Feldpostbriefe Hermann Hullen 1944-45 - g

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Lüneburg, d. 23. 5. 44.
Meine liebe Maria!
Bis Lüneburg bin ich jetzt gekommen, warte mit einem Kommando von Wiefelstede auf das
Auto zur Kaserne. Zu Fuß ist es etwa ½ Stunde. So bequem wie in Stettin, wo alle halbe Stunde die Straßenbahn fuhr haben wir es hier nicht. War schon um 10 in Uelzen, um 11.24 ging
es weiter nach L. waren um 12 hier. Mit dem zweiten Schnellzug hätte ich es auch gerade
schaffen können der kam um 13.40 in Uelzen an und ging um 13.45 weiter nach L. Das Wetter ist hier genau wie bei Euch, windig u. Regenschauer.
Vorm Zuge aus sieht man hier viel Kartoffeln, Roggen u. Rüben, sind hier schon am Rüben
verhacken. Auch das Wintergetreide ist hier weiter wie bei Euch. Stellenweise sieht man auch
gutes Vieh u. gute Pferde, aber auch sehr viele B.....
Was sagen Hans u. Gert denn, daß Papa garnicht mehr da ist? Kriegt Gert auch was zu essen?
Kriegt ........ die Butter hin? Vor dem Eingang muß wohl eine Klappe, auch gegen Regen. Hat
Erna Dich noch mal besucht. Hier findet sich gerade ein neuer Kamerad ein, von ......., wurde
auch an der Hand verletzt, aber im Osten. Doch jetzt Schluß, das Auto fährt gleich.
Herzliche Grüße Euch allen
Dein Hermann.
Lüneburg 24. 5 . 44.
Meine liebe Miez!
Sind nun wieder beim Militär gelandet, liegen noch in Zivil. Komme wohl morgen vom Arzt,
bleiben dann noch wohl hier. Der letzte Schub vom April liegt auch noch hier, machen aber
auch fast nichts. Sind hier so richtig in Erholung, für die Gartenarbeiten sind Gefangene da,
wir können zugucken u. zu Hause bleibt die Arbeit liegen.
Wir sind fast alles Hamburger u. Oldenburger. Plattdeutsch ist Hauptsprache. Aus dem Jeverland habe ich noch keinen getroffen, einer ist von Wilhelmshaven. Bibliothekar ............ u. d.
bei der Luftwaffe im Majorsrang, jetzt ....Gefr. beider ..........
Vielleicht haben sie Dir in Hooksiel schon gesagt, daß ich meine Bescheinigung über die abgegebenen Lebensmittelkarten hier abgeben muß, kannst Du mir die bald schicken? Wie geht
es bei Euch? Schläft Hans schon in ....... Bett, als Stellvertreter?
Wir hätten gern Pfingsten über Urlaub, daß wir nach Hause fahren könnten, aber... Auch ein
Blödsinn, uns gerade vor Pfingsten einzuziehen, vertrödeln hier doch nur die Zeit. So ganz
schnell geht es hier noch wohl nicht mit dem Urlaub, sollten wir aber noch etwas hier bleiben,
so können wir auf Kurzurlaub fahren.
In der letzten Nacht waren wir schon im Keller u. jetzt, gut ..... gehen die Sirenen schon wieder, wenn daß so weiter geht sind wir die meiste Zeit im Bunker.
Grüße alle Hodenser, Dir meine liebe Miez, die allerherzlichsten Grüße von
Deinem Hermann.
Lüneburg d. 31. 5. 44.
Meine liebe Miez!
Jetzt sind schon wieder zwei Tage dieser Woche herum u. noch immer habe ich keine Nachricht von Euch, wartete gestern u. heute voller Sehnsucht aber vergebens. Viel Fragen stellen
kann ich jetzt nicht, muß erst wissen, wie es bei Euch ist.
Hier fängt der Dienst jetzt richtig an, wurden gejagt wie die Rekruten, hoffentlich wird das
Wetter bald etwas kühler, sind jetzt immer naß von Schweiß. Die 6 Wochen unserer Ausbildung haben aber noch nicht begonnen, es kommen noch immer neue Rekruten u. Reservisten
an. Die Kaserne ist erst halb belegt. Am 23. 5 kamen wir mit etwa 130 Mann, von denen waren kaum 40 K. V. Einige kamen mit Stöcken, andere hatten steife Beine u. Arme, kommen
alle ... den Landesschützen. Reents von Tuderhausen ist auch hier, hat beide Füße halb ab,
bleibt aber auch beiden Landesschützen. Gestern waren wir zum Röntgen u. Photographieren, beides .... durch die Stadt, machten im ganzen etwa 25 km ( bei der Hitze) Heute waren
wir erst im Gelände u. nachher zum Schießen. Die Umgegend von Lüneburg ist richtig für die
Ausbildung geeignet. Sehr viel Heide u. Sand, leicht hügelig u. etwas Wald. In den nächsten
Tagen müssen wir auch unsere Zivilzeug abschicken, da ...... für die Jungens habe ich noch
nicht abgeschickt, kam noch nicht dazu. Muß ich den Eltern auch noch schreiben oder genügt
es, wenn Du es dann erzählst? Ist der Film schon zum entwickeln? Wenn ich hier in der Stadt
kleine Kinder sehe, muß ich immer an meine Jungens denken. Wir haben nur eine Sehnsucht ,
u. daß ist „heim“. In diesem Sinne grüßt Euch alle Dir u den Jungens einen dicken Kuß von
Hermann.
Lüneburg, d. 2. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Für Deine beiden ersten Briefe vielen Dank, bekam den ersten gestern, heute den zweiten.
wollte schon gestern schreiben, konnte aber nicht mehr dazu kommen. Hatten bis kurz vor 8
Dienst, anschließend Filmvorführung, um zehn Uhr konnten wir essen, anschließend hatten
wir Stubendienst. Mit meiner u. k.-Stellung ist es ja dumm, wähnte mich zuerst zu sicher,
daß ich mich nicht früher darum bemühte, vielleicht hätte es noch Zweck gehabt wenn ich
gleich von Herm. Hinrichs aus nach Varel gefahren wäre. Ihr könnt ja noch versuchen, ob ein
u. k.- Antrag Zweck hat. Hoffnung machen kann ich Euch aber nicht viel, da ich jetzt K. V. bin
u. wen die Wehrmacht erst hat den gibt sie nicht gern wieder her. Vielleicht macht es etwas
aus, daß Fritz fiel, ich den Hof mit übernahm, Alfred Fußamputiert ist, die Landwirtschaft
nicht mehr machen kann u. dann ja auch unser bevölkerungspolitisches Verhalten.
Heute ging der Dienst einigermaßen, hatten zweimal Schießen, ich halte mich mit dem Schießergebnis in der Mitte, falle nicht auf.
Gestern fragte der Spieß, wer F..... oder alle S.... besorgen könnte, der bekäme Kurzurlaub,
meldete mich natürlich auch mit. Sprach dann abends noch kurz mit dem Spieß, erzählte ihm
wie es bei mir zu Hause wäre, sollte mich nun morgennachmittag noch mal melden, wollte
dann mal die Sache mit mir besprechen, vielleicht gibt es den Urlaub.
Bis dahin grüßt Euch alle recht herzlich
Euer Papa.
mit gedrucktem Gedicht
Lüneburg, d. 4. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Wieder einmal ist ein Sonntag vorüber ... ich will Dir noch schnell einige Zeilen schreiben.
Waren heute mal wieder im Kino, sehe hier in der Woche mehr Filme wie sonst im ganzen
Jahr, kriegen so wenigsten den Sonntagnachmittag herum. Natürlich war es wieder ein Liebesfilm von zwei Menschen die sich gern hatten, aber erst auseinander kommen mußten um
sich zu finden. Waren noch in einem Cafe, aber Kuchen sind schlecht u. wenig. Hätten noch
gerne zu Abend gegessen, aber es fehlten die Fett- u. Fleischmarken.
Wie sieht es denn bei Euch aus. Haben die Kühe u. die Beester in St. Joost genug Gras? Wie ist
es mit den Handwerkern für die Mauer vor der Entenwiese? Hat .. Thorwächter da noch mal
von gesprochen? War Kreishandwerksmeister ...... schon dort? Traf heute Reents von Tuderhausen (der mit den halben Füßen) der hofft, auch wieder ach Hause zu kommen. War zuletzt
bei ....... Kl. Wichtens, hätte dort aber auch nicht durchhalten können. Kann wohl als Verwalter eingesetzt werden wo genügend Arbeitskräfte sind. Meine Vorräte habe ich jetzt beinahe
auf, habe noch etwas Butter, schmeckt aber nicht mehr. Daß Du noch etwas schickst, hat
wohl keinen Zweck, hoffe doch am nächsten Sonntag zu kommen.
Will gleich noch an Sophie schreiben. Darum für heute Schluß. Herzliche Grüße Euch allen
besonders Dir u. den Jungens
von Papa.
Lüneburg, d. 7. 6. 44
mittags
Meine liebe Miez!
Will Dir noch schnell einige Zeilen schreiben, eigentlich ist Bettruhe, aber die halbe Stunde
hat bald keinen Zweck. vorgesternabend hatten wir Stuben- u. Spindappel. gestern wurden
wir erst bei dem Wolkenbruch durchweg naß, konnten gegen 8 Uhr kaum unsere Sachen wieder sauber kriegen. Dann mußten wir noch zum Film (auf Befehl, freiwillig ging keiner) anschließend, um 10.30 Uhr konnten wir essen.
Wir sind mit zu wenig Mann, die Hälfte ist immer krank, kommandiert, auf Urlaub u. dergleichen, für die Anderen ist dann das g.... einigen u. s. w.
Jetzt kam ja auch die langerwartete ........., hier ist auch schon alle in Aufregung, wir alten
müssen wohl zuerst weg. War ..... so wieder beim Spieß wegen Kurzurlaub er wollte es erst
garnicht, schließlich sagte er, ich sollte zu Sonntag Urlaub reinreichen, ob es dann klappt
weiß ich nicht. Meine Vorräte sind auch zu Ende, wird bald Zeit, daß ich was habe. Wäre gerne
mal wieder zu Hause, mal gut zu essen, mich auszuschlafen, mal mit meinen Jungens spielen, Mutti lieb haben, kurz mal wieder Zivilist sein.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Lüneburg, d 8. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Schreibe jetzt erst den letzten Brief von hier, schon Sonnabendnachmittag auf Urlaub, komme
dann mit dem letzten Zug in Hohenkirchen an. Kann mich dann jemand abholen, vielleicht Du
selbst? Habe aber nur 2 Tage, müßte dann schon Sonntagabend wieder weg. D Züge darf ich
nicht benutzen u. mit dem S. F. um 11 ab W’haven schaffe ich es nicht mehr, will aber noch
probieren, ob es etwas verlängert werden kann.
Heute bekam ich auch einen Brief von den B...eltern, wünschen mir alles Gute u. daß der
Krieg bald zu ende wäre.
Hier war in den letzten Tagen immer Gewitter mit starkem Regen, wurden einigemale durchweg naß, sehen immer aus wie die Schweine, der Infanterist liegt ja immer auf dem Bauch,
Ellenbogen u Knie sind zum fortbewegen da.
Heutenachmittag hatten wir Sport, das macht noch etwas Spaß, bin ja auch keiner von den
Steifsten.
Heute kippte wieder Einer aus meiner Truppe um, müssen beinahe jeden Tag 15 – 20 km mit
allen Waffen marschieren, oft noch im Eilmarsch, können dann kaum noch Luft kriegen. Die
meisten haben schon kaputte Füße. Zum Sport waren wir nur noch mit 16 Mann von etwa 30
Mann.
Wollen gleich noch probieren ob ich telefonisch Ansch..cht von Gr. Harms kriegen kann, es ist
ja möglich, daß dieser Brief nicht bis Sonnabend dort ist u. zu Fuß nach Hause habe ich auch
keine Lust.
Hast Du noch genügend Eier, meine Vorgesetzten vom Uffz. aufwärts spielen schon immer
darauf an.
Herzliche Grüße, alles andere mündlich von
Deinem Hermann.
Lüneburg, d. 14. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Bin gut in Lüneburg, ohne Zwischenfälle, angekommen, habe mir nur den Durchfall mitgebracht. In Sande wollte ich den Personenzug benutzen, fragte aber erst noch den Anschluß in
Bremen konnte dort aber erst um 10 Uhr weiter, wäre dann nicht mehr zurecht gekommen,
bekam dann meinen Schein, mit dem ich den D Zug benutzen konnte. Nun hatte ich ja leider
den Fahrschein über ...burg, mußte von Bremen nach ...burg mit einem Eilzug u. bei Zugkontrolle ein stilles ....... aufführen, kam dann ja auch gut hier. Hier regnete es natürlich wieder,
das Wetter ist doch sehr beständig.
Dienst habe ich heute nicht mehr gemacht, habe nun auch am Abend mehr Zeit. Mein Kommando schnurren immer um mich herum, da große Paket hat es ihnen angetan.
Bin noch gerade zur rechten Zeit auf Urlaub gekommen, jetzt ist Urlaubssperre, aber Einsatzurlaub gibt es noch also dürfen wir hoffen.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Lüneburg, d. 16. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Habe noch etwas Zeit, Dir zu schreiben. Hatten heute sonst einen ruhigen Tag, nur der
Heimmarsch wurde wieder im Eilmarsch zurück gelegt. Vormittags machten wir Spähtruppe,
mit anschließendem Gefecht. Nach dem Mittagessen im Freien hatten wir noch schießen, mit
M. G. u. Granate. Ich habe meine Bedingungen noch so eben erfüllt. Um 6 Uhr waren wir wieder hier konnten dann erst essen dann duschen u. Waffen reinigen. Waren recht ordentlich
kaputt, nach dem Duschen ging es aber wieder.
Ist bei Euch auch noch immer so beständiges Wetter? Hier regnet es jeden Tag. Könnt Ihr die
Runkel auch noch finden? Kriegt Ihr nun noch Russen oder fällt alles auch ins Wasser? Jungens kriegen bei solchem Wetter noch wohl den ganzen Stall fertig, vielleicht machen sie
auch noch das Dach.
Die Masche reicht sicher noch gut nur für Vater ist es ein Strich durch seinen Stundenplan.
Hält sich die Wintergerste noch, oder liegt die auch schon ? Läuft Hans noch immer mit bloßen Füße durch Pfützen u. Gert hintenan? Gestern bekam ich einen Brief von Hans Harms,
schreibt fast nur von der Lage, ist ziemlich zuversichtlich im Osten würden wir es wohl halten, es kommt nur darauf an, wie es sich im Westen weiter entwickelt.
Heute bekamen wir Zucker zur Verpflegung, kann mir jetzt Eier klopfen, auch mal ganz
schön.
Herzliche Grüße Euch allen, besonders Dir u. den Jungens von
Deinem Hermann.
Lüneburg, d. 18. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Heute kam der erste Brief von Dir, vielen Dank, freue mich immer mal wieder von zu Hause
zu hören. Wenn Ihr Wassili bekommt, dann könnt Ihr Euch ja so einigermaßen halten. Das ist
nun erster Sonntag nach dem Urlaub. Dachte, ich hätte so richtig Zeit, müssen in der Kaserne
bleiben, als A....zug. Saßen aber fast den ganzen Vormittag im Keller, jetzt müßten wir unsere Sachen einpacken, müsse unsere Stuben räumen, die Ausgebombte aus Hamburg aufzunehmen, waren jetzt auf das ...eiten. War der Tommy auch bei Euch, oder läßt er Euch in Ruhe. Dieser Angriff war wohl die erste Antwort auf die Vergeltung. Unsere .......garde nahm
gestern Abend den Mund ja auch wieder reichlich voll.
Gestern nachmittag war ich mit dem Bibliothekar aus W’haven u. einem Schlachter aus B... in
Lüneburg, haben uns das Rathaus besehen. ein wunderbarer alter Bau, mit farblicher Malerei
zum Teil aus dem 14. – 15. Jahrhundert, waren in zwei Cafe’s, es gibt immer nur eine Portion
Kuchen u. dann noch zum Abendessen, dann läßt es sich schon aushalten. Heute kam auch
ein Brief von Herbert, hat es dort ja noch ganz gut. Sch.... sich aber auch fr..., um sein Glück
zu genießen. Hätte es w....... ja schon haben können, aber ihn reizte wohl nur das, was er
nicht haben konnte.
Hoffentlich können wir seine Verlobung auch noch so gemütlich feiern, wie Hans seine. Wenn
nichts besonderes dazwischen kommt bin ich in 4 Wochen zu Hause, aber heute muß man
schon mit allen Zwischenfällen rechnen, vielleicht ist der Krieg bis dahin schon aus.
Hoffen wir das Beste, herzliche Grüße Euch allen sendet
Dein Hermann.
Lüneburg, d. 19. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Will Dir heut noch schnell einige Zeilen schreiben, morgen komme ich doch nicht dazu, haben morgen eine Nachtübung, kommen erst gegen morgen wieder. Haben immer Kriegswichtige Ausbildung in Angriff Abwehr u. s. w. bei dem jetzigen schönen Wetter können wir
wieder ordentlich schwitzen.
Die Ausgebombten aus Hamburg sind gestern nicht mehr gekommen, konnten unsere Sachen
wieder auspacken.
Bei Euch ist es jetzt sicher ordentlich drock. Vater ist sicher immer beim Heu u. Ihr noch bei
den Runkeln. Habt Ihr jetzt Hilfe bekommen? In dieser Gegend wurde auch beim Regen immer weiter gehackt, es wächst wohl schnell wieder an, ist aber erst gestört u. Kartoffeln oder
Rüben bekommen Luft, darin sind uns die Geestbauern ja viel vorauf. Gemüse u. Hackfrucht
steht hier alles sehr gut, besser wie bei Euch auf der Marsch.
Hoffte, heute Nachricht von Dir zu bekommen, aber vergebens, durch die schweren Angriffe
ist auch wohl der Postverkehr gestört. Kannst mir auch bald mal ein Päckchen schicken, meine Vorräte gehen bald zu Ende u. bis das Päckchen hier ist vergeht ja auch gut eine Woche.
Essen kann an jetzt fast immer, wenn man etwas Zeit hat im Kommißbrot u. auch im anderen
Esse sitzt nichts drin.
Die 17 – 18jähr. wolle zum Teil gerne ihre Rauchwaren gegen eßbares eintauschen, aber trotz
der Knappheit an Rauchwaren bekommen sie aber auch nichts. Doch jetzt schließt mit den
herzlichsten Grüßen, Dir viele Küsse von
Deinem Hermann.
Lüneburg, d. 21. 6 . 44.
Meine liebe Miez!
Jetzt warte ich schon 3 Tage vergeblich auf Post, vielleicht ging mal was verloren, bei den
Angriffen der letzten Tage ist das leicht möglich. Hamburg hat wieder ordentlich was abbekommen, konnten von hier deutlich erkennen, wie die Bomber ankamen u. wie dann die
Rauchwolken aufstiegen. Heute war ganz Lüneburg in Rauchwolken, soll auch von Harburg
kommen. Wenn es noch einige tage so weiter geht, ist manche Stadt kaputt. Gestern sollen
2000 Flugzeuge gezählt worden sein. Wie sieht es denn bei Euch aus war der Tommy dort
auch? Überflogen hat er das Gebiet dort doch auch sicher. Wenn einmal was passieren solle,
ich hoffe es ja nicht, so schickt ein Telegramm, dann gibt es Urlaub. Heute fuhr einer von uns
nach Hamburg, was passiert ist wußte er selber noch nicht.
Gestern hatten wir einen schweren Tag, kamen erst um ½ 2 Uhr nachts wieder, dann duschen, Waffen reinigen u. essen, kamen etwa um 3 Uhr zu Bett, hatten zwar erst um 8 Uhr
wecken, aber ab 5 Uhr war Leben im Bau. – nur unser Zug hatte die Übung gemacht – an
Schlaf war da auch nicht mehr zu denken. Heute fielen uns bei Unterricht immer die Augen
zu. Heute Abend müssen wieder wieder zur Sonnwendfeier, um ½ 10 Uhr marschieren wir ab,
wird sicher wieder spät.
Bei Euch ist es jetzt sicher drock, ich wollte, ich könnte Euch helfen. Schwitze können wir
hier auch genug, aber zu Hause hat es wenigstens Zweck. Beim Gefechtsschießen gestern war
meine Truppe die Beste der 38jähr. Bauern........... aus .............(................) u. .... als M. G.
Schütze taten unser Bestes, im Schießen bin ich ganz gut, aber das hast Du ja auch schon
selber erfahren, immer Z..........! Doch jetzt muß ich schließen, unsere Zeit ist immer knapp.
Herzliche Grüße Euch allen, den Jungens u. Dir viele Küsse von
Deinem Hermann.
Lüneburg, d. 22. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Heute kam endlich wieder ein Brief von Dir an, bis dahin ging bei Euch ja noch alles gut u.
hoffentlich auch weiterhin. Das Ihr Wassili nicht bekommt ist ja Schade, wäre ein guter Arbeiter gewesen.
Wie es mit dem neuen Verwalter geht muß sich ja erst heraus stellen, wenn er etwas Maschinenkentnis hat u. sich sonst Fritz Harms unterordnen kann, macht es ja auch immer etwas
aus. Wart Ihr schon wieder nach Hooksiel wegen den Russen? Zum Hacken u. ...... könnt Ihr
doch gut Hilfe gebrauchen . Hat Vater seine Mahd schon ab, geht es auch bald bei uns los,
oder seid Ihr noch bei den Runkeln? Das wir Fritz Harms seinen Puter bekommen können wir
wirklich nicht verlangen. Fritz kann uns mehr helfen, wenn er Puter hat. Heute nacht waren
wir mal wieder im Keller, konnten aber heute morgen bis 7 Uhr schlafen.
Der Tommy hatte in den letzten Tagen ja wieder große Verluste, aber noch lange nicht genug. Unsere geheime Waffe muß dem Feinde wohl etwas Kopfschmerzen machen, weil wir so
schnell mit der Antwort bei der Hand ist. Hoffentlich kommt nun auch bald die Entscheidung.
Lange halten wir es nicht mehr aus, es fehlt uns vor allem an Rohstoffen, auch die Ernährung
könnte noch mal Schwierigkeiten machen.
Frieda Schipper kommt wohl ganz gern mal zu Dir, fühlt sich wohl schon ganz als Kränzchenschwester u. Cousine um die Ecke. Weiß wohl immer viel zu erzählen, für Dich auch mal
ganz gut. Die Eltern kann ich mir ganz gut vorstellen in ihren Sorgen um den Verlauf des
Krieges u. einer ........len Invasion. Die Zukunft ist ja wohl dunkel aber wir müssen noch hoffen, sonst hat ja alles keinen Zweck mehr.
Doch jetzt muß ich schließen. Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Papa.
Lüneburg, d. 24. 6 . 44.
Sonnabend
Meine liebe Miez!
Heute kam wieder ein lieber Brief von Dir an, vielen Dank. Außer den Briefen von Dir bekomme ich fast keine Post, brauche dann ja auch nicht so viel beantworten. Während meiner erste
Dienstzeit hatte ich mehr zu schreiben, aber auch mehr Zeit. Das Wetter ist hier noch immer
gut, hatten wohl mal einige leichte Regenschauer, tat aber weiter keinen Schaden. Hier wurde
schon mehr Heu eingefahren, einen Tag wird gemäht, anderen Tag in Haufen gesetzt u. am
dritten Tag eingefahren. Sind fast alles niedrige Weisen it geringem bis mittlerem Graswuchs.
Seid Ihr schon mit den Runkeln fertig. Die Rüben können auch wohl schon vereinzelt werden?
Der Verwalter ist wohl keine große Hilfe für Euch aber vielleicht kann er Dir manchen Gang
abnehmen. Muß sich auch erst i unsere Arbeitsweise eingewöhnen, die Verhältnisse bei uns
u. in Holstein sind sehr verschieden. Ein großes Licht wird er auch nicht sein, sonst hätte er
die ....Prüfung besser bestanden. Aber wenn er etwas sorgsam ist wird es schon gehen.
Kommt denn nun auch ein Gefangener oder verläuft die Sache auch wieder im Sand? Jeder
zeigt den guten Willen u. damit ist die Sache abgetan. Nur gut, daß Ihr keinen Kohl pflanztet
Hans spielt wohl schon Bauer, muß immer mit dabei sein, nur der Papa ist nicht mehr da,
hinter dem er an...... kann. Habe vorhin schon mein Zeug gewaschen, muß nun noch Strümpfe stopfen, Ausgang haben wir heute nicht, sind wieder Allarmzug, morgen können wir Ausgehen, aber leider nichts kaufen. Habe noch meine Marmelade u. .....marken . Kann schon
wieder was gebrauchen. Habe noch ein ungekochtes Ei, die klopfe ich mir mit Zucker. Einige
der ungekochten Eier waren geknickt, aber nicht ausgelaufen.
Wenn Du mal ein Päckchen schicktest kannst Du auch einige Eier mitschicken. In drei Wochen
werden wir wohl auf Urlaub fahren, hoffen ja , daß wir nicht vordem Eingesetzt werden, aber
ich hatte ja immer viel Glück. Allarm haben wir jetzt jeden Tag u. jede Nacht.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Papa.
Lüneburg d. 25. 6. 44.
Sonntag.
Meine liebe Miez!
