Hochgeladen von nathalie.figge

Buddhismus

Werbung
1
Der Buddhismus
Definition des Buddhismus: es ist per definitionem die Lehre Buddhas, die Lehre des Erleuchteten.
Der Buddhismus ist eine Lebenslehre. Der Buddhismus beruft und stützt sich auf die (Lehr-)reden des
Buddha, der ca. 370 v. Chr. verstorbenen ist und damit auf die ca. 150 Jahre später in Mönchskonzilen
kanonisierten Lehrsätze und Regelwerke.
Jene elementarsten Texte werden im Buddhismus als Sutra bezeichnet. Das Wort „sutra“ begründet
sich im Sanskrit und bedeutet „Faden“. Hieraus werden metaphorische Bedeutungen wie „Leitfaden“
und „elementare Lehrschrift“ abgeleitet.
und Regelwerke (ninaya).
Im sogenannten „Zufluchtgelübde“ bekennt sich der zum Buddhismus Beitretende zum „Erwachten“
(dem Buddha), zur Lehre (dharma) und zur Gemeinschaft (sangha).
Der Buddhismus bezieht sich hauptsächlich auf den Menschen. Er zielt darauf, den menschlichen Geist
so weit zu entwickeln, dass er aus sich selbst erkennt, was in Wirklichkeit gut und schlecht, richtig und
falsch, vernünftig und unvernünftig ist. Hauptziel der Religion ist der Zustand des nirvanas, die
Beseitigung des Zustands des Leides, des Nicht-Zufriedenseins. Gegenstand der buddhistischen Lehre
ist das geistige Wohlergehen der Menschen und eine fürsorgliche und verantwortungsbewusste
Lebenshaltung. Es geht um die Einübung des Loslassen-Könnens und eine teleologische Ausrichtung
hin auf ein Ziel, die Überwindung der Kreisläufe, hin. Hierdurch soll eine Befreiung von inneren und
äußeren Zwängen erreicht werden. Es geht immer nur um die (eigene) „Erleuchtung“, um
Selbstentwicklung durch Selbstanalyse (die vier edlen Wahrheiten). Hierbei hilft der „achtfache Pfad“.
Der Buddhist ist stets nur für sich selbst und seine Eigenentwicklung verantwortlich. Es gibt durch
religionsgeschichtliche Entwicklung nicht den, sondern viele Buddhismen (Traditionen).
Die Selbstbestimmung gegenüber der benachbarten brahmanischen Kultur ist durch die Kanonisierung
der Lehrschriften, des Nicht-Anerkennens von veda (religiöse hinduistische Schriften), Götterlehre,
Opferpriestertum sowie der Implementierung von Struktur und Ordnung innerhalb der Orden
gekennzeichnet. Die buddhistische Lehre ist wegen ihrer Lebensweisheit und frohen Sinnenfälligkeit in
Ritual und Symbolik (Proskynese, Gebetsmühlen und -trommeln, bunten Rollbilder und Mandelas,
Butterlampen, Räucherstäbchen etc.) leicht zugänglich und konnte sich dadurch weit verbreiten.
Zunächst lebte die Lehre in Form von Wanderorden, die sie verbreiteten. In 6-8 Jahrhunderten wurde
der Buddhismus von Indien bis Japan verbreitet. Genutzt wurden hierfür die Handelswege und Klöster.
In den meisten Ländern erfolgte nach erfolgreicher Konvertierung des Monarchen eine Missionierung
von oben nach unten.
In Indien selbst ging der Buddhismus nach etwa tausend Jahren durch den wiedererstarkenden
reformierten Hinduismus unter. Buddha wurde zur Inkarnation des Gottes Vishnu. Muslimische Eroberer
zerstörten um 1200 n. Chr. die letzten vorhandenen Klöster. Die Mönche flohen nach Norden. Dies
führte zur Verstärkung der Missionierung Nepals und Tibets. Dem Buddhismus hängen weltweit ca. 350
Mio. Gläubige an.
Der Buddha („der Erwachte“)
ist nicht ein persönlicher Name, sondern die Bezeichnung für den Menschen, der die Erleuchtung
erlangt hat, das heißt, der die wirkliche Natur aller Welten erkannt hat. Alle sind in ihrer Entstehung
abhängig vom Gesetz von Ursache und Wirkung. Sie alle besitzen die gleichen drei Charakteren,
nämlich Vergänglichkeit, Leiden (verstanden als Erfahrung, dass kein Glück dauerhaft bleibt) oder
Unzulänglichkeit und Besitz- oder Substanzlosigkeit. Quelle der buddhistischen Lehre sind die
überlieferten und niedergeschriebenen Lehrreden des ca. 370 v.Chr. verstorbenen Buddhas. Es ist eine
2
Lehre des „mittleren Weges“, der Extremhaltungen vermeidet und eine achtsame und selbstlose
Lebensführung fordert.
Die Aufgaben der Mönche:







Meditation
Belehrung
Achtsamkeit
Studium
Beratung
Ritualdienst (Beerdigungen)
Keine körperliche Arbeit, dafür Bettelgänge
Die drei Rosen des Buddhismus



Buddha
Der achtfache Weg
Mönche
Die „Vier edlen Wahrheiten“
Das Dasein wird unter der Fokussierung der Vergänglichkeit (auch der Seele) betrachtet. Darum ist es
notwendig
die
Lebenssituation durch die Vermeidung des Leids zu verbessern und zu stabilisieren. Dieses Leid
(verstanden als die Erfahrung, dass Glück nicht von Dauer ist) ist Folge von Gier und Unwissenheit.
1. Die Entstehung von Leid (dukka samu dayan) wird durch Begehren und Anhaften verursacht.
Es bedarf der Anleitung zu einem „Erwachen“, um diesen Kreislauf zu überspringen, um aus
dem Rad der Wiedergeburt zu kommen.
2. Die Vernichtung des Leides erfolgt durch Vermeidung von Gier und Unwissenheit.
3. Praxis und Erfahrung der Leidvermeidung
- „Es gibt Leid“.
1. Die erste Wahrheit ist die Wahrheit vom Leid, die Erkenntnis, dass jenes Anhaften an den
vergänglichen Dingen zu einer Frustration, ich würde es persönlich auch als Leere,
Unbefriedigung führt. Eben jenes Leid wird nun als Zustand der Unzufriedenheit
wahrgenommen. „Alles ist vergänglich => dukka“.
