2. Teil 2007 (Mai – Juli) (ab da, wo wir wirklich in Texas sind) Jeder Mensch sollte darauf achten, Dinge zu tun, die ihm Freude machen. Denn wenn Sie glücklich sind bei dem, was sie vorhaben und tun, dann werden Sie auch selbst zu einem Erfolg und dann sind auch sie erfolgreich in ihrem Tun. Dr. Joseph Murphy in “Wie man an sich selber glaubt” - Freunde haben mir diesen Spruch zugesandt und ich finde er passt sehr gut hierhin .... 07.07.07 Alles wird gut! „Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen, wird der Erfolg all unsere Träume übertreffen.“ (Henry Davin Thoreau) ... also nicht das ihr euch wundert, wenn es scheint, dass der heutige Bericht mal etwas anders ausfällt. Das liegt daran, das ich, Clyde, schreibe – nun es zumindest versuche. Mein Frauchen hat wohl irgendwie eine Schreibblockade und kriegt nicht so richtig die Kurve ein Update zu verfassen. Wobei ich ja finde, diese Schreiberei ist doch nur ne Frage der Disziplin und nicht des ‚von der Muse geküsst sein’. Aber da muss man halt uns Löwchen fragen ... Na ja und da mein Herrchen Helmut in Deutschland ist, heißt das ich bin der Mann im Haus und muss mich um alles kümmern. Nun bleibt auch noch dies an mir hängen. Aber was tut man nicht alles für seine Menschen, nicht wahr? Außerdem bin ich gerade im Krankenstand – aber davon mehr etwas später. Wiebke ist draußen und wühlt im Garten rum und hat – wie so oft – ihren Laptop auf dem Sheetrock (das im zukünftigen Wohnzimmer aufgestapelt ist) stehen lassen; das ist einer der Plätze im Haus, wo man einen guten ‚WLAN-Empfang’ hat und so muss ich nicht umständlich auf irgendwelche Stühle klettern um an das Ding hier ranzukommen. Ich bitte übrigens im Voraus schon mal um Entschuldigung für eventuelle Fehler. Aber die Tasten hier sind echt winzig und es ist gar nicht so einfach einigermaßen schnell mit meinem 3-Zehen-System zu schreiben. Kurz vorweg: entgegen dem was vielleicht so im deutschen Fernsehen gezeigt wird – und auch wenn Houston nicht so weit weg ist: wir hier in Livingston schwimmen nicht weg und dass Haus ist auch noch nicht geflutet. Es gab (und gibt) hier zwar – so hab ich’s im Fernsehen gehört - für die Jahreszeit ungewöhnlich viel Regen, aber nicht solche Überflutungen wie weiter südlich und nördlich. Und es soll die nächsten Tage auch noch ab und an Nasses von oben geben, aber ich hoffe mal, das hält sich in Grenzen. Ist nämlich hinderlich wegen spazieren gehen. Und überhaupt, bei meiner Größe ein doch eher unangenehmes (oft matschiges) Unterfangen. Gleichwohl Wiebke mein, dass ein bisschen Regen ganz gut ist, denn dann muss sie den gerade anwachsenden Rasen nicht sprenkeln. Und es bleibt dann ein wenig kühler, da immer ein Windchen weht ... Im Fernsehen sagten sie gestern auch noch, dass es 'zu kalt' für diese Jahreszeit ist - aber im Gegensatz zu Deutschland haben wir immer noch um die 30°C (und drüber) am Tag und angenehme ca. 25°C (und drunter) nachts ... So und schreiben; schreiben will ich heute mal von Faulheit und Arbeit, von Ordnung und Chaos, von Fortschritt und Rückschlägen, von Stillstand und Bewegung, von Lärm und Stille und von Freunden und Feinden. Natürlich habe ich zu manchen Dinge eine etwas andere Perspektive als die Menschen. Dies liegt nicht nur daran, dass die Welt von ‘unten’ betrachtet manchmal größer erscheint, nein auch kann ich manchmal das menschliche Verhalten nicht ganz nachvollziehen. Andererseits kriege ich hier ja alles mit (mein Frauchen erzählt es mir) und so wird doch das Meiste zur Verständlichkeit eher auf Menschenebene berichtet. Da ich von Natur aus auch manchmal ganz gerne ein bisschen faulenze – was aber bitte nicht bedeutet ich sei ein Faulpelz-, fange ich mit dem Thema an. Hier also etwas von Faulheit und Arbeit: „Der Amerikaner an sich ist faul!“ Diese Aussage stammt nicht von mir, sondern von einem Bekannten Menschen – wohlgemerkt, ein Amerikaner! Gleichwohl, ich habe bei den Gesprächen zwischen ihm und Helmut mitgekriegt, dass er zwar im Pass Amerikaner ist, aber sein Vater ist Jugoslawe und seine Mutter Neuseeländerin (interessante Mischung, könnte glatt ne Hunderasse sein). Wie auch immer, er traf diese Aussage und ich muss sagen, wenn ich mir die Menschen hier so anschaue, kann ich dem nur zustimmen. Ich meine damit natürlich nicht meine von mir adoptierten Menschen. Die fallen hier ja schon fast unangenehm durch Überaktivität auf. Nein, die Menschen um uns. Es fängt damit an, dass gehen allgemein vermieden wird wo es geht – auch im eigenen Haus. Die machen tagsüber oft nicht mal die Blinds (so eine Art Rollos) auf, da man diese ja abends wieder zumachen muss. Und die Air Condition ausschalten, wenn es nicht so warm ist geht ja schon gar nicht. Man muss sie ja abends wieder einschalten ... laufen ist nicht so ihr Ding, wobei ich hier in unserer Subdivision (Shelter Cove) und im Resort Country (in dieser nahegelegenen Subdivision wohnen unser Freunde die Walters und wir gehen dort ab und zu spazieren) schon mal Hundebesitzer gesehen habe, die mit ihren Hunden Gassi gehen. Überhaupt, bitte ich an dieser Stelle um Entschuldigung, sollte sich jemand ‚auf den Schlips getreten’ fühlen. Ich will nicht diskriminieren oder verallgemeinern. Da würde Frauchen auch schimpfen, denn das mag sie gar nicht. Iich stelle nur fest, was ich eben bei vielen beobachte. Und das unter anderem, dass die ja überall hinfahren. Ich meine selbst wenn sie nur zur Tankstelle an der Ecke wollen, um etwas zu besorgen; das Wenigste was dort eingekauft wird ist Benzin; was wiederum den Schluss zulässt, dass den Weg in die Stadt zu nehmen (wo es mit Sicherheit nur die Hälfte kosten würde) von Faulheit gebremst wird. Halten wir doch auch einmal fest, wer hat den das Fast Food erfunden und die Getränkehalterungen im Auto, damit man den Frühstückskaffee, den man bei MCD kauft auch irgendwo hinstellen kann. Gerade beim essen, zeigt sich oft die oben erwähnte Mentalität. Bevor man selber kocht, geht man essen oder holt ein Fertiggericht. Wenn man sich mal wirklich Gedanken darüber macht, fallen einem doch noch ein paar andere Dinge ein und auf. Ich will ja gar nicht von den Arbeitern anfangen, die auf unserer Baustelle hier waren. Helmut meinte mal in seiner Art die Dinge etwas drastisch auszudrücken: spät anfangen, früh zum Lunch gehen und gleich danach Feierabend. Nein, ich meine Dinge wie ganz praktisch Müll sortieren oder sich Gedanken zum Thema Recycling machen; oder eher theoretisch: denken bevor man handelt. Ein Beispiel ist auch: wenn an einem Gerät egal welcher Art etwas kaputt geht, wird meist eher ein Neues gekauft, als das alte zu reparieren. Ich gebe ja zu, ich persönlich bin in diesem riesigen Land noch nicht so viel rumgekommen und kann daher nur von East Texas sprechen und dem was ich so von den Menschen mitkriege. So auch, dass die Amerikaner wohl immer schnell mit kaufen ind. Alles soll schnell fertig sein – mit minimalem Aufwand (da ist sie wieder, die Faulheit). Rasen aussäen ist schon an der absoluten Schmerzgrenze. Lieber nimmt man einen Kredit auf und kauft den sauteuren Fertigrasen, der dann ausgelegt wird. Ich bin auch davon überzeugt, dass der Wäschetrockner nur deswegen erfunden wurde, damit man die Wäsche nicht aufhängen (und wieder abnehmen) muss. Darum hat man auch in manchen Gegenden die ‚Vorschrift’ erfunden, dass Wäsche nicht so aufgehängt werden darf, dass sie für ‚public’ sichtbar ist – nur falls einer auf die Idee käme. Allerdings, meine Menschen tun das trotzdem ... Und auch auf die Gefahr hin, dass man mich hier nicht mehr so gerne sieht, wenn ich so über die Menschen schreibe, aber ein Beispiel möchte ich noch loswerden. Es gibt ein paar wenige Dinge (z.B. das Waschbecken im Bad und der Schrank darunter oder auch die Türen und dazugehörige Screens) die wir haben einbauen lassen. Nun stellten Helmut und Wiebke fest, dass all diese Dinge (neu gekauft) Macken haben; in Form von Schnitten, Kratzern usw. Der sehr sorglose Umgang mit Messern (zum Aufschneiden der Verpackung) und der laxe Umgang mit Materialien hinterlässt eben Spuren. Well, vielleicht ist es hier in East Texas wirklich besonders schlimm. Und wahrscheinlich sind Handwerker in anderen Länder auch nicht was sie zu sein vorgeben. Aber was weiß ich als Löwchen schon darüber ... Eine andere Aussage zum Thema Arbeit, die auch von einem Amerikaner stammt, ist: wir brauchen hier (in diesem Fall war es bei LOWE’S) immer Leute; die meisten gehen wieder, wenn sie merken sie müssen etwas tun ... Nun, dies hat zwei gute Seiten. So hat mein Frauchen schnell einen Job gefunden und ob der Tätigkeit, die sie verrichtet, wird sie den auch noch ne Weile haben. Ja, mein Wiebkemensch geht jetzt zur Arbeit. Also nicht dass sie sonst nicht arbeitet, aber jetzt geht sie dazu aus dem Haus. Sie hat mir erzählt sie hat den Job bei dem großen ‚Baumarkt’ LOWE’S in der Personalabteilung bekommen. (Da Helmut nicht da ist, darf ich mir dann immer den täglichen Bericht anhören). Sie meint, dass sie zugibt, noch nicht wieder die Routine zu haben. Sie hat jetzt ja eine ganze Weile nur ‚selbstständig’ gearbeitet. Ist manchmal auch stressig, zeitaufwendig und es gibt durchaus genug Pflichten, aber es ist doch anders. Ich merke das, weil wenn sie zur Arbeit geht, ist es immer ein bisschen hektisch morgens. Da müssen wir zwei – die Bonny und ich – uns auch erst mal wieder dran gewöhnen. Und auch dass sie dann meist den ganzen Tag weg ist, was ich nicht so klasse finde. Aber wir sind ja brave Hunde und erdulden das. Und wenn Herrchen wieder da ist, wird es ja auch wieder besser ... Für sie ist das wohl auch nicht einfach – sagt sie. Und ich kann ja verstehen, dass es ein bisschen anstrengend ist, ‚die Neue’ zu sein (ich bin ja auch nicht so der Typ, der gleich mit allen ein ‚bester Freund’ ist). Noch ist sie zwar offiziell im TrainingsStatus und so ist die Arbeit an sich davon geprägt, zu lernen und im Weg zu stehen, 'aufzunehmen' und jeden Tag gespannt sein, was es noch zu lernen gibt. Aber es scheint sehr interessant zu sein. Sie erzählt davon, wie spannend es ist die Unterschiede zu Deutschland kennen zu lernen. Das sei das Ganze schon wert. Und sie sitz da ja nun wirklich an der Quelle, wo die wichtigen Infos zusammen laufen. ... Immerhin, obwohl sie noch ein Frischling ist, hat sie inzwischen schon einen Bereich, den sie fast ganz alleine 'managen' muss. Sie sucht neue Bewerber aus den Onlinebewerbungen raus, telefoniert mit denen und lädt sie zum Interview ein. Dann führt sie das Erstgespräch, auch screening genannt, welches entscheidet, ob jemand weiter im Bewerbungsprozess geht oder nicht. So lernt sie wohl viele Menschen kennen und natürlich auch Sprache. Aber es sei auch superanstrengend. Hier geht der ganze Bewerbungs- und Einstellungsprozess etwas schneller und es erfordert schon eine ganze Portion Konzentration und ‚Gefühl’ um das relativ schnell zu entscheiden. Kürzlich hat sie noch berichtet, dass sie – weil jeder im Laden die 'Kasse' beherrschen muss – dies auch mal ‚testen’ durfte. So stand sie nachmittags ein paar Stunden an eben jener – wobei sie sich wohl recht geschickt anstellte. Das fand sie klasse und hat Bonny und mir abends ganz begeistert davon erzählt. (Also ich gebe ehrlich zu, ich weiß nicht mal so richtig was ne Kasse ist, aber ...) Jedenfalls fand sie es interessant, mal ‘auf der anderen Seite’ zu stehen und es war wohl gar nicht sooo einfach wie sie sich das gedacht hatte. Es gibt natürlich auch Kollegen und die seien (fast) alle sehr nett und die Stimmung im Allgemeinen ziemlich gut (der Store Manager muss echt klasse sein). Natürlich gibt es - wie immer wenn mehrere Menschen eng zusammen sind - auch Reibung und natürlich läuft auch in dem Laden nicht alles perfekt (die sollten einfach mal uns Löwchen in die Managerposition lassen, da wäre dann Gelassenheit das oberste Gebot). Nun, wenn gar nichts an Action geboten wird, würde es der Wiebke sicher auch eher langweilig erscheinen und sie würde dann wohl auch nicht wirklich gebraucht ... Und immerhin hat sie inzwischen auch schon ihre ersten Paychecks erhalten. Gleichwohl, Lowe’s ist recht fortschrittlich und bietet auch direct deposit an – was soviel wie Gehaltsüberweisung heißt (in Deutschland selbstverständlich, hier nicht so unbedingt üblich). Und da wir ja hier schon über ein Bankkonto verfügen (allerdings lassen die uns Hunde kein Geld abheben), nehmen wir das in Anspruch. Hauptsache, es macht ihr Spaß. Und ich glaube, außer der Tatsache, das in dem Büro kein Fenster ist, fühlt sie sich sehr wohl! Und ansonsten wird sie da schon ein bisschen deutsche Ordnung reinbringen ... von Ordnung und Chaos Sprechen wir doch erst mal über das Chaos! Wobei ich mir nicht sicher bin, ob man es nun wirklich so nennen kann. Doch ein wenig war unsere Ordnung, unser Alltag hier durcheinandergewirbelt, gestört. Wie ich schon eingangs erwähnte, bin ich gerade im Krankenstand. Ich habe mir – ich weiß echt nicht wie – eine Ohrenentzündung