Hilfen für den Deutschunterricht - Niedersächsischer Bildungsserver

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Niedersächsisches
Kultusministerium
mit Kindern und Jugendlichen,
deren Erstsprache nicht Deutsch ist
– Ergänzung 2004 –
 deutsch – albanisch
 deutsch – kurdisch
1
Inhalt
Seite
Ergänzung zu Kontrastive Materialien für verschiedene
Sprachen
3
Vorwort
Deutsch-albanisch
Einleitung
7
1.
Alphabet
8
2.
Buchstaben und Laute
9
3.
Grammatik
9
Satzbaupläne
9
Nomen
11
Artikel
11
Adjektive
11
Personalpronomen
12
Possessivpronomen
13
Verben
13
Deutsch-kurdisch
Einleitung
15
1.
Alphabet
16
2.
Buchstaben und Laute
17
3.
Grammatik
18
Satzbaupläne
18
Artikel
19
Nomen
20
Verben
21
Adjektive
23
Zahladjektive
23
Kardinalzahlen
24
Ordinalzahlen
24
Pronomen
24
Stellung der Präposition
25
Höflichkeitsform
25
2
Vorwort
Für den späteren Schulerfolg sind gute Kenntnisse in der deutschen Sprache Voraussetzung. Eine
bedeutsame Maßnahme zur Qualitätsentwicklung im Schulwesen ist daher die Verbesserung der
Sprachkompetenz von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Die sprachliche Bildung
dieser Kinder und Jugendlichen umfasst sowohl die Förderung
in der Unterrichts- und
Verkehrssprache Deutsch als auch die Kenntnisse in der Herkunftssprache
In der Regel ist bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund die Herkunftssprache die
Erstsprache,
da
sie
die
Familiensprache
ist,
und
Deutsch
Sprachbildungspotenziale, die durch die Herkunftssprachen zur
die
Zweitsprache.
Die
Verfügung stehen, stellen
Bildungschancen für die Entwicklung der Zwei- und Mehrsprachigkeit dar, die nutzbar zu machen
sind.
Für die Schulen sind die systematische Förderung der Zweitsprache Deutsch und die Entwicklung der
aktiven Zwei- oder Mehrsprachigkeit eine große Herausforderung.
Auf der Grundlage der gesetzlichen Vorschriften und Vorgaben sind die Schulen verpflichtet,
schuleigene Förderkonzepte zu erarbeiten, die die individuelle Lernentwicklung fördern. 1
Das Niedersächsische Kultusministerium unterstützt die didaktisch-methodische Arbeit der Schulen
durch die Herausgabe von Broschüren oder Handreichungen 2. Diese werden durch zusätzliche
Materialien, die auf dem Niedersächsischen Bildungsserver veröffentlicht werden, regelmäßig ergänzt.
Kontrastive Sprachvergleiche können für die Sprachförderung und die Sprachstandsdiagnostik
nützliche Hinweise bieten und helfen, spezifische Sprachförderbereiche zu identifizieren und im
Sprachunterricht zu berücksichtigen.
Die jetzt neu vorliegenden kontrastiven Sprachvergleiche „Deutsch – Albanisch“ und „Deutsch –
Kurdisch“ ergänzen die kontrastiven Sprachvergleiche der Broschüre „Hilfen für den Deutschunterricht
mit Kindern und Jugendlichen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist“, so dass nunmehr
Sprachvergleiche für folgende Sprachen vorliegen: Deutsch – Arabisch, Deutsch – Griechisch,
Deutsch – Italienisch, Deutsch - Persisch (Farsi), Deutsch – Polnisch, Deutsch – Portugiesisch,
Deutsch – Polnisch, Deutsch – Rumänisch, Deutsch – Russisch, Deutsch – Serbokroatisch, Deutsch –
Spanisch, Deutsch – Türkisch und Deutsch – Albanisch, Deutsch – Kurdisch.
Die kontrastiven Sprachvergleiche geben Einblicke in die phonologische, morphologische
1
2
NSchG § 54 a
„Unterricht für Schülerinnen und Schüler ausländischer Herkunft“ (Erl. D. MK vom 03.02.1993, SVBl. S. 27) RRL „Deutsch
als Zweitsprache“, Niedersächsisches Kultusministerium 2002
Hilfen für den Deutschunterricht mit Kindern und Jugendlichen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, Niedersächsisches
Kultusministerium 1991
Sichtwechsel. Handbuch für interkulturelle Bildung, Niedersächsisches Kultusministerium 2000
Didaktisch-methodische Empfehlungen für die Sprachförderung vor der Einschulung, Niedersächsisches Kultusministerium
2004
3
(Formenbildung
bei
Konjugation
und
Herkunftssprache. Dadurch werden die
Deklination
z.
B.)
Besonderheiten der
und
syntaktische
deutschen
Struktur
der
Sprache und der
Herkunftssprache deutlich. Das Wissen um die Unterschiede und ggf. auch Gemeinsamkeiten
zwischen der Erstsprache und der Zweitsprache Deutsch erleichtert das Verstehen von
Spracherwerbsprozessen bilingualer Kinder und ermöglicht Sprachfördermaßnahmen, die das
sprachliche Vorwissen berücksichtigen. Fehler sind unter dieser Perspektive unvermeidlicher
Bestandteil des Lernprozesses und sind als Ausdruck der Lösung eines sprachlichen Problems zu
bewerten.
Hinweise zu Besonderheiten der deutschen Sprache
Zu Beginn der Schulzeit setzt die Unterrichtssprache an den Spracherfahrungen der Schülerinnen und
Schüler an und entspricht noch weitgehend der Alltagssprache. Im Laufe der Schulzeit verändert sich
die Unterrichtssprache jedoch und verlangt neben Sicherheit in der Artikulation gute grammatische
Kompetenzen sowie eine differenzierte Entwicklung des Wortschatzes.
Für die Einschätzung von Abweichungen von der Standardsprache beim Spracherwerb und die
daraus abzuleitende Sprachförderung können folgende Hintergrundinformationen hilfreich sein:
-
Artikulation
Der Lautbestand ist in jeder Sprache unterschiedlich. In einigen Sprachen gehören Diphtonge
(au, ei, eu) nicht zum Lautinventar. Konsonantenhäufungen (schw, spr, str) sind ebenfalls in
manchen Sprachen nicht vorhanden und können daher Ausspracheschwierigkeiten bereiten.
-
Grammatik
Die Formenbildung der Deklination ist abhängig von Numerus (Sing., Plur.), Genus
(grammatisches Geschlecht) und Kasus. Die jeweilige Form wird u. a. bestimmt durch die
Wahl des Artikels (bestimmt/unbestimmt) und die Präposition (in die Schule gehen/in der
Schule sein).
Da einige Herkunftssprachen keine Artikel kennen, kann die Verwendung von Artikeln
Schwierigkeiten bereiten.
Im Gegensatz zu Sprachen, die nur eine oder wenige Pluralformen haben, gibt es in der
deutschen Sprache acht Variationen der Pluralbildung.
Auch die Formenbildung der Konjugation ist komplex und bei schwachen und starken Verben
(z.B. sagen/sagte – sprechen/sprach) unterschiedlich.
In der Satzbildung können Verben mit trennbaren Präfixen (Vorsilben) Probleme bereiten
(anmalen - malt an). Auch die Verbklammer (Fifi hat gestern den letzten Rest der guten
Cervelatwurst aufgefressen) gehört zu den syntaktischen Besonderheiten der deutschen
Sprache.
4
-
Wortschatz und Wortbedeutung
Die Bildung zusammengesetzter Nomen ist eine Besonderheit des Deutschen (Handwerk –
Handwerksmeister – Handwerksmeisterordnung …). Das Verständnis der Wortbedeutung
zusammengesetzter Wörter kann zu Schwierigkeiten führen.
Ebenso können Modalpartikel (doch, mal, ja), die keine Eigenbedeutung haben, aber im
Kontext Zusammenhänge betonen, zu Verunsicherungen in der Kommunikation führen.