D.h., solange der Geist seine Natur nicht erkannt hat, gehört zum Leben zwar Freude, aber auch Leid.
Zumindest Alter, Krankheit und Tod sind unvermeidbar und werden als unangenehm erlebt.
- Es gibt eine Ursache für das Leid.
Die zweite Wahrheit bezeichnet die Aufdeckung der Ursache dieses Sachverhalts, die Wahrheit von
der Entstehung des Leidens.
D.h., es gibt eine bestimmte Ursache, warum der Geist seine wahre Natur nicht sieht.
3
- Es ist möglich, sich vom Leid zu befreien.
Die dritte Wahrheit beinhaltet die Einsicht in die Möglichkeit, diesen leidvollen Zustand zu beenden, es
ist die Wahrheit von der Überwindung des Leidens.
D.h., jeder kann die Natur seines Geistes erkennen, also erleuchtet werden.
- Es gibt einen Weg aus dem Leid.
Die vierte Wahrheit meint die Wahrheit vom Weg zur Überwindung des Leidens, der im „Edlen
Achtfachen Pfad“ beschrieben wird.
D.h., es gibt einen praktische Mittel, um das zu erreichen.
„Diese ist das Leiden, erkannte ich, so wie es ist, dies ist die Leidensentstehung, erkannte ich, so wie
es ist, dies ist die Leidensauflösung, erkannte ich, so wie es ist, dies ist der zur Leidensauflösung
führende Weg, erkannte ich, so wie es ist.“13 In den vier edlen Wahrheiten, die Buddha der
Überlieferung nach in der Nacht seines Erwachens als Zusammenfassung seiner gesamten
Erkenntnisse in den Sinn kam und die von allen buddhistischen Schulen als Ausgangspunkt ihrer
Überlegungen übernommen wurde und dadurch das Zentrum der Lehre darstellt, manifestiert sich die
buddhistische Heilslehre: es sind keine endzeitlich wahren Weisheiten einer allmächtigen Gottheit, wie
die 10 Gebote Gottes, sondern eine analytische Beschreibung des Seiendem, einschließlich einem
selbst, wie mensch sie unter Ausführung der Achtsamkeitsübungen tatsächlich vorfindet (das Sanskrit
Wort für Wahrheit satya kann laut Peter Gäng nämlich auch mit „Seiendheit“ übersetzt werden – ein
Beispiel am Rande für die Problematik der komplexen Sprache und ihrer Interpretationen). 14
Die erste der vier edlen Wahrheiten ist die Wahrheit vom Leiden: Geburt, Alter, Krankheit, Tod, mit
Unliebem vereint sein, von Liebem getrennt sein, nicht zu erlangen, was mensch begehrt – „dieses
fünffache Haften am Irdischen ist Leiden“.15 Diese Vorstellung, dass alles im Leben Leiden ist, stößt
laut Conze in der westlichen Gesellschaft vor allem auf Verwirrung und Widerstand, da die meisten
Menschen von Euphemismen zur Kaschierung und dem allgemeinen Ignorieren von Leiden abhängig
sind und ohne ein unerträgliches Leben führen würden, weil sie das Leben nur genießen können,
wenn sie blind (im Sinne von die Augen vor dem Leiden verschließen) durchs Leben laufen – Beispiel:
Augen verschließen bei Produkten, die mit Kinderarbeit produziert werden.16 Dementsprechend
denken sie natürlich, dass sie nicht viel mit den eigentlich alltäglichen Leiden des Lebens in Kontakt
kommen. Allerdings sind für Buddhist_innen selbst so fröhliche Dinge wie die Liebe Leiden: einerseits,
da die Liebe stets mit einer Verlustangst einhergeht, andererseits, da die Liebe die Menschen stärker
an die Realität bindet, indem sie bei den Liebenden den Wunsch erweckt zu verweilen (anstatt
Nirwana zu erreichen). Ebenso sind alle fröhlichen Momente und Erlebnisse im Leben Leiden, weil sie
vergänglich sind und deshalb eine Sehnsucht nach einer Wiederholung erzeugen, die niemals gestillt
werden kann. Und genau auf diesen unersättlichen Durst geht Buddha in der zweiten Wahrheit ein, in
der er die Entstehung des Leidens erläutert.
Die zweite der vier edlen Wahrheiten ist die Wahrheit von der Entstehung des Leidens: „es ist der
Durst (nach Sein), der von Wiedergeburt zu Wiedergeburt führt, samt Lust und Begier, der hier und
dort seine Lust findet: der Durst nach Lüsten, der Durst nach Werden, der Durst nach Macht.“ 17 Dieser
Durst muss aus einer yogischen Perspektive her verstanden werden: Lust entsteht dadurch, dass die
Sinnesorgane des Menschen mit Objekten Kontakt aufnehmen, die Lust drängt den Menschen dann
zur Wiederholung solch eines Kontakt-Aktes und genau dieser Wiederholungszwang ist eben dieser
unersättliche und fesselnde Durst nach Sein, den Buddha beschreibt.18 Aus der Wahrheit von der
Entstehung des Leidens folgt, dass es im Buddhismus nicht etwa darum geht dem Altern, Krankheit
und Tod zu entrinnen, sondern dem Leiden selbst: der eigene Tod wird erst zum Leiden, wenn es dem
Menschen danach dürstet, ewig zu leben, sowie das Leiden des Alterns nur auf dem Durst nach
ewiger Jugend fußt und Trauer und Kummer gleichfalls nur Produkte der Nichterfüllung der Sehnsucht
eines Menschen nach Glück und Zufriedenheit darstellen.19
Die dritte der vier edlen Wahrheiten ist die Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: „die Aufhebung
dieses Durstes durch gänzliche Vernichtung des Begehrens, ihn fahren zu lassen, sich seiner
entäußern, sich von ihm lösen, ihm keine Stätte gewähren.“20 Wie in der zweiten Wahrheit festgestellt,
ist diese Gier, dieser unersättliche Durst die Ursache des Leidens und in deren Beseitigung also liegt
4
für Buddha die Ausgangslage zur Aufhebung des Leidens.21 Die dritte Wahrheit von der Aufhebung
des Leidens zieht die Konsequent nach sich, dass nicht das ganze Leben Leiden ist, denn sonst
würde es keine Möglichkeit der Befreiung von ebenjenem Leiden geben - somit ist die oft im Bezug
auf den Buddhismus gebrauchte Verallgemeinerung „Alles ist Leiden“ (da ja jede der fünf
Komponenten des normalen Lebensprozesses Leiden ist) ein Trugschluss, der den Buddhismus zu
Unrecht als pessimistisch charakterisiert.22 Denn es ist sogar die Aufhebung des Leidens möglich und
vor allem explizit beschrieben worden, nämlich in der vierten edlen Wahrheit, der Wahrheit des
achtgliedrigen Pfades. Unter dieser Betrachtung wird deutlich, dass der Buddhismus viel eher eine
optimistische als eine pessimistische Weltanschauung darstellt, da dem Menschen nicht nur die
Möglichkeit der Aufhebung des Leidens offenbart wird, sondern ihm sogar noch eine praktische
Anleitung zur Selbsthilfe mitgegeben wird, wie genau das Leiden denn beseitigt werden kann. Als
wichtigsten Punkt der dritten edlen Wahrheit bleibt die Bezugnahme zum Samsāra zu nennen: durch
die Auflösung des Durstes, der von Wiedergeburt zu Wiedergeburt führt, gibt es kein nächstes Leben
mehr und Nirvana ist erreicht.23 Zwar folgt daraus, dass ein Erwachen schon zu Lebzeiten möglich ist,
wie Gautama bewies – wenn es allerdings auf der Ebene der alltägliche Erfahrung so leicht wäre, den
Durst nach Sein abzustellen (zum Beispiel den Drang nach Liebe oder allein solch primitive Begierden
wie den Sexualtrieb), bedürfte es keiner vierten Wahrheit und die Welt wäre bevölkert mit unzähligen
Tathagatas.