Will Dir noch schnell einen kleinen Sonntagsbericht senden. Das Wetter ist wieder so richtiges
Sonntagswetter, wäre ich zu Hause gewesen, so hätten wir sicher einen schönen Spaziergang
übers Land gemacht. Hier blieb es aber bei der Jagd nach Kuchen u. Essen. Waren erst in
zwei Cafes zum Kuchen essen, schmeckt nicht besonders, aber man hat was im Magen. Besichtigten dann das Sulfmeisterhaus, spazierten auch am Pfuff vorbei, dort standen die Soldaten in Haufen, aber keiner traute sich hinein. Anschließend gingen wir zum Essen. Eine
Portion Stammessen ohne Marken, ein e Portion Hirschbraten mit Kartoffeln, Soße, Suppe u.
Eis u. eine Portion Frikadelle mit Kartoffeln, Soße, Suppe u. Rhabarber, dann waren wir auch
so einigermaßen satt u. gingen nach Hause. Waren vordem auch noch im Konzert, dort war
großes Konzert, auch ganz schön. Habe noch eine alte Brotkarte, kannst Du die dort noch los
werden, hier kann ich nichts mehr damit anfangen. Kannst Du mir noch eine andere schicken
oder kommt Ihr schlecht mit dem Brot aus? Wie macht sich denn der neue Verwalter? War Alfred schon wieder bei Euch? Seine Adresse kann ich nicht wiederfinden. Hast Du schon die
Bilder vom letzten Film? Doch nun gute Nacht!
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Papa.
Lüneburg d. 27. 6. 44.
Meine liebe Miez!
Heute kam Deine Karte vom 24. 6. u. gestern kam ein Brief von Dir u. einer von Vater, vielen
Dank für alles. Bei Euch ist ja noch alles wohl u. die Jungens machen Dir sicher viel Arbeit,
aber sie sind ja gesund. Das Wetter war in der letzten Zeit auch ja sehr gut. Vater hat sein
Heu sicher in Haufen? Eure Runkel machen Euch wohl viel Arbeit, wenn Ihr nur Hilfe bekommen könntet. Wenn noch etwas Kunstdünger da ist, muß der noch auf die Runkel. Hier setzte
gegen Abend leichter Regen ein, für diese Gegend bestimmt gut, der Boden kann jeden Tag
Regen gebrauchen. Die Bauern mähen jeden Tag nur soviel, wie sie am anderen Tag reinfallen
können. Gestern abend mußten wir noch beim Bau vom Behelfsheim helfen, hielten aber fast
nur unsere Schaufeln fest, damit sie nicht zuviel taten.
Hat sich schon ein Käufer für die .....gen.....kuh gefunden? Sonst muß das Kalb saugen. Vielleicht könnte die Kuh auch noch das Kalb von №5 mit durchbringen Willst Du uns auch so
überraschen wie die .....gen.....kuh ? Ein Paket war bei meiner Rückkehr vom Urlaub hier, habe es damals auch wohl geschrieben. Hoffentlich kommt das nächste bald an.
Herzliche Grüße Euch allen, Dir u. den Jungens einen dicken Kuß
vom Papa.
Lüneburg, d. 28. 6 44.
Meine liebe Miez!
Will Dir heute noch schnell mal schreiben, morgen u übermorgen machen wir eine Übung,
bleiben die Nacht aus, dann wird das nichts vom schreiben. Das Wetter ist hier wieder gut,
der Regen gestern hat nichts geschadet.
Heute nachmittag fuhren die Bauern schon wieder Heu. Heute mußten wir ordentlich schwitzen, bekamen einen neuen Hauptmann, der war mit uns nicht ganz zufrieden, da ging es natürlich rund. Wenn ich zu Hause bei der Arbeit so schwitzen müßte, hätte es noch einen
Zweck, aber hier . . .
Doch auch diese Zeit geht vorüber u. der Urlaub rückt näher. Das ist zur Zeit unser einziger
Trost.
Wenn es a den Fronten etwas ruhiger wäre möchte ich lieber an der Front sein dort hat man
etwas mehr Freiheit u. die Schikanen fallen fort aber an den Fronten wird mir jetzt etwas zu
viel geballert. Hier werden auch schon überall um die Kasernen M. G. Anlagen u. Deckungslöcher gebaut. Die Kasernen sind für feste Stellungen erklärt, aber wenn der Feind erst hier ist,
ist der Krieg so wie so aus. Doch nun gute Nacht. Schlaft alle recht gut u. träumt vom Papa,
der Euch alle recht herzlich grüßt.
Lüneburg, d. 1. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Jetzt muß ich schon drei Briefe von Dir beantworten, einen bekam ich vorgestern bei der
Übung, heute kamen noch zwei Briefe an, vom 26. u. 28. 6, vielen Dank für Deine lieben Zeilen. Ihr seid jetzt sicher am Geburtstag feiern es ist gleich sieben Uhr, wohl bald zur Heimreise rüsten? Und ich gehe leer aus, ein Paket kam noch nicht an, meine Vorräte sind alle u. im
Dienst werden wir nach Strich u. Faden angeschissen. Der Dienst ging erst bis gut 3 Uhr,
dann noch K.... reinigen, als wir fertig waren mußten wir noch einen ganzen Flur der inzwischen wieder verdreckt war noch einmal schrubben, als wir dann noch etwas gegessen hatten
war es halb sieben. Zur Nacht lohnt sich nicht mehr, habe auch keine Marken mehr u auch
keine Lust. Die Übung war so.. ganz gut, die Schikanen, Stubendienste u. dergl. fallen weg.
Bekommen Nachts nur keinen Schlaf. Von 11 – 3 Uhr machte ich einen Spähtrupp mit, aber
ohne Erfolg, unsere Gegner, die Rekruten waren die ganze Nacht auf den Beinen, ein Spähtrupp löst den anderen ab u. wir konnten nicht an die Stellung ........ Von einem feindlichen
Spähtrupp konnten wir zwei Mann gefangen nehmen, aber einer von uns wurde mitgenommen. Als wir zu Hause kamen, etwa um 6 Uhr, erst essen, Waffen reinigen, Duschen u. dann
umziehen, da in unserem Zimmer W..... waren. Mußten vom dritten in den ersten Rock. Waren
erst nach 10 Uhr fertig u. hundemüde. Und heute wurden wir wieder gescheucht, dann wäre
das Geburtstag feiern doch besser gewesen. Du lernst Deinen Jungens das „..........“ ja schon
recht früh, nach bewährtem Muster. Die Kuh habt Ihr ja ganz gut verkauft, wenn das Kalb
mitgegangen, wäre ja besser, macht nur Arbeit u. säuft die Milch weg. Doch jetzt Schluß.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Papa.
Lüneburg, d. 2. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Heute kam ein Brief, vom 30. 6. von Dir an, vielen Dank dafür, auch für die Kuchenmarken u.
die Flachsblüte als Gruß von der Heimaterde. Wir müssen mal wieder einen Tag im Heu harken. Könnte mir bei diesem schönem Wetter auch was Besseres denken, aber vielleicht in 14
Tagen. Dann kommen mir sicher schon die Jungens entgegen gerannt u. ich kann mich mit
allen dann im Gras wälzen. Das Getreide muß wohl gut stehen bei diesem warmen Wetter,
der Regen vorgestern hat ja nicht angehalten Gras muß doch auch genug da sein. Wie machen sich die Bullen, ist schon etwas für die nächste Auktion fertig? Hat der jg. Mann Ahnung
vom Vieh? Ist er sonst anstellig. Daß er sich selber Arbeit suchen kann, die ihm liegt. Alfred
konnte auch nicht alles u. machte uns letzten Sommer doch viel aus. War Alfred schon wieder
bei Euch hat sich sicher gewundert daß ich Soldat bin. Könnte Alfred nicht mit mir tauschen?
Hier laufen genug mit Prothesen steifen Armen u. Beinen u. auch Einarmige herum, fast
ebensoviele Krüppel wie Gesunde.
Helga ist Dir wohl eine große Stütze u. auch Gesellschafterin. Frl. Jabben wäre vielleicht noch
besser gewesen, aber so geht es auch, das eine Unglück ist des anderen Glück. Frau Haschen
bekam bestimmt keine solche Hilfe wieder.
Heute hatten wir wieder große Wäsche, Drillichanzug, Hemden, Strümpfe u. Handtücher, wird
wohl nicht sauber, aber etwas frischer.
Herzliche Grüße meinen drei Jungens u. meiner lütten Deern
vom Papa.
Lüneburg, d. 4. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Gestern kam das langersehnte Paket an, auch ein Brief von Vater, heute ein Brief von Dir, für
alles vielen Dank. die Eier waren leider nicht mehr gut, rochen mir schon entgegen. Ungekochte Eier halten sich besser, lassen sich aber schlechter verschicken. Die Wurst kam mir
sehr gelegen, das betteln bei Kameraden liegt mir nicht. – Vater fragt an, was mit dem Bohnen..... in St. Joost geschehen soll, wäre wohl am besten wenn es in der Miststalle in St. Joost
gefahren wird. Vater meinte so aufs Land fahren, aber dann wirke es wohl nicht viel, muß erst
mehr verwittern. Mit ihrem Heuen geht es sicher wieder gut voran, da immer gutes Wetter ist.
Habt Ihr Gert seinen Geburtstag gut gefeiert? Möchte mal sehen wie die beiden Jungens in der
Schaukel sitzen, - es klingt wie eine Sage, nur noch elf Tage. In den letzten Tagen ging der
Dienst so einigermaßen, mußte gestern noch schwitzen wegen der .....heit eines Kameraden
na er hat seine ........ dafür bekommen. Heute waren wir vormittag zu einer Flußüberquerung
mit Floßbrücken, erst bekamen wir schon fast alle einen nassen A(....) u. heute .... wurde gelacht auf dem ......... machte viel Spaß, aber nur für Schwimmer, das Wasser war ziemlich tief.
Einer wäre bald ertrunken, hatte Herzkrampf. Morgen geht es nun zur dreitägigen Übung
hinaus, kann dann nicht schreiben. Post bekommen wir allerdings nach. Unser Oberfeld sagte uns aber schon wenn der Dienst zackig wäre hatten wir ruhige Tage ... wollens hoffen.
Geht es Dir, meine Miez, immer gut, daß Ihr das melken allein macht? Für die Jungens bestimmt gut, daß sie nicht immer zum melken nach Hause müssen. – Gestern abend waren wir
zum ...... ganz anständige Leistungen, ein Kammersänger sang dann noch das Wolgalied leider zu gefühlvoll.
Herzliche Grüße euch allen, besonders Dir und den Jungens
vom Papa.
Seid wann gibt es denn einen Amtsbaumeister ......., ich kenn nur einen Kreishandwerksmeister ...
Postkarte Amelinghausen
5. 7. 44
Liebe Miez!
Sind jetzt bei Amelinghausen im Feldquartier, konnten noch eben ins Dorf, ein Glas Bier trinken, Hatten etwa 20 km Anmarsch. Das Wetter ist etwas kälter, müßten sonst gut schwitzen.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Hermann.
Lüneburg, d. 7. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Kamen heute nachmittag von der dreitägigen Übung zurück u. finde drei Briefe von Dir, vom
2.,4. u. 5. 7. vielen Dank dafür, der letzte Brief kam ja sehr schnell. Ihr habt nun sicher ganz
nett Geburtstag gefeiert u. wir schleppten unsere wunden Füße u. verbrannten Rücken durch
die Gegend. Der erste Tag war ganz schön kühl, liefen uns wohl etwas die Füße kaputt.
Schwitzen konnten wir auch ganz gut mit all unserem Gepäck, aber es ging noch. Gestern
war es wieder ordentlich warm, der Tag verlief aber ziemlich ruhig. Hatten fast den ganzen
Tag nur die Turnhose an u. verbrannten uns ordentlich den Rücken. Heute machten wir wieder gut 25 km bei glühender Hitze, nachmittags hatten wir noch schießen. Waren um gut 4
Uhr wieder hier, aber wenn die Füße kaputt sind, dann ist der ganze Mensch kaputt u. der
Rücken brennt wie Feuer. Bei Euch sieht es ja wohl ganz gut aus, wenn Frau Ostermann u.
Frau Janßen mit helfen kriegt Ihr das Hacken wohl fertig. Das Heuen geht wohl großartig,
helft Ihr auch mit dem Einfahren, oder müssen J. Theilen oder Tigges mit helfen? Das gute
Wetter muß ja ausgenützt werden. .... ist noch nicht abgemeldet, mußt Du noch erledigen.
Für die Pakete u. die Fleischkarte vielen Dank, hoffentlich kommen diese Pakete etwas
schneller, schicke aber nicht mehr, am 15. 7. ist unsere Besichtigung, können anschließend in
Urlaub fahren. Dann krieg ich alles frischer. Dein jg. Mann macht sich ja ganz gut, wenn er
beim Hacken u. Heuen schon mit den anderen mit kommen kann. Doch jetzt wird es Zeit ins
Bett, hoffentlich kann ich schlafen mit meinem verbrannten Rücken.
Herzliche Grüße Euch allen
von Deinem Hermann.
Lüneburg, d. 9. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Gestern kam wieder ein Paket mit Wurst u. Schinken, heute kam ein Brief, für beides vielen
Dank. Ließ mir gestern schon Wurst aus der Stadt mitbringen nun kann ich erst wieder leben.
Heute nachmittag wollen wir wieder zur Stadt, erst wieder Kuchen essen, anschließend gut zu
Abend essen u. dann ins Kino, haben heute Ausgang bis um 24 Uhr. Ihr kommt jetzt sicher
mit dem Heu gut vorwärts, hoffentlich hält sich das Wetter noch einige Tage. Hier sieht es
ganz nach Regen aus, ist aber auch notwendig, Gartenfrüchte u. dergleichen werden schon
........, bringen aber nichts. Die Wasserleitung wird schon zeitweise gesperrt, begießen in den
Gärten ist verboten. Hier ist eben eine Landgegend u. viel Regen notwendig. Hat mein Klee
noch gut ge...., steht auch sicher schon in Haufen. Das Du ein Urlaubsgesuch für mich eingereicht hast ist sehr schön, muß doch auch sicher über Ortsbauernführer. Bürgermeister,
Kreisbauernschaft u.s.w.
Von hier aus wird es mir ja wohl nachgesandt werden, aber ob ich von der neuen Einheit sofort wieder Urlaub bekomme ist eine Frage. Am Freitag soll die Besichtigung steigen u. anschließend fahren wir in Urlaub, nach dem Urlaub kommen wir zur Marsch-Kompanie, die
uns ja nach B.... zur Front schickt.
Die ersten 14 Tage sind uns aber gewiß, bisher ist noch kein Widerruf dieses Befehls gekommen. Also bin ich nächsten Sonntag bei Euch. Genaue Zeit gebe ich wahrscheinlich noch
durch Telegramm bekannt, möchte meine Kartons nicht nach Hause schleppen.
Bis dahin alles Gute, viele Grüße Euch allen, Dir viele Küsse von Deinem Hermann.
Lüneburg, d. 10. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Bekam heute wieder einen Brief von Dir, vielen Dank. Schrieb eben schon ein Urlaubsgesuch,
fahren Sonnabend nachmittag oder Sonntagmorgen. Bin im günstigsten Falle Sonnabend um
11 Uhr abends in Hohenkirchen. Holst Du mich dann ab? 14 Tage ist wohl nur eine kurze
Zeit, aber man freut sich doch dazu, an den Fronten gibt es jetzt garkeinen Urlaub mehr.
Hugo Pannbacker fühlt sich in Riga auch sicher nicht wohl. Wilma steht wohl vor dem Fall,
dann sind es bis Königsberg nur noch 300 km. Mit Deiner Weiberwirtschaft kriegst Du die
Arbeit ja wohl fertig, na nächste Woche setzte ich Euch ins ...... Frau Ostermann hat ganz
recht, Pakete kommen hier meistens in 3 – 4 Tagen an, dann halten sich die Lebensmittel auf.
Hoffe ja, daß das andere Päckchen noch vor meinem Urlaub ankommt, kann mich aber auch
so bis Sonnabend helfen. Haben gestern mal wieder gut gegessen, hatten genügend Marken,
erst drei mal Kuchen, dann noch 2 X Abendessen (warm). Abend gings noch ins Kino, es wurde „De Degen .....“ gespielt, ein ganz guter Film. Hatten Nachturlaub bis 24 Uhr, kamen auch
erst um gut 11 Uhr zurück. Um 3 Uhr morgens stehen wir schon wieder auf, dafür gibt es
mittags 3 Stunden Bettruhe. Ist aber nicht so wie der Nachtschlaf. Heute abend hatte wir wieder Arbeitsdienst beim Behelfsheimbau, machten aber schon beizeiten Feierabend.
Jetzt gute Nacht, schlaft gut , träumt süß von
Eurem Papa.
Lüneburg, d. 23. 7.
Meine liebe Miez!
Bin jetzt wieder in der Kaserne, kamen erst um 9 Uhr hier an, neuesten waren rechtzeitig
hier, einige fehlen aber noch. Die ersten sind schon bei der Marschkompanie, am Dienstag
soll es weiter gehen, wohin ist noch nicht bekannt. In Sande lag ich von 8 ½ bis 12 ½ Uhr , es
fuhr kein Eilzug, kein D-Zug
u. kein S. F., mußten dann ganz mit Bummelzügen. Habe mich nur geärgert, daß ich mit dem
11 Uhr-Zug gefahren bin, hätte die 4 Stunden besser zu Hause sein können wie in Sande.
Wäre die Verbindung etwas günstiger, hätte ich in der Zwischenzeit ja noch nach Hause
kommen können u. meine Kragenbinde holen, wie es mit dem nachschicken werden soll weiß
ich auch nicht, als Päckchen geht auch nicht mehr, ginge es als Briefpäckchen , vielleicht
bleiben wir auch noch einige Tage hier, die Unteroffiziere meinen, wir kämen noch nach Ostpreußen, aber genaues weiß keiner.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Papa.
Lüneburg, d. 24. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Schreibe Dir jetzt wohl den letzten Brief von Lüneburg, morgen soll es nun doch losgehen.
Heute morgen kamen die Letzten von unserer Truppe auch an, noch immer früh genug, haben nur unsere neuen Klamotten empfangen. Die Bahnfahrt gestern war einfach furchbar,
konnten nicht weiterkommen u. alle Züge überfüllt. Wenn ich abends gefahren wäre, wäre ich
auch noch früh genug hier angekommen. Anna Taddigs u. Marga Hinrichs, Gammens, fuhren
mit nach Oldenburg, wollten .. ........ besuchen, der liegt noch in Oldenburg. In Bremen traf
ich dann auch einige Kameraden, war dann wenigstens nicht allein. Daß Du mir soviel Verpflegung mitgabst ist nun doch ganz gut, haben heute den ganzen Tag noch nichts bekommen, waren heute abend aber noch zur Stadt um zu essen. Über unser Reiseziel ist noch
nichts bekannt, die Ansichten gehen weit auseinander, jetzt heißt es, wir kämen erst auf einen Truppenübungsplatz zur Neuaufstellung einer Division. Das weitere wird sich dann schon
finden. Nach ....... kommen wir aber nicht, dorthin kommen schon welche von der 1.
Marsch... bleibt für uns der Osten oder Dänemark. Ob wir alten W. K. ......... später alle zusammen bleiben ist auch noch eine Frage, wir hoffen es aber. Wir sieht es dann bei Euch aus“
Ist Schwengmann entlassen? Sophie war wohl erstaunt, daß ich schon wieder weg war, hätte
von Sande aus noch wohl nach Grafschaft können, aber zu Fuß war es mir doch etwas zu
weit. Hier fing es heute etwas an zu regnen, wurde aber nicht schlimm.
Hoffentlich blieb es bei Euch trocken.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Papa.
Am Harz, d. 27. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Wieder einmal haben wir einen Tag ganz gut herum bekommen, aber das dicke Ende kommt
noch, sollen heute noch 10 km mit vollem Gepäck marschieren. Gestern gegen Abend kamen
wir dann endlich in ....springe an, mußten dann noch 4 km marschieren, übernachteten dann
in einem Gasthof. Wären noch gern einige Tage dort geblieben, der Gastwirt war auch landwirtschaftlich auf dem Hofe, war etwa 70 ha groß, aber alles neuzeitlich eingerichtet, nur die
Milchkühe (30 Stk.) waren auch am Tage im Stall eine schöne Schweinerei. Vormittags sollte
es dann schon weitergehen. Da es aber in strömen regnete, ging es erst nachmittags weiter.
Mußten 10 km zu Fuß, kaperten uns aber schon im nächsten Dorf ein Gespann, so konnten
wir wenigstens unser Gepäck ablegen. Jetzt werden wir hier beim Betriebe auf die Kompanie
aufgeteilt werden alle auseinander gerissen. Ich kam mit zwei anderen zum ....., wollte wieder
zur. J. G. , ob die aber nicht hier ist, oder schon voll besetzt weiß ich nicht. Jetzt warten wir
noch auf Verpflegung, haben seit Sonntag erst 2 x warmes Essen bekommen u. auch sonst
mußten wir uns fast ganz selber versorgen, auch darum wurden wir betrogen. Die Fahrt sollte nur einen Tag dauern, dauerte aber zwei, hier werden wir von einer Stelle zur anderen geschickt, aber zu essen gibt es nichts!
Landschaftlich ist es hier sehr schön, sind hier in den Ausläufern des Harzes, alles hügelig, in
den Tälern nette Dörfer, soweit es einigermaßen flach ist üppiges ....... u. auf den Höhen der
Wald. Wirklich wie ein Urlaub, nur die Uniform u. das schwere Gepäck mußte nicht sein.
Adresse haben wir noch nicht, vielleicht in den nächsten Tagen.
Herzliche Grüße Euch allen, besonders Dir u. den Jungens vom
Papa.
Astfeld, d. 28. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Das feine Leben hat jetzt wieder ein Ende, kamen heute zur Kompanie u. müssen uns nach
den Befehlen richten, bisher wurden wir ohne Führer von einer Stelle zur anderen geschickt.
Sollten ja schon gestern abend zur ... dann kam aber starker Regen, wir suchten Quartier bei
einem Bauern u. heute morgen ging es weiter. Brauchten fast den ganzen vormittag für 10
km, warteten immer bis ein Fuhrwerk oder ein Auto kam u. uns mitnahmen.
Gleich nach mittag ging es dann weiter, aber zu Fuß, mit Gepäck, machten etwa 20 km, haben gut dabei ... Sind hier im Quartier bei einem G......händler, ist aber auch in einem
kriegsmäßigen Betrieb verpflichtet, das Getreide u. Futtermittel..... liegt fast ganz still. Astfeld
ist nur ein kleiner Ort, einige Wirtshäuser, Handwerker u. Bauern.
Ob wir hier bleiben ist auch noch nicht bestimmt, einige meinen, daß es bald wieder weiter
geht, sind das vagabundieren ja schon gewöhnt. Das wandern durch diese Gegend ist ja ganz
schön, nun der schwere Affe drückt. –
Die landwirtschaft ist hier auf der Höhe, Stoppeln werden gleich geschält u. mit Zwischenfrucht bestellt. Maschinen haben die Bauern auch sehr viele, jeder kleine Bauer hat eine
Dreschmaschine mit Reffe. Gearbeitet wird aber noch viel mit .... u. Kühen.
Doch jetzt Schluß: Herzliche Grüße Euch allen
vom Papa.
Astfeld, d. 30. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Wieder einmal ist Sonntag, eine Woche vagabundieren wir nun schon in Deutschland herum, mal
ist es ganz schön, mal weniger schön, mal zur Eisenbahn, mal zu Fuß, mal mit Gepäck u. mal
ohne Gepäck. Wär diese Woche ja lieber zu Hause gewesen, kann aber noch froh sein, daß ich
hier sitze u. nicht schon im Osten. Hier ist fast jeden Tag Gewitter mit starkem Regen, das Getreide liegt schon sehr stark. Für Raps u. Gerste, soweit es noch nicht eingefahren ist, kein gutes
Wetter. Hoffentlich ist es bei Euch besser, wart Ihr schon am Raps dreschen? Hier in der Umgegend von Astfeld ist nicht mehr viel los, schon mehr ........, der Boden ist sehr steinig es gibt nur
noch Gutsbetriebe u. ganz kleine Bauern mit einigen Kühen. Auffallend sind hier die vielen Holzhäuser, teilweise sind die Wände wieder mit Dachziegel verkleidet, größere Gebäude sind meist
aus Quadersteinen, Ziegelsteine sind hier wohl sehr rar. Holz aber genügend vorhanden. – Wahrscheinlich bleiben wir vorläufig hier, sollen noch bis zum 20. 8. ausgebildet werden, daß ist
dann die dritte Rekrutenzeit, aber wohl nicht die Beste. Die anderen sind schon länger gemeinsame Kameraden, schimpfen alle. Die Neuaufstellung einer Division bringt zuerst manche Unannehmlichkeiten mit sich, also auch im Dienst wird viel von uns verlangt. Auch die alten Gefreiten
u. Ob.Gefr. müssen wieder von vorne anfangen. Kameradschaft ist auch noch nicht viel da,
kommen aus allen Gegenden u. verschiedenen Garnisonen zum großen Teil sind hier Süddeutsche, einige Ostfriesen u. einige Holsteiner. Meine alten Kameraden , denen ich mich gut angeschlossen hatte kamen alle zu einer anderen Kompanie, , kann sie nur hin u. Wieder bei Übungen sehen. Zwei meiner alten Kameraden sind noch hier, kann mich denen aber ..... ...... anschließendem sehnt man sich natürlich noch mehr nach Hause, nach Frau u. Kinder.
Hast Du schon unter der neuen Adresse geschrieben? wenn noch nicht, dann bitte .... .. Astfeld b. Goslar, postlagernd. Aber noch erst mit Briefmarke, eine Feldpostnummer werden wir
erst in den nächsten Tagen bekommen.