Die
Bedeutungsveränderung
von
Verben
durch
Vorsilben
(vor-,
durchlesen)
kann
Schwierigkeiten bereiten.
Die unterschiedlichen Sprachstrukturen in der Erst- und Zweitsprache können zu möglichen Fehlern
bei Kindern führen:
-
zu Interferenzfehlern
Damit sind Übertragungsfehler aus der Muttersprache auf die Zweitsprache gemeint:
Aussprachefehler, abweichender Gebrauch der Artikel, Abweichungen in der Satz
stellung
-
zu Regelfehlern
Darunter sind Fehler beim Gebrauch grammatikalischer Strukturen zu verstehen, die
besonders stark von der Erstsprache abweichen: z. B. regelmäßige Konjugation und
Pluralbildungen im Türkischen
-
zu Generalisierungsfehlern
Damit ist gemeint, dass eine Regel auch auf Fälle angewendet wird, für die sie nicht zutrifft.
Dies geschieht z.B. bei Bildung der Vergangenheitsformen des Verbs (er sagte/ er hat gesagt
– er schreibte/er hat geschreibt).
-
zu Identifizierungsfehlern
Die Wortbedeutung ist nicht eindeutig:
Er geht nach Hause. – Es geht ihm gut. – Seine Uhr geht nicht mehr.
Pullover habe ich genug. Da bin ich satt von.
Auswertungen aus dem Unterricht Deutsch als Zweitsprache zeigen 3, dass die Schülerinnen und
Schüler viele Sprachstrukturen der deutschen Sprache lernen. Schulische Förderung bewirkt, dass die
Artikulation, die Wortstellung im Satz und die Personalendungen der Verben in der Regel normgerecht
gebildet werden und der Wortschatz erweitert wird.
3
Handreichung Deutsch als Zweitsprache, Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport Berlin, 2001, S. 23
5
Als Problembereich können sich dagegen insbesondere die Deklination im Zusammenhang mit
Präpositionen (Ich will diese Schule gehen.) und die Flexion unregelmäßiger Verben (Ich habe
gelasst).erweisen.
Die
zunehmende
Komplexität
der
Unterrichtssprache
(Verwendung
des
Passivs,
Partizipialkonstruktionen, Fremdwörter, Abstrakta, …), bereitet allen Schülerinnen und Schülern
Schwierigkeiten, nicht nur Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Für Schülerinnen
und Schüler, die in ihrem häuslichen Umfeld in der Erstsprache kommunizieren, kommt allerdings
erschwerend hinzu, dass sie außerhalb der Schule kaum Möglichkeiten haben, auf die schulische
Fachsprache vorbereitet zu werden.
Das Fach Deutsch als Zweitsprache erfordert Maßnahmen zur Förderung der Sprachentwicklung auf
allen Ebenen der Sprachstruktur, damit Schülerinnen und Schüler, deren Erstsprache nicht Deutsch
ist, erfolgreich am Unterricht teilnehmen können. Sprachförderung und sprachliche Bildung sind aber
auch Aufgaben jeden Regelunterrichts, der an die individuellen Lernvoraussetzungen der – zum Teil
zweisprachig aufwachsenden – Kinder anknüpft und diese berücksichtigt.
6
Sprachvergleich 1)
deutsch — albanisch
Einleitung
Das Albanische stellt einen besonderen Zweig innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie
dar. Das Sprachsystem der albanischen Sprache weist viele Eigenheiten indogermanischen
Ursprungs auf, aber auch eigenständige Entwicklungen. Der Wortschatz der albanischen
Sprache enthält viele Wörter lateinischer, slawischer und türkischer Herkunft.
Die grammatische Struktur der albanischen Sprache weist Ähnlichkeiten mit der grammatischen
Struktur des Italienischen, Französischen und Rumänischen auf. Das Albanische hat auch
Merkmale, die typisch sind für Sprachen aus der Balkanregion.
Das Albanische hat zwei Mundarten oder Dialekte: das Gegische (der nördliche Dialekt) und
das Toskische (der südliche Dialekt).
Die albanische Literatursprache wurde hauptsächlich auf der Basis des südlichen Dialekts
entwickelt, in ihr sind aber auch Elemente des nördlichen Dialekts eingegangen.
Der Sprachvergleich soll grundlegende Informationen über die albanische Sprache geben und
eine Hilfestellung für die Lehrerinnen und Lehrer sein, die albanisch sprechende Kinder im
Klassenverband oder im Rahmen von Fördermaßnahmen in der Zweitsprache Deutsch
unterrichten.
1)
Im Auftrage des Niedersächsischen Kultusministeriums erarbeitet von Auron Dodi, Bonn.
7
1.
Alphabet
Graphem
albanisch
Phonem
albanisch
Lautbeispiel
albanisch
Graphem
deutsch
Lautbeispiel
deutsch
a
b
c
ç
d
dh
e
ë
f
g
gj
h
i
j
k
l
ll
m
n
nj
o
p
q
r
rr
s
sh
t
th
u
v
x
xh
y
z
zh
a
b
ts
t∫
d
ð
e

f
g
ana
bora
cep
çaj
dora
dheu
edhe
është
fara
goja
gjashtë
hëna
iki
jam
kam
laj
llampa
mali
ne
një
ora
pak
qaj
ra
rri
sy
shoh
ty
thaj
ura
vë
xixa
xhami
ylli
zë
zhurma
a
b
z
t tsch
d
e
ö,e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
o
p
tj
kurzes Zungen-r
stark gerolltes Zungen-r
ss, ß
sch
t
u
w
ü
s
-
Arm
Bude
Zange
Peitsche
Dorf
fett
öffnen, Gabe
Farbe
Gold
Herr
Ikone
Jagd
Kamerad
Laie
Maler
nein, Zange
offen
Paket
tja
Rosse, Fluss
Schule
Tüte
Urlaub
Wein
Tür
Rose
-
h
i
j
k
l
ll
m
n
n,
o
p
c
r
r:
s
∫
t

u
v
dz
d
y
z
Die albanische Literatursprache besteht aus 36 Graphen, darunter neun Doppelbuchstaben
(Digraphen: dh, gj, ll, nj, rr, sh, th, xh, zh) und zwei Buchstaben mit diakritischen Zeichen (ë,
ç). Jedem Graphem ist ein Phonem zugeordnet. Die einzelnen Konsonanten des
albanischen Alphabets werden ausgesprochen, indem man dem jeweiligen Konsonant den
Vokal ë hinzufügt (bë, cë, çë, dë, fë u.a.).
8
2.
Buchstaben und Laute
Die Orthographie der albanischen Sprache ist überwiegend phonetisch, d. h. in den meisten Fällen schreibt man
so, wie man spricht. Das morphologische Prinzip, dass das Zusammenhalten der Phoneme bei der Wortbildung
zum Ziel hat, findet in der albanischen Orthographie nur selten Anwendung. Eine noch geringere Rolle für die
albanische Orthographie als das morphologische Prinzip spielt das historische Prinzip.
Die albanische Sprache kennt keine Diphthonge, die Phonemfunktion haben. Zwei Vokale, die einander folgen,
bilden zwei verschiedene Silben. Die albanische Sprache kennt auch keine Triphthonge.
