Zuger Presse „Sein Markenzeichen ist die Popularität“

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Zeitung: Zuger Presse Nr. 81 vom 11. Oktober 2002
Autor/-in: Erich Hirtler ([email protected])
Sein Markenzeichen ist die Popularität
Der FDP-Gesundheitsdirektor Joachim Eder sieht sich
als Brückenbauer und Integrationsfigur
Regierungsrat Joachim Eder strebt den Ausgleich zwischen den politischen Kräften an. Die
Spitaldebatte war ein Gradmesser.
Mit Joachim Eder kommt man auf der Strasse nicht weit. Etliche wollen ihm die Hand schütteln,
oder er geht auf die Leute zu, Beamte, Bekannte oder den Rettungsdienst. «Meine Philosophie
ist es, mit allen zu reden.» Es sei auch in der Politik weniger wichtig, aus welcher Ecke etwas
komme, sondern ob es gut sei. «Meine Vorstösse im Kantonsrat waren immer breit abgestützt,
von links bis rechts.» Eders soziale Ader zeigte sich etwa, als er einst als einer der wenigen
Rechtspolitiker für die Beibehaltung des Gleichstellungsbüros war. Der Geldbeutel solle nicht
das Mass aller Dinge sein.
«Die Kritik ist etwas verstummt»
Auch mit den Gegnern des Baus eines Zentralspitals führe er eine offene Gesprächskultur. Der
Regierungsrat werde bald das Spital in Glarus besuchen, das den Gegnern Vorbild für eine
Sanierung des Kantonsspitals ist. Weder die vormalige Gesundheitsdirektorin Monika Hutter
noch er hätten die Kosten-Fehlschätzungen auf dem Gewissen. Allerdings habe niemand die
Zahlen hinterfragt. «Leider wurden Warner wie Leo Ohnsorg an den Pranger gestellt. Doch für
Fehler entschuldigten wir uns und entschieden, dem Volk an der Urne das letzte Wort zu
geben.» Seither sei die Kritik etwas verstummt. «Doch wenn wir jetzt 140 Millionen Steuergelder
in den Bundestopf geben, dürfen wir uns auch ein neues Spital leisten.»
«Seine» Gesundheitsförderung
Die Spitalfrage halte ihn aber nicht von den anderen Aufgaben ab. Seine Schwerpunkte sind
das Konzept der Langzeitpflege zusammen mit den Gemeinden, dann die
Gesundheitsförderung, die auf eine Motion von ihm zurückgeht, und die Gesundheitsvorsorge in
Form von Investitionen in Sport, Kultur und sinnvolle Jugendarbeit («letztlich ist das viel
günstiger als die Folgekosten»). Bisher hat Eder vor allem den Aufbau eines ambulanten sozialpsychiatrischen Zentrums vorangetrieben, in den ein kinder- und jugendpsychiatrischer Dienst
integriert werden soll. Zur Sozialpolitik steht auf seiner Homepage, dass «wir jenen Solidarität
und Hilfe bieten, die wirklich Unterstützung benötigen.» Also mehr Selbstverantwortung und
«keine Betreuungsgesellschaft».
Erfahrung kommt ihm zugute
Politik sei die Kunst des Möglichen. Was aber ist möglich? Die lange politische Erfahrung
erlaube ihm eine gute realistische Einschätzung. Er habe keine Mühe, sofort und klar zu
entscheiden. Aber: «Im Gesundheitswesen gibt es keine einfachen Lösungen, und man
brauche Geduld und dürfe nichts überhasten.» Deshalb könne er Erfolge nicht einfach aus dem
Ärmel schütteln. Ausser den erwähnten, habe er mehr Bundesgelder für die Prämienverbilligung
locker gemacht – da steht auch noch eine weiter gehende Initiative an.
Und die Wahlen? «Natürlich ist man gespannt. Ich bin aber grundsätzlich ein Optimist. Das
braucht es in dieser komplexen Welt.» Wie viel das Spitalprojekt «Vitale» einsparen kann, wird
man Ende Oktober nach den Wahlen wissen. Eder: «Die Bedingungen aber müssen erfüllt
sein.»
Erich Hirtler
Zur Person
Sozialliberales Engagement
Joachim Eder (50) wuchs im Waldheim in Zug auf, das seine Eltern führten. Sein Grossvater
war CVP-Nationalrat des Thurgaus. 26 Jahre lang unterrichtete Eder als Sekundarlehrer in
Unterägeri, wo er noch mit seiner Familie wohnt. Handball spielt in seinem Leben eine grosse
Rolle, unter anderem trainierte er die Damen-Nationalmannschaft.
Er war 19 Jahre FDP-Kantonsrat, bis er vor einem Jahr für den beim Attentat erschossenen
Peter Bossard nachrückte. Sein sozialliberales Engagement fand Anerkennung bei allen
Parteien und prädestinierte ihn für die Gesundheitsdirektion. Eder ist der einzige Regierungsrat
aus dem Berggebiet.
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