Liegen hier nur einige km von Goslar ab, vielleicht ist es uns möglich, mal Urlaub nach Goslar
zu bekommen, müßten dann aber wahrscheinlich zu Fuß, da die Bahn für solche Fahrten
nicht benutzt werden kann. Um unsere Verpflegung sind wir in der letzten Zeit zu oft betrogen, hatten aber fast alle Marken bei uns, einige organisierten noch Butter, so daß wir uns so
einigermaßen helfen konnten. Du wirst staunen, wenn ich schreibe, daß wir 20 ʉ Butter hatten, war aber auch in einigen Tagen auf. Meine Brotmarken sind bald alle, aber sonst habe ich
noch genug, haben hier auch keine Galgenfrist ins Cafe zu gehen, dann braucht man auch
keine Kuchenmarken.
Einige von uns wollen hier noch ihre Frauen herkommen lassen, schön wäre es ja , wenn Du
mich hier mal besuchen könntest, aber das ist ja nicht möglich. Habe ja immer das empfinden , als ob ich nicht lange an der Front bliebe, mich drängt es richtig zur Front, um so eher
komme ich auch wieder heraus, denn mit dem baldigen Kriegsende wird es doch wohl nicht,
werde mich wohl mit müssen.
Herzliche Grüße Euch allen, es denkt viel an Dich u. die Jungens
Euer Papa.
Astfeld, d. 31. 7. 44.
Meine liebe Miez!
Wieder einmal ist ein Tag um, ......... schon uns, wenn Post von dir eintreffen kann. Diese Woche aber wohl kaum mehr. Hier geht noch alles drunter und drüber, es kommen noch immer
Neue zu, Offiziere u. Unteroffiziere wechseln u. wir werden umquartiert.
Morgens um 5 Uhr müssen wir schon antreten. Der Dienst ist wohl lang, aber sonst erträglich. Mir fehlt jetzt sehr die Uhr zum Antreten, gleicht jetzt kein w.u.d , sind ganz auf unsere
Quartiergeber angewiesen, müssen dann immer erst nach unten. Meine Armbanduhr ist noch
wohl nicht fertig, kannst Du mir die Schlüsseluhr schicken, die Schlüssel liegen wohl links
oben im Schreibtisch.
Hast Du noch Deine Raucherkarte oder Rauchwaren? Ein Kamerad hat sich ein paar hübsche
Kinderschuhe Gr. 26 unter die Nägel ge...... denke, daß ich die wohl für Rauchwaren bekomme, er ist krank ohne Tabak u. hat noch keine Kinder. Hast Du noch Brotmarken über?
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Papa.
Astfeld, d. 1. 8. 44.
Meine liebe Miez!
Auch dieser Tag ist wieder gut überstanden, der Vormittag war zuvor etwas lang, mußten
schon um 5 Uhr antreten, dann ging es bis 10 Uhr in einem durch. Hatte damit gerechnet,
das wir mal nach Hause könnten zum essen, davon wurde aber nichts u. so kam ich erst um
11 Uhr zum essen, aber der Mensch hält allerhand aus. Heute nachmittag ging der Dienst von
2 – 6 Uhr, haben noch eine Nachtübung von 11 – 12 Uhr. Der Dienst ist aber nicht so anstrengend wie in Lüneburg.
Hier regnet es fast jeden Tag, die Bauern sind fast alle am Mist fahren. Wie sieht es bei Euch
aus, sind die Erbsen schon ab? Wenn das Wetter dort auch so schlecht ist, müssen die Erbsen
dünn aufgereutert werden. Und wie ist es mit dem Flachs, muß der auch schon gezogen werden? Hat Waddick das eine ....... machen für Raps schon fertig? ab 12.- 15. August kann
schon Raps gesät werden. In der 10 Ltr. Kanne auf dem Boden ist noch alte Rapssaat, die mit
gebraucht werden kann.
Herzliche Grüße Euch allen
vom Papa.
Astfeld, d. 4. 8. 44.
Meine liebe Miez!
Gestern bin ich nicht mehr zum Schreiben gekommen, war zu müde. Mußten Gestern u. heute zum Batailon zu einem Lehrgang, war ganz interessant, nur zu lange Tage mit dem Hin- u.
Rückmarsch. Heute abend ist wieder eine Nachtübung. Darin sind wir hier ganz groß. Das
Wetter hat sich jetzt wieder gebessert u. der letzte Raps u. die letzte Gerste wird eingefahren.
Sieht doch komisch aus die Ochsen- u. Kühegespanne, aber auf ein Ochse u. ein Pferd ziehen
können die ............... gewaltig, sind auch gut zu lenken. Geht auch fast so schnell wie mit
Pferden, die hier fast nur Kaltblut ist, die auch nicht schnell laufen. Bei dem Lehrgang traf ich
auch wieder einen Kameraden aus Lüneburg, lagen mittags bei der 5 Kp. habe mich gefreut
mal wieder Bekannte zu sehen. Dr. Alfr. Franz ist auf der Schreibstube, macht wohl keinen
Außendienst mit.
Sagt Hans auch noch Papa ist in Lüneburg, oder habt Ihr ihn schon umgeschult?
Herzliche Grüße sendet Euch allen, besonders Dir u. den Jungens
Euer Papa.
Astfeld, d. 4. 8 . 44.
Meine liebe Miez!
Warte nun schon zwei Tage vergeblich auf Post, nach meiner Ansicht könnte in einer Woche
doch wohl Antwort kommen. Aber in Nordwestdeutschland war der Tommy in der letzten Zeit
wohl öfter u. ist wohl wieder allerlei zerstört, daß die Post nicht so schnell geht. War der
Tommy auch bei Euch oder läßt er Euch in Ruhe, weil Euer Lenker doch über Wasser ist? Hier
wird auch oft Allarm gegeben, aber es passiert weiter nichts. Gestern nachmittag regnete es
hier wieder, heute ist das Wetter aber wieder gut, nur das einfahren geht noch nicht. Diese
Nacht von 3 Uhr bis 9 hatten wir wieder eine Nachtübung, im Morgengrauen standen wir
schon hoch im Harz, aber bis zum Brocken sind wir noch nicht vorgedrungen. Wie bewegen
jetzt die ........... der Goslarer Jäger, werden ein Jäger-Batailon u. bekommen noch wohl grüne
Uniformen. Die Goslarer Jäger waren ja schon im Weltkriege bekannt. ..... ...... denke auch in
Goslar: Habe jetzt ein paar Kinderschuhe Gr. 26 bekommen, muß eine Zeit auf meine Rauchwaren verzichten u. ein halbes ʉ Butter mute ich aufopfern, aber die Schuhe sind es wohl
wert.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Euer Papa.
Astfeld, d. 7.8. 44
Meine liebe Miez!
Heute kam endlich der erste Brief von Dir an, vielen Dank, freue mich, das es Euch allen gut
geht, hoffentlich werden Deine Füße bald besser. Hast Du Dich schon mal wieder bei der N. S.
V. nach einer Pflegerin erkundigt? Wie ging es den mit Schwengmann seiner Nachuntersuchung? Daß die Handwerker nun doch beim Dorf sind ist ja schön, zwar noch nicht beim
Hause, aber es kann ganz gut werden. Wer macht es denn, ...... u. Onnen? Brachte B..... Latten u. Sparren? Ihr seid jetzt auch sicher am einfahren, würde auch lieber zu Hause arbeiten,
wie mich hier herumdrücken. Heute ging unser Hauptmann weg, bekommen jetzt schon den
dritten Kp. Chef, haben schon den zweiten Spieß u. den dritten Btl. Kommandeur. Jeder hat
seinen ................... u. immer muß es wieder anders gemacht werden. Unsere Verlagerung ins
Massenquartier war die letzte Tat unseres Hauptmanns, wäre er nur einige Tage früher gegangen, dann lägen wir noch in unseren alten Quartieren. Schlechte ist es hier auch noch
nicht, aber die kleinen Aufmerksamkeiten fehlen.
Bekommen sonst immer Kaffee, auch wohl mal Bratkartoffeln, Kuchen, auch wohl mal Butterbrot oder warmes Essen. Das fällt jetzt weg. Zum Kaffee holen von der Küche sind wir zu faul,
trinken lieber Bier, haben es ja dicht bei, nur das Geld wird schneller alle. Unsere Kp. hat jetzt
ihre volle Stärke, nur ganz wenige Rekruten u. Grenadiere, fast alle alte Gefreite u. Obergefreite, die schon allen vielen Fronten kämpfen. Im Kampf an den Fronten mögen sie uns wohl
überlegen sein wegen ihrer Erfahrung, aber sonst in der allgemeinen Ausbildung ist wir denen in manchen Dingen überlegen. Ein großer Teil war beim Troß, oder als Fahrer an der
Front, als ihre Truppen zerschlagen waren kamen sie als einige der wenigen zurück.
An Urlaub ist nicht mehr zu denken, es fahren schon solche, die in dem letzten halben Jahr
keinen Urlaub hatten. Vielleicht bekomme ich ja im Oktober Urlaub, je nachdem , wie denn
die Lage ist, oder ich bin schon im Lazarett, lange werde ich wohl nicht vorne sein. Viele lassen jetzt noch Ihre Frauen kommen, meine Quartierleute sagten auch schon, ob Du nicht
kämst, aber . . .
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Astfeld, d. 9. 8. 44.
Meine liebe kleine Miez!
Ja, mit dem in Arm nehmen wird es wohl nichts werden, schrieb Dir ja schon, daß keine Aussichten vorhanden sind. Bekam heute zwei Briefe mit Brot- u. Raucherkarten, vielen Dank für
alles. Die Schuhe habe ich schon im Besitz, sind noch wohl ganz gut, allerdings für unsere
Jungens müßten noch wohl derbere Schuhe gemacht werden. Bei Euch geht es ja wohl gut
vorwärts mit der Arbeit, gut daß Ihr den Raps u. die Gerste noch vor der Haferernte dreschen
könnt. Hat Dirks die Dreschmaschine erst eingestellt? Sonst wäre es möglich, das viel Raps
mit im ..... gekommen wäre, mir ging im letzten Jahr auch erst etwas mit weg. Warum machen die Zimmerleute das Dach nicht erst fertig, könnten doch gleich die Decke mitlegen.
Dann wäre es doch eine Arbeit. Die neuen Pfannen über dem Wohnhaus können wohl ohne
Decken gelegt werden, schließen ja viel besser an wie die alten Pfannen u. so viele Decken
haben wir auch wohl nicht. Hoffentlich machen die Zimmerleute das Dach auch fertig, das die
Decken vom Maschinenboden kommen, müssen den Platz unbedingt fürs Getreide gebrauchen. Wie weit ist der Flachs denn, guckt Fr. Harms da mal nach u. ........ er mit dem ziehen?
Wollt Ihr die Gerste ohne Rasse dreschen? Vielleicht ginge das Stroh ins oberste Fach – Bullenhuck muß weg. – dann könnte ja der Hafer auf den Pferdeboden, aber wie hat Vater es vor.
Auf dem Pferdeboden muß zuerst Platz bleiben, damit das Erbsenstroh über dem ........ auf
dem Hufhill kann. – Hat Vater seinen Heuhaufen jetzt fertig bekommen? zum 6 Matt mähen
seid Ihr wohl nicht mehr gekommen? Das Du, auch wenn Du „sitzen“ mußt nicht viel Zeit hast
kann ich mir denken, gerade in dieser Zeit, wo das Einkochen losgeht, auch zum flicken und
stopfen wird es wohl genug geben. Hildegard kann Dir wohl zur Hand gehen, muß aber auch
wohl viel hinter den Jungens an, jetzt rennen wohl schon drei durchs Haus, nur Fritz kann
noch nicht mit.
Der Dienst wurde jetzt, nachdem unser Hauptmann weg ist bedeutend ruhiger, er war uns
Alten zu jung u. garstig, paßt besser für eine Rekruten-Kp. Unser Zugführer, ein Feldwebel,
ist wohl nicht verkehrt, aber bei dem Leutnant wars noch ruhiger, der Feldwebel will nicht
auffallen, ein Leutnant kann sich schon etwas mehr erlauben. An der Front werden wir aber
wieder auf die Komp. verteilt, dann wird es alles anders. Wo wir hinkommen wissen wir noch
nicht, wahrscheinlich in den Osten, ist aber überall ein gleich harter Kampf, nur in englischer
Gefangenschaft wäre es etwas besser. Möchte aber lieber gleich in ein deutsches Lazarett.
Kalbte Fladenkuh schon?
Herzliche Grüße Euch allen, Dir gute Hoffnung für Deine Füße
Dein Hermann.
Astfeld, d. 10. 8. 44.
Meine liebe Miez!
Habe jetzt gerade Zeit, Dir einen Brief zu schreiben. Habe Wache, ging eben eine Streife u.
bin jetzt stellvertretender Waffe...... , muß doch wach bleiben. Gestern hatten wir von ½ 1 Uhr
bis 5 Uhr Nachtübung, konnten heute vormittag noch einige Stunden schlafen, aber so richtig
ist es doch nicht. Diese Nacht kann ich auch nur 2 Stunden schlafen, 4 Stunden .......... u. 2
Stunden Wa...................... Bis 5 Uhr geht ................ um 6 Uhr beginnt wieder der Dienst.
Morgen ................... Sonnabend ist Batailonsübung. ................. vom Schlafen auch nicht viel
........... Schlaf ........... Luxus, man könnte es doch viel weiter ..............
schlafen. Ist nur gut, daß der Dienst ......... ist, man kann sich wohl mal ausschlafen. Wie sieht
es denn bei Euch aus, auch sicher drock. Das Wetter ist ja immer gut u. das Getreide reift
tüchtig. Seit Ihr schon beim ....... u. Gerste ............? Was machen Denn Deine Füße, die wollen
auch wohl den totalen Einsatz sabotieren? Sind die „Augustäpfel“ schon reif? Schade, daß ich
nicht mal kommen kann, hier bekommen wir fast gar kein Obst, aber sehr viel Gemüse. (Bußkohlsuppe) Doch jetzt will ich schließen, es ist gleich 12 Uhr, kann noch eine Stunde schlafen.
Gute Nacht, herzliche Grüße Euch allen, Dir u. den Jungens einen Kuß
von Papa.
[die vielen Pünktchen rühren aus meiner Sucht nach einer Briefmarke, dieses Loch ist nicht
ersetzbar]
Astfeld, d. 13. 8. 44.
Meine liebe Miez!
Bekam heute Dein Paket, vielen Dank, es war gestern schon hier. Kamen aber erst abends um
10 Uhr zurück von der Übung. Nach der Größe des Pakets mußte ja allerhand drin sein, vermisse noch die Uhr, hast Du die noch nicht mitgeschickt? Die Eier kamen einigermaßen an,
zwei waren ganz kaputt, 2 geknickt aber noch zu gebrauchen. Die Wurst kann ich gut gebrauchen für die Reise. Wahrscheinlich geht es Dienstag 15.8 weg. Die Wäsche hättest Du
besser behalten, habe schon genug zu schleppen, hatte ich nicht die anderen Sachen schon
abgeschickt, würde ich die wieder mit zurückschicken. Briefe habe ich schon seit einigen Tagen nicht mehr bekommen, hier geht alles drunter u. drüber, es ist keine Zeit mehr zum Post
verteilen. Heutevormittag sind wir wieder die ganze Zeit herumgerannt, Sachen abgeben, Sachen empfangen, S... fertig machen zur Abschiedsfeier, die heutenachmittag steigt u. s. w.
Solche Sachen wurden hier in der Freizeit erledigt, während der Dienst ist das unmöglich.
Am Freitag schicke ich meine Zivilsachen zurück, auch die Schuhe für Hans u. einige Kleinigkeiten für die Jungens. Wenn wir heutenachmittag an der Abschiedskaffeetafel sitzen, dann
sitzt Ihr in Neu-Hodens schon auch vor dem Geburtstagskuchen, wäre auch lieber dort
wie hier, der ganze Kommiß hängt uns aus dem Halse. Die Übung gestern war noch erträglich
während der Angriffe lagen wir in ganz ruhiger Stellung u. beobachteten den Kampf. Nur
einmal mußten wir uns zurückziehen, als der Feind uns allzu dicht auf die Pelle rückte. Der
Hin- u. Rückmarsch war das Schwerste, wunderbar warm u. dann das Gepäck. Die Gegend
war wieder sehr schön, auf dem Rückwege kamen wir durch Goslar, auf eine schöne Stadt,
aber nicht so alt wie Lüneburg u. die Altstadt von Stettin. Der Regiments- u. auch der Divisionskommandeur hielten noch Ansprachen vor der ..... Traditions unseres Regiments u. den
damit verbundenen Pflichten, na ja, es tut schon jeder was er kann. die meisten von uns sind
aber schon etliche mal verwundet, Rekruten sind nur einige bei uns, sind alles kampferprobte
Männer. Hier ist schon vielfach die Meinung, daß es wohl nach dem Westen geht, da unsere
Regiment schon einmal im Osten unterging. Mit dem Kurzurlaub wird es dann ja wohl nichts,
aber vielleicht ist der Krieg bald aus, man kann es ja nicht wissen.
In Gedanken ist immer bei Euch u. grüßt Euch alle recht herzlich Euer Papa.
Astfeld, d. 14.8. 44.
Meine liebe Miez!
Liegen jetzt schon wieder auf der ......, gestern nachmittag um 2 Uhr kam Befehl zum vor......,
um 7 Uhr sollte es losgehen. Als wir unser Gepäck fertig u. das Haus verlassen hatten, blieb
uns noch etwas Zeit für die Kaffeetafel, dann kam aber Befehl, die Jahrgänge sollten um 7 Uhr
abrücken nach Goslar, wir sollten um 12 Uhr nachts abmarschieren. Konnten dann die Abschiedsfeier bei Bier, Musik u. Tanz fortsetzen. Um 12 Uhr zogen dann die ganzen Weiber
von Astfeld mit nach Goslar. Ich habe nicht mehr get......, konnte auch gerade genug schwitzen, ging .... schon etwas früher weg, die Nacht war so schön, aber das Grübeln ist nicht gut
für den Soldaten. –
Fuhren dann über Magdeburg nach Berlin, sind jetzt schon hinter Berlin. Hier sieht man auch
sehr viel ausgebrannte Häuser, auch bei Magdeburg war viel kaputt. Post habe ich noch immer nicht bekommen, auch gestern wurde nichts verteilt, werde wohl bald einen ganzen Packen bekommen. Du kannst ...... unter Feldpostnr. 26501 E weiter schreiben. Dann wird es
uns schon mal erreichen.
Herzliche Grüße sendet Euch allen, besonders Dir u. den Jungens
Dein Hermann.
Ostpreußen, d. 15. 8. 44.
Meine liebe Miez!
Will Dir noch schnell einen Gruß von der Fahrt schreiben, gestern abend vor dem Dunkelwerden waren wir in Schneidemühl. Heutemorgen beim Hellwerden waren wir dicht bei Königsberg. Die Bauernschaft von Königsberg gab Saft mit Wasser, Blumen, Zigaretten u. Briefpapier. Ostpreußen ist landschaftlich auch sehr schön, eben bis schwachwellig, Sonne, Wald,
....erbsen u. Viehzucht. Landwirtschaftlich fiel es mir nicht zu, sahen sehr viel geringes Getreide u. auch kahle Weiden , hatten vielleicht unter der Trockenzeit gelitten. Das Vieh hat in
Farbe u. Zuchtziel ähnlichkeit mit unseren. Pferde sieht man hier mittelschweres Kaltblut u.
Ostpreußisch Vollblut. –
Unsere Fahrt soll bis Jesterburg gehen, werden dann wohl bald an der Front sein.
Herzliche Grüße Euch allen
Euer Papa.
O. U. , de. 19. 8. 44
Meine liebe Miez!
Will Dir jetzt den ersten Brief aus dem Osten senden, hoffe, daß die Post bald weggeht. Von
Jesterburg aus wurden wir sehr schnell verladen. Um ½ 3 Uhr flogen wir schon ab nach Riga,
hatten dort kurze Rast, flogen dann nicht ganz eine Stunde zu einem Feldflugplatz. Am
Abend wurden wir noch mit Lastwagen weitertransportiert.
Am anderen Tage kamen wir gleich zum Einsatz, aber noch nicht gleich in die vordere Linie.
In den nächsten Tagen kam fast alles mit in die vorden Linie nur meine Truppen blieb bisher
noch verschont. –
Die Fahrt von Jesterburg nach hier war ja sonst ganz schön, die Wehrmacht bietet einem doch
allerhand u. alles umsonst, wenn nur die Seekrankheit nicht wäre. Wenn erst einige anfangen,
so werden die Anderen durch den Geruch auch schon krank. Leben kann man hier auch noch
ganz gut, die Bevölkerung ist zum Teil noch hier, Hühner, Kaninchen u. Kartoffeln kann man
sich genug besorgen. Hoffend daß es Euch so gut geht wie mir grüßt Euch alle, dir u. den
Jungens einen Kuß
vom Papa.
Postkarte
20.8. 44
Schicke meine Marken wieder mit, kann damit hier nichts anfangen. Hätte mir den den Abtransport noch was kaufen wollen, ging dann aber alles zu schnell. Wirst wohl nicht mehr
alles gebrauchen können
Kam das Paket schon gut an?
Herzliche Grüße
Dein Hermann.
Im Felde, d. 23.8. 44.
Meine liebe Miez!
Heute bekam ich die erste Post von Dir im Osten, eine Karte vom 7. Aug. wurde von Astfeld
aus nachgeschickt, vielen Dank dafür. Hoffentlich geht die Post jetzt wieder laufend.
Habe jetzt gerade so richtig Zeit zum schreiben, einige Kameraden schlafen noch, einer ist
am Essen u. zwei stehen Posten, es ist vielleicht 7 Uhr. Eine Uhr hat keiner von uns. Hast Du
meine noch weggeschickt? Habe heute morgen schon meine Stellung ausgebaut, kam gestern
abend erst hier angegossen, dann kam gerade der Offz. mit der Post u. jetzt schreibe ich.
Du schreibst von der drocken Zeit zu Hause, wie gerne würde ich Euch helfen, das wäre doch
zweckmäßiges Arbeiten, hier wird aber nur vernichtet. Menschen, Gebäude u. die Ernte. Das
Getreide steht noch alles draußen. Roggen zum großen Teil in Hocken, aber auch noch vieles
ungemäht. Es ist ein Jammer, wie hier alles verkommt. Gestern lagen wir bei einem Kindersanatorium, ein herrlich eingerichtetes Haus, aber von den Soldaten ganz u. gar durchwühlt, die
Bettwäsche, Kinderkleidung u. Möbelstücke alles wild durcheinander. Jeder vorbeikommende
Soldat sucht es noch wieder durch nach brauchbaren Gegenständen. Wer Gelegenheit hat
etwas auf Wagen oder dergleichen mitzukriegen hat natürlich Glück. Da wurden Radio, Heizplatten, Bettwäsche, Läufer, Gummilatschen u. alles Mögliche mitgenommen. Der einfach
Landser kann sich natürlich nur die Taschen vollstecken. Ich habe noch etwas Kinderwäsche
u. einige Handtücher für mich mitgenommen. Es waren auch so schöne Kindermöbel dort,
das wäre etwas für meine Jungens gewesen. Dicke Rollen Stoff, darunter bestes Leinen liegen
auch noch dort, aber man kann ja nicht mitkriegen. Säcke mit Mehl, Kübel voll Fisch u. viele
anden Nahrungsmittel liegen dort herum u. verkommen. Zu Leben haben wir hier genug u.
auch sonst genug Ruhe. Der Iwan jagt uns wohl oft in die Löcher, kommen auch wohl mal
einen Tag nicht zum waschen, aber daran gewöhnt man sich. Schwere Waffen hat er hier
nicht sehr viel u. die Granatwerfer u. dergleichen richten, wenn man in Deckung ist, ja nicht
viel an, man müßte schon einen Volltreffer bekommen.
Das R. Dirks u. Fritz Harms Euch mit helfen ist ja schön, dann wird es ja wohl einigermaßen
klappen, Das Wetter war ja auch immer gut, seid jetzt wohl schon bald fertig. Kommt das
Getreide denn einigermaßen nacheinander, daß nicht alles zugleich ab muß? Die Bohnen haben ja noch wohl etwas Zeit? Wie ist es denn mit dem Dach, ist es schon bald fertig? Wird das
ganze Wohnhausdach neu gemacht oder auch nur die Nordseite? Habt Ihr Omas Geburtstag
denn noch einigermaßen gefeiert, oder habt Ihr auch gearbeitet? Hoffentlich hör ich bald
mehr von Euch.
Herzliche Grüße Euch allen, besonders meiner Miez u. den Jungens
Euer Papa.
O. U. d. 28. 8. 44.
Meine liebe Miez!
Sind jetzt schon bald 14 Tage hier, kennen schon son bißchen von diesem Land, sind schon
manchen km gefahren, aber noch mehr km getippelt. Wurden ja immer von einer Ecke in die
andere geworfen. Jetzt sind wir dem Regiment als Sicherung zugeteilt., hoffen , daß es hier
ruhiger ist. u. das wir diesen Posten recht lange halten. Liegen hier schon etliche km hinter
der Front, man hört nur noch das grollen der schweren Geschütze. In den letzten Wochen
sind wir immer maschiert, der Iwan zeigte uns den Weg mit seinen Leuchtbomben, setzte
aber auch oft seine Sprengbomben ab, einmal sogar ganz dicht bei uns. Bisher hatten wir
noch immer gutes Wetter, jetzt sieht es nach Regen aus, kann uns aber nicht viel machen, wir
liegen in einer Feldscheune. Wenn das Wetter bei
?????
