- Pathé Films AG

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BABEL
Ein Film von
ALEJANDRO GONZÁLEZ IÑÁRRITU
Mit
BRAD PITT, CATE BLANCHETT, GAEL GARCÍA BERNAL u.v.a.
**Cannes 2006: Preis für die beste Regie, Preis der Ökumenischen Jury**
Toronto 2006 : Gala Presentations
San Sebastian 2006: Opening Film Zabaltegi
KINOSTART: 11. Januar 2007
Dauer: 143 Minuten
www.paramountvantage.com/babel/
FILMVERLEIH
MONOPOLE PATHÉ FILMS AG
Neugasse 6, Postfach, 8031 Zürich
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MEDIENBETREUUNG
Esther Bühlmann
Niederdorfstrasse 54, 8001 Zürich
T 044 261 08 57 F 044 261 08 64
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BESETZUNG
Richard
Susan
Ahmed
Yussef
BRAD PITT
CATE BLANCHETT
SAID TARCHANI
BOUBKER AIT EL CAID
Santiago
Amelia
Debbie
Mike
Luis
GAEL GARCÍA BERNAL
ADRIANA BARRAZA
ELLE FANNING
NATHAN GAMBLE
ROBERT ESQUIVEL
Yasujiro
Chieko
KÔJI YAKUSHO
RINKO KIKUCHI
STAB
Regie & Produktion
Drehbuch
Nach einer Idee von
Produktion
Kamera
Schnitt
Musik
Produktionsdesign
Kostüme
Casting
ALEJANDRO GONZÁLEZ IÑÁRRITU
GUILLERMO ARRIAGA
ALEJANDRO GONZÁLEZ IÑÁRRITU
GUILLERMO ARRIAGA
JON KILIK
STEVE GOLIN
RODRIGO PRIETO
STEPHEN MIRRIONE
DOUGLAS CRISE
GUSTAVO SANTAOLALLA
BRIGITTE BROCH
MICHAEL WILKINSON
FRANCINE MAISLER
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Kurzinhalt 1
Ein Schuss hallt durch unwegsames marokkanisches Hinterland. Von zwei jungen Ziegenhirten gedankenlos
abgefeuert, durchschlägt die Kugel das Fenster eines Reisebusses und verletzt die amerikanische Touristin
Susan (Cate Blanchett) schwer. Weitab von jedweder ärztlichen Versorgung versucht ihr Mann Richard (Brad
Pitt) verzweifelt, das Leben seiner Frau zu retten.
Zuhause in San Diego sieht sich die mexikanische Kinderfrau Amelia (Adriana Barraza) nun gezwungen, die
geplante Reise zur Hochzeit ihres Sohnes abzusagen. Auf Drängen ihres Neffen Santiago (Gael García Bernal) entschließt sie sich allerdings letztlich doch, die Fahrt anzutreten und die Kinder des Paares einfach mit
nach Mexiko zu nehmen.
Während die marokkanische Polizei fieberhaft nach dem Gewehrschützen fahndet und alle Medien weltweit
über das vermeintliche Attentat auf einen amerikanischen Touristenbus berichten, ahnt weit entfernt in Tokio
die taubstumme, nach Liebe suchende Chieko (Rinko Kikuchi) noch nicht, dass die Ereignisse unmittelbar
auch ihr Leben und das ihres Vaters Yasujiro (Kôji Yakusho) nachhaltig beeinflussen werden ...
Drei Kontinente, drei Welten: Nur wenig scheinen die Geschichten gemein zu haben, und doch hängt alles
zusammen, ist alles schicksalhaft miteinander verbunden ...
Kurzinhalt 2
Ein Schuss in der Wüste von Marokko ist das auslösende Moment einer ganzen Kette von Ereignissen, die vier
Schicksale von unterschiedlichen Menschen auf drei Kontinenten miteinander verbindet: Da ist ein amerikanischer Tourist, der in Marokko um das Leben seiner schwer verletzten Frau kämpft. Ein mexikanisches Kindermädchen, das verzweifelt versucht, die Grenze mit ihren beiden amerikanischen Schützlingen zu überqueren.
Ein taubstummer japanischer Teenager, der gegen den eigenen Vater und dessen mysteriöse Vergangenheit
rebelliert. Und zwei kleine Jungs auf der Flucht vor der eigenen Verantwortung. Geschichten und Schicksale,
die nur scheinbar keine Verbindung haben ...
Niemand beherrscht das Verknüpfen von Erzählsträngen und Ebenen so virtuos wie der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu. Auch sein vielschichtiges und bildgewaltiges Epos BABEL, beim Filmfestival
von Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet, weckt intensivste Emotionen, nicht zuletzt dank grandioser
schauspielerischer Leistungen u.a. der Stars Brad Pitt, Cate Blanchett und Gael García Bernal.
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PRESSENOTIZ
Im Detail ist er Realist, der Regie-Shooting-Star Alejandro González Iñárritu. Wie kaum ein anderer Gegenwartsregisseur vermag er unterschiedlichste Orte und Kulturen zum Leben zu erwecken; und das nicht nur
glaubwürdig, sondern geradezu schmerzhaft authentisch. Beim Aufbau seiner Geschichten ist Iñárritu hingegen ein ausgemachter Strukturalist: die Räume löst er aus ihrem Zusammenhang und die Zeitfolgen aus ihrer
Chronologie, und so entstehen Filme, in denen das Naturalistische und das Artifizielle ungeahnte Allianzen
eingehen.
Mit BABEL, seinem dritten Kinofilm, für den er beim Festival von Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet
wurde, komplettiert der Mexikaner ein einzigartiges Triptychon, ein filmisches Gesamtkunstwerk über Zufall
und Schicksal, Ursache und Wirkung, Schuld und Sühne. AMORES PERROS beschrieb drei sehr unterschiedliche Milieus, die im Moloch von Mexiko City direkt nebeneinander existierten. 21 GRAMM zeigte drei Personen, deren Leben sich nach einem Unglück unwiderruflich verbanden. BABEL nun spielt auf drei Kontinenten
und erforscht die Zusammenhänge unserer globalisierten Welt – aber auch die sichtbaren und unsichtbaren
Trennlinien, die Gräben zwischen den Kulturen.
Eine zentrale Rolle spielt die Zahl drei bei Iñárritu. Zumeist gibt es drei kunstvoll verschachtelte Geschichten,
drei sensibel porträtierte Mikrokosmen, drei zentrale, einander fremde Figuren. Immer steht ein Unfall am Anfang, ein abrupter, eigentlich vermeidbarer Schicksalsschlag, dessen Auswirkungen die Filme in all ihrer Komplexität aufzeigen. In BABEL ist das ein Gewehrschuss, der eher beiläufig abgefeuert wird und dessen Widerhall noch am anderen Ende der Welt zu hören ist.
Für die beiden halbwüchsigen marokkanischen Jungen ist es eher ein Spiel, als sie in der kargen Felslandschaft die Waffe auf einen Reisebus richten. Für den Amerikaner Richard (Brad Pitt) und seine Frau Susan
(Cate Blanchett) ist es dagegen ein Anschlag auf ihr Leben, denn die Kugel landet in Susans Schulter und
verwandelt den gemeinsamen Urlaub von einer Sekunde zur nächsten in einen Albtraum. Fortan geht es nicht
nur um den Überlebenskampf der schwer verletzten Frau, sondern auch um die Folgen ihrer verspäteten
Heimkehr. Amelia (Adriana Barraza) nämlich, das Kindermädchen des Ehepaars, hatte fest mit der pünktlichen
Rückkehr ihrer Arbeitgeber nach San Diego gerechnet, da sie zur Hochzeit ihres Sohnes in die mexikanische
Heimat reisen will. Nun sieht sie sich gezwungen, die Kinder mitzunehmen. Und auch diese Reise mündet in
einen Albtraum.
Der Filmtitel zitiert die biblische Geschichte, in der Gott die Anmaßung des Turmbaus damit bestraft, dass er
die Menschen über den Erdball verstreut und ihre Sprache verwirrt. BABEL handelt nicht zuletzt von den
Kommunikationsproblemen, unter denen die Menschen noch immer leiden. In Marokko treffen Amerikaner und
Marokkaner aufeinander, in Mexiko Amerikaner und Mexikaner. In der dritten Geschichte, die in Tokio spielt,
fühlt sich die taubstumme Chieko (Rinko Kikuchi) manchmal wie eine Aussätzige, weil es ihr so schwer fällt,
Anschluss zu ihren „normalen“ Altersgenossen zu finden. Ihre eigene „Sprachlosigkeit“ und die Verständnislosigkeit der anderen machen Chieko wütend und unberechenbar; gäbe es nicht die Zeichensprache, ginge sie
tatsächlich wie von Gott gestraft einsam und verwirrt durchs Leben.
Die Kakophonie des menschlichen Sprachwirrwarrs aber steht nur im Vordergrund von Iñárritus Erzählung,
denn auch zwischen den Personen, die ein und dieselbe Sprache sprechen, herrscht Sprachlosigkeit und Unverständnis. Richard und Susan bekommen trotz bester Vorsätze ihre Eheprobleme nicht in den Griff, sie streiten und reden aneinander vorbei. (Ironischerweise entdecken sie erst in der Stunde des größten Unglücks ihre
Liebe wieder.) Chieko und ihr Vater Yasujiro (Kôji Yakusho) schaffen es nicht einmal, alltägliche Verabredungen zu treffen, geschweige denn, den Schmerz über den Verlust der Mutter gemeinsam zu verarbeiten. Amelia
und ihr Neffe Santiago (Gael García Bernal) würden kaum ins nächtliche Unglück stürzen, hätten sie sich auf
eine gemeinsame Linie im Umgang mit den amerikanischen Grenzpolizisten geeinigt. Und auch der marokkanische Ziegenhirte hätte sich und seiner Familie vieles erspart, wenn er seine Söhne über die zerstörerische
Kraft des Jagdgewehrs aufgeklärt hätte. Beiläufig gibt der Film auch ein Statement über die kommunikative
Unzulänglichkeit der Massenmedien ab: Radio und Fernsehen deklarieren wortreich das Unglück aus der marokkanischen Bergwüste mal als Raubüberfall und mal als terroristische Attacke, jedoch nie als den tragischen
Dumme-Jungen-Streich, um den es sich dabei in Wirklichkeit handelte.
BABEL verknüpft all diese Motive und Handlungsstränge auf raffinierte und kunstvolle Weise, ohne dabei je
einen mahnenden Zeigefinger zu erheben. Iñárritu zelebriert die unterschiedlichen Kulturen – die pittoreske
Landschaft Marokkos, die üppige Sinnlichkeit der mexikanischen Grenzregion, die schillernde Urbanität Tokios
– und schafft es, bei aller Gegensätzlichkeit der Schauplätze und Konflikte doch das Parallele und Verbindende
der Geschichten zu akzentuieren. Nebenbei bietet der Film aufregendes Schauspielerkino, in dem sich vor
allem Megastar Brad Pitt von einer ungewohnten, verletzlichen Seite zeigt. Cate Blanchett brilliert, indem sie
aus einer geradezu minimalistischen Rolle dank ihrer darstellerischen Intensität das Maximale herausholt. Und
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Gael García Bernal beweist einmal mehr, dass er der zurzeit charmanteste Taugenichts des internationalen
Kinos ist.
Iñárritu verbindet diese Star-Power mit der verblüffenden Intensität einer großartigen Laienriege, und auch in
diesem faszinierenden Spannungsfeld spiegeln sich die Unterschiede und Gegensätze des Plots. Wo wir auch
sein mögen, sagt der Film, wir sind doch alle gleich im Kampf gegen die Sprachlosigkeit und die Einsamkeit.
Und anders als in Iñárritus früheren Filmen überwiegt am Ende all den tragischen Verstrickungen zum Trotz ein
Gefühl der Hoffnung, ja der Erlösung, denn wenigstens einige der Protagonisten – das amerikanische Ehepaar,
das japanische Mädchen und sein Vater – gehen geläutert und gestärkt aus einer Geschichte hervor, die mit
ihrer transkontinentalen Kettenreaktion die Chaostheorie auf unnachahmliche Weise illustriert.
INHALT
Marokko, irgendwo im felsigen Hinterland. Ein Jagdgewehr wechselt den Besitzer: 500 Dirham und eine Ziege
zahlt ein Hirte für die Waffe, mit der seine halbwüchsigen Söhne Ahmed (Said Tarchani) und Yussef (Boubker
Ait El Caid) fortan die familieneigene Herde vor den Schakalen schützen sollen. Die Jungen haben keine rechte Vorstellung von der zerstörerischen Kraft einer solchen Schusswaffe. Beim Ziegenhüten wollen sie die
Reichweite des Gewehrs testen, und Yussef legt von einer Bergspitze aus auf einen vorbeifahrenden Reisebus
an. Die Kinder sind beinahe enttäuscht, als der Schuss ohne Konsequenzen bleibt. Doch dann stoppt der Bus
auf offener Straße – etwas ist geschehen. Die Jungen nehmen die Beine in die Hand.
