Geburtshilfe Hebamme 1. Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Einleitung In den westlichen Ländern bleiben heute ca. 9% aller Paare dauerhaft ungewollt kinderlos. In Deutschland und Österreich ist ca. jede 5. bis 7. Partnerschaft von Fruchtbarkeitsproblemen betroffen. Paare mit Kinderwunsch warten nicht selten ein bis mehrere Jahre auf das Eintreten einer Schwangerschaft. Bei einigen Paaren bleibt der Wunsch aber unerfüllt und sie müssen davon Abschied nehmen. In der Praxis hatte ich als Hebammenstudentin bereits oft mit „Kinderwunsch-Patientinnen“ zu tun, die endlich das lang ersehnte Ziel erreicht haben – nämlich schwanger zu werden und diese Schwangerschaft auch bis zum Ende durchzuhalten – und zur Geburt ins Krankenhaus kommen. Dabei fiel mir auf, dass für die Geburt dieser ganz besonderen Kinder entweder von vorne herein der scheinbar sicherste Entbindungsmodus, nämlich die Sectio caesarea, gewählt wird, oder die Frauen verunsichert und ängstlich in die Geburt gehen, obwohl sie überdurchschnittlich gut informiert scheinen. Auch kamen mir die Väter von solchen Babys viel besser informiert und aufmerksamer auf jede Kleinigkeit während der Geburt vor, als Väter von Kindern, die natürlich entstanden sind. Daraus ergibt sich für mich als Hebamme eine spezielle Situation. Generell kann es schwieriger sein, ein scheinbar gut informiertes Paar durch eine Geburt zu begleiten als ein Paar, das sich vollkommen auf die Anweisungen der Hebammen und Geburtshelfer verlässt. Bei Kinderwunsch-Paaren kommt aber eine ganz tief sitzende Angst hinzu, die oft von Außenstehenden nicht ernst genommen wird. Diese Paare haben einen langen Weg des Leidens hinter sich. Und das Kind hat in ihrem Leben schon vor seiner Entstehung einen Stellenwert eingenommen, der sicher ein anderer ist als bei Menschen, deren Schwangerschaft spontan eingetreten ist. Meist haben diese Paare ihr Leben bereits jahrelang von dem idealisierten ungeborenen Kind bestimmen lassen. Sie haben unzählige Behandlungen über sich ergehen lassen, viele Enttäuschungen und als Folge dessen depressive Phasen durchlebt, sich selbst in den Hintergrund gestellt und ihr gesamtes Glück von diesem fiktiven Kind abhängig gemacht. Und nun steht nur noch die Geburt zwischen Eltern und Kind. Eva Janković 1 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Da diese zukünftigen Eltern sich während der Schwangerschaft meist ausschließlich in ärztlicher Betreuung befunden haben, findet der Erstkontakt zu einer Hebamme häufig erst kurz vor der Geburt statt. Das ist nicht unbedingt die beste Ausgangssituation. Es erfordert viel Offenheit und Vertrauen der Frau, damit sie entspannt und zuversichtlich in die Geburt gehen kann. Die meisten Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch können mit Schicksal nicht viel anfangen oder es gar einfach so hinnehmen. Und die Reproduktionsmedizin bestärkt sie darin, indem sie den Eindruck entstehen lässt, man könne alles unter Kontrolle haben und die Natur habe kein Problem damit überlistet zu werden. Dem kann ich so nicht zustimmen. Zwar ist es wichtig und richtig fortschrittlich zu sein, mit den besten und neuesten Methoden eine Schwangerschaft herbeizuführen und dann im weiteren Verlauf intensiv zu überwachen, zu kontrollieren. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass man dadurch noch lange nicht die absolute Kontrolle hat. Sterilitätspatientinnen haben ihren Körper der medizinischen Kontrolle übergeben. Das Vertrauen zu sich selbst und zu ihrem Körper wurde durch die Tatsache, dass ihnen das scheinbar einfachste der Welt - nämlich sich fortzupflanzen - nicht gelingt, schwer erschüttert. Sie neigen dazu, ihren Beratern, den Reproduktionsmedizinern, in ihrer Verzweiflung blind zu vertrauen. Meiner Meinung nach liegt es in der Verantwortung der beratenden und betreuenden Personen, dass die Frauen nicht schon zu Beginn den Eindruck bekommen, es wäre nichts unmöglich und man könne mit Hilfe der Medizin absolut alles erreichen. Umso niedergeschmetterter sind diese Frauen, wenn sie dann doch erleben müssen, dass dem nicht so ist. Die Zahl an Sterilitätspatientinnen, die die Fortpflanzungsmedizin in Anspruch nehmen, nimmt zu. Wir Hebammen sind gefordert, diesen Frauen viel Einfühlungsvermögen entgegenzubringen und mit viel Fachwissen kompetente Ansprechpartner zu sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass trotz intensiver ärztlicher Betreuung, manche Fragen offen und Ängste bestehen bleiben, die erst mit der Hebamme zufällig zur Sprache kommen. Eva Janković 2 Geburtshilfe Hebamme Es war mir ein Unerfüllter Kinderwunsch Bedürfnis, mich mit der Diplomarbeit vielschichtigen Thematik intensiver auseinanderzusetzen, um die Betreuung von Kinderwunsch-Paaren bzw. Frauen nach IVF mit viel Hintergrundwissen noch besser gestalten zu können. Deshalb habe ich den „unerfüllten Kinderwunsch“ zum Thema meiner Diplomarbeit gemacht. Im Rahmen dieser Arbeit habe ich in Internet-Foren Kontakt zu betroffenen Frauen gesucht. Das Feedback war erstaunlich. Viele Frauen waren gerne bereit, mir ihre persönliche Geschichte zu schreiben und einen von mir entworfenen Fragenkatalog zu beantworten. Von ihrer Offenheit bin ich gerührt. Sie haben mir gestattet, dass ich ihre Beiträge für meine Arbeit verwenden darf. Im Folgenden werde ich die Berichte und Antworten der befragten Frauen einfließen lassen. Anhand dieser lässt sich sehr gut nachempfinden, was ungewollte Kinderlosigkeit im realen Leben für eine Bedeutung hat. Eva Janković 3 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit HAUPTTEIL 2.1. Allgemeines und Begriffserklärung Ungewollte Kinderlosigkeit wird über einen Zeitraum definiert. Sie liegt vor, wenn nach ein bis zwei Jahren ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eingetreten ist. Bei Frauen unter 35 Jahren spricht man nach zwölfmonatigem erfolglosen Versuch von Subfertilität, bei über 35jährigen bereits nach 6 Monaten. Man unterscheidet bei den Ursachen ungewollter Kinderlosigkeit zwischen Sterilität und Infertilität. Sterilität bedeutet, dass es nicht möglich ist, schwanger zu werden, während Infertilität heißt, dass eine Schwangerschaft nicht bis zur Lebensfähigkeit ausgetragen werden kann. Weiters unterscheidet man zwischen primärer (d.h. die Frau war noch nie schwanger) und sekundärer (d.h. die Frau war schon schwanger, jetzt klappt es aber nicht mehr) Subfertilität oder Sterilität. Von Unfruchtbarkeit sind Männer und Frauen nahezu gleichermaßen betroffen. Als Faustregel gilt, dass in ungefähr 30 % der Fälle eine Ursache bei der Frau gefunden wird und ebenfalls in 30 % der Fälle beim Mann. In weiteren 30 % handelt es sich um eine Kombination von Gesundheitsstörungen bei beiden Partnern, während bei ungefähr 10 % der Paare keine Gesundheitsstörungen gefunden werden, welche die bestehende Unfruchtbarkeit erklären könnten. Dann spricht man von idiopathischer Sterilität. Diese Ausgangssituation ist erfahrungsgemäß für die meisten Paare am schwierigsten zu ertragen. Es ist für sie zwar beruhigend, dass körperlich alles in Ordnung ist, aber die Frage, warum die Schwangerschaft dennoch nicht eintritt, wird mit der Zeit immer quälender und die Paare fühlen sich völlig macht- und hilflos. Idiopathische Sterilität wird allerdings oft mit psychogener Sterilität gleichgesetzt, was nicht richtig ist. Man spricht von psychogener Sterilität, wenn ein Paar trotz Kinderwunsches und Aufklärung durch den Arzt weiter das Fruchtbarkeit schädigende Hochleistungssport, Genuss-, Verhalten Arzneimittel- praktiziert und (z.B. Essstörung, Medikamentenmissbrauch, extremer beruflicher Stress…), Eva Janković 4 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit ein Paar die Schwangerschaftschancen nicht nutzt (kein Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen oder das Vorliegen einer sexuellen Funktionsstörung, welche nicht körperlich bedingt ist), ein Paar eine aus medizinischer Sicht unablässige Kinderwunschbehandlung bewusst zwar bejaht, sie aber dann doch nicht beginnt. Auch starker seelischer Stress beeinträchtigt bei Frauen und Männern die Fruchtbarkeit. 2.2. Ursachen Bei Frauen handelt es sich am häufigsten um Hormonelle Störungen Störungen können auf allen Ebenen auftreten. Im Hypothalamus kann die pulsatile Ausschüttung von GnRH für die Hypophyse gestört sein. In der Hypophyse kann die Ausschüttung der Gonadotropine LH und FSH verändert sein. Auf der Ebene des Ovars kann es zu einer verminderten Produktion der Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron kommen. Das hormonelle Gleichgewicht ist für die Empfängnisbereitschaft sehr wichtig. Hormonelle Fehlfunktionen können zu Störungen des Follikelwachstums und der Follikelreifung, zum Ausbleiben des Eisprungs und zu einer mangelhaften Gelbkörperbildung führen. Gelbkörperhormonschwäche, welche sich durch Zyklusunregelmäßigkeiten bemerkbar machen kann, führt zu einem unzureichend umgebauten Endometrium, so dass die Einnistung einer befruchteten Eizelle erschwert oder unmöglich wird. Störungen des Androgenhaushaltes führen zu einer Virilisierung. Hierzu gehört auch das PCO-Syndrom (polyzystische Ovarien) und das AGS (adrenogenitales Syndrom) Auch Androblastome, das sind androgenproduzierende Tumore am Ovar, können vermehrt Androgene produzieren. Hyperprolaktinämie: Prolaktin aus der Hypophyse wird normalerweise für die Milchbildung beim Stillen benötigt. Es hemmt weiters durch die Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Achse die Ausschüttung der Stimulationshormone für den Eierstock, wodurch ein Eisprung unterdrückt werden kann. Eine Eva Janković 5 Geburtshilfe Hebamme funktionelle Unerfüllter Kinderwunsch Hyperprolaktinämie wird Diplomarbeit durch Stress und Medikamente (Antibiotika, Antidepressiva, Antiepileptika, Antiphlogistika oder Neuroleptika) ausgelöst. Schilddrüsenfunktionsstörungen: Bei Hypo- oder Hyperthyreose kann es zu Störungen der Hypothalamus-Hypophysen-Achse kommen, weil die Schilddrüsenhormone wiederum die Prolaktinsekretion beeinflussen. Folgen hormoneller Störungen sind also je nach Schwere: Corpus luteum-Insuffizienz Anovulation Oligomenorrhoe Amenorrhoe Organische Störungen Eileiter bedingte Unfruchtbarkeit (tubare Sterilität) Endometriose (endometriales Gewebe außerhalb des Uterus) Fehlbildungen an Uterus: uterus subseptus Uterus bicornis Uterus unicornis Uterus duplex Mayer-Rokitansky-Küster-Syndrom (Uterus und Vagina fehlen, normale ovarielle Funktion) und/oder Ovarien Myome Antikörperbildung