So ent...los wie die Menschen noch sind u. wie einfach die Wohnverhältnisse , an sein Haus u.
seine Heimat hängt doch ein jeder. Wenn über unser Land einmal der Krieg gehen sollte, so
könnte leicht sein, daß wir auch unter ähnlichen Verhältnissen wieder anfangen müßten. Das
wäre aber schwer für den, der aus dem Kriege nur Vorteile für sich ziehen wollte.
Wie es bei Euch aussieht, will ich nicht mehr fragen, hoffe ja, daß in den nächsten Tagen ein
ganzer Haufen Post ankommt. Kam das Päckchen schon an, das ich vor einigen Tagen
schickte? Einige schicken auch schon Päckchen mit Rauchwaren nach Hause, es ist aber eine
Frage, ob die ankommen, ich werde auch wohl mal ein Päckchen mit Tabak abschicken. Wir
bekommen jetzt soviel, daß wir es nicht auf können.
Nun sei alle recht herzlich gegrüßt, besonders Du u. die Jungens von
Deinem Hermann.
O. U. d. 30. 8. 44.
Meine liebe Miez!
Will Dir noch schnell einen Brief schreiben, vielleicht geht die Post zur Heimat schneller wie
von der Heimat zur Front. Habe bisher noch keine Nachricht von Euch erhalten. Mir geht es
jetzt ganz gut, als Regimentssicherung haben wir ein gutes Leben. Allerdings hat meine Kp.
vorn auch ein gutes Leben, vom Iwan ist nichts zu sehen, schlachten vorn noch Schweine u.
dergl.
Die Verpflegung ist schon ganz gut u. dann noch die Sonderzuteilungen , dann kann man es
schon aushalten. Trotzdem wartet jeder von uns auf das baldige Kriegsende, haben hier viele
alte ........ die schon ihre 5 – 6 Jahre hinter sich haben, kann mir garnicht vorstellen, wie die
das Leben ausgehalten haben, ich bin es jetzt schon so satt. Aber nicht jeder hängt so an das
zu Hause wie ich u. mit der Zeit stumpft der Soldat auch ab. Doch ich will nicht klagen, bisher
hatte ich es noch immer ganz gut.
Wie sieht es denn bei Euch aus, ist alles gesund u. wie geht es Dir? Könnte ich doch mal eben
mit einem Flugzeug kommen u. Euch besuchen. Wenn ich regelmäßig Post bekäme, so würde
es noch gehen, aber so . . . . Doch jetzt Schluß. Die Post wird wohl gleich weggehen.
Herzliche Grüße sendet Euch allen, besonders Dir u. den Jungens
Dein Hermann.
Ostland, d. 3. 9. 44.
Meine liebe Miez!
Heute kam nun endlich die so lang ersehnte Post, es kamen Briefe von der Zeit vom 9.8. bis 24.8.,
auch ein Brief von den Eltern war dabei, vielen Dank für alles . Die Bilder waren auch dabei, sind ja
ganz gut geworden, habe ich auf dem einem Bild nicht sehr viel ähnlichkeit mit Vater? nur Gert
macht ein etwas betrübtes Gesicht, Hans wird immer gut u. auch Fritz guckt ganz hell in die Welt.
Am schönsten sind immer die Berichte von den Jungens. Oma schrieb auch so nett von ihrem Geburtstag. Sonst sieht es Euch alles ganz gut aus, nett von Dirks, daß er den Weizen mähte, der im
.......hamm ist wohl sehr gut? Habt Ihr auch daran gedacht, den Weizen aus den beiden Rübenm....
alleine zu lassen, da es neue Saat war? Das Flachsraufen mit der Maschine hat Euch wohl besser
gefallen wie mit Soldaten, oder wie mit den Mägden 1940? Also hat sich mein Versuch mit dem
Drillen u. hacken bewährt, wenn ich mit Flachssch..... gedrillt hätte u. es hätte gejätet werden
müssen, so hätte das Unkraut doch überhand bekommen. Der Besuch am 13. August war wohl
ganz gut gemeint, für Dich aber wohl zu viel, wird sich aber wohl in der nächsten Zeit nicht wiederholen. Ist Opa seinen Heino los geworden? war doch eine gute Gelegenheit von dem Pferd abzukommen, als Schlachtpferd gibt es doch nicht viel, nach der Ackerzeit kann Vater ja Henny bekommen. Habt Ihr die Wintergerste schon ganz gedroschen? wie ....... u. wie hoch ist unser Getreidekontingent? Hafer muß doch auch wohl gut bringen u. wie machten sich die Bohnen? Die Erbsen
haben ja gut gebracht, also auch die Parole: Dicht genug säen, mit harken u. eggen geht immer
was weg. Könnt Ihr das Getreide auch alles im Hause lassen oder soll der Weizen in St. Joost beigefahren u. das Stroh in Haufen gesetzt werden? Habt Ihr schon Raps gesät, der will Vater das
aufgeben? 3 – 4 Matt Flachs ist vielleicht gerade so gut, vor allem wenn es mit der Maschine gerauft werden kann.
Wie ist es denn jetzt mit v. Th.‘s, habe in der letzten Zeit oft daran gedacht. Ist es nun ein Junge,
oder muß ich doch noch mal aushelfen? –
Ob es was mit dem Vaterschaftsurlaub wird weiß ich nicht, die Lage ist ja sehr ernst, vielleicht ist
der Krieg bis dahin schon aus. Im Westen geht es jetzt ja genau so vorwärts wie 1940 auch, es
muß wohl zum Herbst die Entscheidung fallen.
Wie ist es bei Euch mit Obst, gibt es genug? Hier sieht man fast garkeine Obstbäume, können hier
wohl nicht gedeihen. Johannisbeeren u. Blaubeeren sind jetzt auch alle. Hin und wieder findet man
noch mal Gurken u. Zwiebeln gibt es genug, essen schon viel Zwiebeln auf Brot.
Heute war ja wieder mal Sonntag, außer daß ich Post bekam, habe ich nichts davon gemerkt, der
Soldat im Feindesland kennt keinen Sonntag. Gfr. Thorwächter sein Tod ist ja traurig, haben sich
die Eltern wieder umsonst gequält, daß sie den Betrieb in Gang bekamen. Dachte schon oft, wer
von den alten Kameraden wohl schon wieder gefallen wäre. Hoffentlich kommt Hans Th. jr. nicht
auch noch zur Front.
Was machen denn Herbert u. Hans habe lange nichts mehr davon gehört, habe von hier geschrieben, aber es geht ja immer eine Zeit drauf. Kam das Päckchen mit Kinderwäsche schon an? es ist
immer ein Frage, ob die Päckchen auch ankommen. Rauchpäckchen gehen sehr viele verloren. Ich
werde noch mal ein Päckchen schicken, fand noch eine gute Pferdesch...... , ist wohl kein großer
Wert drin, aber neue Schragen kann man ja auch nicht kaufen. Mit unseren Beutezügen ist es jetzt
auch nichts, liegen immer in der selben Stellung. Bei Rückzügen hat man mehr möglichkeit etwas
zu erbeuten. Doch jetzt will ich schließen. Die Post wird jetzt wohl regelmäßig kommen u. ich habe was zu beantworten.
Herzliche Grüße Euch allen, Dir u. den Jungens einen Kuß von Papa.
O. U. d. 5. 9. 44
Meine liebe Miez!
Gestern bekam ich die ganze Post der letzten Zeit, auch einen Brief von den Eltern, vielen
Dank dafür. Bei Euch geht ja alles gut, das Dirks u. Fritz Harms mithelfen zum einfahren ist
sehr nett. Kannst auch mal in meinem Namen danken. An den Jungens habt Ihr wohl viel
Freude. Oma schreib auch so nett darüber. Opa sein Bericht über die Wirtschaft, Kontigente
u. dergl. ist ja auch ganz günstig, was wird aber mit dem Vieh, wenn kein Absatz ist? Es wäre
doch zweckmäßig, wenn die Fleischrationen mal erhöht würden, damit das überzählige Vieh
wenigstens abgeschlachtet werden kann, sonst wird doch wieder zuviel aufgestallt u. kann
nicht gefüttert werden. Was macht Ihr nun mit Polly u. den anderen Kühen die alle weg sollten, melken könnt Ihr doch nicht alles? -–Wann ich mal wieder mit meinen Jungens herumtoben kann weiß ich nicht, manchmal sieht es aus, als ob der Krieg bald ein Ende hätte u.
manchmal, als ob er noch Jahre dauern könnte. Urlaub ist für die Soldaten nur noch ein Begriff. Hast Du die Jungens schon mal wieder geknipst? Denke oft daran, was Du jetzt wohl
machst, ob Du wohl schon im Bett bist u. der ...... da war? Wäre ja schöner, wenn ich zu Hause wäre, muß aber zufrieden sein, daß es mir gut geht u. wieder in den deutschen Linien bin,
im Heu schläft es sich doch besser wie im Wald u. man bekommt immer sein Essen. - ..........
gibt es bei Euch ja immer genug, ....... .......... rechnete doch erst zu Weihnachten damit, ist
aber auch sicher froh über den über den Stammhalter u. Thünens wollen wohl erst Ihr halbes
Dutzend Mädchen fertig haben u. dann kommt der Stammhalter.
Das Päckchen mit der Kinderwäsche ging wohl verloren, schade drum, es waren einige schöne Sachen dabei, auch noch 1 Kleiderbürste, Taschentücher, Stopfgarn u. dergleichen. So
langsam wurden ja die ganzen Truppen aus dem Baltikum gezogen, hoffen, daß wir auch
bald dabei sein, in einigen Wochen soll hier alles heraus sein u. dann geht’s an der Ostgrenze
weiter, aber vielleicht ist die V2 dann eingesetzt u. der Krieg bald zuende.
Dieses u. ein baldiges Wiedersehen hoffend grüßt Euch alle auf’s herzlichste
Euer Hermann.
Ostland , d. 9. 9. 44.
Meine liebe Miez!
Gestern kam wieder ein Brief von Dir vom 26. 8. mit der Post klappt es hier noch nicht ganz,
Ditz muß wohl mal kommen u. die Sache in Schwung bringen. Die Post muß 35 km von zurückgeholt werden, für Pferdegespanne reichlich weit, für L.K.W. gibt es kein Benzin. So muß
die Post bei Gelegenheit wenn ein Feldzug vorbei kommt mitgebracht werden.
Du meinst, daß ich Fritz sein russisch verstände, leider verstehe ich weder russisch noch polnisch noch estisch. Habe auch kein Intresse daran, habe nur ein Intresse, daß heißt
H O M.
Daß Deine Soldaten fleißig sind, ist ja ganz schön, es geht aber doch verschieden zu, wir
freuen uns, wenn wir ein Dach überm Kopf u. ein Bund Stroh haben, vorn tun es oft einige
Zweige. Deine Helfer müssen aber jeder ein Bett haben.
Ist das Dach schon bald fertig, wie weit reichen die Docken? Holz habt Ihr jetzt sicher genug,
von all den alten Latten. Vielleicht könnt Ihr Fr. Harms seine Stichsäge mal bekommen zum
sägen, dann ist es gleich fertig. Bleiben die Soldaten noch länger?
Helgas Bruder ist aber noch nicht auf Draht, es ist doch immer möglich, mal während der
Fahrt einen Brief abzugeben, jeder Bahnbeamte oder Streckenarbeiter nimmt schon einen
Brief an. Daß Hildegards Vater noch wieder zur Front käme, hatte ich nicht gedacht, in Norwegen ist es ja noch ziemlich ruhig. Nun seid alle ..cht herzlich gegrüßt, Dir u. den Jungens
einen Kuß
von Papa.
Ostland, d. 11. 9. 44.
Meine liebe Miez!
Die ruhigen Tage beim Regiment sind nun wieder vorüber, vorgestern abend um 10 Uhr bekamen wir plötzlich Bescheid, uns sofort fertig zu machen u. zum Batailon zu maschieren.
Wir haben schön geflucht, nachts im Dunkeln unsere Sachen zusammen zu suchen u. zum
Batailon, dabei wußte keiner, wo das Batailon war. Haben uns denn auch schön verlaufen u.
haben in einer Scheune übernachtet. Am anderen morgen kamen wir dann, noch immer früh
genug beim Batailon an. Sollten beim Batailon eine 4 tägige Ausbildung machen u. dann
kommen wir wieder nach vorn . Machen jetzt am vormittag 4 Stunden Ausbildung u. am
nachmittag müssen wir Bunker bauen, viel Zeit haben wir nicht gehabt, aber jetzt ist der Bunker beinahe fertig, dann wird es wohl etwas besser. ........ machen wir mal wieder mehr wie
genug, können kaum dagegen essen. Es verdirbt hier sehr viel, von den Soldaten wird alles
abgeschlachtet, zum einpökeln oder räuchern ist keine Gelegenheit u. darum verdirbt es. Es
ist überhaupt ein Jammer, was hier alles verwüstet wurde, was in der Heimat so notwendig ist
u. wenn der Krieg vorbei ist, stehen die Leute wieder vor dem nichts. Wie sieht es denn bei
Euch aus, dort ist auch sicher schon alles für die Evakuierung vorbereitet. Die Gefahr rückt
aber auch verdammt nahe. Wenn ich noch zu Hause wäre, so wäre es für Dich eine Erleichterung, aber ich bin weit von der Heimat entfernt. Wollen aber nicht hoffen, daß der Krieg einmal über Deutschland geht, sonst stehen wir auch später vor dem nichts u. müssen froh sein,
wenn wir uns gesund wiedersehen.
Herzliche Grüße sendet Dir u. den Jungens, sowie allen Hodensern
Dein Hermann.
Mein Kamerad Eiken von Astenderfeld kam heute zurück. Hat die Krätze.
Auch der Janßen von Varel kam zurück. Hat eine schwere Entzündung im Fuß, durch ein
................ Bleiben aber alle in dieser Gegend, nach Deutschland kommen nur die ganz
schweren Fälle, der Transport ist wohl zu schwierig.
Nochmals viele Grüße u. Küsse
Dein Hermann.
O. U. 15. 9. 44
Meine liebe Miez!
Bekam gestern Deinen lb. Brief vom 1. 9. vielen Dank dafür. Verstehe nur nicht, daß Du noch
keine Post von mir hattest, einige Kameraden hatten schon antwort, die erste Post von uns
sollte doch mit dem Flugzeug gehen. Daß Du Anni Tigges wieder bekommst ist ja schön, die
wird mit Helge den Laden schon schmeißen. Für Lisbeth Hinrichs ist es auch furchbar traurig,
kann wieder so von St. J. ........ weggehen, genau wie Olga Lühring. Oskar u. Lisbeth hatten
eine lange Brautzeit, aber von der Ehe auch fast nichts. – Daß Deine Füße wieder besser sind
ist ja schön, aber ganz viel rennen wirst wohl nicht mehr. Wie wird es nun mit den Bullen,
sollen noch welche zur Auktion, oder zur Körung u. evtl. einen davon behalten? Vater meinte
damals ja schon, wir hätten ....... behalten sollen. – Wie liegen jetzt in einem ganz schönen
hellen Bunker, haben eben den Tisch hergestellt, jetzt weihe ich ihn ein. Einigermaßen sicher
ist der Bunker auch, nur der Ofen fehlt noch. Schickte vor einigen Tagen ein Päckchen mit
Zigaretten an Alfred, hoffentlich kommen sie an.
Herzliche Grüße sendet Euch allen, besonders Dir u. den Jungens von
Deinem Hermann.
......, d. 19. 9. 44.
Meine liebe Miez!
Der Brief vom 17. 9 ist noch immer nicht abgegeben, will aber gleich noch einen schreiben
vielleicht geht die Post noch weg. Liege hier bei schönstem Sonnenschein im Gras. Der Russe
ist noch weit genug weg, hofft wohl, daß wir hier bleiben u. uns einkesseln lassen. Gestern
überschritten wir die estisch-lettische Grenze. In Landschaft u. auch sonst kein Unterschied.
Heute abend wird es wohl wieder weiter gehen, alle Schanzarbeiten wurden eingestellt. Doch
bis Du diesen Brief erhälst sind wir wohl schon wieder manchen km zurück. Wenn der Russe
uns dabei nur in Ruhe läßt so geht es ja noch. Hörtest Du kürzlich etwas von L. Otten u. B.
Harms, die waren doch auch in dieser Gegend. Aus Finnland werden unsere Truppen wohl
bald heraus sein u. dann kann hier auch der Rückzug planmäßig vor sich gehen. Dauern kann
einem ja die Bevölkerung, die dann wieder den Bolschewismus ausgesetzt ist.
Zu Hause geht sicher alles seinen gewohnten Gang, ich wäre auch lieber zu Hause mit allen,
wie hier herumlungern, obgleich wir hier auch nichts zu klagen haben. Speck u. Schinken ist
noch für einige Tage vorhanden u. vielleicht findet sich dann wieder was Neues. Post hat es
wieder seit einigen Tagen nicht gegeben, es kommt nichts mehr nach vorn. Schickte vor einigen Tagen auch Zigaretten an Alfred, der wird sich freuen.
Werden jetzt nach der Ernte auch noch mehr Bauern eingezogen, oder sind die alle zur Verteidigung der Heimat eingesetzt?
Wäre auch lieber dort bei der Marine-Artillerie oder Flotte, hoffen aber alle, daß der Krieg
bald aus ist. Herzliche Grüße Euch allen besonders Dir u. den Jungens sendet
Dein Hermann.
O. U. d. 3. 10. 44.
Meine liebe Miez!
Du hast nun schon wieder eine lange Zeit keine Nachrichten von mir bekommen u. Dir bestimmt Sorgen gemacht. Nun, ganz unbegründet war es auch nicht. Dachte selber oft, daß es
aus wäre oder wir in Gefangenschaft kämen, waren etwa 1 Woche hinter der russischen Front.
Kamen bei den Absetzbewegungen immer von einem Kessel in den anderen. Bei einem Ausbruch aus dem Kessel über einen Fluß kam der Russe plötzlich von beiden Seiten. Um nicht
wieder in einen Kessel zu kommen, schlugen wir uns seitwärts in die Büsche. Bei der Flußüberquerung blieben schon fast alle Jahrgänge u. Waffen zurück u. auch wir ........ behielten
nur die notwendigsten Sachen, Mantel, Decken, Spaten, Gasmasken u. dergleichen wurde
alles weggeworfen. Wir irrten dann erst den Tag in der Gegend herum, wußten ja nicht, wo
die deutsche u. wo die russische Front war. Am Abend stellten wir dann fest, daß wir hinter
der russischen Front waren. Gingen dann so langsam mit den Russen vor, am Tage er u. in
der Nacht wir, am Tage durften wir uns nicht blicken lassen sonst hätte er uns gefaßt u. auch
bei Nacht suchten wir Wälder, Sumpf u. Meer, stießen aber auch noch oft genug auf den Russen u. konnten von Glück sagen, daß es immer noch gut ging. Einer von uns ist zwar auch
gefallen, einer verwundet u. zwei wieder versprengt. Bis wir dan einmal günstiges Gelände
fanden, daß wir auch am Tage vorwärts konnten u. eine dunkle stürmische Nacht , in der wir
die russische u. die deutsche HKL überschreiten konnten. Am Sonntag d. 6. Okt. waren wir
wieder bei den deutschen Truppen. Am schlimmsten war es während der Zeit mit der Verpflegung, hatten nur rohe Rüben, Wurzeln u. Weißkohl zum essen, aber wenn man nichts
hat, kam man auch mit wenig aus. Am Sonntagabend waren wir bereits in Riga bei der Frontleitstelle u . montag morgen ging es wieder zur Front. Unsere Einheit war schon zwei Tag
hier, hatten den Angriff der Russen zurückgeschlagen u. war dann durchmaschiert, hatten es
doch etwas besser gehabt als wir, aber wir 8 Mann sind ja auch gut durchgekommen. Bei der
Kp. standen wir allerdings schon auf der Verlustliste. Wie ist es den nun bei Euch? Habe in der
letzten Zeit viel an Dich, meine Miez, u. meine kleinen Jungens gedacht, um sich selber sorgt
man dann am wenigsten, aber um die Angehörigen. Daß Du diese Zeit vergeblich auf Post
warten mußtest ist für Dich bestimmt schwer, aber jetzt kommt ja wieder Nachricht von mir
selber.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Litauen, d. 14. Okt. 44
Meine liebe Miez!
Habe heute mal wieder etwas Zeit zum Schreiben, ob Post weggeht weiß ich nicht, vielleicht
kann ich die Post einem Kameraden mitgeben. Du hast Dich bestimmt wieder gesorgt, wie
hatten auch mal wieder schwere Tage, hatten immer die Nachhut auf dem Rückzug bis Riga,
Der Russe drängte immer scharf nach, die letzten Tage vor Riga waren furchbar. Der Ring
wurde immer enger, der Russe deckte uns förmlich mit seiner Ari, Rak, ......... u. dergleichen
zu . In der Nacht vom 12. – 13. gingen wir dann durch Riga u. unsere Aufgabe als Nachhut
war erfüllt. Gestern hatten wir es ganz gut, konnten uns mal ausschlafen, bekamen gut zu
dessen u. trinken, Schnaps u. Bier, Marketenderwaren. gestern nachmittag ging es wieder
weiter, machten bis heute morgen 40 km. Heute liegen wir den ganzen Tag in Bereitschaft,
sollen mit Lastwagen nach Libau verladen werden. Der Russe geht dort scharf vor, will uns
wohl wieder einkesseln, jetzt sollen wir den Durchgang nach Ostpreußen freihalten. Zur
Nachhut gehören wir jetzt aber nicht mehr, werden nur noch an den Sch.......... eingesetzt,
sonst maschieren wir durch Richtung Ostpreußen.
Wie sieht es ..... bei Euch aus, wie stark ist die Familie Hullen? Post haben wir auch schon lange nicht mehr bekommen. auch sonst wurden wir nichts mehr gewahr, sind ganz von der
Welt abgeschnitten.
Meine Sachen habe ich nun auch so einigermaßen wieder, man konnte genug finden, zum
Teil weggeworfen, zum Teil von Verwundeten u. Toten, ich hatte außer meiner Pistole auch
nichts mehr mitbekommen war alles beim Iwan geblieben.
Vielleicht bekommst Du mal eine Anfragen von einer Berta Jabs, die hat Deine Adresse. Hugo
Jabs war mit mir hinter der russischen Front, wurde dann aber wieder versprengt u. wird wohl
nicht zurückgekommen sein. Da er weder .... noch ...... hatte, verwundet war er nicht
Doch jetzt grüßt Euch alle recht herzlich, in Gedanken viel bei Euch u. sehnt sich nach Euch
Euer Papa.
O. U. d. 19.10.44.
Meine liebe Miez!
Heute soll mal wieder Post weggehen will dir noch schnell schreiben. Hoffentlich kommt nun
auch mal wieder Post, damit ich weiß, wie es Dir, meiner Miez, geht, muß ja wohl schon eine
ganze Zeit wieder Vater sein? Einen Brief, den ich schon vor einigen Tagen schrieb, lege ich
noch bei, brauche dann nicht alles noch einmal schreiben. Mit dem Abtransport per L.K.W. ist
es damals nichts mehr geworden. Machten noch einige Märsche von 40 – 50 km, vorgestern
abend kamen wir gegen 10 Uhr am Marschziel an, hatten gerade gegessen u. uns zur Ruhe
begeben, kam wieder Befehl zum fertig machen, wurden auf L.K.W.s verladen u. ab ging es in
Richtung Libau. Sind jetzt etwa 70 km von Libau ab, der Weg zum Meer ist noch offen, der
Landweg soll freigekämpft werden, aber der Russe hat ungeheuer viel Material u. die deutschen Truppen sind kampfmüd, die letzten Tage vor Riga machten uns fertig. Teile meiner
alten Kameraden sind verwundet, Tote, aber nur sehr wenig, auch der Eiken von Astenderfeld
ist verwundet. Hier kamen wir auch wieder gut in die Scheiße, hatten wieder fiele Verwundete.
Unser Zug ist noch 1 Unteroffizier u. 6 Mann stark. Es kommt immer wieder Ersatz, aber der
ist auch gleich wieder weg. Jeder hofft auf eine Verwundung, um nur heraus zu kommen,
aber manchen will eben nichts treffen. Den letzten Tag in Riga lagen wir mit 5 Mann in einer
Stube, 4 Mann wurden verwundet, nur ich blieb übrig. Ob nun Glück oder Unglück weiß ich
nicht. Vielleicht meint das Schicksal es doch gut mit uns u. wir kommen nach dem Krieg gesund wieder zusammen. In dieser Hoffnung grüßt Euch alle, besonders Dir, meiner Miez, den
Jungens u. ?
Dein Hermann.
O. U. d. 21. 10. 44.
Meine liebe Miez!
Habe heute noch Zeit u. will Dir noch mal einen Brief schreiben. Die Kp. ist nun aufgestellt,
haben mal wieder Ersatz bekommen, liegen jetzt schon den zweiten Tag hier u. warten auf
Gerät u. Munition. Vorne ist jetzt auch nichts los, es regnet seit einigen Tagen, in den Stellungen steht Wasser, ist alles ein Dreck. Wir liegen jetzt in einer Scheune, bekommen 2X am
Tag warmen Kaffee u. auch das Essen wenn’s noch warm ist, für den Landser schon etwas
besonderes. Wie sieht es denn bei Euch aus, läßt der Tommy Euch in Ruhe, in Wilhelmshaven
war er ja wieder? Im Westen sind ja auch immer schwere Kämpfe, aber es geht nicht mehr so
vorwärts wie im Frontkrieg. Wir hoffen ja immer, der Krieg wäre vor dem Winter aus, wird
aber noch wohl weiter gehen. Hoffen nur, daß wir bald nach Deutschland kommen, damit wir
den Rücken frei haben.