San Diego, ein Mittelklasse-Einfamilienhaus. Gerade bringt Amelia (Adriana Barraza) die Geschwister Debbie
(Elle Fanning) und Mike (Nathan Gamble) zu Bett, da erhält sie einen Anruf von Richard (Brad Pitt), dem Vater
der Kinder. Er informiert die mexikanische Nanny darüber, dass seine Frau Susan (Cate Blanchett) operiert
werden müsse und dass am nächsten Tag seine Schwester vorbeikommen werde, um auf die Kinder aufzupassen. Dann telefoniert er noch mit Mike. Am nächsten Morgen ruft Richard erneut an. Diesmal ist er sehr
kurz angebunden und erklärt Amelia barsch, dass seine Schwester verhindert sei und Amelia nun doch Babysitten müsse. Für Amelia bricht eine Welt zusammen, hatte sie doch geplant, an diesem Tag zur Hochzeit ihres
Sohnes nach Mexiko zu fahren. Verzweifelt versucht sie, im Bekanntenkreis ein anderes Kindermädchen für
Debbie und Mike aufzutreiben – doch ohne Erfolg. So trifft sie schließlich die Entscheidung, die Kinder auf die
Reise mitzunehmen. Ihr Neffe Santiago (Gael García Bernal) ist alles andere als begeistert, als die beiden auf
die Rücksitzbank seines Autos klettern.
Marokko, ein Restaurant. Richard und Susan essen zu Mittag. Sie sind ein Paar in der Krise, die Spannung
zwischen ihnen lässt sich mit Händen greifen. Vor nicht allzu langer Zeit haben sie ein Kind verloren und sind
noch nicht über den Verlust hinweg. Susan begreift nicht so recht, warum sie diese Reise überhaupt angetreten haben. Sie streiten. Wenig später sitzen sie nebeneinander in einem Reisebus und durchqueren die ebenso karge wie pittoreske Felswüste. Plötzlich durchschlägt eine Gewehrkugel das Fenster und landet in Susans
Schulter.
Tokio, ein Mädchen-Volleyballspiel. Die widerspenstige Chieko (Rinko Kikuchi) legt sich mit dem Schiedsrichter
an, wird des Feldes verwiesen und verschuldet so die Niederlage ihres Teams. Wenig später lässt sich der
taubstumme Teenager von seinem Vater in die Stadt fahren. Geduldig bemüht sich Yasujiro (Kôji Yakusho),
ein Gespräch mit seiner Tochter zu führen, doch Chieko ist zickig und lässt ihn auflaufen. Yasujiro erklärt, er
vermisse Chiekos vor kurzem gestorbene Mutter genauso wie sie. In einem Restaurant namens J-Pop trifft
Chieko ihre Freundinnen. Sie versuchen, Kontakt mit gleichaltrigen Jungs aufzunehmen, doch als diese merken, dass Chieko kein normales Mädchen ist, ziehen sie sich zurück. Chieko macht ihrer Wut mit einem radikalen Akt Luft: Nachdem sie sich auf der Toilette ihres Slips entledigt hat, lässt sie die jungen Typen vom Nachbartisch zwischen ihre Beine schauen.
Marokko, das Haus des Ziegenhirten. Beim Abendessen erzählt der Vater, er habe gehört, eine amerikanische
Touristin sei erschossen worden, die Polizei suche die Täter. Ahmed und Yussef wagen es nicht, ihren Fehltritt
zu gestehen. Das schlechte Gewissen quält sie gleichwohl.
San Diego. Gut gelaunt überqueren Amelia und Co. die Grenze nach Mexiko. Mike und Debbie sind überwältigt
von den üppigen Sinneseindrücken, die das Nachbarland für sie bereithält. In Amelias Heimatdorf sind die
Hochzeitsvorbereitungen in vollem Gange. Glücklich begrüßt Amelia ihren Sohn Luis (Robert Esquivel). Mit
offenem Mund bestaunen die Kinder, wie Santiago einem Huhn bei lebendigem Leibe den Kopf abreißt.
Marokko, der Reisebus. Als Richard und die anderen Touristen realisieren, was soeben geschehen ist, bricht
das Chaos los. Susan blutet stark, aber in der Nähe gibt es weder ein Krankenhaus noch einen Arzt. Sie be5
schließen, in das nahe gelegene Dorf Tazarine zu fahren, wo die Verletzte zumindest notdürftig versorgt werden kann. Die Mitreisenden, angesichts des „Anschlags“ in Panik geraten, wollen sofort weiterfahren, aber
Richard kann sie überreden, ihn und Susan nicht im Stich zu lassen. Richard ruft Susans Schwester an und
bittet sie, mit der amerikanischen Botschaft Kontakt aufzunehmen. Der Doktor, der Susan behandelt, entpuppt
sich als Tierarzt. Widerwillig gestattet Richard ihm, die Wunde zu nähen, da Susan ansonsten verbluten würde.
Tokio, eine Zahnarztpraxis. Während der Behandlung macht Chieko dem Doktor überdeutliche Avancen und
fliegt achtkantig aus dem Behandlungszimmer. Zu Hause wird sie von zwei Polizisten erwartet, die eigentlich
mit ihrem Vater sprechen wollen und Chieko bitten, Yasujiro ihre Telefonnummer auszurichten. Einer der beiden Beamten gefällt Chieko. Per Bildtelefon verabredet sie sich wenig später mit einer Freundin und zappt
dann durchs TV-Programm. In den Nachrichten wird über eine Schießerei in Marokko berichtet; Fotos von
Yussef, Ahmed und ihrem Vater werden eingeblendet.
Marokko, in den Bergen. Yussef und Ahmed verstecken das Gewehr in einer Höhle. Die Polizei ermittelt an der
Unglücksstelle; die Beamten finden Patronen. Sie vernehmen den ursprünglichen Besitzer des Gewehres mit
brachialen Methoden und entlocken ihm schließlich die Information, dass er die Waffe an den Ziegenhirten
verkauft hat. Auf dem Weg dorthin treffen die Polizisten auf Ahmed und Yussef. Die beiden schicken den
Kommissar in die falsche Richtung und gewinnen so etwas Zeit. Sie eilen nach Hause und gestehen dem fassungslosen Vater alles.
Mexiko, die Hochzeit. Wie all die anderen Gäste amüsiert Amelia sich bestens bei der traditionellen Feier. Sie
findet sogar Zeit für einen kleinen Flirt. Santiago trinkt und feiert derweil exzessiv, und auch die Kinder haben
ihren Spaß.
Tazarine. Im Radio wird darüber spekuliert, ob es sich bei dem Angriff auf den Bus um einen Raubüberfall gehandelt habe; die amerikanische Regierung schließe einen Terroranschlag nicht aus. Susan wird von einer
einheimischen Greisin mit einem Joint ruhig gestellt, um das qualvolle Warten auf Hilfe erträglicher zu gestalten. Im Bus verlieren die wartenden Mitreisenden allmählich die Fassung. Auch für sie entwickelt sich der Ausflug zu einer echten Strapaze, da die Klimaanlage nicht funktioniert. Mehr als dreißig Minuten wollen sie nicht
mehr ausharren.
Tokio, ein öffentlicher Platz. Chieko vergnügt sich gemeinsam mit Gleichaltrigen mit Schnaps und Albereien,
und diesmal scheint es sogar, als habe ein attraktiver junger Mann ein Auge auf sie geworfen. Ausgelassen
stürzt sich die Clique in das Nachtleben der japanischen Metropole. In einer Disko erlebt Chieko jedoch abermals eine Enttäuschung: Ihre beste Freundin hat sich den Jungen geschnappt und knutscht ihn mitten auf der
Tanzfläche ab. Konsterniert nimmt Chieko Reißaus. Zu Hause bittet sie den Hauswart, den Polizisten vom
Nachmittag anzurufen, er möge zu ihr kommen.
Marokko, das Haus des Ziegenhirten. Der Vater, wütend und verzweifelt zugleich, verprügelt seine Söhne.
Auch die Tochter, die sich bereitwillig beim Auskleiden von Yussef angaffen ließ, bekommt eine Ohrfeige verpasst. Derweil sind die Polizisten wieder beim Verkäufer des Gewehrs angelangt, den sie im Verdacht haben,
ihnen eine falsche Adresse genannt zu haben. Er erklärt ihnen, dass er die Waffe von einem japanischen Jäger
geschenkt bekommen habe. Und seine Frau ist bereit, sie zum Haus des Ziegenhirten zu führen. Auf dem Weg
dorthin passieren sie den Hirten und seine Söhne, die das Gewehr inzwischen aus dem Versteck geholt haben.
Die Beamten eröffnen sofort das Feuer und verletzen Ahmed schwer. Yussef schießt zurück und trifft einen
Polizisten.
Mexiko, die Feier. Noch in der Nacht will Amelia die Heimreise antreten. Santiago setzt sich hinters Steuer,
obwohl er sturzbetrunken ist. An der Grenze werden sie von einem skeptischen Beamten kontrolliert. Santiago
gibt die Kinder als Verwandte aus, was den Argwohn des Grenzers erregt. Als Santiago Widerworte gibt und
Amelia das erforderliche Genehmigungsschreiben der Eltern nicht vorweisen kann, eskaliert die Situation. Die
Polizisten durchsuchen das Auto und fordern die Insassen schließlich zum Aussteigen auf. Daraufhin verliert
Santiago die Nerven und gibt Gas. Mit Vollgas rast er los, bald verfolgt von US-amerikanischen Streifenwagen.
Irgendwo in der Wüste setzt er Amelia und die Kinder ab; so könne er die Polizei leichter abschütteln, meint
Santiago. Er verspricht, am nächsten Morgen wiederzukommen und sie abzuholen, und verschwindet in der
Dunkelheit.
Tazarine. Ein Polizist informiert Richard darüber, dass vorerst kein Krankenwagen kommen werde, da man
keinen zur Verfügung habe. Man versuche nun, einen Helikopter aufzutreiben. Richard, müde und verzweifelt,
platzt der Kragen. Er beschimpft den Polizisten, der dies gleichmütig über sich ergehen lässt. Die anderen Touristen verlieren unterdessen die Geduld und fahren weiter. Richard rennt dem Bus schreiend hinterher.
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Tokio, Yasujiros Wohnung. Chieko empfängt den Kommissar, der ihr am Nachmittag so gut gefallen hatte. Sie
glaubt, die Polizisten wollten ihren Vater sprechen, weil sie immer noch den Tod seiner Frau untersuchten. Nun
will sie Yasujiro entlasten und erklärt, er habe geschlafen, als die Mutter vom Balkon gesprungen sei. Der Polizist betrachtet Fotos des Vaters, auf denen er in Jägerpose in Afrika zu sehen ist. Er erklärt dem Mädchen,
dass er Yasujiro wegen des Gewehrs sprechen wolle, nicht wegen des Todes der Mutter. Der Vater werde
nicht ins Gefängnis kommen, beruhigt er sie und will schon gehen, als Chieko plötzlich splitternackt vor ihm
steht. Wiederum macht sie einem Mann Avancen, und wiederum wird sie zurückgewiesen. Der Polizist geht
jedoch sehr behutsam mit ihr um, und es entwickelt sich ein Moment von verquerer Zärtlichkeit zwischen den
beiden.
Marokko. Ahmed liegt leblos in den Armen seines schluchzenden Vaters. Yussef zerstört das Gewehr und
ergibt sich der Polizei.
Mexiko. Amelia erwacht am Morgen in der Wüste und macht sich zunächst mit den Kindern auf den Weg. Als
sie begreift, dass sie es gemeinsam nicht schaffen werden, lässt sie die Kinder notgedrungen an einem schattigen Platz zurück und taumelt allein weiter. Unter der sengenden Sonne droht sie zu verdursten, als sie
schließlich einem patrouillierenden Polizeifahrzeug über den Weg läuft. Der Beamte hält sie zwar für eine illegale Grenzgängerin, macht sich aber mit ihr auf die Suche nach den Kindern. Amelia ist entsetzt, als sie die
Kinder nicht mehr wieder findet.
Marokko. Richard und die immer kraftlosere Susan sprechen sich aus und versöhnen sich. Endlich trifft der
Helikopter ein, der sie in ein Krankenhaus bringen wird.
Mexiko. Amelia erfährt von einem Grenzpolizisten, dass die Kinder gefunden und die Eltern benachrichtigt
wurden. Richard wird keine Anzeige gegen sie erstatten, dennoch wird Amelia ausgewiesen werden, da sie
keine Aufenthaltsgenehmigung besitzt. Zunächst will sie einen Anwalt sprechen, sieht dann aber ein, dass ihre
Position aussichtslos ist. Luis holt sie an der Grenze ab.
Marokko. Im Krankenhaus wird Susan operiert. Richard erfährt, dass sie gute Überlebenschancen hat. Aufgelöst ruft er in San Diego an, um mit Emilia und dem kleinen Mike zu sprechen. (Es ist das Telefonat vom Anfang der Geschichte.)
Tokio. Der Polizist verlässt die Wohnung, trifft beim Verlassen des Gebäudes Chiekos Vater, der ihm bestätigt,
der Besitzer des ominösen Gewehrs gewesen zu sein. In einer Bar sieht der Polizist die Nachrichten: Susan,
Opfer eines terroristischen Anschlags, sei nach fünf Tagen des bangen Hoffens und Wartens aus dem Krankenhaus entlassen worden. Währenddessen findet Yasujiro seine immer noch verstörte Tochter auf dem Balkon. Die beiden nehmen einander zärtlich in die Arme.
PRODUKTIONSNOTIZEN
“We talk about the border as a place only, instead of an idea. I believe that the real borders are the ones that exist
within us.” - Alejandro González Iñárritu
Ein überlebensgroßer Film
Wohl selten zuvor trafen Realität und Fiktion so zusammen wie bei BABEL, Alejandro González Iñárritus zeitgemäßer Version des biblischen Mythos, der als Ursprung aller menschlichen Kommunikationsprobleme gilt.
