Inhalt: - beim Niederösterreichischen Landtag

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Sitzungsbericht
14. Sitzung der Tagung 2013/14 der XVIII. Gesetzgebungsperiode
des Landtages von Niederösterreich
Dienstag, den 17. Juni 2014
Inhalt:
1.
Eröffnung durch Präsident Ing. Penz (Seite
1281).
2.
Mitteilung des Einlaufes (Seite 1282).
3.1.
Ltg. 413/R-1/1: Antrag des Wirtschafts- und
Finanz-Ausschusses zum Bericht der Landesregierung
betreffend
Rechnungsabschluss des Landes Niederösterreich für das
Jahr 2013 sowie Stellungnahme des Landesrechnungshofes Niederösterreich zum Entwurf des Rechnungsabschlusses 2013.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1284).
3.2.
3.3.
3.4.
Ltg. 412/B-43/1: Antrag des Wirtschafts- und
Finanz-Ausschusses zum
Bericht der
Landesregierung betreffend EU-Bericht 2013
- Bericht über die finanziellen Auswirkungen
des EU-Beitritts für das Jahr 2013.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1292).
3.5.
Ltg. 417/B-33/1: Antrag des Wirtschafts- und
Finanz-Ausschusses zum Bericht der Landesregierung betreffend NÖ Gemeindeförderungsbericht 2013.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1293).
3.6.
Ltg. 414/V-2/100: Antrag des Wirtschaftsund Finanz-Ausschusses zur Vorlage der
Landesregierung betreffend NÖ Budgetprogramm 2014 bis 2018.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1293).
3.7.
Ltg. 411/V-2: Antrag des Wirtschafts- und
Finanz-Ausschusses zur Vorlage der Landesregierung betreffend Voranschlag des
Landes Niederösterreich für das Jahr 2015.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1293).
3.8.
Ltg. 388-1/A-3/30: Antrag des Wirtschaftsund Finanz-Ausschusses zum Antrag gem. §
34 LGO 2001 der Abgeordneten Mag.
Schneeberger, Gruber, Waldhäusl, Gabmann
u.a. betreffend Unterstützungsmaßnahmen
für die Anschaffung von Fahrzeugen und
Gerätschaften der Freiwilligen Feuerwehren.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 0024).
Ltg. 415/B-38/1: Antrag des Wirtschafts- und
Finanz-Ausschusses zum
Bericht der
Landesregierung betreffend Leasingverbindlichkeiten und Schuldeinlösungen (Sonderfinanzierungsmodell Forderungskauf) des
Landes sowie Darlehensaufnahmen der verschiedenen Fonds 2013.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1292).
Ltg. 416/B-32/1: Antrag des Wirtschafts- und
Finanz-Ausschusses zum Bericht der Landesregierung betreffend Bericht über die
Landesentwicklung in den Bereichen Landeshauptstadt, Regionalisierung und Dezentralisierung sowie über die Tätigkeit der NÖ
Landes-Beteiligungsholding GmbH 2013/
2014.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1292).
Redner:
Finanzreferent
Sobotka (Seite 1284).
LHStv.
Mag.
4.
Generaldebatte:
Redner: Abg. Dr. Krismer-Huber (Seite
1297), Abg. Waldhäusl (Seite 1300), Abg.
Gabmann (Seite 1303), Abg. Rosenmaier
(Seite 1305), Abg. Mag. Schneeberger (Seite
1307).
5.
Spezialdebatte: Gruppe 0, Vertretungskörper und allgemeine Verwaltung.
1279
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1310).
Redner: Abg. Moser (Seite 1311), Abg.
MMag. Dr. Petrovic (Seite 1313), Abg. Ing.
Huber (Seite 1316), Abg. Dr. Laki (Seite
1318), Abg. Maier (Seite 1320), Abg. Dworak
(Seite 1321), Abg. Balber (Seite 1323), Abg.
Ing. Hofbauer (Seite 1324), Abg. Landbauer
(Seite 1325), Abg. Mag. Mandl mit
Resolutionsantrag betreffend Verlängerung
der Fristen für EU-Subsidiaritätsrügen (Seite
1327), Abg. Razborcan mit Resolutionsantrag betreffend Kennzeichnung von
Projekten gefördert durch die EU (Seite
1330), Abg. Ing. Schulz (Seite 1332), Abg.
Dr. Sidl (Seite 1333), Abg. Königsberger
(Seite 1334), Abg. Naderer mit Resolutionsantrag
betreffend
Vorsteuerabzug
für
Gebietskörperschaften bei Leistungen der
Hoheitsverwaltung sowie für Leistungen der
Kindergärten und Musikschulen (Seite 1335),
Abg. Präs. Gartner (Seite 1338), Abg.
Gabmann mit Resolutionsantrag betreffend
mehr Transparenz in der NÖ Landesverwaltung (Seite 1338), Abg. Thumpser MSc
(Seite 1339), Abg. Waldhäusl mit Abänderungsantrag (Seite 1340), Abg. Onodi (Seite
1342), Abg. Dr. Michalitsch (Seite 1342),
Abg. Schagerl (Seite 1343), Abg. Mag. Riedl
(Seite 1344).
Abstimmung (Seite 1346).
(Abänderungsantrag abgelehnt: Zustimmung
FRANK, FPÖ, Ablehnung ÖVP, SPÖ,
GRÜNE;
Gruppe 0 angenommen: Zustimmung ÖVP,
SPÖ, FRANK (Gabmann, Naderer, Dr.
Machacek), Ablehnung FPÖ, GRÜNE;
Resolutionsantrag Abg. Mag. Mandl einstimmig angenommen;
Resolutionsantrag Abg. Razborcan einstimmig angenommen;
Resolutionsantrag Abg. Naderer abgelehnt:
Zustimmung FRANK, GRÜNE, Ablehnung
ÖVP, SPÖ, FPÖ;
Resolutionsantrag Abg. Gabmann abgelehnt:
Zustimmung FRANK, GRÜNE, Ablehnung
ÖVP, SPÖ, FPÖ.)
6.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Unterstützungsmaßnahmen für Blaulichtorganisationen (Seite 1353), Abg. Mold
(Seite 1355), Abg. Königsberger mit Resolutionsantrag betreffend Grenzen sichern –
Asylmissbrauch verhindern und Resolutionsantrag betreffend generelles Bettelverbot
(Seite 1357), Abg. Edlinger (Seite 1360),
Abg. Waldhäusl mit Resolutionsantrag betreffend ausreichende Budgetmittel im
Österreichischen Bundesheer (Seite 1361),
Abg. Hintner (Seite 1363), Abg. Ing. Huber
mit Resolutionsantrag betreffend keine
weiteren Verzögerungen beim Ausbau der
Melker Birago-Kaserne (Seite 1364), Abg.
Präs. Gartner mit Resolutionsantrag betreffend Entlastung Traiskirchen und Sicherstellung der vereinbarten Flüchtlingsquote
und gerechten Aufteilung in den Bundesländern (Seite 1366), Abg. Mag. Karner
(Seite 1368).
Abstimmung (Seite 1369).
(Gruppe 1 angenommen: Zustimmung ÖVP,
SPÖ, FRANK (Gabmann, Naderer, Dr.
Machacek), GRÜNE, Ablehnung FPÖ;
Resolutionsantrag Abg. Gabmann abgelehnt:
Zustimmung SPÖ, FRANK, FPÖ, GRÜNE,
Ablehnung ÖVP;
Resolutionsantrag Abg. Schagerl abgelehnt:
Zustimmung SPÖ, FRANK, FPÖ, GRÜNE,
Ablehnung ÖVP;
Resolutionsanträge
Abg.
Königsberger
abgelehnt: Zustimmung FPÖ, Ablehnung
ÖVP, SPÖ, FRANK, GRÜNE;
Resolutionsantrag Abg. Waldhäusl angenommen: Zustimmung ÖVP, FRANK, FPÖ,
Ablehnung SPÖ, GRÜNE;
Resolutionsantrag Abg. Ing. Huber einstimmig angenommen;
Resolutionsantrag Abg. Gartner angenommen: Zustimmung ÖVP, SPÖ, GRÜNE,
Ablehnung FRANK, FPÖ.)
7.
Spezialdebatte: Gruppe 1, Öffentliche Ordnung und Sicherheit.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1347).
Redner: Abg. Ing. Hofbauer (Seite 1347),
Abg. MMag. Dr. Petrovic (Seite 1348), Abg.
Gabmann mit Resolutionsantrag betreffend
Anschaffung
und
Auslieferung
von
adäquaten Schutzwesten für alle außendienstversehenden Exekutivbeamten (Seite
1349), Abg. Waldhäusl (Seite 1351), Abg.
Schagerl mit Resolutionsantrag betreffend
1280
Spezialdebatte: Gruppe 2, Unterricht,
Erziehung, Sport und Wissenschaft.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1370).
Redner: Abg. Mag. Rausch mit Resolutionsantrag betreffend Einführung von SchülerInnen-Parlamenten auf Landes- und BundesEbene (Seite 1370), Abg. Dr. Von Gimborn
(Seite 1373), Abg. Bader mit Resolutionsantrag
betreffend
Weiterführung
der
„Initiative Erwachsenenbildung 2012 – 2014“
(Seite 1375), Abg. Mag. Scheele (Seite
1377), Abg. Moser (Seite 1379), Abg.
Weiderbauer mit Resolutionsantrag betreffend Bundesrahmengesetz für alle Kindergärten und Resolutionsantrag betreffend Einsetzung von interkulturellen MitarbeiterInnen
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
in den Volksschulen (Seite 1380), Abg. Landbauer mit Resolutionsantrag betreffend eine
Trägerschaft (Schulerhalter) der niederösterreichischen Schulen und Resolutionsantrag
betreffend
Bestandsgarantie
Militärrealgymnasium Wr. Neustadt (Seite 1384), Abg.
Kraft (Seite 1386), Abg. Gabmann mit
Resolutionsantrag betreffend Gratisnachhilfe
für NÖ Schülerinnen und Schüler im Pflichtschulbereich zur Unterstützung von Lehrpersonal und zur finanziellen Entlastung der
Eltern (Seite 1387), Abg. Vladyka (Seite
1388), Abg. Präs. Mag. Heuras (Seite 1390),
Abg. Kainz (Seite 1391), Abg. Weiderbauer
(Seite 1393), Abg. Landbauer (Seite 1393),
Abg. Dr. Sidl (Seite 1394), Abg. Dipl.Ing.
Eigner (Seite 1395), Abg. Schmidl (Seite
1396), Abg. Waldhäusl mit Resolutionsantrag
betreffend stärkere Förderung von Jugend
und Nachwuchsarbeit – Eindämmung des
Legionärsunwesens (Seite 1397), Abg. Dr.
Von Gimborn mit Resolutionsantrag betreffend mehr Bewegung und Sport in Pflichtschulen (Seite 1399), Abg. Dworak (Seite
1401), Abg. Ing. Rennhofer mit Resolutionsantrag betreffend neue Zukunftsperspektive
für das Militärrealgymnasium Wiener Neustadt (Seite 1402), Abg. Dr. Michalitsch
(Seite 1403), Abg. Naderer (Seite 1404).
Abstimmung (Seite 1405).
(Gruppe 2, Budgetansätze 26, 28 angenommen: Zustimmung ÖVP, SPÖ, FRANK
(Gabmann,
Naderer,
Dr.
Machacek),
GRÜNE, Ablehnung FPÖ;
Gruppe 2 Rest angenommen: Zustimmung
ÖVP, SPÖ, FRANK (Gabmann, Naderer, Dr.
Machacek), Ablehnung FPÖ, GRÜNE;
Resolutionsantrag Abg. Mag. Rausch einstimmig angenommen;
Resolutionsantrag Abg. Bader einstimmig angenommen;
Resolutionsantrag Abg. Weiderbauer betreffend Bundesrahmengesetz für alle Kindergärten
abgelehnt:
Zustimmung
SPÖ,
FRANK, FPÖ, GRÜNE, Ablehnung ÖVP;
Resolutionsantrag Abg. Weiderbauer betref-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
fend Einsetzung von interkulturellen MitarbeiterInnen in den Volksschulen abgelehnt:
Zustimmung SPÖ, FRANK, GRÜNE, Ablehnung ÖVP, FPÖ;
Resolutionsanträge Abg. Landbauer abgelehnt: Zustimmung FRANK, FPÖ, Ablehnung
ÖVP, SPÖ, GRÜNE;
Resolutionsantrag Abg. Gabmann abgelehnt:
Zustimmung SPÖ, FRANK, Ablehnung ÖVP,
FPÖ, GRÜNE;
Resolutionsantrag Abg. Waldhäusl abgelehnt: Zustimmung FRANK, FPÖ, GRÜNE,
Ablehnung ÖVP, SPÖ;
Resolutionsantrag Abg. Dr. Von Gimborn
abgelehnt: Zustimmung SPÖ, FRANK, FPÖ,
GRÜNE, Ablehnung ÖVP;
Resolutionsantrag Abg. Ing. Rennhofer einstimmig angenommen.)
8.
Spezialdebatte: Gruppe 3, Kunst, Kultur und
Kultus.
Berichterstatter: Abg. Lobner (Seite 1406).
Redner: Abg. Hintner (Seite 1406), Abg.
Landbauer mit Abänderungsantrag (Seite
1407), Abg. Ing. Haller (Seite 1410), Abg. Dr.
Sidl (Seite 1411), Abg. Schuster (Seite
1412), Abg. Weiderbauer (Seite 1413), Abg.
Waldhäusl (Seite 1416), Abg. Dr. Von
Gimborn mit Resolutionsantrag betreffend
steuerliche Absetzbarkeit von Spenden im
Kulturbereich (Seite 1416), Abg. Gruber
(Seite 1420), Abg. Mag. Hackl (Seite 1420),
Abg. MMag. Dr. Petrovic (Seite 1422), Abg.
Waldhäusl (Seite 1423), Abg. Mag. Mandl
(Seite 1424)
Abstimmung (Seite 1424).
(Abänderungsantrag abgelehnt: Zustimmung
FRANK (Dr. Von Gimborn, Dr. Laki), FPÖ,
Ablehnung ÖVP, SPÖ, GRÜNE;
Gruppe 3 angenommen: Zustimmung ÖVP,
SPÖ, FRANK (Gabmann, Naderer, Dr.
Machacek), GRÜNE, Ablehnung FPÖ;
Resolutionsantrag Abg. Dr. Von Gimborn
angenommen: Zustimmung ÖVP, SPÖ,
FRANK, GRÜNE, Ablehnung FPÖ.)
***
Präsident Ing. Penz (um 10.00 Uhr): Hohes
Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich
eröffne die Sitzung. Von der heutigen Sitzung hat
sich krankheitshalber Frau Abgeordnete TrölsHolzweber entschuldigt. Ich stelle die Beschlussfähigkeit fest. Die Verhandlungsschrift der letzten
Sitzung ist geschäftsordnungsmäßig aufgelegen.
Sie ist unbeanstandet geblieben und ich erkläre sie
daher für genehmigt.
Hinsichtlich der seit der letzten Sitzung bis zum
Ablauf des gestrigen Tages eingelaufenen Verhandlungsgegenstände, deren Zuweisung an die
Ausschüsse, der Weiterleitung von Anfragen und
1281
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
– wurde am 28. Mai 2014 dem
Wirtschafts- und Finanz-Ausschuss zugewiesen und steht
auf der Tagesordnung.
der eingelangten Anfragebeantwortungen verweise
ich auf die elektronische Bekanntmachung der Mitteilung des Einlaufes. Diese wird in den Sitzungsbericht der heutigen Landtagssitzung aufgenommen.
Ltg. 415/B-38/1 -
Bericht der Landesregierung
vom 27.5.2014 betreffend Leasingverbindlichkeiten
und
Schuldeinlösungen
(Sonderfinanzierungsmodell Forderungskauf) des Landes sowie Darlehensaufnahmen der verschiedenen Fonds 2013 – wurde am
28. Mai 2014 dem Wirtschaftsund Finanz-Ausschuss zugewiesen und steht auf der Tagesordnung.
Ltg. 416/B-32/1 -
Bericht der Landesregierung
vom 27.5.2014 betreffend Bericht über die Landesentwicklung in den Bereichen Landeshauptstadt,
Regionalisierung
und Dezentralisierung sowie
über die Tätigkeit der NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH
2013/2014 – wurde am 28. Mai
2014 dem Wirtschafts- und Finanz-Ausschuss
zugewiesen
und steht auf der Tagesordnung.
Ltg. 417/B-33/1 -
Bericht der Landesregierung
vom 27.5. 2014 betreffend NÖ
Gemeindeförderungsbericht
2013 – wurde am 28. Mai 2014
dem Wirtschafts- und FinanzAusschuss zugewiesen und
steht auf der Tagesordnung.
Ltg. 418/B-2/9 -
Bericht des Rechnungshofes
vom 4.6.2014 betreffend Stadtgemeinde Schwechat und Multiversum Schwechat Betriebs
GmbH (Reihe Niederösterreich
2014/5) – wird dem Rechnungshof-Ausschuss zugewiesen.
Einlauf:
Ltg. 404/A-2/1 -
Antrag mit Gesetzentwurf der
Abgeordneten Razborcan u.a.
betreffend Änderung der Geschäftsordnung - LGO 2001 –
wird dem Rechts- und Verfassungs-Ausschuss zugewiesen.
Ltg. 405/B-2/8 -
Bericht des Rechnungshofes
betreffend Bezirkshauptmannschaften – Sprengelgrößen und
Effizienz (Reihe Niederösterreich 2014/4) – wird dem Rechnungshof-Ausschuss zugewiesen.
Ltg. 411/V-2 -
Vorlage der Landesregierung
vom 27.5.2014 betreffend Voranschlag des Landes Niederösterreich für das Jahr 2015 –
wurde am 28. Mai 2014 dem
Wirtschafts- und Finanz-Ausschuss zugewiesen und steht
auf der Tagesordnung.
Ltg.-412/B-43/1 -
Bericht der Landesregierung
vom 27.5.2014 betreffend EUBericht 2013 - Bericht über die
finanziellen Auswirkungen des
EU-Beitrittes für das Jahr 2013
– wurde am 28. Mai 2014 dem
Wirtschafts- und Finanz-Ausschuss zugewiesen und steht
auf der Tagesordnung.
Ltg. 413/R-1/1 -
Bericht der Landesregierung
vom 27.5.2014 betreffend Rechnungsabschluss des Landes
Niederösterreich für das Jahr
2013 sowie Stellungnahme des
Landesrechnungshofes Niederösterreich zum Entwurf des
Rechnungsabschlusses 2013 –
wurde am 28. Mai 2014 dem
Wirtschafts- und Finanz-Ausschuss zugewiesen und steht
auf der Tagesordnung.
Ltg. 414/V-2/100 - Vorlage der Landesregierung
vom 27.5.2014 betreffend NÖ
Budgetprogramm 2014 bis 2018
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Ltg. 419/H-11/2 – Vorlage der Landesregierung
vom 3.6.2014 betreffend Landesklinikum
MistelbachGänserndorf, Zu- und Umbau,
vorgezogene Energieeffizienzund
Instandhaltungsmaßnahmen – wird dem Wirtschaftsund Finanz-Ausschuss zugewiesen.
1282
Landtag von Niederösterreich
Ltg. 422/B-29 -
Ltg. 423/A-3/31 -
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Bericht der Landesregierung
vom 6.5.2014 betreffend NÖ
Kinder- und Jugendhilfeplanung
– wird dem Sozial-Ausschuss
zugewiesen.
Antrag der Abgeordneten Ing.
Huber, Dr. Krismer-Huber u.a.
betreffend Umsetzung der Digitalen Offensive für Österreich
„Breitband Austria Zwanzigdreizehn – BBA_2013“ – wird dem
Wirtschafts- und Finanz-Ausschuss zugewiesen.
Ltg. 424/A-3/32 -
Antrag der Abgeordneten Waldhäusl, Dr. Krismer-Huber u.a.
betreffend Nein zur Belastung
von Stromkunden durch „Smart
Meter“ – wird dem Wirtschaftsund Finanz-Ausschuss zugewiesen.
Ltg. 425/A-3/33 -
Antrag der Abgeordneten Waldhäusl, Dr. Krismer-Huber u.a.
betreffend
Schließung
des
„Nitsch-Museums“ – MZM – wird
dem Kultur-Ausschuss zugewiesen.
Anfragen:
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
gen in der Gemeinde Untersiebenbrunn mit Unterstützung der
NÖ Gemeindeaufsicht.
Ltg. 420/A-5/85 – Anfrage der Abgeordneten Dr.
Krismer-Huber an Landesrat
Mag. Wilfing betreffend Umfahrung Königstetten.
Ltg. 421/A-4/76 – Anfrage der Abgeordneten Dr.
Krismer-Huber an Landeshauptmann Dr. Pröll betreffend Umfahrung Königstetten.
Anfragebeantwortungen zu Ltg. 370/A-5/67
von Landesrätin Dr. Bohuslav; zu Ltg. 373/A-5/69
von Landesrätin Mag. Schwarz; zu Ltg. 376/A-5/71
von Landesrätin Dr. Bohuslav; zu Ltg. 379/A-5/74
von Landesrat Ing. Androsch; zu Ltg. 394/A-4/70
von Landeshauptmann-Stv. Mag. Sobotka; zu Ltg.
395/A-4/71 von Landeshauptmann Dr. Pröll; zu Ltg.
396/A-4/72 von Landeshauptmann-Stv. Mag.
Sobotka; zu Ltg. 398/A-5/76 von Landesrätin Mag.
Schwarz; zu Ltg. 399/A-5/77 von Landesrätin Dr.
Bohuslav; zu Ltg. 400/A-5/78 von Landesrat Mag.
Wilfing; zu Ltg. 401/A-5/79 von Landesrat Dr. Pernkopf; zu Ltg. 402/A-5/80 von Landesrätin Kaufmann-Bruckberger; zu Ltg. 406/A-5/82 und zu Ltg.
420/A-5/85 von Landesrat Mag. Wilfing.
Ich möchte festhalten, dass auf Grund des Beschlusses des Landtages vom 24. April 2013 für die
Debatte zum Voranschlag eine Redezeitkontingentierung gilt. Demnach beträgt die Redezeit eines
jeden Redners, Abgeordnete, Mitglieder der Landesregierung und Berichterstatter in der Spezialdebatte maximal 10 Minuten pro Wortmeldung. Geschäftsordnungsbestimmungen, die eine andere,
das heißt, eine geringere Redezeit vorsehen, zum
Beispiel tatsächliche Berichtigungen gemäß § 59
unserer Geschäftsordnung, bleiben davon unberührt. Abweichend von dieser Bestimmung kommt
dem jeweils von seinem Klub genannten Hauptredner bzw. Hauptrednerin zum jeweiligen Teil des
Voranschlages eine Höchstredezeit von 15 Minuten
zu. Dieser Hauptredner wird bei der Worterteilung
jeweils vom Vorsitzenden bekannt gegeben.
Ltg. 406/A-5/82 -
Anfrage des Abgeordneten Dr.
Machacek an Landesrat Mag.
Wilfing betreffend BrustkrebsFrüherkennungsprogramm
in
Niederösterreichs Spitälern.
Ltg. 407/A-5/83 -
Anfrage der Abgeordneten Dr.
Petrovic an Landesrat Dr. Pernkopf betreffend Ausflugsschiff
am Erlaufsee.
Ltg. 408/A-5/84 -
Anfrage der Abgeordneten Dr.
Petrovic an Landesrätin Dr.
Bohuslav betreffend Ausflugsschiff am Erlaufsee.
Ltg. 409/A-4/74 -
Anfrage des Abgeordneten Dr.
Laki an Landeshauptmann-Stv.
Mag. Sobotka betreffend nicht
nachvollziehbare Kosten bei der
Umfahrung Zwettl.
Für die Generaldebatte ist keine Redezeitbeschränkung vorgesehen. Ich halte fest, dass Berichterstattungen, Wortmeldungen zur Geschäftsordnung, tatsächliche Berichtigungen und die Ausführungen des am Vorsitz befindlichen Präsidenten
nicht unter die Redezeitkontingentierung fallen.
Ltg. 410/A-4/75 -
Anfrage
des
Abgeordneten
Waldhäusl an Landeshauptmann-Stv. Mag. Sobotka betreffend Bürgerrechtsverletzun-
Ich darf Sie auch davon in Kenntnis setzen,
dass ich beabsichtige, die heutige Sitzung um
22.00 Uhr zu beenden. Die Fortsetzung über die
1283
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Verhandlungen des Voranschlages ist für morgen,
18. Juni 2014, 9.00 Uhr, vorgesehen.
Auf Grund des sachlichen Zusammenhanges
beabsichtige ich, die Tagesordnungspunkte 2 bis 9
gemeinsam zu verhandeln. Berichterstattung und
Abstimmung werden jedoch getrennt erfolgen. Wird
gegen diese Vorgangsweise ein Einwand erhoben?
Das ist nicht der Fall.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Zum Abschluss meines Berichtes darf ich daher folgenden Antrag stellen (liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
1.
Der Rechnungsabschluss des Landes Niederösterreich für das Jahr 2013 wird mit folgenden
im Hauptteil und in den Untervoranschlägen
aufgegliederten Gesamtbeträgen genehmigt:
Ausgaben im ordentlichen Haushalt von €
8.707,665.628,56 und Einnahmen im ordentlichen Haushalt von € 8.707,665.628,56.
Ich ersuche Herrn Abgeordneten Lobner, die
Verhandlungen zu den Geschäftsstücken einzuleiten.
Berichterstatter Abg. Lobner (ÖVP): Sehr
geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und
Herren! Hoher Landtag!
2.
Der Bericht, die Erläuterungen sowie die Nachweise werden genehmigend zur Kenntnis genommen.
Ich berichte zu Ltg. 413/R-1/1: Der Rechnungsabschluss des Landes Niederösterreich für
das Jahr 2013 liegt nunmehr zur Beratung vor. Die
Erstellung des gesamten Rechnungsabschlusses
erfolgte, wie schon in den vergangenen Jahren,
wiederum in vier Teilbänden.
3.
Die bei den einzelnen Voranschlagsstellen
ausgewiesenen Abweichungen zum Voranschlag werden genehmigt.“
Der erste Band enthält den Bericht und den
Antrag zum Rechnungsabschluss. Hier finden Sie
auch die Erläuterungen zu den Abweichungen der
Einnahmen und Ausgaben vom Voranschlagsbetrag. Der zweite Band als Hauptteil enthält die
Rechnungsabschlüsse des ordentlichen Haushaltes. Band 3 enthält die Untervoranschläge.
Herr Präsident, ich darf ersuchen, die Debatte
zum Rechnungsabschluss des Landes Niederösterreich für das Jahr 2013 einzuleiten und die
Abstimmung durchzuführen.
Präsident Ing. Penz: Ich danke für die Berichterstattung. Ich erteile dem Finanzreferenten
des Landes Niederösterreich, Herrn Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka das
Wort.
Der vierte und letzte Band enthält die laut Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung
des Bundesministers für Finanzen geforderten
Nachweise und finanzstatistischen Zusammenstellungen.
LHStv. Mag. Sobotka (ÖVP): Hohes Haus!
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Regierungskolleginnen und –kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren!
Geschätzte Damen und Herren! Der Rechnungsabschluss 2013 weist folgendes Ergebnis
aus. Gesamtausgaben von 8.708,000.000 und
Gesamteinnahmen von 8.231,000.000. Das ergibt
einen administrativen Bruttoabgang von 477 Millionen Euro, der durch Schuldaufnahmen abgedeckt
wurde.
Panta rhei – ein Zitat des griechischen Philosophen Heraklit aus dem Munde Platons – alles
fließt. Der Wandel, ein gestaltendes Element seit
der griechischen Antike, damals diese Prozessualität bereits erkennend, dass das letzten Endes die
Triebfeder jeder Entwicklung ist.
Aufnahmen von Darlehen und Anleihen von
383 Millionen und innere Anleihen von 94 Millionen.
Der Bruttoabgang in der Höhe von 477 Millionen
verändert sich nach Abzug der Schuldentilgung von
499 Millionen sowie nach Abzug der Tilgung von
inneren Anleihen von 31 Millionen Euro auf einen
administrativen Nettoüberschuss von 53 Millionen.
Wir spüren heute diesen Wandel sehr, sehr
deutlich. Jeder aus der unterschiedlichsten Ebene
heraus. Egal ob das im häuslichen Bereich ist, im
familiären Umfeld, im betrieblichen, im wirtschaftlichen, im gesamt-gesellschaftlichen Umfeld.
Das heurige Jahr ist gekennzeichnet durch
eine Reihe von Jubiläen. Und gerade wenn derar-
1284
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
tige Jubiläen als Zäsuren der Geschichte uns begegnen, wird uns, wenn wir uns dieser Geschichte
befleißigen, dieser Wandel noch deutlicher bewusst.
Alois Mock hat einmal gesagt, die Geschichte
ist wohl ein Lehrmeister, nur sie findet wenige
Schüler. Dieses Jahr 2014 hat wohl in der Zahl 14
eine historische Bedeutung. Wenn auch „zufällig“
814 Karl der Große gestorben ist und damit eigentlich die europäische Einheit das erste Mal nach
einer kurzen Zeit des Zusammenführens, auch des
kriegerischen Zusammenführens, wieder zerbrochen ist, aber für 1.150 Jahre eigentlich war dieses
Konfliktfeld Europa Schauplatz von kriegerischen
Auseinandersetzungen.
Wenn wir heuer 600 Jahre Konzil von Trient
begehen, dann ist es der Versuch, das Abendland
auch aus christlicher Basis zu einigen. Wenn wir
300 Jahre seit dem Ende des spanischen Erbfolgekrieges gedenken, dann ist das die Bipolarität zwischen Österreich und Frankreich, zwischen den
damaligen zwei Großmächten in Europa, letzten
Endes ein zu Ende gehendes Minenfeld gewesen,
das dann durch die Kontroverse zwischen Frankreich und Deutschland schließlich abgelöst wurde.
200 Jahre Wiener Kongress - eine vollkommene Neuordnung Europas! Und vor 150 Jahren
der letzte militärische Erfolg Österreichs.
1914 brauch ich Ihnen nicht zu sagen, was das
für Österreich und für Europa, ja für die ganze Welt
bedeutet hat.
80 Jahre Bürgerkriegs-Gedenken dessen, dass
der Konflikt nicht nur von außen hereingetragen
wurde, sondern dass auch durchaus aus Spannungen hier in Österreich selbst die Menschen gegeneinander aufgehetzt wurden und dementsprechend
zu den Waffen gegriffen haben. Und schlussendlich
70 Jahre Befreiung Europas von der Geißel des
Nationalsozialismus mit einem hohen Blutzoll.
Und die letzten „Viererjahre“, egal ob 1994,
2004, haben insbesondere für die europäische
Erweiterung und für Österreich das gebracht, was
wir heute und in diesen Tagen in besonderer Art
und Weise auch in den Fokus unseres Betrachtens
rücken. Es ist eine lange Friedensperiode, von der
Österreich und speziell auch Niederösterreich, ungeheuer profitiert hat.
Wir haben diesen Wandel in diesen letzten
zwei Jahrzehnten sehr, sehr intensiv verspürt.
Nehmen Sie nur die demografische Entwicklung in
diesen letzten zwei Jahrzehnten. Sie verläuft in
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Niederösterreich immer über dem österreichischen
Schnitt. Was zum Beispiel die Anzahl der Bevölkerung anlangt, das Bevölkerungswachstum: Niederösterreich wird nach der österreichischen Raumordnungskonferenz bis 2050 zu den Wachstumsregionen Österreichs gehören.
Oder nehmen Sie nur her, wie sich die Gesellschaft in dieser Situation verändert hat im Bereich
der Ausbildung: 1995 hatten wir etwa 70.000
Landsleute mit einem höheren Bildungsabschluss.
Heute sind es 190.000. Um 120.000 mehr, nur in
zwei Jahrzehnten! Oder nehmen Sie her den Anteil,
was immer wieder auch propagiert wird, der Akademikerquote. Es waren 25.000 vor zwei Jahrzehnten, heute 127.000.
Die Anzahl der über 65-Jährige nimmt in einer
derartigen Rasanz zu, dass wir 1990 etwa 14 Prozent Anteil an 65-Jährigen haben und heute erwarten wir 24 Prozent für das Jahr 230. Die Kinderzahl im Gegenzug stagniert nicht nur, was die Geburtenrate anlangt, sie geht sogar zurück von
16.000 in Niederösterreich auf heute aktuell 13.000.
Und was sehr bemerkenswert ist, ist der Migrationswandel. Heute haben in Niederösterreich 20
Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund, entweder als Ersteinwanderer oder dann als
hier schon Geborene, aber mit deutlichem Migrationshintergrund.
Und diese demografische Wandelsituation, die
spüren Sie auch in den wirtschaftlichen Daten. Sie
spüren Sie nicht nur in der Frage der Ein- und Auspendler, Sie spüren Sie im Erwerbseinkommen.
Hatten wir in den 90er Jahren noch etwa 80 Prozent des Erwerbseinkommens aus dem entsprechenden Arbeitsbeschäftigungsverhältnis, so sind
es heute nur mehr 66 Prozent. Das Bruttoregionalprodukt ist in diesen letzten zwei Jahren dadurch
um sage und schreibe 67 Prozent gestiegen.
Die Strukturen haben sich nicht so wesentlich
verändert! Wir haben heute noch 32 Prozent Industrieproduktion – darauf sollten wir stolz sein,
denn die Industrieproduktion und die Produktivität
unseres Landes sichert ganz wesentlich den Fortschritt. 65 Prozent, die nach wie vor im Dienstleistungssektor unterwegs sind und 3 Prozent im agrarischen Bereich.
Der Arbeitsmarkt hat sich in diesen letzten
zwei Jahrzehnten durch eine ungeheure Entwicklung in den Reihen der Beschäftigten - 500.000 vor
zwei Jahrzehnten, heute 590.000, die letzten Zahlen aus dem Mai – ausgezeichnet. Wir haben also
eine Steigerung von 15,6 Prozent auch hier am
Arbeitsmarkt.
1285
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Diese Wandelsituation, nicht nur in den harten
Daten, wir sehen sie auch vielfach in den so genannten Soft Skills, in den Gesundheitsdaten.
Schauen Sie sich an wie die Weltbevölkerung sich
verändert hat in der Frage der Adipositas. 1980
waren etwa 780 Millionen übergewichtig und
schwergewichtig, heute sind es 2,1 Milliarden. Das
hat eine ganz wesentliche Bedeutung: Es gibt Regionen, da geht die Lebenserwartung bereits wieder zurück. Und zwar nicht in den Drittstaaten, sondern in Amerika, in einzelnen Ländern. Das macht
auch vor uns nicht halt. Wir haben eine Lebenserwartung, die in diesen letzten zwei Jahrzehnten um
mehr als vier Jahre angestiegen ist für die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher. Gott sei
Dank, sage ich. Aber die „gesunden Jahre“ sind
nicht mehr geworden. Wir haben Lebensstilerkrankungen, von denen wussten wir vor zwei Jahrzehnten kaum etwas. Oder war das „Burnout“ wirklich die klassische Erkrankung um in den Vorruhestand oder in die Pension zu gehen?
Wir haben eine Aufenthaltsdauer in unseren
Kliniken vor zwei Jahrzehnten gehabt, von an die
10 Tagen. Heute liegen wir bei durchschnittlich
sechs Tagen. Wir haben eine Ärztezahl, und das ist
auch sehr interessant. Vor zwei Jahrzehnten gab
es im niedergelassenen Bereich 3.700 Ärzte, heute
haben wir 3.800. Was glauben Sie, wie hat sich das
Verhältnis geändert in unseren Landeskliniken?
Von 3.200 zu 3.800! Die Landeskliniken waren die
Treiber letzten Endes der gesundheitlichen Reformentwicklung in Niederösterreich. Und das lässt
sich genauso in den Sozialdaten ablesen, in der
Frage der Ehescheidungen, der Frage der Singlerate, wo Niederösterreich rasant aufschließt an
urbane Entwicklungen.
Wenn München und Wien heute eine Singlerate von weit über 50 Prozent haben, dann ist das
auch in Niederösterreich, und wir sehen das ganz
intensiv in der Wohnbaupolitik, eigentlich eine Gegebenheit, über 50 Prozent Singles zu haben.
Wenn wir wissen, dass die Beschäftigungsquote
der Frauen, und darauf dürfen wir auch sehr stolz
sein, in Niederösterreich wesentlich höher ist als in
Wien, wenn wir über 80 Prozent Frauen in der Erwerbsquote haben und in Wien nur 68, dann ist das
auch hier ein sehr großer Erfolg dieses Landes.
Und wenn wir uns anschauen, dass die Freiwilligenarbeit in dieser Zeit nicht weniger geworden
ist, sondern dass sie stabil geblieben ist. Dass rund
50 Prozent unserer Landsleute Freiwilligenarbeit
nicht nur der Lippe nach bekennen, sondern sie
auch aktiv in ihr persönliches Umfeld einbringen, in
den Vereinen oder in der Nachbarschaftshilfe. Da
sehen Sie, das ist ein Wandel, der durchaus in den
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
harten Fakten stattgefunden hat, aber dieses Land
in seinem sozialen Gesicht, in seinem Gepräge
nicht in diesem Maße geändert hat – ganz im Gegenteil: Dieses menschliche Antlitz hat Niederösterreich in diesen zwei Jahrzehnten sehr wohl behalten.
Warum? Weil dieses Land unter der Führung
unseres Landeshauptmannes auch diesen Wandel
sehr aktiv und sehr bewusst gestaltet hat. Nicht
geschehen hat lassen, nicht gewartet hat, bis Entwicklungen eingetreten sind, sondern durch eine
aktive, vorausschauende Politik, die sich letzten
Endes im Budget abzubilden hat, auch vorausgegriffen hat. Entwicklungen vorausgesehen hat, Innovationen dort gesetzt hat, wo sie notwendig sind.
Und wo sie, wenn wir sie in der Zahlenreihe abbilden, auch dementsprechend zeigen, was Niederösterreich darunter verstanden hat und wie Niederösterreich heute dasteht.
Der Veränderungsbedarf, der Anpassungsbedarf, war in Niederösterreich eigentlich immer gegeben. Können Sie sich erinnern an ein Sparbudget? Sparsamkeit, Effizienz, Effektivität war
immer, zu jeder Zeit angesagt. Und die Kreditsperre
auf den einzelnen Konten, um auch in der Haushaltsvollziehung eine entsprechend gute Landung
zu erreichen, war immer eine klare, ausgesprochene Sache, dass die zum Vollzug notwendig ist.
Anpassungsbedarf im Bereich der Verwaltung.
Haben Sie was gemerkt, dass 18 Abteilungen in
diesen letzten Jahren eingespart wurden in der
Hoheitsverwaltung? Dass Niederösterreich dementsprechend nicht nur Gruppen zusammengelegt
hat, sondern insgesamt 1.300 Beschäftigte in der
Hoheitsverwaltung eingespart hat? Ich darf es
Ihnen dann auch noch zeigen in den Charts, wie
sich trotzdem unser Personalstand verändert hat,
weil wir dort Personal einsetzen, wo es die Menschen brauchen. Und nicht dort, wo es nur der Administration dient. (Beifall bei der ÖVP.)
Haben Sie was gehört davon, dass bei uns die
Pensionsreform ein Thema gewesen wäre? Gehaltsreform? Die Umsetzung der Landesverwaltungsgerichte? Wie haben wir als einziges Bundesland alle Kliniken in einen Betrieb zusammengeführt? Wie hat Niederösterreich die Maßstäbe in
der Dorf- und Stadterneuerung gesetzt? Im ökologischen Bereich, in der alternativen Energie? Letzten Endes auch in der ökologischen Bewegung der
Gärten.
Wir haben eine aktuelle Situation, die uns in
Europa und in Österreich und in Niederösterreich
ganz wesentlich von den Vorgaben Europas trifft.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Sie kennen seit der Situation des Jahres 2009,
2010, dass das Thema Maastricht, Stabilitätspakt,
Schuldenbremse für uns unverrückbare Parameter
sind, die es auf europäischer Ebene, auf österreichischer, aber vor allem auch auf regionaler Ebene
in Niederösterreich umzusetzen gilt. Und da ist
eines ein zentraler Fokus gewesen: Schulden zu
machen, verbaut der Jugend die Zukunft!
Auch wenn heute die Situation derart sich gezeigt, dass die Krise überwunden scheint. Wir haben sehr wohl Kennzeichen dafür, gerade was das
wirtschaftliche Wachstum anlangt, dass wir hoffen
dürfen, dass eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung Platz greift. Nur, wie es vor dem Jahr 2008
stattgefunden hat, das wird sich so schnell in
Europa, auch in Österreich, nicht wiederholen lassen.
Und auch die Europäische Union muss diesen
Wandel neu definieren. Die Europäische Union
muss sich auch neu ausrichten. Jean Claude
Juncker hat das sehr klar auch - in Österreich formuliert: Die Europäische Union muss groß im
Großen sein und sie muss sich dort entscheidend
zurücknehmen, wo Regionen, Länder und Gemeinden die Fragen der Bürger besser und effizienter
lösen können.
Wir brauchen aber eine gemeinsame Außenpolitik. Das zeigt uns das Beispiel Ukraine mehr als
deutlich.
Wir brauchen eine gemeinsame Wirtschaftsund Finanzpolitik. Das zeigen uns die aktuellen
Situationen im Bund, aber auch auf europäischer
Ebene, sehr, sehr deutlich. Wir brauchen auch eine
gemeinsame europäische Energiepolitik. Jetzt wird
es uns bewusst, welche Abhängigkeiten wir von
den Gasimporten, die letzten Endes gerade in Niederösterreich auch zu einem Handelsbilanzdefizit
beitragen, haben. Gas und Öl sind die einzigen
Faktoren, die uns in dieser Form das bescheren.
Jetzt wird uns bewusst, dass nur eine europäische
Energiepolitik hier einen entsprechenden Ausweg
findet.
Auch in der Frage der Sicherheit und in der
Frage der Migration, meine Damen und Herren! Wir
werden auch die Frage der Migration nur auf europäischer Ebene lösen können. Dafür brauchen wir
keine Bestimmungen wie groß der Traktorsitz ist,
wie wir unsere Marmeladen nennen. Oder schon
gar nicht, welchen Mais und wie wir ihn anbauen!
Wir wollen eine ökologische Landwirtschaft, die wir
hier beschließen und die wir hier einsetzen können!
Da wollen wir keine Vorgaben von Brüssel! (Beifall
bei der ÖVP.)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Diese Reformagenda macht vor Österreich
nicht Halt. Und die Bundesregierung ist dazu angetreten, das in einem Programm, in einem Koalitionsprogramm umzusetzen. Doppelbudget, Polizeireform, Hochwasser, vieles wurde schon in Angriff
genommen, aber vieles liegt auch noch vor ihr.
Egal ob das die Schulen betrifft, ob das unser Militär betrifft, ob das letzten Endes die Kärntner Hypo
betrifft, ob das die Pensionen, die Steuerreform und
viele andere Dinge sind. Es liegen 340 Gesetze, die
wir vereinfachen können oder die wir überhaupt
aufheben könnten, seitens der Landeshauptleutekonferenz am Tisch. Der Stabilitätspakt und die
Schuldenbremse sollten eigentlich motivieren, das
auch in dieser Form umzusetzen. Und was Jean
Claude Juncker formuliert hat, gilt auch für den
Bund. Der Bund soll sich befleißigen, dem Föderalismus in wesentlich breiterer und intensiverer Arbeit Folge zu leisten. Warum, das darf ich Ihnen an
einigen wenigen Beispielen, eigentlich an Zahlenbeispielen, sehr klar vor Augen führen.
Wenn man jetzt oftmals durch die Blätter sich
durchkämpft, dann sieht man sich einem blanken
Zentralismus ausgesetzt. Ja, es wird die Frage
gestellt, braucht es überhaupt noch Länder? Sind
die Länder nicht die Verschwender? Wäre es nicht
viel effizienter? Nein, meine Damen und Herren!
Schauen Sie sich die Statistik an des Bruttoregionalprodukts und Bruttoinlandsprodukts auf der
europäischen Ebene. Unter den 10 Ländern der
Spitze sind alle föderalen Länder Europas! Keines
hat die Schlusslaterne oder ist im Mittelfeld anzutreffen. Wir wissen, föderal und dezentralisiert organisierte Länder arbeiten effektiver, effizienter
und, was ganz interessant ist: Dass in diesen dezentralisierten, föderalen Ländern wesentlich mehr
Innovation herrscht, ist an der Zahl der angemeldeten Patente ablesbar. Und das ist es eigentlich,
was wir uns auch klar vor Augen führen müssen.
Gerade ein Landtag muss, aus seinem Selbstverständnis heraus diesem Föderalismus in ganz besonderer Art und Weise Rechnung tragen.
Wir wissen, nicht alles muss man föderal regeln. Dort, wo die Grenzkosten dementsprechend
nach unten gehen, dort, wo hohe Fixkosten sind,
wo Skalenerträge da sind, in der Gerichtsbarkeit, in
der Frage der Sicherheit, meinetwegen der Nuklearforschung, dort braucht es einen zentralen Rahmen. Oder in der Frage, wo wir räumliche Externalitäten haben. Einrichtungen, die über die Grenzen
hinausgehen: Hochleistungsbahnen, Autobahnen,
Infrastrukturen, Breitbandsituationen. Ja, dort ist
letzten Endes auch eine zentral gestaltende Form
und Notwendigkeit gegeben.
1287
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Eine Studie der VRE zeigt ganz deutlich, dass
jene Länder, die auf Dezentralisierung setzen, nicht
nur politisch näher bei den Leuten sind und dort die
Politik auch eine höhere Akzeptanz hat, was man
wiederum an der Wahlbeteiligung sieht, sondern
sieht auch klar und deutlich, dass die dezentralen,
föderalen Länder wesentlich bessere wirtschaftliche
Kenndaten haben.
Am niederösterreichischen Beispiel kann ich
Ihnen das sehr, sehr schön auch vor Augen führen.
Wir sind in diesen letzten Jahren, ich habe das
schon gesagt, im Bruttoinlandsprodukt immer über
dem österreichischen Schnitt gewachsen. Ausnahme 2013 - war ein sehr schwieriges Jahr für
uns. Da gab’s einige Verwerfungen. 2014, die
Prognosen scheinen auch hier zu stimmen, zieht
die Wirtschaft dementsprechend an. Und die dritte
Position – wer hätte das noch in den 90er Jahren
gedacht? Damals lagen wir an der 6. Position in
Österreich mit unserem Bruttoinlandsprodukt, heute
nach Wien und Oberösterreich, und Wien hat eine
Sonderstellung auf Grund der Konzernstrukturen,
wo die internationalen Betriebe ihre Konzernsitze
haben - dementsprechend an dritter Position.
Was für uns sehr erfreulich ist: Das Regional
Innovation Scoreboard der Europäischen Union,
der Europäischen Kommission, hat Niederösterreich und die ganze Ostregion zu den Innovationsführern letzten Endes gemacht bzw. in der Statistik
vorgesehen. Innovationsführer!
Die anderen, die westlichen, die südlichen
Länder, sind Innovationsfolger. Es gibt vier Stufen
in dieser Skala. Gemäßigte Innovatoren und ganz
bescheidene Innovatoren. Es ist in den einzelnen
Ländern sehr durchwachsen. Österreich ist relativ
homogen, aber Niederösterreich ganz an der
Spitze. Und das zeigt sich auch, wenn Sie einzelne
Indikatoren herausnehmen.
Nehmen Sie die Betriebe in der Grenzregion.
Die sind in diesen letzten zwei Jahrzehnten von
10.800 auf 18.200 Betriebe gewachsen. Ein
Wachstum von 76 Prozent. Worauf führen wir das
zurück? Auf eine ganz klare innovative Regionalpolitik. Wir konnten eben von der Europäischen Union
wesentlich mehr Mittel zurückholen als wir eingezahlt haben. Ein Nettogewinn von 461 Millionen.
Und wer hat es zustande gebracht, über 200
Regionen und 114 Städte zur „St. Pöltner Erklärung“ zu bringen, damit diese Regionalförderung
auch in der Zukunft bis zum Jahre 2020 in dieser
Form ausbezahlt wird? Es war unser Landeshauptmann, der nicht nur die europäische Dimension erkannt hat sondern klar diese europäische
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Kooperation gesucht hat um das auch durchzusetzen! Und das hat sich in den Betriebsgründungen
an der Grenze sehr, sehr deutlich gemacht.
Und sehen Sie sich schlussendlich das Jahr
2004 an. Was haben da nicht alle gesagt zur europäischen Erweiterung? Was da alles hereinkommt,
welchen Schaden Niederösterreich nimmt. Alle
Kleinmütigen sind da aufgetreten. Was hat der
Erwin Pröll gemacht? Er hat das als Herausforderung gesehen und hat gemeinsam mit vielen in
diesem Land nicht in den Jammerkanon eingestimmt, sondern hat das gemeinsam nach vorne
getragen, um Niederösterreichs Chancen in Europa
auch entsprechend sicherzustellen. Und das haben
wir letzten Endes auch erreicht! (Beifall bei der
ÖVP.)
Schauen Sie sich an die Internationalisierung
unserer Wirtschaft, wie viele Unternehmen aus
Niederösterreich in Europa investieren: Es sind
über 700 Unternehmen in Niederösterreich, die ein
Gesamtvolumen von 10,1 Milliarden in Europa investieren. Umgekehrt investieren auch über 400
Unternehmen europäischer Art 10,6 Milliarden in
Niederösterreich. Niederösterreich ist auf Grund
seines Rückens in die Mitte Europas zum Brückenkopf für die süd- und mitteleuropäischen Länder
geworden. Und Niederösterreich hat es geschafft,
damit auch wirtschaftlichen Wohlstand zu schaffen.
Zwei Zahlen: Kaufkraft. Wer hätte sich gedacht, dass Niederösterreich in Österreich an der
Spitze der Kaufkraft seiner Bevölkerung pro Haushalt liegt? Mit 107 Prozent deutlich vor Salzburg
und deutlich vor Vorarlberg. Und beim Medianeinkommen: Auch hier, der österreichische Schnitt
liegt bei 25.000, Niederösterreich hat 28.000. Die
nächsten kommen dann mit 27.000 und dahinter.
Und aus der Analyse des IHS, worauf das zurückzuführen ist: Hohe Produktivität, ein hoher exportorientierter Wirtschaftsteil, eine Standort entsprechende Analyse, die einen geeigneten infrastrukturellen Mix ergibt und vor allem auch die Soft Skills
erwähnt, und eine hohe Brückenfunktion in Europa.
Ich glaube, das ist für uns letzten Endes auch
die Maßzahl, wie wir in der Zukunft vorzugehen
haben. Und daher darf ich zu den Rahmenbedingungen unseres Budgets für das Jahr 2015 kommen. Denn es gilt, diesen Wandel dieser letzten
zwei Jahrzehnte - wir haben nicht nur ein Budget zu
beschließen, sondern auch ein Budgetprogramm
für die nächsten vier Jahre -, es gilt, diesen Wandel
aktiv zu gestalten. Mit der vorausschauenden Perspektive, welche Entwicklungen noch eintreten
können. Ich darf Ihnen das dann auch sehr detailliert an einzelnen Punkten zeigen.
1288
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Wir brauchen ein Budget, das Spielraum hat
für Innovationen. Wir brauchen dieses Budget, das
einen Spielraum hat für Möglichkeiten, zu reagieren. Der notwendig ist um auch auf internationale
Entwicklungen reagieren zu können. Und wir brauchen, und das ist ein fixes und unverrückbares Ziel,
wir brauchen einen ausgeglichenen Haushalt im
Jahre 2016.
Dieser Wandel wird begleitet von einem Stabilitätspakt und von einem Kostendämpfungspakt.
Sie wissen alle, wir haben 2012 einen Stabilitätspakt beschlossen, die Länder gemeinsam mit den
Gemeinden, gemeinsam mit dem Bund, der uns
verpflichtet, bis zum Jahre 2016 ein Nulldefizit zu
erreichen. Und ab dem Jahre 2017 wird das in ein
so genanntes strukturelles Nulldefizit umgewandelt.
Das ist für uns auch hier eine Situation, dass viele
Parameter sich in den nächsten Monaten und Jahren auch ändern werden. Daher wird es sehr, sehr
notwendig sein, dieses Budgetprogramm genau zu
beobachten und auch Jahr für Jahr zu ergänzen
und an die Realität anzupassen.
Wir haben diesen neuen Stabilitätspakt mit
wirklich sehr guten Sanktionsmechanismen ausgestattet. Und vor allem eine Geltungsdauer unbefristet festlegen können. Unbefristet deshalb, damit
das hier klar ist, dass man auch nicht nach 2016
oder 2018 aus dieser Linie der politischen Festlegung der Schuldenbremse aussteigen kann. Ein
Kostendämpfungspfad im Gesundheitswesen, der
für uns in all den Jahren erfüllt wurde und bis 2016
uns die Gesundheitskosten unter dem Wachstum
des BIPs vorgibt, was für das niederösterreichische
Budget auch bedeutet, dass wir ihn erfüllen und
das Land Niederösterreich die 395 Millionen, die
dafür einzusetzen sind, nicht verbrauchen wird.
Wir haben aber damit auch letzten Endes zu
tun, dass sich die Vorschriften ändern. In der so
genannten VRV bzw. in der Frage, welche Daten
melden wir an die Statistik Austria bzw. an
Eurostat? Die VRV, Sie kennen sie alle, das ewige
Diskussionsfeld das wir eröffnen, wo wir die Budgets der Länder und Gemeinden und des Bundes
vergleichbar machen wollen. Es ist uns gelungen ein herzliches Dankeschön an unsere Mitarbeiter in
der Finanzverwaltung -, alle Bundesländer zu einigen auf eine neu ausgerichtete VRV, die es möglich macht, die Länder wirklich exakt zu vergleichen. Und gleichzeitig auf ein europäisches System
des EPSAS umzustellen um die Möglichkeit zu
haben, auch mit anderen Regionen Europas den
Vergleich einzugehen. Der zwar dort erst 2018 oder
2019 eingreifen wird oder einsetzen wird, der für
uns aber in der Ausrichtung ein ganz wesentlicher
ist.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Erinnern Sie sich fünf Jahre zurück, wo Niederösterreich immer wieder hingeschrieben oder
hingeredet wurde. Niederösterreich steht in den
Zahlen, Fakten sehr, sehr gut und solide da. Um
das vergleichbar zu machen, ist eine neue VRV
notwendig, die auf drei Säulen ruht: Auf einer
neuen Finanzierungsrechnung, die für uns ganz
wesentlich ist. Die im Wesentlichen das abbildet,
was heute die Kameralistik tut. Auf einer Ergebnisrechnung, was die Doppik insbesondere anlangt.
Dass wir auch Abschreibungen möglich machen
können, dass für Investitionen das auch in einem
längeren Horizont gesehen werden kann. Und eine
Vermögensrechnung.
Lassen wir uns nicht durch Kärnten und durch
Salzburg irritieren. Gerade in dieser Situation, wo
andere ihre Krankenhäuser ausgegliedert haben,
andere in der Finanzwirtschaft außerbudgetär
agiert haben, ist es notwendig, diese drei Säulen
ganz wesentlich auch im Rahmen zu sehen. Die
Statistik Austria sieht manches etwas anderes als
Eurostat. Denken Sie nur an MedAustron. Unser
Paradebeispiel für Innovation und technologischen
Fortschritt wurde auf einmal aus dem Sektor des
privaten in den Sektor des öffentlichen Standards
gerückt. Damit erhöht sich der Maastricht-Schuldenstand von einem Tag auf den anderen, ohne
dass sich in der finanziellen Gestionierung des
Landes etwas ändert.
Daher sind diese Zahlen, die mir hier vorliegen,
auch immer wieder, Jahr für Jahr zu überprüfen.
Und was wesentlich ist, es zählen – und für uns
ganz entscheidend – müssen in der Zukunft die
Maastricht-Zahlen, die Benchmarks sind.
Wir haben Rahmenbedingungen, die nicht
ganz einfach sind. Sie kennen die wirtschaftlichen
Prognosen des IHS und des WIFO, die mit einem
Wachstum von 1,7 bis 1,8 Prozent rechnen. Wir
haben Gott sei Dank im Mai 2014 jetzt eine Reduktion der Arbeitslosigkeit erreichen können – 7,3
Prozent. Wir haben wieder etwas mehr an Beschäftigungsfahrt aufgenommen. Aber längst nicht
die und längst nicht diese Dynamik, um alle Arbeitslosen aufzunehmen. Da ist ein höherer Standard für Österreich eigentlich ungewöhnlich, wenn
wir auch auf europäischer Ebene mit 4,6 Prozent die rechnen nämlich anders als unsere eigene Arbeitslosenstatistik - wir noch immer im Spitzenfeld
Europas zu treffen sind.
Was aber ganz entscheidend ist, das ist das
Rating Niederösterreichs. Niederösterreich hat seit
Jahren, seit 2007, ein AAA-Rating durch seine eigene Ratingagentur Moody‘s. Und der Ausblick
wurde gerade im März 2014 von „negativ“ auf
1289
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
„stabil“ geändert. Und dieser Ausblick bleibt auch
so! Sie kennen das Schattenrating von Standard &
Poor‘s, das sich an den Bundesstrukturen letzten
Endes orientiert und durch die letzten gesetzlichen
Beschlüsse wieder Niederösterreich ein anderes
Rating gibt. Für uns nicht relevant, weil es weder
am Finanzmarkt noch letzten Endes am Kreditmarkt für uns eine Auswirkung hat.
Und der Landesrechnungshof - auch hier eine
deutliche Stellungnahme zum Rechnungsabschluss
- stellt uns die Erfüllung des Stabilitätspaktes sehr
klar in der Bewertung auch positiv entgegen. Und
auch die Bewertung unserer Haftungen wurden hier
deutlich festgehalten.
So komme ich zum eigentlichen Budget das für
uns so wie in den vergangenen Jahren ganz klar
sich orientiert an Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit,
Effizienz, Zweckmäßigkeit, Kostenwahrheit. Ein
Budgetziel vor Augen, einen ausgeglichenen
strukturellen Haushalt 2016 zu erreichen. Und wir
haben auch in den Jahren 2017 und 2018 die entsprechenden Vorgaben eingepreist. Die Strategie
und die Konzepte dazu finden Sie im Budget.
Nachdem ich Ihnen keine Overhead-Präsentation hier präsentieren darf, darf ich Sie ermuntern,
vielleicht die Unterlage zur Hand zu nehmen, worin
Sie die einzelnen Zahlen mitverfolgen können. Somit darf ich sie Ihnen präsentieren in dieser Form,
damit Sie sehen, wie sich dieses Budget auch in
den letzten Jahren sehr positiv entwickelt hat.
Die Ausgaben und Einnahmen netto belaufen
sich auf 8,267,00 Millionen Euro. Ein ausgeglichenes Budget seit 2011. Seit 2011 macht Niederösterreich keine neuen Schulden! Ja warum? Weil es
Rücklagen hat, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.)
Welches Land ist in der Lage, auf Rücklagen
zuzugreifen? Schauen Sie sich den Vergleich der
österreichischen Bundesländer an. Wenn Sie den
Bruttosaldo vergleichen, dann sehen Sie unterschiedliche Tilgungsraten in den Jahren 2014 und
2015, was mit unserer Kreditbewirtschaftung der
kurz- mittel- und langfristigen Kredite zu tun hat.
Und Sie sehen auch dort, wo wir die Rücklagen entnehmen: Im Jahr 2014 152 Millionen, in der
5. Zeile, und im Jahre 2015 107 Millionen. 2016 ist
dort mit der Entnahme Schluss. Den Stand der
Verbindlichkeiten konnten wir in diesen letzten 6
Jahren deutlich reduzieren, von knapp 4 Milliarden
auf 3,3 Milliarden. Eine deutliche Reduktion in diesen Zeiten, wo andere keine Möglichkeiten hatten,
den Spielraum zu vergrößern.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Und auf der Seite 5 finden Sie die finanziellen
Verbindlichkeiten. Und die schließen schon auf auf
die neue VRV. Die schließen schon auf, wie unser
Haushalt dann zu bewerten ist. Weil es ja immer
die Frage war, welches finanzielle Vermögen hat
Niederösterreich und was habe ich pro Kopf zur
Verfügung? Hier haben Sie die finanziellen Verbindlichkeiten und die finanziellen Vermögen in
Forderungen und in der Frage des Generationenfonds.
Sie sehen auf der Seite 6 dann schlussendlich
den Saldo in der blauen Linie, dass der Niederösterreicher pro Kopf ein Vermögen von 1.441 Euro
hat. Jeder Niederösterreicher! Nur das finanzielle,
nicht das Vermögen der Mobilien und Immobilien.
Und wenn Sie sich auf der Seite 7 anschauen,
wie schauen die Finanzschulden in Relation zum
Einnahmenvolumen aus? Wissen Sie, wieviel der
Bund Einnahmen hat? 70 Milliarden. Und wie viele
Schulden er hat? 230 Milliarden. Ohne die
ASFINAG und die ausgegliederten Gesellschaften,
meine Damen und Herren! Das Dreifache des Budgetvolumens. Wir haben nicht einmal die Hälfte des
Budgetvolumens. Und das bezeichne ich als einen
soliden und auch einen durchaus zukunftsträchtigen Haushalt! Daran sehen Sie es! (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich freue mich, dass wir den Generationsfonds
gemeinsam auch in diesem Landtag beschließen
konnten. Sie sehen in der Aufstellung die Performance der letzten Jahre. Sie sehen auch, was wir
in diesen letzten Jahren erwirtschaftet haben. Und
Sie sehen vor allem, wofür er auch dient in der
Zukunft. Worüber wir uns klar verständigt haben,
dass diese Erträgnisse ganz klar dem Sozialbereich
zuzuführen sind. Es sind insgesamt zum Stand
April - heute ist es über eine Milliarde - 967 Millionen Euro, die dadurch verdient wurden. Das ist der
Zukunftsfonds des Landes Niederösterreich. Das ist
das, was wir auch an Vermögen erhalten haben für
die nächsten Generationen. (Beifall bei der ÖVP.)
Am Schuldenstand sehen Sie es sehr deutlich.
Und alle - und da bitte ich Sie wirklich um eine intensive Unterstützung - die meinen, die Länder sind
die Bremser, die Länder sind die Geldausgeber:
Schauen Sie sich nur diese entsprechende Grafik
an: 88 Prozent – das ist 2013, nicht 2014 und 2015
– 88 Prozent der Schuldenlast trägt der Bund. Das
ist nicht mit dem Finger hinweisen, aber das sind
die realen und tatsächlichen Zahlen, meine Damen
und Herren. Es ist unangebracht, permanent die
Länder dessen zu zeihen, die gemeinsam mit den
Gemeinden nur ein Volumen von 26 Milliarden zu
verwalten haben. Einen Prozentsatz von 11 Prozent zu verantworten haben.
1290
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Und wenn Sie sich anschauen auf der nächsten Seite 10: Wer trägt die Finanzverantwortung?
Der Bund! Mit den gemeinschaftlichen Bundesabgaben 67 Prozent. Die Länder und Gemeinden 33
Prozent.
Und dann sehen Sie sich letzten Endes das
Schuldvolumen an. Wir haben Maastricht stets
erfüllt. Und das ist für uns auch in der Zukunft die
Richtschnur. Und Sie sehen, dass sich auch die
Ausgabenbereiche im Voranschlag 2015 an der
Grafik nicht wesentlich verändert haben. Eines
merken wir sehr deutlich: Die Gesundheits- und
Sozialausgaben gehen nicht nur nicht zurück, sie
steigen leicht. Sie erreichen nahezu 50 Prozent
unseres Haushaltes. Und trotzdem gelingt es uns
im Bereich der Wirtschaft, im Bereich des Wohnbaus, im Bereich Erziehung und Sport und vor allem im Bereich der Kultur, auch deutliche Akzente
zu setzen. Die notwendig sind, um dieses Land in
die Zukunft führen zu können.
Und diese einzelnen Felder zeigen auch, welche Innovationen in Niederösterreich, von MedAustron bis zur IST Austria, bis zu den Technopolen, bis hin nach Krems zur Karl Landsteiner Universität, gesetzt werden. Diese Zahlen zeigen auch
sehr deutlich, dass dieses Budget auch in der Zukunft Innovationsspielraum hat.
Sehen Sie sich nur drei Felder an: Die Gesundheits- und Sozialausgaben sind in diesen Jahren, inklusive der Krankenhäuser, 2005 bis 2008,
als wir diese übernommen haben, deutlich gestiegen. Heute bewegen sie sich in einer vollkommen
flachen Bahn.
Die Zahlen der Wissenschaft: Das verantwortliche Ressortmitglied, Dr. Erwin Pröll, hat es verstanden, dort auf die nächsten Generationen zu
setzen. Niederösterreich ist heute auch in der internationalen Community ein Wissenschaftsland geworden. Schauen Sie, was nach fünf Jahren ISTA
Klosterneuburg möglich gewesen ist. Mit 22 Mitgliedern und 4 Forschern haben sie begonnen.
Heute haben dort 400 Leute Beschäftigung und
davon sind über 120 Wissenschaftler, mit einer
Exzellenz, die auch international bestätigt wird. In
nur fünf Jahren ist es gelungen, dort eine ganz
hervorragende wissenschaftliche Grundlagenforschung zu betreiben, die für die Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung ist! (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! An diesen beiden
Zahlen, der Gesundheit, der Wissenschaft und vor
allem des Nahverkehrs, der Mobilität in Niederösterreich, darf ich Ihnen zeigen, wie notwendig es
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
ist, den Wandel aktiv zu begleiten. Nicht zu warten,
bis Entwicklungen eintreten, sondern vorausschauend investieren, damit wir auf dieser zukünftigen
Straße auch erfolgreich weiterfahren können. Und
wenn Sie die Ausgabenarten anschauen, dann
sehen Sie ganz leicht und sehr deutlich, obwohl wir
in der Hoheitsverwaltung 1.300 Leute eingespart
haben, obwohl wir 18 Abteilungen gespart haben,
ist der Personalanteil gestiegen. Ja warum? Weil
wir dort investiert haben, wo es notwendig ist. Und
Sie sehen es am Chart auf der Seite 17: Die Kosten
für die Wirtschaftsverwaltung, das sind unsere Kliniken, das sind unsere Landespensionistenheime.
Das sind letzten Endes auch unsere Straßenabteilungen. Und das sind unsere Kultur- und Bildungsabteilungen, auch die Lehrer, deutlich gestiegen in
diesen letzten Jahren.
Was ist gleich geblieben? Der gelbe Sockel,
die Hoheitsverwaltung! Niederösterreich spart dort,
wo Sparen not tut und investiert dort, wo es um die
Zukunft geht! (Beifall bei der ÖVP.)
Und schauen Sie nur vielleicht auch mit einer
dementsprechenden Überlegung die Pensionen
und sonstigen Ruhebezüge an. Ich habe das bewusst auch hier hinein genommen, damit man einmal sieht, wo hat Niederösterreich die Möglichkeit,
selbst zu drehen? Wo muss es letzten Endes übernehmen? Bei den Bezügen, die hier von Bundesseite gestaltet werden, das ist die entsprechende
Landeslehrerstruktur, da können wir kein eigenes
Dienstrecht aufbauen. Dort steigen die Pensionen.
Dort, wo wir das Pensionsrecht umgesetzt haben,
in der allgemeinen Verwaltung, schauen Sie einmal
hin: Dort bleibt es gleich!
Das ist genau dem geschuldet! Wo der föderale Staat sehr deutlich die Verantwortung abgibt,
wie geht die dementsprechende Landesstruktur mit
dieser Verantwortung um? Da sehen Sie ganz klar,
wer welche Akzente wie setzt!
Und als Schlusspunkt das Budgetprogramm.
Das Budgetprogramm, das uns die nächsten vier
Jahre begleiten wird. Sie sehen auf der Seite 19
dass wir die Zielwerte von Maastricht stets eingehalten haben. Für uns wird es notwendig sein, dass
wir ab 2017 ... – und das muss jemand verstehen,
diese Logik: Ein Maastricht-Nulldefizit heißt für uns,
einen Spielraum von 55 Millionen so quasi Defizit
zu machen. Wir wollen das aber nicht!
Und so sehen Sie dann auf der Seite 20 die
gelbe Linie, wohin wir uns bewegen wollen. Wir
wollen weiter in einem positiven Maastricht-Saldo
bleiben. Wir wollen weiterhin den Spielraum für die
nächsten Generationen aufrecht erhalten durch
1291
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
einen sparsamen Budgetvollzug und durch Ausgaben, die sinnvoll, zweckmäßig und zukunftsorientiert sind.
Und dadurch sinkt auch – und das ist der letzte
Text, die nächste Textseite – der Anteil der Finanzschulden am nominellen BIP. Niederösterreich
senkt als ganz wesentliches Bundesland seinen
Anteil am BIP. Und wenn Sie heute sehen, dass
der Bund 0,45 Prozent für sich reklamieren kann
und die Länder und Gemeinden davon nur 0,1 Prozent haben, dann sehen Sie auch hier, wer letzten
Endes dafür Rechnung trägt, dass wir insgesamt
international auf einer guten Seite ankommen.
Meine Damen und Herren! Das ist in den groben
Zügen das Landesbudget, die Voraussetzungen,
die Rahmenbedingungen. Das ist die Richtschnur
für die nächsten Jahre. Ich bitte Sie, sich in der
Debatte dieses Budgets, wie in den vergangenen
Jahren, sehr intensiv anzunehmen.
Ich glaube, es ist für uns notwendig, dass wir
gerade in der Diskussion auch sehen und die Position des föderalen Niederösterreich auch klar machen können, im Rahmen des Bundes, aber auch
im Rahmen Europas. Und ich denke, dass dieses
Budget diesen soliden Kurs auch in der Zukunft
fortsetzen wird.
Daher darf ich mich abschließend herzlich bedanken. Ich darf mich bedanken bei den Regierungskollegen insbesondere beim Herrn Landeshauptmann in der Frage der Verhandlung für das
kooperative Verhalten, für auch letzten Endes die
Einsicht diesen Maastricht-Weg weitergehen zu
können, damit wir auf diesem Weg auch unseren
Kurs halten können. Und nachfolgend bei allen
Regierungskolleginnen und –kollegen, welcher
Partei auch immer sie angehören mögen.
Es hat sich gezeigt, dass diese Verhandlungen
von großer Ernsthaftigkeit getragen waren und
dass sie schlussendlich zu einem guten Ergebnis
führen konnten. Und schließlich darf ich unserer
Mannschaft, die es heuer nicht leicht hatte, insbesondere weil es darum ging, die VRV auf Bundesebene vorzubereiten und dementsprechend auch
im ESVG und in der Statistik Austria die Stimme
Niederösterreichs zu erheben, dem Dr. Meißl und
dem Rudi Stöckelmayer, der Budgetgruppe herzlich
danken für die Aufbereitung und für die solide Erarbeitung des Zahlenwerkes. (Beifall bei der ÖVP.)
Damit bitte ich Sie, das Hohe Haus, um Annahme dieses Budgets! (Anhaltender Beifall bei der
ÖVP.)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Präsident Ing. Penz: Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Bevor wir zur Generaldebatte
kommen, darf ich den Berichterstatter ersuchen, zu
den restlichen Punkten der Tagesordnung die Berichterstattung und die Antragstellung vorzunehmen.
Berichterstatter Abg. Lobner (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Hoher Landtag! Ich darf
zu den weiteren Geschäftsstücken der Tagesordnung berichten. Das betrifft Ltg. 412/B-43/1, einen
Antrag des Wirtschafts- und Finanz-Ausschusses
über den Bericht über die finanziellen Auswirkungen des EU-Beitrittes für das Jahr 2013. Der Bericht liegt in den Händen der Abgeordneten, daher
erlaube ich mir gleich zur Antragstellung zu kommen (liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Der Bericht über die finanziellen Auswirkungen
des EU-Beitrittes für das Jahr 2013 wird zur Kenntnis genommen.“
Des Weiteren berichte ich zu Ltg. 415/B-38/1,
ebenfalls ein Antrag des Wirtschafts- und FinanzAusschusses über den Bericht der Landesregierung betreffend Leasingverbindlichkeiten und
Schuldeinlösungen
(Sonderfinanzierungsmodell
Forderungskauf) des Landes sowie Darlehensaufnahmen der verschiedenen Fonds 2013 (liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Der Bericht der Landesregierung betreffend
Leasingverbindlichkeiten und Schuldeinlösungen
(Sonderfinanzierungsmodell Forderungskauf) des
Landes sowie Darlehensaufnahmen der verschiedenen Fonds 2013 wird zur Kenntnis genommen.“
Des weiteren berichte ich zu Ltg. 416/B-32/1
über den Bericht der Landesregierung betreffend
die Landesentwicklung in den Bereichen Landeshauptstadt, Regionalisierung und Dezentralisierung
sowie über die Tätigkeit der NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH 2013/2014.
Der Bericht ist in die einzelnen Ressortberichte
aufgeteilt und beinhaltet auch die Berichte der
Fonds mit Rechtspersönlichkeit. Ich komme zur
Antragstellung (liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Der Bericht der Landesregierung betreffend die
Landesentwicklung in den Bereichen Landeshauptstadt, Regionalisierung und Dezentralisierung sowie über die Tätigkeit der NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH 2013/2014 wird zur Kenntnis genommen.“
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Ltg. 417/B-33/1, ebenfalls ein Antrag des Wirtschafts- und Finanz-Ausschusses über den Bericht
der Landesregierung betreffend NÖ Gemeindeförderungsbericht 2013. Der umfangreiche, ausführliche Bericht ist in den Händen der Abgeordneten,
ich darf daher zur Antragsformulierung kommen
(liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Der NÖ Gemeindeförderungsbericht 2013 wird
zur Kenntnis genommen.“
Ltg. 414/V-2/100, Antrag des Wirtschafts- und
Finanz-Ausschusses über die Vorlage der Landesregierung betreffend NÖ Budgetprogramm 2014 2018. (Liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
1.
Das NÖ Budgetprogramm 2014 - 2018 wird zur
Kenntnis genommen.
2.
Die NÖ Landesregierung wird beauftragt, die
Zielsetzungen des NÖ Budgetprogrammes
2014 - 2018 bei der Erstellung und der Vollziehung der jeweiligen Voranschläge umzusetzen.“
Der Landesvoranschlag 2015 steht heute
ebenfalls zur Debatte. Als Berichterstatter obliegt
es mir, dem Hohen Landtag den Voranschlag den
Voranschlag des Landes Niederösterreich für das
Jahr 2015 zur Beratung und Beschlussfassung
vorzulegen.
Die Landesregierung hat gemäß Artikel 29 Absatz 2 der NÖ Landesverfassung den Voranschlagsentwurf der Einnahmen und Ausgaben des
Landes für das Jahr 2015 rechtzeitig erstellt. Die
Vorlage wurde vom Finanz-Ausschuss eingehend
behandelt.
Der Aufbau des Landesvoranschlages entspricht den Bestimmungen über Form und Gliederung der Voranschläge und Rechnungsabschlüsse
der Länder, der Gemeinden und von Gemeindeverbänden.
Die vertikale Gliederung in Gruppen, Abschnitte, Unter- und Teilabschnitte sowie Voranschlagsstellen erfolgt nach funktionellen, finanzwirtschaftlichen und ökonomischen Gesichtspunkten.
Die horizontale Gliederung stellt die Einnahmen und Ausgaben des Voranschlages 2015 den
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Einnahmen und Ausgaben im Voranschlag 2014
und im Rechnungsabschluss 2013 gegenüber.
Die Ausgaben, bereinigt um die Schuldentilgungen, erhöhen sich gegenüber dem Voranschlag
2014 um 4,8%. Die Einnahmen (ohne Schuldaufnahmen) steigen um 2,8%.
Der Brutto-Abgang 2015 beträgt 293,3 Millionen Euro. Dieser verringert sich um die veranschlagte Tilgung von Schulden von 293,3 Millionen
Euro. Das ergibt ein administrativ ausgeglichenes
Netto-Ergebnis
Das Maastricht-Ergebnis des Voranschlages
2015 beträgt laut Voranschlagsquerschnitt +49,4
Millionen Euro.
Herkunft, Zweckwidmung und Begründung der
einzelnen Einnahmen und Ausgaben sind in den
Erläuterungen ausführlich dargestellt, Änderungen
gegenüber dem Vorjahr sind aus der Horizontalgliederung ersichtlich.
Zur Durchführung des Landesvoranschlages
2015 werden wieder alle jene Bestimmungen beantragt, die sich schon bisher für den Budgetvollzug
als notwendig oder zweckmäßig erwiesen haben.
Der Antrag des Wirtschafts- und Finanz-Ausschusses über die Vorlage der Landesregierung
betreffend Voranschlag des Landes Niederösterreich für das Jahr 2015 (liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
1. Feststellung des Voranschlages
1.1. Einnahmen und Ausgaben
Die Einnahmen und Ausgaben des Landes
Niederösterreich für das Jahr 2015 werden mit je
8.560.356.700 Euro genehmigt.
Die Einnahmen enthalten Schuldaufnahmen in
der Höhe von 293.332.500 Euro zur Bedeckung
des Brutto-Abgangs. In den Ausgaben sind Schuldtilgungen in der Höhe von 293.332.500 Euro inkludiert. Das ergibt ein administrativ ausgeglichenes
Netto-Ergebnis.
1.2. Maastricht-Ergebnis
Das ‚Maastricht-Ergebnis‘ im ‚Voranschlagsquerschnitt‘ wird mit einem Saldo von +49.350.200
Euro genehmigt.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Die Landesregierung wird beauftragt, zur Erreichung des als Haushaltsziel vorgegebenen
Maastricht-Ergebnisses alle folgenden Bestimmungen über einen flexiblen Budgetvollzug so anzuwenden, dass der Budgetvollzug den festgelegten
Maastricht-Saldo nicht vermindert oder eine Verminderung durch anderweitige Maßnahmen zumindest ausgeglichen wird.
Falls der (Brutto-) Abgang im laufenden Jahr nicht
voll bedeckt wird, muss der unbedeckte Teil spätestens im Voranschlag des übernächsten Jahres
seine Deckung finden. Innere Anleihen dürfen im
erforderlichen Ausmaß durch Finanzschulden ersetzt werden.
Gemäß Artikel 30 Abs. 2 der NÖ Landesverfassung soll ein Schaden für das Land durch eine
Abweichung bei Ausgaben gegen nachträgliche
Zustimmung durch den Landtag vermieden werden,
daher ist eine Verschlechterung des Finanzierungssaldos durch anderweitige Maßnahmen auszugleichen.
Die Einnahmen des Landes sind rechtzeitig
und vollständig einzuheben. Die Landesregierung
wird ermächtigt, Forderungen des Landes zu stunden, wenn die Erfüllung der Verbindlichkeiten
dadurch nicht gefährdet wird und die Stundung
durch besondere Umstände gerechtfertigt erscheint. Gestundete Beträge sind im Allgemeinen
zu verzinsen.
Der
Zusammenhang
zwischen
dem
‚Maastricht-Ergebnis‘
des
‚Voranschlagsquerschnitts‘ gemäß VRV und dem ‚Maastricht-Ergebnis‘ nach dem ESVG wird gemäß Art. 25 Abs. 2 des
Österreichischen Stabilitätspakts 2012 mittels einer
Überleitungstabelle im Rahmen der allgemeinen
Erläuterungen zum Voranschlag dokumentiert.
2. Einhaltung des Voranschlages
2.1. Ausgabenbegrenzung
Die im Voranschlag vorgesehenen Ausgabenkredite stellen, soweit im Folgenden nichts anderes
bestimmt wird, Höchstbeträge dar, welche nicht
überschritten werden dürfen. Die Landesregierung
wird beauftragt, unter Bedachtnahme auf das Gesamtinteresse des Landes nur die zur sparsamen
und wirtschaftlichen Führung der Landesverwaltung
unbedingt notwendigen veranschlagten Ausgaben
zu vollziehen.
2.2. Ausgabensteuerung
Die Landesregierung wird ermächtigt, die Inanspruchnahme der Ausgabenkredite während des
Jahres durch die Festsetzung zeitlicher Prioritäten
zu steuern. Diese Steuerung soll zeitgerechte Ausgaben vor allem für die Fälle ermöglichen, in denen
Termine für die Bezahlung von Leistungen vorgegeben oder den Empfängern von Transferleistungen Zwischenfinanzierungen nicht möglich sind.
2.4. Einhebung der Landeseinnahmen
Die Landesregierung wird weiters ermächtigt,
nicht veranschlagte Einnahmen in neuen Teilabschnitten gesondert auszuweisen.
2.5. Landesfonds
Die Landesregierung wird beauftragt, die zur
Einhaltung des Maastricht-Ergebnisses auf Landesebene einschließlich der selbstständigen Landesfonds (dort insbesondere das Finanzmanagement betreffend) erforderlichen Maßnahmen zu
treffen.
3. Durchführung und Überwachung des Voranschlages
3.1. Mittelverwendung
Die bei den einzelnen Voranschlagsstellen bewilligten Ausgabenkredite dürfen nur zu den dort
vorgesehenen Zwecken verwendet werden. Die
Verwendung der für Sachausgaben bewilligten
Kredite für Personalerfordernisse oder die Verwendung der für Personalausgaben bewilligten Kredite
für Sacherfordernisse ist nicht gestattet.
Die Landesregierung wird ermächtigt, innerhalb eines jeden Teilabschnittes die Gliederung
nach finanzwirtschaftlichen sowie nach ökonomischen Gesichtspunkten zu ändern und zu ergänzen.
2.3. Abgangsdeckung
Die Landesregierung wird ermächtigt, zur Bedeckung des (Brutto-)Abganges des Landesvoranschlages die veranschlagte Schuldaufnahme in
Form von Anleihen, Darlehen, sonstigen Krediten
oder kurzfristigen Finanzierungen durchzuführen.
3.2. Kassenmittel
Die Landesregierung wird beauftragt, zur Vermeidung eines Kassenabganges durch monatliche
Zuteilung von Kassenmitteln den Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben (Monatsplan)
sicherzustellen.
1294
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Die Landesregierung wird ermächtigt, zum
gleichen Zweck kurzfristige Kassenkredite aufzunehmen.
3.3. Kreditüberwachung
Die Landesregierung wird beauftragt, geeignete Maßnahmen zur laufenden Überwachung der
Kreditinanspruchnahme zu treffen.
3.4. Schuldaufnahme
Die Landesregierung wird ermächtigt, höher
verzinsliche oder kurzfristige Schulden des Landes
in niedriger verzinsliche oder längerfristige umzuwandeln oder zu ersetzen, sowie die Restlaufzeit
von Darlehen zu verlängern. Bei vorzeitiger Aufkündigung von Darlehen durch den Darlehensgeber dürfen Ersatzdarlehen bis zur Höhe des noch
aushaftenden Betrages aufgenommen werden. Für
Dritte aufgenommene Darlehen sind voranschlagsunwirksam zu verrechnen und im Rechnungsabschluss nachrichtlich in den Nachweis über den
Schuldenstand aufzunehmen.
3.5. Landeslehrer, Bezüge
Die Ausgaben bei 1/20800 können um die
Mehreinnahmen bei 2/20800, die Ausgaben bei
1/21000 um die Mehreinnahmen bei 2/21000 überschritten werden. Die Ausgaben bei 1/22000 können um das Doppelte der Mehreinnahmen bei
2/22000, die Ausgaben bei 1/22900 um das Doppelte der Mehreinnahmen bei 2/22900 überschritten
werden. Bei Mindereinnahmen bei den genannten
Einnahmenansätzen sind die Ausgaben bei den
angeführten Ausgabenansätzen entsprechend zu
kürzen.
3.6. Regionalförderung
Die Ausgaben der Regionalförderung, die bei
1/02240 und 1/02241 veranschlagt sind, dürfen bei
entsprechenden Voranschlagsstellen in der jeweils
zutreffenden Gruppe zusammengefasst verrechnet
und so im Rechnungsabschluss ausgewiesen werden. Eine projektbezogene Darstellung der Ausgaben erfolgt im Nachweis ‚Regionalförderung‘ des
Rechnungsabschlusses.
3.7. Sonderfinanzierungen
Die Landesregierung wird ermächtigt, zur Anschaffung von Investitionsgütern, welche zur Erfüllung der laufenden Verwaltungsaufgaben erforderlich sind, sowie zur Durchführung von Bauvorhaben
und Vorhaben der Regionalförderung über den im
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Voranschlag zur Verfügung stehenden Teilbetrag
hinaus Vorbelastungen künftiger Finanzjahre einzugehen. Die in den folgenden Jahren erforderlichen Ausgaben bedürfen vor ihrer Vollziehung der
Genehmigung durch den Landtag.
3.8. Mehrjährige Projekte
Die Landesregierung wird ermächtigt, in Angleichung an den Baufortschritt Aufträge bis zur
Höhe der bewilligten Gesamtkosten, einschließlich
während der Bauzeit eingetretener indexmäßiger
Erhöhungen, zu vergeben.
3.9. Vollzug von Anstaltsvoranschlägen
Die Landesregierung wird ermächtigt, gemeinsam veranschlagte Landesanstalten nach betriebswirtschaftlichen und regionalen Gesichtspunkten aufzugliedern und im Rechnungsabschluss
aufgegliedert auszuweisen sowie nach Maßgabe
gesetzlicher Bestimmungen den einzelnen aufgegliederten Landesanstalten Voranschlagsbeträge
zuzuweisen.
Die Führung und der Betrieb der Landeskliniken wird gemäß Gesetz über die Errichtung der NÖ
Landeskliniken-Holding, LGBl 9453 idgF von der
NÖ Landeskliniken-Holding im eigenen Namen und
auf Rechnung des Landes Niederösterreich wahrgenommen. Die NÖ Landeskliniken-Holding ist
daher u. a. zum Abschluss von Verträgen, die für
den Betriebsablauf notwendig sind, insbesondere
auch zur Vergabe von Lieferungen und Leistungen,
die in den jeweiligen Anstaltsvoranschlägen enthalten sind oder in diesen ihre Deckung finden,
ermächtigt.
Bei ausgeglichen veranschlagten Landesanstalten dürfen die Bestimmungen für zweckgebundene Gebarungen sinngemäß angewendet und die
Veranschlagung marktbestimmter Betriebe den für
ihre Aufnahme in den Voranschlag geltenden
Bestimmungen angepasst werden.
