"Der SBV feiert 100 Jahre" im Word

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„der Weg“ Nr. 1/Januar 2011
Editorial ......................................................................................... 2
Die Jahrhundertwende .............................................................. 2
100 Jahre SBV .............................................................................. 4
Hundert Jahre in Kürze .............................................................. 4
Die Mechanik des Verbandes .................................................... 9
Der Elektronische Kiosk .......................................................... 12
Televox: Ein Pionier auf der Höhe der Zeit .............................. 14
Mir hei e Verein … ................................................................... 15
Kein bisschen angestaubt: Die Dienstleistungen eines 100jährigen Verbandes .................................................................. 19
100 Jahre – 100 Menschen ..................................................... 22
Die treue Frau Schmied ........................................................... 25
Der Zwirbel im Zentrum ........................................................... 26
Festprogramm für das 100 Jahre Jubiläum des SBV .............. 28
Fokus .......................................................................................... 29
Stellungnahme des SBV und des SZB zur IV-Revision 6b ...... 29
IV-Revision 6a und 6b: Stand der Dinge.................................. 33
Magazin ....................................................................................... 35
Reaktivierung der Zapfen von Mäusen mit Retinitis pigmentosa
................................................................................................. 35
Nachrichten aus der Welt der Elektronik ................................. 36
Meinungen .................................................................................. 38
Zum Leserbrief „Interessenvertretung“ von Daniel Baud......... 38
Nachdenkliches zur Kundgebung „Zämestah gegen die
Abbaupläne der IV“ vom 30.10.2010 in Bern .......................... 40
Leserbrief zum Artikel: Unser Zentralsekretär: Ein Mann mit
Geschichte. .............................................................................. 40
Verband ....................................................................................... 41
Das Wort hat unser Präsident ................................................. 41
Die Positionierung des SBV: Klartext! ..................................... 44
Der SBV braucht Sie! .............................................................. 47
Die starke Frau des SBV ......................................................... 49
SBV-Delegiertenversammlung 2011 ........................................ 52
Mitteilung des Zentralvorstandes ............................................. 53
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Kunstpreis 2011 ....................................................................... 54
Nachrichten aus dem Zentralsekretariat .................................. 55
Sektionsveranstaltungen ......................................................... 56
Inserate ....................................................................................... 58
Wünschen Sie Informationen über Lese- und Sehhilfen? ....... 58
Tagarno IBIS HD ...................................................................... 59
Reinecker MANO ..................................................................... 59
Miteinander wagen – von einander lernen .............................. 60
Enneagrammkurs .................................................................... 60
Traditionelle chinesische Medizin ............................................ 61
Werden Sie unabhängig mit Hilfsmitteln von Accesstech ........ 61
Der Verein Lauftreff.ch ist in Basel längst fürs Jogging mit
Sehbehinderten bekannt! ........................................................ 62
Sri Lanka ................................................................................. 63
Impressum .................................................................................. 63
Titelbild und Rückseite:
Der SBV feiert 1, 2, 3, ..., 100 Jahre!
Die Zahlen 1 bis 99 sind auf der Titelseite in Braille abgedruckt.
Auf der Rückseite ist der Text in Braille und die Zahlen 1 bis 99
sind in weissen Ziffern gedruckt. Der ganze Umschlag ist golden.
Die Zahlen des Braille-Alphabets setzen sich aus dem
Zahlenzeichen und den ersten 10 Buchstaben des Alphabets
zusammen. A = 1, J = 0. Bei mehrstelligen Zahlen setzt man das
Zahlenzeichen und reiht die folgenden Ziffern wie in der
Schwarzschrift aneinander. 100 = Zahlenzeichen + A + J + J. Aus
Platzgründen wurde das Zahlenzeichen auf dem Cover jeweils
nur einmal zum Beginn einer Zehnerzeile gesetzt.
Editorial
Die Jahrhundertwende
Remo Kuonen
Mancher wird sich beim Lesen des Titels fragen, ob dem
Verfasser hier nicht ein Fehler unterlaufen sei. Doch das ist
keineswegs der Fall. Es geht tatsächlich um den
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bemerkenswerten Meilenstein von 100 Jahren Verbandstätigkeit
des SBV. Was sagt und denkt man über eine Organisation, die so
viele Wandlungen durchgemacht hat?
Den Anfang machten einige wenige Sehbehinderte, die in der
Selbsthilfe einen Ausweg aus Armut, Elend und Not suchten und
fanden. Dank Solidarität, Brüderlichkeit und Verbandsgeist
konnten sie sich gemeinsam für eine Integration in Gesellschaft,
Berufswelt und familiäres Umfeld stark machen. Wie abhängig
und unselbstständig Blinde zu Beginn des 20. Jahrhunderts
waren, kann man sich nur zu gut vorstellen!
Auch nach hundert Jahren weht das Banner der Selbsthilfe
kraftvoll im Wind. Nach wie vor ist die Selbsthilfe das
Hauptanliegen der Mitglieder des SBV. Doch sie hat sich
gewandelt. Die heutigen Sorgen sind nicht die gleichen, ja nicht
einmal mehr vergleichbar mit denen von einst, wenn auch
genauso drängend.
Dank der Gründung der Invalidenversicherung und unseren
grosszügigen Gönner und Gönnerinnen konnte die Gemeinschaft
der Sehbehinderten ihre Interessen effizient verteidigen, sich aus
der Armut lösen, die Ausbildung von Betroffenen verbessern und
von den diversen Körperschaften anerkannt werden. Aber der
Verband muss seine Interessen sehr wachsam im Blick behalten.
Denn die Politik lässt sich vom alles überragenden Ziel der
Einsparungen blenden und verfolgt einen äusserst gefährlichen
Rückwärtstrend. Die beabsichtigte Kürzung von Leistungen, die
bisher bewilligt wurden und in erheblichem Masse zur sozialen
Eingliederung Behinderter beigetragen haben, könnte diese
mittelfristig wieder in die Armut abdrängen. Dies würde zunichte
machen, was alle Bürger dieses Landes bis heute gemeinsam
erreicht haben, um die Würde von Menschen mit anderen
Bedürfnissen zu wahren.
Legende:
Remo Kuonen, Präsident des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes. (Foto: Pierre-William Henry)
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100 Jahre SBV
Hundert Jahre in Kürze
Roger Cosandey
1911–2011! Der Schweizerische Blinden- und
Sehbehindertenverband (SBV) feiert in der Tat in diesem Jahr
sein hundertjähriges Bestehen.
Am 5. Juni 1911 erblickte der Schweizerische Blindenverband im
Hof des Asile Gabrielle-Dufour in Lausanne das Licht der Welt.
Zwar ist hierüber keine Urkunde erhalten, doch die drei
Gründerväter sind namentlich bekannt: Theodor Staub, Emil
Spahr und Georges Guillod. Während letzterer später kaum noch
erwähnt wurde, sollten die beiden anderen eine wichtige Rolle in
der Geschichte des SBV spielen.
Vorbereitet hatte die Gründung ab 1909 eine eigens einberufene
Arbeitsgruppe. Angesichts der im Ausland gemachten
Erfahrungen nahm eine Handvoll blinder Menschen ihr Schicksal
resolut selbst in die Hand.
Ein allmählicher Prozess
Viele Jahre lang drehte sich beim SBV alles um die Selbsthilfe.
Wesentliches Element der Tätigkeit war die Beschaffung fester
Arbeitsplätze für Blinde. Anfang des 20. Jahrhunderts handelte es
sich dabei in der Regel um Tätigkeiten in Werkstätten im Rahmen
öffentlicher Einrichtungen, in denen die Mitarbeitenden auch
wohnten.
Ausgerechnet der Erste Weltkrieg brachte schliesslich den Stein
ins Rollen. In den Nachbarländern kehrten viele Soldaten durch
Kampfgas erblindet von der Front zurück. Da die Zahl der
Gefallenen gerade unter jungen Männern sehr hoch war, war die
Gesellschaft auf jede verfügbare Arbeitskraft angewiesen.
Also begann man, über neue Tätigkeitsbereiche für Blinde
nachzudenken. Die Erfahrungen im Ausland beeinflussten schon
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bald auch die Lage in der Schweiz. Hausierer gingen von Tür zu
Tür und boten Erzeugnisse an, die überwiegend in geschützten
Werkstätten entstanden. Später arbeiteten Blinde in Fabriken
oder als Musiker, Telefonisten und Stenotypisten. Viele von ihnen
waren dank ihrer Einkünfte wirtschaftlich unabhängig und nicht
mehr auf das Leben in öffentlichen Einrichtungen angewiesen.
Der SBV passte sich dieser Entwicklung natürlich an, förderte sie
im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten und machte es sich
zur Aufgabe, seine Mitglieder bei einer beruflichen Eingliederung
nach Kräften zu unterstützen.
Ab den 1920er-Jahren befasste sich der Verband mit den
Schwierigkeiten blinder Menschen im zunehmend hektischen
Strassenverkehr. Man empfahl Blinden, eine gelbe Armbinde zu
tragen, und setzte zunehmend Führhunde ein.
Doch das war dem SBV zu wenig: Er rief Institutionen zur
konkreten Unterstützung Blinder ins Leben. Sehbehinderte
wurden seinerzeit von den Krankenkassen nicht aufgenommen.
Diese Lücke schloss der Verband mit eigenen Kassen sowohl in
der Deutschschweiz als auch in der Romandie. Die Kassen
bestanden bis in die 1960er-Jahre und wurden erst aufgelöst, als
die Krankenkassen endlich per Gesetz zur Aufnahme blinder
Mitglieder verpflichtet wurden.
Die ersten Blindenstöcke
Schon in den 1920er-Jahren hatten Blinde auf Geschäftsreisen
die Möglichkeit, sich kostenlos von einem Führer begleiten zu
lassen. Doch erst 1964 wurde die uneingeschränkte
Begleiterkarte allgemein eingeführt. 1938 kamen in der Schweiz
die ersten weissen Blindenstöcke in Gebrauch. Sie boten Blinden
im Strassenverkehr mehr Schutz, weil sie anderen Menschen die
Behinderung signalisierten und zudem den Blinden ermöglichten,
Hindernisse wahrzunehmen.
Aufgrund der Erfahrungen, die man in den USA infolge des
Koreakriegs gewonnen hatte, verwenden auch die
Schweizerischen Blinden seit Ende der 1960er-Jahre längere
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Blindenstöcke, mit denen man Hindernisse erheblich besser
erkennen und erkunden kann.
In den 1970er-Jahren wurden erstmals Orientierungs- und
Mobilitätslehrer ausgebildet. Diese machen seither Blinde mit
dem richtigen, optimalen Einsatz des Stocks vertraut. 1962 wurde
der Blindenstock von der Schweizerischen Gesetzgebung offiziell
anerkannt. Dadurch bietet er Vortritt und einen gewissen Schutz
im Verkehr.
Professionalität kehrt ein
Der SBV war jahrzehntelang dezentral organisiert und ruhte
vorwiegend auf den Schultern ehrenamtlicher Helfer. Angesichts
der steigenden Zahl der Mitglieder und ihrer immer komplexeren
Lebensumstände engagierte der Verband in den 1960er-Jahren
eine Generalsekretärin und stellte ihr ein paar Angestellte zur
Seite. Das Sekretariat der Romandie wird seit den 1970er-Jahren
ebenfalls von hauptamtlichen Mitarbeitern geführt.
Auch bei den Mitgliedern selbst kommt einiges in Bewegung.
Immer häufiger handelt es sich um Menschen, die erst im
Erwachsenenalter ihr Sehvermögen ganz oder teilweise verloren
haben. Da gerade ihnen die Umstellung schwer fällt, profitieren
sie sehr von der fundierten Beratung durch Rehabilitationsprofis.
Aus diesem Grund beginnt der SBV, spezielle Dienstleistungen
anzubieten. Dies umso mehr, als Pro Infirmis, die bis dahin auch
Blinde betreut hatte, sich aufgrund der Weiterentwicklungen bei
den Hilfsmitteln für überfordert erklärte. Die Beratungsdienste des
SBV decken heute einen Grossteil der Schweiz ab.
Ein beliebtes Reiseziel
Schon Ende der 1950er-Jahre bemühte sich der SBV, seinen
Mitgliedern preisgünstige Ferienreisen in Gruppen zu vermitteln.
Der Verband konnte ein kleines Hotel in Blonay kaufen, das zehn
Jahre lang Sozialkontakte förderte und Erholung bot. Die
Nachfrage war so gross, dass das kleine Haus schon bald aus
allen Nähten platzte. 1973 kaufte der SBV in der Gemeinde
Saanen ein ehemaliges Sanatorium und verwandelte es in ein
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Freizeit- und Seminarzentrum. Dieses allseits beliebte Hotel
Solsana nimmt neben Gruppen auch Individualgäste auf.
Da die meisten Mitglieder nicht (mehr) berufstätig sind, setzt sich
der SBV intensiv dafür ein, attraktive, den Horizont erweiternde
Aktivitäten anzubieten. Nach und nach entstehen in den
Ballungszentren überall in der Schweiz Werkstätten, deren
Benützung freiwillig ist. Kurz zuvor hatte der SBV bereits an
vielen Orten Bastel- und Handarbeitsgruppen gegründet. Dabei
steht natürlich neben der Beschäftigung vor allem das gesellige
Beisammensein mit Gleichgesinnten im Vordergrund. Damit
Selbsthilfe funktioniert, muss man den Mitgliedern die Möglichkeit
geben, sich zu treffen und Erfahrungen auszutauschen.
Die Interessenvertretung
Der heutige SBV kann sich dank seines soliden
Mitarbeiterstamms effizient für die Interessen Sehbehinderter
einsetzen. Er schaltet sich ein, sobald Gesetzesentwürfe die
Lebensgrundlagen Sehbehinderter betreffen. In den 1950erJahren war er intensiv an den Debatten beteiligt, die der
Einführung des Invalidengesetzes vorausgingen. Seither
beobachtet er aufmerksam die Entwicklungen dieser Institution.
Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit anderen
Behindertenorganisationen, denn der SBV ist sich sehr wohl
bewusst, dass Blinde und Sehbehinderte nur einen kleinen Teil
aller Menschen mit Behinderungen ausmachen. Unbestreitbar hat
der SBV einige schöne Erfolge vorzuweisen, beispielsweise 1979
die Einführung einer Entschädigung für leichtgradige Hilflosigkeit
von Sehbehinderten.
Aufgabe der Interessenvertretung ist es zudem, der Öffentlichkeit
die besonderen Bedürfnisse Sehbehinderter im Strassenverkehr
und auf Reisen sowie in der Ausbildung, sozialen Eingliederung
und Berufstätigkeit nahe zu bringen.
Informationsbedarf
Schon sehr früh erkannte der SBV die Notwendigkeit, seine Ziele
intern wie extern transparent zu machen. Man entschloss sich zur
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Publikation von Zeitschriften, zum einen in Druckform für die
Öffentlichkeit, zum anderen in Blindenschrift für die eigenen
Mitglieder. Bereits 1914 wurde ein offizielles Verbandsorgan
gegründet: Der Blindenbote. Er erschien in Schwarzschrift und
enthielt Artikel in Deutsch, Französisch und Italienisch. Die
Zeitschrift richtete sich an Betroffene wie an Freunde und Gönner.
