- Museumsfreunde Kettwig

Werbung
In die Datei „Literaturlexikon“ sind Angaben über Literatur in Essen-Kettwig einbezogen.
Essen NRW
Sehenswert: Münsterschatz und Dom, Abtei Werden mit Schatzkammer
(6.-19.Jhd), Folkwang-HS Musik/Tanz in Werden, Pressezentrum der
WAZ/NRZ Sachsenstraße, Stadtbibliothek im Gildehof, Aalto-Oper seit
1988, Saalbau, Grillo-Theater, Europahaus = Stratmann, FolkwangMuseum, Ruhrlandmuseum, Plakatmuseum, Alte Synagoge = Museum
Verfolgung u. Widerstand mit Stadtarchiv im Seitentrakt; außerhalb des
Zentrums: Zollverein XII mit Design-Zentrum und Atelier Rother in
Zollverein I/2 Bullmannsaue 16 in E-Katernberg, Zeche Carl,
Schloss E-Borbeck als ehem. Residenz der Äbtissinnen, GRUGA-Park,
Villa Hügel=Krupp, Schloss Hugenpoet in E-Kettwig wegen seiner
Renaissance-Kamine (Vernukken u.a.) mit heroisch – literarischen und
biblischen Verkörperungen .
Ältestes literarisches Zeugnis ist der Codex argenteus des ULFILAS, bis
zur Zeit von Kaiser Rudolf II in der Abtei Werden, in Prag 1632 geraubt,
heute in Upsala. Ältestes dichterisches Original in Essen ist das Fragment
einer Ekloge auf Hiob von GREGOR dem Großen (gest.604), geschrieben
vom Iren Lathcen vor 661, in der Werdener Schatzkammer. In Werden ist
vermutl. die Münchener Hs. des Heliand entstanden. Auf St.Ludgerus, den
Gründer von Werden, hat Mönch UFFING um 980 ein Preislied
geschrieben. In der Werdener Schatzkammer auch der illustrierte
„Werdener Psalter“ (um 1000). Das „Essener Osterspiel“, 2.H. 14. Jh. nach
älterer Vorlage, ist eines der ältesten dieser Gattung: Drama mit Wettlauf
der Apostel im Dom.
Hs. im Münsterarchiv Essen , Text-Vö. von Dr. Heinz KETTERING
Im Stadtarchiv Essen eine Danuser-Hs, niederdeutsches Tannhäuserlied
um 1450, „älteste, unrsprünglichste Fassung der ndd. Überlieferung“, und
ein Lied auf die Schlacht von Hulst in flämischer Sprache, 1488.
Robert JAHN in Essener Beiträge 60, 1940, 127-142;
Dieter KASTNER: „Kostbarkeiten“ 1979
Presse der Aufklärungszeit seit 1738, später mit mehreren Generationen
BAEDEKER von 1785-1935 .
Firmenarchiv der Verlagsbuchhandlung G.D.Baedeker im Stadtarchiv.
Parabeln der Aufklärungszeit schrieb der Duisburger Eloquenz-Professor
und Kettwiger Pfarrer Friedrich Adolph KRUMMACHER
(*1767 Tecklenburg, + 1845 Bremen).
Die aus Kettwig stammenden Brüder Hermann und Fred STEINES
schilderten fesselnd ihre Auswanderung nach Missouri 1833/34. Englische
Fassung der STEINES-Briefe im Missouri Historical Review 1920,
deutsche Fassung hsg.: Museumsfreunde E.-Kettwig 1999
Auf der „Meisenburg“ zwischen Essen und E-Kettwig entstand seit der
Schillerfeier 1859 ein Zentrum regionaler Kultur mit Leseverein (18591934) und Ldw. Genossenschaft durch den Reformpädagogen Georg
KLINGENBURG. Sehenswert: Unterkuhler Schule von 1790 und beide
Häuser „Meisenburg“, heute „Road Stop“, von 1815. In der Nähe:
Pierburger Schule von 1848. Sie war Heimat von Erich BOCKEMÜHL
=>Drevenack und =>M-Gladbach
Gedichtauswahl Erich BOCKEMÜHL: „Auf tausend Wegen verzweigt“,
Wesel 1985
Der Bergarbeiterstreik von 1872 ist bislang nur im Filmscript „Die
Pawlaks“ (JÄGERSBERG => Hattingen) verarbeitet worden.