zugezogen. Zunächst hat Frauchen versucht es so in den Griff zu bekommen. Zwei- bis dreimal täglich die Ohren sauber machen, was ziemlich unangenehm war, usw. Sie hatte auch noch Medizin aus Deutschland, die aber nach zwei Tagen alle war. Als es dann überhaupt nicht besser wurde – und ich muss sagen, es juckte dann nicht mehr nur, sondern tat richtig gehend weh – beschloss sie mit mir zum Tierarzt zu gehen.Ja klasse, das ist wirklich mal der Platz, den ich schon immer sehen wollte. Wenigstens ist die Bonny auch mitgekommen. Das Livingston Animal Hospital ist nicht so weit weg und so sind wir Donnerstag dort hin zur Untersuchung. Und nach ein wenig Wartezeit - mir schwante schon Böses - wurden wir in ein Behandlungszimmer gebracht. Jetzt fand ich das Ganze wirklich nicht mehr lustig. Ich meine, ich habe Schmerzen und die wollen mir mit so nem Ding ins Ohr schauen. Nee, ohne mich! Da habe ich mich gewehrt! Dann meinten die auch noch mit ner Spritze kommen zu müssen ... in diesem Fall haben sie in wenig Blut abgenommen (die Bonny auch gleich) um festzustellen, ob wir ‚Heartworms’ haben. Diese sind hier wohl sehr verbreitet und gefährlich für uns Hunde. Zum Glück sind wir negativ getestet und inzwischen auch schon ‚Vorsorgemedizin’ bekommen. Ich gebe zu, mir ging es schon nicht mehr so richtig gut. Aber ich habe dann mitbekommen, dass ich wohl am Freitag noch mal herkommen muss. Mein Stöhnen und Protest wurden völlig ignoriert und so war es dann auch. Die Wiebke hat mich morgens hingebracht ... und da gelassen. Kann man sich das vorstellen. Wobei die in der Praxis ja alle sehr nett sind, aber so ganz alleine habe ich mich nicht wirklich wohl gefühlt. Nach einer Weile habe ich es aber hingenommen, was blieb mir übrig! Irgendwann kam ich dann in ein Behandlungszimmer. Sehr steril und nicht gut riechend. Ich musste mich auf einen Tisch legen, was mir nicht so gepasst hat, aber ich habe dann gedacht, dass es recht zwecklos ist sich zu wehren. Eine der Frauen hat auch sehr beruhigend auf mich eingeredet, während ich einen Schlauch in den Hals bekommen habe ... und dann bin ich eingeschlafen! Als ich wieder wach wurde war mir kotzübel (entschuldigt den Ausdruck, aber alles andere wäre untertrieben). Ich musste außerdem husten und die Ohren taten weh. Irgendjemand hat mir auch die Haare an und um die Ohren gestutz. Na ja die waren wenigstens so ‚einfühlsam’, nicht einfach alles wegzurasieren, sondern so zu schneiden, dass ich nicht aussehe wie jeder dahergelaufene Straßenköter - man hat ja seinen Stolz als Löwchen! Jedenfalls fühlte ich mich nicht wirklich besser, aber mir schien als könne ich wieder einigermaßen hören. Jemand hatte wohl – während ich geschlafen habe – meine Ohren sauber gemacht. Ich war zu ‚benommen’ um viel mitzukriegen, wünschte mir aber jetzt wirklich nach Hause gehen zu können. Wie ich so vor mich hindöse kommt die nette Dame von vorhin und nimmt mich wieder mit in ein Behandlungszimmer, so eines in dem wir am Tag vorher schon waren. Zu meiner Freunde hat mein Frauchen da auf mich gewartet und nachdem der Arzt ihr erklärt hatte, dass ich eine bakterielle Ohrenentzündung habe, dass sie rechtzeitig gekommen sei, bevor größerer Schaden entstanden ist und was nun zu tun ist (Medizin einnehmen, Medizin ins Ohr, reinigen) hat sie mich mitgenommen. Halleluja! Sie musste dann noch bezahlen, aber ich glaube dass hat sie für mich gerne getan – und so weiß sie dann doch wofür sie arbeiten geht, oder? Inzwischen geht es mir schon wieder besser und ich mag sogar schon wieder essen. Bin ein bisschen schlaff von der vielen Aufregung und dem Antibiotika. Und die Ohrenbehandlung morgens und abends finde ich nicht so prickelnd, aber ich lass die Wiebke mal machen – wenn nur das Jucken und die Schmerzen besser werden! Ja und ansonsten – was das Chaos betrifft-, so könnte ich jetzt aufzählen wie es z.B. in manchen Zimmern des Hauses noch aussieht, könnte von den noch fehlenden Sheetrockplatten und Möbeln schreiben. Den Baustellenähnlichen Zuständen und Provisorien. Ein gutes Thema wäre sicher auch der Garten ... oder das was mal ein solcher werden soll. Doch ich denke mir, ich gehe gleich zum nächsten Punkt, nämlich ... ... der Ordnung! Die gibt es hier selbstverständlich auch. Allerdings kann ich von der nur Second Hand erzählen, denn ich war nicht life dabei. Hunde sind in der Kirche zum Gottesdienst nicht zugelassen. Denn was das angeht herrscht hier Ordnung - zumindest am Sonntagmorgen. Da geht man nämlich in eben jene – wobei meine Menschen das nicht so sehr regelmäßig tun. Es gibt die verschiedensten geistigen und religiösen Ausrichtungen und ziemlich unterschiedliche Größen der Kirchengebäude und deren Anhänger (ich glaube das heißt dann Gemeinden). Ich weiß nicht wie viel Kirchen oder Begegnungsstätten Livingston insgesamt hat, aber nur vom vorbeifahren, kenne ich inzwischen wohl bestimmt schon zehn! Helmut und Wiebke gehen ab und an mal in die First United Methodist Kirche (eine der Großen). Nicht unbedingt, weil sie Anhänger von eben jener sind, sondern zum Einen weil unsere Freunde Annemarie und Lew dort hingehen und zum Anderen wegen Pastor Mike. Seine Predigten müssen wirklich gut sein. Und das im Sinne des Inhaltes und der Performance. Diese ist so, dass mein Herrchen meinte, da könnte sich manch ein Redner eine große Scheibe abschneiden. Ich behaupte mal, meine Menschen sind da wirklich ein kritisches und auch recht fachkundiges (was Rednertechnik angeht) ‚Publikum’, so muss der schon was zu bieten haben. Und letztens unterhielten sie sich darüber, dass er seine ‚Vorträge’ mit einer Art ‚Bildershow’ untermalt. 4 Beamer werfen Textstellen, Fotos oder Zitate an die Wand. Alles wird noch besser verständlich und die Show ist einprägsam. (Als allerdings ein paar Tage später ein ‚Bettelbrief’ eintrudelte, zweifelten sie dann doch an der Notwendigkeit eben jener.) Na, die moderne Technik und deren Auswirkung machen eben auch vor der Kirche nicht Halt – zumindest in USA. So ist das mit dem Fortschritt ... ... und von dem will ich jetzt schreiben: von Fortschritt und Rückschlägen um es gleich vorweg zu nehmen, ich bin von der sehr positiv denkenden Sorte Hund. Ich meine, es ist ja klar, dass nicht immer alles so läuft oder ist, wie ich das gerne hätte. Ein Stück weit liegt das sicher an meiner Größe (ich finde z.B. die Konstruktion von Kühlschränken bzw. die Anbringung der Türöffner eben jener - sollte unbedingt mal überarbeitet werden) und ein Stück weit liegt es daran, dass ich in einer von Menschen bestimmten Welt lebe. Aber es gibt kein Problem, dass man nicht lösen kann ...irgendwie, das hat schon Captain Janeway vom Raumschiff Voyager gesagt (für alle nicht Sci-Fi-Fans: eine Star-Trek-Fernsehserie)! Und ich finde auch ‚Rückschläge’ im Wortsinn gibt es nicht. Wenn auch mal was schief geht, so geht es doch vorwärts und hat immer auch einen Grund. Nur, den zu erkennen ist manchmal schwer ... Einer der Lieblingsschriftsteller - Walter Kempowski - meines Frauchens meinte zum Thema ‚jeder hat sein Päckchen zu tragen: ”Ja, Päckchen tragen, stimmt, das ist gut. Man muss dankbar sein. Leicht gesagt, aber das ist eben meine Erfahrung: Je monströser das leid, das man zu tragen hat, desto leichter ist es vielleicht. Wenn einem die Frau wegläuft, ist da im Grunde keine Problem. Aber dass man die großen schrecklichen Einbrüche im leben umdrehen kann – darum geht es.“ Nicht schwer zu erkennen ist der Grund, warum wir – Bonny und ich - oft auf die Wiese auf gegenüberliegende Straßenseite gehen müssen um unser ‚Geschäft’ zu verrichten. Wir können es ja kaum erwarten, dass hier ums Haus herum endlich mal Rasen ist. Ich meine prinzipiell habe ich nix gegen guten Lehmboden, aber immer wenn es regnet ist alles matschig und Bonny und ich dürfen nicht rumlaufen, geschweige denn rumtollen. Rasen ist zwar nach Regen auch nass, aber eben weniger dreckig und da ist Wiebke dann nicht so empfindlich. Nun, es scheint gar nicht so einfach zu sein, hier auf einmal einen Rasen zu haben. Man könnte es natürlich auf amerikanische Weise tun und einfach fertigen Rasen kaufen. Der wird dann in großen Quadraten geliefert und ausgelegt. Aber die Methode ist zum Einen relativ teuer – und he, wo wäre da der ‚Early settler’ Geist? Meine Menschen nehmen hier also den etwas anspruchsvolleren Weg und haben auf den Lehmboden so genannten top soil (lockere Erde) verteilt. Ist sandiger und steiniger als erwartet und es muss noch eine ganze Menge ‘Dreck’ in Form von Ästen und sogar Plastiktüten und andere menschliche Hinterlassenschaften ausgeharkt werden. Aber diese Erde ist definitiv leichter zu ‚beackern’. Darüber wurden dann Rasensamen ausgesät und eingearbeitet, dies ordentlich wässern und dann heißt es warten. Ich meine wirklich warten. Man braucht da schon ein bisschen Geduld, bis die ersten grünen Hälmchen sich zeigen. Ich gehe jeden Tag nachschauen und habe auch schon meinen Flüssigkeitsbeitrag geleistet – aber es dauert doch. Und man muss hin und wieder kleine Rückschläge in Form von extrem starken Regenfällen, die die gute Erde nebst Grassamen wegspülen, in Kauf nehmen. Aber Helmut lässt sich da nicht unterkriegen. Erde zurück an Ort und Stelle schaufeln, noch bisschen nachsäen und wieder warten. Und was soll ich sagen, die Mühe lohnt. Rechts am Haus und vorne und direkt ums Haus – wo der Regen nicht so stark drauf prasselt – ist es schon grün. Ich denke ich sollte mal die Düngung unterstützen - wenn die Menschen mich nur lassen würden. Immerhin hat mein Mensch Helmi netterweise vorne vorm Haus schon vier Palmen gepflanzt, damit ich was habe um mein Bein zu heben (bin allerdings wegen besagtem Matsch erst selten in die Nähe gekommen). Fortschritte dagegen macht eindeutig die Möblierung im Haus. Erstens kam neulich schon die Dunstabzugshaube (mei, was für ein schweres Wort) und Helmut und Wiebke haben die auch gleich mal ausprobiert (anmontiert). Allerdings haben wir noch gar keinen Herd, aber das schien die Freude der beiden nicht zu trüben. Ich glaube auch, dass es darum ging, diese richtig in die Decke einzupassen bzw. noch die Abzugsrohre zu verlegen, bevor alles zugesheetrockt und zugespachtelt wird. Ach ja und eines Tages sind meine Menschen – mal wieder ohne uns – losgezogen und waren eine halbe Ewigkeit weg. Bestimmt haben die sich da wieder verquatscht. Jeden falls kamen mit nem Tisch und drei Tüten voll Tomaten, Gurken - bäh - und besagten Palmen zurück. Ich hörte sie darüber reden, dass sie in der Nachbar-Subdivision ‚Memorial Point’ bei einem netten älteren Ehepaar waren. Diese wohnen wohl in einem hübschen Haus auf großem Grundstück direkt am See. Die müssen auch nen Hund haben, dass hab ich gleich gerochen. Außer dem fremden Geruch brachten sie eben noch den Tisch und dazu passende Stühle mit; ein 8-eckiges recht massives Ding mit Glaseinsätzen und gepolsterten Sesselähnlichen Sitzgelegenheiten (aus meiner Sicht wirkt das alles etwas klobig, aber wenn die zwei es mögen, bitte!). Auf jeden Fall wars wohl recht günstig - immerhin. Sie unterhielten sich darüber, dass die zwei Menschen - Dell und Hoyt Bailey - sie eingeladen hätten, mal mit ihnen zum tanzen zu gehen. So amerikanisch-western-mäßig. Na klasse, wieder mal was, was ohne uns Hunde läuft. Gleichwohl ich stehe nicht so auf laute Musik oder verrauchte Räume ... und mit dem Tanzen, hab ich’s auch nicht so, ich laufe lieber spazieren ... außerdem ist ja noch gar nicht sicher, ob die sich getrauen da mit zu gehen. Ich meine Frauchens ‘Longhorn-Tanzzeiten’ sind ja doch schon lange her (war vor meiner Zeit) ... ... doch das bringt mich zu meinem nächsten Thema: von Bewegung und Stillstand ... das heißt ich berichte nur von Bewegung, den so etwas wie Stillstand kennen wir nicht mehr, seit wir Neutexaner geworden sind. Hier ist immer was los! Z.B. als eines nachmittags der UPS-Mann kam. Habe gleich verlauten lassen, dass ich da bin und er nicht näher kommen soll. Aber der wollte tatsächlich nur was abliefern (und ich habe ihn leider glaub’ auch nicht wirklich beeindruckt). Ein ziemlich großes Paket und ein etwas kleineres und Herrchen hat sich sehr darüber gefreut. Und was war drin? ‚Arbeit’ für ihn – eine Anhängerkupplung für unseren Dodge. Klar wollte er sie gleich einbauen. Bonny und ich durften nicht helfen, aber Frauchen hat assistiert. Alles in allem dauerte es recht lange, da er wohl auch noch die Stoßstange grade biegen musste – aber letztlich war sie dran. Und da war auch gut so, denn die konnten wir dann auch ziemlich bald ausprobieren. Der Container in dem unsere Kartons die Fahrt über den großen Teich gemacht haben, hatte es letztlich doch noch geschafft und war in Dallas angekommen. Zum Glück noch bevor Helmut nach Deutschland geflogen ist. Ich glaube die Wiebke hätte keine Lust gehabt, das alleine durchzuziehen (pff, alleine! Was ist mit mir?) ... Jedenfalls hatten die zwei beschlossen, dass zwar theoretisch alle Kartons in den Van passen müssten, aber das Gewicht dann doch