Der Film entstand über die Dauer eines Jahres auf drei Kontinenten – mit einer vielsprachigen Besetzung, zu
der neben Stars wie Brad Pitt, Cate Blanchett, Gael García Bernal und Kôji Yakusho auch viele nicht professionelle Darsteller aus Marokko, Mexiko und Japan gehörten. Für alle Beteiligten wurde BABEL dabei nicht nur
zu einem physischen, sondern auch zu einem psychologischen Trip, der mit der Reise der Filmcharaktere
durchaus Gemeinsamkeiten aufweist. Während der Film die Geschichten von Menschen erzählt, die durch
kulturelle und sprachliche Unterschiede aus der Bahn geworfen werden, mussten der Regisseur und sein
Team sich ganz ähnlichen Herausforderungen stellen, und das bereits lange vor Drehbeginn.
González Iñárritu, der sich selbst als „Regisseur im Exil“ bezeichnet, führt die Idee zu BABEL zuallererst auf
sein eigenes Nomadenleben der letzten Jahre zurück. „BABEL beantwortet nicht mehr die Frage ‚Woher kom7
me ich?’, sondern eher die Frage ‚Wohin gehe ich?’“ Dieser sehr persönliche Ansatz ging so weit, dass BABEL
in der Anfangsphase ein selbstfinanziertes Projekt des Regisseurs war.
Im Unterschied zu seinen beiden vorherigen Filmen, die in Ländern, an Orten und unter Drehbedingungen
entstanden, die dem Regisseur vertraut waren, bedeutete BABEL für González Iñárritu eine größere emotionale und intellektuelle Herausforderung und eröffnete ihm gleichzeitig die Möglichkeit, mit seiner bislang komplexesten Filmproduktion andere Kulturen und Weltsichten zu erkunden. Das Aufeinanderprallen einer Vielzahl
kultureller Unterschiede auf allen Ebenen veränderte dabei nicht nur seine persönliche Perspektive, sondern
auch den kreativen Prozess.
Eines der Hauptziele Iñárritus war es, bei der Erzählung den Blick des Außenseiters zu vermeiden. Dafür ging
er nach der Methode „Beobachten und Verinnerlichen“ vor. Er verfolgte aufmerksam die alltäglichen Gewohnheiten der Einheimischen und entschied sich dafür, mit Laiendarstellern aus den jeweiligen Regionen zusammenzuarbeiten, was ihm ungeahnte Einblicke in kulturelle Eigenarten ermöglichte. Viele der Darsteller hatten
nie zuvor eine Kamera gesehen.
Das Einstudieren sehr emotionaler Szenen in fremden Sprachen, das Suchen nach der perfekten Kameraposition in einer endlosen Wüste, aber auch in einer der am dichtesten besiedelten Städte der Welt – dies und vieles mehr ließen die Kernaussage von BABEL nicht nur im Drehbuch, sondern auch im wirklichen Leben wahr
werden: „Barrieren und Grenzen sind nicht immer physisch und sichtbar”, sagt Iñárritu. „Die Trennlinien sind in
uns, in unseren kulturellen Settings gibt es Vorurteile. Doch ebenso können sie durchbrochen werden.“
Das Herz des Films
Im Zentrum von BABEL steht das Thema, das unser Leben im 21. Jahrhundert bestimmt: der Mangel an –
erfolgreicher – Kommunikation. „Oberflächlich betrachtet kann man sagen, dass es in BABEL um das Scheitern von Kommunikation geht. Für mich geht es darüber hinaus auch darum zu zeigen, wie verletzlich wir als
menschliche Wesen sind. Wenn eine Kette reißt, liegt das nicht am schwächsten Glied, sondern an ihrem Gesamtzustand.“ Damit meint er keineswegs nur die nahe liegende Definition der Sprachbarriere. „Man muss sich
nicht in der marokkanischen Wüste oder mitten in Tokios Shibuya-Bezirk verlaufen, um sich isoliert zu fühlen.
Die schrecklichste Einsamkeit und Isolation ist die, die wir in uns selbst und in unseren Familien erleben. Auch
davon erzählt der Film”, erklärt Iñárritu. Mit BABEL wollte er den Widerspruch zwischen zwei weit verbreiteten
Wahrnehmungen untersuchen: Einerseits leben wir durch die modernen Kommunikationsmöglichkeiten in einer
immer „kleineren“ Welt, andererseits verstehen wir uns oft nicht mal in den grundlegendsten Fragen.
„Ich wollte das gesamte Konzept menschlicher Kommunikation – ihre Ziele, ihre Schönheit und ihre Probleme –
in einem Wort ausdrücken”, erklärt der Regisseur den Filmtitel, der jedoch erst gefunden wurde, als das Drehbuch bereits geschrieben war. „Ich habe sehr viele verschiedene Titel erwogen, aber als ich über die Geschichte der Genesis nachdachte, erschien sie mir plötzlich als perfekte Metapher für den Film. Jeder von uns hat
seine eigene Sprache, doch ich glaube, wir alle teilen denselben spirituellen Ursprung.“
Die Idee, einen Film mit einer Kakophonie menschlicher Stimmen zu machen, hatte Iñárritu bereits vor dem
Dreh von 21 GRAMM. Beim Drehbuch arbeitete er erneut mit Guillermo Arriaga zusammen, um die Trilogie,
die im Jahr 2000 mit AMORES PERROS begann, mit ihm gemeinsam abzuschließen. „Arriaga besitzt außergewöhnliches Talent, er schreibt tiefgründig und kraftvoll. Gemeinsam haben wir vier Geschichten entwickelt,
die sich in drei völlig unterschiedlichen Gegenden der Welt entwickeln.“ Das in der Beziehung des von Cate
Blanchett und Brad Pitt dargestellten Paares angedeutete Paradoxon ist ein Beispiel für die intimere Definition
von Fehlkommunikation im Film: „Von außen betrachtet wirken sie wie ein Paar, das sich in der Wüste verirrt,
doch in Wirklichkeit sind sie ein verlorenes Paar, das einander in seiner Einsamkeit findet”, beschreibt der Regisseur ihre Situation. In dem direkt damit zusammenhängenden persönlichen Drama der marokkanischen
Hirten geht es laut Iñárritu vor allem um den „moralischen Zusammenbruch einer muslimischen Familie, die
streng ihren religiösen Prinzipien folgt“ und mit ansehen muss, wie diese in sich zusammen fallen, als die Ereignisse ihren Lauf nehmen.
Ein zweiter Erzählstrang dreht sich um ein mexikanisches Kindermädchen, das in Kalifornien arbeitet und die
verhängnisvolle Entscheidung trifft, zwei amerikanische Kinder illegal über die Grenze nach Mexiko mitzunehmen. Ihre Geschichte steht stellvertretend für die Situation vieler tausender Menschen, die versuchen, die USamerikanische Grenze zu überwinden und dabei den doppelten Standards beider Regierungen ausgesetzt
sind. Sie werden, so der Regisseur, zu „unsichtbaren Bürgern”, die von beiden Staaten im Stich gelassen werden und für die es keine geregelten Einwanderungsgesetze gibt. „Für mich, der als Immigrant in den USA lebt,
gab es keine Wahl, eine Geschichte über diese Grenze zu erzählen. Es war eine moralische Verpflichtung.“
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Der dritte Erzählstrang zeigt einen verwitweten Vater, der in der hektischen Millionenstadt Tokio versucht, eine
emotionale Verbindung zu seiner taubstummen Tochter herzustellen. Die Geschichte des Mädchens im Teenageralter, das mit sexuell aufreizendem Verhalten versucht, fehlende menschliche Zuneigung zu kompensieren, drückt letztlich das verzweifelte Bedürfnis aus, eine Sprache zu entwickeln. „Wenn Worte nicht zur Verfügung stehen, wird der Körper zu einem Instrument, das Waffe oder Einladung sein kann”, so der Regisseur.
Eine realistische Besetzung
Um die verschiedenen Charaktere von BABEL zum Leben zu erwecken, war eine internationale Besetzung
unabdingbar. Iñárritu begann mit dem amerikanischen Ehepaar, das in den Bergen Marokkos zum Opfer eines
Gewehrschusses wird. Diese Rollen besetzte der Regisseur mit zwei der gefragtesten Schauspieler Hollywoods: Kassenmagnet Brad Pitt und Academy Award®-Gewinnerin Cate Blanchett.
Für die Rolle des Richard Jones hatte Iñárritu die Vision einer „männlichen amerikanischen Ikone”, die sich in
der heutigen Zeit in einem muslimischen Land mit großen Problemen konfrontiert sieht. Für den Regisseur war
Pitt nicht die offensichtliche Wahl, aber eine sehr interessante. „Er hat eine solche Rolle bisher noch nie gespielt, und ich spürte – und Brad tat dies auch – dass es eine spannende Herausforderung sein würde, ihn in
einen mittelalten Mann in einer schweren Krise zu verwandeln. Er hat diese Aufgabe großartig gemeistert und
alles aus sich herausgeholt.“
Iñárritu wusste, dass er auch für die Rolle von Richards Frau Susan eine Schauspielerin finden musste, die
über großes Können und Tiefe verfügt. „Ich spürte, dass nur eine Schauspielerin von Cates Klasse und Vielseitigkeit etwas Interessantes aus einer Figur herausholen konnte, die die meiste Zeit schwer verletzt auf dem
Boden liegt.“ Für Iñárritu setzte Blanchett am Set einen hohen schauspielerischen Standard. „Sie ist eine Prinzessin mit der Fähigkeit, sich in alles verwandeln zu können, was sie will. Ich konnte mich jederzeit auf sie
verlassen. Als Regisseur macht sie einem das Leben einfach sehr leicht”, so Iñárritu. „Sie bewies, dass es
keine kleinen Rollen gibt. Alles hängt davon ab, was man daraus macht.“
Für BABEL arbeitete Iñárritu erstmals mit Laiendarstellern. Es war eine wohl überlegte Entscheidung. „Die
Arbeit mit Laienschauspielern war eine große Herausforderung, aber sie hat gleichzeitig mehr Realismus ermöglicht”, stellt er fest. Iñárritu sieht es heute als wichtigste Entscheidung der gesamten Produktion. „Als wir
mit dem Casting begannen, wurde mir klar, dass Berufsschauspieler in der Wüste Marokkos unweigerlich unecht wirken. Ihre Haut ist zu glatt, ihr Aussehen zu gepflegt.“ Stattdessen wurden marokkanische Handwerker,
Computerprogrammierer, Kaufleute und viele mehr vom Casting-Team, das aus zwei Franzosen und einem
Mexikaner bestand, handverlesen. Wenn das Team in die kleinen Dörfer der Sahara kam, wurden die CastingAufrufe von den Moscheen verbreitet, worauf sich Hunderte von Leuten meldeten, mit denen dann Probeaufnahmen gemacht wurden. Für die Rollen der beiden jungen Brüder Yussef und Ahmed, deren übermütige
Schießübungen mit einem Gewehr weitreichende Konsequenzen für ihre Familie und ihr ganzes Dorf haben,
wurden so Boubker Ait El Caid und Said Tarchani gefunden. Aus einer Menge von mehreren Tausend jungen
Marokkanern wurden sie wegen ihrer starken Ausstrahlung und ihrer ausdrucksvollen Gesichter ausgewählt.
Für die beklemmende Geschichte des Kindermädchens Amelia, einer illegalen Immigrantin, die die Grenze
überquert, um bei der Hochzeit ihres Sohnes dabei sein zu können und sich dann im Grenzgebiet der USA und
Mexikos verirrt, sah sich der Regisseur hunderte von zweisprachigen Schauspielerinnen an, immer auf der
Suche nach der seltenen Kombination aus Entschlossenheit und Verletzlichkeit, die Amelia verkörpern sollte.