Die letzte der vier edlen Wahrheiten ist die Wahrheit von dem Wege zur Aufhebung des Leidens: „es
ist dieser heilige, achtheilige Pfad, der da heißt: rechtes Glauben, rechtes Entschließen, rechtes Wort,
rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken.“24 Im
Argumentationsstrang des Buddhismus (es gibt Leiden und die Ursache ist bekannt und es kann
aufgehoben werden) beantwortet die vierte Wahrheit also die praktisch orientierte Grundfrage der
Ethik aus der Einleitung (was soll ich tun? → wie kann ich das Leiden aufheben?) und begründet
somit die Grundlagen der buddhistischen Ethik, die im folgenden Punkt, ebenso wie die spezifischen
Ausprägungen dieses heiligen Pfades und die diesen erweiternde fünffache Rechtschaffenheit,
genauer betrachtet werden.
Das „Rad des Werdens“
Sakrale Darstellungen zeigen das Rad des Werdens. Die sechs Daseinswelten entstehen in
gegenseitiger Abhängigkeit. Positiv wirken hierbei die heilsamen Taten von Gier- und Hasslosigkeit,
aber auch das Wissen. Durch entgegengesetztes Verhalten wird Leid erzeugt. Dieses Leid kann durch
den „edlen achtfachen Weg“, welcher Wissen und Einsicht, ethisches Handeln und Sammlung
beinhaltet, verringert und beseitigt werden. Durch Beruhigungsmeditation (samantha) wird die
Aufmerksamkeit gesammelt und konzentriert; man erlangt dadurch einen Zustand geistigen Vertiefung
(Versenkung). Dies ermöglicht eine Klarsicht (vipassana). Mit dem Terminus „nirvana“ wird dieses
Verwehen des Leidens bezeichnet. Das nirvana ist im südlichen Buddhismus nur den Mönchen und
Nonnen möglich.
Abgrenzung zum Hinduismus (Bramahnismus)







Kein Kastendenken, sondern Selbsterlösung
Nicht-Anerkennuung des veda (althinduistische Lehre)
Nicht-Anerkennung der Götterlehre (dharma)
Ablehnung des brahmanischen Opferpriestertums
Formalisierung des Ordenszugangs (sangha)
Ordensregeln mit Strafkatalog (vinaya)
Formalisierung für Laien: fünf Selbstverpflichtungen, der „achtfache Weg“
Die Entstehung des mahayana (Das große Fahrzeug)
5
Traditionsbildung und Verschriftlichung der Lehren Buddhas erfolgte insbesondere auf dem zweiten
Mönchskonzil. Dort wurden auch die Mönchsregeln (vinaya) beschlossen. Diese umfassen den
Essensverzicht nach Mittag, die Annahme von Gold und weitere Eigenschaften und Verhaltensweisen
der Mönche. Es kam bereits zum ersten Schisma, in dem sich die „Alte Tradition“ und die „Große
Versammlung“ trennten. Dies ist bis heute für die unterschiedlichen Ordinationslinien bedeutsam.
Der mahayana-Buddhismus ist eine Reformbewegung im 1. Jahrhundert v. Chr. Sie entstand aus der
Kritik am egoistischen Erleuchtungsstreben zur Selbsterlösung in der theravada, der „Lehre der
Ordensältesten“, der Schule des „Kleinen Fahrzeugs“. Nach Vorstellung des mahayana sollte der
Gläubige auch für alle Lebewesen Sorge tragen und sich einsetzen. Es geht um eine Erlösung durch
Glauben und Gnade. Insofern bestehen Parallelen zum zeitgleich entstehenden Christentum. Erreicht
werden die Ziele durch die mahayama-Tugenden („Sechs Vollkommenheiten“). Diese sind
Freigiebigkeit, sittliches Verhalten, Geduld, Mut, Meditation und Weisheit.
Die Lehren des mahayanas wurden bereits in Sanskrit abgefasst. Diese Schule ist in Nord und NordostAsien verbreitet.
Buddhistisches Leben
Es existiert eine stringente Trennung der Klassen von Nonnen/Mönchen und Laien. Die Ordinierten
richten sich nach den Ordnungen mit 227 bzw. 311 Regelungen. Maßgebend ist der pali-Kanon, der
Texte zur Disziplin von Mönchen und Nonnen (vinaya), Lehrreden (sutras) und philosophische
Kommentare (abhidhamma) enthält. Die Ordinierten leben asketisch, ehe- und besitzlos. Eine
Ordination auf Zeit ist möglich; in Thailand wird herzu gerne die Regenzeit genutzt. Die Aufnahme steht
allen offen. Mindestalter bestehen für Novizen und Mönche.
Buddha lehnte zunächst Nonnenorden ab, er lenkte erst auf die Bitte seiner Mutter ein. Die Nonnen sind
den Mönchen untergeordnet. So dürfen sie diese weder belehren noch kritisieren. Das
Ordinationsgesuch und das für den Erhalt der Gemeinschaft besonders bedeutsame
Deculpierungsverfahren erfolgen durch beide Orden.
