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Ruhr – Universität Bochum
Institut für Politikwissenschaft
Lektürekurs: Feministische Staats- und Demokratietheorie
Prof. Dr. Cilja Harders
Referent: Hanefi Delice
07. Juni 2004
Kritik von Eva Kreisky an Männerbund und Patriarchat
1. Der Staat wird von Männern dominiert
- Schon immer wurden die Staaten von Männern beherrscht.
- Nur Männer können Individuen, Rechts -Staatsbürger sein.
- Die Familie wird von Männern vertreten.
- „Öffentlicher und „privater“ Bereich ist die Basis der
Staatstheorien ( Mechthild Rumpf).
- Die Unterwerfung der Männer unter staatlicher Macht sichert sie
im häuslichen Bereich ( Mechthild Rumpf).
- Doppelcharakter benachteiligt Frauen: „Häuslicher Frieden“ und
„innerstaatlich – sozialer Frieden“ (Mechthild Rumpf).
- Festigung des Nationalstaates führt zu „entfamilisierten Staat“ und
„entpolitisierte Familie“(Mechthild Rumpf).
- „Gesellschaftsvertrag“ ist die Freiheit der Männer und soll die
patriarchale Struktur der gesellschaftlichen Ordnung unsichtbar
machen. Der „Sexualvertrag“ ist die Geschichte von
Unterdrückung der Frauen und ist unsichtbar gemacht (Carole
Pateman).
- Moderne Gesellschaften haben patriarchale Wurzeln (Carole
Pateman).
- Geschlechterkonflikt blieb folgenlos Carole Pateman).
- Geschlecht und Frauen blieben in der Staatstheorie unthematisiert
(auch in bürgerlichen und marxistischen Staatstheorien).
- Der Staat ist keine Geschlechtsneutrale Instanz.
- Die neueren Staatstheoretiker untersuchen das
Geschlechterverhältnis auch nicht.
2. Der Staat als Männerbund
-
Der Staat ist ein abstraktes Konzept, was personifiziert werden
muss.
Der Staat lässt sich als Apparat äußern.
Um die Strukturen ( „Männlichkeit im System“) des Staates zu
entschlüsseln, muss der Staat als Apparat gesehen werden.
Institutionen funktionieren durch darin tätige Personen. Institute
sind Festungen die bemannt sein müssen (Karl Popper).
Politikwissenschaft gut durch geschlechtsneutrale Analysen auf
„Entsexualisierung“ der Politik.
Frauen und ihre Geschichte wird unsichtbar gemacht.
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„Berufspolitik“ ist eine intakte männliche Welt. Staatliche
Institutionen vertreten männliche Interessen.
Männlichkeit beeinflusst die gesellschaftlichen Strukturen, auch
den Staat.
Aus feministischer Sicht ist der Staat ein Männerbund.
3. Mangelnde Wirkung der Frauenbewegung
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Bis Mitte der achtziger Jahre wurde noch nicht mal die
Wirkungen staatlicher Institutionen auf das Geschlechterverhältnis
Untersucht.
Ablehnung der marxistischen Theorien durch die Frauen führt zu
Abhandenkommen der Relevanz des Staates.
Fixierung auf Matriarchat – Patriarchat war wichtiger als die
Untersuchung des modernen Staates.
Das 19. Jh. war die Epoche der Zentralisierung, Bürokratisierung
des Staates und Strukturierung der Männerbünde im Staat. Dieses
wurde außer Acht gelassen.
Staatsdiskussion der Frauenbewegung. Einerseits, Sozialstaatliche
Aspekte, rechtliche Status von Frauen verbessern und andererseits
Staat als patriarchaler Fortbestand.
Feministische Staatstheoriekritik hat sich erst mit Ausklammerung
und „sexistische“ Darstellung der Frauen beschäftigt.
Erst später wurden Machtheorien diskutiert.
Sozialstaat als „strukturelles“ Patriarchat identifiziert.
Forderung der Feminisierung des Staatsapparates führt zur
theoretischen Arbeit am männerbündischen Kern des patriarchalen
Staates.
4. Eigenschaft von Männerbünden
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Männer sind Individuen die das Recht haben, Rechte zu haben.
Weiblichkeit steht für Unfähigkeit ( Max Weber).
Männerbünde aufgrund von Machterhalt der Männer.(Stammtisch,
Sport, Jagdgesellschaft).