den armen Dodge an den Rand seiner Kapazität bringen würde. Also ist Helmi zu einer Niederlassung von U-Haul (in USA sehr bekannt dafür, dass sie Transporter und Trucks für Umzüge vermieten) und hat dort einen kleinen Anhänger geholt. Am nächsten Morgen sind wir dann in aller Frühe (um vier!) aufgestanden und nach einem kurzen Frühstück losgefahren. Ich fand es toll, dass die Bonny und ich mit durften. Endlich mal raus hier. Eine ca. 4-stündige Fahrt mit PP-Unterbrechung und wir waren in Dallas. Die netten Mensche von der Firma elero (in deren Container unser Boxen ‚reisen’ durften) haben uns beim einladen geholfen und schon waren wir wieder unterwegs. Auf dem Hinweg sind wir auf einem Außenring um Dallas gefahren, nun nahmen wir die Strecke geradeaus durch die Stadt. Ich mag ja die hohen Häuser ... aber nur zum anschauen aus der Ferne! Eine lange Lunchpause unterwegs und noch ein paar Stunden fahren und wir waren wieder at home. Dann hieß es Kisten schleppen, allerdings nicht für mich. Ich musste im Diningroom warten, bis die zwei Menschen fertig waren. Nun, jetzt sind wenigstens meine restlichen Stofftiere und Handtücher angekommen, wir haben wieder was zu lesen und Musik-CDs zum hören im Haus! Wobei ich feststelle, dass mein Frauchen hier gar nicht soviel Musik hört wie in Deutschland – da lief ununterbrochen das Radio. Und ich glaube auch sie ist etwas stiller, redet weniger. Doch ich denke, dass liegt nicht daran, dass sie uns nicht mehr mag oder so. Nein, ich glaube vielmehr, es liegt daran, dass die Naturgeräusche hier einfach schön sind. ... von Lärm und Stille Denn so wenig es Stillstand gibt, so wenig gibt es Stille. Ich meine, auch wenn die Menschen nicht reden, ist hier immer irgendwas an ‚Lärm’ geboten. Zum Beispiel das Grundstück, das unserem gegenüber liegt, ist noch die reine Wildnis – man könnte auch Dschungel dazu sagen. Zum Sonnenauf- und -untergang ist der Geräuschpegel so hoch, dass man meinen könnte, sämtliche Vögel und Frösche und was weiß ich noch alles von Livingston versammeln sich dort ... also ich bin sicher, dass der zulässige – ich glaube Dezibel Grenzwert überschritten wird. Man hat das Gefühl, dass man mitten in einem Urwald steht – amazing! Es wäre wirklich eine Schande, wenn jemand dieses Grundstück roden würde ... Und ich würde ja auch zu gerne mal da hinein gehen und ein bisschen forschen, aber die Wiebke ist immer so ängstlich was mich angeht und lässt mich nicht. Da könnte ich schon beleidigt sein ... Überhaupt, gibt es hier so vieles was zirpt und trillert, brummt und summt. Ich finde es immer fast schade, wenn die Menschen die AC anmachen. Da werden dann alle Fenster geschlossen und man hört nichts von dem Naturkonzert draußen! Natürlich gibt es auch die eher lästigen Geräusche. Diese sind zum Einen die bellenden Hunde, wovon es hier viele gibt. Ich finde das ein bisschen verwirrend, da ich mir nicht vorstellen kann, was man soviel zum bellen hätte. Ich belle ja auch manchmal, aber doch nicht ständig. Und Helmut und Wiebke sagen dann auch, wann ich aufhören soll. Frauchen hat mir mal erzählt, sie hätte in einem Buch gelesen, dass diese Menschen – also, die die ihre Hunde so bellen lassen – dies täten um das Gejammer ihrer eigenen Seele nicht hören zu müssen. Die armen Hunde! Zum Anderen gibt es aber auch die manchmal unschönen von den Menschen verursachten Geräusche. So z.B. die AC des Nachbarn, die ‚Rennfahrer’ am Freitag- und Samstagabend, die Huper und Schreier. Und nicht zu vergessen die Rasenmäher und Trimmer. Mein liebstes sind die Laubwegbläser – die schlagen alles! Natürlich auch wenn unser Nachbar Royce seine Kettensäge anschmeißt. Alleine bis das Ding läuft dauert es – was durchaus an der Methodik liegen kann. Und wenn er dann damit hantiert, so meint Helmut, stürzt sich eine ganze Herrschaar an Schutzengeln in die Knollwood Lane ... Nun, er als ehemaliger Pfarrer hat da sicher einen besonderen Draht hin! Besondere Drähte ergeben sich manchmal auf ganz seltsame Wegen. Hier meine ich jetzt nicht die physikalischen Drähte, sondern die ‚Beziehungsdrähte’ ... von Freunden und Feinden Also ich habe einen neuen Freund. Wir - Frauchen und ich - haben ihn Pieps genannt. Er ist zwar eher von der ruhigen Sorte, aber es ist der einzige Vogel den ich kenne, den ich nicht ‚jage’ – so muss es schon ein Freund sein. Er wohnt in unserem Garten und er kommt zum schlafen immer auf unseren Backporch. Da setzt er sich – mit dem Kopf zur Wand – in eine Ecke und erst morgens wenn es hell wird fliegt er wieder davon. Wir sind Frühaufsteher, darum weiß ich das. Freunde sind auch die, die uns zum Einzug bedenken. Ja, wir haben immerhin auch ‚Einzugsgeschenke’ erhalten. Als erstes haben wir von Martina und Charly ‚Brot und Salz’ bekommen. Zwar leider nur virtuell, denn Charlys superleckeres selbstgebackenes Brot wäre schon mal eine sehr willkommene Abwechslung (Charly, mein Frauchen würde gerne vielleicht für Ende Oktober, wenn sie nach Deutschland kommt, einen Bestellung aufgeben!). Aber die Geste ist ja das Wichtige und wir werden alles tun, damit diese zwei Dinge nie ausgehen ... Auch unsere lieben Nachbarn Royce und Carilyn bedachten uns – allerdings schon vor einer Weile - mit einem Homewarming gift. Wir waren völlig überrascht: eine wunderschöne selbstgemachte Karte und ein Gutschein für Lowe’s. So nett, oder? (und irgendwoher muss ja auch das Geld für Wiebkes Gehalt kommen, gelle ;) Wir kennen hier nun ja schon einige Leute, doch meist sind die schon ein bisschen älter als Frauchen und Herrchen. Was den zwei nichts ausmacht, da das alles junggebliebene Menschen sind. Und mir macht das so oder so nichts aus. Unser Bekannter Barney (der Dackel von Annemarie und Lew) ist immerhin auch schon 14 oder so! Doch es gibt inzwischen auch schon jüngere im Bekanntenkreis. Zwei sehr nette Menschen – Yolette und Paul. Sie sind die Grundstücksmakler, die das Lot gegenüber verkauft haben. Die sind hier immer ‘rumgesprungen’ und so haben Wiebke und Helmut sie auch kennen gelernt und festgestellt, dass sie sich sympathisch sind. Ich hatte mich anfangs schon etwas in Zurückhaltung geübt, aber nachdem die zweimal hier waren – und Paul sogar mit Helmut ein bisschen Gitarre gespielt hat – finde ich die jetzt auch ganz nett. Doch es wohnen hier leider nicht nur nette Menschen. Will sagen, die jugendlichen Rowdys, die es wohl überall gibt, gibt es auch hier. Nicht nur dass sie schon Tage vorm 4. Juli ständig rumgeballert haben (und das ist ein Geräusch, das Bonny und ich überhaupt nicht mögen - da verstehe ich die Menschen gar nicht, was daran so toll sein soll); nein, vor ein paar Wochen haben eben jene Rowdys nachts unseren Briefkasten umgefahren. Zunächst wollte Helmi das schon persönlich nehmen, bis einer unser Nachbarn uns darauf aufmerksam machte, dass auch er schon ‚Opfer’ war und wenn man genau hinschaut noch ein paar mehr. Wie gesagt, Menschen sind manchmal komisch, finde ich ... Well, darüber – also das komische Verhalten der Menschen - könnte ich jetzt noch mal ein paar Seiten schreiben. Oder ich könnte die Liste weiterführen – z.B. mit ‘von Farbe und Grau’. Da wäre ich dann wieder bei den Vögeln (die hier die tollsten leuchtenden Farben haben) und bei der Erde (die auch hier eher farblos ist), beim sprießenden grünen Gras und doch eher grauen Betonfußboden. Ich könnte von Geld ausgeben und Geld sparen berichten – wo ich dann bei neuen Möbel und einer ganztätigen Shoppingtour von Wiebke mit Annemarie in Hoston erzählen könnte (Lew erzählt jedem, dass die über vier Stunden ohne Pause im gleichen Laden waren!). Immerhin hat sie daran gedacht, für mich und Bonny mal vernünftige Ess- und Trinkschüsseln mitzubringen. Sie behauptet sogar, dass war das erste was sie rausgesucht hat. Nun, ich glaube es mal. Ansonsten hat sie ein paar Teller gekauft, damit sie auch mal jemanden bewirten kann (bisher bestand das Geschirr aus 2 tiefen Tellern, 2 flachen großen und kleinen Teller – meist Erbstücke von Annemarie). Die sparende Seite wäre dann wieder einmal die Nutzung bzw. Nichtnutzung der Air Condition (für sämtliche Amerikaner die Verücktseinserklärung für meine Menschen schlechthin), die Vermeidung überflüssiger Fahrten und so weiter ... Doch für heute will ich es mal gut sein lassen. Ich bin jetzt auch ziemlich geschafft. Dieses Schreiben ist anstrengender als ich dachte. Ich schließe, wie ich angefangen habe, da ich finde wenn man genug Vertrauen hat, stimmt es: Alles wird gut! 04.06.07 Vollmond über Texas …. ... ich hatte ja schon einmal über ihn – den Vollmond – berichtet. Nämlich dass es einem mitten in der Nacht fast taghell erscheint, da er so strahlend am Himmel steht (und irgendwie finde ich, ist er hier noch heller). Die Bäume werfen Schatten und die Sterne sind fast nicht zu sehen. Dieser Tage hatten wir mal wieder das Vergnügen ihn zu bewundern. Und mir als „Mondfan“ gefällt das natürlich besonders gut. Es gibt bei uns in der Kathy Lane auch keine störenden Straßenlaternen oder Häuser, die über Nacht in Flutlicht getaucht sind. Auch sind die Türen /Fenster im ersten Stock noch sozusagen nackt und unbedeckt (also weder Rollos noch Vorhänge stören) und so scheint er ungehindert hinein ... da würde ich ihn am liebsten einfangen und mir übers Bett hängen, dass er dort jede Nacht leuchtet. Aber dann wäre ich seiner wohl schnell überdrüssig und so ist es schön, dass er sich immer wieder einen Monat Zeit lässt, in dem ich mich auf ihn freuen kann. Andere erfreuliche Dinge gibt es nur einmal im Jahr. Zum Beispiel Feiertage. Es gibt hier nicht so viele wie in Deutschland, aber dennoch gibt es sie. So war am letzten Montag ‚Memorial Day’; ähnlich wie bei uns Totensonntag, aber ganz anders. Hauptsächlich zur Erinnerung an die amerikanischen Gefallenen aller Kriege und zum patriotischen Bekenntnis für die Troops – und auf jeden Fall lange nicht so ruhig. Kommerziell ausgeschlachtet werden sämtliche spezielle (und auch weniger spezielle) Tage ja in Deutschland auch schon. Hier profitiert von solchen Feiertagen hauptsächlich der Konsument, bieten doch die Läden alle (meist über mehrere Tage) besondere Rabatte und Schnäppchen an (na ja, wann sonst hat man auch mal Zeit in Ruhe schoppen zu gehen) ... Wir dachten uns, dass nutzen wir doch voll aus und fahren am Sonntagmorgen mal wieder in die Stadt zum einkaufen. Und da die Temperaturen inzwischen auch schon am Vormittag recht hoch sind (heute war es um 8 Uhr schlappe 80°F /ca. 25°C), beschlossen wir die Hundies alleine zuhause zu lassen. Das erste Mal, seit wir hier in Texas sind ... Doch es sei vorweg genommen, die zwei haben das super gemeistert. Sie fühlen sich hier eben auch schon ganz daheim. Und seit dem es ein ‚Sofa’ gibt auf dem sie liegen können und das noch in einem Raum, der nach ganz viel ‚Wohnung’ riecht, glauben sie auch daran, dass wir wieder kommen. Einzige Maßnahme unsererseits war, dass wir die Treppe abgesichert haben. Die zwei sollten da nicht hoch, wenn von uns keiner zuhause ist ... wobei sie diese im Normalfall so oder so nicht hoch laufen, sondern per ‚auf-dem-Arm-Lift’ überwinden (sie ist ziemlich steil und eng – aber ist ja auch nur die vorläufige Treppe). Wir uns also ins Getümmel gestürzt. Zunächst unser Lieblingsgeschäft: LOWE’s Home Improvement! Und weil es uns da so gut gefällt, haben wir die nächsten (mindestens) zwei Stunden dort verbracht. Bei all den Angeboten, was soll man da kaufen. Ich meine wenn es darum ginge, was wir brauchen ... Nun, letztlich wurde es dann eine Waschmaschine, nebst passendem Trockner und jede Menge Sheetrock. Da erstere schwer und letztere unhandlich sind, entschieden wir uns dazu diese liefern zu lassen. Und Helmi – der ja da nix kennt - erreichte es, das wir dafür nicht mal zahlen müssen. Und Lieferung am nächsten Tag (obwohl dies der erwähnte Feiertag ist – in Deutschland undenkbar). So erfolgreich, fiel der anschließende Besuch bei Walmart nur noch kurz und bedarfsmäßig aus. Wieder zuhause gab es Lunch und weil doch Sonntag ist und wir immer so fleißig, entschieden wir das wir ein paar Stunden ‚frei’ verdienen. Hunde, Getränke, Bücher und uns ins Auto gepackt und los gefahren. Erst zum Blanchard Park – wo richtig was los war. Hier gibt es eine Bootsrampe und da (fast) jeder hier ein Boot hat – oder zumindest einen Jetski – liegt es nahe, den See zum ausfahren derselbigen zu nutzen. Wir reihen uns da (noch) nicht ein und so zog es uns noch ein Stück Richtung Onalaska weiter. Die ursprüngliche Idee war es, Oakhurst zu finden. Ich hatte in der Zeitung gesehen, dass dort – im ‚Holiday Village’ – ein Job für eine Teilzeitkraft im Büro zu vergeben ist. Nun wollten wir sehen wo und was das überhaupt ist. Als wir dann so unterwegs waren, überkam uns ein wenig Urlaubsgefühl und die Abenteuerlust. On the road again. Kurzer Hand wurde abgestimmt und mehrheitlich beschlossen, dass wir um den See fahren. Es ist wirklich ne schöne Strecke. Und am unteren Ende des Sees (gleich neben dem Staudamm) entdeckten wir dann noch einen uns bis dahin unbekannten Parkplatz, der meiner Ansicht nach der schönste Platz ist, den ich bisher hier kennen gelernt habe, um auf den See zu schauen. Wirklich toll! Der See gar nicht so ‚bevölkert’ wie befürchtet, aber doch ein wenig frequentiert bot auch ein bisschen Show. So haben wir – ganz amerikanisch im Auto sitzend – eine ganze lange Weile dort gesessen und einfach nur nichts getan ... Ein schöner Sonntag. (PS – das Holiday Village haben wir nicht gefunden und beworben habe ich mich auch nicht.) Doch auch solch ein Sonntag geht vorbei und mit dem Montag – trotz Feiertag – kam für uns auch die ‚Arbeit’ wieder. Als Frühaufsteher war ich schon mit meiner morgendlichen Routine (Workout, Hunde versorgen, Kaffee kochen usw.) fertig, als um kurz nach acht Helmis Handy klingelte. Ein Typ von Lowe’s war dran. Ich bekam erst nicht mit worum es ging, sondern hörte nur wie Helmut immer ‚wie bitte?’ fragte (später stellte sich heraus, dass es ein sehr netter Afroamerikaner mit fürchterlichem Slang ist). Trotzt leichter Verständigungsschwierigkeiten, war aber bald klar, worum es ging. Der Rigips den wir am Tag vorher bestellt hatten, sollte ja eigentlich am Abend geliefert werden. Nun wollte der Herr wissen, ob er diesen nicht auch schon gleich bringen könnte. Helmut sagte ja, rechnete aber nicht damit, dass der Truck schon um die Ecke stand. Es dauerte nämlich keine 10 Minuten, da stand er vor der Tür! Okay, auch gut, da es noch trocken war. Routiniert lud der Fahrer die großen Platten vom Truck mit einem Stapler ab. Und da er wirklich sehr hilfsbereit schien, fragte Helmut ihn, ob er nicht die zwei großen Boxen mit den Steinen, die immer noch vorm Haus rumstehen, mit seinem Stapler hinters Haus fahren könne. Wir hätten da keine Möglichkeit außer tragen und es wäre ja nur ne Sache von ein paar Minuten ... dachten wir ... Der Fahrer stimmte freundlich zu und so fing er an. Womit wir nicht gerechnet hatten, war das der Untergrund aufgrund der Regenfälle der Vortage immer noch ziemlich weich war. Bei der ersten Box klappte es noch gut, bei der zweiten passierte es dann – der Stapler (ein dreirädriges größeres, schweres Gefährt) blieb stecken. Da nützte dann auch Helmis McGyver-Fähigkeiten und alle Wüstenerfahrung meinerseits nichts mehr. Bretter unterlegen, graben etc ... nichts! Tiefer und tiefer grub sich der Karren in den Matsch. Und keine Möglichkeit mit einem Auto dorthin zu gelangen um ihn rauszuziehen. Was tun? Da fiel uns Carlos ein. Er wohnt drei Häuser die Straße runter. Der hatte zwar just an diesem Wochenende ‚volles Haus’ (Verwandtenbesuch wie wir später erfuhren), aber immerhin war er da. Und Carlos hat nicht nur Verwandte, sondern auch einen (bzw. zwei oder drei) Traktoren! Ich also hin und die Lage erklärt. Die anwesenden Männer (vier an der Zahl) trabten dann zu uns rüber um gemeinsam festzustellen was ich vorher schon gesagt hatte: es hilft nur noch der Traktor. Der gute Kubota schaffte es dann auch mühelos den Stapler frei zu kriegen und das Ganze ging gut aus (wir hofften nur, der Fahrer von Lowe’s bekam später keinen Ärger, allerdings von uns ein gutes Trinkgeld) ... Richtig was los hier am Feiertag, denn just in dem Moment kam dann natürlich auch der andere LKW von Lowe’s, der die Waschmaschine nebst Trockner brachte. Nun gut, jetzt brauche ich nicht mehr in Waschsalon fahren – wobei das auch was hatte, denn die Zeit in der die Waschmaschine lief, hatte ich zum lesen ... Das Frühstück an diesem Tag holten wir dann erst um 11.30 nach, nachdem wir den (oder das?) Sheetrock ins Haus getragen hatten (der Blick zum Himmel verriet nichts Gutes und prompt fielen die ersten Tropfen, als alle Platten sicher im Haus waren!) ... Dem Nachmittag habe ich dann damit verbracht, Wände abzuschleifen – was eine ziemliche ‚Sauerei’ hinterlässt. Ich fürchte die Feinstaubbelastung dabei übertrifft sämtliche zugelassenen Grenzwerte – aber das nimmt man hier nicht so genau ... Bei Belastung und nicht so genau nehmen fällt mir noch ein wichtiges Thema ein: Abfall! Als gute umweltbewusste – und vor allem Kostenbewusste – Menschen, ist uns sehr daran gelegen Müll zu vermeiden. Doch einem jedem dürfte klar sein, dass dies natürlich nur begrenzt möglich ist. Ich meine – um ehrlich zu sein – ich bin ja ganz froh, dass doch das eine oder andere verpackt zu kaufen ist. Ich meine den Joghurt löffelweise abzufüllen ist dann doch ein bisschen viel verlangt. Ganz davon abgesehen, dass das Haltbarkeitsdatum dann doch eher kurz ist. Und auch bei Getränken, ist eine Verpackung durchaus sinnvoll. Im Gegensatz zu Deutschland, wird hier noch viel in Dosen verkauft, verzerrt (es gibt aber auch große 1 – 3 Liter-Flaschen zu kaufen, allerdings schmeckt das Cola – nach drei Tagen ‚offenene’ Standzeit - ohne Kohlensäure nicht mehr so prickelnd). Jedenfalls, um auf den Punkt zu kommen, wir trennen unsere diversen Abfälle. Dosen und Eisen wird irgendwann mal zu einer Recyclingfirma gebracht und Papier verbrennen wir (hier ist es normal im Garten Lagerfeuer zu machen). Den Restmüll bringen wir auf den Müllplatz, wobei bei 75 Cent pro Sack und 2.92 $ pro Gallone Benzin, das Hinfahren fast teurer ist (es gibt hier schon auch ne Müllabfuhr, aber die kostet wesentlich mehr und durch unsere Mülltrennung haben wir gar nicht soviel Restmüll). Ach ja, wir haben natürlich auch einen Kompost. Das ist wohl das Ungewöhnlichste hier! Biomüll sammeln – igitt! Doch wir scheuen ja keine Mühen. Die dafür nötigen Würmer muss man entweder in Nachbars Blumenbeet suchen oder sich halt im Supermarkt in der Angelabteilung kaufen, da ein natürliches Vorkommen in der lehmigen Erde hier noch nicht registriert wurde. Ein Problem ist allerdings noch, dass ich nicht wegen jeder Bananenschale extra durch den ganzen Garten laufen mag. Also habe ich – wie jeder gute deutsche Haushalt – verschiedene Behältnisse in denen ich den verschiedenen Müll sammle. Und das funktioniert auch. Aber wir haben nun doch entschieden, dass für den Biomüll etwas besseres als eine Walmarttüte (von denen man immer unzählige hat, da man die in Massen beim Einkauf bekommt) gut wäre. Ein Eimer, am besten ein zu schließender Eimer, muss her. Doch woher nehmen? Wir haben – auch nach längerem Suchen in der Haushalt-/Garten-/WerkstattHobbyabteilung – nichts gefunden, was wir für passend hielten. Nun so schnell geben wir nicht auf und als wir schon fast aus dem Walmart wieder raus waren und noch durch die letzte Reihe schlenderten – dort wo es Tiefkühlkost gibt – sahen wir ihn! Der perfekte Eimer! Ca. 5 Liter fassend mit Deckel und Henkel. Kostenpunkt etwas 5 Dollar ... und gefüllt mit EIS! Tja, was tut man nicht alles für die Umwelt und so beschlossen wir, dass wir uns opfern und dann eben die nächsten Wochen Eis zum Nachtisch essen. Und es entpuppte sich – entgegen unserer Erwartungen – als äußerst schmackhaft. So muss ich zugeben, dass ich hoffe, die Lebensdauer des Eimers ist etwas höher, als die des ehemaligen Inhaltes .... Inhaltlich ein wenig mager ist auch unser TV-Programm. Womit eher die Quantität, als die Qualität gemeint ist. Gleichwohl, wir haben ja inzwischen vier Sender. Das heißt, wir haben eigentlich nur drei ... oder zwei. Genau genommen haben wir einen Sender, den wir ganz super reinkriegen. Trinity Broadcast System oder so ähnlich, Helmi nennt ihn auch den ‚Bibelsender’. Hier wird den ganzen Tag gepredigt und/oder darüber diskutiert. Die Dokus sind selbstredend auf die entsprechende Themen abgestimmt und – das Beste – Sonntagabend gibt es immer einen monumentalen Bibelfilm (der Art, die in Deutschland immer zu Ostern oder Weihnachten gesendet werden). Wir haben dann noch einen zweiten Sender – 55 The Tube – der auch meist relativ schneegrieselfrei zu empfangen ist. Hier gibt es jeden Abend Matlock, anschließend Magnum und dann eine Serie namens Nothern Exposure, die ganz nett ist. Freitags kommt dann noch auch Sport. Nun, wir sollen ja schaffen und nicht fernsehen, so kommen wir ganz gut zurecht. Außerdem schafft es die von Helmut selbstgebastelte Hausantenne manchmal auch, den lokalen Sender 13 oder 11 zu übertragen. Hier gibt es verschiedene Sendungen, u.a. Nachrichten (die aber auch sehr lokal sind). Natürlich gibt es aber dafür jede Menge Werbung ... Wenn wir also wissen möchten, was in der großen weiten Welt passiert, nehmen wir doch lieber das Internet – es lebe die Technik ... Nun könnte man ja einfach hergehen und sagen: dann hör doch Radio! Dazu sei Folgendes angemerkt: Es gibt Radio! Und es gibt verschiedene Sender, die verschiedene Musik spielen. Unsere Favoriten sind Country Legends 97.1 (für Insider: die Musik erinnert mich immer ans Longhorn) und 106.9 The Point, mit Rock-Pop aus den 80er/90er. Allerdings – so vermutet Helmut – besitzen die jeweils nur zwei 90-minütige Kassetten, die sie immer wieder umdrehen und abspielen. Wirklich! Spätestens am dritten Tag muss man einen neuen Sender einstellen, da man dann die Songs einfach nicht mehr hören mag. Mit Nachrichten (außer über Staus in und um Houston) ist es übrigens auch hier eher mau .... Zu den Dingen, die hier ‚etwas mau’ sind, gehört unter anderem auch die Qualität vieler Dinge, die es zu kaufen gibt. Mir ist inzwischen klar geworden, das China ohne die USA arbeitslos wäre und zu machen könnte. Dreiviertel aller käuflich zu erwerbenden Dinge sind Made in China. Okay, sie sind günstig, aber teilweise eben auch billig im Sinne von ‚schlecht’. Wohlgemerkt, nicht alles, aber vieles. Und – nur als Anmerkung – manches, was ‚Made with pride in USA’ ist, entspricht oft auch nicht den deutschen Standards. Wobei wir ja wissen, dass die extra pingelig sind ... Doch andererseits gibt dies Helmut auch immer wieder die Möglichkeit zu basteln. Und unter uns: auch in Deutschland hat er so gut wie nichts so gelassen, wie gekauft. Leider ist es manchmal mit der Qualität der Arbeit auch nicht so weit her – was wir auf unserer Baustelle ja schon leidvoll erfahren haben. Schnell und oft schlampig ist an der Tagesordnung. Wir haben schon mehrfach festgestellt und von Arbeitgebern gehört, dass wirkliche Fachkräfte absolute Mangelware sind. Und die Ambition der ‚Hilfskräfte’ tatsächlich was zu arbeiten ist eher gering. Auch hier bekommt man eine Art ‚Sozialhilfe’, die in etwas dem Mindestlohn entspricht. Wozu dann noch buckeln, denken viele. (Kennen wir das irgendwoher?). Entsprechend ist die Arbeitslosigkeit wohl auch – auch wenn es genügend Jobs gibt! (Auch das kenne ich irgendwoher!) Es ist hier schon üblich, dass man mal hier jobbt und mal da und es einem zuviel wird oder das Geld auch grad mal wieder reicht, bleibt man zuhause. Okay, ich mag keine Verallgemeinerungen und nehme hiervon deutlich Abstand, aber einer Tendenz ist da deutlich zu sehen ... Jedenfalls ist da unsereins schon eine absolute Spitzenkraft! Diese Tatsache nutzte ich in der letzten Woche gleich mal aus und beschloss mich bei Lowe’s zu bewerben. Online vom Backporch aus. Ich gebe zu, so wirklich überzeugt von meinen Möglichkeiten auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt war ich noch nicht und dachte ich fange ‚klein’ an. Ich versuche es mal mit einer Position als Kassiererin oder so ... Nun ist es ja so, dass nicht nur die Art wie eine Adresse oder Telefonnummer geschrieben wird sich unterscheidet, nein, gleich ganze Schul- und Ausbildungssysteme sind nicht vergleichbar. Und so ist es ein bisschen schwierig so ein Formular (das übrigens aus ca. 30 Seiten besteht) auszufüllen. Ganz abgesehen davon, dass hier vieles mit Empfehlung geht. Ich bin zwar davon überzeugt, dass meine ehemaligen Chef mir durchaus wohlwollend gegenüberstehen, aber wer würde dort anrufen und fragen? Aufgrund all dieser Tatsachen und Überlegungen, beschloss ich einige Tage nachdem ich die Bewerbung losgeschickt hatte, in die Stadt zu fahren und persönlich bei Lowe’s nachzufragen. Das habe ich dann auch getan und war über das Ergebnis dann doch selber etwas erstaunt ... Am Landen angekommen bin ich rein und direkt and den Schalter „Customer Service“. Zunächst stand ich da ein bisschen ‚wie bestellt und nicht abgeholt’, denn es kümmerte sich keiner um mich. Bis einen kleine blonde drahtige Lady kam, die mich fragte ob sie mir helfen könne. Ich trug mein Anliegen vor, dass ich mich erkundigen wollte ob meine Bewerbung auch angekommen sei. Sie (Sabrina, wie ich später erfuhr) führte mich in ein Büro. Dort saß eine junge – auch blonde – Frau (Claire, Human Ressource Managerin) und sagte ihr was ich wollte. Sie schaute im Computer und anhand der Social Security Nummer würde sie fündig; mit dem Namen hatte sie leichte Schwierigkeiten, denn unter Veebka war nix zu finden .... Ich erklärte dann, dass ich ja Deutsche sei und einfach wissen wollte ob sie noch Fragen hätte, da manche Angaben vielleicht nicht passen und/oder missverständlich sind. Sabrina spricht daraufhin in Deutsch (mit amerikanischem Akzent) an und sagt, dass sie auch Deutsche sei. Sie lebt wohl schon