VORLESUNG

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VORLESUNG
Konzepte der psychoanalytischen Kurz- und Langzeittherapie
Marianne-Leuzinger-Bohleber
Wintersemester 06/07, Studienplanpunkt 5.6.4
1. Vorlesungsblock am 12.10.2006
2. Vorlesungsblock am 13.10.2006
3. Vorlesungsblock am 14.10.2006
Informatives:
 Schwerpunkt für den 1.Block: Psychoanalytische Langzeittherapie: Eine Einführung,
Wissenschaftstheoretische Überlegungen, klinische Beispiele, Forschungen (DPVErgebnisstudie)
 Prüfung findet im letzten Block am 20.Januar 2007 statt.
 Zur Vorlesung gibt es ergänzende Literatur und Foliensätze: beides plus der eigenen
Mitschrift ist inhaltliche Voraussetzung für die Prüfung!
 Teile der Inhalte des letzten Blocks vom 14.10. werden nicht geprüft! (siehe Infos
Block 2)
Inhalte des 1.Blocks:
a) Psychoanalytische Langzeittherapie
- Wissenschaftstheoretische Anmerkungen zu klinischer, konzeptueller und
empirischer Forschung in der Psychoanalyse.
- Es werden Fallbeispiele zur klinischen Forschung gebracht, Prof. Leuzinger
wird etwas über ihren 1.Analysefall erzählen.
- Psychoanalyse und Nachhaltigkeit
b) Klinische Forschung einer Psychoanalyse eines transvestitischen Patienten
- Fallbeispiel
c) Konzeptuelle Forschung
- zu nachhaltigen Veränderungen in der Psychoanalyse
d) Extraklinische Forschung
- theoriegeleitete Inhaltsanalyse des Psychoanalysetagebuchs
- zum Dialog zwischen Neurowissenschaften und Psychoanalyse zur
Nachhaltigkeit
 Literaturempfehlung: „Forschen und Heilen in der Psychoanalyse“
Ad Block 2: Übersicht
 Forschung zu Langzeittherapien: Gesundheitspolitischer Kontext der DPV (dt.
Psychoanalyse-Vereinigung), Ergebnisstudie. Design, Anlage,…
1
Ad Block 3: Übersicht
 Inhalte über beginnende Studie (Frankfurter Depressionsstudie, Vergleichsstudie:
kognitive Therapie vs. Psychopharmaka): Indikation zur Psychoanalyt.
Langzeittherapie
 Depression: wird 2020 die größte „Volkskrankheit“ in den Industrienationen sein.
 In diesem letzten Block wird in der letzten Stunde eine schriftliche Prüfung
abgenommen!
Inhaltliches:
DPV: Deutsche Psychoanalytische Vereinigung => „damit auch die Seele mitkommt..“
(weiteres bitte den Folien entnehmen!)
Zur „Nachhaltigkeit“: auch als Ziel von Bildungsprozessen, Markenzeichen wird heute in
Frage gestellt: „Wie überzeugen wir zum Beispiel Kostenträger?“
Psychoanalyt. Research: Jeder Psychoanalytiker hat sein theoretisches Wissen => aber die
Arbeit mit jedem Patienten ist wie eine „Entdeckungsreise“. Versucht mit jedem Patienten
eine eigene Verständigungsbasis zu finden. Analysen finden etwa einmal Wöchentlich 4
Stunden statt. Auf Basis dieser wöchentlichen Zusammenkünfte von Analysand und
Analytiker erstellt zweiterer eine Art „Minimodell des Patienten“, d.h. es werden auch
gemeinsam spezifische Metaphern entwickelt (vgl. Versuch eigene Sprache zu finden) =>
erfassen oder ereignen sich ubw. Vorgänge und eben um diese zu erfassen mit Hilfe solcher
Metaphern => Theoretische Modelle (siehe unten Abbildung 1)
FB 1:
Prof. Bohleber erzählt nun von einer muslimischen Familie und über den Schuleintritt deren
Sohnes. Je näher der Schuleintritt rückte, desto depressiver wurde der Junge. Die Eltern selbst
waren nicht bereit den Jungen am ersten Schultag zur Schule zu begleiten. Sie hatten schon
weit vor Schulbeginn ein Negativbild von der Schule entwickelt, aufgebaut.