gegen Spermien Auch gonadale Störungen gehen mit einer unterschiedlich stark ausgeprägten Verminderung der Fertilität einher. Frauen mit Triplo-X-Syndrom (Karyotyp 47 XXX) sind nur in manchen Fällen in ihrer Fruchtbarkeit eingeschränkt. Bei einem Turner-Syndrom (Karyotyp 45 X0) ist je nach Mosaikform in seltenen Fällen eine Schwangerschaft möglich, während bei einer Kompletten Androgenresistenz (oder Goldberg-Maxwell-Morris-Syndrom, Karyotyp 46 XY) aufgrund des fehlenden Uterus eine Schwangerschaft ganz ausgeschlossen ist. Eva Janković 6 Geburtshilfe Hebamme Beim Mann ist Unerfüllter Kinderwunsch am häufigsten die Samenzellbildung, Diplomarbeit die Spermato- und Spermiohistogenese gestört, d.h. es werden zu wenig bewegliche, normal geformte Samenzellen produziert. Ein Spermiogramm kann darüber Aufschluss geben. Es können Störungen der Samentransportwege existieren. Angeboren ist dies etwa, wenn ein Mann Genträger für die Erkrankung Mukoviszidose ist. Erworbene Störungen der Wege sind bei St. p. Vasektomie oder Entzündungen wie Epididymitis (z.B. nach Gonorrhoe) und retrograder Ejakulation gegeben (hier werden die Samenzellen durch neuromuskuläre Störungen in die Blase gespült. Dies kann beispielsweise nach Operationen oder bei Zuckerkrankheit auftreten). Störungen der Spermatogenese durch: Stoffwechselkrankheiten Infektionskrankheiten (Mumps) Konstitutionelle Anomalien (Klinefelter-Syndrom) Varikozele Innersekretorische Krankheiten Körperliche Überlastung Hodendystrophie, Maldeszensus (häufig nach Leistenhoden) Thermische, toxische und traumatische Schäden führen zu einem schlechten Spermiogramm. OAT-Syndrom: Das Oligo-Astheno-Teratozoospermie-Syndrom ist eine krankhafte Veränderung der Spermien. Hierbei sind zu wenig, zu gering bewegliche und vermehrt fehlgeformte Spermien zu sehen. Auch Nikotin-, Alkohol- und Drogenabusus können Ursachen für Fertilitätsstörungen beim Mann sein. Die beim Mann häufigste Chromosomenanomalie, das Klinefelter-Syndrom (Karyotyp 47 XXY) äußert sich praktisch immer in einer Zeugungsunfähigkeit. Die Spermienqualität des Mannes unterliegt großen Schwankungen. Es ist erwiesen, dass hier psychische Belastungsfaktoren eine Rolle spielen. Man hat festgestellt, dass Männer, die ohne Vorliegen einer organischen Ursache eine Verminderung der Samenqualität Eva Janković 7 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit aufwiesen, viel häufiger an schicksalhaften Belastungen oder Belastungen am Arbeitsplatz litten als Männer mit unauffälligem Spermiogramm (Greimel, 1992). Nach psychotherapeutischer Behandlung verbessert sich nachgewiesenermaßen die Samenqualität und damit die Fruchtbarkeit. Bereits in de 40er Jahren konnte der deutsche Anatom H. Stieve psychische Belastung als Ursache von Sterilität feststellen: Er untersuchte das Hodengewebe von Männern, die in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung gewartet hatten nach ihrem Tod und entdeckte dabei, dass dieses Hodengewebe massiv beschädigt war. Die Spermienqualität hat also eine Eigendynamik, die von mehreren Faktoren abhängig sein dürfte. Häufig kommt es vor, dass der Mann zwecks Erstellung eines Spermiogramms zum Urologen geht und dort erfährt, dass die Qualität eingeschränkt ist. Bei einer Wiederholung der Untersuchung einige Zeit später ist der Befund deutlich besser. Und bei einem weiterem Termin ist die Samenqualität ganz schlecht. Weiters spielt unsere Gesellschaft eine Rolle: In den letzten Jahren ist das Alter der Erstgebärenden in den westlichen Ländern stark angestiegen (auf knapp unter 30). Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass nach wie vor Familie und Beruf für die meisten Frauen nicht gut zu vereinbaren sind und aus Angst vor Verarmung oder Freiheitsverlust die Familienplanung oft auf „später“ verschoben wird. Aus psychologischer Sicht kann es sinnvoll sein, mit der Realisierung des Kinderwunsches zu warten und die Partnerschaft erst wachsen zu lassen. Aus medizinischer Sicht ist es das nicht! Alle neueren wissenschaftlichen Untersuchungen haben gezeigt, dass das Alter der Frau von allen biologischen, psychologischen und sozialen Merkmalen am besten die Chance eines Schwangerschaftseintritts vorhersagen kann. Die Fertilität von Frauen erreicht Anfang 20 ein Maximum. Nach dem 35. Lebensjahr beginnt sie drastisch abzusinken. So sind die Chancen einer 35jährigen Frau auf eine Schwangerschaft nur noch 50% der einer 20jährigen. Bis zum 40. Lebensjahr sind die Aussichten auf eine Schwangerschaft noch deutlicher reduziert (ungefähr 10 % der Wahrscheinlichkeit einer 20jährigen Frau). Den größten Einfluss auf die weibliche Fruchtbarkeit haben Quantität und Qualität der Eizellen, die beide mit zunehmendem Lebensalter abnehmen. Mit zunehmendem Lebensalter der Frau besteht auch ein erhöhtes Risiko auf die Bildung von Eizellen, die nicht alle oder zu viele Chromosomen enthalten. Mit diesen abnormen Eizellen kann in Eva Janković 8 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit vielen Fällen keine Befruchtung, Einnistung oder das Austragen einer Schwangerschaft erreicht werden. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass auch nach der Befruchtung die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt mit zunehmendem Lebensalter steigt. Darüber hinaus besteht beim Fetus eine erhöhte Wahrscheinlichkeit kongenitaler Fehlbildungen durch Chromosomenanomalien. Aus diesem Grund wird die pränatale Diagnostik bei Frauen über 35 Jahren empfohlen. 2.3. Diagnostik Obwohl die Diagnostik bei beiden Partnern gleichzeitig erfolgen sollte, begeben sich Frauen durchschnittlich über ein Jahr früher in die medizinische Diagnostik als Männer. Diagnostik bei der Frau: ausführliche Anamnese Gynäkologische Untersuchung Ultraschall Blutabnahmen zur Bestimmung des Hormonstatus / Hormonanalysen Funktionstests wie: Basaltemperaturkurve über mehrere Zyklen (aber nicht jahrelang!) Gestagentest/Östrogentest Hysterosalpingografie HSG = Durchgängigkeitsprüfung der Eileiter mittels Röntgen und Kontrastmittel Laparoskopie Hysteroskopie Endometriumbiopsie Mikrobiologische Untersuchungen Hormonelle Funktionstests wie: GnRH-Test (Differenzierung von hypothalamischen und hypophysären Störungen) Eva Janković TRH-Test (Feststellung einer Schilddrüsenfehlfunktion) Metoclopramid-Test (Feststellung einer latenten Hyperprolaktinämie) ACTH-Test (Abklärung eines sich spät manifestierenden, heterozygoten AGS) 9 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Diagnostik beim Mann: Anamnese Körperliche Untersuchung (Habitus, Gynäkomastie, Genitale, Varikozele) Thermografie Ultraschall (Doppler des Plexus pampiniformis) Karyogramm Hormondiagnostik (LH, FSH, Testosteron) Hodenbiopsie Mikrobiologische Untersuchung Immunologische Untersuchungen (Autoantikörper?) Mikroskopie des Nativejakulats Postkoitaltest / Sims-Huhner-Test: das Paar soll nach einigen Tagen sexueller Enthaltsamkeit kurz vor dem Eisprung Geschlechtsverkehr haben. Am nächsten Morgen wird dann ein Abstrich vom Gebärmutterhalssekret gemacht und untersucht, wie viele Spermien darin noch beweglich sind. Dieser Test ist vielen Paaren sehr unangenehm, da sie Verkehr nach Termin haben müssen, unabhängig von ihrer Lust. Aufgrund dieses Termindrucks kommt es dann oft gar nicht zum Geschlechtsverkehr. Spermiogramm: Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien sind entscheidend. Mindestanforderungen an ein normales Spermiogramm (Normozoospermie) laut WHO (erstellt 1993): Eva Janković Menge: 2-5ml Ejakulat Säuregehalt: pH 7,2 – 8,0 Verflüssigung in 10 – 30 Minuten Anzahl der Samenzellen pro ml: 20 – 150 Mio. Motilität: > 50% Progressivmotilität: > 25% Morphologie: > 30% normal geformte Spermatozoen Nur vereinzelt Entzündungszellen ein krankhaftes Verkleben der Samenzellen untereinander 10 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit 2.4. Therapie Am 5. August 1982 um 16.25 Uhr wurde an der 2. Univ.-Frauenklinik Wien (2.UFK) das erste mit In-vitro-Fertilisation (IVF), also außerhalb des Körpers gezeugte Kind Österreichs geboren. Der gesunde Knabe wog 3,65 Kilo, war 52 cm lang und wurde von den Eltern Jovanka und Dragan Jovanovic auf den Namen Zlatan getauft. Das war natürlich für Österreich eine Sensation mit entsprechend großem medialen Widerhall. Aus der Online-Ausgabe der Wiener Zeitung vom 31.07.2007 steht in einem Bericht von Alexa Jirez : Feichtinger, heute Leiter des "Wunschbabyzentrums" in Wien , kann sich noch genau an die "irrsinnige Erleichterung" erinnern, als absehbar war, dass die Schwangerschaft von Jovanka Jovanovic erfolgreich verlaufen würde. Er und sein Team warteten damals "unglaublich ungeduldig und unter großem Erfolgsdruck" aufs Retortenbaby. Der Arzt, der selbst serbokroatisch spricht, betreute Frau Jovanovic während der Schwangerschaft. Das "experimentelle Projekt" wurde damals an der Frauenklinik im AKH durchgeführt. Die Behandlung war für die teilnehmenden Patientinnen kostenlos. Zlatans Entbindung war eine Zangengeburt, "da er schon damals ein kräftiger Bursch war", erinnert sich Feichtinger. Im November 1982 folgten Österreichs erste IVF-Zwillinge. Meilensteine dieser Art rechtfertigen eine gewisse Erwartungshaltung. Ein Paar, das bereits den Wunsch nach einem eigenen Kind zugelassen hat, begibt sich nach den diagnostischen Untersuchungen bei den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten der modernen Medizin, verständlicherweise, fast immer in Therapie. (Nur selten, wenn von vorne herein jede Art von künstlichem Eingreifen in die natürliche Fortpflanzung des Menschen abgelehnt wird, tendieren Paare gleich zu einer Adoption.) Bei weiblicher Fruchtbarkeitsstörung gibt es eine Vielzahl von hormonellen oder chirurgischen Therapiemaßnahmen. Je nach Erkrankung oder Funktionsstörung sind unterschiedliche Behandlungen notwendig. Am häufigsten handelt es sich um Probleme beim Eisprung. In diesen Fällen wird mit einer medikamentösen (1) Ovulationsinduktion begonnen. Dies kann mittels Tabletten mit dem Wirkstoff Clomifenzitrat (Clomifen®), Injektionen oder auch einer GnRH-Pumpe geschehen. Wichtig ist hier die engmaschige Kontrolle, da eine nicht erwünschte Überstimulation bzw. gleichzeitige Heranreifung mehrerer Eizellen zu ungewollten Mehrlingsschwangerschaften führen kann. Eva Janković 11 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Da Clomifen® als ein Antiöstrogen wirkt, können Nebenwirkungen auftreten, die durch einen relativen Östrogenmangel verursacht werden (eine Situation, die mit der Menopause