Anfangs existierten zwei verschiedene Lebensformen der Ordinierten: Im Dorf lebende Mönche und
Nonnen, die als Lehrer, Ritualspezialisten und Seelsorger fungierten. Daneben gab es ausschließlich
für die Mönche die Rückzugsmöglichkeit in Wald-Eremitagen, in denen die Mediation im Zentrum stand.
Mönche wie Nonnen führen nach der Morgenmeditationen einen Almosengang durch und verzichten
nach Mittag auf Nahrungsaufnahme, um sich voll der Meditation und den Ritualen zu widmen.
Der buddhistische Laie
Nimmt Zuflucht im Vertrauen auf die drei „Zufluchtsobjekte“: den Buddha, das dharma (die
buddhistische Lehre) und das sangha (die buddhistische Koinoia in Orden und Gleichgläubigen). Seine
Lebenspraxis zeichnet sich durch fünf ethische Gebote (Töten, Lügen, rechte Sexualität, Stehlen und
Umgang mit Rauschmitteln) aus. Die Spendenbereitschaft für die sangha hat einen hohen Stellenwert.
An Neu- und Vollmondtagen wird gefastet und andere Übungen vollzogen. Die Mönche werden erhalten
und ihre Lehren respektiert.
Im Unterschied zum Hinduismus kennt der Buddhismus keine Prädestination durch die Geburt in
Kasten, sondern eine Selbstbestimmung und Wege zur Selbsterlösung.
Religionsgeschichte
6
Bereits in Indien bildeten sich verschiedene Schulen aus. Bis zum 12. Jahrhundert ging der Buddhismus
im Mutterland Indien im Hinduismus auf.
Mit der Missionierung von Sri Lanka, Siam und Burma im 3. bzw. 8. und 11. Jahrhundert entstanden
durch Inkulturation weiter Traditionen. Die Missionierung erfolgte hier von oben durch die Monarchen,
die auch als „Verteidiger der Lehre“ fungierten. Die Mönche ihrerseits wirkten am Hof als Berater,
Chronisten und Königsmacher. So stützten Religion und Staat gegenseitig ihre Existenz. So sah sich
das Mönchtum 1948 bei der Unabhängigkeit Ceylons aufgefordert, die Einheit der „Insel der Dharma“
zu wahren. Durch Donationen wurden die Klöster zu Großgrundbesitzern. Die Tätigkeit der Mönche
öffnete sich auch für diesseitige Rituale (z.B. Bestattungen).
Burma
Dae Buddhismus kam im 11. Jahrhundert nach Burma und wurde auch dort zur Staatsreligion.w
In Burma führte die Einführung des britischen Schulsystems nach der Kolonisierung in der Empire-Zeit
zu Unruhe, da dies bislang Aufgabe der Mönche war. Im Unabhängigkeitsprozess Mitte des 20.
Jahrhunderts wurde der sangha noch national eingebunden, verlor aber später deutlich an Einfluss. In
der Umbruchszeit seit Ende der 1980er Jahre, die durch staatliche Zentralisierung gekennzeichnet war,
wurden die Mönche politisch aktiv. Zunächst stellten sie sich gegen die Armee (Spendenboykott
während der „Safran-Revolution“ 2007), später gegen andere religiöse Gruppierungen wie Hindus und
Rohingyas, aber auchin der Form eines militanten buddhistischen Nationalismus, der sich gegen die
islamische Volksgruppe richtete. Momentan liegt die Macht nach dem Putsch im Februar wieder in den
Händen des Militärs.
In Südasien entwickelten sich drei Denkschulen: Der nibbanische Buddhismus mit seinem Weg des
Erwachens und dem Ziel des Erreichens des nirvanas, den eher weltlich orientierten kammischen
Buddhismus, in dem der Erwerb von Meriten zu Vorteilen in der Immanenz mit einem langen leben,
Wohlstand und Ehre führen soll und letztlich den apotropäischen Buddhismus, in dem die rituelle
Abwehr von Unheil im Vordergrund steht.
Heute sind 90% der Gesellschaft Buddhisten. Die Klöster sind voneinander unabhängig.
China
…….kam bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. in Kontakt mit dem Buddhismus. Zunächst missionierten die
Mönche erfolgreich unter den Händlern entlang der Seidenstraßen und den gebildeten Laien. Die
Gesellschaft des Han-Reiches im 2. Jahrhundert favorisierte die Ideen von Einheit und Überlegenheit
und pflegte ein Ideal politischer und gesellschaftlicher Ordnung. Darum waren ihnen die unproduktiven,
bettelnden und zölibatär lebenden Mahayana- (Fahrzeug-) Mönche anfangs sehr fremd, da sie den
traditionellen gesellschaftlichen Idealen des Familienbilds und des Versorgungssystems nicht
entsprachen. Deshalb passten diese sich ihrer neuen Umgebung an. Anknüpfungspunkte stellten das
daoistische Einsiedlertum und dass chinesische Mönchsideal dar. Auch randständige Gruppen waren
aufgrund ihrer Unzufriedenheit zugänglich. Besonders Gut passten die Ahnenkulte von Konfuzianismus
und Buddhismus zusammen. Durch Übersetzungen konnten die Lehren ins (gebildete) Volk gebracht
werden. Die Mission erfolgte hier als von unten nach oben. Erst nach dem Zerfall der Han-Dynastie
wurde der Buddhismus für die chinesische Oberschicht hoffertig. Erste Chinesen traten in die Klöster
ein, die sich zu Bildungszentren entwickelten. Von nun an wurde dir Lehre nicht mehr nur von Fremden,
sondern auch durch Chinesen verbreitet. Dies führte zum Durchbruch. Kaiserliche Protektion half bei
der weiteren Etablierung. Es bildeten sich zwei Stränge in China heraus: Ein Elite- und ein VolksBuddhismus. Die Zeit nach der Wiedervereinigung Chinas (589) stellte die Blütezeit für den
chinesischen Buddhismus dar. Klöster und Mönche wurden durch den Kaiser gefördert. Zu Problemen
kam es zunehmend mit der exekutiven Staatsaufsicht. Dies führte mit der Zeit zur Verstaatlichung des
Schulwesens. Innere Entwicklungen bestanden in der Ausbildung verschiedener chinesischer Schulen.
Im 7. Jahrhundert bildete sich die T’ein-t’ai mit der Vorstellung einer Abstufung der Lehren. Das
Lotossuttra stellte in diesem System das höchste aller Lehren dar.