Männerbünde präsentieren Herrschaft, die Beherrschten werden
distanziert.
Kollektives Machtstreben.
Zum Mann machen der Männer durch Ablösung von der Mutter
(Burschenschaft, Freimaurerbünde, Militär).
Männerbünde streben eine Remaskulierung der Gesellschaft an
durch Männlichkeitsbilder (Kriege, Rechtsextremismus usw.).
5. Theorien von Männerbündlern
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Wiederbelebung im 20. Jahrhundert
„Die Mädchen- Fraueninvasion sollte abgewehrt werden (Hans
Blüher).
Auch Hermann Hesse und Thomas Mann von Männerbundidee
begeistert.
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Männerbund als Begriff wurde 1902 von dem Ethnologen
Heinrich Schurz in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt.
Schurz unterschied zwischen zwei menschlichen Gesellschaften:
Geschlechtsverband und Geselligkeitsverband.
Die Frauen lassen sich nicht so wie die Männer in
Gesellschaftsordnungen einordnen. Männer hingegen lassen sich
in sympathischen Gruppen organisieren (Heinrich Schurtz).
Blühers Theorien waren auch noch rassisch bedingt und
antisemitisch. Er kritisierte die Bürgerlichen, weil diese ein
gemischtes Publikum geschaffen und die Frauen den Männern
gleichgesetzt hätten. Außerdem sieht er die männliche
Homosexualität entscheidend für die Herausbildung des Staates.
Der Staat wäre der oberste Männerbund. Ein Staat der nicht von
Männerbünden regiert ist, sei korrupt. Daher soll der Staatsdienst
der Frauen verwehrt bleiben.
Praktische Umsetzung der Männerbundideen von Schurtz und
Blüher durch die „Freikorps“, Wandervogelbewegung und
nationalsozialistische Organisationen (SA, SS, HJ usw.).
6. Strukturen von Männerbünden
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Nicht immer deklarieren sich Männerbünde als solches. Es gibt
auch „losere“ Männerbünde.
Generell werden Frauen ausgeschlossen.
Männerbündische als Standartform von Staat und Politik.
Es gibt „Männerhelden“ („Führer“, “Meister“).
Die „Brüder“, „Freunde“, „Kameraden“ versammeln sich um
Männerhelden.
Wertmaßstäbe und Denkfiguren: Treue, Ehre, Gefolgschaft,
Gehorsam, Unterwerfung usw.
Männerbünde haben geheime Riten, Zeremonien, Techniken.
Künstliche Feindbilder: „Bolschewismus“, „Weiblichkeit“,
„Judentum“ usw.
Soziale Gegensätze spielen kaum eine Rolle.
Strenge Hierarchisierung ( Selbst Männer sind in den
Männerbünden nicht gleich).
Kampfprogramm aufgrund der Ängste gegenüber Frauen,
Antikapitalisten usw.
7. Kernbeispiele für Männerbünde (Militär und Bürokratie)
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Männer gelten im Militär als männlich, soldatisch, heroisch.
Nichtwaffenfähige gelten als „Weiber“.
„Militär ist als Schule der männlichen Nation“.
Männer werden wie Frauen unterdrückt, um Frauen zu
unterdrücken.
Das männliche Bürokratiemonopol wird verteidigt.
1914 hat der Beamte Anton Worbs die männlichen Beamten vor
einer Fraueninvasion der Bürokratie gewarnt. Das Beamtentum
wäre den Männern wohlbehalten.
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Laut Verfassung darf die Staatsbürokratie nicht Männerbund sein.
Umgibt sich deshalb mit Berufsumfeld von Männebünden
(Kartellverband, Burschenschaften, studentischen Korporationen,
Freimaurerbünden usw.)
Frauengerechtere Gesetze werden unterlaufen oder überhaupt
nicht umgesetzt.
8. Fazit
Der Staat muss endlich gleichgeschlechtlich gestaltet werden. Erst
dann gibt es die wirkliche Gerechtigkeit.
Literatur:
Kreisky, Eva: Der Stoff, aus dem Staaten sind Zur männerbündischen Fundierung politischer Ordnung. In:
Braun, Kathrin (Hg.): Feministische Perspektiven der Politikwissenschaft. München/Wien 2000. S. 144 -181.
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