Schließlich wies Iñárritus Frau Maria Eladia ihn auf eine Darstellerin aus AMORES PERROS hin. Adriana
Barraza schickte ein Band, das sie sofort als die perfekte Besetzung auswies. „Jede ihrer Szenen trifft mich in
Herz und Bauch. Sie strahlt die bedingungslose Hingabe einer liebenden Mutter aus, die gleichzeitig hart im
Nehmen ist und viel Schmerz aushalten kann.“ Ähnlich wichtig für die Mexiko-Geschichte sind die Kinder, die
Amelia mit über die Grenze nimmt: Mike, gespielt von dem Neuling Nathan Gamble, und Debbie, die von Dakota Fannings Schwester Elle gespielt wird. Durch den offenen, vorurteilslosen Blick der Kinder enthüllt Iñárritu
dem Zuschauer die unbekannten Seiten Mexikos. „In der amerikanischen Gesellschaft gibt es eine Reihe von
Vorurteilen über Mexiko. Deshalb wollte ich das Land mit den Augen der Kinder zeigen, die von Unschuld und
Entdeckungsfreude geprägt sind. Was aus bestimmter Perspektive schmutzig, merkwürdig und arm aussieht,
kann, durch die Augen von Kindern betrachtet, verspielt, bunt, ungewöhnlich und fröhlich sein.“
Für die Rolle des Santiago, Amelias Neffen, der sie und die Kinder in betrunkenem Zustand auf eine Odyssee
durch die Wüste schickt, wählte Iñárritu Gael García Bernal, den er erstmals als Octavio in AMORES PERROS
besetzt hatte und der seitdem zu einem internationalen Star aufgestiegen ist. „An Gael habe ich von Anfang an
gedacht. Ich konnte dieses Triptychon nicht ohne ihn vollenden. Er ist einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler. Als Santiago porträtiert er sehr subtil eine bestimmte Janusköpfigkeit in manchen mexikanischen Männern, die liebevoll, freundlich und enthusiastisch sein können, die aber, wenn sie etwas getrunken haben, oft
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wütend, hasserfüllt und unverantwortlich handeln”, kommentiert der Regisseur. „Außerdem repräsentiert er die
Einstellung, die manche mexikanischen USA-Pendler gegenüber den US-Behörden haben. Der Grund für Santiagos Wutausbruch liegt nicht in den Ereignissen dieser Nacht oder seiner Trunkenheit allein, sondern in der
Summe der jahrelangen Erniedrigung und Ablehnung, die er immer wieder erlebt hat und die sich über lange
Zeit in ihm aufgestaut haben.“
Die vielleicht intimste Geschichte BABELs entfaltet sich in den Menschenmengen, dem Chaos und der Großstadthektik Tokios. Für die Rolle von Yasujiro, einem Vater, der keinen emotionalen Zugang zu seiner Tochter
findet, castete Iñárritu mit Kôji Yakusho einen der renommiertesten Schauspieler Japans. Obwohl es sich um
eine kleine Rolle handelte, wusste Iñárritu, dass er einen Darsteller finden musste, der ihr in der zur Verfügung
stehenden kurzen Zeitspanne auf eindrucksvolle Weise seinen Stempel aufdrücken würde. An Yakusho bewundert Iñárritu vor allem die „Ökonomie seiner Bewegungen.“ Im Dezember 2004 begann Iñárritu nach einer
passenden Besetzung für die komplexe Rolle von Yasujiros Tochter zu suchen, der zornigen, sexuell suchenden Taubstummen Chieko. Als die 24-jährige Rinko Kikuchi zum Vorsprechen erschien, war Iñárritu nach eigenen Worten „überwältigt von ihrem Talent, aber zögerlich angesichts der Tatsache, dass sie nicht taubstumm
war.“ Kikuchi war so entschlossen, die Rolle zu bekommen, dass sie, aus eigenem Antrieb und obwohl sie
keine Zusage für die Rolle hatte, neun Monate lang Zeichensprache lernte. Iñárritu sah sich über Monate hinweg weitere taubstumme Teenager an, ohne zu finden, was er suchte. Schließlich entschied er sich für Rinko.
„Es war eine sehr mutige und kluge Entscheidung”, kommentiert der Regisseur ihren Entschluss, Zeichensprache zu erlernen. „Manchmal entstehen die Magie und die Kunst einer Performance durch Verwandlung.“
Mit ausländischen Laiendarstellern zu drehen, hieß für den Regisseur nicht nur, ihre kulturellen Standpunkte zu
dechiffrieren, sondern auch, ihnen erstmals bestimmte Reaktionen auf bestimmte Situationen beizubringen.
„Schauspieler zu führen ist schwierig. Schauspieler in einer Sprache zu führen, die man selbst nur begrenzt
spricht, ist sehr schwierig, wie ich bereits seit 21 GRAMM wusste, aber Laiendarsteller zu führen, ohne auch
nur ein Wort ihrer Sprache zu beherrschen, war die dümmste, unverantwortlichste, herausforderndste und
schließlich doch lohnendste Idee, die ich jemals hatte”, sagt er.
Bei der Überwindung dieser Kommunikationshürde halfen ihm glücklicherweise drei wunderbare Frauen, die es
dem Regisseur ermöglichten, die Sprachbarriere zu durchdringen und so zu inszenieren, als ob die Sprache
gar kein Thema sei. „In Marokko hatte ich das Glück, mit Hiam Abbass zu arbeiten, die weit mehr als ein
Sprachcoach und eine Übersetzerin war. Sie ermöglichte mir, eine emotionale Verbindung zu den arabischen
Laiendarstellern aufzubauen. Ohne sie hätte ich das niemals geschafft. Das Gleiche gilt für Mariko und Rieko
in Japan. Mariko, unsere Übersetzerin für die Taubstummensprache, ermöglichte mir die Kommunikation mit
den taubstummen Mitgliedern des Casts und half mir, den Graben zwischen uns, der so leicht zu Missverständnissen hätte führen können, zu überwinden. Rieko, meine japanische Dolmetscherin, sorgte dafür, dass
die Schauspieler mich verstanden, was unter den gegebenen Umständen keine leichte Aufgabe war.“
Der Look von BABEL
Anders als bei seinen früheren Filmen suchte Alejandro González Iñárritu für BABEL nach einer Kombination
aus hyperrealistischer Ästhetik und einer eher traditionellen Kinematografie, die das Innenleben der Figuren
darstellen sollte.
Eine Schlüsselrolle kam dabei dem Academy Award®-nominierten Kameramann Rodrigo Prieto zu: „Wir wollten
die emotionalen Reisen der Charaktere durch den Einsatz unterschiedlicher Filmmaterialien und Formate visualisieren. Wir spürten, dass subtile Unterschiede in der Bildqualität jeder Geschichte, wie die Textur, die Körnigkeit, die Farbsättigung des Films und die Hintergrundschärfe die Erfahrung verschiedener geografischer und
emotionaler Orte verstärken würden”, sagt Prieto. „Zum Schluss kombinierten wir die verschiedenen Formate
digital in einem Negativ, genauso wie all diese verschiedenen Kulturen und Sprachen in einem Film zusammen
kommen.“
Während es in den Wüsten Südmarokkos und Mexikos an technologischem Support mangelte, warf das hypermoderne Tokio aus genau entgegengesetzten Gründen viele Probleme für die Produktion auf. „Es war eine
der härtesten Erfahrungen meines Berufslebens, aber auch eine der unvergesslichsten und wertvollsten”, sagt
die Produktionsdesignerin und Academy Award®-Gewinnerin Brigitte Broch. „Vom Arbeiten in der faszinierenden Landschaft Marokkos bis zur Erfahrung der merkwürdigen gesellschaftlichen Mischung Tokios hat dieser
Film mich viel über die Menschheit gelehrt. Wir entschlossen uns, die verschiedenen Länder in verschiedenen
Rot-Tönen zu malen: orangefarbene Erdtöne für Marokko, ein lebhaftes, elektrisierendes Rot für Mexiko und
ein subtiles Purpurrot für Japan”, erzählt Broch.
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Für Regisseur González Iñárritu liegt die größte Leistung darin, diese visuellen Entscheidungen so in den Film
integriert zu haben, dass sie für die Zuschauer „unsichtbar“ sind. Dazu gehörte auch, sich nicht von den ästhetischen Reizen der faszinierenden Drehorte verführen zu lassen.
„Ich liebe es, mit Alejandro zu arbeiten, denn er ist gnadenlos”, sagt der Cutter und Oscar®-Preisträger Stephen
Mirrione über den Schnitt des Films. „Er ist nicht zufrieden, bevor dich nicht jedes einzelne Bild des Films etwas fühlen lässt. Für die Montage von BABEL bedeutete das, in jeder Szene jedes noch so kleine Detail unter
die Lupe zu nehmen. Mehr als 2.500 verschiedene Kameraeinstellungen wurden gedreht, das gab uns eine
überwältigende Bandbreite von Bildern und Tönen zur Auswahl. Es gibt rund 4.000 Schnitte im Film. Ähnlich
wie bei einem riesigen Mosaik, das aus winzigen Kacheln zusammengesetzt ist, wurde mir erst deutlich, was
wir gemeinsam erreicht hatten, als ich einen Schritt zurücktrat und das Ganze aus der Distanz betrachtete. Ich
entdecke immer noch bei jedem Sehen neue Details, neue Verbindungen und neue Bedeutungsebenen.“
Sound Designer Martín Hernández, ein enger Freund Iñárritus, arbeitete erstmals vor 22 Jahren mit ihm zusammen, als beide bei einem Radiosender in Mexiko City angestellt waren. „Wenn es nichts zu hören gibt, gibt
es nichts zu verstehen; wenn wir aufhören zu verstehen, ist unsere Sprache nutzlos geworden, schlimmer
noch, sie wird uns am Ende nur trennen. BABEL ist eine sehr detaillierte Beschreibung dieses Themas auf der
einzigen Ebene, die wirklich universell ist: der menschlichen Ebene. Der Film ist angefüllt mit einigen sehr subtilen und einigen sehr direkten Charakteren, alle sind auf kraftvolle Weise visuell und tönend. Als ich vor Ort
versuchte, für BABEL die Klänge jedes Schauplatzes aufzunehmen, glaubte ich, ich sei dort, um zu hören. Ich
habe mich geirrt. Jetzt, wo ich hier bin und vor Alejandros letzter Schnittversion sitze, höre ich wirklich zu. Ich
habe gelernt, dem zuzuhören, was er hört, und nun bin ich in der Lage, ihn zu verstehen. Dieser Film verlangt
dieselbe Aufmerksamkeit, die jeder Mensch für sich verlangt. Es geht um sie, die ‚Anderen’, um die scheinbar
Fremden, und damit letzten Endes um uns selbst”, sagt Hernández.
Den final touch an Gefühl und Tiefe erhielt der Film durch einen weiteren langjährigen Partner Iñárritus: den
Komponisten Gustavo Santaolalla, der in diesem Jahr den Oscar ® für seine Musik zu BROKEBACK
MOUNTAIN gewann. „BABEL ist der dritte Film, bei dem ich mit Alejandro González Iñárritu zusammenarbeiten konnte. Seit AMORES PERROS und danach bei 21 GRAMM haben wir eine besondere musikalische
Sprache entwickelt, die uns hilft, die zutiefst menschliche Essenz seiner Filme zu unterstreichen. Die Herausforderung bei BABEL war es, für vier Geschichten, die an drei verschiedenen Orten auf der Welt stattfinden,
einen Sound, ein bestimmtes Instrument zu finden, das alle Charaktere und Orte miteinander verbindet, das
eine Identität schafft, ohne nach der Musik einer National Geographic-Dokumentation zu klingen. Diese Stimme fand ich im Oud, einem bundlosen arabischen Saiteninstrument, das ein Vorläufer der spanischen Gitarre
ist, aber auch an die japanische Koto erinnert. Dieser Sound, kombiniert mit anderen Instrumenten, wurde zur
klanglichen Textur von BABEL”, sagt Santaolalla.
Prieto, Broch, Santaolalla und Hernández gehören zum hochkarätigen Team, mit dem Iñárritu seit seinem Debütfilm AMORES PERROS zusammenarbeitet. Die künstlerische Verbindung, die dadurch zwischen ihnen
bestand, machte die Erfahrung der BABEL-Produktion noch intimer und faszinierender. Sie sind, so Iñárritu,
„meine engste kreative Familie“ und unverzichtbar bei dem Prozess, eine Lebenserfahrung in die universelle
Sprache des Films zu übertragen.
„Im Verlauf des Produktionsjahres zogen wir gemeinsam rund um die Welt wie eine Zirkustruppe. Auch wenn
ein Film ein sehr persönliches Zeugnis sein kann, bleibt er doch immer ein riesiges gemeinschaftliches Abenteuer, eine kreative Orgie, in der jeder alles gibt, wozu sein Talent ihn befähigt. Die besten und befriedigendsten Momente im Film und auch außerhalb habe ich meinen Partnern und meinem Team zu verdanken. Ohne
sie wäre es undenkbar gewesen, auch nur einen Zentimeter Film zu drehen”, sagt der Regisseur.
Für den Film lud Iñárritu außerdem die Produzenten Jon Kilik und Steve Golin in sein Team ein. „Es war großartig, sich auf die Familie verlassen zu können, mit der ich meine letzten beiden Filme gemacht habe, aber es
war ebenso großartig, mit Jon Kilik und Steve Golin zwei neue Partner und Freunde zu gewinnen. Wir haben
gemeinsam viel erlebt, und ihr Spirit, ihre Erfahrung und Unterstützung bei diesem Projekt waren unverzichtbar.“
Aus Sicht der Produzenten bot BABEL eine Vielzahl an Herausforderungen, doch die größte von allen war es,
die künstlerische Integrität des Films zu bewahren. „BABEL wurde zur anspruchsvollsten und wertvollsten Herausforderung meiner Karriere als Produzent”, sagt Jon Kilik (ALEXANDER, MALCOLM X, DEAD MAN
WALKING). „Entlegene Wüsten, hoch gesicherte Staatsgrenzen und eine der bevölkerungsreichsten Städte
des Planeten stellten uns vor enorme produktionstechnische Schwierigkeiten. Indem wir uns für die Lebensund Arbeitsweisen Marokkos, Mexikos und Japans öffneten, gelang es uns, eine Ehrlichkeit auf die Leinwand
zu bringen, auf die ich sehr stolz bin.“
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Produzent Steve Golin (ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND, BEING JOHN MALKOVICH) berichtet von ähnlichen Erfahrungen. „Es war meine erste Zusammenarbeit mit Alejandro. Sie war nicht nur unvergesslich, sie war auch ganz anders als die Projekte, an denen ich bisher beteiligt war. An jedem Tag hatte
ich die Gelegenheit, die verschiedenen Methoden des Filmemachens in einem internationalen Setting zu erleben. Für mich als Produzent war das eine Erfahrung, die mich zugleich forderte und inspirierte. Die Überwindung von Hürden und Grenzen der Sprache, um einen Weg zu finden, miteinander zu arbeiten, trug dazu bei,
dass es eine einzigartige Reise wurde.“
Die Idee zu BABEL
Jeder Schauplatz in BABEL hat eine Bedeutung im Leben von Alejandro González Iñárritu. Im Alter von 17
Jahren unternahm der Regisseur eine Reise nach Marokko, die sein Leben veränderte. Vom ersten Augenblick
an faszinierten ihn die leuchtenden Wüsten und die majestätischen Berge so sehr, dass er sich schwor, irgendwann einen Film in diesem Land zu drehen. In der heutigen, von der Angst vor Terrorismus geprägten Zeit
gewann dieser Schauplatz zusätzliche Bedeutung für Iñárritus Geschichte von gescheiterter Kommunikation
und falschen Interpretationen.