7
Etwa 100 Jahre später gründete sich die Reine-Land-Schule, nach deren Auffassung das Wirken des
transzendenten Buddha Amitabha durch Verehrung erlangt werden kann.
Etwa zur gleichen Zeit bildete sich auch eine meditationsorientierte Schule (Zen) des Chan-Buddhismus
heraus, der es um die Erleuchtung geht. In dieser Schule orientiert man sich weniger an Texten, denn
um das Überspringen des rationalen Denkens. Dazu nutzt man die graduelle Erfahrung der langen
Meditationspraxis oder aus spontanen Erleuchtungen. Es wird also mehr gesessen statt gelesen. Trotz
erfolgreicher Etablierung wurde die konfuzianische Konkurrenz in der T’ang-Zeit zunehmend stärker.
Im 11./12. Jahrhundert übernahmen sie wieder die Vorrangstellung am Kaiserhof, wodurch der
Buddhismus zunehmend in eine Rolle des Volksbuddhismus hineingedrängt wurde. In der Volksrepublik
erfolgten im Rahmen der kommunistischen Kulturrevolution Verfolgung und Konfiszierung von
Eigentum. Heute ist zwar klösterliches Leben möglich, die Lehre unterliegt jedoch der staatlichen
Zensur.
Japan
Der chinesische Chan-Buddhismus entwickelte sich im seit 500 n. Chr. missionierten Japan zum ZenBuddhismus. Da die chinesische Gesellschaft in Japan als Hochkultur angesehen wurde, wurde auch
deren Religion, der mahayana-Buddhismus, durch das Kaiserhaus übernommen. Auch hier ist wie in
Siam, Burma und Thailand ist eine Verbreitung von oben zu beobachten. Ebenso wird die enge
Symbiose von Religion und Staat als Staatsideal betrachtet. Das Lotos-Sutra (tendai) wird nach dem
12. Jahrhundert zur dominierenden Schule. Zentral ist hier die Vorstellung, dass in jedem Menschen
das Potential zum Buddha vorhanden ist. Neben dem tendai entwickelte sich wie auch in China mit
Jodo-Shinshu eine volksnähere Schule. Diese verehrt den Buddha Amitabha, der transzendent
wahrgenommen wird. Hier treten die Glaubensinhalte zugunsten der rituellen Religionspraxis zurück.
Der Buddhismus ist noch heute mit über 70% die dominierende Religion im Inselstaat. Zelebriert werden
die Rituale in Shinto-Schreinen. Diese stellen Tore dar, sie die weltliche von der sakralen Welt auf dem
„Weg der kami“ trennen. Kami sind hierbei lokale Kräfte und Götter, die dem Menschen zugänglich sind.
Dies sind vorbuddhistisch vorliegende religiöse Vorstellungen, die inkulturiert wurden.
Zen-Buddhismus
Anfang des 13. Jahrhundert wurden der Rinzai- und der Soto-Zen aus China eingeführt. Der Zen
entstand dort aus dem Chan-Buddhismus. Hierin wird der Meditation der Vorrang vor den Ritualen
eingeräumt. Während der Rinzai-Buddhismus mehr politisch ausgerichtet ist, zeigt sich die Soto-Schule
nach innen gewandt. Hier stehen Erleuchtung durch Meditation im Zentrum. Allerdings kennt diese
Tradition auch Toten- und Tempelrituale. Den Mönchen ist die Heirat erlaubt. Die inneren Unruhen seit
1603 führten zu einer jahrhundertelangen Isolation bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Somit fehlte
Japan der religiöse Input aus China. Die Militäraristrokratie (shogunat) übte eine starke Kontrolle der
Tempel. Wie auch in China erstarkte der Neo-Konfuzianismus und wurde zur Staatsdoktrin
bestimmenden Religion. Erst mit der gewaltsamen Öffnung durch die US-Amerikaner 1853 wurde der
Kaiser und mit ihm die Shinto-Religion wieder eingesetzt. Dies führte zu Repressionen wie Entzug von
Privilegien bis hin zu Klosterauflösungen. In der Zeit des japanischen Imperialismus biederte sich der
Buddhismus dem Kaiserhaus an. Dieser „Kaiser-Buddhismus“ zielte auf eine Verteidigung und
Ausweitung der kaiserlichen Herrschaft. Mit der Abdankung des Kaisers 1945 endete auch der
Staatsshinto. Ihm folgte eine Religionsfreiheit. In der Landreform verlor der Buddhismus seine Güter,
konnte sich aber wieder um das Lotossutra neu strukturieren. Der stark von Laien getragene ZenBuddhismus engagiert sich heute in besonderer Weise für den Weltfrieden. Die innere Entwicklung
führte zu einer Individualisierung, die die Gruppenspiritualität ersetzte. Die Konzentration auf die
Meditation macht die vielfältigen Schulen des Buddhismus mit ihrer großen Bandbreite von Inhalten und
Pointierungen seit den 1960er Jahren für den Westen interessant.
Tibet
8
Tibet war der letzte Ort des unverfälschten Buddhismus. Dennoch weist der bodhisattva-Buddhismus
(chos), der sich auf dem Konzil von 771 gegen den Zen-Buddhismus durchgesetzt hatte, einige
Besonderheiten auf. Das Drehen des buddhistischen Rades wurde ritualisiert. Darum finden sich in den
Handmühlen der Priester und Nonnen auch stationäre Gebetsmühlen (mani-Räder) in den Tempeln.
Ferner sind Handglöckchen als Ritualinstrumente gebräuchlich, um auf Weisheit, Ziel und die
Vergänglichkeit aufmerksam zu machen. Mit dem Tandra (Faden) entstand im 6. Jahrhundert eine
eigene tibetische Literaturgattung. Fast katholisch wirkt die Einbeziehung des ganzen Körpers in das
rituelle Tun. Alle körperlichen Sinne werden zur Erlangung des Bewusstseins genutzt.
Der große Schub erfolgte im 13. Jahrhundert als die vor den muslimischen Eroberern geflohenen
indischen Mönche in Tibet Asyl erhielten. Wie auch in anderen Ländern wurde der Buddhismus von
oben nach unten eingeführt und ebenso wie dort waren es die vorhergehenden „Influenzer“ (hier die
Bön-Priester), die ihre höfische Stellung erfolgreich zurückgewannen.