vergleichbar ist): ~ 10% Hitzewallungen > 5% Meteorismus, Völlegefühl und Unterbauchbeschwerden ~ 2% Brustspannen < 2% Sehstörungen, Kopfschmerzen oder Haarausfall ~ 5% Zysten evtl. trockener Zervixschleim (kann wiederum eine Befruchtung verhindern, was die Anwendung zusätzlicher Präparate erforderlich macht) Mehrlingsschwangerschaften Speroff et al., Autoren des Lehrbuchs Clinical Gynecologic Endocrinology and Infertility (Klinische Gynäkologische Endokrinologie und Unfruchtbarkeit) geben an, dass bei für diese Art der Behandlung korrekt ausgewählten Frauen in 80% mit einer Ovulation und in 40% mit einer Schwangerschaft gerechnet werden kann. Diese Zahlen erwecken bei den Betroffenen große Hoffnung. Daher nehmen sie auch die oft schwer belastenden Nebenwirkungen auf sich. In einigen Fällen führt die Behandlung mit Clomifenzitrat nicht zum gewünschten Ergebnis. In folgenden Fällen geht man zur Behandlung mit (2) Gonadotropininjektionen über: wenn es nach maximaler Dosierung von Clomifen® zu keiner Ovulation kommt, wenn die Frau unter vielen Nebenwirkungen von Clomifen® leidet, wenn mit Clomifen® keine Schwangerschaft eingetreten ist, wenn um die Zeit des Eisprungs kein geeigneter Zervixschleim vorhanden ist oder, wenn die von der Hypophyse ausgeschüttete Menge an Hormonen nicht ausreichend ist. Gängige Präparate sind Menogon®, Gonal F®, Puregon® u.v.m... Selbstverständlich kann es auch hier zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. So ist in einem Beipackzettel Überempfindlichkeitsreaktionen (Fieber, von z.B. Juckreiz), „Eierstockübererregung, Reaktionen an der Injektionsstelle (Rötung, Schwellung, Schmerzen) und Antikörperbildung“ die Rede. Eva Janković 12 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit „...Zyklusvorbereitung mit Valette. Zur Downregulierung* jeden Tag eine Spritze Decapeptyl. Ich bekomme Herzbeschwerden und Schmerzen im linken Arm. Die Stimulation beginnt mit 2 Ampullen Menogon, hiervon bekomme ich Krampfanfälle, also Wechseln auf Gonal F. Der Eisprung wird ausgelöst mit Ovitrelle, die Punktion folgt, allerdings ohne Narkose...“ „Durch die Hormonbehandlungen habe ich 7 kg zugenommen, was noch im Rahmen liegt. Trotzdem macht es eine Frau wie mich, die sowieso mit ihrem Gewicht zu kämpfen hat, nicht glücklich.“ „...unter der Hormonbehandlung komme ich mir sehr fremdbestimmt vor. Mein Körper macht, was er will und fühlt sich nicht gut an. Mehr Mittel zum Zweck als Einheit zwischen Körper, Geist und Seele.“ Wenn sich nach drei bis sechs Zyklen kein Erfolg zeigt, sind die nächsten Schritte im Zuge der Fruchtbarkeitsbehandlung. (3) assistierte Reproduktionstechniken. Auch wenn die Fruchtbarkeitsstörung ausschließlich beim Mann liegt, kann man sich meist nur mit „künstlicher Befruchtung“ helfen. Dazu zählt: 1. Intrauterine Insemination: mittels eines Katheters wird aufbereitetes Sperma direkt in die Gebärmutter injiziert. Dies kann bei einem eingeschränkten Spermiogramm zur Anwendung kommen. Das Verfahren kann mit Spermien des Partners (homologe Insemination), aber in speziellen Fällen auch mit Spendersamen (heterologe Insemination) durchgeführt werden. 2. In-vitro-Fertilisation IVF mit Embryotransfer ET: die Befruchtung der Eizelle findet nicht im Eileiter sondern im Reagenzschälchen statt. Nach Befruchtung werden maximal 3 befruchtete Eizellen mittels Katheter in den Uterus injiziert. Zur Gewinnung möglichst vieler reifer Follikel muss sich die Frau einer intensiven Hormonbehandlung unterziehen, der so genannten Stimulation. Die Eizellen werden dann durch vaginale Punktion (dieser Eingriff dauert fünf bis zehn Minuten und wird unter Schmerzmittelgabe bzw. Kurznarkose durchgeführt) entnommen und dann im Reagenzschälchen mit dem Samen des Mannes zusammengebracht. Dieses Verfahren kommt bei eingeschränktem Spermiogramm, bei undurchgängigen Eileitern aber auch bei idiopathischer Sterilität zur Anwendung. 3. Intracytoplasmatische Spermieninjektion ICSI: ist eine besondere Variante der IVF. Nur ein einziges Spermium wird direkt in die Eizelle injiziert. Besonders bei sehr stark eingeschränktem Spermiogramm ist dies eine Erfolg versprechende Methode. Eva Janković 13 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit 4. Testikuläre Spermienextraktion TESE oder Mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration MESA: In speziellen Fällen, z.B. bei einem Verschluss der Samenleiter, finden sich im Ejakulat überhaupt keine Spermien. Trotzdem ist es möglich, Spermien direkt aus dem Hoden bzw. dem Nebenhoden operativ aus Gewebeproben zu gewinnen. Diese werden dann wiederum für die Durchführung einer IVF oder häufiger einer ICSI herangezogen. Interessanterweise tritt 1/3 der Schwangerschaften ohne fortpflanzungsmedizinische Behandlung - nämlich in der diagnostischen Phase oder Wartezeit - ein. Dies kann man sich dadurch erklären, dass ein großer Stressfaktor wegfällt, sobald die KinderwunschProblematik an die jeweilige fortpflanzungsmedizinische Einrichtung „abgegeben“ wurde. Dieses „Abgeben“ an die Medizin kann aber auch unrealistische Hoffnungen fördern. Umso erschütternder sind dann die Enttäuschungen. *Downregulierung... Unterdrückung des Eisprungs: Bei den Behandlungen zur IVF ist ein Eisprung nicht erwünscht, da die Eizellen ja aus den Follikeln gewonnen werden (Punktion). Man gibt daher zusätzlich GnRH-Antagonisten, welche die Hormonproduktion der Hypophyse unterdrücken. Diese Maßnahme wird als „Downregulation“ bezeichnet. 2.5. Psychische Auswirkungen Meist ist alles gut durchdacht. Das Paar will zunächst die Partnerschaft festigen und sich eine berufliche Basis schaffen. Für viele Frauen ist ein sicherer, familiengerechter Arbeitsplatz besonders wichtig, bevor sie den Kinderwunsch zulassen. Die Paare schaffen es, sich mehr oder weniger finanziell abzusichern, sie ziehen in eine große Wohnung oder bauen gar ein Haus und dann, als Krönung ihres Glücks – Kinder. „Hallo! Ich heiße B. (23) und bin mit meinem Schatz (32) seit November 2004 zusammen. Ich bin dann relativ rasch zu ihm gezogen, da er im Gegensatz zu mir eine eigene Wohnung hat und wir uns dort super toll entfalten konnten. Schlafzimmer und Küche haben wir bereits im April 2005 neu gekauft und ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl bei ihm. War nach einem halben Jahr schon überzeugt, dass er wohl mein Göttergatte werden würde. Im Mai 2005 haben wir über Kinderwunsch und Verhütung gesprochen. Die Vernunft!? hat uns dazu verleitet das Implanon einsetzen zu lassen, um unserer Beziehung noch ein wenig Zeit zu geben, bevor Kinder kommen würden - war ja noch alles recht frisch bei uns. Gesagt getan, der Kopf hat gesiegt und ich ließ mir das Implanon einsetzen. Leider war mein Herz total dagegen und hat es seit dem Einsetzen total abgelehnt. Bekam Schmierblutungen ohne Ende, war deprimiert und wollte einfach nur Eva Janković 14 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit noch schwanger werden - klingt komisch, war aber so. Was dann geschah steht ab nun... Entfernung Implanon am 5. Oktober 05 (sollte eigentlich zum Staatsfeiertag ernannt werden auf diese Erlösung hinauf!)...16.2.06 Diagnose: PCO-Syndrom , Schilddrüsenunterfunktion, Eierstöcke tun gar nichts, Gebärmutterschleimhaut baut sich nicht auf, zu viel Testosteron... 12. September: Termin beim Urologen (eigentlich nur wegen der Zuweisung zum Spermiogramm ins Speziallabor). Mein Schatz hat leider die Krampfadern seiner Mutter geerbt nur leider sind die in seinen Hoden. Jetzt heißt es bangen, dass sich das nicht auf das SG auswirkt!... Ergebnis vom SG: Asthenozoospermie, nur 10 % schnell, Urologe sagte dazu gar nichts, der Gyn rät uns falls das 2. SG auch schlecht ausfällt zur ICSI. Mein Mann ist am Boden zerstört, jetzt liegt es wohl an uns beiden, dass es nicht klappen kann....“ Die Diagnose „eingeschränkt fertil“ oder „infertil“ löst meist tiefe Betroffenheit und ein Gefühl der Hilflosigkeit aus. Sie bedeutet, möglicherweise auf etwas Elementares, wie sich fortzupflanzen, verzichten zu müssen, an eine aufgezwungene persönliche Grenze zu stoßen. Ein Teil des Lebensplanes kann nicht verwirklicht werden. Erfolgsstrategien, die normalerweise angewendet werden, um ein Ziel zu erreichen wie Fleiß, Ausdauer, Anstrengung, Sich-Bemühen, erweisen sich diesem Ziel gegenüber als wirkungslos. Im Gegenteil, wenn ein verbissener Kampf gegen den eigenen Körper und dessen Funktionstüchtigkeit daraus geworden ist, wirken diese scheinbar sogar kontraproduktiv. Die Paare durchleben mehrere Phasen: 1) Schock und Verneinung Die Diagnose einer Fruchtbarkeitsstörung trifft die meisten Paare unerwartet. Oft wird ihr Lebensweg dadurch von einem Moment auf den anderen in Frage gestellt, was auch zu Verzweiflung führt, oder sogar verneint wird („das kann nicht stimmen…“). So manch ein Paare sucht dann immer mehr Spezialisten auf, um eine andere Diagnose zu hören zu kriegen. Obwohl die (oft schlechten) Erfolgsaussichten einer Kinderwunschbehandlung bekannt sind (derzeit liegt laut Jahresbericht des IVF-Fonds von 2005 die Schwangerschaftsrate nach IVF-ET bei 31%), rechnet das Paar trotzdem damit, dass es zu den wenigen Glücklichen gehört, bei denen es sofort geklappt hat. Auch das nennt man Verneinung. 2) Ärger und Wut können schnell auftreten, wenn man von der fortpflanzungsmedizinischen Hilfe abhängig ist. Besonders friedliche Paare neigen dazu, z.B. Frauen nach SSAbbrüchen, oder Frauen, die ihr Kind zur Adoption freigeben, zu verurteilen. Wut kann sich aber auch auf den eigenen „zeugungsunfähigen“ Körper beziehen. Eva Janković 15 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Besonders schnell können Wut und Ärger aber in der Partnerschaft ausgetragen werden. Auch längst überwunden geglaubte Schwierigkeiten können wieder auftauchen. Bezüglich der Strapazen, die die Behandlungen mit sich bringen, kann es schnell zu unproduktiven Vorwürfen kommen. Besonders, wenn die Ursache der Kinderlosigkeit bei ausschließlich einem Partner gefunden wurde kann es jetzt zu Schuldzuweisungen bis hin zu Trennungsfantasien kommen. Gerade hier wäre es wichtig, dass das Paar seinen Ärger gemeinsam loswird, evtl. im Schimpfen über andere… Wenn Konflikte anhalten, sollte man eine Behandlungspause einlegen. Hass? Neid? Depression? „Hass verspüre ich regelmäßig gegen jede Frau, die ohne Behandlungen oder vorherige Fehlgeburt schwanger wird. Besonders gegen alle, die sich augenscheinlich sehr unzureichend um ihre Kinder kümmern. Hass und Neid gehen Hand in Hand... Teilweise kam ich mir schon sehr depressiv vor und habe deshalb vor kurzem die Psychotherapie in Angriff genommen, da ich massive Angst habe, dass ich ohne Kind keine Lebensfreude mehr haben könnte, was ich auf jeden Fall vermeiden will.