Ein Zeitzeuge dieses Streiks war Heinrich KÄMPCHEN, *23.4.1847 EBurgaltendorf, + 6.3.1912 BO-Linden, dort sein Grab. Bergmann auf Zeche
Hasenwinkel in Höntrop bis zum großen Streik von 1889.
„Aus Schacht und Hütte“(G) Bochum o.J.(1899), „Neue Lieder“ o.J.
(1904), „Was die Ruhr mir sang“ o.J.(1909)
Gedichtauswahl: Oberhausen 1984.
Ludwig KESSING (14.8.1869- 1940) war der katholische Bergbaulyriker,
geboren in E-Überruhr. Straße, Schule und Park in E-Überruhr sind nach
ihm benannt, Gedenkstein in Kupferdreh.
„Im Reiche der Kohlen“,E-Steele 1900, „Im Schatten der Schächte“ (Dr.) Essen
1923, „Auf zum Licht !“, Essen 1924
Otto zur LINDE *24.4.1873 E,+ 16.2.1938 =>Berlin, gründete mit Rudolf
PAULSEN (1846-1908) und R. PANNWITZ (1881-1969) den
antinaturalist. „Charon-Kreis“, Monatsschrift „Charon“ 1904-1914. W:
Die Kugel, 1909.
Ges.Werke ed. H. RÖTTGER, 10 Bde. 1974, Nachlass: Heine-Archiv D’df.
Dierk SEEBERG, eig.Theod.REISMANN-GRONE, 1869-1949, veröff. seit
1907 Lyrik: „Dänenfahrt“, 1908:„Der Sang von der Ruhr“ (DO: Koeppen),
1924-1930 „Die Metallstadt“: Bde. I: Die Mauer um die Stadt,
II: Unterstadt, III: Zwischenstadt, IV: Oberstadt,
über die jüngere Geschichte von Essen. Reismann-Grone war 1933-1937
Oberbürgermeister von Essen.
Nachlass: Stadtarchiv E., Bestand 652,
u.a. autobiographisch und pressegeschichtlich.
Zeitgenosse war der ideologisch verwandte Wirtschaftsgeograph Hans
SPETHMANN (1885-1957), der durch seine Bergbau-Sachbücher und
„Ruhrkampf“ bekannt wurde.
Nachlass Spethmann im Stadtarchiv Essen, Bestand 661.
Rudolf HERZOG (1869-1943) =>W’tal, schrieb 1917 den Krupp-Roman
„Die Stoltenkamps und ihre Frauen“. Stoltenkamp alias A. Krupp stellt
seiner Frau die künftige „Villa Hügel“ vor.
Christoph WIEPRECHT (1875-1942) war Eisendreher bei Krupp, 1918
seine erste Gedichtsammlung „Hammer und Schwert“. Die Krupp-Hallen
heute „Colosseum“. Grab Wieprecht auf dem Südwestfriedhof.
Autobiographisch: „Nachtgesang“ (R) 1924 .
Nachlass Wieprecht im Fritz-Hüser-Inst.DO.
1919 ist der Reformpädagoge Hans SIEMSEN (geb. 27.3.1891 Mark bei
Hamm, gest.23.6.1969 Essen) einer der Mitbegründer der VHS Essen.
Er machte Charles CHAPLIN in Deutschland bekannt.
Michael FÖSTER-DÜPPE gab um 1988 seine „Schriften“ in 3 Bänden
heraus.
Reportagen von 1920: „Wo hast du dich denn herumgetrieben?“ mit „An
einem Sonntagmorgen in Essen“ , 1923 „Die Geschichte meines Bruders“
(Erz.), 1940 „Die Geschichte des Hitlerjungen Adolf Görs“.