Eine junge Psychologiestudentin hat sich schließlich des Jungen angenommen und wurde von
dessen Klassenlehrerin kurzerhand „engagiert“, und zwar nicht nur für den Jungen, sondern
überhaupt, um bei der sozialen Integration (des Jungen) Unterstützung zu geben =>
Entgegenwirken der sozialen Isolation.
Wissenschaftstheoretisch…
…heißt nicht, dass Theorien nicht immer nur schlecht sind. Alles, was wir theoretisch
erfahren haben => ermöglicht eine umso differenziertere Wahrnehmung.
Bei stark leidenden Menschen ist oft ein starker Impuls zu erkennen, dass wir wegschauen.
Suche nach Rezepten verständlich, aber erkenntnistheoretisch unbrauchbar.
Eine stark differenzierte Wahrnehmung lohnt sich! Der Einfluß unserer Theorien auf unsere
Wahrnehmung erfolgt unbewußt.
Professionelle Selbsterfahrung => wichtig, besonders für Lehrer, und für Personen, die mit
Kindern zu tun haben!
Noch einmal eine kurze Anmerkung zu den „Offiziellen und Privaten Theorien“ (vgl. Abb.1)
 Klinische Forschung, das sind die in Abb.1 besprochenen „Zirkelprozesse“!
2
Ad Psychoanalyse sei keine wissenschaftl. Arbeit…
Psychoanalyse sei keine wissenschaftliche Arbeit:





es ist schwierig diesen individualisierten Prozess zu generalisieren
und von außen kritisierbar zu machen.
Die Behauptung, dass Psychoanalyse keine wissenschaftliche Arbeit
sei, geht auf den Positivismusstreit zurück.
Streitigkeiten mit Verhaltenstherapeuten (sind naturwissenschaftlich
orientiert)
Frage nach dem Spezifischen: „Wo ist das Spezifische“?
(Wie) Beobachtungen belegen und glaubhaft machen?
Konzeptforschung
 Wie gut (auch ein Stück Wissenschaft) die Argumente für etwas sind => theoretische
Exkurse -> andere Kriterien, sind auch kritisierbar.
 Im Sinne einer Extraclinical Research => diese Prozesse sichtbar machen.
 Ad Extraclinical Research:
 externally validated research
 experimental/empirical design
 interdisciplinary research: mit den Neurowissenschaften. Diese sind
sehr interessiert an der psychoanalytischen Arbeit.
 Psychoanalytische Arbeit: diese muss auch empirische Arbeit leisten!
 Für die Erziehungswissenschafter: Kassel => Reformuniversität ->
Diskussion -> empirische Schulforschung entsteht.
 Über Bildungsprozesse: wird das Vorherige auf einmal abgelehnt.
 Psychoanalytisches Problem: Forschung „befruchtet“ nur auf der Ebene der Konzepte:
Intervisionsgruppe.
 Zusammen reflektieren in Supervisionsgruppen ist sehr wichtig => hierfür gibt es sehr
vertrauensvolle Kollegen.
 klinischer Qualitätszirkel: Vorteil der Reflektion -> ist sehr viel näher an der
konkreten Praxis.
 Kollegiale Supervision: auf gleicher Ebene mehrerer Leute (vgl. Peergroups)
Abbildung 2:
2. Vorlesungsblock: Klinische Forschung
-> Anmerkung: Katamnese = Nachuntersuchung => Text dazu im 3.Vorlesungsblock am
14.10.!
-> Anmerkung: Folien werden ins Netz gestellt und sind unter dem URL: http://www.unikassel.de/fb1/ifp ersichtlich.
-> Einen Text mit der Fallzusammenfassung gibt es auch: Dazu -> Ursprüngliche
Falldarstellung: Leurzinger-Bohleber, M. (1984): Transvestitische Symptombildung, Ein
klinischer Beitrag zur Ätiologie; Psychodynamik und Analysierbarkeit transvestitischer
Patienten, in: PSYCHE 9, 38, 817-847;
Botero:
 Bildnis: „Melancholia“: Figuren auf diesem Bildnis haben starre Mimiken.