„Guillermo brachte den Streit zweier marokkanischer Brüder zu Beginn unserer Zusammenarbeit ins Projekt
ein. Die Idee war kraftvoll, schön und doch simpel, das machte sie besonders. Zunächst sollte die Geschichte
in Tunesien spielen, doch ich wusste, dass ich sie in dieser afrikanisch-mediterranen Region ansiedeln musste.“
In ähnlicher Weise inspirierten Iñárritu seine früheren Reisen nach Japan dazu, eines Tages mit einer Filmkamera zurückzukehren. Auf einer Promotion-Reise für 21 GRAMM nach Japan reiste Iñárritu 2003 zu dem berühmten Berg Hakone, der ihm mit seinen dampfenden Thermalquellen als magischer Ort erschien. Der Anblick eines alten Mannes, der sich bei einer Bergwanderung mit Hingabe um ein geistig behindertes japanisches Mädchen kümmerte, berührte Iñárritu so sehr, dass er daraus die Idee entwickelte, von einer Beziehung
zwischen zwei isolierten Personen zu erzählen. Mehrere Begegnungen mit taubstummen Menschen auf derselben Reise und ein erotischer Traum von einem taubstummen Teenager flossen ebenfalls in die Idee mit ein
und formten den Kern der japanischen Geschichte.
Ein weiterer wichtiger Einfluss bei der Konzeption von BABEL war Iñárritus eigener Umzug von Mexiko City in
die USA. Iñárritu wusste, dass er eine seiner Geschichten vor dem Hintergrund der oft tödlichen, hoch gesicherten Grenze zwischen den USA und Mexiko ansiedeln wollte. „Seit ich selbst zum Einwanderer wurde, habe
ich eine klarere Sicht auf mich selbst, mein Land und meine Arbeit gewonnen. Ich verstehe jetzt, was es heißt
und wie schwierig es ist, als Bürger eines Dritte-Welt-Landes in einem Land der ersten Welt zu leben.“
BABEL – eine Erfahrung aus erster Hand
Die Produktion von BABEL begann im Mai 2005 in Marokko, von dort ging es nach Mexiko und Tokio. In Marokko galt es, einen Drehort zu finden, der für eine kleine Enklave in der südlichen Wüste stehen konnte. Iñárritu fand diesen Ort in dem entlegenen Berberdorf Taguenzalt. Gelegen am Fuß des Atlasgebirges, ist das Dorf
in die Felseinschnitte des Draa-Tales gebaut und besteht aus uralten Lehmhäusern, deren Räume um einen
Innenhof errichtet sind. „Es gefiel mir, dass dieses Dorf so bescheiden und real war”, erzählt Iñárritu. „Die Menschen in Taguenzalt waren sehr freundlich und spirituell. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.“
Trotz der herzlichen Gastfreundschaft der Einwohner waren die Drehbedingungen schwierig. Die Temperaturen erreichten oft 37 Grad im Schatten, und nachmittags wehten Stürme den Sand der Sahara ins Dorf. Doch
diese Schwierigkeiten erhöhten nur noch die Authentizität der erzählten Geschichte. „Die Hitze war brutal, aber
genau darum ging es uns. Wir hatten nicht nur Method-Acting, sondern auch Method-Dreharbeiten”, lacht Iñárritu.
Anschließend reiste die Produktion weiter nach Tijuana in Mexiko, wo sich das Team, auch dies eine reale
Parallele zur erzählten Fiktion, in einer staubigen, ausgedörrten Wüste und einem kleinen, abgelegenen Dorf
wiederfand. Die abgelegene Stadt El Carrizo im Norden Mexikos diente als Amelias Heimatort „Los Lobos“.
Wichtige Sequenzen wurden auch an der mexikanisch-amerikanischen Grenze gedreht, wo Iñárritu den Blick
von der mexikanischen Seite einfing – hohe Zäune, Überwachungskameras, Flutlicht-Beleuchtung und bewaffnete Grenzposten sorgen dort für eine festungsähnliche Atmosphäre. „Fünf Leute mussten in ein Krankenhaus
in der Sonora-Wüste eingeliefert werden. Adriana Barraza erlitt am Set fast einen Hitzschlag. Es war nicht
leicht”, berichtet der Regisseur.
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Schließlich reiste die Filmcrew nach Tokio, wo neue, ganz andere Herausforderungen auf sie warteten. „Tokio
war gleichzeitig eine wunderbare und eine schwierige Erfahrung”, urteilt Iñárritu. „Dort geht vieles sehr langsam, und es gibt keine Filmkommission, die einem dabei hilft. Es gibt keine Erlaubnis für Dreharbeiten, deshalb
waren wir ständig auf der Flucht vor der Polizei. Wir brauchten Mut und arbeiteten im Guerilla-Stil, immer in
Bewegung und bereit zum Improvisieren.“
„Jede Phase der Entstehung von BABEL reflektierte zugleich die Strapazen der Charaktere und veränderte
durch die vielen kulturellen Probleme und Lerneffekte die fiktionale Story. Jeden Tag musste ich das Drehbuch
verändern und den immer wieder neuen Gegebenheiten anpassen, je nachdem, wie mich die jeweilige Kultur
beeinflusste”, resümiert Iñárritu. „Das Urteil darüber, ob der Film die Realität geformt hat oder ob es umgekehrt
war, sollte man am besten den Zuschauern überlassen.“
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ÜBER DIE SCHAUSPIELER
Brad Pitt (Richard Jones)
Seit Mitte der 90er Jahre gehört Brad Pitt zu den beliebtesten und erfolgreichsten Schauspielern seiner Generation. Geboren wurde er am 18. Dezember 1963 als William Bradley Pitt in Shawnee, Oklahoma als Sohn
eines Fuhrunternehmers und einer Schulpsychologin. Brad ist das älteste von drei Kindern, er hat einen Bruder
und eine Schwester. Die Familie, die einer gläubigen Baptistengemeinde angehört, zog kurz nach seiner Geburt nach Springfield, Missouri. Dort besuchte er die High School, sang im Kirchenchor und stand in verschiedenen Schulaufführungen auf der Bühne. Nach dem Schulabschluss begann er ein Journalismus-Studium an
der Universität von Missouri, das er allerdings 1986 kurz vor dem Abschluss abbrach, um nach Los Angeles zu
gehen und dort eine Schauspielkarriere zu verfolgen. Er nahm Schauspielunterricht und verdiente sich seinen
Lebensunterhalt zunächst mit Jobs als Chauffeur, Möbelpacker und kostümiertes Maskottchen der Fast-FoodKette „El Pollo Loco“.
Ab Ende der 80er Jahre gelang es ihm, Rollen in den Prime-Time-Serien „Dallas“, „thirtysomething“, „21 Jump
Street“, „Freddy's Nightmares“, „Another World“, „Growing Pains“ und „Head of the Class“ zu ergattern. Seine
erste Spielfilm-Hauptrolle landete er 1988 in THE DARK SIDE OF THE SUN (1997, Regie: Bozidar Nikolic).
Der Film, der zum Teil an Originalschauplätzen im ehemaligen Jugoslawien entstand, kam allerdings erst neun
Jahre später in die Kinos, weil ein Großteil des gedrehten Materials durch den Ausbruch des Bürgerkriegs in
der Region jahrelang nicht zugänglich war. So wurde der Schauspieler erst 1991 einem weltweiten Kinopublikum zum Begriff, dafür aber schlagartig: Als Kleinkrimineller J.D. in Ridley Scotts THELMA & LOUISE, der mit
jungenhaftem Charme, männlicher Coolness und unwiderstehlichem Sex-Appeal Thelma (Geena Davis) verführt und ihr nebenbei Tipps für Raubüberfälle gibt.
Es folgten u. a. Rollen in Robert Redfords Drama AUS DER MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS und den actionreichen Thrillern KALIFORNIA und TRUE ROMANCE. Endgültig zum gefeierten Star wurde Pitt 1994 als bekennender Blutsauger Louis de Pointe du Lac in der Verfilmung des Anne-Rice-Bestsellers INTERVIEW MIT
EINEM VAMPIR. Mit Hauptrollen in dem Familiendrama LEGENDEN DER LEIDENSCHAFT und dem Biopic
SIEBEN JAHRE IN TIBET festigte er in den folgenden Jahren seine Position als Top-Star; für seine Darstellung
in Terry Gilliams futuristischem Thriller 12 MONKEYS gewann er 1996 den Golden Globe und erhielt eine Oscar-Nominierung.
Pitts wichtigste filmische Zusammenarbeit in den 90er Jahren war aber wohl die mit Regisseur David Fincher.
Als jähzorniger Polizist in dem verstörenden Serienkiller-Thriller SIEBEN gelang ihm an der Seite von Morgan
Freeman eine faszinierend intensive Performance. Vier Jahre später spielte er in Finchers einzigartigem Mindfuck-Thriller FIGHT CLUB, einer Verfilmung von Chuck Palahniuks gleichnamigem Roman, den charismatischen Psychopathen Tyler Durden so überzeugend, dass in der Folge junge Männer überall in den USA ihre
eigenen „Fight Clubs“ gründeten, um sich gegenseitig streng nach Reglement die Zähne einzuschlagen. Leider
ist die bislang einzige weitere Zusammenarbeit von Pitt und Fincher ein Werbespot für die Biermarke Heineken
geblieben, die während der TV-Übertragung des Super Bowl 2005 ausgestrahlt wurde. 2007 wird sich dies
jedoch ändern (siehe unten).
Bereits früh in seiner Karriere begann Brad Pitt damit, gegen das eindimensionale Image des Schönlings und
„Sexiest Man Alive“ anzukämpfen, indem er regelmäßig einen beeindruckenden Mut zur Hässlichkeit bewies.
Ob als ungepflegter Serienmörder in KALIFORNIA, als Verrückter mit Gesichtszuckungen in 12 MONKEYS
oder als nuschelnder Zigeuner in SNATCH – SCHWEINE UND DIAMANTEN, der Schauspieler stürzt sich
geradezu lustvoll in die abstoßenden Facetten solcher Charaktere. Dazu passt auch der Running Gag in Steven Soderberghs Gaunerkomödien-Franchise OCEAN’S ELEVEN, Pitt in nahezu jeder Szene essend – oder
besser mampfend – und mit vollem Mund redend zu zeigen.
Pitts meisten Rollen gemein ist der kraftvolle Einsatz seiner beeindruckenden Körperlichkeit, zuletzt u. a. in so
unterschiedlichen Genres wie dem Historienepos TROJA und der Krimi-Komödie MR. & MRS. SMITH zu bestaunen. Nicht nur insofern ist die Rolle des desillusionierten und verängstigten Familienvaters Richard, der in
BABEL zunehmend verzweifelt und hilflos um das Leben seiner Frau Susan kämpft, aufregendes Neuland für
den Mega-Star.
Um seinen Status als Hollywood-Ikone und Zuschauermagnet wird sich Brad Pitt auch in den kommenden
Jahren nicht sorgen müssen, wie seine aktuellen Projekte zeigen: U. a. spielt er die Rolle des Jesse James in
Andrew Dominiks Western THE ASSASSINATION OF JESSE JAMES BY THE COWARD ROBERT FORD,
arbeitet erneut mit George Clooney und Regisseur Steven Soderbergh in OCEAN’S THIRTEEN und – endlich
wieder – mit David Fincher in dessen neuem Film THE CURIOUS CASE OF BENJAMIN BUTTON zusammen.
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Das letztgenannte Projekt, mit dem Fincher eine Geschichte von F. Scott Fitzgerald verfilmt, wird Pitt erneut mit
seiner BABEL-Partnerin Cate Blanchett auf der Leinwand vereinen.
Gemeinsam mit Jennifer Aniston und Brad Grey gründete Pitt 2003 die Produktionsfirma Plan B Entertainment,
deren erste Produktion Wolfgang Petersens Heldenepos TROJA war. 2005 folgte die überaus erfolgreiche
Familienkomödie CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK (2005, Regie: Tim Burton) mit Johnny Depp in
der Hauptrolle.
Nicht nur auf der Leinwand ist die Liste von Brad Pitts prominenten weiblichen Eroberungen lang. Im wirklichen
Leben hatte er u. a. Beziehungen mit Robin Givens, Geena Davis und Juliette Lewis, war verlobt mit Gwyneth
Paltrow und, von 2000 bis 2005, verheiratet mit Jennifer Aniston. Zurzeit lebt der Schauspieler, der sich öffentlich für Themen wie Armuts- und AIDS-Bekämpfung sowie Umweltschutz engagiert, in einer publicity-trächtigen
Beziehung mit Angelina Jolie, seiner Filmpartnerin in MR. & MRS. SMITH. Im Januar 2006 adoptierte Pitt vor
dem Gericht von Santa Monica Jolies zwei Adoptivkinder Maddox und Zahara als Vater und ließ ihre Familiennamen in Jolie-Pitt ändern. Im Mai 2006 brachte Jolie in Swakopmund, Namibia das erste gemeinsame Kind
des Paares zur Welt. Das Mädchen trägt den Namen Shiloh-Nouvel Jolie-Pitt. Die junge Familie lebt überwiegend in Los Angeles.