Seid Ihr schon mit der Rübenernte fertig, in der ersten Zeit war das Wetter ja noch ganz gut,
wenn es dort auch so war wie hier. In dieser Gegend steht der Roggen schon ............. hoch,
wird aber leider alles zerstört, wo der Krieg so richtig über ging, bleibt nichts heil.
Was machen den meine Jungens, möchte gerne mal wieder mit ihnen spielen, hier findet man
so viel Kinderspielzeug, steckt auch wohl mal ein Stück ein u. wirfst es bei der nächsten Gelegenheit wieder weg; Päckchen können doch nicht geschickt werden. Heute soll auch wieder
Post kommen, ein Teil der Post ging verloren.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Litauen, d. 23. 10. 44.
Meine liebe Miez!
Gestern kam nun endlich die langersehnte Post an, mehrere Briefe von Dir, einen Brief von
Vater, einen von Herbert u. die Karte von Maisidden. Der letzte Brief war vom 5. 10. Für alles
vielen Dank, die ersehnte Nachricht war ja noch nicht dabei, kann aber noch kommen. Herbert geht es noch immer gut, war noch nicht im Einsatz u. Wein in Hülle u. Fülle. Er meint,
mit Lebensgefahr verbänden sie es dort auch, wegen den Fliegern. Na ja, jeder nach seiner
Ansicht, wenn wir einige km hinter der Front liegen, so fühlen wir uns schon ganz wohl. Diese Nacht kamen wir einige km zurück, sollen zwei Tage Ruhe haben, machten uns aber eine
schöne Pfanne Bratkartoffeln mit Fisch, bin jetzt so richtig satt u. kann in Ruhe schreiben.
Vater sein Bericht enttäuscht mich nicht, die Preise sind gegenüber denen des vorigen Jahres
wohl stark gesunken, aber man kann dabei existieren. So lange noch Vieh zu hohen Preisen
abgesetzt werden kann soll man nicht mehr aufstallen wie gefüttert werden kann. Oma
schrieb wieder so nett über die Jungens, ich glaube, die hat an ihren Enkeln sehr viel Freude,
nur schade, daß Vater kein so großer Intresse dafür hat, sonst wären die Jungens wohl mehr
dort wie zu Hause. Schön war auch Dein Bericht, wie Hans u. Fritz in den Metschlot fielen,
hätte es gerne mit angesehen. Schwengmann sein Unfall ist ja schade, jede Arbeitskraft ist ja
notwendig, hoffentlich gibt es Ersatz, zum Mist fahren, dreschen u. s. w. müßt Ihr doch Hilfe
haben. Habt Ihr schon mit Tigges abge...... u. stellt er wieder so große Ansprüche? Will Vater
den Bullen von №11, falls er gekört wird, behalten? Er hatte als Kalb etwas doppelte an sich.
die Art ist aber ja auch ziemlich rundhaftig.
Daß der abend mit Erna u. Frida bei Fritz Harms ganz gemütlich gewesen ist, kann ich mir
denken, wäre gerne mit dabei gewesen. Herbert meint, daß wir Weihnachten wieder zu Hause
wären u. wollen die Hoffnung nicht aufgeben, es gibt ja verschiedene Möglichkeiten. Die
meisten meiner alten Lüneburger Kameraden werden wohl schon wieder in Deutschland sein.
Traf in den letzten Tagen nur noch drei von ihnen, einige kamen auch in russische Gefangenschaft, werden dann als vermißt gemeldet. Hier wird es jetzt auch schon kalt, hatten schon
leichten Frost, doch zwischendurch regnet es wieder, es werden schon viele krank, haben
hier kein richtiges Winterzeug u. gerissenes Schutzzeug. .... von unserem Ausrüstungslager
fielen auch wohl in russische Hand oder wurden gesprengt.
Daß das Paket mit der Kinderwäsche angekommen ist freut mich. Du kannst es bestimmt gut
gebrauchen. Jetzt habe ich alles voll Zigaretten, gebe schon immer welche ab, weil ich keinen
Platz dafür habe, würde gerne welche wegschicken, aber es ist alles gesperrt. Ein Brief von
Dir war geöffnet. Du hattest ihn aber ganz zuversichtlich gehalten, so daß der Beamte höchstens seine Freude daran gehabt hat. In den nächsten Tagen kann ich vielleicht noch einige
Tage hinten bleiben, bekomme einen entzündeten Finger, muß mal sehen wie sich die Sache
entwickelt, ein paar Tage beim Troß sind ja auch mal ganz schön.
Herzliche Grüße sendet Euch allen, besonders Dir u. den Jungens
Dein Hermann.
O. U. d. 23. 10.44.
Meine liebe Miez!
Gestern kam mal wieder Post, ein Brief von Dir vom 28. Sept, ein Brief von Vater vom 1./2.
Okt. u. der langerwartete Brief vom 8. Okt. zugleich mit dem Telegramm. Also wieder mal ein
Junge, dazu noch am Sonntag, u. solch ein Mordskerl von 9 ½ ʉ. In Gedanken bin ich bei Dir
u. nehme Dich im Arm. An Urlaub ist doch nicht zu denken, nur mit einer Verwundung kann
man hier heraus kommen. Möchte wohl mal die Gesichter der drei „Großen“ sehen, wie sie
den kleinen Bruder bestaunen, oder ist es jetzt auch schon was altes? War Anny Tigges denn
zur rechten Zeit da? Vater schrieb nichts darüber. Hier ist die beste Zeit auch vorüber, es wird
schon mächtig kalt, aber der Jahreszeit entsprechend ist das Wetter ganz gut. Habe nur immer kalte Hände, Handschuhe haben wir noch nicht empfangen, daher auch meine schlechte
Schrift. Vorgestern machten wir einen Angriff, ich machte aber nur den Anfang mit, brachte
dann einen Verwundeten zurück, inzwischen war die Front einige km vorgekommen u. ich
konnte meine Einheit nicht wiederfinden. Stieß dann auf eine andere Truppe von uns, die sich
auch verlaufen hatte u. schloß mich denen an.
Viel Neues weiß ich nicht, warte immer, daß wir heraus gezogen werden u. nach Deutschland
kommen, aber es bleibt bei dem hoffen. Habe noch einen Brief in der Tasche, den ich schon
vor einigen Tagen schrieb, vielleicht geht die Post heute abend weg.
Dir, meiner Miez, vielen Dank u. alles Gute, Euch allen viele Grüße von
Deinem Hermann.
O. U. d. 29. 10. 44.
Meine liebe Miez!
Heute kam mal wieder Post, der erste Brief von Dir vom 15. Okt. ein Brief von Mutter u. ein
Brief von Dr. Willms, Wittmund., Dir u. Mutter vielen Dank für die Briefe. Du hast die Sache ja
noch mal wieder gut überstanden, Mutter schrieb, Du hättest wieder einen guten Appetit u.
der kleine Helmut auch, das ist ja immer ein gutes Zeichen. Anni Tigges wird den Haushalt
schon in Ordnung halten, sie ist ja alt genug u. hat die Erfahrung. Helge ist ja auch ganz
tüchtig aber noch gung u. das selbständige Arbeiten noch nicht so gewohnt. Mutter hilft wohl
auch viel mit u. Vater sorgt für den Betrieb, dann wird die Sache wohl schon gehen . Bekommt Ihr denn auch Verteidigungsanlagen durchs Land? Daß wäre ja gerade nicht schön,
aber wenn es dabei bleibt geht es noch. Du hast wohl schon allerlei Besuch gehabt, jetzt ist ja
auch schon etwas mehr Zeit zum Besuche machen, gibt es auch noch Torten? Wäre gerne mal
dort, bei meiner Miez, den Jungen begucken u. Kuchen essen. Schicke heute noch ein Paket
ab, wieder etwas Kinderwäsche u. Tabak u. Zigaretten, müßt sehen, daß Du die Rauchwaren
irgendwie unterbringst. Bekam kürzlich auch einen Brief von Alfred, hatte sein Paket noch
nicht erhalten, will jetzt doch mal Zigaretten für ihn absenden. Auch die Päckchensperre von
der Heimat an die Front ist aufgehoben, haben jetzt Zulassungsmarken bekommen, schicke
Dir immer zwei im Brief mit. Schicke aber nur Sachen, die sich auch halten, Du weißt ja wie
lange es dauert. Wenn Du etwas Stopfgarn u. eine Stopfnadel mitschicken könntest, wäre mir
schon viel geholfen. Ein paar lange Strümpfe könnte ich gut gebrauchen, hast Du noch
Strumpfbänder?
Dir, meinem Kleeblatt u. allen anderen die herzlichsten Grüße von
Deinem Hermann.
O. U. d. 30. Okt. 44.
Meine liebe Miez!
Habe heute noch mal wieder Zeit zum schreiben, will noch schnell einen Brief fertig machen.
Schreib heute schon an Dr. Willms u. an Alfred, machte auch ein Päckchen mit Zigaretten für
Alfred fertig, sind wohl 140 – 150 Stück, gezählt habe ich sie nicht, bei uns kommt es auf 10
– 20 garnicht mehr an . Schicke auch wieder einige Marken mit, einige sagen, die Marken wären für 1 kg Päckchen, andere meinen, für jede 100 gr müßte eine Marke geklebt werden,
mußt Dich erst mal bei Lutz erkundigen. Ganz viel wird es wohl auch nicht mit dem schicken,
aber es ist doch immer mal etwas aus der Heimat. Du bist jetzt sicher auch wieder ganz auf
den Beinen, war Anny Tigges noch länger da, damit Du Dich etwas schonen konntest? verdient hättest du es doch bestimmt. Heute ging wieder einer meiner alten Kameraden zum H.
V. P. hatte einen Splitter im Finger, wird wohl bald wieder hier sein, denn nach Deutschland
geht es nicht so schnell.
Heute u. gestern war der Iwan mal wieder sehr aktiv mit seiner Luftwaffe, dem fehlt es auch
nicht an Sprit. In den letzten Tagen hatten wir schon Frost, können kaum noch in die Erde
kommen, hoffentlich machen wir nicht zu oft Stellungswechsel, das Schanzen ist heute schon
eine Arbeit. So ruhige Tage wie zu.... in Estland haben wir jetzt nicht mehr, hier sind beständig Angriffe u. Gegenangriffe, auch das Essen ist nicht mehr so einfach, die Reserven des
Landes sind bald erschöpft, aus Deutschland gibt es nicht mehr viel. Wenn die ..............
nicht ihre vollen Marken hätten wäre es mit der Verpflegung bestimmt schon schlechter, aber
einige Kp. sind schon bald ganz zusammen geschmolzen. Wie ist es denn mit dem Heimatsturm, muß Opa da auch noch mitmachen, oder bleibt er verschont, er ist ja auch schon bald
60 Jahre . Wie sieht es denn sonst bei Euch aus, steht das Getreide gut? säte Fr. Harms das
Getreide oder Waddick? habt ich noch genug Gras, damit das Vieh auslaufen kann? Wo bleibt
Ihr nur mit all den Eutern, im Stall, in der kleinen Reihe können die doch nicht alle stehen,
müssen wohl welche ins Landhaus?
Was machen Hugo u. Willi Pannbacker denn jetzt? Cathrine u. Lenchen waren doch sicher
auch bei Dir? Ich wollte schon immer mal an die beiden schreiben, haben aber wenig Gelegenheit u. wenn schon mal die Gelegenheit, dann keine Lust. Aus Langeweile braucht man
hier nicht zu schreiben.
Euch, meine Lieben, sowie alle Hodenser die herzlichsten Grüße von
Deinem Hermann.
O. U. d. 1. 11. 1944.
Meine liebe Miez!
Haben heute mal wieder etwas Ruhe, zogen uns diese Nacht wieder einige km zurück, dazu
regnet es, sodaß der Iwan seine Flieger u. Panzer nicht so einsetzen kann. Dreckig ist es dafür aber um so mehr, wir sahen aus wie die Schweine, der Boden ist ...... Lehm u. nach einige
Spatenstichen kommt schon Grundwasser, denke mir, daß es bei Euch auch so etwas ist.
Möchte wohl bei Euch, also in der Heimat Soldat sein, aber lieber zu Hause im Bett wie im
Graben liegen. Denke jetzt so oft, wie gut es die Soldaten bei den Sch............... oder Marineattelerie haben , am schlechtesten hat es doch immer der Infantrist vorn im Graben, kam
aber noch froh sein, daß ich nicht zur Schützenkompanie gekommen bin, etwas besser hat
man es bei der 12 Kp. doch. Machte heute wieder zwei Päckchen fertig, eins mit 120 Zigaretten, das andere mit .....waren, Zigaretten, Zahnbürste, sowie einigen Zigarren für Vater. Ob
Du mit den Zigaretten viel anfangen kannst weiß ich nicht, die Kameraden aus den größeren
Städten sagen immer, daß ihre Frauen für Zigaretten noch vieles bekommen können, aber auf
dem Lande ist es wohl nicht so schlimm, oder kann man dort für Zigaretten auch was bekommen? Die Urlaubssperre soll jetzt auch etwas gelockert werden, wer 1 Jahr keinen Urlaub
hatte, einen Panzer knackt, Hochzeit macht oder die .... Nahkampfspanne bekommen hat,
dann sind die Aussichten für mich ja nicht sehr groß. Aber vielleicht werde ich auch noch
verwundet u. komme nach Deutschland. – Hast Du schon ein Päckchen für mich abgeschickt?
Mit den Strümpfen ist es nicht mehr so wichtig, habe eine Überhose bekommen, die hält ganz
schön warm, ist Wattegefuttert, Strümpfe sind auch schon zu schwer, gehen zu viel Marken
mit weg. Zwei Marken schicke ich heut noch mit, dann sind die auch alle. Denken jetzt schon
oft an Weihnachten, wer weiß wo wir dann sind, vielleicht werden wir noch mal heraus gezogen, oder das Baltikum ist bis dahin von uns aufgegeben, vielleicht ist dann auch schon der
Krieg beendet. Wie ist denn das Wetter bei Euch, war es noch immer gut u. habt Ihr die Rüben
gut nach Hause bekommen? Was macht denn der kleine Helmut, kann er schon bald laufen?
Wenn ich mal nach Hause komme, so kommen sicher gleich alle vier Jungens angerannt.
Jetzt grüßt Euch alle recht herzlich u. hoffe, das es Euch allen recht gut geht
Euer Papa.
O. U. d. 4. Nov. 44.
Meine liebe Miez!
Erhielt gestern u. vorgestern wieder Post von Dir, vom 18. u. 20. Okt., vielen Dank, freue
mich immer, daß es Euch allen, vor allem Dir, gut geht. Langeweile hattest Du die Tage ja
bestimmt nicht, hattest ja genug Besuch. Aber – nur Hans hat Ähnlichkeit mit mir u. die Anderen Arten nach der Cordesschen Seite, wenn ich nicht zu Hause gewesen wäre, könnte
schlecht von Dir denken. Du fragst nach Wintersachen, wir sind jetzt ziemlich für den Winter
ausgerüstet, manchmal ist es uns noch zu warm, allerdings 40 – 50 ° Kälte dürfen nicht
kommen. Die Post von dort kommt wohl so ziemlich alle an, manchmal dauert es drei Wochen, oft auch nur 12 – 14 Tage. Das Wetter ist wieder milder, aber sehr viel Regen, alles ist
ein Dreck, habe Gummistiefel bekommen, kann so wenigstens durch den Dreck.
Euch allen, besonders Euch fünf Lieben die herzlichsten Grüße von
Deinem Hermann.
O. U. d. 6. 11. 1944.
Meine liebe Miez!
Bekamen gestern noch mal 2 Marken für Weihnachtspäckchen, will sie Dir gleich schicken, die
Weihnachtspäckchen sollen bis zum 30.11. abgeschickt werden. Wir hatten mal wieder ein
paar ruhige Tage , was man bei uns ruhig nennt, ein paar Einschläge vor der Haustür (sprich
Bunker) machen uns schon nichts mehr aus. Schlachteten gestern abend ein Schaf, heute sind
wir den ganzen Tag am braten u. kochen, es fehlt wohl an den meisten Zutaten, aber mit .....
u. Fleisch u. etwas Wasser laßt sich ja auch schon was machen. Am meisten Appetit hat man
jetzt auf Süßigkeiten, in der Kaserne könnte man genug Süßigkeiten für Zigaretten bekommen, aber hier gibt keiner was ab.
Es geht noch immer das Gerücht, das wir hier heraus sollen nach Ostpreußen, aber immer
kommt wieder was dazwischen, die 31. J. D. muß immer wieder mit dabei sein. Gestern bekam ich mal wieder einen Brief von Alfred, der strengt sich ordentlich an, inzwischen war er
ja auch wohl in Hodens u. teilte Dir seine Neuigkeiten mit. Das Wetter ist hier mal wider ganz
mild u. bedeckt, haben so wenigstens Ruhe vor den russischen Fliegern. Wenn die beständig
über einem herum kreisen u. ihre Eier abwerfen, so fühlt man sich doch nicht wohl. Wie sieht
es denn bei Euch aus, ist dort noch alles wohl? Das Vieh ist wohl schon bald alles auf dem
Stall, oder ist das Wetter dort auch so mild wie hier? Wie machen sich denn die Füllen, kann
man Elfe jetzt etwas besser kriegen?
Herzliche Grüße sendet Euch allen, besonders meine fünf Kleinen
Euer Papa.
O. U. d. 8. 11. 1944.
Meine liebe Miez!
Müssen heute abend nach vorn, will Dir jetzt noch schnell einen Brief schreiben. Bauten gestern u. heute den Bunker für den Kp-Chef, dabei hat man noch wohl mal Zeit zum waschen,
schreiben u. kochen. An solchen Tagen essen wir wohl die ganze Wochenration an Fleisch u.
Fett wie sie der ........ bekommt. In dieser Gegend ist auch Vieh, Schafe u. Schweine, Kartoffeln werden schon etwas knapp. Packte heute noch wieder zwei Päckchen, eines mit Leder,
allerdings nur Spaltleder, u. eins mit Gummiabsätzen, für Deine hohen Absätze sind keine
dabei, aber vielleicht läßt sich dann tauschen. Eine kleine Kugel für die Jungens ist auch mit
dabei. Werde auch wohl bald wieder Rauchwaren schicken, habe genug davon. Zigarren für
Opa habe ich auch, es fehlt mir der geeignete Karton.
Im Westen geht es jetzt ja auch wieder vorwärts, es wäre gut, wenn das deutsche Land vom
Krieg verschont bliebe. Im Osten werden die Fronten auch gehalten, haben Verstärkung bekommen u. können dem Iwan jetzt trotzen, mit dem baldigen Kriegsende wird es aber wohl
nichts werden.
Wie sieht es denn bei Euch aus, habe schon seit einigen Tagen keine Post mehr bekommen,
die schwerste Zeit hast Du jetzt ja wieder gut überstanden. Spricht Hans noch wohl mal von
Papa?
Herzliche Grüße Dir u. den Jungens, sowie allen Hodensern von Deinem Hermann.
O. U. d. 10. 11. 44.
Meine liebe Miez!
Für Deinen lieben Brief vom 28. Okt. den ich vorgestern bekam, vielen Dank. Wollte schon
gestern schreiben, bauten aber einen Bunker für uns u. hatte keine Zeit. Im Bunkerbau sind
wir schon Spezialisten, immer wenn der Bunker gerade fertig ist, geht es wieder zurück u. der
Iwan bezieht unseren schönen Bunker. Man sollte doch meinen, daß er sich dafür erkenntlich
zeigt, aber er schickt uns nur eiserne Grüße. Du schreibst in Deinem Brief von 6 Uhr Feierabend, in der Stube sitzen u. schreiben, dazu käme mir noch, daß ich mit den Jungens im
Sofa herum turnte, wann kommt diese schöne Zeit mal wieder, erst jetzt merkt man wie gut
man es gehabt hat.
Diesen Winter werden wir wohl hier bleiben, denn der Vorposten Kurland soll ja gehalten
werden. Hoffentlich wird der Winter nicht zu streng, daß der .......... offen bleibt.
Daß Frida Schipper sich schon genug zur Familie Harms ........ kann ich mir denken, daß ist
eben ihre Art gleich aufs Ganze oder alles Ernst zu nehmen. Bei Herm. Leiner möchte ich
wohl mal Mäuschen spielen, wie der seine Flitterwochen verbringt. Aber ob er noch mal mit
seinen Kindern Fußball spielen kann, ist eine Frage, er könnte ja der Großvater seiner Kinder
sein. Für Hanni Folkers wird es auch bald Zeit, daß sie heiratet, sonst kommen bei ihr noch
div. Jungfernschrullen durch, eigensinnig genug ist sie ja schon.
Für Onkel Didi wäre es auch wohl gut, wenn der Krieg bald aus u. ... zurück wäre.
????
Post von Dir, daß Du immer weiterschreibst, auch wenn Du keine Post von mir bekommst. Es
muß wohl mal Post verloren gegangen sein, denn länger wie 8 – 14 tage habe ich wohl nie
mit dem Schreiben ausgesetzt. In den ersten Oktoberwochen schrieb ich noch, dann wieder
etwa um den 14. Okt. Doch jetzt wirst Du wohl Nachricht genug erhalten, schreib fast jeden
zweiten Tag, u. auch wissen, wie wir drin gesessen haben.
Wenn Du mal nach Jever kommst, mußt Du auch mit Kleinsteuber abrechnen wegen dem Radio u. dem Fahrrad, wir bekommen noch Geld zu, damals sollte ja erst etwas Gras über die
Sache wachsen.
Mit der Freizeit wird es hier auch immer schlechter, müssen jede freie Minute Panzer knacken im ...., werde wohl schon bald 100 Abschüsse haben. Kannst Du Dir das vorstellen? Oft
meint man, der Rücken wäre ein Exerzierplatz, etwas weniger ..... ich hier aber son bekommen. Doch jetzt Schluß, ein Kamerad ruft mich gerade zum essen er hat was organisiert, mal
sehen was.
Euch meinen Lieben u. allen Hodensern die herzlichsten Grüße von
Deinem Hermann.
Lege noch mal zwei Marken für Weihnachtspäckchen ein.
O. u. d. 11.11. 1944.
Meine liebe Miez!
Gestern schrieb ich Dir schon einen Brief, waren beim Bunkerbau, hatten den Bunker gegen
Abend gerade fertig, da mußten wir wieder abrücken. Liegen nun heute in Ruhe, das Wetter
hat sich sehr verschlechtert, so ein richtiges Matschwetter. Heute abend wird es wohl wieder
in Stellung gehen u. wieder ans Bunkerbauen.
Packte auch schon wieder ein Päckchen für Dich, aber nur Rauchwaren, Du wirst wohl denken, was Du mit den Sachen anfangen sollst, wir wissen es aber auch nicht, während in der
Heimat die Rauchwaren sehr knapp sind. Wenn es nicht anders geht hat vielleicht H. Thorwächter Verwendung dafür, u. Du bekommst sonstige Vergünstigungen. Wenn wir statt der
Rauchwaren Süßigkeiten bekämen, wäre mir u. auch sicher Euch lieber, die Jungens mögen
doch auch gerne mal Schokolade oder dergleichen. Gestern fanden wir im Wald einen Bunker
mit Fleisch, Speck, Schmalz u. sonstigen guten Sachen, wollten Euch früh hin u. es holen,
leider kam der Abmarsch dazwischen u. wir hatten wieder das Nachsehen.
Jetzt Euch allen, vor allem meinen Fünfen, die herzlichsten Grüße von
Deinem Hermann.
O. U. 13. 11. 1944.
Meine liebe Miez!
Erhielt gestern Deinen lieben Brief vom 3. 11. u. das Briefpapier, vielen Dank dafür. Es freut
mich, das Du nun endlich Post von mir bekommen hast. Verstehe nicht, das die Post so lange
ausblieb, von dort nach hier geht es jetzt ganz gut, 9 – 10 Tage. Das Briefpapier kann ich mal
wieder gut gebrauchen, meins wurde feucht u. ist alles verklebt. Kannst Du nicht hin und
wieder mal einige Briefe, vor allem Umschläge mitschicken, wir können zur Zeit nichts trocken halten. Über dem Verbleib meines Kameraden Jabs bist Du dann ja auch Unterrichtet u.
kannst der Frau Nachricht geben. Jabs machte in den paar Urlaubstagen im Juli Hochzeit, hat
nichts von seiner Ehe gehabt. Gestern wurde wieder einer Schütze zwo verwundet, der dritte
in gut vier Wochen, bekommen alle einen schönen Heimatschuß. Doch nun Schluß, muß
gleich zum Chef.
Herzliche Grüße Euch allen, Euch fünfen einen dicken Kuß
vom Papa.
O. u. d. 16. 11. 1944.
Meine liebe Miez!
Will Dir noch schnell einen Brief schreiben, viel Zeit haben wir jetzt nicht, müssen Nachts
schanzen, tags schlafen, Bunker bauen, Kartoffeln kochen oder braten u. s. w. Du siehst unser Tag ist voll ausgefüllt, überarbeiten tut sich zwar keiner aber Langeweile hat man auch
nicht, die Tage vergehen wie im Fluge. Man kann sich garnicht vorstellen, daß schon in 6 Wochen Weihnachten ist u. wo werden wir dann feiern? Das Wetter ist jetzt winterlich, gestern u.
vorgestern fror es, heute weht ein kalter Ostwind, es könnte wohl Schnee geben. Zu essen
haben wir mal wieder genug, kamen doch noch wieder an das Waldlager u. holten uns Schinken u. Speck. Eine Kartoffelmiete ist auch in der Nähe, dann kann es auch ja nicht schlecht
gehen. Der Iwan setzt uns zwar jeden Tag ein paar Ansichtskarten vor die Tür, aber bis jetzt
hatten wir nur einen Verwundeten. Wir alten Hasen wissen schon früh genug wo er so etwas
hin schießt u. sind das Leben hier auch schon gewähnt, aber für den neuen Ersatz aus
Deutschland ist es schon schwer. Vor einigen Tagen ....... ich einen Brief von Hans Harms,
angefangen am 22. Aug., fertig gemacht im September nach dem Putsch in Rumänien. Hans
hat da auch wohl allerhand mitgemacht. Es ist wohl an allen Fronten dasselbe, überall harte
Kämpfe.