“ „Neid schon, aber nicht im Sinne von `du darfst kein Kind haben´, sondern mehr im Sinne von `ich will auch´!“ 3) Ohnmacht Seinem Körper und der Kinderlosigkeit hilflos ausgeliefert zu sein, gibt besonders Menschen, die gerne planen, das Gefühl der Ohnmacht. In dieser Phase kann es passieren, dass das Paar sehr passiv wird, weitere Maßnahmen bezüglich des Kinderwunsches vor sich her- und schließlich wegschiebt und keine Auseinandersetzung mit diesem zentralen Thema mehr stattfindet. 4) Anfangseuphorie tritt dann auf, wenn ein Paar die vielen Möglichkeiten der Fortpflanzungsmedizin kennen lernt. Dies hat einen erleichternden Effekt. Nicht umsonst kommt es in dieser Phase bei 1/3 der Kinderwunsch-Paare zu einer Schwangerschaft, noch bevor eine Therapie begonnen wurde. Allerdings werden die versprochenen Erfolge leicht mit Tatsachen gleichgesetzt und die Auseinandersetzung mit einer möglichen dauerhaften Kinderlosigkeit gerät in Vergessenheit. Eva Janković 16 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit 5) Isolation Ungewollt kinderlose Paare oder Paare, die bereits in einer Kinderwunschbehandlung sind, erleben meistens sehr intensiv mit, wie Paare um sie herum scheinbar problemlos schwanger werden und Kinder zur Welt bringen. Meist führt das dazu, dass man sich zurückzieht, um den Fragen und Anspielungen, vielleicht auch nur harmlosen Bemerkungen anderer nicht ausgeliefert zu sein. Auch der Kontakt mit Familien, Kindern und Säuglingen wird vermieden. Kurzzeitig ist ein Rückzug sicher normal und sinnvoll. Gibt es aber in der „Außenwelt“ niemanden, der an der ungewollten Kinderlosigkeit Anteil nimmt (oder nehmen darf), wird das Thema zum Tabu, es bleibt einzig und allein innerhalb der Partnerschaft, was bald zur Überforderung beider Partner führt. Die Reaktionen auf meine Frage „Wie reagiert unser Umfeld auf unseren Kinderwunsch? Wer hat mir geholfen, mit wem kann ich reden, oder schweigen?“ waren unterschiedlich: „...Ich habe unsere Entscheidung (IVF) meiner Familie und zwei Freundinnen anvertraut. Jedoch wünschte ich schon bald, es nicht getan zu haben. Ich habe schon bald begriffen, dass einen nur Betroffene wirklich verstehen können und schon bald habe ich nicht mehr darüber geredet, da ich mir die halbherzigen Aufmunterungssprüche ersparen wollte...“ „...fast alle fiebern eifrig mit und äußern immer wieder ihre Anteilnahme, was mich wirklich unterstützt. Manche scheuen, einen anzusprechen, dann mache ich meist den ersten Schritt und berichte z.B. von gerade laufenden Behandlungen... Jedoch bin ich es, die es vermeidet, Bekannte mit kleinen Kindern oder Schwangere öfter als unbedingt nötig zu treffen.“ „...Die Kinderwunschbehandlung hat mein ganzes Leben verändert. Und hat mich verändert. Freunde haben sich distanziert, weil sie nicht damit zurecht kommen, wie ich mit meinem Kinderwunsch umgehe und dass das Thema einen Großteil meines Lebens bestimmt. Ich selbst habe mich von Freunden distanziert, die schwanger sind/waren oder Kinder haben. Ich habe Freunde hinzu gewonnen, die wie ich von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen sind und mich und meine Gefühlswelt verstehen können.“ „Eltern: sie hören nicht richtig zu, übergehen unsere Gefühle und erteilen neunmalkluge Tipps. Schwiegereltern: Suchen die Schuld der körperlichen Einschränkungen ihres Sohnes in Fehlverhalten in ihrer Vergangenheit, zeigen eher weniger Verständnis für unsere Offenheit mit dem Thema, tabuisieren es gerne. Freunde: zeigen Interesse, haben Angst uns zu verletzen, kommen auch mal mit in die Kiwupraxis usw. Hin und wieder kommen auch mal doofe unüberlegte Kommentare..“ 6) Schuld- und Schamgefühle Jedes Paar mit unerfülltem Kinderwunsch sucht früher oder später nach Ursachen, besonders, wenn keine körperlichen Ursachen festgestellt werden konnten. Eva Janković 17 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Besonders Frauen beginnen oft darüber zu grübeln, was sie falsch gemacht haben. Ganz schlimm können Selbstvorwürfe werden, wenn die Frau schon ein- oder mehrmals ein Kind abgetrieben hat. Wichtig wäre hier zu sagen, dass nach einem medizinisch korrekt durchgeführtem Abbruch die Chance auf eine erneute Schwangerschaft nicht gemindert ist. Bei Gläubigen wird Kinderlosigkeit auch als Strafe Gottes angesehen. Viele Frauen fühlen sich schuldig, weil sie sich zu spät zum eigenen Kind entschlossen haben und ihnen die Karriere wichtiger war (Klischees…). Wenn die Fruchtbarkeitsstörung ausschließlich bei einem der Partner liegt, kann dieser jetzt schlimme Schuldgefühle entwickeln bis hin zu der Angst, der andere sei nur noch aus Mitleid mit ihm/ihr zusammen. Manchmal zerbrechen Beziehungen daran. Wichtig wäre es, keine bedeutsamen Entscheidungen wie Partnerwechsel, Arbeitsplatzwechsel u. ä. in dieser Phase der Frustration zu treffen. Männer sind oft den anzüglichen Bemerkungen von Kollegen ausgesetzt, da Fortpflanzungsfähigkeit und intakte Sexualität beim Mann häufiger als bei der Frau gleichgesetzt wird. Kinderlose Frauen hingegen klagen sich oft selbst an, weil sie früher einmal einen Schwangerschaftsabbruch hatten, oder die Familiengründung zu lange hinausgeschoben haben, vielleicht auch zu lange beim falschen Mann geblieben sind. Begeben sich Paare dann in eine Behandlung, so ist es meist der Mann, der aufgrund der Strapazen, die seine Frau auf sich nehmen muss, Schuldgefühle entwickelt. „Schuldzuweisungen?“ „Da bei uns keine Ursache bekannt ist, gibt es keine Schuldzuweisungen. Ich denke jedoch, dass mein Ex (sehr schlechtes Spermiogramm) sich sehr viel Selbstvorwürfe gemacht hat, wobei ich das nie thematisieren würde. Denn es führt ja doch zu nichts.“ „Nein! Wir sind beide an der Misere schuld!“ „... Kurz nach meiner ersten Hochzeit 2000 hab ich erfahren, dass ich PCO habe und dass es auf „normalem“ Wege nix mit einem Kind wird. Mein Exmann meinte nach einigen erfolglosen ClomifenZyklen „selbst zum Kindermachen bist du zu blöd!“ und hat sich dann einer vermutlich fruchtbareren Dame zugewendet...“ 7) Depression Besonders Frauen leiden öfter darunter. Alltagsaufgaben können nur noch mühsam erfüllt werden. Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben, fallen jetzt schwer. Eva Janković 18 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Besonders die Sexualität leidet darunter und wird bald nur noch zur Pflicht. In diesen depressiven Phasen kommt es dann häufig zu körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Gewichtsprobleme, Sexualstörungen… Gespräche über den unerfüllten Kinderwunsch erscheinen sinnlos, da das ganze Leben sinnlos erscheint. Falls die Isolation noch nicht zu sehr fortgeschritten ist, wäre es in dieser Phase sehr wichtig, eine außen stehende Person mit einzubeziehen. Auch nach erfolglosen Behandlungszyklen oder negativen IVF-Versuchen kann die Enttäuschung darüber das ganze Leben erschüttern. „...dennoch habe ich Angst, dass ich langsam aber sicher daran zerbreche, sollte es weiterhin nicht klappen. In meiner Lebensplanung haben eigene Kinder immer einen Platz eingenommen, und ein Leben ohne Kinder kann ich mir nicht vorstellen. Ich weiß nicht, wie viele Tränen ich schon vergossen habe, und es werden mit Sicherheit auch noch mehr werden.“ „...Es wurden zwei Embryonen transferiert, negativ. Danach hatte ich solche Depressionen, dass ich dachte, ich müsse sterben. Es war der blanke Horror. Ich habe lange Zeit gebraucht, das alles zu verarbeiten...“ „...Vier Versuche hatten wir – alle negativ. Ich war mit meiner Trauer alleine, zum Reden hatte ich niemanden. Selbst mit meinem Lebensgefährten konnte ich nicht richtig reden. Heute meint er, dass ich mich in dieser Zeit total zurückgezogen habe und niemand an mich rangelassen habe. Mir wiederum ist es so vorgekommen, als würde ihn das gar nicht so interessieren, er hat die Fehlversuche gut weggesteckt und sein Leben weitergelebt. Ich habe ständig versucht, Antworten auf meine Fragen zu finden und habe mich im Internet informiert, was wir noch unternehmen könnten. Rund um die Uhr war ich damit beschäftigt und ich war die treibende Kraft. Manchmal hätte ich mir mehr Unterstützung von meinem Partner gewünscht.“ 8) Trauer ist aktive Arbeit, ein Prozess des Verabschiedens. Frauen trauern anders als Männer. Der Abschied vom Kinderwunsch bedeutet für den Alltag eines Mannes einen weniger gravierenden Einschnitt als für den einer Frau. Immer noch findet Familienleben für die meisten Männer nur am Abend, am Wochenende und im Urlaub statt. Eine ganztägige Berufstätigkeit bis zur Pension ist sehr häufig. Die Frau hingegen hat in ihrem Lebensplan meistens die Gründung einer Familie berücksichtigt, vielleicht sogar die Ausbildung und später den Arbeitsplatz entsprechend ausgewählt, Erziehungszeiten eingeplant. Lässt sich die Familienplanung nicht realisieren, tut sich vor ihr eine unendliche Leere auf, die erst Eva Janković 19 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit wieder mit etwas gefüllt werden muss. Der Abschied des Mannes hingegen ist abstrakter. Er verabschiedet sich von Bildern. Und deren Gestalt verdeutlicht ebenfalls das unterschiedliche Empfinden. Die Tagträume der Frau sind oft gebunden an sinnliche Erfahrungen wie körperliche Nähe, weiche Babyhaut und Stillen. Er zeigt seinem ersehnten Nachwuchs in Gedanken die Welt, spielt Fußball und lässt Drachen steigen. In der Regel fällt es also den Männern leichter, in den Alltag zurückzukehren und sich damit abzufinden: „dann geht das Leben eben ohne Kind irgendwie weiter“. Die Trauerarbeit bei unerfülltem Kinderwunsch gestaltet sich oft schwieriger als das Trauern nach dem Verlust eines geliebten Menschen, da uns entsprechende Rituale nicht zur Verfügung stehen: es gibt keine Trauerfeier, keine Grabstätte, keine Andenken an das Verlorene. Es muss von etwas Abschied genommen werden, das man noch gar nicht kennen gelernt hat. Es ist ein unsichtbarer Verlust. Daher können auch viele Mitmenschen die Trauer eines ungewollt kinderlosen Paares schwer verstehen. Deshalb gehören zur Trauerarbeit bei Kinderlosigkeit auch eigene Rituale wie das Wegwerfen (oder Verschenken) von Kinderwunsch-Ratgebern, das Umgestalten des ursprünglich geplanten Kinderzimmers in einen Hobby- oder Gästeraum, das Abmelden aus Internet-Foren, das Wegwerfen von restlichen Hormonspritzen oder Ampullen… „Die Trauer lebe ich ganz offen aus. Wenn mir danach ist zu heulen, dann tu ich es. Ich lese das Abschiedsforum und rede viel mit Freundinnen darüber. Es gibt einige, die mich sehr gut verstehen. Ansonsten versuche ich das Ganze endgültig abzuhaken und nach vorne zu schauen...Thema Ritual: Ich kann mir das grundsätzlich vorstellen. Nach dem Verlust meines Babys („missed abortion“ in der 14.SSW) hab ich einen Abschiedsbrief an mein Kind geschrieben und an Weihnachten eine Kerze für mein Baby angezündet. Zum Abschied vom Kinderwunsch würde ich gerne das Kinderzimmer (steht momentan leer und wird fast nie betreten) renovieren und anders (vielleicht als Arbeitszimmer) nützen.