Die Ereignisse des Kapp-Putsches 1919/20 mit ihren Auswirkungen auf
Essen werden von mehreren Autoren dargestellt:
Hans MARCHWITZA (* 25.6.1890 bei Beuthen -1965 Potsdam) „Sturm
auf Essen“ (R) 1930, erstmals im „Ruhr-Echo“ , und „Schlacht vor Kohle“
1931, „Walzwerk“ 1932 => DU-Hamborn, „Die Kumiaks“ 1934.
Autobiogr.: „Meine Jugend“ 1947.
Karl GRÜNBERG (*5.11.1891- .. ..1972) „Brennende Ruhr
Buchfassung Rudolstadt (Greifen) 1929.
Für dieses Buch erhielt er 1953 den Nationalpreis der DDR.
Topographie des Kapp-Putsches bei Ernst SCHMIDT: Essen erinnert, 1994
Durch sein antisemitisches Festspiel „Der neue Midas“ wurde Richard
EURINGER (1891 =>Augsburg bis 1953 Essen) schon 1920 bekannt, 1930
„Die Arbeitslosen“, umbenannt vor 1933 „Metallarbeiter Vonholt“(R).
1933 wurde Euringer Leiter der Stadtbücherei, ließ Bücher verbrennen
(Gedenktafel Gerlingplatz) , schrieb eine aggressive „Deutsche Passion“
1933, nach 1945: „Sargbreite Leben“.
Nachlass: Briefe EURINGER im Westf. Lit.-Archiv Hagen
Die Ruhrbesetzung durch Frankreich und Belgien 1923 wird von
zahlreichen rechtsextremen Autoren tendenziös dargestellt: u.a. Felix
NABOR „Schlageter, ein dt. Heldenschicksal“,
Fritz LÖTTE (1898-1936) „Jupp Hasselbeck und sein Erbstollen“ (R) 1936.
Der Pressereferent bei Krupp, Hermann DANNENBERGER (* Bendorf
8.9.1893 =>Koblenz, gest. 1954 in Wien) schrieb unter Ps. Eric REGER den
großen Schlüsselroman über Krupp und die Kohlen- Eisen- und Stahlwirtschaft des Reviers: „Union der festen Hand“1931. ( Kleist-Preis 1931
geteilt mit Ödön von Horvath) . Es folgte der Roman „Das wachsame
Hähnchen“ 1932 (Säule mit dem Hähnchen auf dem Kardinal-HengsbachPlatz zwischen Dom und Europa-Haus), Wohnung 1920-33: Rellinghauser
Str.202 (Plakette)
REGER gab von 1945 bis 1954 des „TAGESSPIEGEL“ in Berlin heraus.
Im Saalbau an der Huyssenallee hielt am 8.10. (?) 1927 Operndirektor
Rudolf SCHULZ-DORNBURG seine berühmte Rede über die Vereinigung
der Künste, die zur Gründung der „Folkwangschule für Gestaltung“ , u.a.
mit Hein HECKROTH , führt.
Hannes KÜPPER (1897-1955) wurde Dramaturg am Grillo-Theater und
gab die literarische Zs. „Der Scheinwerfer“ (1928-1933) heraus. Bertolt
BRECHT plante ein „Ruhrepos“. Im Essener Stadthafen entstanden zwei
Songs. Aufgrund antisemitischer Flugblätter aus Essen gaben BRECHT
und WEILL das Projekt auf.
Neubearbeitung als „Ruhrwerk“ von HUFSCHMIDT und ARMBRUSTER
1998 in Bochum.
Hörfunkpionier beim WdR Köln unter Ernst HARDT war seit 1927 der
Dramatiker Wilhelm SCHÄFERDIEK (*1903 MH, gest. 1993 Siegburg),
von 1913 bis 1927 wohnhaft im „Bergerbusch“ E-Kettwig.
Autobiogr.: „Lebens-Echo“ 1985 mit Bibliographie.