Doppelkonsonanten (Geminaten) treten in der albanischen Sprache nur an Morphemgrenzen auf und bilden zwei
Phoneme:
(në) mbajttë
(= sollte er tragen)
(në) dittë
(= sollte er wissen)
(në) mattë
(= sollte er messen)
(në) fjettë
(= sollte er schlafen)
Bei der Flexion eines Wortes ändert der Akzent seine Stelle nicht. Der Akzent ist jedoch Merkmal jedes einzelnen
Wortes, daher können albanische Wörter grundsätzlich auf jeder Silbe betont sein, d. h. es gibt Wörter, die den
Akzent auf der ersten Silbe (máli) (= Berg), auf der zweiten Silbe (lirí) (= Freiheit), auf der dritten Silbe (bukurí)
(= Schönheit) und auf der vierten Silbe (qytetërím) (= Zivilisation) tragen. In den meisten Fällen wird jedoch die
vorletzte Silbe betont. Die Änderung der Akzentstelle kann in wenigen Fällen eine Bedeutungsänderung
bewirken, z.B.:
líri
(= Lein)
- lirí
(= Freiheit)
bári (= Gras)
- barí (= Hirt)
ári
(= Gold)
- arí
(= Bär)
Großschreibung erfolgt im Albanischen nur am Satzanfang und bei Eigennamen. Völkernamen werden
kleingeschrieben. Bei den Buchtiteln, Überschriften von Zeitungsartikeln u.a. wird nur das erste Wort
großgeschrieben.
Orts- und Personennamen, soweit sie Fremdwörter sind, werden so geschrieben, wie man sie ausspricht:
G. Majer (G. Meyer), Lihtenshtajn (Lichtenstein), Nju Jork (New York).
3. Grammatik
Satzbaupläne
Das übliche Satzbauschema im Albanischen ist:
Subjekt - Prädikat - Ergänzungen, z. B.:
Agroni
Agron
mëson
lernt
vjershën.
das Gedicht.
Im Albanischen unterscheidet man:
-
Aussagesätze
Erdhi
me tren.
(Er) ist gekommen mit dem Zug.
(Er) ist
mit dem Zug gekommen.
-
Fragesätze ohne Fragewort
Iku
Genci ?
Ist gegangen Genc?
Ist Genc gegangen?
A* iku
Ist gegangen
Genci? (* a ist in diesem Fall ein Verstärkungspartikel)
Genc?
9
-
mit Fragewort
Kush
Wer
erdhi?
ist gekommen? Wer kam?
Cili
mësues erdhi?
Welcher Lehrer
ist gekommen?
Çfarë
njeriu
është ?
Was für ein Mensch ist (er)?
Ç'njeri
është ?
Was für ein Mensch ist (er)?
Man unterscheidet außerdem:
-
Affirmative Sätze
Erdhi.
(Er/ Sie) ist gekommen.
-
Negative Sätze
Im Albanischen werden die Sätze mit den Partikeln
nuk, s'
verneint.
Nuk erdhi.
(Er/Sie) ist nicht gekommen.
S' erdhi.
(Er/ Sie)
nicht ist gekommen.
Er ist nicht gekommen.
Nuk erdhi
askush.
Nicht ist gekommen / kam niemand.
Es ist niemand gekommen.
S'
erdhi
askush.
Nicht ist gekommen / kam niemand.
Es ist niemand gekommen.
Nuk und s' stehen in Verbindung zum Prädikat. Mit diesen Partikeln wird nicht der Inhalt des ganzen Satzes
verneint.
In der deutschen Sprache verwendet man nicht um den Inhalt des Verbs zu verneinen und kein um das
Substantiv zu verneinen. Im Unterschied zu der deutschen Sprache wird im Albanischen der Inhalt der
Substantive durch die Indefinitpronomina mit Negationselement as, asnjë, askush (= keiner, niemand) negiert und
das Verb wird gleichzeitig durch die Partikel nuk, s' verneint. Im Albanischen findet praktisch eine "doppelte
Verneinung" statt. Die doppelte Verneinung verwandelt im Albanischen einen negativen Satz nicht in einem
affirmativen Satz.
Asnjë i ftuar
nuk kishte ardhur.
Kein Eingeladener nicht war gekommen.
Es war keiner der eingeladenen Leute gekommen.
Das Albanische ist eine flektierbare Sprache mit Nominal- und Verbalendungen. Wenn das Subjekt durch ein
Personalpronomen vertreten wird, bleibt das Subjekt daher meistens unerwähnt.
Shkruan bukur.
(Er) schreibt schön.
Das Personalpronomen in der Funktion des Subjekts wird nur dann erwähnt, wenn es hervorgehoben werden
soll.
Ai shkruan bukur. (* Er schreibt schön, und nicht die anderen.)
Er schreibt schön.
10
Nomen
Die Substantive der albanischen Sprache können drei Geschlechtern zugeordnet werden: Maskulinum,
Femininum und Neutrum. Dabei gehören nur noch wenige Substantive zum Neutrum. Die Funktionen dieses
Genus werden im Albanischen zunehmend vom Maskulinum und Femininum übernommen.
Das Genus ist in jeder Sprache Merkmal jedes einzelnen Substantivs. Derselbe Gegenstand kann in
verschiedenen Sprachen unterschiedlichen Geschlechts sein:
deutsch: das Brot (Neutrum);
albanisch: buka (Femininum).
Die Genera werden im Albanischen formell durch die verschiedenen Endungen unterschieden.
Die Bestimmtheitszeichen der maskulinen Substantive sind - i und -u:
gur-i, (der Stein);
krah-u (der Arm).
Das Bestimmtheitszeichen der femininen Substantive ist -a (in wenigen Fällen-ja):
nën-a (die Mutter);
lul-ja (die Blume).
Das Bestimmheitszeichen der neutralen Substantive ist -t (ë) :
të ngrënë-t (das Essen);
të ftohtë-t (das Kalte)
Artikel
Im Albanischen unterscheidet man bestimmte und unbestimmte Artikel. Die unbestimmten Artikel lauten një und
ca.
Mit dem Artikel wird im Albanischen die Determiniertheit ausgedrückt.
Um eine bestimmte Kasusform auszudrücken, wird im Deutschen (in den meisten Fällen) nur der Artikel
dekliniert; im Albanischen dagegen wird sowohl der Artikel als auch das Substantiv dekliniert, z.B.:
drejtori i shkollës
(= der Direktor der Schule),
drejtorit të shkollës
(= dem Direktor der Schule),
drejtorëve të shkollave
(= den Direktoren der Schulen).
Der Artikel kann in der albanischen Sprache als
-
Bestandteil des Adjektivs auftreten (in diesen Fällen hat der Artikel keine andere Funktion), z. B.:
i lartë (= hoch), i madh (= groß);
-
Bestandteil von Ordinalzahlen, z. B.:
dy -i dytë (= zweiter), i gjashtë (= sechster);
-
Bestandteil von einigen Pronomina, z.B.:
i cili (= welcher), i tij (= sein);
-
Bestandteil von einigen Verwandtschaftsnamen, z. B.:
i vëllai (= sein Bruder), e ëma ( = seine Mutter).
Adjektive
Die überwiegende Mehrheit der Adjektive sind Artikel-Adjektive,
z.B.: i lartë (= hoch), i madh (= groß), i bukur (= schön).
Es gibt aber auch eine Reihe artikelloser Adjektive, die oft mit den Suffixen -tar, -tor, - or u.a. gebildet werden,
z. B.: burrë plak (= alter Mann), mendime përparimtare (= fortgeschreitende Gedanken) u.a.
Diese Adjektive können nicht zu Artikel-Adjektiven umgewandelt werden. Die normale Stellung des Adjektivs in
der albanischen Sprache ist nach dem Substantiv,
z. B.: mal i lartë (= hoher Berg), pamje e bukur (= schöner Anblick).
Die Stellung des Adjektivs vor dem Substantiv dient der Hervorhebung einer durch das Adjektiv bezeichneten
Eigenschaft. Diese Stellung wird häufig im poetischen Stil, aber auch in der Umgangs- und in der Schriftsprache
benutzt, um Expressivität auszudrücken,
z. B.: e mjera nënë! (= die arme Mutter!).
11
In diesem Fall erscheint das Adjektiv in der bestimmten Form und es wird substantiviert. In der Stellung Adjektiv
vor Substantiv (i shkreti djalë = der arme Junge) wird nur das Adjektiv dekliniert, während das nachgestellte
Substantiv unverändert bleibt.
Adjektive in prädikativer Funktion richten sich nach dem Genus und Numerus des Substantivs,
z. B. guri është i kuq (= der Stein ist rot), pemët janë të larta (= die Bäume sind hoch).