Darstellung hat starken Bezug zu Kolumbien => dort -> starke Traumatisierungen
durch den Bürgerkrieg. Individualität der Menschen wurde zerstört. Dies ist ersichtlich
durch die „Toten Gesichtsausdrücke“. Gesicht auf dem Melancholia-Bildnis erinnert
auch Depression (=> Narzistische Persönlichkeitsstörung)
3
FB 2: Transvestitischer Patient Hr. M.
Herr M. ist ein 24-jähriger Mann, der transvestitisch ist. Er hatte Zwangsstörungen, Schlafund Essstörungen. Der junge Mann lebt€ transvestitisch, also zog sich Frauenkleider an. Er
brauchte lange, um sich einzugestehen, dass er Hilfe braucht (=> Abwehr)
Prof. Bohleber erzählt (in Bezug auf dieses FB) aus der Zeit ihrer frühen analytischen
Ausbildung. Zu dieser Zeit noch hatte bei Leuten mit transvestitischen Zügen noch den
Gedanken diese mit einer Verhaltenstherapie zu behandeln.
Anmerkung dazu:
In den 1950ern: negative Konditionierungen durch Elektroschocks („sadistische
Gegenübertragung“).
Fortsetzung: In der Supervision konnte Prof. Bohleber viel von dem jungen Mann verstehen
lernen und nachvollziehen. Es entstand so ein „näherer“, also emotionaler Kontakt, und im
weiteren Verlauf eine Dynamik, und die Grenzen zwischen ihr und dem jungen Analysanden
schwanden allmählich.
Anmerkung:
Markant für das narzistische Krankheitsbild: Die schwere Kränkung (des Analysanden, also
in diesem Falle die des Hr. M.) „dreht um“ => Kontrolle des Gegenübers => Bewunderung.
Der Narzist verliebt sich quasi auch in sein eigenes Spiegelbild.
Unbewußt werden auch Konflikte auf das Gegenüber projiziert -> Gegenübertragung.
Projektion: ist ein primitiver Abwehrmechanismus: Beispiel Fremdenfeindlichkeit -> hier
werden die eigenen (aggressiven) Impulse auf den Fremden projiziert, weil man diese selber
nicht aushält.
Zurück zum Fallbericht
Prof. Bohleber schildert einen so genannten „Initialtraum“ von Hr. M. (aus der 10.Stunde).
Die Assoziationen dazu: Es ist ihm peinlich, er schützt sich mit den Frauenkleidern, „ich
muss demonstrieren“ -> Angst-, Panikreaktion, „sie lachen Fr. Weber aus“ -> …und nicht
ihn -> Verschiebung, er schildert, dass er mit seiner Mutter im Bett liegt -> Symbol für seine
„verkehrte Sexualität“ so Bohleber.
Was sagt Hr. M. selber zu seinem Traum? (! Assoziation durch den Betreffenden ist sehr
wichtig!)
Empfand es als eine „Beschämungssituation“ -> die Mutter beschämt ihn, (Rahels) Mutter
bekommt seine Schwierigkeiten in der Sexualität mit, Rahels Mutter nimmt hier keine ödipale
Figur ein.
Was ist noch zum Traum/zu Hr. M. zu sagen?
„Umgebung mit einer narzistischen Hülle“ -> Frauenkleider, narzistische Abwehr => für Hr.
M. eine unbewusste Überlebensstrategie. (Anm.: Seine Mutter hatte nach der Geburt
Depressionen -> dies übertrug sich scheinbar auf Hr. M., er fühlte sich nicht willkommen.
M.’s Mutter war auch durch die vielen starken Medikamente emotional nicht für ihn
erreichbar. Die Aggressionen der Mutter kamen auch daher, dass diese enttäuscht war, dass
Hr. M. wieder ein Junge war und sie wünschte sich eigentlich ein Mädchen. Vielleicht spürte
M. das. Er konnte sich mit dem Wunsch der Mutter nicht identifizieren.)
Als M. 2 Jahre alt war, bekam die Mutter einen weiteren Jungen, der nach der Geburt
verstarb, daraufhin verfiel die Mutter wieder in Depressionen.
Die wichtigsten „Basisfunktionen“ (in Bezug auf Beziehungs-/Bindungserfahrungen) bekam
Hr. M. also als Baby nicht.