Filmografie (Auswahl)
1991
1992
1993
1994
1995
1997
1998
1999
2000
2001
2004
2005
2006
THELMA & LOUISE (Thelma & Louise)
Regie: Ridley Scott
A RIVER RUNS THROUGH IT (Aus der Mitte entspringt ein Fluss)
Regie: Robert Redford
KALIFORNIA (Kalifornia)
Regie: Dominic Sena
TRUE ROMANCE (True Romance)
Regie: Tony Scott
INTERVIEW WITH THE VAMPIRE: THE VAMPIRE CHRONICLES
(Interview mit einem Vampir)
Regie: Neil Jordan
LEGENDS OF THE FALL (Legenden der Leidenschaft)
Regie: Edward Zwick
SE7EN (Sieben)
Regie: David Fincher
TWELVE MONKEYS (12 Monkeys)
Regie: Terry Gilliam
THE DEVIL’S OWN (Vertrauter Feind)
Regie: Alan J. Pakula
SEVEN YEARS IN TIBET (Sieben Jahre in Tibet)
Regie: Jean-Jacques Annaud
MEET JOE BLACK (Rendezvous mit Joe Black)
Regie: Martin Brest
FIGHT CLUB (Fight Club)
Regie: David Fincher
SNATCH (Snatch – Schweine und Diamanten)
Regie: Guy Ritchie
THE MEXICAN (Mexican – Eine heiße Liebe)
Regie: Gore Verbinski
SPY GAME (Spy Game – Der finale Countdown)
Regie: Tony Scott
OCEAN’S ELEVEN (Ocean’s Eleven)
Regie: Steven Soderbergh
TROY (Troja)
Regie: Wolfgang Petersen
OCEAN’S TWELVE (Ocean’s Twelve)
Regie: Steven Soderbergh
MR. & MRS. SMITH (Mr. & Mrs. Smith)
Regie: Doug Liman
BABEL (Babel)
Regie: Alejandro González Iñárritu
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Cate Blanchett (Susan Jones)
„Sie ist eine Prinzessin“ schwärmt Regisseur Alejandro González Iñárritu über seinen weiblichen BABEL-Star.
Und nicht nur das: Auch „Königin“ und „Elbin“ kann man Cate Blanchett mit Fug und Recht nennen, denn in
diese Rollen – und viele mehr – schlüpfte die Ausnahme-Künstlerin bereits auf der Leinwand. Nach einer
atemberaubenden Karriere, die sie innerhalb weniger Jahre in die Top-Riege der internationalen Filmstars katapultierte, ist sie heute eine der aufregendsten und besten Schauspielerinnen, die Hollywood zu bieten hat.
Catherine Elise Blanchett wurde am 14. Mai 1969 als Tochter eines texanischen Marineoffiziers und einer australischen Schullehrerin in Melbourne geboren. Ihr Vater, der nach der Hochzeit einen Job in der Werbebranche
annahm, starb, als Cate zehn Jahre alt war. Sie hat einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Während ihrer Schulzeit am Methodist Ladies’ College entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Schauspielerei. Nach
einem Studium der Wirtschaft und der Bildenden Kunst an der Universität von Melbourne reiste sie für einige
Zeit um die Welt, bevor sie am National Institute of Dramatic Arts (NIDA) in Sydney Schauspiel studierte und
nach dem Abschluss 1992 eine Bühnenkarriere begann. Ihre erste große Bühnenrolle hatte sie an der Seite
von Geoffrey Rush in „Oleanna“, einem Zwei-Personen-Stück von David Mamet. Es folgten u.a. die Rolle der
Ophelia in einer gefeierten „Hamlet“-Aufführung sowie weitere Shakespeare-Inszenierungen.
Erste TV-Rollen hatte sie in den australischen Miniserien „Heartland“ und „Bordertown“, bevor sie 1997 ihr
Kino-Debüt gab: In Bruce Beresfords PARADISE ROAD spielte sie an der Seite von Glenn Close und Frances
McDormand eine australische Krankenschwester, die während des Zweiten Weltkriegs in japanische Kriegsgefangenschaft gerät. Noch im gleichen Jahr folgte die Hauptrolle in Gillian Armstrongs gefühlvollem Drama
OSCAR UND LUCINDA mit Ralph Fiennes. Mit ihrer nächsten Rolle als Königin Elizabeth I. von England in
Shekhar Kapurs biographischem Kostümdrama ELIZABETH erlangte sie über Nacht Weltruhm, gewann 1999
den Golden Globe und galt auch als Oscar-Favoritin, unterlag jedoch Gwyneth Paltrow. Es folgten weitere
glanzvolle Rollen, u.a. als Lady Gertrude Chiltern in Oliver Parkers Oscar-Wilde-Verfilmung EIN IDEALER
EHEMANN (mit Minnie Driver, Rupert Everett, Julianne Moore und Jeremy Northam) sowie in Anthony Minghellas Patricia-Highsmith-Adaption DER TALENTIERTE MR. RIPLEY (mit Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Jude
Law und Philip Seymour Hoffman).
Mit ihrer Rolle der Elbenkönigin Galadriel in allen drei Teilen von Peter Jacksons epischer Fantasy-Trilogie
DER HERR DER RINGE wurde sie einem noch größeren Publikum bekannt. Gleichzeitig nahm sie jedoch
weiterhin auch Rollen in Filmen mit deutlich geringerem kommerziellem Potenzial an. So spielte sie neben
komplexen Frauenrollen in Dramen wie DIE LIEBE DER CHARLOTTE GRAY, SCHIFFSMELDUNGEN,
HEAVEN (Regie: Tom Tykwer nach einem Drehbuch des verstorbenen polnischen Regisseurs Krzystof Kieslowski) und DIE JOURNALISTIN auch in verschiedenen Genre-Produktionen wie den Mystery-Thrillern THE
GIFT – DIE DUNKLE GABE und THE MISSING und der Gaunerkomödie BANDITEN! (mit Bruce Willis und
Billy Bob Thornton).
Das Jahr 2004 wurde zu einem weiteren Meilenstein in der Karriere Cate Blanchetts. Zunächst spielte sie in
Wes Andersons herrlich überdrehter Komödie DIE TIEFSEETAUCHER eine schwangere Reporterin an Bord
eines seltsamen U-Bootes, dessen Kapitän (Bill Murray) sich ebenso in sie verliebt wie sein unehelicher Sohn
(Owen Wilson). Dann lieferte sie in Martin Scorseses opulentem Biopic AVIATOR eine unvergessliche Performance als Howard Hughes’ Geliebte und Hollywood-Diva Katherine Hepburn ab, die ihr 2005 endlich den
längst verdienten Academy Award einbrachte, wenn auch „nur“ als beste Nebendarstellerin. Damit gelang ihr
übrigens das in der Filmgeschichte bisher einmalige Kunststück, mit der Darstellung einer Oscar-Gewinnerin
selbst einen Oscar zu gewinnen.
Zuletzt folgten Rollen in dem australischen Thriller-Drama LITTLE FISH, in Alejandro González Iñárritus
BABEL und den bereits abgedrehten Produktionen THE GOOD GERMAN (Regie: Steven Soderbergh),
NOTES ON A SCANDAL (Regie: Richard Eyre) sowie THE GOLDEN AGE, in dem sie – erneut unter der Regie von Shekhar Kapur – zum zweiten Mal in die Rolle von Königin Elizabeth I. schlüpft. Ihre fast grenzenlose
Fähigkeit, sich nahezu jede Rolle zu eigen zu machen, beweist sie demnächst außerdem in Todd Haynes’
außergewöhnlicher Musikbiographie I’M NOT THERE, in der sie den jungen Bob Dylan spielt. Mit ihrem
BABEL-Partner Brad Pitt steht sie demnächst in David Finchers mit Spannung erwartetem THE CURIOUS
CASE OF BENJAMIN BUTTON erneut vor der Kamera.
Cate Blanchett ist seit 1997 mit dem Dramatiker und Drehbuchautor Andrew Upton verheiratet, mit dem sie
zwei Söhne hat. Ihren ersten Sohn, den 2001 geborenen Dashiell John, benannten die stolzen Eltern nach
dem Schriftsteller Dashiell Hammett.
16
Filmografie (Auswahl)
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
OSCAR AND LUCINDA (Oscar und Lucinda)
Regie: Gillian Armstrong
ELIZABETH (Elizabeth)
Regie: Shekhar Kapur
AN IDEAL HUSBAND (Ein idealer Ehemann)
Regie: Oliver Parker
PUSHING TIN (Turbulenzen und andere Katastrophen)
Regie: Mike Newell
THE TALENTED MR. RIPLEY (Der talentierte Mr. Ripley)
Regie: Anthony Minghella
THE GIFT (The Gift – Die dunkle Gabe)
Regie: Sam Raimi
BANDITS (Banditen!)
Regie: Barry Levinson
THE LORD OF THE RINGS: THE FELLOWSHIP OF THE RING
(Der Herr der Ringe: Die Gefährten)
Regie: Peter Jackson
CHARLOTTE GRAY (Die Liebe der Charlotte Gray)
Regie: Gillian Armstrong
THE SHIPPING NEWS (Die Schiffsmeldungen)
Regie: Lasse Hallström
HEAVEN (Heaven)
Regie: Tom Tykwer
THE LORD OF THE RINGS: THE TWO TOWERS
(Der Herr der Ringe: Die zwei Türme)
Regie: Peter Jackson
VERONICA GUERIN (Die Journalistin)
Regie: Joel Schumacher
COFFEE AND CIGARETTES (Coffee and Cigarettes)
Regie: Jim Jarmusch
THE MISSING (The Missing)
Regie: Ron Howard
THE LORD OF THE RINGS: THE RETURN OF THE KING
(Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs)
Regie: Peter Jackson
THE LIFE AQUATIC WITH STEVE ZISSOU (Die Tiefseetaucher)
Regie: Wes Anderson
THE AVIATOR (Aviator)
Regie: Martin Scorsese
LITTLE FISH (Little Fish)
Regie: Rowan Woods
BABEL (Babel)
Regie: Alejandro González Iñárritu
Gael García Bernal (Santiago)
Gael García Bernal spielt in BABEL den lebenslustigen, aber nicht sonderlich verantwortungsvollen Santiago,
der seine Tante samt ihrer beiden amerikanischen Schützlinge zwar sicher zu einer mexikanischen Hochzeit
chauffiert, bei der Rückreise jedoch die Nerven verliert und sie schließlich in der nächtlichen kalifornischen
Wüste absetzt.
Trotz seiner noch jungen Jahre kann Bernal bereits auf eine bald zwanzigjährige Schauspielkarriere zurückblicken. Geboren wurde er am 30. November 1978 in Guadalajara, Mexiko, als Sohn eines Schauspielerehepaares. Im Alter von elf Jahren nahm er seine erste TV-Rolle an: Er spielte in der Serie „Teresa“ (1989), danach
sah man ihn in der Soap „El Abuelo y yo“ (1992), vier Jahre später folgte eine Rolle in Antonio Urrutias Kurzfilm
DE TRIPAS, CORAZÓN, der eine Oscar-Nominierung als bester Kurzfilm erhielt. 1997 begann er sein Studium
an der Central School of Speech and Drama in London und war somit der erste Mexikaner, der von der berühmten Schauspielschule angenommen wurde. Nachdem er dort drei Jahre lang studiert hatte, brach er das
Studium ab, um eine Hauptrolle in AMORES PERROS, dem Regiedebüt von BABEL-Regisseur Alejandro
González Iñárritu, zu übernehmen: Er spielte den jungen Octavio, der mit seinen Kampfhunden bei illegalen
Wettkämpfen das große Geld machen will.
Danach ging es Schlag auf Schlag: In der freizügigen Komödie Y TU MAMÁ TAMBIÉN – LUST FOR LIFE ließ
er sich unter der Regie von Alfonso Cuarón auf eine Menage-à-trois ein und wurde dafür 2001 in Venedig mit
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dem Marcello-Mastroianni-Preis für die beste schauspielerische Nachwuchsleistung ausgezeichnet. Im selben
Jahr entstand auch Agustín Díaz Yanes’ Komödie SIN NOTICIAS DE DIOS mit Victoria Abril, Penélope Cruz
und Fanny Ardent sowie mit I’M WITH LUCY ein weiterer Beitrag zum komödiantischen Fach.
Auf deutlich schwierigeres Terrain wagte sich Bernal mit DIE VERSUCHUNG DES PADRE AMARO vor, in
dem er als Priester eine 16-jährige schwängert und nicht bereit ist, seine Karriere der Liebe zu opfern. In Mexiko sorgte der Film für einen Skandal, lockte aber trotz Protesten und Bombendrohungen Millionen von Zuschauern in die Kinos. In dem TV-Mehrteiler „Fidel“ verkörperte Bernal 2002 erstmals den bolivianischen Revolutionär Che Guevara. Den jungen Che, der sich mit seinem Motorrad auf eine lange Südamerika-Reise begibt,
spielte er dann in Walter Salles’ DIE REISE DES JUNGEN CHE.
2004 ließ Pedro Almodóvar ihn gleich drei Rollen in LA MALA EDUCACIÓN – SCHLECHTE ERZIEHUNG
übernehmen: Bernal brillierte als Klosterschüler, Transvestit und Schriftsteller und bewies einmal mehr sein
Ausnahmetalent. Seither stand er unter anderem für Michel Gondry in SCIENCE OF SLEEP – ANLEITUNG
ZUM TRÄUMEN vor der Kamera.
2005 gab der nur 1,68 m große Bernal sein Debüt als Theaterschauspieler in London in Federico Garcia Lorcas „Bluthochzeit“. Für 2007 ist mit DÉFICIT sein Kino-Regiedebüt angekündigt, ein mexikanisches Familiendrama, in dem er auch zu sehen sein wird.