Ein neues Bild vom Revier erschien 1931 mit „Kohlenpott. Ein Buch vor
der Ruhr“ von G. SCHWARZ (=> DO!) und 1932 „Rauch an der Ruhr“
von Felix Wm.BEIELSTEIN (1887 BO - 1964 Essen).
Reprint G.SCHWARZ bei Klartext, Essen 1986,
Nachlass BEIELSTEIN im Stadtarchiv Essen, Bestand 601.
Die NS-Machtergreifung führte zur Verfolgung und Emigration wichtiger
Autoren, fast aller Mitarbeiter des „Scheinwerfer". „Union der starken
Hand“ (REGER) wurde 1933 verboten. Bücher wurden unter aktiver
Beteiligung des Büchereidirekors EURINGER verbrannt: Gedenktafel auf
dem Gerlingplatz. Über den Brand der Synagoge am 10.11.1938 ,
(Jugendstilbau von Edmund Körner 1913) schrieb Anna RANASINGHEKATZ 1983 .
Felix W. BEIELSTEIN (s.o.) und Wolf SLUYTERMAN sortierten im NSSinne das „Schrifttumsschaffen“ in Essen und besorgten die
„Gleichschaltung“.
Verlage: Bacmeister, Reismann-Grone und National-Druckerei Duisburg.
Bemerkenswert allenfalls:
Herm.Jos. MÜLLER (1901-1955) mit Straßenbahnlyrik 1936, „Entgleist“
1950,
Nachlass Müller im Stadtarchiv Essen, Bestand 647.
und Heinrich CLAUS (gest. 1952) mit Bergbaulyrik:
„Lieder der Heimat“, DU 1940; Nachruf von Carl JANSEN 1952
Bislang fast unbekannt ist das bedeutende Lebenswerk der Brüder
KÜKELHAUS aus Essen:
Hugo KÜKELHAUS jun. (1900-1984) , Mathematiker und Innenarchitekt,
schrieb 1934 das Sachbuch „Urzahl und Gebärde“. Er war Mitglied des
Widerstands um Dietlof v.d. SCHULENBURG, seit 1948 dichterische
Bildgeschichten und Parabeln. 1982 gemeinsam mit Rudolf zur LIPPE
„Entfaltung der Sinne“. Hugo KÜKELHAUS ist in Essen ein „Künstler
zum Anfassen“. Seine Zirkuswagen zum „Erfahrungsfeld der Sinne“ war
erstmals auf der Weltausstellung Montreal 1967. Er übergab das
„Erfahrungsfeld der Sinne“ 1981 an Cornelia und Jürgen BINDER
(Schüler von Josef BEUYS), und seit 1997 stehen sie auf Zeche Zollverein ,
Am Handwerkerpark 8-10, 45309 E-Katernberg, 0201-301030.
Bruder Heinz KÜKELHAUS (12.2.1902 - 3.5.1946) war Dramatiker,
Bruder Hermann KÜKELHAUS (1920-1944) ein begabter Lyriker.
Die „Arbeitsstelle Kükelhaus“ wird von Elisabeth STELKENS in E-Kettwig
geleitet. Nachlass Hugo KÜKELHAUS im Stadtarchiv Soest, Briefe Heinz
KÜKELHAUS im Westf. Lit.-archiv Hagen, Briefe und Manuskripte Hugo
KÜKELHAUS sen (1871-1931), Pseud. Hugo STEIN, im Stadtarchiv
Mülheim/Ruhr.
Betont unpolitisch schrieben Wolf von NIEBELSCHÜTZ (1913-1960), bis
1940 bei der Rhein.-Westf. Zeitung Essen (=> Ratingen-Hösel) und sein
Freund Werner OELLERS (1904-1947). Seit 1940 wohnten beide in Hösel.