Im Laufe der Religionsgeschichte bildeten sich in Tibet vier Schulen aus. Neben den noch bestehenden
Nyingma (Rotmützen) kamen im 11. Jahrhundert die Sakya-Schule auf, die im 13. Jahrhundert ihre
Blütezeit hatte. Etwa 100 Jahre später entwickelte sich die Kagypa-Schule, die verheiratete Mönche
kennt. Sie findet im Westen viele Anhänger. Anfang des 15. Jahrhundert kam die Gelupa-Schule auf.
Sie ist eng mit dem Kloster Ganden verbunden; später war sie als politische und religiöse Autorität von
hoher Bedeutung. Der tibetische Buddhismus zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus. Die
Rezitation von Mantren (kraftgeladenen Silben) wird intensiv gepflegt. Sie repräsentieren die reine Lehre
Buddhas und sind grafische Schutzzeichen, um vor Dämonen zu schützen. Typisch sind die
zahlreichen Niederwerfungen (Proskynesen) der Gläubigen bei ihrer Annäherung an den Tempel.
Pilgerfahrten und Klosterbesuche zu den großen Festen mit dem Hören der Lehre (dharma) erfreuen
sich großer Beliebtheit. Hier werden zu den hohen Festtagen große bunte Rollbilder zur
Glaubensstärkung gezeigt. (vgl. Kirchenausstattung in der Renaissance und dem Barock im
westeuropäischen Kulturraum). Durch die Farbenpracht sollen alle Sinne der Betrachter angesprochen
werden. Darum sind auch farbenprächtige (Sand-) Mandelas (kunstvolle Meditationsbilder) als Zugang
zur Gottheit und Zeichen der Vergänglichkeit beliebt. Im Unterschied zum Süden (Indien etc.) kommt im
Norden die Visualisierung zum Wort dazu. Der Potala-Palast in Lhasa und der Berg Kailash
(Schneejuwel) sind ebenfalls beliebte Ziele von Wallfahrten. Zur Farbenpracht tritt auch eine große
Symbolik.
Der Tod wird lediglich als Zwischenzustand bis zur Wiedergeburt (nach maximal 49 Tagen) verstanden.
Darum wird den Verstorbenen aus dem Totenbuch vorgelesen. Durch Befolgung der hier
niedergeschriebenen Anweisungen können sie sich selbst aus dem Rad der Wiedergeburt befreien.
Tibet war stets geopolitische Pufferstaat zwischen den Großmächten Russland, China, Mongolei und
(britischem) Indien. Oft stand es unter dem Einfluss seiner nördlichen Nachbarn. Man verstand es aber,
sich zu arrangieren. So wurde seit dem 16. Jahrhundert der dalai-lama (Ozean des Wissens) als
weltlicher und geistlicher Führer durch den mongolischen oder chinesischen Regenten eingesetzt. Eine
Autonomie besaß das Land lediglich von 1912-1949. Nach der Invasion durch das kommunistische
China 1950 flohen nach dem gescheiterten Aufstand im Jahre 1959 viele Mönche. Sie gründeten im
Westen zahlreiche Klöster, um ihre Kultur auch dort weiter lebendig zu halten.
Thailand
reiche Klöster
Sri Lanka
Die Missionierung erfolgte hier bereits im 3. Jahrhundert von oben durch die Monarchen (Staatsreligion),
die auch als „Verteidiger der Lehre“ fungierten. Die Mönche ihrerseits wirkten am Hof als Berater,
Chronisten und Königsmacher. So stützten Religion und Staat gegenseitig ihre Existenz. Durch
Donationen wurden die Klöster zu Großgrundbesitzern. Auf dem Land sind sie immer noch die
Ritualspezialisten und Berater. Eine Besonderheit sind die Talismane als Schutz gegen Schäden.
9
Neben den Dorfklöstern gibt es dort auch Walderemiten. 1948 bei der Unabhängigkeit Ceylons sah sich
das Mönchtum aufgefordert, die Einheit der „Insel des Dharma“ zu wahren. Die Tätigkeit der Mönche
öffnete sich auch für diesseitige Rituale (z.B. Bestattungen). Die Religion war in der Kolonialzeit wegen
des Verlusts des Schulwesens 1873 in Gefahr. Durch den Druck buddhistischer Literatur (nach 1881)
und der Einrichtung eigener Universität konnte der Prozess aufgehalten werden. Erwähnenswert sind
die Engagements des Amerika stammenden Konvertiten Henry Steel Olscott (1832-1907) und
Anagarika Dharmapala (1864-1933). Noch heute bilden die Buddhisten mit 70% die größte
Religionsgruppe (bei 13% Hindus).
Der Buddhismus im Westen
Der Buddhismus kam auf drei Wegen in den Westen: Die Untersuchungen westlicher Wissenschaftler,
durch die Werke von Philosophen, Intellektuellen, Schriftstellern und Künstlern sowie durch die
Flüchtlinge aus Tibet und Thailand. Die innere Weiterentwicklung im Westen führte zu einer
Individualisierung, die die Gruppenspiritualität ersetzte. Die Konzentration auf die Meditation machte die
vielfältigen Schulen des Buddhismus mit ihrer großen Bandbreite von Inhalten und Pointierungen seit
den 1960er Jahren für den Westen interessant. Wichtige Impulse dazu gingen bereits von Daisetsu
Teitaro Suzuki aus, der von 1921-1940 die buddhistische Philosophie an der in privater Trägerschaft
der Jodo-Shinshu-Tradition stehenden Otani Universität in Kyoto (Japan) vertrat. Er galt als westlich
orientierter Reformer sowie als Experte für die die Lösung paradoxer Rätsel. Vom Osten wurde er eher
spirituell und logisch, vom Westen eher logisch und rational wahrgenommen. Er psychologisierte den
Zen als Erfahrungsreligion und machte ihn so auch zur Grundlage anderer Religionen. Dadurch löste
er den Zen aus der Institution Religion und machte ihn allgemein. Dadurch wiederum wurde er für Viele
anschlussfähig. Suzuki gründete während seiner Reisen in den 1950er Jahren erste Gruppen in den
USA, in denen bevorzugt die Zen-Meditation statt der Rituale gepflegt wurden. Getragen wurde der
Buddhismus dort durch die junge Beat-Generation, die die buddhistische Lehre als Chance für neuen
Freiheiten und Erkenntnisdimensionen (auch in Verbindung mit der Einnahme unterstützender Drogen),
Individualisierung und Spiritualität verstanden. In den 1960ern zogen auch viele junge Menschen aus
dem Westen nach Indien und Japan, um vor Ort den Buddhismus zu erlernen. Viele dieser Rückkehrer
gründeten später in der Heimat neue Klöster.