“ 9) Akzeptanz Nach abgeschlossener Trauerarbeit wird das Paar wieder offen für das Leben und neue Perspektiven. Außerdem bedeutet Akzeptanz, sich mit seiner eigenen Endlichkeit auseinandergesetzt und sich mit dieser Tatsache zumindest ein Stück ausgesöhnt zu haben. Allerdings gelingt es nicht allen Paaren, diese Lebenssituation wirklich vom Gefühl her zu akzeptieren. Depression und Verbitterung bleiben. Eva Janković 20 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit „Ich bin schon seit langer Zeit in der Trauerphase, weiß aber aus Erfahrung, dass man da wieder raus findet. Es sind Phasen der Traurigkeit, die sich mit optimistischen Phasen abwechseln. Sie werden nie vergehen, aber hoffentlich immer seltener kommen. Ich weiß seit 10 Jahren, dass eine Schwangerschaft nur mit ICSI möglich ist. Wir haben so lange gekämpft, weil ich eigentlich immer der Überzeugung war, dass es irgendwann mal klappt. Leider muss ich einsehen, dass mein Gefühl mich getäuscht hat. Beruflich betreibe ich eine Naturheilpraxis. Daneben arbeite ich als Dozentin und gebe Kurse in Autogenem Training usw.. Dieser Beruf wäre wunderbar mit einer Familie vereinbar gewesen. Ich kann mir grundsätzlich vorstellen, neu anzufangen. Bin mir aber noch nicht darüber im Klaren, wie dieser Neuanfang aussehen soll. Unsere Beziehung ist in der schweren Zeit gewachsen. Ich finde es aber wichtig, dass wir als Paar etwas „Gemeinsames“ haben, z.B. ein gemeinsames Hobby. Wenn man keine Kinder hat, rückt automatisch die Paarbeziehung ins Rampenlicht und sollte ausgiebig gepflegt werden.“ „...Unsere Partnerschaft leidet unter unserem Leiden. Wir müssen jeden Tag neu entdecken, wie schön unsere Ehe ist. Wir genießen bewusst unsere unfreiwillige Kinderlosigkeit (Kajak fahren, Wanderurlaube in den USA, Campingurlaube, Abenteuerurlaube usw.) immer mit dem Hintergedanken, dass unsere zeit- und kostenaufwendigen Hobbys nicht mehr ohne weiteres möglich sind, mit einem Kind.“ „...Da meine Depressionen immer größer wurden und auch unsere Partnerschaft sehr darunter gelitten hat, haben wir eine Paartherapie gemacht, die uns geholfen hat, uns wieder näher zu kommen. Danach habe ich beschlossen, eine längere Pause zu machen. Mittlerweile denke ich, dass ein weiterer Versuch wohl nichts mehr bringt und habe Abschied vom Kinderwunsch genommen. Es fällt mir sehr schwer und ich nehme die Hilfe einer Psychotherapeutin in Anspruch. Jedoch denke ich leider noch immer, dass ich nie wirklich darüber hinwegkommen werde. Der Schmerz ist unendlich groß, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mit mir kämpfe und ab und zu habe ich auch Suizidgedanken. Bis jetzt habe ich die Freude am Leben nicht wieder gefunden und ich lebe mit der Trauer, die ich niemandem zeige.“ Hat ein Paar den ersten großen Schritt - den Arztbesuch - gewagt, beginnt meist ein ganz neuer Lebensabschnitt. Auf dem Weg zum eigenen Kind kommen nun jede Menge neue Hürden auf das Paar zu, die es zu bezwingen gilt. So gut wie jedes Paar mit Kinderwunsch, bei dem eine Fruchtbarkeitsstörung diagnostiziert wird, entscheidet sich für die Inanspruchnahme der Fortpflanzungsmedizin, sofern keine absolute Kontraindikation vorliegt. Nun muss zuerst geklärt werden, wer für die Behandlungen aufkommt. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigen sich die Paare oft erstmals mit Gedanken über die enormen Kosten ihrer Kinderwunschbehandlung. Dies bedeutet für viele eine ganz neue, zusätzliche Belastung. Eva Janković 21 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit 2.6. Gesetze Die Behandlung der Unfruchtbarkeit wird in Österreich durch mehrere Gesetze geregelt. Der bedeutendste unter diesen Texten ist das Fortpflanzungsmedizingesetz (275. Bundesgesetz), das seit 1. Juli 1992 zur Anwendung kommt und im Oktober 1998 novelliert wurde. Darin werden die Behandlungsformen und der Umgang mit den Embryonen geregelt: Die Kinderwunschbehandlung wird nur bei Ehepaaren oder Paaren, die in eheähnlicher Gemeinschaft leben, durchgeführt. Für eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung dürfen nur die Eizellen und der Samen des Paares verwendet werden. Hierdurch wird sowohl die Eizellspende als auch die Leihmutterschaft ausgeschlossen. Nur für die künstliche Samenübertragung in die Gebärmutter (Insemination) darf Spendersamen verwendet werden, wenn der Samen des Ehepartners oder Lebensgefährten nicht fortpflanzungsfähig ist. IVF und ICSI dürfen nur von speziell dafür ausgebildeten Ärzten und in hierfür zugelassenen Krankenanstalten durchgeführt werden. Embryonen dürfen nicht zu Forschungszwecken verwendet werden. Bei der IVF dürfen nur so viele Eizellen befruchtet werden, wie innerhalb eines Zyklus für eine aussichtsreiche Behandlung notwendig sind. Samen und Eizellen, die für die IVF verwendet werden sollen sowie Embryonen dürfen höchstens ein Jahr aufbewahrt werden. Wenn es um die Frage der Finanzierung geht, kommt das IVF-Fonds-Gesetz zur Anwendung, das seit 1. Jänner 2000 in Kraft ist. Darin ist unter anderem festgelegt, welche Voraussetzungen für eine anteilige Kostenübernahme gegeben sein müssen. Der Gesetzestext lautet: ... IVF-Fonds § 2. (1) Beim Bundesministerium für Gesundheit und Frauen ist ein Fonds zur Mitfinanzierung der In-vitro-Fertilisation (im Folgenden kurz „Fonds“ genannt) einzurichten. Der Fonds hat Rechtspersönlichkeit und wird vom Bundesminister für Gesundheit und Frauen im Einvernehmen mit dem Bundesminister für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz vertreten. Eva Janković 22 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit (2) Der Fonds hat bei Vorliegen der Voraussetzungen nach § 4 70% der Kosten der In-vitro-Fertilisation zu tragen, wenn diese in Vertragskrankenanstalten nach § 5 durchgeführt wird. ... Mittel des Fonds § 3. (1) Die Mittel des Fonds werden aufgebracht durch Überweisungen 1. aus dem Ausgleichsfonds für Familienbeihilfen, 2. der Krankenversicherungsträger, 3. der Krankenfürsorgeeinrichtungen, 4. des Verbands der Versicherungsunternehmen Österreichs und 5. mit deren Einverständnis sonstiger privater Versicherungsunternehmen. Vorraussetzungen für eine Kostenübernahme: Die Ursache der Unfruchtbarkeit liegt in beidseitig verschlossenen, entfernten oder funktionsunfähigen Eileitern der Frau oder einer verminderten Spermienqualität des Mannes begründet. Die Altersgrenze für Frauen liegt bei 40, für Männer bei 50 Jahren. Beide Partner müssen bei einer öffentlichen Krankenkasse in Österreich versichert sein. Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft müssen länger als 3 Monate in Österreich versichert sein. Die Behandlung muss in einer Krankenanstalt erfolgen, die mit dem IVF-Fonds einen Vertrag abgeschlossen hat. Der Anspruch auf Kostentragung nach besteht für höchstens vier Versuche pro Paar Zu berücksichtigen ist weiters das Gentechnikgesetz von 1994, das unter anderem Gentechnologie und Behandlungsprozeduren zum Gegenstand hat. An eine schmerzhafte Grenze stoßen viele ungewollt kinderlose Paare, wenn sie nicht (mehr) vom IVF-Fonds unterstützt werden. Sei es, dass sie das zulässige Höchstalter überschritten, oder bereits 4 negative Versuche hinter sich haben. Nicht selten beginnen Paare auf alles, was nichts mit der Verwirklichung ihres Kinderwunsches zu tun hat, zu verzichten. Man leistet sich nur noch das nötigste, es werden keine Urlaube mehr gemacht. Es wird überall gespart, wo es nur geht, damit die Eva Janković 23 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Behandlungen fortgesetzt werden können. Nicht selten leidet die Partnerschaft in dieser Zeit am meisten. 2.7. Interview In einem kurzen Gespräch mit Univ. Prof. Dr. Michael Sator, Leiter der IVF-Ambulanz im Wiener AKH, habe ich mich näher über die Behandlung und die Finanzierung informiert: Wie hoch sind die Kosten, die für das Paar anfallen, wenn es sich zu Ihnen in Behandlung begibt? Prof. Sator: „Zuerst wird geklärt, ob das Paar die Anforderungen des IVF-Fonds erfüllt, oder ob es als Selbstzahler die gesamten Kosten alleine zu tragen hat. Im 1. Fall leistet es vor Beginn der Behandlungen eine Anzahlung von 900 Euro. Dies ist ein fiktiver Betrag, der nach Abschluss der Behandlungen abgerechnet wird. Hat das Paar z.B. weniger Medikamente gebraucht als genehmigt wurden, so kann es mit einer (geringen) Gutschrift rechnen. Die Summe bezieht sich auf einen IVF-Versuch. Jeder weitere Versuch muss neu eingereicht und angezahlt werden. Selbstzahler müssen pro Versuch mit 3000 bis 4000 Euro rechnen. In manchen Privatinstituten für Selbstzahler, die nicht selten mehr Geld verlangen, kommt es daher öfter zum Einsetzen gleich mehrerer Embryonen, damit die Kunden für ihr Geld eine scheinbar bessere Leistung erhalten. So kommt es dann zu den Mehrlingsschwangerschaften.“ Im Jahr 2004 wurden in Deutschland 222 ungeborene Kinder nach künstlicher Befruchtung im Mutterleib getötet. Wie häufig sind Sie mit Reduktion von Embryonen konfrontiert? Prof. Sator: „Kaum! In den letzten 12 Jahren, in denen ich hier im AKH als Reproduktionsmediziner arbeite, ist es vielleicht ein oder zwei Mal zu einem solchen Eingriff gekommen. Es gibt eine von mir geschaffene Leitlinie, die besagt, dass wir primär nur einen Embryo transferieren, oft aber auch zwei. Nur in speziellen Fällen wie zum Beispiel einer 35jährigen Frau, die bereits 3 negative Versuche hinter sich hat, oder bei einer Frau über 40 setzen wir drei Embryonen gleichzeitig ein.“ Wie ist die Situation in anderen Ländern? Prof. Sator: „Ein meiner Meinung nach besseres System wird derzeit in den skandinavischen Ländern praktiziert – der „single embryo transfer“. Dabei werden nicht alle befruchteten Eizellen, unabhängig von ihrer Qualität, eingesetzt. Die Keimlinge werden bis zu 5 Tagen im Labor beobachtet. Per Augenschein wird dann der Embryo ausgewählt, der die höchsten Chancen verspricht sich einzunisten und zu einem Kind heranzureifen.