30.10.06 Einführung in die Klimageographie Fuchs 1. Definitionen 1.1 allgemein Klima: (griech.: neigen); - Neigung der Sonnenstrahlen; Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf die Erdoberfläche - Schiefe der Erdekliptik Sonne: Alles entscheidende Funktion; unterschiedliche Strahlungsmengen an unterschiedlichen Orten -> räumliche Differenzierung des Klimas Klimaelemente = meteorologische Erscheinungen: Bewölkung, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag, Strahlung, Temperatur, Wind Klimafaktoren = Eigenschaften eines Raumes, die das Klima beeinflussen: - Bodenbedeckung (Untergrund, Vegetation), Breitenlage, Höhenlage, Exposition (Richtung des Hanges), Land-Meer-Verteilung - Wirken des Menschen ? 1.2 Klima, Witterung, Wetter Klima: Die für einen Ort, eine Landschaft oder einen größeren Raum typische Zusammenfassung der erdnahen und die Erdoberfläche beeinflussenden atmosphärischen Zustände und Witterungsvorgänge während eines längeren Zeitraums (Blüthgen) Charakteristischer, jährlich mehr oder weniger wiederkehrender Witterungsablauf an einem bestimmten Ort oder in einem Gebiet, abgeleitet aus Mittel-, Häufigkeits-, und Extremwerten langjähriger Messungen und Beobachtungen der Klimaelemente (Busch) Witterung: Mittlerer oder vorherrschender Charakter des Wetterablaufs eines bestimmten Zeitraumes (Tage, Wochen, Monate) z.B. Hochdruckwetter, Schönwetterperiode, Westwindwetter,… Wetter: Augenblickzustand meteorologischer Vorgänge in der unteren Atmosphäre (Troposphäre) an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt Momentaner, kurzfristiger Zustand meteorologischer Vorgänge der unteren Atmosphäre an einem bestimmten Ort der Erdoberfläche (Stunden, Tage) 1.3 Klimabeobachtung Klimamessung mittels physikalischen, exakten Geräten (Temperatur, Luftdruck, Niederschlagsmessungen) Vorraussetzungen Klimabeobachtung: hinreichend lange Messreihen einheitlicher Auswertezeitraum weitgehend unveränderte lokale Umgebung während des Bezugszeitraumes regelmäßige Messungen zu festen Zeiten einheitliche Messgeräte u. Beobachtungsrichtlinien WMO: Richtlinien für Messtermine, Aufstellung der Messgeräte, technische Ausstattung Empfehlung der WMO: 30-jähriger Bezugszeitraum zur klimatologischen Auswertung: 1961-1990 (Standardperiode) 1.4 Organisationen a) WMO Weltorganisation für Meteorologie 1947 in Washington gegründet 187 Mitgliedsstaaten transnationale Organisation mit dem Ziel, Informationen international zu koordinieren, zu standardisieren und den Datenaustausch zu beschleunigen b) DWD (= Deutscher Wetterdienst) erfasst, überwacht und bewertet sämtliche meteorologische Prozesse besitzt Kompetenz in Fragen zu Wetter, Klima und Umwelt Sitz in Offenbach 1.5 Makro-, Meso-, und Mikroklima Mikroklima (=Kleinstklima) Klima der bodennahen Luftschicht 2m über Erdoberfläche bestimmt durch örtliche Gegebenheiten Energieumsatzflächen Mesoklima (=Kleinklima, Lokalklima) bestimmt durch Geländeform, Erdoberfläche z.B. Stadtklima, Tal, Becken, Gebirge, Berg Makroklima (=Großklima) wird bestimmt durch geographische Breite, Lage zum Meer, Höhe über NN großräumige Dimensionen 2. Atmosphäre 2.1 Aufbau = Gemisch von Gasen, das die Erde umgibt, deren Gravitationskraft stark genug ist, um ein Entweichen der Gase zu verhindern = Eine von der Schwerkraft eines Himmelskörpers festgehaltene Gashülle Masse der Erde ist groß genug, Masse des Mondes dagegen nicht Zusammensetzung und Dauerhaftigkeit ist abhängig von Temperatur, Größe und Masse des Himmelskörpers Hat verschiedene Schichten mit unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften Mit zunehmender Höhe wird sie dünner Das Wetter spielt sich 2 km über dem Boden ab a) Troposphäre Erdnächste Schicht Wetterküche der Atmosphäre Reicht von der Erdoberfläche bis zur Tropopause 8-17 km hoch (höchste Ausdehnung am Äquator durch größten Energieumsatz