Wie geht es Dir denn, bist Du jetzt wieder ganz mobil? Hast Du auch schon das E. K. (Mutterkreuz)? Doch jetzt Schluß, die Kartoffelpfuffer sind fertig.
Herzliche Grüße Euch allen, besonders meinen Fünfen
vom Papa.
O. U. d. 18. 11. 1944.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Für Deinen lieben Brief vom 5. 11. vielen Dank, bekam auch einen Brief von Vater mit der
Wirtschaftsübersicht, auch dafür vielen Dank. Wollte schon gestern schreiben, bekamen aber
den soundsovielten Bunker erst gegen Abend fertig. Wurde vorhin beim Schreiben unterbrochen, der Iwan wollte mal .........., was unser Bunker abhält, bekam aber nur das Fenster kaputt. Saßen so schön beim Feuer, da fing das trommeln an, der Russe kam aber nicht durch
u. wir können noch weiter in unserem Bunker bleiben. Haben ein ganz nettes Wochenendhäuschen fertig, uns fehlt nur das elektrische Licht, denn Kerzen sind knapp. Du schreibst so
nett von den Jungens, Fritz ist wohl schon verwegener wie Gert, Hans fühlt sich wohl schon
ordentlich als Ältester. Vater fragt nach, wo das Thomasmehl hin soll, es kann auf der Weide
in St. Joost vorm Giebel u. auf dem Haferpappeln vor der Kirche. Auf den Kleestoppeln kann
es ja schon ...... übrige, für Flachs muß mal auf Schnee oder wenn es etwas trüb. Das Vieh ist
ja nun alles weg, die Bullen von Ortgies u. „Onken“ haben ja nichts eingebracht, wenn von
denen die R... gemacht werden müßte Ware es schlimm. Vater hat seinen Heino ja auch noch
ganz gut verkauft, nur ob er bei .... Martens das ......... noch fertig machen kann ist eine Frage. Nimmt Vater denn Nanny auf Futter? Doch jetzt muß ich schließen, die Essenholer gehen
gleich weg.
Herzliche Grüße Euch allen, dir u. den Jungens einen dicken Kuß
vom Papa.
Postkarte
O. U. d. 21. 11. 1944.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Muß Euch jetzt schon Karten schreiben, meine Feldpostbriefe sind alle verklebt u. auch die
Umschläge. Wenn ich noch Klebstoff hätte ginge es, aber den hat jetzt der Iwan. Das Wetter
hat sich jetzt zum Glück wieder gebessert, hatten in den letzten Tagen viel Regen u. sehr viel
Dreck, sahen wieder aus wie die Schweine. Der Iwan wollte auch mal wieder nicht Ruhe halten, schickte uns allerhand Eisen herüber, bekam dann aber ordentlich was auf die Schnauze.
Ist das Wetter bei Euch noch gut u. wie ist es mit der Seuche, greift die noch weiter um sich?
Kommen schon Päckchen? Machte heute mal wieder ein Päckchen mit Tabak für Vater fertig,
zwei Päckchen schickte ich schon vor einigen Tagen ab, hatten den ganzen Rucksack voll.
Was machen denn die Jungens? Hans ist sicher gerne im Stall? Ihr müßt jetzt aber sicher
tüchtig auf die Jungens aufpassen, sonst sitzen sie überall drin? Bekommt Ihr auch bald wieder was zu melken, habt Ihr auch noch ..... Kühe oder sind die alle weg?
Wünsche Euch alles Gute, herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Postkarte
Im Felde, d. 26. 11. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Bekam schon vor einigen Tagen 2 Briefe von Dir u. einen von Vater, vielen Dank. Wollte schon
immer schreiben, hatte aber keine Gelegenheit, der Iwan hält uns zur Zeit ziemlich in Arbeit,
er will wohl mal wieder zur ...... durch.
Du schreibst in Deinem Brief von Weihnachtsgeschenken für die Jungens, viel gibt es wohl
nicht, aber etwas ist ja immer da. Über den Weihnachtsbaum u. Kerzen freuen sich die Kleinen ja auch schon. Ich habe noch ein kleines Geschenk für Dich, schleppe schon die ganze
Zeit damit herum, habe nur kein Papier oder Karton zum einpacken hoffentlich bekomme ich
es noch vor Weihnachten hin. Das Wetter hat sich mal wieder verschlechtert, der Frost hält
sich noch nicht trotz zunehmendem Mond.
Bei Euch hat es ja auch wohl viel geregnet. Vater schrieb, die Dämme wären unter Wasser.
Dann ist das Vieh jetzt wohl schon fast alles aufgestallt, es wird doch zuviel zertreten.
In der Hoffnung, daß es Euch allen recht gut geht grüßt Euch alle recht herzlich
Dein Hermann.
Im Felde, d. 27. 11. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Will noch schnell , ehe es dunkel wird, einen Brief an Euch fertig machen, die Tage sind ja
jetzt so kurz. Gestern kam ein Brief von Dir, heute wieder zwei an, vielen Dank, man freut
sich doch zu jedem Brief. Du fragst nach der Frau Jabs, schrieb Dir schon mal, daß die in den
paar Urlaubstagen im Juli heirateten, der Brief kam aber wohl nicht an. Die Beiden haben
nichts von Ihrer Ehe gehabt, es kann ja aber noch immer sein, daß Jabs in Gefangenschaft
kam u. noch mal zurückkehrt. Auch schreibst Du immer von Urlaub, meine liebe Miez, Du
weißt ja selber, wie sehr ich mich nach Euch u. nach Hodens sehne, wie gerne ich mal wieder
mit meinen Jungens spielen möchte u. mal wieder bei Dir wäre, - aber – es ist nur ein
Wunschtraum. Urlaub gibt es solange man gesund ist überhaupt nicht, außer in Todesfällen
oder zur Hochzeit, letzteres kommt für uns ja nicht mehr in Frage u. ersteres wollen wir nicht
hoffen. Bei leichteren Verwundungen gibt es auch keinen Urlaub, nur bei schweren Verwundungen. Dann ist es vielleicht doch besser gesund u. hier, einmal muß der Krieg doch auch
ein Ende haben. Jetzt kann ich ja auch bald auf Päckchen hoffen, oder ob es die erst zu Weihnachten gibt? Alfred schrieb mir kürzlich auch, er strengt sich ja ordentlich an, aber ob es nur
die Aussicht auf Zigaretten ist? Kriegtest Du schon Päckchen mit Rauchwaren u. das Päckchen
mit Kinderwäsche, ich schickte doch schon öfter was ab? Seit Ende September wird immer
gesagt, wir würden bald abgelöst, aber immer kam wieder was dazwischen, hoffentlich ist es
jetzt bald der Fall, damit wir Weihnachten in Deutschland verleben können, aber groß ist die
Aussicht nicht, der Iwan will sich hier garnicht beruhigen, setzt wohl alles dran, uns hier heraus zu werfen. – Erna Hesemeyer kommt wohl gerne ins Jeverland, fühlt sich auch wohl schon
zur Familie Harms u. paßt sich den Schwiegereltern wohl noch besser an wie Mimi. Für Dich
ist es bestimmt schön, mal solch netten Besuch zu haben u. dann auch noch die anschließenden Besuche bei Elisabeth u. Frida. Schön wäre es ja, wenn ich dabei sein könnte, wir müssen
aber noch von der schönen Zeit zehren, die wir gehabt haben, manche sind schon 5 – 6 u.
noch mehr Jahre Soldat. Wir müssen nur hoffen, daß die schöne Zeit noch mal wieder kommt,
damit ich noch mit meinen Jungens Fußball spielen kann.
In dieser Hoffnung grüßt Euch alle, besonders Dich u. die Jungens
Dein Hermann.
Kurland, d. 29. 11. 44.
Meine liebe Miez!
Heute kam mal wieder ein Haufen Post an, ein lieber Brief von Dir, einer von Vater, von Sophie u. von Herbert, Dir u. den Eltern vielen Dank. Sophie schickte Zigaretten u. Briefpapier
mit, die weiß, was der Landser gebraucht, aber mit Zigaretten kann man mir ja aber keine
Freude machen, komme immer gut mit den Rauchwaren aus, obgleich es jetzt auch etwas
knapper wird. Vater schickte mir wieder den Wirtschaftsbericht. Das Vieh ist ja noch alles
ganz gut verkauft, um die Pacht braucht Ihr Euch ja nicht zu sorgen. Ganz so schlecht wie bei
Euch ist das Wetter hier noch nicht, es regnete wohl viel, aber im Sandboden ist es schnell
wieder weg. Liegen jetzt auch in etwas ruhigerer Stellung, habe noch wohl mal Zeit zum
schreiben u. waschen. Es wird immer von Ablösung gesprochen, aber ob es mal klappt ist
eine Frage, wir können nur hoffen. Richard Taddigs versteht es aber, ein Bein ........ möchte
ich auch wohl mal, auch .. .......... hat den Bogen raus. Aber so lange es mir noch gut geht will
ich zufrieden sein. 95 % unseres Btl. sind schon aus.
Die herzlichsten Grüße sendet Euch allen, besonders Euch Fünfen
Dein Hermann.
Kurland, d. 3. 12. 44.
Meine liebe Miez!
Heute kamen wieder zwei Briefe vom 23. u. 25 von Dir an, vielen Dank. du strengst Dich ja
ordentlich an, alle paar Tage kommt eine Handvoll Briefe an. Bei Euch ist das Wetter ja wohl
recht miese, immer Regen, hier ist das Frostwetter auch mal wieder vorbei, gestern regnete
es etwas, heute gibt es Schneematsch. Haben aber ganz nette Bunker, bauten gestern mal
wieder einen neuen, u. halten es wohl aus.
Mit unserer Ablösung nach Deutschland wird es wohl nichts, bekamen in den letzten Tagen
viel Ersatz u. sind jetzt bald wieder kampfstark. Hatten heute schon ....., verlor mein Etui mit
Füllhalter u. Bleistift, als ich es merkte suchte ich gleich alles ab, war aber nichts mehr zu
finden, da wird sich mal wieder einer freuen, einem Füllfederhalter zu finden. die 1600 ʉ
Rapskuchen könnt Ihr wohl ganz gut gebrauchen, ist der Flachs eigentlich schon weg? Wenn
nicht, müßt Ihr ihn mal anbinden, vielleicht kommen dann die Ölkuchen für den Flachs wieder
nach. Welches Beest mit der Scheippe ist denn nicht tragend, von ...№10 oder von №11. Von
№10 hatten wir vor zwei Jahren ja auch schon ein helles Beest, was nicht tragend konnte. Es
freut mich, das jetzt auch die Päckchen von mir gekommen, sind die Zigaretten noch gut?
Schicke heute mein EK mit, hast Du auch schon Dein E.K.?
Herzliche Grüße Euch allen, Dir u. den Kindern ja einen dicken Kuß
von Papa.
Kurland, d. 5. 12. 44.
Meine liebe Miez!
Morgen haben wir schon den 6. Dez., St. Nikolaus u. Mutters Geburtstag. Könnte ich doch
jetzt zu Hause sein u. sehen, wie die Jungens sich zu den St. Nikolausgaben freuen. Gestern
schickte ich auch das Weihnachtspaket für Dich ab, hoffentlich kommt es an. Tante ........
wird es zwar noch be...... müssen, denn Du hast doch sicher wieder Deine jugendlich schlanke Figur.
Die Pferde habt Ihr ja nun alle aufgestallt, ist Nanny nun bei Vater, oder will er seine Luise
schon anspannen? Wie machte sich „Omas Luise“? „Opas Heino“ ist wohl schon in der Wurst,
geht sicher an die Wehrmacht. Kam Vaters Zigarettenpäckchen schon an? Die sind schon zu
Weihnachten. Zur Zeit ist es hier ziemlich ruhig, bauen nur unsere Stellungen aus u. Bunker.
Das Wetter könnte zwar etwas besser sein, etwas Schneematsch, für Dezember aber noch
immer ganz gut. Zu Hause wäre jetzt die Zeit, daß Papa auch mal in der Stube sitzen könnte,
aber leider sind hier keine Stuben mehr. Die Häuser hier sind alle kaputt u. wurden zum Bunkerbau abgebrochen. Wenn ich das Holz alles zu Hause hätte, was ich schon in Bunkern verbaute, so könnte ich ein Holzgeschäft anfangen.
Heute abend könnte es wieder Post geben, hoffentlich auch ein Päckchen das Essen u. die
Post sind hier ja die Hauptsache.
Herzliche Grüße Euch allen, Dir u. den Jungens einen dicken Kuß
vom Papa.
Kurland, d. 7. 12. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Heute kamen wieder zwei Päckchen von Dir an, eins davon mit der Uhr, vielen Dank dafür.
Hatte schon Angst, die Päckchen wären schon verloren gegangen, diesmal ging’s aber noch
gut. Hier ereignet sich jetzt eigentlich nichts, auf beiden Seiten ist es ziemlich ruhig. Fangen
jetzt wieder einen neuen Bunker an, der aber mit allem zur Verfügung stehenden Komfort,
einer Tür, Fenster u. Ofen, ausgestattet ist. Mit der Post klappt es sonst ja sehr gut. Briefe
dauern oft nur 8 – 10 Tage, diese Päckchen auch nur gut 14 Tage. Meine schlechte Schrift
mußt Du schon entschuldigen, schreibe beim Schein des Feuers. Kerzen sind sehr knapp.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
O. U. d. 12. 12. 44.
Meine liebe Miez!
Will Dir noch schnell einen Brief schreiben, bekam heute drei Briefe von Dir, einen von Vater
u. einen von Alfred. Für alle meinen herzlichsten Dank. Ihr schreibt immer von Weihnachten
auf Urlaub kommen, ja, meine Lieben, ich käme gern, aber es sind genug hier, die schon über
1 Jahr nicht zu Hause waren, die kommen noch immer zuerst, wenn es Urlaub geben sollte.
Auch zur Hochzeit des Bruders gibt es keinen Urlaub, nur zur eigenen Hochzeit. Wie geht es
denn jetzt mit Alfred u. den Eltern, fügt Alfred sich etwas oder ist er noch so halsstarrig? Für
die Zigaretten bedankt er sich tüchtig, kommt wohl schlecht mit seinen Rauchwaren hin. In
den nächsten Tagen werde ich wieder Tabak u. Zigaretten abschicken, wenn Alfred dann
noch oder wieder zu Hause ist, kann er ja was abbekommen. Vater wird sich auch sicher
freuen, wenn es wieder Rauchwaren gibt. Vater sein Getreidebericht ist ja auch einigermaßen
günstig, der letzte Weizen bringt ja leicht das noch fehlende Kontingentgetreide auf. Hoffentlich braucht nicht noch mehr abgeliefert werden. Vater schickte die 8 Gebete von Herbert Becke mit, er bringt ja an u. für sich nichts Neues, aber wenn alles nach seinen Gebeten gehen
soll, muß er erst die .....fer lassen vom Militär, denn er war nur in Polen u. andere Ausländer
wirtschaften kann nicht das meiste geleistet werden. Gestern bekam ich einen Brief von Mariechen v. Th. , die war über ihr drittes Mädchen wohl mehr enttäuscht wie wir über den vierten
Jungen. Mariechen hatte es aber leichter wie Du, brauchte aber auch nur 2/3 von ihm auf wie
Du. Hans v. Th. hat ja mächtig Glück, das er so oft Urlaub hat, wenn ich nur halb so viel hätte, wäre ich auch schon zufrieden. Aber wenn sie diesen Winter nicht schlachten können wird
Mariechen sich doch noch umsehen. Sind Eure Schweine schon bald fertig? Zum schlachten
wäre ich gerne mal zu Hause, denn unsere Vorräte sind jetzt auch alle. Die Tage hier sind
ganz ruhig, aber kurz, um ½ 5 Uhr ist es schon dunkel u. um 7 Uhr morgens beginnt es zu
grauen, die Nächte sind für uns sehr lang. Kerzen gibt es fast garkeine, also geht es schon
um ½ 6 Uhr ins Bett. Am Tage bauen wir noch am Bunker, haben kaum Zeit unsere Sachen in
Ordnung zu halten. Aber nach Weihnachten werden die Tage wohl wieder länger, daß man
etwas mehr Zeit hat. Doch jetzt will ich schließen, die Post geht gleich ab. Dieser Brief wird
wohl etwa zu Weihnachten kommen, wünsche Euch allen eine frohe Weihnachten, hoffentlich
können wir nächstes Jahr wieder zusammen feiern.
Es grüßt Euch auf das herzlichste, Dir u. den Jungens einen Kuß
von Papa.
Kurland, d. 16. 12. 44
Meine liebe Miez!
Für Deine letzten Briefe vom 28. 11, 1. 12. u. 3. 12 vielen Dank, sie kamen alle auf einmal u.
zugleich kam auch ein Brief von Vater u. einer von Alfred. Auch Frau Jabs schrieb mir, sie
habe jetzt die Vermißtenmeldung ihres Mannes erhalten u. bittet mich jetzt um nähere Angaben , das wird noch ein schwerer Brief für mich. Heute habe ich mal so richtig Zeit zum
schreiben, bin einen Tag beim Troß zur Erholung, lange ist es ja gerade nicht, aber man hat
mal Zeit sich gründlich zu waschen, rasieren, putze mir sogar mal wieder, nach langer Zeit,
die Zähne. Können mal wieder unsere Sachen in Ordnung bringen u. schreiben. Heute morgen bekamen wir sogar belegte Brote gebracht, besser kann der Landser es sich ja garnicht
wünschen. Zu allem gibt es hier auch genug, es fehlt an nichts, nur Urlaubsscheine könnten
bald mal wieder verteilt werden. In 8 Tagen ist schon Weihnachten, hoffentlich haben wir
dann noch unseren alten Bunker. Weihnachtsbäume gibt es hier genug, besser u. billiger wie
bei Euch, nur Kerzen u. Behang fehlen. Fehlen wird uns allerdings Weihnachten noch mehr,
das Heim u. die Familie, aber es sind ja so viele, denen es so geht.
Wann soll denn nun Alfred seine Hochzeit stattfinden, wird es schon bald Hoch-Zeit? Urlaub
bekomme ich dazu aber nicht, den gibt es nur zu eigenen Hochzeit, das haben wir aber
schon hinter uns. Wenn die Urlaubssperre mal gelockert wird, tröste ich wegen meiner 4 Jungens bevorzugt werden, aber es sind genug hier, die über ein Jahr nicht zu Hause waren. Das
Hugo Pannbacker wieder in Deutschland ist weißt Du wohl schon? er war ja auch in dieser
Gegend, er ist jetzt bei der F. G. u. weit hinter der Front, arbeiten mit in der landwirtschaft u.
zum schanzen. Ich gönne es ihm aber, er war ja schon lange genug hier oben. Hier laufen
noch immer die Gerüchte, daß wir nach Deutschland sollen, wir glauben aber nicht mehr
recht daran, es ging schon zu lange so. die Stellung hier ist zur Zeit ja auch ganz ruhig, sodaß wir uns noch garnicht weg wünschen, ob es an den anderen Fronten so ruhig ist, ist eine
Frage. Gestern kam einer meiner alten Kameraden wieder, der mit mir schon in Astfeld war,
bekam nur einen kleinen Splitter im Finger, bekam aber Blutvergiftung hinzu u. war 6 Wochen
im Lazarett, es wäre eine schöne Zeit für ihn gewesen. Vielleicht habe ich auch noch mal das
Glück eine Zeit heraus zu kommen. Besser wäre es ja, wenn ich mal nach Hause könnte, zu
Dir u. zu meinen Jungens, dann brauchte Papa sich nicht, wenn es regnete, eine alte Jacke
anziehen.
Doch jetzt will ich schließen, muß noch an Frau Jabs, einen verwundeten Kameraden u. wenn
ich soviel Zeit habe auch noch an Hugo schreiben.
Euch allen die herzlichsten Grüße , Dir u. den Jungens einen Kuß
von Papa.
Postkarte
O. U. d. 18. 12. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Will Dir noch schnell eine Karte schreiben, dann ist wieder ein Tag herum. Sitzen beim warmen Ofen, konnten etwas Benzin organisieren, haben jetzt abends etwas Licht. Müssen zwar
sparsam damit umgehen, können so aber auch am abend etwas machen, um 4 Uhr ist es hier
schon dunkel. Das Wetter ist sonst ganz gut, bekamen etwas Schnee, der Wind stillte ab, so
läßt es sich ganz gut aushalten. Von den Weihnachtspaketen kam noch nichts an, auch Briefe
kamen kürzlich nicht, kommen sicher alle auf einmal an. Ein paar Tage noch, dann ist Weihnachten. Wie schön waren doch die Weihnachten zu Hause.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Kurland, d. 20. 12. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Vielleicht wird dieser Brief noch ein Weihnachtsbrief. Ein Kamerad von mir fährt auf Urlaub,
wegen besonderer Tapferkeit vor dem Feind, der nimmt fast von der ganzen Kp. die Post mit,
da will ich auch noch schnell schreiben. Bin heute mal wider beim Troß, war vor einigen Tagen auch schon hier u. morgen geht es nach S..nden (etwa 60 km von Libau) zum Divisionserholungsheim. Nun mußt Du aber nicht denken, daß ich so erholungsbedürftig wäre, mir
geht es ganz gut, bin nur einer der ganz wenigen der Kp, die weder verwundet noch krank
waren u. nun sollen wir auch mal einige Tage heraus. Kommen auch nur drei Tage weg, aber
in diesen drei Tagen ist man mal wieder Mensch, kann Duschen, bekommt das Essen vorgesetzt, hört Radio u. s. w. Leider bin ich gerade zum 24. wieder vorn, sonst hinten ließe es sich
bestimmt besser feiern. Gestern bekam ich das Sturmabzeichen, habe jetzt schon alle Auszeichnungen der alten Kämpfer. Der Chef meinte denn noch, wir sollten uns heran halten,
damit wir auch mal Urlaub bekämen, alles gut u. schön, aber heile Knochen sind doch besser.
Hier ist es noch immer verhältnismäßig ruhig, hoffentlich bleibt es Weihnachten auch noch
so, meistens griff der Russe zu den Feiertagen an, sonst hier ist alles für den Winter eingerichtet. Im Westen ist es bestimmt nicht so ruhig wie hier. Dort beginnt ja wohl wieder eine
deutsche Offensive, hoffentlich wird der Feind wieder aus Deutschland geworfen. – Haben
eben recht gut gegessen, beim Troß ist ja alles da, nur etwas organisieren muß man können,
denn geben tut einem keiner was. Meine Butterrationen für einige Tage habe ich schon weg,
wenn ich wider komme von S...nden, werde ich noch mal nachsehen, was hier noch ist. Im
organisieren bin ich schon ganz groß, habe zwei paar Handschuhe, 2 Kopfschützer, 2 Pullover, man lernt doch allerhand bei der Wehrmacht. Hast Du die Pakete mit Leinen u. Dein
Weihnachtspaket schon erhalten? Weihnachten müßt Ihr nun ja ohne mich feiern, die Kinder
werden Euch ja recht in Atem halten, aber ..........
....
wollen nur hoffen, daß im nächsten Jahr der Krieg aus ist u. ich wieder bei Euch sein kann.
Traf vorhin noch einen von den alten Lüneburgern, wir sind noch mit vieren, der eine war
Fahrer, der andere auf der Schreibstube u. der dritte beim Batailon, nur ich war an der Front.
Neben mir sitzt ein Kamerad aus Bremen, ist wohl der nächste aus der Heimat, mit dem kann
man noch mal platt snacken, auch die Hamburger sprechen fast alle platt. Hier sind alle Länder vertreten, Österreicher neben Elsässern, Ostpreußen neben Hannoveranern, auch hin u.
wieder einer von der Wasserkante, so lernt man die Menschen aus aller Welt kennen.
Euch allen nochmals die herzlichsten Weihnachtsgrüße, Dir u. den Jungens einen Weihnachtskuß
von Papa.
Kurland, 23. 12. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Es ist jetzt Sonnabendvormittag, bei Euch wird sicher tüchtig zu Weihnachten geschummelt u.
ich könnte nicht so gemütlich in der warmen Stube sitzen wie hier, so gut hat man es nur
beim Militär. Das Heim hier ist ganz gemütlich, nicht zu groß, aber schöne helle Zimmer, die
Öfen sind hier in die Wände eingebaut, heizen gleich unsere Zimmer, so ist überall eine angenehme Wärme. In den besseren Häusern findet man hier, wie auch schon in Estland sehr
viele Blattgewächse, sonstige Blumen gedeihen hier wohl nicht so gut. Leider ist die elektrische Leistung noch nicht hergestellt, so haben wir noch immer keine Radiomusik.
Dafür hatten wir gestern abend einige Stunden Konzert einer kleinen Künstlergruppe, nach
langer Zeit mal wieder Musik. Hier soll eigentlich jeden Tag Konzert sein, nun wurde aber
der eine Musiker abkommandiert u. dem anderen das Akkordeon genommen, so ist das Konzertieren aus. Hoffentlich kommt zum heiligen Abend noch irgend etwas in Gang, denn mit
unserem Singen ist es nicht weit her, die Kehlen sind zu rauh.