Im April 1945 schufen US-Sergeant Stefan HEYM (* in Chemnitz 1913)
und sein Presseoffizier Hans HABE nach der Befreiung die
Voraussetzungen für eine demokratische Presse im Revier. Im Druckhaus
REISMANN-GRONE (s.o.), Sachsenstraße 26 ließ die 12. US-Armee die
„Ruhr-Zeitung“ drucken. Erich BROST, *1903, Journalist in Danzig bis
1936, arbeitete für Zeitungen in Finnland, Schweden, Dänemark, seit 1942
in London, 1945 Korrespondent der US-Zeitungen Kölnischer Kurier und
Ruhr-Zeitung, gründete 1948 mit Jakob FUNKE die WAZ in Essen. Erich
Brost starb 1995. Nach ihm ist seit 1996 der Erich-Brost-Preis und 1998
das Erich-Brost-Berufskolleg benannt, Sachsenstraße 29.
Gegenüber ist „Die Zeitungsente“, Sachsenstraße 30, Treff der
Journalisten im Presseviertel, jeweils ab 12 Uhr 3o und 17 Uhr 3o.
Auf der Ecke Bismarck/Friedrichstraße ehem. Folkwang-Schule für
Graphik (heute DB); zwischen den Pressehäusern und der Bahn liegt die
Bert-Brecht-Straße, wo Hanne HIOB den „Herrnburger Bericht“
aufführen ließ, um an den Tod von Philipp Müller aus Essen (1952) zu
erinnern . Nicolas BORN hat mit „Libuda“ 1966 die Schießerei von 1952
zwischen Polizei und FDJ an der Gruga dargestellt.
Die Trümmerszene 1946 in E-Rüttenscheid stellte Jo PESTUM dar, eig.
Johannes STUMPE, im autobiogr. Jugendbuch „Schwarzfüße“ ,
Stgt.1990, dar. Trotz Lageskizze Gruga - E-Rüttenscheid bis E-Werden
verfremdete Schauplätze und Objekte: Georg Kolbes „Große Badende“ in
der Gruga (Margarethenteich) „wuchs“ bei ihm von 3 auf 8 Meter.
Die Isenburg bei E-Stadtwald wurde Schauplatz einer lustigen
Nibelungen-Flunkerei, die 1990/94/96 LODEMANN weitergesponnen hat.
„Der Hurone“ von PESTUM (1997) spielt 1961 im Obdachlosenmilieu des
Essener Südens.
Jürgen LODEMANN, geb.1936 Essen , hat nach seinem Debut
„Erinnerungen in der Zornigen Ameise an Geburt, Leben, Ansichten und
Ende der Anita Drögemöller“ im zweiten Roman „Der Solljunge“ seine
Jugend (Drosselstraße 24, E-Stadtwald) und sein Gymnasium (Helmholz,
Rosastr. 83) autobiographisch dargestellt. Sein dritter Essen-Roman ist
„Viehofer Platz oder Langensiepens Ende“ 1985.
Seine Nibelungen-Saga begann mit dem Jugendbuch „Siegfried“, Stgt.
(Thienemann) 1986, darin die Örtlichkeiten ‘Baldinai’ wie Baldeneysee,
‘Heimliche Liebe’(Restaurant über dem Baldeneysee) und ‘Isenstein’ (statt
Isenburg). Sein Sammelwerk „Der Mord. Das wahre Volksbuch von den
Deutschen“ (1995) ist ebenfalls in Essen (wieder: Isenburg) lokalisierbar.
In „Alles wird gut“ spielt er mit dem Detektiv Libuda auf Nicolas BORN
(s.o.) an. Lodemann war Fernsehautor für SWF Baden-Baden.
Die jüngere Szene des Stadtteils Rüttenscheid stellte Elke HEIDENREICH
(*1943) dar, die die Metzgersgattin Else Stratmann erfand und 1986 für
PESTUM und LODEMANN die essener Nibelungenvariante in
Umgangssprache vorgab: „Unser Siechfried“.
Thomas ROTHER, geb.1937 in Frankfurt/Oder, lebt seit 1955 im Westen.