In der frankophonen Schweiz übernahm die Sektion Romandie
die Verantwortung für die ab 1910 in Braille erscheinende
Zeitschrift „Le Petit Progrès“. Im Laufe der Jahre kamen weitere
Publikationen hinzu, die der SBV seinen Mitgliedern auf
Kassetten und schliesslich auf elektronischen Medien zugänglich
machte.
Der Blindenbote erscheint noch in Deutsch und Französisch. In
der deutschen Ausgabe heisst er heute „der Weg“. In der
französischen Ausgabe ist es „clin d’œil“.
Legenden:
Georges Guillod (18.6.1880–18.8.1954) war der erste Kassier
des SBV. (Quelle: Der Blindenbote September 1954.)
Theodor Staub (26.8.1864–8.2.1960) Gründer und langjähriger
Präsident des Schweizerischen Blindenverbandes. (Quelle: Der
Weg Februar 1960.)
Emil Spahr feierte am 1. November 1957 seinen 70sten
Geburtstag. Er war im Alter von 24 Jahren der dritte Gründer des
Schweizerischen Blindenverbandes und später Präsident und
Geschäftsführer. (Quelle: Schweizerischer Blindenbote
September/Oktober 1957, Jahrgang 44)
Erstes Hotel des SBV. (Quelle: Der Weg August 1961)
Theophil Werner druckt den Blindenboten in Braille in der
Scheune neben seinem Wohnhaus auf einer einfachen
Tigelpresse ohne Farbkasten. Den Text dazu hat der Redaktor
Emil Spahr auf eine Schallplatte diktiert. (Quelle: Der Weg Juni
1960)
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Fräulein Käthy Siegenthaler in der Kakaopackerei und KartonageAbteilung der Schokoladenfabrik Tobler AG Bern. (Quelle: Der
Weg Februar 1960)
Die Mechanik des Verbandes
Naomi Jones
Der Zentralsekretär des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes, Kannarath Meystre, erklärt, wie
der Verband funktioniert und was sein Zweck ist.
der Weg: Wie sieht die Struktur des Schweizerischen Blindenund Sehbehindertenverbandes aus?
Kannarath Meystre: Die Struktur unseres Verbandes ist ähnlich
wie in jedem Verein. Wir haben die Basis, die Sektionen, eine
Delegiertenversammlung, einen Zentralvorstand und die
operative Ebene. Die Delegierten sind Vertreter der Sektionen. An
der Generalversammlung der Sektion werden sie von den
Sektionsmitgliedern gewählt. An die Generalversammlung der
Sektion können alle Mitglieder der Sektion gehen und ihre
Stimme abgeben. Oder umgekehrt ausgedrückt, als Mitglied des
Verbandes kann ich an der Generalversammlung meiner Sektion
teilnehmen und hier die Delegierten meiner Sektion wählen. Die
Delegierten tagen einmal im Jahr an der Delegiertenversammlung
und sollten die Stimme ihrer Sektion, also auch meine, vertreten.
Die Delegiertenversammlung wählt den Zentralvorstand und der
Zentralvorstand wählt den Zentralsekretär. Der Zentralsekretär ist
zuständig für das angestellte Personal des SBV, damit er die
Aufträge des Zentralvorstandes umsetzen kann.
der Weg: Welche Aufgaben haben die verschiedenen Organe?
Kannarath Meystre: Aufgabe der Delegiertenversammlung (DV)
ist es, die grossen strategischen Richtlinien festzulegen und das
Budget dafür zu sprechen. Weil sie ihren Entscheid nachher nicht
selber umsetzen können, delegieren sie die Umsetzung an den
Zentralvorstand.
Der Zentralvorstand ist die Exekutive, wie etwa der Bundesrat,
während die Delegiertenversammlung die Legislative ist, wie die
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Bundesversammlung. Der Zentralsekretär ist das Bindeglied
zwischen der strategischen und der operativen Ebene. Die
Geschäftsstelle ist eine Art Bundesamt.
Der Zentralvorstand sorgt dafür, dass die Delegierten an der
Versammlung Grundlagen zum Entscheiden der Strategie haben.
Danach kümmert sich der Zentralvorstand darum, dass die
Entscheide im definierten Rahmen umgesetzt werden. Die
konkrete Umsetzung aber delegiert der Zentralvorstand an den
Zentralsekretär, der mit seinem Team wiederum
Entscheidungsgrundlagen für den Zentralvorstand ausarbeitet
und dann die Entscheidungen des Zentralvorstandes in die Tat
umsetzt. Wie er das tut, bleibt ihm überlassen. Der
Zentralvorstand aber kontrolliert das Resultat. Ebenso bleibt es
dem Zentralvorstand überlassen, wie er die grossen strategischen
Linien, die die Delegierten vorgeben, umsetzt. Die Delegierten
kontrollieren aber an der Versammlung das Resultat. So wäre es
zumindest theoretisch vorgesehen.
der Weg: Können Sie die Struktur am Ablauf eines konkreten
Geschäfts erörtern?
Kannarath Meystre: Ein konkretes Beispiel für die Mechanik des
Verbandes wird nun die Positionierung sein. Damit die
Mitarbeitenden arbeiten können, müssen sie wissen, was die
Basis des Verbandes will, was die Mitglieder von den
Mitarbeitenden erwarten. Aus diesem Grund wurde im Auftrag des
Zentralvorstandes zuerst die Imageanalyse durchgeführt. Dann
arbeitete eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern und Mitarbeitenden
eine mögliche Positionierung des Verbandes zu Händen des
Vorstandes aus. Der Zentralvorstand beurteilt das Papier und gibt
es allenfalls zur Überarbeitung zurück. Dies geht so lange, bis der
Zentralvorstand es gutheisst und an die Delegiertenversammlung
weiterleitet. Nun sind es die Delegierten, die aufgrund des
Papiers darüber entscheiden, welche Richtung der Verband
einschlagen soll. Wenn die Delegierten die Positionierung
verabschiedet haben, also zum Beispiel gesagt haben, der
Verband solle attraktiv, kompetent und qualitativ hochstehend
sein, macht sich der Zentralvorstand daran, diese Ziele
zusammen mit der Geschäftsstelle anzustreben.
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Der Zentralsekretär wird dem Zentralvorstand verschiedene
Massnahmen vorschlagen, die dem Ziel dienen. Er wird
offenlegen, was jede einzelne Massnahme finanziell bedeutet und
der Zentralvorstand muss entscheiden, welche der Massnahmen
konkret umgesetzt werden sollen. Für die Umsetzung ist wieder
der Zentralsekretär mit seinem Team zuständig.
der Weg: Gibt es problematische Seiten an dieser Struktur?
Kannarath Meystre: Ja. Die Trennung der operativen und der
strategischen Ebene, die Gewaltentrennung also, ist nicht immer
einfach. Etwa zu wissen, wie weit die Kompetenzen der
Beteiligten gehen und wo sie aufhören. Ebenso ist es nicht für
alle leicht, die Interessen des Verbandes in den Vordergrund zu
stellen, und sie von den eigenen Interessen klar zu
unterscheiden.
der Weg: Und was ist schliesslich der Zweck und die Aufgabe des
Verbandes? Warum gibt es den Verband?
Kannarath Meystre: Der SBV hat sich in den Statuten und dem
Leitbild das Ziel gesetzt, die sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen
und kulturellen Interessen der Blinden und Sehbehinderten und
ihrer Angehörigen im Allgemeinen, zu wahren. Er will die
berufliche und gesellschaftliche Eingliederung der Blinden und
Sehbehinderten fördern.
Der SBV wurde als Selbsthilfeorganisation gegründet. Das
bedeutet, dass von Sehbehinderung und Blindheit betroffene
Personen sich zusammengeschlossen haben, um sich und
anderen betroffenen Personen gegenseitig zu helfen. Deshalb
sind die Mitglieder, die Delegierten und der Zentralvorstand alles
betroffene Personen. Nur sehbehinderte und blinde Personen
können stimmberechtigtes Aktivmitglied des SBV werden.
Legende:
Kannarath Meystre an der Delegiertenversammlung 2010. (Foto:
Nadja Blanchard)
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Der Elektronische Kiosk
Hervé Richoz
Über Neuigkeiten aus der eigenen Region auf dem Laufenden
sein, über aktuelle Themen sprechen, Standpunkte von
Journalisten erörtern – dies ist ein wesentlicher Bestandteil des
gesellschaftlichen Lebens. Zeitungen sind die Grundlage davon.
Wenn aber die Sehkraft abnimmt, wird das Zeitungslesen
schwierig. Der elektronische Kiosk des Schweizerischen Blindenund Sehbehindertenverbandes (SBV) bietet Zugriff auf über 50
Tageszeitungen und Zeitschriften aus der Schweiz in Deutsch,
Französisch und Italienisch. Darunter befinden sich Titel aus dem
Bereich der Sonntagszeitungen, der Wirtschaftsmagazine,
Verbraucherzeitschriften und Vereinspublikationen. Die
Tageszeitungen sind ab sieben Uhr morgens aufgeschaltet.
Ende der achtziger Jahre hatte Elio Medici, Mitglied der Tessiner
Sektion Unitas und selber blind, genug davon, sich Zeitungen so
ab und zu mal von Bekannten und Verwandten vorlesen zu
lassen. Es war die Zeit, als der Computer die Welt eroberte und
auch für Journalisten zum Werkzeug Nummer eins wurde. Medici
nahm Kontakt mit den Redaktionen der beiden Tessiner
Tageszeitungen „Corriere del Ticino“ und „Giornale del Popolo“
auf und bat sie, ihm die Zeitungsartikel elektronisch zur
Verfügung zu stellen. In Italien gab es bereits ein System, das
blinden Menschen Zeitungen via Teletext zugänglich machte.
Der Physiker und Informatiker Cleto Pescia hörte im Radio eine
Sendung mit Elio Medici über Möglichkeiten des Computers für
blinde Menschen. Medici kam auch auf das italienische
Teletextsystem und die Zeitungslektüre zu sprechen. Pescia, in
seiner Erfindungslust herausgefordert, nahm nach der Sendung
mit Medici Kontakt auf und bot ihm ein System an, das auf dem
Vorgänger des heutigen Internets basierte.
So fand Elio Medici bei der Firma Eurisco einen Host auf dessen
Server die Tageszeitungen regelmässig ihre Artikel luden. Von
dort konnte man die Textdokumente, damals noch via
Telefonleitung, auf den eigenen Computer runterladen und mit
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einem DOS-Programm lesen. Um sich auf dem Server von
Eurisco einzuloggen, brauchte man ein kleines FTP-Programm.
Als Windows Ende der neunziger Jahre die DOS-Welt langsam
aber sicher ablöste, kreierte Jürg Cathomas von der EDVBeratungsstelle des SBV ein neues Zugangsprogramm mit einer
Benutzeroberfläche, die unter Windows läuft. Mittlerweile waren
zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften aus der deutschen und
französischen Schweiz dazu gekommen, und der SBV hatte das
Patronat für den Elektronischen Kiosk übernommen. Der SBV
finanziert das Hosting sowie den technischen Unterhalt des
Kiosks. Die Verlage stellen ihre Textdaten verdankenswerterweise
gratis zur Verfügung.
Wer den Elektronischen Kiosk abonniert, erhält eine CD mit
einem Programm zum Installieren. Das Programm loggt sich
automatisch auf den Server von Eurisco ein. Hier kann man die
gewünschte Zeitung auswählen. Die Zeitung wird als Textdatei
auf den Computer geladen, wo man sie mit der Braillezeile, einem
Sprach- oder einem Vergrösserungsprogramm lesen kann.
Wer sich die Zeitung nicht mit der näselnden Stimme von JAWS,
sondern lieber mit einer menschlicheren Stimme vorlesen lassen
möchte, kann ein zusätzliches Sprachprogramm kaufen. Dank
den Sprachausgaben ist es ausserdem möglich, sich die Zeitung
als MP3 oder Daisy-Hörbuch abzuspeichern und z.B. auf den
Milestone zu laden. So kann man sie auch unterwegs hören.
Ein Abonnement des Elektronischen Kiosk kostet 60 Franken im
Jahr. Zum Vergleich: Ein Jahresabonnement der Neuen Zürcher
Zeitung kostet 512 Franken. Im Elektronischen Kiosk ist die NZZ
eine von zwölf deutschsprachigen Tageszeitungen. 1997 wurde
der Elektronische Kiosk vom Bundesamt für Kommunikation mit
dem „Ritter der Kommunikation“ ausgezeichnet. Bundesrat Moritz
Leuenberger persönlich überreichte den Preis.
Kasten
Wenn Sie weitere Auskünfte benötigen, hilft Ihnen die EDVBeratungsstelle des SBV in Bern gern weiter: 031 390 88 00.
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Wie kommt eine neue Zeitung in den Kiosk?
Wenn mindestens zehn Betroffene beim SBV den Wunsch
äussern, dass eine Zeitschrift im Elektronischen Kiosk
aufgenommen werden solle, nimmt der SBV Kontakt mit dem
Verlag der Zeitschrift auf.
Televox: Ein Pionier auf der Höhe der Zeit
Claudine Damay
Anfang der 1990er-Jahre waren Sprachdialogsysteme in der
Schweiz noch kaum bekannt. SBV-Mitglied Arnold Schneider
lernte sie während einer USA-Reise kennen und erkannte sofort,
welche Bereicherung diese Technologie für Blinde und
Sehbehinderte sein würde.
So entstand 1992 Televox. An die Wiege des frisch geborenen
Sprachdialogsystems des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (SBV) holte Arnold drei gute Seelen:
Elio Medici für das Tessin, Violaine Willi für die Deutschschweiz
und Jean-Marc Meyrat für die Romandie.
Seither versorgt Televox 365 Tage im Jahr rund um die Uhr
Sehbehinderte mit Nachrichten und Informationen. Damit alles
klappt, sind die Redaktionsteams unermüdlich im Einsatz.
Freiwillige, ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter
ermöglichen Blinden und Sehbehinderten Zugriff auf
Informationen, die sie auf anderem Weg nicht beziehen können.
Nicht zuletzt ist Televox auch ein Forum für den Austausch
zwischen seinen Nutzern und damit ein treuer Gefährte für
Menschen, die sonst niemanden haben.
Tag für Tag wird Televox aus der ganzen Schweiz über 400 Mal
angewählt. Allein diese Zahl macht deutlich, dass der Pionier
dank des Engagements aller Redakteurinnen und Redakteure –
auch heute auf der Höhe der Zeit steht.
Kasten
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Sie wollen wissen, welche Sonderangebote diverse Geschäfte
anbieten oder was am Mittwoch auf Ihrem LieblingsFernsehsender läuft? Mit Televox kein Problem! Wählen Sie 031
390 88 88. Sobald die Ansage ertönt, geben Sie die Ziffer 1 ein
und schon sind Sie im deutschsprachigen Info-Bereich. Mit der 5
gelangen Sie ins Fernsehprogramm.
Zum Kennenlernen empfehlen wir Ihnen die Televox
Präsentations-CD, die Sie kostenlos im Zentralsekretariat des
SBV bestellen können, telefonisch unter der Nummer 031 390 88
00 oder per E-Mail unter [email protected].