wegen senkrechter Sonneneinstrahlung; geringste Ausdehnung an den Polen) Mehrheit aller atmosphärischen Bestandteile ist hier konzentriert Besonders intensive vertikale wie horizontale Durchmischung sowie relativ hoher Wasserdampfgehalt Druck- und Temperaturunterschiede erzeugen Turbulenzen, Wolkenwirbel, Feuchtigkeitsschwankungen und bewirken Regen, Schnee oder Hagel Temperatur sinkt etwa 0,65°C je 100m (thermische Höhenstufe) Luftdruck nimmt stark ab b) Tropopause Grenzschicht zwischen Troposphäre und Stratosphäre Temperatur der Luft nimmt oberhalb der Tropopause zunächst leicht, dann stärker zu Weltweite permanente Inversion ( Temperatur-Umkehrschicht, die den weiteren vertikalen Luftaustausch behindert Höhenlage: - am Äquator 16-17 km(-75 bis -85°C) - über Mittelbreiten 12-13 km (-50 bis -60°C) - über den Polen 8-9 km (-45°C) Jahreszeitliche Schwankungen der Höhenlage durch unterschiedlichen Energieumsatz (im Winter und Frühling niedriger, im Sommer und Herbst höher) c) Stratosphäre Beginnt 10-15 km, reicht bis zu 50 km über der Erde kaum Wasserdampf und Wolken wegen geringer Temperaturen kaum Turbulenzen Temperatur und Ozonkonzentration steigt mit Höhe langsam an Ursache: Ozon, das UV-Strahlung aus dem Sonnenlicht absorbiert und dabei Strahlungsenergie in Wärme umwandelt d) Stratopause Grenzschicht zwischen Stratosphäre und Mesosphäre in etwa 50 km Höhe e) Mesosphäre In 80-90 km Höhe Temperatur nimmt mit zunehmender Höhe wieder ab Wenig Ozon- und Wasserdampfkonzentration Temperatur deutlich geringer f) Thermosphäre (Ionosphäre) Enthält elektrisch geladene Teilchen, welche kurzwelliges, energiereiches Sonnenlicht absorbieren Temperatur nimmt wieder zu Reflektieren Rundfunkwellen von Erdoberfläche Nachrichtenverkehr g) Exosphäre Atmosphäre geht in interplanetaren Raum über Ab 500 km 2.2 Luftdruck Messung: Barometer, Einheit: Pascal (Pa) Dichte trockene Luft bei 0m NN hat ca. 1/800 der Dichte von Wasser Mit zunehmender Höhe nimmt die Dichte und somit der Luftdruck schnell ab Mittlerer Luftdruck auf Meeresspiegelhöhe: 1013 hPa (Hektopascal) Luftdruck sinkt alle 5,6 km um die Hälfte in 5,6 km nur noch 510 hPa in 50 km Höhe nur noch 0,01 hPa Messung: in Troposphäre mit Ballons, ausgestattet mit Messinstrumenten für Luftdruck und Temperatur, Daten werden an Erde gesendet; Ballons werden immer größer wegen veränderten Drucks Rakete mit Sender kann bis zu 400 km hoch 2.3 Zusammensetzung der Atmosphäre Gemisch aus verschiedenen Gasen, Wasserdampf und Aerosolen 99% der Lufthülle: Stickstoff, Sauerstoff, Argon und Kohlenstoff Rest: Spurengase u.a. Ozon, Wasserstoff, Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, Methan Gehalt an Wasserdampf und Kohlenstoff sind zeitlich und räumlichen Schwankungen unterworfen Anteil Wasserdampf beeinflusst Wärmehaushalt, Wolkenbildung, Niederschläge Wasserdampf und CO2 absorbieren Wärmestrahlung Aufheizung der Atmosphäre ppm: parts per million ppb: parts per billion O3 ist Ozon gelangt Methan in die Atmosphäre, wirkt es wie Treibhausgas globale Erwärmung 2.3.1 Ozon O3 Chemisch höchst aggressiv Wichtig für Schutz gegen UV Strahlung Ohne Ozon wäre Leben auf der Erde nicht möglich Maximum an Ozonkonzentration in 20-30 km Höhe (Ozonschicht in Stratosphäre) Ozonschicht zerstört durch FCKW 2.3.2 Aerosole alle flüssigen oder festen Teilchen in der Luft, die nicht aus Wasser bestehen (z.B. Staub, Rauch, Dämpfe, Salze und Mikroorganismen Verunreinigen die Luft (z.B. SMOG) Natürliche (z.B. Vulkanausbrüche) und künstliche (z.B. Verbrennung fossiler Brennstoffe) Quellen Regen zur Wolkenbildung an (reiner Wasserdampf in einer Luft ohne feste Teilchen würde keine Regentropfen bilden) 2.3.3. Wasserdampf Wasser in gasförmigem Zustand nicht permanentes Gas mit bis zu 4 Volumen % das am häufigsten vorkommende Spurengas in der Atmosphäre Mittelbreiten: 1.3% Sommer, 0,4% Winter