sehr lange hier, aber das war natürlich sehr wenig ‚zufällig’. Sie hatte dann allerdings was zu tun und ging und ich habe noch mit Claire geredet. Da ich ja manchmal auch mitdenke, sagte ich ihr, ich hätte einen Lebenslauf (Résumé) dabei, falls es sie interessiert – sie interessierte sich und meinte nach kurzem Blick darauf: very interesting! Was dann wohl auch dazu führte, dass sie mir einen Termin für ein Interview für den darauffolgenden Freitag, also drei Tage später, um 9 am gab. Puh, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet, dass es so schnell geht. Ich weiß auch nicht genau, was sie nun wirklich so beeindruckt hat ... Etwas nervös bin ich dann also am Freitag wieder in die Stadt zu Lowe’s. Wie ich so bin war ich knapp 10 Minuten zu früh vor Ort (und das obwohl mein Mann mit gekommen ist, der normal erst wirklich Punkt Termin erscheint – sorry Hon, but it’s the truth). Gleich mal die deutsche Disziplin zeigen. Über diese stolperte ich dann auch gleich in Form von Sabrina (die Deutsche und inzwischen weiß ich, sie ist die Assistentin vom Manager Sam). Kurzes Hallo und ‚wie geht’s’ und da stand auch schon Claire und nahm mich mit in ihr Büro. Kurz ein wenig über dies und das geplänkelt und dann rückte sie auch schon mit der – zumindest für mich – Überraschung raus. Sie meinte, dass sie sich überlegt hätte, weil ich ja die entsprechende Erfahrung habe und der Job grad frei ist, ob ich wohl Interesse an einer Tätigkeit als Human Ressource Coordinator hätte? Dies sei so eine Art ‚Vorstufe’ zum Human Ressource Manager (sozusagen ihre Assistentin). Sie hat mir dann ausführlich erklärt was dieser Job beinhaltete und ich war platt: es trifft so ziemlich genau alles, was ich bisher in meiner beruflichen Laufbahn getan habe - und natürlich ganz wesentlich auch mein Studium, denn ich wäre dann für die Kommunikation und als Mediator (eine Art Vertrauensperson) für die Mitarbeiter zuständig. Schnell stellten wir fest, dass wir uns sympathisch sind und in vielem ähnliche Ansichten haben. Sie führte dann gleich mit mir das nötige Job-Interview. Anschließend durfte ich zwei schriftliche Tests machen (in einem sind Frage zu beantworten wie: Haben sie schon mal geklaut? Nehmen sie Drogen? Waren sie schon mal im Gefängnis? etc. Der andere ist mehr darauf abgestimmt, ob man mit Kunden umgehen kann oder nicht; z.B. Wie gehen sie mit einem Kunden um, der sich schon zum dritten mal beschwert? usw.). Der weitere Ablauf ist im Normalfall, das nun ein Interview mit der Assistentin des Managers folgt (in diesem Fall Sabrina) und wenn die ‚zufrieden’ ist, kommt das Interview mit dem Manager selbst (hier ist das Sam, ein großer, eher gemütlich wirkender Hispanic). Die zwei entschieden aber, dass wir das in einem Rutsch tun . Ein paar Standardfragen, ein paar Interessensfragen und ratz fatz war ich wieder raus. Sie hatten sich wohl schon schnell eine Meinung gebildet – und die kann so schlecht nicht gewesen sein, denn ich durfte auch gleich schon den Drug-Test (Speichetest) machen. Nach guten zwei Stunden war ich dann fertig – nicht nur mit dem Interviewtermin (Helmi vermutete schon dass die mich gleich zum Arbeiten da behalten haben). Nun heißt es warten. Claire meinte bis Ende dieser Woche bekomme ich ein Job-Offer und dann ist es an mir es anzunehmen oder nicht. Immerhin bietet sie mir einen Stundenlohn über 10 $ die Stunde für den Anfang, was schon ziemlich gut ist. Und – was mir wichtig war – es ist eine Teilzeitarbeit in rotierender Schicht .... Und wenn ich nun schon vom ‚Schuften’ spreche, was wir hier ja immer tun, erzähle ich doch auch gleich noch ein wenig von den Fortschritten auf unserer Baustelle. Denn auch hier geht es voran. Wir haben zwischenzeitlich wieder Sheetrock an den Wänden montiert und diesen soweit vorbereitet, dass ich die nächsten Wochen mit malern beschäftigt bin. Demnächst möchten wir dann auch im oberen Stockwerk die Wände verkleiden. Allerdings sollten dazu die noch erwarteten Bauarbeiter wieder raus sein. Im ersten Stock haben wir mittig eine Schiebetür und seitlich zwei so genannte French doors. Letztere sind angeblich wetterfest, halten aber bei Regen das Wasser nicht davon ab, ungehindert ins Haus zu laufen. Jetzt haben wir uns entschlossen hier andere Türen einzubauen – auch Schiebetüren. Dazu muss allerdings die Ganze obere Front (Balkon) noch mal „aufgerissen“ werden. Ist zwar eine Garantiesache, aber lästig. Kostet uns zwar keine Geld, aber viele Nerven. Und eine 100%ige Sicherheit dass dann alles dicht ist, gibt es auch dann nicht ... we’re in East Texas, da lebt man einfach mit gewissen Tatsachen ... Viele andere Dinge, die wir so den ganzen Tag über tun, sind eher ‚Detailarbeiten - nur dann sichtbar, wenn man weiß wohin man schauen muss. Aber auch solches will erledigt werden ... Wenn wir dann mal keine Lust mehr haben, im Haus zu werkeln, ‚beackern’ wir unser Grundstück. Helmi hat sich von Carlos einen der Traktoren mit angehängter ‚Boxblade’ (keine Ahnung wie das auf Deutsch heißt) ausgeliehen und fährt nun schon seit Tagen damit auf dem Grundstück rum. Ich glaube das macht ihm ziemlichen Spaß, denn er mag gar nicht mehr herunterkommen. Ziel ist es die Unebenheiten zu beseitigen und eine mehr oder weniger ebene Fläche zu schaffen. Irgendwann kommt dann da noch ‚Topsoil’ (gute Erde) drauf, dann säen wir Rasen ... und dann sehen wir (hoffentlich bald) Rasen! Meiner einer darf solange mit der Schubkarre und zufuß, mit Schaufel und der Hand am Arm Sand karren. Von vor dem Haus, hinters Haus. Ist eine schweißtreibende Beschäftigung, aber macht auch Spaß. Der Geruch erinnert mich an Strandurlaub. Ich phantasiere mir einfach her, dass ich eine Sandburg baue und anschließend ins Meer hüpfen kann – dann geht es gleich viel leichter. (Als ich feststelle, dass das Wasser aus der Dusche dann aber nicht salzig war, hielt sich meine Enttäuschung in Grenzen). Letzte Woche haben wir auch mal wieder eine Baumfällaktion gestartet. Irgendwann nach dem Frühstück meinte Helmut: lass uns bei Pennigtons (unsere hinteren Nachbarn) ein paar Bäume fällen. Leicht gesagt, schwer getan! Also Sklavenarbeit ist hier schon ein recht akzeptabler Ausdruck ... wir (Helmut, Royce und ich) haben den ganzen Vormittag gebraucht um 5 Bäume und einen halben (toter Teil eines Baumes) zu fällen (Helmis Arbeit, denn teilweise waren die schon etwas ‚tricky’ zum Fällen, da sie sehr nahe an Haus und Garage stehen). Das Holz auf einen Stoß stapeln und die Äste/Blattwerk auf einen Haufen zum verbrennen (Royce und hauptsächlich ich) ... Carilyn hatte derweil ein köstliches Lunch zubereitet, zu dem wir eingeladen wurden. Eine superleckere Suppe, dazu gab es Cornbread und zum Nachtisch Schokopudding mit Wippcreme (eine Art Sahne aus der Tiefkühltruhe) und Kräcker mit Peanutbutter zwecks der Proteine ... und Royce erzählte währenddessen von seiner Kindheit auf einer Milchfarm. Ich konnte mir so richtig vorstellen, wie es dort gewesen ist (ob es wirklich so aussah sei dahingestellt, denn das Bild in meinem Kopf entsprach doch eher einer Hollywood Inszenierung, als des wirklichen Lebens in den 50ern auf einer Farm in the middle of nowhere in Texas .... Nach soviel Arbeit, muss es auch mal Vergnügen geben. Und so habe ich am Samstag Mann und Hunde verlassen – bzw. zuhause gelassen und bin mit Annemarie und Lew nach Houston zum shoppen gefahren (genau genommen ist es eine Einkaufsplaza ein paar Meilen vor der Stadt). Lew hat uns Mädels an einem ‚Schnäppchenparadis’ abgesetzt und ist in ein Computerladen und zum Lunch und so weiter geflüchtet. Wir zwei – Annemarie und ich – haben dann genüsslich ein paar Stunden zwischen Nützlichem und Tand, Sinnvollem und Sinnlosem, wahren Schätzen und überteuertem Krimskram verbracht. Ausbeute meinerseits ein paar Teller (damit wir nun auch mal Gäste bewirten können und diese nicht von Pappteller zu essen brauchen) und ein paar tollen Schüsseln für die Hundies – damit die auch endlich stilvoll essen können ..... Stilvoll essen tun wir ja in unserem tollen Diningroom auch. Wir freuen uns jeden Abend wieder über den Tisch und Stühle, die vielen Kleinigkeiten, die den Raum inzwischen ausmachen und das es uns doch sehr gut geht. Und damit wir nicht übermütig werden, hatten wir neulich beschlossen, jetzt ist Schluss mit lustig. Immer dies gesunde selbstgekochte Essen vom richtigen Teller mit Messer und Gabel und so ... Da hilft nur eines: wir fahren in die Stadt und gehen Fastfood essen. Es gibt hier natürlich einen MC Donald und diverse andere Restaurants. Die leckersten Burger gibt es bei Whataburger und da sind wir hin. Haben uns das Essen zum Mitnehmen geholt, sind bei Lowe’s auf den Parkplatz (wir wollten da eh noch hin) und haben es uns in unserem Auto gemütlich gemacht. Just in dem Moment kam ein heftiges Gewitter (und die sind hier wirklich heftig). Aber in unserem Dodge ist hinten genug Platz, dass man hier bequem dinieren kann (ohne dass man sich hinterm Lenkrad geklemmt den Hamburger mit dem Ellbogen in Mund schieben muss) ... Geht es uns nicht gut? Trotz all der vielen Herausforderungen, die wir täglich zu meistern haben (und davon gibt es wahrlich genug): es geht uns gut! Zum Abschluss habe ich heute einen kleinen Abschnitt aus dem Buch ‚In Flammen’ von Minette Walters. Er fiel mir gestern morgen ein, als wir auf dem Balkon saßen und frühstückten und mal wieder feststellten, wie schön es hier ist und was für ein glücklicher Moment es war (so einer zum ‚einfrieren’): Sie stand am Fenster, in die Betrachtung des Abendhimmels vertieft, an dem die letzten Reste des Tages in roter Glut verbrannten. - "Wenn ich ewig so stehen und dieses Schauspiel betrachten könnte, hätte ich das ewige Glück gefunden, ob so der Himmel aussieht?" - "Das kommt vermutlich darauf an, wir statisch man seinen Himmel will. Sie haben wahrscheinlich zugesehen, wie sich diese Feuerpracht aus einem einfachen Sonnenuntergang entwickelt hat; also, an welcher Stelle hätten Sie den Vorgang angehalten, um ihren Augenblick des ewigen Glücks herzustellen? Ich glaube, ich würde mich dauernd fragen, ob der Moment danach nicht vielleicht schöner gewesen wäre als der, den ich gewählt habe, und damit würde der ganze schöne Moment zu einer Hölle der Frustration werden." - "Es gibt also keinen Himmel?" - "Für mich nicht. Glück ist nur Glück, wenn man unerwartet auf es stößt. Wenn es ewig dauern würde, wäre es wohl unerträglich." 23.05.07 Von Luxus und den kleinen Unterschieden ... Nachdem es gestern – zumindest eine Weile– in Strömen geregnet hat und wir schon befürchteten die nächsten Tage ‚in grau’ verbringen zu müssen, erstrahlte schon am Nachmittag der texanische Himmel wieder im schönsten Blau. Heute weht dazu ein leichter Wind und es ist sehr angenehm. Es gibt hier einen netten Spruch: Don’t like the weather in Texas? Wait a minute! – Und es ist hier wirklich häufig so, dass sich innerhalb kürzester Zeit das Wetter ändert. Zum Glück aber überwiegt der blaue Himmel mit Sonne! Auch unsere Helden, die inzwischen ihre Sommerfrisur haben, fühlen sich bei höheren Temperaturen sehr wohl. Sie lieben es auf dem eingezäunten Backporch zu liegen (welches sie gerade tun) und den Garten zu beobachten (und sämtliches Getier, was da so kreucht und fleucht) oder vor sich hin zu dösen. Und wenn es trocken ist, können sie auch auf dem Grundstück rumlaufen. Allerdings ist dies noch nicht eingezäunt und man muss aufpassen wohin sie laufen (Nachbars haben einfach den schöneren Rasen zum grasen und dergleichen - vor allem Letzteres). Auch der Hase, der nebenan wohnt ist ein interessantes Beobachtungsobjekt. Neulich sind wir bei unserer morgendlichen Runde übers Grundstück auf die Jagd gegangen, aber die zwei waren wenig erfolgreich. So gab es am Abend dann doch nur Kartoffeln mit Sauce und ‚Corn’ (Mais) anstatt Hasenbraten ... Da es hier bei uns Schlag auf Schlag geht, habe ich heute ‚Baustellenfrei’ um ein paar Zeilen Update zu schreiben. Mal sehen, wann ich es dann schaffe es online zu stellen (ich fotografiere auch schon fleißig, das ein paar Bilder dazu kommen). Da dies hier aber technisch noch etwas „anspruchsvoll“ ist, kommt der Bericht erst mal ‚zu Fuß’ .... Was ist nun also passiert, seit dem letzten Update? Das augenscheinlichste war, dass wir beschlossen, nicht nach Lobo (Westtexas, ich hatte darüber schon berichtet) zu fahren. Zum einen haben wir hier viel zu tun und zum Anderen ist das ja auch nicht umsonst und die Spritpreise liegen hier gerade durchschnittlich bei 3.05 $ per gallon. Unser auf Hochglanz polierter Dodge hat mit uns eines gemeinsam: er schluckt ne Menge. Allerdings halten wir uns an Wasser und selbstgemixten Saft (und bei dem Klima hier, selbst wenn man nicht werkelt und schwitzt braucht man davon ein paar Liter täglich), wo hingegen unser „Heiligs Blechle“ gerne mal ein paar Schlucke des teuren Benzins mag. Und er hat nen guten Zug – was sich bei mehreren Hundert Meilen Strecke doch schnell summiert. Auch dürfen wir ja