Grundkonflikt war die Reaktion auf die Traumatisierung, beispielsweise aufgrund nicht
ausreichender Beziehungserfahrungen.
- Phantasien gehören in die therapeutische Beziehung hinein!
4
-
Dissoziative Zustände während der transvestitischen Situation -> hier war Hr.
M. wie in einer anderen Welt.
Kurz vor der 1. Sommerpause: hatte M. einen Traum: Die Mutter würde mit ihm Kleider auf
einer Bühne aufhängen!
Ad Übergangsobjekte:
Kann zum Beispiel ein Teddybär sein oder wie bei Hr. M. die Unterwäsche. So genannte
Übergangsobjekte symbolisieren zum Beispiel wie bei M. die Nähe zur Mutter (wenn diese
mal weg ist)
Fortsetzung FB
- Bei M. fand eine frühe Verlassenheit (seitens der Mutter, Tod des Bruders)
statt.
- Hr. M. kam eines Tages und sprach von einer Geschlechtsumwandlung (=> er
verschob diese Überlegungen dann auf das Ende der Analyse)
- M. litt unter Einsamkeit
- Heute hat M. 2 Kinder und ist verheiratet. Nach der Geburt des 2. Sohnes hatte
er eine schwere Krise. Beim Eintritt des Jungen in die Pubertät hatte er die 2.
schwere Krise, Verlassensgedanken. Er wandte sich in dieser Zeit auch stark
seinem Freund zu. M.’s Frau war die Einzige, die er an seine „innere Welt“
heranließ.
- M. nahm dann ein halbes Jahr „Beurlaubung“ und widmete sich im Zuge
dessen einer „Selbsterfahrung“ und transvestitischen Leuten zu, die auch den
Wunsch einer Geschlechtsumwandlung hatten. (Anm. Hr. M.: alle
transsexuellen Menschen sollten sich einer Psychoanalyse unterziehen, bevor
sie den Entschluss zu einer Geschlechtsumwandlung fassen!)
- Im 3.en Jahr der Analyse von Hr. M.: Kam heraus, dass die Mutter ihren Sohn
mit 4 Jahren einmal in Frauenkleider gesteckt hatte. (Chronifizierung einer
Traumatisierung -> chronisch-pathologische Objektbeziehung = eine
traumatisierende Erfahrung für Hr. M.)
- Anmerkung: Transvestitismus + Kastrationsangst: auch im Fallbericht!
- Im Laufe der Analyse => auf eine Vermutung von Hr. M. gestoßen, dass die
Mutter den eigenen (neugeborenen) Jungen umgebracht haben könnte.
- Für Hr. M. stellte es auch eine Befriedigung dar, Frauen abblitzen zu lassen
(=> Umkehr zum Abwehrverhalten, - das Gefühl, dass er durch die Mutter
erfahren hatte)
- Mit der Zeit konnte sich M. immer mehr auf Beziehungen einlassen. Im 4.en
Jahr der Analyse fuhr seine Mutter einmal für 3 Wochen weg. M. vermisste
sie, und das, trotzdem er sich Frauenkleider anzog.
- Hr. M. erzählte, dass er für seinen Deutschlehrer schwärmte und er schrieb
einmal einen Aufsatz darüber. Der Lehrer beschämte ihn schließlich, in dem er
den Aufsatz vor der Klasse vorgelesen hatte.
- Die Settings zu Beginn der Analyse betrugen 4h/Woche.
- Die gesamte Analyse dauerte 5 Jahre.
- M. fing dann an zu studieren und sich politisch zu engagieren.
- In einer seiner Parodien, die er aufführte, baute er auch einmal sein
2.Übergangsobjekt – einen Teddybären – ein.
Infos
 Das Buch „Forschen und Heilen“ wird ab 14.10. in ca. zwei Wochen bei Prof. Datler
abzuholen sein. Das Buch ist zum Autorenpreis um 25 Euro erhätlich!
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 Die Schlüsselbegriffe sind wichtig für die Prüfung -> siehe Infoblatt zum
Leistungsnachweis!