3.10. Mehr- und Mindereinnahmen im Anstaltsbereich
Die Landesregierung wird ermächtigt, bei
Mehreinnahmen von Landesanstalten bzw. Landesschulen deren Ausgabenkredite im gleichen
Ausmaß zu überschreiten und die Aufteilung auf die
Personal- und Sachausgaben festzusetzen. Mindereinnahmen sind im laufenden Jahr durch Einsparungen oder in den Folgejahren durch entsprechende Mehreinnahmen oder Minderausgaben
auszugleichen.
1295
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
4. Bewirtschaftung von Einnahmen mit Zweckwidmung
4.1. Zweckwidmung
Bei den in der Beilage ‚Zweckwidmung‘ gegenübergestellten Teilabschnitten wird die Zweckwidmung der Einnahmen für Ausgaben ausgesprochen.
Die Landesregierung wird ermächtigt, die
Zweckwidmung der Einnahmen für Ausgaben den
zu Grunde liegenden Voraussetzungen anzupassen. Ausgaben, die aus Einnahmen mit Zweckwidmung bedeckt werden, dürfen so weit getätigt werden, als Einnahmen mit Zweckwidmung tatsächlich
einfließen oder entsprechende Rücklagen vorhanden sind. Im laufenden Jahr nicht verbrauchte Einnahmen mit Zweckwidmung dürfen in geeigneter
Weise der Verwendung in den nächsten Jahren
zugeführt werden.
5.2. Deckungsfähigkeit von Ausgabenkrediten
Die Deckungsfähigkeit ist in der Beilage
‚Deckungsfähigkeit von Ausgabenkrediten‘ festgelegt.
Die Landesregierung wird ermächtigt, gegen
nachträgliche Zustimmung durch den Landtag die
Deckungsfähigkeit im Rahmen der Aufgabenverteilung der Geschäftsordnung der Landesregierung
zu erweitern oder einzuschränken.
5.3. Änderung der Zweckwidmung von Ausgabenkrediten
Die Landesregierung wird ermächtigt, gegen
nachträgliche Zustimmung durch den Landtag festzusetzen, wie Ausgabenkredite bei begründetem
Bedarf für andere als die im Voranschlag vorgesehenen Verwendungszwecke in Anspruch genommen werden können.
4.2. Verwendung von nicht veranschlagten
Beiträgen Dritter
Die Landesregierung wird ermächtigt, nicht
veranschlagte Zuschüsse oder Beiträge Dritter mit
besonderer Zweckwidmung zusätzlich zu den veranschlagten Ausgabenkrediten zu verwenden. Sind
keine entsprechenden Ausgabenkredite vorhanden,
so dürfen neue Voranschlagsstellen mit entsprechender Zweckwidmung geschaffen und zu deren
Lasten Ausgaben bis zur selben Höhe getätigt werden. Wird von dieser Ermächtigung nicht in vollem
Ausmaß Gebrauch gemacht, gelten die Bestimmungen für Einnahmen mit Zweckwidmung sinngemäß. Im laufenden Jahr nicht verbrauchte Beiträge Dritter sind in geeigneter Weise der Verwendung in den nächsten Jahren zuzuführen.
5. Entscheidung in Angelegenheiten der Finanzgebarung
5.1. Kürzung von Voranschlagsansätzen
Die Landesregierung wird ermächtigt, zur Einhaltung des Voranschlages allgemeine oder auf
Gliederungselemente der Voranschlagsstellen abgestellte, gleichmäßig prozentuelle Bindungen aller
Voranschlagsstellen vorzunehmen. Bei den Ausgaben bleiben als Pflichtausgaben veranschlagte
gesetzliche Verpflichtungen des Landes von der
Bindung ausgenommen. Im Rahmen der Ausgabenbindungen sind Umschichtungen zulässig, um
weitere gesetzliche oder vertragliche Verpflichtungen des Landes voll und das Grundangebot von
Leistungen ausreichend abzudecken.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
5.4. Kreditüberschreitungen
Die Landesregierung wird ermächtigt, gegen
nachträgliche Zustimmung durch den Landtag
Überschreitungen von Ausgabenkrediten im Ausmaß von Minderausgaben bei anderen Ausgabenkrediten, insbesondere bei den Verstärkungsmitteln, sowie im Ausmaß von mit den Ausgaben zusammenhängenden Mehreinnahmen zu bewilligen
und die Überschreitungsbeträge erforderlichenfalls
in neuen Teilabschnitten als gesonderte Ausgaben
auszuweisen.
6. Übertragbarkeit von Kreditresten
Die Landesregierung wird ermächtigt, am Ende
des Haushaltsjahres bestehende und noch benötigte Kreditreste mehrjähriger Projekte in geeigneter
Weise in das Folgejahr zu übertragen und ohne
neuerliche Genehmigung des Landtages für die
gleichen Zwecke zu verwenden. Alle übrigen Kreditreste gelten als Einsparungen.
7. Dienstpostenplan
Der Dienstpostenplan sowie die im allgemeinen Teil des Dienstpostenplanes festgelegten
Grundsätze werden genehmigt.
8. Bericht, KFZ-Systemisierungsplan, Erläuterungen
Der Bericht, der KFZ-Systemisierungsplan und
die Erläuterungen werden zur Kenntnis genommen.
Soweit in den Erläuterungen betragsmäßig Förde-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
rungsausgaben für die jeweils genannten Leistungsempfänger angegeben sind, werden diese
genehmigt.“
Das letzte Geschäftsstück der Tagesordnung
betrifft wieder einen Antrag des Wirtschafts- und
Finanz-Ausschusses über den Antrag gem. § 34
LGO 2001 der Abgeordneten Mag. Schneeberger,
Gruber, Waldhäusl, Gabmann, Hinterholzer, Mag.
Riedl, Moser, Kasser und Schuster betreffend Unterstützungsmaßnahmen für die Anschaffung von
Fahrzeugen und Gerätschaften der Freiwilligen
Feuerwehren.
Wir alle wissen, dass unsere freiwilligen Feuerwehren einen enorm wichtigen Beitrag zu unserem Sicherheitsgefüge des Landes leisten. Mit diesem Antrag wollen wir hier einer entsprechenden
Unterstützung noch einmal Ausdruck verleihen.
Und ich darf deshalb zum Antrag kommen (liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
1.
Die NÖ Landesregierung wird aufgefordert, im
Sinne der Antragsbegründung den Bund aufzufordern, folgende Maßnahmen umzusetzen:
Ein Finanzierungsmodell zu schaffen, das eine
Refundierung der Mehrwertsteuer bei der Anschaffung von Einsatzgeräten durch die
Freiwilligen Feuerwehren gewährleistet,
Mittel aus der Mineralölsteuer für die Anschaffung von Fahrzeugen und Gerätschaften der
Freiwilligen Feuerwehren zur Verfügung zu
stellen,
Befreiung der Freiwilligen Feuerwehren von
der Entrichtung des AKM-Beitrags.
2.
Durch diesen Antrag gemäß § 34 LGO wird der
Antrag LT 388/A-3/30-2014 miterledigt.“
Geschätzter Herr Präsident, ich ersuche um
Einleitung der Debatte.
Präsident Ing. Penz: Danke für die Berichterstattung. Ich eröffne die Generaldebatte. Zu Wort
gelangt Frau Klubobfrau Dr. Krismer-Huber.
Abg. Dr. Krismer-Huber (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglieder der Landesregierung! Hohes Haus!
Wer heute oder dieser Tage die Zeitungen aufschlägt, Medien verfolgt, der hat sicher, so wie ich,
ein bisschen ein ungutes Gefühl. Warum? Wir haben vor der Haustüre einen ziemlichen Konflikt:
Russland - Ukraine. Wir werden zwar beruhigt,
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
dass unsere Gasreserven in Österreich lange ausreichen. Aber so wie ich wissen das schon viele
Menschen, dass diese Unabhängigkeit keine gute
ist, die wir in Österreich haben.
Heute haben sehr viele, weil es wieder in den
Zeitungen steht, auch erkannt, dass der Konflikt im
Orient, dass das fundamentalistische, was jetzt von
ISIS ausgeht, auch uns massiv bedroht. Es wird mit
dem Rohstoff Erdöl wieder etwas passieren! Das ist
auch etwas, wovon wir sehr stark abhängig sind. Es
wird jetzt schon wieder überlegt, wie greifen die
internationalen Staaten dort ein. Es gibt plötzlich
Allianzen, die hätten wir uns, also ich zumindest,
vor mehr als einer Woche nicht gedacht, dass es
die gibt. USA mit Teheran gemeinsam, mit dem
Iran. Also da ist ziemlich viel in Bewegung und die
Lage scheint extrem unsicher zu sein.
Und wir haben hier einen Besuch aus der
Türkei, wobei dieser Besuch aus der Türkei,
Erdogan, für mein Dafürhalten ein gewaltiger Härtetest für unsere demokratiepolitischen Prinzipien in
diesem Land ist.
Und wenn wir in den Süden schauen, wo wir
wissen, dass vor Lampedusa tausende Menschen
stranden, wir wissen, dass das ein europäisches
Problem ist. Und man schaut sich das genauer an,
dann weiß man auch, dass die Chinesen mittlerweile gewaltig in die Infrastruktur, in die Wirtschaft
auch, soweit das möglich ist, in Afrika investieren.
Dass sie dort auch Grund kaufen, quasi in die sichere Ressource Boden hineingehen. Und dann
neben den sozusagen historischen Abhandlungen,
die zuerst Sie, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter, wo ich das genauso sehe und das auch richtig
dargestellt wurde, aber da muss man eines, wenn
man die Geschichte lernt, muss man, denke ich,
auch wenn man in die Zukunft schaut, so seriös
reflektieren und wissen, es können auch die guten
Zeiten in Europa bald vorbei sein.
Es ist diese Welt immer wieder im Umbruch
gewesen. Wir haben Hochkulturen in anderen Gebieten dieser Erde gehabt, da haben wir noch gar
nichts gehabt, war es woanders schon eine Hochkultur, die sozusagen der Forschung und des Innovativen huldigte, was wir jetzt in Niederösterreich
mit diesem Budget auch machen werden. Und wo
die Grünen ja wirklich zustimmen. Das ist ja ein
Aspekt, den wir auch so, wie er gemacht wird,
durchaus für richtig empfinden.
Über dem Ganzen drüber haben wir aber etwas Bedrohliches, und das verbindet uns alle. Das
sind nicht nur die Menschen im Süden, das sind
nicht nur die Menschen in Asien, sondern das ist
1297
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
dieser Klimawandel. Wir können davon ausgehen,
dass wir mehr als 2 Grad plus haben werden. Wir
wissen, das verändert unser Leben von Grund auf.
Es verändert unsere Landwirtschaft, es verändert
unsere Arbeitsweise, weil sich auch die Wirtschaft
daran anpassen wird müssen. Die enormen Preissteigerungen im Bereich der Rohstoffe mit allem
was dazu gehört, die seltenen Erden für unsere
Kommunikationstechnologien. Und darauf brauchen wir Antworten. Und die Antworten brauchen
wir zunehmend schneller. Das ist aber auch der
Schlüssel, ist die Schlüsselfrage, die wir in diesem
Budget als nicht zu 100 Prozent abgearbeitet sehen.
Niederösterreich ist eben nicht alleine. Niederösterreich ist keine Insel. Wir sind abhängig als
Wirtschaftsstandort. Wir sind abhängig als eine
kleine Region mitten in Europa, eigentlich aber mit
sehr viel Kraft. Und wir müssen uns zwar mehrheitlich, am besten einstimmig, endlich klar werden in
diesem Land, dass die Stabilität und die Sicherheit
von Morgen nur beginnen kann wenn wir heute
beginnen, auf Energieunabhängigkeit hinzuarbeiten. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Das hat anscheinend auch der EU-Kommissar
Oettinger in der Angelegenheit der so genannten
„South Stream“ ..., also für alle, die es nicht wissen,
da geht sozusagen unterm Schwarzen Meer eine
Pipeline durch, um die Ukraine auszuschalten, von
Russland über Südosteuropa bis nach Baumgarten,
Niederösterreich.
Der Herr Mitterlehner und die OMV sehen das
noch immer anders. Hier müssen wir trachten, dass
wir zunehmend unabhängiger werden und nicht
glauben, dass wir hier das als sozusagen
Brückentechnologie brauchen, wo Milliarden hineingehen und wir genau nur ein paar Millionen für
die Erneuerbaren Energien haben. Das ist eine
falsche Schwerpunktsetzung vom Bund, aber auch
leider in Niederösterreich.
Wir sind aber in Niederösterreich auch abhängig von den Finanzmärkten. Es sind ja angesprochen worden auch die Rating-Agenturen. Wir sind
nicht isoliert, wir sind in einem europäischen Wirtschaftsraum. Wir sind natürlich auch abhängig von
der Entwicklung der Republik. Wie wir ja sehen jetzt
wieder bei dem Hyposkandal: Na „nonaned“ hat er
seinen Einfluss auf die niederösterreichische
Prosperität.
Und seit wir uns auf die internationalen Finanzmärkte begeben haben als Land Niederösterreich, ohne die Zustimmung der Grünen, seither
sind wir noch mehr mit diesem System verwoben.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Und wenn jetzt dann noch gestritten wird oder man
unterschiedlicher Auffassung ist, ob jetzt die
Ratingagentur Moody‘s die ist, zu der man eher
geht in einer Art Orakel, wie damals in Delphi, und
man sagt, welchen Orakelspruch hätte diese
Ratingagentur, dann ist bei Moody‘s das TrippleA
und bei Standard und Poor‘s halt natürlich jetzt auf
Grund der Hypo eine Abwertung.
Ich halte es mit diesen Rating Agenturen so,
wie eigentlich damals bei der Finanzkrise: Ich hoffe,
dass sich das klären wird. Man darf die Volkswirtschaften nicht von diesen Orakeln abhängig machen. Solide Volkswirtschaften wissen selber was
am Besten ist. Weil diese Ratingagenturen haben
Volkswirtschaften auch schon kaputt gemacht.
Aber jetzt quasi etwas ins Detail gehend. Was
ist denn passiert Ende 2013 in Niederösterreich?
Es steht im Bericht des Landesrechnungshofes
zum Rechnungsabschluss, dass 444 Millionen im
Spekulationstopf, also in den Veranlagungen, abgewertet wurden. Einer Wertberichtigung unterzogen wurden. Ich weiß eigentlich heute nicht genau,
wie.
Wenn ich mir jetzt vorstelle, oder stellen Sie
sich einmal vor, 444 Millionen stellt der Landesrechnungshof in seinem Bericht auf Null. Das heißt,
444 Millionen sind weg, die gibt’s nicht mehr! Das
waren irgendwie komische Papiere. Und das wär in
einem anderen Bundesland gewesen, das nicht
Niederösterreich heißt. Ich glaube, das hätte einen
ziemlichen Aufschrei in der Republik gegeben. So,
nicht bei uns! Ich hab bis heute keine Klarstellung
und keine Antwort, was passiert ist und würde anregen, dass es alsbald bitte einen Ausschuss für
Wirtschaft und Finanzen gibt um das zu klären, wo
die FIBEG uns genau erklärt, was hier passiert ist.
Da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen!
Mit 30.4. dieses Jahres sind rund 2,7 Milliarden
noch in diesem Topf, von rund 4,4 Milliarden, mit
denen wir gestartet sind. Und wenn man eben
diese 444 Millionen jetzt auf Null stellt, dann kommt
man mit einer einfachen Rechnung zu dem, wie der
Landesrechnungshof ausgerechnet hat, dass seit
Beginn der Spekulationen in Niederösterreich wir
eine Rendite von 2,3 Prozent haben. Also 2,3 Prozent ist weit weg von dem was man glaubte, je
erwirtschaften zu können. Und das wird jetzt dann
schon fast ein Hobby oder eine ... Auf jeden Fall,
das, was es kostet und auch an Nerven kostet und
dass man mit öffentlichen Gelder nicht spekuliert,
sollte man lassen. (LH Dr. Pröll: Greenpeace hat
das super gemacht!)
Herr Landeshauptmann, bitte kommen Sie hierher.
Sprechen Sie mit der Familie NÖ Landtag. Mit mir
1298
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
können Sie immer reden. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Aber es wäre halt einmal schön, wenn Sie in Ihrer
Ära einmal zu uns sprechen würden, hier vom
Rednerpult aus. (LH Dr. Pröll: Greenpeace hat gezeigt, wie man mit Geld umgeht!)
Es wäre eine große Ehre für uns wenn wir einmal
eine ordentliche Debatte mit Ihnen abführen könnten. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich lade Sie herzlich dazu ein. Das wäre, glaube
ich, etwas Neues und Erfrischenderes. (LH Dr.
Pröll: Sie müssen halt zu Veranstaltungen kommen!)
Das ist Ablenkungsmanöver. Mich geht Greenpeace nichts an als Abgeordnete des NÖ Landtages. (LH Dr. Pröll: Ah! Verstehe!)
Was mich sehr wohl was angeht, sind die Entwicklungen des Budgets in diesem Land. Und mich
geht es auch etwas an, wenn man immer von der
Würde des Landtages spricht. Und es gibt anscheinend eine Geschäftsreform, da würde ich einmal
gerne über die Würde des Landtages sprechen,
wenn Voranschläge nicht eingehalten werden. Der
Rechnungsabschluss ist immer ein völlig anderes
Werk. Der ist deckungsfähig mit dem Voranschlag
wie Äpfel mit Birnen. Das eine hat mit dem anderen
nie etwas zu tun.
In den großen Weichen massive Abweichungen, das wissen Sie. (LHStv. Mag. Sobotka: 2 Prozent! 2 Prozent!)
Das wissen Sie! Und Sie stellen das natürlich
dann immer auf Grund der Notwendigkeiten, dass
die Vollziehung eine Abänderung braucht. 2011
haben wir gesehen, man muss mit dem Genussrechner sagen, es gibt immer irgendwie etwas,
warum. Oder wir haben ein Hochwasser oder es ist
wieder irgendwas passiert dass man hier nicht im
Budget bleiben muss.
Im laufenden Budget ... (LHStv. Mag. Sobotka:
Zeigen Sie mir einen Wirtschaftstreibenden, der nur
zwei Prozent Differenz zwischen Voranschlag und
Rechnungsabschluss hat!)
Wenn ich etwas falsch sage, dann sagen Sie es
mir, gelt? Aber bis jetzt, glaube ich, war noch
nichts.
Im laufenden Jahr haben Sie vorgesehen mehr
als 300 Millionen, die Sie aus dem Spekulationstopf
herein ins Budget holen wollen. Jetzt les ich aber
wieder, es werden nur ein bisschen über 150 Millionen sein. Das heißt, auch hier weichen Sie wieder
ab. Man hat immer so eine Unsicherheit. Man weiß
nie genau jetzt, wie nimmt er‘s, was macht das,
was hat er vor? Im Budgetprogramm wissen wir
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
jetzt, dass ab dem Jahr 2016 Sie quasi von diesem,
Sie nennen es ja immer „Sparbuch“, nichts mehr
abheben wollen. Ich glaube, Sie brauchen auch
nichts mehr abheben, weil es dort nicht mehr viel
abzuheben gibt.
Im nächsten Jahr erwirtschaften Sie nur noch
rund 90 Millionen an Zinsen. Das heißt, ich hab‘ ein
Sparbuch und rund 90 Millionen erwirtschafte ich
dort nur mehr an Zinsen. Das heißt, auf Grund dieser Wertminderung, auf Grund der Papiere, auf
Grund auch jetzt natürlich, weil man etwas konservativer wurde, gibt es dort relativ wenig zu erwirtschaften. Diese Millionen können sich ja die Menschen nicht vorstellen. Daher schauen wir uns einmal praktische Beispiele an. Die verstehen die
Menschen.
Eine Umfahrung Zwettl haben Sie mit 197 Millionen jetzt einmal kalkuliert. Das sind nur rund ein
bisschen über 10 km Straße, die kosten 197 Millionen Euro. Im Jahr 2015, das sollen wir heute beschließen, werden ... Ich habe jetzt falsch ... 173
Millionen kostet die Umfahrung Zwettl und 197
Millionen holen Sie quasi aus dem Topf herein.
Das heißt, das, was Sie die ganze Zeit von
dem Sparbuch abräumen und die Zinsen auch
noch dazu, ist gerade mal die Umfahrung Zwettl.
Und das machen Sie aber nicht, weil Sie eben kein
Geld mehr haben!
Die Umfahrung Zwettl wird ein PPP-Modell,
das ist ein Projekt, das das Land Niederösterreich
mit Privaten abwickelt. Daher braucht eben das
jetzt nicht ordentlich veranschlagt werden. Sie
zahlen dann jährlich, Sie zahlen dann wieder so
lange, dass die Umfahrung Zwettl wahrscheinlich
schon dreimal generalsaniert wurde, aber die Errichtung noch nie abbezahlt ist.
Und Sie wissen ganz genau, dass diese PPPModelle am Ende des Tages teurer sind als würden
wir sie heute bauen. Aber Sie haben das Geld nicht
mehr, dass Sie diese Straßen errichten können!
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Und Sie wissen auch, dass es schwer ist, die
Eigenkapitalquote von mehr als 20 Prozent zu halten. Und Sie wissen auch, dass es sehr schwer
wird, dass Sie mit dem Jahr 2018 beim Schuldenstand nicht wieder dort landen, wo Sie waren, nämlich bei rund 4 Milliarden, bevor Sie begonnen haben mit dem Quasi-Abwirtschaften des Topfes.
Daher ein paar Dinge, die ich mir gerne im
Detail anschauen möchte mit Ihnen, dem Hohen
Haus. Damit klar ist, warum die Grünen dem
1299
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Budget nicht zustimmen können. Das eine ist dieser Generalkurs. Dass ich einfach keine Sicherheit
mehr habe und mir das Vertrauen fehlt, dass
Budgetprogramme oder Voranschläge auch eingehalten werden.
Zu anderen Punkten, die uns als Grüne wichtig
sind. Wir wissen, dass uns die Tier- und Pflanzenarten wirklich mittlerweile unter den Händen wegsterben. Und im Land Niederösterreich buchen wir
4,4 Millionen für Naturschutz. Das ist sehr mager!
Wir wissen, und das weiß auch der Stephan Pernkopf, es wäre viel mehr zu tun.
Der zweite Punkt, Umweltschutz. „Natur im
Garten“, das der Herr Landeshauptmann-Stellvertreter Sobotka begonnen hat, hat ja was Gutes: Wir
bringen so hoffentlich Glyphosatpestizide aus den
Gärten der Eigenheime weg. Da ist viel gelungen!
Und da sind die Menschen in diesem Land auch
dabei. Aber das sind 5 Millionen. Für andere Umweltprojekte gibt’s einen Topf mit 10 Millionen.
Auch hier sieht man, das ist am Ende des Jahres
einfach zu wenig für den Umweltschutz in diesem
Land.
Und jetzt komm ich noch einmal auf den
Straßenbau. Wir lassen diese Umfahrung Zwettl,
wir lassen diese Umfahrung Maissau und die Umfahrung Mistelbach, die zusammen rund 300 Millionen Euro kosten, die lassen wir jetzt weg, weil die
sind ja nicht im Budget drinnen. Für alle anderen
Straßen werden 366 Millionen ausgegeben. Die
sind drinnen. 366 Millionen Straßenbau im Land 4,4 Millionen Naturschutz. 10 Millionen Umweltprojekte. Das sind Verhältnisse, die gehen nicht mit
grüner Stimme! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Und ich bin jetzt zu lange im Landtag als dass
ich die Folien vom Herrn Landeshauptmann-Stellvertreter nicht zu deuten wüsste. Und die eine Folie
des Nahverkehrs, die hat ja schon wieder einen
Witz, wie hier die Entwicklungen auch mit der
Übernahme der NÖVOG hier dargestellt werden.
Einerlei. Unterm Strich sind es auch hier im ÖffiBereich nicht mehr als 116 Millionen. Und den Rest
wird in der Spezialdebatte meine Kollegin Amrita
Enzinger gerne mit dem Verkehrsreferenten diskutieren.
(Zweiter Präsident Mag. Heuras übernimmt
den Vorsitz.)
Aber auch die Gemeinden - es wundert mich,
ich glaube, die Gemeinden haben Sie heute in Ihrer
Budgetdebatte gar nicht angesprochen -, für die
Gemeinden sind 190 Millionen an Bedarfszuweisungen vorgesehen. Aber auch wenn man das
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
wem sagt als A, muss man auch B sagen. Und B
für die Gemeinden lautet, dass das Land 250 Millionen Sozialhilfe und 36 Millionen Jugendhilfe von
den Gemeinden ins Land holt.
Ich kann mir heute gar nicht vorstellen wie das
gewesen wäre wenn man damals nicht die Entscheidung getroffen hätte mit den Gemeinden, die
Spitäler ans Land zu führen. Es war eine richtige
Entscheidung! Weil wir hätten heute ein desolates
Gesundheitssystem. Die Gemeinden wären einfach
nicht imstande gewesen. Weil wir wissen heute, die
Gemeinden, die nach wie vor die Spitäler in ihren
Gemeinden haben, wie es denen geht.
Ein paar Worte noch zum Rechnungsabschluss 2013. Auch hier, der Abschluss 2013 hat
mit dem Voranschlag, meine Damen und Herren,
überhaupt nichts zu tun. 2013 war eigentlich ein
relativ gutes Jahr für den Finanzreferenten. Er hat
mehr Einnahmen vom Bund bekommen. Von diesen Bundesertragsanteilen, so heißt das, sind mehr
vom Bund nach Niederösterreich heruntergefallen.
Und man hat gesagt, man möchte eigentlich
schauen, dass man ein bisschen dort den Schuldenabbau und dass man ein paar Dinge tilgt. Und
da müssen wir was tun. Und dann sind 450 Millionen von diesem Sparbuch und gleich das Geld
abgehoben und die Zinsen dazu, rund 450 Millionen.
Also wahnsinnig viel Geld ist in dieses Budget
hineingeflossen. Und er hat es nicht geschafft. Er
hat keinen Schuldenabbau geschafft und er hat
keinen Nettoüberschuss geschafft. All das hat er
gesagt, wird er mit dem Jahr 2013 schaffen. So
haben wir es beschlossen, und er hat es nicht geschafft. (Beifall bei den GRÜNEN. – LHStv. Mag.
Sobotka: 2016!)
Er hat es nicht geschafft! Sie haben ... Der Voranschlag 2013 war, Sie haben ab 2011 ausgerufen
... Sie wissen ganz genau, was Sie gesagt haben.
Sie wissen, wie der Nettoüberschuss war und
welche Schulden Sie abbauen wollten. Das haben
wir im Budgetprogramm beschlossen. Und Sie
haben es nicht geschafft!
Und weil er heute gesagt hat, wir als Land haben ja noch Rücklagen, das haben ja andere Länder nicht mehr. Ja, auch diese Rücklagen wurden
angezapft. Seit 2010 wurde die Hälfte der Rücklagen ins Budget hereingeholt. Ich glaube, rund 300
Millionen Rücklagen haben wir noch. Also so zu tun
als wäre da noch irgendwo ein sicheres Sparbuch,
das ist leider nicht mehr in dem Fall. Daher wird es
unsererseits keine Zustimmung zum Rechnungsabschluss, zum Budgetprogramm und zum Voranschlag geben.
1300
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Beim Voranschlag muss man schon genau
sein. Es wird natürlich eine Zustimmung geben für
die Gruppe 1 und natürlich auch für die Kultur in
diesem Land. Das sind Dinge, die ändern sich
nicht. Wir tragen die Kultur mit und wir tragen letztendlich, auch wenn es ein bisschen nicht so ganz
klar war im Finanz-Ausschuss, was man in Forschungs-, Technologie- und Innovationsbereich mit
so manchen Posten machen möchte, aber dass
man diese Region mitten in Europa in die Zukunft
führt, dazu, sind wir überzeugt, braucht es drei
wichtige Säulen. Das eine ist die Bildung, das andere ist in der Tat die Forschung, Technologie und
Innovation. Aber das Dritte wäre, und ohne dem
geht das andere nicht, das ist diese Energieunabhängigkeit. Wo wir einfach das ernsthafter mit allen
Kräften und mit allen Partnerinnen betreiben müssen. Danke! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Als nächster
zu Wort gemeldet in der Generaldebatte Klubobmann Waldhäusl.
Abg. Waldhäusl (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werter Herr Landeshauptmann! Regierungsmitglieder! Hoher Landtag!
Dieses Budget ist bürgerfeindlich. Dieses
Budget ist wie die Politik von Schwarz und Rot in
diesem Bundesland: Grauslich, eiskalt und extrem
familienfeindlich! Dieses Budget ist jugendfeindlich.
Aber es ist sehr wohl kulturfreundlich.
Kürzungen bei Familien, im Gesundheitsbereich, im Bereich der Wirtschaft sind für uns seitens
der FPÖ inakzeptabel. Wir unterstützen keine Politik, die am Bürger vorbeigeht. Wir unterstützen
keine Politik, die sich gegen die Bürger richtet. Dieses Budget ist landesfeindlich!
Wenn der Schuldenberg am Ende des Tages
2020/2023 wieder die volle Höhe erreicht hat, aber
das Familiensilber, die Rücklagen im Spekulationstopf verscherbelt wurden, dann werden die Jugendlichen in unserem Bundesland keine Freude mit
dieser Politik und mit jenen Mandataren haben, die
diese Politik mitgetragen haben. Daher: Wir werden
in diesen zwei Tagen dieses Budget diskutieren, wir
werden Anträge einbringen, wir werden es durchleuchten. In erster Linie, in erster Priorität aus Sicht
des Bürgers. Wir werden Einsparungen aufzeigen,
wo nicht der Bürger die Zeche bezahlen wird. Wir
werden aufzeigen, wo dieses Budget tatsächlich
grauslich für die niederösterreichischen Landsleute
ist.
Und wir werden auch aufzeigen, warum wir
nicht für Kürzungen im Familienbereich sind. Wa-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
rum wir mehr Akzente für Jugendliche fordern und
warum wir nicht einverstanden sind damit, dass zu
wenig Geld für die Klein- und Mittelbetriebe ausgegeben wird. Wir orientieren uns bei diesem Budget,
wie immer in unserer Politik, an den Landsleuten,
an den Menschen.
Wir beurteilen diese Zahlen und Fakten nicht,
wie heute präsentiert, daran, ob sie und um wieviel
sie besser sind als jene Zahlen des Bundes. Ich will
nicht darüber diskutieren. Wir wissen, wie lange die
ÖVP in der Bundesregierung ist, wie lange die ÖVP
die Finanzhoheit auch im Bund über hat. Aber zu
sagen, dass das Niederösterreich-Budget deswegen besser wäre, weil es vielleicht in einigen Ansätzen weniger Schulden aufweist als das vom
Bund, das ist mir zu wenig.
Für uns steht der Mensch im Vordergrund. Und
diese Politik werden wir auch im Zuge dieser zweitägigen Debatte in den Vordergrund stellen. Wir
werden auch in den einzelnen Gruppen aufzeigen,
wie man sparen kann, tatsächlich ein Nulldefizit
erreichen kann, ohne Rücklagen zu veräußern und
ohne die Bürger diese Zeche bezahlen zu lassen.
(Beifall bei der FPÖ.)
Denn das, werte Kollegen des Landtages, ist
einfach. Und das ist die Politik von Schwarz und
Rot in diesem Bundesland. Und es ist die Politik
von Rot und Schwarz auf Bundesebene. Entweder
man macht Schulden, man verscherbelt Familiensilber, oder man belastet die Bürger. Und in diesem
konkreten Fall, in diesem Budgetentwurf für das
Jahr 2015, sind es diese drei Grauslichkeiten die
hier insgesamt zusammentreffen. Die Schulden
werden nicht weniger, Familiensilber wird verscherbelt und die Bürger werden erneut zur Kasse gebeten.
Und unsere Antwort darauf ist nein! Nein zu
neuen Schulden, nein zum Verscherbeln von Familiensilber und nein zur Belastung der niederösterreichischen Bürger. Unsere Landsleute wurden bis
jetzt genügend belastet. Sie drängen und fordern
eine Entlastung. Wir haben bundesweit die höchste
Abgabenquote. Und auch in Niederösterreich sind
unsere Bürger gequält von Abgabenerhöhungen,
Gebührenerhöhungen seitens der Kommune, seitens des Landes und der Verbände.
Aber wenn wir dieses Budget heute und morgen in den einzelnen Gruppen diskutieren, dann ist
für uns auch eines wichtig in dieser Diskussion: Wie
gibt diese Politik, wie gibt diese schwarz-rote Regierung mit Unterstützung von Stronach Antworten
auf jene Fragen, auf jene Probleme, die wir tagtäglich als Abgeordnete in diesem Bundesland hören
1301
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
und sehen müssen? Wo ist die Antwort in diesem
Budget auf den Umstand, dass wir die höchste
Arbeitslosenrate in der Geschichte der Zweiten
Republik haben?
Bei der Jugendarbeitslosigkeit sind wir in Niederösterreich enorm gefährdet und bei den über 50Jährigen ebenso. Keine Antwort, werte Kollegen,
durch dieses Budget!
Wie sieht’s mit dem Umstand aus, dass mittlerweile über 400.000 Menschen an der Armutsgrenze oder bereits in Armut in unserem Bundesland leben müssen? Vorwiegend kinderreiche Familien, alleinerziehende Mütter und mittlerweile
auch ältere Menschen, die plötzlich in der Pension
sich das tägliche Leben nicht mehr leisten können.
So wie viele andere Menschen, die tatsächlich vor
dem Nichts stehen, obwohl das Monat noch 10
Tage zum Leben aufweist.
Keine Antwort auf diese tragischen Herausforderungen, die wir heute in unserem Bundesland
haben. Aber dieses Budget sieht wieder einmal
mehr Geld für sich selbst vor, mehr Geld für Kultur.
Und es sieht auch für jenen Bereich wieder keine
Budgetierung vor, wo wir leider wissen und jedes
Jahr traurig miterleben müssen, dass Naturkatastrophen leider Gottes immer mehr werden. Wir
haben im heurigen Jahr bereits wieder Schäden
von über 20 Millionen obwohl die Regierung hier
ein paar tausend Euro budgetiert.
Wenn das der Zugang der Politik zur Bewältigung von Problemen ist, dann wollen wir mit dieser
Politik ja überhaupt nichts zu tun haben. Wir würden diesen Menschen sehr wohl aus Gründen der
Sicherheit sagen und zeigen, wir budgetieren es.
Aber ich glaube, es würde auch der Finanzreferent
das gerne budgetieren. Nur, wenn er leere Kassen
hat, wenn die Töpfe leer sind, muss er sich dieser
Tricks, dieser schwarzen Budgettricks, bedienen,
um hier nichts zu budgetieren. Weil wenn es dann
trotzdem kommt ist es schlimm, aber man kann
dann sagen, wir haben in diesem Bereich den Voranschlag wieder einmal nicht eingehalten, weil es
hat ja diese Katastrophe gegeben. Würde ein
Kaufmann so wirtschaften, er würde vom Insolvenzrichter aber ordentlich bestraft.
Hier sagt der Finanzreferent, das Budget ist
ausgeglichen. Unser Budget ist nicht ausgeglichen!
Denken wir nur an jene Vorhaben, die wir das
ganze Jahr über beschließen über Sonderfinanzierungen. Warum im Gesundheitsbereich, warum im
Straßenbau Sonderfinanzierungen? Weil der Finanzreferent mittlerweile das Geld nicht mehr zur
Verfügung hat um es aus den eigenen internen
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Mitteln finanzieren zu können. Daher greift man zu
diesen Sondermodellen, die letztendlich viel, viel
teurer kommen. PPP-Modelle, wo die heimische
Wirtschaft darunter leidet, wo Arbeitsplätze überhaupt nichts davon haben – im Gegenteil: Heimische Arbeitsplätze leiden darunter, weil Firmen aus
dem Ausland, große Bankengruppen hier zum Zug
kommen. Aber die Zeche für diese Modelle zahlen
trotzdem unsere Nachkommen.
Das heißt, dieser Budgetentwurf zeigt eigentlich mittlerweile auf, dass Niederösterreich langfristig auf eine Finanzpleite zusteuert. Dass die niederösterreichischen Bürger in 10 bis 20 Jahren
einen riesigen Schuldenberg haben, kein Vermögen mehr vorhanden ist und sie abermals zur
Kasse gebeten werden.
Wir werden aufzeigen, wo man einsparen kann
ohne dass es jemanden weh tut. Außer vielleicht
ein bisschen der Politik, ein bisschen in der Verwaltung und vielleicht schreien auch ein paar Wenige im Kulturbereich. Wir stehen dazu! So lange
400.000 Menschen in Niederösterreich an der Armutsgrenze leben, so lange diese –zigtausenden
Familien nicht wissen, wie sie das nächste Monat
bestreiten sollen, so lange Jugendliche einen Arbeitsplatz suchen, Lehrstellen suchen, so lange
werden wir keinen einzigen Cent und Euro für zusätzliche Prestigeprojekte im Kulturbereich, und
auch wenn sie für den Landeshauptmann gehören,
zur Verfügung stellen. Nein! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir sind hier eindeutig wie immer auf der Seite
der Bürger und nicht auf der Seite der Verschwender. Für Verschwenden haben wir kein Geld mehr!
Wenn’s gute, fette Jahre gibt, kann man darüber
nachdenken. So lange Menschen in unserem Bundesland hungern, sind wir für diese Verschwendungspolitik in diesem Bereich nicht zu haben!
(Beifall bei der FPÖ.)
Wir werden daher unter diesen Gesichtspunkten dieses Budget diskutieren, durchleuchten. Wir
werden auch viele Anträge einbringen. Weil wir der
Meinung sind, dass diese zwei Tage die Chance
bieten sollten für uns alle, zu kommunizieren und
auch abzuwiegen, abzutesten, wie weit können wir
uns in gewissen Bereichen finden, wenn es um das
Wohl unserer Mitmenschen geht.
Das heißt, natürlich werden wir all jenen Forderungen von anderen Abgeordneten und Parteien
unsere Zustimmung geben, wenn es um unsere
Landsleute geht. Selbstverständlich ist das oberste
Priorität. Unter diesem Gesichtspunkt werden wir
diskutieren, werden wir miteinander darüber sprechen, wie wir es vielleicht doch schaffen, für die
1302
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
nächsten Jahre und Jahrzehnte eine gewisse finanzielle Sicherheit für unsere Bürger zu budgetieren. Dieser Entwurf gibt diese Sicherheit nicht!
(Beifall bei der FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gemeldet Klubobmann Gabmann.
Abg. Gabmann (FRANK): Herr Präsident! Von
mir sehr geschätzter Herr Landeshauptmann!
Werte Regierungsmitglieder! Liebe Kolleginnen und
Kollegen!
Die Debatte über den zu beschließenden Voranschlag, die ja nun vor uns liegt, ist für uns als
wirtschaftspolitisch orientierte Fraktion ohne Zweifel
der Höhepunkt in diesem Jahr des Landtages. Sie
bietet dem Finanzreferenten eines Bundeslandes
immer wieder die Möglichkeit, die Vorhaben in
Zahlen zu gießen und nach den Verhandlungen mit
seinen Regierungskollegen an den Landtag heranzutreten, um diesen Voranschlag, um diese Ideen,
diese in Zahlen gegossene Politik, vorzulegen.
Ich empfinde an dieser Stelle sehr viel Sympathie für Sie, weil ich auch finanzverantwortlich
war und ich weiß, wie das ausschaut, wenn man
mit seinen Kollegen Unterbudgets verhandeln
muss, sie dann vor dem Eigentümer vertreten muss
und dann auch gerade stehen muss dafür. Aber ich
denke, eine Diskussion oder eine Debatte wie diese
heute bietet auch die Gelegenheit, einen Fehler
nicht zu machen, Oscar Wilde hat den sehr schön
beschrieben, nämlich: Politiker werden oft nach
ihrer Standfestigkeit beurteilt. Und leider beharren
sie dann oft auch noch auf ihren Fehlern. Ich hoffe,
wir machen das gemeinsam jetzt einmal nicht in
den nächsten Jahren. (Beifall bei FRANK.)
Ich spreche Ihnen nicht den Willen ab. Sie haben ein Budget vorgelegt, das ein wertkonservatives, ein – ich möchte fast sagen – grenzwert-erzkonservatives ist, aber natürlich ein wirtschaftsfreundliches ist. Woran wir das erkennen, möchte
ich dann in den einzelnen Gruppen ein wenig ausführen. Aber ich möchte auch die generelle Situation beleuchten. Und damit möchte ich beginnen
am Arbeitsmarkt.
Wir haben in Niederösterreich im Vergleich
zum Vorjahr 60.000 arbeitslose Menschen, das ist
ein Plus von 10,2 Prozent. Und vorrangig natürlich
auch in den konjunkturarmen Bezirken im Waldviertel, Gmünd, Zwettl, Waidhofen. In Gmünd zum
Beispiel bereits 14 Prozent. Das ist kein Problem
seit gestern oder vorgestern, sondern eines, das
mit der globalwirtschaftlichen Konstellation zu tun
hat. Und gerade diese Bezirke und gerade diese
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Betriebe in diesen Bereichen müssen vermehrt
durch Förderungen begünstigt werden.
Die Besteuerung des Lohnes, so wie sie natürlich bundesweit vorherrscht, hat einen großen Demotivationsfaktor, fast mit Bestrafungscharakter an
sich. Die Inflation, so wie sie derzeit vorherrscht,
die frisst den Zuwachs an dem naturellen, an dem
organischen Wachstum der Löhne beinahe auf. Wir
laufen hier natürlich in eine Vermögensschere hinein. 2013 bereits wird es ceteris paribus bereits
eine Altersarmut geben, die dramatisch und exponentiell ansteigen wird.
Ich habe in den letzten Tagen auch mit den
Schuldnerberatern gesprochen. Und die haben
gesagt, sie gehen jetzt viel mehr hin zu einer Budgetberatung, nämlich nicht mehr rein die Schulden
zu behandeln und mit den Banken oder mit den
Verbindlichkeiten, mit den Obligos, sich auseinanderzusetzen, sondern vielmehr in die Richtung, wie
kann jemand, der eben ein geringes Einkommen
hat, auch noch seine Ausgaben finanzieren.
Hier merkt man schon sehr stark an der
Speerspitze, die Menschen, die zwar Arbeit haben,
aber natürlich sehr schlecht mit diesem Lohn auskommen oder mit diesem Gehalt, das sie hier einnehmen, auch noch das Auskommen finden müssen.
Und Arbeit soll, ich durfte dies an verschiedenen Stellen in diesem Haus schon sagen, einen
Identifikationsfaktor haben. Ein möglichst hohes
Wertgefühl eben mit sich bringen. Und da laufen wir
natürlich auch in ein Problem hinein, das wir den
Menschen eine reine Existenzabsicherung in der
Arbeit nur mehr angedeihen lassen. Und wirtschaftspsychologische Motivationsfaktoren leiden
darunter.
Diese ständigen Vorschläge an Reformideen,
die zum Teil wenig überdacht sind, haben bereits
das Berufsbild des Lehrers nachhaltig beschädigt.
Und wenn wir so weiter machen, folgen die Beamten und die Polizisten gleich in einem Aufwaschen.
Davon bin ich felsenfest überzeugt. Und auch die
Mediziner, die zwischen Patientenwohl und der
Erlöseroptimierung der Klinikerhalter hier in eine
unangenehme Schere laufen werden.
Die Forschungs- und Entwicklungsquote eines
Industriestaates dürfen wir auch nicht aus den Augen verlieren. Und ich denke, hier kann man bereits
im Klein- und Mittelstand ansetzen. Ich durfte mich
bereits in den ersten Kuratoriums- und Beiratssitzungen davon überzeugen, dass der Wirtschaftsund Tourismusfonds daher auch einen Schwer-
1303
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
punkt dort hinein setzen möchte. Und nicht nur
alles hier einen multinationalen Industriekonzernen
zuschieben möchte.
Etwas, was natürlich Niederösterreich, aber
hier als Kollateralschaden zur bundes- und zur
europäischen Zone gleich trifft, ist natürlich das
Bruttonationalprodukt. Die Tourismusnächtigungen
bzw. auch die Bruttoregionalprodukte sind hier
betroffen und in Mitleidenschaft gezogen. Und ich
denke mir, man könnte hier starke Ansätze setzen
in die konjunkturarmen Bezirke. Nämlich dort hineinzugehen, um die Wirtschaftsförderungen, um die
anderen Möglichkeiten hier den Regionen unter die
Arme zu greifen an das Bruttoregionalprodukt zu
heften und besonders industriestarke Regionen wie
etwa im Süden in unserem Bundesland zwar auch
weiterhin zu unterstützen, aber mit etwas Augenmaß.
In großer Summe sehen wir nun für 2015
knappe 153 Millionen im Bereich der Wirtschaftsförderung, 102 Millionen für die landwirtschaftliche
Förderung. Das heißt, es bleiben 81 Millionen Euro
über für Handel, Gewerbe und Industrie.
Eine allgemeine Herausforderung stellt natürlich auch die Bevölkerungsentwicklung dar. Hier
sehen wir in den nächsten 25 Jahren, dass die über
60-Jährigen von 450.000 auf 700.000 Menschen
anwachsen werden. Das heißt, es wird auch mit
dem besonders hohen Anteil der Rentenanteile am
Bruttoinlandsprodukt in Österreich ein Problem
werden für die Haushaltsbeschaffung bzw. auch für
das Gesundheitssystem, weil ja wir bereits auch
über ein Viertel der gesamten Mittel in diesem Bereich vorsehen müssen. Und die Ausgaben für
Renten im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt, die
laufen uns im Bundesschnitt natürlich davon. Hier
liegen wir in einem Bereich von Malaysia, Kroatien
oder Rumänien.
Die von Jahr zu Jahr wachsenden Zahlen im
Bereich der Verwaltung bzw. der Vertretungskörper
dürfen wir auch nicht aus den Augen verlieren. Wir
haben hier bereits die 10 Prozentmarke erreicht
vom gesamten Haushalt. Und ich bin jetzt kein
großer Fan davon, dass man hier jetzt hingeht und
jedem Unkenruf nachläuft und ein Beamtenbashing
betreibt bzw. auch nicht fundierte Einsparungsmöglichkeiten vorsieht, sind das jetzt 1 Milliarde oder
sind es 5 Milliarden. Es wird noch immer in den
Medien jedem hier Rufenden möglichst viel Platz
gegeben, um hier Verunsicherung zu erzeugen.
Eine faire Vorgangsweise ist auch immer, den
Verantwortungsträger an seinen eigenen Vorgaben
zu messen. Die großen Eckpunkte waren eine
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Senkung der Abgaben und eine Reduzierung der
Schuldenstände. Das ist, und das hat auch der
Rechnungshof in seinen Empfehlungen gesagt,
nicht ganz gelungen. Allerdings ist der Aufwand für
Tilgung und der Zinsaufwand einigermaßen eingebremst worden.
Ich denke, wenn man hier so global auch neue
finanzmathematische ... oder neue Finanzierungsmöglichkeiten mit privater Beteiligung hin zu finanzmathematischen Kunststücken darstellt und
auch zum Teil finanztechnische Befreiungsschläge
diesen neuen Finanzierungsmodellen unterstellt, so
darf man eines nicht aus den Augen lassen. Das
Land oder die öffentliche Hand als solche hat immer wieder die Möglichkeit, auf Grund von Beistellungen mitzufinanzieren bei großen Bauvorhaben
bzw. auch bei großen Infrastrukturmaßnahmen.
Und hier kann man bereits sehr gut sehen, wie es
nämlich Hand in Hand mit der privaten Hand funktionieren kann. Und ich kann jetzt nicht ganz die
Nachrechnungsmethoden nachvollziehen, die hier
zu Lasten des Landes gehen sollen. Ich denke nur,
neue Finanzierungsmodelle hier in toto abzulehnen,
ist auch nicht ganz fair.
Die öffentliche Finanzierung wird ein weiteres
Mal von Leitzinssenkungen begleitet sein. Die EZB
hat das jetzt vorgemacht. Natürlich hat das auch
Auswirkungen auf den Bürger und auf jeden Einzelnen. Es wird hier so sein, dass man eine Art
Schuldzins den Banken geben will für alles haftende oder hortende Kapital, das jetzt bei den Notenbanken oder bei den Nationalbanken hinterlegt
wird. Und man befürchtet natürlich eine Art von
Kreditschwemme, die aber nicht eintreten wird,
sondern es wird vielmehr eine Kreditklemme eintreten. Dänemark und Schweden haben das schon
vorgemacht insofern, dass nämlich die Banken die
geringen Leitzinsen oder die geringen Rückzinsen,
die sie erhalten, auf den Kunden abwälzen und das
frei werdende Kapital den Unternehmen gar nicht
zur Verfügung stellen.
Die Abgabenquote ist, und das haben Sie alle
gelesen im OECD-Bereich, in Österreich natürlich
sehr, sehr hoch. Wir liegen hier an 4. Stelle bei
gleichzeitig hoher Arbeitslosenquote. Und was sagen jetzt die Ansiedelungsagenturen zu uns, die
uns immer ein schönes Zeugnis ausgestellt haben
in dem Bereich, dass unsere Lohnkosten sehr gering waren. Wir liegen hier jetzt nur mehr in einer
großen Rechnung 1 Prozent hinter den Deutschen.
Das heißt, wir werden hier höchstwahrscheinlich
auch ein wenig unsere Spitzenposition verlieren.
Und die Stabilität und Rechtssicherheit die wir natürlich in Niederösterreich den ansiedelungswürdigen und ansiedelungswilligen Unternehmen zur
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Verfügung stellen können, die wird uns sicherlich
eine Zeitlang noch retten. Aber natürlich haben die
Strafzahlungen an den Bund bzw. dieses Zentralisieren, im Bereich der Wirtschaftsförderung, im
Bereich der wirtschaftspolitischen und finanzpolitischen modernen Denkweise sicherlich keinen
Platz. Nämlich, der lokale Entscheidungsträger und
der regionale Entscheidungsträger Hand in Hand
mit den fördergebenden Stellen sind hier meiner
Meinung nach der beste Garant dafür.
Die Renditen aus Kapitalerträgen, die wachsen
schneller als die Wertschöpfung in der Wirtschaft.
Das heißt, man bewegt sich noch immer ein wenig
hin zur Finanzwirtschaft und weg von einer Realwirtschaft. Und das ist natürlich ein unfairer und für
den Bürger und vor allem für den Unternehmer
schwer nachzuvollziehender Weg, warum man aus
Renditen, aus Vermietung und aus Immobilienbesitz noch immer mehr Wertschöpfung erlösen kann
als nämlich aus einer Wertschöpfung bzw. aus den
Renditen einer ehrlichen Handarbeit.
Wir haben uns diesen Voranschlag, wie ich
eingangs erwähnen durfte, genau angesehen. Wir
pflegen die Sitte des freien Mandates. Wir fühlen
uns dieser grundrechtlichen Idee, dieser leidenschaftlichen Auseinandersetzung auch in diesem
Hause sehr verbunden. Und deswegen werden
meine Freunde und ich für diesen Voranschlag
stimmen. (Beifall bei FRANK und Teile der ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Der nächste
Redner der Generaldebatte ist Klubobmann
Rosenmaier.
Abg. Rosenmaier (SPÖ): Herr Landeshauptmann! Herr Präsident! Geschätzte Damen und
Herren der Regierung! Abgeordnete Kolleginnen
und Kollegen!
Lieber Gottfried! Ich habe es nicht vor gehabt,
aber das halt ich bald nicht mehr aus: Ewig grüßt
das Murmeltier! (Beifall bei der SPÖ und ÖVP.)
In Wirklichkeit hast ja nicht irgendwas Neues
gesagt. Aber was mich wirklich erschüttert hat, das
sag ich dir in aller Offenheit von dieser Stelle aus
sehr gerne: Also hungern braucht in Niederösterreich wirklich niemand! Das möchte ich wirklich
sagen. Das hat mir nicht gefallen, dass du das gesagt hast. Gott sei Dank leben wir in einem Land, in
dem es uns noch vernünftig und sehr gut geht.
(Beifall bei der SPÖ und ÖVP.)
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wie alle
Jahre werden wir in den nächsten zwei Tagen ausreichend Zeit haben um das Budget 2015 anstän-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
dig zu debattieren. Und es liegt völlig in der Natur
der Sache, dass es natürlich verschiedene Sichtweisen und Ansätze gibt. Das ist durchaus auf die
verschiedenen Ideologien der im Landesparlament
vertretenen Parteien zurückzuführen. Und das ist
auch gut so. Denn das ist für mich gesehen die
Grundlage jeglicher Diskussion und das Fundament
des Parlamentarismus.
Geschätzte Damen und Herren des Hohen
Hauses! Lassen Sie mich etwas für mich sehr
Wichtiges festhalten. Es tut ganz einfach gut, ja, es
gibt Sicherheit und Geborgenheit, alleine zu wissen, in einem Bundesland wie Niederösterreich
leben zu dürfen. Es gibt einem ganz einfach Rückhalt und es gibt einem auch Vertrauen, wenn man
weiß, dass einem geholfen wird wenn man in Not
ist. Und geholfen kann einem nur dann werden,
wenn die dafür notwendigen Strukturen vorhanden
sind. Die sind nicht nur gut aufgebaut und vorbereitet, sie sind auch bestens vorhanden!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sind
Werte, welche uns verbinden! Und es sind auch
Werte, um welche uns der Rest der Welt, und das
zu Recht, beneidet. Gott sei Dank hatten wir in den
vergangenen Jahren, im vergangenen Jahr im Besonderen, zumindest keine Jahrhundertflut zu bewältigen. Und dennoch haben regionale Katastrophen stattgefunden. Diese konnten in Gemeinsamkeit mit unseren vielen Freiwilligen-Organisationen,
unseren Feuerwehren, dem Roten Kreuz, dem
Samariterbund, allen Hilfsorganisationen, dem
Bundesheer, den Gemeinden und dem Land Niederösterreich gemeinsam, und das bravourös, gemeistert werden. Dafür gilt es, von dieser Stelle aus
natürlich eines zu sagen: Ein herzliches Dankeschön und ein aufrichtiges Vergelt’s Gott! (Beifall
bei der SPÖ und der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Die Globalisierung hat unseren
Herzschlag erhöht, den Puls gesteigert und unseren Handlungsbedarf im Bereich der Finanzwelt,
des Arbeitsmarktes, der Energiepolitik und des
damit verbundenen Klimawandels geradezu dramatisch aufgezeigt. Es ist das eine gewaltige Herausforderung, welche klare und rasche politische
Entscheidungen und daraus folgendes Handeln
zwingend macht.
Es ist daher wichtig und das wird es auch in
Zukunft sein, als Abgeordnete des NÖ Landtages
die Weichen für die Zukunft zu stellen. Das heißt,
auf etwaige Fragen, welche sich auftun, möglichst
rasch auch die richtigen Antworten zu finden. Und
damit die anstehenden Aufgaben einer optimalen
Lösung zuzuführen.
1305
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Ein wichtiger Teil, um den Wohlstand unseres
Landes und unserer Bürgerinnen und Bürger auch
abzusichern, aber vor allem die Zukunft zu gestalten, ist natürlich das Budget. In Zahlen gegossen
gibt es hier eine klare Marschroute, wohin denn die
Reise geht, wohin der Weg unseres Bundeslandes
gehen soll.
Der Voranschlag des Landes Niederösterreich
für das Jahr 2015 ist, so wie im vergangenen Jahr,
von den Grenzen der Machbarkeit sowie von den
landes- und bundesspezifischen Rahmenbedingungen geprägt und damit in einem sehr engen
Korsett klar vorgegeben.
Man muss schon erkennen, dass das Budget
2015 unter bekanntermaßen schwierigen Rahmenbedingungen erstellt wurde. Das wirtschaftliche
Umfeld ist nach wie vor schwierig. Geringes Wirtschaftswachstum und Rekordarbeitslosigkeit sind
die Eckpfeiler, die man aktuell vorfindet und die
natürlich im Budget ihren Niederschlag finden.
Niederösterreich erreichte beim Wirtschaftswachstum mit minus 0,3 Prozent im Jahr 2013 den
vorletzten Platz im Bundesländerranking, vor
Kärnten. Für 2014 sind 1,4 Prozent prognostiziert,
damit ist ein Platz soviel als gut gemacht.
Die Vorgaben für 2015 sind natürlich nach wie
vor vom Abbau der Schulden und vor allem von der
Erreichung des strukturellen Nulldefizits geprägt.
Und an dieser Stelle, geschätzte Kolleginnen und
Kollegen, möchte ich anmerken, dass hier in Niederösterreich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern etwas ganz Wichtiges, etwas ganz Entscheidendes passiert: Hier wird nicht nur, wo es erkennbar und wichtig ist, der Sparstift angesetzt, sondern
intensiv untersucht, wo man die heimische Wirtschaft unterstützen, aber vor allem wo man die
heimische Wirtschaft auch stärken kann. Das ist
ausschlaggebend!
Das, geschätzte Damen und Herren, das ist
Wirtschaftspolitik par excellence. Das ist der richtige Schritt! Das ist auch der Schritt, der richtige,
und das Medikament zum Erfolg. (Beifall bei der
SPÖ und ÖVP.)
Eines möchte ich von dieser Stelle auch klar
zum Ausdruck bringen: Wir in Niederösterreich sind
sehr gut aufgestellt! Und das, meine Damen und
Herren, ist eindeutig auf unsere Landesbürgerinnen
und auf unsere Landesbürger, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber natürlich auch auf
unsere heimische Wirtschaft zurückzuführen.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Zu verdanken, dass unser Land so ist wie es
ist, haben wir vor allem den tausenden engagierten
Mitbürgerinnen und Mitbürgern in unseren Vereinen, den verschiedensten Organisationen und Initiativen und natürlich all jenen, die sich Tag für Tag
engagieren, für Sicherheit, für Kultur, für Bildung,
für Soziales und natürlich auch für Sport und Freizeit.
Natürlich ist es völlig außer Streit zu stellen,
dass auch das Land Niederösterreich im Konzert
der Gemeinsamkeit hier eine ganz wichtige, ja, ich
meine, auch eine sehr bedeutende Rolle einnimmt.
Denn unsere Aufgabe muss es sein, optimale
Rahmenbedingungen zum richtigen Zeitpunkt zur
Verfügung zu stellen. Nur dann werden sie wirksam
sein!
Und das, geschätzte Damen und Herren, das
tun wir. Denn wir Abgeordneten sind letztendlich
auch dafür verantwortlich, wie gut es im Bundesland Niederösterreich läuft. Und das tun wir auch
mit viel Engagement, das tun wir auch mit sehr viel
Freude und ich meine, auch mit Stolz.
Geschätzte Damen und Herren! Das nunmehr
vorliegende Budget 2015 weist Ausgaben von 8,56
Milliarden Euro und Einnahmen von 8,26 Milliarden
Euro aus. Das ist für mich in diesem Budget die
soziale Komponente. Ist leicht erklärt. Es ist nämlich die Tatsache, dass knapp 19 Prozent aller Mittel in die Bereiche Soziales und Gesundheit fließt.
Und rechnet man die Ausgaben für die Krankenanstalten und die Pflegeheime hinzu – und das ist
mehr als legitim – erhöht sich dieser Anteil sogar
auf über 50 Prozent. Und das, geschätzte Damen
und Herren, das zeigt eindeutig soziale Kompetenz,
wenn man über 50 Prozent des Gesamtbudgets
bereit ist, für Soziales und Gesundheit aufzubringen. Das ist eine Leistung, auf die können wir gemeinsam auch stolz sein. (Beifall bei der SPÖ und
ÖVP.)
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wichtig wird
es für uns sein, das Steuermodul, den Joystick zur
Steuerung der Wirtschaft, der öffentlichen Finanzen, wie zum Beispiel Steuern und Abgaben,
Haushaltspläne, finanzielle Anreize, öffentliche
Aufträge und natürlich im Besonderen Investitionen,
zu bedienen.
Eines sollte hier im Hohen Haus unbestritten
bleiben: Eine vernünftige und maßvolle Budgetpolitik kann Impulse für Wachstum und Beschäftigung
bringen. Entlastungen für Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer sowie Familien mit kleineren Ein-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
kommen dienen nicht nur der Steuergerechtigkeit
sondern sorgen auch für wichtige Impulse, vor allem auf der Nachfrageseite. Und das, geschätzte
Damen und Herren, ist ein wichtiger Bestandteil
einer funktionierenden Wirtschaft!
So wie es aussieht, wird die Wirtschaftsleistung 2014 und 2015 noch zu schwach expandieren
um den Zuwachs beim Arbeitskräfteangebot aufnehmen zu können. Hier gilt es natürlich, auch von
der Landesseite verstärkt gegenzusteuern und
entsprechende arbeitsmarktwirksame Maßnahmen
zusätzlich zu setzen. Im Speziellen für die beiden
am stärksten betroffenen Gruppen, nämlich die
Jugendlichen und die Personen ab dem 50. Lebensjahr, wo es nach wie vor eklatante Steigerungsraten bei der Zahl der Arbeitssuchenden gibt.
Eine Problemzone tut sich im Bereich des realen Nettoeinkommens auf. Berücksichtigt man die
Inflation in den Jahren 2010 bis 2014, ist das Einkommen zwischen 3,2 und 3,8 Prozent gesunken.
In Zahlen festgemacht heißt das, dass die Kaufkraft
eines Arbeitnehmers mit einem Bruttoeinkommen
von 1.500 Euro in den letzten Jahren um 44,10
Euro, bei 2.000 Euro um 45,10 Euro und bei 2.500
Euro um 57,50 Euro gesunken ist.
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie zur finanziellen Situation der Gesellschaft sorgt durchaus für Aufsehen. 22 Prozent der Österreicherinnen
und Österreicher können plötzlich anfallende Rechnungen von 1.090 Euro oder mehr zum Beispiel für
unerwartete Reparaturen nicht mehr bezahlen. 20
Prozent der Bevölkerung können sich keine einwöchige Urlaubsreise mehr leisten. Und 8 Prozent der
Bevölkerung können sich nicht mehr jeden 2. Tag
eine Mahlzeit mit Fleisch, Geflügel oder Fisch, oder
aber eine preislich gleichwertige vegetarische
Mahlzeit leisten. Sind das alles arme Leute? Oder
sind sie vielleicht nur armutsgefährdet? Wo liegt die
Armutsschwelle? 18 Prozent der Österreicher über
der Armutsschwelle geben an, mit plötzlichen Ausgaben ebenfalls überfordert zu sein. Und gerade
da, geschätzte Damen und Herren des Hohen
Hauses, gerade hier müssen unsere Alarmglocken
gemeinsam schrillen.
Wir haben zur Zeit in Österreich eine Steuerund Abgabenquote von 45,4 Prozent. Und im Vorjahr haben die Einnahmen aus der Lohnsteuer
erstmals die Umsatzsteuer überholt. Dieser Zustand, geschätzte Damen und Herren, ist für arbeitende Menschen unmoralisch und auch unerträglich! Daher brauchen wir rasch eine Steuerreform
mit einer Entlastung der Arbeitnehmer, einer deutlichen Senkung des Eingangssteuersatzes von derzeit 36,5 Prozent und natürlich das Schließen von
Schlupflöchern. (Beifall bei der SPÖ.)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Unser Ziel ist es, und das geht nun einmal nur
mit einer raschen Steuerreform, den Faktor Arbeit
und vor allem die Menschen zu entlasten. Es geht
ganz einfach um mehr Netto vom Brutto. Die Mär,
dass die Vermögenssteuer das Wachstum bremst
und die Wirtschaft schwächt, geschätzte Damen
und Herren, lasse ich nicht so stehen. Wenn die
Menschen wieder mehr Geld im Geldbörsl haben,
dann werden sie es auch gerne ausgeben. Ich
sehe das klar als einen positiven Wirtschaftsimpuls.
Österreich ist im internationalen Vergleich bei vermögensbezogenen Steuern auf Platz 26 von 27
möglichen, das heißt, von den untersuchten EULändern. So mahnt auch zu Recht die OECD regelmäßig Vermögenssteuern ein. Obergrenze pro
Person, ein Vorschlag, 1 Million Euro. Damit wäre
der Mittelstand, geschätzte Damen und Herren, der
klassische Häuslbesitzer, mit Sicherheit nicht betroffen.
Ich würde diesem Modell eigentlich durchaus
zutrauen, einen Schub für das Wirtschaftswachstum zu bringen. Denn eine stärkere Investitionsbereitschaft bringt allemal auch eine Verbesserung
der Situation am Arbeitsmarkt und natürlich auch in
letzter Konsequenz positive Effekte für unser Landesbudget. (Beifall bei der SPÖ.)
Zweifellos stellt ein Landesbudget natürlich
immer einen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Sichtweisen zur Schwerpunktgewichtung dar. Der vorliegende Landesvoranschlag stellt
sich aus unserer Sicht als eine sehr tragfähige Basis für die Bewältigung der Herausforderungen im
Jahr 2015 dar. Damit wird es wohl für niemanden
eine Überraschung sein, wenn ich sage, dass die
Sozialdemokratische Partei Niederösterreichs dem
Budget ihre Zustimmung geben wird.
Geschätzte Damen und Herren! Wir tun das
auch im heurigen Jahr in Verantwortung dem Land
und unseren Landsleuten gegenüber. Und das sehr
gerne! Lassen Sie mich mit folgendem Satz meine
Rede beschließen: Wer mitgestalten will, muss
auch mit verantworten. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall bei der SPÖ und ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Letzter Redner in der Generaldebatte Klubobmann Mag.
Schneeberger.
Abg. Mag. Schneeberger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Landeshauptmann! Geschätzte Mitglieder der Landesregierung! Liebe Kolleginnen! Liebe
Kollegen! Meine geschätzten Damen und Herren!
Die Schritte von heute sind unser Vorsprung
von Morgen. Und wir setzen viele politische Schritte
1307
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
im Laufe eines Jahres. Aber ein ganz wesentlicher
politischer Schritt ist die Beschlussfassung über
das jeweilige Budget. Und das Budget 2015 orientiert sich aus meiner Sicht an vier Leitlinien. Zum
Ersten, investieren mit Hirn. Zum Zweiten effizienter
Einsatz des Steuergeldes. Jeder Steuereuro soll,
nein, muss den Bürgerinnen und Bürgern zugute
kommen. Unterstützung dort, wo unsere Unterstützung notwendig und sinnvoll ist. Und eine ganz
wesentliche Leitlinie: Keine neuen Schulden machen.
Diese Schritte sind nicht neu. Auch in der Vergangenheit haben wir uns daran orientiert. Sie haben sich meistens als richtig und wichtig erwiesen.
Denn nicht nur die Wahrheit, auch die Richtigkeit,
ist eine Tochter der Zeit. Und lassen Sie mich einige unverdächtige Zeugen zitieren. Es muss nicht
unbedingt Moody’s sein. Aber wenn ich sogar bei
Standard & Poor‘s höre, dass sie feststellen, dass
Niederösterreich ein sehr starkes wirtschaftliches
Profil hat, oder sie stellen fest, das Schuldenmanagement erfolgt umsichtig.
Regio data. In der Kaufkraft ist Niederösterreich an der Spitze. Die Pro-Kopf-Kaufkraft beträgt
20.630 Euro. Vor 10, 15 Jahren unvorstellbar! Wir
haben Salzburg und Wien hinter uns gelassen.
Statistik Austria: Wir sind die Nummer 1 beim
Bruttomedianeinkommen mit 20.480 Euro. Das zur
Richtigkeit der Politik der letzten Jahre. Und trotzdem, mit dieser Politik sind wir speziell in diesem
Landtag oft alleine geblieben. Und heute bestätigt
es wieder bei Wortmeldungen der Kleinparteien:
Unsachlichkeit und Populismus bestimmen die
Diskussion.
Wie oft sind Alfred Riedl oder Kurt Hackl beim
Thema Veranlagung hier heraußen gestanden.
Haben versucht, diese Veranlagung entsprechend
zu erklären, die Fakten darzustellen, den Nutzen für
Niederösterreich darzustellen. Allein, das Ergebnis
war, dass alle anderen Parteien sich dem politischen Kleingeld hingegeben haben. Das ist grundsätzlich legitim. Aber jahrelang wurden Attacken
hier im Hohen Haus gegen Wolfgang Sobotka geritten. Meistens Attacken unter der Gürtellinie. Und
als alle parlamentarischen und medialen Angriffe
nichts gefruchtet haben, was hat man dann gemacht? Dann ist man subtiler vorgegangen. Man
bediente sich der Staatsanwaltschaft. Egal ob anonym - es gibt immer Feiglinge - oder personifiziert.
Allein eine Anzeige eines Politikers kriminalisiert
diesen. Das Motto, etwas wird schon dran sein und
etwas bleibt sicher hängen und irgendwann werden
wir Wolfgang Sobotka auch weich geklopft haben,
stand hier Pate. Heute wissen wir, alle Verfahren,
ich wiederhole, alle Verfahren gegen Wolfgang
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Sobotka wurden von der Staatsanwaltschaft eingestellt! (Beifall bei der ÖVP.)
Nur: Zum Zeitpunkt der Anzeigen waren zweispaltige Medienberichte und Schlagzeilen zu lesen.
Die Einstellung, die fand man in einer Randnotiz.
Und die Reaktionen der Anzeiger, sehr banal: Wir
haben das Ergebnis zu akzeptieren. Keine Entschuldigungen! Von Bedauern kein Wort! Das zur
politischen Kultur.
Wir in Niederösterreich wissen, dass Veranlagung von öffentlichen Geldern nicht unumstritten
ist. Wir wissen auch, dass Veranlagungen, die risikoreich erfolgen, abzulehnen sind. Daher haben wir
auch immer mit Augenmaß veranlagt. Mit unserem
Portfolio, mit unserer Transparenz, mit einem eigenen Controlling und mit der Prüfung durch beeidete
Wirtschaftsprüfer. Dadurch ist die Veranlagung in
Niederösterreich ein taugliches und effizientes Finanzinstrument geworden.
Lieber Herr Landeshauptmannstellvertreter,
lieber Wolfgang: Kein anderer hätte diese politische
Rosskur ausgehalten! Deine Konsequenz, Hartnäckigkeit, deine Kompetenz und vor allem dein
Vertrauen zu deinen Mitarbeitern haben die Richtigkeit deiner Finanzpolitik unter Beweis gestellt.
(Beifall bei der ÖVP.)
Trotz mancher „volatiler Situationen“, wie es so
schön heißt. Und dein 18. Budget, das wir morgen
mit einer großen Mehrheit verabschieden werden,
ist ein weiterer Beweis dafür. Und weil es so gut ist,
lassen Sie mich einige Fakten wiederholen:
Zum Ersten Nettoausgaben in der Größenordnung von 8,2 Milliarden. Einnahmen, Nettoeinnahmen 8,1 Milliarden. Struktureller Abgang 107,7
Millionen. Und jetzt kommt das Schöne: Auch wenn
es die Minderheiten nicht wahrhaben wollen, wir
haben eben, wie haben wir es genannt, ein blaugelbes Sparbuch. Wie nennen wir es jetzt? Einen
Generationsfonds. Egal wie wir es nennen: Wir
haben Rücklagen! Und wir können mit diesen
Rücklagen dieses Defizit entsprechend bedienen,
indem wir 107 Millionen dafür in Anspruch nehmen.
Das kann kein einziges anderes Bundesland! Und
der Bund schon gar nicht! (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist kein Verscherbeln von Familiensilber!
Was tun wir denn im Privaten? Nichts anderes.
Wenn’s uns gut geht, dann schauen wir, dass wir
am Sparbuch oder über Veranlagungen einen
Polster für uns sammeln. Und wenn wir es dann
brauchen, dann werden wir das Geld von dort holen. Das macht jede Familie so. Warum sollen wir
als Familie Niederösterreich das nicht auch so machen? Und das ist nicht Verscherbeln von Famili-
1308
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
ensilber, sondern geordnete Finanzpolitik! (Beifall
bei der ÖVP.)
Weil die Veranlagung immer schlecht geredet
wird: Ich wiederhole es gerne: 2,7 Milliarden haben
wir heute noch stehen. Entnahmen 2,6 Milliarden.
Das heißt in Summe 5,3 Milliarden. Eingezahlt haben wir 4,3 Milliarden. Daher haben wir einen Benefit von 1 Milliarde! (Beifall bei der ÖVP. – Abg.
MMag. Dr. Petrovic: 8 Milliarden!)
Und Kollegin Krismer! Weil du auf die Bemerkung des Landeshauptmannes nicht reagiert hast.
Eure Freunde bei Greenpeace, die haben verzockt.
Und zwar Spendengeld! Wir haben veranlagt und
die haben verzockt! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr.
Krismer-Huber: Das ist zurückzuweisen!)
Daher bedanke ich mich für die Hartnäckigkeit und
für das Durchhaltevermögen. Und jetzt zur Verwaltung. Da wird ja auch immer in den Raum gestellt,
die Länder haben eine aufgeblähte Verwaltung. Wir
sind es, die in den letzten Jahren 1.300 Dienstposten im Hoheitsbereich eingespart haben. Und dabei
bleibt es nicht. Wir haben im Budget im Dienstpostenplan auch für 2015 ein Minus, nämlich in der
Größenordnung von 130 Dienstposten. Natürlich,
und das wurde schon angeführt, in den Dienstleistungseinrichtungen, da müssen wir entsprechend
mit Personal zusätzlich arbeiten. Sowohl im Klinikbereich als auch im Pflegebereich.
Mit diesem Budget, Hohes Haus, meine Damen und Herren, werden wir den Ausbau der sozialen Modellregion Niederösterreich fortsetzen. Wir
werden die Weiterentwicklung des Forschungs- und
Wissenschaftsschwerpunktes weiter gewährleisten.
Wir werden weitere Maßnahmen zur Stärkung des
Standortes Niederösterreich setzen. Und wir werden den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit fortsetzen. Wir geben uns nämlich nicht zufrieden mit der
immer höher werdenden Anzahl an unselbständig
Erwerbstätigen. Für uns ist jeder Arbeitslose in
Niederösterreich ein Arbeitsloser zu viel! (Beifall bei
der ÖVP.)
Wesentlich im sozialen Bereich, und das geht
wie ein roter Faden durch die Philosophie des Landes Niederösterreich, ist die Wahlmöglichkeit und
die Wahlfreiheit. Wir sind eben Partner unserer
Kinder, Partner unserer Familien und Partner der
älteren Generation. Und keinesfalls Vormund! Das
gilt für die Kinderbetreuung, das gilt für die Wahlfreiheit, was den Schulbesuch anlangt und das gilt
natürlich für die Betreuung der älteren Generation.
Ob Pflege zu Hause, ob betreutes Wohnen oder ein
Heimplatz in der jeweiligen Region.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Im Forschungs- und Wissenschaftsbereich
heißt das Motto „wir sind ein Land der Talente und
Patente“. Die Wissenschafts- und Forschungsachse von Krems über Tulln, Klosterneuburg nach
Wr. Neustadt, die Technopole in Krems, Tulln,
Wieselburg und Wr. Neustadt und die Fachhochschulen in eben diesen Technopolstandorten und in
der Landeshauptstadt St. Pölten, sie alle bilden das
Gewächshaus Niederösterreich. Wo Talente gefördert werden, wo Potenziale gehoben werden und
wo Kreativität zur Entfaltung kommt.
Alle diese Einrichtungen sind Investitionen in
die Zukunft. Erhöhen die Chancen unserer Jugend
und machen Niederösterreich zu einem attraktiven
Wirtschaftsstandort. Wir sind in vielen Rankings an
erster Stelle, in fast allen unter den ersten drei
platziert. Aber verfolgt man die Aussagen der
Kleinparteien hier in diesem Haus, dann wird die
Politik in Niederösterreich nur schlecht geredet.
Wenn ein Klubobmann Waldhäusl von einem
Budget des Grauens spricht, wenn eine Klubobfrau
Krismer davon spricht, dass das Land Niederösterreich finanziell mit dem Rücken zur Wand steht,
Hohes Haus, dann ist das Polemik und hat mit Seriosität überhaupt nichts zu tun. (Beifall bei der
ÖVP.)
Und was Klubobmann Waldhäusl anlangt: Es ist
unerträglich, Kulturpolitik gegen Sozialpolitik auszuspielen! (Beifall bei der ÖVP und SPÖ.)
Wir in Niederösterreich sind stolz auf die Kulturpolitik in diesem Lande, verantwortet durch unseren Landeshauptmann. Wir sind stolz, dass in diesem Land vielfach Kulturschaffende leben und sich
einbringen. Wir sind stolz, dass wir Leuchtturmprojekte wie Grafenegg haben. Wir sind stolz, dass wir
eine Vielzahl von Kulturinitiativen, den Theatersommer, die Volkskultur, ... haben. Das macht Niederösterreich aus als Kulturland! (Beifall bei der
ÖVP und SPÖ.)
Und wir lassen uns das nicht schlecht reden! Und
wenn Klubobmann Waldhäusl vor wenigen Minuten
hier gesagt hat, wir wollen mit der Politik in diesem
Land nichts zu tun haben, dann ist das ein Kompliment. (Beifall bei der ÖVP.)
In Wahrheit sollte man sie nicht einmal ignorieren. Aber wenn man hört und liest, was die Abgeordneten Laki und Von Gimborn von sich geben, da
fällt mir nur eines ein: Die Bezirkshauptmannschaften, die Kliniken, die Schulen, die wird es in
Niederösterreich noch immer geben, aber die beiden Herrschaften nicht mehr lange! (Beifall bei der
ÖVP.)
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Warum auch? Ihr Mentor ist ja auch schon
wieder weg. Und so schnell wie euer Frank
Stronach weg ist, werdet ihr aus dem Landtag auch
verschwinden. Nur, der Steuerzahler muss das fünf
Jahre lang bezahlen. Und die Aussagen, die
Pamphlete die ich gestern gelesen habe, die sind ja
wirklich arg. Zu sagen, wir in Niederösterreich können die Gehälter unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Wenn man weiß,
dass die laufende Gebarung einen Überschuss von
400 Millionen ausmacht, weiter behauptet wird, wir
verschieben Kosten zu Lasten der Gemeinden.
Meine Damen und Herren, das ist die Krönung der
Inkompetenz und Ignoranz! (Beifall bei der ÖVP.)
Und das aus der Feder oder aus dem Mund eines
ehemaligen Rechnungshofprüfers. Peinlich! (LHStv.
Mag. Sobotka: Da kannst dir vorstellen, wie es dort
zugeht!)
Aber das ist ja auch wieder logisch. Denn so wie
der Herr, so das G’scher. Wenn der Herr Stronach
behauptet, in Niederösterreich gäbe es 50 Gemeinden, wie sollen denn seine Leute anderes behaupten?
Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Diese
Aussagen werden nur übertroffen von einer gewissen Frau, wie heißt sie, Heiser-Fischer. Denn die
sagt, der Gabmann ist gar nicht ihr Klubobmann.
Schon grotesk! Was soll sich der Bürger denken?
Was soll sich der Wähler denken? Ein Armutszeugnis für die Demokratie! (Abg. Rosenmaier: Wer
ist Heiser-Fischer?)
Heiser-Fischer? Geht’s ins „Google“. Keine Ahnung. Irgend eine Parteiobfrau oder was weiß ich,
von zwei Leuten gewählt wahrscheinlich. Aber
meine Damen und Herren! Mit dieser Kultur wollen
wir nichts zu tun haben! (Beifall bei der ÖVP.)
Trotz der Unkenrufe der Opposition. Ich verspreche Ihnen, wir werden weiter jene politischen
Schritte setzen, die sich beispielsweise im Budget
2015 niederschlagen. Deswegen werden wir diese
Schritte setzen, weil sie garantieren, dass wir den
Vorsprung, den wir haben, zumindest halten, wenn
nicht ausbauen.
Daher bedanke ich mich für die Erstellung dieses Budgets 2015. Bedanke mich bei dir, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter und Finanzreferent.
Bedanke mich beim Budgetdirektor Stöckelmayer
und beim Finanzchef Meißl, bei allen euren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bedanke mich bei
allen Mitgliedern der Landesregierung. Ich weiß, die
Wünsche waren wie Weihnachten und Ostern
gleichzeitig. Die Realität ist eine andere!
Aber die Realität ist so mit Augenmaß und zukunftsorientiert ausgerichtet, dass wir sagen kön-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
nen, mit diesem Budget 2015 setzen wir den erfolgreichen Weg Niederösterreichs weiter fort und werden unseren Vorsprung ausbauen. In diesem Sinne
freue ich mich und bedanke mich bei all jenen Abgeordneten, die diesen Weg mit bestätigen und
morgen ihre Zustimmung geben. Der ÖVP-Klub
wird das selbstverständlich machen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Die Rednerliste zur Generaldebatte ist erschöpft. Der Berichterstatter verzichtet auf sein Schlusswort.
Hohes Haus! Ich beabsichtige, bei der Spezialdebatte die Beratung und Beschlussfassung über
alle Gruppen des Voranschlages sowie den Dienstpostenplan 2015 abzuführen und im Anschluss
über den Voranschlag für das Jahr 2015 als Ganzes abstimmen zu lassen.
Bei der Abstimmung über die einzelnen Gruppen des Voranschlages werden zunächst allfällige
Abänderungsanträge, dann die Gruppe selbst und
dann allfällige Resolutionsanträge abgestimmt. Die
Gegenstände werden in folgender Reihenfolge zur
Beratung gelangen: Gruppe 0, Vertretungskörper
und allgemeine Verwaltung. Gruppe 1, Öffentliche
Ordnung und Sicherheit. Dann Gruppe 2, Unterricht, Erziehung, Sport und Wissenschaft. Gruppe
3, Kunst, Kultur, Kultus. Gruppe 4 Soziale Wohlfahrt und Wohnbauförderung. Gruppe 5, Umweltschutz und Gesundheit. Gruppe 6 Straßen- und
Wasserbau und Verkehr. Gruppe 7 Wirtschaftsförderung. Gruppe 8 Dienstleistungen und Gruppe 9
Finanzwirtschaft.
Sollte es bei den einzelnen Gruppen Anträge
auf getrennte Abstimmung bei einzelnen Budgetansätzen geben, ersuche ich zur Vereinfachung des
Verfahrens, diese Budgetansätze jeweils bei Antragstellung schriftlich vorzulegen. Ich werde dann
bei der getrennten Abstimmung auf diese schriftliche Vorlage verweisen. Diese Vorlagen werden wie
Resolutionsanträge an die Fraktionen verteilt.
Ich ersuche jetzt Herrn Abgeordneten Lobner,
zur Gruppe 0, Vertretungskörper und allgemeine
Verwaltung, zu berichten.
Berichterstatter Abg. Lobner (ÖVP): Herr
Präsident! Hoher Landtag! Ich darf zur Gruppe 0
berichten.
Die Gruppe 0, Vertretungskörper und allgemeine Verwaltung, enthält Landtag, Landesregierung, Amt der Landesregierung, Bezirkshauptmannschaften, Sonderämter, sonstige Aufgaben
der allgemeinen Verwaltung, Personalvertretung,
Pensionen und Personalbetreuung.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Ausgaben von 752,364.900 Euro stehen Einnahmen von 101,198.300 Euro gegenüber.
Der Anteil der Ausgaben am Ausgabenvolumen beträgt 8,79 Prozent.
Ich stelle den Antrag, die Gruppe 0, Vertretungskörper und allgemeine Verwaltung, mit Ausgaben von 752,364.900 Euro und Einnahmen von
101,198.300 Euro zu genehmigen.
Herr Präsident, ich bitte, die Debatte einzuleiten und die Abstimmung vorzunehmen.
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Ich danke für
den Antrag. In der Gruppe 0 werden die Themen in
folgender Reihenfolge zur Beratung gelangen: Zunächst die Gemeinden, dann die Europäische
Union und schließlich Verwaltung. Ich ersuche alle
Rednerinnen und Redner, wie vereinbart, sich an
diese thematischen Vorgaben und Reihenfolgen zu
halten. Wir beginnen mit dem Thema Gemeinden.
Zu Wort gemeldet Herr Abgeordneter Moser. Er ist
Hauptredner der ÖVP.
Abg. Moser (ÖVP): Herr Präsident! Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Geschätzte anwesende Damen und Herren Abgeordneten!
Es ist schon angesprochen worden vom Präsidenten, wir diskutieren die Gruppe 0, Vertretungskörper, allgemeine Verwaltung. Vor allem diese
beiden Themen, der Bereich der Verwaltung, der
Landesverwaltung, der Gemeinden bis hin zur
Europäischen Union. Das ist jener Bereich, der
eigentlich den Menschen in seiner ganzen Lebensweise begleitet. Vom Kleinkind bis zum älteren
Menschen. Von der Fürsorge für kleine Kinder, von
der Obsorge, von der Unterstützung der jungen
Menschen, von der Ausbildung zum beruflichen
Leben, dem Sport- und Freizeitbereich bis zu den
älteren Menschen. Das ist eine Aufgabenstellung,
die umfassend ist.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
und die Zukunft gestalten lässt. Das Budget ist
natürlich immer ein Arbeitsprogramm für die Zukunft und die Voraussetzung, zukünftige Aufgaben
auch finanzieren zu können.
Das Budget ist aber auch, und das muss man
hier festhalten, immer wieder ein Korrelieren von
Ausgaben und Aufgaben. Denn die Aufgaben, die
die jeweiligen Gebietskörperschaften haben, müssen natürlich auch entsprechend finanziert werden.
Und die Finanzierung, im Wesentlichen gemeinsam
mit dem Bund, ist im so genannten Finanzausgleichsgesetz geregelt. Wobei man klar festhalten
muss, dass wir nicht sehr föderal ausgerichtet sind,
wenn nur ein Drittel der gemeinschaftlichen Bundesabgaben Richtung Länder und Gemeinden gehen.
Dennoch muss man hier festhalten, dass Gemeinden und Länder mit diesem Drittel, mit rund 33
Prozent der gemeinschaftlichen Bundesabgaben
Wesentliches schaffen. Und so effizient arbeiten,
dass nur ein Zwölftel oder 12 Prozent der Verbindlichkeiten hier gemacht werden. Das heißt, die Effizienz ist hier sehr breit ausgerollt in den Ländern
und vor allem auch in den Gemeinden.
Die Gemeinden haben sich auch verpflichtet,
so wie die übrigen Gebietskörperschaften ihren
Beitrag zum österreichischen Stabilitätspakt zu
leisten. Und haben diesen Pakt auch auf Punkt und
Beistrich eingehalten.
Wenn wir vorhin gehört haben, dass 50 Prozent des Landesbudgets für Gesundheit und Soziales ausgegeben werden, dann darf ich hier auch
festhalten, wenn wir das Thema Gemeinden diskutieren, dass die Gemeinden einen ganz, ganz wesentlichen Beitrag zu diesem Thema Gesundheit
und Soziales auch tatsächlich leisten.