Anfang Juni noch nach Dallas um unsere Kisten zu holen und so werden wir dies vielleicht mit einem zweitägigen Ausflug verbinden ... mal sehen! Das mit der Flüssigkeit ist schon so eine Sache. Ich meine, wir Menschen sehen das ja meist irgendwie ein, auch zu trinken, wenn man keinen wirklichen Durst hat. Für die Hunde ist das ein bisschen schwieriger. Wir haben überall Wasserschüsseln hingestellt, aber sie dazu zu bewegen diese Quellen regelmäßig zu frequentieren ist nicht so leicht. Bonny hat sich – wahrscheinlich auf dem kalten Betonboden – ein wenig die Blase verkühlt. Nun muss sie andauernd piseln, aber ohne den entsprechenden Nachschub ist das ein mühseliges Geschäft. Es half teilweise nur noch, sie entweder mittels Flasche zwangs zu tränken oder mit List, nämlich ihr das Essen in Form einer Art ‚Hundefuttersuppe’ zu verabreichen. Außerdem schauen wir nun immer, dass sie nicht auf dem nackten Boden liegt (dieser ist jetzt ein Fleckenteppich aus Hand- und Kopftüchern, einer gespendeten Deltaairlinesdecke und Kartonstücken). Es geht ihr schon besser und der Weg zum Vet oder Animal Hospital (das nicht zu weit weg ist) bleibt uns vorläufig wohl zum Glück erspart. Augenscheinlich – also sozusagen so richtig sichtbar – war, dass hier wieder ein Stück Zivilisation eingekehrt ist. Nachdem ich ja letzte Woche die unteren Zimmer gemalert habe, sind diese sozusagen vorläufig mal bezugsfertig. Wir also zu Lowes (Baumarkt) um das wichtigste zu kaufen – ein Deckenventilator. Diesen hat Helmut dann gleich installiert (wobei er mal wieder Mängel am Bau in Form von falsch montierten Anschlussdosen an der Decke bemerkte) und wir haben ihn mit einer feierlichen Zeremonie (Foto) in Betrieb genommen. So ausgestattet, konnte der Raum nun mit Möbeln vollgestellt werden. Ein Schrank (Erbstück, der vom Mediacenter zur Speisekammer umfunktioniert wurde), der Kühlschrank mit angeschlossenem Regal aus wiederverwertbarem Material (sprich: Karton), die ausgebaute Sitzbank des Dodge (welchen die Hunde schon in Besitzt genommen haben) und der von Helmut im Ausverkauf bei Walmart erstandene Tisch mit vier Stühlen. Perfekt! Beim Abendessen – ganz traditionell ortsübliche Tortillas – haben wir dann den Diningroom mit angeschlossener Küchenzeile eingeweiht. Was für ein Luxus ... Wo ich gerade von Luxus spreche: Hat sich von Euch schon mal jemand überlegt, was für ein Luxus ein Klopapierrollenhalter ist? Ich meine das ganz ernst! Wir hatten hier bisher keinen, was bedeutete die Rolle stand auf dem Spülkasten und nur dank meines morgendlichen Training bin ich so biegsam, dass ich die entsprechende Dehnung zum Erreichen eben jener bewältigen konnte. Aber so langsam verliert unser Badezimmer den Charme eines Campingplatzbadehauses und so haben wir jetzt nicht nur einen Klopapierrollenhalter, sondern auch eine Duschwand (bis dato simuliert durch ein Stück Plastikfolie) und sogar Halterungen für Handtücher. Letzteres ist auch so ein Luxus-Ding, bedeutet es doch, das die Handtücher im Bad parat sind und man muss nicht jedes Mal vor dem Besuch der Nasszelle daran denken es von der Leine (welche auf dem Backporch ist) zu holen. Alternativ tut es auch ein Ehepartner, den man bei Bedarf brüllenderweise um die Bringung bitten kann – oder man bleibt stehen bis man trocken ist (bei der Luftfeuchtigkeit hier kann das allerdings dauern). Ach ja, erwähnenswert ist auch, dass nun nicht mehr eine nackte Glühbirne rumhängt, sondern eine schöne Deckenlampe, die wir in unserem Lieblingsladen (Lowes) günstig (Sprich: halber Preis, da Ausstellungsstück) erstanden haben. Nicht zu vergessen der wertvolle Hinweis des Mitarbeiters, der uns behilflich war, dass Lowes immer gute Leute sucht. Sie hätte das Problem, dass viele, wenn sie merken sie müssen so richtig was arbeiten, wieder gehen ... scheint hier in East-Texas einen gängige Methode zu sein, denn wir haben die Arbeitsmoral auf unserer Baustelle ja auch mit – ich sag mal einem gewissen Unmut – beobachtet. Apropos Arbeitsmoral: die posts („Säulen“) an unserem Backporch waren ja bis dato noch in Naturholzfarbe. Dies ist zwar auch sehr hübsch, passt aber nicht so richtig zum Rest vom Haus. Also beschlossen wir, sie weiß anzupinseln. Und da ich inzwischen der Obermalerhiwi bin, fiel mir dieser Job zu. Ich bin auch die einzige im Haus, die die richtige Kleidung dafür hat (weiße Maler-Latzhose – ich bin überzeugt, in Jeans wären die Posts jetzt nicht so schön). Ich habe also meine Uniform angezogen, einen Pinsel organisiert, einen Eimer Farbe (Primer) genommen und losgelegt. Wie ich nun gerade am ersten Pfosten eine der vier Seiten angemalt hatte, begann es zu tröpfeln (ich erwähnte ja schon den schnellen Wetterwechsel). Dank unserer frisch installierten Regenrinne (die ist wirklich klasse, aber in USA eher selten an Häusern zu finden) plätscherte das Wasser zwar nicht mehr so heftig vom Dach, aber dennoch ... ich meine, die Farbe ist wasserlöslich ... aber so schnell gebe ich ja nicht auf und so malerte ich erst mal die Pfosten an, die nicht so im direkten Regen stehen. Kurz später hörte es auch schon wieder auf – just wait a minute. Beim pinseln kann man sehr schön die Gedanken schweifen lassen und ich überlegte: wenn mich jetzt ein Texaner sieht, der erklärt mich für verrückt (wobei wir crazy germans diesen Ruf hier schon so irgendwie weg haben). Ich vermutete stark, dass die Nachbarn ihre Kinder weggesperrt haben, damit die solch einen Auswuchs an Arbeitswut nicht sehen (könnte die ganze Erziehung kaputt machen) ... Und was macht die Verrückte Deutsche am nächsten Tag? Da steht sie in der prallen Sonne und malert schon wieder! (Diesmal habe ich die ‚richtige’ Farbe aufgetragen). Das kann man doch nicht mit ansehen, oder? Kürzlich hatten wir noch einen Grund zum Feiern. Eines Abends hatten wir genug von der eigenen Baustelle und sind zu unseren Freunden den Walters gefahren. Helmut hatte versprochen Ihnen noch was zu reparieren (einen Screen und Steckdosen). Wie üblich sind wir ein bisschen hängen geblieben (setzt euch erst mal, wollt ihr was trinken, wie geht es usw. – also Getränk, quatschen, spazieren gehen und Melone essen). Doch gearbeitet hat Helmi auch was. Professionell wie immer und ... hat sein erstes Geld in USA verdient, den Lew wollte unbedingt bezahlen ... Unterschiede zwischen Deutschland und USA gibt es ja genug. Wobei ich jetzt hier nicht werten möchte, nur feststellen. Zum Beispiel habe ich in D schon bei einem Mückenstich (oder der Wahrnehmung einer Mücke) einen ‚mittelgroßen’ Anfall bekommen. Hier quittiere ich inzwischen jede weitere Attacke der Blutsauger nur noch mit einem ‚Aha’. Den einzigen Tribut, den man ihnen zollt ist allenfalls eine Anti-itch-Creme gegen das Jucken. Wirkliche Beachtung schenkt man dagegen den Bissen der Feuerameisen. Die Brennen ziemlich und jucken dann dafür gut 2 – 3 Wochen. Außerdem bleiben sie länger rot und geschwollen – aber auch hiergegen ist ein Kraut gewachsen und die entsprechende Creme gibt es im Walmart käuflich zu erwerben. Überhaupt bin ich immer wieder fasziniert, wie einfach es hier ist Medikamente – zumindest die Grundversorgung, wie Kopfschmerz-, Erkältungs-, Durchfall- und Magentabletten oder auch Salben bei Muskel- und Gelenkschmerzen – zu kaufen. Man braucht nicht erst stundenlang in einem Wartezimmer verbringen, dann dem Arzt sagen, was man braucht, um dann – möglichst im Regen und ohne nahegelegenen Parkplatz - in die Apotheke zu rennen und vor verschlossener Tür stehen, weil gerade Mittwochnachmittag oder die Uhr schon nach 6:30 ist .... Unterschiede gibt es auch was das Essen angeht – es macht wieder richtig Spaß zu kochen. Und das hauptsächlich, weil hier alles anderes ist. Andere Gewürze, anderes Gemüse, andere Zutaten. Da kann ich mich so richtig kreativ austoben. (und bisher hat Helmut auch noch alles gegessen). Ich vermisse bisher auch nichts aus der deutschen Küche. Und erst Recht nicht die deutschen Supermärkte mit ihrem höchst entgegenkommenden Personal. Nein, so lau die Arbeitsmoral auch sein mag, was Dienstleistung in Geschäften angeht, ist die USA vorbildlich – zumindest das was ich bisher erlebt habe. Livingston ist ja groß genug, dass es einen Walmart und noch zwei weitere Supermärkte gibt. Diese sind von uns aus gesehen zwar nicht gerade um die Ecke, aber von Owen nach Kirchheim bin ich zum einkaufen ja auch nicht zu Fuß gelaufen ... Zwar gleicht es einer mittleren Katastrophe wenn die Milch ausgeht und wir zum Frühstück nicht unsere Cereals bekommen, trotzdem fahren wir nur einmal die Woche downtown um alle Besorgungen zu erledigen. Aus Zeit- und Temperaturgründen oftmals erst nach dem Abendessen. Aber das ist inzwischen ja auch in Deutschland nicht mehr so ungewöhnlich. Nur der Sonntagsvormittagseinkauf, der hier zu empfehlen ist, zwecks leerer Geschäfte, der ist in good old Germany so noch nicht möglich. Gleichwohl, Sonntagsarbeit gibt es da ja ebenso. Wir pflegen hier diese ‚Unart’ auch. Den letzten haben wir – nach einem entspannten Frühstück auf dem Balkon – damit verbracht, den Attic („Dachboden“) zumindest teilweise zu isolieren. Prinzipiell ist das Isolieren an sich nicht zu schlimm – außer man tut dies mit sogenannten Ductboards (oder so ähnlich). Das sind Platten aus gelber, sehr rauer, Glasfaser und einer Alubeschichtung auf einer Seite. Diese mussten nun auf die entsprechende Länge zurecht geschnitten werden und das ist wirklich ein üble Arbeit. Die Fasern sind relativ grob und fest und das gelbe Zeug pieckst wie hundert kleine Nadeln. Ich bewundere die, die damit täglich arbeiten. Nun, vielleicht haben die nen Trick, wie damit umgehen. Ich jedenfalls habe auch bei der anschließenden Dusche – nachdem wir mehrere Stunden damit gearbeitet hatten – nicht alle aus der Haut bekommen und es pickste mich noch am nächsten Tag! Wenn ich schon dabei bin, darüber zu berichten was es hüben und drüben gibt, darf nachfolgendes nicht fehlen: Es soll ja Menschen geben, die bezweifeln, dass es in USA so was wie eine Sicherheitskontrolle für Fahrzeuge gibt. Denen sei gesagt: das ist so nicht ganz richtig. Gleichwohl ist die Safety Inspection nicht zu verwechseln – geschweige denn vergleichen - mit dem deutschen TÜV. Doch, es gibt auch hier im Auto einen Aufkleber, der das Auto kennzeichnet, dass es den check durchlaufen hat. Immer gültig für ein Jahr. Unserer lief nun im Mai aus und so beschlossen wir – als aufrechte und ordentliche Menschen – zur Inspection zu fahren. Lew hatte uns eine Werkstatt genannt, die diese gegen ein gewisses Entgelt verteilt (nicht ohne zu bemerken, dass die nicht so ‚picky’ sind). Nach kurzem Suchen und einem Zwischenstopp bei einem nahegelegenen Autohändler der heute mit uns kein Geschäft machen konnte, aber bereitwillig die nötige Information weitergab, fanden wir auch den Laden. Dieser handelt wohl hauptsächlich mit Reifen. Ein etwas baufällig erscheinendes Haus und eine daran angeschlossene offenen Garage mit Hebebühne, ein großes Grundstück voll mit alten Autos und um alles ein hoher Zaun – die Werkstatt! In USA geht theoretisch fast alles ohne das man aus dem Auto aussteigen muss, das hätte auch hier funktioniert. Helmut in seinem jugendlichen Schwung stieg trotzdem aus und kam mit einem netten, nicht mehr ganz jungen Herren zurück (er sah so ein bisschen wie ein pensonierter Geschichtslehrer aus, mit grauen Haaren und schiefer Nickelbrille, die obligatorischen Jeans und das Oberhemd mit dem Logo der Firma ...). Er stieg auf der Fahrerseite ein (ich und die Hunde hatten uns nach hinten verzogen und Helmut setzte sich auf die Beifahrerseite) und erklärte uns, dass er erst mal einen Braketest machen muss. In Gedanken malte ich mir jetzt aus, dass er auf die nahegelegene Hauptstraße fährt (die Richtung schlug er schon mal ein), Vollgas gibt und eine Vollbremsung hinlegt. Also, mich und Hunde festhalten, besser ist das! Er fuhr also über einen holperigen Weg auf dem Gelände (zum Glück hatte es eine Weile nicht geregnet, sonst wäre hier mit Sicherheit ein reißender Fluss) zu einer asphaltierten Seitenstraße. Ein sanfter Druck auf das Gaspedal (so als wippe er sanft zu einer lauen Musik) und dann ein ebenso sanfter Druck auf die Bremse (oder hatte er nur den Fuß vom Gas genommen – ich würde nicht wetten) – das war’s und zurück ging es zum Gelände. Helmut fragte etwas ungläubig nach, doch tatsächlich, der nette Gentleman bestätigte, den Test hätten wir bestanden. Aha. Na, mal sehen was noch kommt. Etwas umständlich fuhr er dann in die erwähnte offenen Garage - also unter das Dach - und hielt. Vorne und hinten an den Pfosten, die jenes halten sind Spiegel befestigt, und so prüfte er – ohne auszusteigen die Lichter und Blinker. Dann noch ein Test der Wischer (wobei das auch ein Versehen gewesen sein könnte, als er den Blinker gesucht hat), eine Überprüfung der Tönung der Scheiben und der Dichtheit des Tankdeckels. Dann wechselte er noch den Aufkleber in der Frontscheibe, fuhr aus der Garage ins Freie und sagte