Reflexion
-
„Klinisches Beispiel“ (oder „klein. Einzelfallstudie“): 2-phasige
Traumatisierung bei Transvestition:
 in der ödipalen Phase (Konflikte; Kastrationsängste -> Angst, dass
dem eigenen Körper etwas passieren könnte – bezogen auf die
Geschlechtsorgane; Transvestitismus = eine Perversion, d.h. die
Sexualentwicklung bleibt auf kindl. Niveau „stecken“. Perversion: 1
Befriedigung wird zur Hauptbefriedigung.) und
 in der Individuations-Separationsphase (Separationskonflikte)
Susan Coates
„Colin’s Story“: Handelt von einem Buben, der gerne mit Barbiepuppen spielte. Zur Mutter
ist zu sagen, dass sie einmal eine Abtreibung bei einem Kind vorgenommen hatte, weil sich
bei dem Ungeborenen Mädchen ein Down-Syndrom herausstellte. Die Mutter kam mit dieser
Abtreibung nicht klar, sie „unterhielt“ sich auch immer wieder mit dem toten Mädchen. Der
Bub bekam all dies mit. Die Mutter zieht sich von dem Buben zurück und stimuliert in dem
Jungen Aggressionen. In den Zeichnungen des Jungen werden diese Aggression (gegen die
Mutter) durch das „Auffressen der Mutter“ ersichtlich.
Zu den Zeichnungen
Die Identifikation des Jungen mit der depressiven Zuneigung der Mutter mit dem
„verstorbenen“ Mädchen. Der Bub muss sich von der „schlechten Identifikation“ trennen
(„ausscheiden“), d.h. die Mutter wird auf den Zeichnungen wieder „ausgeschieden“.
Anmerkend ist zu sagen, dass der Bub, als er diese Bilder anfertigte, 5 Jahre alt war. Die
Texte zu den einzelnen Darstellungen sind seine Worte!
Ad Konzeptionelle Forschung: Faktoren
 Fokus: auf dem Problem der Nachhaltigkeit und den langfristig therapeutischen
Veränderungen. -> Schlüsselszenen bei Hr. M.
 Eine Schlüsselszene ist z.B. der geplante Termin der Geschlechtsumwandlung. Zu
dieser Schlüsselszene ist weiter zu sagen, dass hier etwas Existentielles passiert in der
therapeutischen Beziehung. Zur Sequenz: a) rein kognitive Einsicht -> führt zu keinen
therapeutischen Veränderungen. Es muss zu einer existentiellen Erfahrung kommen.
b) so genannte „Cracking-up’s“ (od. „Aufbrechen“) können so eine existentielle
Erfahrung sein. Manchmal kann auch innerlich etwas aufbrechen ->
Entwicklungsschritte. „Cracking-up’s“ sind auch kulturabhängig. Dazu ergänzend:
„Kalte Kulturen“: ad Erdheim (-> Karneval, bei dem an 3 Tagen im Jahr sämtliche
Regeln außer Gefecht gesetzt wurden. hier sind noch Anteile einer Kalten Kultur
ersichtlich): „Chaosprinzip“ /(Ordnungsprinzip)-> Kultur muss gewisses Maß an
Chaos zulassen. Bei Überordnung => vergeht die Kreativität. Je stärker die
Traumatisierung der Personen, desto schwerer ist es für diese Menschen
Ohnmachtsgefühle auszuhalten => Identifikation mit dem Schrecken d. Opfers. Ernst
Bloch: „Prinzip der Hoffnung“
 Fortsetzung: 2. Schlüsselszene: „Der Impuls zu handeln und alles aktiv hinter mich zu
bringen, war überwältigend“ => Das Wiedergewinnen psychischer Spielräume, von
Flexibilität und Kreativität.
 3. Schlüsselszene: „Sie sind die einzige Person, die ich je in dieses versteckte Reich
meiner Seele mitgenommen habe“=> (holding, containing)
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 Für traumatisierte Menschen ist die eigene Lebensgeschichte sehr wichtig, sie muss
„integriert“ werden -> wichtig für die „Identität“!
 Ein durchlässiger Dialog mit den eigenen unbewussten Mikrowelten.
 Das Über-Ich oder Ich-Ideal im Unbewussten: Seelische Gesundheit hängt davon ab,
wie sehr man mit sich im Reinen ist.