Die Heimverwaltung gibt sich redlich Mähe zu Weihnachten noch etwas Gemütlichkeit zu
schaffen, wenn auch mit den allerprimitivsten Mitteln. Schön wäre es ja, wenn ich jetzt noch
ein paar liebe Briefe u. die Päckchen bekäme, muß mich aber noch einige Tage gedulden.
An den Fronten hat es sich jetzt wieder etwas beruhigt, nur mit seinen Flugzeugen ist der
Iwan immer über uns, aber unsere Flak ist auf Draht u. drängt die Flugzeuge immer wieder
vom Ziel ab.
Ist bei Euch auch noch viel Allarm, oder hat der Tommy genug im Westen zu tun?
Bin jetzt erst gut 4 Monate hier im Osten u. doch ist es mir als wäre ich schon immer hier, u.
im Kreise der Kameraden gewesen. Viele der alten Kameraden sind ja nicht mehr hier, andere
kehren aus den Lazaretten zurück. Überall trifft man wieder Rekruten mit denen man mal
eingesetzt war. In der Kompanie bin ich auch eine bekannte Persönlichkeit, bin ja einer der
wenigen Alten u. noch nie länger weg. Kürzlich kehrte einer der „Alten“ aus dem Lazarett zurück u. freute sich sehr, mich noch zu finden, in unserem Zug sind wir die einzigen, die
schon in Astfeld bei der Einheit waren. Viele wurden in der Zeit schon 2 bis 3 x Verwundet,
mir ist es ein Rätsel, daß ich immer so gut, oder leider so gut, davon ab kam, man weiß ja nur
ein, wie die Kugeln oder Splitter gehen, vielleicht ist es so doch besser. Für jeden ist wohl
sein Schicksal bestimmt, u. da kann man nicht gegen an. Vielleicht gibt es noch mal wieder
Urlaub, daß man auch mal mit heilem Knochen nach Hause fahren kann. Schön wäre es ja
wenn man jetzt in ein Flugzeug steigen könnte u. zum heiligen Abend noch zu Hause wäre,
aber das ist nur ein Traum. Habe meinem Chef vor einigen Tagen schon schonend beigebracht, daß ich 4 Jungens hätte, vielleicht erinnert er sich bei Gelegenheit daran. Glück muß
man eben haben, sonst nutzt alles nichts. Gibt es noch mal Urlaub für Polen? Jetzt im Januar
wäre vielleicht noch mal die Möglichkeit Waddick für einige Tage nach Hause zu lassen, er
würde sich bestimmt freuen, bei seinem Vater zu Hause ist ja noch wohl Ruhe.
Es denkt viel an Euch, meine Lieben u. grüßt Euch alle recht herzlich
Euer Papa.
Kurland, d. 24. 12. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Haben nun schon den 24., in einigen Stunden um 4 Uhr beginnt hier die Weihnachtsfeier.
Aber weihnachtlich zumute ist uns noch nicht, im Leben des Soldaten ist ein Tag wie der andere, man merkt wegen Sonntag noch Feiertag. Diese Nacht trat wieder Tauwetter ein u. das
bischen Schnee ist wieder weg. Der Weihnachtsbaum steht schon fertig hier in der Stube,
sonst merkt man nichts von Weihnachten. Zu Hause hat man doch immer kleine Heimlichkeiten, da werden noch Sachen für die Kinder gemacht, die Mädchen singen wohl mal ein Weihnachtslied, da kommt die Weihnachtsstimmung schon von selber. Man will u. kann dem Anderen Freude machen u. freut sich selber, man hat ja fast mehr Freude am Geben u. Überraschen wie im Empfangen u. dann noch die Freude der Kinder am Weihnachtsbaum u. den Geschenken. Weihnachten ist eben das Fest der Kinder u. der Familie. Ich bin jetzt das erstemal
Weihnachten nicht zu Hause, wie mancher meiner Kameraden war schon 4 – 5 u. noch mehr
Jahre Weihnachten nicht zu Hause, die wissen garnicht mehr, was ein richtiges Weihnachten
ist. An den Fronten gab es in den letzten Jahren fast immer ordentlich ........... u. alles trank
sich einen tüchtigen Brand an, das war dann ihr Weihnachten. Gestern abend waren wir noch
zum Film, Grußstadt......, mit Hilde Krahl, ein ganz netter Film mit zum Teil schönen Landschaftsbildern, sonst das übliche Thema Liebe, die Wochenschau zeigte uns Wilder aus dem
Westen, Hitlerjugend, Frauen u. Greise bei Pflanzarbeiten, Evakuierung der Landbevölkerung.
Bilder, die wir hier oft jeden Tag sehen u. doch ist es anders, es sind unsere Landleute, die ihr
Hab u. Gut verlieren.
Mütter mit kleinen Kindern werden verschickt, dann muß ich an Dich u. die Jungens denken,
wenn Ihr mal von Hodens weg müßtet, von unserem Hodens. Dann sahen wir Bilder aus der
Hitlerjugend, der Jahrgang 1928 (16jähr.) meldete sich zu 60 % freiwillig zum ........dienst,
während der ganzen Wochenschau sagte man sich immer wieder, daß es soweit kommen
konnte, oder kommen mußte. Für die Franzosen war die letzte Zeit eine bittere Lehre. Mit der
Besetzung durch die Deutschen waren die Franzosen wenig einverstanden, aber jetzt verlieren sie auch noch das letzte Hab u. Gut.
Gleich will ich mich noch etwas beschäftigen, muß noch meine Strümpfe stopfen, sonst erfrieren die Kartoffeln, u. meine Pistole in Ordnung bringen, habe jetzt die beste Zeit u. Gelegenheit dazu. Die Lichtleitung ist leider noch nicht fertig u. haben somit auch noch kein Radio, das ärgert uns am meisten. Diese paar Tage Ruhe tun uns wohl ganz gut u. doch denkt
man immer wieder an die Kameraden vorn, mit denen man im Graben u. im Feuer lag u. um
die man sich oft sorgte. Das zivile Leben tritt für den Soldaten ganz in den Hintergrund, die
Eindrücke der Front u. des Kampfes verwischen alles andere u. das viel Denken u. Grübeln
führt auch zu nichts.
Feiert heute abend nur recht schön Weihnachten, in Gedanken ist bei Euch u. grüßt Euch aufs
herzlichste
Euer Papa.
Kurland, d. 25. 12. 44.
Meine liebe Miez!
Bin jetzt wieder beim Troß, habe auch noch hier meine Weihnachtszuteilung erhalten. Ein
paar Socken, eine Tafel Schokolade, Zigaretten u. Keks, sowie ½ Stuten. Im Erholungsheim
gab es Keks zum sattessen, einige Riegel Schokolade, Bonbon, Zigaretten, ein Bleistift, 1 Paar
Einlage........ , Rasierklingen u. Hautkreme, dazu Apfelsaft, .... u. etwas Steinhäger, zum
Abendessen noch Kartoffelsalat u. Bockwürste, schmeckte großartig. Habe so mal ein schönes Weihnachten verlebt, mit Radiomusik, ein paar lieben Briefen u. Päckchen von zu Hause
wärs ja noch schöner gewesen. Noch ein Tag beim Troß bleiben, wie ich zuerst sollte, kann
ich leider nicht, muß noch heute wieder vor. Habe heute auch noch Päckchenmarken bekommen, zwei schicke ich jetzt schon mit, zwei im nächsten Brief. Ob meine Päckchen schon hier
sind weiß ich noch nicht, es sollten in der letzten Zeit wenig Päckchen gekommen sein, na,
dann verdirbt man sich auch nicht den Magen, denn in den letzten Tagen habe ich gut gelebt.
Schickte vor einigen Tagen ein Päckchen an Dich mit Tabak für Vater u. einen Rucksack für
Euch. Thymm muß nur noch Tragebänder (vielleicht aus Segeltuch) dran machen. Doch jetzt
muß ich schließen, es gibt gleich Essen u. dann geht’s wieder nach vorne.
Herzliche Grüße Euch allen, besonders Dir u. unseren Jungens von
Deinem Hermann.
Hat Vater im Herbst seine Zinsen u. Sophie jetzt zum 1.1. ihre Zinsen (320 RM) bekommen?
Kurland, d. 27. 12. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Einige Briefe von Dir u. Vater, vom 9. 10. u. 11. Dez. habe ich jetzt erhalten, recht vielen
Dank. dir Päckchen sind noch nicht da, aber die meisten meiner Kameraden warten noch auf
ihre Päckchen. Ich habe mir in den Feiertagen auch schon den Magen überladen, dann ist es
nur gut, wenn die Päckchen etwas später kommen, vielleicht zum Geburtstag. Am 25. gab es
abends noch Torte u. Schnaps, sowie ein Kampfpäckchen, am 26. nochmal eine Portion Keks
u. ½ Stuten. Soweit es irgendwie ging mußte auch alles gleich aufgegessen werden, denn der
Iwan hatte auch Appetit auf unsere guten Sachen. Bei einigen Kp. holte er sich auch die
Weihnachtszuteilung, bei uns war er fast bis am Bunker, wurde dann aber doch zurückgewiesen. Von der Kompanie aus wurde alles getan um uns ein frohes Weihnachten zu bereiten u.
Iwan machte die Musik dazu u. setzte uns auch seine Geschenke vor die Haustür. Heute
trommelt der Russe schon den dritten Tag, hat sich aber etwas nach rechts gezogen, bei uns
ist es heute etwas ruhiger. Hier fahren jetzt immer welche in Heimaturlaub, kürzlich kam einer wieder, war genau 3 Wochen zu Hause, hat aber schon ein Kind u. das zweite ist unterwegs. Wie wäre es, wenn wir uns scheiden ließen, dann würde ich auch noch mal Heimaturlaub bekommen, lange brauchte das geschieden sein ja nicht dauern, oder möchtest Du noch
mal die Freiheit genießen?
Habt Ihr Weihnachten denn gut überstanden u. was sagten die Jungens vom Weihnachtsbaum? Kann Gert schon mehr sprechen u. kann er noch gegen Fritz an? In ein paar Jahren ist
Gert wohl der Kleinste, da liegt wohl ein Produktionsfehler vor, es hätte wohl ein Mädchen
werden sollen. – Ist B. Cornelius jr. noch zu Hause u. hat B. noch die beiden Russen? Ich
möchte mich noch wohl mal mit ihm in Verbindung setzen, sehe nicht ein, warum dort 4
Mann sein sollen u. bei uns nur 2. Im Frühjahr bekommt Ihr es noch drock genug.
machte eben ein Päckchen für Euch, mit etwas Süßigkeiten u. Zigaretten fertig, laßt es Euch
nur gut schmecken. Schicke wieder zwei Marken mit.
Herzliche Grüße Euch allen, Dir u. den Jungen einen süßen Kuß (aß gerade einen .....riegel)
vom Papa.
Kurland, d. 28. 12. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Heute fährt wieder ein Kamerad zu einem Lehrgang nach Deutschland, der soll diesen Brief
noch mit nehmen, vielleicht geht es dann etwas schneller. Heute bekam ich wieder 3 Briefe
von Dir u. vom Vater, vom 14. 16. u. 17. Dez. vielen Dank dafür. Daß die Päckchen mit dem
Zeug gut ankamen freut mich. Du kannst es für die Kinder bestimmt gut gebrauchen. Meine
Päckchen kamen noch nicht an, hoffentlich gingen sie nicht verloren, in den letzten Tagen
kamen viele Päckchen mit. Heute schicke ich noch wieder zwei Marken, 2 kg u. 100 gr. mit .
Wenn ich selber mal kommen könnte u. mir etwas vom Schwein holte wäre wohl besser u.
uns allen lieber. Wir haben hier ja lange Ruhe gehabt, aber seid dem 21. ist immer ..........
Der Kampf ist ......voll, aber noch nirgends entschieden, der Materialaufwand sehr groß. – Mit
dem Hochwasser muß es bei Euch ja sehr schlimm sein, hier regnete es nicht so viel, was soll
dann damit bezweckt werden, daß das Wasser nicht abgelassen wird, fürchten sie den Tommy? Vor einigen Tagen bekam ich Post von .. Pannbacker, der war 10 Wochen im Lazarett,
jetzt ist er Fahrer bei einer schweren Kp. es gefällt ihm ganz gut. Bei uns kommen immer
Fahrer u. dergleichen nach vorn. Die Troße sind fast alle aufgelöst. Vor kurzem waren wir ,
als Rest von zwei Regimenter, noch 1 Batailon, mit 2 schwachen Kompanien. Vater u. Alfred
werden sich dann ein Bild machen können.
Bis auf eine schwere Erkältung geht es mir noch ganz gut. Das Wetter war einige Tage sehr
mild, doch heute friert es wieder.
Nun seid alle recht herzlich gegrüßt von
Deinem Hermann.
Kam Dein Weihnachtspäckchen schon an u. kannst Du es gebrauchen?
Kurland, d. 30. 12. 44.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Für Deinen lieben Geburtstagsbrief vielen Dank, der Brief hat sich ja mächtig beeilt, daß er ja
zur rechten Zeit ankam. Ja, meine Miez, an die letzten Weihnachts- u. Neujahrsfeiern dachte
ich oft, auf Posten hat man genug Zeit dazu. Schön war es doch, die Verlobungszeit u. dann
auch mit den Kindern. Kann mir so richtig die strahlenden Augen der Kinder vorstellen. Weihnachten haben wir ja noch hier verlebt, allerdings nicht so, wie wir es gewünscht hatten. Ob
wir Neujahr noch hier sind? wir hoffen es ja , aber der Russe greift seit dem 25. jeden Tag an.
Bisher konnte er noch aufgehalten werden. Heute kam auch ein brief von Hans Harms, er
glaubt bestimmt, daß nächstes Jahr Weihnachten der Krieg aus ist. Wenn wir dann nur alle
gesund wiederkämen wären die Strapazen des Krieges schnell wieder vergessen. Gestern kam
mal wieder ein Päckchen mit ganz leckerem Kuchen an, die anderen Päckchen haben es noch
nicht nötig hier zu erscheinen. Bauen jetzt auch mal wieder einen neuen Bunker, im alten hat
sich ein ..... – Bedienung eingenistet, mußten vorn ihre Stellung aufgeben.
Bei Euch ist jetzt sicher wieder ordentlich Leben im Haus, wenn Sophie mit den Kindern bei
Euch sind. Jetzt rennen schon 5 Jungens durch dieses Haus und sitzen überall drin. An solchen Tagen wird einem der Spektakel doch wohl mal zu viel u. man freut sich, wenn der,
auch sonst so liebe Besuch, wieder weg ist. Schicke heute noch mal eine Marke mit, dann ist
erst Schluß.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Kurland, d. 1. 1. 1945.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Heute ist nun mein Geburtstag, wäre fast ins neue Jahr hinein geschlafen, meine Kameraden
haben mich geweckt u. gratuliert u. dann schlief ich auch wieder ein, so trocken bin ich lange
nicht mehr ins neue Jahr hinein gekommen. Gestern abend gab es noch mal wieder Keks u.
mit 4 Mann einen Stuten, dazu noch ein Kampfpäckchen, heute hatten wir dann noch etwas
Schnaps. Hoffentlich bleibt es heute ruhig, lange genug hat der Russe ja schon getrommelt,
bekam aber bei jedem Angriff blutige Köpfe. Arbeiten wollen wir heute nicht, müssen doch
auch mal einen Feiertag haben. Sitze jetzt im Zuggefechtsstand, dort ist mehr Platz zum
schreiben, in unserem Bunker liegen jetzt 2 Bedienungen.
Wie habt Ihr denn Silvester gefeiert? Waren Alfred u. Sophie noch da? Oder ist Alfred schon im
Lazarett? Was wird uns nun das Jahr 1945 bringen? Schon immer hofften wir, im kommenden
Jahr wäre der Krieg aus, aber immer war es nur ein Wunschtraum.
Die Gesamtlage hat sich ja jetzt wieder etwas besser, vielleicht ist die Krise jetzt überstanden
und es geht wieder bergan.
Hans Harms schrieb mir vor einigen Tagen auf einem Weihnachts- und Neujahrsbrief, dort
kommt der Russe ja auch wohl so langsam vorwärts, die Bevölkerung ist auch wohl nicht sehr
deutschfreundlich, aber der Russe behandelt sie noch schlechter.
Das Wetter ist jetzt wieder recht weihnachtlich, es liegt schon ziemlich viel Schnee, dazu ist
es neblig, so richtiges Wetter für den Iwan zum angreifen. – Kam Dein Weihnachtspäckchen
schon an, ich habe nur vor einigen Tagen ein 100 gr.-Päckchen erhalten, hoffte ja immer, die
anderen kämen zum Geburtstag, aber vergebens.
Will ja hoffen, daß dies meine erste u. letzte Weihnachten u. Neujahr an der Front gewesen
sind u. ich im nächsten Jahr wieder mit Euch zusammen feiern kann.
Die herzlichsten Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Helmut macht sich ja wohl ordentlich heraus. Mutter schrieb es vor einigen Tagen, die hat
wohl viel Freude an ihren Enkeljungens?
Kurland, d. 1. 1. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Sitze jetzt beim Kerzenschimmer im Bunker u. falte Wäsche, der Iwan war heute ganz ruhig u.
da wir einige hundert Meter hinter der HKL liegen brauchen wir nicht draußen stehen. Meinen
32. Geburtstag verlebte ich doch noch ganz angenehm. Zu Mittag gab es Kartoffeln mit Gulasch, Sauerkraut (muß es bei der Wehrmacht wohl immer Neujahr geben) u. Pudding. Ein
schöner Entenbraten mit Apfelmus oder Rotkohl wäre wohl besser gewesen, aber man muß
sich begnügen mit dem was da ist. Abends gab es dann noch wieder etwas Schnaps u. Kuchen. Haben dann oft in unserem Bunker ganz nett zusammen gesessen u. Soldatenlieder
gesungen, es sind einige bei uns die ganz nett singen können. Um 6 Uhr abends gingen wir
noch zu einem anderen Bunker unseres Zuges u. klopften die erst wieder aus den Betten
(....schen). Dort wurden vorwiegend die schönen Operettenmelodien u. Filmschlager, auch
einige schöne Soldatenlieder wurden gesungen. Das Wolgalied wird doch überall schön gefunden, die Melodien von Linke, Zeller u. Kollo sind doch auch immer wieder schön, eben so
der Vetter aus Dingsda, „Gute Nacht liebes Mädchen, gute Nacht“. auch die „tapfere kleine
Soldatenfrau“ wurde sehr schön gesungen. In der anderen Gruppe sind ein Musiker aus Wien
u. auch ein Freund W. Niemann, - ein Bauer aus der Magdeburger Gegend u. seit Astfeld mit
mir im Zuge, - ist ein großer Musikfreund. Zwischendurch ... einige gute Witze u. ein Zug aus
der Flasche, so kam noch ganz gute Neujahrs- u. Geburtstagsstimmung. An die schönen Feiern in der Heimat, als Junggeselle u. auch später im Familienkreise mit Dir u. den Jungens,
kommt es ja nicht heran. Und jetzt sitze ich wieder auf Wache, aber nicht einsam, mein Kamerad ist auf Läusejagd, die Biester ließen ihn nicht schlafen. Seid meiner Entlausung im Erholungsheim war ich frei davon, aber heute kommen wieder ein paar Überläufer an, aber Gefangene mache ich nicht. –
Grüße die Eltern, ihnen auch schreiben hat wenig Zweck, da ich im großen Ganzen doch nur
dasselbe schreiben könnte, sie werden deswegen wohl nicht böse sein.
Die herzlichsten Grüße Euch allen, besonders Dir u. den Jungens von
Deinem Hermann.
eingedruckter Text: Am Ende aber steht unser Sieg
Adolf Hitler
Kurland, d. 5. 1. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Jetzt wird es wohl mal wieder Zeit, daß ich schreibe u. Dir für Deinen lieben Brief vom 23. 12.
danke. Wollte schon gestern schreiben, war aber zum Truppenarzt, so war ich denn den ganzen Tag unterwegs. Als ich abends zurück kam waren meine Leute schon ausgeflogen u. ich
mußte auch abends noch umziehen. Zum Arzt war ich wegen meiner Erkältung, die ganz u.
gar nicht bessern will, hatte dazu noch Kopf- u. Ohrenschmerzen. Bekam Tabletten u. Ohrentropfen u. damit ist die Sache in Ordnung. – Meine letzten Pakete kommen noch nicht an,
hoffentlich gibt es mal Ost......, damit ich noch etwas von den Päckchen wieder kriege. In den
letzten Tagen hatten wir viel Dreck, es taute wieder, jetzt schneit es etwas, aber ist auch
mild.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
eingedruckter Text: Am Ende aber steht unser Sieg
Adolf Hitler
Kurland, d. 6. 1. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Habe jetzt wieder Zeit zum schreiben u. will schnell einen Brief fertig machen. Heute fährt
wieder einer von uns in Heiratsurlaub, vielleicht kann der den Brief noch mitnehmen. In den
nächsten Tagen fährt wieder einer, dessen Vater gestorben ist, so kommen mit der Zeit doch
schon allerlei von uns mal wieder nach Hause.
Das Wetter hat sich wieder gebessert, es ist klarer Frost, aber wieder das alte Übel, der Russe
kann seine Luftwaffe wieder voll einsetzen. Gestern abend habe ich mich mal gründlich gewaschen, auch meine Hand- und Taschentücher. Lagen nur mit 2 Mann in einem großen Bunker, dann läßt sich schon etwas machen. Jetzt bin ich wieder vorn in Stellung, da ist das Waschen unmöglich.
Du fragst, womit ich das E. K. verdient hätte, Ja, wir haben mal mit drei ..... den Russen aufgehalten, als die Schützen-Kp. schon gestürmt waren. Als dann Panzer kamen, mußten wir
türmen, schleppten alles Gerät u. 2 Verwundete zurück. Von 17 Mann kamen nur 7 Mann unverwundet zurück.
Herzliche Grüße Euch allen sendet
Dein Hermann.
Danzig, d. 10. 1. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Jetzt ist es doch wahr geworden, daß wir nach Deutschland kommen. B. Otten wird inzwischen zu Hause sein u. durch ihn oder .... Harms von mir gehört haben. Sind jetzt entlaust
worden, haben geduscht, sitzen jetzt im Erholungsheim, haben gegessen u. können jetzt mal
schreiben. Morgenfrüh geht es weiter, wohin wissen wir noch nicht, hoffen ja auf Urlaub, ob
es klappt ist ja noch eine Frage. Ein 100 gr Päckchen habe ich vor wenigen Tagen noch bekommen, jetzt fehlen noch 2 100 gr Päckchen u. 1 kg Päckchen. Das Kilo-Päckchen wäre mir
lieber gewesen wie die anderen alle. Die 2 kg – Päckchen können auch bald kommen, brauchen wenigstens nicht übers Wasser. Für Deinen Brief vom 28. u. einen Brief von Mutter vielen Dank. Haben die Jungens ihre Geschenke schon kaputt? Als rechte Jungens müssen sie
doch alles auf Festigkeit untersuchen.
Herzliche Grüße sende Euch allen, besonders Dir u. den Jungens
Dein Hermann.
Hermannsdorf, d. 13. 1. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Komme jetzt mal wieder zum schreiben, wurde bisher noch immer herum geschoben, seit
gestern sind wir nun hier im Quartier. Ein Teil von uns liegt in der Stube, ein Teil im Saal einer
Gastwirtschaft, in einem kleinen Nest etwa 25 km von Thorn. Hatten erst ein paar kalte Tage,
doch jetzt wird das Wetter wieder milder.
Die Fahrt von Kurland nach hier verlief ganz gut, während der Seefahrt hatten wir für uns
günstiges Wetter, stürmisch u. Schnee. Hatten aber ein größeres Schiff, das schon etwas Seegang vertragen kann. Die kleinen Schiffe schaukelten ganz nett, da könnte man schon seekrank werden. Das wir schon in Danzig-Neufahrwasser entlaust wurden schrieb ich wohl
schon, doch dort ging alles so schnell, daß es nicht ganz einwandfrei wurde, wurden nun in
Kulmsen noch einmal entlaust, das schönste ist ja immer das Duschen.
Wie lange wir nun hier bleiben ist noch nicht bekannt, es wird nur von einem Aufenthalt für
etwa 6 Tage geredet, doch beim Militär kann sich von einem Tag zum anderen vieles ändern.
Wie es mit dem Urlaub wird ist auch noch nicht bekannt, wird sich wohl nächste Woche entscheiden. Hoffentlich fallen noch ein paar Tage Urlaub für uns ab, wenn wir erst wieder im
Einsatz sind ist es doch erst vorbei.
Heute waren wir schon zum Film, müssen mal wieder etwas Kultur genießen, morgen ist Sachen instand setzen u. s. w. na, bei mir ist es nicht so viel, hatte die letzte Zeit in Kurland
genügend Zeit meine Sachen in Ordnung zu halten.
Doch jetzt Schluß, es wird Zeit zum schlafen. Herzliche Grüße sendet Euch allen besonders
Euch, meinen fünf Lieben,
Euer Papa.