trocken: 12, 50 $. Natürlich bezahlte Helmi diese Summe gerne, während ich den Warnhinweis studierte, dass die Werkstatt keine Garantie übernimmt, dass der Wagen in einwandfreiem technischen Zustand sei, nur weil die Safety Inspection durchgeführt wurde. Immer noch kopfschüttelnd fuhren wir von dannen ... Noch ein kurzes Wort zu den Temperaturen. Ich finde es sehr bemerkenswert, wie anpassungsfähig der Mensch ist. Dieser Tage war es morgens recht frisch – zumindest dachte ich das. Doch die von mir gefühlten maximal 15°C, entpuppten sich bei einem Blick auf das Thermometer als gute 22°C. Naja, wenn es tagsüber 28 bis über 30°C hat, erscheinen einem 22 eben ‚kühl’. Okay, ich gebe zu, ich bin ja sowieso ne ‚Frostbeule’ ... Aber es gibt auch die Tage, wo es hier tatsächlich morgens um 9:00 draußen nur schlappe 17°C (gefühlte 10°C) hatte. Und just am kältesten Tag der Woche kam dann das wichtigste amerikanische Gerät an einem Haus: die restlichen Teile der Air Condition (Outside Unit / Kompressor) ! Wir haben sie zum Testen schon laufen lassen, aber ansonsten kühlen wir noch mit offenen Fenstern. Trotzdem nehme ich an, jetzt glauben uns die Leute erst, dass wir hier wirklich schon wohnen ... Bei den Nachbarn läuft die AC immer – auch wenn manchmal nicht klar ist, ob sie kühlt oder heizt (nun, ich muss ja nicht deren Stromrechnung bezahlen). Ist sowieso eine Angewohnheit der Menschen hier: sie verschließen alle Fenster und Türen und klimatisieren ihre Häuser dann künstlich. Sind keine so Draußenmenschen wie wir .... ich dagegen genieße es, dass ich soviel an der frischen Luft sein und mich bewegen darf! Bewegung. Das Wort bringt mich zum Ende des Updates noch auf einen Gedanken, den Helmut und ich kürzlich so ersonnen haben. Ich lese gerade das Buch von Hape Kerkeling über seine Reise auf dem Jakobsweg. Man mag ihn mögen oder nicht, dass Buch ist es wert zu lesen. Sehr amüsant – aber auch nachdenklich – geschrieben. Wie viele Pilgerer, ist auch für ihn das eigentliche ‚wandern’ nebensächlich. Nun, jedenfalls sannen wir darüber nach, dass doch ein jeder – wenn er es annimmt - seinen Jakobsweg bzw. seine Jakobswege hat (kurze, lange, holprige, einfache, berg- und talwärts). Ob man diesen nun ganz persönlich erläuft (im wahrsten Sinne des Wortes) oder aber im übertragenen Sinne sieht. Wir stellten fest, auch wir sind schon viele Wege gegangen. Und jetzt gerade gehen wir hier einen ‚Jakobsweg’ – unseren ganz eigenen. Und was so ein Weg ausmacht, dazu ein Zitat aus oben erwähntem Buch: „Dieser Weg ist hart und wundervoll. Er ist eine Herausforderung und eine Einladung. Er macht dich kaputt und leer. Und er baut dich wieder auf. Er nimmt dir alle Kraft und gibt sie dir dreifach zurück.“ In diesem Sinne, wünsche ich jedem, dass er seinen Weg findet, geht, genießt 09.05.07 Ging es uns je so gut? ... diese Frage stellte Helmut, als wir gestern Mittag nach dem Lunch (Brot und Wurst/Käse) noch eine Tasse Kaffee getrunken haben, Cinemon Rolls (verboten gut und kalorienlastig) aßen und unseren ‚Garten’ betrachtet haben. Okay, wirklich Rasen gibt es noch nicht und an vielen Stellen sieht es eher nach Baustelle aus; dergleichen gibt es in Deutschland auch noch ein paar und alles in allem scheint es als gäbe es noch unendlich viel zu tun: hier im Haus sind viele Wände noch ohne Sheetrock; der Boden ist noch ‚nackt’; Schränke gibt es auch noch keine und die Air Condition ist zum großen Teil noch nicht mal installiert, ganz zu schweigen von einer Küche usw. ... und doch: wir haben uns, wir haben unsere Hunde, wir haben ein Dach über dem Kopf, ein Bett, ein Bad und warmes Wasser, Strom – welch’ ein Luxus! – und können somit einen Kühlschrank eine Herdplatte, Mikrowelle und Kaffeemaschine betreiben. Das Wetter ist warm, die Nachbarn supernett und wir sind – bis auf die leichten Blessuren (Schrammen, Kratzer, blaue Flecke und ein paar Mückenstiche), die das Leben und die Arbeit hier mit sich bringen – gesund und guter Dinge! Ansonsten halten wir es mit Theodor Roosevelt, der sagte: „Tu was du kannst, mit dem was du hast, wo immer du bist!“ Ging es uns je so gut? Montag, 07. Mai 2997 Es ist 9 Uhr morgens und ein bisschen kühl, aber angenehme 20°C. Ich sitze auf dem Backporch in meinem Schaukelstuhl und habe beschlossen, dass es an der Zeit ist einen kleinen Bericht über die letzten Tage zu schreiben. Ich bin heute so oder so von der Baustelle ausgeschlossen. Ein paar Jungs von Lone Star Construction sind da und arbeiten am Balkon, da es dort an manchen Stellen „reinregnet“. Das heißt, direkt am Haus gibt es undichte Stellen und die sollen versiegelt werden. Helmut hilft und ‚kontrolliert’ und da würde ich und die Hunde nur im Weg sein ... Ich denke gerade so, dass, obwohl ich nun gerade mal eine Woche hier bin, ich mich schon sehr zuhause fühle. Und mir scheint, den Hunden geht es auch so ... und ob es nun an der Gewöhnung liegt oder daran, dass sie inzwischen ihre Sommerfrisur tragen, das anfängliche ständige ‘hecheln’ ist inzwischen einer südländischen Ruhe (also öfter mal Siesta machen) gewichen. Doch ich will mit dem Bericht mal vorne anfangen – also vielleicht am letzten Tag in Deutschland ... Dienstag, 01. Mai 2007 Wie immer sind wir - d.h. ich - früh aufgestanden. Ich war auch früh im Bett (in der Wohnung in Beuren gibt es noch keinen Fernsehanschluss und nachdem ich den ganzen Abend gelesen hatte, sind mir um halb 10 die Augen zugefallen). Die Hunde in ihren Boxen waren noch ganz ruhig und so habe ich meine Gymnastik gemacht. Eine Stunde später bin ich dann - mit Kaffeebecher, schon ganz amerikanisch - mit den Hunden spazieren gegangen. Ein herrlicher Morgen, ein wenig kühl aber wunderschön. Habe es so richtig genießen können ... Zurück in der Wohnung gab es dann erst mal Frühstück und Radio an und dann habe ich mich an meinen Laptop gesetzt. In SWR1 hatten sie an diesem Tag mal wieder eine ‚Spezialsendung’ (nur No. 1 –Hits) und da gibt es meist auch die Aufforderung an die Hörer ins Studio zu mailen oder anzurufen. Am 1. Mai – dem Tag der Arbeit – ging es darum, ob man denn etwas arbeiten würde oder eher nicht. Da ich sowieso gerade am Rechner saß, hab ich ne Mail geschrieben, dass ich zwar nicht direkt arbeite, aber doch zu tun hätte: aufräumen, meine sieben Sachen packen und Papiere zurechtlegen, da ich morgen mit meinen Hunden den Flieger besteige und nach Texas auswandern darf ... (na jedenfalls so ähnlich) ... und prompt rufen die mich an und wollten ein Interview übern Sender machen. So richtig live und so. Und um zwanzig nach 9 habe ich dann eine Runde mit Thomas Schmidt (der zumindest SWR1- und ehemalig SDR3-Hörern bekannt ist) geplaudert und gehofft, ich habe mich nicht zu sehr blamiert! Später bin ich noch mal nach Owen, eine 'Stecker-rauszieh-Runde' drehen und habe ansonsten den letzten Tag mit Koffer fertig packen, mentale Vorbereitung und am Nachmittag Kuchen essen bei meinen Schwiegereltern und früh ins Bett gehen verbracht. Mittwoch, 2. Mai 2007 Um kurz vor vier war die Nacht zwar noch nicht vorbei, aber mein Schlaf. Also bin ich aufgestanden, haben mein Work-out gemacht, Kaffee gekocht und bin dann mit den Hunden Gassi gegangen. Ein bisschen länger und ausgiebiger als sonst morgens, damit sie noch ein wenig Auslauf haben. Und als wüssten sie dies haben die zwei es auch tobender Weise ausgenutzt. Wieder zurück habe ich die restlichen Dinge erledigt und um 7.10 war mein Vater dann auch schon da um mich abzuholen. Glücklicherweise hat er ein großes Auto, denn mit zwei Riesenkoffern, den zwei Hundeboxen und meinem Handgepäck war ich doch recht belanden unterwegs. Der Abschied von den Hunden fiel Heidi und Werner schwer, da sie glaub irgendwie befürchten die zwei nie wieder zu sehen. Dabei fliegen wir doch nur nach Texas ... Am Flughafen hat Dad mich dann erst mal ‚vor der Tür’ abgesetzt. Ich habe mir nen Wagen geholt und diesen beladen und bin in Richtung Delta-Schalter. Ich stellte mal wieder fest, wenn ich Bonny und Clyde dabei habe, bin ich völlig nebensächlich. Und ich kam in einen Genuss in den sonst nur Leute mit Kindern (oder ältere Menschen) kommen – ich wurde an der Schlange vorbei zu einem Schalter begleitet. Nachdem fast jeder Mitarbeiter dort bekundet hatte, wie süß die zwei Hunde sind und gefragt hat wie sie heißen und was für eine Rasse das ist usw. konnte ich mich dem Einchecken widmen. Während ich noch ein paar Dokument ausfüllen musste, wurde meine Koffer schon mal abgefertigt (die insgesamt bestimmt 4 Kilo zu viel an Gewicht interessierten heute niemand). Es wurden noch ein paar Aufkleber auf die Kennels (Hundekisten) geklebt; u.a. einer, auf dem steht, wo oben ist und dass man die Box möglichst eben richtig herum hinstellt ;-) und einer mit den nötigen Daten. Dieser hatte am unteren Ende drei ‚Teile’ zum abreißen, auf denen mein Name und meine Sitznummer im Flieger stand. Wozu die gut sind stellte ich später fest ... Jedenfalls durften die Hunde noch mal aus ihren Kisten raus. Diese – also die Boxen – blieben dann bei den Delta-Schaltern stehen (aus Sicherheitsgründen, damit sie nicht irgendwie manipuliert werden). Daddy hatte inzwischen das Auto geparkt und wartete hinter an der Absperrung. Ich musste erst mal was von dem Frühstückskaffee wegtragen und als ich wieder kam, kam meine Mutter auch gerade. Mit ihr bin ich dann noch auf dem unteren Parkplatz des Mövenpickhotel (direkt am Gelände der neuen Messe) mit den Hunden ein Stück gelaufen, damit auch die noch mal geleert werden (wobei die ja schon gestern ihre letzte große Mahlzeit bekommen hatten). Ein wenig Zeit hatten wir noch und so haben wir drei bzw. fünf noch eine Weile gesessen und geredet. Wieder einmal waren die Hunde die Attraktion für jeden der vorbei kam (nach dem Motto: ach sind die süß, fliegen die mit? ach die Armen! ist es das erste Mal? Wohin wenn ich fragen darf? etc.) Und dann war es an der Zeit sich zu verabschieden. Zunächst bin ich wieder zum Deltaschalter, da dort ja die Hundeboxen standen. Nach einer kurzen Wartezeit, hat mich ein freundlicher Herr von Delta (bzw. Flughafenpersonal) mit den Kennels zum Sperrgepäckschalter begleitet. Hier wurden diese noch einer Sicherheitskontrolle unterzogen. Und dann mussten Bonny und Clyde endgültig Platz nehmen. Und auch wenn ich mir sicher war, dass sie gut aufgehoben sind und man sich um sie kümmert, fiel es mir nun doch ein bisschen schwer sie zurückgelassen. Dann hieß es auch für mich ‚tschüß’ sagen und durch die Sicherheitsschleuse zu meinem Gate gehen. Da man durch diese keine (oder nur sehr begrenzt) Flüssigkeiten mitnehmen darf, blieb mir nichts anderes übrig als im vermeintlich sicheren Bereich für teures Geld noch ne Flasche Wasser zu kaufen. Ich dachte mir, dass es ganz gut wäre welches für die Hunde zu haben, wenn ich in Atlanta umsteige (ich nahm an, bis dahin hätten sie ihres leer getrunken – wohlweislich hatte ich die Behältnisse mit dem Wasser eingefroren, damit es nicht so schnell ‚verläppert’ wird). Beim Boarding habe ich dann noch mal nachgefragt, dass ich sichergehen möchte, dass meine Hunde im Flieger sind. Die Stewardess verwies auf den Herrn des Bodenfrachtpersonal, der sagte ich kriege Bescheid, sobald die zwei an Bord sind. Und so war es auch. Beim Einchecken, hatte jeder der Beiden auf seine Box ja den schon erwähnten Aufkleber bekommen an dem ein Teil zum ‚abreißen’ ist und genau diesen bekam ich nun ausgehändigt. Sehr nett gemacht, dort steht unter einem Bild von einem Hund: Hi, I’m on bord!. So beruhigt konnte es losgehen... bzw. losfliegen ... Atlanta Airport, immer noch Mittwoch der 02. Mai 2007 (diesen habe ich ja durch den Flug gen Westen verlängert) ... Der Flug war relativ ruhig, ich hatte zwei Sitzplätze für mich, dass Essen sehr gut und ich habe zwei schöne Filme angeschaut. Für Atlanta, war sogar die Landung ruhig. Doch mit der Ruhe war es bald vorbei – und im nachhinein muss ich ganz eindeutig sagen, dass nun der für mich emotional und physisch anstrengenste Teil kam. Zunächst die Immigration. Da ich ja Resident bin – also Greencardholder, ist dieser Teil nicht mehr ganz so zeitaufwendig. Der Officer wollte nur wissen, wie lange ich in Deutschland war und ich sagte ‚about 2 month’. Das war wohl okay. Und als ich dann sagte, dass ich meine Hunde geholt habe, markierte er auf meinen ‚Zollzettel’ das entsprechende Feld (traveling with animals: DOGS), sagte: Welcome home (war seltsam aber toll das zu hören!) und winkte mich weiter. Bei einem Flughafenangestellten der rumstand, erfragte ich, wo ich die Hunde holen muss und ging weiter zu den Gepäckbänder. Hunde fliegen ja als ‚Sperrgepäck’ und waren so auch an der entsprechenden Stelle abzuholen. Ich musste ne ganze Weile warten, dann kamen sie. Sie erschienen mir ob der Hektik drumherum ein bisschen ‚verwirrt’ (vor allem Clyde) und sie waren vor allem durstig. Ich merke schnell, dass es eine gute Idee gewesen war, dass Wasser zu besorgen. Mit den Hunden auf einem Wagen ging es zurück zum Gepäckband. Und wie ich da so stehe und auf meine Koffer warte, quatscht mich ein älterer Herr an: Waren sie das gestern morgen im Radio? – Ich: warum? – Er: ich habe das Interview gehört und zu meiner Frau gesagt, da muss ich morgen mal auf dem Flughafen schauen ob ich die Dame mit den zwei Hunden sehe. – Ich: ach, dann waren sie der andere der es gehört hat ... und da musste er lachen und sagte: ‚Ich habe sie gesehen und gedacht, da muss ich mal nachfragen.’ Ich: ‚Das ist sehr nett.’ Er wünschte mir dann noch alles Gute für die Weiterreise und die Dinge, die ich vorhabe. (ich schätze er hat ab und zu mal diese diversen Auswanderer-Fernsehsendungen gesehen, denn er meinte, dass es ja oft nicht so gut ausginge ...). Noch ein Danke meinerseits und er ging seiner Wege. Ich habe meine Koffer geholt, diese auf einen anderen Wagen geladen und dann ging es – mit zwei Gepäckwagen, einen schiebend einen ziehend – in Richtung Zoll. Heute durfte ich mal die ‚andere’ Linie nehmen – die für wenn man ‚agriculture products’ dabei hat ... Die nette Dame schaute die Pässe der Hunde an, ob auch die Impfungen okay sind und fragte ob ich Hundefutter dabei habe. Ich deutete nur auf die an den Boxen angebrachten Leckerle, aber die waren wohl nicht relevant. Und da ich sonst nix hatte, durfte ich passieren. Ich also mit meinen zwei Gepäckwagen in Richtung Re-Checkin. Hier musste ich dann zunächst (ich gebe zu, wieder schweren Herzens) die Hunde an einem speziellen ‚Schalter’ ab- und anschließend auch meine Koffer wieder aufgeben. Durch den Sicherheitscheck, mit dem Transferzug zum anderen Terminal, mein Gate suchen und dann musste ich mich erst mal hinsetzen und für 10 Minuten nichts tun außer ein wenig meditieren. Dies zur Beruhigung. Denn nicht nur die Müdigkeit und Anstrengung, sondern auch der Gedanke, dass Bonny & Clyde jetzt auch noch knapp 2 Stunden auf den Weiterflug warten mussten, war nicht wirklich aufbauen ... Als Besitzerin eines funktionierenden Cell phones, habe ich Helmut angerufen. Zum einen wollte ich ihm sagen, dass wir zumindest schon mal auf amerikanischem Boden sind und noch leben und ich wollte auch einen Teil der ‚ emotionalen Last’ (bezüglich der Hunde) abgegeben. Als es dann weiter ging, habe ich - trotzdem ich theoretisch ja nun die Prozedur kannte, also die mit dem Aufkleber - beim Einsteigen die Stewardess darauf aufmerksam gemacht, dass ich mit zwei Hunden reise. Der Flug war dann – da in einer kleineren Maschine etwas holpriger und lauter und ich hatte ein bisschen Mitleid mit meinen Hundies, aber er dauerte dafür nur 1,5 Stunde (wir waren glatt eine halbe Stunde zu früh in Houston). Wieder hatte ich zwei Sitzplätze für mich und somit einen Fensterplatz. Helmut war noch beim Parkplatz suchen, aber dank moderner Technik – also Handy – konnten wir uns ja verständigen. Am entsprechenden Schalter, warteten Bonny und Clyde schon auf mich und als ich sie aus der Box gelassen habe, waren sie ganz happy – und putzmunter als wäre nix gewesen! Noch ne Runde über die ‚Pet Relief Area’, die direkt neben diesem Ausgang ist. Dann ab ins Auto und Richtung Livingston ... hier haben die Hundies noch was zu Essen bekommen und ich bin ins Bett gefallen und habe geschlafen ... At home! - Die erste Nacht im neuen Haus war dann allerdings etwas unruhig - weil es draußen ziemlich gewittert hat. Ganz wach war ich gegen 5, bin aber erst bisschen später aufgestanden. Musste mich ja hier auch erst mal zurecht finden – also von morgendlicher Routine keine Spur; da wird schon die Suche nach meinen Waschsachen zu einer Odyssee durch die diversen Boxen (Regale und Schränke gibt es ja noch nicht, daher ist alles in großen Kisten untergebracht). Als ich gewaschen und angezogen war und die Kaffeemaschine eingeschaltet hatte, habe ich erst mal die zwei Helden genommen und bin mit Ihnen vor die Tür; der ‚Garten’ hinterm Haus war nach dem Regen eher nicht geeignet, da es mehr einem großen Schlammloch denn einer ‚Pet Relief Area’ aussah. Aber ich dachte dennoch, es geht ohne Leine, da ich nur auf die andere Straßenseite bin (da sind leere Grundstücke) - aber das war ein Irrtum. Kaum erblickte Clyde nämlich den Hund der zwei Häuser weiter die Straße runter wohnt, ist er laut bellend hingerannt und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Dann kam auch noch der Hausherr raus und ich habe mich entschuldigend zurückgezogen ... Toller (wohl etwas peinlicher) Einstand! Zurück am Haus habe ich zunächst mal alles bei Tageslicht inspiziert. Dachte dann ich könnte doch nun auch das ‚Geschenk’ von Helmi auspacken (eine Wolffigur mit Kerze und Glasschälchen für Duft). Habe ich gemacht und es ist sehr hübsch – zumal ich ja ein ‚Wolfsfan’ bin. Dachte mir: das bringe ich nach oben, wo wir unseren Wohnbereich haben, so dass ich es auch immer sehe... und hebe es hoch und *klirr* fällt das Glasschälchen runter. So ein sch .... – nun Scherben bringen Glück und rückgängig konnte ich schon nicht mehr machen. Kurz darüber geärgert, aber dann hat mein lieber Mann – der daneben stand – mich umarmt und es war okay. Ich beschloss, dass ich wohl erst mal nen starken Kaffee brauche und so haben wir alle vier gefrühstückt ... Später habe ich die Koffer ausgepackt, meine Sachen auf- bzw. weggeräumt und ein wenig rumgewurschtelt (u.a. abgewaschen). Außerdem mit Deutschland telefoniert, dass ich gut angekommen bin. Und dann bin ich direkt in die „Bauarbeiten“ eingestiegen. Vorerst natürlich als Lehrling, der eher für die ‚niederen’ Tätigkeiten zuständig ist (doch ich gebe ehrlidch zu, dass ich weder die Kompetenz habe, noch das Talent und die Perfektion, geschweige denn die Effizienz oder Flexibilität wie Helmut “McGyver” Walter sie hier an den Tag legt!)... doch immerhin durfte ich schon helfen, am Backporch einen kleinen Zaun anzubringen, damit die Hundies hier raus können. Dann habe ich mich als Zauberlehrling versucht, allerdings wollte mein ‚Mob’ nicht von alleine putzen und ich musste auch den Eimer selber tragen (ich habe dennoch überall nass rausgewischt um den Staub zu binden). So, jetzt ist ne Frau im Haus ... den Rest des Tages haben wir weiter gewerkelt und abends gab es eine Dusche und Ravioli ... Freitag morgen stellte sich dann bei mir schon der erste Hauch von Routine ein: aufstehen – Workout – Kaffee – Bonny & Clyde walken - Frühstück ... Anschließend sind wir rüber zum Resort Country um Annemarie zu besuchen. Hier sind wir mit den Hunden eine Runde spazieren gegangen, haben noch den Cappuccino getrunken und geschwätzt: Außerdem habe ich noch ne schöne große Schachtel geerbt, die ich at home gleich ‚in Betrieb genommen haben. Und da wir nun schon im Schwung bezüglich ‚Antrittsbesuch’ waren, sind wir gleich noch zu Royce und Carilyn – unseren direkten Nachbarn. Hier auch wieder eine Weile gesessen und gequatscht. Die Hundies haben sich vorbildlich benommen und so auch gleich Freundschaft geschlossen. Nach dem Lunch entschieden wir, dass wir noch ne Runde sheetrocken. Es ist erstaunlich, wie viel doch so eine ‚Platte an der Wand’ ausmacht, was den Wohnlichkeitsfaktor angeht. Zu eben jener Wohnlichkeit fehlten noch diverse Kleinigkeiten und so war für den Abend eine Fahrt nach Downtown angesetzt. Wir wollten Bonny & Clyde noch nicht unbedingt alleine im Haus lassen und hatten so - ob der Außentemperaturen – beschlossen, wenn wir sie mitnehmen ist abends besser, da es dann im Auto nicht so warm wird. Alles in allem dauert so ein ‚Einkauf’ dann ja doch immer seine Zeit und wir waren erst gegen 22.30 zurück und nicht nur die zwei hundemüde ... Samstag stand dann ganz im Zeichen der Farbe. Erst der herrliche Himmel beim Morgenkaffee auf dem Balkon, die Freude über das satte grün der Bäume und leuchtende rot und blau der Vögel und letztlich das weiß im Farbeimer. Meine Aufgabe für heute war Bad malern! Das heißt ich habe einen Primer (Grundierung) auf den Rigips aufgetragen. Das Ganze 2x rund rum plus Decke. Viel Schweiß und weiße Kleckser auf dem Hemd, aber jetzt sieht das Badezimmer schon richtig gut aus! So kann es auch erst mal bleiben. Nicht nur weil meine Schwiegermutter meinte, dass es gut sei, wenn ich für ihren Sohn koche, nein, auch weil wir gestern einkaufen waren und nun die entsprechenden Lebensmittel da sind, gab es zum Abendessen Kartoffeln mit Chilli und Salat. Zum Nachtisch noch ein Eis und dann zunächst das Geschirr ab- und anschießend mich waschen und ich erklärte mein Tagwerk für beendet. Helmut kann ja manchmal nicht genug bekommen (und ist ja auch eher der Typ ‚Nachtarbeiter’ und so hat er noch ne Runde weiter gebastelt und dem Bad eine richtige Tür verpasst (bis dato wurde diese durch einen entsprechend großen und entsprechend präparierten Karton simuliert ... Wenn man beschäftigt ist, eilen die Stunden und Tage dahin. Patsch macht’s und schon ist’s Sonntag! Dieser tat sich einzig dadurch hervor, dass ich erst mal ausgeschlafen habe (bis gegen 6.30) und das mein Workout ausfiel. Doch gleich nach dem Frühstück legten wir wieder los – heute mit einer Runde „Gartenarbeit“ (ein bisschen Erde bewegen, d.h. Löcher auffüllen, die Erde ums Haus herum präparieren damit dort auch was wachsen kann usw.). Außerdem haben wir noch eine Brombeerplantage angelegt – d.h. wir haben im hinteren Bereich unseres Gartens, wo diese wild wachsen, ein paar der Pflanzen hochgebunden. Und ganz im Sinne der Familientradition (Walter-Familie), doch zumindest einen wilden Wein-Stock kultiviert. Helmut hat mir noch seine Tomatenanpflanzung gezeigt und ich bin sicher in spätestens einem Monat können wir die erste Ernte einholen ... So versorgt – vor allem mit Sonne – war für den Nachmittag dann wieder ‚drinnen arbeiten’ angesagt. Zum einen die Treppe versetzen und von eben dieser die oberste Stufe verlängern, gleich die Gelegenheit nutzen und dahinter Sheetrock an die Wände bringen (ein mittelschwerer Kraftakt, da dieser Bereich etwas schwer zugänglich ist), und zum Feierabend habe ich – als Stift – noch den Besen geschwungen und sauber gemacht. Damit unsere zwei Helden nicht zu kurz kommen sind wir noch ne Runde spazieren gegangen. Ein Plausch mit einem ‚Nachbarn’ (wohnt ein paar Häuser weiter, hat vier Hunde) und um ein paar Ecken laufen war ein guter Abschluss des Arbeitstages... Montag hatten sich ja die Jungs von Lone Star Construction angekündigt (um die Eingangs erwähnten Arbeiten am Balkon durchführen) und standen dann auch pünktlich um 7 vor der Tür. Wir waren aber schon auf und beim frühstücken. Helmut ist gleich zu denen raus – zum Einen hätte er so oder so keine Ruhe, wenn er nicht sieht, was die tun und zum Anderen hilft er ja auch gerne ein bisschen mit (um so schneller sind die wieder weg). Die Hunde und ich haben uns auf den Backporch verzogen (die zwei pennen, ich schreibe) ... Nachmittags wurde ich in die hohe Kunst des ‚Spachtelns’ eingeführt und durfte auch gleich loslegen ... Inzwischen stellt sich auch auf dem Bau – und im Alltag - eine kleine Routine ein und wir kommen gut mit den Gegebenheiten zurecht. Abends sind wir dann noch mal in die Stadt gefahren um mir ein neues „Spielzeug“ zu kaufen, welches ich dann am Dienstagmorgen auch gleich ausprobiert habe: ein Rasenmäher. Und wie das so ist in Texas ‚bigger’. Es ist noch nicht der erträumte zum draufsitzen, aber doch schon einige Kategorien größer als der ‚Kindermäher’ in Owen ... Okay, wir haben auch noch nicht so richtig ‚Rasen’ zum mähen, aber mein Yard-man wird auch mit den wild wachsenden Pflanzen locker fertig und jetzt sieht es hinterm Haus schon richtig ‚gepflegt’ aus. Außerdem ist es so auch angenehmer für die Hunde. Als die Uhr dann aber langsam auf die Mittagszeit zuging, habe ich aufgehört – will mir ja nicht gleich in der ersten Woche einen Sonnenbrand oder gar –stich holen. Und heute? Da es in der Nacht geregnet hat, kann ich im Garten nicht viel tun und so habe ich heute morgen beschlossen, dass ich jetzt endlich mal meinen Bericht fertig schreibe und online stelle. Helmut ist derweil mit dem Auto unterwegs, um unserem Dodge eine neue Bereifung zukommen zu lassen. Ach ja, heute bekam ich eine Mail, dass auch unsere Kartons auf dem Weg nach USA sind. Eine Freundin von uns machte es möglich, dass wir unsere paar Habseligkeiten in einem Container mitsenden können (an dieser Stelle vielen Dank liebe Claudia und Danke an die Herren der Schöpfung, die beim Tragen der Kartons geholfen haben). Es sind insgesamt doch 39 an der Zahl, wobei gut die Hälfte Bücher sind. Diese dann aus Dallas abzuholen, wird noch mal ein ganz eigenes Abenteuer ... aber alles zu seiner Zeit ... Und auch wenn es mir manchmal nicht so scheint, habe ich von eben jener mehr als genug! Das ist für mich LEBEN! Und wenn ich jetzt hier in Livingston Texas sitze und über eine Antwort zu der eingangs gestellten Frage nachdenke, kann ich für mich sagen: es ging mir nie so gut! Und wieder einmal wird mir klar: Glück ist nicht die Folge von Reichtum, Wissen und Macht, sondern das Produkt eines intensiven Lebens und Erlebens!