“ Eva Janković 24 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Woran erkennt man in diesem Stadium, welcher Embryo sich am ehesten weiterentwickelt? Prof. Sator: „Kriterien sind eine hohe Zellzahl, symmetrische Anordnung und eine gut sichtbare Zellmasse. Beim 1. Versuch wird ein Embryo transferiert, die anderen Erfolgversprechenden werden kryokonserviert. Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, werden beim 2. Versuch ein bis maximal zwei der kryokonservierten Embryonen verpflanzt. Auf diese Art kommt es gar nicht erst zur Problematik der höhergradigen Mehrlingsschwangerschaften. Auch bei uns geht der Trend in diese Richtung.“ Wie sind die Chancen auf einen Erfolg bei dieser Methode? Prof. Sator: „Die Wahrscheinlichkeit, mit dem single embryo transfer eine Schwangerschaft herbeizuführen ist die gleiche wie bei uns mit allen 4 IVF-Zyklen zusammengerechnet.“ Wie viele IVF-Versuche finden Sie sinnvoll und was raten Sie einem Paar, das schon vier negative IVF-Versuche hatte? Prof. Sator: „Unbedingt weitermachen! Statistisch betrachtet sind drei bis fünf Versuche nötig, um mittels IVF eine Schwangerschaft herbeizuführen. Damit liegt man nach vier negativen Versuchen noch immer im Rahmen. Eine weitere Möglichkeit bietet die Eizellspende, welche allerdings in Österreich gesetzlich verboten ist. Im Ausland aber boomt diese Methode. Auf Wunsch vermitteln wir unsere Patienten weiter.“ Doch nicht in jedem Fall führen die zahlreichen Behandlungen zum gewünschten Ergebnis. Den Patienten fällt es sehr schwer zu erkennen, wann das Ende gekommen ist, wann sie sich damit abfinden müssen, dass es zu keinem leiblichen Kind kommen wird. Was war der Auslöser, an ein Ende der Kinderwunschbehandlungen zu denken? „Der Auslöser war einfach die hohe Anzahl missglückter Versuche. Zudem mussten wir die letzten Versuche komplett selbst bezahlen und das ist auch nicht ohne. Außerdem will ich meinen Körper nicht länger mit Medikamenten voll pumpen.“ „...insgesamt liegen neun Jahre Kinderwunsch hinter uns. Vor der vierten IVF haben wir uns schon mit dem Gedanken auseinander gesetzt, danach aufzuhören. Gezwungenermaßen, denn die Krankenkasse zahlt nur vier Versuche, und wir sahen uns nicht in der Lage, weitere selbst zu finanzieren... Nach den schmerzhaften Erlebnissen konnte ich einfach nicht mehr. Ich stellte fest, dass mein ganzes Leben nur noch auf den Wunsch nach einem Kind ausgerichtet war. Das Abschiednehmen begann dann ganz von alleine.“ „...Nachdem mich die Behandlungen psychisch und auch gesundheitlich (10 kg zugenommen) sehr mitgenommen hatten, beschlossen wir aufzuhören.“ Eva Janković 25 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit 2.8. Adoption Für viele Paare ist der Abschied vom eigenen leiblichen Kind aber nicht automatisch der Abschied vom Kinderwunsch. Die Option ein Kind zu adoptieren stellt für manche Paare eine gute Lösung dar. Was fühle ich, wenn ich an Adoption denke? „Vor unserer ersten positiven ICSI (war die 3. und insgesamt der 5. Versuch nach 6 Inseminationen) hatten wir beschlossen, wenn es dieses Mal nichts wird, wollen wir beim Jugendamt wegen Adoption vorsprechen. Mein Mann hatte mehr Bedenken als ich. Aber ich hätte Waisenkinder aufnehmen wollen - da kann man die toten Eltern in ehrendem Gedenken behalten und die Kinder haben keine Probleme mit dem „nicht gewollt sein“. Ich wollte Kinder – egal, ob eigene oder adoptierte (wobei eigene Kinder natürlich besser gewesen wären bzw. sind).“ (Anm.: diese Frau hat schließlich zwei gesunde Söhne bekommen, beide durch IVF.) „Kommt für mich nicht in Frage. Ich will eine Schwangerschaft erleben. Außerdem hab ich riesige Angst vor einem `Problemkind´.“ „Kommt für mich nicht in Betracht.“ „Ich bin selbst ein adoptiertes Kind. Ich kann mir durchaus vorstellen, ein Kind zu adoptieren, aber erst, wenn ich mit einem leiblichen Kind abgeschlossen habe. Ein Adoptivkind bedeutet für mich keinen Ersatz, es ist ein ganz eigener Weg.“ Ist die Adoption eine gleichrangige Alternative zum biologischen Kind, oder ist das adoptierte Kind ein „Kind zweiter Wahl“? Wird die Adoption als ein Ersatz für ein biologisches Kind angesehen, dann ist der Entschluss zu adoptieren nur eine Problemlösungsstrategie, durch die der unerfüllte Kinderwunsch verdrängt, aber nicht behoben wird. Dabei stellen sich die Fragen: Welche Konsequenzen hat das für das Adoptivkind? Welche Funktion hat es in der Familie zu erfüllen? „Vor der Aufnahme eines Adoptivkindes muss die eigene Kinderlosigkeit bewältigt worden sein.“ Bei einer Adoption müssen sich die annehmenden Eltern darüber klar sein, dass diese Kinder nicht mit den biologisch erwünschten Kindern vergleichbar sind. Adoption sollte vielmehr als eine voll akzeptierte Form der Familienerweiterung angesehen werden. Nur wenn Adoptieren für die Eltern nichts Diskriminierendes bedeutet, werden sie offen darüber sprechen können. Denn auch wenn Adoptiveltern das adoptierte Kind wie ihr biologisches lieben und erziehen, so hat es doch einen anderen Status als biologische Kinder. Es gibt verschiedene Adoptionsformen, die unterschiedliche Vorteile bieten: Inkognitoadoption Die freigebende Mutter erhält Eckdaten über die Adoptiveltern (z. B. Alter, Beruf, Dauer der Ehe, Anzahl der Kinder) und hat das Recht, bei der Auswahl der Adoptiveltern Eva Janković 26 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit mitzuentscheiden. Sie verzichtet aber darauf, den Namen und die Wohnadresse des Kindes zu erfahren. Das Kind verschwindet also ganz aus dem Gesichtskreis der Mutter. Sie kann sich aber auch zu späteren Zeitpunkten beim Jugendamt über das Wohlergehen und die weitere Entwicklung ihres Kindes erkundigen. Diese Form der Adoption wird immer noch am häufigsten gewünscht (sowohl von Adoptiveltern als auch den freigebenden Müttern). Offene Adoption Hier weiß die freigebende Mutter, wo sich das Kind befindet, und kann eventuell Kontakte vereinbaren. Die offene Adoption weckt bei den Adoptiveltern häufig Ängste, da befürchtet wird, dass die Verbindung zur leiblichen Mutter Unruhe in die Familie bringen könnte. Halboffene Adoption Bei dieser Form der Adoption weiß die Mutter nicht, wo genau sich das Kind befindet. Sie kann aber über einen Dritten (z. B. über das Jugendamt) mit den Adoptiveltern Kontakt knüpfen und sich mit ihnen auf neutralem Boden treffen. Oft werden auch Briefe oder Fotos ausgetauscht. Bei der halboffenen und der offenen Adoption werden zwischen der freigebenden Mutter und den Adoptiveltern Vereinbarungen getroffen. Diese sind jedoch nicht einklagbar. Zeitlicher Ablauf einer Adoption Grundsätzlich sollte nichts vor der Geburt endgültig entschieden werden, weil die Mutter ihr Kind eventuell doch noch behalten will, wenn es geboren ist. Relativ viele zunächst zur Freigabe entschlossene Mütter überlegen es sich dann doch noch einmal. Auch den Adoptiveltern bleibt damit eine Enttäuschung erspart. Die ausgewählten Adoptiveltern haben bei einem Neugeborenen dann meist einen Tag und eine Nacht Zeit, ihre Entscheidung zu treffen und können das Kind bereits am fünften oder sechsten Tag nach der Geburt aus dem Spital übernehmen. Erst nach einem halben Jahr in der Adoptivfamilie wird die Adoption auch rechtsgültig. Diese Zeit ist wichtig, um zu sehen, wie es den Adoptiveltern mit dem Kind und dem Kind bei seinen neuen Eltern geht. Während dieser sechs Monate kann die Adoption von beiden Seiten rückgängig gemacht werden. Selten aber doch kommt es vor, dass die leibliche Mutter die Adoptionsfreigabe zurück nimmt und sich doch zu einem Leben mit ihrem Kind entschließt. Eva Janković 27 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Vorraussetzungen für Adoptivwerber Eine Pflegestellenbewilligung ist Voraussetzung. Diese wird vom Wohnsitzjugendamt ausgestellt. Es werden ausführliche Gespräche geführt, Erhebungen gemacht, die Wünsche Erst nach des Paares positiver erfasst und Beurteilung eine aller ärztliche Fakten Untersuchung erteilt das veranlasst. Jugendamt die Pflegestellenbewilligung. Das Jugendwohlfahrtsgesetz verlangt nicht, dass Adoptiveltern verheiratet sein müssen. Bei Lebensgemeinschaften darf aber vom Gesetz her nur ein Elternteil adoptieren. Auch allein stehende Personen dürfen lt. Gesetz adoptieren. Das Mindestalter für die Adoptivmutter liegt bei 28 Jahren, für den Adoptivvater bei 30 Jahren. Wenn zu dem Adoptivkind bereits eine Beziehung besteht, kann diese Altersgrenze unterschritten werden. In der Praxis ist es jedoch meist so, dass viele Paare nach etlichen Versuchen, ein eigenes, leibliches Kind zu bekommen, schon fast „zu alt“ für ein Adoptivkind sind. Wartezeit Die Wartezeit ist in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich, beträgt aber mindestens zwei Jahre, oft aber wesentlich länger. Eine gewisse Wartezeit hat auch den Vorteil, dass sich die Paare psychisch besser darauf einstellen und sich in Vorbereitungskursen Wartezeit ergibt eingehender sich auch mit der dadurch, dass Thematik die beschäftigen Aufgabe von können. Adoptions- Vermittlungsstellen nicht darin besteht, Kinder für Adoptiveltern zu beschaffen, sondern für elternlose Kinder die besten Familien zu finden. Eva Janković 28 Geburtshilfe Hebamme 3. Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit SCHLUSSTEIL Was bedeutet ein eigenes Kind für mich und für meinen Partner? „Erfüllung des Lebens und der Partnerschaft. Elementare Erfahrung und Möglichkeit, einem oder mehreren Kindern den Weg in die Welt zu weisen. Spaß an den Kindern und an der Familie.“ „Kinder sind für uns Freude, Leben, Zukunft – das, wofür es sich lohnt zu leben und arbeiten zu gehen. Sie sind das, was von uns weiter lebt.“ „Vor ein paar Jahren noch hätte ich geantwortet: ALLES! Inzwischen wird mir klar, dass ein Kind zwar eine ungeheuere Bereicherung für mein Leben wäre, es aber auch ohne Kind sehr erfüllt sein kann, wenn ich es entsprechend gestalte.“ „Ein eigenes Kind (egal, ob leiblich oder evtl. adoptiert) bedeutet für uns die Möglichkeit, unsere Liebe weiterzugeben und ein kleines hilfloses Wesen behutsam ins Leben zu begleiten. Ein bisschen ist es auch Egoismus, um jeden Preis ein eigenes Kind zu haben, denn es bedeutet für uns auch eine Vervollständigung unserer Familie. Ohne Kind fühlen wir uns unvollständig, einsam und irgendwie unvollkommen. Ich als Frau habe ein bisschen stärker das Gefühl, unvollständig zu sein, mein Mann empfindet es eher als »schade, dass es bisher noch nicht geklappt hat«“. 