Mir hei e Verein …
Naomi Jones
Der Treffpunkt ist um viertel nach zwei vor der Kathedrale St.
Niklaus in Freiburg. Eine Gruppe von rund zwanzig Personen und
einem Blindenführhund wartet dort bereits, als Helga und Edwin
Gruber mit weiteren acht Personen dazustossen. Man begrüsst
sich fröhlich, tauscht lachend Küsse und die neuesten
Nachrichten aus. Die Mitglieder der Sektion Freiburg des
Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (SBV)
besuchen an diesem Dienstagnachmittag die Kathedrale und
lassen sich vom Organisten François Seydoux die wunderbare
Orgel aus dem 17. Jahrhundert vorführen.
Der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV)
ist ein Verein nach Artikel 60 ff. des ZGB. Jedes Mitglied gehört
einer der 16 Sektionen in der Schweiz an. Diese bilden die
regionalen Organe des Verbandes. Im Rahmen der Statuten des
Dachverbandes organisieren sich die Sektionen selbst und
verfügen über ein eigenes Vermögen. Jede Sektion hat eigene
Statuten. Somit bestimmt jede Sektion ihre Hauptaufgaben selbst.
Selbsthilfe
In Luzern treffen sich an jedem ersten Montag im Monat acht bis
zwölf Menschen mit einer Sehbehinderung. Viele von ihnen sind
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in den späten zwanziger Jahren geboren worden. Alle leiden an
der altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Jacques Holtz
bringt heute Grittibänze mit. Der lebendige Wittwer hat bald
Geburtstag. Man sitzt rund um den grossen Tisch im
Sitzungszimmer der Pro Infirmis, die Gastrecht gewährt. Isabella
Plüss, selber hochgradig sehbehindert, leitet die Gruppe. Sie hat
ein Gebet der mittelalterlichen Mystikerin Theresa von Avila
mitgebracht. Es ist ein Text über das Älterwerden, der
Schmunzeln lässt. „Können wir den Text auf uns selber
beziehen?“, fragt Isabella. Die Gruppe diskutiert. Das Gespräch
mäandriert. Von Theresas Gebet zu persönlichen Begebenheiten
und weltpolitischen Geschehnissen. Auch die gemeinsame
Krankheit und die Behinderung sind Thema. Welche Hausmittel
lindern? Wie komme ich zu einer Begleiterkarte? Wenn ich mit
dem weissen Stock unterwegs bin, machen die Leute einen
Bogen um mich. Erleben andere das auch so oder bilde ich es
mir nur ein?
Ein Stichwort, das in verschiedenen Sektionsstatuten auftaucht ist
die Bewältigung der Behinderung und gegenseitige
Unterstützung. Menschen mit ähnlichen Problemen schliessen
sich zusammen und tauschen Erfahrungen aus. So merkt der
einzelne Betroffene, dass er mit seinen Schwierigkeiten nicht
allein ist und gleichzeitig profitiert er vom Wissen der andern.
Förderung kultureller und gesellschaftlicher Belange
Isabella Plüss ist im Schweizerischen Sehbehindertenwesen eine
äusserst aktive Person. Sie knüpft Kontakte zu Institutionen und
zu Behörden. Sie arbeitet eng mit dem Zentralsekretariat des
SBV zusammen und sucht steten Kontakt zu den Mitgliedern der
Sektion. Isabella Plüss ist Präsidentin der Sektion Zentralschweiz.
Einmal im Monat leitet sie die Sitzung des Sektionsvorstandes.
Die sechs Vorstandsmitglieder treffen sich im Sitzungszimmer der
Fachstelle Sehbehinderung Zentralschweiz (fsz). Der einzige, der
dicke Brillengläser trägt, ist Franz Waser der Aktuar. Er ist nicht
seh-, sondern hörbehindert. Gemäss den Statuten kann die
Sektion Zentralschweiz ein bis maximal zwei normal sehende
Personen zur Unterstützung in den Vorstand wählen.
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Heute sorgen das Sektionsbudget, die Organisation der
Generalversammlung und die SBV-Jubiläumsaktivitäten für
Diskussionen. Die Informationen, was im Verband und im
Blindenwesen aktuell läuft, hat die Präsidentin bereits schriftlich
abgegeben. Sie geht nur noch auf ausgewählte Punkte wie etwa
den Rückblick auf die Aktionen zum Tag des weissen Stocks kurz
ein.
Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung auf regionaler
Ebene ist ebenfalls eine Aufgabe der Sektionen. Allerdings ist
gerade bei Aktionen mit sozialpolitischer Wirkung wichtig, dass
sich der Sektionsvorstand mit den entsprechenden Stellen des
Zentralsekretariats abspricht. So sehen es die Statuten des
Dachverbandes vor. Denn sonst kann es geschehen, dass die
verschiedenen Sektionen widersprüchlich agieren, statt sich
gegenseitig in die Hand zu arbeiten. Dadurch würde der Verband
auf nationaler Ebene an Kraft und Glaubwürdigkeit verlieren.
… i ghöre derzue
In Freiburg erheben sich die Leute wieder aus dem ehrwürdigen
Chorgestühl der Kathedrale St. Niklaus. Der Organist mit den
intelligenten Augen und dem stattlichen Kinn hat mit beiden
Händen gestikulierend in Deutsch und Französisch referiert. Dann
ist er zur kleineren Orgel hoch gestiegen, die rund fünf Meter über
dem Boden in die Wand eingelassen ist. Leider hat er nicht das
berühmte Gewitter vorgetragen. Denn die grosse Orgel, die er
dazu gebraucht hätte, wird gerade restauriert.
Man hat viel Interessantes erfahren, wenn man es denn gehört
hat. Manchmal hat Herr Seydoux etwas leise oder doch nur in
einer der beiden Sprachen gesprochen. Nach einer guten Stunde
des Sitzens im harten Chorgestühl sind die Glieder ein bisschen
steif geworden und man freut sich auf Kaffee und Mandelgipfel,
den die Sektion in der nahen Konditorei spendiert.
Freizeitgestaltung, Kameradschaft, Kontakt und Zusammenhalt
fördern, ist die dritte Säule der Sektionen. Zahlreich sind die
Aktivitäten: Ausflüge, Konzertbesuche, Wanderungen,
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Samstagslunch mit Vortrag oder schlicht ein regelmässiger
Stammtisch.
Léo Bussien, der ehemalige Taxifahrer, der seit zwei Jahren
Mitglied des SBV ist, hat hier Freunde gefunden. Im Café flirtet
der charmante Herr mit der jungen Kellnerin. Und auch die
zierliche Frau mit dem klingenden Namen einer spanischen
Prinzessin, Irides Anciaes Alberquerque, entflieht dank den
Sektionsanlässen der Einsamkeit: „In der Sektion bin ich mit
Leuten, die mich verstehen. Man ist unter sich und vergisst
dadurch die Behinderung.“
Kasten
Mir hei e Verein
Mani Matter
Mir hei e Verein,
i ghöre derzue
und d‘Lüt säge:
lue dä ghört o derzue
und mängisch ghören i
würklech derzue
und i sta derzue
(1. Strophe)
Kasten
Die Auswahl der besuchten Sektionen richtete sich nach dem
Terminkalender der Autorin und den dazu passenden
Sektionsaktivitäten. Auf den Webseiten der Sektionen findet sich
jeweils deren reiche Agenda. www.sbv-fsa.ch: Sektionen.
Legenden:
Nach und nach treffen Mitglieder der Sektion Freiburg bei der
Kathedrale St. Niklaus ein. Heute steht eine Vorführung der Orgel
auf dem Programm.
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Sitzungsunterlagen studieren ist eine wichtige Arbeit für
Vorstandsmitglieder. Rita Annaheim ist Vizepräsidentin der
Sektion Zentralschweiz und Mitglied des Zentralvorstandes.
Reto Strotz, der für die Finanzen der Sektion Zentralschweiz
zuständig ist, erklärt das Budget. Aktuar Franz Waser (Mitte) und
Hansruedi Bruderer (links) hören konzentriert zu. (Fotos: Naomi
Jones)
Kein bisschen angestaubt: Die Dienstleistungen eines 100jährigen Verbandes
Leila Bahsoun
Wenn der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband
(SBV) in diesem Jahr Jubiläum feiert, blickt er auf hundert Jahre
im Dienst der Integration von Sehbehinderten zurück. Zum
Fördern der Integration von sehbehinderten Menschen bietet der
SBV seinen Mitgliedern und andern betroffenen Personen eine
Reihe von Dienstleistungen im Bereich Beratung, Rehabilitation,
Weiterbildung und Freizeitgestaltung an.
Neugierig wandere ich im Online-Kursprogramm des SBV mit der
Maus hierhin und dorthin und entschliesse mich zum Doppelklick
auf einige der angezeigten Kurse. Zweien dieser Kurse statte ich
einen Besuch ab.
Soleil dansant (Name des Balletts)
Forschen Schrittes betrete ich einen geräumigen Saal. Stangen
entlang den Wänden und grosse Spiegel lassen keinen Zweifel:
ein klassischer Ballettsaal. Wie ein unbeschriebenes Blatt wartet
der Raum darauf, mit Bewegungen und Klängen gefüllt zu
werden. Während ich mich nach kurzer Begrüssung auf einem
Stuhl niederlasse, versammeln sich die Tänzer bereits in der
Saalmitte. Jeder kennt offenbar genau seinen Platz. Leise erklingt
ein irischer Walzer, und ich, selber stark sehbehindert, spüre die
Bewegungen der Körper. Nichts verrät, dass diese Silhouetten,
die sich im Takt zu Volksliedern aus der ganzen Welt wiegen,
blind bzw. sehbehindert sind. Die tiefe Stimme der Tanzlehrerin
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Josefa füllt den Raum: Ihr singender Tonfall beschreibt die
Choreographie, damit die Tänzer teils aus dem Gedächtnis, teils
nach den Anweisungen ihre Schritte lenken können. Die Lehrerin
ist mit den Schwierigkeiten ihrer Schüler eindeutig vertraut und
berücksichtigt die Sehbehinderung bei den Choreographien
ebenso wie bei ihrer Lehrmethode. Vermittelt wird mit Worten und
Berührungen. Nach der harmonischen Stimmung in der Gruppe
zu urteilen, klappt das bestens. Die Teilnehmer selbst verraten
mir, dass sie im Tanzkurs menschliche Wärme finden, sich wohl
fühlen, ihr Gedächtnis und die Orientierung im Raum trainieren.
Nach dem energischen Klang der im Takt trappelnden Füsse zu
schliessen, ist es vielleicht auch ein kleiner Sieg über die
Blindheit.
Do you speak English?
Im Englischkurs sitzen wir gemütlich um einen Tisch herum.
Schüler und Lehrerin Rosalind sind vom gleichen Eifer für die
englische Konversation beseelt. Im Nu bin ich in die Gruppe
integriert, als wäre ich schon ewig dabei. In dem nach Kaffee
duftenden Klassenzimmer mit seinem gedämpften Licht nun die
ersten englischen Worte: Aus den Computerlautsprechern
erläutert uns die Stimme unserer Lehrerin Rosalind, die mit einem
Spezialprogramm den Text selbst aufnehmen und die Wiedergabe
aktivieren kann, was die Vereinten Nationen über die Abstufungen
der Lebensqualität in verschiedenen Ländern sagen. Damit steht
das Thema des heutigen Abends fest: In welchem Land würdet
ihr gern leben, wenn ihr die Wahl hättet? Welche Kriterien
sprechen in euren Augen dafür? Jeder kommt an die Reihe und
erläutert seinen Standpunkt, das Ganze natürlich auf Englisch.
Der Kurs kommt völlig ohne die mühsamen Aspekte des
Sprachenlernens aus. „Ich unterrichte genau so, wie ich selbst
gern eine Sprache gelernt hätte“, gesteht Rosalind, mit „English
accent“. Jedes der Treffen dreht sich um ein anderes Thema, von
dem ausgehend Vokabeln, Grammatik und sogar Orthographie
vermittelt werden. Das Ganze ohne Papier und Stifte: Die
Teilnehmer buchstabieren die Wörter und üben so nicht nur die
Schreibweise, sondern auch die Aussprache. Alles in allem ein
Kurs, der auf die Sehbehinderung in jeder Hinsicht eingeht, von
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einer selbst Betroffenen geleitet wird und den Teilnehmern
Gelegenheit gibt, eine Fremdsprache mit Enthusiasmus und
Geselligkeit in Selbsthilfe zu lernen und zu trainieren.
Von Yoga bis Parfüm, von Sport bis Rehabilita-tion, von
Tageskurs bis Weiterbildung bietet das Kursprogramm des SBV
etwas für jeden Geschmack. Parallel zu den im Hotel Solsana
ganzjährig im Blockunterricht ablaufenden Intensivkursen finden
sich mehr und mehr auch regionale Kurse. Für die Teilnehmer
bedeutet dieser Trend zur Dezentralisierung bessere
Erreichbarkeit.
Beratungsstellen:
Die Freizeit- und Fortbildungsangebote für die Mitglieder des SBV
decken natürlich nicht das ganze Spektrum ab, um das sich der
Verband kümmert. Für alle anderen Bedürfnisse hat er in der
ganzen Schweiz Beratungsstellen eingerichtet, die auf
Rehabilitation und Sozialarbeit spezialisiert sind.
In enger Zusammenarbeit mit den SBV-Sektionen, Augenärzten
und anderen Personen wie Institutionen, nicht zuletzt auch mit
dem Umfeld der Betroffenen, können diese Stellen die mit der
Sehbehinderung verbundenen Bedürfnisse identifizieren und
Lösungen für Probleme, die sich aus der Sehbehinderung
ergeben, finden.
Nach der grundsätzlichen Einschätzung der Situation und der
Information über die vorhandenen Möglichkeiten erhält der Klient
Beratung von Fachleuten, die auf Alltagstätigkeiten,
Seheinschränkung, Mobilität oder Sozialarbeit spezialisiert sind.
Vergrössernde Sehhilfen, Tasthilfen, Beleuchtungsanpassungen,
Beratung und Unterstützung in Verwaltungsangelegenheiten oder
Hilfe bei Reisen sind nur einige wenige Beispiele dafür, wie
solche Dienstleistungen zur besseren Lebensqualität der
Betroffenen beitragen.
Ateliers und Kreativgruppen:
Das Atelier ist ein Ort, an dem sich Blinde und Sehbehinderte
zum gemeinsamen Werken, aber auch um der Geselligkeit willen
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treffen. Hier hat jeder die Möglichkeit, in einem warmherzigen,
seiner Behinderung angepassten Rahmen eigene Ideen zu
verwirklichen. Wie in einer „richtigen“ Werkstatt arbeiten hier
versierte Bastler mit Holz, Glas, Stein, aber eben nicht allein im
stillen Kämmerchen. Innerhalb des kreativitätsfördernden
Rahmens wählt jeder den Werkstoff, der ihn am meisten inspiriert.
Die Palette reicht vom Basteln bis zu richtigen Skulpturen – im
Luzerner Atelier etwa entstand eine vier Meter hohe Skulptur, die
Darstellung der Sehbehinderung, die einen Kreisel in der Stadt
schmückt. Möglich ist eben alles, wie man sieht!