Filmografie
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
CEREBRO
Regie: Andrés León Becker
AMORES PERROS (Amores Perros)
Regie: Alejandro González Iñárritu
Y TU MAMÁ TAMBIÉN (Y tu mamá también – Lust for Life)
Regie: Alfonso Cuarón
VIDAS PRIVADAS
Regie: Fito Paez
SIN NOTICIAS DE DIOS
Regie: Agustín Díaz Yanes
I’M WITH LUCY (I’m with Lucy)
Regie: Jon Sherman
EL CRIMEN DEL PADRE AMARO (Die Versuchung des Padre Amaro)
Regie: Carlos Carrera
DOT THE I (Dot the I)
Regie: Matthew Parkhill
THE MOTORCYCLE DIARIES (Die Reise des jungen Che)
Regie: Walter Salles
LA MALA EDUCACIÓN (La mala educación – Schlechte Erziehung)
Regie: Pedro Almodóvar
CUBA LIBRE
Regie: Juan Gerard
THE KING
Regie: James Marsh
THE SCIENCE OF SLEEP (Science of Sleep – Anleitung zum Träumen)
Regie: Michel Gondry
BABEL (Babel)
Regie: Alejandro González Iñárritu
DÉFICIT
Regie: Gael García Bernal
TOTO
Regie: Carlos Cuarón
EL PASADO
Regie: Hector Babenco
Elle Fanning (Debbie)
Obwohl erst sieben Jahre alt, ist die am 9. April 1998 in Conyers, Georgia geborene Elle Fanning bereits eine
Leinwand-„Veteranin“ und stand in den letzten fünf Jahren in einer beachtlichen Reihe von Spielfilmen und TVProduktionen vor der Kamera. Ihr Debüt gab sie 2001 in I AM SAM (Ich bin Sam, Regie: Jessie Nelson) als
Tochter des von Sean Penn dargestellten Titelhelden. 2003 spielte sie in der TV-Miniserie „Taken“ und hatte
Episodenrollen in den Serien „Judging Amy“ und „CSI: Miami“. Im gleichen Jahr spielte sie in der Familienkomödie DADDY DAY CARE (Der Kindergarten Daddy, Regie: Steve Carr). 2004 folgte die Rolle der jungen Ruth
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Cole in der John-Irving-Verfilmung THE DOOR IN THE FLOOR (The Door in the Floor – Die Tür der Versuchung, Regie: Tod Williams) sowie eine Episodenrolle in „CSI: NY“. 2005 drehte sie die Spielfilme I WANT
SOMEONE TO EAT CHEESE WITH (Regie: Jeff Garlin) und BECAUSE OF WINN-DIXIE (Regie: Wayne
Wang) sowie den Kurzfilm P.N.O.K. (Regie: Carolyn McDonald). Ebenfalls 2005 lieh sie ihre Stimme einer Figur in „My Neighbour Totoro“, der Disney-Version des japanischen Animationsfilms TONARI NO TOTORO
(1988, Regie: Hayao Miyazaki). 2006 spielte sie in BABEL (Babel, Regie: Alejandro González Iñárritu), DEJA
VU (Regie: Tony Scott), CHARLOTTE’S WEB (Regie: Gary Winick), dem Regie-Debüt des Drehbuchautors
John August (noch ohne Titel) und dem Kurzfilm DAY 73 WITH SARAH (Regie: Brent Hanley), außerdem in
den TV-Produktionen „House M.D.“ (Episodenrolle) und „The Lost Room“ (Miniserie). Sie ist die jüngere
Schwester der populären Kinderdarstellerin Dakota Fanning.
Kôji Yakusho (Yasujiro)
In seiner Heimat Japan gilt der am 1. Januar 1956 in Isahaya, Nagasaki geborene Kôji Yakusho als einer der
renommiertesten Schauspieler. Einem internationalen Publikum wurde er bekannt durch seine Rollen des Shohei Sugiyama in der Komödie SHALL WE DANSU? (Shall We Dance?, 1996, Regie: Masayuki Suo) sowie des
Nobu in MEMOIRS OF A GEISHA (Die Geisha, 2005, Regie: Rob Marshall). Der vielfach ausgezeichnete Darsteller, der für den japanischen Filmpreis bereits mehr als zehn Mal als bester Schauspieler nominiert war,
kann auf über 50 Film- und TV-Produktionen zurückblicken, darunter u. a. KAMIKAZE TAKUSHÎ (Kamikaze
Taxi, 1995, Regie: Masato Harada), KYUA (Cure, 1997, Regie: Kiyoshi Kurosawa), DORA-HEITA (Playboy,
2000, Regie: Kon Ichikawa), AKAI HASHI NO SHITA NO NURUI MIZU (Wasserspiele, 2001, Regie: Shohei
Imamura) und WARAI NO DAIGAKU (University of Laughs, 2004, Regie: Mamoru Hosi). Sein Film UNAGI (Der
Aal, 1997, Regie: Shohei Imamura) gewann 1997 die Goldene Palme. YÛREKA (Eureka, 2000, Regie: Shinji
Aoyama) gewann 2000 beim Filmfestival in Cannes den FIPRESCI und den Preis der ökumenischen Jury.
Rinko Kikuchi (Chieko)
Rinko Kikuchi wurde am 6. Januar 1981 in der Präfektur Kanagawa unweit der japanischen Hauptstadt Tokio
geboren. Im Alter von 15 Jahren begann sie eine Karriere als Model und Schauspielerin, zunächst unter ihrem
eigentlichen Namen Yuriko Kikuchi. 1999 sorgte sie in Werbespots des japanischen Telekommunikationsunternehmens NTT sowie für die Spielkonsole PlayStation für Furore, spielte in zwei japanischen TV-Filmen und
gab ihr Spielfilm-Debüt in IKITAI (Will To Live, Regie: Kaneto Shindô). Danach war sie in weiteren Werbespots
zu sehen. Im Jahr 2000 spielte sie ihre erste Hauptrolle in dem Spielfilm AKAI SHIBAFU (Regie: Mieko Umeuchi). Weitere Hauptrollen folgten, u. a. in dem Drama SORA NO ANA (2001, Regie: Kazuyoshi Kumakiri), das
unter dem englischsprachigen Verleihtitel „Hole in the Sky“ vom Lincoln Center in die Reihe New Directors/New
Films aufgenommen sowie im Museum of Modern Art in New York gezeigt wurde. Ihr Film CHA NO AJI (The
Taste of Tea, Regie: Katsushito Ishii) wurde 2004 für den Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes ausgewählt. Danach spielte sie vorwiegend in Nebenrollen, bis ihr Alejandro González Iñárritu den Part der Chieko in
seinem Film BABEL anbot. Für ihre Rolle einer Taubstummen lernte die Schauspielerin monatelang die Gebärdensprache. Zuletzt drehte sie die japanische Manga-Verfilmung WARAU MIKAERU (2006, Regie: Issei
Oda).
Adriana Barraza (Amelia)
Die Rolle der Amelia ist nach AMORES PERROS (Amores Perros, 2000) die zweite Zusammenarbeit Adriana
Barrazas mit Regisseur Alejandro González Iñárritu. Im spanischen Sprachraum ist die gebürtige Mexikanerin
seit 1993 als Darstellerin in verschiedenen TV-Produktionen bekannt. 1998 feierte sie ihr Kinodebüt in dem
Drama LA PRIMERA NOCHE (Regie: Alejandro Gamboa). Zu ihren weiteren Filmrollen gehören u. a. das Sequel LA SEGUNDA NOCHE (1999, Regie: Alejandro Gamboa) und die Komödie LA PALOMA DE MARSELLA
(1999, Regie: Carlos García Agraz). Die auch als Schauspiellehrerin und Regisseurin tätige Künstlerin spielte
und inszenierte in mehreren Episoden von Silvia Pinals mexikanischem Serien-Dauerbrenner „Mujer, casos de
la vida real“. Regie führte sie auch bei den Soap-Operas „Locura de Amor“, „El Manantial“ und „Complices al
Rescate“. Als Schauspiellehrerin und Coach für neutralen Akzent arbeitet sie bei dem großen mexikanischen
Network Televisa und war in dieser Funktion u. a. auch an James L. Brooks' Komödie SPANGLISH (Spanglish,
2004) beteiligt.
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Über die Filmemacher
Alejandro González Iñárritu (Regie, Produktion)
„Ich glaube, dass unsere Sprachen uns manchmal in die falsche Richtung lenken und uns verwirren“, sagt
Starregisseur Alejandro González Iñárritu über das Thema seines transkontinentalen Meisterwerks BABEL.
„Fremde Sprachen lassen uns andere Menschen irgendwie verdächtig erscheinen. Gleichzeitig glaube ich,
dass kein Mittel besser die Sprachbarrieren überwinden kann als kraftvolle Bilder und Musik. Bilder brauchen
keine Übersetzung, weil sie universell gültige menschliche Emotionen auslösen. Film ist das wahre Esperanto.“
Alejandro Gonzalez Iñárritu wurde am 15. August 1963 in Mexiko City geboren. Er studierte
zunächst Theaterregie bei dem polnischen Regisseur Ludwig Margules und anschließend Filmregie in Maine
sowie bei Judith Weston in Los Angeles. Mit 23 Jahren war er Produzent und DJ bei WMF, dem populärsten
Radiosender Mexikos. 1987 produzierte er die Fernsehshow „Magia Digital“. Zwischen 1988 und 1990 komponierte er die Musik für sechs mexikanische Spielfilme (u.a. GARRA DE TIGRE von Hernando Name, 1989).
1990 wurde er Programmleiter bei Televisa, einem Spielfilmsender. Ein Jahr später gründete er die Agentur
Zeta, für die er zahlreiche preisgekrönte Werbefilme drehte. 1995 drehte er den halblangen Fernsehfilm
„Detrás del dinero“.
Anschließend begann er gemeinsam mit BABEL-Co-Autor Guillermo Arriaga mit der Arbeit an seinem ersten,
ursprünglich als Kurzfilmanthologie geplanten Kinoprojekt, aus dem nach drei Jahren und 36 Fassungen
schließlich sein Debütfilm AMORES PERROS wurde – gedreht ohne staatliche Förderung für umgerechnet 3,5
Millionen Dollar in Mexico City. Der Film begann seinen Siegeszug im Jahr 2000 beim Festival von Cannes,
gewann dort den Grand Prix der Semaine de la Critique, spielte bei seiner anschließenden Kinoauswertung
weltweit über 35 Millionen Dollar ein und wurde mit einer Oscar-Nominierung für den Besten Fremdsprachigen
Film ausgezeichnet. Weiterhin erhielt er den BAFTA Award für den besten nicht-englischsprachigen Film, eine
Golden-Globe-Nominierung in der gleichen Kategorie sowie Preise bei den Festivals von Bogotá, Chicago,
Kuba, Edinburgh, Flanders, Moskau, San Sebastián, São Paulo, Toronto und Tokio. Überdies gewann
AMORES PERROS in seinem Heimatland Mexiko 13 Silver Ariel Awards.
Im Jahr 2001 produzierte und inszenierte Iñárritu den Kurzfilm POWDER KEG für THE HIRE, eine innovative,
von BMW in Auftrag gegebene Internet-Werbefilmreihe, zu der auch Wong Kar-wai, Ang Lee, Guy Ritchie und
John Frankenheimer Beiträge beisteuerten. Als Produzent fungierte kein geringerer als David Fincher.
POWDER KEG gewann drei Clio Awards und wurde vom Time Magazine als zweitbester Werbespot aller Zeiten gelistet.
Im Jahr darauf drehte Iñárritu den Kurzfilm DARKNESS für die Anthologie 11’09“01 – SEPTEMBER 11, die für
einen französischen César nominiert wurde. Neben Iñárritu verarbeiteten darin auch Filmemacher wie Sean
Penn, Youssef Chahine, Amos Gitai, Shohei Imamura, Claude Lelouch, Ken Loach, Samira Makhmalbaf, Mira
Nair, Idrissa Ouedraogo und Danis Tanovic ihre Eindrücke über die Terroranschläge auf das New Yorker World
Trade Center.
Dank seiner Erfolge wurde Iñárritu von den US-Medien inzwischen als „der mexikanische Tarantino“ gehandelt,
und es war nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer Zusammenarbeit mit Hollywood kommen würde. Trotz eines
relativ hohen Budgets verfolgte der Regisseur mit dem Psychodrama 21 GRAMM mit Sean Penn, Naomi Watts
und Benicio del Toro in den Hauptrollen konsequent die mit AMORES PERROS eingeschlagene Linie eines
stilistisch und inhaltlich anspruchsvollen Kinos mit unverwechselbarer Handschrift. Zugleich erwies er sich wiederum als begnadeter Schauspielerregisseur: Sowohl Watts als auch Del Toro wurden für einen Oscar nominiert.
Anschließend förderte Iñárritu seine mexikanischen Regiekollegen Carlos Armella und Pedro González-Rubio
sowie Rodrigo Garcia, deren Filme TORO NEGRO und NINE LIVES er als Ausführender Produzent betreute.
BABEL begann als eigenfinanziertes Projekt, an dem Iñárritu zunächst nur gemeinsam mit Guillermo Arriaga
arbeitete. Der Film erlebte im Mai 2006 seine internationale Premiere beim Festival von Cannes und wurde mit
dem Regiepreis sowie mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.
Alejandro Gonzalez Iñárritu lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Los Angeles.