3.1. Ethik Viele Paare lassen nichts unversucht, bevor sie sich endgültig vom Kinderwunsch verabschieden. Sie nehmen unvorstellbare Strapazen auf sich, um ihrem sehnlichsten Wunsch näher zu kommen. Dabei stoßen sie nicht selten auf Unverständnis durch Außenstehende. „Es ist immer wieder erstaunlich, mit wie viel Ignoranz ungewollt kinderlose Paare zu kämpfen haben. Warum soll man denn die Chance auf ein leibliches Kind durch künstliche Befruchtung nicht nutzen? Denk immer daran, dass die Entscheidung, diesen Weg zu gehen oder auch nicht zu gehen, einzig und allein Dir und Deinem Partner vorbehalten bleibt. Auf ein eigenes Kind zu verzichten, nur weil einem die Natur in Sachen Fortpflanzung einen Strich durch die Rechnung macht? Frage doch mal die Leute, die eine solche Meinung äußern, ob dann auch Nierenkranke auf die Dialyse, Herzkranke auf eine Transplantation, Kurzsichtige auf eine Brille oder Menschen mit Amputationen auf eine Prothese zu verzichten haben, nur, weil die Natur hier nicht die Norm vorgesehen hat.“ (aus einem Internet-Forum, Februar 2006) Eva Janković 29 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Bei all den Fortschritten, die die Medizin im Bereich der assistierten Reproduktion gemacht hat, stellt sich die Frage nach Grenzen. Es werden Schwangerschaften aus den verschiedensten Gründen abgebrochen, bestehendes Leben wird getötet. (Abortus) Fruchtbare Körper werden unfruchtbar gemacht – durch Sterilisation. (Tubenligatur, Vasektomie) Unfruchtbar gemachte Körper werden hormonell behandelt, weil es geht. (Stimulation zur Follikelreifung) Es wird Leben gezeugt – außerhalb eines lebenden Organismus. (IVF, ICSI) Es werden mehrere befruchtete Eizellen zum Heranreifen in einen weiblichen Organismus eingesetzt, damit zumindest eine überlebt. Doch falls zu viele (und das sind manchmal schon zwei) überleben, werden sie wieder getötet, weil eine höhergradige Mehrlingsschwangerschaft zur Gefahr für Mutter und Kinder wird. Darüber hinaus können sich viele Eltern einfach nicht vorstellen, Drillinge zu bekommen. (Embryonenreduktion, Fetozid). Es ist etwas anderes, wenn lebensbedrohliche Krankheiten oder Fehlbildungen bei Feten festgestellt werden. In einem solchen Fall, wenn es darum geht, dem bzw. den Ungeborenen Schmerz und Leid zu ersparen, scheint die Entscheidung leichter. Dennoch ist sie, ethisch betrachtet, zweifelhaft. Man bedenke, dass auch Euthanasie bei uns strafbar ist. In einem Artikel von Beate Lakotta, erschienen in der deutschen Zeitschrift „Der Spiegel“ im April 2002, wird der Vorgang wie folgt beschrieben: „ Es ist bei diesen Gelegenheiten sehr still in dem kleinen Behandlungszimmer. Eine Schwangere liegt in künstlichem Tiefschlaf (heute wird ein solcher Eingriff bei vollem Bewusstsein der Frau durchgeführt), der Lautstärkeregler für die kindlichen Herztöne ist ganz heruntergestellt. Axel Feige (Chefarzt der Klinik für Geburtshilfe des Nürnberger Klinikums Süd), umgeben von Ultraschallmonitoren, stößt eine Nadel durch die Bauchdecke der Frau, verfolgt ihren Weg bis in die Gebärmutter und sticht dort in das Herz eines Kindes. Eines von dreien. Dann spritzt er Kaliumchlorid, zwei Milliliter, zügig hinein und wartet, mit der Nadel in der Hand, ein, zwei quälende Minuten lang. Er starrt auf die Monitore, beobachtet, wie das Herz langsamer schlägt und schließlich stehen bleibt. Ein zweiter Arzt muss immer mit dabei sein, und meist liegt tiefes Schweigen über dem Raum. Das Herz eines Ungeborenen hat in der 15. Woche ungefähr die Größe eines Kirschkerns. Da muss Feige sehr genau zielen. Nach dem Stich bäumen sich die Ungeborenen noch mal auf. Das ist ein Reflex, kein Schmerz, denn zuvor haben die Ärzte dem Kind über die Nabelschnur ein Schmerzmittel gegeben. Aber dieses Aufbäumen ist schwer zu ertragen. Danach fühlt sich Feige erschöpft...“ Paare, die gerade erfahren haben, dass sie schwanger sind und nun innerhalb weniger Wochen entscheiden müssen, ob sie alle Kinder austragen oder reduzieren, werden unendlich allein gelassen. Oft werden sie nur von Medizinern beraten und können das Eva Janković 30 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Problem nicht mit ihrer Familie oder Freunden besprechen, kennen keine Paare, die in der gleichen Situation sind oder waren. Fetozid ist ähnlich wie Abtreibung eines der letzten Tabuthemen in unserer Gesellschaft, man findet auch kaum Material dazu, nicht im Buchhandel und auch nicht im Internet. Dem gegenüber stehen Paare, die scheinbar alles richtig, zum besten des Ungeborenen machen und glauben, alles unter Kontrolle zu haben. Sie überlassen nicht einmal - oder besser erst recht nicht - die Geburt dem Schicksal sondern legen mit Hilfe oder unter dem Einfluss bestimmter Ärzte alles genau fest. 3.2. Persönliches Im Rahmen eines Praktikums hatte ich ein Erlebnis: Plansectio in SSW 37+0, erstes Kind, das Elternpaar bereits Anfang vierzig, St. p. x mal IVF. APGAR 9/10/10. Das rosige, kräftig schreiende Kind wird nach kinderärztlicher Untersuchung von der Hebamme übernommen. Sie versorgt es und lässt es einen kurzen Moment in der Wickeleinheit unter Aufsicht des Vaters liegen, um den Fotoapparat zu holen. Als sie zurückkommt und das Kind ansieht, erschrickt sie, da das Kind nicht zu atmen scheint (der Vater hat das in seiner Euphorie gar nicht bemerkt). Sie packt das Kind, welches durch die heftige Bewegung wieder zu schreien beginnt. Sie ist sich plötzlich nicht sicher, ob sie sich nicht doch geirrt hat, bringt es sicherheitshalber aber trotzdem auf die Neonatologie. Später erfährt sie, dass das Kind nun intubiert ist und intensivmedizinisch überwacht wird. Eine Krankheit kann jedoch nicht gefunden werden. Mir wurde gesagt, der Fachbegriff hierfür sei „ALTE“, „apparent life-threatening event“ (auch „near-miss SIDS“). Meine Meinung zu dieser Geschichte, die mich einige Zeit beschäftigt hat: Ich werde das Gefühl nicht los, dass dieses Kind, dessen Entstehung schon so schwierig war, mit der plötzlichen Umstellung vom intrauterinen auf das extrauterine Leben überfordert war. Dieses Leben wollte von alleine auf natürlichem Wege überhaupt nicht entstehen. Es ist aber doch in einer Schwangerschaft herangereift, die von riesigen Ängsten bestimmt war. (Ich hatte im Vorfeld der OP Gelegenheit mit der Mutter über ihr Befinden in der Schwangerschaft zu sprechen.) Nach der Sectio standen die Eltern unter Schock. Der Prozess der natürlichen Geburt, das Durchleben der Wehen, der langsame Durchtritt durch den Geburtskanal – diese Vorbereitung auf das selbstständige Leben wurde dem Eva Janković 31 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Baby durch die geplante Sectio vorenthalten, obwohl die Vorbereitung meiner Meinung nach gerade in diesem Fall sehr wichtig gewesen wäre. Es lässt sich weder alles planen noch alles verhindern. Da ich der Ansicht bin, dass für Kind und Mutter die Geburt der Anfang eines neuen Lebens ist, finde ich es wichtig, eigentlich notwendig, dass sich Hebammen und Geburtshelfer bewusst sind, in welcher speziellen Situation sich Paare nach Kinderwunschbehandlung während Schwangerschaft und Geburt befinden. Ich kann gut verstehen, dass manche Ärzte von vorne herein zu einem Kaiserschnitt raten. Sie vermitteln dem Paar, dass ihnen dies eine 100%ige Sicherheit gibt und sie damit absolut kein Risiko eingehen (selbst, wenn im Rahmen eines Aufklärungsgesprächs die üblichen Risiken erwähnt werden). Der beratende Arzt hat dann ein zuversichtliches Paar vor sich, das ihm damit ihre Angst, aber auch ihren eigenen individuellen Start ins neue Leben abgegeben hat. Wichtiger, als einem Paar eine 100%ige Sicherheit zu vermitteln, ist meiner Meinung nach das Erlernen von Akzeptanz. Die Erkenntnis, mit bestimmten Situationen und Lebensumständen umgehen zu müssen, sollte nicht automatisch Widerstand erzeugen. Sich helfen zu lassen, wenn es Hilfe gibt, ist gut und wichtig. Die Diagnose „steril“ oder „infertil“ sollte nicht zum Aufgeben von Träumen und Plänen führen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass in vielen Fällen das erhoffte Kind einen „ungesunden“ Zweck erfüllen soll – und es gerade deshalb nicht kommen will. Oft unbewusste Motive ein Kind haben zu wollen können sein: die Erwartung, ein Kind könnte die brüchige Beziehung kitten, die Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit, die Angst, im Alter allein zu sein, die Hoffnung, das Kind würde im Leben das erreichen, was einem selbst nicht möglich war, Unzufriedenheit bei der Arbeit, der Wunsch nach Anerkennung (z.B. von Eltern oder Schwiegereltern), die Hoffnung auf soziale Integration das Bedürfnis, dem Leben einen Sinn zu geben, der Wunsch, die eigene Weiblichkeit oder Männlichkeit unter Beweis zu stellen, der Versuch, Verletzungen aus der eigenen Kindheit wieder gutzumachen Eva Janković 32 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Besonders bei idiopathischer Sterilität sollte meiner Meinung nach die Entstehung eines Kindes nicht forciert werden. Aber auch bei organischen Ursachen sollte man nach mehreren erfolglosen Versuchen der künstlichen Befruchtung zu sich kommen und ernsthaft hinterfragen, ob es wirklich ein „Fehler der Natur“ ist, wenn gerade dieses Paar keinen Nachwuchs bekommt. Es fällt mir schwer zu glauben, dass kein Sinn dahinter stecken soll, wenn manche Paare, trotz unzähliger Behandlungen letztendlich doch kinderlos bleiben – und andere nicht. Dass uns das Annehmen von Gegebenheiten so schwer fällt, ist ein Phänomen unserer Zeit und Gesellschaft. Weil fast alles machbar ist, bestimmt der Kopf über die Funktionen unseres Körpers. Das extreme Bedürfnis von Vorausplanen und Kontrolle steht für mich in direktem Zusammenhang mit ungewollter Kinderlosigkeit. Einen Hinweis darauf, wie groß dieses Kontrollbedürfnis sein kann, gibt die Frage, wie lange nach dem Absetzen von Verhütung gewartet wurde, ohne zu planen, ohne nervös zu werden, ohne einen Arzt aufzusuchen. Je schneller Ungeduld eintritt, desto höher ist das Kontrollbedürfnis. Oft beginnt die Kontrolle schon mit der Verhütung: die gleiche Methode – nämlich das Messen der Körpertemperatur – wird dazu verwendet, die „gefährlichen“ Tage auszuklammern. Jeden Monat ist die Erleichterung da, die Menstruation setzt ein, die Verhütung hat funktioniert. Von einem Tag auf den anderen wird dann gemessen, damit eine Schwangerschaft eintritt. Es fällt einem gar nicht ein, das Schwangerwerden dem Körper zu überlassen. Hier