Und auch hier, wie im Angebot der Beratungsstellen und den
Weiterbildungskursen, können sehbehinderte und blinde
Menschen lernen, mit Hilfe der eigenen Geschicklichkeit die
Einschränkungen durch die Blindheit weitgehend zu überwinden.
Legende:
Vom Atelier Luzern gestaltete Kreiselfigur. Der Kreisel wurde im
Oktober 2010 eingeweiht (Vgl. „der Weg“ Nr. 5/2010). (Foto:
Tommy Glutz)
100 Jahre – 100 Menschen
Aby Kandou und Naomi Jones
2 x 100 Jahre
Zwei Jubilarinnen feiern mit dem SBV wie niemand sonst. Wir
dürfen ihnen von Herzen und in aller Form zum hundertsten
Geburtstag gratulieren: Charlotte Veciana aus Lugano ist am
08.01.1911 geboren. Anni Frick aus St. Gallen feiert den
hundertsten am 23.02.2011. Wir wünschen beiden alles Gute.
13 x 50 Jahre
Dreizehn Mitglieder des SBV feiern im Jahr seines
hundertjährigen Bestehens ihre fünfzigjährige Mitgliedschaft. Es
sind dies:
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Hans Tschannen aus Reinach, Elsbeth Gnägi aus Allschwil, Hans
Sulser aus Trübbach, Marie-Thérèse Jacot aus Ste-Croix,
Raphael Meyer aus Kronbühl, Fritz Schanz aus Zürich, Martha
Järmann-Wittwer aus Reichenbach i.K., Niklaus Greuter-Kläger
aus Gams, Peter-Jürg Beyeler aus Münchringen, Dr. Paul
Baumgartner aus Birmensdorf, Albert Bieber aus Horw, Rosmarie
Segrada-Bissegger aus Rupperswil und Erich Steinmann aus
Bolligen.
32 Tandempartner ergeben 16 x 100 Jahre
Wenn sie sich jeweils zu einem Gespann zusammenschliessen
würden, könnten sie zusammen jeweils auf hundert Jahre
Mitgliedschaft zurückblicken. Sie sind seit 1960 bzw. 1962 beim
SBV:
Denise Balsiger aus Lausanne und Jean-Claude Monot aus
Neuchâtel; Elisabeth Moser-Guhl aus Zürich und Jean-Pierre
Pasche aus Martigny; Alma Traber-Hasler aus Steinach und
Gemma Marquis aus Sion; Hans Zimmerli aus Trimbach und
Franz Föllmi aus Zug; Jacques Carrard aus Ecublens und Karl
Diethelm aus Schübelbach; Annerös Kestenholz-Häner aus
Liebefeld und Res Megert aus Bern; Erich Häner aus Rheinfelden
und Edith Dormond aus Matten b. Interlaken; Marianne CastellaRouge aus Lausanne und Daniel Baud aus Lausanne; Margrit
Schacher aus Luzern und Roger Cosandey aus Lausanne; Silvia
Greuter-Kläger aus Gams und Peter Fisler aus Effretikon; Eugène
Matthey aus Reverolle und Heidi Marquis-Schenker aus
Oberweningen; Hans Ammann aus Arth und Bruno Cattin aus La
Chaux-de-Fonds; Lilli Strehler-Portenier aus Basel und Werner
Studer aus Luzern; Michel Bart aus Lausanne und Ruth Häuptli
aus Zofingen; Margot Streuli aus Zürich und Käthi Borter aus
Bern; Josef Ledergerber aus Lachen und Peter Kuhn aus
Langenthal.
6 x unzählige Jahre
Die sechs langjährigsten Mitglieder sind:
Hermine Schmied-Weibel seit dem 01.02.1933, Blanka MüllerOertli seit dem 01.06.1933, Lydie Reteuna seit dem 01.01.1936,
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Marie Engler seit dem 01.09.1936, Berta Lang seit dem
01.03.1939 und Oswald Schneider, der seit dem 04.12.1939 SBVMitglied ist.
44 mal X
Von vierundvierzig Mitgliedern kennt die Datenbank das
Eintrittsdatum nicht. Falls deshalb ihr Jubiläum vergessen geht,
sei ihnen hier wenigstens einmal von Herzen gratuliert:
Anzalone, Christian; Carbonetti, Guido; Santin, Bruno; Biasca,
Claudia; Foletta-Terzi, Ivana; Addonizio, Mario; Rosselli, Stefano;
Cinesi, Marco; Guerra, Elvira; Cinesi, Giancarlo; Domenighini,
Silverio; Moro, Alberto; De Carlo, Grazia; Barsic, Marija;
Guarisco, Pietro; Bernasconi, Rino; Regazzoni-Capelli, Nadia;
Berri, Valerio; Hefti, Remo; Vicari, Mario; Molinari, Fabio;
Balestra, Gianni; Guidotti, Pierangelo; Albisetti, Elio; Petrin, Mario;
Minoggi, Noemi; Mazzoleni, Gianpiero; Castelli, Silverio; AlbisettiBall, Ilde; Ambrosini, Zenio; Rotta, Silvano; Meneghelli, Elena;
Maiocchi, Diego; Galli, Eros; Comizzoli, Silva; Bullo, Mariuccia;
Malfanti, Rina; Jermini, Olga; Vittori, Agnese; Convento, Anna
Maria; Schumacher, Käthy; Polli, Maria; Guidi, Irene; Brianese,
Antonio.
1 + 1: der und die Jüngste
Nick Reinhard und Oliva Pfister sind die beiden jüngsten
Mitglieder des SBV. Nick ist siebeneinhalb Jahre alt. Oliva hat
soeben den achten Geburtstag gefeiert.
Stand der Datenbank BEDAS am 2. November 2010
Kasten
Esther Challendes, Beratungsstelle Sion
Christina Arnold, Zentralsekretariat
Nathalie Blanc, Antenne romande
Annick Zimmerli, Beratungsstelle Freiburg
Ivo Koch, Atelier St. Gallen
Im Dienste des SBV
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25 Jahre
20 Jahre
20 Jahre
20 Jahre
15 Jahre
100 Jahre
Kasten
1000 Jahre: 10 Mitglieder haben den gleichen Jahrgang wie
unser Verband:
Charlotte Veciana aus Lugano,
Anni Frick aus St. Gallen,
Ida De Stefani aus Savosa,
Sofia Weidenmann aus Muralto,
Marian Mauron aus Rechthalten,
Hedwig Eichenberger aus Ittigen,
Anna Guggiari aus Caslano,
Elsa Krouwels aus Lugano,
Margherita Tognetti aus Tenero,
Hélène Renard aus Neuchâtel.
Legenden:
Anni Frick, stolze Jubilarin zusammen mit dem SBV. (Foto: Ernst
und Lydia Bosshard)
Nick Reinhard, jüngster Bub im SBV. (Foto: Brigitte Reinhard)
Oliva Pfister, jüngstes Mädchen im SBV. (Foto: Anna Pfister)
Die treue Frau Schmied
Naomi Jones
Hermine Schmied ist das langjährigste Mitglied des
Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes
(SBV). Sie ist seit dem 1. Februar 1933 im Verband.
Hermine Schmied, geborene Weibel, ist in Mühledorf, einem
kleinen Bauerndorf im Kanton Solothurn mit acht Geschwistern
aufgewachsen. Ihre Eltern führten einen Hof. Damals gab es
noch sehr wenig Verkehr und die Kinder hatten viele Freiheiten.
Sie spielten auf dem Feld und im Wald. Aber als siebenjährige
rannte Hermine ohne zu schauen auf die Strasse direkt in eine
Gruppe Fahrradfahrer. Hermine war kurz bewusstlos, erholte sich
aber rasch. Ein halbes Jahr nach dem Unfall begannen jedoch
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ihre Probleme mit dem ersten Auge. Das Kind verbrachte längere
Zeit in der Augenklinik. Aber das Auge konnte nicht gerettet
werden.
Als Hermine in der siebten Klasse der Regelschule war,
begannen die Probleme auch auf dem zweiten Auge. Sie sah
immer schlechter, bis alles nur noch grau war. „Was mach ich
jetzt?“ fragte sich die fünfzehnjährige. Sie wollte doch gerne
etwas lernen und tun. Da erfuhr sie vom Blindenheim für
Jugendliche in Spiez. Hier arbeitete sie während rund zwölf
Jahren in der Werkstatt als Bürstenmacherin und
Sesselflechterin. Hier lernte sie ihren späteren Mann Ruedi
Schmied kennen. Hier trat sie dem SBV bei. „Die Sektion war ein
kleines Verbändchen innerhalb der Institution. Wir waren vielleicht
zehn oder zwanzig Leute. Es war eine schöne Zeit.“
Die Zahlen machen Hermine Schmied langsam etwas Mühe. Wer
aber könnte dies einer Dame von 99 Jahren verübeln? Sie ist
eine gepflegte, zierliche Frau mit etwas heiserer Stimme und
wachem Verstand. Im blauen Sessel versinkt sie fast.
Nach dem Tod ihres Mannes Ruedi ist Hermine Schmied von
Gelterkinden weggezogen. Im Blindenheim in Bern arbeitete sie
bis zur Pensionierung in der Werkstatt als Sesselflechterin. „Ich
habe mir mein Leben immer selber verdient.“ Ihr letzter Stuhl
steht heute noch in ihrem Zimmer.
Es klopft an die Tür des Zimmers im Blinden- und
Behindertenzentrum Bern. Eine junge Frau mit blondem
Pferdeschwanz streckt den Kopf zur Türe rein. „Frau Schmied,
wollen Sie heute den Gottesdienst besuchen?“
„Aber klar. Heute kommt der Pfarrer, der so lebendig predigt.“
Legende:
Hermine Schmied als Stuhlflechterin im Atelier des Blindenheims
in der Berner Länggasse. (Quelle: Altes Bild im Blinden- und
Behindertenzentrum Bern)
Der Zwirbel im Zentrum
Naomi Jones
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Daniela Moser trat im Alter von sieben Jahren dem SBV bei.
Elf Jahre später ist sie ein engagiertes Mitglied.
In ihrer Freizeit versorgt Daniela Moser die Schafe und das Pony
der Familie. Sie züchtet Kaninchen und hilft beim Heuen. Einmal
im Monat geht sie mit ihrer Freundin zur Bauchtanzlehrerin. Das
gönnen sich die beiden jungen Frauen. Die Freundinnen kennen
sich von der Blindenschule in Zollikofen und tanzen seit drei
Jahren. Aber die quirlige Daniela macht nun eine Lehre als
Kauffrau und hat nicht mehr so viel Zeit. Nicht nur wegen der
Lehre, sondern weil sie dauernd etwas organisiert: zum Beispiel
eine Weiterbildung in Sachen Umgang mit Sehbehinderten für
ihre Berufsschullehrer. Oder die SBV-Jugendgruppe.
„Als meine Schwester und ich letztes Jahr an der
Generalversammlung der Sektion waren, waren wir mit Abstand
die jüngsten und wir fragten uns, wo all die Jungen sind.“ Daniela
möchte sich mit Leuten in ihrem Alter austauschen: Über die
Ausbildung, die Schule, die Liebe und so weiter. Mit den
ehemaligen Klassenkameraden hat sie nur noch wenig Kontakt.
Sie sind in der ganzen Schweiz verteilt. Vor ein paar Monaten
haben sich aber auf Danielas Initiative zum ersten Mal acht
jugendliche Mitglieder des SBV getroffen. Im laufenden Jahr soll
die Jugendgruppe offiziell gegründet werden. Viermal im Jahr
möchte man gemeinsam etwas unternehmen. Die Frage ist, wie
dies finanziert werden kann. Daniela würde es ausserdem
begrüssen, wenn die Mitglieder der Jugendgruppe jeweils an der
Generalversammlung ihrer Sektion teilnehmen würden und so
den Verband etwas aufmischten. Die Jugendgruppe soll
Sektionsübergreifend funktionieren.
Daniela Moser ist seit elf Jahren beim SBV. Ihre Eltern haben sie
angemeldet, als sie in die erste Klasse kam. Seit sie ihre Lehre im
Zentralsekretariat angetreten hat, sieht sie hinter die Kulissen und
interessiert sich nun umso mehr für den Verband. Vor allem für
ältere Menschen biete er ein hervorragendes Angebot an
Beratung und Freizeitgestaltung. Für jüngere und berufstätige
allerdings sei das Problem, dass die meisten SBV-Kurse tagsüber
und während der Woche stattfänden. Dennoch empfiehlt Daniela
auch allen jüngeren Sehbehinderten, Mitglied des SBV zu
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werden. „Wenn man zum Beispiel Probleme in der Ausbildung
oder im Job hat, kann man sich an den SBV wenden und es gibt
da Leute, die einem beraten können oder sich sogar für einem
einsetzen“.
Nach der Lehre möchte Daniela Moser die Berufsmatura machen
und Lehrerin werden. „Man muss nach den Sternen greifen.“ Sie
will einen Führhund und eine Wohnung und vielleicht eine
Familie. „Ich will mich immer für das einsetzen, was ich will und
brauche, auch wenn ich mir dafür Hilfe holen muss. Das ist meine
Freiheit.“
Legende:
Daniela Moser mit dem Pony Dabi. (Foto: z.V.g)
Festprogramm für das 100-Jahre-Jubiläum des SBV
Jean-Marc Meyrat
Eine Vorschau auf das Jubiläumsprogramm des
Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes.
Nationale Veranstaltungen
23. Januar: Konzert mit dem blinden Pianisten Josef Rédai und
dem Berner Kammerorchester im Kursaal Interlaken.
25. Juni: Offizielle Feier und Verleihung des nationalen
Kunstpreises im Rahmen der Delegiertenversammlung am 25.
und 26. Juni in Lausanne.
1. August: Bundesfeier auf dem Rütli für 1000 blinde und
sehbehinderte Personen in Zusammenarbeit mit der
Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft.
31. August: Fest für die SBV-Mitarbeitenden in Bern.
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3. September: Tandemrennen in der Region von Aubonne (VD) im
Rahmen der internationalen Rotary-Radmeisterschaften,
organisiert vom Rotary Club von Aubonne.
Info-Visionen in der Schweiz
4. und 5. Februar: Info-Vision in Lausanne 17., 18. und 19. März:
Info-Vision in Lugano
8. und 9. April: Info-Vision in Bern
August: Info-Vision in Zürich
16. und 17. September: Info-Vision in St. Gallen
7. und 8. Oktober: Info-Vision in Chur
4. und 5. November: Info-Vision in Basel
Detaillierte und aktualisierte Angaben finden sich jeweils auf
www.sbv-fsa.ch
Fokus
Stellungnahme des SBV und des SZB zur IV-Revision 6b
Joël Favre
„Wie kommt es, dass ein IV-Rentner über 6500 Franken im Monat
kassiert? So viel verdient mancher Schweizer Arbeiter nicht!“
Diesen Standpunkt vertrat im September letzten Jahres ein
konsternierter Leser der Freiburger Tageszeitung „La Liberté“ in
einem Leserbrief. Allerdings bezieht der betreffende
Rentenbezüger völlig zu Recht diese im Übrigen gar nicht so
fürstliche IV-Rente. Er hatte eine lange Karriere in einer lukrativen
Position hinter sich, bevor die Invalidität sein berufliches Aus
bedeutete. Vielleicht hatte er ausserdem eine 2. und 3. Säule und
wurde als nicht wiedereingliederbar eingestuft.