Nun haben wir natürlich in vielen Bereichen
eine Schieflage. Doch eines muss klar sein: Ich darf
hier festhalten, ich bedanke mich bei der Frau Innenministerin, die auch deutlich gemacht hat, bei
zukünftigen Finanzausgleichen muss es Ziel sein,
dass jeder Bürger gleich viel wert ist. Es muss unsere Aufgabe sein, diesen abgestuften Bevölkerungsschlüssel ganz einfach so zu verändern, dass
die Gleichwertigkeit der Bürger nicht nur im gesellschaftlichen Leben, sondern vor allem auch im
Finanziellen, bei der Geldverteilung des Staates,
nämlich der Staatseinnahmen von den Bürgerinnen
und Bürgern, auch in Richtung dieser Bürgerinnen
und Bürger im Rahmen der Gebietskörperschaften
gleichwertig ausgegeben wird. Das heißt, das Ziel
im Finanzausgleich, jeder Bürger muss gleich viel
wert sein, ist also hier völlig klar auf den Tisch zu
legen.
Zum Budget grundsätzlich gesagt: Es ist nicht
unsere Aufgabe, das Gestern zu verwalten, sondern das Morgen zu gewinnen und zu gestalten. Ich
denke, mit diesem Budgetvoranschlag für das Jahr
2015 haben wir gute Voraussetzungen zu schaffen,
die das Morgen uns ganz einfach für die Jugend
Liebe Damen und Herren! Es ist einfach wahrscheinlich diese Vorbereitung, wenn wir einmal
festhalten, wer hat welche Aufgaben. Welche Aufgaben hat der Bund zu machen, welche Aufgaben
haben die Länder zu machen und welche die Gemeinden. Ich denke, dass es in einer Verwaltungs-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
reform durchaus zu einer klaren Aufgabenbereinigung kommen kann, um das Ziel, Transfers zu
reduzieren, auch tatsächlich zu leisten und zu erreichen.
Die Regelung, was sind Pflichtaufgaben der
Gemeinden, ist zu diskutieren. Was sind aber auch
jene Aufgaben in vielen Gemeinden, die über die
Pflichtausgaben hinaus gehen? Was sind Aufgaben, die als freiwillige Leistungen gemacht werden,
die aber in vielen Gemeinden ganz, ganz wichtig
sind. Weil wir eine unterschiedliche Situation haben: Wir haben Gemeinden in Ballungsräumen, wo
der Zuzug einfach gegeben ist. Wo man sich in
diese Richtung nicht so sehr anstrengen muss. Da
gibt’s andere Aufgaben, die erledigt werden müssen.
Es gibt aber auch, wenn auch nicht immer
Pflichtaufgaben, viele Aufgaben in den ländlichen
Gebieten draußen, um dort die Abwanderung zu
verhindern. Es gibt viele Aufgaben in den ländlichen Gebieten, um dem auch entsprechend Rechnung zu tragen durch die politische Arbeit in den
Gemeinden draußen. Und es gibt hier ganz einfach
auch die Aufgabe, Impulse zu setzen, damit wir
einen belebten, einen lebendigen Raum auch für
die Zukunft sicherstellen können.
Und da gibt’s halt unterschiedliche Situationen
in den Gemeinden. Wir haben also durchaus Gemeinden, die sich in der Grunderwerbsteuer in
Ballungszentren sehr positiv entwickeln, in den
ländlichen Gebieten wieder nicht so entwickeln
können. Und so könnte man viele Vergleiche hier
anführen. Ich denke, es ist eine klare und gute Forderung des österreichischen Gemeindebundes, die
wir unterstützen wollen, dass ein Strukturfonds
eingerichtet wird - es ist hier von 500 Millionen Euro
die Rede – in welchem es darum geht, diese
strukturschwachen Gemeinden ganz einfach auch
finanziell besser unterstützen zu können. Ich
meine, diese drei Sorgen, die auch am Gemeindetag, am österreichischen diskutiert wurden, sind vor
allem die Schieflage im Finanzausgleich, die nicht
fortgeschrieben werden kann.
Es ist vor allem auch der Städtebund, der hier
Forderungen aufstellt um noch mehr Geld in die
Ballungsräume zu bringen. Wenn Sie sich vorstellen, liebe Damen und Herren, dass die Ungleichheit
alleine schon darin besteht, dass Wien mit 20,3
Prozent der Bevölkerung 31 Prozent der Geldmittel
für sich beansprucht, dann weiß man, um wieviel
weniger für andere Regionen übrig bleibt. Das
heißt, es kann nicht sein, dass die Ballungszentren,
die ganz einfach automatisch schon wesentlich
mehr Einnahmen aus den eigenen Möglichkeiten
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
haben, Kommunalsteuern und ähnliches mehr,
Betriebe, Arbeitsplätze, Zupendler, die nach Wien
hineinpendeln, um nur diesen Vergleich gerade aus
der niederösterreichischen Sicht zu bringen. Da ist
es ganz, ganz wichtig, dass hier auch beim Finanzausgleich entsprechend gegengesteuert wird.
(Beifall bei der ÖVP.)
Der Herr Landesfinanzreferent hat die Frage
des Rechnungswesens angesprochen, wo es darum geht, Finanzierungsrechnung, Ergebnisrechnung, Gesamtergebnis in einer gleichen Darstellbarkeit mit den anderen Bundesländern zu machen.
Wir als Gemeinden sind da sehr dafür, dass man
diese Rechnungswesensart transparent gestaltet
oder das Rechnungswesen. Nur eines kann nicht
sein: Dass der Bund ganz einfach hergeht und
sagt, wir machen eine Doppik, wo dann Dinge bewertet werden müssen wie Gemeindestraßen und
ähnliches, die Bewertung sehr viel Geld kostet, der
Inhalt wesentlich mehr kostet als es letztendlich
bringt. Und daher, glaube ich, die geschätzten
Kosten, die hier im Gemeindebund angestellt wurden, von etwa 300 bis 500 Millionen Euro, die sind
ganz einfach in der Form nicht zu verkraften.
Wir können nicht auf der einen Seite davon reden, dass wir Kosten einsparen und andererseits
gerade durch neue Rechnungswesenarten, die vom
Bund aufgezwungen werden, zusätzlich Kosten
verursachen! Ich denke, dass hier, glaube ich, eine
Verwaltungseinsparung gegeben ist und trotzdem
transparent gelebt werden kann. Das heißt, wir
müssen ganz einfach das bisherige Rechnungswesen so gestalten, um es wirklich auch effizienter
und vergleichbar zu machen.
Ein schwieriges Wort ist immer die Frage der
Anschubförderung. Wenn gerade zur Stunde diskutiert wird, 300 Millionen für Kinderbetreuung, dann
darf das – und das muss man hier klar sagen, die
Gemeinden sind derzeit bei den 15a-Vereinbarungen nicht dabei. Es gibt eine Zusage der Bundesregierung, dass auch die Gemeinden hier mit einzubeziehen sind. Doch eines kann nicht sein: Dass
Bund und Länder eine Vereinbarung treffen, die
zwar kurzfristig und momentan den Gemeinden
Nutzen bringen, aber langfristig die Gemeinden
belastet. Das heißt, hier ist eine langfristige Budgetverantwortung sehr, sehr wichtig!
Liebe Damen und Herren! Es geht mir noch um
drei Bereiche, die ganz wichtig sind: Das erste ist,
die Transferzahlungen müssen ganz einfach reduziert werden! Ich glaube, das erspart auch Wesentliches in der Verwaltung. Der zweite Punkt ist, im
Rahmen der Siedlungswasserwirtschaft gilt es
auch, im ländlichen Raum gibt es noch einiges
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
auszubauen bzw. schon zu sanieren. Die Fast-Zusage, die es bereits gibt, von etwa 100 Millionen ist
mindestens auch in dieser Form einzulösen. Und
das Dritte ist, vor allem als Gemeinden wird es
wichtig sein, uns im Bereich der Telekommunikation, im Bereich der Ausrollung der Glasfaser bis in
die Gemeinden hinaus ganz einfach zu engagieren.
Es kann für uns durchaus eine Aufgabe sein,
durchaus bis zu einer Pflichtaufgabe hier in der
passiven Infrastruktur mit tätig zu sein. Aber auch
dazu brauchen wir, um das machen zu können, für
die Bürgerinnen und Bürger den entsprechenden
gesetzlichen Rahmen!
und mit einer guten Kommunal- und Regionalpolitik
bestehen kann.
Denn ich denke, dieser Breitbandausbau, der
ist notwendig! Österreich darf hier nicht im europäischen Mittelfeld stecken bleiben! Damit der Wirtschaftsstandort Österreich ganz einfach nicht gefährdet ist, ist das für den ländlichen Raum ein
wichtiger Punkt.
Daher glaube ich, ist es wichtig, einen Masterplan für eine enkeltaugliche Zukunft für unsere
Gemeinden, für den ländlichen Raum zu machen.
Das Ziel ist ganz einfach, Lebensqualität zu schaffen. Und da geht’s darum, bewusst zu machen, was
wir haben, aber auch bewusst zu machen, was
andere nicht haben. Und nicht nur alles schlecht zu
reden.
Die Gemeinden sind effizient. Wir arbeiten und
kooperieren, und das darf man auch einmal sagen.
Ich darf einen Punkt festhalten: Allein im Gemeindeverband des Bezirkes Melk werden 33 Aufgaben
den Gemeinden in der Kooperation angeboten. Das
ist ein Beispielsbezirk, den es in ganz Europa in
dieser Form nicht gibt! Ich darf hier wirklich festhalten, dass von der Nächtigungstaxe, der Grundsteuer, des Interessentenbeitrages, die Kanalgebührenberechnung, Wassergebührenberechnung,
Tierseuchenvorsorgeabgabe, die Gebrauchsabgabe, die Lustbarkeitsabgabe, die Müllentsorgung,
die Kommunalsteuer, alles gemeinsam gemacht
werden kann. Und viele Gemeinden nutzen das
auch. Ein Beispiel, wie man hier Kooperation tatsächlich leben kann.
Liebe Damen und Herren! Wir brauchen für
den ländlichen Raum wirklich eine Charta für diesen ländlichen Raum, denn die Effizienz wird in den
Gemeinden wirklich groß geschrieben. Und wir
brauchen daher vor allem eines, dass die Möglichkeiten der Gemeinden auch in Zukunft für die Bürgerinnen und Bürger genutzt werden können.
Das Thema Europa ist hier mit dabei. Die
Wahlen sind geschlagen. Die Frage ist, wohin entwickelt sich Europa. Es wurde angesprochen: Geht
es vorwärts, geht es seitwärts, geht es rückwärts?
Für uns ist Europa ganz einfach wirklich alternativlos! Man sieht es ja, Putin will die eurasische Union
oder hat die eurasische Union gegründet. Ganz
einfach deswegen, weil die ganze Welt sieht, wie
leistungsfähig Europa auch in der Weltwirtschaft
sich darstellt. Aber ich denke, dass ein erfolgreiches Europa nur mit den erfolgreichen Regionen
In diesem Sinne darf ich zusammenfassend
festhalten, uns ist wichtig, jeder Bürger muss gleich
viel wert sein in der zukünftigen Finanzgebarung
innerhalb der Gebietskörperschaften! Die Infrastruktur in den ländlichen Raum muss gestärkt
werden. Das Thema Telekommunikation ist angesprochen. Und die Wirtschaft muss auch durch eine
Regionalpolitik entsprechend unterstützt werden,
von der Europäischen Union, vom Bund und von
den Ländern!
Wilhelm von Humboldt hat einmal gesagt: Im
Grunde sind es immer die Verbindungen mit den
Menschen, die dem Leben seinen Wert geben. Und
die Voraussetzung, dem Leben einen Wert zu geben, den Kindern eine Zukunft zu geben, ist das
Budget, das dem Land die Zukunft sichert. Damit
aktive Personen und selbst verwaltete Gemeinden
mit diesen Bereichen, glaube ich, einen guten Weg
in die Zukunft gehen können. Wir schaffen mit diesem Budget die Basis dazu. Dankeschön! (Beifall
bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gemeldet Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. Sie ist
Hauptrednerin der Grünen.
Abg. MMag. Dr. Petrovic (GRÜNE): Herr Präsident! Herr Landesrat! Sehr geehrte Damen und
Herren! Hohes Haus!
Wenn mein Vorredner gesagt hat, dass die
Gemeinden und die Regionen die zentralen Einheiten sind für ein erfolgreiches Europa, dann kann
ich diese Aussage absolut unterstützen und unterstreichen. Ich schließe mich auch dem vorangegangenen Redebeitrag an über die Bedeutung
eines föderalen Staatsaufbaus. Ich halte den für
überaus wichtig im Sinn der Akzeptanz der Bevölkerung für notwendige Maßnahmen. Die kann man
besser in den kleinen Einheiten diskutieren, vorbereiten. Es ist aber auch notwendig, dies zu tun.
Ich habe mir heute bei den Redebeiträgen vorher und auch bei den Ausführungen über Mehrhei-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
ten und Minderheiten gedacht, da ist es jetzt gerade beim Kapitel der Gemeinden und Regionen
wichtig, einiges Grundsätzliche zu sagen.
Ja, es ist so, Herr Klubobmann Schneeberger:
Die ÖVP hat eine absolute Mehrheit, wir wissen
das. Und es ist so, dass es auch kleine Parteien
und Fraktionen hier in diesem Hause gibt. Und es
gibt in einer funktionierenden Demokratie eine Rollenverteilung. Und die sieht so aus, dass es ein
Recht, eine Selbstverständlichkeit ist für die Regierenden, die Vorzüge, das Erreichte, die Vorteile,
alles was gut gelaufen ist, herauszustreichen. Und
es ist ebenso selbstverständlich, dass die Opposition jene Bereiche anspricht, die nicht so gut funktionieren. Wo es Fehler gibt, Versäumnisse oder
einen Nachholbedarf. Das ist nichts, was Anlass
geben sollte zur Polemik, sondern das ist eine demokratiepolitische Selbstverständlichkeit. Und so
sollten wir sie auch sehen. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Wenn gesagt wurde auch vom Landesfinanzreferenten, dass es notwendig ist, dass eben innerhalb Europas Besonderheiten bestehen bleiben,
dass ein Einheitsbrei nicht anzustreben ist, dass –
Sie haben es besonders hervorgehoben – etwa die
Gentechnikfreiheit für uns wichtig ist ... Da habe ich
allerdings innerlich schon ein wenig geschmunzelt
und mich an Debatten im Parlament erinnert, wo
die Rollen ganz anders ausgeschaut haben. Ich
kann mich sogar an einen ÖVP-Abgeordneten erinnern, den Herrn Prof. Brünner, der deswegen die
ÖVP verlassen hat, weil sie einen ganz anderen
Kurs gefahren hat. Und damals wurde genauso
über die Grünen gesagt, ihr seid ja eine Minderheit.
Ihr seid ja die, die den Anschluss an die Zukunft
verpassen werden. Es freut mich, dass dieses
Thema Gentechnik heute absolut mehrheitsfähig
ist, dass wir alle dazu stehen! Aber das nur gesagt
bezüglich Mehrheiten und Minderheiten. Es braucht
manchmal kleine Lotsenboote, es braucht manchmal einen Antrieb, damit auch Mehrheiten folgen
können. Und das ist ein notwendiges Kräftespiel
und nichts, worüber man polemisch sich verächtlich
zeigen sollte. (Beifall bei den GRÜNEN. – Abg.
Mag. Schneeberger: Das ist eine Frage des Stils!
Das ist eine Frage des Stils!)
Gerade über den Stil, Herr Klubobmann, über den
Stil könnten wir hier sehr lange reden. (Abg. Mag.
Schneeberger: Ja gerne!)
Und auch über den Stil der ÖVP. Und wenn ich
an vieles mich zurück erinnere, über, ich weiß nicht
was, Anzeigen und ähnliches, und mediale Dinge,
dann glaube ich, tut die ÖVP gut daran, gelegentlich einmal zuzuhören und nicht immer nur auszuteilen. Das wäre schon einmal ganz gut! (Beifall bei
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
den GRÜNEN. – Abg. Mag. Schneeberger: Wer hat
angezeigt? Wer hat angezeigt? Umgekehrt!)
Herr Klubobmann! Herr Klubobmann! Und
auch wenn Sie sagen, Sie fühlen sich so oft so
ungerecht von den ach so Kleinen kritisiert, Herr
Klubobmann, dann sage ich Ihnen, es gäbe so ein
ganz einfaches Instrument, das wäre auch gerade
für die Gemeinden so wichtig. Es würde die Akzeptanz für alle unsere Maßnahmen gewaltig erhöhen. Und es ist gerade dieser Tage ein sehr heißes
Thema. Das heißt Transparenz. Das heißt Freedom
of Information, Informationsgrundrecht.
Und da ist es doch eigentlich traurig, dass hier
Österreich unter 95 Ländern, die hier ungefähr was
die industrielle Entwicklung betrifft, vergleichbar
sind, das absolute Schlusslicht ist. Die Nummer 95.
Und da wäre es doch schön, dass gerade eine so
starke, so mächtige Partei wie die NÖ ÖVP, was
Sie ja immer wieder betonen, hier einmal aktiv wird.
(Abg. Mag. Schneeberger: Wir betonen es nicht! Ihr
betont es!)
Es war ja der seinerzeitige Staatssekretär, jetzt
Minister, der beispielsweise aktiv geworden ist für
so ein Auskunftspflichtgesetz. Allein, wir warten
darauf, aber es kommt nicht. Es kommt nicht. Und
wenn, dann kommt es so ausgelöchert, zerlöchert,
dass es den Titel gar nicht mehr wert ist. Das ist
dieser Tage kritisiert worden. Und dann brauchen
wir uns nicht zu wundern, wenn die Leute in den
Gemeinden, wenn dann die Frage gestellt wird,
wieso müssen wir für dieses, für jenes aufkommen?
Es wurden die Transferleistungen angesprochen. Ja, ich glaube auch, da gehört wesentlich
durchforstet, da gehört ein System geschaffen, wo
man nicht hin und her mit großem bürokratischen
Aufwand Zahlungsströme verschiebt. Aber dann
legen wir die Dinge auf den Tisch. Das wär so einfach bei den Veranlagungen: Lassen Sie uns doch
wissen, was ist in den einzelnen Fonds drinnen?
Wieviel ist herausgenommen worden? Warum ist
das etwas, was in Niederösterreich beispielsweise
die Opposition nicht wissen darf? Nicht einmal die
Opposition, geschweige denn die Bürgerinnen und
Bürger. Das gehört zu einer modernen Demokratie!
Das würde auch die Leute in den Gemeinden interessieren.
Und dann, glaube ich, hätten wir für alle Sparmaßnahmen, die notwendig sind, auch eine viel
höhere Akzeptanz, wenn die Leute wissen würden,
aha, dort schaut es so aus, das sind die Beiträge
der Großen, diese Beiträge verlangt man von uns
Kleinen, als wenn man das Gefühl hat, das ist alles
hinter irgendwelchen Privatstiftungen versteckt, und
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
man weiß es nicht. (LHStv. Mag. Sobotka: Es ist
gar nichts versteckt!)
Oja, es ist schon! Sie haben es angesprochen.
Daher ist es mein Recht als Opposition. (LHStv.
Mag. Sobotka: Lesen Sie doch das Gerichtsurteil!
Lesen Sie die 17 Seiten der Einstellung!)
Das steht nicht drinnen! Das steht nicht drinnen! Weder in einem Urteil, noch in den Berichten,
die Sie verkündigen. Ich möchte gerne wissen, was
ist in den Fonds drinnen, wie hoch sind die Erträge
und wieviel hätten wir, Opportunitätsüberlegungen,
wie viel hätten wir bekommen, wenn man ganz
einfach die Darlehen zurückkommen hätte lassen.
Ich behaupte, es wäre doppelt so viel gewesen!
Und daher ist Geld in großem Stil verschwendet
worden und verloren gegangen. (Beifall bei den
GRÜNEN. – LHStv. Mag. Sobotka: Man merkt,
dass Sie keine Ahnung haben!)
Sie können das noch ... Legen Sie die Dinge auf
den Tisch ... (LHStv. Mag. Sobotka: Sie behaupten
seit Jahren den Unsinn und akzeptieren eine gerichtliche Einstellung nicht!)
Ich behaupte gar nichts! Sondern Sie verhindern
dass dieses Haus informiert wird! Legen Sie alle
Daten auf den Tisch und dann können wir ganz
ruhig darüber reden. Dann brauchen Sie nicht so
laut werden. Immer wenn Sie so laut werden, dann
weiß ich, dass Sie etwas zu verbergen haben. So
ist das nämlich! (LHStv. Mag. Sobotka: Das ist ja
unwahrscheinlich! Das ist der Einser-Schmäh!)
Legen Sie es auf den Tisch, dann können wir ganz
offen darüber reden. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Das ist das eine. Transparenz ist notwendig,
Transparenz ist notwendig, dann werden Sie auch
wieder die Bevölkerung hinter sich haben. Dann
können Sie auch bei schwierigen Maßnahmen damit rechnen, dass die Leute verstehen, warum das
notwendig ist.
Meine Kollegin Helga Krismer hat es bereits
schon angesprochen, auch die Frage der Größenordnungen ist relevant. Denn wenn man dann hört,
was in manchen Bereichen gespart werden muss
oder um welche relativ kleinen Summen es geht,
wenn man beispielsweise die 10 Millionen hat für
Umweltmaßnahmen für das ganze Land, dann ist
das schon ein vergleichsweise kleiner Betrag, wenn
wir wissen, dass sehr viel notwendig wäre, wenn
ich das etwa mit den Kosten für die drei angesprochenen Umfahrungen vergleiche. Und wenn ich das
noch einmal vergleiche, und da reden wir jetzt von
ganz Österreich, der Betrag, der notwendig geworden ist, angeblich, wo es so heiße Diskussionen
gab, wo eine Ministerin sogar einen Rückzieher
machen musste, die ganzen Einsparungen im Be-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
reich der Nachmittagsbetreuung von Kindern 50
Millionen Euro.
(Dritter Präsident Gartner übernimmt den Vorsitz.)
Das ist hin- und hergegangen und da hat man
dann gerechnet und wie und wo kommt das her,
und wann kann man das vielleicht wieder ... 50
Millionen Euro für die Nachmittagsbetreuung für
alle Kinder, die das brauchen. Die notwendig wäre
in Österreich. Die mussten dort weggespart werden: Nicht 160 Millionen, sondern 110 Millionen.
Und im Vergleich dazu: Eine einzige Umfahrung kostet das Dreifache! Bitte, das kann es nicht
sein! Das kann es nicht sein! Das sind Größenordnungen die so nicht mehr stimmen! Und diese
Dinge, und Sie wissen es, und Sie haben es erlebt
bei all den Debatten auch rund um Hypo und Ähnliches, dass die Leute diese Fragen mittlerweile
stellen.
Wir alle können uns nicht gut Milliarden vorstellen. Aber diese Größenordnungen, das kann
man sich vorstellen. Und da kann man sagen, da
liegen die Dinge einfach schief. Und Sie wissen es
auch, wie schwer sich die Gemeinden mittlerweile
tun, ihre Aufgaben zu erfüllen. Das hat auch mein
Vorredner hervorgehoben. Wie gesagt, es ist immer
schwieriger, die ganzen Aufgaben, die an die Gemeinden herangetragen werden, zu erfüllen. Und
dann kommen wir hier mit Größenordnungen, die in
anderen Bereichen ausgegeben werden, wo man
sich wirklich fragt, kann denn das so sein? Und in
vielen Bereichen, Sie wissen es, ich habe schon oft
die Geschichte mit der Verschwenkung einer Bundesstraße in Ybbsitz angesprochen. Das ist genau
in Ihrer Gegend. Wenn man eine Bundesstraße um
einen einzigen Bauernhof herum verschwenkt und
das aus den sehr durchsichtigen Gründen, um dort
eine Eisenbahn für alle Zeiten zu verunmöglichen,
dann muss ich sagen, dann verstehe ich die Leute,
die bei gewissen Sparmaßnahmen nicht mehr mitmachen wollen und die sich einfach nur mehr ärgern.
Daher: Wir könnten diese Debatten in einer viel
produktiveren Art und Weise abführen. Denn auch
dieses Hick-Hack, das hat eure Ministerin oder euer
Landesrat oder dieses und jenes, das haben wir ja
in jeder dieser Debatten erlebt, die kennen wir zur
Genüge.
Und ich glaube, man kann bei durchaus
kontroversen Standpunkten auch aus so einer
Budgetdebatte etwas Sinnvolles hervorholen, wenn
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
wir der Bevölkerung einmal ein Bild verschaffen
über die Größenordnungen. Und wenn die Leute
das Gefühl bekommen, es wird im Großen auch mit
demselben Maßstab gemessen, den man bei jedem Haushalt anlegt. Den Leuten sagt man, ja, wir
müssen sparen, ihr müsst teilweise tief in die Tasche greifen.
Und damit komm ich zu einem allerletzten
Punkt, der auch wichtig wäre, wenn es um das
Thema sparen geht. Wir haben gerade diskutiert
auf Bundesebene über Luxuspensionen. Und es
wäre auch in Niederösterreich hoch an der Zeit,
dass wir das einmal überdenken, die Relationen, in
denen Geld ausgegeben wird, beispielsweise für
eine einzige Umfahrung. Und das, was andernorts
an Beträgen hinausfließt, wo sich die Leute ja nur
mehr wundern. Und daher sage ich, gerade im
Bereich dieser Luxuspensionen wäre es notwendig,
dass wir auch einmal schauen, was geschieht auf
der Bundesebene, was ist in Niederösterreich möglich. Aber das ist etwas, was der Herr Landesrat
ganz offenbar nicht so gerne hört wenn er mit dem
Herrn Klubobmann ins Gespräch vertieft ist.
(LHStv. Mag. Sobotka: Nein! Ich hör das alles!)
Ich würde meinen, dass diese Maßnahmen bei den
Luxuspensionen, auf die habe ich Sie angesprochen, auch in Niederösterreich dringend notwendig
erfolgen sollen. (Abg. Mag. Schneeberger: Haben
wir zugesagt!)
Haben Sie zugesagt? Dann machen Sie es auch!
Es wäre schön gewesen, das auch im Rahmen
dieser Budgetdebatte zu haben. (Abg. Mag.
Schneeberger: Wir haben alles übernommen! LHStv. Mag. Sobotka: Die Pensionsregelung, alles
haben wir übernommen! Schauen Sie doch einmal
nach!)
Die Damen und Herren auf der Galerie bekommen ein sehr gutes Bild vom Stil in diesem
Haus. Ich danke! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Ing. Huber. Er ist Hauptredner, Redezeit 15 Minuten.
Abg. Ing. Huber (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Geschätzter Landtag!
Wir diskutieren heute und morgen das Budget
für das Jahr 2015. Ich möchte an erster Stelle setzen an meine Reden: Danke! Danke an die Bürger!
Danke an die fleißigen und anständigen Niederösterreicher, die dieses Budget, diese Steuereinnahmen ermöglichen. Dank ihnen für ihre Steuerlasten. Die haben in der Zeit der Krise mit ihrer
Arbeitsleistung, mit ihrem Fleiß es ermöglicht,
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Steuereinnahmen zu erwirtschaften. Und wir sind
jetzt aufgefordert, diese Steuereinnahmen richtig,
funktionell, wirtschaftlich zu verwalten und damit
wieder den Bürgern zurückzugeben. (Beifall bei der
FPÖ.)
Uns liegt ein Budget vor, wo gewissermaßen,
oder das muss man sagen, sehr viel Hirnschmalz
hineingeflossen ist. Hirnschmalz, aber mir fehlt das
Herz an diesem Budget. Hirnschmalz wurde verwendet, um Abgaben, Ausgaben usw. sehr geschickt immer wieder zwischen den Zeilen zu verschleiern und dazu bringen und ein Budget zu erstellen mit einem Budgetabgang von 293 Millionen.
Ein Budget, das aber kein Herz hat. Kein Herz für
Kinder, kein Herz für Jugendliche, kein Herz für
Schüler und Schülerinnen, kein Herz für Arbeitskräfte, Arbeitstätige. Kein Herz für Familien, kein
Herz für Senioren.
Hier wurde gespart. Hier wurde nicht getrickst,
hier wurde einfach mit Hirnschmalz die Abzocke
durchgeführt und bei den Ausgaben für diese Bevölkerungsgruppen für uns Niederösterreicher gespart.
Es ist ein Budget, wo wieder im normalen Leben, im Leben draußen, im täglichen Leben, mit
steigenden Belastungen zu rechnen ist, oder die
Niederösterreicher das auch schon gewöhnt sind,
wo wieder Gebührenerhöhungen versteckt sind, wo
wieder Aufforderungen auch an Gemeinden versteckt sind um die Gebühren zu erhöhen, um dieses Budget irgendwie noch durchzubringen. Wir
brauchen ganz dringend eine Verwaltungsreform,
die bestimmte Doppelgleisigkeiten ausschließt und
auch ein Budget, das wirklich ausgeglichen ist und
nicht einen Abgang von 293 Millionen Euro produziert. Das sind die Fakten.
Wir kennen die Situation in den Gemeinden
draußen. Der Großteil der Abgeordneten ist im
Gemeinderat tätig oder übernimmt teilweise auch
die Verantwortung als Bürgermeister. Wir kennen
die Situation in den Gemeinden. Wir kennen die
Diskussionen im Dezember, im November, wenn
der Voranschlag für das nächste Jahr beschlossen
werden soll. Wir kennen die Diskussionen, wenn
der Rechnungsabschluss ansteht und es sich wieder einmal nicht so ausgegangen ist wie im Voranschlag geplant.
Wir kennen die Diskussionen, dass die Gemeinden immer mehr Aufgaben aufgebürdet bekommen, aber immer weniger Einnahmen von
Seiten Bund und Land zur Verfügung haben. Wir
kennen aber auch als Gemeinderäte die in regelmäßigen Abständen stattfindende Gebarungsein-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
schau des Landes. Was wird uns da präsentiert auf
10, 15 Seiten – kommt auf die Größe der Gemeinde an – wird beanstandet, wo und wo zu wenig
eingenommen wird. Weder erhält die Gemeinde
keine Beratung, wodurch wirklich der Haushalt der
Gemeinde vernünftig gestaltet werden kann ... Und
das Wichtigste eigentlich für den Bürgermeister
sozusagen und für die Gemeindeaufsicht ist der
Schlusssatz, der, glaube ich, in jeder Gemeindeeinschau der gleiche ist: Bei den Gebühren, bei den
Gebühreneinhebungen ist noch ein größerer Spielraum. Bitte an das Gesetz halten und das Doppelte
einheben, wie es notwendig ist.
Ich glaube, hier zeigt sich, dass die Gemeindeaufsicht in der derartigen Form einfach den falschen Weg geht. Ich komm dann nochmals zurück
auf die Gemeinde. Ich möchte nur schauen: Wir
müssen als Landtag, wir müssen einfach dafür
sorgen, dass die Gemeinden gestärkt werden.
Dass die Gemeinden autonomer agieren können.
Hier kann man Föderalismus wirklich leben. Wir
brauchen Gemeinden, die ihre Finanzgebarung
selbständig gestalten können. Wir brauchen Gemeinden, die wirtschaftlich geführt werden.
Es darf nicht sein, dass in den Gemeinden immer wieder innovative Projekte zurückgestellt werden müssen, wo es so weit geht, bis zum Hochwasserschutz, den sich eine Gemeinde nicht leisten
kann, diesen zu planen, durchzuführen. Und ihn
daher rückstellen muss. Wir müssen wieder zurückkommen auf Gemeinden, die finanziell unabhängig sind.
Aber da sieht man das Problem im vorliegenden Gemeindeförderbericht, dass hier die Ausgaben oder die Förderungen, die Zuweisungen an die
Gemeinden, nicht unbedingt, wie es auch mein
Vorredner Moser schon erwähnt hat, dass das nicht
immer 100 prozentig gerecht verteilt ist. Wir müssen hier wieder auf ein System kommen, das
strukturschwache Gemeinden bevorzugt, indem wir
andere Fördermaßnahmen ergreifen. Beziehungsweise darf es nicht sein, dass die Bedarfszuweisungen teilweise auf politischen Entscheidungen,
auf politisch gefärbte Gemeinden ..., dass da ein
bisschen mehr kommt, wenn die Gemeinde schon
passt oder eine brave Gemeinde ist.
Man hört es auch immer wieder von Bürgermeistern, wo es eine starke Opposition gibt, die
sind eigentlich sehr froh, dass es eine starke Opposition gibt, weil dann bekommen sie, wenn sie von
der richtigen Farbe sind, bekommen sie auch erhöhte Bedarfszuweisungen. Weil nächstes Jahr ist
überall Gemeinderatswahl und da kann man ein
Projekt vorziehen um da ein bisschen mitzuhelfen.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Daher ist es wichtig, dass draußen in den Gemeinden Opposition besteht, aber es kann nicht sein,
dass dadurch die Bedarfszuweisungen gesteuert
werden.
Wir brauchen eine Gebarungseinschau in den
Gemeinden draußen, eine Kontrolle, die politisch
unabhängig agiert. Und daher haben wir auch diesen Antrag schon mehrmals diskutiert, dass der
Kontrollauftrag, das Kontrollrecht des Landesrechnungshofes dringend ausgebaut werden muss.
Hier kann man einfach mit anschließen. Und
das ist, glaube ich, unsere Aufgabe in dieser Legislaturperiode noch, dass wir hier wirklich zu einem Gesetzesbeschluss kommen, dass der Landesrechnungshof die Aufgabe übertragen bekommt, dass wirklich jede Gemeinde in Niederösterreich vom Landesrechnungshof kontrolliert
werden darf und auch in diesem Gesetzestext dann
eine Muss-Bestimmung drinnen ist, wonach Sanierungsgemeinden kontrolliert werden müssen und
auch in den folgenden Jahren, damit sich wirklich
eine positive Entwicklung in dieser Gemeinde gestaltet.
Weil wenn man sich die letzten Jahre anschaut, die Zahl der Abgangsgemeinden hat sich
nicht verringert. Es sind immer wieder die gleichen
Gemeinden. Und die werden mit Bedarfszuweisungen über Wasser gehalten. Auf der anderen Seite
werden die Bürger doppelt noch in der Gemeinde
bestraft, indem sie über den Gebührenhaushalt, der
das Doppelte ausmachen kann als notwendig ist, ja
in diesen Gemeinden noch stärker belastet werden.
Daher Förderungen in die Gemeinden geben, aber
die Gemeinden nicht abhängig machen.
Wir brauchen auch keine Gemeindezusammenlegungen, wie auch schon mehrmals angedacht wurde, auch in diesem Haus schon von der
SPÖ usw. gesprochen wurde. Hierzu von uns auch
ein klares Nein zu Gemeindezusammenlegungen.
Wichtig wäre eine übergemeindliche ..., so wie die
Gemeindeverbände usw. Hier ist sicher noch Ausbaubedarf oder die Möglichkeit, dass man da mehr
macht. Aber auch diese Gemeindeverbände müssen dann in das Kontrollrecht des Landesrechnungshofes einfließen.
Wir haben heute schon mehrmals gehört, wie
wichtig Gemeinden sind. Gemeinden sind ganz ...
(Abg. Mag. Riedl: Hast du überhaupt eine Ahnung?
Gemeindeverbände werden vom Bundesrechnungshof geprüft! Keine Ahnung!)
Nur Gemeinden über 10.000 Einwohner. Ganz
einfach. Für uns ist es ganz, ganz wichtig, dass
auch kleine Gemeinden eine Hilfestellung für die
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Bürgermeister erfahren, indem sie vom Landesrechnungshof geprüft werden. Ich glaube, das sollte
jedem Bürgermeister auch recht sein, dass er diese
Hilfestellung auch annehmen kann.
Wir müssen schauen, dass die Gemeinden
nicht finanziell ausgehungert werden. Wir müssen
darauf schauen, dass es wirklich dazu kommt, dass
wir vom Bund, Land, Landesseite nicht immer mehr
Aufgaben auf die Gemeinden abwälzen, so wie
jetzt in letzter Zeit die Diskussion war wegen der
Bahnübergänge. Also, es kann wirklich nicht sein,
dass es Aufgabe der Gemeinden ist, Bahnübergänge abzusichern. Hier ist wirklich der Bund bzw.
sind die ÖBB gefordert, für die Sicherheit der Bürger in diesem Bereich zu sorgen.
Wir stehen heuer ein Jahr vor der nächstjährigen Gemeinderatswahl. Daher ist es, glaube ich,
auch als Landtag eine wichtige Aufgabe, dass wir
dafür sorgen, dass wir den Gemeinden ein Überleben geben, dass wir Gemeinderatstätigkeit auch
wieder attraktiv machen. Ich glaube, die Gemeinde
ist die kleinste Einheit, ist die interessanteste Seite
der Politik. Denn hier ist man direkt beim Bürger.
Aber wir müssen darauf schauen, dass es wieder
Spaß macht. Dass wir Leute finden, die sich als
Gemeinderäte zur Verfügung stellen. Die diesen
Beruf oder diese Berufung gerne ausüben und
auch dafür sorgen, dass die Besten in den Gemeinderäten ihrer Tätigkeit nachkommen.
Daher zum Abschluss nur mehr ganz kurz:
Schauen wir, dass wir ein Fördersystem entwickeln,
wo wirklich Gemeinden, die ... Ich mein, Niederösterreich ist ein sehr großes Bundesland und es
gibt verschiedenste Probleme, mit denen die Gemeinden ausgestattet sind. Es gibt die Wohngemeinden, die typischen, es gibt die strukturschwachen Gemeinden, es gibt die strukturgeförderten
Gemeinden sozusagen. Hier müssen wir im Ausgleich für diesen im finanziellen Sinn uns ein Fördersystem einfallen lassen, dass wirklich die benachteiligten Gebiete im ländlichen Raum nicht
gegenüber den Ballungszentren ins Hintertreffen
kommen und hier weitere Ungerechtigkeiten auftreten.
Daher zum Abschluss noch meine Forderung
oder unser Wunsch für diese Legislaturperiode. Wir
werden das auch mit den Anträgen im Herbst noch
einbringen, damit der Landesrechnungshof wirklich
die Prüfkompetenz übernimmt von der politisch
beeinflussten Gemeindeaufsicht. Man kann natürlich auch das Personal übernehmen, weil ich
glaube, das Personal, das in der Gemeindeaufsicht
arbeitet, ist das richtige, ist engagiert. Aber nur
muss man sie entpolitisieren, damit sie ihrer Tätig-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
keit auch nachkommen können. (Beifall bei der
FPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Dr. Laki. Er ist Hauptredner,
Redezeit 15 Minuten.
Abg. Dr. Laki (FRANK): Danke Herr Präsident!
Sehr geehrte Abgeordnete!
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Klubobmann! Ja, ich wünsche Ihnen einen schönen
Aufenthalt in den Klubräumen. Weil ich habe Ihnen
einiges Wichtiges zu sagen. (Heiterkeit im Hohen
Hause. – Abg. Mag. Riedl: Das ist ganz was
Neues!)
Als erstes möchte ich hinzufügen: Ich bin stolz,
Österreicher und Niederösterreicher zu sein. Und
das vollen Herzens. Das ist eines der schönsten
und sozial friedlichsten Länder der Welt. Aber darüber hinaus muss es möglich sein, konstruktiv kritisch zu sein bei Dingen, die noch nicht in Ordnung
sind und in Ordnung zu bringen sind.
Ich bin stolz im Übrigen auch, einen charismatischen schwarzen Landeshauptmann zu haben,
der auch meiner ist. Nur damit alles klar ist! Womit
ich nicht einverstanden bin, ist die Budgetführung
vom Kollegen Sobotka. Und das möchte ich ausdrücklich und detailliert begründen. Nachzulesen
unter www.laki.at.
Als erstes möchte ich hinzufügen: Das Budget
in Niederösterreich ist selbstverständlich unter der
globalen Entwicklung zu sehen, nämlich wie schaut
es aus in der ganzen westlichen Welt? Und da ist
es so, dass natürlich federführend die USA, die
Eurostaaten und Japan hinuntergesandelt sind,
was die Verschuldung betrifft.
Es ist so, dass man in der Größenordnung von
100-prozentig und über 100 Prozent der Verschuldung schon bei vielen Staaten ..., das ist, bitte
schön, eine Verschuldung wie in der Kriegswirtschaft. Woher kommt das? Nämlich: Die Produktionswirtschaft ist abgewandert weitestgehend nach
China und in andere Länder, und zu uns zugewandert ist die Finanzwirtschaft mit der bekannten Katastrophe, die eingetreten ist.
Wir haben intern natürlich Zerreißproben, was
den Euro betrifft. Wir haben zum Beispiel einen
Außenhandelsüberschuss gegenüber den USA,
deshalb steigt er. Wir haben massive Handelsdefizite zwischen dem Norden, zwischen Deutschland,
Frankreich und den Südstaaten, sodass die Gefahr
besteht, dass es ihn bald zerreißt.
1318
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Aber in Österreich haben wir die Probleme
zum Teil importiert und zum Teil selbst gemacht. In
anderen Ländern wie in der Schweiz, in Deutschland, sinken die Schulden, bei uns steigen sie nach
wie vor massiv. Und wir haben natürlich einen föderalen Aufbau in den Bundesländern, wo wir natürlich große Probleme haben mit dem Föderalismus,
der schon längstens renoviert und restauriert gehört. Und der nicht Fisch und nicht Fleisch ist. Zentralismus oder Föderalismus? Wollen wir das
Schweizer Muster oder wollen wir zentralisieren?
Diese Fragen der Verwaltungsreform sind schon
längste Zeit anstehend und müssen gelöst werden.
Das betrifft im tiefsten Sinne nicht nur Niederösterreich als Land, das betrifft auch die Gemeinden.
Und jetzt zu unserem Herrn Klubobmann
Schneeberger. In der Polemik - die Qualität hab ich
nicht, dass ich Sie schlage, Herr Klubobmann. Aber
fachlich setze ich mich gerne mit Ihnen auseinander. Ich möchte Ihnen eines sagen: Die ganzen
Zahlen, die genannt worden sind zum Budget, die
hat eigentlich der Landesrechnungshof in einem
Satz zusammengefasst. Auf Seite 36 steht: Die
Quote der freien Finanzspitze gibt Auskunft, in welchem Ausmaß laufende Einnahmen für Neuinvestitionen bereit stehen. Mit dem Absinken dieses
Wertes unter Null sind Investitionen nur durch neue
Verschuldungen möglich.
Was heißt denn das? Das ist ein bisschen „beamtenchinesisch“. Aber heißt sowas, wenn Sie zum
Beispiel einen Gehalt haben von 3.000 Euro, den
Sie der Frau zur Verfügung stellen, womit sie die
laufenden Einnahmen, Milch, Butter, Brot deckt,
dass sie nicht auskommt? Sie kommen nach Hause
und sagen, bitte schön, die 3.000 Euro geben wir
nicht aus, ich habe einen Kredit aufnehmen müssen fürs Brot kaufen. Und genau das ist der Punkt.
Denn wenn hier für die laufenden Ausgaben
die Einnahmen nicht ausreichen, dann ist einmal
eines klar: Dass die Investitionen zu 100 Prozent
fremdfinanziert werden müssen. Und diese Situation habe ich nicht nur beim Land, sondern die hab
ich auch bei den Gemeinden. Wenn man dieses
dicke Konvolut von schlechter Qualität in Niederösterreich hernimmt im Vergleich zu dem im Burgenland, da steht tausendmal mehr drinnen, das
können Sie sich auch im Internet anschauen (zeigt
Bericht), dann steht da: Ordentliche Einnahmen
3,29, ordentliche Ausgaben 3,27, bleiben gerade
22 Millionen über.
Dann haben wir da außerordentliche Einnahmen von 600 Millionen. Da stecken die Investitionen drinnen zum Teil. Die sieht man aber nicht, weil
sie zum Teil in den Schuldengesellschaften liegen.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Nun, was heißt dann das, wenn auch die laufenden
Einnahmen und die laufenden Ausgaben einen
Investitionsspielraum von Null ergeben? Dass auch
dort zu 100 Prozent fremdfinanziert werden muss
bei den Investitionen.
Nun, die Größenordnung der Investitionen von
den Gemeinden und den Ländern kann man auf
Grund der Sonderfinanzierungen und der ausgegliederten Gesellschaften, Schuldengesellschaften,
nicht genau bestimmen. Wenn aber Land und Gemeinden - es ist meiner Meinung noch mehr - im
Jahr eine halbe Milliarde, 500 Millionen investieren,
dann müssen die natürlich bei dieser Situation
fremdfinanziert werden. Das heißt, der Schuldenstand steigt zwingend um 500 Millionen. Das heißt,
wir deckeln massiv drauf. Das ist so und das können Sie nicht wegdiskutieren!
Wie kommt denn das her, dass diese schlechte
Finanzlage natürlich auch bei den Gemeinden vorliegt? Und da diskutiere ich gerne. Ich habe bereits
eine Untersuchung in einem Universitätsinstitut
machen lassen. Die Transfers, die die Gemeinden
in Niederösterreich an das Land leisten mussten in
den letzten 15 Jahren, sind überdurchschnittlich
gestiegen. Im Vergleich mit dem Burgenland beispielsweise haben die Gemeinden in den letzten 15
Jahren um über 4 Milliarden mehr Schulden vom
Land aufgedoppelt bekommen. Und diese Situation
ist nach meinem Dafürhalten nicht notwendig und
muss bereinigt werden.
Denn Burgenland, das war das Armenhaus der
Republik, dort hat es gegeben, das habe ich schon
einmal erwähnt, einen Leiter der Gemeindeaufsicht,
der gesagt hat, okay, wir machen gemeinsame
Sache, die roten und die schwarzen Gemeinden,
die werden konzernmäßig geführt. Und das hat
Erfolge gebracht, und zwar massive Erfolge. Die
haben kaum Ausgliederungen und haben eine freie
Finanzspitze von 20 Prozent über das ganze Land.
Manche Gemeinden haben hier 40, 50 Prozent.
Und das, muss ich sagen, diesen Spielraum für
Investitionen und Innovationen, den haben wir verspielt in Niederösterreich. Und das ist nicht notwendig!
Ich darf also hiezu beispielsweise den Herrn
Dr. Stummvoll zitieren: Schulden sind die verbrauchte Zukunft. Und die Zukunft haben wir in
Niederösterreich in einem Ausmaß verbraucht, das
meiner Meinung nach höchst schädlich ist für unsere Jugend. Denn wir haben keinen Spielraum für
Investitionen und für Forschung. Daraus induzieren
wir höhere Steuern, aus den Schulden. Dann müssen wir wesentlich höhere Zinsen zahlen. In
Summe ist natürlich weniger netto von brutto dann
1319
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
drinnen in dem Lohnsackerl der Leute. Wir haben in
Summe, weil uns die Investitionen fehlen, eine
höhere Arbeitslosigkeit und eine geringere Standortqualität für die Wirtschaft.
Es gibt ja laufend, erst gestern habe ich es im
Wirtschaftsblatt gelesen, eine Initiative niederösterreichischer Unternehmer, die sagen, wir sind erfolgreich trotz dieser Politik. Und hier muss eine Änderung her! Und zwar Sparen der öffentlichen Hand.
Die öffentliche Armut muss beseitigt werden. Nach
Schweizer Muster oder nach deutschem Muster.
Wir haben keine taugliche Schuldenbremse, weil
die seinerzeit Kreisky und Androsch abgeschafft
haben.
Und daher gibt es für dieses Budget von mir
und von Frau Dr. Von Gimborn keine Zustimmung.
Dankeschön! (Beifall bei FRANK.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Maier.
Abg. Maier (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus!
Auch ich darf mich zur Gruppe 0, Vertretungskörper und allgemeine Verwaltung, zu Wort melden. Und könnte jetzt viel Zeit auf meine Vorredner
verwenden. Das tue ich allerdings nicht. Ich möchte
im Speziellen auf die Situation der Gemeinden, die
finanzielle Lage der Gemeinden eingehen. Möchte
aber schon hier auch wieder vielleicht das eine
oder andere Positive hervorstreichen, nachdem wir
jetzt gehört haben, was hier so alles im Argen liegt.
Wir haben 573 Gemeinden in Niederösterreich,
geschätzte Damen und Herren, und haben hier von
Landesseite eine sehr, sehr gute Partnerschaft mit
all diesen Gemeinden. Und die Gruppe 0 zeigt
letztendlich ein Spiegelbild dessen, dass wir eine
gute Zusammenarbeit hier in Niederösterreich zwischen den Gemeinden und dem Land pflegen.
Dass die Gemeinden ihre Verantwortung wahrnehmen, auch wenn der Spielraum, der finanzielle
Spielraum enger wird. Und das Land unterstützt
entsprechend, wenn es eine Erhöhung dieses
Spielraumes braucht.
Wir haben eine schwierige Vergangenheit hinter uns, vor allem was die Ertragsanteilsituation
betrifft, nämlich dass wir 2008, als wir den Höchststand der Ertragsanteile gehabt haben mit in
Summe 1,3 Milliarden, dass wir danach 2009 und
2010 jeweils mit Mindereinnahmen auf Grund der
wirtschaftlichen Lage von 5,2 bzw. 1,5 Prozent
gegenüber den Vorjahren konfrontiert waren.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Das heißt, dass dann letztendlich den Gemeinden nur mehr 1,2 Milliarden und somit ein
Minus von rund 7 Prozent im Vergleich zu 2008 zur
Verfügung standen. Aber, und das sehen wir heute,
die Situation hat sich wieder sehr verbessert! Und
die Steigerungen seit 2011 sind dementsprechend:
Von 2010 auf 2011 plus 10 Prozent, das sind 160
Millionen Euro. 2011 auf 2012 plus 2,5 Prozent, das
sind 34 Millionen Euro. Und von 2012 auf 2013 5,3
Prozent plus, das sind noch einmal 73 Millionen
Euro. Somit stehen wir jetzt bei einer Ertragsanteilsituation für die Gemeinden in Niederösterreich von
1,46 Milliarden. Und die Prognosen zeigen weiterhin nach oben. Allein in den ersten fünf Monaten
von 2014 um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vergleichszeitraum des Jahres 2013.
Wir können also jetzt darüber diskutieren und
alle Gemeinden krankjammern. Tatsache ist, dass
es einige strukturell schwache Gemeinden gibt, das
ist richtig. Dort wird auch vom Land geholfen. Aber
so, wie es manche darstellen, dass wir hunderte
Abgangsgemeinden haben und dass wir hunderte
Gemeinden haben, die ihren Haushalt nicht ausgleichen können, das ist schlichtweg falsch.
Insgesamt haben in den Voranschlägen 2013
rund 90 Gemeinden Fehlbeträge in den laufenden
Budgets ausgewiesen. Tatsächlich waren es dann
Ende 2013 insgesamt nur mehr knapp über 30
Gemeinden, die ihren ordentlichen Haushalt nicht
ausgleichen konnten. Dafür wurden vom Land 26,3
Millionen zur Verfügung gestellt.
Diese gemeinsame Anstrengung hat sich gelohnt. Nämlich Strukturen da und dort zu ändern
und dort zu helfen, wo es notwendig ist. Und diese
Unterstützung des Landes war auch wirklich wichtig.
Geschätzte Damen und Herren! Wenn wir
heute auch schon gehört haben, wie hoch der
Schuldenstand der Gemeinden ist, so möchte ich
dem auch entgegenhalten, dass seit 2010, nämlich
von 2010 auf 2012, sich der Schuldenstand der
Gemeinden im Gesamtüberblick in Niederösterreich
um 107 Millionen Euro verringert hat. Dass die
Schuldentilgungen um 17 Millionen Euro gesteigert
wurden. Der Rücklagenstand hat sich um 55 Millionen Euro erhöht. Ebenso – und das ist letztendlich
auch ein Grund dafür, auf Grund der guten wirtschaftlichen Lage der letzten beiden Jahre – sind
die Kommunalsteuereinnahmen um 39 Millionen
Euro gestiegen und die Ertragsanteile um 144 Millionen Euro. Das alles ist letztendlich ein Punkt,
wodurch wir schon sagen müssen und es auch
erkennen müssen, dass die Gemeinden in Niederösterreich finanziell gut dastehen.
1320
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Dass wir beim Investitionsvolumen pro Kopf
österreichweit an dritter Stelle liegen, das verschweigt hier wohl der eine oder andere sehr
gerne. Dass wir bei der Effizienz des Personaleinsatzes in Niederösterreich österreichweit an erster
Stelle sind, auch das verschweigt man hier geflissentlich. Die Effizienz liegt in den Gemeinden, in
den kleinsten Einheiten, in den Keimzellen unserer
Gesellschaft.
Doch das, geschätzte Damen und Herren, ist
für uns ein Punkt, dass wir heute hier dieser
Gruppe 0 mit Sicherheit unsere Zustimmung geben
können. Die Gemeinden müssen den Spielraum
erhalten. Wir müssen gemeinsam danach trachten,
auch was die Transferzahlungen anbelangt, den
Spielraum wieder auszubauen. Wir müssen Kooperationen stärken, jawohl, das ist ganz, ganz wichtig.
Aber die Identität in den Gemeinden, in den kleinsten Einheiten erhalten, das wollen auch die Bürgerinnen und Bürger. Und wir stehen dazu, dass
diese Partnerschaft zwischen Land Niederösterreich und den Gemeinden weiterhin so gepflegt
wird wie bisher. Danke sehr! (Beifall bei der ÖVP.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Dworak. Er ist Hauptredner.
Redezeit 15 Minuten.
Abg. Dworak (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Landtag!
Ich rede zur Gruppe 0 zum Thema Gemeinden
natürlich, weil die Gemeinden gerade in unserem
Bundesland ein wesentliches Element sind, für das
Land selbst, aber speziell für die Landesbürgerinnen und Landesbürger.
Neben den zahlreichen Aufgaben in der Verwaltung und den vielen, vielen Aufgaben, die wir
auch im Bereich der Daseinsvorsorge übernommen
haben, sind die niederösterreichischen Gemeinden
natürlich ein ganz, ganz wichtiger Impulsgeber
auch für die Entwicklung und die regionale Wirtschaft. Und ich glaube auch, dass sie sehr viel
dazu beitragen, dass die Bereitstellung der öffentlichen Infrastruktur ein bedeutendes Ausmaß hat an
der sehr hohen Lebensqualität in unserem Bundesland.
Wenn wir die Gemeinden sehen als Verantwortliche für Daseinsvorsorge, die sich eigentlich
um die Kinderbetreuung bemüht und kümmert, die
in den letzten Jahren eine Kindergartenoffensive
gemeinsam mit dem Land gestartet haben, womit
wir 365 neue Kindergärtengruppen in diesem Bundesland gemacht haben, damit für Frauen im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
wesentlichen Faktor geschaffen haben, wenn wir
uns eigentlich als Schulerhalter darum kümmern,
dass die Pädagoginnen und Pädagogen, aber vor
allen Dingen unsere Jugend, die besten Möglichkeiten vorfinden um etwas zu lernen, um später in
einen Beruf, in eine Hochschule weiter zu kommen
und später auch im Berufsleben zu bestehen. Die
Gemeinden, die dafür sorgen, dass die Menschen
leistbaren Wohnraum erhalten, Grundstücke, um
die Jugendlichen in der eigenen Gemeinde zu halten. Die sich kümmern, eigentlich von der Wiege
bis zur Bahre um alle Anliegen, so stellen wir fest,
dass die Rechnungsjahre, die vor uns liegen, aber
speziell jene, die hinter uns liegen, sehr wichtige
waren, vor allen Dingen mit ganz klaren Aussagen
und Benchmarks, die wir heute hier finden können.
Denn erstens ist es den Gemeinden in den
letzten Jahren gelungen, trotz einer großen Wirtschaftskrise in den letzten Jahren sparsam mit den
Steuermitteln umzugehen. Sodass wir heute sagen
können, die Gemeinden sind die einzige Gebietskörperschaft, der es gelungen ist, wirklich effizient
nachzuweisen, dass wir den Turn around geschafft
haben und keine neuen Schulden machen. Sondern dass es uns ganz im Gegenteil gelungen ist,
den Schuldenstand zu verringern.
Zum Zweiten stellen wir fest, dass es uns gelungen ist, als einzige Gebietskörperschaft sogar
einen Überschuss zu erwirtschaften! Und zum
Dritten, dass es uns wieder gelungen ist, als größter öffentlicher Investor wieder zu investieren in die
regionale Wirtschaft, in das Bau- und Baunebengewerbe. Und damit Garant dafür sind, dass tausende Arbeitsplätze in diesem Bundesland abgesichert wurden.
Zum Vierten stellen wir fest, dass es uns auch
gelungen ist, auf Verhandlungsebene der Gemeindevertreterverbände die Ausgaben im Bereich der
Gesundheitsvorsorge, des Gesundheitswesens und
der Pflege so einzubringen und einzubremsen,
dass wir das Ziel haben, diese Marke bis ins Jahr
2016 auf 3,6 Prozent zu drücken. Und daher sage
ich einmal danke! Dank den Bürgermeisterinnen
und Bürgermeistern in diesem Bundesland, denn
sie haben wirklich unter Anstrengungen, mit sehr
viel Fingerspitzengefühl, aber auch mit einem klaren Bekenntnis zu diesem Bundesland bewiesen,
dass sie auch in schlechten Zeiten ihre Aufgaben
hervorragend lösen. Und dass sie auch in schlechten Zeiten bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.
Und gerade ein Jahr vor der nächsten Gemeinderatswahl sage ich das, weil es ja immer
schwieriger wird, Freiwillige zu finden, die dann
1321
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
vielleicht auf einen Teil ihres Berufseinkommens
verzichten, vielleicht ihr berufliches Engagement,
die berufliche Karriere zurückschrauben, um so
eine Funktion zu bekleiden. Nicht umsonst sage ich
heute, dass die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nach den Freiwilligen, nach den Feuerwehrleuten, nach Krankenschwestern jene sind, die
mit 54 Prozent bei Umfragen das größte Vertrauen
in der Bevölkerung genießen. Während der Durchschnittspolitiker gerade mal mit 20 Prozent hier
zurecht kommen muss.
Aber ich glaube, wir müssen auch die Probleme erkennen, denn die Investitionen bewegen
sich nach wie vor auf einem Niveau wie vor der
Finanz- und Wirtschaftskrise. Und gerade weil wir
wichtige öffentliche Investoren sind, ist es auch
wichtig, dass wir hier die freie Finanzspitze haben
um natürlich hier weiter zu investieren. In den Straßenbau, in die Modernisierung unserer Gebäude, in
den Bereich der Energieeffizienz, aber speziell in
Bereichen der Jugend, der Betreuung unserer Kinder in Nachmittagsformen, seien es Horte, schulische Nachmittagsbetreuungen. Oder sei das auch
in Lebensqualität, im Bereich der Freizeiteinrichtungen oder auch der Seniorenklubs und Jugendklubs, die wir in den Gemeinden ja haben.
Und deshalb nenne ich auch sehr gerne die
Fakten, weil uns ja immer vorgehalten wird, wir in
Niederösterreich wirtschaften schlecht, die Gemeinden machen es nicht so gut. Ich sage hier,
schauen wir uns doch einmal an, wie wir mit diesen
3,9 Milliarden Euro wirtschaften - in den letzten
Jahren übrigens ein Überhang, voriges Jahr um 12
Millionen - und stellen wir fest, dass wir Niederösterreicher eigentlich gut wirtschaften trotz der
Probleme, die wir eigentlich gar nicht zu verantworten haben.
Schauen wir uns an, wir stellen fest, dass
schon bei den Ertragsanteilen, nämlich bei der
Vergabe jener bundeseinheitlichen Mittel, die wir ja
erhalten, ein Gefälle vom Westen nach Osten besteht. Während wir Niederösterreicher auskommen
müssen mit rund 750 Euro pro Kopf, lachen uns die
westlichen Bundesländer aus. Die Vorarlberger
haben 940 Euro, Tirol hat 920, selbst die Oberösterreicher mit 833 und die Salzburger sind gar mit
976 Euro Spitzenreiter. Das heißt, hier besteht ein
Ungleichgewicht, dass der Einwohner in Tirol einfach fast um 200 Euro mehr wert ist als in Niederösterreich. Wir haben aber die gleichen Aufgaben!
Und ich sage, Niederösterreich hat ja auch als Flächenland hier andere Probleme.
Wir stellen uns aber auch auf, weil immer gesagt wird, wir seien noch immer zu teuer. Die Ge-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
meinden verlangen zu viel von den Gemeindebürgern und was alles kostet. Und auch hier stelle ich
fest, dass Niederösterreich mit Gemeindeabgaben
von 416 Euro pro Kopf eigentlich im unteren Drittel
liegt, während Länder wie Salzburg, Oberösterreich, Kärnten hier weit vor uns sind und weitaus
teurere Gebühren haben als wir.
Und dann schauen wir uns an, weil es ja immer
heißt, wir erhalten so viel Geld vom Bund, vom
Land in Form der Transfers. Dazu stelle ich fest,
dass wir mit 228 Euro pro Kopf eigentlich das
Schlusslicht sind bei den Einnahmen, die wir aus
dem Bund oder anderen Transfers erhalten. Das
heißt, dass die Gemeinden besonders aufgefordert
sind, besonders effizient zu wirtschaften.
Und wenn wir uns auch anschauen, dass wir
bei der Schuldenaufnahme, bei der Rücklagenentnahme eigentlich immer in einem Bereich uns befinden, von dem ich sage, hier liegen wir im österreichischen Durchschnitt, ist das ein Zeichen, dass
die Gemeinden sehr verantwortungsvoll, sehr sparsam mit den Steuereinnahmen umgehen. Und dass
wir auch andere Bereiche gern zu Vergleichen herziehen können.
Personalaufwand: Österreichischer Durchschnitt 487 Euro pro Einwohner, Niederösterreich
430. Kärnten, Salzburg, Vorarlberg sind weit
drüber, wenn es darum geht, Personal im Gemeindedienst zu haben. Genauso betrifft es auch den
Verwaltungs- und Betriebsaufwand, aber auch die
Transferausgaben, wo wir im Mittelfeld liegen. Und
wenn wir uns die Finanzschulden und Rücklagen
anschauen, haben wir natürlich eines zu vermerken: Die Kindergartenoffensive, die vielen Investitionen auch in Wohngebäude haben Spuren hinterlassen.
Und dennoch ist Niederösterreich mit 469 Millionen Euro oder 290 Euro im letzten Jahr pro Kopf
an Investition ein ganz großer Spieler hier am
Markt, der hier wirklich das Geld in die regionale
Wirtschaft investiert.
Deshalb glaube ich, können wir heute sagen,
diese Bilanz können wir herzeigen. Aber schauen
wir auch in die Zukunft. Und ich glaube, wir werden
auch im nächsten Jahr - im heurigen Jahr, im
nächsten Jahr - Überschüsse erwirtschaften. Wir
werden aber auch darauf schauen, dass die freie
Finanzspitze steigt, um wirklich handlungsfähig zu
sein im Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Und
wir werden auch als Gemeindeverbände darauf
achten, dass die Kostendynamik im Bereich der
Pflege und des Gesundheitswesens möglichst gedämpft wird.
1322
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Deshalb stellen wir klare Forderungen auf.
Denn wir stehen so ungefähr ein Jahr vor den
nächsten Finanzausgleichsverhandlungen, der
Bund ist eigentlich schon in Position, auch die Länder positionieren sich. Und ich sage, das, was die
Gemeinden wirklich brauchen, um handlungsfähig
zu bleiben, ist erstens einmal, dass uns der so genannte graue Finanzausgleich endlich einmal abgegolten wird. Das sind die Leistungen, die von
Bund und Ländern übertragen wurden in den letzten Jahren, und die nunmehr pro Jahr, umgerechnet auf Niederösterreich, 100 Millionen Euro ausmachen. Das sind Leistungen, die die Gemeinden
Bund und Ländern abgenommen haben.
Und ganz wichtig für uns ist dabei natürlich
nicht nur der Abbau der Bürokratie, diese ständig
überbordenden Vorschriften, diese Überregulierung, sondern auch die Umstellung des Haushaltsrechts. Der Kollege Moser hat das angesprochen.
Also was nutzt es den Betriebswirten, wenn eine
kleine Gemeinde mit 1.000, 2.000 Einwohner statt
der Kameralistik die Doppik hat. Ich stelle fest, das
wird die Zahlen, das wird die finanzielle Gebarung
in der Gemeinde nicht verändern, sondern nur verkomplizieren. Die haben gesagt, 300 Millionen Euro
einmalig. Und für Niederösterreich heißt das 6 Millionen Euro für die Gemeinde pro Jahr, die wir brauchen um diese Leistungen auch zu servicieren.
Zum Zweiten glaube ich, weil hier zu Recht
auch die Sanierungsgemeinden, die 31 angesprochen werden und ich einer bin, der nicht dauernd
sagt, Sanierungsgemeinden müssen immer Sanierungsgemeinden bleiben. Deshalb werden sich hier
die Gemeindevertreterverbände dafür einsetzen,
dass wir Mittel erhalten, auch einen Strukturfonds,
um genau jenen strukturschwachen Gemeinden zu
helfen, die eben auf Grund keiner Kommunalsteuer,
geringer Grundsteuer hier nicht mehr auskommen
können. Das betrifft speziell Gemeinden im ländlichen Bereich, nicht nur in Niederösterreich, sondern auch in anderen Bundesländern.
Und ich sage heute hier, die kleinen Gemeinden mit maximal einem Amtssekretär oder einer
Amtssekretärin werden das kaum schaffen, wenn
der nicht die Doppik beherrscht. Das heißt, es ist
eigentlich nur eine Bereicherung für Wirtschaftstreuhänder, Steuerberater, die dann aufgerufen
sind, die Bilanzen für die Gemeinden zu erstellen.
Wir werden dafür sorgen, dass der Pflegefonds
unbefristet verlängert wird. Denn das ist Grundlage,
um die Steigerungsraten in den Griff zu gekommen.
(Beifall bei der SPÖ.)
Und wir werden auch schauen, dass wir einen aufgabenorientierten Finanzausgleich erhalten nach
dem Willen der Gemeinden. Nämlich mit einer finanziellen Grundausstattung: Jeder Bürger ist in
jeder Gemeinde gleich viel wert. Aber auch natürlich, dass jene Benchmarks hier verwurzelt werden,
bedarfs- und aufgabenorientierte Finanzmittel für
den tatsächlichen Aufwand, für definierte Aufgaben
und natürlich auch für die großen Städte. Nach
Leistungen und je nachdem, ob vielleicht auch effizient gewirtschaftet wird, um das hier besonders
auch zu belohnen.
Und wir werden uns dafür einsetzen, dass die
Aufgaben natürlich neu orientiert werden. Diese
Verflechtungen in den Transfers zwischen Bund,
Gemeinden und Ländern, das ist die Verwaltungsreform, diese Aufgabenreform, die längst überfällig
ist. Und die sicherlich nicht am Willen der Gemeinden scheitern wird! Deshalb hat es ja auch am
letzten Gemeindetag in Oberwart einen klaren Resolutionsantrag gegeben, worin wir fordern, dass
diese Transfers, diese Verflechtungen endlich aufgabenorientiert entflochten werden zugunsten der
Gemeinden, aber speziell natürlich zugunsten der
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
Aber ich glaube, das Ziel das wir haben in diesen Finanzausgleichsverhandlungen muss sein,
den Gemeinden jenen Spielraum zu geben, um im
Interesse der Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger handlungsfähig zu bleiben.
Deswegen sage ich Dank auch für die gute
Kooperation mit dem GVV der ÖVP, aber speziell
mit allen Landesregierungsmitgliedern, die die Sorgen der Gemeinden sehr ernst nehmen. Und
schlussendlich auch ein Danke noch einmal den
Bürgermeistern, die dafür verantwortlich sind, dass
wir bei der Sympathie, beim Vertrauen der Bürgerinnen und Bürgern im Spitzenfeld aller Politiker
und aller Berufsgruppen sind. Herzlichen Dank! Wir
werden diesem Budgetansatz selbstverständlich
sehr gerne die Zustimmung erteilen. (Beifall bei der
SPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zum Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Balber.
Abg. Balber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Landtag!
Niederösterreich hat 1,610.552 Einwohner in
seinen 573 Gemeinden. 339 Gemeinden haben
unter 2.000 Einwohner und 210 Gemeinden haben
unter 10.000 Einwohner. Und 23 Städte sind es mit
über 20.000 Einwohnern. Unsere Gemeinden werden gut geführt, dank auch unserer vielen Vereine,
die aktiv tätig sind.
Neben unseren Freiwilligen bei der Feuerwehr
und bei den Blaulichtorganisationen gibt es eine
1323
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
große Initiative im Land Niederösterreich und das
ist die Dorf- und Stadterneuerung. Ohne diese freiwilligen Tätigkeiten wären unsere Gemeinden nicht
so herausgeputzt wie sie sind. Es ist das größte
Kapital in den Gemeinden, unsere Vereine und
unsere Dorf- und Stadterneuerung.
Viele arbeiten hier freiwillig. Viele arbeiten mit,
um ihr Umfeld sauber und nett zu halten. Genauso
sollte es uns gelingen, bei den Gemeindekooperationen, dass nicht nur die Vereine in den Gemeinden entsprechend arbeiten und mithelfen, sondern
auch in Gemeindezusammenschlüssen, Gemeindeverbänden, wie Wasserverbände, Abwasserverbände, Einhebungsverbände und natürlich auch
Verbände, die jetzt für die Zukunft auch angedacht
werden für wirklich größere übergreifende Projekte.
Es gibt hier ein paar Beispiele, die schon erfolgreich umgesetzt wurden. In Niederösterreich
wurden im Jahr 2012 397.900 Euro für Kooperationen ausgegeben, 2013 schon 819.000 und 2014
bis jetzt rund 400.000 Euro. Und es gibt wirklich
einige Beispiele, die erwähnenswert sind, um hier
die Zusammenarbeit zu fördern. Und sei es nur, um
Radwegekarten zu erstellen oder entsprechende
Vorarbeiten zu leisten, die eine budgetäre Entlastung unserer Gemeinden erreichen bzw. auch die
Zusammenarbeit aller zum Beispiel in einem Bezirk
zu fördern.
Der Verbund aller möglichen Gemeinden hat
es hier in einem best practice-Beispiel vorangetrieben und hat hier wirklich sehr viele Angebote erstellt, die im Bezirk umgesetzt worden sind. Ob das
jetzt Klavierunterricht ist für kindergerechte, also
kindergerechter Klavierunterricht ist, oder die Vorbereitung zu einer Mödling-Card, mit der im ganzen
Bezirk eingekauft werden kann, mit dieser MödlingCard.
Altstoffsammelzentrumskooperationen
sind
natürlich auch eingerichtet worden. Es gilt natürlich
hier bei den Kooperationen die Erhebung des IstZustandes dementsprechend festzustellen, damit
man ein Umsetzungskonzept erarbeiten kann bzw.
die Vorarbeiten zur Realisierung treffen kann.
Ein wichtiger Punkt betrifft natürlich auch unsere Gemeindevertreterverbände, die hier beim
Kommunalgipfel für unsere Gemeinden verhandelt
haben. Die NÖKAS-Steigerung wurde auf 5 Prozent im Jahr 2014 zurückgefahren. Für das Jahr
2015 sind 4,5 Prozent ausverhandelt worden und
ab 2016 werden 3,6 Prozent Steigerung angedacht.
Bei diesem Kommunalgipfel gibt es natürlich
mit beiden Gemeindeverbänden entsprechende
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Übereinkommen, dass die Gemeinden entlastet
werden, dass der Konsolidierungspfad in die Wege
geleitet wird und unsere Gemeinden in der Zusammenarbeit gestärkt werden. Wir haben Gemeinden im ländlichen Raum, wo die Einnahmen
nicht in der entsprechenden Höhe einfallen. Aber
zusammenkommen ist ein Beginn, zusammen bleiben ist ein Fortschritt und zusammen arbeiten ist
ein Erfolg.
Wir Bürgermeister wollen Gestalter in den Gemeinden sein und keine Verwalter! (Beifall bei der
ÖVP.)
Dritter Präsident Gartner: Wir kommen zum
nächsten Themenschwerpunkt. Thema Europäische Union. Zum Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Hofbauer.
Abg. Ing. Hofbauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrter Herr LandeshauptmannStellvertreter! Hoher Landtag!
In der Budgetrede hat unser Landeshauptmann-Stellvertreter die Aufgabenteilung zwischen
der Europäischen Union in Brüssel und unserem
Bundesland Niederösterreich sehr klar dargestellt.
Die Außenpolitik, die Sicherheits- und Verteidigungsaufgaben, die Energiepolitik, die Migration für
ganz Europa, das sind Themenbereiche, die in
Brüssel gemeinsam für alle 28 Staaten gemacht
werden sollten. Wir in Niederösterreich konzentrieren uns darauf, was wir zu tun haben. Dass es
unseren Leuten im Land gut geht, dass die Lebensqualität stimmt, dass die ökologischen Voraussetzungen in Ordnung sind, dass es der Wirtschaft
und dem Tourismus, der Landwirtschaft gut geht,
das ist die Aufgabe des Landes Niederösterreich.
Dazu gehört es, dass wir auch über die entsprechende optimale Verteilung der europäischen Mittel
Sorge tragen.
In der abgelaufenen Programmperiode von
2007 bis 2013 konnten insgesamt 185 Millionen
Euro für Regionalentwicklung und grenzüberschreitende Projekte in unserem Land verwendet
werden. Derzeit sind wir in der Vorbereitung der
Programmperiode 2014 bis 2020. Unser Landeshauptmann hat mit einer Lobbying-Initiative mit 208
Regionen und 114 Städten die Forderungen nach
Beibehaltung der Regionalförderung klar ausgesprochen. Dieses Dokument wurde von unserem
Landeshauptmann
dem
EU-Ratspräsidenten
Barroso übergeben und in Gesprächen mit Angela
Merkl und anderen wichtigen europäischen Entscheidungsträgern die Voraussetzung dafür geschaffen, dass wir auch in der kommenden Programmperiode über ausreichende Regionalfördermittel verfügen können.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Die Projekte wurden bereits eingereicht für den
Bereich Regionalförderung, Europäische Territoriale Zusammenarbeit und Kleinprojektefonds, aber
auch für die LEADER-Regionen. Wir brauchen
diese Förderinstrumente auch in Zukunft, bei der
Regionalförderung um Leitbetriebe und Projekte
entsprechend unterstützen zu können bei den
grenzüberschreitenden ETZ- und KPF-Projekten,
um die enge Zusammenarbeit in allen Bereichen
auch in Zukunft fortzusetzen.
Wenn ich hier nur einige Beispiele anführen
darf: Wenn ich an den wirtschaftlichen Bereich
denke, dass es Unternehmen aus Niederösterreich
gibt, die Zweigbetriebe in den Nachbarstaaten
schaffen, wie Eaton oder die Firma Leyrer und
Graf. Wenn ich an den Kulturbereich denke, dass
wir bei den grenzüberschreitenden Landesausstellungen, bei Viertelsfestivals die Möglichkeit haben,
auch die Gäste aus den Nachbarländern anzusprechen, im Sport-, wie im Gesundheitsbereich. Wenn
ich daran denke, dass zum Beispiel in den Thermen Laa und Gmünd ein Drittel der Gäste aus dem
Nachbarland kommen, dann ist das ein Zeichen
dafür, dass die Zusammenarbeit bestens funktioniert. Oder in den Schigebieten die Gäste aus
Ungarn und den anderen Nachbarländern.
Wo wir in der Zukunft noch intensiver uns anstrengen müssen, das ist der Ausbau der grenzüberschreitenden Infrastruktur, auch im Bereich des
öffentlichen Verkehrs. Wobei wir die Bitte haben,
dass bei der Abrechnung dieser ETZ- und KPFProjekte in Zukunft sehr rasch abgerechnet wird
und dass zum Beispiel die ECO PLUS hier ein besserer Abrechnungspartner wäre als eine manchmal
sehr schwerfällige Landesabteilung.
Im Bereich der LEADER-Regionen ist es so,
dass wir mit unseren 18 LEADER-Regionen derzeit
die neuen Leitbilder und Strategien für die kommende Periode erarbeiten. Hier soll die Entscheidung in Zukunft hinausgetragen werden in die Regionen, was ich für sehr sinnvoll erachte, damit die
Treffsicherheit weiter gesteigert werden kann. In
der letzten Programmperiode standen über
LEADER 53 Millionen förderfähiges Investitionsvolumen zur Verfügung. Wir hoffen, dass das auch in
Zukunft so ist.
Niederösterreich hat die EU-Fördermöglichkeiten maximal genützt und damit unser Bundesland auch neu positioniert. Wenn ich an den Bereich Forschung und Entwicklung denke, wo mit
ISTA, MedAustron und den anderen Einrichtungen
Vorzeigeprojekte für ganz Europa installiert wurden,
wenn ich im Gesundheitswesen zum Beispiel auch
daran denke, dass im Landesklinikum Gmünd die
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Möglichkeit geschaffen wurde, auch Patienten aus
dem Nachbarland optimal zu versorgen, im Wirtschafts- und Tourismusbereich, in der Ausbildung,
wo wir von allen Bereichen, von der Volksschule bis
zu den Universitäten in Niederösterreich neue
Maßstäbe gesetzt haben.
Wo wir noch einen Handlungsbedarf haben,
ist, dass unseren Menschen, gerade unsere Kinder
in den unmittelbaren Grenzregionen auch in Zukunft die Sprache des Nachbarn lernen sollen. Ob
das Richtung Ungarn, Slowakei oder Tschechien
ist.
Besonders freut mich, dass es gelingt, Niederösterreich auch in den grenzüberschreitenden
Europaregionen zu positionieren. Ich denke an die
EUREGIO Weinviertel, die in sehr enger Zusammenarbeit mit Mähren und der Slowakei alle Bereiche maximal bearbeitet. Ich denke an die
EUREGIO Silva Nortica, den Zusammenschluss
des Waldviertels mit Südböhmen. Und ich denke
auch an die Europaregion Donau-Moldau, wo es
gelungen ist, sieben Regionen aus Tschechien, der
Bundesrepublik Deutschland, Niederösterreich und
Oberösterreich zusammenzuführen. In diesen Arbeitskreisen ist Niederösterreich mit seinen Experten ein ganz wichtiger Partner.
Zum Schluss darf ich noch auf die sehr kritische Europaeinstellung der Freiheitlichen kurz eingehen. Die niederösterreichische Europapolitik ist
nicht landesfeindlich! Wir unterstützen alle Möglichkeiten zum Wohle unserer Landsleute. Die freiheitliche Europapolitik möchte ich eher in die Richtung
verstanden wissen, was der ehemalige Landeshauptmann Haider in Kärnten mit der Hypo Alpe
Adria gemacht hat. Er hat die Milliarden an den
Klippen der Adria im Mittelmeer versenkt. Das ist
keine Europapolitik. Wir werden auch in Zukunft
sehr intensiv für die niederösterreichische Europapolitik kämpfen. Danke! (Beifall bei der ÖVP und
Teilen der SPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Landbauer.
Abg. Landbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Hohes Haus!
Zu Beginn kann ich es mir natürlich nicht verkneifen, ein bisschen auf den Kollegen Hofbauer
einzugehen, der da, ich weiß es nicht, ob er es
wirklich selbst glaubt oder mutwillig und fahrlässig
einfach alles nachplappert, was ihm halt die Parteistrategen oder halt doch die Redenschreiber in den
Klubs vorgeben, einfach widergibt. Oder aber ein-
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Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
mal nachgedacht hätte, ob es nicht in Wahrheit
doch der eigene Parteikollege ... (Unruhe bei der
ÖVP.)
... und doch sehr nahe Verwandte ihres großen
Idols, des Landeshauptmannes war, der uns diese
ganze Suppe eingebrockt hat mit der Hypo Alpe
Adria. Und dass sich die ÖVP jetzt erdreistet, sich
hier herzustellen in einer EU-Debatte und das
Thema aufzugreifen, wo es die ÖVP ist, die in Koalition, auch in der hiesigen Koalition gegen einen
Untersuchungsausschuss stimmt, ist schon wirklich
letztklassig. Und das hat im Land auch mittlerweile
der letzte verstanden und durchschaut. (Beifall bei
der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich
möchte aber doch beim Thema Europäische Union
bleiben. Und wenn der Herr LandeshauptmannStellvertreter heute sein Tun in dieser Sitzung mit
Karl dem Großen eingeleitet hat und damit in weiterer Folge mit allen kriegerischen Auseinandersetzungen auf diesem Kontinent seit dem 9. Jahrhundert diese Europäische Union in der Form, wie sie
jetzt besteht, auf Biegen und Brechen in allen Details verteidigen möchte, dann setzt er leider nur
einen Wahlkampf fort, ... (LHStv. Mag. Sobotka:
Weil das ein Friedensprojekt ist! – Abg. Mag.
Karner: Ihr wollt den Krieg! Eure eigenen Freunde!)
Einen Wahlkampf fort, Herr LandeshauptmannStellvertreter, der erst vor kurzem beendet wurde!
Und wenn - ich hab es nicht gehört, wer es
war, der Herr Karner war es, sehr gut - der Herr
Karner begonnen hat mit den Freunden, mit denen
wir uns umgeben. Es kommt eigentlich ein bisschen
später, ich möchte es aber doch jetzt einfügen. Die
Freunde, mit denen wir uns vermeintlich umgeben,
ich würde, bevor ich da weiter reinschreie, ein bisschen mich im eigenen Klub umhören und einmal
fragen, wer so gerne im sozialen Netzwerk Facebook aus Ihrer Partei, Abgeordnete aus Ihrer Partei,
auch Bürgermeister in einer niederösterreichischen
Stadt diese Freunde, die vermeintlich unsere sein
mögen, massiv verteidigt. Weil bevor Sie, Herr
Karner, da weiter reden und da weiter uns in die
Schuhe schieben wollen, dass wir einseitige Politik
betreiben, hören Sie sich einmal im eigenen Klub
um. Fragen Sie einmal, wie Ihre Kollegen im Klub
dazu stehen und welche Postings sie auf Facebook
unlängst getätigt haben. Da würde ich ein bisschen
aufpassen, wenn ich mich da zu weit hinauslehne.
Ich komme aber trotzdem wieder zurück zum
Thema. Die Politik der ÖVP, mit der sie auch den
Wahlkampf bestritten hat, mit Ängsten der Gefahr
kriegerischer Auseinandersetzungen, wenn man
den Kurs der EU nicht 1:1 fortführen will, wie es
jetzt gemacht wird, ist in meinen Augen letztklassig.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Das kann nicht Politik sein, wenn man einen ganzen Wahlkampf und später noch weiter nur mit der
Angst vor einem drohenden Krieg argumentiert. Da
müssten auch Sie, Herr Karner, dann weiter
schauen, wo uns die EU jetzt aktuell gerade hinbringt. Wo uns die EU aktuell gerade hinbringt in
der Ukraine. (LHStv. Mag. Sobotka: Haben Sie
aufgepasst bei meiner Rede? Nein!)
Herr Finanzreferent, ich habe aufgepasst und ich
werde schon noch darauf hinkommen. (LHStv.
Mag. Sobotka: Wirtschaftswachstum und Einkommensverhältnisse!)
Ihre Berechnungen, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter, Ihre Berechnungen. Da sind sehr viele
von Ihnen nämlich, die Sie 1:1 so glauben mögen,
sind halt leider nicht immer schlüssig. (LHStv. Mag.
Sobotka: Nicht meine, EUROSTAT!)
Und es geht ja auch schon, wenn wir uns ansehen,
um die Zahlungen, um wirklich zum Punkt zu kommen dieses Themas.
Wenn wir uns anschauen, was hier auch vorgegeben wird, auch im Bericht, richtigerweise, die
Beitragsleistungen in der Höhe von 126 Millionen
Euro, dann ist das richtig. Wenn wir aber dazu
rechnen die weiteren Kofinanzierungen und die
Kofinanzierungen die Landwirtschaft, dann kommen wir auf beinahe 240 Millionen Euro, die per se
natürlich keine schlechten Investitionen sind. Das
habe ich nicht gesagt und werde ich auch nicht
sagen.
Wenn wir aber jetzt hergehen und diesen heiligen Satz der ÖVP widergeben, dass jeder Euro,
den wir in die Europäische Union nach Brüssel oder
nach Straßburg schicken, in Form von 3 Euro wieder zurückkommt, dann ist das natürlich schon
sehr, sehr einfach, weil allein mit den Zahlen, die
ich jetzt vorgelesen habe, funktioniert die Rechnung
schon wieder nicht. In 10 Minuten werde ich es
Ihnen nicht vorrechnen, bitte machen Sie es dann
im Anschluss selbst. Sie werden sehen, 1:3, das
wird halt einfach nicht funktionieren.
Wenn wir uns aber anschauen, welche Mittel
aus Niederösterreich noch und auch aus dem Bund
fließen, dann sehen wir auch, dass die Zahlungen,
die wir erhalten im Bereich der Regionalförderung
und Beschäftigungsförderung von 32 Millionen, in
Wahrheit verschwindend gering sind. Und wenn wir
uns, damit komm ich zum springenden Punkt, „Geld
hat kein Mascherl“, vor Augen führen, wie viel
Österreich in seiner Gesamtheit an Zahlungen
leistet, dann müssen wir uns schon die Frage stellen: Rentiert sich das? Wenn wir uns in weiterer
Folge vor Augen führen, dass auch hier im Bereich
der Regional- und Beschäftigungsförderung, wo wir
32 Millionen bekommen, der größte Nehmer Polen
ist mit 6 Milliarden Euro!
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Da muss man die Frage stellen, wie werden
denn diese Zahlungen verteilt? Wer profitiert am
meisten davon und was haben wir davon? Wäre es
nicht vielleicht sinnvoller, sich so manche Zahlung
nach Brüssel zu ersparen und selbst zu investieren? Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir uns vor
Augen führen, welche Staaten die größten Nutznießer dieser Förderungen sind? Wo dann nämlich
auch zum Beispiel Griechenland ins Spiel kommt
und wir sehen müssen, dass ihr eigener Kommissar
Hahn, den Sie jetzt verteidigen oder nicht verteidigen ... Ich weiß jetzt nicht, ob Sie jetzt für Hahn
sind, gegen Hahn sind oder doch Ihren Landeskollegen Spindelegger los werden wollen. Dieser
Hahn, bei allem Nichts-Nutzen, den diese Förderung in Griechenland bewiesen hat - und wir sehen
es ja, die strukturarmen Regionen in Griechenland,
speziell haben von diesen Förderungen in 0,0 Prozent funktioniert und gegriffen - und was will Hahn?