Der Buddhismus in der Schweiz
Erst im 19. Jahrhundert wurde die buddhistische Ethik im Westen wahrgenommen. Bescheidene
Anfänge erfolgten durch den aus dem hessischen Wiesbaden stammenden Mönch Nyanatiloka
Mahathera (Anton Walther Florus Gueth +1957). Seine Ermitage in Lausanne scheiterte allerdings aus
finanziellen Gründen. Buddhistische Lese- und Diskussionskreise existierten in der Kriegs- und
Nachkriegszeit. Protagonist war hier Max Ladner. Nach Einstellung der Zeitschrift „Die Einsicht“ 1961
löste sich die Bewegung auf. In Berührung mit den Mönchen kam die Schweiz dann 1960 mit den
Kontingentflüchtlingen der aus Tibet Geflohenen und in den 1970ern durch die geretteten „boat-people“
des Vietnamkrieges (1955-1975). Die Gruppe der buddhistischen Vietnamesen in der Schweiz beträgt
heute 5-6.000 Personen. Erwähnenswert ist das Engagement der Familie Kuhn für deren Integration.
Dank ihrer Topffabrik war es ihr möglich, die Flüchtlingshilfe besonders im Bereich der Kinder und
Jugendlichen umfangreich zu unterstützen. Die seelsorgerische Betreuung übernahmen bereits die
Mönche. In Rikon wurde ein „Tibet-Institut“ gegründet, was dem bis 1970 gültigen Verbot für
Klosterneugründungen in der Schweiz entsprach. Der Buddhismus thailändischer Prägung kam
überwiegend durch Einheirat von Frauen in die Schweiz. Die Buddhisten stellen 2013 ca. 0,5% der
schweizerischen Bevölkerung; die Zahl der dem Buddhismus Nahestehenden ist bedeutend. Heute ist
der Buddhismus in der Schweiz mit zahlreichen Angeboten vertreten. So sind in den Städten Genf 19
und Luzern 14 verschiedene buddhistische Zentren. Bevorzugt wird in der Eidgenossenschaft der ZenBuddhismus tibetischer Tradition mit einer stark gekürzten Liturgie, verstärkter Meditation und
Umsetzung im Lebensalltag. Zwischen den Orten in der Schweiz mit über 140 buddhistischen Klöstern
und Zentren, die zumeist als Retreat- (Rückzugs-) Zentren konzipiert sind, ist ein sogenannter
10
„Diamantweg“ erkennbar. Für die Geflüchteten sind die Tempel und Zentren Gelegenheit zur Pflege
der Muttersprache und Tradition. Darum werden nach Aufgabe der Ausbildung in der Schweiz selbst
fertig ausgebildete Mönche und Nonnen aus den Heimatländern und dem übrigen Westen benötigt.
Gegenwärtig befindet sich der Buddhismus in Europa in der 3. Generation. Das führt dank der
gelungenen Integration der Geflüchteten und ihrer Nachgeborenen in neue Fragen. Die Spannung
zwischen Traditionserhalt und Inkulturation wächst. Man versucht dem zu begegnen, in dem man u.a.
den Jugendlichen die liturgischen Texte übersetzt. Es sind Unterschiede zwischen der Religionspraxis
in den verschiedenen Traditionen und Generationen in der Schweiz zu beobachten. In der tibetischen
Tradition wechselte das Verhalten von Ritualen, klösterlichen Lebensformen und Mönchtum hin zu
individuelleren Praktiken. So werden heute im Westen die Rituale hinterfragt und Religion als reine
Lebensphilosophie „privatisiert“. Dies steht im Widerspruch zu dem Bemühen, den Anschluss an die
übrige Gesellschaft durch ein Klima der Offenheit zu fördern. Zur Erreichung dieser Ziele wird
gelegentlich zu hohen Festen die Öffentlichkeit gesucht und öffentlich zelebriert.
Die vietnamesische Tradition sah noch die Pagoden als Treffpunkte zwischen ihnen und ihren Ahnen.
Sie waren überdies noch sehr ritualbezogen. Heute müssen die Texte für die Jugend übersetzt werden,
die Religionspraxis hat sich trotz ihrer zeitlichen Verkürzung vom Rituellen hin zur Meditation
verschoben. Aufgrund des Mönchsmangels leiten Nonnen gelegentlich die Zeremonien. Das stellt auch
eine große Chance hinsichtlich ihrer Emanzipation dar.
Die unterschiedlichen buddhistischen Traditionen und Gruppierungen (127) sind in der Schweiz in der
Schweizerischen Buddhistischen Union (SBU) in Bern als Dachverband auf der Grundlage der
„buddhistischen Werte“ seit 1978 zusammengeschlossen. Die Schweiz ist zu einem bedeutenden
Knotenpunkt des Buddhismus in Europa geworden. Sie besitzt große Kloster und Zentren, wobei diese
wenige ökumenisches Engagement untereinander besitzen. Die Gläubigen setzen sich aus
Flüchtlingen, deren Kindern und Konvertiten zusammen, sind somit stark gemischt. Der Buddhismus ist
in Europa intellektueller und privater geworden, Meditation und Philosophie nehmen an Bedeutung zu.
Wie in der übrigen Welt gibt es auch hier einen bunten Strauß verschiedener Buddhismen, da die
Religion durch Verschmelzung mit lokalen religiösen Praktiken, Glaubenslehren und Kulturen eine
große Flexibilität aufweist.
Wertewandel
Seit den 1960er sind zwei Veränderungen zu beobachten: der gesellschaftliche Wertewandel und eine
Änderung der Buddhismus-Rezeption. Die Gesellschaft bewegt sich von einem Leben in tradierten,
geordneten Rahmen wie Familie, Staat, Kirche hin zu einer starken und verantwortungsärmeren,
freieren Individualisierung, in der Selbstentfaltung und Freizeitgestaltung zunehmend an Bedeutung
gewinnen. In Folge dieser Entwicklung nimmt auch das Interesse an Religion ab. Auch innerhalb des
buddhistischen Lebens kommt es zum Wandel. Der Fokus wandert von der Philosophie und der
Diskussion hin zur Meditation, vom Pali- zum praxisorientierteren Zen-Buddhismus japanischer und
tibetischer Ausprägung.