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Verbreitete Klischees
Im Grunde empört sich der Verfasser des Leserbriefs ja über
etwas anderes – die Rentenhöhe passt nicht zu den gängigen
Klischees. Erstens: Ein Invalider hat arm zu sein, am liebsten
bettelarm. Zweitens: Ein Invalider, womöglich noch Ausländer, ist
von Natur aus ein Faulpelz. Auch wenn seine Erwerbsfähigkeit
ein wenig eingeschränkt ist, könnte er mehr tun, aber das will er
ja gar nicht. Man müsste ihm einen Anreiz geben, aber nicht
durch behindertengerechte, gut bezahlte Arbeitsplätze, sondern
indem man sein Sparschwein auf Diät setzt.
Auf Vorurteile wie diese stützt sich das zweite Massnahmenpaket
der 6. IV-Revision. Der Schweizerische Blinden- und
Sehbehindertenverband (SBV) und der Schweizerische
Zentralverein für das Blindenwesen (SZB) wurden zur
Stellungnahme im Vernehmlassungsverfahren aufgefordert.
Revision 6b, eine semantische Manipulation
Gestützt auf die genannten Klischees wagt die Revision 6b nicht,
die Dinge beim Namen zu nennen, sondern manipuliert mit
geschickter Augenwischerei die öffentliche Meinung.
Acht Massnahmen, die Leistungskürzungen und
Rentensenkungen vorsehen, werden verbal so verschleiert, dass
sie wie beachtliche Errungenschaften für die ganze Menschheit
wirken.
Die erste Massnahme trägt den vielversprechenden Titel
„Anpassung des Rentensystems zur Unterstützung der
Eingliederung“. In Wahrheit soll sie jedoch Versicherten mit
hohem Behinderungsgrad eine Rentenkürzung um bis zu 37%
bescheren. Einsparung: 400 Millionen. Unter dem geradezu
poetischen Titel „Verstärkte Eingliederung und Verbleib im
Arbeitsmarkt“ verschärft man die Kriterien für Rentenansprüche
und vertagt noch dazu deren Überprüfung auf den SanktNimmerleinstag. Einsparungsziel: 100 Millionen.
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Die Kürzung um 25% der Renten für jedes Kind eines/einer
Behinderten („Entlastung“ um 200 Millionen), heisst im
scheinheiligen IV-Jargon „Neue Regelung für Rentnerinnen und
Rentner mit Kindern“. Die Streichung der Reisekosten für
medizinische Massnahmen läuft unter der knappen Überschrift
„Neue Regelung für Reisekosten“, die Verweigerung von
Ausbildungsplätzen für jugendliche Sonderschulabgänger unter
der beschönigenden Formulierung „Neugestaltung der beruflichen
Integration“.
Nach der Form, Kritik am Inhalt
Die Blindenhilfsorganisationen haben selbstverständlich diese
Manipulation verurteilt, vor allem aber den Vorentwurf in Sachen
Inhalt kritisiert.
Ziel des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) sind
Einsparungen von jährlich 800 Millionen Franken, um nicht nur
die Finanzen der IV zu sanieren, sondern auch um deren
Schulden allmählich abzutragen. Einsparungen in diesem Umfang
sind jedoch in keiner Weise zu rechtfertigen. Die bereits bei der 4.
und 5. IV-Revision erfolgten Einschnitte haben die Ausgaben
gesenkt, und das erste Massnahmenpaket der 6. Revision wird
diesen Trend noch intensivieren. Denken wir nur daran, dass
schon zwei Jahre nach dem Inkrafttreten der 5. Revision die
Bewilligungsquote neuer IV-Renten um 40% zurückgegangen
war, obwohl der Gesetzesentwurf nur eine 20%-ige Senkung
vorgesehen hatte.
Ausserdem hatte das Parlament ja lediglich eine Sanierung der
IV, insbesondere durch eine Kostendämpfung gefordert. Die
Einschränkung „insbesondere“ hat sich jedoch in Luft aufgelöst,
weitere Massnahmen wurden gar nicht erst ins Auge gefasst. Der
SBV hingegen fordert in seiner Stellungnahme die Prüfung neuer
Einnahmequellen wie beispielsweise eine Besteuerung sehr
grosser Erbschaften.
Wir weisen von heute an den Gesetzesentwurf als Ganzes zurück. Punkt!
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Vor diesem Hintergrund weisen wir deshalb sämtliche im
Gesetzesentwurf vorgeschlagenen Massnahmen zurück, allen
voran das neue lineare Rentensystem. Dabei geht es um die
Ablösung der bisherigen vier Stufen (Viertelrente, Halbrente,
Dreiviertelrente, Vollrente) durch ein stufenloses System, bei dem
der Rentenquotient dem Invaliditätsgrad entspricht. Die
Grundidee ist nicht einmal schlecht, doch geht es dem BSV
ausschliesslich um Einsparungen.
Während Herr X mit einem Invaliditätsgrad von 70% und zwei
Kindern bisher eine Vollrente von 1750 Franken für sich und
zweimal 700 Franken für seine beiden Kinder bekam, insgesamt
also 3150 Franken, würde er nach der neuen Regelung nur noch
1735 Franken beziehen. In Zukunft soll nämlich ein
Invaliditätsgrad von 70% eine anteilige Rente von 70% ergeben,
doch soll die Vollrente selbst auf 62,5% der aktuellen Höhe
gesenkt werden. Ausgehend von den nur rund 1100 Franken
sollen künftig 30% (anstelle der bisherigen 40%) Zusatzrente für
jedes Kind gezahlt werden. Unter dem Strich hätte die Familie
unseres Herrn X monatlich 1400 Franken weniger in der
Haushaltskasse.
Abgesehen von der Linearität der Renten haben wir deshalb auch
die Senkung der Rente abgelehnt, die ein Behinderter pro Kind
bezieht. Wir sind dagegen, dass Dutzende weitere Kinder in
Armut aufwachsen sollen, und das in einer Zeit, in der das
Grossziehen von Kindern an und für sich schon den wichtigsten
Armutsauslöser darstellt.
Wir haben uns zudem dagegen ausgesprochen, dass man jungen
Sonderschulabgängern jegliche Chance abspricht, auf dem
klassischen Arbeitsmarkt je eine Stelle zu finden, und ihnen von
Vornherein die Finanzierung einer Berufsausbildung verweigert.
Auch sind wir gegen die Streichung der Reisekosten für
medizinische Massnahmen.
Der im Vorentwurf entworfenen Vorgehensweise zur
Entschuldung sind wir nicht in die Falle gegangen, denn wir
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meinen: Für eine Versicherung ist die Anpassung der Beiträge an
die finanzielle Situation die beste Art, ihre Verschuldung
einzudämmen.
Kasten
Die Stellungnahme von SBV und SZB zur Vernehmlassung finden
Sie auf unserer Website www.sbv-fsa.ch. Für Fragen und
Anmerkungen steht das Interessenvertretungsteam gern zur
Verfügung 031 390 88 33.
IV-Revision 6a und 6b: Stand der Dinge
Daniel Pulver, Ursula Schaffner und Naomi Jones
6b: Massnahmenpaket zwei
Die Stellungnahme des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (SBV) zum zweiten Massnahmenpaket
der sechsten IV-Revision (6b) ist im Oktober 2010 fristgerecht
eingereicht worden. (Zum Inhalt der Stellungnahme vgl. „der Weg“
Nr. 1/2011 S. 25). Die Vernehmlassungsantworten sind als PDFDateien und in Gruppen zusammengefasst auf der Website des
Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) publiziert.
Nun ist das Bundesamt daran, den Gesetzestext zur IV-Revision
zu überarbeiten. Ob und welche kritisierten Punkte berücksichtigt
werden, entscheidet das Bundesamt. Den überarbeiteten Text
wird es im Kalenderjahr 2011 den beratenden Kommissionen
übergeben. Von dort wird das Geschäft voraussichtlich Anfang
2012 ins Parlament gegeben.
6a: Massnahmenpaket eins
Hingegen war am 14. und 16. Dezember in der Wintersession
des Nationalrats das erste Massnahmenpaket der 6. IV-Revision
(6a) traktandiert. Der Ständerat hatte sich damit bereits im Juni
2010 befasst. Auch durch die beratenden Kommissionen war das
Geschäft schon gelaufen. Hier nun war eine überraschende
Wende eingetreten. Die Sozial- und Gesundheitskommission
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(SGK) sprach sich Anfang November 2010 mit 14 zu 12 Stimmen
dafür aus, dass bei der Wiedereingliederung von beinahe 17 000
IV-Rentner und -Rentnerinnen auch die Arbeitgeber in die Pflicht
genommen werden sollten. Firmen mit mehr als 250 Angestellten
sollten ein Prozent ihrer Arbeitsplätze für Behinderte reservieren
müssen. Dies sollte sowohl für den öffentlichen Sektor wie für die
Privatwirtschaft gelten. Für Firmen, die die Quote nicht erfüllten,
war vorgesehen, dass sie eine Entschädigung in der Höhe der
minimalen Jahresrente bezahlten. Ausserdem sollten die
Quotenarbeitsplätze jenen Personen zu gute kommen, denen die
Rente im Rahmen der IV-Revision gekürzt oder gestrichen wird.
Die Dachorganisationenkonferenz der privaten Behindertenhilfe
(DOK) begrüsste den Vorschlag zur Quotenregelung der SGK
ausserordentlich.
Allerdings hatte die Mehrheit der vorbereitenden Kommission auf
Antrag der Verwaltung einer Ausweitung der Schlussbestimmung
zugestimmt. Rückwirkend sollen alle Renten von Menschen, die
eine „Diagnose bei pathogenetisch-ätiologisch unklaren
syndromalen Beschwerdebildern ohne nachweisbare organische
Grundlage“ haben, aufgehoben werden. Zu Deutsch, soweit sich
der Satz überhaupt sinnvoll übersetzen lässt, heisst dies, dass
Menschen mit Beschwerden, von denen man weder die
Entstehung noch die Ursache kennt, keinen Rentenanspruch
mehr haben sollen und zwar rückwirkend. Dies entspreche, so
DOK-Sekretär Thomas Bickel, einer Verschärfung des Rechts, die
einer willkürlichen Aufhebung von Renten Tür und Tor öffne. Für
jemanden, wie Steven Mack (vgl. Kasten), könnte diese
Formulierung zumindest theoretisch absurde Folgen haben.
In der Wintersession 2010 beschloss der Nationalrat die
Quotenregelung abzulehnen und die erweiterten
Schlussbestimmungen anzunehmen. Immerhin wurde der
Assistenzbeitrag, mit dem behinderte Menschen Personen zu
ihrer Unterstützung nach eigenem Gutdünken anstellen können,
angenommen.
Für die in der DOK vereinten privaten Behindertenorganisationen
und mit ihnen für den SBV ist damit der schlimmste
anzunehmende Fall eingetreten. Bei Redaktionsschluss berieten
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34/64
sie darüber, wie sie auf die Beschlüsse des Nationalrats reagieren
werden wollen.
Kasten
Unterlagen:
www.bsv.admin.ch Pfad: Dokumentation / Gesetzgebung /
Vernehmlassungen
www.parlament.ch Pfad: Dossiers / 6. IV-Revision
www.sbv-fsa.ch Pfad:
Deutsch/Interessenvertretung/Sozialpolitik
Ein Beispiel:
Steven Mack: Der junge Zürcher verunfallte 2006 beim
Pendelschwingen auf der Ganterbrücke im Wallis und überlebte.
Seither ist er blind. Allerdings ist der Grund für seine Blindheit ein
Trauma und die organischen Funktionen von Augen und Hirn sind
einwandfrei.
Magazin
Reaktivierung der Zapfen von Mäusen mit Retinitis
pigmentosa
Céline Moret
Die Netzhaut ist die Gewebeauskleidung des Augenhintergrunds.
Ihre Aufgabe ist es, Licht zu absorbieren, in elektrische Signale
umzuwandeln und über den Sehnerv an das Gehirn
weiterzuleiten. Die Zellen, die diese entscheidende Funktion im
Normalfall sicherstellen, nennt man Fotorezeptoren. Es gibt sie in
zwei Ausführungen: Zapfen im Zentrum der Netzhaut und
Stäbchen in der Peripherie.
Um ein Lichtsignal in ein elektrisches Signal umwandeln zu
können, müssen Fotorezeptoren lichtempfindliche Sensoren (das
Protein Rhodopsin) sowie Ionenkanäle besitzen, die den Ein- und
Austritt von Natrium, Kalium und Kalzium durch die Zellwand
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35/64
steuern. Diese Ionen werden elektrisch aufgeladen; die
zeitgenauen Veränderungen ihrer Konzentrationen in den
Fotorezeptoren gestatten es der Zelle, ein elektrisches Signal
auszusenden, das uns das Sehen ermöglicht.
Der Begriff Retinitis pigmentosa umfasst eine Gruppe von
Erkrankungen, bei denen die Fotorezeptoren nach und nach
degenerieren und damit eine Sehschwäche bis hin zur Erblindung
bedingen. Bei den klassischen Formen der Retinitis pigmentosa
verkümmern zuerst die Stäbchen, während die Zapfen noch lange
Zeit in der Netzhaut verbleiben, auch wenn sie inaktiv sind.
Vor dem Hintergrund dieser Beobachtung gelang es Forschern
am Schweizerischen Friedrich Miescher Institut in
Zusammenarbeit mit internationalen Forscherteams, bei Mäusen,
die an Retinitis pigmentosa erkrankt waren, solche inaktiven
Zapfen zu reaktivieren. Die Ergebnisse wurden im Juni 2010 in
der Fachzeitschrift Science publiziert.
Um die Fotorezeptoren zu reaktivieren, schleuste man in die
Zapfen der Mäuse ein bakterielles Eiweiss ein, das sowohl Licht
absorbieren als auch Ionen transportieren kann (beides ist, wie
oben erläutert, Voraussetzung für die Erzeugung elektrischer
Signale), und stellte damit ihre normale Funktion wieder her. Die
so reaktivierten Zapfen waren nachweislich in der Lage, eine
visuelle Reaktion in der Netzhaut und im Gehirn der behandelten
Mäuse auszulösen. Bestätigt wurde dieser Befund durch
Verhaltenstests.
Schliesslich identifizierten die Forscher eine Gruppe von
Patienten, die noch über reaktivierbare Zapfen verfügen, und
hoffen, sie in Zukunft behandeln zu können.
Nachrichten aus der Welt der Elektronik
Jürg Cathomas
Der sprechende Fahrplan der SBB
Blinde und sehbehinderte Personen, die mit dem Internetfahrplan
auf www.sbb.ch nicht zurecht kamen, haben sich direkt an die
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SBB gewandt. Stein des Anstosses war die tabellarische
Auflistung der Verbindungen. Wer nicht wusste, wie sein
Bildschirmleseprogramm in Tabellen genutzt werden kann, hatte
mit dem Internetfahrplan grosse Schwierigkeiten. Nun haben die
SBB den Fahrplan um zwei Links erweitert. Diese erleichtern das
Durchlesen und Anhören der Verbindungsinformationen. In
natürlicher Sprache werden die Zugsverbindungen dort
aufgeführt. Dies kann vor allem für sehbehinderte Menschen
hilfreich sein.