Die Graduierung der albanischen Adjektive erfolgt meistens mit Hilfe von më (ursprünglich ein Adverb mit der
Bedeutung 'mehr'),
z. B.: më i madh se ti (= größer als du); pak më i gjatë se ti (= etwas größer als du ) u.a.
Personalpronomen
Die Personalpronomina im Albanischen sind:
Singular
unë
ti
ai
ajo
Plural
(= ich)
(= du)
(= er)
(= sie)
ne
ju
ata
ato
(= wir)
(= Ihr/Sie)
(= sie)
(= sie)
Alle Personalpronomina haben die Kategorie des Kasus, der Person und des Numerus, während die
Personalpronomina der 3. Person (ai, ajo, ata,ato) nur über die Kategorie des Genus verfügen.
Neben den oben genannten "vollen Formen" erscheinen die Personalpronomina im Albanischen auch in
"Kurzformen". Diese "Kurzformen" (= KF) sind historisch aus den vollen Formen hervorgegangen und existieren
nur im Dativ und Akkusativ.
1. Person
2. Person
Sg
Nom
Gen
Dat
Akk
Abl
Pl
KF
unë
mua më
mua më
meje -
3. Person
Pl/m
Nom
Gen
Dat
Akk
Abl
Sg
KF
ne
neve
ne
nesh
na
na
-
KF
ti
ty
të
ty
të
teje -
3. Person
Pl
Sg /m
KF
KF
ju
ai
i atij
juve ju
atij
i
ju
ju
atë
e
jush
atij
-
Sg/f
KF
ajo
asaj
asaj
atë
asaj
i
e
-
Pl/f
KF
-
ata
i atyre
atyre u
ata
i
atyre -
KF
ato
i atyre
atyre u
ato
i
atyre
-
Die "Kurzformen" der Personalpronomina sind immer unbetont und wiederholen im Satz die Akkusativ- und die
Dativobjekte, z.B:
Më lëvdoi (mua -Akk.Obj) 'er/sie hat mich gelobt',
të tha (ty - Dat.Obj) 'er/sie hat nach mir gerufen'.
Die "volle Form" des Personalpronomens kann in diesen Fällen fehlen, nicht aber die "Kurzform". Fehlt in einem
Satz jedoch das Verb, kann nur die "volle Form" des Personalpronomens erscheinen, z.B.:
Pse mua po dhe ty jo? (= Warum zu mir ja und zu dir nein?).
Die "Kurzformen" der Personalpronomina können auch in zusammengesetzen Formen erscheinen. Als
Anredeform wird die zweite Person Plural ju verwendet: Ju si mendoni? (= Welcher Meinung sind Sie?)
12
Possessivpronomen
Die Possessivpronomina haben im Albanischen die Kategorien Person, Numerus, Genus und Kasus.
1. Person
Sg.
2. Person
Pl.
Sg.
3. Person
Pl.
Sg.
Pl.
M.
F.
M.
F.
M.
F.
M.
F.
M.
F.
M.
F.
im
ime
e mi
e mia
yt
jote
e tu
e tua
i tij
e tij
i tij
e saj
ynë
jonë
tänë
tona
juaj
juaj
tuaj
ruaja
i saj
e saj
i tyre
e tyre
e tyre
Aufgrund der Anwesenheit/Abwesenheit des vorangestellten Artikels unterscheidet man Artikel-Possessiva (e mi,
e tua) und artikellose Possessiva (im, jote).
Die Possessivpronomina richten sich im Albanischen sowohl nach dem "Besitz" als auch nach dem "Besitzer".
Wenn der "Besitz" maskulin ist, wird auch das Possessivpronomen maskulin, z.B. libri im (= mein Buch); ist der
"Besitz" feminin, wird auch das Possessivpronomen feminin, z.B. vajza ime (= meine Tochter). Wenn der
"Besitzer" die Form des Singulars hat, erscheint auch das Possessivpronomen in der Form des Singulars, z.B.
vajza ime (= meine Tochter); hat der "Besitzer" die Form des Plurals, erscheint auch das Possessivpronomen in
der Form des Plurals, z.B. vajza jonë (= unsere Tochter).
Bei der Verwendung der Possessivpronomina gibt es viele Schwankungen. Häufiger kommt in diesem Rahmen
der Gebrauch des femininen Stamms bei maskulinen Formen vor, z.B.: djali (m.S.) jonë (f.S.), djemtë (m. Pl.)
tonë (f. Pl). Ebenso häufig wird der Akkusativ an Stelle des Nominativs verwendet, z. B. vajza (Nom.) time (Akk.).
Im Unterschied zu der deutschen Sprache, ist die Normalstellung der albanischen Possessiva nach dem
Substantiv (djali im (mein Sohn), vajza ime (meine Tochter). Die markierte Stellung Possessivpronomen vor
Substantiv kommt bei Verwandtschaftsnamen vor, z.B.: im vëlla (= mein Bruder), jot ëmë (= deine Mutter). Diese
Bildung ist aber nicht produktiv.
Verben
Die analytischen Formen des Verbs werden mit Hilfe von Hilfsverben kam 'haben' (Aktiv) und jam 'sein' (Passiv)
gebildet.
Die Kategorie des Modus umfasst diese Subkategorien: Indikativ, Konjunktiv, Admirativ, Optativ, Konditional,
Imperativ und die infiniten Verbformen: Partizip, Gerundium (und den "so genannten Infinitiv").
Der Indikativ umfasst diese Tempusformen:
Präsens:
Imperfekt:
Aorist:
Perfekt:
Plusquamperfekt:
Aorist II (wird selten gebraucht):
Futur:
Futur Perfekt:
punoj (=arbeiten)
punoja (=arbeitete)
punova (=arbeitete)
kam punuar (=habe gearbeitet)
kisha punuar (= hatte gearbeitet)
pata punuar (= hatte gearbeitet)
do të punoj (= werde arbeiten)
do të kem punuar (= werde gearbeitet haben).
Die Futurformen werden mit Hilfe der Futur - Partikel do (›dua 'wollen') gebildet.
Das Imperfekt (alb. 'e pakryer') wird im Albanischen deutlich von dem Aorist (alb. 'e kryer e thjeshtë')
unterschieden. Das Imperfekt ('e pakryer) stellt im Albanischen eine in der Vergangenheit noch nicht
abgeschlossene Handlung oder ein Ereignis dar, während der Aorist ('e kryer e thjeshtë') eine abgeschlossene
Handlung der Vergangenheit ohne Bezug auf die Gegenwart darstellt. Das Präteritum der deutschen Sprache
wird im Albanischen meistens mit dem Imperfekt ('e pakryer') und zum Teil mit dem Aorist ('e kryer e thjeshtë')
wiedergegeben. Der Perfekt der deutschen Sprache entspricht in etwa dem Perfekt der albanischen Sprache.
13
Die Kategorie des Modus umfasst im Albanischen zwei Modi, die in der deutschen Sprache nicht vorkommen:
den Admirativ (alb. 'habitore') und den Optativ (alb. 'dëshirore'). In der deutschen Sprache werden lexikalische
Mittel benutzt um diese beiden Modi wiederzugeben.
Der Admirativ drückt vor allem die Verwunderung des Sprechers aus, z.B.:
Rënka borë! (= Es schneit ja!)
Ai paskësh ardhur mbrëmë! (= Er soll gestern Abend gekommen sein!).
In der albanischen Standardsprache werden vor allem Präsens, Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt des
Admirativs verwendet.
Der Optativ dient vor allem zum Ausdruck von Wünschen, z.B.:
Rroftë liria! (= Es lebe die Freiheit!)
Paç fat! (= Du sollst Glück haben! Viel Glück!);
bzw. Flüchen, z.B.: Të marrtë dreqi! (= Dich soll der Teufel holen!).