Die Begegnung mit dem Westen verlangt dem Buddhismus einiges ab. Frauenemanzipation und
Demokratisierung werden erwartet, wenn nicht vorausgesetzt. Die Glaubensinhalte werden kritisch
hinterfragt und gegebenenfalls als abergläubig oder irrational abgelehnt.
Buddhistische Tempel
Der buddhistische Tempel hat verschieden Aufgaben zu erfüllen: Er soll ein Ort für buddhistische
Mönche, ein Studien-Zentrum, ein Ort der Ruhe, der Meditation und der buddhistischen Lehre sein.
Darüber hinaus soll er Hilfe suchenden Menschen nach den buddhistischen Prinzipien Unterstützung
bieten. Er soll aber auch ein Zentrum zur Pflege der Heimat-Sprache, -Tradition und der -Kultur sein.
Die Tempel stehen für Interessenten der buddhistischen Lehre offen.
11
Thailänder in der Schweiz
Die Gruppe der Thailänder in der Schweiz ist relativ klein. Die meisten davon sind mit Schweizer
Partnern verheiratet. Darin eingeschlossen sind auch die Kinder, die teilweise aus diesen Ehen
stammen, teilweise von thailändischen Frauen aus früheren Beziehungen in Thailand in die Schweiz
gebracht wurden. Zur Aufgabe der Mönche gehört es, allen Menschen thailändischer Herkunft sowie
Laoten, Kambodschanern und schweizerischen Buddhisten religiöse Unterstützung zu geben, die
notwendigen Zeremonien durchzuführen (Geburten, Eheschließungen, Totenehrungen, Einweihungen
und anderes), sozialen und psychologischen Rat zu erteilen (insbesondere Eheberatung für den
thailändischen wie den schweizerischen Partner) und den Thailändern und ihren Kindern in der Schweiz
zu ermöglichen, ihre kulturellen und sprachlichen Wurzeln weiterhin zu pflegen.
Der Buddha
Als Lebenszeit von Siddharta Gautama (Buddha) wird die Zeit im 6./5. Jahrhundert v. Chr.
angenommen.
Die Lebenszeit von Siddharta Gautama ist nicht mehr eindeutig festzustellen. In den alten Texten gibt
es zwei Chronologien, wonach er entweder 623 v. Chr. oder 566 v. Chr. geboren worden sein soll.
Einig sind sich alle Überlieferungen nur darin, dass er 80 Jahre alt geworden ist. Die neuere westliche
Forschung nimmt als Lebenszeit etwa 450 bis circa 370 v. Chr. an.
Er wird als Sohn des Regenten der Shakya-Republik in Nordindien geboren und verbringt eine
unbeschwerte Jugend in materiellen Überfluss. Nach der Sitte der Zeit wird er sehr jung, im Alter von
16 Jahren, mit der Prinzessin Yasodhrara, vermählt.
Eines Tages verlässt Gautama die Palastanlagen seiner Familie und begegnet dabei zum ersten Mal
einem Greis, einem Schwerkranken und einem Toten. Nun weiß er, dass Alter, Krankheit und Tod
unausweichlich mit dem menschlichen Leben verbunden sind.
Aufgrund dieser Begegnungen entschließt er sich, nach der Aufhebung des Leidens zu suchen und
den Weg aus dem allgemeinen Leid zu finden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Alter von 29 Jahren, bald nach der Geburt seines einzigen Sohnes Rahula, verlässt er sein
Königreich und wird, auf der Suche nach Erlösung, ein Asket.
Sechs Jahre lang wandert er als Asket Gautama durch das Tal des Ganges. Während dieser Zeit trifft
er berühmte religiöse Lehrer, studiert und folgt ihren Systemen und Methoden und unterwirft sich
selbst strenger asketischen Übungen.
Auch die Auseinandersetzung mit Philosophen seiner Zeit verschafft ihm keine Befriedigung. Diese
vergeblichen Versuche, die Grundlagen für nicht vergängliches und dauerhaftes Glück zu finden, sind
der Grund für seine Aufgabe der überlieferten Religionen und ihre Methoden.
Er geht seinen eigenen Weg.
Eines Abends geht er nach Bodh-Gaya und lässt sich unter einem Feigenbaum, der heute als BodhiBaum -Baum der Weisheit- verehrt wird, nieder, um zu meditieren. Er verspricht, nicht eher wieder
aufzustehen, bis er sein Ziel erreicht hat.
Schließlich erkennt er in tiefer Meditation das Wesen des Geistes und wird damit erleuchtet, also ein
„Buddha“, ein „vollkommen Erwachter“.
12
Nach mehrwöchiger Meditation entwickelt er die Lehre, die es ermöglicht, dem Leid ein Ende zu
setzen und Befreiung zu finden.
Anschließend geht er zum Gazellenhain in Sarnath bei Benares, trifft dort auf fünf Asketen, seine
früheren Gefährten, und hält vor ihnen seine erste Lehrrede.
Mit dieser Predigt von Benares setzt er das „Rad der Lehre“ in Gang.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Von jenem Tag an spricht und lehrt er vor Männern und Frauen aller Volksschichten, vor Königen und
Bauern, Brahmanen und Ausgestoßenen, Geldverleihern und Bettlern, Heiligen und Räubern.
Die Unterscheidung der Kastenordnung oder die Verschiedenheit der sozialen Gruppen erkennt er
nicht an; der Weg, den er lehrt, steht allen Männern und Frauen, also allen Menschen, offen, die bereit
sind ihn zu verstehen und zu gehen.
Seine öffentliche, geistige Lehrertätigkeit übt er 45 Jahre lang aus, gründet einen Mönch- und
Nonnenorden und gewinnt viele Laienanhänger.
Er stirbt mit 80 Jahren bei Kushinagari im Land der Mallas und empfiehlt kurz vor seinem Tod seinen
Anhängern, seiner Lehre nicht blind zu folgen, sondern alles anhand der eigenen Erfahrungen zu
überprüfen.
Grundlagen der buddhistischen Lehre
Am Anfang steht für die Buddhisten das Leid, am Ende die Erlösung davon.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin ist die Erkenntnis, dass All und Individuum, Vergangenheit
und Zukunft einander bedingen.
Buddha erklärt, wie die Welt funktioniert –also was letztendlich wirklich und was bedingt ist. Dieses
Verständnis ermöglicht das Erleben dauerhaften Glücks.
Die buddhistische Lehre wendet sich an alle suchenden Menschen, unabhängig von Nationalität,
sozialer Herkunft und Geschlecht. Sie weist Wege aus Leid und Unvollkommenheit zu Harmonie und
Glück.
Herunterladen