Für alle, die trotzdem noch Probleme mit der Seite haben, seien
hier zwei Tipps gegeben, die schon lange für den Online-Fahrplan
gelten:
1. Zur Übersicht der ersten Verbindung gelangen Sie mit Alt-1.
Mit Enter, erreichen Sie die detaillierte Darstellung der ersten
gefundenen Verbindung.
2. Auf http://mobile.sbb.ch findet sich ein einfacher OnlineFahrplan. Neu kann man auf dieser vereinfachten Webseite nicht
nur Bahnhöfe, sondern auch Adressen als Start und Ziel der
Reise eingeben.
Tastaturen für das iPhone
Es gibt unterdessen verschiedene Funktastaturen, die zum
Schreiben auf dem iPhone und iPad geeignet sind. Neu kann
man damit auch das Gerät vollumfänglich bedienen. Wer also
keine Lust hat, den Touchscreen zu nutzen, kann diesen dank der
Tastatur umgehen. Das offizielle Modell von Apple besitzt sehr gut
spürbare Tasten, ist aber zu gross für die Westentasche.
Legende:
Dank iPhone und Internetfahrplan wird auch für blinde und
sehbehinderte Personen das Reisen mit dem Zug einfacher.
(Foto: flickr.com nicolasnova Stichwort Train)
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37/64
Meinungen
Zum Leserbrief „Interessenvertretung“ von Daniel Baud
Michael Vogt und Daniel Pulver
Die Berichterstattung über die Interessenvertretung suggeriert,
laut Daniel Baud, dass alle Probleme, mit denen SBV-Mitglieder
konfrontiert seien, der SBV-Abteilung Interessenvertretung
vorgelegt werden sollten, worauf diese dann eine Lösung hätte.
Suggerieren wollen wir niemandem nichts. Für alles eine Lösung
oder ein Rezept haben wir ebenfalls nicht. Aber wir haben gerne
ein offenes Ohr für die diversen Anliegen der betroffenen
Menschen.
Es ist keineswegs so, dass wir auf „Einzelwünsche“ oder
„Einzelbedürfnisse“ direkt eintreten. Wir klären immer zuerst den
Bedarf ab. Es muss stets ein Interesse von mehreren Personen
bzw. ein Interesse für alle blinden- und sehbehinderten Menschen
gegeben sein, bevor wir eine Thematik verfolgen oder angehen.
Den Vorwurf also, dass wir Einzelinteressen verfolgen, weisen wir
zurück.
Es ist wichtig, dass wir uns um Interessen von blinden- und
sehbehinderten Menschen kümmern, welche die ganze Schweiz
betreffen, also von nationalem Interesse sind. Auch internationale
Kontakte sind wichtig, damit wir uns einbringen können und von
bereits vorhandenen Synergien profitieren können. Dies tun wir
jeweils in enger Absprache und Kooperation mit anderen Blindenund Sehbehindertenorganisationen, wie z.B. dem Dachverband
SZB, oder mit anderen Behindertenorganisationen. So können
Ressourcen optimal genutzt werden.
Weiter streben wir eine enge Zusammenarbeit mit den
Beratungsstellen und den einzelnen Sektionen an. Diese sollen
sich dann den Einzelfällen annehmen und lokale, kantonale und
regionale Anliegen aufgreifen. So sieht es das Konzept der
Interessenvertretung, wie es im Dezember 2009 vom
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Zentralvorstand einstimmig genehmigt worden ist, vor. Es ist die
Grundlage unserer Arbeitsweise.
Wir hoffen, dass die Mitglieder ihre Erfahrungen und
Beobachtungen bei uns deponieren, damit wir die Möglichkeit
haben, Tendenzen zu erkennen, Probleme zu priorisieren oder
gegebenenfalls Schritte einzuleiten. Eine enge Zusammenarbeit
auf allen Ebenen, also mit Mitgliedern, Sektionen, Behörden und
Verbänden, ist notwendig, damit wir effektiv und nachhaltig
Interessen von blinden und sehbehinderten Personen vertreten
können.
So beschreibt Urs Kaiser, Referent für Interessenvertretung, in
seinem Artikel den Auftrag der Interessenvertretung. So
beschreibt Daniel Pulver im Artikel „Den Alltag mitgestalten“
exemplarisch die Arbeit der Interessenvertretung.
Es ist uns nicht klar, woher Daniel Baud die Aussage nimmt, wir
seien vor allem regional tätig und würden uns nicht oder zu wenig
um nationale Interessen, Verbindungen und Vernetzungen
kümmern. In den ersten drei Artikeln von „der Weg“ Nr. 5/2010 ist
unsere Vernetzung mit andern Verbänden wie der Wirtschaft
immer wieder Thema und wird anhand verschiedener Beispiele
dargestellt.
Kooperation und Absprache zwischen allen Beteiligten sind
Grundvoraussetzungen, um erfolgreich und nachhaltig zu
arbeiten. In der Interessenvertretung übernehmen wir die
Koordination und delegieren auch gewisse Teilaufgaben an die
Regionen, die Sektionen und die Beratungsstellen. Wir versorgen
die Player mit Informationen und Erfahrungen.
So versuchen wir, den Austausch zu fördern und eine effiziente
Arbeitsweise zu erzeugen. Die Kontakte in die Regierung pflegen
wir durch Lobbying. Ebenso pflegen wir unsere Beziehungen zur
Wirtschaft und zu anderen Behindertenorganisationen, wie z.B. in
der Reportage „Chappi hat abgesagt“ deutlich wird.
Wir sind erstaunt, dass uns Herr Baud vorwirft, wir wären nicht
vernetzt. Vernetzung ist eines unserer Kernanliegen. Wir fragen
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uns: Hat Herr Baud das Heft zum Thema Interessenvertretung
denn überhaupt gelesen?
Nachdenkliches zur Kundgebung „Zämestah gegen die
Abbaupläne der IV“ vom 30.10.2010 in Bern
Georg Jürg Studer
Zufällig stiess ich nach meinen Herbstferien auf der Seite „Aktuell“
der SBV-Homepage auf den Hinweis der Zämestah-Kundgebung
in Bern. Weil ich es wichtig fand, dass auch die Blinden und
Sehbehinderten dort präsent sind, fuhr ich nach Bern an diese
Kundgebung. Daran nahmen gemäss Zeitungsberichten rund
zweieinhalbtausend Personen teil. Sie gaben ihrem Anliegen
gegen den Abbau von Sozialleistungen ein Gesicht.
Erfreulicherweise sah man da und dort auch einige Leute mit
weissen Stöcken und einige Blindenhunde. Gekommen waren
aber deutlich weniger als ein Prozent der etwa 4600 Mitglieder
des SBV und auch der Zentralvorstand und die
Sektionsvorstände waren kaum oder gar nicht vertreten. Das
finde ich betrüblich. Bedenklich finde ich auch, dass für die
Teilnahme an dieser Kundgebung nicht mehr geworben worden
ist. Weder auf den Internetseiten der einzelnen Sektionen noch in
einem Direktmailing wurde auf diesen Anlass hingewiesen und
dargelegt, dass auch unsere Präsenz an solchen Veranstaltungen
wichtig ist. Schade, hier wurde eine gute Gelegenheit verpasst,
für unsere Anliegen einzustehen.
Leserbrief zum Artikel: Unser Zentralsekretär: Ein Mann mit
Geschichte.
Ernst Koch
Mit Interesse las ich diesen Artikel. Besonders positiv fand ich,
dass die Person Kannarath Meystre nicht glorifiziert wurde,
sondern ganz real, verbunden mit seiner Geschichte in
Kambodscha. Den Wechsel im Artikel zwischen den tragischen,
geschichtlichen Ereignissen in diesem asiatischen Land und dem
Menschen Kannarath Meystre fand ich sehr gelungen. Der „Weg“D:\68622821.doc
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Beitrag war so nicht nur informativ, sondern äusserst spannend
und kurzweilig zu lesen. Dabei ging mir eines durch den Kopf: Wir
Schweizerinnen und Schweizer, von Krieg verschont, können uns
nicht vorstellen, in den damals katastrophalen Verhältnissen von
Kambodscha aufzuwachsen. Kannarath Meystre darf nun an der
Spitze einer Selbsthilfeorganisation arbeiten, deren Umfeld,
gemessen an dem, was er erlebt hat, geradezu paradiesisch
anmutet. Natürlich: Auch bei uns gibt‘s noch viel zu tun. Aber die
Gegensätze könnten nicht grösser sein.
Kasten
Diskutieren Sie mit. Schicken Sie uns Ihren Leserbrief: Je kürzer
er ist, desto eher wird er veröffentlicht. Diffamierende und
anonyme Texte sowie Gedichte werden nicht abgedruckt. Die
Redaktion entscheidet über Auswahl und Kürzungen.
Verband
Das Wort hat unser Präsident
Jean-Marc Meyrat
In einem komfortablen Abteil des ICN zwischen Neuenburg
und Lausanne befragte das frankophone Redaktionsteam
des „Wegs“ den SBV-Präsidenten Remo Kuonen nach den
neuesten Entwicklungen.
der Weg: In Kürze geht deine erste Amtsperiode als Präsident
des SBV zu Ende. Kannst Du schon eine vorläufige Bilanz
ziehen?
Remo Kuonen: Nach einer Durststrecke, die der interimistische
Zentralsekretär im Tagesgeschäft und oft genug auch in akuten
Notfällen durchstehen musste, haben wir das Schlimmste jetzt
überstanden. Mit der Ernennung des neuen Zentralsekretärs
Kannarath Meystre, der viel Dynamik und Innovationsgeist
mitbringt, des neuen Personalchefs und des neuen Leiters
Marketing und Kommunikation sehen wir jetzt allmählich Licht am
D:\68622821.doc
41/64
Ende des Tunnels. Unser neues Team bietet dem SBV die
einmalige Chance für einen frischen Anlauf, der uns mit
Sicherheit gut tun wird. Jetzt fehlt uns nur noch jemand für den
Bereich Finanzen.
Die wichtigste strukturelle Änderung war die Ernennung zweier
Beigeordneter, die den Zentralsekretär zum einen im Bereich
Dienstleistungen, also Kursen und Freizeit, Beratung und
Interessenvertretung, und zum anderen in den Fachbereichen
Finanzen, Buchhaltung, Controlling, Personalmanagement und
Infrastruktur unterstützen.
der Weg: Wie steht es um die Finanzen unseres Verbandes?
Remo Kuonen: Die sehen gut aus. In diesem Jahr flossen die
Vermächtnisse ausserordentlich reichlich. Dennoch bleibt eine
gewisse Sorge, denn unser strukturelles Defizit ist nach wie vor
sehr gross. Ich muss deshalb nochmals betonen, dass wir nicht
ständig weiter auf grosszügige Nachlässe spekulieren dürfen, um
diesen Verband führen zu können. Dieses Geld, das der SBV
durch Spenden erhält, müsste vorrangig in konkrete, zeitlich
befristete Projekte fliessen. Wir müssen deshalb mit
konsequenter Politik versuchen, langfristig einen Ausgleich zu
erreichen. Andernfalls kann der Zentralvorstand den Fortbestand
unseres Verbands nicht garantieren.
der Weg: Diese Ausgabe des offiziellen SBV-Organs ist dem
hundertsten Jubiläum des Verbands gewidmet. Über die
Vergangenheit wurde bereits ausführlich berichtet, aber wie sieht
es mit der Zukunft aus?
Remo Kuonen: Seit einigen Monaten arbeiten wir sehr intensiv an
der Positionierung des SBV. Die Ergebnisse werden im
kommenden Juni der Delegiertenversammlung zur Prüfung
vorgelegt und, wie ich hoffe, von ihr genehmigt. Diese
Positionierung wird Botschaften enthalten, die Auswirkungen auf
die strategischen Ausrichtungen des SBV haben werden. Der
SBV ist entschlossen, seine Glaubwürdigkeit und Anerkennung
seitens der Bevölkerung und der öffentlichen Körperschaften zu
verstärken. Doch das kann nur dadurch geschehen, dass wir, was
die Sehbehinderung angeht, noch repräsentativer werden. Derzeit
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42/64
zählt der SBV rund 5000 Mitglieder, doch könnten sich uns
Schätzungen zufolge weitere 100 000 Betroffene anschliessen.
Auch unter Berücksichtigung der diversen Leistungsverträge
zwischen dem SBV und dem Bundesamt für
Sozialversicherungen, denen zufolge unser Verband seine
Dienstleistungen wie etwa den Beratungsdienst allen
Sehbehinderten zur Verfügung stellen muss, möchte der
Zentralvorstand erreichen, dass die finanzielle Unterstützung
vorrangig den SBV-Mitgliedern zugute kommt. Das ist nur eines
von vielen Beispielen für Massnahmen, durch die wir Menschen
mit Sehbehinderungen zum Beitritt bewegen wollen, damit sie
vom SBV besser vertreten und repräsentiert werden.
der Weg: Müsste der SBV, um neue Mitglieder zu werben, nicht
im Bereich der Hilfsmittel aktiver sein?
Remo Kuonen: Ich finde es eine gute Idee, wenn der SBV Dinge
testen, entwickeln oder sogar innovativ tätig sein würde. Obwohl
natürlich die Beratung und Versorgung mit Hilfsmitteln über
unsere Beratungsdienste allen Sehbehinderten offen stehen
würden, käme eine aktivere Politik in diesem elementaren Bereich
unserem Streben nach mehr Anerkennung sehr entgegen.
der Weg: Wirst du dich um eine zweite Amtszeit als Präsident
bewerben?
Remo Kuonen: Ja, das bin ich dem neuen Zentralsekretär
schuldig. Gemeinsam mit ihm engagiere ich mich sehr intensiv für
die interne Umstrukturierung des SBV. In einem solchen Prozess
kann man aber nur etwas erreichen, wenn man über einen
gewissen zeitlichen Rahmen verfügt. Aber in einer Demokratie ist
letztlich alles offen.
der Weg: Hast du schon Pläne für die nächste Amtszeit?
Remo Kuonen: Ich wünsche mir, dass wir uns in den nächsten
zwei Jahren vermehrt um Innovationen bemühen, anstatt uns
über interne Probleme den Kopf zu zerbrechen. Zu den Projekten,
die mir am Herzen liegen, gehört vor allem die Schaffung einer
Struktur, die unseren Mitgliedern eine Rechtsberatung im
Zusammenhang mit Sehbehinderungen anbieten kann, sowie das
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43/64
Streben nach einem besseren Gleichgewicht zwischen den
technologischen Möglichkeiten der Informationsübermittlung und
den Optionen, die wir unseren Mitgliedern vermitteln können.
Viele unserer Mitglieder sind schon in einem gewissen Alter und
sehr wahrscheinlich in Informatik nicht sehr bewandert, sodass
ihnen die technologischen Fortschritte nicht zugute kommen.
Konkret fördern möchte ich beispielsweise den Heimverkauf mit
entsprechender Unterstützung. Vor allem aber – und das ist gar
nicht so einfach – möchte ich alles tun, um in sämtlichen Organen
des SBV durch eine angemessene Betreuung für Nachwuchs zu
sorgen.
der Weg: Wie wäre es mit einer Heiratsvermittlung?