 Die Psychoanalyse, plakativ gesagt => „Kultur ist das wichtigste“ Gut, das wir
haben“ (Freud), sie ist so zu sagen wie eine „Haut“. Diese geht heute leider
zunehmends verloren.
 Ad Über-Ich: Das „Über-Ich“ (Gewalt) bekommt heute durch den Terrorismus ganz
neue Facetten.
 Ad Hr. M: Schlüsselszene: „Es gelang mir die Krise aus eigener Kraft zu bewältigen,
v.a. durch die konkrete Erfahrung, dass ich eine genügend gute Beziehung zu meinem
Sohn aufbauen konnte“ => an dieser Stelle bekommt M. massivste Probleme mit
seinem „Über-Ich“. M. hat die Erfahrung mit seinem Sohn gebraucht, um sein „ÜberIch“ und sein „Ich-Ideal“ zu modifizieren! Der Sohn hat ihm noch ein Stückchen
geholfen eine Identität zu entwickeln.
 Ergänzung: siehe auch Folie: „Psychodynamik – vgl. „Cracking-up“ in der
Adoleszenz: a) Adoleszenter Triebdruck und b) Adoleszente Omnipotenz. Bei
Bohlebers Patient wurde viel aus der Kindheit mitgeschleppt in die Adoleszenz (Bsp.:
Beschämung durch den Lehrer -> dadurch kam es zur Herausbildung des Narzissmus
bei M.;
 Weitere Schlüsselzene: Verankerung in Wirklichkeiten und realen
Objektbeziehungen. M. erlebte seine Analytikerin Bohleber als sehr mächtig.
 Nach dem Analyseende: bei der 1. Katamnese: M. war sehr traurig über das Ende der
Analyse. Er stellte sich die Frage, ob es gut war, die Analyse schon zu beenden. Bei
der 2. Katamnese: Überlegungen, ob die Analyse vielleicht doch wieder ein Stück
aufgenommen werden sollte. M. erzählte bei dieser 2. Katamnese auch stolz, dass er
Vater wird: somit hatte er seine Potenz also hier unter Beweis stellen können.
Ergänzungen:
 „Zwanghafte Abwehr“: Psychische Gefühle von Ohnmacht, die nicht ertragen werden
können => daraus werden zwanghafte Strukturen entwickelt (zwanghafte Abwehr –
der „unerträglichen“ Gefühle)
 Eine Ergänzung noch zu Hr. M.: M. hatte einen älteren Bruder, also er war der
jüngere. M.’s Mutter hatte irgendeine Unverträglichkeit. Die Geburt aller Kinder
gestaltete sich als sehr schwierig und geht wahrscheinlich auf diese Unverträglichkeit
zurück, ebenso wahrscheinlich die Fehlbildung der Tochter. M. hat noch immer
Respekt.
 Was ist mit dem Tagebuch von M. passiert? siehe Folien
 Wenn das „Spielen mit der Geschlechterrolle“ (z.B. das Tragen von
Mädchenkleidung,…) nicht aufhört, also schließlich zur Hauptbefriedigung wird, dann
muss man das im Auge behalten. Ansonsten ist es bei 3-jährigen durchaus normal,
dass sie sich mit den „Geschlechterrollen“ auseinandersetzen.
 Ad Literatur: Bei Leuzinger-Bohleber (1987) ist dieses Tagebuch von M. enthalten!
Ergänzung meinerseits:
Die hier angefertigte Zusammenfassung basiert rein auf den von mir geführten Mitschriften. Sie
sollte im eigenen Interesse nur als Ergänzung zur eigenen Mitschrift und den Folien dienen,
bzw. zum Vergleichen herangezogen werden. Eine Garantie für Vollständigkeit der Inhalte,
7
bzw. anderweitige Fehler kann ich leider nicht geben! Ergänzungen werden gegebenenfalls von
mir noch vorgenommen. Diverse Texte, die in der Vorlesung gezeigt wurden, etc. sind auf den
Folien von Prof. Leuzinger ersichtlich. Die beiden vermerkten Abbildungen werde ich in den
kommenden Tagen noch einfügen!
Mit freundlichen Grüßen,
die Verfasserin dieser Mitschrift: Bettina
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