Hahn will natürlich diese Förderungen für strukturschwache Regionen weiter in einer Vorauszahlung
aufstocken.
Er will sie aufstocken nach Griechenland, aber
auch nach Polen, wo wir dann zuschauen können,
wie diese Zahlungen, die wir zuerst leisten, damit
sie dann umverteilt werden beim Bau von polnischen Brücken oder griechischen Autobahnen, im
Korruptionssumpf versinken. Das sage auch nicht
ich, das sagt auch Hahn persönlich, dass die Korruptionsrate in seinem Ressort, das nämlich genau
dafür zuständig ist, 11 Prozent beträgt. Und Hahn
bezeichnet hier eine 11-prozentige Korruptionsrate
als, naja, Kleinigkeit, Bagatelle.
Also eine 11-prozentige Korruptionsrate ist für
uns keine Kleinigkeit und keine Bagatelle! Und wirft
für mich dann schon die Frage auf – nochmals -, ist
dieses Geld richtig eingesetzt?
Und ich komm noch einmal zu dem Punkt dass
Geld schlicht und ergreifend kein Mascherl hat.
Wenn wir uns noch einmal vor Augen führen die 2,2
Milliarden, die wir leisten, und dann sagen Sie,
naja, das ist ja nicht Niederösterreich, dann stell ich
aber nochmals die Frage auch in den Raum: Wäre
es nicht vielleicht möglich, würde ganz Österreich
weniger zahlen, dass dann in den diversen Finanzausgleichsverhandlungen Niederösterreich auch
mehr für sich beanspruchen könnte? Mehr im
„Steuertopf Österreich“ vorhanden wäre, von dem
auch Niederösterreich als Bundesland profitieren
könnte? Und da stell ich mir schon die Frage, wäre
das nicht Politik zum Nutzen des Landes, wenn wir
mehr Geld in den Kassen hätten? Und aus eigener
Kraft auch unsere Betriebe und unsere Regionen
fördern konnten? Ich meine, das wäre eine sinnvolle Angelegenheit, mit der wir unseren Landsleu-
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ten sehr, sehr viel besser helfen könnten! (Beifall
bei der FPÖ.)
Und um noch einmal darauf zurückzukommen,
was sowohl der Herr Landeshauptmann-Stellvertreter als auch der Herr Karner da angesprochen
haben zum Thema Ukraine und was ich ihm unter
Anführungszeichen „unterstellt“ habe, die Arbeit mit
der Angst vor dem Kriege. Und das ist tagesaktuell.
Und noch einmal: Geld hat kein Mascherl! Wir
sprechen heute nicht von Zahlungen im Rahmen
eines ESM, eines ESF oder anderer Fehlinvestitionen. Ich spreche tagesaktuell, mit heutigem Tag,
von Vorkommnissen, die uns Ihre EU in der
Ukraine gerade beschert.
Sie alle haben mitbekommen das Fälligstellen
der offenen Rechnungen Russlands gegenüber der
Ukraine, zu dem man eigentlich sagen muss, so
außergewöhnlich ist es ja eigentlich nicht, dass
man für erhaltene Leistungen auch bezahlen muss.
Wenn ich mir jetzt zu Mittag oder am späten Nachmittag ein Wurstsemmerl kauf beim „Billa“, wird die
nette Dame an der Kassa wohl auch verlangen,
dass ich mein Geldbörsl zücke und diese Leistung,
diese Ware, auch bezahle.
Dritter Präsident Gartner: Herr Kollege, ich
ersuche um das Schlusswort bitte. Ihre Redezeit ist
schon zu Ende.
Abg. Landbauer (FPÖ): Dieser Tatsache,
dass unser Geld verschwendet wird und jetzt auch
aktuell von der EU weiteres Geld in den Topf geworfen werden soll, nämlich indem wir die offenen
Rechnungen für die Ukraine bezahlen sollen, der
erteilen wir eine eindeutige Absage. Unser Geld
wird hier gebraucht und nicht für offene Gasrechnungen in der Ukraine. (Beifall bei der FPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Mag. Mandl.
Abg. Mag. Mandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hoher Landtag!
Wir verhandeln zu diesem Tagesordnungspunkt primär die materielle Dimension dessen, was
Niederösterreich und Österreich von der Europäischen Union haben. Es gibt aber auch eine immaterielle Dimension, die sich dann auch wieder zurückspiegelt darauf, wie wir in diesem Land wirtschaften können, was wir in diesem Land an materiellen Ressourcen zur Verfügung haben. Und zu
dieser immateriellen Dimension gehört auch, dass
wir auch als Niederösterreich, gerade als Niederösterreich und gerade als Landtag Niederöster-
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reichs ein Teil der Europäischen Union sind. Und
mitwirken am Vorankommen der Europäischen
Union. Wir sind nicht einfach nur Betroffene davon,
was irgendwo entschieden wird, sei es in Brüssel,
in Straßburg oder sonstwo. Sondern wir sind beteiligt daran, was entschieden wird, wir haben das
Instrumentarium dafür und wir sind aufgefordert,
uns auch tatsächlich zu beteiligen.
Ganz im Sinne dessen, was Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka in seiner
Budgetrede gesagt hat, dass Europa ein Europa
der Regionen sein muss. Er hat Jean Claude
Juncker, den hoffentlich nächsten Kommissionspräsidenten zitiert, auch José Manuel Barroso hat
schon gesagt, Europa muss in den großen Dingen
groß sein, aber in den kleinen Dingen klein. Und
muss den Regionen zugestehen, mitzuentscheiden.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Landtag
diese Möglichkeit, mitzuentscheiden auch tatsächlich wahrnehmen.
Und wenn Sie, Kollege Landbauer, diese Debatte wieder einmal dafür nützen, Europa insgesamt und die Europäische Union im Speziellen als
schlecht hinzustellen, wenn sie sogar den Herrn
Landeshauptmann-Stellvertreter absichtlich oder
unabsichtlich falsch verstehen, wenn er gesagt hat
sinngemäß, dass die Europäische Union nach all
den Kriegen über Jahrhunderte na selbstverständlich das Beste ist, das diesem Kontinent jemals
passiert ist. Und daraus versteht man auch, dass
wir aufgefordert sind, daran mitzuwirken, dass die
Europäische Union sich in eine gute Richtung entwickelt und nicht irgendwo sich selbst immer als
außerhalb der Outlinie zu definieren und von außen
hineinzuschreien statt innen mitzuwirken, wie es
eigentlich auch Ihre Aufgabe als Angehöriger dieses Landtages wäre. Sie nehmen der diese Aufgabe nicht wahr sondern schimpfen lieber!
Niederösterreich nimmt seine Aufgabe in vielerlei Hinsicht wahr und seine Chancen und Möglichkeiten, an Europa mitzuwirken, etwa durch die
heute auch schon angesprochene, über Jahrzehnte
währende aktive Landesaußenpolitik unter Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll. Was sich auch darin
zeigt, dass die niederösterreichische Bevölkerung
voll dahinter steht, dass Niederösterreich mitmischt.
Indem sie mit dem größten Ausmaß von ganz
Österreich an der Europawahl teilgenommen hat.
Niederösterreich hatte bei der Europawahl die mit
Abstand höchste Wahlbeteiligung aller Bundesländer aufzuweisen! Und das ist das beste Zeichen
dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger dieses
Landes wissen, es ist wichtig, mitzuentscheiden
und mitzumischen.
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Wir als Landtag haben ein Instrument mitzuentscheiden an allererster Stelle, nämlich das Instrument der Subsidiaritätsrüge. Die Subsidiaritätsrüge funktioniert so, dass Regionalparlamente, wie
wir eines sind, wenn wir den Eindruck haben, dass
durch einen Vorschlag der Europäischen Kommission die Subsidiarität eingeschränkt wird, negativ
betroffen wäre bei Umsetzung dieses Vorschlags,
dass wir dann unser nationales Parlament, unsere
Länderkammer, den Bundesrat, unsere nationale
Kammer, den Nationalrat, auffordern können, diese
Rüge nach Brüssel zu schicken.
Wenn das genug Regionalparlamente in
Europa tun, wenn das genug nationale Parlamente
tun, dann muss die Kommission einen solchen
Vorschlag überarbeiten! Bzw. wenn sogar die
Hälfte der nationalen Parlamente ihre Stimme nützt,
dann muss die Kommission den Vorschlag sogar
zurückziehen.
Wir müssen diese Gelegenheiten, diese Chancen als Landtag tatsächlich nützen, die wir mit der
Subsidiaritätsrüge haben! Denn jeder Nationalstaat
hat zwei Stimmen auf der Europäischen Ebene.
Und jene Nationalstaaten, die starke Regionen
haben, die anständig föderalistisch organisiert sind,
haben diese beiden Stimmen auf nationalstaatlicher
Ebene in eine Länderkammer und in eine Bundeskammer aufgeteilt. Und nur wenn wir selber als
Landtag stark agieren mit der Subsidiaritätsrüge,
wenn wir andere Länder in Österreich motivieren,
und dazu sind alle Parteien in diesem Haus aufgefordert, ebenfalls dieses Instrument zu nützen, und
nur dann, wenn wir auch außerhalb Österreichs
Regionen dafür gewinnen, die Subsidiaritätsrüge zu
nützen, können wir in Brüssel etwas bewegen und
bewirken. Das muss auch unser Ziel sein! Dann
können wir nämlich diese Aufgabe, aktiv mitzuwirken, tatsächlich wahrnehmen.
Niederösterreich ist zusammen mit Wien,
Vorarlberg und auch Salzburg Spitzenreiter im
Nützen dieses Instruments der Subsidiaritätsrüge.
Wir haben im Bereich der Lebensmittelstandards,
der arbeitsrechtlichen Standards, des Wasserrechts, im Bereich der Freiwilligen, im Bereich der
Landwirtschaft, der Saatgutverordnung, wenn Sie
sich erinnern, nicht nur klare Beschlüsse gefasst,
sondern auch schon einiges bewirkt auf der Europäischen Ebene. Und wir sollten noch mehr bewirken wollen. Wir sollten das Instrument auch intensiver nützen wollen. Und dazu muss das Instrument
noch besser werden.
Ich bringe in diesem Sinne einen Resolutionsantrag dafür ein, dass die Frist für die Einreichung
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von Subsidiaritätsrügen gegenüber der Europäischen Kommission verlängert wird. Wir als Abgeordnete in einem Regionalparlament mit starker
Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern wissen,
jeder Tag ist Landtag, auch wenn der sich nicht in
St. Pölten abspielt. Wir sind bei den Bürgerinnen
und Bürgern, um das zu hören was wir dann vertreten, um in ständiger Interaktion, in Kommunikation, im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern
zu stehen.
Landtage zur Subsidiaritätskontrolle über den Weg
des Bundesrates berufen sind. Der Bundesrat hat
gemäß Art. 23g Abs. 3 B-VG die Stellungnahmen
der Landtage zu erwägen.
Das heißt aber auch, dass eine Frist von 8
Wochen, eine Frist wie jene, die jetzt gültig ist, für
die Einreichung einer Subsidiaritätsrüge für einen
Fristenlauf, der verlangt, dass ein Landesparlament
einen Beschluss fasst - vielleicht vorher dort noch
ein Ausschuss -, der verlangt, dass ein nationales
Parlament und dort auch die Länderkammer einen
Beschluss fasst, und dann erst einen Brief nach
Brüssel bedeutet, wenn dieser Fristenlauf notwendig ist, dann sind 8 Wochen ganz einfach zu kurz!
Da ist Effektivität wichtiger als Effizienz und Qualität
wichtiger als Tempo. Daher brauchen wir längere
Fristen. So steht das auch in der Antragsbegründung des Resolutionsantrages den ich einbringen
möchte (liest:)
Diese sehr knapp bemessene Frist stellt die
nationalen Parlamente und vor allem die regionalen
Parlamente in der Praxis vor erhebliche Schwierigkeiten.
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Mag. Mandl und Razborcan
zur Gruppe 0 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 2015, LT-411/V-2-2014
betreffend Verlängerung der Fristen für EU-Subsidiaritätsrügen.
Die Protokolle Nr. 1 und 2 zum Vertrag von
Lissabon regeln die Rolle der nationalen Parlamente in der Europäischen Union sowie die Anwendung der Grundsätze der Subsidiarität und
Verhältnismäßigkeit.
Die Kommission leitet ihre Entwürfe für Gesetzgebungsakte gleichzeitig den nationalen Parlamenten und dem Unionsgesetzgeber zu. Die
Entwürfe von Gesetzgebungsakten werden von der
Kommission im Hinblick auf die Grundsätze der
Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit begründet.
Die nationalen Parlamente können binnen acht
Wochen in einer begründeten Stellungnahme an
die Präsidenten des Europäischen Parlaments, des
Rats und der Kommission darlegen, weshalb der
Entwurf ihres Erachtens nicht mit dem Subsidiaritätsprinzip vereinbar ist. Gemäß der innerstaatlichen Umsetzung dieser Bestimmungen im B-VG
kommt diese Kompetenz sowohl dem Nationalrat
als auch dem Bundesrat zu. Es liegt im Wesen des
Subsidiaritätsprinzips, dass auch und gerade die
Die Frist für die Erhebung der Subsidiaritätsrüge beträgt acht Wochen und beginnt mit dem
Zeitpunkt der Übermittlung des Entwurfs des Gesetzgebungsakts in den Amtssprachen der Union
an den Nationalrat und den Bundesrat.
Es ist zu berücksichtigen, dass in dieser kurzen Frist sowohl die inhaltliche Abklärung des
Rechtsvorschlages zu erfolgen hat als auch das
parlamentarische Verfahren in Gang gesetzt und
abgeschlossen werden muss. Darüber hinaus sind
auch die parlamentarischen Fristen und Termine
des Bundesrates zu berücksichtigen und einzuhalten.
Um zu verhindern, dass sinnvolle, sachgerechte und auch für die Europäischen Gesetzgeber
wertvolle Aspekte enthaltende Subsidiaritätsstellungahmen nur wegen dieser sehr kurz bemessenen Frist nicht eingebracht und berücksichtigt werden können, ist auf europäischer Ebene eine Änderung des Art. 4 des Protokolls Nr. 1 bzw. des Art. 6
des Protokolls Nr. 2 zum Vertrag von Lissabon über
die Anwendung der Grundsätze der Subsidiarität
und der Verhältnismäßigkeit zu überlegen. Eine
Frist von zwölf Wochen scheint aus Sicht der
Landtage eine angemessene Frist zu sein.
Dies könnte dem wertvollen, hilfreichen und für
die Akzeptanz der europäischen Rechtssetzung
wesentlichen Instrument der Subsidiaritätskontrolle
zu einer noch höheren Relevanz verhelfen und das
europäische Grundprinzip der Subsidiarität auch im
Rechtssetzungsprozess der Europäischen Union
noch stärker und deutlicher verankern.
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird ersucht, die Bundesregierung aufzufordern, sich auf europäischer
Ebene dafür einsetzen, dass die in den Protokollen
Nr. 1 und 2 zum Vertrag von Lissabon normierte
Acht-Wochen-Frist für Stellungnahmen (Subsidiaritätsrügen) im Sinne der Antragsbegründung verlängert wird und damit eine Stärkung der Subsidiaritätskontrolle in der Europäischen Union erreicht
wird.“
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Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Das stärkt die Regionen und das stärkt die
Europäische Union insgesamt. Weil es ja nur gut
sein kann, wenn die Regionen einen Blick darauf
werfen was die Europäische Kommission vorschlägt. Weil vier Augen bekanntlich mehr sehen
als zwei und weil die Qualität der europäischen
Normensetzung damit insgesamt verbessert wird.
Innerhalb Österreichs kann man dem Bundesrat auch von dieser Stelle einen Dank aussprechen,
weil er seiner Rolle als Länderkammer voll gerecht
wird. Und das, was Landtage, was speziell auch wir
als niederösterreichischer Landtag wollen in Sachen Subsidiarität, in Sachen Subsidiaritätsrügen,
immer schnell umsetzt und entsprechende Briefe
nach Brüssel schickt. Die Fristen sind trotzdem zu
kurz. Im Sinne des Resolutionsantrages sollten wir
darauf drängen, die Fristen zu verlängern.
Klar ist, dass das ein erster Schritt eines sehr
weiten Weges ist, den wir zurückzulegen haben.
Wir werden auch andere Landtage motivieren müssen, sich einschlägig zu äußern. Wir werden auch
Regionalparlamente in anderen Mitgliedsstaaten
der Union motivieren müssen, sich einschlägig zu
äußern. Und wir werden in Brüssel einen weiten
Weg gehen müssen, damit Vertragsbestandteile
geändert werden. Aber irgendwann muss man auch
beim längsten Weg den ersten Schritt gehen. Und
diesen ersten Schritt gehen wir jetzt.
Es muss nicht dabei bleiben, dass wir nur
Fristen verlängern. Möglicherweise müssen eines
Tages auch die Quoren abgesenkt werden, die
notwendig sind, damit die Kommission einen Vorschlag zurückzieht und dergleichen. Das heißt,
vorbehaltlich zukünftiger weiterer Entwicklungen für
ein stärkeres Europa der Regionen können wir
heute den Beschluss fassen, zumindest die Fristen
anzupassen der Lebensrealität in den regionalen
Parlamenten. Vielen Dank! (Beifall bei der ÖVP.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Razborcan.
Abg. Razborcan (SPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrter Herr LandeshauptmannStellvertreter! Hoher Landtag!
Ich möchte am Beginn meiner Rede auf meinen Kollegen Mandl eingehen. Ich möchte ihm da
absolut Recht geben, dass das mit der Frist eindeutig zu kurz gegriffen ist und wir natürlich auch
für eine Verlängerung der Frist von 8 auf 12 Wochen sind. Und ich möchte auch diesem Antrag
gerne beitreten.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Zum Kollegen Landbauer. Wenn er hier spricht
von Frieden und nicht Frieden, von Ukraine: Mir tut
das schon sehr leid. Wir leben in der längsten Periode des Friedens in diesem Europa. Und ich
glaube, dass das eine ganz wesentliche Sache ist.
Und diese Europäische Union ist wirklich ein Garant für Frieden, für Freiheit, für Sicherheit. Und
stellt ganz sicher eine unserer Lebensgrundlagen
dar.
Ein Konflikt in der Ukraine ist nicht so, dass
das so weit weg wäre, die Ukraine. Die Grenze zur
Ukraine ist von Wien zirka 500 km weg, Bregenz
immerhin 600 km. Das heißt, dieser Konflikt, der
sich da abspielt, spielt sich eigentlich vor den
Haustüren, vor unserer Haustür ab und das sollten
wir nicht so leichtfertig hinnehmen.
Zu allem anderen, was der Kollege Landbauer
ausgeführt hat: Es tut mir leid, wenn man Zahlen
nicht lesen kann, wenn man Zahlen hinterfragt. 1
und 1 ist halt einmal 2 und das wird sich auch nicht
ändern, auch wenn es die Freiheitlichen drehen
wollen. Viele wissen es nicht und viele wollen es
auch nicht hören, dass sich speziell Niederösterreich sehr gut entwickelt hat und zwar vor allem
durch den Beitritt in diese Europäische Union. Und
diese Formel, und da kann man drehen wie man
will - es gilt natürlich nicht für überall. Österreich ist
ein Nettozahler, das ist unbestritten. Aber Niederösterreich ist nicht nur Nettoprofiteur in finanzieller
Hinsicht, sondern auch insgesamt, so wie Österreich. Man darf es nicht immer an den nackten
Zahlen festmachen, sondern muss das Ganze sehen und nicht immer nur einen Teil davon herausnehmen. Aber in Niederösterreich ist es so, dass
Niederösterreich ganz stark profitiert und dieses
1:3, diese Formel immer noch gilt. Das kann man in
diesem EU-Bericht sehr fein nachlesen.
Und wenn man sich dann die niederösterreichische Europapolitik ansieht, muss man ganz
einfach feststellen, dass von all diesen Rückflüssen, die aus Europa kommen, Niederösterreich
deswegen im höchsten Ausmaß profitiert, weil
nämlich über 32 Prozent aller Rückflüsse nach
Niederösterreich kommen! In Oberösterreich sind
es 19 Prozent, in der Steiermark 13 Prozent, in
Wien gerade einmal 1 Prozent. Das hat natürlich
auch damit zu tun, dass Niederösterreich ein
Agrarbundesland ist und dass sehr viel in den
Landwirtschaftsbereich fließt. Trotzdem ist es Geld,
das nach Niederösterreich kommt und das kann
man nicht einfach negieren. Was aber auch noch
dazu kommt ist, dass sich seit dem Beitritt in die
Europäische Union die Zahl der Wirtschaftsbetriebe
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
in Niederösterreich nahezu verdoppelt hat. Und
dass die Warenexporte sich verdreifacht haben.
Das heißt, nicht nur die Landwirtschaft in Niederösterreich profitiert im höchsten Ausmaß, auch die
normale Wirtschaft und damit natürlich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Weil auch das ist
eine Faustformel. Es ist ungefähr so, dass durch
eine Milliarde an Exporten 8.000 Arbeitsplätze
gesichert oder geschaffen werden in Niederösterreich. Und wenn man sich die Zahlen anschaut, so waren es doch im letzten Jahr 20 Milliarden an Exporten, die ins europäische Ausland
gegangen sind. Das heißt, zirka 160.000 Arbeitsplätze sind damit geschaffen bzw. abgesichert
worden.
Eines, und da muss man ganz ehrlich Recht
geben, es ist halt ganz einfach so und das müssen
wir auch auf die eigene Kappe nehmen: Das, was
gut ist, das wollen wir sehr gerne selbst verkaufen.
Und was halt nicht so gut funktioniert, dafür gibt’s
halt irgendwo einen Sündenbock. Und der heißt
nun einmal „Brüssel“, heißt „Europa“. Doch dagegen muss man ganz einfach ankämpfen. Und es ist
überhaupt keine Frage, dass europakritische Parteien das grundsätzlich nicht wollen. Sie wollen den
Menschen klar machen, dass eine Geldverschwendung besteht und was weiß ich was alles. Obwohl
es nicht stimmen mag. Und die Europa gegenüber
positiv eingestellten Parteien haben es verabsäumt,
das auch dementsprechend darzustellen.
Und deswegen werden wir als sozialdemokratischer Fraktion, und auch der Kollege Mandl ist
diesem Resolutionsantrag beigetreten und wir werden gemeinsam einbringen, dass wir ganz einfach
wollen, dass die Kennzeichnung von Projekten, die
durch die EU gefördert werden, eine bessere sein
muss. Es ist so, dass es bereits jetzt eine Kennzeichnungspflicht gibt, aber diese Kennzeichnungspflicht in sehr geringem Ausmaß bzw. nicht
öffentlich wirksam wahrgenommen wird. Ich glaube,
dass das ein gangbarer und ein wichtiger Weg ist.
Ich war nicht vor allzu langer Zeit in Griechenland, ich war in Kroatien, ich habe mir das angeschaut. Dort steht auf jeder Mülltonne „gefördert
durch die Europäische Union“. Und es mag schon
sein, dass bei dem einen oder anderen Österreicher, Niederösterreicherin, Niederösterreicher, der
oder die sich in diesen südeuropäischen Ländern
bewegt, der Eindruck entsteht, dort geht wirklich
unser ganzes Geld hin. Es fließt sehr viel Geld dort
hin, was aber auch gut ist, weil damit auch wieder
Kaufkraft entsteht, die wiederum die Wirtschaft in
Österreich belebt. Aber wir müssen das in Österreich auch tun. Weil es nicht so sein kann, dass wir
auf der einen Seite wissen, wie wichtig diese Euro-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
päische Union ist, nicht nur im Frieden, sondern
auch als Wirtschaftsunion, und auf der anderen
Seite das negieren.
Deswegen werden wir als sozialdemokratische
Fraktion gemeinsam mit dem Kollegen Mandl einen
Antrag einbringen. Ich habe grundsätzlich bereits
erklärt worum es in diesem Antrag geht. Es besteht
eine Kennzeichnungspflicht für die geförderten
Projekte, die grundsätzlich sehr genauen Regeln
unterliegt, wobei diese Kennzeichnung oft eben
sehr schwer wahrgenommen wird. Es wäre daher
wichtig, dass eine entsprechend offensichtlichere
Kennzeichnung, hinaus gehend über diese Minimalvoraussetzung der Kennzeichnungspflicht von
Projekten, „gefördert durch die EU“, sei es im Bereich der regionalen Entwicklung, der Landwirtschaft oder auch im Tourismus erfolgt. (Liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Razborcan und Mag. Mandl
zur Gruppe 0 des Voranschlages des Landes
Niederösterreich für das Jahr 2015, Ltg. Zl. 411/V2, betreffend Kennzeichnung von Projekten gefördert durch die EU.
Seit dem Beitritt zur EU im Jahre 1995 konnten
Millionen von Euro an Fördermittel aus den Töpfen
der Europäischen Union in unser Bundesland abgeholt werden. Dies zeigt sich auch in der besonders erfreulichen Bilanz des Berichts über die finanziellen Auswirkungen des EU-Beitritts für das
Jahr 2013.
Die Gesamtzahl, der im Rahmen der EU-Regionalförderung unterstützten Projekte, betrug im
Zeitraum 2007 - 2013 insgesamt 6.041. Alleine im
Jahr 2013 wurden davon 84 Projekte mit öffentlichen Mitteln in der Höhe von EUR 21.725.549,-genehmigt.
Der Anteil des Landes Niederösterreich zum
Länderanteil von 16,835% an den Beitragsleistungen Österreichs an die EU betrug im Jahr 2013
EUR 126.191.174,01. Wenn man diesem Betrag
noch die Kofinanzierungsmittel des Landes zu den
EUgeförderten Projekten von 41.060.396,- Euro für
die Regional- und Beschäftigungsförderung sowie
70.794.951.- Euro für die Landwirtschaft hinzurechnet, kommt man auf Gesamtausgaben für das Land
von 238.046.521.-- Euro.
Im Gegenzug flossen allerdings 460.802.829.Euro an EU-Mitteln nach NÖ, sodass sich ein Vorteil zugunsten des Landes von 222.756.308.- Euro
ergibt, um die mehr nach NÖ geflossen sind, als
das Land ausgegeben hat. Gemeinsam mit den
1331
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Kofinanzierungsmitteln
des
Bundes
von
238.246.004.- Euro wurde somit in Niederösterreich
im Jahr 2013 nahezu ein Milliarde (937.095.354.-)
Euro an Fördermitteln mit EU-Bezug ausgeschüttet
und ein Gutteil davon wieder in die Wirtschaft
investiert.
Diese Zahlen sind zwar beeindruckend, aber
für den Normalbürger oftmals nur schwer zugänglich bzw. ist den Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern oftmals gar nicht bewusst, welche
Projekte mit Mitteln der Europäischen Union finanziert werden.
Grundsätzlich besteht für alle Projekte, die von
der EU gefördert werden, eine sogenannte ‚Kennzeichnungspflicht‘, die sehr genauen Regeln unterliegt, wobei diese Kennzeichnung oftmals nur sehr
schwer wahrgenommen wird.
Es wäre daher wichtig, dass eine entsprechende und offensichtlichere Kennzeichnung, hinausgehend über die Minimalvoraussetzungen der
Kennzeichnungspflicht, von Projekten gefördert
durch die EU, sei es im Bereich der regionalen
Entwicklung, der Landwirtschaft oder auch im
Tourismus, erfolgt.
Eine zusätzliche offensichtlichere Kennzeichnung würde den Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern auch optisch einen besseren Eindruck vermitteln, wo überall Mittel der EU verwendet wurden und somit eine weitere Verankerung der
Europäischen Union in den Köpfen der Menschen
stattfinden.
Die Gefertigten stellen daher den Antrag:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, im
Sinne der Antragsbegründung zu prüfen, ob EU
geförderte Projekte, über die Minimalvoraussetzungen der geregelten Kennzeichnungspflicht, in auffällig wahrnehmbarer Form und Anführung der eingesetzten Mittel, noch besser öffentlichkeitswirksam gekennzeichnet werden können, um so den
europäischen Gedanken den Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern noch näher zu bringen.“
Ich hoffe, das wird die Zustimmung aller finden.
Ich könnte mir vorstellen, dass gerade die Freiheitlichen nicht dagegen sein können, wenn sie sagen
auf der einen Seite okay, unser Geld geht auch
teilweise woanders hin, was ja auch teilweise
stimmt. Österreich ist Nettozahler, aber Österreich
ist auch Nettoprofiteur. Es kann ja bei Gott nicht
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
schaden, wenn wir überall dort, wo wir diese Mittel
auch nach Österreich zurück bekommen, das auch
dementsprechend kennzeichnen. Danke für die
Aufmerksamkeit! (Beifall bei der SPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Ing. Schulz.
Abg. Ing. Schulz (ÖVP): Geschätzter Herr
Präsident! Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen aus dem
Landtag!
Ich möchte mich in meiner Wortmeldung mit
dem Thema Regionalinitiativen und 10 Jahre EUOsterweiterung beschäftigen. Zur derzeit aktuellen
Gründung der Regionalinitiativen kann gesagt werden, dass es in der Vergangenheit eine Vielzahl an
Angeboten mit ähnlichen Kompetenzen von unterschiedlichen Organisationen für die gleichen Kunden, in dem Fall Gemeinden, gegeben hat und
natürlich aktuell auch gibt. Es hat auch kritische
Rückmeldungen von den Bürgerinnen und Bürgern
und den Gemeindevertretern dazu gegeben, weil
eben Angebote und Projekte sehr unübersichtlich
waren.
Deshalb wurde Landesrätin Bohuslav beauftragt, hier ein zukunftsfähiges Modell zu installieren.
Und das Ziel dieses zukunftsfähigen Modells ist
eine effiziente und verbindliche Zusammenarbeit
zwischen Gemeinden, Regionen und dem Land
Niederösterreich. Es wird auch weiterhin in Zukunft
fünf Hauptregionen geben wie bisher. Mit natürlich
einigen Unterschieden, mit Bündelung von Kompetenzen. Es sollen auf Hauptregionsebene in der
Regionsversammlung die Arbeit und Schwerpunkte
abgestimmt werden. Zum Gelingen tragen Vorstand
und Leitung des Regionalbüros sehr wesentlich bei.
Der verkleinerte Vorstand wird aufgewertet und ist
dazu auch operativ tätig.
Durch diese Neustrukturierung ist es möglich,
eine Vielzahl an Sitzungsterminen und Veranstaltungen entfallen zu lassen. Diese werden nicht
mehr notwendig sein. Und die NÖ Regional GmbH,
wie sie genau heißt, bietet in Zukunft Service aus
einer Hand für Gemeinden und Regionen. Diese
Effizienzsteigerung der neuen Regional GmbH
gelingt durch Zusammenführung der Mitarbeiter in
ein Unternehmen, durch die Kostenersparnis von
Bürostandorten und ein Dienstleistungszentrum seit
über 20 Mitarbeiter für jede Hauptregion und durch
klare Kooperationsstrukturen durch die verbindliche
GmbH-Lösung.
Auch die Mitsprache in den Gemeinden ist
dadurch gesichert. Und als Miteigentümer der
1332
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
neuen GmbH bestimmen Regionen und Gemeindevertreter, wie viele und welche Leistungen notwendig sind. Die Regionsvertreter bestimmen in der
GmbH mit, welche Führungskräfte angestellt werden. Und die Kosten für die Kleinregionsmanager
können niedrig gehalten werden, da einige Leistungen bereits im künftigen Basisbeitrag enthalten sein
werden.
Mit dieser Neuorientierung der Regionalentwicklung wird den vielfältigen Anforderungen in den
Gemeinden Rechnung getragen. Und vor allem soll
durch diese Koordinierung der genannten Ebenen
eine bestmögliche Nutzung der vorhandenen Ressourcen erreicht werden.
Zum Thema 10 Jahre EU-Osterweiterung. Zur
wirtschaftlichen Entwicklung kann gesagt werden,
Niederösterreich hat die Osterweiterung als Chance
für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen.
Niederösterreich hat Maßnahmen gesetzt, um
diese Chancen auch dementsprechend zu nutzen.
Und Niederösterreich rückte durch die Osterweiterung in das Zentrum eines neuen Wirtschaftsraumes. Die Unternehmen wurden durch die Wirtschaftsagentur ECO PLUS unterstützt, eben um
neue Märkte zu erschließen, um die Exporte zu
steigern und damit Arbeitskräfte in Niederösterreich
entsprechend auch abzusichern.
Eine Milliarde Export bedeutet, schafft und sichert 11.000 Arbeitsplätze in Niederösterreich!
Durch die EU-Osterweiterung gibt es 990 Unternehmen mehr als vorher und 8.500 Arbeitsplätze
mehr als vorher.
Niederösterreich ist mit einem jährlichen Bruttoregionalproduktwachstum von 3,6 Prozent der
Wachstumsmotor in der Ostregion mit dem größten
Wirtschaftswachstum in den letzten 10 Jahren.
Somit ist spürbar auch der Wohlstand in allen Regionen Niederösterreichs gestiegen.
Auch der Tourismus hat auf die Erweiterung
sehr positiv reagiert. Besonders der CentropeRaum hat hier wesentlich an Bedeutung gewonnen.
Märkte wie Slowakei, Tschechien und Ungarn wurden bei uns strategisch verankert. Themen wie
Mobilität, Kultur, kulinarische Interessen, bilaterale
Kooperationen im Rahmen von ETZ-Projekten sind
in die Produktentwicklung natürlich mit eingeflossen.
(Präsident Ing. Penz übernimmt den Vorsitz.)
Auch die Nächtigungsentwicklung der letzten
Jahre durch die Slowakei, durch Tschechien und
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Ungarn spricht Bände: 150 Prozent Steigerung in
den letzten 10 Jahren.
Neben dieser positiven Nächtigungsentwicklung hat auch der Ausflugstourismus in Niederösterreich wesentlich profitiert. Viele Kooperationen
im Rahmen von ETZ-Projekten war die weitere
Folge. Beispiele wie die NÖ Landesausstellung
2009 im Waldviertel. Oder die Kooperation der TopAusflugsziele mit Südmähren. Oder die Landesausstellung 2011 „Römerland Carnuntum“ mit einer
grenzüberschreitenden Vermarktung. Oder Projekte
wie der Pilgerweg Marienweg von Ungarn nach
Mariazell. Oder ETZ-Projekte im Wald- und Weinviertel mit den Themen grenzüberschreitende Radwege, Themen Wein, Rad und Landesausstellung
als Schwerpunkte. Und viele andere Projekte mehr.
Meine geschätzten Damen und Herren! Hohes
Haus! Niederösterreich hat die Chance der EUOsterweiterung genutzt. Das ist sehr erfreulich,
wenn man eine solche positive Bilanz hier ziehen
kann. Wir geben uns aber damit nicht zufrieden –
ganz im Gegenteil –, wir werden diese Erfolge
weiterhin als Chance nutzen. Als Chance für unsere Menschen, als Chance für unser wunderschönes Land Niederösterreich. Danke! (Beifall bei der
ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Wir kommen nun zum
Thema Verwaltung. Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Sidl.
Abg. Dr. Sidl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werter Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Hoher Landtag!
Ich möchte in der Gruppe 0 über den Bereich
Parteienförderung, Repräsentation, Ehrungen und
Transparenz sprechen. Jener Bereich, der in den
letzten Jahren noch im Fokus vieler Diskussionen
gestanden ist, da oft die Vermutung von Intransparenz und Geldverschwendung im Raum stand. Und
dort, wo Steuergelder nicht in korrekter Weise verwendet wurden, dort muss es auch Maßnahmen
geben und gegebenenfalls auch Konsequenzen.
Ein Generalverdacht bei allem, was die Politik
betrifft, ist aber in keinster Weise angebracht. Parteien, meine sehr verehrten Damen und Herren,
Parteien sind die tragende Säule unserer Demokratie! Und unsere Parteiendemokratie muss auch
durch öffentliche Gelder gestützt werden. Die Alternative wäre die Abhängigkeit von Gönnern und
Geldgebern, die damit auch die Politik und ganz
speziell die Mandatarinnen und Mandatare der
gesetzgebenden Körperschaften in Geiselhaft
1333
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
nähmen. Dies wäre eine fatale Entwicklung für
unser Land.
keine Einsparungen bringen? Was verstehen Sie
unter dem Begriff Reform überhaupt?
Man kann in der politischen Debatte immer
über Beträge von Förderungen diskutieren. Es ist
aber ein sehr dünnes Eis, wenn man auf dem Altar
des Populismus demokratische Grundfundamente
opfert. Parteien dürfen niemals Einzelinteressen als
grundsätzliche Leitlinien verfolgen, sondern es geht
immer noch um Weltanschauungen, also Ideologien.
Eine Reform muss ja Kostenwahrheit bringen.
Die Verwaltung muss schlanker, effizienter und
kostengünstiger werden. Nämlich kostengünstiger
für unsere Bürger, die mit ihrem Geld diesen
Moloch auch erhalten und finanzieren müssen.
(Abg. Dr. Michalitsch: Wie kann man von einem
„Moloch“ reden? Das ist ja unfassbar!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Abgesehen von
der Parteien- und Klubförderung ist das Vermitteln
von politischen Schwerpunkten und Perspektiven
ebenfalls ein ganz entscheidender Teil einer handlungsfähigen und aktiven Politik.
Dennoch ist hier gerade bei den Repräsentationskosten durch die Mitglieder der Landesregierung bei einem Voranschlag von 69.900 Euro eine
ganz besondere Sensibilität und Transparenz geboten. Das gilt auch bei den Ehrungen und Auszeichnungen, wenn sich der Voranschlag auf
1,263.700 Euro beläuft. Geht es doch darum, dass
gerade in einer Proporzregierung auch auf eine
ausgewogene Verteilung der Mittel geachtet wird im
Sinne einer glaubhaften und transparenten Politik.
Danke sehr! (Beifall bei der SPÖ und Abg. Balber.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Königsberger.
Abg. Königsberger (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Hohes Haus!
Zur Gruppe 0, Bereich Verwaltung: Der Kollege
Klubobmann Rosenmaier hat heute schon Recht
gehabt mit dem „es grüßt jedes Jahr das schwarze
Murmeltier“. Aber diesmal grüßt auch das rote
Murmeltier mit, Herr Klubobmann Rosenmaier. Das
sei einmal hier gesagt. Man gibt wieder mehr Geld
für die Vertretungskörper und die allgemeine Verwaltung aus. Man gibt wieder mehr aus als im Vorjahr anstatt hier einzusparen. Und ich frage mich,
was haben die von der ÖVP so beworbenen und
gepriesenen Verwaltungsreformen gebracht? Alles,
aber nur keine spürbare finanzielle Entlastung unseres Landeshaushaltes.
Meine Damen und Herren! Verwaltung reformieren heißt erstens einmal die Effizienz steigern,
zweitens den Bürgern ein besseres Service zu
bieten und drittens vor allem die Kosten zu minimieren. Es sind aber keine Einsparungen ersichtlich.
Was sind das dann für Verwaltungsreformen, die
Man findet aber in diesem Budgetansatz der
Gruppe 0 weder im Bereich der Verwaltung, noch
im Bereich des Amtes der NÖ Landesregierung,
noch bei sich selbst irgendeine Einsparung.
Ja, meine Damen und Herren der ÖVP, mit
dem Reformieren, da habt ihr es nicht so wirklich.
Wenn „Schwarz“ reformiert, wird es entweder teurer
für den Steuerzahler, oder wenn „Schwarz“ reformiert, wird etwas komplett ruiniert, siehe die niederösterreichischen Nebenbahnen.
Meine Damen und Herren! Die Berichte der
Rechnungshöfe, die zeigen es ja auf und die werden es auch in Zukunft aufzeigen, wenn in unserem
Land Niederösterreich das Geld der Menschen
verludert wird. Aber auch mit den Rechnungshöfen
hat es die ÖVP nicht so wirklich. Die würde ja die
ÖVP am Liebsten in „Gutachterhöfe“ umwandeln.
Und wenn hier die schwarz-rote Geldverschwendung aufgezeigt wird, ich erwähne nur ein
paar Beispiele, die Finanzgebarung der Stadt
Krems, die eklatanten überhöhten Kosten bei den
externen Beraterleistungen im Land, da gibt’s ein
Multiversum Schwechat, zu den Spekulationen im
Land und in den Gemeinden usw. usw. (Abg.
Razborcan: Gott sei Dank gibt es das!)
Ja dann, dann spricht die ÖVP den Rechnungshöfen einfach die Kompetenz ab.
Wenn Ihnen ein Bericht nicht ins Zeug passt,
dann erklären Sie die Rechnungshöfe für inkompetent, nehmen den Bericht nicht zur Kenntnis,
nehmen vielleicht vom Bericht Kenntnis, so wie bei
den Spekulationen mit den Wohnbaugeldern. (Zwischenruf bei LHStv. Mag. Sobotka.)
Ja, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter, so ist die
Tatsache. Das ist aber zum Genieren, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter und meine Damen
und Herren der ÖVP. Weil so eine Behandlung
durch Sie haben sich unsere Rechnungshöfe in
Land und Bund wahrlich nicht verdient.
Und es muss auch endlich einmal Schluss sein
mit dieser schwarzen Vertuscherei und Zudeckerei.
Es kann ja nicht sein, dass beim Auffliegen von
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
einem Skandal dann die ÖVP dem Prüfer und nicht
dem Verursacher die Schuld gibt.
Sie blähen aber die Verwaltung weiter auf. Darum gibt’s ja auch keine Ersparnisse. Ich sage nur,
Sie schaffen Hundstrümmerl-Sheriffs, Sie schaffen
da neue Gesetze und man könnte da noch viele
schwarze geistige Ergüsse aufzählen, die einfach
wirklich lächerlich sind.
Eine Versicherung wirbt in einem Werbespruch: „Ihre Sorgen möchten wir haben“. Ihre Sorgen, meine Damen und Herren der ÖVP, die
möchten wir nicht haben! Weil wir Freiheitliche, wir
sorgen uns nämlich um die Menschen da draußen.
Wir sorgen uns um die Menschen in unserem Land!
Unsere Sorgen gelten den Menschen in der Arbeitsfalle, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter.
Unsere Sorgen gelten den Kindern und den Familien. Unsere Sorgen gelten den Kranken und den
älteren Menschen in diesem Land. Und unsere
Sorgen sind auch dahingehend, dass diese Menschen in Niederösterreich wieder besser und anständig leben können.
Die schwarz-roten Sorgen, die gelten unnötigen Vorschriften. Die gelten der eigenen Repräsentation, die gelten zweifelhaften Künstlern. Unsere Sorgen gelten den Menschen in Niederösterreich. Und was so alles im Bereich der Verwaltung
in unserem Bundesland passiert, möchte ich noch
einmal kurz am Beispiel der geplanten Umfahrung
Harmannsdorf anführen, ich habe es schon letztes
Mal erwähnt, wo man die Öffentlichkeit von dieser
Bauverhandlung in der BH Korneuburg einfach
ausgesperrt hat.
Dazu gibt es jetzt bereits eine Stellungnahme
der Volksanwaltschaft - übrigens von der Frau
Volksanwältin Dr. Brinek -, welche die Rechtsmeinung vertritt, dass diese Verhandlung gemäß § 44e
Abs.1 des Allgemeinen Verwaltungsverfahrensgesetzes 1991 volksöffentlich durchgeführt hätte werden müssen. Die Volksanwaltschaft vertritt hier
auch die Meinung, dass hier ein grober Missstand
in der Verwaltung vorliegt, da der Zugang zur
mündlichen Verhandlung während des gesamten
Verhandlungszeitraumes zu gewährleisten ist.
Somit, das möchte ich hier auch deponieren,
ist diese Bauverhandlung in Korneuburg nach dem
NÖ Straßengesetz und dem Wasserrechtsgesetz
auf Grundlage des Allgemeinen Verwaltungsverfahrensgesetzes rechtswidrig durchgeführt worden.
Diese Verhandlung ist somit ungültig und ist unter
Einhaltung der Rechtsvorschriften neu durchzuführen. Und ich bin gespannt, was das Land Niederösterreich jetzt unternehmen wird.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Meine Damen und Herren, ich komme dann
schon zum Schluss. Ob in der Gruppe 0, ob bei der
Verwaltung oder im gesamten Voranschlag, wir
hätten uns ein sozial ausgewogenes Budget erwartet. Hätten bei der Eigenwerbung, bei der Repräsentation einen Sparwillen sehen wollen. Aber
bei der Eigenwerbung, beim Repräsentieren, da ist
der Herr Sobotka großzügig. Jetzt ist er ja gegangen. Da ist er großzügig, der Herr Sobotka, gegenüber unserer Bevölkerung ist er leider weniger
großzügig.
Meine Damen und Herren! Wir hätten uns ein
Budget erwartet, das dafür Sorge trägt – ich habe
es schon gesagt -, dass es den Menschen in diesem Lande wieder besser geht. Von einer Volkspartei hätten wir uns ein Budget für das Volk erwartet und keines für den schwarz-roten Prunk und
Pomp.
Daher werden wir sowohl den Voranschlag in
der Gruppe 0, als auch das restliche Budget, das ja
nur so – es wurde heute schon gesagt – von
Sobotkas Grauslichkeiten strotzt, ablehnen. Dankeschön! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Ing. Penz: Als nächster Redner
gelangt Herr Naderer zu Wort.
Abg. Naderer (FRANK): Danke Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des
Hohen Landtages!
Allgemeine Verwaltung: Die Aufgaben der allgemeinen Verwaltung in Niederösterreich sind, wie
wir gehört haben, sehr vielfältig und durch die gegebenen Strukturen und unterschiedlichen Regionen auch sehr individuell zu gestalten. Die Strukturen und Abläufe in dieser Verwaltung, sie sind gewachsen, sie sind verwurzelt, manchmal ein bisschen starr und oft auch veraltet. Die veraltete Verwaltung.
Eine umfassende Verwaltungsreform, wie sie
Ihr Bundesminister für Finanzen, Parteikollege
Spindelegger immer im Eintausch gegen die Steuerreform anspricht, könnte daher auch hier ein paar
Ansätze finden. Der Herr Landesfinanzreferent
Sobotka hat schon Recht, wenn er betont, dass die
sachbezogene Verwaltung auf Landesebene weit
intensiver und durch mehr persönlichen Kontakt
auch bürgernäher ist als jene bei Bundesdienststellen.
Er hat auch Recht, wenn er sagt, dass dieser
aktiv-passiv-Vergleich zwischen Bund und Land
unangebracht ist, wenn wir diese Budgetmilliarden
vergleichen mit 80 Milliarden Einnahmen beim
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Bund zu 230 Milliarden Schulden. Und hier im Land
Niederösterreich mit einer Budgetsumme von zirka
8,5 Milliarden und ein weit geringeres Budget zum
Schuldverhältnis von zirka 1:0,5 betrachten.
schlussgemeinden. Also, hier eine generelle Änderung vorzunehmen, ist eine Frage des politischen
Willens und deckt sich im Übrigen mit der EUMehrwertsteuerrichtlinie.
Aber darüber will ich jetzt gar nicht so sehr diskutieren, sondern viel mehr ein wenig gedankliches
Mineral in diesen Nährboden der neuen Ideen zu
einer Verwaltungsreform einbringen. Vielleicht im
Bereich der Verrechnung von Aufgaben und Anschaffungen der Verwaltung.
Also nochmal: Wenn ich nur 10 Prozent Deckung aus echten eigenen Steuern habe, Ertragsanteile, Transfers, Wirtschaftseinnahmen sind dann
etwas anderes, wenn ich nur 10 Prozent Eigenmitteldeckung habe, dann sind 90 Prozent aus Steuermitteln des Bundes auch solche aus Steuereinnahmen der Umsatzsteuer. (Unruhe bei Abg. Dr.
Michalitsch.)
Kurz die historische Entwicklung in Niederösterreich: Seit 1945 ist die Eigenmitteldeckung aus
eigenen Steuern und Abgaben des Landes und vor
allem, wie wir heute schon einige Male gehört haben, der Gemeinden von knapp 80 Prozent Eigenmitteldeckung auf eine Quote von deutlich unter 10
Prozent gesunken. Es gibt nur einige wenige Gemeinden die eine höhere Eigenmitteldeckung ...
(Zwischenruf Abg. Mag. Riedl.)
Das sind aber äußerst wenige, Herr Präsident
Riedl.
Die Hoheitsbereiche Land und Gemeinden bestreiten eben wegen ihrer geringen Eigenmittel den
Großteil ihres Budgets über den Finanzausgleich,
die so genannten Ertragsanteile. Auch die Transfers kommen dazu. Also alles Gelder aus Steuereinnahmen des Bundes. (Abg. Dr. Michalitsch: Das
sind die gemeinschaftlichen Bundesabgaben! Ist
das so schwer?)
Der Kollege Maier hat das schon sehr schön dargestellt und auch der Herr Kollege Dworak hat in
seinen Ausführungen darauf hingewiesen.
Aber erst letzte Woche hat der Herr Bundesminister für Finanzen, Spindelegger, wortwörtlich
gesagt, eine Linke-Tasche-rein und Rechte-Tasche-raus-Steuerpolitik mache ich nicht. Und dennoch passiert sie tagtäglich, eben in diesem Finanzausgleich! Da werden ausgeschüttete Ertragsanteile durch eine völlig sinnlose Verrechnungspflicht von Umsatzsteuer bei Anschaffungen und
auch langfristigen Investitionen in Infrastruktur sofort wieder einkassiert. Halt linke Tasche heraus,
rechte Tasche hinein. Aber wie man es betrachtet,
ist in dem Fall Jacke wie Hose.
Ich verlange daher, dass die Steuerbefreiung
für Länder und Gemeinden soweit geht, dass sie für
Ausgaben zur Erfüllung von Hoheitsaufgaben auch
einen vollen Vorsteuerabzug erhält. Oder eben
nach dem Umsatzsteuergesetz der zur Verrechnung gelangende Steuersatz für einen bestimmten
Leistungskatalog auf Null gesetzt wird. Im Umsatzsteuergesetz gibt es auch Ausnahmen in diese
Richtung. Und solche für so genannte Zollaus-
Und gerade bei langfristigen Investitionen bleiben dann die Finanzierungskosten dieses Umsatzsteueranteils bei den Ländern. Die Umsatzsteuer
muss mitfinanziert werden und Länder und Gemeinden haben hier sehr wohl einen Finanzierungsbedarf.
Diese historische Entwicklung aus 1972, von
daher stammt dieses Umsatzsteuergesetz, da war
der Anteil der Eigeneinnahmen, wie schon erwähnt,
von Ländern und Gemeinden am Haushaltsbudget
deutlich höher als heute. Mit der so genannten
unechten Steuerbefreiung hat sich der Bund über
die Umsatzsteuer von allen Anschaffungen dieser
Körperschaften rund ein Siebtel der Kosten geholt,
hat also echt an den Einnahmen zusätzlich mitpartizipiert. Da war das für das Finanzministerium
scheinbar noch ein Geschäft.
Damals hätte sich allerdings niemand gedacht,
dass 40 Jahre später einmal 80 bis 95 Prozent des
Budgets von Ländern und Gemeinden über Mittel
der Bundeseinnahmen mitfinanziert werden müssen. Deshalb gehört jetzt endlich auch das Umsatzsteuergesetz auf die geänderte Finanzsituation
angepasst. Diese Interpretation entspräche auch
den Intentionen des historischen Gesetzgebers laut
dem Motivenbericht des Finanz- und Budgetausschusses des Nationalrates von 1972 (liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Walter Naderer zur Gruppe
0 des Voranschlages des Landes Niederösterreich
für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2, betreffend einen
Vorsteuerabzug für Gebietskörperschaften bei
Leistungen der Hoheitsverwaltung sowie für Leistungen der Kindergärten und Musikschulen.
Bekanntlich trifft auch Gebietskörperschaften
und somit auch die Länder und die Gemeinden
nach dem Umsatzsteuergesetz 1994 eine Zahlungspflicht der Umsatzsteuer. Das heißt, dass sie
bei Anschaffungen und Investitionen für die Ver-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
waltung und große Bereiche der Infrastruktur Umsatzsteuer bezahlen müssen, ohne einen Vorsteuerabzug nutzen zu können.“ –
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
ausgleich finanziert werden, keinen einzigen Cent
erspart. Es müssen aber immer wieder die Kosten
der Umgehungsstrukturen und die Zwischenfinanzierungskosten der Umsatzsteuer getragen werden.
Man nennt dies die unechte Steuerbefreiung. „Dies belastet vor allem auch die kleinen Gemeinden – selbst beim Eigenverbrauch - mit einer
beträchtlichen Umsatzsteuerpflicht.“ Herr Präsident Riedl ist jetzt gegangen. In Ihrer
Zeitung des ÖVP-Gemeindebundes haben Sie
diesen Eigenverbrauch und diese Innenverhältnisverrechnung kürzlich in einem Artikel gewürdigt. Ich
finde diese Belastung, die da entsteht, entbehrlich
und auch den Aufwand, der damit verbunden ist,
kann ich mir nicht in ein Verhältnis setzen, was das
an Umsatzsteuereinnahmen für den Bund bringen
soll. „Diese Steuerpflicht ist insofern unlogisch, da
die Bundesländer wie auch die Gemeinden ihre
Ausgaben im Wesentlichen mit Mitteln des Finanzausgleichs bestreiten, die sie als Steuermittel vom
Bund erhalten. Die an Dritte gezahlte Umsatzsteuer
fließt dann wiederum an den Bund zurück. Allein
aus diesem Grund sollte den Gebietskörperschaften im Zuge der nächsten Finanzausgleichsverhandlungen bei Leistungen der Hoheitsverwaltung
ein voller Vorsteuerabzug eingeräumt werden. Die
technische Umsetzung dieser Maßnahme ist mit
den vorhandenen Instrumenten wie der Umsatzsteueridentifikationsnummer rasch möglich.“ Im EU-Binnenhandel fakturieren Unternehmer
untereinander ohne Umsatzsteuer und im Hintergrund wird über die Umsatzsteuer die Identifikationsnummer werden die Beträge in einem Kredit/Debitverfahren mitgeführt. „Ferner sind Bundesländer wie auch Gemeinden immer wieder bestrebt, diese Umsatzsteuerzahlungspflicht zu umgehen.“ –
Sie alle kennen diese Konstruktionen. „Dabei werden kostenintensive Maßnahmen
und Strukturen gewählt, um die Vorsteuerabzugsberechtigung zu erlangen. Es werden hoch dotierte
Rechtsanwälte und Steuerberater beschäftigt, um
geeignete rechtliche Konstruktionen zu entwerfen
und umzusetzen und es bedarf weiterer Leistungen
dieser Berufsgruppen, die Führung dieser Konstruktionen abzuwickeln und die jeweiligen Jahresabschlüsse zu erstellen. Dieser enorme Aufwand ist
jedoch ausschließlich zum Nachteil des Steuerzahlers, der sich aufgrund der Tatsache, dass ohnehin alle Gebietskörperschaften über den Finanz-
Darüber hinaus neigen Gebietskörperschaften
immer wieder dazu, die Erfüllung ihrer Aufgaben an
Unternehmungen mit eigener Rechtspersönlichkeit,
die unter beherrschendem Einfluss der jeweiligen
Gebietskörperschaften
stehen,
auszulagern.
Dadurch wird eine klare Übersicht über die öffentlichen Finanzen vermieden und Intransparenz geschaffen. Würde man den Gebietskörperschaften
einen vollen Vorsteuerabzug einräumen, würden
diese Auslagerungen entfallen.
Ein wichtiger Wirkungsbereich der öffentlichen
Hand ist in diesem Zusammenhang auch die Betreuung in Kindergärten, für die nach § 25 Abs. 2
NÖ Kindergartengesetz 2006 für die Nachmittagsbetreuung ein monatlicher Beitrag zuzüglich Umsatzsteuer einzuheben ist. Auch sind die Leistungen von Privatkindergärten umsatzsteuerpflichtig,
was angesichts der dringend benötigten Kinderbetreuungsplätze“ –
was ja auch tagesaktuell Gesprächsthema ist „ein Investitionshemmnis darstellt und Kindergärten gegenüber anderen pädagogischen Einrichtungen, wie Privatschulen nach dem § 6 Abs.
11a Umsatzsteuergesetz 1994 benachteiligt. Um
einen kleinen Schritt einer Verwaltungsreform zu
setzen, sollen Gebietskörperschaften und somit
insbesondere auch Jungfamilien von den beschriebenen, vollkommen unnötigen Ausgaben entlastet
werden.
Der Gefertigte stellt daher nachstehenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die NÖ Landesregierung wird beauftragt, an
die Bundesregierung und insbesondere an den
Bundesminister für Finanzen heranzutreten,
- um den Gebietskörperschaften zur Erfüllung
der Leistungen der Hoheitsverwaltung einen Vorsteuerabzug einzuräumen oder für diese Leistungen den verrechneten Steuersatz auf 0 zu stellen
- und um die Umsatzsteuerpflicht für alle Kindergärten abzuschaffen und dennoch öffentlichen
wie Privatkindergärten vollen Vorsteuerabzug zu
gewähren, damit den Eltern der Kindergartenkinder
keine Mehrwertsteuer verrechnet wird.“
Danke! (Beifall bei FRANK.)
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Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Präsident Gartner.
Abg. Präs. Gartner (SPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Ich werde mich kurz zu Wort melden zur allgemeinen Verwaltung. Ich möchte aber, leider ist
der Kollege Königsberger jetzt nicht im Plenum,
aber ich möchte ihn erinnern, wenn er die Geschichte ein bisschen kennt, in den Jahren 2000 bis
2006, wie die Freiheitliche Partei in der Bundesregierung gesessen ist, hat es in den Verwaltungskörperschaften und den Ministerien, die die FPÖ
dann damals bekommen hat, eine Steigerung der
Personalkosten um mehr als das Doppelte gegeben. Da hat es dann die berühmten Abteilungen
gegeben im Volksgarten, wo man Spitzenbeamte
einfach bezahlt hat. Die sind spazieren gegangen,
nur weil sie nicht der Farbe der FPÖ nahe waren.
Und daher denke ich, soll gerade die FPÖ still sein,
wenn es um Verwaltungssachen geht und um
Kosten geht. Wir sind sehr effizient in Niederösterreich, in den Gemeinden, was das betrifft. (Beifall
bei der SPÖ und ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich möchte aber am
Anfang meiner Rede mich bedanken bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nicht nur hier im
Landhaus, sondern auch vor allem in den Außenstellen und vor allem in den Bezirkshauptmannschaften. Der Dank an die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, die das ganze Jahr über für die Menschen in Niederösterreich hervorragende Arbeit
leisten ist ganz, ganz wichtig. Gerade die Aufgaben
in den Bezirkshauptmannschaften sind äußerst
breit gefächert und sind sehr herausfordernd.
Die Bezirkshauptmannschaften sind ja starke
Partner für unsere Gemeinde draußen und für die
Städte. Und die Zusammenarbeit funktioniert zu 99
Prozent hervorragend. Wenn ich einige Aufgabengebiete auf den Bezirkshauptmannschaften besonders herausstreichen darf, sind das die Fürsorgeaufgaben. Vor allem die Jugendfürsorge, die immer
mehr gefordert wird, immer mehr Herausforderungen auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
stellt. Die Sozialabteilungen, und was besonders
wichtig ist für unsere älteren Mitbürgerinnen und
Mitbürger die Frage der Pflegeheime, der Landespflegeheime, die ja auch über die BHs verwaltet
werden. Und wo auch dort die Anträge der Gemeinden bearbeitet werden. Wie rasch heute geschaut wird, dass ein Platz in einem Pflegeheim für
Menschen, die das benötigen, umgesetzt wird, da
kann man nur Respekt zollen.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Die nächste große Aufgabe speziell für die
kleineren Gemeinden haben die Bezirkshauptmannschaften und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gewerbeverhandlungen und auch in
den Bauverhandlungen, wo vieles übernommen
wurde. Und das ist ganz, ganz wichtig, dass auch
hier das Service weiterhin so passt.
Dazu ist eine straffe Personalstruktur, wie sie
besprochen wurde, oder wie es berichtet wurde,
sicher richtig. Aber zu straff ist auch nicht gut, weil
man soll nicht die Kolleginnen und die Kollegen
über die Leistungsgrenze, die gehen an die Leistungsgrenze, aber wir sollen dieses Personal zur
Verfügung stellen, das Fachpersonal, das wir brauchen draußen in den Bezirkshauptmannschaften.
Besonders erfreulich ist, dass in den letzten Jahren
und Jahrzehnten die bürgerfreundlichen Öffnungszeiten auf den Bezirkshauptmannschaften auch
umgesetzt und hervorragend angenommen werden.
Da nenne ich besonders die Bezirkshauptmannschaft Baden, die eine besondere Aufgabe
zusätzlich zu erfüllen hatte, die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter dort, in der Ausübung des Fremdenrechts. Vor allem durch die Erstaufnahmestelle
Traiskirchen, ich werde bei der Sicherheitsdiskussion noch einmal darauf zurückkommen. Die Erstaufnahmestelle Traiskirchen stellt gewaltige Herausforderungen auch an die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der BH Baden. Dafür auch herzlichen
Dank! In vielen Katastrophenfällen sind die Bezirkshauptmannschaften, wenn man nur die Hochwasserkatastrophen denkt oder Unwetterkatastrophen
in anderer Form oder schwere Unfälle, sind die
Bezirkshauptmannschaften und die Bezirkshauptleute immer erster Ansprechpartner für uns.
Daher sind die Summen, wenn ich sage, 145
Millionen zirka werden im Budget vorgesehen, sind
diese Ausgaben gut angelegt. Und ich denke, eine
gute, effiziente Verwaltung ist für die Mitmenschen
und Mitbürger unseres Landes enorm wichtig.
Danke für die Aufmerksamkeit! (Beifall bei der SPÖ
und ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Klubobmann Gabmann.
Abg. Gabmann (FRANK): Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Transparenz in der Landesverwaltung bildet
Vertrauen und erschwert Korruption. Der Steuerverschwendung wird vorgebaut, Misstrauen kann
1338
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
abgebaut werden. Es hat in Summe sehr viele positive Komponenten.
Der Artikel 10 in der Menschenrechtskonvention sieht vor, dass das Recht auf Information mit
dem Recht auf die Auskunftspflichten einhergeht.
Dass grundsätzlich Auskunft zu erteilen ist und die
Geheimhaltung die Ausnahme sein soll. Österreich
ist in einem internationalen Ranking unter 95 vergleichbaren Staaten leider Schlusslicht. Sogar
Sierra
Leone hat ein Transparenzgesetz,
Slowenien hat eine Internetseite. Zeigt hier vor, wie
sich die Landesverwaltung – vor allem im Aufgabenbereich – verhält. Und auch Hamburg hat eine
Transparency-Internetseite, wo eben die wichtigsten Entscheidungen der Landesverwaltung, oder in
diesem Fall der Staatshoheit zum Besten gegeben
werden und sich die Bevölkerung informieren kann.
konvention verletzt, da das Recht auf Information
klar mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung
verknüpft ist. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte kommt zum Ergebnis, dass die Auskunftspflichtgesetze im Einklang mit Artikel 10 der
Menschenrechtskonvention so anzuwenden sind,
dass Auskunft grundsätzlich zu erteilen und die
Geheimhaltung die Ausnahme ist.
Das NÖ Auskunftsgesetz soll daher so novelliert werden, dass es folgenden Zielsetzungen gerecht wird.
1.
2.
3.
4.
5.
Daher stelle ich den Antrag (liest:)
6.
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Ernest Gabmann zur
Gruppe 0 des Voranschlages des Landes NÖ für
das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2, betreffend mehr
Transparenz in der NÖ Landesverwaltung.
In einem international anerkannten Ranking ist
Österreich mit seinen Auskunftspflicht-Gesetzen
Schlusslicht unter 95 vergleichbaren Staaten. In
Österreich haben Bürger und Steuerzahler kaum
Rechte, zu erfahren, wofür der Staat sein Geld
ausgibt. Dadurch wird laut den Autoren dieser Studie Korruption und intransparente Verwendung von
Steuergeld begünstigt.
Somit ist Österreich Schlusslicht und deshalb
als einziges Land rot eingezeichnet auf der Internetweltkarte des Kanadischen Zentrums für Gesetz
und Demokratie und der spanisch-britischen Organisation Access-Info Europe.
Sogar Sierra Leone hat ein neues Transparenzgesetz beschlossen und liegt somit vor Österreich. Auch Österreichs Nachbarn liegen weit vor
Österreich. So hat etwa Slowenien eine Internetseite auf der die Namen von Firmen eingegeben
werden können und man alle öffentliche und staatliche Aufträge sieht, die das jeweilige Unternehmen
bekommen hat.
Offenbar braucht Österreich manchmal Impulse von außen, um auch hier zulande international längst selbstverständliche Standards zuzulassen. So hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bereits 2013 entschieden, dass Österreich Artikel 10 der Europäischen Menschenrechts-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Korruption erschweren
Steuerverschwendung vorbeugen
Misstrauen abbauen
Vertrauen in Politik und Verwaltung
stärken
Verwaltungsabläufe vereinfachen und beschleunigen
Mitbestimmung erleichtern
Der Gefertigte stellt daher den Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, eine
Novelle des NÖ Auskunftsgesetzes auszuarbeiten
und dem Landtag zur Beschlussfassung vorzulegen, die folgenden Kriterien gerecht wird:
Die Bürger sollen ein umfassendes Recht auf
Information und Einsicht in die Akten der Verwaltung erhalten und gleichzeitig soll der persönliche
Datenschutz gewährleistet bleiben.
Die Behörden sollen Verträge, Dokumente und
Daten von sich aus online stellen und in einem
zentralen Informationsregister veröffentlichen, sofern nicht ein persönliches Interesse an der Geheimhaltung das öffentliche Interesse an der Veröffentlichung überwiegt. Ob dies gegeben ist, soll
von einem unabhängigen und dem Landtag verantwortlichem Gremium für Informationsfreiheit und
Datenschutz kontrolliert werden.“
(Beifall bei FRANK.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Thumpser.
Abg. Thumpser MSc (SPÖ): Sehr geehrter
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich darf zu zwei Bereichen des Budgets Stellung nehmen. Zum Bereich des Konsumentenschutzes und zum Rechnungshof. Zum Bereich des
Konsumentenschutzes: Ein Bereich, dessen Wichtigkeit auch dadurch unterstrichen wird, dass er bei
1339
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
der Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.
Karin Renner angesiedelt ist. Und auch deshalb,
weil Konsumentenschutz uns alle angeht und ein
sehr weitreichender und vielfältiger Bereich ist, der
bei Lebensmitteln und deren Kontrollen beginnt,
über die Produkte und deren Rückruf zu Trinkwasser, Spielzeug, Versicherungsverträgen bis hin zu
den Finanzen reicht. Sprich, ein Bereich, der uns
alle angeht.
In diesem Zusammenhang lassen Sie mich
gleich einen Dank an alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, nicht nur des Amtes der Landesregierung aussprechen, sondern auch der NÖ Arbeiterkammer und den Mitarbeiterinnen im Bereich des
Konsumentenschutzes sowie selbstverständlich
auch den Ministerien und den Vereinen und Instituten.
Denn, und ich habe es schon gesagt, Konsumentenschutz im Bereich der Lebensmittel ist ein
wesentlicher, ein elementarer. Daher hat die Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin Renner auch in
diesem Bereich einen ihrer Schwerpunkte in der
Arbeit gesetzt, was die Regionalität, aber auch die
Herkunftsbezeichnung der Lebensmittel auf der
einen Seite betrifft und auf der anderen Seite aber
auch den bewussten Umgang mit den Lebensmitteln fördert bzw. dieser gehoben wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn
wir über Lebensmitteln reden, dann ist Trinkwasser
einer der Bereiche, der für uns wesentlich ist.
Trinkwasser ist ein Bereich, der uns mehr beschäftigt denn je. Wir haben es vor einigen Wochen wieder beim Hochwasser gesehen, wie wichtig der
Bereich Trinkwasser für viele Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, aber vor allem gutes
Trinkwasser in diesem Bereich ist. Viele Gemeinden haben Probleme, die Trinkwasserqualität aufrecht zu erhalten. Und in dem Bereich spielt Konsumentenschutz eine wesentliche Rolle.
Und zu dem Bereich des Trinkwassers, liebe
Kolleginnen und Kollegen, weil in den letzten Wochen und Monaten gerade im Zuge des EU-Wahlkampfes immer wieder auch von der Privatisierung
des Trinkwassers gesprochen wurde, ich glaube,
dass wir von dieser Stelle aus ein klares Nein zu
diesen
Privatisierungstendenzen
aussprechen
sollten.
Es gibt, wie eingangs bereits aufgezählt, viele
Bereiche. Einer liegt mir aber noch besonders am
Herzen, liebe Kolleginnen und Kollegen, im Bereich
des Konsumentenschutzes, weil es unsere Kleinsten, nämlich die Kinder betrifft. Nämlich die Frage
des Spielzeuges, die Frage der Risken von Zusatz-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
stoffen, die in Spielzeugen enthalten sind. Und die
entsprechende Kennzeichnung von krebserregenden Stoffen, die Überprüfung nach Schwermetallen,
aber auch nach Weichmachern. Ich glaube, dass in
diesem Bereich der Lebensmittelkontrolle ein wesentlicher Schwerpunkt des Konsumentenschutzes
auch liegt.
Zum zweiten Bereich, zum Rechnungshof. Ich
habe von dieser Stelle aus im letzten Jahr die Forderung aufgestellt, dass wir alle Berichte des
Rechnungshofes in diesem Haus diskutieren. Und
wir haben im letzten Landtag zwar in einer Aktuellen Stunde, nicht auf der normalen Tagesordnung,
den Tätigkeitsbericht des Landesrechnungshofes
2013 diskutiert. Ich kann somit für mich einmal in
Anspruch nehmen, dieser Punkt ist erfüllt. Spreche
aber gleichzeitig die Hoffnung aus, dass wir im
nächsten Jahr keine Aktuelle Stunde zur Diskussion des Tätigkeitsberichtes des Rechnungshofes
brauchen. Sondern dass wir ihn als normalen Tagesordnungspunkt im Zuge einer Landtagssitzung
diskutieren können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zum Thema
Budget: Wenn‘s ums Budget von Niederösterreich
geht, wenn’s ums Budget schlussendlich auch von
ganz Österreich geht, dann bin ich der Meinung,
dass Österreich mit einer Millionärssteuer entsprechend besser aufgehoben wäre. Danke! (Beifall bei
der SPÖ.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Klubobmann Waldhäusl.
Abg. Waldhäusl (FPÖ): Herr Präsident! Werte
Kollegen des Landtages!
In der Gruppe 0 gibt es sehr wohl Einsparungsmöglichkeiten und ich habe das in der Generaldebatte bereits angeführt, dass wir hier immer
wieder davon gesprochen haben, im eigenen Bereich einzusparen. Im eigenen Bereich, damit
meine ich die Politik, damit meine ich uns selbst,
meine ich Repräsentationsausgaben. Gewisse
Dinge, die hier unmittelbar bei uns selbst angesiedelt sind bis zur zentralen Verwaltung hier im Landhaus, wo sehr wohl Möglichkeiten zu diskutieren
sind.
Wir haben vor Jahrzehnten schon über Sonderbehörden diskutiert und über viele, viele Dinge,
quer durch alle Parteien, wo es sehr wohl möglich
wäre. Und wenn man sich dann das im Detail anschaut, dann merkt man, dass es nicht großartige
Prozentsätze sind, sondern hier in dieser Gruppe
tatsächlich es möglich ist. Einsparen nicht auf
Kosten der Bürger! Daher von uns noch einmal ein
1340
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Bekenntnis. Wir haben ja das mit Anträgen sichergestellt hier im Landtag, dass wir für den Erhalt der
Bezirkshauptmannschaften eintreten. Und es hat ja
heute auch der Vertreter der SPÖ, der Präsident
Gartner, gesagt, wie wichtig diese Bezirkshauptmannschaften für die Bürger sind. Das heißt, dort
sparen, wo es der Bürger nicht spürt.
Selbstverständlich kann man über gewisse
Dinge nachdenken, wo auch bei Bezirkshauptmannschaften Einsparungspotenzial gegeben ist.
Das heißt, wir stellen nicht die Bezirkshauptmannschaften in Frage. Nein. Wir wollen sie als Außenstelle. Wir hätten auch noch viel lieber, dass viel
öfter Bezirkshauptmannschaften auch gewisse
juristische Dinge, ausgelagerte Dinge im Bereich
der Bauordnung etc. von Gemeinden übernehmen,
dort wo Gemeinden überfordert sind. Wo der Bürger Probleme damit hat, weil die Gemeinden keine
Juristen haben und hier überfordert sind.
Das alles unterstützen wir. Und wir wollen zuerst Anlaufstelle als Bürgerstelle für die Bürger.
Was aber nicht heißt, wenn der Rechnungshof
aufzeigt, dass Einsparungspotenzial in der Verwaltung vorhanden ist, dass man nicht auch bei den
Bezirkshauptmannschaften selbst darüber nachdenkt und sich konkret anschaut, dass auch dort
mögliche Einsparungen gegeben sind. Das eine
schließt das andere nicht aus. Das heißt, ja zu den
Bezirkshauptmannschaften, aber nicht uneingeschränkt budgetieren und machen was ihr wollt.
Nein! Das sicher nicht!
Genauso wie hier in der Zentrale in St. Pölten
muss auch draußen für alle Stellen das gleiche
gelten. Und dann ist eine Einsparung möglich ohne
dass die Bürger es spüren, negativ spüren. Ich
bringe daher auch den Antrag ein zur Gruppe 0,
Einsparung bei Verwaltung und Repräsentation der
Landesregierung. Es ist tatsächlich kein Sparwille
ersichtlich, denn im Gegenteil, es wird hier wieder
um 30 Millionen mehr budgetiert. (Liest:)
„Abänderungsantrag
der Abgeordneten Waldhäusl, Königsberger,
Ing. Huber, Landbauer, Weiderbauer und Enzinger
Msc zur Gruppe 0 des Voranschlages des Landes
Niederösterreich für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-22014 betreffend Einsparung bei Verwaltung und
Repräsentation der Landesregierung.
Der Voranschlag des Jahres 2015 sieht in der
Gruppe 0 keine Einsparungen vor. Angesichts eines Bruttoabganges beim gesamten Voranschlag
2015 von über 293 Mio. Euro scheint bei diesen
Ausgaben mehr als Sparsamkeit angebracht.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Es ist aber in keiner Weise ein Sparwille ersichtlich, im Gegenteil, es wird hier wieder um über
30 Mio. Euro mehr Steuergeld projektiert als im
Voranschlag 2014.
Auf der anderen Seite werden die niederösterreichischen Bürgerinnen und Bürger ständig mit
steigenden Belastungen konfrontiert. Viele können
sich das tägliche Leben, vor allem die eklatant gestiegenen Kosten bei Wohnraumbeschaffung und
Mieten nicht mehr leisten. Speziell Familien mit
mehreren Kindern sowie jene, die täglich auf das
Auto angewiesen sind, steuern de facto auf die
Armutsfalle zu. Die NÖ Landesregierung ist daher
gefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen und
den Sparstift bei sich selbst und den Repräsentationsausgaben anzusetzen, und das dabei ersparte
Geld für sozial Schwache und Bedürftige, sowie
kinderreiche und armutsgefährdete Familien einzusetzen.
Die Gefertigten stellen daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Der Budgetposten Gruppe 0 soll auf 700 Mio.
Euro eingefroren werden. Der Budgetposten für
Repräsentation soll um 50 % gekürzt werden. Die
eingesparten Beträge sollen für sozial Schwache
und Bedürftige, sowie für familienpolitische Maßnahmen verwendet werden.“
Diesen Abänderungsantrag deswegen, weil wir
zeigen wollen, dass es hier möglich ist. Denn die
kosmetischen Reparaturen, die bereits vorgenommen wurden, wo wir gesagt haben im Bildungsbereich, was bei den Bezirkshauptmannschaften angesiedelt ist, Bezirksschulräte etc., davon merkt
man hier finanziell wirksam noch nichts. Und es
besteht auch die Gefahr, dass sich dieser Bereich
es sich wieder richtet, dass unterm Strich nichts
herauskommt.
Das heißt, tatsächlich kann man auch Effizienz
steigern indem man nicht immer nur nachbesetzt,
nachbesetzt. Und wenn ich mir die Dienstpostenpläne der letzten zwei, drei Legislaturperioden anschaue, habe ich nicht gemerkt, dass tatsächlich
man sich überhaupt an das gehalten hat, was wir
hier beschlossen haben. Wir haben hier teilweise
Reduktionen beschlossen und dann hat aber trotzdem der oberste Personalchef, der Landeshauptmann, wieder aufgenommen, ohne nachzufragen
ob es tatsächlich notwendig ist.
Und wir sagen eben, mit gutem Beispiel vorangehen. Das würde heißen, dass wir hier in dieser
Gruppe bis zu 50 Millionen einsparen könnten,
1341
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
ohne dass der Bürger darunter leiden müsste. Weil
man tatsächlich hier Spielraum genug hat. Und der
Politik wird es nicht schlecht tun, mit gutem Beispiel
voranzugehen. Auch der Landesregierung würde
es nicht schlecht tun, hier einmal zu zeigen, wir
können bei uns selbst sparen.
Ich hoffe daher, dass wir mit diesem Antrag
zumindest einen Nachdenkprozess eingeleitet haben. Ich weiß natürlich, dass er abgelehnt wird.
Aber wir werden bis zum Schluss dieser Debatten,
dieser zwei Tage, und zum Schluss in der Gruppe
Finanzwirtschaft werde ich es dann zusammenrechnen, was wir hier an Möglichkeiten gehabt
hätten und versäumt haben. Wo wiederum hier
lieber ÖVP und SPÖ und die „Stronachs“ die Bürger belasten. Da sind wir nicht dabei! Daher dieser
Abänderungsantrag. Und ich bitte, das vielleicht
noch einmal zu überdenken. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Frau
Abgeordnete Onodi.
Abg. Onodi (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
In diesem Budgetkapitel findet sich auch der
Tierschutz wieder. Und ich möchte hier festhalten,
Niederösterreich übernimmt mit dem flächendeckenden Angebot von den Tierheimen eine wichtige Verantwortung. In Niederösterreich gibt es 16
bewilligte Tierheime, davon sind vier SchwerpunktTierheime.
Mit dem bundeseinheitlichen Tierschutzgesetz
2005 wurde eine moderne Regelung geschaffen,
obgleich es natürlich auch Bereiche gibt, die vor
allem die Länder immer wieder vor großen Herausforderungen stellen. Einer dieser Problembereiche ist neben dem Animal Hoarding sicherlich auch
die Zunahme von Streunerkatzen, aber auch der
Hundehandel aus dem Osten und in letzter Zeit
vermehrt die Wildtierhaltung. Und hier insbesondere die Gruppe der Reptilien.
Tiere nicht als Sache zu sehen, sondern als
individuelles Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen,
stellt die Grundvoraussetzung für eine funktionierende Mensch-Tier-Beziehung dar. Dieses Bewusstsein, sehr geehrte Damen und Herren, gilt es,
so früh wie möglich zu wecken. Die Vermittlung von
tierschutzrelevanten Themen für Kinder und Jugendliche ist für die gesamte Gesellschaft von immenser Bedeutung.
Die Lebensbedingungen von Tieren, auch jene
von Nutztieren in der Landwirtschaft zu verbessern
und den respektvollen Umgang mit Tieren zu stär-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
ken, das sind auch wichtige Aufgaben der Landespolitik.
Unsere Tierheime kümmern sich verantwortungsvoll um die ihnen anvertrauten Tiere. Ihre
ständigen Bemühungen für die Tiere, neue Besitzer
zu finden, sind eine große Hilfe für uns. Aber auch
als Anlaufstelle für Informationen zum richtigen
Umgang mit Tieren erfüllen die Tierschutzhäuser
unverzichtbare Aufgaben.
Die unterschiedlichen Tierschutzbestimmungen in der Europäischen Union und ihre mangelnde
Durchsetzung bedeuten für Österreich mit seinen
sehr strengen Tierschutzvorschriften erhebliche
Herausforderungen. Vor allem, wie schon erwähnt,
die Ostregion kämpft hier mit negativen Entwicklungen, wie zum Beispiel mit dem Hundehandel
oder dem illegalen Internethandel. Dieses grausame Treiben kann einzig und allein durch ein entschlossenes Handeln aller EU-Staaten mit Blickrichtung auf den Schutz und das Wohlergehen der
Tiere beendet werden.
Dazu gehört natürlich das Schließen von
Schlupflöchern, der wirksame Vollzug von gesetzlichen Vorgaben sowie einheitliche, am heimischen
Vorbild orientierte Tierschutzvorschriften in der
Europäischen Union insgesamt. Ein wichtiger
Schritt wurde hier schon getan, nämlich mit der
Neufassung der Umwelt- und Sozialstandards der
Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Künftig muss das Finanzinstitut bei seinen Investitionen auf EU-Tierschutzstandards achten und darf keine Projekte finanzieren, die dagegen verstoßen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Zum Abschluss möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass Tierschutz auch während der Sommerund Reisezeit sehr wichtig ist. Speziell der Transport von Tieren in Autos wird immer wieder unterschätzt. Hier gilt es ebenfalls, zum Schutz der Tiere
die Richtlinien entsprechend einzuhalten. Danke für
die Aufmerksamkeit! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gemeldet ist
Herr Abgeordneter Dr. Michalitsch.
Abg. Dr. Michalitsch (ÖVP): Sehr geehrter
Herr Präsident! Hoher Landtag!
Nach diesem sehr berechtigten Exkurs zum
Tierschutz in Niederösterreich mitten im Generalkapitel Verwaltung möchte ich ihre Aufmerksamkeit
jetzt wieder auf die Verwaltung als solches lenken.
Immerhin sind es 39.100 Personen, die direkt auf
Grund der Beschlüsse, die wir hier jetzt zu fassen
1342
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
haben, dann ihre entsprechende Entlohnung erhalten. Und diese Menschen arbeiten allesamt für
Niederösterreich! Und wenn ich im Vorfeld von
einem Abgeordneten der FPÖ hören musste, dass
das ein Moloch wäre, dass es da keine Einsparung
gäbe oder dass Geld verludert würde, dann frage
ich mich, wo lebt dieser Kollege?
51,9 Prozent der Menschen, die hier direkt für
uns arbeiten, arbeiten in unseren Landeskliniken.
15 Prozent, 4.800 Menschen, arbeiten in unseren
Heimen. Und 3.390 arbeiten in unseren Kindergärten. In Summe drei Viertel der Mitarbeiter des Landes in diesem sozialen Bereich. Das dient unmittelbar den Menschen. Und da frage ich mich, wo wird
hier irgendjemand falsch eingesetzt? (Beifall bei der
ÖVP.)
Und wenn ich höre, die Verwaltung wäre starr
und da würde sich nichts ändern, dann hilft es einfach nur, sich mit den Zahlen zu befassen und einmal wirklich hineinzuschauen in dieses Budget und
in den Dienstpostenplan. Obwohl wir ein Landesverwaltungsgericht Neu, wir haben das ja hier auch
diskutiert, mit insgesamt 105 Dienstposten im hoheitlichen Bereich, die der Rechtspflege dienen,
haben, haben wir, ohne diese Effekte der Versetzungen beim Amt, 67 Dienstposten weniger geschafft. Und auch bei den Bezirkshauptmannschaften, die eine – richtig - wichtige Rolle haben
für die Bürger selbst. Für die Unternehmen bei der
Betriebsansiedlung. Und natürlich auch für die Gemeinden bei der Rechtsberatung. Aus all dem
schaffen wir durch Kompetenzzentren in Summe 12
Dienstposten weniger. Und auch der Straßendienst,
für unsere Sicherheit – weniger - trägt bei, dass hier
eingespart wird.
Also hier zu sagen, es gäbe keine Einsparung
und keine Veränderung, das ist schlicht und einfach
falsch! Wenn man sich im Gegenzug dazu die
Zahlen in der 10-Jahreslinie anschaut, Landesanstalten, sprich Heime und Kliniken: Von 13.000 auf
21.000 Dienstposten. Oder die Kindergärten in dem
Zeitraum: Von 2.300 auf 3.300. Also es gibt eine
ganz, ganz dramatische Veränderung hin zu den
sozialen Dienstleistungen!
Ich möchte an dieser Stelle, weil das natürlich
locker klingt, auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken. Weil jeder Abteilungsleiter, es sitzen hier oben welche, in Summe auch zu dieser
Einsparung beitragen muss. Der muss sich überlegen, wie die Anforderungen, die ja nicht weniger,
sondern mehr werden punkto Quantität aber auch
Qualität in der Nachvollziehung, wie sie das schaffen. Und hier ständig, 10 Jahre lang 1.300 Posten
einzusparen, das ist etwas, wo viel Hirnschmalz
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
dahintersteckt und viel Engagement. Ich möchte
den Kollegen, die das schaffen, einfach herzlich
danken! (Beifall bei der ÖVP und Teilen der SPÖ.)
Und der Bürger honoriert das auch! Der Bürger
gibt höchste Zufriedenheitswerte! Die Bezirkshauptmannschaften sind hier wirklich Zentren des
Bürgerservices mit Quoten von bis zu 97 Prozent
Zufriedenheit. Also darauf kann man schon stolz
sein. Daher kann man da alle Polemik, die hier von
diesem Pult aus geführt wurde, einfach wirklich, ich
glaube, wegwischen. Weil man sagen kann, das ist
wirklich nur, damit ich hier irgendwas Negatives
sage. In Summe dient die Verwaltung den Bürgern!
Man kann auch für die Sozialpartnerschaft
danken. Da gibt’s ein gutes Miteinander von Personalvertretung und der Führung im Haus. Und die
Verwaltung in Niederösterreich ist gerade angesichts der Zahlen, die ich genannte habe, auch ein
Beispiel, wie sozial ausgewogen das Budget ist. Es
ist damit ein Beitrag zur guten Landesentwicklung.
Was das Auskunftspflichtgesetz betrifft, verweise ich auf die Änderung der Amtsverschwiegenheit, die bevorsteht in der Bundesverfassung. Dann
werden wir dieses Thema, so wie alle Themen
auch, wieder so ordnen, wie es der aktuellen Verfassungsrechtslage entspricht. In diesem Sinn
danke allen, die hier für die Bürger arbeiten. Und
dieses Budget ist dafür ganz sicher eine ausgezeichnete Grundlage! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gemeldet ist
Herr Abgeordneter Schagerl.
Abg. Schagerl (SPÖ): Sehr geschätzter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes
Haus!