Remo Kuonen: Lustige Idee! Das ist für eine ganze Reihe unserer
Mitglieder durchaus ein Problem. Viele junge Leute blicken
beklommen in die Zukunft, denn für Behinderte ist es gar nicht so
einfach, jemanden kennenzulernen. Die Förderung des
Austauschs zwischen Leuten mit ganz verschiedenem
Hintergrund könnte integraler Bestandteil künftiger
Austauschplattformen werden.
Die Positionierung des SBV: Klartext!
Pierre-Yves Graber
Auf Basis der Projektgruppenarbeit hat der Zentralvorstand
ein Papier erstellt, in dem er die Positionierung des SBV im
Einzelnen erläutert. Der „Weg“ gibt nachfolgend Einblick in
die wesentlichen Punkte des Dokuments. Es liegt derzeit den
Sektionen und Delegierten des SBV zur Prüfung und
Stellungnahme vor.
Position beziehen bedeutet Ziele setzen
Um Position zu beziehen, muss man sich Ziele setzen. Um die
Ziele zu erreichen, braucht man erstens Kohärenz. Kohärenz
bezüglich dessen, was man vorhat. Man benötigt Kohärenz
bezüglich der Art, wie man etwas tut. Und man benötigt Kohärenz
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44/64
bezüglich seines Umfelds, in dem man tut, was dem entspricht,
was man sein will.
Wir müssen uns also fragen: Was will der SBV in erster Linie
sein? Was muss der SBV tun, damit seine Handlungsweise
wirklich dem entspricht, was er sein will?
Zweitens muss man sich von den übrigen Leistungsanbietern
unterscheiden. In welche „Farbe“ muss der SBV sich kleiden,
damit er gegenüber den anderen Dienstleistern bevorzugt wird,
ohne seine Kohärenz einzubüssen?
Momentaufnahme der Situation
Die Fundamente des SBV liegen in seinen Statuten und seinem
Leitbild. Doch der Verband bewegt sich in einem Umfeld, das sich
wandelt. Daher muss der SBV den aktuellen Werten und Anliegen
Rechnung tragen. Das vom Zentralvorstand erarbeitete
Positionspapier analysiert die bestehende Situation wie folgt:
In den Augen des Umfelds, also von Öffentlichkeit und Spendern,
ist das Image aller im Sektor der Sehbehinderung tätigen
Organisationen identisch. Die grosse Zahl der
Behindertenorganisationen sorgt für Verwirrung.
Das Anliegen des SBV, gemäss seiner heutigen Statuten, ist das
Fördern der beruflichen Eingliederung betroffener Personen. Dem
Anderssein soll Respekt und Wertschätzung gezollt werden.
Sehbehinderte werden vom SBV nicht aus dem Blickwinkel eines
Defizits gesehen. Im Vordergrund steht die Frage, was sie als
blinde oder sehbehinderte Menschen innerhalb der Gesellschaft
zum Allgemeinwohl leisten können.
Intern aber hat der SBV auch Probleme. Insbesondere hat er
Nachwuchsschwierigkeiten was die Milizfunktionen angeht.
Mission
Zwei Absätze im Positionspapier schlagen die Ziele und Werte
vor, die der SBV sich setzen sollte und auf die er seine
Handlungsweisen stützen sollte. Die Schlüsselbegriffe des ersten
Absatzes sind Zugänglichkeit, Autonomie und Integration. Zur
Zugänglichkeit gehört das Stichwort „Beeinflussung der
Umgebung“. Zum Schlüsselbegriff „Autonomie“ gehört das
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45/64
Stichwort „Selbsthilfe und Dienstleistungen“. „Integration“ setzt
sich zusammen aus „Zugänglichkeit und Autonomie“.
Diese Stichworte lassen sich wie folgt verbinden: „Der SBV strebt
danach, die Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft zu
beeinflussen, und fördert mittels Selbsthilfe und bedarfsgerechten
Dienstleistungen die Autonomie blinder und sehbehinderter
Personen, damit sie sich in das öffentliche Leben eingliedern
können.“
Der zweite Absatz beschäftigt sich eingehend mit den Stichworten
Wert und Anerkennung.
Dienstleistungen
Das Positionspapier schlägt vor die vom SBV angebotenen
Dienstleistungen und deren Adressaten präzise zu definieren. Es
schlägt vor, dass es Leistungen geben sollte, die kollektiv allen
Sehbehinderten zugute kommen. In der Interessenvertretung
wären dies zum Beispiel die Zugänglichkeit und die Sozialpolitik.
Daneben sollte es aber Leistungen geben, die ausschliesslich
Mitgliedern vorbehalten sind. Für die Interessenvertretung wäre
dies zum Beispiel ein Rechtsbeistand für Mitglieder: also
rechtliche Beratung oder Vertretung im Zusammenhang mit der
Sehbehinderung.
Strategische Ziele wie der Mitgliederzuwachs oder ein Angebot an
Grundleistungen in Beratung und Rehabilitation für alle
Sehbehinderten in der Schweiz sind dabei berücksichtigt.
Image
Damit sich das Image des SBV von dem anderer
Leistungsanbieter unterscheidet, muss sich der SBV seiner
Mission ebenso wie seiner Dienstleistungen und seinem aktuellen
Umfeld bewusst sein, und dem in allem, was sein Image
ausmacht, Rechnung tragen. Image wirkt sich auf zwei Ebenen
aus, einer emotionalen (was man fühlt) und einer faktischen (was
man erreicht). Auf der emotionalen Ebene sollte die
Kommunikation des SBV die Attraktivität des Verbandes
vermitteln. Auf der faktischen Ebene sollten die Dienstleistungen
des SBV durch die Art, wie sie angeboten werden, effizient sein.
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Es ist nun an den Delegierten des SBV, sich zur Positionierung
des Verbands zu äussern.
Kasten
Das Positionspapier hat zwei Funktionen:
–
Es ist funktionales Werkzeug, mit dessen Hilfe die
Delegierten die Strategie des SBV verfeinern und
weiterentwickeln können.
–
Es bildet eine strategische Grundlage, mit deren Hilfe die
Verbandsleitung operative Konzepte für die diversen Abteilungen
des SBV ausarbeiten kann.
Der SBV braucht Sie!
Jean-Marc Meyrat
Wie viele andere Vereine und Verbände hat auch der
Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV)
Mühe, die Neubesetzung seiner Instanzen sicherzustellen.
Vorbei sind die Zeiten, als sich gleich fünf Sehbehinderte um
denselben Posten bei der damals noch existierenden SBVSektion Romandie bewarben. Das war die Zeit der Pioniere –
ihnen verdanken wir zum grossen Teil, dass es dem Verband
heute gut geht und dass Sehbehinderung in der Gesellschaft
wenn auch nicht immer optimal, immerhin realistisch
wahrgenommen wird.
Doch vielleicht hat das grossartige Selbsthilfeprojekt, das die
Vorgänger aufbauten, ein wenig dazu verleitet, sich auf deren
Lorbeeren auszuruhen und auf das Engagement der treuen Miliz
zu verlassen.
Das Wahljahr 2011
Im Jubiläumsjahr stehen in den Sektionen des Verbands
Neuwahlen der Vorstände, der Vertreter für die
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Delegiertenversammlung des SBV und für die beiden regionalen
Ausschüsse an. Wäre das nicht auch für Sie, liebe Leserin und
lieber Leser, eine ideale Gelegenheit, sich mehr zu engagieren?
Dank den immer leistungsfähigeren Hilfsmitteln, die Blinden und
Sehbehinderten zur Verfügung stehen, und dank der tatkräftigen
Unterstützung der hauptamtlichen Mitarbeiter des SBV können
Sie Ihren Gemeinschaftssinn, Ihre persönlichen Kenntnisse und
Fähigkeiten und Ihren gesunden Menschenverstand ebenso
sinnvoll für das Wohl aller einsetzen, wie Sie die Kompetenzen
einsetzen, die Sie in Ihrem Beruf erworben haben.
Beispiele
Ute Petzolt etwa ist Vorstandsmitglied der Walliser Sektion des
SBV. Die Dekorateurin liebt alles Schöne und wirkt voller
Begeisterung bei Sensibilisierungsaktionen mit. In erster Linie ist
sie jedoch für die kulturellen Aktivitäten ihrer Sektion
verantwortlich.
Roland Studer wiederum ist selbst Unternehmer. Neben seiner
Tätigkeit als Firmenchef leitet er die Geschicke der grössten SBVSektion, derjenigen von Zürich.
Françoise Déglon war mehrere Jahre Angestellte im Sekretariat
des Konservatoriums von Lausanne. Seit sie ihre Stelle aufgeben
musste, weil sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte, stellt
sie ihre Zeit und Kompetenz der Freiburger Sektion des
Verbandes zur Verfügung und leitet dort das Sekretariat für den
frankophonen Teil des Kantons.
Und was sagen Sie zu dem fast blinden Sozialarbeiter Beat
Herren, der trotz seiner 80%-Anstellung noch die Energie
aufbringt, die Berner Sektion unseres Verbandes mit kundiger
Hand zu führen?
Es gibt viele Menschen, die ihre Kompetenzen grosszügig für das
Wohl aller Mitglieder einsetzen. Doch leider reicht ihre Zahl nicht
aus, um ein reibungsloses Funktionieren des Verbandes
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sicherzustellen und besser mit den Kräften derer hauszuhalten,
die das Tagesgeschäft mit viel Anstrengung meistern, die aber
allmählich müde werden.
Ja, lieber Leser und liebe Leserin, die Mitglieder und Mitarbeiter
des SBV, die Partner im Bereich der Sehbehinderung und in der
Öffentlichkeit brauchen Sie dringend. Worauf warten Sie noch?
Geben Sie mit Ihrem Engagement Ihrem Leben einen
zusätzlichen Sinn, auch wenn Ihnen einer Ihrer Sinne
Schwierigkeiten bereitet!
Legenden:
Ute Petzolt, gelernte Dekorateurin, engagiert sich im Vorstand der
Sektion Wallis. (Foto: z.V.g.)
Der Unternehmer Roland Studer, hier an der
Delegiertenversammlung 2009, ist Präsident der Sektion Zürich.
(Foto: Naomi Jones)
Beat Herren, Präsident der Sektion Bern, führt sein Ehrenamt
neben seiner Anstellung als Sozialarbeiter aus. (Foto: Naomi
Jones)
Die starke Frau des SBV
Naomi Jones
Marja Kämpfer, langjährige Direktionssekretärin des
Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes
(SBV), ist seit dem Amtsantritt von Kannarath Meystre
Mitglied der Geschäftsleitung. Ein Porträt.
„Ecu ist nicht angebunden“, steht auf einem Blatt Papier an der
Bürotür. Im Zentralsekretariat des SBV wissen es alle: Wer zur
Direktionssekretärin will, muss sich gegen ihren bretonischen
Vorstehhund wappnen. Der Gescheckte mit den langen Ohren ist
frech wie Anton und steckt mitten in der Hundepubertät. „Ich hatte
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immer Hunde. Angefangen hat es mit einem Jagdhund, der hätte
erschossen werden sollen“, erzählt Marja Kämpfer.
Sie wuchs in den sechziger Jahren im Emmental als kleine
Schwester von zwei grösseren Brüdern auf. Weil sie sich gegen
diese schon früh behaupten musste, war sie als Kind eine Wilde:
„In der Schule habe ich die Buben kujoniert.“ Dass sie als Tochter
des Gemeindeammanns andern Kindern hätte Vorbild sein sollen,
passte ihr gar nicht. Viel lieber begleitete sie den Vater, der ein
Elektrogeschäft im Dorf führte, auf die Emmentaler Alpen, wo er
in den Hütten elektrisches Licht einrichtete.
Weil ein Studium für Mädchen nicht in Frage kam, machte Marja
Kämpfer ein Bauernlehrjahr im Waadtland. Sie lernte für grosse
Gesellschaften kochen, den Garten anbauen und Hühner
schlachten. „Das finde ich aber heute noch schrecklich!“, sagt sie
und lacht ihr verschmitztes Lachen. Den grünen Daumen
hingegen hat sie behalten und züchtet in ihrem Garten alte
Rosensorten.
Die Lehr- und Wanderjahre
Zurück in der Deutschschweiz machte Kämpfer eine
Verwaltungslehre bei einem Notar in Sumiswald/Grünen und
eignete sich eine gewisse Trinkfestigkeit an, als sie im Winter
beim Protokollieren auf landwirtschaftlichen Steigerungen von
wohlmeinenden Bauern einen Kafi Luz nach dem andern
spendiert erhielt.
Nach der Lehre folgten die klassischen Wanderjahre: Kämpfer
arbeitete wieder für einen Notar, dann für verschiedene Banken.
Als Bankkassierin transportierte sie verbotener- aber
praktischerweise in ihrer Handtasche regelmässig mehrere
Hunderttausend Franken vom Post- zum Bankschalter. In der
Hypothekenverwaltung betreute sie die Kunden aus dem Berner
Jura in einer Zeit wo diese der Berner Staatsbank alles andere als
grün waren. Es war in den achtziger Jahren, als sich der Kanton
Jura von Bern abspaltete.
Marja Kämpfer lernte ihren ersten Mann kennen und wurde
Mutter eines Sohnes. Im Mutterschaftsurlaub hielt sie es aber
nicht lange aus. Und so arbeitete sie schon bald wieder. Zuerst
D:\68622821.doc
50/64
von zu Hause aus, nach der Scheidung temporär an
verschiedenen Orten, bis sie von einem Headhunter zum SBV
berufen wurde.
Der Verband
Der SBV befand sich in einer Krise. Der Zentralsekretär Arnold
Schneider war freigestellt worden. Die Direktionssekretärin hatte
aus Protest ebenfalls gekündigt. Paul Stegmann leitete den
Verband interimistisch. Er kam von der Industrie und wählte seine
Mitarbeitenden mit dem Pendel aus.
„Damals war der SBV noch ein Verbändchen. Alles war viel
kleiner, aber auch viel chaotischer.“ In den zehn Jahren, in denen
Marja Kämpfer nun Direktionssekretärin des SBV ist, hat sie
einiges aufgebaut und strukturiert. Die Protokolle der
Delegiertenversammlung und des Zentralvorstandes sind bis in
die fünfziger Jahre zurück greifbar. Ab den neunziger Jahren
liegen sie elektronisch vor und sind mit einem
Stichwortverzeichnis erfasst. Demnächst sollen die alten
Protokolle gescannt und dadurch besser zugänglich werden.
Dass jedes Jahr ein sehbehinderter Jugendlicher seine KV-Lehre
im Zentralsekretariat antritt und dass gleichzeitig ein anderer sein
Diplom in die Tasche steckt, ist ebenfalls ein Verdienst Kämpfers.
Ohne sie hätte der Kongress der World Blind Union 2008 nicht in
Genf stattgefunden.
„Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau“, zwinkert
Marja Kämpfer schelmisch. In diesem Satz ist der Kern ihrer
Aufgaben zusammengefasst. Dem neuen Zentralsekretär
Kannarath Meystre erschien es daher nur logisch, dass die Frau,
die seit einem Jahrzehnt zum innersten Kern des SBV gehört und
an jeder wichtigen Sitzung teilnimmt, in der Geschäftsleitung eine
ebenso gewichtige Stimme hat, wie die andern Anwesenden. Seit
Meystre sein Amt angetreten hat, ist Kämpfer stimmberechtigtes
Mitglied der Geschäftsleitung.
Apropos Männer: Im Mai vor bald zwei Jahren hat Marja Kämpfer
ihren zweiten Mann geheiratet. Sie heiratete in der alten Berner
Tracht ihrer Grossmutter. Die erwachsenen Söhne waren
Trauzeugen.
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Legenden:
Die Kommunikation zwischen Marja Kämpfer, der
Direktionssekretärin des SBV, und ...
... dem bretonischen Vorstehhund Ecu funktioniert meistens.
Andern Leuten gehorcht der Schlingel selten. (Fotos: Naomi
Jones)
SBV-Delegiertenversammlung 2011
Delegiertenversammlung und offizieller Festakt zum 100jährigen Bestehen des SBV am 25./26. Juni 2011 im Hotel
Alpha Palmiers, rue du Petit-Chêne 34, 1003 Lausanne.
Voraussichtliche Traktanden:
1.
1.1
1.2
1.3
1.4
Eröffnung
Begrüssung
Appell
Wahl der Stimmenzähler
Genehmigung der Traktandenliste
2.
Information und Diskussion
Informationen der Verbandsleitung und der Delegierten
3.
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7.
3.8
Beschlussgeschäfte SBV
Protokoll der DV vom 5. Juni 2010 in Luzern
Bericht des Präsidenten
Genehmigung der Rechnung 2010
Genehmigung des Jahresberichts 2010
Entlastung des Zentralvorstandes
Genehmigung des Berichts der Wertschriftenkommission
Entlastung der Wertschriftenkommission
Jahresbeitrag 2012
4.
Anträge des SBV-Zentralvorstandes und der Delegierten
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4.1 Stellungnahme zur und Festlegen der Positionierung des
Verbandes
4.2. weitere Anträge
5.
5.1
5.2
5.3
Wahlen
Verabschiedung der austretenden ZV-Mitglieder
Wiederwahl des Präsidenten Remo Kuonen
1. Wahlgang ZV-Mitglieder und 2. Wahlgang (falls nötig)
Zur Wiederwahl stehen: Rita Annaheim, Urs Kaiser, Pascal
Lonfat, Eric Mamin und Ismael Tahirou.
6. Verschiedenes
Termine und Begleitung
Anträge der Sektionen und der Delegierten, sowie Kandidaturen
für die drei vakanten Sitze im Zentralvorstand sind bis zum 13.
Mai 2011 zuhanden des Zentralvorstandes schriftlich
einzureichen an Marja Kämpfer: [email protected].
Einladung, Traktandenliste, Tagungsunterlagen und
Anmeldeformular werden den Delegierten mit Poststempel 27.
Mai 2011 zugestellt. Pro Sektion kann eine sehende
Begleitperson für die Teilnahme an DV und Festakt
eingeschrieben werden. Die Begleitperson stellt die An- und
Abreise der Delegierten sicher.
Mitteilung des Zentralvorstandes
Der Zentralvorstand hat an der Sitzung des 19./20. Novembers
2010 beschlossen, die Rabatte für sehbehinderte und blinde
Gäste im Hotel Solsana neu festzulegen. Ab 2011 werden diese
wie folgt festgelegt:
45% für SBV-Mitglieder und eine Begleitperson.
45% für Kinder von SBV-Mitgliedern bis 20 Jahre, in Begleitung
des Mitglieds, unabhängig davon, ob im Zimmer der Eltern oder
in eigenem Zimmer.
20% für Kinder über 20 Jahre, Eltern und Geschwister von SBVMitgliedern in Begleitung des Mitglieds.
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20% für Festangestellte MitarbeiterInnen vom SBV und der
Unitas.
Die Vergünstigung für Behinderte ohne SBV-Mitgliedschaft aus
dem In- und Ausland und eine Begleitperson werden ersatzlos
gestrichen, ebenso die Vergünstigungen für Angehörige von SBVMitgliedern, wenn sie nicht in Begleitung des Mitglieds sind.
Kunstpreis 2011
Helga Gruber, Jean-Marc Meyrat
Wir suchen: Blinde oder sehbehinderte Künstlerinnen und
Künstler.
Im Jubiläumsjahr 2011 vergibt der SBV einen nationalen
Kunstpreis in der Höhe von 6000 Franken. Melden Sie sich so
bald als möglich für die Wettbewerbsteilnahme an!
Die Vergabe des Kunstpreises an die ausgezeichneten Künstler
wird im Rahmen der offiziellen 100-Jahr-Jubiläumsfeier des SBV
am 26. Juni 2011 in Lausanne erfolgen. Die Bewerberinnen und
Bewerber müssen in der Schweiz wohnhaft sein. Zugelassen zum
Wettbewerb sind künstlerisch tätige Einzelpersonen und
Organisationen, welche sich kulturell im Blinden- und
Sehbehindertenwesen engagieren.
Die Anmeldungen erwarten wir spätestens bis zum 15. März
2011. Ihre Kunstwerke sind uns spätestens bis zum 15. Mai 2011
zu übergeben.
Einschreibungen
Diese sind zu richten an: Antenne romande de la FSA, rue de
Genève 88b, 1004 Lausanne.
Claudia Racine, zweisprachige Mitarbeiterin der Antenne
romande des SBV, steht Ihnen gerne für alle zusätzlichen
Auskünfte zur Verfügung und sie wird Ihnen das Reglement mit
den Teilnahmebedingungen gerne zustellen.
Tel. 021 651 60 60, E-Mail-Adresse: [email protected].
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Nachrichten aus dem Zentralsekretariat
Beratungsstellen in der Ostschweiz
Ab dem 1. Januar 2011 ist die Beratungs- und
Rehabilitationsstelle des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbands (SBV) in Chur Ansprechpartnerin für
alle blinden und sehbehinderten Menschen im Kanton
Graubünden:
Schweiz. Blinden- und Sehbehindertenverband
Beratungsstelle Graubünden
Steinbockstrasse 2, Postfach
7001 Chur
Tel.: 081 257 10 00
E-Mail: beratungsstelle.
[email protected]
Personen aus dem Kanton St. Gallen wenden sich an die
Sehberatung St. Gallen des OBV:
OBV Sehberatung
Schützengasse 4
9000 St. Gallen
Tel.: 071 246 61 10
E-Mail: [email protected]
In beiden Stellen erhalten blinde und sehbehinderte Menschen
kostenlos Sozialberatung, Low Vision-Beratung, Beratung und
Training in Orientierung & Mobilität sowie Lebenspraktischen
Fertigkeiten.
Aus dem Kurssekretariat
Das neue Programm für die Kurse 2011 ist Anfang November
verschickt worden. Es warten zahlreiche interessante Kurse auf
Sie. Lassen Sie sich beraten und begeistern. Wir freuen uns auf
Ihre Anmeldung.
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Sollten Sie kein Programm erhalten haben, können Sie sich
gerne bei uns melden, Tel. 031 390 88 37 oder per E-Mail:
[email protected]
Sektionsveranstaltungen
Sektion Aargau-Solothurn
01.02.
19.02.
22.02.
01.03.
09.03.
19.03.
26.03.
Kaffeetreff in der Aarauerstube von 14.15–16.15 Uhr,
Bahnhofstrasse 78, Aarau. Verena Marti, 062 822 01 78
Ordentliche Mitgliederversammlung, Altersresidenz
Bornblick in Olten. Auskunft Verena MüllerBachmann,062 721 51 67
Wandern im Schnee in Sörenberg. Verschiebedatum:
Donnerstag, 3. März. Information Ruedi Heutschi, 062
216 14 06
Kaffeetreff in der Aarauerstube von 14.15–16.15 Uhr,
Bahnhofstrasse 78, Aarau. Verena Marti, 062 822 01 78
Aargau-Solothurner Jasstag. Seniorenresidenz
Bornblick in Olten. Hans-Ruedi Häuptli, 062 751 66 14
Bowling, 14.00–16.00 Uhr, Bowlingcenter,
Rohrerstrasse 102, 5000 Aarau. Anmeldung bis 16.
März bei: Monika Schenk, 079 760 49 88
Hardis Grotto. Das sagenhafte Theater im
Stockdunkeln. Zofingen Kleine Bühne 20.15 Uhr.
Reservation: 062 745 71 72
Sektion Biel/Bienne
09.02.
12.02.
09.03.
28.05.
Nachmittagshöck ab 14.00 Uhr im Restaurant
Büttenberg in Biel
23. ordentliche Generalversammlung im Restaurant
Büttenberg Biel
Nachmittagshöck ab 14.00 Uhr im Restaurant
Büttenberg in Biel
Jubiläumsfeier 100 Jahre SBV auf dem Strandboden
beim Parkkaffee in Biel
Sektion Ostschweiz
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07.02.
19.02.
07.03.
02.04.
04.04.
30.04.
Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB
St.Gallen
Mitgliederversammlung im KVZ, St.Gallen, Saalöffnung
10.30 Uhr, Beginn GV 11.00 Uhr, Anmeldung bis
4.2.2011 an Priska Gattoni, Berglistrasse 31, 9320
Arbon, weitere Infos folgen in Televox und Post
Stamm, ab 19.00 Uhr, Rest. Brasserie, beim HB
St.Gallen
Frühjahrsanlass „Schulmuseum“-Amriswil, Anmeldung
bei Trudel Barbara,
Tel.-Nr. 052 720 89 78, weitere Infos in Televox und
Post
Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St.
Gallen
Neumitgliederbegrüssung im Atelier St.Gallen, weitere
Infos in Televox und Post
Sektion Zürich
25.01.
29.01.
02.02.
05.02.
22.02.
26.02.
Kontaktgruppe Enge. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich,
14.00–16.00 Uhr
Samstags-Lunch: Was macht die SBH in Basel?
Referat von Gregor Wadenpohl.
Rest. Schibli, Uster, 11.30–13.30 Uhr
Anmeldung bei
Urs Lüscher, 044 940 39 10 oder
[email protected]
Wanderung in der Region Schlieren / Dietikon.
Anmeldung bei Maya + Gilbert Monnerat, Tel. 044 741
23 49
(Ersatzdatum 02.03.)
Wanderung: Roti Bagge zwüsche Uetliberg+Waldegg.
Anmeldung bei Marianne + Walti Ogi, Tel. 044 432 28
28 (Ersatzdatum 05.03.)
Kontaktgruppe Enge. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich,
14.00–16.00 Uhr
Samstags-Lunch: Was ist Orientierungs- und
Mobilitätstraining?
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12.03.
19.03.
19.03.
26.03.
29.03.
Rest. Schibli, Uster, 11.30–13.30 Uhr Anmeldung bei
Urs Lüscher, 044 940 39 10 oder [email protected]
Mitgliederversammlung mit anschliessendem
Mittagessen im Restaurant Helvetiaplatz (Volkshaus)
Stauffacherstr. 60, 8004 Zürich, 09.30–14.30 Uhr
Wanderung Rapperswil – Etzel – Einsiedeln.
Anmeldung bei Giovanni Pasqualotti, Tel. 044 390 11
83
Kulturanlass: „Total dureknallt“ Theater mit Jörg
Schneider. Stadthofsaal, Uster, zirka 19.00–22.00 Uhr
Anmeldung bei Urs Lüscher, 044 940 93 10 oder
[email protected]
Samstags-Lunch: „Gewalt gegen Behinderte“
Rest. Schibli, Uster, 11.30–13.30 Uhr
Anmeldung bei Urs Lüscher, 044 940 93 10 oder
[email protected]
Kontaktgruppe Enge. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich,
14.00–16.00 Uhr
Und ausserdem jede Woche
Handarbeitsgruppe Aarau
Mittwochs von 13.15–16.15 Uhr in der Klubschule Migros,
Bleichmattstrasse 42, 5000 Aarau. Information: Margrit
Zimmermann 044 940 63 79
Atelier Zürich
Moosmattstrasse 30, 8953 Dietikon, 044 740 27 40
Weitere Informationen über die Sektionsaktivitäten finden Sie auf
Televox 031 390 88 88 und auf www.sbv-fsa.ch
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Der „Enthinderungskurs“ ist lebendige Selbsthilfe. Die
Gemeinschaft mit andern Betroffenen gibt Mut, Dinge
auszuprobieren, die für die Bewältigung des täglichen Lebens
sehr hilfreich sind.
Machen auch Sie mit! 22.–28. Mai in Landschlacht. Information
und Anmeldung beim SBV-Kurssekretariat 031 390 88 37
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Sie möchten sich und Ihre Persönlichkeit näher kennenlernen?
Das Enneagramm ist uralte Weisheit, die genau auf diese Fragen
Antwort gibt ohne zu katalogisieren. Weisheit, die zur
persönlichen Weiterentwicklung beiträgt – ein Werkzeug für einen
spirituell interessierten Christen von heute. Zusammen mit der
zertifizierten Enneagrammtrainerin Margrita Appelhans wollen wir
uns gemeinsam auf den Weg machen.
Kursdatum:
28.9.–1.10.2011
Ort: Internationales Blindenzentrum Landschlacht
Kosten:
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Im EZ pro Person und Tag: Fr. 101.–
Im DZ pro Person und Tag: Fr. 82.–
Rabatt für Schweizer Gäste: 10%
für deutsche Gäste: 15%
Pro Person wird eine Kursgebühr von Fr. 50.– erhoben.
Anmeldungen sind bis spätestens 15. März 2011 erbeten an:
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Tel: 071 223 29 91
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nach Aufwand verrechnet.
Interessierte melden sich bis 2 Monate vor Reisebeginn.
Monika Koch
Tel. 079 774 81 90
[email protected], www.resortedelweiss.ch
Impressum
Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes (SBV) im 98. Jahrgang. Erscheint
sechsmal im Jahr in Grossdruck, in Braille, im DAISY-Format, im
Elektronischen Kiosk, teilweise auf www.sbv-fsa.ch sowie auf
Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch und Französisch
(„clin d’œil“).
Herausgeber: SBV
Redaktion: Naomi Jones und Jean-Marc Meyrat
Umschlaggestaltung: Büro Grotesk.cc
Layout: Claudia Holzer, Ediprim AG, Biel
Übersetzungen: USG Übersetzungs-Service AG
Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne
Druck auf umweltfreundliches FSC-Papier
Brailleumwandlung und -druck: Hanni Wüthrich, Anton
Niffenegger
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DAISY: Paul Güntert Tonstudio
ISSN (Schwarzschrift): 1422-0490
ISSN (Blindenschrift): 1422-0504
Für Mitglieder des SBV: gratis. Jahresabonnement für
Nichtmitglieder: Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland). Postkonto:
30-2887-6
Redaktionsschluss für die nächste
Ausgabe: 10. Februar 2011
Thema: Tabu und Vorurteile
Anregungen bitte an: Redaktion „der Weg / clin d’œil“
Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband,
Gutenbergstrasse 40b, 3011 Bern, Tel. 031 390 88 00; Fax 031
390 88 50 [email protected], www.sbv-fsa.ch
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