wäre meiner Meinung nach der Punkt, an dem man innehalten und nachdenken sollte. Loslassen von dem Zwang, ein Kind haben zu müssen. Hinterfragen, wofür das Kind steht. Die Partnerschaft genauer betrachten. Dem Körper und der Seele Zeit geben. Zeit, die oft nicht da ist, wenn die Frau bereits über 40 ist und fürchtet, es sei für ein Kind zu spät. Hier sind die Ärzte gefragt, keine unrealistischen Hoffnungen entstehen zu lassen. Auch, wenn es hart ist und ich nicht weiß, wie ich mich selbst in einer solchen Situation verhalten würde: ich bin der Ansicht, dass man in einem Alter, in dem die Wahrscheinlichkeit natürlich schwanger zu werden und ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen sowieso nur gering ist, nicht mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste ein Kind erzwingen sollte. Denn auch das Thema Pränataldiagnostik kommt auf, wenn die Wahrscheinlichkeit auf Chromosomenanomalien beim Kind ab einem gewissen Alter der Frau stark erhöht ist. Es ist für mich ethisch nicht vertretbar, das Leben derart auszuselektieren. Wenn ein Kind durch ICSI mit großem technischen Aufwand mühsam gerade doch noch gezeugt werden konnte, kann doch von „gesund“ bzw. „normal“ keine Eva Janković 33 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Rede mehr sein. Dieses Kind stammt von Zellen ab, die ohne technischen Aufwand nie zur Zeugung fähig gewesen wären. Wer bereit ist, so weit zu gehen, muss auch bereit sein, die Folgen zu tragen und sollte nicht durch Amniozentese, Chorionzottenbiopsie, Triple Test und andere pränataldiagnostische Verfahren bestärkt werden, einen Rückzieher zu machen. Menschen, die all das trotzdem tun, haben höchstwahrscheinlich die Phase des Innehaltens und Nachdenkens ausgelassen – so, wie es eben üblich ist. Wenn der Körper nicht gleich so funktioniert, wie der Kopf es sich vorstellt, geht man zum Arzt. Und es wird schon mit der Reparatur begonnen, noch bevor der Körper eine Chance hatte, von alleine und zur passenden Zeit wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Paare mit unerfülltem Kinderwunsch kommen vor Eintreten einer Schwangerschaft durch assistierte Reproduktion nicht mit einer Hebamme in Kontakt. Umso wichtiger ist die Betreuung durch eine Hebamme (mit dem nötigen Hintergrundwissen über ungewollte Kinderlosigkeit und Reproduktionsmedizin) dann in der Schwangerschaft. Sie kann der künstlich entstandenen Schwangerschaft zu einem natürlichen Charakter verhelfen, wenn sie die Frau (und auch den Partner) begleitet. Sie kann zur Verarbeitung von Ängsten und vor allem zum Wiedererlangen des Vertrauens in den eigenen Körper beitragen. Dieses Vertrauen ist nicht nur für die Geburt unentbehrlich, es ist elementar und hat im Leben sicher nicht nur Einfluss auf die Fertilität. Liebe ...! Du hast ja nach langem Kinderwunsch 2 Kinder durch IVF bekommen. Meine Fragen: Wie hast Du (besonders die 1.) SS er- bzw. durchlebt? Ich war natürlich überglücklich, als es geklappt hatte und konnte es am Anfang gar nicht wirklich realisieren. Ich habe bis auf Sodbrennen ab der 20. SSW eigentlich die Schwangerschaft genossen und mich auf meinen Krümel gefreut. Meine Frauenärztin (war erst angestellt in der Kinderwunschpraxis und hat sich dann in einer "normalen" Praxis selbstständig gemacht) hat mich sehr liebevoll während der Behandlung und auch während der Schwangerschaft betreut sowie mir alle Unterstützung und Beratung bezüglich Vorsorgeuntersuchungen gegeben (Nackenfaltenmessung und Feinultraschall, alle invasiven Eingriffe hätte ich abgelehnt, da ich auch ein Down-Kind akzeptiert hätte). Das hat mir viele Ängste genommen. Hattest Du viele Ängste? Hast Du Dich anders verhalten als "Natürlich-Schwanger-Gewordene"? Ich hatte besonders Angst, die Krümel zu verlieren (hatte immer in der Früh-SS 2x Blutungen). In der ersten Schwangerschaft habe ich sogar auf Sport und Gartenarbeit verzichtet, keinen Kaffee, kein Schlückchen Alkohol seit der Punktion, keine Salami und alles aus rohem Fleisch gemieden, alles wo ich dachte dass es ein Rohmilchprodukt ist auch. In der zweiten Schwangerschaft habe ich Kaffee getrunken (natürlich in Maßen) und bin entspannter gewesen. Da habe ich auch meinen Großen bis zur Entbindung (da war er 23 Monate jung) getragen. Eva Janković 34 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Wie war(en) die Geburt(en)? Ich habe beide Kinder spontan entbunden, den Großen ET -7 (natürlicher Wehenbeginn, 28 Stunden von der ersten Wehe bis zur Geburt). Der Kleine kam an ET +5 durch Einleitung per Wehentropf (4 Stunden nach Anlegen des Wehentropfes, wobei ich erst nach Platzen der Fruchtblase nach 3 Stunden sehr heftige Wehen hatte). Ich empfand die erste Entbindung trotz der längeren Dauer erträglicher. Die zweite Entbindung war ungleich heftiger, da ich keine Zeit hatte die Wehen zu veratmen, so häufig kamen sie. Warst Du gut über Schwangerschaft und Geburt informiert? Hat dir das Sicherheit gegeben oder dich eher verunsichert? Mein Mann hat mir gleich nach dem positiven Test jede Menge Bücher über die Schwangerschaft und Geburt gekauft. Die habe ich "verschlungen" und fühlte mich gut informiert. Außerdem konnte ich für Fragen ja auch im Wunschkinder-Forum posten. Mich hat das eher sicher gemacht. Wurdest Du von einer Hebamme betreut? Ja, ab der 28. SSW hatte ich mir eine (Nachsorge-) Hebamme gesucht, die dann auch den Geburtsvorbereitungskurs (beim Kleinen, beim Großen habe ich den Kurs in der Entbindungsklinik besucht) geleitet hatte und Akupunktur gemacht hat. Hast Du das Gefühl, das Krankenhauspersonal hat sich Dir "besonders" gewidmet, wurdet Du und das Kind unter der Geburt intensiv überwacht (Dauer-CTG...)? Beim Großen habe ich bei einer mir bekannten Hebamme (die allerdings leider keine Nachsorge machte) entbunden, da war schon eine fast private Atmosphäre, aber besondere Überwachung hatte ich nicht. Bei der zweiten Entbindung hatte ich wegen des Wehentropfes ein Dauer-CTG und musste deshalb die ganze Zeit liegen, was ich als sehr unangenehm empfand. Da hat mir das Herumlaufen vor der ersten Geburt mehr geholfen. Was hättest Du Dir anders gewünscht? Vielleicht, dass eines der Kinder ein Mädchen geworden wäre... ;-), ansonsten war alles OK. Eva Janković 35 Geburtshilfe Hebamme 4. Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Anhang 4.1. Literatur- und Quellenverzeichnis / Internetlinks www.wunschkinder.net www.ivf-institut.at www.mehrlinge.com www.wikipedia.at www.unserwunschkind.at www.parlament.gv.at http://ris.bka.gv.at www.embryology.ch www.kup.at www.zeit.de www.adebar.co.at http://kinderwunsch-ulm.de http://kiwu-aktion.foren-city.de www.kinderwunschklinik.at Fiegl, Jutta (2004): „Unerfüllter Kinderwunsch – Das Wechselspiel von Körper und Seele“ Auhagen-Stephanos, Ute (2002): „Wenn die Seele nein sagt“ Carbone, Linda & Decker, Ed (1999): „Der lange Weg zum Kind – ein Erfahrungsbericht“ Freundl, G., Gnoth, C. & Frank-Herrmann, P. (2005): „Kinderwunsch – Neue Wege zum Wunschkind“ Enchelmaier, Iris (2004): „Abschied vom Kinderwunsch – Ein Ratgeber für Frauen, die ungewollt kinderlos geblieben sind“ Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M. (2. Auflage 2004): „Die Geburtshilfe“ Broschüre des Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (3. Auflage 2005): „Wir möchten ein Baby“ Unterrichtsmaterial für Geburtshilfe Hebamme von Sabine Brandstätter Eva Janković 36 Geburtshilfe Hebamme 4.2. Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Fragenkatalog Fragen an die Teilnehmerinnen des Kinderwunschforum auf www.wunschkinder.net: Was bedeutet ein eigenes Kind für mich? und für meinen Partner? Wie lange hat es gedauert, bis uns bewusst geworden ist, dass wir ohne Hilfe nicht schwanger werden? Wie lange hat es gedauert, bis wir zum Arzt gegangen sind? Wie verliefen Gespräche mit dem Partner zum Thema? An Trennung gedacht? An Psychotherapie/Paartherapie gedacht? Was hat mir geholfen? Mit wem konnte/kann ich reden? Oder schweigen? Probleme im Beruf? Mit Kollegen? Wie reagiert mein Umfeld auf meinen/unseren Kinderwunsch? Wer distanziert sich? Wer geht auf mich/uns zu? Wer hat sich für die Kinderwunschbehandlung entschieden? Wirklich beide Partner? Stehe ich zu meiner Entscheidung oder sind mir die Strapazen doch ein zu hoher Preis? Wie geht es mir unter Hormonsubstitution? Bin ich noch wichtig? Schuldzuweisungen? Ab wann hat der Kinderwunsch begonnen, mein Leben zu dominieren? Habe ich mir immer schon Kinder gewünscht? Wurde ich von schwangeren Freundinnen "angesteckt"? Ist der Wunsch nach Familie bei beiden Partnern gleich groß? Schuldgefühle? Hass? Neid? Depression? Wie reagieren unsere Eltern? Was fühle ich, wenn ich an Adoption denke? Was fühle ich, wenn ich an ein behindertes Kind denke? Wann habe ich begonnen Abschied zu nehmen? Warum nehme ich vom Kinderwunsch Abschied? Was ist mit meiner Partnerschaft? Wie ist unsere Stellung als kinderloses Paar in der Gesellschaft? Fragen an die Teilnehmerinnen des Forums „Abschied vom Kinderwunsch“ auf www.wunschkinder.net: Was war/ist der Auslöser, an ein Ende der Kinderwunschbehandlungen zu denken? Wie gehe ich mit Trauer um? Wer hilft mir? Denkt mein Partner wie ich? Wenn nicht, können wir trotzdem noch miteinander auskommen? Hat der Kinderwunsch meiner Beziehung geschadet? Haben die Kinderwunschbehandlungen meiner Beziehung geschadet? Eva Janković 37 Geburtshilfe Hebamme Unerfüllter Kinderwunsch Diplomarbeit Haben die Kinderwunschbehandlungen meiner Gesundheit geschadet? Nehme ich eine Psychotherapie in Anspruch? Was hatte in meinem Leben in den letzten Jahren (abgesehen vom Kinderwunsch) eine große Bedeutung? Womit kann ich die Leere füllen, die bleibt, wenn ich vom Kinderwunsch Abschied nehme? Kann ich mir vorstellen, in Form eines Rituals Abschied zu nehmen? Wenn ja, wie sieht das aus? Was war mir wichtig, bevor ich mir ein Kind gewünscht habe? Hatte ich Hobbys und welche? Warum bin ich mit meinem Partner zusammen(gekommen)? Wie sieht mein Freundeskreis aus? Gibt es viele Paare ohne Kinder? Bin ich/sind wir Außenseiter? Wo stehe ich derzeit in der Gesellschaft? Wie weit bin ich mit meiner Trauerarbeit? Wie lange weiß ich schon, dass ich keine eigenen Kinder haben werde? Wie lange habe ich weitergekämpft, obwohl ich schon gespürt habe, dass es nichts wird? Was mache ich beruflich? Habe ich vor, mein Leben umzukrempeln? Kann ich mir vorstellen, neu anzufangen? Wie mache ich nun weiter? Mit wem mache ich weiter? Ist meine Beziehung gewachsen oder gestorben? Eva Janković 38