Ich möchte mich im Rahmen der Debatte des
Budgets 2015 mit dem Kernbereich der Raumordnung, Raumplanung und der Bauordnung befassen. Die Leitziele der Raumordnung sind im Raumordnungsgesetz 1976 sehr gut dargestellt. Ich zitiere aus dem § 1 Abs.1: Raumordnung ist die vorausschauende Gestaltung eines Gebietes zur Gewährleistung der bestmöglichen Nutzung und Sicherung des Lebensraums unter Bedachtnahme
auf die natürlichen Gegebenheiten, auf die Erfordernisse des Umweltschutzes sowie die abschätzbaren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen
Bedürfnisse seiner Bewohner und der freien Entfaltung der Persönlichkeit in der Gemeinschaft, die
Sicherung der lebensbedingten Erfordernisse, insbesondere zur Erhaltung der physischen und psychischen Gesundheit der Bevölkerung.
1343
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Der § 1 des Raumordnungsgesetzes wurde
von mir deshalb zitiert, da die Festlegungen darin
sehr gut widergeben, dass es in erster Linie um die
Bedürfnisse der Natur und von uns Menschen geht
und dies auch in der Raumordnung zu berücksichtigen ist.
Mit der 20. Novelle des NÖ Raumordnungsgesetzes 1976 wurde die Erlassung eines sektoralen
Raumordnungsprogrammes vorgesehen, welches
Zonen festlegen sollte, auf denen die Widmung
Grünland Windkraftanlagen zulässig sein soll. Im
April 2014 wurde in der ersten Arbeitssitzung des
Raumordnungsbeirates eine Empfehlung zum Entwurf einer Verordnung und eines Zonenplanes über
ein zentrales Raumordnungsprogramm über die
Windkraft in Niederösterreich beschlossen, die von
der NÖ Landesregierung bereits verordnet wurden.
Die Ziele des NÖ Energiefahrplanes 2013 werden weiterhin eingehalten. Das war auch ein wichtiger Punkt betreffend Änderung des Raumordnungsprogrammes betreffend der Windkraftanlagen.
Zum Punkt Raumordnung möchte ich weiters
anmerken, dass bei Änderungen der örtlichen
Raumordnungsprogramme mehr Augenmerk auf
die Gefahrenzonenpläne, besonders im Bereich
von geologisch sensiblen Regionen und auch auf
die forsttechnischen Belange, vor allem im angrenzenden Baulandbereich, zu legen ist. Es wäre auch
von großem Nutzen, mögliche Retentionsflächen
und Rückbaumaßnahmen entlang der Flüsse in
einem Maßnahmenplan festzulegen.
Abschließend möchte ich zur Überarbeitung
der NÖ Bauordnung Stellung nehmen: Sehr geehrte Damen und Herren! Wohnen muss leistbar
sein! Um die Baukosten zu senken und die Menschen zu entlasten, braucht es eine Entbürokratisierung der Bauordnung. Vorschriften, die das
Bauen unnötig verteuern, gehören beseitigt. Das
würde Baukosten senken und Bauzeit verringern.
Wir Sozialdemokraten stehen zum Arbeitsübereinkommen mit der ÖVP und haben daher in
den letzten Wochen gemeinsam in einer Arbeitsgruppe die Überarbeitung der Bauordnung vorgenommen. Es sind natürlich auch Kompromisse
einzugehen, da es auch verschiedene gesetzliche
Vorgaben und Interessen zu vertreten gibt.
Vorab kann jedoch gesagt werden, dass Kinderlärm keine schädliche Emission mehr ist und
eine Beschleunigung bei Bauverfahren erfolgt. Ich
gehe davon aus, dass eine Überarbeitung der NÖ
Bauordnung eine Vereinfachung und Klarstellung
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
von Vorschriften bzw. eine Deregulierung mit sich
bringt. Ich bin sehr froh, dass die bautechnischen
Vorschriften, OEB-Richtlinie 1 bis 6, nun auch in die
NÖ Bautechnikverordnung übernommen werden
und dadurch sicherlich eine Vereinfachung der
bautechnischen Tätigkeit in Österreich erreicht
wird. Danke für die Aufmerksamkeit! (Beifall bei der
SPÖ.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Mag. Riedl.
Abg. Mag. Riedl (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Traditionell stand die Debatte in der Gruppe 0
natürlich immer im Zeichen im Verhältnis LandGemeinden. Und es stand selbstverständlich auch
heuer wieder die Partnerschaft zwischen Land und
Gemeinden am Prüfstand.
Ich denke, wir brauchen da weder was
g’sundbeten noch schönreden. Aber was wir auf
gar keinen Fall brauchen, ist etwas krankzujammern. Und ich glaube, wir können in zweierlei Hinsicht diese Partnerschaft jetzt ganz kurz noch einmal aus meiner Sicht klarstellen. Das eine ist die
Stellung der Gemeinden in unserem Staatsaufbau,
diese so genannte, aus meiner Sicht gelebte Subsidiarität. Und zum Zweiten natürlich über die Frage
der Finanzströme.
Zur Stellung der Gemeinden im Staatsaufbau,
da würde ich gerne ein bisschen sozusagen den
Fokus darauf richten, wenn man hinausfährt und
dann wieder nach Österreich zurückkommt. Kollege
Dworak kennt das. Wir fahren in den letzten Jahren
in diese europäischen Hauptstädte und debattieren
mit den Gemeindeverbänden und Gemeindebünden der anderen Nationen.
Und zum Einen erfahren wir dann immer, wie
das System Österreich und unsere Stellung eigentlich als Modell gesehen wird. Ich war vor kurzem
über Einladung des deutschen Städte- und Gemeindetages im Parlament in Mainz vortragen, und
zwar „Finanzverfassungen in Österreich“. Also kein
Schwellenland oder kein wenig demokratisch organisiertes Land. Dort waren die Abgeordneten, die
Politiker, die Banker, die Berater. Im Endeffekt eine
sehr, sehr interessante Debatte. Und ich habe dort
erfahren dürfen, was wir im Besonderen haben.
Etwas, was alle gerne hätten. In Geldangelegenheiten eine Finanzverfassung, wo wir auf Augenhöhe in diesem Land mit den Normensetzern Ländern und Bund entsprechend verhandeln können.
Und alles was nicht verhandelt ist, letztendlich nicht
von den gesetzlich vorgesehenen Interessensver-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
tretern unterschrieben ist, ist nicht gerecht und
damit anfechtbar. Gibt’s nirgends!
gegeben war. Siehe Kommunalgipfelvereinbarungen vom letzten Mal.
Und alles was nicht Geld ist, ist Stabilitätspakt.
Was auch heute erwähnt wurde. Schaut euch die
Eisenbahnkreuzungsverordnung an! Auch hier
haben wir ein Instrument, das keiner geglaubt hätte
dass es so durchsetzungs- und durchschlagsfähig
ist, wie dies das letzte Verfassungsgerichtshofurteil
auch klar macht. Das heißt also, wir haben letztendlich eine gewisse Verantwortung, mit diesem
Instrument auch ordnungsgemäß umzugehen. Und
diese Partnerschaft in dieser Stellung wird dann
noch getoppt in Niederösterreich, indem wir in Niederösterreich ein Paktum leben, das es auch nicht
gibt in den anderen Bundesländern. Unseren
Kommunalgipfel! Nämlich dort, wo es wirklich um
große Finanzströme geht, wird vorher miteinander
gesprochen. Von dem, liebe Freunde, habe ich
noch von niemandem was gehört in der heutigen
Debatte!
Und zu den Transfers, auch das in aller Offenheit: Die Transfersumme, auch wir untersuchen
gerade im Österreichischen Gemeindebund, wie
die Länder mit den Gemeinden umgehen. Und mir
ist überhaupt nicht bange, das Verhältnis in Niederösterreich erwarten zu dürfen. Wir sind zur Zeit
genau am Durchschnitt in den Transfersummen in
Österreich. Das heißt also, wir sind nicht schlecht
dran. Besser werden darf man ja immer. Und wir
haben etwas, was wir deswegen im Vergleich nicht
hineinrechnen können, weil es sie einfach nur in
Niederösterreich nicht mehr gibt: Die Landesumlage! Wir haben alle gefeiert. Heute wissen wir
manchmal als Gemeindevertreter schon, wer hat,
der gibt nicht gerne. Und wir täten da und dort
manchmal auch gerne sozusagen horizontal einen
gewissen Ausgleich zwischen Gunst- und Ungunstlagen herbeiführen. Das sind Themen über
die wir auch reden sollten, Herr Kollege Laki!
Damit komme ich zu den Finanzströmen. Ich
glaube, wenn jemand die Gemeindefinanzen sozusagen ernsthaft beurteilen möchte oder die Kooperation und Partnerschaft, Land und Gemeinde
ernsthaft beurteilen möchte, dann sollte er sich den
sehr lange Jahre schon veröffentlichten Gemeindefinanzbericht einfach anschauen. Da gibt’s eine
Unmenge an Zahlenmaterial, das wirklich grundlagenforschend auch den Vergleich zwischen den
einzelnen Bundesländern, in den einzelnen Kostenstellen usw. darstellt.
Und ich sage es in aller Offenheit: Ich bin stolz,
Gemeindevertreter zu sein! Ich bin auch stolz, Landesvertreter zu sein, um diese gelebte Partnerschaft auch begleiten zu können, gestalten zu können. Und sage selbstbewusst, die Städte und Gemeinden, sie sind ganz einfach die Sparmeister der
Nation! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie sind jene, die in schwierigsten Zeiten,
dann, wann es notwendig war, auch dazu beigetragen haben, lokal konjunkturpolitische Initiativen zu
setzen, etwas vorzuziehen. Und müssen halt jetzt
da und dort auch etwas zurücknehmen. Das ist
keinesfalls was Schlechtes, sondern wir haben
verantwortungsbewusst gehandelt. Wir haben die
höchste Investitionskraft. Die haben wir noch immer. Wir können aktuell investieren. Und nicht das
Gegenteil ist der Fall.
Wir haben in kritischen Zeiten viel vorgezogen.
Wir waren erfolgreich und sparsam. Das Nulldefizit
liefern wir ab, die Schulden bauen wir ab, die Aufgaben können wir erfüllen. Und das alles in einer
gewissen Konsequenz, wenn Handlungsbedarf
Die NÖ Gemeinden sie sind im Investitionsvolumen grundsätzlich an dritter Stelle im Bundesgebiet. Das heißt also, die Freiheit, noch immer Geld
für Investitionen zu haben, ist aus meiner Sicht im
oberen Drittel beachtenswert, bei der Größe der
Investitionen die wir tätigen.
Die Personalausgaben sind im Verhältnis zu
allen anderen die niedrigsten in Österreich! Das
heißt, dieses partnerschaftliche Miteinander, das ist
ein Fundament, auf dem man aufbauen kann. Und
dafür, glaube ich, sollte man bei einer Budgetdebatte im Land auch ein herzliches und aufrichtiges
Danke an die Partnerschaft, an den Landeshauptmann und, an Landeshautmann-Stellvertreter
Sobotka richten. (Beifall bei der ÖVP.)
Was mir nicht gefällt, und das darf ich jetzt
auch für meine ÖVP sagen, was mir nicht gefällt, es
taucht ja immer in der Zeit auch eine Debatte auf,
ob die Mittel gerecht verteilt werden. Ich weiß nicht,
aus welcher Ecke das kommt. Ich weiß nicht, woher
das kommt. Aber ich muss das klarstellen: Ob die
BZ-Mittelverteilung gerecht oder nicht gerecht ist,
liebe Freunde! Wenn man den Tatsachen ins Auge
blickt, so sind die pro Kopf-Einnahmen in Niederösterreich in den einnahmenseitigen Gesamteinnahmen bei den ÖVP-Gemeinden 1.704 Euro und
bei den SPÖ-Gemeinden 1.896 Euro. Also mehr
Einnahmen als die ÖVP-Gemeinden.
Wenn man die Einwohner laut Registerzählung
hernimmt, so leben 597.379 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher in SPÖ-Gemeinden.
Das sind 16,19 Prozent. Wir machen ein Regie-
1345
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
rungsübereinkommen, da tut keiner mauscheln und
täuscheln. Sondern ein Regierungsübereinkommen, wo die BZ-Mittel in der Summe zugeteilt werden mit 24,61 Prozent. Ich würd mich halt gern
aufregen als ÖVP, ich tät mich wirklich gern einmal
wehren, dass nicht zu viel in die falsche Richtung
läuft. (Zwischenrufe bei Abg. Dworak.)
Die Frage ... über die Schwerpunktsetzung, da
geb ich dir schon Recht. Darüber können wir immer
diskutieren. Aber die Frage über die generelle Mittelzuteilung, dass die immer in der Presse auftaucht, das ist so ungerecht! Das stimmt einfach
nicht! Schaut euch bitte einfach nur die Zahlen an.
Das ist der einzige Wunsch, den ich habe! (Beifall
bei der ÖVP.)
Und zum selbsternannten Budgetguru: Lieber
Herr Dr. Laki. Also, Ihre Freiheit etwas zu nennen,
nehme ich Ihnen nicht, aber ich sage Ihnen ganz
offen, so zu titulieren, Landes- und Gemeindebudgets „krachen wie die Kaisersemmeln“, also ich
kann Ihre Aussage nur so verstehen, dass Sie gemeint haben, überall dort, wo ich als Prüfer einmal
war, wo ich beraten habe, dort funktioniert es nicht.
Linz, Wr. Neustadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Weil für alle anderen darf ich schon als Gemeindevertreter für die Gemeindebudgets und für
die Städte sagen: Wir liefern einen ausgeglichenen
Haushalt trotz so mancher, die große Schwierigkeiten haben. Wir liefern in Niederösterreich seit
Jahren unseren ausgeglichenen Haushalt! Und die
laufenden Ausgaben sind nicht kreditfinanziert. Also
das, was Sie da behaupten, ist ganz einfach inhaltlich falsch!
Das Problem, das ich auch ansprechen
möchte, weil Sie es erwähnt haben, die Seite 36,
ich habe sie mir noch einmal mitgenommen aus
dem Rechnungshofbericht. Also, ich weiß nicht, wie
Sie zitieren. Aber verkaufen Sie doch bitte die
Landsleute nicht für ganz blöd. Das stimmt ja nicht!
Entweder Sie nehmen semantisch das, was Ihnen
gerade passt. Und das ist eines Rechnungshofprüfers einfach nicht würdig. Ich würde schon meinen, da drinnen steht, die öffentliche Sparquote hat
wieder einen leichten Anstieg, die Eigenfinanzierungsquote ist in allen Jahren nahezu 100. Warum
verschweigen Sie das alles, wenn Sie schon die
Seite 36 nennen?
Und abschließend, lieber Herr Kollege
Naderer. Wissen Sie, was mich semantisch nervös
macht? Wenn wir in diesem Staatsaufbau reden
über Zahlen, über Budgetzahlen und so weiter, wir
haben keine Bundessteuern woraus wir Almosen
bekommen! Wir haben gemeinschaftliche Bundes-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
abgaben woraus wir unseren Anteil (erhalten) der
uns zusteht, weil wir in dem Staatsaufbau so reagieren.
Präsident Ing. Penz: Bitte um den Schlusssatz!
Abg. Mag. Riedl (ÖVP): Daher werden wir der
Resolution hinsichtlich der Umsatzsteuer nicht zustimmen können. Erstens weil wir bereits europäisch vorstellig sind in der Frage Mehrwertsteuerrichtlinie durch die Bundesregierung. Zweitens, weil
die weitergeht in der Kooperation. Und drittens weil
es falsch ist: Die Kindergärten haben schon einen
Vorsteuerabzug. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Damit ist die Rednerliste
der Gruppe 0 erledigt. Der Berichterstatter verzichtet auf sein Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung. (Nach Abstimmung über den Abänderungsantrag der Abgeordneten Waldhäusl, Enzinger MSc
betreffend Einsparung bei Verwaltung und Repräsentationen der Landesregierung:) Dafür stimmen
die Abgeordneten der FPÖ und die Liste FRANK.
Der Antrag hat keine Mehrheit gefunden.
(Nach Abstimmung über Gruppe 0, Vertretungskörper und allgemeine Verwaltung:) Dafür
stimmen die Abgeordneten der ÖVP, der SPÖ, der
Liste FRANK minus 2. Die Gruppe ist mit Mehrheit
angenommen.
Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über
die gestellten Resolutionsanträge. Zunächst über
den Resolutionsantrag des Abgeordneten Mag.
Mandl und Razborcan betreffend Verlängerung der
Fristen für EU-Subsidiaritätsrügen. (Nach Abstimmung:) Das ist einstimmig angenommen.
Ich lasse nunmehr über den Resolutionsantrag
der Abgeordneten Razborcan und Mag. Mandl
betreffend Kennzeichnung von Projekten, gefördert
durch die EU. (Nach Abstimmung:) Das sind alle
Abgeordneten des Hauses. Somit einstimmig angenommen.
(Nach Abstimmung über den Resolutionsantrag des Abgeordneten Naderer betreffend Vorsteuerabzug für Gebietskörperschaften bei Leistungen der Hoheitsverwaltung sowie Leistungen der
Kindergärten und Musikschulen:) Das sind die Abgeordneten der Liste FRANK und drei Abgeordnete
der GRÜNEN. Der Antrag hat keine Mehrheit gefunden.
Der letzte Resolutionsantrag zu dieser Gruppe
wurde vom Abgeordneten Klubobmann Gabmann
eingebracht betreffend mehr Transparenz in der
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
NÖ Landesverwaltung. (Nach Abstimmung:) Die
Abgeordneten der Liste FRANK und drei Abgeordnete der GRÜNEN. Das ist keine Mehrheit.
unseren Seniorenheimen den Menschen zu helfen
und sie zu unterstützen. Oder auch im kirchlichen
Bereich.
Ich ersuche Herrn Abgeordneten Lobner, zur
Gruppe 1, Öffentliche Ordnung und Sicherheit, zu
berichten.
In Niederösterreich kann sich jeder Landesbürger darauf verlassen, dass er nicht alleine gelassen wird. Dass ihm geholfen wird, wenn er Hilfe
braucht, sei es im Bereich der Nachbarschaftshilfe
oder sei es dann, wenn eine Katastrophe über unser Land hereinbricht. Beispielsweise die Hochwasserkatastrophen im Jahre 2013, als tausende
Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher
freiwillig und unentgeltlich im Einsatz waren um den
Mitmenschen zu helfen. Oder wenn ich an die
Hochwasserereignisse erst vor wenigen Wochen in
unmittelbarer Nähe denke, auch hier war die Bereitschaft sehr, sehr groß.
Berichterstatter Abg. Lobner (ÖVP): Herr
Präsident! Hoher Landtag! Ich berichte zur
Gruppe 1.
In die Gruppe 1, Öffentliche Ordnung und Sicherheit, fallen Einnahmen und Ausgaben für Feuerwehrwesen, Katastrophendienst und Landesverteidigung.
Ausgaben von 31,163.300 Euro stehen Einnahmen von 4,756.700 Euro gegenüber.
Der Anteil der Ausgaben am Ausgabenvolumen beträgt 0,36 Prozent.
Ich stelle den Antrag, die Gruppe 1, Öffentliche
Ordnung und Sicherheit, mit Ausgaben von
31,163.300 Euro und Einnahmen von 4,756.700
Euro zu genehmigen.
Herr Präsident, ich bitte, die Debatte einzuleiten und die Abstimmung vorzunehmen.
Präsident Ing. Penz: In der Gruppe 1 werden
zur Beratung die Themen in folgender Reihenfolge
kommen: Zunächst Feuerwehren und Freiwilligenwesen und danach Sicherheit in Niederösterreich.
Zum Wort gelangt zum Thema Feuerwehr- und
Freiwilligenwesen Herr Abgeordneter Ing. Hofbauer. Er ist Hauptredner der Österreichischen
Volkspartei.
Abg. Ing. Hofbauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Hoher Landtag!
Niederösterreich ist ein sicheres Land! Niederösterreich ist auch ein außergewöhnliches Land,
wenn es um die Bereitschaft und um den Einsatz
der Freiwilligen geht. Es gibt in Europa kein zweites
Land, in dem es möglich ist, dass 50 Prozent der
Bevölkerung bereit sind, freiwillig tätig zu sein in
unterschiedlichen Organisationen.
Von der Freiwilligen Feuerwehr über die Rettungsorganisationen Rotes Kreuz oder Samariterbund, über Kultur-, Sportvereine, Gesellschaftsvereine, Vereinigungen, wo es gilt, den Mitmenschen
zu helfen, wenn ich an Hilfswerk, Volkshilfe oder
Altenbetreuung denke. An jene, die bereit sind, in
Die enge Zusammenarbeit zwischen den Freiwilligenorganisationen und dem Österreichischen
Bundesheer in diesen Katastrophenfällen ist beispielgebend. Niederösterreich ist auf solche Ereignisse sehr gut vorbereitet. In fast allen Gemeinden
gibt es Katastrophenschutzpläne, die vorbereitet
wurden, die vom Zivilschutzverband und den Blaulichtorganisationen gemeinsam erarbeitet wurden
und die auch den Verantwortungsträgern in den
Gemeinden, den Bürgermeistern, die notwendige
rechtliche Sicherheit geben, dass im Katastrophenfall gut gearbeitet wird. Mit Planübungen werden diese Unterlagen auch laufend überprüft und
wird geschaut, ob die Daten noch aktuell sind.
Eine große Hilfe bei den Hochwässern sind
auch die sehr präzisen Daten, die von der Abteilung
Hydrologie zur Verfügung gestellt werden. Die Pegelmesseinrichtungen wurden in den letzten Jahren
in diese Richtung intensiv ausgebaut.
Warum sind die Niederösterreicherinnen und
Niederösterreicher bereit, so viel freiwilligen Einsatz
zu leisten? Eine Umfrage hat folgendes zum Tageslicht gebracht: Die Niederösterreicherinnen und
Niederösterreicher möchten ganz einfach gerne
helfen. Ein großer Teil: Es macht mir Spaß wenn
ich helfen kann. Und wir wissen alle, das, was
Spaß macht, macht man auch gut. Und man findet
in den Freiwilligenorganisationen auch Freunde.
Das sind die Gründe, warum die Bereitschaft zur
Freiwilligkeit in Niederösterreich besonders hoch
ist. Wir müssen uns auch dessen bewusst sein, wir
können diese Freiwilligkeit nicht kaufen.
Darüber hinaus ist aber die Eigenvorsorge in
Niederösterreich auch sehr hoch angesetzt. Bei der
Bewusstseinsbildung hilft der NÖ Zivilschutzverband in unterschiedlichsten Bereichen der Schulungen vom Kindergarten über Volksschule mit den
1347
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Kindersicherheitsolympiaden bis zu Schulungen
beim Bundesheer. Beispielsweise möchte ich hier
nur erwähnen, dass derzeit mit den NÖ Krankenanstalten Holding eine sehr intensive Katastrophenschutzplanung für alle Kliniken in Niederösterreich aufgebaut wird. Oder die Blackout-Veranstaltungen des Zivilschutzverbandes, wodurch eine
sehr intensive Bewusstseinsbildung erfolgt.
Wer selbst vorsorgt und sich gut einstellt auf
mögliche Ausnahmesituationen wird im Katastrophenfall auch richtig reagieren und wird für die Einsatzkräfte kein Problem werden. Beispielhaft
möchte ich die optimale Zusammenarbeit der Freiwilligenorganisationen auch mit der Polizei und
dem Österreichischen Bundesheer erwähnen. Gerade der Einsatz, der vor wenigen Wochen in
Serbien geleistet wurde hat gezeigt, dass Niederösterreich hier europaweit eine Beispielfunktion hat.
Ein paar Sätze noch zur polizeilichen Sicherheit. Angstmacher geben keine Sicherheit. Wir
sollten uns immer dessen bewusst sein, was wir
sagen und wie wir unseren Mitmenschen gegenüber argumentieren.
Die NÖ Polizei hat mit einer gesteigerten Aufklärungsrate und mit ihrer schlagkräftigen Struktur
auch dazu geführt, dass auch die angezeigten Fälle
weniger geworden sind. Was mich als Bewohner
der Grenzregion besonders freut ist, dass die Zusammenarbeit über die politischen Grenzen mit den
Nachbarländern hinweg sehr gut ausgebaut wurde.
Dass hier die Zusammenarbeit echt und ehrlich gut
funktioniert.
Auch die Struktur der Polizei in Niederösterreich wurde den Notwendigkeiten angepasst. Denn
nicht das Schild „Polizeiinspektion“ gibt Sicherheit,
sondern der aktive Polizist, der seine Aufgabe
bestens wahrnimmt.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Einsatzorganisationen für ihre freiwillige und über ihren
überaus großen Einsatz herzlich bedanken. Bei
allen Freiwilligen, die bereit sind, für die Mitmenschen einzutreten. Und ich freue mich so wie ihr
alle wahrscheinlich auch, dass ich in diesem sicheren Bundesland leben darf und dass ich hier Verantwortung übernehmen durfte. (Beifall bei der
ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Frau
Abgeordnete Dr. Petrovic. Sie ist Hauptrednerin der
Grünen.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Abg. MMag. Dr. Petrovic (GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes
Haus!
In etlichen Punkten kann ich mich in diesem
Bereich meinem Vorredner anschließen. Was ich
nur gern hinzufügen möchte ist, dass in allen Bereichen der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit
und Ordnung und was die Tätigkeit von Freiwilligen
und die entsprechenden Organisationen betrifft,
dass meiner Meinung nach noch mehr getan werden kann im Bereich der Prävention.
Es ist gut zu wissen, dass es eine Fülle von
Organisationen gibt, die Tag und Nacht bereit stehen mit ihren Mitgliedern um, wenn nötig ist, Hilfe
zu leisten. Aber ich weiß selbst, dass in vielen Bereichen, gerade wenn es um den vorbeugenden
Brandschutz geht, wenn es um Investitionen geht,
vor allem bei schon bestehenden Gebäuden, dass
es hier immer schwierig ist, entsprechende Mittel
aufzutreiben, um derartige Investitionen zu finanzieren.
Ich glaube, wenn wir zusammenrechnen die
Summe der Schäden, die auftritt, ob es jetzt von
Versicherungen abgedeckt ist oder nicht, aber
wenn wir diese Schäden zusammenzählen und
auch das Risiko, in das sich Menschen begeben
müssen um diese Rettungsarbeiten und Hilfeleistungen zu erbringen, dann würde sich das allemal
lohnen, hier mit einem Sonderprogramm auch mehr
zu tun.
Insbesondere, und das weiß ich auch von sehr
vielen Feuerwehrleuten, dass zwar in Bezug auf
Wohngebäude und bei Wohnbauten sehr viel Bedacht genommen wird auf die Prävention und den
vorbeugenden Schutz. Dass es, wie gesagt, ein
Problem teilweise gibt im Altbestand. Und dass
insbesondere bei Stallbauten der präventive Brandschutz noch nicht voll entwickelt ist. Und da höre
ich eben auch von Feuerwehrleuten, dass es teilweise wirklich schrecklich ist wenn man in Katastrophenfällen dazu kommt und eigentlich nichts
mehr tun kann. Weil zum Beispiel das Gebäude
erlaubterweise nur einen Eingang hat und wenn
dort eben der Brand wütet oder wenn dort eben ein
gefahrloser Zutritt nicht mehr möglich ist, dann
muss allenfalls ein Bauunternehmen geholt werden
um einen zweiten Eingang zu schaffen. Und dann
ist in aller Regel jede Art von Hilfeleistung zu spät.
Und das ist auch für die helfenden Organe wirklich
kaum zu ertragen wenn sie da dabei stehen müssen und erkennen müssen, dass sie nichts mehr
tun können.
1348
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Das heißt, ich habe es hier schon öfter gesagt,
aber ich erneuere da den Wunsch und die Bitte,
dass man hier in Bezug auf den vorbeugenden
Katastrophenschutz, auf den vorbeugenden Brandschutz, auch bei Gebäuden, die nicht der menschlichen Wohnnutzung dienen, mehr tut und dass man
hier auch bereit ist, mehr zu investieren.
Ein weiterer Punkt, der sehr wichtig ist. Es
funktioniert zwar in der Praxis immer relativ gut,
auch weil hier eine große Bereitschaft von allen
Seiten besteht, zusammenzuwirken. Aber eine
echte soziale Absicherung und auch Rechtssicherheit in diesem Bereich, vor allem wenn es um Einsätze geht, die dann auch länger dauern, da gibt es
noch viel zu verbessern. Weil ich denke, wenn man
schon für die Leistungen keine Abgeltung zu erbringen hat, dann wäre es doch eine Selbstverständlichkeit, dass man hier im Bereich der sozialen Sicherheit wirklich alles aufbietet was möglich
ist.
In diesem Sinne gehe ich davon aus, dass es
hier durchaus noch Bereiche gibt. Wir werden dann
an einer späteren Stelle auch im Zusammenhang
mit dem Schutz von Tieren im Katastrophenfall und
bei Notfällen, bei Hochwasserkatastrophen, einen
weiteren Antrag einbringen. Und ich betone hier,
dass gerade, wenn es um den Einsatz der Feuerwehren geht, dass es immer noch so ist, was die
Grünen seit vielen Jahren und Jahrzehnten fordern,
dass mehr geschehen müsste um eben nicht nur
bei den Bauordnungen, sondern auch bei der Gestaltung von Naturräumen, bei der Ausweisung von
Zonen und Zonierungen, dass hier mehr getan
wird, damit es, wenn es zu Katastrophenereignissen kommt, wenn es zu Hochwasserereignissen
kommt, dass möglichst wenige Objekte und schon
gar kein Menschenleben und überhaupt möglichst
wenig Gefahrenpotenzial geschaffen wird.
In diesem Sinne fasse ich zusammen, dass in
Niederösterreich zwar die Situation dank der Bereitschaft sehr vieler Organisationen und Ehrenamtlicher gut ausgeprägt ist. Dass es aber, was die
Hilfestellungen der öffentlichen Hände gerade im
Bereich der sozialen Sicherheit betrifft, noch einiges zu tun gibt. Und ich denke, das wäre sicher ein
Bereich, wo man über alle Parteigrenzen hinweg
zusammenwirken kann und soll. Und in diesem
Sinn ersuche ich auch dieses Haus um eine große
Solidarität für die entsprechenden Organisationen.
Danke! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Klubobmann Gabmann. Er ist Hauptredner der
Liste FRANK.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Abg. Gabmann (FRANK): Sehr geehrter Herr
Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
In den letzten beiden Jahrzehnten wurde der
Themenbereich Sicherheit, öffentliche Sicherheit,
Zivilschutz öfter angesprochen als in der Zeitspanne zuvor. Das hat auch damit zu tun, dass sich
dieses komplette Segment ein wenig verändert hat.
Wir haben im Bereich des Internet-Betrugs einen
Anstieg von 15,9 Prozent. Im gesamten Bereich der
Wirtschafts-, Betrugs- und Urkundendelikte ist im
Jahr 2013 ein leichter Rückgang, nämlich einer um
2,3 Prozent zu verzeichnen.
Das subjektive Gefühl für Sicherheit ist aber
trotz aller Maßnahmen bisher gesunken. Etwas,
was wir an dieser Stelle schon mehrmals angesprochen haben, ist der Umstand, dass unsere
Beamten die Speerspitze der Sicherheit sein sollten
und nicht die Speerspitze für bürokratische Tätigkeiten hinterm Schreibtisch.
Wir denken, dass trotz der Schließungen der
Polizeiinspektionen in den neuen Konzepten des
Bundesministeriums für Inneres es sehr gut möglich sein wird, dieses subjektive Sicherheitsgefühl
wieder zu geben bzw. auch durch administrative
Maßnahmen die Sicherheitskräfte vermehrt in den
Außendienst zu entsenden.
Allerdings ist es notwendig, unseren Sicherheitskräften bestmögliche Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen. Und so möchte ich an dieser Stelle
wiederum die leichten Schutzwesten ansprechen
bzw. auch Stiefel und Handschuhe und Navigationssysteme für alle Einsatzfahrzeuge.
Und in diesem Zusammenhang ist es mir auch
wichtig, und deswegen möchte ich einen Resolutionsantrag einbringen, der sich mit diesem Umstand
noch näher auseinandersetzt. Nach dem tödlichen
Schusswechsel von Hirtenberg 2011, bei dem ein
junger Polizist getötet wurde, war es nämlich so,
dass die damalige Innenministerin, die Maria
Fekter, 19 Millionen Euro in eine so genannte
Streifendienstoffensive investiert hat. Konkret sollten 6.000 neue kugelsichere Schutzwesten angeschafft werden. Bei den tragischen Ereignissen am
Annaberg im September 2013 waren 14 Beamte im
Einsatz, darunter 3 EKO-Cobra-Beteiligte. Und sie
alle führten Schutzwesten mit sich, trugen sie allerdings nicht. Warum dies so war, lässt sich damit
erklären, dass nämlich die Handhabung und das
Betätigen der Kraftfahrzeuge mit diesen schweren
Schutzwesten zu aufwändig sei.
Daher stelle ich den Antrag (liest:)
1349
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Ernest Gabmann und Erich
Königsberger zur Gruppe 1 des Voranschlages des
Landes NÖ für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2, betreffend Anschaffung und Auslieferung von adäquaten Schutzwesten für alle außendienstversehenden Exekutivbeamte.
Nach dem tödlichen Schusswechsel von
Hirtenberg in Niederösterreich am 11. Februar
2011, bei dem ein Amokläufer einen jungen Polizisten getötet und einen weiteren schwer verletzt
hat, wurde Kritik laut, dass Österreichs Beamte
offenbar nicht ausreichend geschützt seien.
Als Konsequenz hat das Innenministerium unter Frau Maria Fekter € 19 Millionen in eine sogenannte ‚Streifendienst – Offensive‘ investiert: Konkret sollten 6.000 neue, kugelsichere Schutzwesten
und sogenannte ‚ballistische Helme‘ sowie 2.200
Vollkörperanzüge angeschafft werden. Bisher verwendete Kugelschutzwesten waren zu unförmig,
konnten beim Autofahren praktisch nicht getragen
werden und behinderten die Polizisten bei ihren
Einsätzen. Diese neuen Westen sollten einen hohen Tragekomfort aufweisen und dennoch besten
Schutz garantieren. Bis 2014 sollten alle Streifenwagen mit den neuen Sicherheitsjacken verpflichtend ausgerüstet sein. Frau Fekter bemerkte dazu,
sie sei sich bewusst, dass die geplanten Ausgaben
‚viel Geld sei‘, doch sei es ihre Pflicht, in die Sicherheit der Beamten zu investieren.
Die Reform ‚Moderne Polizei‘ von Innenministerin Mikl–Leitner, mit österreichweiten Polizeipostenschließungen sieht vor, dass PolizistInnen vermehrt Außendienst versehen. Trotz der 2011 ausgerufenen ‚Streifendienst – Offensive‘ gibt es jedoch bis dato in Niederösterreich weder genügend
Schutzwesten pro Einsatzfahrzeug, noch sind die
damals angekündigten neuen, einsatztauglichen
Schutzwesten in den Dienststellen eingetroffen.
Beim Einsatz von Annaberg im September
2013 waren 14 Beamte, darunter drei vom EKO
Cobra, beteiligt. Sie alle führten Schutzwesten mit,
trugen sie jedoch im Einsatz nicht. Eine Empfehlung der Evaluierungskommission ist nun, dass die
‚Wahlfreiheit des Tragens von Schutzausrüstung
bei Gefahrenlagen zu prüfen‘ sei. Es gibt aber
keine Empfehlung, einsatztaugliche Schutzausrüstungen anzuschaffen.
Das Leben eines Polizisten ist dem Bund exakt
€ 109.009,30 wert. So viel steht laut ‚Wachebediensteten-Hilfeleistungsgesetz‘ den Hinterbliebenen eines Exekutivbeamten als Einmalzahlung
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
neben der regulären Witwen- und Waisenpension
zu, wenn ein Beamter im Dienst stirbt. Es wäre
traurig, die Schlussfolgerung ziehen zu müssen,
dass es für den Staat günstiger ist, auf kostspielige
Investitionen bei adäquater Schutzbekleidung zu
verzichten.
Der Gefertigten stellen daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, die
Bundesregierung, insbesondere die Frau Innenminister zu ersuchen, die bereits angekündigte Anschaffung von einsatztauglichen Schutzwesten in
ausreichender Anzahl so rasch wie möglich umzusetzen und jedem Außendienst versehenden Exekutivbeamten eine Schutzweste persönlich zuzuweisen“.
Und damit nun die geringere Anzahl dieser
Dienststellen die Außendienstpräsenz nicht sinken
lässt, haben wir auch schon mehrmals die Möglichkeit nämlich der loseren Handhabung der Überstunden und der Mehrstunden angesprochen. An
dieser Stelle möchten wir die Sicherheitskräfte des
Innenministeriums nochmals positiv ansprechen.
Sie setzen hier wirklich ihr Leben aufs Spiel. Sie
sind hier weit mehr als das geforderte Maß an Zivilcourage tätig und leisten Großartiges. Vor allem
unter der Leitung von Hofrat Dr. Franz Prucher, der
hier sehr fachkundig und sehr loyal auch immer mit
Informationen uns zur Seite steht.
Wir haben in Niederösterreich die stärkste
Kultur im Bereich des Freiwilligenwesens im Vergleich zu allen anderen Bundesländern. 2013 wurden fast 64.500 Einsätze durchgeführt. Durchschnittlich alle 8,2 Minuten sind die Feuerwehren
ausgerückt, 10.000 Pkw- und Lkw-Bergungen gab
es und erstmals konnten 2.000 Menschenleben
gerettet werden.
Bei der Jahrhundertflut an der Donau im Juni
2013 befüllten 26.000 Mitglieder von Freiwilligen
Feuerwehren in einer Woche 1,8 Millionen Sandsäcke, bauten 40 km Schutzwände auf, evakuierten
1.600 Menschen und pumpten bis zu 67 Millionen
Liter Wasser pro Stunde ab. Und die 98.000 freiwilligen Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen
leisteten im Vorjahr 8,4 Millionen unentgeltliche
Arbeitsstunden. An dieser Stelle auch von unserer
Fraktion ein herzliches Dankeschön für diesen
großartigen Einsatz!
Die veranschlagten 7,800.000 für die Feuerwehrschule sind unserer Meinung nach wiederum
1350
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
ein Garant, dieses hohe Niveau an Ausbildung zu
halten. Und ich bin mir sicher, dass in Person des
Leiters Hofrat Dr. Schlichtinger bzw. auch des
Kommandanten der Landesfeuerwehrschule in
Tulln, Franz Schuster, hier zwei besonders gute,
gut ausgebildete und vor allem motivierte Männer
am Werke sind, um diesen hohen Standard zu
halten.
Die weitere Harmonisierung des Alarmierungsund Kommando-Systems mit allen Einsatzorganisationen, das kontinuierliche Aufrüsten der Einsatzleitsysteme sind die großen Herausforderungen
in den nächsten Jahren. Und ich habe bei der Begutachtung der relevanten Positionen das Gefühl,
dass man hier auf dem richtigen Weg ist.
Ein Wort zum Resolutionsantrag von Abgeordneten Präsident Gartner. Es wird hier unter Punkt 2
darauf hingewiesen, dass die zuständige Landesrätin für eine gerechte Aufteilung der Asylwerber
innerhalb Niederösterreichs Landesteilen mit Nachdruck zu sorgen hat.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Abg. Waldhäusl (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Kollegen des Landtages!
Auch von mir einige Dinge zum Feuerwehrwesen und zu den Freiwilligen in den Blaulichtorganisationen. Es ist einfach so, und ich darf das, so wie
viele meiner Kollegen behaupten, die auch schon
über drei Perioden hier in diesem Landtag sind:
Wenn es um das Feuerwesen in der Vergangenheit
ging und auch in Zukunft gehen wird, sind wir uns
grundsätzlich einig.
Wir wollen alle, dass unsere –zigtausend Freiwilligen die beste Unterstützung seitens der Politik
haben. Wir wollen, dass sie gut ausgerüstet und
ausgestattet Einsätze bedienen und dass sie unfallfrei und gesund nach Hause zurückkehren. Wir
wollen daher die Rahmenbedingungen so gestalten, dass wir die Dinge, die seitens der Politik dazu
notwendig sind, auch dementsprechend gewährleisten. Es gab daher schon vor über 15 Jahren von
mir Anträge in die Richtung Befreiung von der
Mehrwertsteuer bei der Anschaffung von Gerätschaften, AKM-Beiträge und vieles, vieles mehr.
Wir haben in Traiskirchen derzeit 1.262 humanitär Bedürftige und davon sind 402 Fälle landeswirksam, also werden ans Landeskontingent angerechnet. Das heißt, derzeit de fakto 860 humanitär
Bedürftige in Traiskirchen untergebracht. Und es ist
nun seit der Ressortverantwortung bei Landesrätin
Kaufmann-Bruckberger gelungen, 605 neue Unterkünfte zu schaffen. Dies vor allem auch in St.
Pölten mit 150 neuen Stellen. Und es konnte auch
erreicht werden, dass nämlich die Sperrbezirke
aufgehoben wurden. Das ist ein sehr wichtiger
Punkt! Wenn man nun diese gesamte Zahlenkaskade nun zusammenzählt, dann würde man auf
eine Zahl von 3.000 anzurechnenden Stellen in
Niederösterreich kommen.
Und ich wurde nie müde, diese Anträge sowohl
bei Budgetlandtagen als auch in selbständiger Art
und Weise zu stellen. Und es zeigt auch, dass sich
diese Hartnäckigkeit letztendlich auch für die Feuerwehren lohnt. Denn der letztgestellte selbständige Antrag auf Befreiung von der Mehrwertsteuer,
AKM-Beiträge, wurde auch von der ÖVP im Ausschuss mit einem „34er“ behandelt. Und beinhaltet
jetzt genau das, was wir seit Jahren bereits einstimmig in diesem Landtag fordern. Es kann nicht
sein, dass es hier zu einer Ungleichstellung kommt
zwischen Rettungsorganisationen, dem Roten
Kreuz, dem Arbeiter Samariterbund und dem Feuerwehrwesen.
Das heißt, wir haben hier auf eine Leistungsbilanz Bezug zu nehmen, die eine sehr positive ist.
Würden alle in der Vergangenheit zuständigen
Regierungsmitglieder eine solche Bilanz vorweisen
können, dann hätten wir natürlich schon etwas
mehr auf dieser Seite für die human Bedürftigen in
Niederösterreich schaffen können. (Beifall bei
FRANK.)
Es ist daher richtig, dass wir hier bei diesem
Thema hartnäckig bleiben und dafür sorgen, dass
relativ bald das auch bundespolitisch so geregelt
wird, dass wir alle gemeinsam sagen können, liebe
Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, es ist so
weit, es hat lange gedauert, aber es ist endlich so
weit, ihr habt diese Gleichstellung. Nicht Besserstellung!
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Waldhäusl.
Warum wir dafür eintreten, ist ganz einfach:
Weil wir wissen, dass diese Feuerwehren dieses
Geld ja nicht für irgendetwas verwenden, sondern
wieder für den Ankauf und für die Bereitstellung von
Gerät und Ausrüstung um anderen Menschen zu
(Zweiter Präsident Mag. Heuras übernimmt
den Vorsitz.)
1351
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
helfen. Und daher glaube ich, dass es wichtig ist,
dass wir im Zuge dieser Budgetdebatte, wenn wir
diesen Antrag dann zur Abstimmung bringen, dass
es wieder ein Signal, ein einstimmiges Signal, in
diese Richtung gibt.
Auch der Antrag, dem ich beigetreten bin, den
die SPÖ einbringt betreffend Lohnfortzahlungen:
Egal wie dieses Modell aussehen wird. Wir diskutieren auch diese Problematik seit über einem Jahrzehnt, vor allem seit die Katastropheneinsätze immer mehr werden und Männer und Frauen der
Feuerwehr länger als 2, 3 Tage sich im Einsatz
befinden.
Und es ist wichtig, dass wir hier in diesem Bereich einstimmig über die Parteigrenzen hinweg ein
Signal aussenden. Ein Signal Richtung Bundesregierung und ein Signal Richtung Feuerwehrwesen,
damit diese unsere Kameraden wissen, wenn es
um die Feuerwehr geht, dann ist der Landtag nicht
grün wie die alte Uniform, nicht blau wie die jetzige
oder nicht gelb, wie sie werden wird, blau-gelb. Hier
sind wir uns einig. Und da stehen wir dahinter.
Aber wenn es darum geht, das möchte ich
auch bei dieser Debatte noch anbringen, dieses
Feuerwehrwesen unpolitisch zu führen. Dass man
die Parteipolitik raus hält aus dem Feuerwehrwesen, da möchte ich auch einen Bereich bewusst
ansprechen, der mir schon seit über einem Jahrzehnt hinter den Nägeln brennt und ich immer gesagt habe, da muss sich was ändern.
Es ist die Frage, wie man mit politischen Mandataren, mit gewählten Mandataren, wie wir es
sind, umgeht. Aber nicht das Feuerwehrwesen. Für
die Feuerwehren ist es klar, wenn wir erscheinen,
dann freuen sie sich. Dann ist es eine Aufwertung.
Aber für die Mehrheitspartei in diesem Haus ist es
oft ein Problem. Bei der Verleihung von Ehrenzeichen gibt’s eine genaue Richtlinie. Das dürfen nur
Regierungsmitglieder oder der Vertreter des Landes, Bezirkshauptmann oder Stellvertreter. Oder
ein Abgeordneter der ÖVP. Ist so. Mit Mehrheit. Der
Landeshauptmann sagt, wenn es eine Auszeichnung vom Land ist, dann ist es so.
Finde ich auch nicht in Ordnung. Aber es gibt
diese Richtlinien. Die Feuerwehren halten sich
daran. Wenn mehrere Abgeordnete bei Feuerwehrveranstaltungen anwesend sind von verschiedenen
Parteien, bei Bezirks- und Abschnittsbewerben, ist
es schon sehr unterschiedlich. Es gibt Bezirke, da
spricht jeder Abgeordnete, egal welcher Partei er
angehört, kurz. In Ordnung.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Dann gibt’s Bezirke, die würden es gerne tun,
die dürfen nicht. Weil dann müssten sie damit rechnen, dass die ÖVP da auch in das Feuerwehrwesen hinein funkt, um es feuerwehrtechnisch zu
sagen. Und ich sage jetzt ein Beispiel, ohne Drohung, mit der Bitte, das abzustellen, lieber Kollege
Karner. Denn sonst werde ich dann drohen, dass
wir uns das nicht mehr gefallen lassen.
In einem Bezirk ein Abschnittsfeuerwehrtag. Es
gibt einen Abgeordneten der anwesend ist, das bin
ich. Kommt sonst keiner hin. Egal, wie auch immer.
Dann gibt’s die Debatte, die Begrüßung. Kollege
Karner lacht schon. Er kennt das, weil er war dann
der, der dort auch dementsprechend tätig wurde
gegenüber diesen Damen und Herren der Feuerwehr.
Was macht man jetzt? Jetzt ist der Abgeordnete Waldhäusl dort und dann entscheidet dort die
Feuerwehr, ein gewählter Mandatar, von der Bezirkshauptmannschaft ist auch keiner da, er darf
reden. Ich habe gesprochen wie immer wenn ich
bei diesen Veranstaltungen sprechen darf, hunderttausendprozentig
partei-unpolitisch,
im
Interesse des Landes. Wie sich ein Vertreter des
Landtages dort auch zu verhalten hat. Und das ist
für mich das Wichtigste. Habe ich auch getan.
Und trotzdem, Kollege Moser, gibt’s dann ein
Problem. Es gibt Beschwerden bis zu diesen Feuerwehrfunktionären, wie das möglich ist, dass der
Waldhäusl da spricht. Aus der ÖVP-Zentrale, Kollege Karner! Und da bitte ich dich, Kollege Karner:
Bitte lasst das! Bitte lasst das! Das ist mittlerweile,
Kollege Karner, das ist mittlerweile so, dass das
wie ein Lauffeuer durch alle Veranstaltungen geht
und besprochen wird. Ich habe es zufällig erfahren.
Und ich sage, mir schadet es ja nicht. Aber hat die
ÖVP denn das wirklich notwendig?
Bitte, Kollege Karner, ich sag dir abschließend
noch eines: Mit euren Funktionären, ob es Bürgermeister oder Vizebürgermeister sind, wenn ihr ins
Waldviertel reist, du und der Landeshauptmann,
wenn ihr die hinten reintretet, weil euch was nicht
passt, wenn ihr die beschimpft, ist es mir egal. Sie
beschweren sich nur bei mir und sagen, der Landeshauptmann und der Karner waren wieder da.
Über dich hat der Karner wieder soviel geschimpft
und der Landeshauptmann hat uns wieder fest „die
Gurke gegeben“. Sage ich, selber Schuld, ich kann
euch nicht helfen. Das ist so. (Abg. Mag. Karner:
Ich habe dich gar nicht erwähnt!)
Mit euren Funktionären, Kollege Karner, könnt ihr
machen was ihr wollt. Könnt ihr machen was ihr
wollt. Aber nicht bei der Freiwilligen Feuerwehr!
1352
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Und abschließend: Wenn sich das fortsetzt,
werde ich dementsprechend Maßnahmen ergreifen,
und du kennst mich, dass ich tatsächlich dann dafür
gerade stehe, dass das abgestellt wird. Aber ich bin
mir sicher, Kollege Karner, du weißt, dass es nicht
notwendig ist. Ihr wertet mich ja nur auf. Ich sage
dir Dankeschön! Weißt, was besser wäre? Wenn
du als Landesgeschäftsführer dafür sorgen würdest, dass eure Abgeordneten die Veranstaltungen
besuchen. Dann wäre es nicht notwendig, übern
Waldhäusl zu schimpfen und die Feuerwehr hier
parteipolitisch zu missbrauchen! (Beifall bei der
FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Als nächster
zu Wort gemeldet Abgeordneter Schagerl. Er ist
Hauptredner der SPÖ.
Abg. Schagerl (SPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes
Haus!
Mein Redebeitrag betrifft die öffentliche Ordnung und Sicherheit. Das Ybbstal war Ende Mai
von starken Niederschlägen, Überflutungen entlang
der Ybbs und ihrer Zuflüsse betroffen. Großräumige
Rutschungen, Vermurungen und Felsstürze waren
die Folge. Ich berichte darüber, da ich als Bürgermeister meiner Heimatgemeinde davon direkt betroffen war und mit der Koordinierung der Einsatzleitung betraut war.
Wieder einmal hat sich gezeigt, wie wichtig unsere Freiwilligen Feuerwehren, die Exekutive, „unser“ Bundesheer in der Bewältigung von Katastrophen sind. Allen gilt unser Dank für ihre freiwillige
Hilfe, die sie den in Not geratenen Menschen entgegengebracht haben. Durch den mustergültigen
Einsatz konnte den Menschen vor Ort geholfen
werden. Die Zusammenarbeit von allen Organisationen funktionierte hervorragend.
Dies zeigt wiederum, wie wichtig es ist, Freiwillige Feuerwehren in allen unseren Gemeinden zu
haben und dass die Hilfeleistungen über die Bezirksalarmierung und den Katastrophenhilfsdienst
unbürokratisch und rasch erfolgt. Auch wenn es um
Hilfeleistungen im Ausland geht, wie heuer in
Slowenien und Bosnien, zeigen unsere Freiwilligen
die Tätigkeit der NÖ Feuerwehren.
Sehr geehrte Damen und Herren! In Niederösterreich gibt es 1.640 Feuerwehren sowie 90
Betriebsfeuerwehren, die unsere Unterstützung
seitens des Landes Niederösterreich für die Bewältigung ihrer Aufgaben, siehe auch das NÖ Feuerwehrgesetz, brauchen.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Es muss gewährleistet sein, dass der derzeitige Ausrüstungsstand auch in Zeiten des Sparens
gehalten werden kann. Weiters hat gezeigt, dass
auch technisches Gerät, wie zum Beispiel
Schlammpumpen, Hebezeug und Seilwinden entsprechend gefördert werden muss.
Betreffend unserer Forderung nach Entgeltfortzahlung für Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer
und die bevorzugte Aufnahme bei gleicher Qualifikation für Mitglieder von Blaulichtorganisationen
wird von mir und Abgeordnetem Waldhäusl folgender Resolutionsantrag eingebracht (liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Schagerl und Waldhäusl zur
Gruppe 1 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2, betreffend Unterstützungsmaßnahmen für Blaulichtorganisationen.
Gerade in Zeiten der jüngsten Hochwasserkatastrophe mit den verheerenden Auswirkungen wie
diesen wird uns einmal mehr vor Augen geführt,
welch wichtige Stütze das Engagement der Blaulichtorganisationen für das Land NÖ darstellt.
Freiwilligenarbeit ist eine Leistung, die freiwillig
und ohne Bezahlung für Personen außerhalb des
eigenen Haushaltes erbracht wird. Freiwilliges Engagement leistet einen wesentlichen Beitrag zum
gesellschaftlichen Zusammenhalt speziell auch bei
uns in Niederösterreich, wo sich ein überproportional hoher Anteil der Bevölkerung in Freiwilligenorganisationen - speziell in Blaulichtorganisationen engagiert.
Die Vielfalt der Bereiche, in denen Freiwilligenarbeit geleistet wird, spiegelt die große Bedeutung
dieser Tätigkeit wider. Österreich zählt zu den
Europameistern beim ehrenamtlichen Engagement.
Mehr als 3 Millionen Menschen bzw. rund 44 Prozent der Bevölkerung engagieren sich regelmäßig
in ihrer Freizeit, ohne dafür Geld zu verlangen.
Viele Bereiche des gemeinschaftlichen Lebens
wären ohne die Arbeit ehrenamtlicher Helferinnen
und Helfer undenkbar. Die Leistungen, die von
Freiwilligen erbracht werden, entsprechen knapp
14,7 Millionen Arbeitsstunden pro Woche bzw.
einer fiktiven Arbeitsplatzanzahl von 425.000 Vollzeitstellen pro Jahr.
Die Würdigung dieser verdienstvollen Tätigkeiten darf sich allerdings nicht nur auf den Dank
seitens der öffentlichen Hand und der Gebietskörperschaften beschränken, sondern es muss auch
1353
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
das Bestreben sein, optimale Rahmenbedingungen
für die Ausübung der Freiwilligentätigkeit zu gewährleisten.
Allen voran das Feuerwehr- und Rettungswesen beruht zum größten Teil auf dem Einsatz freiwilliger Helfer. In vielen Bereichen würden Hilfeleistungen ohne den unentgeltlichen Einsatz der
Blaulichtorganisationen kaum möglich sein. Daher
benötigen die Blaulichtorganisationen nicht nur die
ihnen zweifellos zustehende Anerkennung, sondern
auch zusätzliche Unterstützung. Es müssen Angebote geschaffen werden, um vor allem jungen und
auch älteren Menschen Anreize zu bieten, die sie
dazu veranlassen, sich in die Gesellschaft in Form
des Freiwilligendienstes einzubringen.
Im beruflichen Umfeld ist es sowohl für die ArbeitgeberInnen als auch ArbeitnehmerInnen
schwierig, die beruflichen Verpflichtungen mit den
freiwilligen Hilfsleistungen vereinbar zu machen,
insbesondere dann, wenn Einsätze über einen
längeren Zeitraum andauern, wie dies bei Katastropheneinsätzen der Fall ist. Eine längerfristige Freistellung bei gleichzeitiger Lohnfortzahlung stellt vor
allem für mittlere und kleinere Betriebe eine große
finanzielle Belastung dar. Durch die Einführung
eines Fonds des Landes Niederösterreichs zur
teilweisen Abgeltung der Lohnkosten an die betroffenen ArbeitgeberInnen bei längeren Einsätzen
können diese finanziellen Risiken reduziert werden.
Zur Deckung des Aufwandes soll nach oberösterreichischem Vorbild jährlich 1% des Landesanteils
an der Feuerschutz-steuer zweckgebunden sichergestellt werden.
Oftmals ist die freiwillige Tätigkeit bei einer
Blaulichtorganisation für einen Arbeitgeber sogar
ein Hinderungsgrund bei der Aufnahme neuer Arbeitskräfte, da er befürchtet, bei Einsätzen auf
seine Arbeitnehmer verzichten zu müssen. Es
scheint daher gerechtfertigt, in diesem Bereich
Anreize und Bonifikationen für ArbeitgeberInnen
sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich
zu schaffen, damit die Ausübung einer ehrenamtlichen Tätigkeit für den Betroffenen keinen Nachteil
gegenüber dem/der ArbeitgeberIn darstellt.
Die Gefertigten stellen daher den Antrag:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, im
Sinne der Antragsbegründung
1. an die Bundesregierung heranzutreten,
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
a) damit in den arbeitsrechtlichen Bestimmungen des Bundes eine Verpflichtung zur Gehaltsbzw. Lohnfortzahlung für DienstnehmerInnen vorgesehen wird, die auf Grund von Einsätzen bei
Blaulichtorganisationen vom Dienst abwesend sind
oder ihre Dienststelle verlassen müssen,
b) dass im öffentlichen Dienst des Bundes Voraussetzungen für eine bevorzugte Aufnahme bei
gleicher Qualifikation für Mitglieder von Blaulichtorganisationen bzw. für den Privatwirtschaftsbereich steuerliche Bonifikationen bei der Aufnahme
von Mitgliedern von Blaulichtorganisationen geschaffen werden
und
2. im eigenen Bereich
a) gleichartige Regelungen in den arbeitsrechtlichen Bestimmungen zu erlassen,
b) im Landes- und Gemeindedienst Grundlagen zu schaffen, dass eine bevorzugte Aufnahme
bei gleicher Qualifikation von Mitgliedern von Blaulichtorganisationen im öffentlichen Dienst ermöglicht wird,
c) einen Einsatzfonds zu schaffen, der DienstgeberInnen einen nachgewiesenen Aufwand für
Entgeltsfortzahlungen an Bedienstete, die einsatzbedingt von ihrem Arbeitsplatz abwesend waren,
abdeckt.“
Den § 34-Antrag betreffend Unterstützungsmaßnahmen für die Anschaffung von Fahrzeugen
und Gerätschaften der Freiwilligen Feuerwehren
werden wir Sozialdemokraten natürlich zustimmen.
(Beifall bei der SPÖ.)
Ich bin überzeugt, dass wir alle wissen, wie wertvoll
unsere Freiwillige Feuerwehr für unsere Bevölkerung ist und daher gebührt ihnen unsere ganze
Unterstützung.
Zum Thema Sicherheit ist es jedenfalls notwendig, dass der Personalstand an Polizistinnen
und Polizisten gehalten wird. Auch trotz heuer
durchgeführter Postenschließungen. Die fehlenden
Polizistinnen und Polizisten, die auf Grund von
Karenzierung, Teilzeitbeschäftigungen oder Zuteilung in Sonderkommissionen nicht in den Polizeiinspektionen Dienst versehen, sind nachzubesetzen.
Es ist zu begrüßen, wenn in Niederösterreich
durch Landeshauptmann Pröll eine Sicherheitsoffensive ins Leben gerufen wurde, wodurch mehr
1354
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Personal, mehr Streifen und mehr Technik - auch
immer eine Forderung der SPÖ – eingefordert wird.
mittlerweile jährlich 2.000 Menschenleben von unseren Feuerwehrmitgliedern gerettet.
Faktum ist jedoch, dass eine Umsetzung nur
durch den Bund erfolgen kann. Bei der Schließung
von Polizeiposten an Landesgrenzen und Bezirksgrenzen wäre eine nochmalige Evaluierung auch
aus Sicht der Nachbarbundesländer erforderlich.
Die Ansprüche, die dabei an die Frauen und
Männer in den Freiwilligen Feuerwehren gestellt
werden, werden immer mehr. Weil bei diesen Einsätzen ganz einfach gefährliche Stoffe, Chemikalien und dergleichen im Spiel sind. Daher ist es
wichtig, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren eine entsprechende Ausbildung machen
um diese Einsätze auch bewältigen zu können.
Durch die heuer erfolgte Polizeistrukturreform
und die damit verbundenen Postenschließungen
darf es keinesfalls zu einer Verschlechterung der
Sicherheit sowie der Präsenz der Polizei vor Ort
kommen. Die Bevölkerung soll sich auch in Zukunft
in unserem Land sicher fühlen. Dies sollte auch von
der Politik gewährleistet werden. Danke! (Beifall bei
der SPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Als nächster
zu Wort gemeldet Herr Abgeordneter Mold.
Abg. Mold (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Landtag!
Die Freiwilligen Feuerwehren haben in Niederösterreich eine große Bedeutung, aber auch eine
lange Tradition. Bereits 1861 ist die erste Freiwillige
Feuerwehr in in unserem Bundesland der Stadt
Krems gegründet worden. Heute sind es 5.700
Frauen, 92.000 Männer, die in 1.640 Freiwilligen
Feuerwehren mitarbeiten. Die immer dann zur
Stelle sind wenn wir sie brauchen. Egal ob es ein
Brand ist, ob es ein technischer Einsatz ist, oder,
was immer öfter vorkommt in letzter Zeit, ob es
Einsätze nach Naturkatastrophen sind. Ob es darum geht, Keller auszupumpen, Tiere zu retten,
Bäume, die der Sturm umgerissen hat, von den
Straßen, von Häusern zu entfernen! Oder im Winter
auch Dächer von Schneelasten zu befreien, damit
diese nicht einstürzen.
Ein enormes Engagement und eine enorme
Hilfsbereitschaft, die hier diese 97.000 Frauen und
Männer in Niederösterreich täglich leisten. Und vor
kurzem in den Wintermonaten des letzten Jahres
haben auch die Menschen in unseren Nachbarländern, in Slowenien, in Bosnien, die Hilfsbereitschaft
unserer Feuerwehrmitglieder in Anspruch nehmen
können.
65.000 Einsätze werden jährlich bewältigt. Und
wie gesagt, der Bereich Brandeinsätze umfasst
heute nur mehr einen relativ geringen Anteil mit
3.800 Brandeinsätzen. 82 davon sind Waldbrände.
Der Großteil, 43.000 Einsätze sind technische
Einsätze. Und davon wiederum über 10.000 Verkehrsunfälle. Verkehrsunfälle, wo es gilt, Menschen
aus Fahrzeugen zu bergen. Und es werden auch
Sehr, sehr viel an Ausbildung passiert heute in
den Freiwilligen Feuerwehren selber. Aber der
Großteil der anspruchsvollen Ausbildung geschieht
in unserer Landesfeuerwehrschule in Tulln. Und
diese Landesfeuerwehrschule, glaube ich, kann
den Ruf in Anspruch nehmen, eine der modernsten
Ausbildungsstätten für das Feuerwehrwesen hier in
Europa zu sein.
12.000 Feuerwehrmitglieder absolvieren jährlich 550 Ausbildungsmodule in der Landesfeuerwehrschule Tulln. Im Übungsdorf, wo Katastrophen
nachgestellt werden können, wo Einsätze nachgespielt werden können, wo es gilt, die Atemschutzgeräteträger dementsprechend zu schulen und
einzusetzen. Wo aber auch das Restaurant ...,
wenn man bedenkt, dass hier 25.000 Mittagessen
jährlich konsumiert werden. Daran erkennt man
also, welchen Umfang und welche Bedeutung diese
Landesfeuerwehrschule hat.
Die 4,3 Millionen Budget sind also eine gute
Investition in diese Einrichtung um unsere Feuerwehrmitglieder entsprechend gut auszurüsten und
für die Einsätze entsprechend vorzubereiten.
So wird auch in diesem Jahr ein Schwerpunkt
in der Landesfeuerwehrschule gesetzt, indem eine
Atemschutzwerkstätte errichtet wird als zentrale
Serviceeinrichtung, mit dem Ziel, notwendige Reparaturen und technische Überprüfungen an Atemschutzgeräten durch den Verband selber durchzuführen. Weil wir wissen, dass die Überprüfungen
durch die Firmen enorm teuer sind. Ja, so teuer
sind, dass sehr oft die Geräte gewechselt werden
können und das billiger kommt als Atemschutzgeräte zu reparieren und wieder instand zu setzen.
Daher ist das eine sehr, sehr wichtige Einrichtung,
die Kosten sparen helfen wird und den Feuerwehren damit eine wichtige Hilfestellung bietet, diese
zentrale Atemschutzwerkstätte in der Landesfeuerwehrschule in Tulln.
Neben der Ausbildung ist es aber natürlich
wichtig, die Feuerwehren mit einem entsprechenden technischen Gerät, mit Fahrzeugen und mit der
1355
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
entsprechenden Infrastruktur, sprich Feuerwehrhäusern, auszurüsten. Wesentliche Grundlage zur
Finanzierung und für Förderungen sind natürlich
hier einerseits die Feuerschutzsteuer, zirka 1,7
Millionen Euro. Nachdem die Mittel aus dieser
Steuer, weil ganz einfach die Einnahmen daraus
weniger werden, nicht ausreichen, gilt es ganz einfach, aus dem Katastrophenfonds zusätzliche Mittel
zur Verfügung zu stellen, zirka 3,3 Millionen Euro.
Damit gut 5 Millionen Euro jährlich zur Verfügung
stehen, um Geräte und Ausrüstung für die Feuerwehren von Seiten des Landes hier entsprechend
fördern zu können.
Es handelt sich hier vor allem Ausrüstungsgegenstände, die vor allem für den Katastropheneinsatz dienen, die schwerpunktmäßig im laufenden
und im kommenden Jahr angeschafft werden. Wie
Großeinsatzleitungscontainer mit Satelitentelefon,
Wechselladefahrzeuge für technische Einsätze,
Großpumpen um bei Überschwemmungen auch
entsprechende Pumpleistung zur Verfügung zu
haben, um hier Gebäude und dergleichen auspumpen zu können.
Auch Kraftstofftanks, um die Einsatzfahrzeuge
vor Ort mit Diesel befüllen zu können, sollen hier
angeschafft werden, um bei Katastropheneinsätzen
die Schlagkraft der Freiwilligen Feuerwehren dementsprechend zu erhöhen.
Eine wesentliche Säule für die Finanzierung
der Freiwilligen Feuerwehren sind die Gemeinden.
Die Gemeinden leisten hier Großartiges, was die
finanzielle Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren betrifft. Aber ein wesentlicher Teil der Finanzierung erfolgt heute durch die Freiwilligen
Feuerwehren selber, indem sie ganz einfach die
Spenden der Bevölkerung entgegen nehmen bzw.
die Spendenbereitschaft nützen, indem sie eigene
Veranstaltungen durchführen, ob es Bälle sind oder
Feuerwehrfeste, um die notwendigen Mittel zu erwirtschaften.
Diese Feste sind aber zugleich in den kleinen
Orten draußen sehr oft auch ein wichtiger Beitrag
zur Belebung der Dorfgemeinschaft, zur Förderung
der Dorfgemeinschaft. Obwohl der wesentliche
Grund natürlich ist, finanzielle Mittel zu erwirtschaften um Anschaffungen zu tätigen. Aber so
sind doch die Feuerwehrhäuser in unseren Ortschaften draußen oft die einzige Möglichkeit der
Kommunikation. Dort, wo es keine Gasthäuser
mehr gibt, sind die Feuerwehrhäuser die einzigen
Kommunikationszentren, wo es möglich ist, Versammlungen durchzuführen. Wo sich beispielsweise auch die Jugend jetzt trifft, bei der Fußball-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
weltmeisterschaft und gemeinsam sich Fußballspiele anschaut.
Daher sind die Investitionen im Feuerwehrbereich weit über den eigentlichen Aufgabenbereich
des Katastrophenschutzes hinaus wichtig, gerade
im ländlichen Raum, weil sie dort eine wichtige
Kommunikationsaufgabe erfüllen.
Ganz wesentlich ist es auch und gilt es, die
Feuerwehren zu unterstützen, die sich die Arbeit
und den Aufwand antun, eine Feuerwehrjugend zu
installieren bzw. zu führen. Denn ich glaube, es ist
sehr wichtig, dass wir junge Menschen in dem Alter
für das Feuerwehrwesen zu begeistern versuchen,
wo sie noch begeisterungsfähig sind. Wenn ab 10
Jahren hier junge Menschen in der Feuerwehrjugend mitarbeiten können, dann sehen wir, dass
dort, wo das gemacht wird, der Nachwuchs in der
Feuerwehr dann auch gegeben ist. Dass es keine
Nachwuchsprobleme gibt. Aber diese Arbeit ist
schwierig, ist aufwendig und sie kostet Geld. Gott
sei Dank wird auch vom Land Niederösterreich
dieser Bereich der Feuerwehrjugend bzw. der
Übertritt von jungen Feuerwehrmitgliedern in die
Feuerwehr entsprechend unterstützt, wenn es gilt,
eben die entsprechende Ausrüstung hier anzuschaffen.
Wir unterstützen auch den § 34-Antrag, der
heute schon erwähnt worden ist, wo es darum geht,
ganz einfach den Bund aufzufordern, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen um die Freiwilligen
Feuerwehren bei Anschaffungen von Fahrzeugen
und Geräten von der Mehrwertsteuer zu befreien.
Wo es darum geht, Mittel aus der Mineralölsteuer
für das Feuerwehrwesen zur Verfügung zu stellen
und wo die Feuerwehren bei Veranstaltungen von
der AKM-Gebühr befreit werden.
Ich glaube, es ist sehr, sehr wichtig, dass wir
alles daran setzen, um die Freiwilligen Feuerwehren zu unterstützen wo das nur möglich ist. In erster
Linie natürlich finanziell zu unterstützen, damit die
Jugendarbeit erfolgreich weitergeführt werden
kann. Denn nur dann, wenn es genug junge Menschen gibt, die sich für das Feuerwehrwesen interessieren und begeistern, dann kommt auch in
Zukunft, wenn die Sirene aufheult, die Feuerwehr
und hilft, wenn wir sie brauchen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Wir kommen
zum Thema Sicherheit in Niederösterreich. Und ich
erteile Herrn Abgeordneten Königsberger das Wort.
Er ist Hauptredner der FPÖ.
1356
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Abg. Königsberger (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Hohes Haus!
Zur öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Ich
möchte mich gleich einmal zu Beginn meiner Rede
bei allen Kollegen der Polizei ganz, ganz herzlich
für die geleistete Arbeit bedanken. Ich möchte mich
hier bedanken bei unseren fleißigen Polizisten, die
trotz leider oft sehr widriger Umstände ihr Bestes
geben. Dank und Anerkennung dafür!
Und ich möchte zu Beginn gerne dem Antrag
des Klubobmannes Gabmann beitreten. Vor allem
auch aus dem Grund, weil ich im vorigen Jahr bereits beim Budgetlandtag den gleichen Antrag, in
einer etwas anderen Form natürlich, eingebracht
habe, und zwar über die Anschaffung und Auslieferung von ballistischen Unterziehschutzwesten für
alle außendienstversehenden Exekutivbeamten.
Der Antrag wurde damals abgelehnt, weil der
Dienstgeber, das Innenministerium, diese Ausrüstungssorten als ungeeignet und unzweckmäßig
bezeichnet hat. Desgleichen auch der Herr Sicherheitssprecher der ÖVP, Kollege Karner.
Meine Damen und Herren! Hier in unserem
Bundesgebiet, vor allem in Niederösterreich, von
Sicherheit zu sprechen, so wie es die ÖVP-Granden vorleben, das ist wirklich eine Verhöhnung der
Bevölkerung. Und ich geb dem Kollegen Hofbauer,
er ist leider nicht herinnen, Recht: Ein Schild gibt
keine Sicherheit. Und ein Schild gibt vor allem
schon gar keine Sicherheit, wenn hinter dem
Schild, wenn im Raum kein Polizist mehr drinnen
ist. Dann kann man keine Sicherheit mehr haben.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Dass 200 Autos mehr gestohlen worden sind
voriges Jahr, ist dem Kollegen Karner auch
„wurscht“. Dass die Zahl der illegalen Einreisenden,
dass der Asylbetrug kollabiert, ist dem Herrn Kollegen Karner auch „wurscht“. Das Bettlerunwesen,
verursacht durch die offenen Grenzen, ist dem
Kollegen Karner auch „wurscht“.
Und ich sage Ihnen was: Die schwarze Ministerin Mikl-Leitner, die ist ja wirklich bereits als Sicherheitsrisiko einzustufen, und ihr Unsicherheitssprecher Karner bekämpfen diese steigende
Kriminalität in unserem Bundesland mit der Schließung von Posten. Was ihr da aufführt, Kollege
Karner, das ist ja wirklich nicht einmal mehr fahrlässig, das ist ja schon vorsätzlich. Ihr gefährdet die
Sicherheit der Menschen wirklich vorsätzlich. Die
Menschen haben ja ein Grundrecht auf Sicherheit.
Das ist aber dem Kollegen Karner und seiner Ministerin auch „wurscht“. Und ihr sperrt 21 Polizeiinspektionen zu und traut euch, Kollege Karner, das
als Erhöhung der Sicherheit zu verkaufen. Und ich
frage mich als Polizist, wie man auf das kommen
kann.
Ihr wollt der Bevölkerung einreden, dass das
Land sicherer wird, wenn ein Funkwagen eine
halbe Stunde länger braucht, den Tatort zu erreichen? Da wird ein Land sicherer? Ihr erklärt Niederösterreich für sicherer, wenn irgendwo ein Polizeipostpartner am Vormittag in einer Gemeindestube sitzt und Anzeigen über Einbrüche aufnimmt,
die in der Nacht nämlich, wenn noch der Posten
dort gewesen wäre, gar nicht passiert wären, Kollege Karner.
Wenn man bei über 76.000 angezeigten Delikten im Vorjahr von Erfolg spricht, wenn man bei
einem Anstieg der Einbrüche in die Häuser und in
die Wohnungen um 12 Prozent gegenüber dem
Vorjahr wiederum von einem Erfolg spricht, dann ist
das völlig realitätsfremd, meine Damen und Herren,
und es ist ein Affront gegenüber allen Verbrechensopfern. (Unruhe bei Abg. Mag. Karner.)
Das glaubt ihr ja nicht, dass euch das die
Leute abnehmen und glauben. Ihr glaubt das alles
selber nicht! Und es wird halt leider wieder eine
nächste traurige Statistik geben zu Lasten unserer
Bevölkerung. Und die wird euch wieder Lügen
strafen. Und ich muss wirklich da herinnen sagen,
mit dieser Ministerin, da habt ihr wirklich eine Nichtschwimmerin zur Bademeisterin gemacht, Kollege
Karner. Die hat keine Ahnung von Sicherheit! (Beifall bei der FPÖ.)
Ja, Herr Kollege Karner, ich komm eh gleich zu
dir. Da wird begonnen, Herr Kollege Karner, von
dir, diesen Kriminalitätsnotstand da in Niederösterreich ständig schön zu reden. Und lieber Kollege
Karner, statt dass du Feuerwehrmenschen und –
leute betonierst, solltest lieber einmal mit Verbrechensopfern reden. Nämlich mit 76.000 oder vielen
von diesen Verbrechensopfern. Was die von deinen
Schönfärbereien halten, Kollege Karner. Aber
76.000 Verbrechensopfer sind dem Herrn Kollegen
Karner „wurscht“! Und seiner Ministerin sind sie
auch „wurscht“.
Kollege Karner, die Ostmafia, die reibt sich angesichts des schwarzen Sicherheitsdilettantismus
die Hände. Und – noch einmal - Kollege Karner, ihr
habt Niederösterreich im wahrsten Sinne des Wortes zum Verbrecherparadies gemacht. Das muss
man leider so sagen. Und es besteht wirklich dringender Handlungsbedarf. Das einzige Mittel, eben
diese überbordende Kriminalität zu bekämpfen, ist
die sofortige Wiedereinführung unserer Grenzkontrollen, die wir euch eh schon 10 Jahre und länger
vorbeten. Nur, wollt ihr es immer noch nicht einse-
1357
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
hen, weil es euch, wie vorhin schon gesagt,
„wurscht“ ist.
Und so lange diese Grenzen nicht wieder gesichert und überwacht werden, so lange werden die
Ostverbrecher weiter unser Eigentum ungeniert aus
dem Land bringen und führen. So lange wird die
Kriminalität weiter steigen. Und so lange ist dem
Schlepperunwesen und dem Asylbetrug Tür und
Tor geöffnet.
Ich möchte dazu jetzt zwei Anträge einbringen.
Der erste ist zum Asylmissbrauch. Im Jahr 2013
wurden in Österreich über 74.000 illegale Grenzgänger aufgegriffen. Das bedeutet eine Steigerung
der Schlepperrate um 15 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Die Dunkelziffer liegt wesentlich höher.
Niederösterreich hat da 2013 mit über 8.000 Aufgriffen von geschleppten Personen nach Wien den
traurigen zweiten Platz belegt.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Als Folge der überbordenden Schlepperkriminalität platzt auch das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen zum wiederholten Male aus allen Nähten.
So sind dort statt der limitierten 480 Belegungen
derzeit über 1.300 Asylwerber untergebracht. Laut
Aussagen des Leiters des EAZ-Traiskirchen sind
deutlich über 90 Prozent!!! der dort untergebrachten
Asylwerber über sichere Drittstaaten eingereist.
Hier hat die Bundesregierung das Dublin II-Abkommen anzuwenden und diese Menschen in jene
Staaten zur Stellung ihres Asylantrages zurückzuweisen.
Untermauert wird der steigende Asylbetrug in
Österreich auch durch die Entscheidungen des
Asylgerichtshofes, welcher 4 von 5 in Österreich
gestellten Asylanträgen rechtskräftig abweist. Das
Absprechen des Asylrechtes belegt somit de facto
80 Prozent!!! gerichtlich festgestellte Asylmissbräuche in unserem Land.
(Liest:)
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
„Resolutionsantrag
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
des Abgeordneten Königsberger zur Gruppe 1
des Voranschlages des Landes Niederösterreich
für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2-2014, betreffend
Grenzen sichern - Asylmissbrauch verhindern.
1) Der NÖ Landtag spricht sich für einen umfassenden Grenzschutz und die sofortige Anwendung des Dublin II-Abkommens aus.
Im Jahr 2013 wurden in Österreich 24.375 über
die Schengen-Außengrenzen geschleppte Grenzgänger aufgegriffen. Dies bedeutet eine abermalige
Steigerung der Schlepperrate von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Dunkelziffer liegt aber
noch bei weitem höher. Niederösterreich belegte
2013 mit 8.004 Aufgriffen von geschleppten Personen in der Statistik nach Wien den bundesweit traurigen zweiten Platz.
2) Die Landesregierung wird aufgefordert, im
Sinne der Antragsbegründung bei der Bundesregierung, insbesondere bei der Frau Innenminister,
vorstellig zu werden und einzufordern
Während die Anzahl der illegalen Grenzübertritte stetig ansteigt, gehen die Aufgriffe der Schlepper jedes Jahr kontinuierlich zurück – so wurden
2003 noch 1.025 Schlepper gefasst, im Jahr 2013
betrug diese Zahl nur mehr 235. Ursache dafür sind
die ungesicherten österreichischen Außengrenzen,
durch welche unser Land förmlich zum Eldorado für
Schlepperbanden, Asylmissbrauch und kriminelle
Vereinigungen verkommen ist. Niederösterreich
und Wien sind die am schwersten betroffenen Bundesländer, da der Großteil der Illegalen über die
Ostgrenze einreist.
b) zur sofortigen Verhinderung des Asylmissbrauches in Österreich das Dublin II–Abkommen nachhaltig und konsequent umzusetzen.“
Die von Innenministerin Mikl-Leitner eingesetzten SOKOs Ost und Nord haben sich durch den
jährlichen Rückgang der Festnahmen von Schleppern als völlig wirkungslos erwiesen.
a) das Schengen-Abkommen befristet
auszusetzen und die sofortige Wiedereinführung
der nationalen Grenzkontrollen an Österreichs
Grenzen sicherzustellen und
Ich darf dann zu einem weiteren Problem
kommen, ebenfalls verursacht durch die offenen
Grenzen. Das betrifft die Bettelmafia. Kollege
Razborcan, das ist nicht zum Lachen. Ich habe mit
meinem Klubobmann erst vor einer Woche ein
Bettleropfer in Krems besucht, das immer noch
unter den Folgen dieses Angriffes dieses Bettlers
leidet, welcher, wie der Überfallene noch im Krankenhaus gelegen ist, von unserer Justiz bereits
wieder entlassen wurde, wieder frei herumläuft und
weiter sein Unwesen treibt. So ist die Gesetzeslage! Und deshalb stelle ich jetzt einen Antrag zu
einem generellen Bettelverbot in Österreich. (Liest:)
1358
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
„Resolutionsantrag
des Abgeordneten Königsberger zur Gruppe 1
des Voranschlages des Landes Niederösterreich
für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2-2014, betreffend
Generelles Bettelverbot.
Die Aufhebung des generellen Bettelverbotes
in der Steiermark durch den Verfassungsgerichtshof führte in ganz Österreich, vor allem auch in
Niederösterreich, zu einer verstärkten Aktivität der
organisierten Bettlermafia aus den ehemaligen
Oststaaten. Seither ist nicht nur in den städtischen
Kernzonen, sondern auch im ländlichen Bereich,
eine große Zunahme der Anzahl von Bettlern zu
beobachten.
Betteln ist kein uneingeschränktes Menschenrecht. Schon gar nicht, wenn diese Menschen dabei
unter üblen Bedingungen von mafios strukturierten
Verbrecher-organisationen ausgebeutet werden.
Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen bis
hin zu verstümmelten Kindern und Säuglingen werden zur Erhöhung des Mitleidseffektes von den
Mafiabossen missbraucht und zur organisierten
Bettelei gezwungen. Die Hintermänner der Bettelmafia sitzen zum größten Teil in der Slowakei als
auch in Rumänien und frönen dort einem feudalen
Lebensstil auf Kosten der von ihnen versklavten
Bettler und deren Kinder.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
durch Schläge mit der Krücke schwer verletzt und
anschließend noch beraubt wurde. Auch hier war
die Behinderung nur vorgetäuscht, der Bettler
flüchtete nach dem Raubüberfall beschwerdefrei,
die Krücke diente hier lediglich nur zur Tarnung und
als Waffe gegen harmlose Passanten.
Es ist rechtlich möglich, eine Verordnungsermächtigung für regional abgegrenzte und zeitlich
beschränkte, absolute Bettelverbotszonen zu
schaffen. Es liegt dann im Ermessen der Bürgermeister Verbotszonen z.B. in Bereichen von Schulen, Kindergärten, Geschäftsstraßen, Fußgängerzonen, Bahnhöfen, Bushaltestellen, Einkaufszentren und dgl. örtlich und zeitlich so zu verordnen,
dass die Ausübung der Bettelei dort faktisch nicht
mehr möglich ist. Es würden dadurch zum einen die
Passanten, Kunden und vor allem Kinder vor aggressiven und aufdringlichen Bettlern geschützt,
zum anderen würde auch der Missbrauch von Erwachsenen, Kindern und Säuglingen durch die
verbrecherischen Bettlerorganisationen verhindert
werden.
Außerdem ist es rechtlich möglich, Tatbestände, wie das Vortäuschen von mitleiderregenden Umständen, explizit unter Sanktionen zu stellen. Dadurch würde gewerbsmäßigen Betrugsbettlern ihr schändliches Handwerk gelegt.
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
Es liegt auch auf der Hand, warum diese Menschen im späteren Tagesverlauf immer aggressiver
und aufdringlicher betteln, denn, wenn sie die von
den Aufpassern geforderten Einnahmen nicht erreichen und abliefern können, werden sie mit Schlägen, Misshandlungen und Nahrungsentzug bestraft.
Neben den zum Betteln gezwungenen Menschen ist auch die Gruppe jener Bettler massiv
angestiegen, welche durch Vortäuschen von Behinderungen Mitleid erwirken und dadurch Geld
lukrieren wollen. Augenzeugenberichte, welche
dieselben Bettler, welche scheinbar nur auf Krücken gehen können, kurze Zeit später beschwerdefrei beim Einkaufen beobachtet haben, häufen
sich. Als Beispiel sei angeführt, dass in der Stadt
Salzburg zwei Bettler aus Rumänien wegen gewerbsmäßigen Betruges angezeigt wurden, da sie
eine körperliche Behinderung vorgetäuscht haben,
um Passanten zu Geldspenden zu verleiten. Nach
der Festnahme der Beiden wurde durch den Amtsarzt begutachtet, dass keiner an einer „reellen Behinderung“ leidet.
Ein weiteres Beispiel für das Vortäuschen einer
Behinderung ist der Überfall eines Bettlers auf einen Passanten in der Kremser Innenstadt, der
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird im Sinne der Antragsbegründung aufgefordert, im eigenen Wirkungsbereich und durch Vorstellung bei der Bundesregierung alle rechtlichen Schritte zu veranlassen, damit es zu einem generellen Bettelverbot
kommt.“
Hohes Haus! Im Sinne der Sicherheit unseres
Landes und unserer Bevölkerung ersuche ich, unseren Anträgen die Zustimmung zu geben.
Ich fahr jetzt weiter in der Sicherheit. Es werden immer wieder SOKOs angekündigt. SOKOs,
die viel Geld kosten. SOKOs, die die Kollegenschaft belasten, SOKOs, die nicht viel bringen und
im Endeffekt auf die Abzocke unbescholtener Autofahrer abzielen.
Die Autofahrer sind jedoch nicht die Verbrecher in diesem Land, die gejagt gehören. Es sind
ganz andere. Und die ÖVP, die betreibt auch wirklich reine Ankündigungspolitik. Das beginnt schon
beim Landeshauptmann. Der kündigt da in so genannten Sicherheitsgipfeln zum Beispiel die An-
1359
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
mietung und Inbetriebnahme von acht Grenzdienstgebäuden an, um da jetzt die Grenzen besser
wieder zu kontrollieren. Weil er ja selber gesehen
hat, was schuld an dem ganzen Dilemma ist. Was
ist passiert? Es ist nämlich nie passiert. Es ist nie
eine angemietet worden, es wurde nie eine benutzt.
Und jetzt stehen diese Gebäude zum Verkauf oder
sind bereits verkauft. So schaut Sicherheitspolitik a
la ÖVP aus: Groß ankündigen, nichts halten! Die
Leidtragenden sind unsere Bevölkerung.
Meine Damen und Herren! Das Thema Sicherheit ist sicher ein sehr weitläufiger Begriff. Sicherheit ist ein verfassungsmäßiges Grundrecht. Und
für deren Einhaltung hat der Staat zu sorgen. Ich
möchte heute und hier auch allen Behörden und
Organisationen, die für die Aufrechterhaltung unserer Sicherheit großartige Leistungen erbringen,
aufrichtig bedanken.