Der Infinitiv fehlt in der heutigen albanischen Literatursprache. Die meisten Funktionen des deutschen Infinitivs
hat in der albanischen Literatursprache der Konjunktiv übernommen. Funktionen des Infinitivs erfüllt auch die
Form: Partikelkombination për të + Partizip, z. B. për të punuar (= zum Arbeiten).
Zitierform des Verbs ist in den Wörterbüchern der albanischen Sprache der Indikativ Präsens, 1. Person, Singular
des Verbs, z.B.: këndoj (= ich singe).
14
Sprachvergleich 1)
deutsch — kurdisch (kurmanci)
Einleitung
Das Kurdische ist eine indogermanische Sprache und umfasst drei verschiedene Hauptdialekte:
Kurmanci, Dimilî (Zazakî) und Soranî.
Die Mehrheit der in Niedersachsen lebenden Kurdinnen und Kurden sprechen das Kurmanci.
Der vorliegende Sprachvergleich „deutsch-kurdisch“ gilt in erster Linie für den Kurmancidialekt.
Er beinhaltet Informationen über die wichtigsten Strukturen des Kurdischen/Kurmanci und zeigt
insbesondere die Unterschiede zwischen der deutschen und der kurdischen Sprache auf. In
dem Sprachvergleich werden insbesondere die sprachlichen Aspekte angesprochen, die für
kurdisch sprechende Schülerinnen und Schüler beim Erlernen der deutschen Sprache Quellen
von Interferenzfehlern sein können. Der Sprachvergleich soll eine Hilfestellung für die
Lehrerinnen
und
Lehrer
sein,
die
kurdischsprachige
Schülerinnen
und
Schüler
im
Klassenverband oder im Rahmen von Fördermaßnahmen in der Zweitsprache Deutsch
unterrichten.
Den Ausführungen liegen die „Kurdische Grammatik“ von E. C. Bedir Khan und R. Lescot und
„Zimanê Kurdî“ (Kurdische Sprache) von Qanatê Kurdo als Literatur zu Grunde.
1)
Im Auftrage des Niedersächsischen Kultusministeriums erarbeitet von Ali Tuku, M.A. (BG), Celle.
15
1.
Alphabet
Graphem
kurdisch
Phonem Lautbeispiel
kurdisch kurdisch
Graphem
deutsch
Lautbeispiel
deutsch
a
a:
al, adar
a, aa, ah
Saal, Aal, Bahn
b
b
bav
b
Bier
c
d
cin
dsch, g
Dschungel, Gin
ç
t
çep
tsch
Kutsche
d
d
dar
d
Dach
e
ε
germ
e
Bett
ê
e:
kêr
e, ä, äh, eh
Reh, Käse, Zähne, geht
f
f
fêr
f, v, ph
Fuß, Vogel, Philosoph
g
g
ger
g
gut
h
h
hêdî, hêvî
h, ch
Haus, ich
i
i
dil
i
Bitte, Christ
î
i:
îro
i, ie, ih, ieh
Igel, Wien, Ihr, geliehen
jijû, tijî
ju oder diu, wie zweites „g“
Journal, Garage
Kamm, Café, Brücke,
j
k
k
kal
k, c, ck, ch, qu
l
l
lal
l
Leinen
m
m
mal
m
malen
n
n
nan
n
Name
o
o:
golik, kor
o, oo, oh
rot, los, wohnen
p
p
por
p, pp
Panik, Happen
etwa wie Chemnitz, Christian
Charakter, Quelle
q
k’ *
qutî, qurs
k’ kommt im Deutschen nicht vor, etwa wie
ch
r
r**
rê
r
etwa Rhythmus, Nord
s
s
sar
s, ss, ß
ist, müssen, Gruß
s

sêr
sch, ch
Schule, Chiffre
têr
t, th, tt
Tag, Theater, statt
Kuss, Rund
t
t
u
u
gund
u
û
u:
dûr, sûr
u
Buße, Uran
vebûn
v, w
Vase, wer
welat
im Deutschen nicht vorhanden
wie „we“ [wi:] (wir) im Englischen
ach, Buch
v
w
v
w ***
x
x
ax, xal
ch, nie weiches „ch“
y
j
yek
j
ja
ziman
s
Saar, Rose
z
z
*
hartes „k“ wird tief im Kehlkopf gesprochen
**
„r“ kurz gerollt
*** Halblaut wie englisches „w“ in „we“ (wir) und gebildet mit Lippe an Lippe, aus der Mundstellung
für (u)
16
2.
Buchstaben und Laute
Hinweise zum Unterricht
Die Laute „sch“ wie Schule, „tsch“ wie Kutsche und
„dsch“ wie Dschungel
-
Übungen durch Vorsprechen
Lautbeispiele vorgeben
der Laut „sch“wird im Kurdischen „s“ []
Gleiche Wörter mit „sch“ im Anlaut, Inlaut und
Auslaut üben, in Tabellen ordnen, z.B. Schule,
schlafen, waschen, schulisch
„tsch“ wird „ç“ [t] und „dsch“ wird „c“ [d ]
geschrieben
- die Buchstabenkombination „sch“, „tsch“
und „dsch“ sind im Kurdischen nicht vorhanden.
Die Umlaute „ö“ und „ü“ fehlen im Kurdischen ganz, es
gibt die Tendenz, „ü“ wie „û“ [u:], und „ö“ wie „o“ [o:] zu
schreiben bzw. zu sprechen. Der Umlaut „ä“ wird im
Kurdischen „e“ [ε ] oder „ê“ [e:] geschrieben.
Einführen der Umlaute und Sichern durch
regelmäßige Übungen, z.B.
- Singular  Plural
das Haus - die Häuser,
die Mutter - die Mütter,
das Loch - die Löcher,
die Hand - die Hände
- Konjugation der Verben
fahren - er fährt, fallen - er fällt
- Steigerung der Adjektive
hoch - höher, warm - wärmer
Die Vokaldoppellaute wie „ei“, „ai“, „äu“ und „eu“ sind
im Kurdischen nicht vorhanden. Zwei Vokale werden
im Kurdischen getrennt gesprochen und geschrieben,
z.B.
Wort- und Satzdiktate mit Umlauten und Vokaldoppellauten
„ei“ kann wie „eî“ [εi:] oder „ei“ [εi] gelesen und
„aî“ [a:i:] oder „ay“ [a:j] geschrieben werden.
Lückentexte, Tonbandeinsatz und regelmäßiges
Anlegen von Wortsammlungen
„ai“ kann wie „aî“ [a:i:] oder „ay“ [a:j]
geschrieben werden.
„eu“ kann wie wie „eû“ [εu:] oder „ew“ [εw]
gelesen werden und wie „oy“ [o:j] geschrieben
werden.
Die In- und Auslautverhärtung von Konsonanten ist im
Kurdischen in der Regel unbekannt; es wird
phonetisch geschrieben, d.h. so, wie man die Worte
spricht.
Übungen durch Vor- und Nachsprechen
- Singular  Plural
das Bad - die Bäder, der Wald - die Wälder,
der Dieb - die Diebe, der Berg - die Berge
- Konjugation der Verben
liegen - er liegt
Bei Wörtern mit den Wortbausteinen
„-ig“, „-lich“ und „-isch“ sind Wortverlängerungsübungen hilfreich, z.B.
Die Wortbausteine “-ig“ und „-lich“ können
„-ih“ [ih] bzw. „-lih“ [lih] und „isch“ kann „îs“ [i:]
geschrieben werden.
Berg - bergig - bergige Landschaft
Herbst - herbstlich - herbstliches Wetter
17
Regen - regnerisch - regnerisches Wetter.
Für alle abweichende Laute gilt:
Den Buchstaben „ß“ gibt es im kurdischen Alphabet
nicht, er wird durch „s“ [s] wiedergegeben. Der
stimmlose , gezischte „s“-Laut, z.B. in „Straße“ oder
„Kasse“, wird im Kurdischen mit stimmlosem „s“ [s]
„strase“ und „kase“ geschrieben. Dagegen wird der
stimmhafte, gesummte „s“-Laut der deutschen
Sprache, z.B. in „Hose“, mit dem kurdischen Laut „z“
[z], z.B. „hoze“, geschrieben.