Filmografie
1996 EL TIMBRE (mittellang; auch Co-Buch)
2000 AMORES PERROS (Amores Perros; auch Produktion, Schnitt)
2001 THE HIRE: POWDER KEG (Kurzfilm; auch Co-Buch, Schnitt)
2002 11’09’’01 – SEPTEMBER 11 (11’09’’01 – September 11; Episode, auch Buch, Schnitt)
2003 21 GRAMS (21 Gramm; auch Produktion)
2005 TORO NEGRO (Ausführender Produzent; Regie: Carlos Armella, Pedro González-Rubio)
2005 NINE LIVES (Ausführender Produzent; Regie: Rodrigo Garcia)
2006 BABEL (Babel; auch Produktion)
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Guillermo Arriaga (Buch)
Guillermo Arriaga wurde 1958 in Mexico City geboren und verbrachte seine Kindheit in einem der gewalttätigsten Viertel der Großstadt. Mit 13 verlor er nach einem brutalen Straßenkampf seinen Geruchssinn. Er studierte
Kommunikationswissenschaft und Geschichte an der Universidad Iberoamericana und unterrichtete anschließend im Fach Medienwissenschaften.
Gemeinsam mit Alejandro Gonzalez Iñárritu plante er während der neunziger Jahre eine Reihe von elf Kurzfilmen über die Widersprüche seiner Heimatstadt. Nach drei Jahren und 36 Entwürfen verwarfen sie jedoch die
ursprüngliche Konzeption und bauten drei Handlungsstränge zum Drehbuch zu AMORES PERROS (2000)
aus. Der immense internationale Erfolg dieses Films führte zu einer weiteren Zusammenarbeit bei Iñárritus USDebüt 21 GRAMM (21 Grams, 2003) und nunmehr bei BABEL, womit eine Trilogie über die Themen Gewalt,
Schicksal und Tod komplettiert wurde.
Außerdem schrieb Arriaga das Drehbuch zum Regiedebüt des Schauspielers Tommy Lee Jones, THE THREE
BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA, wofür er 2005 beim Festival in Cannes mit dem Preis für das beste
Drehbuch ausgezeichnet wurde, sowie für das Drama EL BUFALO DE LA NOCHE (2006, Regie: Jorge Hernandez Aldana).
Mit CAMPEONES SIN LIMITE (1997) und ROGELIO (2000) inszenierte Arriaga selbst zwei Kurzfilme. Oftmals
fungiert er bei der Verfilmung seiner Drehbücher auch als Produzent. „Nebenbei“ hat er eine Universitätsprofessur und ist Autor mehrerer Romane. „Der süße Duft des Todes“ wurde 1999 von Gabriel Retes als UN
DULCE OLOR A MUERTE verfilmt.
Steve Golin (Produktion)
Produzent Steve Golin ist Gründer und CEO der Firma Anonymous Content, die neben der Filmproduktion
auch Multimediaprodukte entwickelt und als Talentagentur tätig ist. Dort arbeitet Golin weiterhin mit Regisseuren wie David Fincher, Neil LaBute, David Kellogg, Gore Verbinski und Mark Romanek zusammen, mit denen
er bereits unter dem Dach seiner vorherigen Firma, den inzwischen legendären Propaganda Films, kollaborierte. Unter anderem entstanden dort folgende Titel: VERGISS MEIN NICHT! (Eternal sunshine of the spotless
mind, 2004, Regie: Michel Gondry), 50 ERSTE DATES (50 first dates, 2004, Regie: Peter Segal), BOUNCE EINE CHANCE FÜR DIE LIEBE (Bounce, 2000, Regie: Don Roos), NURSE BETTY (Nurse Betty, 2000, Regie:
Neil LaBute), BEING JOHN MALKOVICH (Being John Malkovich, 1999, Regie: Spike Jonze) und IN THE
LAND OF WOMEN (2006, Regie: Jon Kasdan). Zu Golins jüngeren Produktionen zählen RENDITION (2007,
Regie: Gavin Hood), DEAD I WELL MAY BE (2007, Regie: John Lee Hancock) and PATTERN RECOGNITION
(2007, Regie: Peter Weir).
Unter Golins Ägide hat sich Anonymous Content zu einem der führenden amerikanischen Werbefilmproduzenten entwickelt. Zu den Kunden der Company gehören Nike, Intel, Citibank, United Airlines, Ford, Audi, CocaCola und Pepsi. Das Musik-Department produziert Videoclips unter anderem für Radiohead, Prince, Nine Inch
Nails, Jay-Z und Beck.
Während seiner Zeit bei Propaganda Films profilierte sich Golin als Entdecker und Förderer von so unterschiedlichen Filmemachern wie Michael Bay, Spike Jonze, Dominic Sena, Simon West und Antoine Fuqua.
Außerdem war er an der Entwicklung von TV-Serien wie „Beverly Hills 90210“, „Twin Peaks“ und „Tales of the
City“ beteiligt. Golin half dabei mit, Propaganda zum weltweit größten Produzenten von Werbespots und Videoclips zu machen. Während ihrer großen Zeit gewann die Firma mehr MTV Video Awards und Goldene Palmen von Cannes als jede andere Produktionsfirma. Zu ihren Spitzentalenten zählten damals u.a. die Rolling
Stones, David Bowie, Michael Jackson, The Red Hot Chili Peppers, Bonnie Raitt, George Michael und Madonna.
Jon Kilik (Produktion)
Jon Kilik zählt zu den Top-Independent-Produzenten der New Yorker Filmszene. Beginnend mit DO THE
RIGHT THING (Do the Right Thing, 1989) produzierte er nicht weniger als zwölf Filme von Spike Lee, darunter
MALCOLM X (Malcolm X, 1992), CLOCKERS (Clockers, 1995), SPIKE LEE’S SPIEL DES LEBENS (He got
game, 1997) und 25 STUNDEN (25th hour, 2002). Er brachte zwei Regiearbeiten des Schauspielers Tim Robbins auf den Weg, den Oscar-prämierten DEAD MAN WALKING (Dead Man Walking, 1995) und CRADLE
WILL ROCK (Cradle Will Rock, 1999), ein Ausflug in die New Yorker Theaterwelt der dreißiger Jahre. Für den
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Maler Julian Schnabel produzierte er BASQUIAT (Basquiat, 1996) und BEFORE NIGHT FALLS (Before Night
Falls, 2000), für den Javier Bardem eine Oscar-Nominierung als Bester Schauspieler gewann.
Zu Kiliks weiteren Produktionen zählen IN DEN STRAßEN DER BRONX (A Bronx tale, 1993, Regie: Robert De
Niro), PLEASANTVILLE - ZU SCHÖN, UM WAHR ZU SEIN (Pleasantville, 1998, Regie: Gary Ross),
POLLOCK (Pollock, 2000, Regie: Ed Harris), ALEXANDER (Alexander, 2004, Regie: Oliver Stone) und
BROKEN FLOWERS (Broken Flowers, 2005, Regie: Jim Jarmusch).
Rodrigo Prieto (Kamera)
Rodrigo Prieto wurde 1965 in Mexico City geboren und etablierte sich bei rund zwanzig mexikanischen Filmproduktionen als versierter Kameramann, ehe ihm mit AMORES PERROS (2000) der internationale Durchbruch gelang. Dafür gewann er seinen dritten mexikanischen Silver Ariel Award. Die Zusammenarbeit mit
Alejandro González Iñárritu setzte er – ebenso wie sein Drehbuchkollege Guillermo Arriaga – bei allen weiteren
bisherigen Filmen Iñárritus fort: Bei 21 GRAMS (21 Gramm, 2003) war er ebenso mit von der Partie wie nun
bei BABEL.
Zu Prietos weiteren Titeln zählen ORIGINAL SIN (Original Sin, 2001, Regie: Michael Cristofer), FRIDA (Frida,
Regie: Julie Taymor), 8 MILE (8 Mile, 2002, Regie: Curtis Hanson), 25 STUNDEN (25th hour 2002, Regie:
Spike Lee), ALEXANDER (Alexander, 2004, Regie: Oliver Stone) und BROKEBACK MOUNTAIN (Brokeback
Mountain, 2005, Regie: Ang Lee), der ihm seine erste Oscar-Nominierung einbrachte.
Brigitte Broch (Produktionsdesign)
Die preisgekrönte Ausstatterin Brigitte Broch gehört ebenfalls zum festen Team von Regisseur Alejandro
González Iñárritu. Neben den drei Kinofilmen – AMORES PERROS (2000), 21 GRAMS (21 Gramm, 2003) und
BABEL – schuf sie auch das Production Design zu Iñárritus THE HIRE-Episode POWDER KEG (2001).
Die 1943 in Deutschland geborene Broch lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in ihrer mexikanischen Wahlheimat. Sie begann ihre Karriere als Schauspielerin und Produzentin bei kleineren Produktionen, verlegte sich
aber bald auf die Tätigkeiten des Set Decorators, Art Directors bzw. der Produktionsdesignerin. Für ihre Arbeit
an WILLIAM SHAKESPEARES ROMEO & JULIA (Romeo & Juliet, 1996, Regie: Baz Luhrmann) erhielt sie
1997 eine Oscar-Nominierung; fünf Jahre später gewann sie die begehrte Trophäe für MOULIN ROUGE (Moulin Rouge, 2001, Regie: Baz Luhrmann). Zu ihren weiteren Filmen zählen WILDER ZAUBER (Rough magic,
1995, Regie: Clare Peploe), ECHTE FRAUEN HABEN KURVEN (Real women have curves, 2002, Regie: Patricia Cardoso) sowie die TV-Miniserie „Fidel“.
Michael Wilkinson (Kostüme)
Michael Wilkinson begann seine Karriere als Kostüm-Assistent bei Erfolgsfilmen wie WILLIAM
SHAKESPEARES ROMEO & JULIA (Romeo & Juliet, 1996, Regie: Baz Luhrmann), MATRIX (The Matrix,
1999, Regie: Andy & Larry Wachowski) und MOULIN ROUGE (Moulin Rouge, 2001, Regie: Baz Luhrmann).
Zu seinen Credits als Kostümbildner zählen unter anderem THE NANNY DIARIES (2007, Regie: Shari Springer Berman, Robert Pulcini), FRIENDS WITH MONEY (Friends with Money, 2006, Regie: Nicole Holofcener),
SKY HIGH - DIESE HIGHSCHOOL HEBT AB! (Sky High, 2005, Regie: Mike Mitchell), DARK WATER DUNKLE WASSER (Dark Water, 2005, Regie: Walter Salles), IMAGINARY HEROES (Imaginary Heroes,
2004, Regie: Dan Harris), GARDEN STATE (Garden State, 2003, Regie: Zach Braff), AMERICAN SPLENDOR
(American Splendor, 2002, Regie: Shari Springer Berman, Robert Pulcini) und PARTY MONSTER (Party
Monster, 2003, Regie: Fenton Bailey, Randy Barbato).
Stephen Mirrione A.C.E. (Schnitt)
BABEL ist bereits Stephen Mirriones zweite erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Regisseur Alejandro González
Iñárritu. Sein Schnitt wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes mit dem Vulcain Artist Technician Award ausgezeichnet. Für 21 GRAMM (21 Grams, 2003) erhielt Mirrione 2004 eine BAFTA Nominierung.
2006 bekam er für George Clooneys GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK (Good Night and Good Luck, 2005) eine
weitere BAFTA Nominierung. Mirrione zeichnete auch in George Clooneys Regiedebüt GESTÄNDNISSE –
CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND (Confessions of a Dangerous Mind, 2002) für den Schnitt verantwort22
lich.
Mit einen Oscar wurde Stephen Mirrione 2001 für seine Arbeit an TRAFFIC (Traffic, 2000) geehrt. TRAFFIC begründete die Zusammenarbeit mit Steven Soderbergh, für den er auch den Schnitt an OCEAN’S ELEVEN (Ocean’s
Eleven, 2001) und OCEAN’S TWELVE (Ocean’s Twelve, 2004) übernahm. Zur Zeit arbeitet Stephen Mirrione an
Soderberghs OCEAN´S THIRTEEN.
Außerdem hat er schon für Gregory Jacob an CRIMINAL (Criminal, 2004), für Jill Sprecher an CLOCKWATCHERS
(Clockwatchers, 1997) und THIRTEEN CONVERSATIONS ABOUT ONE THING (Thirteen Conversations about
one Thing, 2001) und für Doug Liman an SWINGERS (Swingers, 1996) und GO (Go, 1999) gearbeitet.
Gustavo Santaolalla (Musik)
Für seine Arbeit an BROKEBACK MOUNTAIN (Brokeback Mountain, 2005) wurde der Komponist Gustavo
Santaolalla mit dem Oscar für die Beste Filmmusik geehrt. Der Film brachte ihm auch zwei Golden GlobeNominierungen für die Beste Filmmusik und den Besten Song ein, für letzteren erhielt er dann auch den Preis.
Mit Iñárritu arbeitet Santaolalla bereits bei AMORES PERROS (Amores Perros, 2000) und 21 GRAMM (21 Grams,
2003) zusammen. Darüber hinaus komponierte er unter anderem die Musik zu den Filmen DIE REISE DES
JUNGEN CHE (The Motorcycle Diaries, 2004) UND KALTES LAND (North Country, 2005).
Einer seiner Songs wurde in Michael Manns THE INSIDER (Insider, 1999) verwendet. Santaolalla wurde in Buenos
Aires in Argentinien geboren und hat diverse Preise für seine Arbeit an DIE REISE DES JUNGEN CHE gewonnen,
unter anderem den Silbernen Condor der argentinischen Film Critics Association für die Beste Musik, den Preis der
British Academy of Film and Television Arts sowie den Film Music Award und einen Clarin Entertainment Award.
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