Nach Maurerlehre wurde er Journalist und Klangkünstler: Atelier
Bullmannsaue 16, Zollverein Schacht I/2.
W.: „Das plötzliche Verstummen des Wilhelm W“ 1981 (autobiogr.);
„Ohne Glied geboren“ 1985; „Obermenschen, Untermenschen“ 1994. Er
wurde auch bekannt mit seiner Anthologie „Schrauben haben
Rechtsgewinde“, 1971, und der Sagensammlung „Zauberworte“ 1988.
Nicolas BORN ist ebenfalls 1937 (31.12 =>DU) geboren, hat als
Chemigraph bei Girardet in Essen gearbeitet, bevor er, gefördert von
Ernst MEISTER =>HA und Günter GRASS, zu schreiben begann:
„Täterskizzen“ 1966, „Marktlage“ 1967, „Das Auge des Entdeckers“ 1972,
„Die Welt der Maschine“ 1979, „Die Fälschung“ (verfilmt von Volker
SCHLÖNDORF).
Sein Freundeskreis in Essen: Hannelies TASCHAU und Wolfdieter
BRINKMANN. Born war 1975 der erste „poet in residence“ an der Uni
Essen, starb 1979 in Dannenberg.
Der Gelsenkirchener Jugendautor Michael KLAUS ,*1952 Brilon,
Studium u.a.in Essen, hat die Zeche Carl in E-Altenessen zum Schauplatz
einer lesenswerten Sequenz gemacht: Michael und Roman KLAUS „Der
Sommer in Samuels Augen“. Ffm (Fischer Schatzinsel) 1994.
Walter WEHNER, geb.1949 Werdohl ( =>Iserlohn) hat mit „Wachowski“
Jugenderlebnisse um 1960 aus dem Segeroth (heute: Uni-Viertel)
dargestellt. Er begann 1974 als Lyriker ( =>Velbert), erarbeitete seit 1980
mit KARR (eig. Reinhard JAHN) Kriminalhörspiele für RB, WdR, SDR
und wurde bekannt (KARR&WEHNER) mit zahlreichen Essen- und
Revier-Krimis bei Haffmans ZH und grafit DO. Seine Serie :
„Berbersommer“ 1991, „Geierfrühling“ 1994, „Rattensommer“1995,
„Hühnerherbst“ 1997, „Bullenwinter“ 1999.
Das Revier ist zur idealen Krimilandschaft geworden: dabei spielen in
Essen: Horst BIEBER „Sackgasse“ 1982, „Kaiserhof“ 1996 - bezogen auf
Hotel Kaiserhof, Lindenallee.
Conny LENS, eig. Friedrich HITZBLECK, begann 1988 seine Krimi-Serie
„Steeler Straße“, u.a.bei Haffmans Zürich.
Auch die Krimis von Dorothee BECKER (*1967 MH) spielen z.T. in Essen
(Frankenstraße),
ebenso Jörg HERBER (*1963) „Das Kreisen der Raben“, ²1999
Die Mitarbeiter der Literaturwerkstatt sammelten sich seit 1976 in der
VHS um Herbert SOMPLATZKI (*1934), der seine Erfahrungen aus dem
Bergbau (=>Marl) in „Muskelschrott“ 1989 dargestellt hat. Er wurde
bekannt durch „Schrumpfstories“ 1978 und 1979, „Schocksekunde“(R)
1981. Seine Mitarbeiter:
Theo SCHMICH, *1935 Essen, Mitgründer des Lit.-Zentrums Essen,
„Texte aus der Arbeitswelt seit 1961“, 1974.
Wolfgang KOMM,*1948, „Die fünfte Dimension“ 1978, „Der Idiot des
Hauses“, 1982,
Inge MEYER-DIETRICH =>GE,
und Rene ZEY, geb.1955 Essen, „Westviertel“, 1984.
Verbindung von Graphik und Lyrik bei Annemarie BUNTROCK *1923
MH, Margret GOTTLIEB, Brigitte HEINE- SCHRÖDER *1949,
Marianne KUHLMANN, Eje WINTER.