-
vorsprechen
nachsprechen
lesen
gruppieren
An vielen Beispielen mündlich und schriftlich üben
Kontrast „z“ aufzeigen
z  ts im Anlaut (Zeitung), Inlaut (erzählen) und im
Auslaut (ganz) sprechen, lesen, schreiben lassen
Der „z“ - Laut, z.B. dt. „Zeitung“, wird wiederum mit
„ts“ [ts], z.B. „Tsaîtung“ oder „Tsaytung“, geschrieben.
Dies gilt auch für „c“ „t“ vor „i“ (Aktie). Das „c“ vor „e“
(Balance) wird wie „s“ [s] geschrieben.
Kontrast „j“ aufzeigen
jy
„J“-Laut (wie im dt. Juli) wird im Kurdischen „y“ [j]
geschrieben [yulî], Julî wird wie [dschulî:] gelesen.
Kontrast durch lautschriftliche Umschreibung
aufzeigen x  ks
Der „x“-Laut, z.B. in dt. „Hexe“, wird im Kurdischen
„ks“ [ks] geschrieben, z.B. „hekse“.
Übungen zum Einprägen
Wörter mit den Lauten „-cks“, „-ks“, „chs“ und „-gs“
werden im Kurdischen in der Regel „-ks“ [ks]
geschrieben, aber unterschiedlich ausgesprochen.
Übungsdiktate mit Lücken am Wortanfang
Im Deutschen treten mehr Konsonantenhäufungen auf
als im Kurdischen.
Großschreibung erfolgt im Kurdischen nur am
Satzanfang und bei Eigennamen.
3.
Grammatik
Satzbaupläne
Aussagesatz
Alan
Alan
pirtûkan
Bücher
Fragesatz
dixwîne.
liest.
-
Alan
Alan
Alan liest Bücher.
-
Gegenwart
Alan
Alan
pirtûkan
Bücher
naxwîne.
nicht-liest.
Alan liest keine Bücher.
pirtûkan
Bücher
dixwîne?
liest?
Liest Alan die Bücher?
Verneinter Aussagesatz
-
Entscheidungsfrage
Ergänzungsfrage
Tu
Du
ji
ku
von wo
têyî?
kommst?
Woher kommst du?
18
Für die Wortstellung in der kurdischen Sprache gilt, dass das Verb des einfachen Aussage- und Fragesatzes
(Entscheidungsfrage) am Ende und das Subjekt (Satzgegenstand) am Anfang des Satzes stehen. Die
Entscheidungsfrage im Kurdischen unterscheidet sich vom Aussagesatz nicht durch die Wortstellung, sondern
nur durch die steigende Satzmelodie und Betonung des Verbs. In der Ergänzungsfrage steht das Fragepronomen
nach dem Subjekt des Satzes in der Regel an der zweiten Stelle. Diese Wortstellung gilt im Kurdischen auch für
die Neben- und Relativsätze.
Die Modalkonstruktionen und die Verben, die eine Bewegungsrichtung, z.B. „çûn“ (gehen), „hatin“ (kommen),
„rahistin“ (ergreifen, nehmen), oder eine Übermittlung, z.B. „dayin“ (geben), ausdrücken, bilden eine Ausnahme.
Die Richtungsangabe steht hier am Satzende:
Ez diçim malê.
Ich gehe Hause.
Ez avê
didim te.
Ich Wasser gebe dir.
Ich gehe nach Hause.
Ich gebe dir Wasser.
Tu kengê diçî
malê?
Du wann gehst Hause?
Tu dixwazî li vir bimînî.
Du willst in hier (dass - du-) bleibst.
Wann gehst du nach Hause?
Du willst bleiben.
Artikel

Der bestimmte Artikel
Bestimmte Artikel im Sinne von „der“, „die“ oder „das“ sind im Kurdischen nicht vorhanden. Das Kurdische
kennt im Vergleich zum Deutschen nur zwei grammatische Geschlechter: Femininum (f) und Maskulinum (m);
diese stimmen in beiden Sprachen nicht immer überein, z.B.
dîwar (m) - die Wand (f)
pirtûk (f) - das Buch (n)
şîr (m)
- die Milch (f)
Die natürlichen Geschlechter beider Sprachen sind identisch. Der Genus eines Substantivs ist nur erkennbar,
wenn das Wort eine Endung erhält, z.B. Pluralendung oder Kasusendung.

Der unbestimmte Artikel
Den unbestimmten Artikel des Deutschen erhält man im Kurdischen, wenn die Silbe „-ek“, abgeleitet von „yek“
(eins), an das weibliche wie männliche Substantiv angehängt wird, z.B.
jinek
Frau-ein
eine Frau
mêrek
Mann-ein
ein Mann
Das Kurdische hat im Unterschied zum Deutschen eine unbestimmte Pluralendung (Suffix) „-in“ für weibliche
wie männliche Substantive. Sie wird ebenfalls an das Substantiv angehängt, z.B.
Jinin
tên.
Frauen-einige kommen.
(Einige) Frauen kommen.
Mêrin
tên.
Männer-einige kommen.
(Einige) Männer kommen.
Die Unbestimmheit im Plural kann man auch wie im Deutschen durch das vorangestellte Zahlwort „hin“
(einige) ausdrücken, z.B.
Hin
jin tên.
Einige Frau kommen.
Einige Frauen kommen.
Hin
mêr tên.
Einige Mann kommen.
Einige Männer kommen.
19
Nomen

Pluralbildung
Der Numerus wird erst durch das Anfügen einer Endung, einer Kasusendung des Singulars oder des Plurals
(Objektfall oder Vokativ) oder durch die Angleichung eines undeklinierten Wortes an ein Verb im Singular oder im
Plural deutlich, z.B.
-
durch die Kongruenz des Verbs
Zarok
diçe.
(Das) Kind geht.
Das Kind geht.
Zarok
diçin.
(Die) Kind gehen.
Die Kinder gehen.
-
durch die nachgestellte Pluralendung (Suffix) „-an“ für die beiden Geschlechter im Objektfall
Ez mêran dibînim.
Ez jinan
dibînim.
Ich Männer sehe.
Ich Frauen sehe.
Ich sehe die Männer.
Ich sehe die Frauen.
-
durch die Pluralendung „-ên“ vom „Izafe“ für die beiden Geschlechter (vgl. Izafe).
 Kasusformen
Im Vergleich zum Deutschen unterscheidet das Kurdische nur drei Deklinationsfälle:
- Subjektfall entspricht dem deutschen Nominativ (vgl. Artikel u. Pluralbildung).
- Objektfall entspricht dem deutschen Genitiv, Dativ und Akkusativ.
- Vokativ (Anredefall) hat im Deutschen keinen entsprechenden Fall.
Das Substantiv im Objektfall, unabhängig davon, ob es bestimmt oder unbestimmt ist, bekommt diese
nachgestellten Endungen (Suffixe):
„-î“ für das Maskulinum Singular bestimmt/unbestimmt
„-ê“ für das Femininum Singular bestimmt/unbestimmt
„-an“ für den Plural beider Genera bestimmt/unbestimmt, z.B.
mêr (m)
jin (f)
Ez mêrî dibînim.
Ich Mann sehe.
Ich sehe den Mann.
Ez jinê dibînim.
Ich Frau sehe.
Ich sehe die Frau.
Ez mêran dibînim.
Ich Männer sehe.
Ich sehe die Männer.
Ez mêrinan
dibînim.
Ich Männer-einige sehe.
Ich sehe (einige) Männer.
Ez jinan dibînim.
Ich Frauen sehe.
Ich sehe die Frauen.
Ez jininan
dînim.
Ich Frauen-einige sehe.
Ich sehe (einige) Frauen.