Ich möchte mich nochmal bei den Kollegen der
Polizei, bei den Soldaten des Österreichischen
Bundesheeres, bei den Zivildienern, bei den vielen
Freiwilligen, bei der Feuerwehr, bei der Rettung,
auch beim Zivilschutzverband, der sehr viel zur
Aufklärung der Bevölkerung für den Ernst- und
Notfall beiträgt, sehr, sehr herzlich bedanken.
(Beifall bei der FPÖ.)
Leider hat man die Unterstützung für diese Organisationen in diesem Budget wieder einmal gesenkt. Sicherheit, meine Damen und Herren, bedeutet aber vor allem auch den Schutz unserer
Grenzen. Die ungesicherte Tür in unser Land ist
halt nun einmal die Ursache für den herrschenden
Sicherheitsnotstand. Sie ist Ursache für die steigende Kriminalität und vor allem für die außer Kontrolle geratene Schleppermafia und den immensen
Anstieg der illegal einreisenden Personen.
Es ist fünf nach 12 - nach 12, um endlich Maßnahmen zu setzen, die wirken. Und die diese Kriminalität endlich eindämmen. Und es ist nicht, wie
es die ÖVP immer sagt, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu heben, nein, die objektive Sicherheit ist zu erhöhen und den Kriminellen
ist wirklich einmal der Kampf anzusagen. Und,
meine Damen und Herren, wir brauchen auch nicht,
wie jetzt angekündigt, Körperkameras für unsere
Polizisten, um unsere Polizisten zu bespitzeln und
zu überwachen. Nicht die Polizisten, die Verbrecher
gehören überwacht, Kollege Karner! Richte das
deiner Ministerin aus. Wir brauchen keine Kameras
für Polizisten!
Wir brauchen die sofortige Überwachung unserer Grenzen. Wir brauchen mehr Personal für unsere Polizei. Und wir brauchen die Erhaltung der
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Polizeiinspektionen in den jeweiligen Kommunen.
Mit den Zusperrorgien sollte jetzt endlich einmal
Schluss sein. Schluss sollte auch mit Schönungen
von Statistiken sein. Und Schluss soll sein mit der
freien Fahrt für die Verbrecher in und aus unserem
Land. Guten Morgen, Frau Minister, wachen Sie
endlich auf aus ihrem Winterschlaf oder Frühlingsschlaf! Denn Grenzen schützen heißt Heimat sichern! Dankeschön! (Beifall bei der FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Edlinger.
Abg. Edlinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus!
Mein Vorredner hätte genug Anlass gegeben
um darauf zu replizieren. Aber der Kollege Waldhäusl hat zuerst gesagt, das würde sie nur aufwerten, wenn man sich damit beschäftigt. Daher werde
ich das gar nicht machen und mich auf meine Ausführungen konzentrieren.
Die Offensive für mehr Sicherheit in Niederösterreich ist schon angesprochen worden heute.
Es hat vor einigen Wochen unser Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll mit den Spitzen der niederösterreichischen Polizei unter der Leitung von Landespolizeidirektor Dr. Franz Prucher eine Sicherheitsoffensive eingeleitet, ein Sicherheitsgespräch,
das für die Zukunft für mehr Präsenz der Polizei auf
den Straßen sorgen wird.
Die Menschen im Land sollen die Polizei sehen
und die Kriminellen sollen abgeschreckt werden.
Auch die technische Ausrüstung soll dafür ausgebaut werden. Und es gibt auch die ersten Erfolge
der Videoüberwachung, die im Jahr 2010 in Niederösterreich eingeführt worden ist und seitdem zu
rund 700 Treffern geführt hat.
Es ist damit gelungen, wenn auch damals von
vielen angezweifelt, dass so etwas umgesetzt werden kann und das so etwas sinnvoll ist, die Aufklärungsquote entsprechend zu steigern und hier Risikofahrzeuge und Diebesgut entsprechend auch
auszuforschen.
Diese Videoüberwachung soll auch ausgeweitet werden. Derzeit ist sie nur auf den Hauptverkehrsachsen im Einsatz, doch es soll in der gesamten Grenzregion entsprechend überwacht werden. Landespolizeidirektor Franz Prucher sagt in
diesem Zusammenhang, die, die Böses vor haben,
sollen die Polizei in Niederösterreich spüren. Es
werden zu den derzeit 350 Streifen, die tagtäglich
unterwegs sind, 25 Doppelstreifen mehr unterwegs
sein in Zukunft. Und dafür sorgen, dass unser Bun-
1360
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
desland Niederösterreich ein sicheres Bundesland
bleibt.
Die Zusammenarbeit zwischen der Exekutive
und dem Land Niederösterreich möchte ich an zwei
weiteren Beispielen festmachen. So ist Niederösterreich das einzige Bundesland, in dem auch die
Prävention entsprechend unterstützt wird und hier
die Anschaffung und der Einbau von Alarmanlagen,
von Videoüberwachung oder Sicherheitstüren in
Häusern und Wohnungen vom Land Niederösterreich gefördert ist. Weil es besser ist, auf Nummer
sicher zu gehen.
Bis Ende nächsten Jahres gibt es diese Aktion.
Und es ist dadurch auch gelungen, dass in Niederösterreich jeder dritte geplante Einbruch ein Einbruchsversuch bleibt. Das heißt, dass diese Prävention auch wirkt. Und wenn Sicherheit durch
nichts zu bezahlen ist, so ist Schutz und Vorsorge
dafür schon zu bezahlen und ist uns auch etwas
wert. Wie gesagt, Niederösterreich ist hier als einziges Bundesland auch da sehr aktiv.
Ein weiteres Beispiel der Zusammenarbeit ist
die technische Fahrzeugkontrolle, wo die Exekutive
und der technische Prüfzug des Landes Niederösterreich unterwegs ist um die Straßen sicherer zu
machen. Es sind zwei mobile Prüfzüge, ein Prüferanhänger, ein Prüfbus und ein Gefahrengutmobil
unterwegs, mit dem chemische Analysen von gefährlichen Stoffen vor Ort durchgeführt werden
können.
Die Exekutive hält die Fahrzeuge an und unternimmt im Bedarfsfall auch die entsprechenden
Maßnahmen und die Sachverständigen des Landes
Niederösterreich überprüfen die Fahrsicherheit und
die technische Ausstattung dieser Fahrzeuge. So
wurden in den letzten Jahren pro Jahr rund 9.000
Fahrzeuge angehalten und überprüft. Jedes dritte
überprüfte Fahrzeug hatte einen schweren Mangel
und bei jedem sechsten Fahrzeug kam es sogar zu
einem Kennzeichenentzug. Das heißt, dass hier
gerade die Fahrzeuge, die sehr viele Gefahrenpotenziale nicht nur für sich selbst, sondern auch für
andere Verkehrsteilnehmer haben, aus dem Verkehr gezogen werden und damit für mehr Sicherheit im Straßenverkehr gesorgt wird.
Sicherheit schafft Lebensqualität! Und diese
gilt es zu erhalten und nicht schlecht zu reden. Ich
glaubte nämlich beim Vorredner nicht, dass das
alles in Niederösterreich stattfinden kann. So sehr
jede Straftat natürlich zu verurteilen ist und zu viel
ist und so sehr jedes Verbrechensopfer zu beklagen ist, ist es nicht so, dass wir in Niederösterreich
in einem Land sind, in dem wir nur von lauter Ver-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
brechern umgeben sind. Sondern Dank des Einsatzes unserer Exekutive, bei der ich mich recht herzlich bedanken möchte, ist Niederösterreich ein sicheres Land. Ist Niederösterreich ein Land, in dem
die Lebensqualität eine sehr hohe ist und das sollten wir nicht schlecht reden, sondern alles Mögliche
dazu beitragen, dass diese Lebensqualität erhalten
bleibt. (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Als nächster
zu Wort gemeldet Klubobmann Waldhäusl.
Abg. Waldhäusl (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Kollegen des Landtages!
Wenn wir von Sicherheit und über Sicherheit
sprechen, dann ist neben dem Feuerwehrwesen,
den Blaulichtorganisationen, neben unserer Polizei
auch noch eine dritte Säule, ein dritter Körper der
Sicherheit vorhanden: Unser Bundesheer. Das in
Zusammenarbeit mit den Blaulichtorganisationen,
mit den entsprechenden Behörden immer dann zur
Stelle ist, wenn wir es brauchen.
Ob bei Katastrophen, ob zur Aufrechterhaltung
der inneren Sicherheit, unser Bundesheer ist da.
Für die Republik, für Niederösterreich, für die Gemeinden. Doch es gab eine Volksentscheidung vor
über eineinhalb Jahren, die auch den Weiterbestand des Modells des Grundwehrdienstes mit
Mehrheit sicherstellte. Und wenn jemand tatsächlich geglaubt hat, wenn er jetzt sich eineinhalb
Jahre ausgeklinkt hat, so, und jetzt ist alles umgesetzt und es ist alles in Ordnung, dann irrt er sich.
Denn egal, wo man mit Vertretern des Bundesheeres spricht, egal wo man die Möglichkeit hat, Einblick zu nehmen, muss man eine Situation feststellen, die schlichtweg als katastrophal zu bezeichnen
ist.
Täglich hören wir von Hiobsbotschaften über
Medien aus Kasernen, dass die notwendigen Mittel
zur Sicherstellung des laufenden Betriebes Stück
für Stück seitens des Ministeriums gestrichen werden. Fahrzeuge werden nicht mehr betankt, Ersatzteile werden nicht mehr angekauft und einfachste Instandsetzungsarbeiten nicht mehr durchgeführt.
Der von Minister Klug verordnete Sparkurs bedroht allerdings nicht nur den Grundwehrdienst und
die präsenten Kräfte. Nein, wie eingangs erwähnt,
geht es jetzt im Bereich der inneren Sicherheit auch
um den Katastrophenschutz. Mit den Maßnahmen,
mit den Einsparungsvorkehrungen, die hier seitens
des Ministeriums und seitens des Ministers getroffen wurden, ist auch der Katastrophenschutz nicht
mehr gewährleistet. Nicht mehr so gewährleistet,
1361
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
dass wir ruhigen Gewissens sagen können, wenn
schon etwas passiert, dann liebe Bevölkerung,
haben wir zumindest die Freiwillige Feuerwehr und
das Österreichische Bundesheer.
Auch die Luftunterstützung für solche Katastropheneinsätze in Form einer Katastrophenbegleitung sind alleine mit der Spritkontingentierung
um 20 Prozent massiv gefährdet. Die Pioniereinheiten, die im Katastrophenfall von enormer Bedeutung sind, haben mit der Aufrechterhaltung des
eigenen Dienstbetriebes zu kämpfen. Und laut Befehl des Streitkräfteführungskommandos vom April
dieses Jahres ist die oberste Priorität bei der Verwendung von Budgetmitteln nicht der Grundwehrdiener, nicht die Einsatzbereitschaft im Katastrophenfall, nein, es ist so, dass die Priorität hier eindeutig den Auslandseinsätzen gilt.
Das ist unserer Meinung nach aber absolut der
falsche Weg! Unsere Steuerbudgetmittel müssen
prioritär in erster Linie für die innere Sicherheit, für
den Grundwehrdienst und damit für die Sicherstellung des Katastropheneinsatzes gewährleistet werden. Und dann, wenn Budgetmittel übrig sind bzw.
umgeschichtet werden, wie immer die Bundesregierung das vornimmt, dann sind selbstverständlich
auch Auslandsaufgaben durchzuführen.
Wenn’s nach mir und der FPÖ geht, in erster
Linie mit einem UNO-Mandat für friedenserhaltende
Auslandseinsätze. Aber erst wenn die Kernaufgaben des Österreichischen Bundesheeres wie die
militärische Landesverteidigung und die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit sowie die Hilfestellung bei Katastropheneinsätzen finanziell gewährleistet ist.
Da unterscheiden wir uns zu 100 Prozent von
jenen Vorstellungen, die der Minister angeordnet
hat. Doch eines ist hier sicher: Wir mit unserer Vorstellung, zuerst die eigene Sicherheit der Grundwehrdiener, zuerst die Hilfestellung bei Katastropheneinsätzen, mit dieser Forderung sind wir nicht
alleine. Hier haben wir die Unterstützung der Bevölkerung.
Denn eines ist sicher: Kein Bürger würde es
verstehen, wenn bei der nächsten Naturkatastrophe, ob Hochwasser oder was immer hier passiert,
das Bundesheer nicht helfen kann, aber zeitgleich
Geld für Auslandseinsätze, ich sage bewusst, vergeudet wird. Nein! Wir sagen ja zu prioritären österreichischen Hilfestellungen. (Beifall bei der FPÖ.)
Daher bringen wir auch einen Antrag ein. Ich stelle
den Antrag (liest:)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
„Resolutionsantrag
des Abgeordneten Waldhäusl zur Gruppe 1
des Voranschlages des Landes Niederösterreich
für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2-2014 betreffend
Ausreichende Budgetmittel im Österreichischen
Bundesheer.
Täglich erreichen uns neue Hiobsbotschaften
aus den Kasernen Niederösterreichs, wonach die
notwendigen Mittel zur Sicherstellung eines laufenden Betriebes sukzessive von Seiten des BMLVS
gestrichen werden.
60 Prozent der Bevölkerung stimmten am 20.
Jänner 2013 für den Erhalt der allgemeinen Wehrpflicht und damit für eine Reform und Attraktivierung des Präsenzdienstes. Knapp 1½ Jahre nach
diesem Votum muss man allerdings feststellen,
dass genau das Gegenteil der Fall ist. Fahrzeuge
werden nicht mehr betankt, Ersatzteile nicht angekauft und einfachste Instandsetzungsarbeiten nicht
durchgeführt und Fahrzeuge damit frühzeitig ausgeschieden.
Der von Bundesminister Klug verordnete Sparkurs bedroht allerdings nicht nur den Grundwehrdienst und die präsenten Kräfte. Insbesondere der
Katastrophenschutz steht auf Messers Schneide.
Hochrangige Militärs, wie der Chef des Kommandos Luftunterstützung, Brigadier Putz, warnen
vor einer nicht mehr gefahrlos durchzuführenden
Katastrophenbegleitung durch die Hubschrauberflotte des Bundesheeres. Die Reduktion des Spritkontingentes um 20 Prozent zieht eine Verringerung der Einsatzkräfte nach sich, was wiederrum
die Einsatzfähigkeit im Katastrophenfall massiv
gefährdet.
Aber auch die Pioniereinheiten, im Katastrophenfall von enormer Bedeutung, haben mit der
Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes zu kämpfen.
Laut Befehl des Streitkräfteführungskommandos
vom 19.05.2014 haben oberste Priorität bei der
Verwendung von Budgetmitteln die Auslandseinsätze zu genießen. Als letzte von fünf Prioritäten
kommt der laufende Betrieb. Diese Reihung ist
umzukehren. Auslandseinsätze ja, aber nur wenn
zuerst unsere Grundwehrdiener versorgt sind und
die Einsatzbereitschaft im Katastrophenfall gewährleistet ist.
Bereits jetzt befindet sich Österreich, seine
Verteidigungsaufgaben betreffend, im EU-Vergleich
an drittletzter Stelle, allein in jüngster Vergangen-
1362
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
heit wurden 1,7 Milliarden eingespart. Dieser Fehlentwicklung ist schnellstens entgegenzuwirken.
Erst, wenn die Kernaufgaben des Bundesheeres
wie die militärische Landesverteidigung und Aufrechterhaltung der Inneren Sicherheit sowie die
Hilfeleistung bei Katastropheneinsätzen finanziell
gewährleistet sind, kann über Auslandseinsätze
nachgedacht werden. Und selbst dann sollte sich
das österreichische Bundesheer ausschließlich an
friedenserhaltenden Auslandseinsätzen unter UNMandat beteiligen.
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die NÖ Landesregierung wird aufgefordert, im
Sinne der Antragsbegründung an die Bundesregierung, insbesondere an BM Klug heranzutreten um
1. die Reform des Grundwehrdienstes sofort
umzusetzen und
2. sicherzustellen, dass in Zukunft die innere
Sicherheit sowie die Hilfeleistung bei Katastropheneinsätzen innerhalb des Bundesheeres
höchste Priorität genießt.“
Werte Abgeordnetenkollegen! Mit diesem Antrag geben wir ein klares Signal Richtung Wien,
dass wir hier auf der richtigen Seite sind. Auf der
Seite der Bevölkerung und auf jener Seite, die
eventuell unsere Hilfe benötigen. Ich möchte nicht
zu jenen Abgeordneten gehören, die dann sagen
müssen, pfuh, da ist was passiert im Bund, wir
haben zwar zugeschaut, aber wir haben nicht reagiert.
Wir reagieren! Der NÖ Landtag hat nicht nur
die Chance, wir haben die Pflicht, hier mitzuhelfen
und aufzuzeigen, wo die Probleme sind. Die Hilferufe aus verschiedenen Stellen des Bundesheers
sind angekommen! Sie sind angekommen bei uns
und als ordentliche Politiker nehmen wir das ernst.
Und ich hoffe, dass wir auch in Wien ernst genommen werden.
Denn das ist nicht Spaß, was hier passiert.
Das ist, wenn tatsächlich es zu einer ernsten Lage
kommt, eine bedrohliche Situation für unsere Bürger. Und daher bitte ich euch im Interesse der niederösterreichischen Landsleute, dem zuzustimmen.
Und auch an jene Parteien, die heute nicht zustimmen können, zumindest nachzudenken, wie sie in
den eigenen Reihen ihren roten Minister dorthin
bringen, wo er hingehört. Entweder, die Dinge so
zu benennen und das Geld so anzuordnen wie es
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
gehört, oder raus aus der Politik! (Beifall bei der
FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Als nächster
zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Hintner.
Abg. Hintner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus!
Nachdem mein Kollege Edlinger in dankenswerter Weise im Näheren auf die technische Ausrüstung und Aufrüstung der Polizei eingegangen ist,
darf ich auf ein paar Dinge sozusagen in der allgemeinen Debatte näher eingehen. Dazu vielleicht
dann auch noch ein Wort als Bürgermeister einer
der größeren Städte von Niederösterreich. Ich persönlich hätte und habe überhaupt kein Problem,
auch verstärkt den öffentlichen Raum videoüberwachen zu lassen. Wir müssen des Öfteren auf
gewisse Konstrukte zurückgreifen, um dann auch
Beweismaterial gegebenenfalls liefern zu können.
Auch hier bedarf es von Seiten des Bundesgesetzgebers mehr einer Abwägung der persönlichen
Rechte, des persönlichen Schutzes kontra eines
allgemeinen Sicherheitsempfindens.
Ich stelle folgende Behauptung auf: Ein Verbrechen ist ein Verbrechen zu viel! Genauso, wie
wir das bei der Arbeitslosigkeit, bei den Arbeitslosen festgestellt haben. Aber die Frage, wie begegne ich dem, da dürften sich die Geister trennen.
Es bedeutet mehr Personal, und ich benötige mehr
Personal, ich benötige das notwendige Personal,
um dem Ganzen Herr zu werden. Und vielleicht
noch eine Bemerkung: Wir stehen ja jetzt vor der
Ausmusterung von 180 Kolleginnen und Kollegen,
ungefähr 70, 80 werden pensioniert, sodass wir 100
neu in den niederösterreichischen Dienst stellen
können.
Aber was ist so der Faktor, um noch mehr Sicherheit zu bringen? Wenn ich mir die Stadtgemeinde Mödling anschaue mit ungefähr 40 systematisierten besetzten Posten, und unsere große
Nachbarstadt, die Stadtgemeinde Baden mit fast
doppelt soviel Polizisten, weil eben Stadtpolizei:
Wird hier das Doppelte an Aufklärung, das Doppelte an Sicherheit geleistet, obwohl die Kolleginnen und Kollegen ihr Bestes geben? Schauen wir
ein bisschen nach. Eines wollen wir sicherlich nicht,
dass in jeder Gasse, in jeder Straße, auf jedem
Platz ein Uniformierter steht. Wir müssen sehr wohl
hier sehr verantwortungsbewusst mit unseren Personalressourcen eingehen. Das, wo es nutzt und
wo auch unsere Sicherheitsoffensive hingeht, ist,
dass wir selbständig auch die Präsenz und somit
auch das subjektive Sicherheitsgefühl heben können.
1363
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Ich bleibe im Süden von Wien. Wenn wir heute
über Kriminalität usw. reden, dann ist sicherlich der
Süden von Wien der am meisten belastete.
Schauen wir uns die Kriminalstatistik von anderen
Ländern an. Alleine der Bezirk Mödling hat das
Anzeigenvolumen der Bundesländer Vorarlberg
und Burgenland zusammen.
Wir haben erst kürzlich als Stadtgemeinde
Mödling eine Befragung gemacht. Wir haben da ein
Sample von 400 bei einer Stadt von zirka 40.000
Einwohner. Ein Sample 400, was man normal in
Österreich nimmt. Also man kann sagen, das ist ja
schon fast eine Darmspiegelung in der Seele der
Mödlingerinnen und Mödlinger. Ungeschützt konnte
hier gesagt werden, was sind meine Anliegen in der
Stadt.
Und das ist wirklich ein Kompliment unserer
Sicherheitskräfte. Ungeschützt haben sage und
schreibe acht gesagt und die Frage der Sicherheit
hier erörtert. Obwohl zugegebenermaßen, das wissen wir alle, gerade die Einbruchskriminalität, der
Diebstahl, bei uns bei Weitem höher ist als in den
anderen Regionen.
Zwei Dinge noch: Wenn wir uns die Kriminalstatistik hernehmen, dann kommen wir drauf, wer
führt diese an, welche Nation? Das sind die Deutschen! Also das heißt, was wollen wir? Wollen wir
eine Schengen-Aufhebung am Walserberg wenn
wir nach der Kriminalstatistik gehen? Ich glaube
nicht!
Und da sind wir beim Stichwort Schengen.
Selbstverständlich ist es die Aufgabe der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, hier nicht nur für
die innere, sondern auch für die Sicherheit unserer
Mitgliedstaaten zu sorgen. Und unsere Hanni MiklLeitner ist hier ständig in Gesprächen, um diese
Voraussetzungen zu verbessern.
Ebenfalls eine Thematik im urbanen Raum ist
selbstverständlich die Bettelei. Obwohl wir als Land
Niederösterreich auch dementsprechende Gesetze
verabschiedet haben, findet sie selbstverständlich
in der einen oder anderen organisierten Form hier
statt. Aber da ist es auch in der Stadt Mödling im
Zusammenhalt mit der Polizei und mit den entsprechenden Stellen der Stadt gelungen, ein „Mödlinger
Modell“ einzuführen. Und ihr seid alle herzlich eingeladen, die Stadt Mödling zu besuchen. Und ihr
werdet sehen, hoppla, bei uns gibt es keine organisierte Bettelei. Weil ich als Stadt innerhalb unserer
SicherheitsgmbH sprachkundige Rumänen aufgenommen habe, die mit freundlichen Worten den
anderen sagen, dass das verboten ist, was sie hier
auf den Straßen tun.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Also das heißt, man kann auch mit Einzelmaßnahmen und auch in der Frage der Zusammenarbeit mit unseren Sicherheitsbehörden hier Erfolge
verbuchen.
Und eines noch ganz zum Schluss: Es zeichnet einen demokratischen Rechtsstaat aus, wie er
und wie wir zum Einsatz unserer Polizei stehen.
Das zeichnet die Arbeit, die bürgernahe Arbeit unserer Polizei aus, wofür ich mich auch namens der
NÖ Volkspartei herzlich bedanken möchte! (Beifall
bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ing. Huber.
Abg. Ing. Huber (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Geschätzte Mitglieder des Landtages!
Ich darf mit den Schlussworten, also mit dem
Dank wieder anfangen, weil es einfach auch mir ein
Bedürfnis ist, mich hier bei allen Einsatzkräften, bei
allen Freiwilligen und auch nicht organisierten Freiwilligen, die beim letzten Hochwassereinsatz geholfen haben, die sich spontan bereit erklärt haben,
Sandsäcke zu füllen und somit die Feuerwehren,
die organisierten Freiwilligen, unterstützt haben, ...
Von dieser Seite ein herzliches Dankeschön!
Ich bin auch froh, dass wir uns heute hier in
dieser Diskussion eigentlich mit der Sicherheit und
dem Bundesheer und beim Katastrophenschutz
usw. so einig sind. Ich freue mich auch, dass voriges Jahr im Jänner 60 Prozent der Österreicher
uns unterstütz haben, indem sie ja gesagt haben.
Ja zu einer Wehrpflicht, ja zum Weiterbestand des
Österreichischen Bundesheeres. Ich habe nur ein
Problem. Wenn man jetzt die Budgetdebatte im
Bund liest oder zuhört, wenn man hier die Zahlen
oder die Berichte aus den einzelnen Kasernenstandorten hört, wo genau gegen diese 60 Prozent
der Österreicher, die für die Beibehaltung der
Wehrpflicht, für unser Bundesheer gestimmt haben,
wo man hier einfach dagegen arbeitet und das
Österreichische Bundesheer aushungert.
Ich bin auch strikt dagegen, dass man, wie
schon mehrmals passiert, am Beispiel der Melker
Pioniere, der Kasernenausbau in Melk, mehrmals
schon knapp vorm Spatenstich ist. Jedes Mal,
wenn der Herr Bundesminister vorbeigekommen
ist, ganz egal, ob der Darabos oder Plattner geheißen hat, hat es geheißen, ja, demnächst wird die
Kaserne ausgebaut. Und was ist? Wenn man sich
jetzt von der Südspange der Kaserne nähert, sieht
man als erstes eine halbverfallene Mauer, die einmal vielleicht die Einfahrt oder was darstellen hätte
sollen bei einem Vollausbau der Kaserne. Aber
1364
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
wenn da kein Schild angebracht wäre und man die
100 m bis zur Einfahrt weiter fährt, würde man nicht
glauben, dass sich dahinter eine der modernst ausgerüsteten größten Kasernenstandorte Österreichs
befindet. Wo wirklich Militärgerät, Einsatzfahrzeuge
für unser Bundesland, für den Katastropheneinsatz,
für unsere Pioniere gelagert ist. Aber nicht gelagert
in Hallen oder organisiert logistikmäßig wirklich
perfekt zugriffsicher untergebracht, sondern am
Kasernengelände steht im Freien modernstes, teuerstes Pioniergerät, angefangen von den Lkws,
Pkws, Schubraupen usw.
Immer wieder gibt es diese so genannten
Spatenstichvorfeiern wenn Minister auf Besuch
nach Melk kommen. Im Sommer 2006 wurden die
7,2 ha angekauft um einen raschen Ausbau sicherzustellen, um das Pioniergerät richtig unterzubringen. Um auch eine Möglichkeit zu geben, dass man
das Kleingerät in Hallen unterbringt. Das ist jetzt
nicht einfach in Lagern oder in Lagerflächen sozusagen gelagert, sondern wird übereinandergestapelt, was die Einsatzzeit natürlich auch nicht unbedingt begünstigt.
Im Jänner 2009 war der Minister Darabos noch
dort und hat einen raschen Ausbau versprochen.
Mit den Worten, ich plane keine Scheinspatenstiche
in diesen Garnisonen – da hat er Güssing und Melk
genannt – sondern noch in diesem Jahr werden
dort die Bagger auffahren. Das war 2009. Und anlässlich der 100-Jahrfeier war der jetzige Verteidigungsminister Klug am Standort Melk und hat auch
wieder mit einer Entscheidung - im Vorjahr - praktisch mit einem Spatenstich sozusagen für heuer
seine Rede beendet.
Daher finde ich es jetzt längst an der Zeit! Wir
diskutieren da fast schon 10 Jahre lang diesen
Ausbau. Das Material ist zu teuer als dass man es
derartig lagert. Daher stelle ich folgenden Antrag
(liest:)
„Resolutionsantrag
des Abgeordneten Ing. Huber zur Gruppe 1
des Voranschlages des Landes Niederösterreich
für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2-2014 betreffend
keine weiteren Verzögerungen beim Ausbau der
Melker Birago-Kaserne.
In der Birago-Kaserne in Melk stellt sich folgende Situation dar: Modernste Pionierfahrzeuge
wie Bagger, Kräne, LKW und PKW verfügen über
keine Garage und müssen im Freien abgestellt
werden. Aufgrund der hohen Anzahl dieser Geräte
ist bei Vollbelegung der Kaserne auch ein vernünftiges Rangieren nicht möglich, da neben den Ab-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
stellflächen auch die Rangierflächen innerhalb der
Kasernen als Abstellflächen benötigt werden. Ähnlich gestaltet sich auch die Situation beim Pionierwerkzeug. Auch hier verfügt man über modernstes
Gerät, hat aber gleichzeitig nicht die Möglichkeit, es
adäquat unterzubringen. Eine zweckmäßige Lagerlogistik ist durch den eklatanten Platzmangel
nicht möglich. Das Pioniergerät muss ohne Regalflächen gestapelt werden; von einer effizienten
Lagerhaltung, perfektem Management in der Logistik und einer effektiven Warenwirtschaft und Verteilung ist man durch den augenfälligen Platzmangel meilenweit entfernt. Auch hier kann daher nur
mit einem Neubau des Lagers die Einsatzbereitschaft der Melker Pioniere gewährleistet werden.
Gerade im Hinblick auf Naturkatastrophen zählt
jede Minute.
Bereits im Sommer 2006 wurde für den Ausbau der Birago Kaserne Melk ein 7,2 Hektar großes
Grundstück angekauft und von den Ministern
Platter und Darabos zugesichert, dass der dringend
notwendige Ausbau raschest verwirklicht wird. Dieser Ausbau wurde notwendig, weil die verschiedenen Pioniergeräte in der Kaserne nicht mehr adäquat untergebracht werden können. Noch im Jänner 2009 wurde von Verteidigungsminister Darabos
ein rascher Ausbau der Kaserne des PiB 3 in Melk
mit den Worten: ‚Ich plane keine Schein-Spatenstiche in diesen Garnisonen‘ (Güssing und Melk),
‚sondern noch in diesem Jahr werden dort die Bagger fahren.‘ bestätigt.
Eigentlich hätte heuer bereits der Spatenstich
für den Kasernenausbau erfolgen sollen, das wurde
zumindest bei der 100-Jahr-Feier der Melker Pioniere im Vorjahr seitens des Verteidigungsministeriums versprochen. Wegen Sparzwängen sei der
25 Millionen teure Kasernenausbau zwar verschoben, aber nicht abgesagt, erklärte Verteidigungsminister Klug: ‚Grundsätzlich sind zur Stunde alle
Planungen ohne Tabus aufgestellt. Ich bitte noch
um Verständnis, diese Planungen werden Mitte des
Jahres vorgelegt und da möchte ich noch nicht
vorgreifen‘, so der Minister.
Weitere Verzögerungen sind im Hinblick auf
die enormen Sachwerte, die in der Kaserne nicht
ordnungsgerecht untergebracht werden können,
vollkommen inakzeptabel. Ein Ausbau der Kaserne
sollte daher so rasch wie möglich geschehen, um
eine materialschonende Unterbringung des Pioniergerätes zu gewährleisten. Die Melker Pioniere
sind ein unverzichtbares Element des Heimatschutzes in Niederösterreich und sollten für den
Katastrophen- und Einsatzfall optimal aufgestellt
sein.
1365
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Asylanten in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen
stark steigend sind.
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
1. Der NÖ Landtag spricht sich für den sofortigen Ausbau der Melker Birago-Kaserne aus.
2. Die NÖ Landesregierung wird aufgefordert,
im Sinne der Antragsbegründung, bei der Bundesregierung, insbesondere bei Verteidigungsminister
Klug, vorstellig zu werden und den sofortigen Ausbau der Birago-Kaserne in Melk sicherzustellen.“
Ich stelle dazu auch, um sicherzugehen, dass
wir diesen Antrag unterstützen, auch den Antrag
auf eine namentliche Abstimmung. Denn hier am
Beispiel Melker Kaserne zeigt sich, dass man so
mit Steuergeld nicht umgehen sollte. Wir investieren in unser Bundesheer. Teilweise wurde Geld
noch investiert - und hier verrostet es am Abstellplatz. Das darf nicht sein! Das kann nicht sein!
Denn immerhin sind unsere Melker Pioniere die
Drehscheibe im Mostviertel und in Niederösterreich
im Katastrophenfall bzw. für ganz Österreich im
Einsatz, auch jetzt wieder sogar in Bosnien unten.
Daher meine Bitte: Unterstützen Sie diesen
Antrag, damit endlich ein Spatenstich oder der notwendige Ausbau der Birago-Kaserne stattfindet.
Ich darf aber zum Abschluss noch kurz um Ihre
Aufmerksamkeit bitten. Es läuft im Moment das
größte Manöver in Tirol, Bundesheermanöver, wo
es zu einem schrecklichen Unglück gekommen ist.
Wo ein Hubschrauber abgestürzt ist mit drei niederösterreichischen Insassen und einer verstorben
ist. Ich möchte von dieser Stelle aus den Angehörigen mein und unser Mitgefühl ausdrücken und den
zwei Verletzten gute Besserung wünschen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Herr Präsident Gartner.
Abg. Präs. Gartner (SPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Es hat ja schon Tradition, dass ich seit dem
Jahre 2003 bei der Diskussion zu den Sicherheitsfragen während der Budgetdebatte vor allem zur
Situation der Asyl- und Flüchtlingsproblematik
Stellung nehme. Habe im Vorjahr schon gedacht,
das wird vielleicht das letzte Mal sein. Weil im Vorjahr hatten wir sehr niedrige Zahlen, zirka 500 bis
550. Und eine Situation, die eigentlich für uns im
Raum Traiskirchen und im Bezirk Baden sehr zufriedenstellend war. Wir müssen aber leider in den
letzten Monaten feststellen, dass die Zahlen der
Wir haben derzeit einen Besatz von zirka
1.300. Und es wird immer schwieriger, dass die
Aufteilung erfolgt in Österreich.
Da gibt es einige Sachen zu bemerken, dass
wieder einige Länder sehr säumig sind. Und was
das ganz Komische ist, dass gerade Bundesländer,
wo auch die Grünen mitregieren, sehr säumig sind.
Zum Beispiel Oberösterreich, Salzburg, Tirol, wo
von den Grünen immer die große Humanität und
die Solidarität gepredigt wird. Anscheinend ist es
halt ein Unterschied, ob ich Wasser predige und
Wein trinke. So ist es auch in diesen Fällen. (Beifall
bei der SPÖ und ÖVP.)
Wir tragen nach wie vor die Asyl- oder Erstaufnahmepolitik in einer Stadt aus, und das ist Traiskirchen! Das natürlich bei 1.300 die Stimmung in
der Bevölkerung nicht die beste ist, das, glaube ich,
brauch ich hier nicht zu wiederholen. Der Bezirk
Baden verfügt nicht nur über die Erstaufnahmestelle, sondern mit den beiden Außenstellen Altenmarkt a.d. Triesting und vor allem auch Unterwaltersdorf sowie dem Heim der unbegleiteten Minderjährigen in Hirtenberg noch über drei Außenstellen auch noch. Daher ersuche ich schon um
Verständnis! Ich weiß schon, das Verständnis hört
meistens dann vor dem eigenen Gemeindegebiet
auf, dass man für eine andere Stadt Verständnis
aufbringt.
Das Land Niederösterreich hat im Budget vorgesehen zirka 28 Millionen Euro für die Unterbringung und Betreuung der Asylanten in der Erstaufnahmestelle. Dazu kommen aber bzw. sicher sind
davon 17 Millionen Transferleistungen des Bundes.
Ich muss schon mit Bedauern feststellen, dass
auch in Niederösterreich oft die Zahlen nicht erfüllt
werden oder nur erfüllt werden durch Traiskirchen.
Das muss ich auch deutlich sagen. Und es ist so,
dass gerade wir als Republik, glaube ich, ein
Großlager oder ein Massenlager wie Traiskirchen
heute nicht mehr betreiben sollen, weil es menschenunwürdig ist. Sondern es sollten mehrere
Erstaufnahmestellen in Österreich geschaffen werden. Wobei jeder Innenminister sagt, Hände weg
davon. Weil dann hat er irgendwo den „Kelch“ woanders auszutragen. So tragen wir ihn halt nur mit
Traiskirchen aus. Es ist halt leider so.
Meine Damen und Herren! Grundsätzlich ist in
der Frage der Sicherheit die Polizeipräsenz bei uns
im Osten oder im Südosten Niederösterreichs sehr
gut. Ich muss sagen, die Systemstellen sind sehr
1366
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
gut besetzt und die Beamtenkolleginnen und –kollegen leisten hervorragende Arbeit zur Sicherung
unserer Bevölkerung. Dass man natürlich immer
wieder sagt, man hat zu wenig Polizisten, ist ganz
leicht hergesagt. Es werden auch sehr viele ausgebildet derzeit. Wir haben vor kurzem wieder fast
250 ausgemustert in Traiskirchen und Lehrgänge
für Dienstführende wurden ausgemustert. Und ich
denke, auch in dieser Frage sind wir auf einem
positiven Weg, was die Polizeipräsenz betrifft.
Meine Damen und Herren! Ich bringe zu der
Flüchtlingsproblematik einen Resolutionsantrag ein.
Ich werde ihn verlesen, denn ich glaube, es ist ganz
gut, wenn man das wieder einmal ins Gedächtnis
ruft (liest:)
„Resolutionsantrag
des Abgeordneten Gartner zur Gruppe 1 des
Voranschlages des Landes Niederösterreich für
das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2, betreffend Entlastung
Traiskirchen und Sicherstellung der vereinbarten
Flüchtlingsquote und gerechten Aufteilung in den
Bundesländern.
Die Bund-Länder-Vereinbarung zur Unterbringung von Flüchtlingen ist seit 1. Mai 2005 in Kraft.
In dieser Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG haben sich Bund und Länder auf einen fixen Kostenund Quotenschlüssel betreffend Asylwerber geeinigt. Der Bund übernimmt demnach 60 Prozent der
Kosten, die Länder 40 Prozent. Die Regelung beinhaltet grundsätzlich Unterbringung, Verpflegung
und medizinische Versorgung.
Der Bund ist nach der 15a-Vereinbarung für
die Führung der Erstaufnahmestellen verantwortlich
und teilt die Asylwerber dann auf die Länder auf. Zu
den Kompetenzen des Bundes gehört noch der
Transport in die Länder und die An-, Ab- und Ummeldung bei der Krankenversicherung. Die Länder
sind für die Versorgung der zugewiesenen Flüchtlinge und die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur verantwortlich. Die Verteilung der Asylwerber errechnet sich nach der Einwohnerzahl eines
Landes. Einzig Wien erfüllt die Quotenvereinbarung
mit 141 Prozent, vor allem deswegen, weil sich dort
viele bereits rechtskräftig abgelehnte Asylwerber
befinden, die auf die Abschiebung warten.
Niederösterreich erfüllt die Quote mit fast 95
Prozent nur deshalb, weil das Erstaufnahmelager
Traiskirchen mit mehr als 1300 Flüchtlingen wieder
einmal heillos überfüllt ist. Dies trotz einer Vereinbarung zwischen dem Bund und NÖ, welche eine
Höchstzahl von 480 Flüchtlingen in Traiskirchen
vorsieht.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Im Schnitt liegen das Burgenland mit 95 Prozent und Kärnten mit 93 Prozent. Nicht einmal jene
88 Prozent-Mindestquote, die Innenministerin Mag.
Johanna Mikl-Leitner den Ländern in einem 2012
gemeinsam beschlossenen Memorandum zur
nachhaltigen Sicherung der Grundversorgung von
hilfs- und schutzbedürftigen Fremden als Übergangsmarke gewährt hatte, wird von Vorarlberg mit
86 Prozent, Salzburg mit 85 Prozent und den
Schlusslichtern Tirol und Oberösterreich mit je 84
Prozent erreicht.
Es ist daher dringend notwendig, das Erstaufnahmelager Traiskirchen im Sinne einer gerechten
Verteilung der Asylwerbenden in unserem Bundesland Niederösterreich zu entlasten, um zum
Einen die menschenunwürdigen Bedingungen für
die Asylwerbenden zu verbessern und zum Anderen eine Entlastung für die Stadt Traiskirchen und
ihre Bevölkerung herbeizuführen.
Es ist an der Zeit, dass die zuständige Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger konkrete
Schritte setzt, um einerseits für eine Quotenerfüllung Niederösterreichs unabhängig von einer Überbelegung Traiskirchens zu sorgen und andererseits
für eine Entlastung Traiskirchen verstärkt auf die
Einhaltung der Vereinbarung mit dem Bund zu
dringen.
Des Weiteren ist auch die Bundesministerin für
Inneres Mag. Johanna Mikl-Leitner gefordert, auf
eine Einhaltung der getroffenen 15a-Vereinbarung
wie auch des Memorandums von 2012 mit den
Ländern zu pochen, um im Sinne einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung sicherzustellen
und eine gleichmäßige Aufteilung der Asylwerbenden auf das Bundesgebiet zu erwirken.
Der Gefertigte stellt daher den Antrag:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, insbesondere die zuständige Landesrätin KaufmannBruckberger im Sinne der Antragsbegründung
1. an die Bundesregierung, im Speziellen an
die Bundesministerin für Inneres Mag. Johanna
Mikl-Leitner, heranzutreten, um sich für eine konsequente Umsetzung und Einhaltung der getroffenen 15a-Vereinbarung betreffend der Unterbringung von Flüchtlingen einzusetzen und
2. im eigenen Bereich für eine gerechte Aufteilung der Asylwerber mit Nachdruck zu sorgen.“
1367
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Werte Kolleginnen und Kollegen, ich ersuche
um Unterstützung dieses Resolutionsantrages. Ich
denke, es ist im Sinne der Menschlichkeit, auch im
Sinne der betroffenen Gemeinden ein guter Antrag.
Danke für die Aufmerksamkeit! (Beifall bei der
SPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gemeldet Herr Abgeordneter Mag. Karner.
Abg. Mag. Karner (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Geschätzte Mitglieder der Landesregierung! Hoher Landtag!
Diese Gruppe wird zu Recht sehr oft genutzt
dafür, den Blaulichtorganisationen, den Freiwilligen,
den Soldatinnen und Soldaten des Bundesheeres
unseren Dank zu sagen und darauf hinzuweisen,
wie gefährlich der Einsatz in diesen Bereichen,
dieser Beruf auch ist.
Ich möchte daher zu Beginn meiner Rede auf
jenes tragische Ereignis hinweisen, das heute
Nachmittag stattgefunden hat. Wo heute Nachmittag um zirka 13 Uhr in Tirol ein Hubschrauber des
Österreichischen Bundesheeres abgestürzt ist und
ein 33-jähriger Unteroffizier aus Niederösterreich
tödlich verunglückt ist. Ich möchte seitens meiner
Fraktion, und ich glaube, wahrscheinlich im Namen
von allen sprechen zu können, der Familie, den
Angehörigen, den Freunden unser tiefstes Mitgefühl aussprechen. Ich wünsche auch jenen, jener
Soldatin, jenem Soldaten, die verletzt, schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurden, dass sie
möglichst rasch wieder gesund werden!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich
möchte in meinem Debattenbeitrag einige Punkte
von meinen Vorrednern ansprechen, um einige
Dinge klarzustellen. Und gerade im Bereich der
Sicherheit einige Dinge ins richtige Licht zu rücken.
Ich halte es einfach für scheinheilig, ich muss das
in dieser Deutlichkeit sagen, wenn man zu Beginn
einer Rede sich bedankt für die Arbeit der Exekutive, die Arbeit der Polizei und dann 13 Minuten
lang über die Arbeit der Polizei, über die Arbeit der
Exekutive schimpft und beschimpft und sagt, das ist
alles das Schlechteste und wir leben in einem dem
Sicherheitsnotstand ausgelieferten Bundesland.
Denn das stimmt einfach nicht!
Es ist einfach so, dass unsere Polizei in diesem Bereich sehr gute Arbeit leistet. Und wir haben
eben im Bereich der Kriminalstatistik eine erfreuliche – Gott sei Dank – Entwicklung. (Beifall bei der
ÖVP.)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Wir hatten im letzten Jahr einen Rückgang von
3,8 Prozent im Bereich der Kriminalitätsentwicklung. Und ich habe bewusst auch diese Statistik
(zeigt Statistik) hergenommen, weil man hier auch
den klaren Trend sieht. Wir haben Gott sei Dank in
den letzten 10 Jahren einen Trend, der einen
Rückgang zeigt im Bereich der Kriminalitätsentwicklung, mit einzelnen Ausreißern. Weil eben entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden, gab’s im
letzten Jahr auch wieder einen entsprechenden
Rückgang.
Einige Beispiele noch aus dieser Statistik: Im
Bereich der Pkw-Diebstähle aus den letzten sieben,
acht Jahren. Das sind jene Diebstähle, die oft besonders unter die Haut gehen, weil das uns unmittelbar betrifft. Auch hier ein deutlicher Rückgang
laut dieser Statistik des Innenministeriums bzw. der
Landespolizeidirektion Niederösterreich. Ebenso
verhält es sich bei den Firmen- und Geschäftseinbrüchen, wo wir auch diesen deutlichen Trend erkennen können, dass hier die Kriminalität entsprechend zurückgeht.
Wir haben, auch das wollte ich kurz zeigen, im
Bereich der Cybercrime in den letzten Jahren einen
riesigen Anstieg gehabt. Wir wissen, das war ein
Problembereich. Wir wissen, das war ein Bereich,
wo der Trend zu immer höheren Zuwachsraten
geführt hat, was sehr stark natürlich die Statistik
beeinflusst hat.
Hier zeigt es sich, dass die Exekutive offensichtlich sehr gut auf derartige Entwicklungen reagiert. Weil eben entsprechend im letzten Jahr hier Gott sei Dank -, im Jahr 2013 ein Rückgang zu
verzeichnen war. Aber wir haben auch, und auch
das spreche ich offensiv an, nicht um etwas schön
zu reden sondern um die Dinge ordentlich beim
Namen zu nennen, wir haben aber bei den Wohnhaus- und Wohnungseinbruchsdiebstählen im letzten Jahr, in den letzten Jahren, leider eine Steigerung zu verzeichnen gehabt.
Und weil die Kriminalitätsentwicklung eben so
ist wie sie ist, wie sie auch die Statistik schildert
und wo ich hier einzelne Teilbereiche bewusst hervorgenommen habe, ist es notwendig, dass sich die
Polizei, die Exekutive, der Kriminaldienst entsprechend auf diese Herausforderungen einstellt und
anpasst. Und entsprechende Maßnahmen ergreift.
Daher war es einfach notwendig, dass gerade
die Polizei das immer wieder getan hat. Und es ist
wahrscheinlich keine andere Berufsgruppe in unserem Land, die derartig viele Veränderungen durch-
1368
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
gemacht hat und letztendlich auch bewältigt hat im
Sinne der Sicherheit in diesem Land.
Ich erinnere an die Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie im Jahr 2003. Oder eben jetzt
an die Dienststellenreform in Niederösterreich, wo
jetzt mit Anfang Mai, Anfang Juni bzw. Anfang Juli
Dienststellen zusammengelegt werden, um eben
die Außendienste zu erhöhen. Um eben den Kampf
gegen die Kriminalität zum Beispiel im Wohnhauseinbruchsbereich auch entsprechend effektiv bekämpfen zu können. Und um auch die Sicherheit
der einzelnen Beamtinnen und Beamten entsprechend zu erhöhen. Das ist der Grund für diese
Strukturreform! Und daher bekennen wir uns zu
dieser Strukturreform, die jetzt entsprechend in
Umsetzung ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist die Frage der Struktur. Die zweite
Frage ist jene nach der entsprechenden personellen Ausstattung. Das heißt, dass genug Polizistinnen und Polizisten in diesem Land vorhanden sind.
Und da ist es derzeit so - nur zwei Zahlen dazu -,
systematisiert sind in Niederösterreich 4.386 und
tatsächlich Dienst machen derzeit 4.409 Beamtinnen und Beamte. Das heißt, wir sind hier entsprechend dotiert und entsprechend viele Polizisten
sind hier im Dienst.
Aber, es wurde schon angesprochen, es gibt
natürlich jährlich auch Pensionierungen. Und daher
ist es notwendig, dass es hier Neuaufnahmen gibt
bzw. Ausmusterungen gibt. Wir haben im Jahr 2014
nur für Niederösterreich bereits vier Kurse ausgemustert, nämlich 100 Polizisten, und wir haben
Aufnahmen im Jahr 2014 ebenfalls von rund 100
Polizistinnen und Polizisten, die dann in zwei Jahren entsprechend für den Dienst der Sicherheit
auch zur Verfügung stehen.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist natürlich auch
die dementsprechende technische Ausrüstung für
die Polizei. Auch das wurde schon von meinen
Vorrednern entsprechend angesprochen. Wenn ich
an die neue Methode denke der Videoüberwachung, die es seit 2010 gibt auf dem höherrangigen
Straßennetz mit über 700 Treffern, die hier gelungen sind. Oder wenn ich an das neue Kennzeichenerkennungssystem denke, wo neben dem
stationären Bereich jetzt auch zunehmend mobile
Kennzeichenerkennungssysteme eingerichtet werden sollen, gerade bei uns in Niederösterreich. Weil
es eben die Fahndungsmöglichkeiten für die Polizei
entsprechend hier unterstützt und verstärkt.
Abschließend möchte ich noch zu einigen Resolutionsanträgen Stellung nehmen. Zum Ersten,
was den Antrag zu den Schutzwesten betrifft. Ich
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
glaube, es wäre falsch, jetzt am 17. Juni einen Antrag zu verabschieden, wenn mit Anfang Juli die
Auslieferung beginnt. Mit Anfang Juli wird die erste
Tranche der Schutzwesten für unsere Polizistinnen
und Polizisten ausgeliefert. Daher gibt es natürlich
hier keine Zustimmung.
Das Zweite, die Resolutionsanträge zum
Österreichischen Bundesheer. Auch hier mache ich
mir ein wenig Sorgen, dass hier über die Hintertür
versucht wird von manchen in der SPÖ, jetzt das
Berufsheer einzuführen. Nachdem man hier die
Abstimmung im letzten Jahr sozusagen verloren
hat, habe ich den Eindruck, dass hier wirklich manche SPÖ-Vertreter über die Hintertür durch gezielt
gesteuerte Sparvorgaben versuchen, das Berufsheer einzuführen. Daher unterstützen wir jene Anträge, wo es darum geht, dass wir den Katastrophenschutz in Zukunft entsprechend sicherstellen.
Dass wir die Ausbildung des Grundwehrdienstes
hier sicherstellen. Und dass wir auch sicherstellen,
dass jenes Versprechen, das hier vor Jahren bereits, was die Melker Pioniere betrifft, hier gegeben
wurde, auch tatsächlich umgesetzt wird. Wir werden daher diesen beiden Anträgen zustimmen.
Letzter Punkt noch zum Thema Asyl. Auch da
bin ich ganz der Meinung meines Vorredners, dass
wir endlich für eine gerechte Aufteilung unter den
Bundesländern sorgen müssen. Niederösterreich
hat über Jahrzehnte die Hauptlast getragen, das
Bundesland, die Stadt Traiskirchen. Daher ist es
notwendig, dass auch die anderen Bundesländer
ihrer Verpflichtung nachkommen. Wenn ich hier an
Tirol und Salzburg vor allem denke, die der Quote
weit hinterher hinken. Daher auch zu diesem Antrag unsere Zustimmung. Vielen Dank! (Beifall bei
der ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Die Rednerliste ist erschöpft. Der Berichterstatter verzichtet auf
das Schlusswort. Ich komme daher zur Abstimmung. Es liegen keine Abänderungsanträge vor.
Daher komme ich zur Abstimmung über die Gruppe
1, öffentliche Ordnung und Sicherheit. (Nach Abstimmung:) Das sind die Stimmen der GRÜNEN,
der ÖVP und der SPÖ und drei Stimmen der Liste
FRANK. Der Antrag ist mit Mehrheit angenommen.
Ich komme zur Abstimmung über die Resolutionsanträge. Zunächst Resolutionsantrag Nr. 6 vom
Abgeordneten Ernest Gabmann, beigetreten ist
Abgeordneter Königsberger, betreffend Anschaffung und Auslieferung von adäquaten Schutzwesten für alle Außendienst versehenden Exekutivbeamten. (Nach Abstimmung:) Das sind die Stimmen
der GRÜNEN, der SPÖ, der Liste FRANK und der
FPÖ. Dieser Resolutionsantrag hat keine Mehrheit
gefunden.
1369
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Resolutionsantrag Nr. 7 der Abgeordneten
Schagerl und Waldhäusl betreffend Unterstützungsmaßnahmen für Blaulichtorganisationen.
(Nach Abstimmung:) Das sind die Stimmen der
GRÜNEN, der SPÖ, der Liste FRANK und der
FPÖ. Der Antrag hat keine Mehrheit gefunden.
Wir kommen zum Resolutionsantrag Nr. 8 des
Abgeordneten Königsberger betreffend Grenzen
sichern – Asylmissbrauch verhindern. (Nach Abstimmung:) Das sind die Stimmen der FPÖ. Der
Antrag ist abgelehnt.
Wir kommen zum Resolutionsantrag Nr. 9 des
Abgeordneten Königsberger betreffend generelles
Bettelverbot. (Nach Abstimmung:) Das sind lediglich die Stimmen der FPÖ. Der Antrag findet keine
Mehrheit.
Wir kommen zum Antrag Nr. 10 des Abgeordneten Waldhäusl betreffend ausreichende Budgetmittel im Österreichischen Bundesheer. (Nach Abstimmung:) Das sind die Stimmen der ÖVP, der
Liste FRANK und der FPÖ. Der Antrag ist mit
Mehrheit angenommen.
Es käme dann der Resolutionsantrag Nr. 11,
da gibt’s einen Antrag auf namentliche Abstimmung, ich ziehe daher den Nr. 12 vor. Und bitte um
Abstimmung des Resolutionsantrages mit Nr. 12
des Abgeordneten Präsident Gartner betreffend
Entlastung von Traiskirchen, Sicherstellung der
vereinbarten Flüchtlingsquote und gerechten Aufteilung in den Bundesländern. (Nach Abstimmung:)
Das sind die GRÜNEN, die ÖVP, die SPÖ. Der
Antrag ist mit Mehrheit angenommen.
Wir kommen jetzt zum Resolutionsantrag Nr.
11 des Abgeordneten Ing. Huber betreffend keine
weiteren Verzögerungen beim Ausbau der Melker
Kaserne. Gemäß § 66 Abs.2 der Geschäftsordnung
hat Herr Abgeordneter Huber verlangt, dass über
diesen Resolutionsantrag namentlich abgestimmt
wird. (Unruhe im Hohen Hause.)
Grundsätzlich liegt der Antrag auf namentliche Abstimmung vor. Wenn dieser Antrag zurückgezogen
wird, dann bitte ich um eine kurze Wortmeldung.
Abg. Ing. Huber (FPÖ): Ich freue mich, dass
dieser Antrag eine breite Zustimmung finden wird
und ziehe den Antrag auf namentliche Abstimmung
zurück.
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Damit ist der
Antrag auf namentliche Abstimmung zurückgezogen. Und ich bringe daher den Resolutionsantrag
Nr. 11, keine weiteren Verzögerungen beim Ausbau
der Melker Kaserne nun zur Abstimmung. (Nach
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Abstimmung:) Dieser Antrag ist einstimmig angenommen!
Damit komme ich zur nächsten Gruppe, das ist
die Gruppe 2, Unterricht, Erziehung, Sport und
Wissenschaft. Ich bitte Herrn Abgeordneten
Lobner, die Beratungen einzuleiten.
(Dritter Präsident Gartner übernimmt den Vorsitz.)
Berichterstatter Abg. Lobner (ÖVP): Herr
Präsident! Hoher Landtag! Ich berichte zur
Gruppe 2.
Die Gruppe 2, Unterricht, Erziehung, Sport und
Wissenschaft, umfasst die Einnahmen und Ausgaben für die gesonderte Verwaltung, den allgemein
bildenden Unterricht, den berufsbildenden Unterricht einschließlich Anstalten der Lehrer- und Erzieherbildung, die Unterrichtsförderung, die vorschulische Erziehung, den Sport und die außerschulische
Leibeserziehung, die Erwachsenenbildung sowie
für Forschung und Wissenschaft.
Ausgaben von 1.544,340.900 Euro stehen
Einnahmen von 1.168,069.600 Euro gegenüber.
Der Anteil der Ausgaben am Ausgabenvolumen
beträgt 18,04 Prozent.
Ich stelle den Antrag, die Gruppe 2, Unterricht,
Erziehung, Sport und Wissenschaft, mit Ausgaben
von 1.544,340.900 Euro und Einnahmen von
1.168,069.600 Euro zu genehmigen.
Herr Präsident, ich bitte, die Debatte einzuleiten und die Abstimmung vorzunehmen.
Dritter Präsident Gartner: Ich darf einmal den
Abgeordneten Hackl kurzfristig entschuldigen. Er ist
für eine Stunde oder mehr weg. Und komme nun
zur Gruppe 2. Die Themen werden in folgender
Reihenfolge zur Beratung kommen:
1. Bildung und Kindergarten, 2. Wissenschaftsbereich, 3. Sport. Zu Wort gelangt zum
Thema Bildung und Kindergarten Frau Abgeordnete Mag. Rausch als Hauptrednerin. Ihre Redezeit
beträgt 15 Minuten.
Abg. Mag. Rausch (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Landesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen im Landtag!
Dass Bildung und Wissenschaft zwei ganz wesentliche Bereiche sind wenn es zum Einen darum
geht, junge Menschen auf ihr Leben, auf ihre Zu-
1370
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
kunft vorzubereiten, aber auch wenn es darum
geht, ein Land zukunftsfit zu halten, das wissen wir
alle. Eine Top-Ausbildung, das ist ein Startvorteil für
den einzelnen jungen Menschen, aber auch ein
Standortvorteil fürs Land.
Und wie wichtig uns das in Niederösterreich ist,
das kann man an einer ganzen Reihe von Maßnahmen erkennen, natürlich auch im Budget. In der
Gruppe 2 des Landesbudgets, also für Erziehung,
Unterricht,
Wissenschaft
und
Sport
sind
1.544,000.000 Euro vorgesehen, um 100 Millionen
Euro mehr als heuer, als im vorangehenden
Budgetjahr.
Noch spannender ist es vielleicht, wenn man
dies in Relation sieht. Wir wollen für diesen Bereich
fast ein Fünftel des gesamten Landesbudgets investieren. Damit erledigen wir weit mehr als das
unbedingt Notwendige, weit mehr als das gesetzlich Vorgeschriebene. Einfach, weil uns das wichtig
ist.
Es geht um eine Vielzahl an Maßnahmen. Von
der Umsetzung der Klassenschülerhöchstzahl von
25, die wir mit Landesmitteln deswegen finanzieren,
weil der Bund hier säumig ist, bis hin zur wissenschaftlichen Begleitung der NÖ Mittelschule.
Es geht darum, den Kindergarten wirklich als
elementare Bildungseinrichtung zu sehen, weil wir
mit so genannten Portfolios dabei unterstützen,
Begabungen und Entwicklungen von Kindern sichtbar zu machen.
Es geht dabei auch um wissenschaftliche Einrichtungen, von den Fachhochschulen bis hin zur
Donau-Uni, Med Austron und IST-Austria. Es geht
auch um die Förderung des Sports, des Spitzensports auf der einen Seite mit all den Erfolgen niederösterreichischer Sportlerinnen und Sportler,
aber auch des Breitensports, wo es darum geht,
Menschen zu mehr Bewegung, Fitness und Gesundheit zu motivieren.
Sie sehen, es ist ein sehr umfangreiches und
vielfältiges Budgetkapitel, dem wir uns jetzt widmen. Und ich möchte hier auf ein paar Themen
genauer eingehen. Vorab aber noch ein Herzensanliegen von mir das sich im Zuge dieser Budgetdebatte gern thematisieren möchte. Denn was die
Weiterentwicklung des Bildungssystems betrifft, ist
mir, und ich denke auch vielen von Ihnen, die Einbindung der Schulpartnerinnen und Schulpartner
ein großes Anliegen. Es geht darum, und ich denke
in Niederösterreich tun wir das auch, die Interessensvertretungen von Lehrerinnen, Lehrern, Eltern,
Schülerinnen und Schülern nicht als lästige Geg-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
ner, sondern als konstruktive Partnerinnen und
Partner in der Diskussion um ein besseres Bildungssystem zu betrachten und zu behandeln.
Worauf ich heute besonders eingehen möchte,
ist die Weiterentwicklung der Schülervertretung. Es
gibt zwar Schülervertreterinnen und Schülervertreter an den Schulen und auch auf Bundes- und Landesebene - Gott sei Dank! Was allerdings fehlt ist
eine Institution und ein sozusagen gesetzlicher
Rahmen zur Meinungsbildung aller Schülervertreterinnen und Schülervertreter der Schulen.
Die Landesschülervertretung, auch die Bundesschülervertretung haben in den letzten Jahren
immer wieder auf sozusagen freiwilliger Basis
Schülerinnenparlamente organisiert und abgehalten und wurden dabei weitestgehend auf freiwilliger
Basis auch unterstützt. Den einen oder anderen
Vorschlag, der hier in diesem Landtagssitzungssaal
von den Schülervertreterinnen und Schülervertretern erarbeitet wurde, haben wir auch aufgegriffen
und so gut es möglich und in unserer Kompetenz
lag, auch umgesetzt.
Die Schülervertretungen setzen sich aber jetzt
schon länger dafür ein, eine gesetzliche Grundlage
für diese Schülerinnenparlamente zu schaffen um
sicherzustellen, dass es auf der einen Seite Planungssicherheit gibt, also dass sie davon ausgehen
können, auch diese Schülerinnenparlamente abhalten zu können und dabei unterstützt zu werden,
aber auch dass es mehr politisches Gewicht gibt.
Nämlich, dass die Ergebnisse von zuständigen
Stellen auch behandelt werden.
Somit ist gelungen, dass die österreichische
Bundesregierung diesen Vorschlag der Einführung
von Schülerinnenparlamenten auch in ihr Regierungsprogramm aufnimmt. Und die Landesjugendreferenten aller neun Bundesländer haben
sich erst kürzlich in einem Beschluss dafür ausgesprochen, dass das auch bald passieren soll.
Was mich aber jetzt sehr überrascht, ja irritiert
hat, möchte ich fast sagen, ist die Antwort der Bildungsministerin auf diesen Beschluss der Landesjugendreferenten. Darin schreibt sie de fakto, dass
sie eine gesetzliche Grundlage ablehnt. Das finde
ich natürlich interessant. Und ich möchte die Frau
Bildungsministerin schon bitten, ganz schnell einmal ihr Regierungsprogramm zu lesen und sich
dann sehr rasch an die Arbeit zu machen und das
umzusetzen, was sie selbst auch versprochen hat.
(Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte es aber nicht bei einer persönlichen
Bitte heute hier belassen und bringe mit den Kolle-
1371
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
gen Lobner, Mag. Mandl. Mag. Heuras und Bader
einen Resolutionsantrag ein (liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Mag. Rausch, Mag. Heuras,
Bader, Mag. Mandl und Lobner zur Gruppe 2 des
Voranschlages des Landes Niederösterreich für
das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2-2014, betreffend Einführung von SchülerInnen-Parlamenten auf Landes- und Bundes-Ebene.
Die rechtlichen Möglichkeiten der Schülervertretungen umfassen derzeit vor allem Beratungsrechte gegenüber der Schulleitung und des Schulgemeinschaftsausschusses (siehe § 58 SchUG).
Entscheidende Fragen der Bildungspolitik, die
ebenso jede Schule bzw. jede/n Schüler/in betreffen, werden jedoch außerhalb der Schule auf landes- und bundespolitischer Ebene diskutiert. Bislang gibt es keinen institutionalisierten Ort der Meinungsbildung von SchülervertreterInnen außerhalb
der eigenen Schule.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Die (ehrenamtlich tätigen) SchülervertreterInnen auf Landes- und Bundesebene sollen durch
eine gesetzliche Verankerung der SchülerInnenParlamente Planungssicherheit und ein Recht auf
Unterstützung bei der Abhaltung der SchülerInnenParlamente erhalten, die Ergebnisse sollen im Zuge
einer Entgegennahme und Behandlung durch die
politisch Verantwortlichen mehr Gewicht und damit
die Schülerinnen und Schüler eine angemessene
Stimme in der Bildungspolitik erhalten.
Die notwendigen Gespräche und Verhandlungen zur Vorbereitung von gesetzlichen Änderungen, die die regelmäßige Abhaltung von SchülerInnen-Parlamenten auf Landes- und Bundesebene
zum Ziel haben, sind in Umsetzung des Regierungsübereinkommens der Bundesregierung also
rasch und unter umfassender Einbindung der Mitglieder der Bundesschülervertretung und deren
Vorschlägen und Überlegungen einzuleiten.
Die Gefertigten stellen daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die gewählten Landes- und Bundesschülervertretungen haben in den letzten Jahren auf freiwilliger Basis und auch mit weitestgehend freiwilliger Unterstützung (z.B. von Landtagen, Landesregierungen bzw. dem Parlament) SchülerInnenParlamente abgehalten, in denen die Anliegen von
Schülerinnen und Schülern diskutiert sowie Vorschläge und Forderungen zu bildungspolitischen
Themen beschlossen worden.
Im Bewusstsein über den Wert derartiger Veranstaltungen und der Mitwirkung direkt Betroffener
bzw. Beteiligter an einer Meinungsbildung sowohl
für die Weiterentwicklung der österreichischen Bildungspolitik als auch für die Entwicklung eines
umfassenden Demokratieverständnisses junger
Menschen hat die österreichische Bundesregierung
die gesetzliche Verankerung von SchülerInnenParlamenten in ihr aktuelles Regierungsprogramm
aufgenommen.
Die bisherigen Formate sollen weitestgehend
beibehalten werden – entscheidend ist, dass es
sich bei den SchülerInnen-Parlamenten auf Landes- und Bundesebene aus Gründen der Repräsentativität und Machbarkeit wie bisher um Versammlungen der gewählten SchülervertreterInnen
(alle SchulsprecherInnen und ihre 1. und 2. StellvertreterInnen jeder AHS, BMHS und Berufsschule,
außerdem die aktive Landesschülervertretung aller
drei Schultypen; bei den BundesschülerInnen-Parlamenten in Analogie die jeweils aktiven Landesschülervertretungen aller Schultypen und Bundesländer) handelt.
Die NÖ Landesregierung wird aufgefordert, die
Bundesregierung aufzufordern, im Rahmen der
Umsetzung des aktuellen Regierungsprogrammes
die entsprechenden gesetzlichen Änderungen bzw.
Ergänzungen
im
Schülervertretungsgesetz
(SchVG) vorzubereiten, die die regelmäßige Abhaltung von SchülerInnen-Parlamenten auf Landesund Bundesebene als Versammlung der an den
Schulen gewählten SchülervertreterInnen im Sinne
der Antragsbegründung gewährleisten.“
(Unruhe im Hohen Hause.)
Ja, ist sehr gut. Das freut mich! Über eine breite
Zustimmung freue ich mich. Denn im Klartext geht’s
um nicht mehr und nicht weniger als jungen Menschen auch Glaubwürdigkeit der Politik zu vermitteln. Das, was im Regierungsprogramm steht, auch
dann gemeinsam konsequent und rasch umzusetzen.
Zurück zum Budget. Ich möchte hier noch auf
ein paar ganz konkrete Themen eingehen. Zum
Einen wird es die Aktion Turnsäle/Spielplätze geben im nächsten Budgetjahr. Wir hören immer wieder, junge Menschen sollen sich mehr bewegen.
Ich höre, es gibt auch heute einen Resolutionsantrag. Nur, damit das gelingen kann, braucht es auch
die passenden örtlichen Gegebenheiten.
Zwei Förderschwerpunkte werden gesetzt, um
die Bewegungsangebote an den Schulen zu verbessern. Zum Einen sollen Spielplätze und vor
allem Freiflächen bei Schulen neu gestaltet werden,
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
damit es mehr spielerische Bewegungsmöglichkeiten gibt. Das ist wichtig, nicht nur, aber auch für die
Nachmittagsbetreuung.
Ebenso sollen auch Turnsäle saniert und neu
gestaltet werden. Die Gemeinden als Schulerhalter
sollen dabei vom Land intensiv unterstützt werden.
Für diese beiden Aktionen sind in den nächsten
Jahren 20 Millionen Euro im Landesbudget vorgesehen. Ein anderes wichtiges Thema ist die duale
Berufsausbildung, also die Verbindung von Berufsschule und Praxis im Betrieb. International gilt das
als Erfolgsmodell und wir wissen, dass gut ausgebildete Fachkräfte das Rückgrat unserer Wirtschaft
sind und Top-Chancen am Arbeitsmarkt haben.
In Niederösterreich kann ich es mit ein paar
Zahlen belegen: Man kann bei uns 150 Lehrberufe
in über 6.000 Lehrbetrieben erlernen und dabei
eine unserer 19 Berufsschulen besuchen. Das sind
etwa 19.000 junge Menschen, die dieses Angebot
jedes Jahr nutzen.
Wir setzen jetzt weiterhin in Niederösterreich
auf die duale Berufsausbildung, das ist klar, und
wollen darin auch investieren. Einerseits durch
moderne Ausstattung von Unterrichtsräumen, Labors und Werkstätten an den Berufsschulen, andererseits durch eine umfassende Unterstützung für
Lehrlinge ad personam, nämlich in Form von Beihilfen, über die Begabtenförderung bis hin zur Aktion Lehre mit Matura.
A propos Förderung: Die Förderung von Kreativität, aber auch von besonderen Begabungen ist
ein ganz wesentliches Zukunftsthema, das sagen
uns Experten, Expertinnen, Praktikerinnen und
Praktiker immer wieder. Niederösterreich ist auf
diesem Zukunftsweg schon mitten drin sozusagen
mit den Kreativakademien und der Begabtenakademie. Mit den Kreativakademien werden kulturelles Interesse und künstlerische Begabungen gefördert. Es gibt ein sehr breites Angebot, von Malerei
über Literatur bis hin zu Foto und Film, aber auch
im Bereich Schauspiel und Musical.
Es gibt inzwischen schon 52 Standorte, die sicher viele von Ihnen kennen. Sechs weitere sollen
im nächsten Schuljahr noch dazu kommen. Ebenso
planen wir die flächendeckende Ausweitung der
2007 gegründeten Begabtenakademie, die Talenteförderkurse in vier Bereichen anbietet: Naturwissenschaftlich-technisch, literarisch-sprachlich, historisch-kulturell und sozial, mit dem Ziel, möglichst
frühzeitig besondere Talente und Begabungen zu
erkennen und das Interesse daran auch entsprechend zu erhalten.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
12.000 Kinder, muss man sich vorstellen, und
Jugendliche haben in den letzten fünf Jahre die
Angebote der Kreativakademien und der Begabtenakademie bereits genutzt. Das soll durch dieses
Budget auch weiter ausgebaut werden.
Sie sehen also, dass es in Niederösterreich
eine ganze Menge wichtige Initiativen im Bereich
der Bildung gibt, die weit über das Notwendige und
das Vorgeschriebene hinausgehen. Wir erledigen
die Pflicht und wir punkten bei der Kür. Und dafür
investieren wir aus einem ganz einfach Grund eine
Menge Geld. Weil all diese Initiativen wirklich etwas
bringen! Und zwar einen Startvorteil für junge Menschen, für jeden Einzelnen und einen Standortvorteil für unser Bundesland. Vielen Danke für Ihre
Zustimmung! (Beifall bei der ÖVP.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Frau Abgeordnete Dr. Von Gimborn. Sie ist
Hauptrednerin. Redezeit 15 Minuten.
Abg. Dr. Von Gimborn (FRANK): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Bei einer Podiumsdiskussion über autonome
Schulen mit Prof. Dr. Ilse Schrittesser, verantwortlich für Schulforschung und Lehrerbildung und Mag.
Kurt Schmid, Projektleiter am Institut für Bildungsforschung und Wirtschaft sowie im jüngsten Artikel
des Wirtschaftsmagazins „trend“ sind sich alle einig: Schule gehört von Grund auf reformiert.
Parteipolitische Verflechtungen im Bildungssystem sind gefährlich. Sämtliche ideologische
Debatten gehören raus, um unsere Kinder für die
Zukunft fit zu machen. Die Diskussionen werfen
immer nur ein Detail auf, wie PISA, Bezirksschulräte, Lehrerdienstrecht, anstatt die Bildungsdebatte
auf globalen Strukturen zu diskutieren.
Weiters sind sie sich einig, dass eine Finanzund Personalautonomie hergehört. Und dass die
Schüler und ihre Talente im Mittelpunkt stehen
sollen. Wir brauchen gar nicht so weit in die Welt
hinauszublicken um zu erkennen, dass diese Projekte bereits existieren und dies auch auf wunderbare Art und Weise. Zum Beispiel die „Lernwerkstatt im Wasserschloss in Herzogenburg“. Eine
nicht konfessionelle Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht und das mitten in Niederösterreich.
Erwähnenswert ist auch die „w@lz“, ein Oberstufenrealgymnasium, die integrative Lernwerkstatt
Brigittenau – eine öffentliche Schule -, die Waldorfschulen in Schönau, um wieder nach Niederösterreich zurückzukehren.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Das sind alles Schulen, die engagierte Lehrer
und Lehrerinnen haben und die die Talente ihrer
Schüler und Schülerinnen fördern. Eine Schülerin
aus der integrativen Lernwerkstatt schrieb: Unsere
Schule ist atemberaubend wie Asthma. Hier stehen
die Lehrer nicht über den Schülern. Wir haben fast
freundschaftliche Beziehungen zu ihnen. Das
nimmt uns die Angst, etwas falsch zu machen.
Hohes Haus! Gesellschaft und Arbeitswelt ändern sich im Eilzugtempo. Nur die Schulen arbeiten
noch wie vorgestern und das mit schwerwiegenden
Folgen für die Wirtschaft, wie man dem Wirtschaftsblatt „trend“ entnehmen kann. Acht von zehn
Betriebe haben jetzt schon Probleme, qualifiziertes
Personal zu finden. Kommt aus den Mündern der
Industriellenvereinigung, die auch eine Veranstaltung am 26. Mai unter dem Motto „Unterricht der
Zukunft“ organisierte.
Jeder fünfte hochqualifizierte Arbeitsplatz bleibt
unbesetzt. Auch bei uns in Niederösterreich. Und
darf man dem letzten Bericht Glauben schenken,
dann weist das Industrieviertel im Vergleich zum
restlichen Niederösterreich die höchste Arbeitslosenquote auf. Nämlich dort, wo die größte Bevölkerungsdichte herrscht, herrscht die größte Arbeitslosigkeit. Weil man eben nicht genug hochqualifizierte Fachkräfte bekommen kann. Das sollte
schon ein Alarmsignal sein.
Bei den „NEET“-Jugendlichen, also „Not in
Education, Employment or Training“, weist das
Industrieviertel eine Quote von 8,8 Prozent auf.
Und liegt damit weit über dem Durchschnitt in
Niederösterreich. Wobei Baden und Wr. Neustadt
als Spitzenreiter mit über 10,5 Prozent an vorderster Front stehen. Junge Menschen, die weder am
Arbeitsmarkt, noch im Ausbildungssystem, noch in
Schulungsmaßnahmen des AMS stehen, viele haben nicht einmal einen Hauptschulabschluss, und
das in dem so hoch gepriesenen Bildungsland
Österreich und auch Bundesland Niederösterreich,
das viele Privatuniversitäten aufweist, die nur der
Elite und vielleicht auch einem weiteren Monument
der Niederösterreichischen Volkspartei dienen.
Die Absichten, die dahinter stehen, mögen
wirklich rühmlich sein. Aber der Output ist leider
erschreckend. Österreich gehört zu den fünf ...
weltweit, aber nur was die Kosten betrifft, ... Denn
bei den PISA-Ergebnissen, wir wissen, liegen wir
weit unter dem OECD-Durchschnitt. Obwohl wir
viel, viel Geld ins Bildungssystem einfließen lassen.
Bemerkenswert ist aber, dass die Schüler und
Schülerinnen von den so genannten Reformschulen wie Waldorf und Montessori, die ja nach eigenst
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
entwickelten Konzepten arbeiten, überdurchschnittlich gut bei PISA abgeschnitten haben. Und da
denke ich mir, da ist doch wirklich etwas faul in
unserem Land. Oder kann es sein, dass das immer
an der parteipolitischen, ideologischen Grundsatzdebatte liegt, an der grundsätzliche Reformen, wo
man eigentlich über den Tellerrand hinausschauen
sollte, scheitern? Ich denke, wir kommen so nicht
wirklich weiter.
Mein Appell ist, seien wir Vorreiter in Niederösterreich. Machen wir es besser. Machen wir es
doch anders. Bilden wir Arbeitsgruppen. Bringen
wir die Bildung in unserem schönen Land Niederösterreich wieder auf Vordermann. Halten wir gemeinsam eine Bildungsklausur. Laden wir Bildungsexperten ein. Die Industriellenvereinigung,
Direktorinnen und Direktoren von Schulen. Lassen
wir uns beraten und ein gemeinschaftliches, ein
gutes Projekt, abseits von jeglichem Partei-HickHack initiieren. Seien wir doch Querdenker. Seien
wir einfach anders. Oder wie man so schön sagt,
seien wir political incorrect.
Es kann doch nicht sein, dass Wirtschaft verloren geht, weil potenzielle Talente und Berufskarrieren am Bildungssystem und an unserem Nicht GutWillen scheitern. Denn dann wird es bald mit unserem Land der Talente und Patente vorbei sein. Und
bitte, das ist jetzt nicht als Angriff zu verstehen,
sondern ein Aufschrei nach tiefgreifenden Reformen.
Mit jedem Jahr, wo das nicht passiert, verlieren
wir Menschen, die uns wieder in der großen Welt
draußen zu einem Forschungs-, Wissenschaftsund Bildungsland auf höchstem Niveau machen
könnten. Österreichs Wirtschaft schreit um Hilfe.
Daher auch die Initiative der Industriellenvereinigung „Schule 2020“. Die Wirtschaftskammer fordert
Mut zur guten Schule. VÖEST-Alpine Wolfgang
Eder meint hierzu: Wir brauchen einen umfassenden, modernen und radikalen Denkansatz bei der
Bildungsreform. Eine Detailbereinigung reicht nicht
aus.
Wir alle wissen, dass das heutige Bildungssystem nicht mehr zeitgemäß ist. Wir brauchen
eine andere Art des Unterrichts, wo die Fähigkeiten
der Kinder gefördert werden. Ja zu einer Leistungsorientierung, zur inneren Differenzierung und
zur Autonomie.
Der deutsche Bildungsökonom Ludger Wößmann plädiert für Wettbewerb zwischen den Schulen. Für mehr private Schulträger, eine gemeinsame Schule bis 14 und standardisierte Tests am
Ende der Schullaufbahn. Aber wir müssen gar nicht
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so weit schauen. Mag. Wolfgang Siebenhandl, ein
Lehrer in der Steiermark, hat in seinem Buch
„Schularbeiten“ schon viele gute Ansätze, wie es
funktionieren könnte drinnen. Wir müssen nur endlich einmal willig sein, gemeinsam etwas zu tun.
breitere Sichtweisen, Halbherzigkeiten an Universitäten und Reformmöglichkeiten. Denn laut OECD
Ländervergleich ist unsere Wettbewerbsfähigkeit
von Platz 16 auf Platz 19 gefallen, während die
Schweiz ihren Platz 1 halten kann.
Und nochmals: Einkommen, Bildungschancen
und Wohlstand hängen extrem von der Bildung ab.
So wie eben auch die Gesundheit, wie ich früher
schon einmal ausgeführt habe.
Daher noch einmal mein Appell: Lassen wir
uns gemeinsam etwas bewegen. Gehen wir in Niederösterreich andere Wege. Denn wo ein Wille ist,
ist auch ein Weg. Und so lange dieser Wille nicht
besteht, werden wir dem Budget nicht zustimmen.
Und in diesem Sinne zitiere ich Francois Rabelais:
Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie
Leuchten entzündet werden. Danke für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall bei Abg. Dr. Laki.)
Es muss Schluss sein mit den ideologischen
Grabenkämpfen und den engstirnigen Lehrergewerkschaften, forderte Andreas Salcher schon des
Öfteren. Besonders alarmierend bitte ist aber die
Auflistung der Oxforder Universität, welche Jobs
zukünftig in Gefahr sind. Darunter fallen vor allem
Verwaltung, Dienstleistung, Verkauf. Und als besonders sicher gelten Erziehung, Sozialarbeit, Gesundheit und Medien. Das sind aber diejenigen
Jobs, die Empathie, Kreativität und so genannte
Soft Skills benötigen. Das heißt, wir benötigen
Menschen, junge Menschen, die lernen, Lösungswege zu finden. Die selbständig forschen, die lernen, Teamarbeit zu leisten, projektorientiert und
eigenverantwortlich zu agieren. Und engagierte
Lehrer und Lehrerinnen, die diese Herausforderungen annehmen und den Kindern Wegbegleiter und
nicht Angsteintreiber sind. (Abg. Dr. Michalitsch:
Waren Sie schon einmal in einer Schule, jetzt, vor
kurzem?)
Hierzu bedarf es aber wirklich eines großen
Paradigmenwechsels. Und ich darf Christiane
Spiel, eine Wiener Bildungsexpertin, zitieren: Wir
brauchen ein differenziertes Personalsystem in der
Schule, mit einem mittleren Management wie in
Unternehmen. Sie plädiert auch für ein leistungsorientiertes Anreizsystem und für adäquates Unterstützungspersonal wie Sonderpädagogen, Psychologen und Logopäden.
Und es dürfen nur die Besten Pädagogen werden. Nicht die, die das passende Parteibuch besitzen. Hierzu gibt es auch Vorschläge von Norbert
Seibert, der an der Universität Passau den Lehrstuhl für Schulpädagogik inne hat und ein Eignungsverfahren entwickelt hat, bei dem Studienanfänger rigoros ausgesiebt werden. Das klingt
zwar auf den ersten Blick hart. Aber die Frage ist,
was wollen wir? Talente? Patente? Dann benötigen
wir auch das geeignete Personal dazu.
Hoher Landtag! Es wird Zeit zu handeln. Denn
jeder zweite Lehrer ist bereits über 50. Und 30 Prozent der Pädagogen sind ausgebrannt oder kurz
davor. Auch die Wirtschaftswissenschaftlerin
Gudrun Piffl spricht über verkrustete Strukturen,
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Bader.
Abg. Bader (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Landesrätin! Herr Landesrat!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe nicht vor, großartig auf die Vorrednerin einzugehen, aber bei Ihrem Debattenbeitrag hat
man schon den Eindruck, dass Sie außerhalb Ihrer
Schulbildung, die Sie selbst erfahren haben, wahrscheinlich schon lange keine Schule gesehen haben. Weil da heraußen zu behaupten, dass die
Schule wie im vorigen Jahrhundert arbeitet, ist
mehr als kühn und das weise ich ganz einfach einmal zurück. Das ist ungefähr so, wie wenn der
Blinde von der Farbe redet.
Und das zweite, hier auch zu behaupten, dass
Waldorfschulen PISA-Ergebnisse erzielen, die besser sind als öffentliche Schulen ist ebenfalls kühn,
weil es keine eigenen Auswertungen dafür gibt.
(Beifall bei der ÖVP.)
Das möchte ich nur einmal angemerkt haben. Aber
Sie sind ja da eh eine große Minderheit und damit
ist das nicht so wichtig, was Sie sagen. (Unruhe im
Hohen Hause. Abg. Dr. Krismer-Huber: Die Würde
des Hauses! Hallo, hallo! Die Würde des Hauses!)
Ich hab euch gar nicht gemeint. Es gibt halt Leute,
die sind wichtiger und andere, die sind weniger
wichtig, ja? Aber wenn ihr euch angesprochen fühlt,
kann ich nichts machen. Das tut mir leid, gelt? Das
wollte ich nicht.
Um im Bildungsbereich hier einige Anmerkungen zu machen, möchte ich ein afrikanisches
Sprichwort bemühen: „It takes a village to raise a
child“ bedeutet und meint, dass es mehr bedarf, um
ein Kind zu erziehen und zu bilden als die Eltern
alleine, die Schule alleine, sondern das Zusammenwirken von Eltern, Pädagoginnen, Gemeinden,
Vereinen, Institutionen ist es, das wichtig ist und
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
das zu einer guten Bildung junger Menschen führt.
Das ist etwas, was bei uns in Niederösterreich tatsächlich auch gelebt wird. Da gehen wir Gott sei
Dank auch einen anderen Weg.
Und das ist es, was auch in den Gemeinden
draußen tatsächlich gelebt wird und praktiziert wird.
Unsere Bildungslandesrätin Mag. Barbara Schwarz
hat ja auch im Hinblick auf diese Verankerung der
Schulen eine Auszeichnung im Projekt Schule,
Leben, Zukunft an Schulen, an Volksschulen, an
Mittelschulen, Hauptschulen überreicht, wodurch
die gesellschaftliche und die soziale Entwicklung
junger Menschen hervorgestrichen wird und wo
man ganz einfach auch sagen muss, das ist etwas,
das nicht nur in der Schule selbst passiert, sondern
auch ganz wesentlich in der ersten öffentlichen
großen Bildungseinrichtung, dem Kindergarten.
Knapp 200 Millionen Euro sind vorgesehen für
den Kindergarten in unserem Bundesland Niederösterreich. Und zu diesem Thema zwei Anmerkungen: Zum Einen zur Kindergartenoffensive: Auf
Initiative unseres Landeshauptmannes und der
damaligen Landesrätin Johanna Mikl-Leitner wurden die Kindergärten ja geöffnet für Kinder ab
zweieinhalb Jahren. Eine Ausbauoffensive erfolgte
und man hat hier im Bereich der Kinderbetreuung
natürlich eine Verbesserung geschaffen, arbeitsmarktpolitische Ziele in wirtschaftspolitisch schwierigen Zeiten erreicht! Und rund 660 Gruppen sind in
dieser Zeit neu errichtet worden bzw. adaptiert
worden.
Ein zweiter sehr wichtiger Punkt im Bereich der
Bildungseinrichtung Kindergarten ist das Kindergarten-Portfolio. Eingeführt als innovative Methode,
um Entwicklungen und Lärmprozesse jedes Kindes
bestmöglich zu unterstützen, die Individualität in
den Vordergrund zu stellen, das auch zu dokumentieren und das Kind während der gesamten Kindergartenzeit bis zur Schnittstelle zur Volksschule
auch entsprechend zu begleiten.