Unabhängig von dieser Gruppierung zeichnet und schreibt Ina SEEBERG
-RÖSE aus E- Heisingen , „Kinderstation“ und „Gruppenkinder“ . Für
Essen ist wichtig ihre schöne Studie aus türkischen Familien „Fatma Gül
und ihre Kinder“ um 1990 (o.J.).
Das literarisch/politische Schülerkabarett „DIE KETTWICHTE“ wurde
von 1965 bis 1999 geleitet von Hans BURING.
BURING: Chronik mit Songtexten (E.: Klartext-V)1999.
Im Bereich der Uni Essen spielt der erste Roman von Jörg Uwe SAUER
(*in Herne-Wanne) „Uniklinik“ (R), Salzburg (Residenz) 1999, eine
Huldigung an Thomas BERNHARD .
Die Univ./GHS Essen hat seit 1975 ihren „poet in residence“: der erste war
Nicolas BORN (s.o.) 1975/76, (Festschrift „20 Jahre ports in residence,
1996), und zu ihm kommt Norbert WEHR, der ab 1980 die Redaktion des
„Schreibheft“ übernahm.
„Ohne Nicolas BORN wäre ‘Schreibheft’ undenkbar“, sagt er.
Weitere „poets in residence“: Günter GRASS 1990, Peter BICHSEL, Ralf
ROTHMANN 1999 (*1953 =>OB, in Essen schon 1971-76, seitdem Berlin.
Ruhrgebietstrilogie von ROTHMANN: „Stier“, „Wäldernacht“, „Milch
und Kohle“(noch in Arbeit) 1999.
„Schreibheft“, begründet 1977 durch Ulrich HOMANN und Wilfried
BIENEK, weitergeführt von Norbert WEHR , wird eine der maßgebenden
deutschen Literaturzeitschriften.
Essen-Bibliographie
von Wilhelm SELLMANN, 3 Bde 1980,1986 und 1991, fortgesetzt als
„Essener Bibliographie“ durch Alfred PETER, vorerst bis 1992, vö. 1996
Essen-Hinweise in der Bibliographie „Das Ruhrgebiet in der Literatur“
von Dierk HALLENBERGER (1800)bis 1961, (Klartext)1991
und „Industrie und Heimat“ von HALLENBERGER (Jan.2000 bei
Klartext-Verlag)
Essen-Topographie bei Roland GÜNTER „Das Tal der Könige“
(Klartext-Verlag) ³1997
und bei Ernst SCHMIDT: „Lichter in der Finsternis“ 1979, „Essen
erinnert“, (Klartext-Verlag) ²1994
Literarische Verlage in Essen:
Klartext, Dickmannstr.2, E-Altendorf; Thomas Schmitz , E-Werden;
Presseverlage und Druckereien :
WAZ/NRZ Friedrichstraße und Sachsenstraße;
Axel-Springer-Verlag/Druckerei mit „Bild“ und „WELT“, E-Kettwig;
Sutter (Druckhaus mit „Kunstkäfig“) Bottroper Straße.
/A/ Aufenthalte:
Jules HURET , Reporter des Figaro in Paris, beschrieb 1907 eine Reise
durch das Revier, auf heute Essener Gebiet insbesondere zu den
Industriemagnaten Krupp und A.Thyssen (Schöne Ortsschilderungen, u.a.
für E-Kettwig).
„Das Ruhrgebiet um 1900. Zu Besuch bei Krupp und Thyssen“, Essen
(H&B) 1998.
Die Kettwiger Museumsfreunde verwahren die vollständige originale
Ausgabe Jules HURET „L’Allemagne“, Paris 1913 (Geschenk Rinner).
Reportagen von Egon Erwin KISCH( 1885-1948): 1924 über KruppBetriebe Essen und Bochum.
E.E. KISCH: Das Nest der Kanonenkönige, in: Der rasende Reporter,
Bln.(Reiss) 1925
Joseph ROTH (1894-1939) war mehrfach in Essen .