Kurzum: Während im Deutschen die Deklination bestimmter und unbestimmter Substantive auch durch
Änderung des Artikels geschieht, erfolgt sie im Kurdischen durch Anfügen von Endungen an das Substantiv.
Der deutsche Genitiv wird auch durch die Endung (Partikel) der näheren Bestimmung „Izafe“ (Hinzufügung),
ausgedrückt. Das „Izafe“ ermöglicht, eine Beziehung zwischen einem allein stehenden Substantiv, das näher
gekennzeichnet werden soll, und zwischen jedem anderen Element (Attribut, Nomen, Adjektiv,Wortgruppe
usw.) herzustellen. Das bestimmende Substantiv, gleich, ob es im Subjektfall oder im Objektfall steht, erhält
diese nachgestellte Endung (Suffix):
„-ê“ für das Maskulinum Singular bestimmt,
„-a“ für das Femininum Singular bestimmt,
„-ên“ für den Plural beider Genera bestimmt,
„-e“ für den Plural beider Genera unbestimmt und für das Femininum Singular unbestimmt,
„-î“ für das Maskulinum Singular unbestimmt, z.B.:
mehîn (f)
mehîna Medî
Stute Medî
Die Stute des Medî
hesp (m)
hespê Medî
Pferd Medî
das Pferd des Medî
20
mehîn (Pl.)
mehînên Medî
Stuten Medî
Die Stuten des Medî
(Vgl. Adjektiv)
hesp (Pl.)
hespên Medî
Pferde Medî
die Pferde des Medî
 Zusammengesetzte Wörter
Die kurdische Sprache kennt weniger zusammengesetzte Wörter als die deutsche. Die deutschen
zusammengesetzten Nomina werden im Kurdischen mit einfachen Nomen bzw. mit der Izafe-Konstruktion
umschrieben, z.B.
Schultasche: çentê dibistanê / Tasche für Schulzwecke
bildschön: wek resimekî delal / schön wie ein Bild
Lesebuch: pirtûka xwendinê / Buch zum (fürs) Lesen
Verben
 Negation
Verben werden im Kurdischen verneint, indem die Vorsilben (Präfix) „di-“ (im Präsens), „bi-“ (im Imperativ und
im Konjunktiv) jeweils durch die Verneinungsvorsilbe „na-“ bzw. „me-“ ersetzt werden.
Die Zeiten in der Vergangenheit werden einfach mit der vorangestellten Verneinungsvorsilbe „ne-“ verneint.
Die Verneinungsvorsilben „na-“, „ne-“ und „me-“ werden immer betont, z.B.
Präsens:
Ez diçim. Ez naçim.
Ich gehe. Ich nicht-gehe.
Ich gehe nicht.
Imperativ: Bikire! Kauf!
Mekire! Nicht-kauf!/Kauf nicht!
Bikirin! Kauft!
Mekirin! Nicht-kauft!/Kauft nicht!
 Konjunktiv
tu bikirî - (dass) du mögest kaufen
tu nekirî - (dass) du mögest nicht-kaufen
Ez dixwazim ku tu vê
pirtûkê bikirî.
Ich will
dass du dieses Buch
kaufst.
Ich will, dass du dieses Buch kaufst.
Ez dixwazim ku tu vê
pirtûkê nekirî.
Ich will
dass du dieses Buch
nicht-kaufst.
Ich will, dass du dieses Buch nicht kaufst.
Im Kurdischen hat das Futur keine verneinte Form. Es wird die verneinte Form vom Präsens verwendet
(vgl. Präsens).
Im Kurdischen gibt es keine Entsprechung für „kein“, z.B.
Ev ne
pirtûk e, ev defter e.
Dies nicht Buch ist, dies Heft ist.
Es ist kein Buch, es ist ein Heft.
Doppelte Verneinung bei „tutist“ (nichts), „tukes“ (niemand), „tucar“ (niemals) usw.
Ew tukesî
nabîne.
Er niemanden nicht-sieht.
Er sieht niemanden.
(Vgl. Vergangenheit)
 Verb „hebûn“ im Sinne von haben/geben
Das Verb „hebûn“ besitzt im Kurdischen eine eigene Verneinungsform, z.B.
21
Pirtûka min heye.
Buch
mein habe.
Ich habe ein Buch.
Pirtûka min tune.
Buch
mein nicht-habe.
Ich habe kein Buch.
Li vir pirtûk hene.
Li vir pirtûk tunin.
In hier Buch geben(es). In hier Buch nicht-geben(es).
Es gibt hier Bücher.
Es gibt hier keine Bücher.
 Das Tempus: Die Vergangenheitsformen
Im Gegensatz zum Deutschen wird im Kurdischen das Perfekt ohne die Hilfsverben „sein“ (bûn) und „haben“
(hebûn) gebildet, z.B.
ez çûme
ich gegangen (bin)
ich bin gegangen
ez ne çûme
ich nicht gegangen (bin)
ich bin nicht gegangen
Im Kurdischen wird das Plusquamperfekt ausschließlich mit dem Hilfsverb „bûn“ (sein) gebildet. In der Regel
werden das Haupt- und Hilfsverb zusammengeschrieben. Das Kurdische kennt keine deutsche
Klammerstellung im Satz, z.B.
ez çûbûm
ich gegangen-war
ich war gegangen
ez ne
çûbûm
ich nicht gegangen-war
ich war nicht gegangen
Im Kurdischen gibt es noch zwei weitere Vergangenheitsformen:
Präteritum:
ez çûm
ich ging
ich ging
ez ne çûm
ich nicht ging
ich ging nicht
Imperfekt:
ez diçûm
ich ging (mehrmals)
ich war (gerade) dabei zu gehen
ez ne diçûm ich nicht ging (mehrmals)
ich ging (mehrmals) nicht
 Rektion
Verben im Deutschen verlangen einen bestimmten Kasus, was im Kurdischen nicht der Fall ist. Alle Verben im
Kurdischen, außer kopulativen Verben wie „bûn“ (sein) und „hebûn“ (im Sinne von „geben“), verlangen den
kurdischen Objektfall. Dies bereitet große Schwierigkeiten (vgl. Kasusformen).
 Verben mit trennbaren Vorsilben
Im Kurdischen gibt es auch Verben mit Vorsilben, aber diese sind nicht abtrennbar.
 Modalverben
Im Kurdischen gibt es drei Modalverben, die sechs deutschen Modalverben entsprechen:
-
„vîn“ (müssen, sollen),
„xwestin“ (wollen, mögen) und
„karîn“ (können, dürfen).
Sie werden anders verwendet als im Deutschen. Während im Deutschen das Hauptverb immer im Infinitiv
steht und das Modalverb gebeugt wird, erfolgt im Kurdischen die Beugung des Modal- und Hauptverbs. Das
Hauptverb steht immer im Konjunktiv Präsens, z.B.
Ez dixwazim çenteyekî
bikirim.
Ich will
Tasche-eine (dass-ich-) kaufe.
Ich will eine Tasche kaufen.
 Passiv
Im Kurdischen wird das Passiv durch das Hilfsverb „hatin“ (kommen) und das Hauptverb gebildet. Während
das Hilfsverb „hatin“ in seinen verschiedenen Tempora und Modi wie im deutschen Hilfsverb „werden“
konjugiert wird, bleibt das Hauptverb immer im Infintiv stehen, was im Deutschen durch das Partizip II erfolgt,
z.B.
Ew
pirtûkan difiroşe. (Präsens/Aktiv)
22
Er
Bücher verkauft.
Er verkauft die Bücher. (Präsens/Aktiv)
Pirtûk tên
firotin. ( Passiv/Präsens)
Buch kommen verkaufen.
Die Bücher werden verkauft. (Passiv/Präsens)
Adjektive
 Stellung im Satz
Adjektive stehen im Deutschen vor dem Substantiv, im Kurdischen immer hinter dem Substantiv, auf das sie
sich beziehen, z.B.:
zilamê delal
Mann schön
der schöne Mann
zilamekî delal
Mann-ein schön
ein schöner Mann
jina
delal
Frau schön
die schöne Frau
jineke
delal
Frau-eine schön
eine schöne Frau
Eine Ausnahme bilden hier die Adjektive, die eine Menge bezeichnen. Sie werden vorangestellt.