Dieses Modell setzt ganz wesentlich auf die
Stärkenorientierung der Kinder, auf Individualisierung, auf den Dialog mit dem Kind, auf den Dialog
mit den Erziehungsberechtigten und natürlich auch
auf den Dialog mit der Schule. Es wird natürlich
auch erhoben, wie dieses Portfolio wirkt und es
wird auch entsprechend evaluiert in einer Studie an
der Donau-Universität Krems. Und diese zeigt auch
auf, dass Kinder sich mit ihrem Portfolio, mit ihrem
Selbstbild sehr wesentlich auseinandersetzen, aber
natürlich auch mit Freundschaft und Gemeinschaft.
Daher ist auch, was ich eingangs gesagt habe,
so wichtig: Dass alle zusammenwirken, um hier die
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bestmögliche Erziehung und Ausbildung zu schaffen. Die Stärken des Kindes werden da ganz wesentlich hervorgestrichen.
Portfolio ist aber auch für Kinder mit Migrationshintergrund sehr, sehr wichtig. Weil es ein ganz,
ganz wesentliches und geeignetes Instrument ist
um die Sprachförderung zu verbessern, sowohl für
die mit deutscher Muttersprache, was den Erstsprachenerwerb betrifft, als auch natürlich den
Zweitsprachenerwerb.
Einige Anmerkungen jetzt noch in diesem Bereich zu Kinderbetreuungseinrichtungen und zu
deren Ausbau. Es gibt ja eine Reihe von Vereinbarungen zwischen dem Bund und den Ländern. Und
eine Vereinbarung, die jetzt verlängert werden soll
und wodurch neue Betreuungsplätze geschaffen
werden sollen, ist Teil des Regierungsprogramms
der Bundesregierung, in welchem der Bund eine
Anstoßfinanzierung von 305 Millionen für die Jahre
bis 2017 vorsieht. Die Länder sind hier mit rund 134
Millionen dabei. Hier sollen zusätzliche Plätze geschaffen werden, die Räume verbessert werden.
Hier soll in der Qualität etwas passieren, Öffnungszeiten verlängert werden. Wie Sie ja auch den medialen Berichten entnehmen können, wird derzeit
auch zwischen den Ministerien und den Ländervertretern verhandelt. Und ich hoffe und erwarte mir,
dass diese Verhandlungen rasch abgeschlossen
werden, sodass wir hier auch gleich etwas entsprechend weiterbringen.
Dadurch kann aber Niederösterreich auf der
einen Seite in Kinderbetreuungseinrichtungen, Tagesbetreuungseinrichtungen, Horte und Kindergärten weiter investieren und diese ausbauen. Und
auf der anderen Seite ist es auch ganz, ganz wichtig – und das möchte ich hier als Vizepräsident des
NÖ Hilfswerks anmerken – dass wir auch das Angebot an Tagesmüttern und Tagesvätern in den
Organisationen, die das anbieten, qualitativ und
quantitativ erweitern können. Weil gerade Tageseltern auch ein ganz ein wesentlicher Erziehungsfaktor sind und Betreuungsfaktor in einem familienähnlichen Umfeld sind. Die Betreuung durch eine
Tagesmutter oder durch einen Tagesvater ist besonders flexibel, eine sehr individuelle Form der
Kinderbetreuung und daher auch entsprechend
wertvoll.
Abschließend noch eine kurze Anmerkung zum
Thema Erwachsenenbildung. Wir haben ja hier eine
sehr dynamische Entwicklung in unserer Gesellschaft, die ja die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung ganz einfach erfordert. Und es gibt hier die
allgemeine Erwachsenenbildung und die berufsbildende, die immer mehr an Bedeutung gewinnen.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Wir wollen hier zur Lebensbewältigung natürlich
auch beitragen mit den Volkshochschulen und den
anderen Erwachsenenbildungseinrichtungen in
Niederösterreich um diese Bildungsarbeit mit den
Erwachsenen zu führen.
Ich glaube, die 60 Volkshochschulen leisten
hier auch einen sehr, sehr wertvollen Beitrag und
sind die Bildungsnahversorger. Ich freue mich daher, dass wir im Bereich der Erwachsenenbildung
wieder 1,700.000 Euro sichergestellt haben im
Landesbudget. Im Gegensatz zum Bund, wo für
den Voranschlag 2014 im Bereich des Nachholens
vom Bildungsabschlüssen, die ja so wichtig sind
arbeitsmarktpolitisch, wo es ja eine Vereinbarung
gibt zwischen den Ländern und dem Bund nach
Artikel 15a B-VG, wonach hier im heurigen Jahr
11,5 Millionen im Bundesbudget vorgesehen sind
und die Frau Bildungsministerin in ihrem Ressort ja
eine Kürzung vorgenommen hat für das Budget
2015 von 11,5 auf 1,7 Millionen. (Abg. Mag.
Scheele: Spindelegger!)
Naja, verantwortlich im Bildungsbereich ist die Frau
Ministerin Heinisch-Hosek. Und wenn der Vizekanzler und Finanzminister Spindelegger für alles
zuständig ist, dann brauchen wir die Bildungsministerin gar nicht. Dann kann sie eh zurücktreten
auch. Also, das möchte ich auch noch anmerken.
Man kann da nicht alles einem in die Schuhe
schieben. (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist wichtig, das wollen wir. Und hiefür hat
sich auch die Landeshauptleutekonferenz vor rund
14 Tagen eindeutig ausgesprochen, dass diese
Initiative Erwachsenenbildung, die von 2012 bis
2014 geschaffen wurde, auch in den nächsten Jahren entsprechend weitergeführt werden soll. Ich
bringe dazu auch einen Resolutionsantrag ein, der
in Ihren Händen ist. Und ich darf daher auf die Bedeutung dieser Erwachsenenbildungsmaßnahme,
was das Nachholen von Bildungsabschlüssen betrifft, hinweisen und gleich zum Antrag kommen
(liest:)
„Resolutionsantrag
des Abgeordneten Bader zur Gruppe 2 des
Voranschlages des Landes Niederösterreich für
das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2-2014, betreffend Weiterführung der ‚Initiative Erwachsenenbildung 2012
– 2014‘.
Vom Bund und den Ländern wird gemeinschaftlich die ‚Initiative Erwachsenenbildung 2012 –
2014‘ im Rahmen einer 15a Vereinbarung durchgeführt und zu gleichen Teilen finanziert.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Inhalt der ‚Initiative Erwachsenenbildung 2012
– 2014‘ sind die beiden Qualifizierungsmaßnahmen
‚Basisbildung‘ und ‚Nachholen des Pflichtschulabschlusses‘. Zielgruppe dieser Maßnahmen sind
einerseits Personen, die Grundfertigkeiten wie lesen, schreiben und rechnen nicht ausreichend beherrschen und andererseits Menschen ohne jeden
formalen Bildungsabschluss. Gemeinsam ist diesen
Zielgruppen, dass sie bildungsfern und für herkömmliche Ausbildungsangebote daher schwer
erreichbar sind. Dank der ‚Initiative Erwachsenenbildung‘ ist es in Niederösterreich gelungen, rund
1.000 Personen bis zur erfolgreichen Absolvierung
der Kurse zu begleiten. Durch diese Qualifikation
steigen die Chancen der Menschen, nachhaltig am
Arbeitsmarkt leichter vermittelbar zu werden und
sich im täglichen Leben besser zu Recht zu finden.
Derzeit laufen die Bund – Länder – Verhandlungen zur Weiterführung der ‚Initiative Erwachsenenbildung‘ für den Zeitraum 2015 – 2017.
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird ersucht, die Bundesregierung im Sinne der Antragsbegründung aufzufordern, die Verhandlungen zur Weiterführung der
‚Initiative Erwachsenenbildung‘ mit dem Ergebnis
rasch abzuschließen, dass diese im bisherigen
Umfang bestehen bleibt.“
Vielen Dank! (Beifall bei der ÖVP.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Frau Abgeordnete Mag. Scheele.
Abg. Mag. Scheele (SPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Frau Landesrätin! Herr Landesrat! Liebe
Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Ich darf heute die erkrankte Kollegin Ilona
Tröls-Holzweber vertreten und wünsche ihr auch
von dieser Stelle gute Besserung. Ich habe zwar
nie eine perfekt vorbereitete Rede für diese
Budgetdebatte vorliegen, aber die Beiträge meiner
Kolleginnen und Kollegen inspirieren mich, ein
bisschen davon abzugehen.
Vorweg vielleicht bekannt, dass meine Fraktion
diesem Kapitel zustimmen wird. Wir sehen die Erhöhung um 109,8 Millionen Euro, die natürlich –
was logisch ist in sozialen Bereichen – größtenteils
von Personalkosten, Pensionskosten bestimmt
werden. Aber wir sehen auch, mein Vorredner hat
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
es gesagt, die Investitionen in die Erwachsenenbildung. Wir sehen auch die Investitionen in den Ausbauplan der Landesberufsschulen, der 2009 beschlossen wurde. Und gerade vor dem Hintergrund,
dass man immer wieder dazu rät, Initiativen zu
setzen um Lehre und Lehrberufe attraktiver zu machen, glaube ich, ist das ein wichtiger Schritt, der
sich natürlich auch jahrelang im Landesbudget
abbildet.
Ich möchte aber auf meine Kollegin Von
Gimborn auch noch zurückkommen mit dem Vergleich Privatschulen und öffentliche Schulen. Klar
ist, dass in Österreich und im Bundesland Niederösterreich Privatschulen ihre Rolle spielen, auch
unterstützt werden und unterstützt werden sollen.
Ich halte allerdings den Vergleich ... Du Karl, hast
gesagt, es gibt gar keine eigene Auswertung für
Privatschulen. Aber selbst wenn es diese Auswertung gäbe, fände ich es ein bisschen unfair, eine
Schule, für die man 500 bis 600 Euro im Monat
bezahlt, zu vergleichen mit einer öffentlichen
Schule, wo die Lehrerinnen und Lehrer wirklich
einfach das breite Spektrum unserer Gesellschaft
betreuen, lehren und auch unterstützen. Ich glaube,
das kann man nicht vergleichen! Das soll man auch
nicht vergleichen!
Ich möchte an dieser Stelle bei allen Forderungen, die ich auch habe an die Landespolitik, an die
Bundespolitik, an Europa, schon auch sagen, dass
sich hier im öffentlichen Bereich in den Volksschulen, in den neuen Mittelschulen, schon sehr viel
getan hat. Auch seit dem wir in die Schule gegangen sind. Wenn man sich das Miteinander anschaut, von vielen kritisiert, die sagen, durch so
eine Art Wissen zu vermitteln gibt’s keine Disziplin
mehr und gibt’s keinen Respekt mehr. Ich glaube,
dem muss man entgegenhalten, aber in diesem
Bereich hat sich in unseren öffentlichen Schulen
einfach sehr, sehr viel getan. Und dafür ein Dankeschön! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich glaube allerdings, dass wir noch einen langen Weg auch hin haben bis zu dem Bildungsland
Nummer 1. Ich bin keine Zentralistin, obwohl das
meiner Fraktion ja manchmal vorgehalten wird. Ich
sage auch ganz offen, ich möchte, dass alle Kinder
in Österreich die bestmöglichen Bildungschancen
haben. Aber erklärtes Ziel der NÖ Landespolitik ist
es ja, Bildungsland Nummer 1 zu werden. Und
dafür, glaube ich, haben wir noch sehr, sehr viele
Aufgaben miteinander zu bewältigen. Da gebe ich
auch den Ausführungen der Kollegin Von Gimborn
Recht. Die Basis für die gesamte Bildungsarbeit,
das wissen wir, wird beim Kleinkind gelegt. Das
heißt, wir müssen so früh wie möglich damit
anfangen, die Neugierde, die Kleinkinder natürlich
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
haben, nicht zu stoppen, sondern mit den notwendigen Maßnahmen hier diese Neugierde,
Neuigkeiten zu lernen, Neues zu lernen, Neues zu
entdecken, aufrecht erhalten.
Ich glaube, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
auch die neuen Leitlinien in den NÖ Kindergärten
bringen viel Arbeit für uns. Ich halte sie für kindergerecht. Aber wer die Diskussionen miterlebt von
manchen Eltern, die so tun wie wenn durch kindergerechtere Vermittlung, von Zeitgestaltung und von
kindergerechterem Vermitteln von Bildung verkürzt
dargestellt wird, „da lernen sie nichts mehr“, und
„jetzt kommen sie in die Schule und können nichts“,
dann glaube ich, ist es die Aufgabe von uns allen,
hier dagegen zu halten. Egal, von welcher Fraktion
wir kommen.
Ich glaube, dass das ein wichtiger Schritt ist.
Wir kennen das: In Sonntagsreden, auch in Diskussionen bekennt man sich gern zu kindergerechtem
Lernen. Und in der Umsetzung merkt man noch bei
vielen, auch Eltern in Niederösterreich, meine
Tochter geht ja die letzten Wochen jetzt in einen
NÖ Landeskindergarten, dass dann, wenn nicht
genug Disziplin vorherrscht, dann, wenn es nicht
genug „frontal“ ist, dass man dann so das Gefühl
hat, die Kinder lernen nichts.
Ich glaube, es ist wirklich unsere gemeinsame
Aufgabe, hier nach heutigem Wissensstand zu
sagen, die Kinder lernen dann, wann sie lernen
wollen! Sie haben von Haus aus eine Neugier. Und
dass die neuen Leitlinien einfach gute Voraussetzungen sind, hier einen Schritt ins 21. Jahrhundert
zu tun. (Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Es ist ja so notwendig, neben dem Lernangebot der englischen Sprache, das wir haben in unseren NÖ Kindergärten, vor allem eine umfassende
Sprachförderung der deutschen Sprache für alle
Kinder im Kindergarten anzubieten. Auch das wird
von manchen politischen Seiten kritisiert, so nach
dem Motto „unser Geld für unsere Leute“. Fakt ist,
wir wissen, dass man keine Chance hat, eine andere Sprache zu lernen wenn man die eigene Muttersprache nicht beherrscht! Und deswegen auch
ein klares Bekenntnis, eine klare Botschaft in dieser
Bildungsdiskussion hier, diese deutsche Sprache
zu fördern.
Es geht darum, das Vertrauen zwischen den
Lehrenden, und den Erziehungsberechtigten herzustellen. Ich bin davon überzeugt, dass ein Dialog
wesentlich ist, um neue Leitlinien, um eine neue
Schulpolitik auch wirklich in die Realität umzusetzen.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Ich möchte abschließend noch sagen, dass wir
die Zusammenführung der Aufgaben im Bildungsbereich, also vom Kindergarten über die verschiedenen Formen der Pflichtschulen bis hin zu den
Berufs- und Fachschulen in Niederösterreich begrüßen. Ich glaube auch, dass es eben -, weil der
zuständige Landesrat hier sitzt -, ich glaube, dass
das auch ein wichtiger politischer Schritt wäre im
Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, weil man sich
manche Kilometer und Verhandlungen erspart. Und
ich glaube, das, was man als gutes Beispiel im
Bildungsbereich vorgezeigt hat, dass man das so
schnell wie möglich geschäftsordnungsmäßig auch
bei der Jugendwohlfahrt, bei der Kinder- und Jugendhilfe erledigen sollte. Herzlichen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit! (Beifall bei der SPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Moser.
Abg. Moser (ÖVP): Herr Präsident! Frau Landesrätin! Geschätzte Damen und Herren des Hohen Hauses!
Ganz kurz zur Bildung einige Aussagen. Ich
glaube, Niederösterreich ist immer schon einen
Weg vorausgegangen. Die neue NÖ Mittelschule ist
ja beispielgebend gewesen und das ist sie auch
heute noch für ganz Niederösterreich. Eine moderne, wirklich gute Schulform, eine andere Art des
Unterrichtes. Es ist wichtig, dass Teamteaching
dort auch durchgehend gehalten wird und von den
Lehrkräften entsprechend umgesetzt wird. Und von
uns gemeinsam finanziert wird, nämlich von Bund
und Land in dieser Partnerschaft.
Mir geht’s aber um die Finanzierungszuständigkeiten insgesamt jetzt im Bereich der Pflichtschulen, sprich Neuen Mittelschulen und den Gymnasien. Einerseits sind die Gemeinden für Gebäude
zuständig, andererseits Bund und Land für Lehrkräfte. Wobei Niederösterreich nahezu 500 Lehrkräfte zusätzlich finanziert für den Pflichtschulbereich. Aber andererseits ist es auch eine Aufgabe,
im zukünftigen Finanzausgleich das zu regeln, dass
die Zuständigkeit und die Verantwortlichkeit auch in
Richtung der Gebäude so ist, dass nicht in einem
Fall die Gemeinden zur Kasse gebeten werden,
und die Gemeinde, die ein Gymnasium hat, kann
sich diese Kosten sozusagen ersparen, oder der
Bund erspart sich’s bei den anderen Gemeinden.
Das ist ein Thema des Finanzausgleiches, das wir
mit einbeziehen sollen.
Zum Zweiten möchte ich eine Lanze für berufsbildende Schulen brechen. Ich glaube, wir haben sehr gute berufsbildende Schulen, deren
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Schüler gesucht werden. Und durchaus, möchte ich
sagen, wird dieser Bereich des berufsbildenden
Schulwesens oft von der Bundesseite, ich will nicht
sagen stiefmütterlich, aber doch nicht mit der Zuneigung behandelt als das im AHS-Bereich der Fall
ist.
Zum dritten Bereich: Privatschulen möchte ich
kurz ansprechen, und zwar bei den höheren Schulen. Ich komm aus einem Bezirk, in welchem alle
drei höheren Schulen, sprich das Stiftsgymnasium
Melk, die Höhere Lehranstalt Yspertal für Umwelt
und Wirtschaft und Wasser- und Kommunalwirtschaft sowie die HAK in Ybbs, alles privat geführte
Schulen sind. Und es geht schon darum, dass hier
die Eltern allein in unserem Bezirk 2,5 Millionen
Euro Schulgeld im Jahr bezahlen. Das heißt, der
Bund erspart sich hier eine Menge Geld. Und dennoch ist der Bund bei der Finanzierung von Privatschulen sehr zurückhaltend. Doch ich denke, hier
ist der Bund gefordert, gerade für das gute Privatschulwesen ganz einfach mehr zu tun. Wenn die
Eltern diese Wertigkeit haben, dass diese Schule
ihnen das wert ist gegenüber Bundesschulen die
jetzt kein Schulgeld verlangen, dann, glaube ich,
sollte zumindest der Bund, wenn er sich schon
insgesamt Geld erspart, dann wenigstens diese
Schulmodelle auch finanziell entsprechend unterstützen.
Zum weiteren Punkt darf ich hier anführen, ich
glaube, wir dürfen stolz darauf sein, dass das Land
Niederösterreich in der Kindergartenoffensive gemeinsam mit den Gemeinden sehr viel Geld investiert hat, nämlich 418 Millionen Euro und 243 Millionen Euro Beiträge des Landes dazu. Hier haben wir
wirklich für die Kleinsten allein von der finanziellen
Seite her sehr, sehr viel getan. Und dass das alles
ein wichtiger Aspekt ist für die Ausbildung, das
wissen wir.
Zum Nächsten darf ich kurz ansprechen das
Musikschulwesen. In Niederösterreich laufen diese
Musikschulen ja über die Gemeinden. Wir haben
131 Musikschulen mit 58.000 Musikschülern und
2.300 Musikschullehrkräften. Ich denke, das ist eine
großartige Sache, da weit übers Land hinweg dieser Musikunterricht angeboten wird und wir auch
draußen dezentral die Schüler bedienen sozusagen, die Schulen dezentral führen. Ich hätte hier
einen Wunsch: Dass man bei der Förderung des
Landes Niederösterreich auch diese Dezentralität
berücksichtigt, nämlich dass das Kilometergeld
auch in die Förderung mit einbezogen wird, weil
das natürlich ein Nachteil für die ländlichen Schulen
ist, im finanziellen Aufwand zu den zentral geführten Schulen.
1379
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Zum Weiteren darf ich hier festhalten, dass es
wichtig ist bei der Kinderbetreuung, es gibt ja zur
Zeit Verhandlungen dass hier eine gute Lösung
gefunden wird. Wir wollen das bedarfsgerecht tun.
Und insgesamt ist festzuhalten, dass es bei allen
Fragen um die Kinder geht, um die Zukunft unserer
Kinder. Und daher darf ich an die hohe Verantwortung, an die Lehrkräfte und Pädagoginnen appellieren. Dankeschön! (Beifall bei der ÖVP und Teile
der SPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Weiderbauer. Er ist Hauptredner. Redezeit 15 Minuten.
Abg. Weiderbauer (GRÜNE): Herr Präsident!
Frau Landesrätin! Herr Landesrat! Hohes Haus!
Bevor ich meinen großen Unmut über die
österreichische und die niederösterreichische Bildungspolitik zum wiederholten Male hier äußere,
möchte ich doch ein paar positive Dinge erwähnen.
Die Bettina ist jetzt nicht mehr herinnen. Möchte ihr
sagen, dass ich natürlich diesen Resolutionsantrag
betreffend Schülerparlamente, dass wir zustimmen
werden. Und an dieser Stelle auch feststelle, dass
vor allem die Schülerinnenvertreter sich ausgezeichnet haben bei den Podiumsdiskussionen, die
immer vor Wahlen stattfinden. Das sind auf der
einen Seite die Schülerunion, auf der anderen Seite
die AKS, die diese Podiumsdiskussionen sehr gut
vorbereiten und auch gut durchführen. Gratulation
dafür!
Lieber Karl, auch deinem Resolutionsantrag
werde ich, werden wir gerne zustimmen, was die
Erwachsenenbildung anbelangt. Ich ergänze nur,
du hast von den Volkshochschulen gesprochen als
Nahversorger. Ich erwähne jetzt auch das Bildungsund Heimatwerk, in dessen Vorstand ich mit dabei
bin. Die dort, wo es keine Volkshochschulen gibt,
auch sehr aktiv sind und uns für die Erwachsenenbildung sorgen.
Dritter Punkt, was die Privatschulen anbelangt.
Ja, wir sagen immer, die Privatschulen sind sozusagen das Salz in der Bildungssuppe in Österreich
und in Niederösterreich. Wenn man sich das
Budget des Bundes anschaut, wird man bemerken,
dass die Privatschulen minus 20 Prozent in den
Förderungen bekommen werden, ausgenommen
die konfessionellen Privatschulen. Also da herrscht
ein großes Ungleichgewicht, das man sich anschauen sollte. Wir sind prinzipiell dafür, dass alle
Privatschulen, alternativ oder wie sie auch sein
mögen, eine entsprechende Förderung bekommen.
Das heißt, dass auch das Personal bezahlt wird wie
es bei den konfessionellen Schulen der Fall ist.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Gut. Jetzt zu meinen eigentlichen Ausführungen. Abgesehen davon, dass ich wieder anrege,
statt Unterricht und Erziehung, Kindergärten,
Schulen, Sport und Wissenschaft das zu bezeichnen - das ist aber nur nebenbei -, könnte ich genauso beginnen wie im vorigen Jahr. Deswegen,
weil unerfreulicherweise eigentlich keine Änderung
in bildungspolitischen Dingen, keine gravierenden
Änderungen, so wie ich sie, wie wir sie uns vorgestellt haben, stattgefunden haben. Und man könnte
sagen, wieder ein Jahr verloren, wo man zumindest
Richtungsentscheidungen hätte treffen können.
Es war von diesen 1,5 Milliarden schon die
Rede. Da hat es auf der einen Seite geheißen, ein
Plus von 109. Ja, wenn ich den Sport und die Wissenschaft dazu nehme, dann stimmt es. Wenn ich
nur die Schulen und die Kindergärten nehme, dann
sind es nur 84 Millionen gegenüber dem Rechnungsabschluss 2013. Diese gehen allerdings zur
Gänze für Pensionen und Bezüge der Landeslehrerinnen auf. Das ist nur so nebenbei gesagt worden.
Also dieser zusätzliche Budgetposten geht eben für
die Pensionen auf. Das heißt, strukturell gibt’s im
Prinzip keine Verbesserungen. Und daher sind wir
rein von den Zahlen, wie ich auch schon voriges
Jahr ausführte, in Niederösterreich und vor allem
auch in Österreich weit davon entfernt, im Gleichklang mit dem Bund hier Meilensteine zu setzen.
Noch dazu, und das ist ja eine große Ursache
unseres Dilemmas, das Hypo Alpe-Adria-Desaster,
wo die Regierungskoalition sich nach wie vor wehrt,
wirklich objektiv untersuchen zu lassen, dass im
Bildungsbudget uns fürs nächste Jahr, für die
nächsten beiden Jahre, 177 Millionen Euro fehlen.
Ja? Und das Geld wird in den Schulen fehlen. Man
beteuert zwar, nein, das darf nicht bei den Kindern
und in den Schulen ... Wird aber so sein! Man hat
sich geeinigt, die Nachmittagsbetreuung etwas
hinauszuschieben und hier Geld einzusparen.
Trotzdem wird es uns in den Schulen abgehen.
Und bei dieser weiterhin gelebten gegenseitigen
Behinderungspolitik, wie sie zwischen ÖVP und
SPÖ im Bund stattfindet in Bildungsfragen, ist auch
auf Grund dieser Tatsache keine Reform erwartbar,
die dringend notwendig wäre.
Jetzt war ich mit der Kritik der Bildungsministerinnen, sage ich jetzt einmal, immer wieder sehr
zurückhaltend, vor allem was die Frau Schmid anbelangt hat. Weil ich mich auf das Match ÖVP/SPÖ
hier nicht einlassen wollte, ja? Das hat der ÖVP
hier in Niederösterreich großen Spaß gemacht, auf
die Frau Schmid loszugehen. Aber was die Gabi
Heinisch-Hosek in den letzten Monaten sich geleistet hat, also das hat die Frau Schmid, glaube
ich, in den letzten fünf Jahren nicht geschafft. Und
1380
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
wird ja jetzt wieder eindrucksvoll von der Koalition
bewiesen und überaus peinlich dokumentiert. Aber
es geht ja „eh nur“ um unsere Kinder, um unsere
Hoffnungsträger, dass für die das Beste gerade gut
genug sein sollte. Wie zum Beispiel jetzt in den
Kindergärten. Darin sind wir uns ja alle einig: Die
erste wichtige Bildungseinrichtung. Über alle Parteigrenzen hinweg ist wieder einmal ein heftiger
Streit entbrannt.
Und die Koalition dokumentiert eindrucksvoll
und peinlich ihre Uneinigkeit. Es geht darum, wie
lange müssen Kindergärten offen halten pro Jahr,
45 Wochen oder 47 Wochen. Es gibt gegenseitige
Schuldzuweisungen und notwendige Reformen
werden verhindert. Ausgetragen auf dem Rücken
der Schwächsten. Und es ist völlig „wurscht“, sag
ich da jetzt ganz salopp, ob jetzt die Familienministerin der ÖVP zornig ist oder ob die Bildungsministerin der SPÖ sagt, ich hab eigentlich eh immer
das Gleiche behauptet, ich habe nie meine Meinung geändert. Das hilft uns im Prinzip überhaupt
nichts in dieser Problematik!
Daher bitte setzt euch hin, verhandelt mit den
Ländern. Sie sind ein wichtiger Partner in dieser
Beziehung, das ist ganz klar. Ist ja entscheidend für
Länder, die für Kindergärten zuständig sind, ob jetzt
45 oder 47 Wochen offen gehalten werden muss
oder geschlossen werden muss. Also das muss
man sich ja überlegen. Und zwar vorher, bevor man
damit an die Öffentlichkeit geht.
Ich habe im Vorjahr auch die Problematik der
Zweieinhalbjährigen angeschnitten insofern, als
viele Kindergartenpädagoginnen meinten, es ist
schwierig, den Bildungsauftrag zu erfüllen bei großen Gruppen, wo viele Zweieinhalbjährige drinnen
sind, weil viele andere Dinge zu erledigen sind.
Daher: In diesem Zusammenhang erscheint
mir der Vorstoß der Plattform Echo Care sehr
unterstützenswürdig, nämlich ein Bundesrahmengesetz für ganz Österreich zu kreieren, Kindergärten betreffend, was vor allem beinhalten soll einheitliche Arbeitsbedingungen für Pädagoginnen,
Ausbildung auf höchstem Niveau sowie Mindeststandards für Rahmenbedingungen wie Öffnungszeiten, Raumbedarf usw. Dazu sollte auch Niederösterreich seinen Beitrag leisten. Ich bringe daher
den folgenden Resolutionsantrag ein (liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Emmerich Weiderbauer, Dr.
Helga Krismer-Huber, Dr. Madeleine Petrovic,
Amrita Enzinger Msc zur Gruppe 2 des Voranschlages des Landes NÖ für das Jahr 2015 Ltg.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
411/V-2-2014 betreffend Bundesrahmengesetz für
alle Kindergärten.
Dank der Zusammenarbeit von Bund und Ländern ist es gelungen, die jahrzehntelange Forderung nach einem gemeinsamen Bildungsplan für
Kinder von null bis sechs Jahren, den bundesländerübergreifenden Bildungsrahmenplan für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich, zu verwirklichen. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass sich
der Besuch eines Kindergartens signifikant auf die
positive Entwicklung eines Kindes auswirkt. Da die
Kinderbetreuungseinrichtung die erste Bildungseinrichtung ist, die ein Kind außerhalb der Familie
kennenlernt, ist diese für dessen Förderung und
Entfaltung von grundlegender Bedeutung. Hier
werden Basiskompetenzen wie zum Beispiel die
Sprachförderung ausgebildet, somit haben die KindergartenpädagogInnen eine sehr hohe Verantwortung zu tragen.
Um den Kindern wie den PädagogInnen die
optimalsten Voraussetzungen bieten zu können
und die Umsetzung des Bildungsrahmenplanes zu
gewährleisten, ist es notwendig ein einheitliches
Bundesrahmengesetz zu schaffen, das für alle
Bundesländer gleiche Bedingungen schafft. Hierfür
brauchen wir einheitliche Arbeitsbedingungen für
PädagogInnen, Ausbildungen auf höchstem Niveau
sowie Mindeststandards für Rahmenbedingungen
wie Öffnungszeiten, Raumbedarf und PädagogInnen-Kind-Schlüssel.
Daher stellen die gefertigten Abgeordneten folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert an die
Bundesregierung, beziehungsweise an die zuständige Ministerin heranzutreten, um auf die baldige
Schaffung eines einheitlichen Bundesrahmengesetzes für Kindergärten zu drängen.“
Anderes Thema, Kindergarten. Heute positive
Nachricht: Thema autistische Kinder und Kindergärten. Ein autistisches Kind zu haben ist an und
für sich schon eine sehr problematische und herausfordernde Angelegenheit. Und für dieses Kind
dann auch noch die nötige Unterstützung zu bekommen, ist oft ein sehr teurer und langer Leidensweg.
Auch in niederösterreichischen Kindergärten
gibt es diese Probleme. Habe jetzt gehört, es gibt
bereits Projekte, wo man sich auch Unterstützung
holt von Menschen, die in dieser Beziehung ausgebildet sind. Weil das ist extrem wichtig! Und man
1381
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
weiß, dass man mit autistischen Kindern bei einer
richtigen Therapie sehr, sehr große Erfolge erzielen
kann. Und daher wäre es ganz wichtig, nach dem
Motto, was wir jetzt lösen können, ersparen wir uns
später an Leid und Geld, hier noch mehr in die
Offensive zu gehen und noch mehr anzubieten,
was diese Kinder anbelangt.
Alternativschulen sind angesprochen worden.
Es gibt die auch in den Kindergärten. Waldkindergärten, Montessori. Ich erinnere mich an eine Aussage der Bildungslandesrätin bei einer MontessoriVeranstaltung in Emmersdorf, wo sie gemeint hat,
ja, in den Kindergärten wird so oft so viel Material
angeschafft, das sehr viel Geld kostet. Wäre es da
nicht besser, die Türen aufmachen zu können und
mit ihnen in den Wald zu gehen, dort zu spielen?
Das kann ich nur unterstreichen. Das machen
Waldkindergärten. Ob sie so besonders beliebt sind
in Niederösterreich und was die Förderungen anbelangt, ist wieder ein anderes Thema.
Also doch nicht ganz die heile Welt, Kindergärten in Niederösterreich. Ich weiß das selber aus
Erfahrung von meinen Kindern und Enkelkindern,
die sich sehr wohl gefühlt haben. An dieser Stelle
vielen Dank an alle Pädagoginnen und Helferinnen,
die auch unter nicht ganz optimalen Bedingungen
eine hervorragende Arbeit leisten.
Ähnlich ist es im Pflichtschulbereich. Ich habe
das voriges Jahr erwähnt, wir haben jetzt schon die
6. Bildungslandesrätin. Und es ist insofern schwierig, was Positives zu finden, weil es hat genau wie
im Vorjahr auch heuer wieder einen Medienbericht
genau vor den Budgetsitzungen zum Bildungsthema gegeben. Da haben sich die Bildungslandesrätinnen aus ganz Österreich mit der Ministerin
getroffen. Und man kann es fast nicht glauben, sie
haben eine Idee gehabt, sie werden eine Expertinnengruppe einsetzen. Also da war ich wirklich hin
und weg, wie ich das gehört habe. Das hat es
überhaupt noch nie gegeben! Natürlich hat es die
schon gegeben, Expertinnengruppen im Bildungsbereich, die sehr lang getagt haben. Und das war
jetzt das Ergebnis dieser Zusammenkunft in Linz.
Die Bildungslandesrätin aus Niederösterreich
hat gemeint, ja, sie hat es eh ganz nett gefunden,
aber wäre gerne mit mehr Ergebnissen nach Hause
gekommen. Bitte, mit welchen Ergebnissen? Hätte
ich gerne gewusst, ist nicht drinnen gestanden. Es
sind einige Agenden genannt worden. Und das
Höchste der Gefühle für mich war ja die Bemerkung
in diesem Pressebericht, es gibt jetzt ein Tauwetter
zwischen ÖVP und SPÖ, weil der Klubobmann
Schneeberger angeboten hatte, Vision 2030 in
Niederösterreich zu machen, und die Frau Ministerin gemeint hat, naja, darüber kann man reden.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Jetzt frage ich euch: Glaubt ihr wirklich, wenn
ein Tauwetter zwischen Schneeberger und
Heinisch-Hosek stattfindet, dass wir dann im Bildungsbereich etwas weiter bringen? Nein! Sicher
nicht! Also das ist eher lächerlich und deprimierend.
Aber bitte, soll so sein.
Im Vorjahr hat die Bildungslandesrätin, und ich
zitiere das noch einmal, davon gesprochen, wir
müssen eine Bildungslandschaft entwerfen. Wir
müssen uns anschauen, wie Schulen in Zukunft
ausschauen sollen usw. Ich habe gesagt, bravo,
liebe Barbara, super! Es ist ein Jahr vergangen und
was ist rausgekommen? Eine Expertenkommission
wird eingesetzt! Die NMS, die hier hochgelobt
wurde – ich komm noch darauf zurück – floppt,
Testierungen werden ausgesetzt, dann wieder aufgenommen etc. Die NÖ Bildungspolitik schlägt an
Stelle der Tests das notwendige Unterstützungspersonal vor. Haben wir auch noch nie gehört. Wie
oft ich das hier schon gesagt habe an dieser Stelle
in all den 11 Jahren? Wir brauchen in den Schulen
Unterstützungspersonal. Jetzt geht man mit Anträgen hinaus und sagt, stoppen wir die Testierungen,
machen wir das lieber.
Fünf Jahre hatte die Koalition Zeit, flopp, flopp,
flopp! Dann hat es ein paar fortschrittliche ÖVPLandeshauptleute gegeben, die haben gesagt,
machen wir doch Modellregionen zur Gesamtschule und erproben wir das. Wurden von den
ÖVP-Betoniererinnen wieder zurückgepfiffen, Stillstand, Stillstand, Stillstand.
Ich halte mein Plädoyer für eine gemeinsame
Schule nach wie vor aufrecht. Führe es jetzt aus
Zeitgründen nicht mehr weiter aus, weil das hab ich
eh schon sehr oft da herinnen gemacht. Und wer
aufgepasst hat, wird es sich merken. Ihr könnt alle
nachschauen auf unseren Homepages. „Grüne
Schule“ ist die Schule der Zukunft, daher bräuchte
man sie nur umzusetzen. Wir reden von Verwaltungsreform, von Dienstrecht, von Schulverwaltung.
Wir haben in Niederösterreich begonnen mit den
Schulinspektorinnen. Ja, erster Schritt, wird nicht
viel Einsparung bringen, pädagogischer Effekt wird
sich weisen.
Wir brauchen auch eine Reform in den Volksschulen, meine Damen und Herren. Und weil schon
immer wieder das zusätzliche Personal angesprochen wurde, bringe ich noch einmal, weil es mir
einfach wichtig ist, diesen Resolutionsantrag bezüglich interkultureller Mitarbeiterinnen ein (liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Emmerich Weiderbauer, Dr.
Madeleine Petrovic, Dr. Helga Krismer-Huber,
Amrita Enzinger Msc zur Gruppe 2 des Voran-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
schlages des Landes NÖ für das Jahr 2015, Ltg.
411/V-2-2014, betreffend Einsetzung von interkulturellen MitarbeiterInnen in den Volksschulen.
Seit dem Jahr 2009 fanden an der NÖ Landesakademie (LAK) jeweils 4-semestrige Lehrgänge für interkulturelle MitarbeiterInnen (IKM)
statt. Diese arbeiteten an Volksschulen zur Unterstützung der KlassenlehrerInnen während des Unterrichtes besonders als Hilfestellung für Kinder mit
Sprach- und Lernschwierigkeiten und förderten
soziales Lernen, um die Kinder auf ein gleichberechtigtes Leben in der Gesellschaft gut vorzubereiten- so beschrieb es die Information der LAK.
Die Aufgaben der IKM werden wie folgt charakterisiert:

14. Sitzung vom 17. Juni 2014
gemeinden anstellen und so in den Schulen zum
Einsatz bringen.
Ein Beschluss des NÖ Landtages vom 19.
September 2013 lautet:
‚Die Landesregierung wird aufgefordert, im
Sinne der Antragsbegründung bei der Bundesregierung, insbesondere bei der zuständigen Bundesministerin für Unterricht und Kunst mit Nachdruck
darauf zu drängen, dass es, wie von Landesrätin
Mag. Barbara Schwarz bereits schriftlich ersucht,
rasch zu Gesprächen über Bereitstellung von Personal im Bildungsbereich, insbesondere in den
Bereichen interkulturelle Mitarbeit, Schulpsychologie, Schulsozialarbeit und Personal für administrative Tätigkeiten kommt.‘
Betreuung von Gruppen und einzelnen
Kindern
Förderung und Beratung Einzelner
Mitgestaltung von Unterrichtseinheiten
Interkulturelle Projekte an der Schule
Elterngespräche
Vernetzung in der Gemeinde
Bald ist das Schuljahr zu Ende und nichts ist
geschehen.
Aufgrund des großen Erfolges der nach dem
ersten Lehrgang eingesetzten IKM, startete im
August 2011 ein weiterer Lehrgang mit 17 TeilnehmerInnen, unterstützt durch das Land NÖ, beteiligte
Gemeinden, AMS und EFS. Diese Damen und
Herren absolvierten die Ausbildung in der festen
Überzeugung, am Ende eine fixe Anstellung in den
Volksschulen zu bekommen. Doch im Sommer
2013 kam alles anders. Von Festanstellung war
keine Rede mehr und nach Wochen der Ungewissheit wurden die IKM per Mail informiert, dass sie
nicht, wie vorgesehen, an Volksschulen eingesetzt
werden, sondern eventuell an eine Unterbringung in
den Kindergärten gedacht wird. Hierfür musste
allerdings ein weiterer einjähriger Lehrgang absolviert werden. Manche nahmen dieses Angebot in
Anspruch, andere gaben auf.
Die NÖ Landesregierung bzw. die zuständige
Landesrätin werden aufgefordert, die Einstellung
der interkulturellen MitarbeiterInnen sofort in die
Wege zu leiten, sodass diese im kommenden
Schuljahr entweder über die Gemeinden beschäftigt werden können und ihr Einsatz an den Volksschulen gesichert ist, oder freigegebene Mittel des
Bundes für deren Einsatz verwendet werden können.“





Die Enttäuschung über diese Vorgehensweise
des Landes liegt nicht nur bei den IKM, die bereits
praxisbezogen in den Schulen arbeiteten und enge
Kontakte knüpfen konnten, sondern auch bei
SchulleiterInnen, LehrerInnen, betroffenen Kindern
und Eltern, die die Arbeit der IKM als sehr bereichernd empfunden haben. Durch die Unterstützung
konnten Eltern große Fortschritte in der Entwicklung ihrer Kinder, sowohl beim Lernen wie auch im
sozialen Bereich beobachten. Der Einsatz der interkulturellen MitarbeiterInnen in den Kindergärten
ist unabdingbar, allerdings werden sie auch an den
Volksschulen dringend gebraucht. Das Land NÖ
kann diese Stützkräfte selbst über die Volksschul-
Daher stellen die gefertigten Abgeordneten
den Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Wir brauchen mehr Personal auch in den
Volksschulen! Es soll keine ersten Klassen mit über
20 Schülerinnen geben. Das Thema Religionsunterricht und Erstkommunion spare ich jetzt aus
Zeitgründen, wäre ein heikles Thema, über das wir
reden sollten.
So lange es die AHS-Unterstufe gibt, werden
Volksschullehrerinnen weiterhin unter Druck stehen. Sie müssen benoten Kinder im Halbjahr der 4.
Klasse, neuneinhalb Jahre sind sie da! Und Eltern
und Schülerinnen und Lehrerinnen kommen unter
Druck, der Run auf die AHS ist nach wie vor ungebrochen.
Was wollte ich Ihnen noch Wichtiges sagen?
Ich bedanke mich natürlich auch an dieser Stelle
bei allen Kolleginnen der Pflichtschulen. Und weil
die Neue Mittelschule angesprochen wurde, Karl,
im Gegensatz ... Also dein Vorwurf würde jetzt ins
Leere gehen, ich bin nur 3 Stunden in der Woche in
der Schule und erlebe mit, was alles nicht funktio-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
niert. Es ist von Kolleginnen gesprochen worden,
die 50 plus sind, da gibt es schon sehr viele und
ältere, die mit diesen Dingen sehr schwer was anfangen können. Und die Vorbereitungen waren
nicht optimal, es ist zu schnell gegangen, daher
funktioniert die Sache in einzelnen Schulen ja, aber
im Großteil nicht.
Eine positive Bemerkung noch: Landwirtschaftliche Fachschule, weil es mir wichtig ist. Weil ich in
der Nähe eine habe, wohin ich immer wieder eingeladen werde. Ich bin sehr positiv überrascht und
angetan, was hier an Projekten gemacht wird.
Kompliment an die spezielle Schule in meiner
Nähe, aber auch an alle landwirtschaftlichen Fachschulen.
Dritter Präsident Gartner: Das Schlusswort
bitte, Herr Kollege!
Abg. Weiderbauer (GRÜNE): Abschließend:
Es gibt einige Dinge, die wir in Niederösterreich
machen könnten. Von Objektivierungsmaßnahmen,
nachvollziehbarer Entscheidungskriterien usw.,
warum jeder ein Amt bekommt.
Dritter Präsident Gartner: Schlusswort ist
kein Schlusssatz!
Abg. Weiderbauer (GRÜNE): Leider können
wir dieser Budgetgruppe nicht zustimmen. Dankeschön! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Landbauer. Er ist Hauptredner. Redezeit bitte 15 Minuten.
Abg. Landbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Frau Landesrätin! Herr Landesrat!
Hohes Haus!
Es ist natürlich auch schon zu fortgeschrittener
Stunde zu diesem Punkt sehr viel gesagt worden.
Einige Punkte sind mir trotzdem sehr wichtig. Dass
es natürlich Bildung nicht um wenig Geld gibt, wird
jedem bewusst sein. Und darüber werden wir auch
hier in diesem Haus nicht sonderlich viel streiten
müssen.
Dass es allerdings dennoch ein paar Punkte
gibt, die es anzusprechen gilt, ist auch klar. Zunächst ein paar Punkte, die von Vorrednern angesprochen wurden, zum Beispiel die Frage oder die
Anregung nach mehr Privatschulen. Es ist für mich
natürlich vollkommen klar, dass Bildung primär
Aufgabe der öffentlichen Hand ist und dass es Privatschulen natürlich auch geben muss, aber es
nicht primär Aufgabe von privaten Trägern sein
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
sollte, Bildung zu vermitteln, schulische Bildung zu
vermitteln.
Es ist auch wichtig für mich, zu sagen, dass all
das, was in der Neuen Mittelschule angeblich überall perfekt funktioniert, so auch nicht funktioniert.
Angesprochen das Teamteaching, das leider in der
Form nicht überall so friktionsfrei vonstatten geht,
sondern oftmals nicht so funktioniert, wie man sich
das wünschen würde. Und wie es eigentlich vorgesehen war. Also auch die Neue Mittelschule ist
nicht das Allheilmittel, das wunderbar funktioniert.
Genauso wie viele andere Bereiche in der Bildungspolitik schlicht und ergreifend nicht funktionieren.
Jetzt ist es natürlich kein Thema das sich auf
ein Bundesland beschränken kann, sondern das
natürlich viel weitere Kreise zieht, nach oben genauso wie – leider – auch nach unten. Zu diesem
„leider nach unten“ möchte ich später noch kommen. Wenn wir uns aber dieses nach oben anschauen, sprich die Ebene der Bundespolitik, und
sehen, was hier allein im letzten Jahr, in den letzten
zwei Jahren abgelaufen ist, dann muss man sich
schon die Frage stellen, ob hier wirklich noch alle
handelnden Akteure bei Sinnen sind.
Wenn man die ganz kurze Zukunft betrachtet
mit den Themen BIFI und Zentralmatura, sehen wir
eigentlich ein Lehrbeispiel für Politik, wie sie nicht
stattfinden soll. Das BIFI als quasi ausgelagerte
Unternehmung im Bildungsbereich, da muss man
sich sowieso einmal auf den Kopf greifen, das dazu
verwendet wird, parteipolitisch Posten zu besetzen.
Dass das nicht funktionieren kann, hätte jedem von
Anfang an klar sein müssen. Wenn ich zwei Chefs
installiere, der eine mit dem roten und der andere
mit dem schwarzen Parteibuch, was soll am Ende
des Tages dabei herausschauen? Konnte niemand
ernsthaft annehmen, dass dieses System funktionieren wird. Und jeder, der genau das eben nicht
glaubte, durfte Recht behalten.
Wir haben gesehen, welches Chaos dieses
BIFI verursacht hat. Wir haben gesehen, wie die
Einführung der Zentralmatura nicht funktioniert hat.
Und wir haben gesehen, was passiert, wenn man
Schüler zum Spielball ideologischer Versuche
macht. Und das ist leider in den letzten Jahren viel
zu oft geschehen. Ideologische Versuche auf Kosten der Schüler und der Bildung ist nicht, was wir
uns erwarten wollen von einer erfolgreichen und
zukunftsträchtigen Bildungspolitik.
Ich möchte aber heute auf zwei Themen speziell eingehen. Eines, was ich angesprochen habe,
die Auswirkungen nach oben und auch eben nach
1384
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
unten. Wir erleben in Österreich den Fall, dass im
Bereich der öffentlichen Schulen es hier
Schulerhalter geben kann. Von den rund 6.000
Schulen die wir in Österreich haben, befinden sich
rund 4.500 in der Hand der Gemeinden oder Gemeindeverbände.
Wir sehen, und da muss ich entgegen so mancher ÖVP-Meinung dem Dr. Laki Recht geben,
wenn er vorher gesagt hat, zumindest so manche
Städte und Gemeinden krachen wie die Kaisersemmeln, sind aber dennoch Schulerhalter, aus
verschiedenen Gründen. Einerseits, weil sie
schlicht und ergreifend ein gewisses Machtinstrument für so manchen Bürgermeister darstellen,
dessen sie sich noch bedienen können. Das kann
nicht Sinn und Zweck der Bildungspolitik sein und
nicht Aufgabe eines Schulerhalters! In 4.500 Fällen
von öffentlichen Schulen sehen wir, dass wir in der
kleinsten
organisatorischen
Einheit
den
Schulerhalter finden. Dann gibt’s noch die paar auf
Landesebene und die paar Bundesschulen.
Und die privaten, derer es natürlich viel, viel
mehr gibt, aber die an der Zahl viel geringer sind,
spielen da jetzt eine untergeordnete Rolle. Aber
hier im Sinne einer Verwaltungsvereinfachung, aber
auch bei dem Hintergedanken finanzieller Einsparungen müsste man doch endlich den Mut aufbringen, zu sagen, halt, die Schulen müssen ordentlich
in einer Linie organisiert sein. Und das Sinnvollste
wäre, hier zu sagen, dass wir die Schulen, die
Schulerhalter, verländern. Damit hätten wir eine
Ebene.
Alles andere wird sich regeln im Finanzausgleich. Dass sich auch die Gemeinden dementsprechend anders finanziell aufstellen, da sie natürlich nicht die ganzen Summen bekommen werden.
Aber auch natürlich weniger Sorgen haben werden.
Das ist ein heißes Eisen das man aber angreifen
muss und wo man irgendwann auch den ersten
Schritt setzen muss. Und dazu lade ich heute alle
ein indem ich folgenden Resolutionsantrag einbringe (liest:)
„Resolutionsantrag
des Abgeordneten Landbauer zur Gruppe 2
des Voranschlages des Landes Niederösterreich
für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2-2014, betreffend
eine Trägerschaft (Schulerhalter) der niederösterreichischen Schulen.
Das in Österreich generell und im Schulbereich
speziell vorherrschende Kompetenzchaos sorgt
nicht erst seit kurzem für teils heftige Diskussionen
über mögliche und gebotene Reformen. Die Tatsa-
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che, dass im Bereich der öffentlichen Schulen derzeit bis zu vier Schulerhalter möglich sind, ist ein
Alleinstellungsmerkmal mit dem Österreich im
europäischen Bildungswettbewerb zumindest eine
Wertung gewinnt. Es ist nicht einzusehen, dass in
Zeiten der immer knapper werdenden Budgets der
Gemeinden, gerade diese Gebietskörperschaften
den größten Teil der Schulen über haben. Von den
österreichweit rund 6000 Schulen fungieren etwa in
4500 Fällen Gemeinden als Schulerhalter. Dass es
hier großteils um Machtbastionen einiger Bürgermeister auf Kosten der Gemeindekassen geht,
bestreitet kaum noch jemand. Es wäre ein Gebot
der Stunde, alle niederösterreichischen Schulen,
egal ob diese von Gemeinden oder Verbänden
erhalten werden bzw. auch Berufsschulen und alle
Bundesschulen in die Obhut des Landes zu nehmen und bei den kommenden Finanzausgleichsverhandlungen entsprechend umzuschichten. Nicht
nur finanziell würde man hier eine spürbare Verschlankung erreichen. Auch wäre es ein wichtiges
Signal für weitere, dringend notwendige Verwaltungsreformen.
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die NÖ Landesregierung wird aufgefordert, im
Sinne der Antragsbegründung, im eigenen Wirkungsbereich sowie in Verhandlungen mit dem
Bund zu veranlassen, dass es zu einer „Verländerung“ der Schulerhalter kommt und es somit nur
mehr eine Trägerschaft für alle Schulen gibt.“
Ganz abgesehen von den Auswirkungen, die
wir im schulischen Bereich damit erzielen könnten,
wäre das natürlich auch eine ganz gewaltige Vorbildwirkung. Erstens für alle anderen Länder, was
ihre Bestrebungen betrifft, und zum Zweiten auch
für ein Betreiben vieler nötiger Reformen im Bereich der Verwaltungsreformen, die aufgegriffen
werden müssen.
Um noch einen Bereich im Speziellen anzusprechen, der zwar regionale Bedeutung hat, aber
auch sehr wohl landes- und bundesweite Bedeutung. Es geht hier um den Fall des Militärrealgymnasiums in Wr. Neustadt an der Theresianischen
Militärakademie, das seit vielen Jahren nicht mit der
größten oder nicht immer mit der größten Unterstützung seitens der Politik rechnen konnte. Aber,
und das ist unbestritten, ein Unikat darstellt. Nämlich zum Ersten an der ältesten Militärakademie der
Welt angesiedelt und als Oberstufenrealgymnasium
in dieser Art und Weise, in dieser Ausprägung einzigartig in Österreich ist und auch angesehen in
ganz Europa ist.
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Eine Schulform, eine Schule, die es in der Art
und Weise kein zweites Mal gibt und die natürlich,
und das muss man auch sagen, nicht immer leicht
zu erhalten war und - ändert man nichts in der
Form - auch nicht immer sein wird. Eine Schule die
von zwei Ministerien geführt wird, dem Bildungsministerium und dem Verteidigungsministerium, hat
es nicht immer leicht, das glaube ich sofort. Hat
aber sehr wohl dann Chancen, wenn sich die Politik
dazu entschließt, hier eine Garantie abzugeben,
diese Schule weiterzuführen, weiter zu entwickeln
um daraus etwas zu machen, was man sonst mit
keiner anderen Schule machen kann.
Wie ich bereits erwähnt habe, ist das Ansehen
dieser Schule in ganz Europa auch unbestritten.
Die Partnerschaften, die diese Schule eingegangen
ist in den letzten Jahren, und hoffentlich noch eingehen wird, mit anderen vergleichbaren, aber mit
Sicherheit nicht gleichen Schulen in Europa, zeigen, dass es sich hier um eine ganz besondere
Einrichtung handelt.
Ich bitte Sie daher auch in diesem Fall, ein
Zeichen zu setzen, diese Einzigartigkeit, die Schule
in dieser einzigartigen Ausformung zu erhalten und
stelle daher folgenden Antrag (liest:)
„Resolutionsantrag
des Abgeordneten Landbauer zur Gruppe 2
des Voranschlages des Landes Niederösterreich
für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2-2014, betreffend
Bestandsgarantie Militärrealgymnasium Wr. Neustadt.
Das Militärrealgymnasium an der Theresianischen Militärakademie in Wr. Neustadt ist die einzige Ausbildungsstätte dieser Art in ganz Österreich. Angesiedelt an der ältesten Militärakademie
weltweit, stellt sie auch ein historisches Unikat dar.
Das MilRG als Oberstufenrealgymnasium mit Internat, beruht auf einer Ressortvereinbarung aus dem
Jahr 1965 zwischen dem Unterrichts- und Verteidigungsministerium. Neben dem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt im Schulbereich, garantiert das
Internat eine besondere sportliche wie auch vormilitärische Ausbildung. Damit soll nicht zuletzt auch
der Offiziersnachwuchs für das ÖBH herangebildet
werden. Von den zwischen 1964 und 2009 ausgemusterten Offizieren des ÖBH stammen 738 aus
dem Schulbataillon. Dies wiederum entspricht einem Anteil von 20 %. Nicht zuletzt daran sollte
ersichtlich sein, welch enorme Bedeutung diese
Schule für das Bundesheer hat.
Leider vernimmt man jedoch schon seit geraumer Zeit, dass das Interesse der letzten Verteidigungsminister am Erhalt dieser einzigartigen
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Schule enden wollend ist. In Anbetracht der aktuellen, dramatischen Budgetkürzungen im Ressort
ist die Sorge nachvollziehbar, wonach eine Schließung der Schule befürchtet wird.
Schließungen von Schulen können niemals der
richtige Weg sein. Im vorliegenden Fall sollte vielmehr versucht werden, die einzigartige Einrichtung
und ihre Strukturen weiterzuentwickeln und den
Gegebenheiten der Zeit anzupassen, um damit
auch mehr Absolventen mit diesem einzigartigen
Abschluss auszustatten.
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
1. Der Landtag spricht sich für den Erhalt und
die Weiterführung des MilRG/Ther MilAk aus.
2. Die NÖ Landesregierung wird aufgefordert,
im Sinne der Antragsbegründung, an die Bundesregierung heranzutreten, um eine Bestandsgarantie
des MilRG/Ther MilAk sicherzustellen.“
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie
ich eingangs erwähnt habe, dass es Bildung nicht
um wenig Geld gibt, so wird es auch diese Schule
nicht um wenig Geld geben. Aber wenn wir beginnen, Schulen zuzusperren, seit Jahrzehnten existierende Schulen zuzusperren, dann werden wir uns
um viele andere Dinge gar keine Gedanken mehr
machen müssen. Weil dann haben wir einen Punkt
überschritten, den wir nicht überschreiten sollten.
Vielen Dank! (Beifall bei der FPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Abgeordneter Kraft.
Abg. Kraft (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Landesrätin! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen!
Liebe Kollegen!
Ich spreche zum Budgetansatz der Berufsschulen und des Berufsschulausbauprogrammes.
Unsere NÖ Berufsschulen sind ein wesentlicher
Teil der dualen Berufsausbildung. Sie leisten neben
der Ausbildung im Betrieb einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung von Facharbeitern und Fachkräften von morgen. Nur bestens qualifizierte Fachkräfte, hohe Standards, hohe Produktivität, sichern
den Wirtschaftsstandort Österreichs bzw. Niederösterreichs. Und das sichert auch Einkommen.
Das 2004 begonnene Ausbauprogramm der
NÖ Berufsschulen hat zum Ziel, unsere Berufsschulen Schritt für Schritt zu modernisieren. Seit
2004 wurden rund 110 Millionen Euro investiert.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
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Daher, meine sehr verehrten Damen und Herren,
freut es mich, dass das Ausbauprogramm auch
2015 weitergeführt wird.
Abg. Gabmann (FRANK): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Frau Landesrätin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wenn wir auf der einen Seite die schulischen
Rahmenbedingungen schrittweise verbessern, gibt
es noch viele weitere Maßnahmen, die zu setzen
sind. Im Mai waren 5.934 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos. 4.470 Jugendliche waren in Schulungsmaßnahmen und 778 Jugendliche waren lehrstellensuchend vorgemerkt.
Bereits im Pflichtschulbereich wird die Karriere
eines jungen Menschen gelegt. Und gerade im
Pflichtschulbereich gibt es sehr große Probleme.
Wir haben bei einem Viertel aller Pflichtschüler
bereits Lese-, Schreib- und Verständnisprobleme.
Dies hat einerseits damit zu tun, dass es neue Anforderungen gibt an die Pflichtschüler, andererseits,
dass sich die Zielsetzungen in diesem Pflichtschulbereich noch wesentlich verändern müssen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die
Zahlen und vor allem die Betroffenheit sprechen für
sich und sind besorgniserregend. Es müssen sich
wieder mehr Betriebe zur dualen Berufsausbildung
bekennen und auch tatsächlich Jugendliche ausbilden. Die Lehre, vor allem die weiteren Möglichkeiten nach Abschluss einer Lehre müssen verbessert
werden.
Hier gibt es viele gemeinsamen Bemühungen
der Sozialpartner. Die müssen wir auch unterstützen. Und ebenso, meine sehr verehrten Damen
und Herren, möchte ich anmerken, dass die überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen einen sehr
wichtigen Beitrag zur Ausbildung junger Menschen
leisten. Und diese müssen unbedingt auch weiter
ausgebaut werden. Die Fördermaßnahmen müssen
gezielt eingesetzt werden. Aber darüber werden wir
ja noch in der Gruppe 4 sprechen.
Hoher Landtag! Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Abschließend möchte ich mich bei
allen, die im Bereich der Berufsausbildung tätig
sind und bei allen Ausbildungseinrichtungen, bei
den Ausbildungsbetrieben, bei jenen, die in den
Berufsschulen lehren und tätig sind, für ihren Einsatz und für ihr Engagement bedanken.
Ich möchte noch einen Satz hinzufügen, weil
es bereits angesprochen wurde, zu den landwirtschaftlichen Fachschulen. Auch ich habe in meiner
näheren Umgebung eine landwirtschaftliche Fachschule und möchte festhalten, dass hier hervorragende und innovative Arbeit geleistet wird. Und
möchte auch hierzu allen Beteiligten, allen handelnden Personen, auf das herzlichste gratulieren
und auch auf das Herzlichste danken. (Beifall bei
der SPÖ.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Klubobmann Gabmann.
Einhergehend mit diesem Problem haben ein
Fünftel aller niederösterreichischen Haushalte das
Problem, dass ihre Kinder Nachhilfebedarf haben.
Im Schnitt sind es 670 Euro im Jahr und in Summe
betrifft das zirka 28.000 niederösterreichische
Haushalte. In Summe sind das 19 Millionen Euro,
die unsere Familien dafür aufbringen müssen.
Und so sehen wir die Initiative so wie sie in
Wien anläuft mit 400 zusätzlichen Pflichtschullehrern, die vor allem im tutoriellen System eingesetzt
werden um Nachhilfe zu geben zwischen den 6und 14-Jährigen als kluge und sinnvolle Maßnahme.
Daher stelle ich den Antrag (liest:)
„Resolutionsantrag
des Abgeordneten Ernest Gabmann zur
Gruppe 2 des Voranschlages des Landes NÖ für
das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2, betreffend Gratisnachhilfe für NÖ Schülerinnen und Schülern im Pflichtschulbereich zur Unterstützung von Lehrpersonal
und zur finanziellen Entlastung der Eltern.
Im Rahmen einer Klausur im März dieses Jahres kündigte die SPÖ eine Gratis-nachhilfe für 6bis 14-Jährige Schüler im Pflichtschulbereich in
Wien an.
Schwache Schüler und deren Familien sollen
mit dieser Initiative unterstützt werden. Geplant ist
die Aufnahme von 400 zusätzlichen Lehrern, um
beim Lernen oder dem Verfassen von Hausaufgaben Hilfestellung zu geben. Hauptaugenmerk
werde auf die Gegenstände Deutsch, Mathematik
und Naturwissenschaften und Fremdsprachen gelegt, wofür Kosten in der Höhe von 18 bis 20 Mio.
Euro pro Jahr anfallen sollen.
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Dies sei auch deshalb unterstützenswert, da
Nachhilfe für viele Familien bis weit in die Mittelschicht hinein nicht mehr finanzierbar ist. So ist
einer aktuellen IFES Studie, beauftragt von der AK,
zu entnehmen, dass knapp jeder fünfte niederösterreichische Haushalt (18%) mit Schulkindern im
laufenden Schuljahr bzw. letzten Sommer bezahlte
Nachhilfe in Anspruch genommen hat. Die Betroffenen gaben dafür ca. € 670,- aus, ein Anstieg
gegenüber dem Vorjahr, wo es noch € 625,- waren.
Damit liegt Niederösterreich im Österreich-Vergleich bei den Ausgaben für Nachhilfe auf Platz
vier, nach Wien, Vorarlberg und Kärnten.
Bundesweit geben Eltern insgesamt ca. € 109
Mio. für das Lernen außerhalb der Schule aus,
alleine € 19 Mio. davon zahlen die Eltern aus Niederösterreich.
Privat bezahlte Nachhilfe belastet das Haushaltsbudget der Familien ungehörig, abgesehen
von den stetig wachsenden Kosten für Unterrichtsmaterialien, diversen Beiträgen und Selbstbehalten.
Für einkommensschwache Familien, speziell
auch für Alleinverdienerinnen und Alleinverdiener
ist Nachhilfe immer weniger finanzierbar. Einer
damit drohenden Ausweitung der Bildungsungerechtigkeit gehört rasch gegengesteuert.
Der Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Niederösterreichische Landesregierung, im
Besonderen Frau Landesrätin Mag. Schwarz, wird
aufgefordert, finanzielle Rahmenbedingungen zu
schaffen, damit auch den Niederösterreichischen
Schülerinnen und Schülern, anlehnend an das
Wiener Vorhaben, Mittel für eine Gratisnachhilfe im
Pflichtschulbereich zur Verfügung stehen.“
(Beifall bei FRANK.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Frau Abgeordnete Vladyka. Sie ist Hauptrednerin. Redezeit 15 Minuten.
Abg. Vladyka (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Landesrätin! Herr Landesrat! Werte
Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben ja schon einiges zum Thema Bildung gehört. Bildung bezeichnet man ja als die
Formung des Menschen im Hinblick auf sein
Menschsein und seine geistigen Fähigkeiten. Und
wie besagt schon der Artikel 26 der allgemeinen
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Erklärung der Menschenrechte? Jeder hat das
Recht auf Bildung!
Denn Bildung ist ja auch eine wichtige Grundvoraussetzung für die Verbesserung von Lebensqualität, für die Überwindung von Armut, für die
Erreichung der Chancengleichheit der Geschlechter. Wichtig aber auch vor allem für ein friedliches
Zusammenleben.
Das heißt, wir brauchen Voraussetzungen für
die Vermittlung von grundlegenden Zielen. Und es
ist ja auch schon vieles dazu heute gesagt worden.
Für mich ist es ganz besonders wichtig, die Ziele
der Selbstbestimmungsfähigkeit, der Mitbestimmungsfähigkeit und selbstverständlich der Solidaritätsfähigkeit zu fördern und entsprechend zu vermitteln.
Dabei bekommt natürlich die frühe Bildung von
Kindern zunehmende Bedeutung. Daher brauchen
wir die richtigen Rahmenbedingungen. Meine Vorredner und Vorrednerinnen haben auch schon einiges hier angemerkt. Meine Kolleginnen und Kollegen, Mag. Scheele und Kollege Kraft haben ja auch
zu wichtigen Bereichen schon Anmerkungen getätigt. Dr. Sidl und Abgeordneter Dworak werden
auch noch zu einigen Themen im Bildungsbereich
explizit Stellung nehmen.
Für mich, meine sehr geschätzten Damen und
Herren, ist das Thema Kinderbetreuung ganz besonders wichtig und daher möchte ich mich auch
kurz diesem Thema in der Gruppe 2 besonders
widmen.
Denn flächendeckende Kinder- und Kleinkinderbetreuung ist auch in Niederösterreich Grundvoraussetzung für Eltern, um Beruf und Familie
vereinbaren zu können. Die so oft zitierten Rahmenbedingungen müssen passend sein. Und dazu
gehören unter anderem auch geeignete, leistbare
Kinderbetreuungseinrichtungen mit Öffnungszeiten,
die zu den Arbeitszeiten der Eltern passen.
Fest steht für mich auch, dass das Thema
Vereinbarkeit von Familie und Beruf kein Frauenthema ist, sondern es betrifft Frauen und Männer
gleichermaßen. Denn beide Geschlechter, Männer
und Frauen, tragen gleich viel Verantwortung für
ihre Kinder. Doch wie gut sich Beruf und Familie
vereinbaren lassen, darf nicht davon abhängen, wo
man lebt und wie alt das Kind ist.
Nun, wie steht’s in Niederösterreich mit der
Kinderbetreuung? 95,7 Prozent der Kinder im Alter
von 3 bis 5 Jahren werden in Niederösterreich in
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Einrichtungen betreut, wobei die meisten öffnen,
bevor die Eltern zur Arbeit müssen. Und das ist
sehr, sehr positiv.
kinderbetreuung gehen darf, sondern von den 50
Prozent, die zur Förderung der Tageseltern vorgesehen sind.
Leider sperrt aber ein Großteil der Kindergärten am Nachmittag zu und nur mehr 21 Prozent der
Einrichtungen haben nach 17 Uhr geöffnet. Auch
hat nach wie vor der Großteil der Kindergärten
länger als fünf Wochen im Jahr geschlossen. Das
macht es natürlich auch schwierig, Beruf und Familie entsprechend zu vereinbaren. Wer Kinder ab
zweieinhalb Jahren hat und nur Betreuung am
Vormittag braucht, ist selbstverständlich in Niederösterreich gut aufgehoben. Aber das reicht leider
nicht.
Meine sehr geschätzten Damen und Herren!
Sie sehen, dass es wichtig und richtig ist, diese
Verhandlungen einzuleiten und auch zu forcieren.
Denn das ist auch ein wichtiger Faktor um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.
Verbessern müssen wir auch bei der Ausbildung.
Denn eine Verbesserung der Ausbildung bedeutet
gleichzeitig eine massive Aufwertung des Erzieherinnenberufs. Es ist schon viel geschehen, vieles
muss noch durchgeführt werden. Ich hoffe, dass
diese Dinge, die wir heute bei den Besprechungen
erreichen konnten in der 15a-Vereinbarung, nunmehr auch ihren Niederschlag finden werden und
das entsprechend beschlossen werden kann.
In manchen Regionen kann man nur halbtags
arbeiten, weil das Kind sonst keine Betreuungsmöglichkeit hat. Und wer ein kleines Kind hat und
arbeiten gehen muss, hat hier natürlich Probleme,
einen Betreuungsplatz zu finden. Das heißt, wir
brauchen eine flächendeckende Versorgung mit
passenden Öffnungszeiten und genügend Kleinkinderbetreuungseinrichtungen. Und erst dann haben
wir echte Wahlfreiheit für die Eltern.
Ich freue mich, entgegen den Befürchtungen
des Kollegen Weiderbauer, mitteilen zu können,
dass die heute stattgefundenen Verhandlungen
zwischen dem Bund und den Ländern zur Art. 15aVereinbarung zur Kinderbetreuung positiv abgeschlossen werden konnte. Die wesentlichen Punkte
darf ich vielleicht kurz bekannt geben. Die 100 Millionen Förderung für 2014 können zu 50 Prozent
auch noch in den Jahren 2015 und 2016 von den
Ländern abgeholt werden. Auch hier ist man den
Ländern entgegengekommen. Die so genannten
VIS-Plätze, hier geht es um die Ausdehnung der
Betreuungszeit auf 47 Wochen. Das heißt, 47 Wochen im Jahr müssen diese Betreuungsplätze vorhanden sein und neuneinhalb Stunden pro Tag
offen sein. Daher werden diese aber auch speziell
mit 4.500 Euro zu den Personalkosten gefördert.
Für uns besonders wichtig auch, dass die
sonstigen Ganztagsplätze mit 3.000 Euro gefördert
werden und Halbtagskräfte mit 2.500 Euro. Die
Obergrenze für anerkennbare Investitionen wurde
von 100.000 auf 125.000 Euro erhöht und in die
Investitionen der Länder können zur Kofinanzierung
auch Investitionen von privaten Kinderbetreuungseinrichtungen eingerechnet werden. Auch etwas
sehr Positives!
Schließlich wurde auch die Deckelung für den
Bereich der 3- bis 6-Jährigen von 25 Prozent auf 35
angehoben, wobei das nicht zu Lasten der Kleinst-
Meine sehr geschätzten Damen und Herren!
Sie sehen, es gibt noch vieles zu tun. Mit den Investitionen in Kinderbetreuung werden nicht nur die
Defizite bezüglich Angebot und Qualität behoben,
sondern auch beachtliche Beschäftigungs- und
Budgeteffekte generiert werden. Mit dieser Anstoßfinanzierung der nächsten Jahre, ergänzt um die
gleichen Beiträge von den Ländern, können österreichweit sehr, sehr viele zusätzliche Plätze für
Kleinkinder und eben auch bessere Öffnungszeiten
in den Kindergartenplätzen geschaffen werden.
Zusätzlich würde auch die Möglichkeit bestehen, zusätzliches pädagogisches Personal für die
Kleinstkinderbetreuung zur Verfügung zu stellen.
Daher ist es für mich ganz besonders wichtig, dass
heute dieser erste wichtige Schritt gesetzt werden
konnte. Und ich darf mich hier in diesem Zusammenhang bei den zuständigen Ministerien auf das
Herzlichste bedanken.
Bedanken möchte ich mich selbstverständlich
auch bei all jenen, die tagtäglich zum Wohle unserer Jüngsten tätig sind für ihr Engagement und darf
meine Wortmeldung mit einem Zitat von Nelson
Mandela beenden. Er hat gemeint, eine Gesellschaft offenbart sich nirgendwo deutlicher als in der
Art und Weise, wie sie mit ihren Kindern umgeht.
Unser Erfolg muss am Glück und am Wohlergehen
unserer Kinder gemessen werden, die in einer jeden Gesellschaft zugleich die wunderbarsten Bürger und deren größter Reichtum sind.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall bei der
SPÖ und Abg. Präs. Ing. Penz.)
Dritter Präsident Gartner: Zu Wort gemeldet
ist Herr Präsident Mag. Heuras.
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Abg. Präs. Mag. Heuras (ÖVP): Sehr geehrter
Herr Präsident! Geschätzte Frau Landesrätin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe den Eindruck, beim Anhören so mancher Rednerin oder manches Redners, einige waren schon lange nicht in der Schule. Es wäre ganz
gut, wenn man hin und wieder auch eine Schule
besuchen würde. Ich tu das jetzt am Schulschluss,
ich besuche Schulfeste, ich besuche Maturafeiern.
Ich überzeuge mich vor Ort von dem, was unsere
Schulen, unser Bildungssystem leistet. (Abg.
Weiderbauer: Die lassen uns ja nicht rein!)
Der Finanzreferent Wolfgang Sobotka hat in
der Früh oder am Vormittag von dem großen Wandel gesprochen, der das Land Niederösterreich in
den letzten 20 Jahren erfasst hat in allen Bereichen, auf allen Ebenen, in allen Sparten. Geschätzte Damen und Herren, ich nehme den Bereich der Bildung nicht aus. Es gibt ein schönes
Zitat, das da heißt: Wenn der Wind des Wandels
weht, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man
errichtet Mauern oder aber Windmühlen. Auch
wenn manche das Gegenteil behaupten, das Land
Niederösterreich hat versucht, Windmühlen zu errichten.
Es wurde schon einiges erwähnt, im Eilzugstempo noch einmal ganz, ganz kurz: Die Kindergartenoffensive. Kindergarten, ein Vorzeigemodell
in Niederösterreich! Nachmittagsbetreuung: Inzwischen 13.000 Kinder in der Nachmittagsbetreuung.
Kreativ- und Begabtenakademie. Um das begabte
und das kreative Potenzial unserer Kinder zu wecken und zu fördern: 12.000 Kinder seit 2008. Vor
20 Jahren gab es in Niederösterreich 90.000 Menschen mit höherer Bildung. Jetzt sind es 190.000.
Vor 20 Jahren gab es 25.000 Akademiker, heute
sind es 127.000.
Gar nicht zu reden von der Qualität der dualen
Ausbildung und der Qualität unserer Berufsschulen.
Wurde schon erwähnt. Europa beneidet uns um
diese Qualität und um diesen Standard. Ich erwähne - einzigartig unter den Bundesländern - die
wissenschaftliche Begleitung der niederösterreichischen Mittelschule durch Prof. Hopmann, um zu
evaluieren, um zu korrigieren. Um so manche Fehlentwicklung auch in der Zukunft zu korrigieren.
Kostet auch Geld!
Und ich erinnere, Kollege Gabmann, der jetzt
nicht da ist und gefordert hat, zusätzlich Lehrer für
die Nachhilfe aus dem NÖ Budget zu bezahlen. Ich
erinnere daran, dass Niederösterreich 500 Dienstposten durch das Budget des Landes Niederösterreich im Bildungsbereich bedeckt und bedient.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Das ist die Vorsorge für Klein- und Kleinstschulen. Das ist unsere definitive Richtlinie der
Klassenschülerhöchstzahl 25. Kein Richtwert! Ein
gesetzlich vorgeschriebener maximaler Wert. Auch
einzigartig in Österreich! Ich erinnere an die ITOffensive, die zusätzlich Dienstposten verschlingt.
Die uns der Bund nicht bezahlt! Ich erinnere an
zusätzliche 90 Dienstposten im Zuge der NÖ Mittelschule mit Lerndesignern, mit Begleitung, mit
Vernetzung, Nahtstelle Kindergarten-Volksschule.
Da gibt es noch viele andere Dinge zu erwähnen.
Ich erinnere an die Sprachenoffensive und den
Bereich der Integration. Der Bund hat diese Bereiche gedeckelt! Ohne nachvollziehbaren Grund.
Auch das kostet dem Land Niederösterreich zusätzlich Dienstposten, in Summe beinahe 500.
Macht so Pi mal Daumen 20 Millionen Euro, die das
Land Niederösterreich zusätzlich im Bildungsbereich ausgibt.
Verwaltungsreform: Aus 26 Behörden eine.
Ressourcenschonung. In der Infrastruktur, auch
personell, ab August schlagend. Eingegliedert in
das Gremium des Landesschulrates.
Und jetzt noch einen Punkt, der mir sehr wesentlich erscheint. Ich komme zum Beginn meiner
Ausführung und lade Sie nochmals ein: Besuchen
Sie das eine oder andere Schulfest! Besuchen Sie
den einen oder anderen Wettbewerb! Besuchen Sie
Musicals, Aufführungen, Schulchöre, sportliche
Veranstaltungen, Wettbewerbe! Besuchen Sie die
Feste unserer Schulen da draußen! Und Sie werden feststellen: Alle Reden, alle Festreden sprechen davon, wie toll die Schule ist! Wie toll die Kinder ausgebildet werden. Wie gut unsere Lehrer sind
und wie gut die Schule vor Ort arbeitet. Welch sensationeller Widerspruch zu dem, was ich sonst
immer höre und in den Zeitungen lese!
Offensichtlich bin ich in den falschen Schulen.
Aber ich höre dort nur größtes Lob für unsere Bildungseinrichtungen im Land Niederösterreich. Vor
allem in ganz bestimmten Regionen.
Ich geb schon zu, dass da und dort Handlungsbedarf besteht. Vielleicht auch in den Ballungszentren, vielleicht auch in der Stadt Wien.
Aber daraus abzuleiten, dass das Bildungssystem
vielleicht auch im Mostviertel krank ist, das lasse
ich nicht gelten! Weil das Bildungssystem im Land
Niederösterreich weitgehend gesund ist. Weil wir es
gesund halten.
Und ich behaupte, und vielleicht mag das dem
einen oder anderen kühn erscheinen, ich behaupte,
dass unsere Bildungsstruktur und unsere Bil-
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Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
dungslandschaft noch viel besser wäre, wenn uns
der Bund ließe. Und ich behaupte, der Bund lässt
uns nicht.
Ich belege das vielleicht auch noch mit ein
paar Fakten. Der Bund spricht von Reformbedarf,
aber er tut es nicht. Der Bund redet von Maßnahmen, aber er behindert sie oder behindert uns.
Klassisches Beispiel das BIFI. Das BIFI wurde
verantwortlich gemacht für die Qualitätssicherung
unseres Schulsystems. Das BIFI wurde letztendlich
ausgegliedert aus dem Ministerium. Grundsätzlich
hätte die Schulaufsicht im Ministerium die Qualitätssicherung zu leisten. Ich frage mich, warum dort
zwei Behörden aufgebaut werden, um dasselbe zu
tun? Abgesehen davon frage ich Sie jetzt: Was hat
das BIFI unternommen? Die Standards, okay. Pisa
okay. Abgesagt, wieder zugelassen. Standards
geheim gehalten. Dann das Datenleck in anderen
Bereichen des rumänischen Servers. Zentralmatura
mit großen Pannen in Englisch, in Mathematik und
in Deutsch. Funktioniert hat letztendlich keine einzige dieser Zentralmatura reibungslos. Auf dem
Rücken der Schüler!
Ich erwähne die Verunsicherung im Bereich
der Mittelschule. Die sechs Unterstützungsstunden
zurückzuführen auf vier und dann wieder zu sagen,
ja, wir machen es doch: Verunsicherung in allen
Linien!
Jetzt sage ich Ihnen: Doppelgleisigkeit herrscht
dort vor. Ich habe eine Doppelgleisigkeit beim
Bund, keine Doppelgleisigkeit Land – Bund. Das
auch vielleicht. Ja, dann haben wir ja schon drei
Gleise. Aber wenn zwei Einrichtungen des Bundes
nicht in der Lage sind, das Bildungssystem auf gute
Füße zu stellen, dann sage ich Ihnen jetzt, geschätzte Damen und Herren: Her mit dieser Kompetenz in die Hand der Länder! So gut machen wir
es allemal!
Daher wäre ich froh, wenn das Land Niederösterreich in diesem Zusammenhang wesentlich
mehr Dinge machen dürfte. Ich erzähle Ihnen übrigens aus der Bundesseite ein Schmankerl: Diskussion um die Weiterbildung der Lehrer in den Ferien
oder wann immer. Gespräch mit dem Direktor einer
sehr angesehenen höheren Schule. Wissen Sie,
was mir der sagt? Ich bete jeden Tag, dass sich
keiner meldet für die Weiterbildung. Ich kann sie
nicht bezahlen! Wir haben einen Bus organisiert,
gesponsert von Firmen der Region. Mit dem schick
ich meine Leute zur Fortbildung. Ich kann sie nämlich sonst nicht bedecken.
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Das ist die Wahrheit, geschätzte Damen und
Herren! Daher sage ich euch: Was das Land Niederösterreich hier leistet, ist trotz Knebelung, trotz
Fesselung, wirklich eine gute bildungspolitische
Arbeit!
Was ich verlange, sind drei wichtige Punkte
vom Bund: Lasst doch endlich die Schulen in Ruhe
arbeiten! Die Direktoren haben es satt, von drei
Behörden geknebelt zu werden. Anweisungen des
Landesschulrates, Anweisungen des Ministeriums,
und jetzt noch dazu Anweisungen vom BIFI. Warum finden wir keine Direktoren? Weil der
administrative Aufwand inzwischen eine Größe
erreicht hat, wo viele nicht mehr wollen und viele
nicht mehr können. Daher abschließend: Mehr
Autonomie! Lasst etwas zu! Lasst endlich die
Schulen in Ruhe arbeiten und gebt ihnen Unterstützung im Bereich der Administration, im Bereich der
Psychologie und im Bereich der Integration.
Präsident Ing. Penz: Bitte um den Schlusssatz!
Abg. Präs. Mag. Heuras (ÖVP): Dann, geschätzte Damen und Herren, bin ich sicher, dass
auch in Zukunft das NÖ Schulwesen diese Qualität
hat und noch besser werden könnte. Danke! (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Wir kommen nun zum
Thema Wissenschaft. Und ich erteile hierzu Herrn
Abgeordneten Kainz das Wort.
Abg. Kainz (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Frau Landesrätin! Hoher Landtag!
Wir kommen vom Bereich der Bildung, der
Kindergärten, der Volksschulen und der Neuen
Mittelschule in den weiterführenden Bereich der
Wissenschaft und der Forschung. Und das ist,
glaube ich, auch ein gutes Beispiel dafür, dass in
Niederösterreich sehr konsequent Bildungspolitik
betrieben wird, nämlich vom Kindergarten bis hin
zur Hochschule.
Der Wissenschaftsbereich, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist das beste Beispiel dafür,
dass Niederösterreich eine innovative Region im
Herzen Europas ist. Dass Niederösterreich auf
Zukunftskurs ist und dass Niederösterreich Perspektiven für unsere Jugend schafft.
Diese blau-gelbe Politik heißt Zukunft gestalten. Und gerade im Wissenschaftsbereich gibt es
viele Projekte und Initiativen, die das zum Ausdruck
bringen.
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Und wenn wir heute hier im Rahmen dieser
Budgetdebatte uns das Budget im Wissenschaftsbereich anschauen, dann bin ich froh und sage
auch danke dafür, dass man hier in die Zukunft
auch wirklich investiert. Weil wir nämlich im Vergleich zum Voranschlag des Jahres 2014 eine Erhöhung um mehr als 8 Millionen Euro auf rund
55,599.600 Euro für die Wissenschaft und Forschung in Niederösterreich bereitstellen.
Dass das ein klares Signal ist und ein klares
Bekenntnis, dass Wissenschaft und Forschung und
letztendlich auch Arbeitsmarktpolitik in diesem Land
auf Zukunftsschiene ist. Und wenn ich vom Wissenschafts- und Forschungsstandort Niederösterreich spreche, so können wir zweifellos einerseits
eine Erfolgsbilanz legen, andererseits auch Zukunftsperspektiven und Zukunftsprojekte, glaube
ich, sehr, sehr schön darstellen.
Dass Wissenschaft und Forschung eine hohe
Zukunftsbedeutung hat, das hat der Landtag, die
Landesregierung und letztendlich auch die verantwortlichen Landeshauptleute vor mehr als 20 Jahren bereits erkannt. Und hier beträchtliche Budgetmittel zum strukturellen Aufbau von wissenschaftlicher Infrastruktur in die Hand genommen. Allein der
Anstieg der Forschungsquote war zu beobachten,
die wir um 0,6 Prozent des BIP seit dem Jahr 2002
kontinuierlich erhöht haben.
Und das lässt sich in Zahlen sehr schön ausdrücken. Nämlich in sehr positiven Zahlen. Wenn
ich hier allein sozusagen vortragen darf, dass
19.000 Studierende dieses vielfältige Studienangebot in Niederösterreich nutzen. Sodass eine Steigerung von rund 11.000 Studierenden in den letzten
Jahren zu verzeichnen ist, die letztendlich auch
sich wirtschaftlich auf Impulse auswirken. Dass
eine Kaufkraftstudie der Fachhochschule Krems
belegt, dass diese Studierenden über 5,5 Millionen
Euro in den 9 Monaten in der Region Krems umsetzen. Was zweifellos nicht nur für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich entscheidend ist,
sondern auch einen Impuls für die Region klarerweise darstellt.
Ich denke, dass es viele andere gute Beispiele
gibt, dass tausende Menschen bereits die vielfältige
wissenschaftliche Infrastruktur beleben, welche mit
Mitteln des Bundeslandes Niederösterreich gut hier
initiiert wurde. Allein das IST Austria, das bereits
400 Arbeitsplätze vorweisen kann, worauf mein
Kollege Eigner dann noch im Detail eingehen wird.
Ich möchte auf ein weiteres Projekt eingehen,
nämlich die Wissenschafts- und Forschungsachse,
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
auf die wir stolz sein können. Mit dem Projekt MedAustron, wodurch auch in Wr. Neustadt 170 Personen zukünftig beschäftigt sein werden. Oder auch
das Universitäts- und Forschungszentrum Tulln,
welches 2011 eröffnet wurde und 370 Arbeitsplätze
zukünftig aufweisen wird.
Aber ich möchte in diesem Zusammenhang
auch auf einen anderen Bereich und auf eine andere Initiative eingehen, das sind die Technopolstandorte hier in Niederösterreich. Heute ist Niederösterreich zu Recht im europäischen Konzert
und international anerkannt als Technologie- und
Wirtschaftsstandort. Weil die Grundlage für diese
Technologieoffensive bereits im Jahr 2004 gelegt
wurde, wo gemeinsam mit der ECO PLUS das
Technopolprogramm an den Standorten Wieselburg, Krems, Tulln und Wr. Neustadt ins Leben
gerufen wurde. Und weil im Rahmen dieses Programmes in einer Größenordnung von 134 Projekten rund 152 Millionen insgesamt initiiert wurden
und sich derzeit auch in der Umsetzungsphase
befinden.