Joseph ROTH: Privatleben des Arbeiters (Krupp-Reportage), Frankf.
Ztg.10.4.1926 und Reportage-Serie für die Kölnische Ztg. 24.5. bis
21.6.1931, abgedruckt in Werke III, hsg. Herm.KESTEN, Köln (Ki&Wi)
1976, S.782-805
/M/ Motivkreise : Der Nibelungen-Motivkreis ist ein Gesellschaftsspiel der
Autoren LODEMANN, PESTUM und HEIDENREICH 1985 bis 1995.
Dazu: Isenburger-Sagen nach Otto SCHELL
/L/, Sage und Mundart, Belletristische Topographie: Essen-Sagen
erstmals bei Otto SCHELL: „Bergische Sagen“, neuere Anthologien von
Thomas ROTHER „Zauberworte“ 1988, und Wolfg.SCHULZE: „Das
große Essener Sagenbuch“, (Pomp) 1990.
Essen gehört zum niederdeutschen Sprachbereich. Die vorhandene
Mundartdichtung ist aber trivial (Wilhelm TÄPPER um 1900, Heinrich
SEHRT um 1935, Matth. REIFFENSCHEIDT um 1950. Mundart wurde
gepflegt in E-Werden durch Prof. GÖBELS (gest.1997), von ihm im Verlag
Schmitz, Werden:„Großvaters Uhr“.Örtlicher Arbeitskreis, genannt
„Komm-Omend“.
Werden, Kettwig und Mülheim gehören zum ostniederfränkischen
Sprachbereich. Diese Mundart wird noch gesprochen und gepflegt in
Mülheim (Franz FIRLA) und Werden (Werner KATZ). Eine Auswahl der
Dichtungen von „Felix NORDEN“ (Wilhelm EICHHOLZ auf
Sengelmannshof) in der Datei „Eichholz“ (Museumsfreunde: DOK 2004)
und in „Die Kettwiger Museums-und Geschichtsblätter“ (Hsg. KMGF) Jg.
8, 2004, Nr.56.
/S/ Bibliotheken, Sammlungen, Literarische Gesellschaften, Stiftungen
Stadtbibliothek im „Gildehof“ mit ehem.“Krupp-Bücherhalle“ .
/R/ Reisevorschläge und
/Z/ Ziele in der Nachbarschaft
Das Ruhrtal zwischen Mülheim (Schloss Broich) und Hattingen (Isenburg)
ist eine eigene Literaturlandschaft, insbesondere wegen der Isenburg-Sagen
- im Bereich des Limburger Besitzes mit vermuteten mittelalterlichen
Signalverbindungen zwischen Hagen-Hohenlimburg über Volmarstein,
Hattingen, Essener Isenburg, Ruine Kattenturm (E-Kettwig) bis hinab zu
Schloss Limburg in MH-Styrum.
In Essen-Mitte führt Walter WEHNER (VHS) „Literarische
Stadtspaziergänge“ durch das ehem.Segeroth, heute Uni-Nähe:
WEHNER-Krimis, ZEY, BORN.
Reiseziel ist aber ebenso das Essener Emschertal mit Zeche Zollverein.
Joachim GROSSMANN: „Wanderungen durch Zollverein“ , Hubert
KUROWSKI (Hsg.): Geschichte und Geschichten einer
Flusslandschaft“,1993; Werner BOSCHMANN „Emscherzauber“,
Essen(H&B) 1998 . Gute Übersicht auf die Emscherlandschaft und den
grünen Norden von der Schurenbach-Halde, E-Altenessen, mit
Stahlbramme von Richard Serra.
Das Zeichen => weist auf Artikel zu Orten, die im Nachschlagwerk
Literarischer Führer Deutschland
(Fred OBERHAUSER und Axel KAHRS)
Ffm, Lpz (Insel) 2008, verzeichnet sind.
Bearbeiter: Dr. Hans Gerd Engelhardt
Kettwiger Museumsfreunde, 2005
Herunterladen