2013, zu dem Landesjägermeister KommR. Günther
Sallaberger eingeladen hatte.
Erschienen sind auch zahlreiche Jägerinnen und Jäger aus Wien und Niederösterreich, aber
auch aus anderen Bundesländern, ist es doch eine Seltenheit profunde Aussagen zum Thema
„Jagd in Europa“ aus erster Hand zu erfahren. Immerhin ist die FACE die Stimme der
europäischen JägerInnen, und derer gibt es sieben Millionen. Diese 7.000.000 engagierten
Menschen sorgen für eine biologische Vielfalt in Europa. Gegründet wurde die FACE 1977
mit Sitz in Brüssel. Sie verteidigt und vertritt die Interessen seiner Mitgliedsverbände aus 36
europäischen Ländern.
„Es gibt keine EU-Jagdpolitik, aber es gibt eine Anzahl von Verordnungen und Richtlinien,
die die Jagd direkt oder indirekt beeinflussen“, erklärte Yves Lecocq den interessierten
ZuhörerInnen. Warum das so sein soll und auch muss, erläuterte der ehemalige
Generalsekretär der FACE anhand der gewachsenen kulturhistorischen Bedeutung der Jagd in
vier Modelle, die die Entwicklung der Jagd in den verschiedenen Regionen, Ländern in
Europa darlegen.
Europa der Jagd
So gibt es etwa in Nordeuropa den höchsten Anteil von JägerInnen in Europa. Hier ist die
Jagd sehr populär und demokratisch. Sie wird als natürliche Form mit sachlicher Nutzung
gesehen, sozusagen das Wild als Nahrung, als erneuerbare natürliche Ressource(jeder 20. ist
Jäger). Hingegen ist in Südeuropa das Jagen weit verbreitet. Es ist ein soziales Ereignis und
wird von jedem 40. Südeuropäer ausgeübt.
Im angelsächsischen Raum gilt die Jagd als „Sport“, was sich auch daran zeigt, dass jeder 60.
Einwohner Jäger ist. Gefragt sind hohe Standards und professionelles Lebensraum- und
Wildmanagement. „In Großbritannien gibt zum Beispiel es keinen Abschussplan, doch sehr
viel Wild“, legte Yves Lecocq den BesucherInnen dar. Lange Tradition und strikte Regeln,
somit eine gut regulierte Jagd, gibt es in Mitteleuropa. Und das, obwohl es hier den geringsten
Anteil von JägerInnen gibt. In Mitteleuropa besteht die Jagd vor allem aus Management von
größeren Wildarten. „Das starke soziale Ausmaß, die Liebe zur Natur und das aktive
Interesse an Wildtiermanagement mit Fokus auf der Komplexität des gesamten Ökosystems
sind die gemeinsamen Merkmale“, erläuterte Lecocq. Als weitere Gemeinsamkeit führte er
die Jagdhunde an. In allen Ländern gibt es eine enge Verbindung zwischen Jägern und ihren
Hunden. Das zeigt sich auch an den Internationale Hundezwinger-Clubs, an den
Internationalen Gebrauchsprüfungen oder an den Gebrauchshund-Wettbewerbe. In
Mitteleuropa geht jeder 300. Bürger auf die Jagd.
Verdienste der Jagd
„Drei Milliarden Euro werden für Artenvielfalt aufgewendet, 120.000 Vollzeitarbeitsplätze
wurden geschaffen und 75 Prozent der sieben Millionen JägerInnen in Europa jagen nahe
ihrer Wurzeln“, verwies der ehemalige Generalsekretär der FACE auf die Verdienste der
Jagd. „Zudem ist durch die Jagd Wildmanagement gewährleistet und somit die Erhaltung von
Wildtieren gesichert. Nicht zu vergessen die Wiederherstellung von Lebensräumen,
Management und Artenvielfalt“, hob Dr. Yves Lecocq die Bedeutung der Jagd hervor. „Die
Jagd ist ein Mehrwert für Biodiversität“, so Lecocq und ergänzte: „Genau deswegen will die
FACE keine einheitliche Jagdpolitik in Europa.“
Europäische Gesetzgebung
„Ein Rahmenwerk rechtlicher Instrumente und Politiken ist hingegen sehr wohl notwenig“,
verdeutlichte Yves Lecocq. Zum einen gibt es zahlreiche Richtlinien, wie etwa die „VogelRichtlinie, die eine Handlungs- bzw. Ausführungsvorschrift über die Erhaltung der
wildlebenden Vogelarten besagt. Im Jahre 1979 wurde diese beschlossen und 1990 wurde
eine Änderung betreffend Jagen von Rabenvögeln vorgenommen. Alle europäischen Länder
mit Ausnahme von Österreich und Irland nahmen diese Richtlinie an. Eine Initiative zur
Nachhaltigen Jagd wurde 2004 beschlossen, als Kommissions-Leitfaden zu den
Jagdbestimmungen im Sinne der Erhaltung von wild lebenden Vogelarten.
1992 wurde die Habitat-Richtlinie herausgegeben. Diese besagt die Erhaltung von natürlichen
Lebensräumen und wilder Fauna und Flora, Abweichungen zur genau kontrollierten Jagd
sowie einen exklusiven Schutz von bestimmten Arten und die Bildung eines Europäischen
Netzwerks von Schutzgebieten - NATURA 2000.
Die „Feuerwaffen“-Richtlinie beinhaltet zur Sicherstellung der Jagdinteressen unter anderen
den Europäischer Feuerwaffenpass, Kategorien und Registrierung. Beschlossen wurde auch
ein „EU-Hygienepaket & Öffentliche Gesundheit“
als Beitrag für eine bessere
Öffentlichkeitswahrnehmung von Wildbret als Qualitätsprodukt. Absolut notwenig, denn
allein in Österreich werden über fünf Millionen Kilogramm Wildbret pro Jahr verzehrt – in
Europa 100 Millionen kg Wildbret/Jahr und in Deutschland 24 Millionen kg.
Ziele für die Jägerschaft
„Das technisches Know-how und die Erkenntnisse, die sowohl Jäger als auch Politik geben,
stehen im Mittelpunkt der Arbeit von FACE“, fasste der ehemalige Generaldirektor Dr. Yves
Lecocq am Ende seines Referats beim Wiener Jägertag 2013 die Bedeutung zusammen.
„FACE will sicherstellen, dass europäische Gesetzgebung realistisch und umsetzbar ist.
Deswegen ist die Aufrechterhaltung guter und fortlaufender Kontakte mit Politikern, Beamten
und anderen Entscheidungsträgern auf europäischer Ebene notwenig, ganz im Sinne von
7.000.000 JägerInnen, die für die nachhaltige Jagd & Erhaltung in Europa garantieren.“
Herunterladen