Es sind: „gelek/pir“ (viel/e), „hemû“ (alle), „her“ (jede/r), „hindik“ (wenig, etwas), „çend“ (einige/wie viele?)
 Veränderungen
Adjektive erfahren anders als im Deutschen keine Veränderung, gleich, ob das Substantiv, auf das sie sich
beziehen, männlich oder weiblich, bestimmt oder unbestimmt ist, im Singular oder Plural, im Subjekt- oder
Objektfall steht. Endungen erhalten lediglich die Substantive, je nachdem, in welchem grammatischen
Zustand sie sich befinden, z.B.
Ew erebên delal dikire.
Er Autos schön kauft.
Er kauft die schönen Autos.
 Komparation
Während der Komparativ im Deutschen auch Unregelmäßigkeiten aufweist, wird er im Kurdischen in der
Regel mit den Suffixen „tir“ bzw. „-tirîn“ gebildet, z.B.
baş - baştir - baştirîn (her baş)
gut - besser - am besten
ciwan - ciwantir - ciwantirîn (her ciwan)
jung - jünger - am jüngsten
 Prädikative Stellung des Adjektivs
Die prädikative Stellung des Adjektivs im Kurdischen gleicht dem Deutschen, z.B.
Zarok
jîr
e.
(das) Kind fleißig ist.
Das Kind ist fleißig.
Zarok
jîr
in.
(die) Kinder fleißig sind.
Die Kinder sind fleißig.
Zahladjektive
Die Zahlwörter stehen im Kurdischen wie im Deutschen vor einem Substantiv, das Substantiv bleibt im Subjektfall
aber unverändert, falls es nicht näher bestimmt wird, z.B.
çar jin
pênc mêr
vier Frau / vier Frauen
fünf Mann / fünf Männer
Pênc mêr tên.
Fünf Mann kommen.
Fünf Männer kommen.
Çar jin tên.
Vier Frau kommen.
Vier Frauen kommen.
23
Kardinalzahlen
Im Kurdischen liest man die zusammengesetzten Zahlen (ab 20) anders als im Deutschen. Zuerst werden jeweils
die Zehner und dann erst die Einer gesprochen, beide werden mit „û“ (und) verbunden, d.h., die Zahlen werden
so gelesen:
22:
bîst û dido
zwanzig-und-zwei / zweiundzwanzig
122:
sed-û-bîst-û-dido
Hundert und-zwanzig-und-zwei / Hundertzweiundzwanzig
Ordinalzahlen
Die Ordungszahlen stehen im Kurdischen wie Adjektive hinter dem Substantiv, z.B.
Mihîna çaran
Stute vierte
die vierte Stute
Hespê pêncan
Pferd fünfte
das fünfte Pferd
Pronomen
 Personalpronomen
Der Gebrauch der Personalpronomen im Subjektfall ist im Kurdischen und im Deutschen identisch, mit
Ausnahme der dritten Person Singular. Hier wird im Kurdischen das Genus nicht unterschieden. Darum gibt
es nur das Personalpronomen „ew“ in der dritten Person Singular für das deutsche „er“, „sie“ und „es“.
Im Objektfall gibt es im Kurdischen anders als im Deutschen nur eine einzige Form der gebeugten
Personalpronomen;
min: mein/e; mir, mich
te: dein/e; dir, dich
wî: sein/e; ihm, ihn, sie
wê: ihr/e; ihr, sie
me: unser; uns
we:
euer/e; euch
wan: ihr/e; sie, ihnen
 Possessivpronomen
Das Personalpronomen im Objektfall sind identisch mit den Possessivpronomen. Im Gegensatz zum
Deutschen werden sie dem Substantiv, auf das sie sich beziehen, nachgestellt. Dem bestimmten bzw.
unbestimmten Substantiv wird die „Izafe“-Endung, die seinem Genus und Numerus entspricht, angehängt,
z.B.
Bavê min
Vater mein
mein Vater
jina wî
Frau sein
seine Frau
zarokên we
Kinder euer
eure Kinder
 Das Reflexivpronomen
Das Reflexivpronomen „xwe“ (sich) ist für alle drei Personen, für Singular und Plural, sowie für die beiden
Geschlechter gleich und bleibt unverändert. Es wird dem gebeugten Verb vorangestellt, z.B.
Ez xwe dibînim.
Ich mich sehe.
Ich sehe mich.
Em xwe dibînin.
Wir uns sehen.
Wir sehen uns.
Nach den erwähnten Regeln kann „xwe“ (sich) im Kurdischen das Possessivpronomen ersetzen, wenn es mit
dem Subjekt identisch ist. Vergleiche:
Ew bavê
min dibîne.
Er Vater
mein sieht.
Er sieht meinen Vater.
Ez bavê xwe
dibînim.
Ich Vater eigener sehe.
Ich sehe meinen (eigenen) Vater.
24
 Das unpersönliche Personalpronomen
Das unpersönliche deutsche Personalpronomen „es“ gibt es im Kurdischen nicht. Stattdessen wird „Mirov“
(Mensch), das dem deutschen Wort „man“ entspricht, häufig verwendet.
 Demonstrativpronomen
Die kurdischen Demonstrativpronomen sind „ev“ (dieses) und „ew“ (jenes). Sie stehen immer vor dem
Substantiv, auf das sie sich beziehen, und sind im Subjektfall unveränderlich, d.h., sie werden genauso für
weiblich und männlich wie für Singular und Plural verwendet, z.B.
Ev /Ew
jin diçe.
Diese/Jene Frau geht.
Diese/Jene Frau geht.
Ev/Ew
jin diçin.
Diese/Jene Frau gehen.
Diese/Jene Frauen gehen.
Präpositionen mit Kasusformen
Alle Präpositionen in der kurdischen Sprache verlangen im Vergleich zum Deutschen, dass das Substantiv, auf
das sie sich beziehen, im Kurdischen nur im Objektfall (vgl. Kaususformen) dekliniert wird. Dativ und Akkusativ
sind identisch, z.B.
Ez diçim baxçê Alan.
Ich gehe Garten Alan.
Ich gehe in den Garten von Alan.
Ez li baxçê Alan im.
Ich in Garten Alan bin.
Ich bin im Garten von Alan.
 Stellung der Präposition
Es gibt drei verschiedene Arten von Präpositionen:
-
vorangestellte, z.B. „li“ (in), „ji bo“ (für), „ji“ (von, aus)
Beispiel:
li Hannoverê
in Hannover
-
Bezugsnomen umschließende, z.B. „bi ... re“, ji ... re“, „di ... de“
Beispiel:
di Hannoverê de
in Hannover drin
in Hannover
-
die Präposition „-e“, die an das deklinierte Verb angehängt wird und zwar in der Regel an Verben,
die eine Bewegungsrichtung oder eine Übermittlung ausdrücken
Beispiel:
Ez diçime Hannoverê.
Ich gehe-nach Hannover.
Höflichkeitsform
Die Höflichkeitsform im Kurdischen ist die 2. Person Singular. Sie wird durch die Satzmelodie ausgedrückt. Um
Missverständnisse zu vermeiden, wird auch die 2. Person Plural als Höflichkeitsform verwendet. Im Kurdischen
redet man sich meist mit Vornamen an. Lehrkräfte mit „Du“ oder „Ihr“ anzusprechen, ist somit für
kurdischsprachige Schülerinnen und Schüler mit geringen Deutschkenntnissen kein Ausdruck der Unhöflichkeit.
Im Kurdischen wird man außerdem sich selbst zuerst nennen, wenn eine Gruppe von Menschen aufgezählt wird,
zu denen man selbst auch gehört, z.B.:
ez û
hevala
xwe
ich und Freundin meine
meine Freundin und ich
25
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