Thorn, d. 16. 1. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Haben heute wieder unser Quartier in Hermannsdorf aufgegeben u. sind nach Thorn zurückgefahren. Heute abend fahren nun auch die ersten in Urlaub, ich bin leider noch nicht dabei,
zuerst fahren die Bombengeschädigten, wo Todesfälle eintraten u. die seit über einem Jahr
keinen Urlaub hatten. Es gibt aber auch nur 7 Tage, Reisetage mitgerechnet, da lohnt es sich
ja kaum, aber wenn man einige Tage zu Hause sein kann, so freut man sich doch. Hoffe, daß
ich bei dem nächsten Schub, in einer Woche, mit dabei bin. Hier in Thorn bleiben wir voraussichtlich 3 – 4. Wochen, wenn wir nicht schon vordem irgendwo dringend benötigt werden.
Bei der Überfahrt nach Deutschland hatten wir Glück, von U-Booten wurden die Torpedos auf
unser Schiff abgeschossen, aber keiner hat getroffen. Aus dem nächsten Geleit, nach uns,
sollen 3 Schiffe abgeschossen sein, auch der Regimentsstab soll mit versoffen sein.
Wir liegen hier auf einem Truppenübungsplatz in .....ken, eine öde Gegend., die ......ken sind
kalt, auch sonst ist es hier kälter wie im Kurland, auch die Verpflegung war dort besser. Das
einzige Gute hier ist ja, daß man nicht in Gefahr ist.
Hoffentlich kommen jetzt bald die ersten Päckchen damit ich noch etwas habe zu essen.
Fleisch u. Fett ist sehr knapp. Zu rauchen gibt es auch nicht viel, doch ich komme damit aus,
die anderen sammeln schon wieder Zigarettenstummeln, soweit kommt es bei mir aber nicht.
Wir müssen nur froh sein, daß wir gut aus dem Kurland herausgekommen sind, da immer
mehr Schiffe ausfallen.
Doch jetzt will ich schließen, mir fehlt heute die Lust zum schreiben.
Herzliche Grüße sendet Euch allen, besonders Dir u. den Jungens,
Dein Hermann.
(2 kg Marke)
Thorn, d. 18. 1. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Jetzt kommt leider eine Enttäuschung für Dich, meine Miez, aus dem sehnlichst erwarteten Urlaub wird nichts, der erste Schub ist schon telegrafisch zurückgerufen. Es ist bestimmt nicht
schön, wenn man zu Hause ist, gleich zurück zu müssen, doch die sind zu Hause gewesen u.
werden sich mit der Rückfahrt ja auch nicht übertreiben, wir aber gucken wieder in die Röhre.
Hatte bestimmt mit Urlaub gerechnet, da ich ja auch von Anfang an im Kurland war. Hätte gern
meine Jungens mal wieder gesehen u. ein paar schöne Tage mit Dir verlebt. Vielleicht festigt sich
die Lage hier im Osten bald wieder, daß wir noch mal in Urlaub fahren, den alle Kurlandkämpfer
haben sollen. Wir sitzen jetzt im Soldatenheim in Thorn, haben dies Tage schon von Mittags an
Ausgang, als Ersatz für den verlorenen Urlaub, lieber wäre ich ja diese Zeit bei Dir. Hätten noch
gerne Kinokarten gehabt für „Das Konzert“, war aber schon alles ausverkauft. Sonst ist hier auch
nicht mehr zu haben, wir haben auch keine Marken, um mal essen zu können, wenn man Glück
hat gibt es noch mal Stammgericht, aber das ist auch meistens nicht viel. Wie hier überhaupt
eine arme Gegend ist, sonst wäre hier ja kein Truppenübungsplatz. Heute kam ein Brief von Erna
Hesemeyer an, der erste Brief seit wir wieder in Deutschland sind. Der Brief ist wieder in der gewohnten Art, aber ganz nett gehalten, ob Erna u. Hans sich auch solche patriotischen Briefe
schreiben? Erna rühmt Dich, meine Miez, als tapfere Soldatenfrau, ist es so?? An dem munteren
Kleeblatt hat Erna auch wohl ihre Freude, hoffentlich ist es ein Glückskleeblatt u. bringt auch uns
Glück. (Entschuldige bitte mein Füllhalter ist ...) Helmut u. ich als Sonntags- bzw. Festtagskinder
müssen doch auch Glückskinder sein. Doch ungetrübtes Glück gibt es nirgends, sonst würde
man das Glück ja nicht zu schätzen wissen. Gestern abend waren wir ins Lagerkino, sahen den
Film „Rembrandt“, ein gottbegnadeter Künstler, aber ein großer Verschwender. Glücklich in seiner Liebe zur schönen Saskia u. der Kunst. Aber Saskia stirbt früh u. auch seine Geliebte Hendrikje Stoffels stirbt frühzeitig, bei der Geburt des ersten Kindes. Durch die Geldgier seiner Verwandten u. einiger Juden als Hintermänner wird er um sein ganzes Vermögen gebracht u. verbringt seinen Lebensabend als harmloser Irrer, sein Nachlaß sind einige Kleider u. Zeichengerät
ohne großen Wert, aber auch in der Armut war Rembrandt auf seine Art glücklich. –
Neben mir sitzen einige Kameraden aus Wien, eine ganz andere Art Menschen als wir, mehr Genußmenschen, ganz auf gutes Essen u. Sinnlichkeit eingestellt. Briefe schreiben sie wie wir es in
den Flitterwochen noch nicht taten, süßes Weibi, Herzi, Schatzi u. dergleichen kommt fast in jedem Satz vor, dabei sind sei einer kleinen Sünde auch nicht abhold. Wenn die erzählen, wie sie
vor dem Kriege lebten, so schlackert man nur mit den Ohren, dagegen lebten wir wie die Bettler.
Kartoffeln sind denen nur eine unerwünschte Beigabe, die Hauptsache waren Fleisch (Kotlett,
Schnitzel u. s. w. ) Eier , Milch u. Mehlspeisen, dazu einen guten Schoppen Wein. Über die Wehrmachtskost schimpfen die alle Tage, obgleich es noch immer zu genießen ist u. noch gegen das
Essen vom Winter 1941 – 42 gut ist. Schwere körperliche Arbeit kann man dabei ja nicht machen, wird zur Zeit aber auch nicht von uns verlangt. –
Haben gerade eine Ration Essen auf u. bekommen noch eine, dazu schöne Radiomusik, da kann
man sich schon bald wohl fühlen, aber was nützt das alles, die Sehnsucht geht doch immer wieder nach Frau u. Kindern, nach Haus u. Hof. –
Schicke heute noch wieder eine 2 kg Marke mit, die ich für einige Zigaretten bekommen hatte
ich es schon aus ..... Speisekammer auf? Hoffentlich hat Waddick die Schweine besser gefüttert
wie die beiden Bullen. –
Wir haben hier einige Letten bei der Truppe, wenn ich Dir dort eine von schicken könnte, täte ich
es gern, sind ganz brauchbare Menschen, kommen hier aber nicht mit an die Front.
Doch jetzt Schluß für heute, hoffentlich kommt bald wieder eine Urlaubszeit für uns. Bis dahin
Euch allen die herzlichsten Grüße, Dir u. den Jungens viele Küsse von
Deinem Hermann.
Thorn, d. 20. 1. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Sind noch immer in Thorn, heute morgen waren wir schon Abmarschbereit, dann waren aber
noch keine Waggons da u. mußten wieder ausspannen. Ich bin jetzt auch als Fahrer eingeteilt, ein Teil der alten Fahrer ist noch in Urlaub, so mußten wir mit einspringen, hat ja seinen
guten, aber seine schlechten Seiten, Ruhe hat der Landser mehr. Heute kam auch wieder ein
Haufen Ersatz, zum größtenteil 17jährige Jungens, sind noch im Stimmwechsel, der Iwan ist
hier auch schon immer mit seinen Schlachtfliegern, warf auch Bomben in der Nähe von
Thorn, die Stadt selbst schont er aber, die große Weichselbrücke wurde schon im Polenfeldzug gesprengt, dann wieder von uns hergestellt, jetzt sind wider Sprengladungen angebracht, falls der Russe wieder vor kommt geht sie wieder in die Luft. Viel heiles bekommt der
Russe nicht von uns, alles brauchbare wird vernichtet. Eben kam Bescheid, daß es heute
nacht um 12 Uhr losgehen soll, wollen noch etwas schlafen, gleich ist es 7 Uhr.
Herzliche Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
Neustettin, d. 1. 2. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Du hast jetzt sicher wieder lange auf Nachricht von mir gewartet u. Dir Sorgen gemacht, na
ja, der Russe hatte auch wieder Mal vor, uns ein zu kassieren. Bei Thorn, wo wir eingesetzt
waren schnitt er uns den Rückweg ab u. trennte uns von unserem Verpflegungstroß. Wir
mußten dann über .....berg, doch als wir dort ankamen war die Brücke auch schon gesprengt,
zum Glück war das Eis fest, so daß wir noch gut rüberkamen. Sind dann bald Tag u. Nacht
maschiert, am ersten Tag in 24 Stunden etwas 70 km. Immer, wenn wir meinten, die Gefahr
wäre überstanden, war der Russen wieder ein ganzes ..... an uns vorbei gestoßen. Mein Füller
ist mal wieder trocken, muß jetzt mit Bleistift schreiben. Zuerst ging das maschieren noch
ganz gut, die Straßen waren frei, doch dann fing es an zu schneien u. Schneetreiben, überall
war Fußhoch Schnee u. hohe Dämme. Dazu benutzen wir noch vielfach Feldwege oder es ging
querfeldein. Das waren furchbare Strapazen für Mensch u. Tier. Am 30. 1. kam unser Schicksalstag, eine Kp. von unserem Batailon u. eine Granatwerfergruppe unserer Kp., der ich als
Fahrer zugeteilt war kam zum Einsatz, als wir in Stellung gingen kamen die Schützen... aber
schon zurück u. auch wir luden unsere Sachen wieder auf u. türmten, konnten dann auf der
Straße die das Batailon gegangen war nicht mehr zurück, da der Russe die Straße schon unter
Feuer nahm. Gingen dann wieder querfeldein, zuerst ging es auch ganz gut, doch dann wurden die Gräben immer tiefer, kamen wohl in ein sumpfiges Gelände u. der Wagen brach mir
kaputt. Zogen dann nur mit unseren Pferden weiter. Als wir dann in einem Dorf übernachten
wollten überfiel uns plötzlich der Russe u. ich mußte auch noch meine Pferde in Stich lassen.
Sind dann die ganze Nacht durchmaschiert, über den Truppenübungsplatz Groß ...., hofften
immer, mal ein Haus zu finden, aber weit u. breit war nichts zu finden. Durch den fast kniehohen Schnee waren wir dermaßen Müde, konnten uns kaum auf den Beinen halten, mußten
aber weiter. Erst gegen Mittag kamen wir in bewohnte Gegenden u. machten Rast. Am Abend
machten wir, - jetzt nur noch zwei Mann dann, viele Kopfe, viel Sinne, jeder wollte nach einer
anderen Richtung, - frühzeitig Quartier in einem Bauernhof. Die Familie war nicht mehr dort,
aber eine Ukrainerin versorgte uns ganz gut.. Brot u. Milch war genügend da u. auch sonst
war von allem vorhanden. Legten uns dann schlafen, bis zum anderen morgen 7 Uhr, dann
wurde wieder mal gegessen, wuschen uns der dergleichen, schliefen dann noch wieder bis 1
Uhr mittags. Nun wurde es aber Zeit für uns, schnell noch etwas gegessen, Sachen gepackt u.
dann ging es ab in Richtung Neustettin, wollten uns dort nach unserer Einheit erkundigen,
aber, unterwegs fing ein ..... Streife ein, sagte unsere Einheit wäre nicht mehr in Neustettin,
würden wir auch wohl nicht wiederfinden u. schickte uns zu diesem Haufen. Dies ist nun eine
bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, was aus mir wird weiß ich noch nicht. –
Meine Päckchen werde ich nun auch wohl nicht mehr bekommen, die Kp. schickt nichts zurück u. nichts nach, wird alles innerhalb der Kp. verteilt. Hoffentlich geht die Post von hier
etwas schneller, damit ich bald Nachricht von Euch bekomme, die letzte Post von Euch war
vom 6. – 8. 1. 45. –
Über die Lage hier im Osten läßt sich nicht viel sagen, man kann nur mit dem Kopf schütteln,
daß es so weit kommen konnte. Für die Bevölkerung ist es ein Trauerspiel, die meisten sind
nicht weit gekommen, konnten in dem Schnee nicht vorwärts. Mit Wagen, Schlitten u. Rädern
war alles unterwegs, wer das Glück hatte mit der Bahn oder Auto weg zu kommen konnte nur
30 kg Gepäck mitnehmen. Das ist ja nicht viel.
Es grüßt Euch alle aufs herzlichste, besonders Dich u. mein Kleeblatt
Dein Hermann.
Neustettin, d. 5. 2. 54.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Komme erst heute wieder zum schreiben, haben wenig Freizeit, viel Wache, dazu Schneeschüppen u. Unterricht. Front ist hier noch nicht, der Russe war schon mal dicht heran, wurde
aber wieder geworfen. Die Kerntruppe bildet hier die .......flak, die Infantristisch zur Sicherung Neustettins eingesetzt ist, dazu find hier noch Leute von der „Feldherrnhalle“, sowie
aufgegabelte Arbeiter u. Versprengte. Richtige Infantristen sind hier nur wenige dabei, wenn
es mal wirklich zum Einsatz kommt sehe ich schwarz, die Bewaffnung läßt auch viel zu wünschen übrig. Die Verpflegung ist ganz gut, wie es bei der Flak u. den anderen weiter zurück
liegenden Einheiten üblich ist, dazu stehen hier noch Kühe im Stall, ein Schwein wurde geschlachtet, sodaß wie keinen Hunger u. Durst leiden brauchen.
Heute ist wider leichte Frost u. Schneefall, vor einigen Tagen war Tauwetter mit Regen, alles
war ein Matsch u. Dreck, bekomme die Stiefel u. Strümpfe garnicht mehr trocken. Gestern
waren wir mal hin zum duschen, so etwas gibt es wohl nur bei den Ersatztruppen, manche
Vorteile hat es ja, nur den ganze Ton ist zu sehr kasernenmäßig, aber man gewöhnt sich an
alles.
Das Land sieht hier wohl genau so aus wie bei Euch, alles mit Gräben u. Stacheldraht durchzogen, wer das nach dem Kriege wieder in Ordnung bringen soll u. wenn dann noch nicht
genügend Arbeitskräfte da sind kann man einige Jahre gegen die Anlagen ansehen. Aber
wenn man gesund wiederkommt, so läßt sich schon vieles machen, die Jungens sind dann ja
auch bald groß u. können mit helfen.
Bis ich wieder Post bekomme wird noch wohl etwas dauern, die Postverbindungen sind jetzt
auch nicht mehr so wie sonst, Züge werden ganz für die Verteidigungswerke eingesetzt.
Ist Alfred noch in Dossen? ich weiß nicht mehr genau, wo daß liegt, aber nach meinem Dünken ist der Russe auch schon dort, die Fronten stehen jetzt wohl wieder etwas fester, aber
vielleicht nur wegen dem Wetter, denn Nässe kann der Russe schlecht vertragen. Frost u. Kälte machen ihm weniger aus. Wie sieht es denn bei Euch aus. Habt Ihr noch immer soviel Wasser? Arbeit gibt es jetzt auch wohl bald mehr, mit dem melken, oder kalben die Kühe erst
später? Habt Ihr das dreschen schon bald fertig? Hat Helga schon ihr Getreide bekommen u.
bleibt sie auch im nächsten Jahr? Für Dich wäre es gut, wenn Du sie behalten könntest. Was
sagen unsere Posen denn zu der Lage im Osten? In ihrer Heimat sitzt jetzt auch wieder der
Russe u. sie wissen nicht, ob ihre Angehörige noch Leben. Für die Jungens hatte ich wieder so
schöne Spielsachen u. auch für Dich einiges aus Thorn mitgebracht, konnte es nicht mehr
abschicken u. jetzt blieb mal wieder alles beim Russen. habe jetzt noch ein paar Kinderschuhe, Gr. 24, weiß aber nicht, ob ich sie abschicken kann. Wenn ich bei diesem Haufen bleibe u.
wir keine Feldeinheit werden, so können Päckchen ohne Marken geschickt werden, vorläufig
hat es aber keinen Zweck, da ich selber noch nichts genaues weiß. Hast Du Dein Weihnachtspäckchen u. das Päckchen mit den Süßigkeiten noch erhalten. Rauchwaren schickte ich
doch auch noch mal ab. Doch jetzt muß ich schließen, muß auch mit zum Schnee schüppen,
die anderen sind schon einige Zeit weg, wenn ich erwischt werde, gibt es ein Donnerwetter.
Herzliche Grüße Euch allen, besonders Dir, meiner Miez u. den Jungens von
Deinem Hermann.
O. U. d. 9. 2. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Es sind nur noch 12 Tage, bis zu Deinem Geburtstag, weiß nicht, wie schnell die Post geht u.
wann ich wieder zum schreiben komme. Sende Dir schon jetzt, zu Deinem 30. Geburtstag die
allerherzlichsten Glückwünsche, hoffe daß wir im nächsten Jahre Deinen Geburtstag u. alle
anderen Familienfeiern zusammen verleben. Wenn diese Sache im Osten nicht gekommen
wäre, wäre ich ja einige Tage zu Hause gewesen, aber der Iwan macht uns ja immer wieder
einen Strich durch die Rechnung. Man hofft ja immer, der Krieg geht bald zu Ende, dauert
aber noch immer länger wie man meint. Hier im Osten ist die Front ja wieder geschützt, aber
im Westen wird auch wohl wieder eine Offensive vorbereitet. Man wundert sich nur immer
wieder, wo von deutscher Seite noch immer wieder die Menschen u. das Material herkommen.
–
Das Wetter ist hier zur Zeit ganz mild, der Schnee ist fast ganz weg, aber alles ein Dreck, bekommen aber wieder Gummistiefel, dann hält man es schon aus. Man lebt hier fast wie im
Frieden, nur die Flieger sind wieder sehr aktiv, wenn wir etwas mehr Freizeit hätten ließe es
sich hier gut leben aber zu Hause wäre es noch besser. Wenn ich mal wieder nach Hause
kennen mich meine Jungens sicher nicht mehr, aber man muß nur hoffen, daß man gesund
wieder kommt. Also nochmals alles Gute zum Geburtstag, viel Grüße Euch allen von
Deinem Hermann.
O. U. d. 11. 2. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Heute ist Sonntag u. haben mal Zeit zum schreiben, hatten heute vormittag nur Probeallarm,
ob nachmitags noch Arbeitsdienst ist hängt von der Laune des Zugführers ab. Heute nacht
gab es wieder Schnee, er taut aber u. so ist wieder alles ein Matsch. Am Tage ist es schon
ganz schön, doch des nachts ist es kalt. Wir liegen hier ja ganz ruhig, aber gefallen tut es mir
nicht, der ganze Ton u. alles ist ganz anders wie an der Front, aber hier ist man sicherer u.
das ist ja auch was wert.
Wie es mit der Post ist weiß ich nicht, abgehen soll die Post ja noch aber kommen tut nichts.
Habe noch zwei Luftpostmarken gefunden, ob sie noch zu gebrauchen sind weiß ich nicht,
mußt Dich mal erkundigen, vielleicht bekomme ich dann noch mal Post, die letzte Nachricht
von Dir ist vom 6. – 8. 11. In den Zwischenzeit kann sich schon wieder allerhand ereignet
haben, genau wie ich in der Zwischenzeit auch schon wieder allerhand mitmachte. –
Hier kommt die Bevölkerung schon zum Teil wieder zurück, sollen erst das dreschen fertig
machen, da Vieh wurde zum Teil von den Soldaten oder von Polen u. Ostarbeitern, die nicht
mit flüchteten versorgt. In einigen Dörfern waren nur noch Ostarbeiter, Polen, Russen, Ukrainer, Letten u. s. w. die fühlten sich schon ganz wie die Herren u. arbeiteten soe wie es ihnen
paßte.
Hörtest Du kürzlich etwas von Hugo u. Willi Pannbacker u. Herbert u. Hans Harms? ich habe
lange nicht mehr von denen bekommen. Ich kann auch nicht an alle schreiben, mein Briefpapier blieb wieder mal liegen, bekam nur einige Bogen u. Umschläge mit u. die muß ich für
Dich behalten. Wie geht es Euch, meinen Lieben u. den Eltern, was macht Alfred, ist er schon
wieder zu Hause?
Herzliche Grüße Euch allen, besonders Dir u. den Jungens von
Deinem Hermann.
O. U. d. 15. 2. 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Habe jetzt mal wieder etwas Zeit zum schreiben, bin auf dem Revier wegen Ausschlag, muß
aber noch etwas warten. Sonst hat man wenig Gelegenheit zum schreiben, am Tage wird gearbeitet, jedenfalls sind wir draußen u. des Nachts freut man sich, wenn man mal keinen Posten hat u. schlafen kann.
Das Wetter ist zur Zeit sehr schlecht immer Schnee u. Regen, alles ist ein Dreck. Die Gräben
(Stellungen) stehen zum Teil voll Wasser u. fallen alle ein. Wenn wir ein Stück frisch ausgeschaufelt haben, ist es am anderen Tage wieder eingerutscht.
Wie schön müßte es jetzt zu Hause sein, wenn man in der warmen Stube sitzen könnte u. mit
den Jungens spielen, müssen nur hoffen, daß auch die Zeit noch mal wieder kommt. Deinen
Geburtstag hast Du, wenn dieser Brief ankommt, sicher schon hinter Dir, habt Ihr auch gut
gefeiert u. fühlst Du Dich schon so alt, oder bleibst Du mit Deinen Jungens jung?
Post gibt es hier überhaupt nicht , ob die noch ankommt, oder ganz verloren ist u. ob Post
weggeht wissen wir auch nicht.
Doch jetzt Schluß, ich muß gleich vor den Arzt. Euch, meinen Lieben, alles Gute, allen Hodensern die herzlichsten Grüße von
Deinem Hermann.
O. U. d. 27. 2 45.
Meine liebe Miez u. Jungens!
Jetzt kommt noch schnell ein Brief nach Hause, müßte auch schanzen, habe aber eine gute
Nummer bei meinem Unteroffizier, dann läßt sich schon mal was machen. Bauen uns hier
eine richtige Befestigungsanlage, wenn die .......... auf Draht ist kann der Russe schon kommen. Wie sieht es denn bei Euch aus, habt Ihn noch immer so viel Wasser? Die Jungens hatten
wohl einen guten Winter, weil das Schlöten nicht ging. Kannst du mir mal die Adressen von
Herbert u. Hans geben, mein Notizbuch ging bei dem Rennen im Januar verloren.
Ihr denkt jetzt sicher schon an die Frühjahrsbestellung, könnte ich dann doch zu Hause sein
u. mal wieder meinen eigenen Boden unter den Füßen haben u. mal wieder bei Euch, meinen
Lieben sein.
Die herzlichsten Grüße sendet Euch allen
Dein Hermann.
II
.... Soldat. Möchte es mir nicht denken, daß Ihr auch einmal so von Hodens weg müßtet, dort
bliebe viel zurück u. wie findet man es später wieder. Hier gehen täglich viel Häuser in Flammen auf fast alle aus Holz gebaut u. können auch leicht wieder hergestellt werden, da genug
Holz vorhanden ist. Landschaftlich ist es hier auch ganz schön, flachhügelig mit schönen
Wäldern. Der Boden ist wohl ganz gut, aber durch die kurze Bearbeitungszeit stark verunkrautet. Wie das Getreide hier gedroschen wird weiß ich nicht, Dreschmaschinen habe ich
noch nicht gesehen.
Wie sieht es denn bei Euch aus, habt Ihr zum 1. Sept. das Getreide drinnen? Habt Ihr schon
viel gedroschen u. bringt das Getreide gut? Hans ist sicher immer mit auf der Diele, das
mochte er vergangenes Jahr ja schon so gern. Wie sieht es denn nun in der Weltgeschichte
aus? Es bröckelt wohl so langsam ab?
Heute kamen auch die .....isten mit Wäsche an, meiner ist aber nicht dabei, die anderen ziehen sich saubere Wäsche an u. ich kann in der alten weiter herumlaufen. Meine Privatsachen
sind natürlich auch weg.
Rauchwaren gibt es hier genug, ich kann es nicht alles auf, gab noch genug ab.
Kam das Paket gut an, freuten sich die Jungens auch zu den Sachen u. wie passen die Schuhe?
Seid nun alle recht herzlich gegrüßt, besonders Du, meine Miez u. die Jungens von
Deinem Hermann.
Gedicht
Ich nehm‘ mein Herz in meine beiden Hände
1)
Kaum ich allein bin, muß ich manchmal weinen,
Du aber weißt es nicht, u. das ist gut.
Wenn Du die Tränen sähst, du würdest meinen
ich wäre feig u. hätte keinen Mut.
/Refrain: Ich nehm mein Herz in meine beiden Hände,
Ich glaub an Dich u. glaub an unser Glück.
Wenn Fahnen flattern, wen der Krieg zu Ende,
dann kehrst auch Du vergnügt u. froh zu mir zurück.
2)
Du bist so lange schon von mir gegangen
Mein ganzes Herz u. meine Sehnsucht sind bei Dir.
Ich wart auf Dich mit Hoffen u. mit Bangen,
Ich bleib Dir treu, Du Liebster, glaube mir.
3)
Sag‘, denkst Du manchmal an die schönen Tage,
da wir uns küßten voller Seeligkeit?
Wie ist es dumm von mir, daß ich Dich danach frage,
Du hast doch jetzt für sowas keine Zeit.
Enpfindest Du auch so, wie in diesem kleinen Lied gesungen wird? Aber ich habe für sowas
immer Zeit, immer Zeit, an Dich u. die Jungens zu denken Dein Hermann.
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