Und gerade die Schwerpunktsetzung dieser
vier Technopolstandorte, glaube ich, zeigt, wie gut
strukturiert und punktgenau letztendlich in die Zukunft zielorientiert gerichtet wir hier unsere Schwerpunkte setzen. Nämlich am Standort Wr. Neustadt
Medizin- und Materialtechnologie, am Standort
Krems medizinische Biotechnologie, am Standort
Tulln Agrar- und Umweltbiotechnologie und am
Standort Wieselburg Bioenergie-, Agrar- und Lebensmitteltechnologie.
Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel, dass die
Budgetmittel, die im Wissenschaftsbereich eingesetzt werden, letztendlich sich auch sehr positiv auf
die Wirtschaftszahlen des Landes und auch auf die
Arbeitsplätze auswirken.
Zwei Dinge noch, und einen Beitrag noch:
2014 ist zu Recht vom Herrn Landeshauptmann Dr.
Erwin Pröll, der auch für die Wissenschaften in
diesem Land schwerpunktmäßig Verantwortung
trägt und der Motor dieser Initiative letztendlich
auch ist, das Jahr der Wissenschaft ausgerufen
worden. Und das zu Recht, meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Promotionsrecht auf der Donau-Universität.
Hier sei noch einmal ein Seitenhieb an die Neos
gestattet, die letztendlich nicht niederösterreichischen Landsleuten und der Jugend die Flügel gehoben haben, sondern die Flügel gebrochen haben, weil sie nicht zugestimmt haben zu diesem
Promotionsrecht.
1392
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Und hier gibt’s viele Schwerpunkte mehr. Ich
möchte einen Punkt noch erwähnen, weil das Projekt MedAustron ist, auf das wir zu Recht stolz sein
können. Es ist nicht nur im Wissenschaftsbereich
eine tolle Einrichtung, es wird vor allem mehr als
1.400 Patienten zukünftig auch Perspektiven im
Leben geben. Seien wir stolz darauf, dass unser
Wissenschaftsland Niederösterreich mit dem Projekt MedAustron einer der vier Standorte weltweit
ist, die diese Einrichtung haben. Ich glaube, das
sollten wir auch hinaustragen. Weil das ein gutes
Beispiel ist, dass Niederösterreich einen Zukunftsweg geht. Einen Weg, der den Bürger im Mittelpunkt sieht. Einen blau-gelben Erfolgsweg, dem wir
gerne zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Weiderbauer.
Abg. Weiderbauer (GRÜNE): Geschätzter
Herr Präsident! Frau Landesrätin! Hohes Haus!
Bevor ich mit meinen Ausführungen beginne,
ersuche ich den Herrn Präsidenten bei dieser
Gruppe um eine getrennte Abstimmung. Wir würden gern dem Kapitel Sport und Forschung und
Wissenschaft unsere Zustimmung geben.
Ein paar Worte zur Wissenschaft und Forschung. Ich kann meinem Vorredner in fast allen
Belangen zustimmen. Wir haben ein kräftiges Plus
von 8 Millionen in diesem Budgetansatz zu verzeichnen. Davon 5 Millionen für die so genannte
FTI-Strategie. Ein bisschen merkwürdig habe ich es
erachtet bei der Ausschusssitzung des Wirtschaftsund Finanz-Ausschusses, als die Frage kam: Entschuldigung, 5 Millionen für die FTI-Strategie, was
ist da drinnen? Worauf die Antwort kam: Naja, die
Landesregierung weiß Bescheid darüber.
Wo doch der Landtag darüber abstimmen und
entscheiden muss! Mittlerweile gibt es eine tolle
Broschüre (zeigt Broschüre), worin wir genau
nachlesen konnten, was damit gemeint ist und dass
das natürlich als sehr positiv zu bezeichnen ist.
Forschung und Wissenschaft sind immer ein
gleichbleibend wichtiger Bestandteil in Niederösterreich. Die Institutionen ISTA, Donau-Uni, Fachhochschulen, Universitäten, Forschungszentren
sind schon genannt worden. Auch die Landesakademie, die sich sehr intensiv mit diesen Dingen
beschäftigt. Alle dokumentieren eben ein sehr großes, weites Spektrum im tertiären Bildungsbereich
und den Willen, auch in unserem Bundesland nicht
nur dabei zu sein, sondern wirklich Trends zu setzen. Damit entsteht ein sehr rundes Bild, das auch
relativ frei von Grundsatzdiskussionen ist und kaum
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Anlass gibt, mit Sorge in die Zukunft zu blicken.
Daher wollen wir gerne diesem Budgetansatz zustimmen.
Wenn es gestattet ist, nachdem ich kein drittes
Mal herauskommen darf, ein paar Worte zum
Sport. Auch das kann ich relativ kurz abhandeln,
weil das Thema Sport in Niederösterreich und vor
allem auch beim Budgetansatz immer wieder ein
sehr positives ist. Im Lichte der Fußball-WM stelle
ich, wie immer bei diesem Anlass, die Leistungen
des österreichischen, des NÖ Fußballs dem Einsatz der finanziellen Mittel gegenüber. Ja, dass da
ein Ungleichgewicht herrscht, das wissen wir schon
lange. Trotzdem ist in Niederösterreich Sport ein
sehr positives Thema. Wir haben zwar auch hier
Kürzungen zu verzeichnen, die, nehme ich an,
durchaus verkraftbar sind. Zwar nicht angenehm,
aber verkraftbar sind.
Die Frage war auch, was ist mit dem Gesundheits- und Seniorensport? Wir wissen, dass das in
„Sportland 2“ geflossen ist. Der Unterschied zwischen Sportland 1, Spitzensport, und Sportland 2
ist trotzdem noch enorm: 1,1 Millionen zu 185.000.
Die Frage ist, ob man nicht überhaupt jetzt Gesundheitssport, Seniorensport und Versehrten-,
Behindertensport raus nimmt und in diese Sportland 1 und 2 oder Sportland 2 integrieren könnte,
damit da nicht irgendwelche Fragen auftauchen.
Sehr positiv erwähnen möchte ich, voriges
Jahr habe ich bei dieser Gelegenheit die Situation
der Hallenhöhen beim Damenvolleyball angeschnitten. Liebe Frau Landesrätin, vielen Dank! Du
hast sehr schnell mit deinem Team reagiert. Und es
ist, glaube ich, auch eine Einigung erzielt worden
oder man hat es zumindest so ausgesetzt, dass es
keine Probleme mehr gibt, dass die Damen-Volleyballerinnen in den entsprechenden Hallen spielen
können. Vielen Dank dafür!
Herzlichen Dank an die Leiterin des Sportreferats und ihr Team. An dich, liebe Petra! Und wir
wollen auch diesem Budgetansatz gerne unsere
Zustimmung geben. Dankeschön! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Landbauer.
Abg. Landbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Frau Landesrätin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Erlauben Sie mir noch ein paar kurze Worte
zum Thema Wissenschaft und Forschung. Und da
sei vorab erwähnt, man muss ja auch das Positive,
1393
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
wenn man es wirklich auch gut findet, lobend erwähnen. Und das möchte ich auch hiermit tun. Es
ist nämlich erfreulich, zu sehen, dass die Ausgaben
hier für sinnvolle Zwecke aufgestockt wurden. Und
dass für Wissenschaft und Forschung hier noch
mehr Geld aufgewendet wird im kommenden Voranschlagsjahr.
Und es ist natürlich auch schön, zu sehen,
wenn wir in Niederösterreich sowohl im Bereich des
tertiären Sektors, was die FHs von St. Pölten bis
Wr. Neustadt anbelangt, die Donau-Uni Krems oder
auch eben die Forschungseinrichtungen - und natürlich nenne ich als Wr. Neustädter MedAustron –,
dann ist das etwas sehr Erfreuliches. Und natürlich
steht man nicht an zu sagen, das ist eine gute Sache.
Was man in weiterer Folge natürlich nicht aus
den Augen verlieren darf, ist auch natürlich die
Forschung im privaten Bereich, die natürlich auch
einen sehr wesentlichen Faktor darstellen muss,
was die Forschungs- und Wissenschaftspolitik eines Landes, betrifft. Aber – und da komm ich auch
zu einem kleinen „aber“ – es muss schon im
Interesse von uns allen liegen, dem Bund auch zu
sagen, es kann nicht sein, dass von dessen Seite
die Budgets für Wissenschaft und Forschung konsequent gekürzt werden, der Bund von Jahr zu Jahr
die Ausgaben in dem Bereich kürzt. Und auf diesen
Ausgaben die Länder sitzen bleiben.
Es ist nicht die primäre Aufgabe der Länder,
Wissenschaft und Forschung vorrangig zu betreiben. Es wäre schon Aufgabe des Bundes, hier
entsprechende Geldmittel, Rahmenbedingungen
und Infrastruktur sicherzustellen! Und das geschieht nicht. Und da muss man halt wirklich sagen,
dass es zu wenig ist, nur ab und an auf die Bösen
da oben im Bund zu schimpfen, wie es auch hier,
auch von Seiten der Mehrheitsfraktion, recht oft
getan wird. Erst recht ist es zu wenig, wenn, wie ich
es am Beginn des Tages schon gesagt habe, diese
verantwortlichen Herrschaften aus der eigenen
Partei kommen. Da muss man schon einmal wirklich auf den Tisch hauen und sagen, dass es so
nicht gehen kann.
Föderalismus hat nicht den Zweck, dass sich
die eine Ebene immer wieder auf die andere ausreden kann und umgekehrt. Das Spiel kennt man ja
auch schon. Manchmal muss auch konsequent
etwas gefordert werden. Und wenn diese Forderung, wenn sie berechtigt ist, nicht erfüllt wird, müssen auch Konsequenzen gesetzt werden. Ja zu
mehr Ausgaben für Wissenschaft und Forschung,
aber nein dazu, dass all diese Mehrausgaben allein
ein Bundesland zu tragen hat. (Beifall bei der FPÖ.)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Dr. Sidl.
Abg. Dr. Sidl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Landtag!
Investitionen in Wissenschaft und Forschung
sind Investitionen in die Zukunft unseres Bundeslandes. Vor allem im globalen Wettbewerb sind die
Potenziale unserer Region und von allen Regionen
dieser Erde gut ausgebildete Menschen und eine
vorausschauende Forschung, die auch die nötigen
Mittel dazu hat.
Gerade in den letzten Jahren wurde der Bildungs- und Forschungsstandort Niederösterreich
massiv ausgebaut. Zu den Universitäten und Fachhochschulen gehört auch das ISTA, die Donau-Uni
Krems, auch die Karl Landsteiner Privatuniversität
für Gesundheitswissenschaften, die Fachhochschulen, wie sie heute bereits erwähnt wurden in
Krems, Wr. Neustadt, der Campus Wieselburg und
die FH St. Pölten. Im Bereich der Forschung beispielsweise auch das Forschungszentrum Seibersdorf im Generellen oder auch das Institut für angewandte Systemanalyse.
Ein besonderes Projekt wurde in den letzten
Jahren lanciert. 2009 wurde ja in Maria Gugging
das Spitzenforschungszentrum ISTA eröffnet. Dieses vereint Spitzenforschung auf der einen Seite
und postgraduale Studien auf der anderen Seite.
Bis 2026 sollen hier an die tausend Personen in 90
verschiedenen Forschungsgruppen einmalige Arbeits- und Forschungsbedingungen vorfinden.
Mit diesem Haushaltsplan, der heute vorliegt,
wird das Land Niederösterreich einen weiteren
Schwerpunkt auf Wissenschaft und Forschung
legen. In Summe werden ja mehr als 49 Millionen
aufgewendet und der wesentliche Teil fließt direkt
in Zukunftsprojekte. Damit soll die Qualität in diesem Bereich nicht nur erhalten, sondern sogar ausgebaut werden.
Niederösterreich als Fachhochschulstandort,
wie bereits erwähnt mit seinen Standorten, leistet
einen entscheidenden Beitrag zum Wissenschaftsstandort Österreich. Die Landesentwicklungsstrategie für die Fachhochschulen trägt dazu bei, dass
die Entwicklung eine positive ist. Und ich halte es
auch für eine sehr, sehr gute Entscheidung, diese
Standorte dezentral über Niederösterreich zu verteilen.
Hoher Landtag! Ich möchte im Zusammenhang
mit der Ermöglichung von Wissenschaftsprojekten
oder bei der Begabtenförderung auch auf die
1394
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Transparenz hinweisen. Wenn wir von der Politik
her die beste Möglichkeit für Wissenschaft und
Forschung schaffen, dann sollten dort auch die
besten Köpfe die Möglichkeit bekommen, tätig zu
sein. Danke sehr! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Dipl.Ing. Eigner.
Abg. Dipl.Ing. Eigner (ÖVP): Sehr geehrter
Herr Präsident! Geschätzte Frau Landesrätin!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen aus dem Landtag!
Mittlerweile haben wir im Land Niederösterreich 60 Wissenschaftseinrichtungen. Als Klosterneuburger macht es mich natürlich stolz, dass das
Flaggschiff der heimischen Forschung, das IST
Austria, in unserem Bezirk angesiedelt wurde und
ebenso, dass es gewaltige Fortschritte macht.
Das Institut hat ja vor zirka 3 Wochen das
fünfjährige Jubiläum gefeiert. Wie jedes Jahr zuvor
mit einem Tag der offenen Türe. Es war sehr beeindruckend, wer dort dabei war. Wie sich die Bevölkerung immer mehr mit dem Institut identifiziert
und wie sie interessiert an der Entwicklung des
Hauses dort Anteil nimmt. Das war ja nicht immer
so.
Ich darf zurück erinnern: Anfänglich war man
verunsichert - auch im Ort -, welche Belastungen
für Maria Gugging zu erwarten sind. Und auch die
Standortentscheidung war ja stark umstritten. Die
so genannte Elite-Universität wurde von einigen
sehr stark kritisiert. Vor allem Wien war auch als
Standortgeber interessiert und hat massiv dagegen
opponiert, dass es dort in Maria Gugging angesiedelt wird.
Diese Stimmen sind mittlerweile schon sehr
kleinlaut geworden. Wahrscheinlich auf Grund der
neu gewonnenen Erkenntnisse im Bereich der
Grundlagenforschung und vor allem auch durch die
Würdigung durch nationale und internationale
Preise und Anerkennungen für das IST Austria.
Ich darf an die vielen erhaltenen ERC-Grants
erinnern. Das sind die höchsten Auszeichnungen,
die man im Bereich der Grundlagenforschung erhalten kann. Prof. Henzinger, der wissenschaftliche
Leiter dieses Institutes, hat vor zwei Jahren den
Wittgenstein-Preis erhalten.
Die Planungs- und Finanzierungssicherheit ist
sowohl vom Land Niederösterreich als auch seitens
des Bundes bis 2026 prolongiert worden. Ein un-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
bedingtes Erfolgskriterium für eine nachhaltige und
erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit. Dadurch
können immer mehr international renommierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für Klosterneuburg interessiert werden. Und das ist sicherlich
auch der Grund dafür, dass mittlerweile sich über
5.000 Menschen seit Beginn des Institutes für eine
Professorenstelle am Institut beworben haben. Nur
die Besten wurden ausgewählt. Nach anfänglich 5
Professoren sind es derzeit 20 mit zirka 300 Studierenden.
Das ist sicherlich nur möglich, weil man für
wissenschaftliche Exzellenz den benötigten Raum
zur Verfügung gestellt hat, aber vor allem auch
ohne Vorgaben auf die erwartete Forschungstätigkeit. Also mit dem nötigen Freiraum. Die Forscher
wollen nicht, dass sie dezidiert auf ein Thema angesetzt werden, sondern sie wollen unabhängig
davon sich dort entwickeln können.
Das hat auch zuletzt der Leiter des Institutes,
Prof. Henzinger beim 5. Jahrestag bekräftigt. Es
war wirklich ein beeindruckendes Fest, wo auch der
rasante Fortschritt der Infrastruktur und vor allem
der Laborgebäude bewundert werden konnte. Besonderer Dank gilt da sicher auch der Bauverwaltung des Landes Niederösterreich unter Dr. Tretzmüller. Er ist, glaube ich, heute leider nicht da. Aber
der Dank wird ihn sicherlich erreichen. Es ist unwahrscheinlich, was in kurzer Zeit dort errichtet
wurde.
Bereits im nächsten Jahr soll dann das dritte
Laborgebäude fertiggestellt werden, welches weiteren Platz für 20 Forschungsgruppen und weiteren
300 Mitarbeiterinnen bieten wird. Bis zum ausfinanzierten Jahr 2026 sollen am IST Austria schließlich
bis zu 100 Professoren oder Professorinnen und
über tausend Menschen tätig sein. Und die hohe
Anerkennung in der internationalen Wissenschaft
wird auch sicherlich anhand der nationalen und
international eingeworbenen Drittmittel in der Höhe
von insgesamt 35 Millionen allein im Jahr 2013
sichtbar.
Die hohe Anerkennung ist natürlich auch gegeben, weil davon ungefähr 17 Millionen Euro allein
an Spendengeldern zwischenzeitlich lukriert werden konnten. Das ist sicher eine beeindruckende
Zahl, vor allem auch international gesehen.
Das Land selbst hat in diese Bauphase für die
Infrastruktur, für den Betrieb bis jetzt zirka 123 Millionen Euro investiert. Und der Bund hat sich ja
schlussendlich bis 2026 zu einer Gesamtinvestitionssumme von zirka 1 Milliarde Euro verpflichtet.
Wichtig dabei ist aber, es wird für das Institut kein
1395
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Blankoscheck ausgestellt. Das Institut wird sowohl
inhaltlich als auch nach Wirtschaftlichkeit und
Zweckmäßigkeit bis 2026 mehrfach evaluiert werden. Und zwar nicht durch unsere Leute, sondern
durch internationale Top-Wissenschaftler, wie das
schon der Fall war, und die zwischenzeitlich ein
bestes Zeugnis für das Institut ausgestellt haben.
Das IST Austria ist somit ein Meilenstein in der
Forschungsachse von Krems bis Wr. Neustadt, das
wurde schon erwähnt. Niederösterreich gilt damit
als Land mit wichtigen Innovationen. Interessant
vor allem auch für in- und ausländische Investoren.
Das schafft hochqualifizierte Arbeitsplätze! Und mit
Sicherheit werden die nächsten Jahre unzählige
weitere Erfolge mit sich ziehen.
Ich glaube, es erübrigt sich, dass ich Sie ersuche, Ihre Zustimmung zu diesem Budgetposten zu
geben. Es sollte im Prinzip eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn Sie nicht ganz überzeugt sind,
dann kommen Sie bitte nächstes Frühjahr nach
Klosterneuburg! Schauen Sie sich am Tag der offenen Tür an, wie dort geforscht wird und was dort für
ein Leben und Treiben herrscht! In diesem Sinne
freue ich mich, wenn ich den einen oder anderen
von Ihnen nächstes Jahr im IST Austria begrüßen
kann. Alles Gute! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Wir kommen zum
Thema Sport. Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete
Schmidl.
Abg. Schmidl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Landesrätin! Hohes Haus!
Die Sportstrategie 2020 ist eine klare Vorstellung, wie sich der Sport in den nächsten sechs
Jahren entwickeln soll. Sport ist wichtig für die Gesundheit, für die pädagogische und moralische
Entwicklung junger Menschen. Für die Integration,
aber auch Wirtschaft und Tourismus. Veränderungen in der Bevölkerungskultur, gesellschaftlicher
Wertwandel und auch der strikte Grad an
Sportausübungen und damit zusammenhängende
gesundheitliche Entwicklungen auch von Kindern
und Jugendlichen stellen den Sport vor neue Herausforderungen.
Sportland
gewinnt.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Niederösterreich
bewegt,
begeistert,
Zwei klare Ziele der Sportstrategie bis 2020 im
Breiten- und Spitzensport: 11 Bausteine sollen zur
erfolgreichen Sportentwicklung führen. Einige davon sind: Sicherstellung einer langfristigen finanziellen Unterstützung der Sportler, Weiterentwicklung
der Sportstruktur, Optimierung der bedarfsgerechten Versorgung mit Sportinfrastruktur. Stellenwert
und Image des Sportes sollen verbessert werden.
Auch die Breitensport-Aktivierung ist angesagt.
Die Realisierung der Sportstrategie ist Teamarbeit. Die Ziele sind nur zu schaffen, wenn die
Partner im Sportnetzwerk, wie NÖ Verbände, Vereine, Sportorganisationen und Gemeinden sowie
der Bund zusammen mit dem Sportland Niederösterreich den Weg gemeinsam konsequent verfolgen und ihren Beitrag für das große Ganze leisten.
Ein großer Schwerpunkt der Sportförderung
liegt im Neu-, Um- und Ausbau einer modernen,
bedarfsgerechten und sicheren Sportinfrastruktur.
Rund 300 Sportvereine und Gemeinden erhalten
jährlich die Modernisierung und den Neubau von
Sportanlagen in der Höhe von 3 bis 5 Millionen
Euro. Ein Investment in den Sport und damit auch
generationsübergreifend in die Lebensqualität und
Gesundheit der Menschen. Ungefähr 4.000 Vereine
halten die Sportanlagen samt der dazugehörenden
Vereinsgebäuden vielfach durch freiwillige und
ehrenamtliche Helfer in Schuss. Ehrenamtliche und
freiwillige Helfer sind ein wichtiges Standbein im
niederösterreichischen Sport.
Über den geförderten Sportstättenbau wurden
2009 bis 2013 ein Investitionsvolumen für die Wirtschaft in der Höhe von 230 Millionen ausgelöst.
Dadurch können jährlich an die 400 Arbeitsplätze
geschaffen werden.
Das Sportzentrum ist ein Kompetenz- und
Dienstleistungszentrum, das insbesondere den
Sportverbänden und Vereinen als Trainings- und
Wettkampfstätte sowie als Veranstaltungsort für
Spitzen- und Breitensport zur Verfügung steht.
Im gesamten Entwicklungsprozess „Sport Land
Niederösterreich im Dialog“ wurde auf die breite
Einbindung der verschiedenen Interessensgruppen
des NÖ Sportnetzwerkes großer Wert gelegt.
Beim Liese Prokop Memorial habe ich tolle
Leistungen gesehen und diese schöne Anlage bewundert. Waren Sie auch schon einmal da? (Zwischenruf: Ja!)
Freut mich!
Die Visionen, Ziele und Erfolgsbausteine der
Sportstrategie 2020 werden abgebildet in einer
Vision, in klaren Zielen und Bausteinen, die der
Hebel für die Zielerreichung sein sollen. Das
Moderne
Bewegungsmöglichkeiten
samt
Gastronomie sowie Trainingsmanagement werden
angeboten. Über 30 Sportarten können auf dem
Areal ausgeübt werden. Jährlich sind mehr als
1396
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
200.000 Besucher aus fast 200 verschiedenen
Sportvereinen und Sportgruppen aus dem In- und
Ausland zu verzeichnen.
Das Sportzentrum hat sich vor allem im Sportstättebau als Leitbetrieb in Niederösterreich
etabliert. Aktuelle Planungs-, Bauprojekte im Sportzentrum Niederösterreich für 2013 und 2014 sind
die Errichtung einer Gymnastikhalle und eines
Kunstrasenplatzes, die Generalisierung der Leichtathletikanlage und Errichtung einer Hammer- und
Diskuswurfanlage sowie einer Stabhochsprunganlage.
Das Sportleistungszentrum in St. Pölten, genannt SLZ, ist eine am Campus geführte Bundesschule mit drei Schulformen. Außerdem gibt es
noch die Fußballakademie St. Pölten, das ÖFB
Fußballfrauenzentrum, ein nationales Zentrum für
Frauenfußball, den Basketball Bundesligaklub, die
Eishockeyakademie und den Fußball-Bundesligaklub SKN St. Pölten.
Die Aktivitäten an Sportförderungen sind:
Sportstättenbau, Sportgeräte, Jugendausbildung
und Leistungszentren, Aus- und Fortbildung der
Sportlehrer, sportmedizinische Betreuung, Sportveranstaltungen, Jugendsport, Versehrtensport,
Gesundheitssport und Seniorensport.
Beim Spitzensport werden Einzelsportler und
Mannschaften in der jeweiligen Spielsaison auf
Grund ihrer Leistungen in der Vorsaison unterstützt.
Einige für das Jahr 2015 geplanten, gesponserten Top Events sind u.a. der Ironman in St.
Pölten, Wachau Marathon, die Österreichradrundfahrt, die Wachauer Radtage, das Beachvolleyball
Masters in Baden, auch die Wahl der NÖ Sportler/Sportlerinnen des Jahres und die Waldviertel
Ralley.
Gesponsert werden folgende Spitzensportler
und –sportlerinnen und Mannschaften: Benjamin
Karl im Snowboard, Beate Schrott in der Leichtathletik, Andreas Haider-Maurer in Tennis, Kilian
Fischhuber in Klettern, Corinna Kuhnle im Kanu,
Doris und Stephanie Schwaiger beim Beachvolleyball sowie Hypo Niederösterreich im Damenhandball, SVS Tischtennis (Damen und Herren) und
Klaudia Lösch im Versehrtensport. Doris Schwaiger
wird heuer leider ausscheiden, da sie dem Sport
lange gedient hat. Vielen Dank für deine tollen
Leistungen! (Beifall bei der ÖVP und SPÖ.)
Abgesehen von den Medaillen und Pokalen
bleiben jährlich durch das Sponsoring von Events
im Schnitt der letzten 10 Jahre 3,7 Millionen und
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
durch das Sponsoring von Sportlern und Mannschaften etwa 4,5 Millionen an medialer Wertschöpfung für Niederösterreich. Gesamt also 8,2
Millionen rein an Werbewert für das Land Niederösterreich.
Der neue Trainingslager-Tourismus hat mit
dem 1. Jänner 2013 eine zusätzliche Aufgabe begonnen. Nationale und internationale Vereinsmannschaften, die ihre Trainingslager in Niederösterreich abhalten, werden nach einem standardisierten System nach objektiven und transparenten
Kriterien gesponsert.
Eine Reihe von Breitensportinitiativen sind
auch 2015 vorgesehen. Das wird zum Beispiel sein,
die Aktion Skikids für 800 Schi- und SnowboardEinsteiger, die Schulsporttrophy, eine Auszeichnung für die schulfreundlichsten Schulen. So wird
Kindern schon im frühen Alltag der Sport schmackhaft gemacht.
Die Strategie bis 2020 lautet, 20 Prozent der
Bevölkerung sollen Sport betreiben um die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Der
Bevölkerung im allgemeinen. Da gehören auch Sie
dazu! (Beifall bei Abg. Razborcan.)
Es lebe der Sport! Danke! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Klubobmann Waldhäusl.
Abg. Waldhäusl (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Frau Landesrätin! Kollegen des
Hohen Hauses!
Zuerst möchte ich, wie jedes Jahr, an dieser
Stelle mich bedanken bei dir, Frau Landesrätin, vor
allem für die umsichtige Führung, vor allem für die
unpolitische Führung dieses Ressorts. Ich sage das
jedes Jahr gerne, weil es nicht nur meine Meinung
ist, sondern weil ich es tatsächlich in ganz Niederösterreich höre. Und ich glaube, das sollte man
auch erwähnen. Es ist absolut etwas Wichtiges und
zeigt, dass Sport tatsächlich mehr sein kann als nur
unter Anführungszeichen politisch hier ein Ressort
zu führen.
Und wenn ich beim Danke sagen bin, dann
auch der Leiterin der Abteilung, die, glaube ich,
auch in deinem Sinne diese Tätigkeit vornimmt.
Und es ist ungewöhnlich, aber es gibt einen dritten
Dank. Nämlich meiner Vorrednerin. Ich erspare mir
jetzt nämlich sehr viel in meinen Ausführungen, weil
die Kollegin Schmidl wie immer in gewohnter pointierter und sehr kompetenter Art beides geschafft
hat. Sie hat den Sportbericht, aber auch die Zukunftsvision mit dem Ausblick 2020, beides kombi-
1397
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
niert vorgetragen. Und ich muss sagen, sie hat
nichts ausgelassen. Danke liebe Doris! Und du hast
auch keine Fehler gemacht. Denn es ist alles, was
du sagtest tatsächlich richtig. Du hast, wenn ich mir
das gestatten darf, nur vergessen, wo ich sage, und
der Kollege Weiderbauer hat es auch gesagt, die
Kürzungen in diesem Bereich muss ich schon erwähnen. Auch wenn es nur ein wenig ist. Aber es
geht auch in diesem Bereich auf die Rücklagen.
Und letztendlich, ich bin ehrlich, ich sage es hier in
diesem Bereich, weil in der nächsten Gruppe merkt
man von Kürzungen nichts, die wir diskutieren. Und
da würde ich mir auch von dir, Kollege Weiderbauer, dann auch den Mut erwarten zu sagen, na
da gibt’s das nicht - da gibt’s das schon.
Für mich ist Sport sehr, sehr wichtig. Warum,
das hat meine Vorrednerin bereits gesagt. Ich
brauch auf keine dieser gesundheitspolitischen,
wirtschaftlichen Komponenten bis zu Arbeitsplätzen, die gefördert werden und unterstützt werden,
eingehen.
Ich möchte aber die Situation nützen, einen
Bereich wieder aufzuzeigen, den ich schon vor
Jahren diskutiert habe. Und ich war mir dann nicht
mehr sicher ob ich hier am richtigen Weg bin. Da
geht’s darum, wie wir immer wieder hören, naja,
wie schaut es aus im sportlichen Bereich. Es gibt
jetzt nicht nur im Fußball, im Tennis, im Tischtennis, immer mehr haben wir dieses Legionärwesen.
Und ich habe im Zuge einer Ferialarbeit Jugendliche gebeten, über eine Sommerarbeit, in allen vier
Vierteln haben die hier Umfragen dazu gemacht.
Befragungen auf Sportplätzen, mit Zuschauern, mit
Fans, mit Funktionären. Weil es mir wichtig war zu
erfahren, liege ich noch richtig mit dem was ich hier
erfahre.
Ich bringe deshalb heute auch wieder diesen
Antrag ein, weil ich feststellen musste, wir sind hier
tatsächlich gefordert. Wir können es nicht bestimmend machen, aber in Gesprächen und immer
wieder im Drängen an die Verbände darauf hinzuweisen, dass hier ein Umdenken stattfinden sollte.
Ein Umdenken zu noch mehr Nachwuchsarbeit und
Unterstützung dieser Nachwuchsarbeit und ein
Weg von den unteren Klassen mit der Regelung,
na, dann nehmen wir halt ein paar Legionäre.
Und ich sage es nur kurz zusammengefasst:
Bei den Fans, bei den Zuschauern war es so, natürlich haben die das unterstützt und haben gesagt,
kein Problem. Kein Problem, wenn alle es machen
würden, wäre es uns viel lieber. Bei den Funktionären war es so, dass natürlich die Trainer und Funktionäre der Kampfmannschaften dagegen waren.
Die haben gesagt, nein, nein, ohne Legionäre kön-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
nen wir nicht auf der Höhe, auf der Ebene. Und
wenn man dann sagt, na, wie schaut es aus, wenn
alle das Gleiche ... Nein, nein, die wollten es nicht.
Ist man ein, zwei Stufen in diesem Verein
drunter gegangen, dann haben bereits auch die
Funktionäre, die die Nachwuchsmannschaften trainiert haben, hier abgegeben, auch schriftlich, mit
Namen, wir wären dafür, denn wir verstehen es
nicht, dass wir gute Nachwuchsarbeit leisten, die
Eltern das unterstützen, die Kinder von Turnier zu
Turnier führen, von Training zu Training. Und dann,
wenn sie so weit sind, finden sie den Platz in der
Kampfmannschaft nicht. Weil dann der Trainer
sagt, naja, aber der 33, 34-jährige, der über der
Grenze kommt, hat mehr Routine. Kommt zwar
nicht billiger, er kostet ein bisschen was, aber wir
nehmen doch den. Und dann sitzen die Jugendlichen, wo bereits Geld in die Nachwuchsarbeit geflossen ist, am Bankerl, sind frustriert und beenden
dann vielleicht ihren sportlichen Weg.
Und wir haben auch die Betroffenen befragt.
Und bei den Betroffenen, bei den Spielern, war es
so, dass auch in den Kampfmannschaften viele
sagten, mir wäre es schon lieber, aber ich bin eindeutig nicht so stark wie mein Freund mittlerweile
oder Kollege, der hier spielt. Aber wenn es bei allen
anderen auch so wäre, könnten wir uns vorstellen,
bis zur Gebietsliga, manche sagen, bis zur Landesliga, manche sagen einen Schritt drunter. Je nachdem in welcher Sportart man hier auch diskutiert.
Ich glaube, wir sollten das ernst nehmen. Und
mir war es wirklich ein Anliegen, damit ich auch
weiß, ob ich hier richtig unterwegs bin. Denn wir
Politiker neigen oft dazu, wenn wir selbst Ideen
haben oder was fordern, dass wir glauben, nur weil
es von uns stammt, dass es dann auch richtig sein
muss. Und dann denkt man nicht mehr darüber
nach.
Darum habe ich das gemacht. Das hat zwar
ein bisschen Geld gekostet, aber den Jugendlichen
hat das Freude bereitet. Und den Jugendlichen war
komplett egal, was da raus kommt dabei. Für mich
war es wichtig, eine Bestätigung, dass wir hier tatsächlich umdenken sollen. Das muss man nicht mit
Gewalt machen und muss man auch nicht politisch
vornehmen. Sondern ich glaube, der Gedankenprozess ist wichtig.
Ich sage es an einem Beispiel von einem Verein im Waldviertel. Da hat, das war Gemeinde
Windigsteig, der Hauptsponsor Hütte Reichenbach,
gesagt: Ich will mit den Eigenen spielen. Ich geb
euch das Geld, ich fahr auch mit euch auf Trainingslager, aber spielt bitte nur mit Eigenen. Sie
1398
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
waren natürlich immer Letzter, war ganz klar. Sie
haben es nicht geschafft. Zuschauer hatten sie fast
50 Prozent mehr als vorher, weil die eigenen Leute,
die Familienangehören alle am Fußballplatz waren.
Der Hauptsponsor war jedoch nach fünf Jahren
dann weg oder hat nicht mehr so viel hergegeben
und jetzt ist es wieder so wie vorher. Es gibt diese
Legionäre. Und jetzt ist aber bereits dort das so,
dass die Funktionäre, die es vorher gewohnt waren,
sagen, die 2, 3 Tage Kirtag, die wir jetzt veranstalten, machen wir eigentlich dafür, dass wir unsere
Legionäre bezahlen können.
Auch darüber sollten wir nachdenken, ob es
nicht wirklich vernünftig ist, hier ganz ruhig und
sachlich einmal darüber zu diskutieren. Und die
Diskussion muss man auch in den Verbänden anregen. Genau dort ist ja das Problem, dass viele
dort das tatsächlich nicht hören wollen. Ich stelle
daher gemeinsam mit dem Kollegen Naderer den
Antrag (liest:)
könnte man nicht nur in die Gesundheit unserer
Kinder und Jugendlichen investieren, sondern
würde sich zudem auch den Ankauf von teuren
Legionären aus dem Ausland ersparen. Die Verantwortlichen des Landes Niederösterreich sollten
daher mit den Entscheidungsträgern in den niederösterreichischen Sportverbänden in Verhandlung
treten, um eine Regelung zu erarbeiten, die sicherstellt, dass z.B. die Spielklassen bis zur 1. Landesliga im Fußball ohne Legionäre ihr Auskommen
finden. Diese sollten auf alle Breitensportarten angewandt werden. Eine solche Regelung hätte auch
den Vorteil, dass der Matchbesucher vor Ort wieder
mehr Bezug zu „seinem Verein und seinen Sportlern“ hätte. Die Zuschauerzahlen würden wieder
steigen. Mehreinnahmen und eingesparte Mittel für
Legionäre könnten zusätzlich für mehr Nachwuchsarbeit verwendet werden. Auch anerkannte Experten in Sachen Nachwuchsfußball treten für eine
solche Regelung ein.
Die Gefertigten stellen daher folgenden Antrag:
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Waldhäusl und Naderer betreffend stärkere Förderung von Jugend und Nachwuchsarbeit – Eindämmung des Legionärsunwesens zur Gruppe 2 des Voranschlages des Landes
Niederösterreich für das Jahr 2015, Ltg. 411/V-22014.
Es gibt nur wenige Sportarten, die sich so großer Beliebtheit erfreuen wie Fußball. Was Kinder
und Jugendliche auf dem Fußballplatz erfahren, ist
weit mehr als nur körperliche Ertüchtigung. So lernen sie auf spielerische Weise, sich an bestimmte
Regeln zu halten und im Kollektiv bzw. Team spielen zu müssen, um etwas zu erreichen, aber auch
die Koordination wird dadurch geschult. Wertvolle
Erfahrungen, die auch im realen Leben abseits vom
Fußballplatz von großem Vorteil für die jungen Heranwachsenden sein können. Darüber hinaus darf
man auch nicht auf den gesundheitlichen Aspekt
vergessen, den die sportliche Betätigung mit sich
bringt.
Um den heimischen Nachwuchssportlern, wie
beispielsweise im Fußball, mehr Chancen zu geben, ist es erforderlich, schon ab den „untersten“
Spielklassen das Legionärswesen nicht ausufern zu
lassen. Immer wieder schaffen eigene Nachwuchssportler den Sprung in die Kampfmannschaft nicht,
weil ihm ein Legionär, der zudem dem Verein viel
Geld kostet, den Platz verstellt. Um diesem Trend
entgegen zu wirken, wäre es wichtig, Niederösterreichs Jugend, insbesondere die sportliche Nachwuchsarbeit der Vereine noch stärker als bisher
abhängig von ihrer Jugendarbeit zu fördern. So
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, im
Sinne der Antragsbegründung
1) im Interesse der Nachwuchsarbeit der Vereine bei Förderungen noch stärker die Jugend- und
Nachwuchsarbeit zu berücksichtigen sowie Kinderund Jugendwettkämpfe zu fördern und
2) mit den Verantwortlichen in den Sportverbänden Verhandlungen aufzunehmen, um eine
Regelung betreffend Eindämmung des Legionärswesens zu schaffen.“
Bitte euch, werte Damen und Herren Kollegen,
tatsächlich darüber nachzudenken. Hier geht’s nicht
darum, jemanden gegenseitig auszuspielen. Hier
geht es darum, wenn wir sagen, die Nachwuchsarbeit, die eigene Jugend stärker zu fördern, ihnen
dann auch die Möglichkeit zu geben, dass sie auch
tatsächlich dann auch dort spielen, wo die Zuschauer, wo unsere Bevölkerung sie sehen möchte.
Nämlich in der Kampfmannschaft. Ich glaube, dieser Zugang ist der richtige. Geben wir unseren
Jungen eine Chance! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Frau
Abgeordnete Dr. Von Gimborn.
Abg. Dr. Von Gimborn (FRANK): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Hohes Haus!
Bevor ich mich jetzt dem Thema Bewegung
und Sport widme, muss ich noch dem Landtagsab-
1399
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
geordneten Bader ein paar Worte sagen. Er ist jetzt
nicht da, aber ich würde Sie bitten, dass Sie ihm
das ausrichten. Ich bin wahrscheinlich näher am
Geschehen als ihm lieb ist. Denn ich höre fast tagtäglich in meiner Ordination über Probleme, die von
Schülern kommen, die von Eltern kommen, die
aber auch von Lehrern kommen. Zum Einen.
Zum Zweiten: Auch meine Kinder sind noch
nicht so lange aus der Schule heraußen. Und da
sagte mir doch damals glatt ein Lehrer, ich bin
Künstler und nicht Lehrer. Da frage ich mich schon,
was er an der Schule getan hat und warum er nicht
eher sich vom Kulturbudget hat sponsern lassen.
So! Alle wollten sie – die tägliche Turnstunde.
Sie ließ diverse Minister wirklich medientauglich mit
Kindern sporteln. Wurde zum Wahlkampfthema und
landete schließlich als Projekt im Arbeitsübereinkommen der Bundesregierung. Die Regierung hat
sie im Programm. Und doch ist es ziemlich ruhig
geworden um das Thema der täglichen Turnstunde.
Kündigte Kanzler Faymann im Juli 2013 noch
die tägliche Turnstunde ab Herbst 2014 an, argumentiert Ministerin Heinisch-Hosek heute, zu wenig
Turnsäle, zu wenig geschultes Personal, mit 130
Millionen Euro zu teuer. Jetzt herrscht Stillstand.
Nun ist es aber so, dass eine Langzeitstudie
an der Universität Dundee in Schottland, wissenschaftlich bestätigt, dass sportliche Betätigung die
Schulleistung verbessert. Es stellte sich bei dieser
Studie heraus – und immerhin waren das 4.755
Schüler im Alter von 11, 13 und 16 Jahren – dass
eine moderate bis kräftige sportliche Betätigung
bessere Leistungen nach sich zog.
Die Untersuchungen und die Ergebnisse beziehen sich ausdrücklich auf Sport, der mäßig bis
stark ausgeübt wird, nicht auf Leistungssport.
Schon nach 12 Minuten körperlicher Betätigung
sind Leistungssteigerungen bei Mädchen nachweisbar. Bei Jungen stellen sich messbare Verbesserungen nach 17 Minuten ein.
Eine Studie der Universität von Kansas in den
USA zeigt sogar, dass es nicht unbedingt Handball
oder Bockspringen sein muss, sondern dass auch
längere Aufenthalte in der Natur die geistige Fähigkeit steigern. So müssten zwei der drei Argumente
für eine Verhinderung der täglichen Turnstunde als
unsinnig entkräftet werden. Es bedarf weder der
Turnsäle noch speziell geschulten Personals, um
Kindern Bewegung an der frischen Luft angedeihen
zu lassen.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Wenn man keine 130 Millionen unter Anführungszeichen „verschwenden“ möchte, damit unsere Kinder ihr intellektuelles Potenzial besser ausschöpfen können, könnte man noch immer argumentieren, dass das gut investiertes Geld in die
Gesundheit unserer Kinder wäre. Diese Summen
würden dann im Gesundheitssystem mehrfach
eingespart werden können. Es ist schließlich ja kein
Geheimnis, dass in Österreich gut ein Fünftel der
Mädchen und gut ein Viertel der Buben im Alter von
7 bis 14 Jahren übergewichtig sind. Knapp 6 Prozent der Mädchen und 9 Prozent der Buben sind
sogar adipös, also fettleibig.
Fettleibigkeit ist vereinfacht als Krankheit definiert, bei der es zur exzessiven Zunahme an Körperfett kommt, sodass dies zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. Obwohl
Adipositas oder Fettleibigkeit eine eigenständige
Krankheit ist, zählt sie zu einem der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von nicht übertragbaren
chronischen Erkrankungen wie kardiovaskulären
Problemen oder Herz-Kreislauf-Problemen, Typ 2Diabetes Mellitus, also Zuckerkrankheit, bestimmte
Krebsarten, Erkrankungen von Leber und Gallenblase.
Daneben gibt’s noch eine Reihe anderer Gesundheitsprobleme wie Atemschwierigkeiten, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Hautprobleme, Unfruchtbarkeit, eben vieles andere mehr.
Und in Österreich sind Erkrankungen des HerzKreislauf-Systems für rund 43 Prozent aller Todesfälle verantwortlich und korrelieren eben sehr stark
mit Übergewicht und dessen Folgen.
Auf Initiative des österreichischen Herzfonds
führte das österreichische akademische Institut für
Ernährungsmedizin nun erstmals eine standardisierte und evaluierte Studie in mehreren Wiener
Schulen durch, um Grundlagen für ein nationales
Präventionsprogramm zu schaffen. Erste Untersuchungen brachten aber alarmierende Ergebnisse
hinsichtlich der körperlichen Fitness und des Ernährungsbewusstseins bei 10- bis 12-Jährigen hervor.
Bisher wurden insgesamt 146 Kinder aus vier
Wiener Schulen untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass 24 Prozent der Kinder übergewichtig sind.
9 Prozent in Bezug auf der Gesamtgruppe leiden
an Fettleibigkeit, knapp 3 Prozent an extremer
Fettleibigkeit. Ein Kind brachte sogar knapp 109 kg
auf die Waage. Wir sprechen hier von 10- bis 12Jährigen.
Mit sinnvollen Präventionsmaßnahmen könnte
man enorme Kosten für das Gesundheitssystem
1400
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
vermeiden, erläutert auch Thomas Czypionka, Leiter des Forschungsbereichs Gesundheitsökonomie
und Gesundheitspolitik am Institut für Höhere Studien.
Er meinte, und ich zitiere: Die Investition in die
Kindergesundheit ist von besonderer Bedeutung.
Es könnten einfache Maßnahmen gesetzt werden,
die vergleichsweise stark kommulierte Effekte über
die Lebenszeit haben. Somit ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis sehr günstig.
Ich stelle daher einen Resolutionsantrag (liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Gabriele Von Gimborn zur
Gruppe 2 des Voranschlages des Landes NÖ für
das Jahr 2015, Ltg. 411/V-2, betreffend mehr Bewegung und Sport in Pflichtschulen.
In Österreich sind gut 1/5 der Mädchen und gut
¼ der Buben im Alter von 7 bis 14 Jahren übergewichtig. Knapp 6% der Mädchen und 9% der Buben
sind bereits adipös!
Adipositas zählt zu einem der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von nicht-übertragbaren,
chronischen Erkrankungen wie kardiovaskulären
Problemen, Diabetes mellitus Typ 2, bestimmten
Krebsarten und Erkrankungen der Gallenblase.
Daneben gibt es noch eine Reihe von Gesundheitsproblemen wie Atemschwierigkeiten, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Hautproblemen
und Unfruchtbarkeit, die mit Adipositas assoziiert
werden.
Die von Bundeskanzler Werner Faymann im
Juli 2013 für Herbst 2014 angekündigte ‚tägliche
Turnstunde‘ hätte das Potential, Kindern nicht nur
die Notwendigkeit und die Freude an der Bewegung näher zu bringen, sondern würde dem Staat
künftig massive Einsparungen im Gesundheitswesen garantieren.
Die Gefertigte stellt daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, an die
Bundesregierung, insbesondere an die Frau Unterrichtsministerin heranzutreten und sie aufzufordern,
die versprochene ‚tägliche Turnstunde‘ möglichst
rasch an allen Pflichtschulen einzuführen, sowie
Langzeitprojekte und Schwerpunktinitiativen zur
Bewegungsanimation von Kindern in Pflichtschulen
in größerem Umfang als bisher zu fördern“.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Danke für die Aufmerksamkeit! (Beifall bei
FRANK.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Dworak.
Abg. Dworak (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Hohes
Haus!
Zum Thema Sport kommend natürlich auch die
Position der Sozialdemokraten. Das Sportbudget
mit 19,7 Millionen Euro natürlich ein beachtlicher
Brocken. Der sich dadurch auszeichnet, dass vor
allen Dingen im Bereich des Sportstättenbaus, aber
auch im Bereich des Sports, der Förderungen für
Veranstaltungen und Organisationen genügend
Geld da ist.
Wobei ich aber doch glaube, dass wir in Niederösterreich mit dem Sport die Menschen bewegen und nicht nur bei der Fußball-WM jetzt. Aber
allen, die jetzt vielleicht rätseln ob Belgien den
Rückstand noch aufgeholt hat, darf ich sagen, dass
sie 2:1 gewonnen haben. Und damit auch etwas
beigetragen haben, dass unsere Stimmung heute
ein bisschen besser ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! 30
Prozent der niederösterreichischen Bevölkerung
treiben regelmäßig Sport. Das heißt, mindestens 2
Stunden pro Woche. Das sind eigentlich 10 Prozent
oder 11 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt mit 41 Prozent. Wir wissen, weitere 30 Prozent werden wir nur bei den Fußballmatches sehen,
allerdings nur auf der Couch liegend. Und weitere
30 Prozent sind zu motivieren, wenn wir das Umfeld schaffen.
Ich glaube, gerade die neue Sportstrategie des
Landes Niederösterreich ist dazu angedacht, hier
einen Diskussionsprozess in die Wege zu leiten,
der natürlich reagiert auf die gesellschaftlichen
Veränderungen. Darauf, dass wir einen strukturellen demografischen Wandel haben. Wenn wir wissen, dass in wenigen Jahren rund 30 Prozent der
niederösterreichischen Bevölkerung älter sein wird
als 60 Jahre. Auf den Trend zu Kleinfamilien, aber
natürlich auch auf die Veränderung im Freizeit- und
Arbeitsverhalten der Niederösterreicherinnen und
Niederösterreicher. Aber natürlich auch auf die
beruflichen Anforderungen, die ja nicht weniger
werden.
Und deshalb glaube ich, haben wir hier die
richtigen Strategien eingeschlagen, werden die
richtigen Schlüsse ziehen. Weil wir auf diesen drei
1401
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Säulen Breitensport, Spitzensport, aber auch Gesundheitssport aufbauen. Und als Präsident der
ASKÖ Niederösterreich, die ja schon auf diese
dritte Säule des Gesundheitssportes gesetzt hat,
bin ich bzw. sind wir alle eigentlich deshalb sehr
stolz, weil auch die Erfolge sich einstellen.
Im Bewegungscenter Trumau bewegen wir im
wahrsten Sinne des Wortes rund 24.000 Menschen
pro Jahr. Das sind 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Woche. Und das ist auch ein Zeichen,
dass gerade der Trend zum Gesundheitssport, zu
Gesundheitspräventionsmaßnahmen ein steigender
ist. Und dass wir hier als Sportland natürlich sehr
großen Handlungsbedarf haben.
Deshalb betone ich hier nochmals die Bedeutung der Sportdachverbände. Weil ich glaube, dass
sie hier einen sehr wichtigen Grundstein legen. Mit
rund 3.000 Vereinen und Sektionen haben sie ein
sehr wichtiges Netz, mit rund 60.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern natürlich
auch eine Kraft zur Verfügung, die ich auch zu den
Freiwilligen zähle. Nicht nur die Feuerwehr, die
Rettungsorganisation, sondern auch die Leute, die
sich im Sport, in den Vereinen, ob Fußball, ob
Schifahren, ob Tennis oder sonst wo engagieren,
bilden das Freiwilligenheer!
Wenn ich hier eine simple Rechnung anstelle,
so schaffen wir damit auch eine große Wertschöpfung. 60.000 Freiwillige, die zumindest 4 Stunden
pro Woche in einem Verein tätig sind. Und das ist
keine Seltenheit. Als Trainer, als Funktionär, als
Schriftführer, bis hin zu dem, der hilft bei dem Fußballverein den Rasen in Ordnung zu halten oder die
Kabinen. Und das mit 10 Euro in der Stunde bewertet, ergibt eine Wertschöpfung von 120 Millionen Euro pro Jahr. Das ist eine stolze Summe, die
wir hier bewegen. Und das ist sicherlich eine Rechnung, die auch stimmt. Denn der Vereinsfunktionär
den ich kenne oder die –funktionärin haben mindestens 4 Stunden auf der Uhr pro Woche, wenn
es darum geht, ihrem Verein eine entsprechende
Unterstützung angedeihen zu lassen.
Ich glaube, diese Wertschöpfung muss man
auch ausdrücken. Und ich würde mir wünschen,
dass sich diese Wertschätzung auch niederschlägt
in einer kleinen Erhöhung für die Subvention der
Dachverbände. Das sind in Wirklichkeit bei 19,7
Millionen, zwar keine Peanuts, wir reden hier von
124.000 Euro für die ASKÖ, 95.000 für den ASVÖ
und 146.000 für die Union. Das heißt, das muss
man bei 19,7 Millionen sicherlich so umschichten,
dass man seit 2007, und das sind doch immerhin
stolze 7 Jahre, hier einmal eine dementsprechende
Erhöhung zustande bringt. In Summe geht’s da
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
wahrscheinlich um 30.000, 40.000 Euro, die wir
gemeinsam beraten wollen. Mit dir, den Sportverbänden, im Sportrat, um hier auch zu zeigen, wie
wichtig diese Breitensportorganisationen sind.
Ich bedanke mich aber auch für die Zusammenarbeit. Denn die Arbeit passiert ja nicht nur auf
politischer Ebene, die passiert in Vereinen, die
passiert im Spitzensport, die passiert natürlich auch
in den 28 Sporthauptschulen. Und sie passiert im
Rahmen der Top-Sportaktion, wo es darum geht,
unsere Spitzensportler zu unterstützen. Die passiert
natürlich auch bei der sportwissenschaftlichen, aber
vor allen Dingen sportmedizinischen Untersuchung
für rund 900 Schülerinnen und Schüler. Und die
passiert natürlich auch im Kampf gegen Doping, in
der NADA genauso wie bei den modernsten Sportstätten.
Ich war ja selbst Gast in der NÖ Landessportschule und konnte mich davon überzeugen, welch
großartige Arbeit hier gemacht wird mit 300 Internatsschülerinnen und –schülern, die hier das Gymnasium besuchen und in allen Sportzweigen
Niederösterreich erfolgreich vertreten.
Nochmals herzlichen Dank dir, sehr geehrte
Frau Landesrätin, auch natürlich Frau Mag. Ilse
Stöger für die konstruktive Zusammenarbeit, für
diesen Erfolgsbericht, dem wir sehr gerne unsere
Zustimmung geben werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Rennhofer.
Abg. Ing. Rennhofer (ÖVP): Sehr geehrter
Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin!
Hohes Haus!
Ich melde mich zu Wort um einen Antrag einzubringen zur Gruppe 2. Ich möchte in Erinnerung
rufen, dass das Thema bereits 2011 hier im Landtag behandelt wurde und daher auch die Argumentation hier mitgenommen werden soll. Und
zweitens geht’s uns nicht um eine Garantie, Bestandsgarantie, sondern uns geht’s um die Zukunft,
um die Entwicklung einer Perspektive, einer Zukunftsperspektive. Und daher stelle ich den Antrag
(liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Ing. Rennhofer, Rosenmaier
und Mag. Schneeberger zur Gruppe 2 des Voranschlages des Landes Niederösterreich für das Jahr
2015, Ltg. 411/V-2-2014, betreffend neue Zukunftsperspektive für das Militärrealgymnasium
Wiener Neustadt.
1402
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Bereits im Jahr 2011 war das Militärrealgymnasium Wiener Neustadt (MilRG) Gegenstand eines Beschlusses im Niederösterreichischen Landtag, mit dem der damalige Bundesminister für Landesverteidigung und die damalige Bundesministerin
für Unterricht aufgefordert wurden, eine nachhaltige
Absicherung des Schulbataillons zu gewährleisten.
Nunmehr sind angesichts der angespannten finanziellen Lage im Bundesministerium für Landesverteidigung abermals Sorgen um die Zukunft des
Militärrealgymnasiums aufgetreten und bemüht sich
der Elternverein unter dem Titel ‚Zukunft Militärrealgymnasium‘ intensiv um eine bessere finanzielle Ausstattung sowie eine Neuausrichtung dieser
Bildungseinrichtung.
Da das Militärrealgymnasium Wiener Neustadt
als Bildungseinrichtung auch eine wertvolle Funktion für die Ausbildung künftiger Offiziere einnimmt,
sollte rasch eine tragfähige Zukunftsperspektive für
das MilRG Wiener Neustadt entwickelt werden.
Die Gefertigten stellen daher folgenden Antrag.
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird ersucht, die Bundesregierung im Sinne der Antragsbegründung aufzufordern, rasch eine Zukunftsperspektive für das
Militärrealgymnasium Wiener Neustadt zu entwickeln, die diese Bildungseinrichtung nachhaltig
absichert.“
(Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Als nächster Redner
gelangt Herr Abgeordneter Dr. Michalitsch zu Wort.
Abg. Dr. Michalitsch (ÖVP): Sehr geehrter
Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin!
Hohes Haus!
Als Schlussredner meiner Fraktion darf ich
ganz kurz die Gruppe 2 resümieren. Im Bereich
Kindergarten und Schule zeigt sich das Budget als
solide Basis für Bildung. Wie die Kollegin Rausch
es so schön formuliert hat, es erledigt die Pflicht
und wir können bei der Kür punkten.
Ein echter Schwerpunkt liegt in diesem Budget
im Bereich der Wissenschaft. Ich möchte neben
dem, was schon gesagt wurde, besonders die Karl
Landsteiner Privatuniversität in Krems herausheben. Das ist eine neue Bildungs- und Forschungseinrichtung im Bereich Medizin, die seit 2013
akkreditiert ist. Es ist so, dass wir hier 25 Millionen
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Euro investieren und 570 Studenten im Vollausbau
tätig sein werden. Das dient der Sicherung der
Qualität im Spitalssektor, gibt uns Zugang zu neuesten Forschungsergebnissen und sichert uns vor
allem das ärztliche Personal.
Und was mich als St. Pöltner Mandatar besonders freut, ist, dass die Wissenschaftsachse Krems,
Tulln, Klosterneuburg, Wr. Neustadt mit dem Einsatz des Landesklinikums als Universitätsklinik jetzt
auch Richtung St. Pölten erweitert wird. Und ich
sehe das als ganz wichtige Wertschätzung auch für
die Arbeit, die an diesem größten Klinikum, Herr
Klubobmann Schneeberger, hier erbracht wird. Und
du weißt, dass ich mich dafür jahrelang eingesetzt
habe, und das freut mich ganz besonders. (Beifall
bei der ÖVP.)
Insgesamt, wenn mir der kurze persönliche
Rückblick erlaubt ist, ich war 1986, zum Zeitpunkt
der Landeshauptstadtgründung, Assistent am
Institut für Staats- und Verwaltungsrecht. Damals
gab’s in Niederösterreich nur die Theologische
Hochschule St. Pölten und ein paar Außenstellen
der BOKU. 2000 waren es schon 3.900 Studierende und jetzt haben wir 60 Wissenschaftseinrichtungen mit 19.000 Studierenden. Also das ist
eine Erfolgsgeschichte, wodurch wir einfach eine
Schwerpunktsetzung Richtung Zukunft tätigen.
Weil der Kollege Rosner auch die Budgetdebatte so ausdauernd verfolgt, möchte ich darauf
hinweisen, dass wir auch im Landesdienst selbst,
hier im Landhaus, zwei wissenschaftliche Einrichtungen haben: Die Landesbibliothek, die Schwerpunkte, die wissenschaftliche Universalbibliothek
des Landes, und auch das Landesarchiv, wo
interessante Projekte laufen. Also wir schätzen das
sehr! Und das dient auch den Gemeinden, die ja
immer unterstützt werden, ihre Basis sozusagen für
künftige Forschungen hier zu erhalten.
Ja, Sport, Frau Landesrätin, ist eine Sprache,
das sehen wir jetzt bei der WM und sonst auch, die
man auf der ganzen Welt versteht. Auch beim
Prokop-Meeting sieht man das einfach international. Und wir wollen uns hier positionieren. Wir sind
ein Land mit ausgeprägter Sportkultur. Das wollen
wir natürlich auch noch entsprechend verstärken.
Und ich glaube, dass uns das gelingen wird, dass
wir diese 20 Prozent plus zusammenbringen, dass
wir dann nicht unterdurchschnittlich, sondern, so
wie fast überall, überdurchschnittlich sind.
Jetzt möchte ich noch kurz auf Resolutionsanträge eingehen. Die Kollegin Gimborn hat einen
eingebracht für mehr Bewegung an den Schulen.
1403
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Das ist im Prinzip eine gute Übung, nur hat das der
Landtag schon am 20. Februar zum Sportbericht
beschlossen, mit den gleichen Daten, mit der gleichen Begründung. Daher sage ich jetzt, lieber umsetzen als noch einmal hier beschließen.
Zum Kollegen Waldhäusl sage ich, das haben
wir auch schon im Vorjahr an sich erörtert. Es ist
mit unserer Nachwuchsstruktur und der Sportstrategie so, dass wir den Nachwuchssport weiter forcieren werden. Wir haben ja rechtliche Probleme,
das im Profibereich zu verbieten. Aber alles, was
wir tun können, tun wir auch bei den Sportverbänden, dass im Amateurbereich Eigenbauspieler Vorrang vor den entsprechenden Legionären haben.
In diesem Sinn ist das Budget für alle Bereiche, die hier in der Gruppe 2 erfasst werden etwas,
wo man natürlich immer Wünsche hat, aber wo
vieles sehr gut abgearbeitet ist und daher eine eindeutige Weichenstellung Richtung Zukunft. Herzlichen Dank! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Naderer.
Abg. Naderer (FRANK): Danke, Herr Präsident! Geschätzter Landtag! Geschätzte Frau Landesrätin! Herr Landesrat!
Ich habe die Aufforderung des Kollegen
Heuras befolgt und war gestern schon bei einer
Sportveranstaltung in Krems, bei der Laufolympiade. Und ich möchte jetzt noch ein bisschen meine
Intentionen erklären, warum ich dem Antrag des
Kollegen Waldhäusl beigetreten bin.
Wir müssen im Sport den Mannschaftssport
und den Individualsport ein wenig unterscheiden.
Und es ist einfach schwierig, Individualsportarten in
der Form zu fördern, wie wir es bei den Mannschaftssportarten tun. Die Begeisterung für eine
Einzelsportart ist ungleich schwieriger zu entfachen
wie für Vereinssportarten oder Mannschaftssportarten, weil Kinder im Einzelsport sich im Wettkampf
messen sollten und messen können sollen.
Dies entspricht dem natürlichen Drang. Wenn
wir also Talente, die es gibt, meine Damen und
Herren ... Und die haben wir gestern auch in Krems
gesehen. Da waren Zwillinge aus Waidhofen a.d.
Thaya, zwei Mädchen, die sind so talentiert, dass
die ohne Training den anderen um die Ohren laufen. Diese Talente sollten wir in der Leichtathletik
irgendwie halten. Und fördern können wir das nur,
wenn wir ihnen die Möglichkeit geben, sich auf
verschiedenen Ebenen, auf Bezirksebene, bei Ausscheidungswettkämpfen und auch bei Lan-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
dessportfesten usw. eben mit anderen Kindern zu
messen.
Wir haben tolle Einrichtungen, wir haben teilweise auch alte Anlagen, wie zum Beispiel die bei
mir zu Hause in Hollabrunn, die seinerzeit auf Initiative des USC Weinland errichtet wurde. Aber auch
diese Anlage ist geeignet, ein Schulsportfest auszutragen. Sie wird bloß nicht in der Form genutzt,
obwohl sie dafür geeignet wäre.
Ich wollte heuer im Frühjahr einen Nachwuchslauf, eine Nachwuchslaufserie für Kinder und
Jugendliche im Rahmen von zwei VolkslaufcupEvents veranstalten. Da gibt’s den Waldviertelcup
und den Weinviertelcup. Wir bei uns zu Hause in
Maissau, wir machen Bezirksschulmeisterschaften
für Volksläufer schon seit fünf Jahren. Wir bewerben das in den Schulen des Bezirks, es kommen
sehr, sehr viele Kinder. Die Sieger aus den Bezirken sind dann Bezirksschulmeister, sind sehr stolz.
Und wir wollten diese Idee auf alle Bezirke nördlich
der Donau aufteilen.
Dafür braucht man etwas Geld, dafür braucht
man Ressourcen der Schulverwaltung, Empfehlungen, moralische Unterstützung von politisch Verantwortlichen. Es ist vorhin schon vom Kollegen
Michalitsch angeklungen, die gesetzliche Möglichkeit der Förderung ist hier leider so, dass man nur
Verbände und Dachorganisationen unterstützen
kann. Im Bereich von Breitensport, im Bereich von
Laufveranstaltungen gibt es aber sehr viele kleine
Vereine, die nicht in Dachorganisationen zusammengefasst sind. Die sich aber auch bemühen
würden, Veranstaltungen im Rahmen eben einer
Bezirksmeisterschaft auszutragen oder solche Veranstaltungsserien mit zu übernehmen.
Ich habe daher den Antrag vom Kollegen
Waldhäusl unterstützt, weil ich denke, dass diese
Form der Veranstaltungen und diese Veranstalter,
die sehr bemüht sind, landesweit solche Events
auszutragen, dass die entsprechend unterstützt
gehören. Bei der Grundlagensportart Laufen oder
Leichtathletik bräuchten wir Wettkampfserien und
Wettkampfstrukturen, wie ich sie schon erwähnt
habe.
Wenn Veranstalter schon bereit sind, ihre Veranstaltung als Rahmen für Bezirksbewerbe, die
über die regionalen Schulen beworben werden
sollten, anzubieten, dann bitte nehmen wir dieses
Angebot an und unterstützen wir sie als Sportland
oder eben im Rahmen der Jugendsportförderung.
Zum Antrag vom Kollegen Waldhäusl ist daher
naheliegend, dass wir alle von unserer Fraktion
1404
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
dem zustimmen. Wenn auch die Lösung mit den
Legionären für manche Vereinsfunktionäre eine
Frage persönlicher Eitelkeit darstellen wird. Sie wird
aber notwendig sein, damit junge Spieler eine
Chance haben, in ihrer regionalen Kampfmannschaft sich ihrem sportbegeisterten Publikum zu
präsentieren. Danke! (Beifall bei FRANK.)
Wir kommen zur Abstimmung über den Resolutionsantrag des Abgeordneten Landbauer betreffend eine Trägerschaft (Schulerhalter) der niederösterreichischen Schulen. (Nach Abstimmung:) Das
sind die Abgeordneten der FPÖ und der Liste
FRANK. Damit hat der Antrag keine Mehrheit gefunden. (Abgelehnt.)
Präsident Ing. Penz: Die Rednerliste in der
Gruppe 2 ist erledigt. Wir kommen zur Abstimmung
in der Gruppe 2. Es liegt der Wunsch des Herrn
Abgeordneten Weiderbauer vor, dass über den
Ansatz 26 - Sport und außerschulische Leibeserziehung und dem Ansatz 28 – Forschung und Wissenschaft, separat abgestimmt wird. Ich darf daher
diesem Wunsch nachkommen. (Nach Abstimmung
über den Antrag des Wirtschafts- und Finanz-Ausschusses, Voranschlagsansätze 26 und 28:) Das
sind alle Fraktionen mit Ausnahme der FPÖ und
zwei Abgeordneten der Liste FRANK, die nicht
mitgestimmt haben.
Weiters lasse ich über den Resolutionsantrag
des Abgeordneten Landbauer betreffend Bestandsgarantie für das Militärrealgymnasium Wr.
Neustadt abstimmen. (Nach Abstimmung:) Das
sind die Abgeordneten der FPÖ und der Liste
FRANK. Damit ist dieser Antrag abgelehnt!
(Nach Abstimmung über den Rest der Gruppe
2:) Dafür stimmen die Abgeordneten der ÖVP, der
SPÖ und drei Abgeordnete der Liste FRANK. Damit
ist dieser Antrag mit Mehrheit angenommen.
Ich lasse nunmehr über die gestellten Resolutionsanträge abstimmen. Zunächst über den Antrag
der Abgeordneten Mag. Rausch, Mag. Heuras u.a.
betreffend Einführung von SchülerInnen-Parlamenten auf Landes- und Bundesebene. (Nach Abstimmung:) Dafür stimmen alle Fraktionen dieses
Hauses. Ist einstimmig angenommen.
Wir kommen zur Abstimmung über den gestellten Resolutionsantrag des Abgeordneten Bader
betreffend Weiterführung der Initiative Erwachsenenbildung 2012 bis 2014. (Nach Abstimmung:)
Das sind alle Abgeordneten. Wurde einstimmig
angenommen.
Wir stimmen nunmehr über den Resolutionsantrag der Abgeordneten Weiderbauer u.a. betreffend Bundesrahmengesetz für alle Kindergärten ab.
(Nach Abstimmung:) Das sind die Abgeordneten
der GRÜNEN, der SPÖ, der Liste FRANK und der
FPÖ. (Abgelehnt.)
Der Resolutionsantrag betreffend Einsetzung
von interkulturellen MitarbeiterInnen in den Volksschulen, eingebracht von den Abgeordneten
Weiderbauer, Petrovic u.a. kommt zur Abstimmung.
(Nach Abstimmung:) Die Abgeordneten der
GRÜNEN, der SPÖ und der Liste FRANK stimmen
dafür. Das ist nicht die Mehrheit. Der Antrag ist
abgelehnt!
Der Resolutionsantrag des Abgeordneten
Gabmann betreffend Gratisnachhilfe für Schülerinnen und Schüler im Pflichtschulbereich zur Unterstützung von Lehrpersonal und zur finanziellen
Entlastung der Eltern steht zur Abstimmung. (Nach
Abstimmung:) Die Abgeordneten der Liste FRANK
und Teile der SPÖ. Damit hat auch dieser Antrag
keine Mehrheit gefunden. (Abgelehnt.)
Wir kommen nunmehr zum Antrag der Frau
Abgeordneten Dr. Von Gimborn betreffend mehr
Bewegung und Sport in den Pflichtschulen. (Nach
Abstimmung:) Das ist die Liste FRANK. Damit hat
dieser Antrag keine Mehrheit gefunden. (Unruhe im
Hohen Hause.)
Na, Moment! Bitte das schneller zu machen, sonst
sitzen wir morgen noch da. Also bitte! (Unruhe im
Hohen Hause.)
Mit Zeitverzögerung gibt’s jetzt folgende Zustimmung zu dem Antrag der Frau Abgeordneten
Dr. Von Gimborn: Die Liste FRANK, die Abgeordneten der FPÖ und der SPÖ und die GRÜNEN. Der
Antrag hat keine Mehrheit gefunden. (Abgelehnt.)
Resolutionsantrag der Abgeordneten Ing.
Rennhofer, Rosenmaier und Mag. Schneeberger
betreffend neue Zukunftsperspektive für das Militärrealgymnasium Wiener Neustadt. (Nach Abstimmung:) Das ist einstimmig angenommen! (Zwischenruf: Ein Antrag fehlt!)
Wenn ich ihn nicht habe, kann ich nicht abstimmen. Aber er wurde mir nachgereicht und daher liegt er mir vor. Daher kommen wir auch über
den Resolutionsantrag der Abgeordneten Waldhäusl und Naderer betreffend stärkere Förderung
von Jugend- und Nachwuchsarbeit – Eindämmung
des Legionärsunwesens zur Abstimmung. (Nach
Abstimmung:) Dafür stimmen die Abgeordneten der
FPÖ, der Liste FRANK und die GRÜNEN. Damit
hat dieser Antrag keine Mehrheit gefunden. (Abgelehnt.)
1405
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Wir kommen nun zur Gruppe 3. Ich ersuche
Herrn Abgeordneten Lobner, zur Gruppe 3, Kunst,
Kultur und Kultus, zu berichten.
Berichterstatter Abg. Lobner (ÖVP): Herr
Präsident! Hoher Landtag! Ich berichte zur Gruppe
3, Kunst, Kultur und Kultus.
Die Gruppe 3, Kunst, Kultur und Kultus, beinhaltet die Aufwendungen für Bildende Künste, Musik und darstellende Kunst, Schrifttum und Sprache, Heimatpflege sowie sonstige Kulturpflege.
Ausgaben von 120,633.700 Euro stehen Einnahmen von 2,475.100 Euro gegenüber.
Der Anteil der Ausgaben am Ausgabenvolumen beträgt 1,41 Prozent.
Ich stelle den Antrag, die Gruppe 3, Kunst,
Kultur und Kultus, mit Ausgaben von 120,633.700
Euro und Einnahmen von 2,475.100 Euro zu genehmigen.
Ich bitte um Einleitung der Debatte und um Abstimmung.
Präsident Ing. Penz: Zu Wort gelangt Herr
Abgeordneter Hintner. Er ist Hauptredner der
Österreichischen Volkspartei.
Abg. Hintner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus!
Kultur ist zu einem wesentlichen Merkmal Niederösterreichs geworden, das unser Land national
und international auszeichnet. Kultur ist in Niederösterreich allgegenwärtig. Aus ihr wächst Bewusstseinsbildung für wichtige gesellschaftliche Angelegenheiten. Und sie weist uns darauf hin, Mut zu
haben und Grenzen auszuloten und uns mit kritischen Themen auseinanderzusetzen.
In diesem Sinn leisten Kunst und Kultur einen
unschätzbaren Beitrag, unser Bundesland zu einer
weltoffenen, dynamischen und vielfältigen Region
werden zu lassen.
Gerade wenn es um Kunst und Kultur geht, ist
Niederösterreich ein Land unbegrenzter Möglichkeiten. Nicht ein Land der Gartenzwerge, Herr
Klubobmann. Über 700 Museen in allen Regionen
des Landes, mehr als 60 Kulturbauten, die in den
letzten 20 Jahren errichtet wurden sowie jährlich
20.000 Kulturveranstaltungen in den 573 niederösterreichischen Gemeinden sprechen eine deutliche Sprache.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Dahinter steht ein klares Bekenntnis und eine
politische Überzeugung, Kunst und Kultur in Niederösterreich aktiv zu fördern. Dabei verfolgen wir
drei wesentliche kulturpolitische Grundsätze. Zum
Einen spannt sich der Bogen des Geschehens von
hochkarätigen Projekten, der so genannten Spitzenkultur wie das Musikfestival Grafenegg, das
Festspielhaus St. Pölten oder die Kunsthalle Krems
bis hin zu einer flächendeckenden Regionalkultur
mit einer Vielzahl an Festivals, zahlreichen Initiativen und volkskulturellen Veranstaltungen. Ein aktives Kulturleben braucht eine breit angelegte kulturelle Nahversorgung. Und wir sind davon überzeugt, dass das eine ohne dem anderen nicht bestehen könnte.
Niederösterreich ist heute ein Land, das stolz
darauf sein kann, dass Künstlerinnen und Künstler
aus allen Teilen der Welt nach Niederösterreich
kommen um auf Niederösterreichs Bühnen aufzutreten. Ebenso stolz können wir auch darauf sein,
dass Niederösterreich ein eigenes regionales
Kunst- und Kulturgeschehen vorweisen kann. Und
für viele Kulturschaffende und deren Werk eine
ergiebige Inspirationsquelle darstellt.
Der zweite Grundsatz unserer Kulturarbeit zielt
darauf ab, dass Kultur in allen ihren Facetten gefördert wird. Das beginnt bei der Pflege von
Brauchtum und der Erhaltung unserer Volksmusiklandschaft und reicht hin bis zur Förderung zeitgenössischer Kunst mit allen ihren Entfaltungsmöglichkeiten, der großen Innovationskraft und ihren
aufregenden Neuentwicklungen.
Als dritten und letzten Punkt möchte ich den
kulturtouristischen Aspekt in der Kultur in Niederösterreich anführen, der als Wirtschaftsfaktor nicht
unterschätzt werden darf. Einerseits löst jeder Euro,
der investiert wird, weitere 6 bis 7 Euro an Ausgaben mit aus. Andererseits verbessern kulturtouristische Angebote das Image der Wohn- und
Standortqualität deutlich. Von den jährlich 1,5 Millionen Kulturtouristen, die in Niederösterreich Ausstellungen und Veranstaltungen besuchen, profitieren nicht nur Kulturbetreiber selbst, sondern in
weiterer Folge die Gastronomie, die Beherbergungsstätten und für regionale Wirtschaft.
Nicht zuletzt werden dadurch wichtige Arbeitsplätze geschaffen und auch abgesichert. Auf dieser
Grundlage fußt auch der aktuelle Beschluss des
NÖ Landtages im Kulturbereich vom 10. April dieses Jahres, nämlich der Ausbau und die Neuordnung der NÖ Ausstellungs- und Sammlungslandschaft. Dieser Neuordnung geht eine mehrjährige
Sammlungsstrategie voraus.
1406
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Zur Konzentration von thematischen Schwerpunkten
wurden
die
Ausstellungszentren
Carnuntum mit der archäologischen Sammlung aus
der Römerzeit, das MAMUZ Museum in Mistelbach
und in Asparn an der Zaya mit der Ur- und Frühgeschichtesammlung sowie das Museumsdorf
Niedersulz mit der Volkskundesammlung ausgebaut.
Nun folgt als nächster Schritt die Erweiterung
der Kunstmeile Krems mit bildender Kunst. Um 35
Millionen Euro wird dort eine Galerie Niederösterreich errichtet und bringt im Zusammenhang, im
Zusammenspiel Ausstellungen österreichischer und
internationaler Kunst als universielles Erlebnis für
die Besucher.
In St. Pölten erfolgt eine Schwerpunktsetzung
auf Natur- und Landeskunde im Landesmuseum
Niederösterreich. Ein österreichweit einzigartiges
Haus der Geschichte wird künftig eine dauerhafte
Darstellung der Landesgeschichte von Niederösterreich als historisches Kernland der Republik Österreich präsentieren.
Eine Vielzahl an Kunst- und Sammlungsgegenständen kann durch dieses Maßnahmenpaket
in Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden. Zu diesem Entschluss gibt es von zahlreichen Kulturinteressierten ein äußerst positives
Echo sowie eine breite Zustimmung zur geplanten
Neuordnung der Museumslandkarte. Von renommierten Kulturexperten wird sie als herausragender
Meilenstein für das Kulturgeschehen in Niederösterreich befürwortet.
Mit dem Beschluss der Museumsneuordnung
wird es möglich sein, die Kunstsammlung des Landes öffentlich zugänglich zu machen und die eigene Landesgeschichte in einer zeitgemäßen Form
zu präsentieren. Beide Standorte, Krems als
Kunstmetropole und St. Pölten als Landeshauptstadt, erfahren dadurch eine enorme Aufwertung.
Wir erwarten uns dadurch ab 2017 einen deutlichen
Anstieg der Besucherzahlen und damit verbunden
eine wirtschaftliche Wertschöpfung an beiden
Orten.
Im Sinne eines florierenden Kulturlebens wollen wir für alle Ausprägungen der Kunst und Kultur
eine Plattform bieten. Die heimische Kulturszene in
ihrer ganzen gewachsenen Fülle ist so faszinierend, dass es in Niederösterreich immer wieder
etwas aufs Neue zu entdecken gibt.
(Zweiter Präsident Mag. Heuras übernimmt
den Vorsitz.)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Nach dem Motto Kunst und Kultur auf höchstem Niveau bietet der Schauplatz Niederösterreich
ein hochkarätiges Kulturangebot, das bei seinen
Besuchern immer mehr Anklang findet und zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Landbauer.
Abg. Landbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Geschätzte Damen und Herren!
Die Freiheit der Kunst wird oft bemüht, steht für
mich auch außer Frage. Allein der Begriff Freiheit
allerdings hat in seiner ureigensten Bedeutung
schon seine Grenzen, auf die ich hier noch kommen möchte.
Wenn wir uns anschauen den Voranschlag im
Bereich Kunst, Kultur, Kultus, können wir einerseits
sehen, dass wir vom Jahr 2014 Richtung Voranschlag 2015 eine doch beträchtliche Steigerung
erleben dürfen. Und können wir weiters sehen,
wenn wir uns den Rechnungsabschluss ansehen,
dass das, was da im Voranschlag steht, in Wahrheit
vollkommen „wurscht“ ist. Vollkommen „wurscht“,
weil es schlicht und ergreifend nicht eingehalten
wird. Und davon gehe ich auch im kommenden
Rechnungsabschluss aus.
Wenn wir uns die Kunst- und Kultur-Förderung
in Österreich generell ansehen, dann ist festzustellen, dass wir uns in eine Richtung bewegen, wo wir
Staatskünstler heranzüchten. Staatskünstler, die
von Subventionen leben. Die ohne diese Subventionen nicht dieses Leben führen könnten, das sie
eben führen. Und erleben wir, dass wir politische
Willfährigkeit erschaffen. Und das sieht man auch
in Niederösterreich sehr gut.
Kunstmäzenatentum ist an sich nichts
Schlechtes und hat an sich immer schon die Kunst
finanziert. Dass Kunst nicht betriebswirtschaftlich
zu sehen ist, ist auch klar. Allerdings beginnt das
Problem dort, wo ein Politiker auf Steuerzahlerkosten Kunstmäzen spielen möchte. Kunstmäzen
nicht als vermögender, mit Privatvermögen behafteter Mann, wohl gemerkt, sondern mit Geldern aus
öffentlichen Töpfen. Das kann man nicht unterstützen.
Wenn wir uns die Beträge ansehen von mittlerweile über 120 Millionen Euro, und wie ich schon
erwähnt habe, die Steigerung auf 132 Millionen im
Rechnungsabschluss dann tatsächlich uns ansehen, dann sehen wir, wie erwähnt, dass hier veran-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
schlagt wird, aber im Endeffekt, auch das haben wir
vor kurzem erst gesehen, die Ausgaben erst recht
getätigt werden. Entweder wird der Voranschlag
einfach überzogen, oder man bedient sich des Instruments der Sonderfinanzierung. Auch dazu ein
wenig später noch.
Die Freiheit der Kunst ist, nochmals möchte ich
das erwähnen, ein ganz wichtiger Grundsatz den
ich auch voll und ganz unterschreibe. Die Frage ist
jedoch immer, wo endet die Freiheit des einen?
Und in der Kunst ist es für mich eindeutig so, dass
dort, wo ein würdiges Menschenbild nicht mehr
gewährleistet wird, wo Entwürdigung, Herabsetzung und Abwertung Fuß fassen, wo der
Schöpfungsakt ins Lächerliche gezogen wird, wo
zum Beispiel beim Mysterientheater „Eroberung
von Jerusalem“ antichristliche Weise hier dargestellt wird und pornografisch und blasphemischer
Weise das als Kunst verkauft werden soll, dann ist
für mich die Freiheit der Kunst aber allemal überschritten. Und hier muss auch ein Schlussstrich
gezogen werden! (Beifall bei der FPÖ.)
Die meisten werden es wissen wenn ich
meine, den wohl beliebtesten, zumindest in der
Landespolitik beliebtesten Künstler Niederösterreichs, Hermann Nitsch, der mit Millionensummen
gefördert wird. (Abg. Mag. Karner: Aber die Arbeiterkammerwahlplakate waren Kunst? „Gib mir den
Hammer!“)
Wenn man mit Blutmysterien und grauslichen
Schmierereien, Fäkalkunst und ähnlichem agiert,
dann ist das für mich nicht Kunst, die in Millionenhöhe vom Land gefördert wird, Herr Karner. Und
„der Hammer“ wurde nicht vom Kunstschöpfer Dr.
Pröll gefördert, soweit mir bekannt ist. Das wurde
nicht mit Geldern des Landes Niederösterreich
finanziert. (Abg. Mag. Karner: Parteienförderung!
Sicher!)
Andere Künstler, die in den Genuss dieser
Förderung des Landes regelmäßig kommen, Fäkalkunstdarsteller, die Gruppe Bärenficker, die
Pisskunst von Dolce und Afghaner. Also ich frage
mich wirklich, welcher normale Mensch erklärt sich
bereit, Millionen an Steuergeldern dafür rauszuwerfen. Und genau darauf möchte ich kommen: Die
Normalität muss da wieder Einzug finden! (Beifall
bei der FPÖ. – Abg. Thumpser MSc: Was ist
„normal“? – Abg. Razborcan: Seid ihr normal?)
Die Normalität der Menschheit! Die Normalität
ist das, was die Mehrheit der Menschen auch als
normal betrachtet. Und das sehe ich nicht ich so.
Das werdet ihr sehen wenn ihr raus geht und einmal mit den Leuten sprecht und dort seht, dass
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Fäkalkunst und Pisskunst von Dolce und Afghaner
die Menschen nicht als normal bezeichnen. Und
das ist Normalität. Die gehört auch wieder eingehalten. (Abg. Razborcan: Jetzt erklär mir was
„normal“ ist!)
Noch einmal: Ich erkläre niemandem etwas. Die
Leute draußen werden das schon machen. Und
wissen ganz genau, was Normalität ist. Und diese
Normalität finden wir leider in allzu vielen Bereichen
nicht mehr!
Und jeder, der darauf steht, sich Fäkalkunst
oder Blutschmierereien ins Wohnzimmer zu hängen, es sei ihm unbenommen. Es sei ihm unbenommen! Jeder kann sich seine Pisskunst ins
Wohnzimmer hängen, sein Schüttbild ins Schlafzimmer übers Bett hängen. Die Gattin freut sich. Ist
ja jedem, wie gesagt, unbenommen.
Das ist die Willensfreiheit jedes Menschen. Die
hat er. Aber die Freiheit der Bürger, zu sagen, dass
mit ihren Steuergeldern diese Kunst nicht mehr
finanziert werden soll, diese Freiheit haben die
Bürger auch! (Beifall bei der FPÖ. – Abg.
Razborcan: Und jetzt erklärst uns was normal ist!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der
Herr Kollege Razborcan kennt nur noch dieses
geflügelte Wort. Was anderes bringt er gar nicht
mehr raus. Aber wie es jetzt dazu passt, verstehe
ich wirklich nicht. (Unruhe bei Abg. Razborcan.)
Aber, und jetzt erwähne ich es noch einmal:
Wenn ihr euch endlich trauen würdet, dem U-Ausschuss zuzustimmen, hätten wir die Diskussionen
gar nicht mehr und dann könntest mir das auch
nicht mehr jedes Mal da rausschreien. Wir kennen
es mittlerweile schon.
Man will aber nicht nur kritisieren natürlich,
sondern auch vor allem in einer Budgetdebatte
aufzeigen, wo und wie viel Einsparpotenzial vorhanden wäre. Und da ist es eigentlich relativ simpel, allein anhand der Gruppe Kunst, Kultur und
Kultus das Budget fürs Jahr 2014 auf gleich zu
stellen. Das wäre eigentlich kein Problem. Denn die
wenigsten werden sich wundern, dass die Idee
wieder kommt und unsere Forderung, den Budgetansatz der Gruppe 3 auf 70 Millionen zu senken
und zu begrenzen. Dazu im Detail zum Antrag noch
später, was uns nach Adam Riese 50 Millionen
sparen würde. Gehen wir davon aus, dass der Voranschlag 2015 genauso wertvoll sein wird wie jener
2013 es war, nämlich maximal das Papier auf dem
er gedruckt war. Und gehen wir in weiterer Folge
davon aus, dass wir wieder von 120 auf 132 überziehen werden. Davon gehe ich allerdings nicht
aus, weil die Differenz zwischen Voranschlag und
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
tatsächlichen Ausgaben da noch größer waren.
Aber ich rechne einmal ganz konservativ mit 132
Millionen, die wir dann endgültig ausgeben werden.
Und rechne mir vielleicht dazu, dass wir jetzt mit
der Sammlung Niederösterreich in Krems weitere
35 Millionen im Rahmen einer Sonderfinanzierung
ausgeben, dann sind wir eigentlich schnurstracks,
und ich war bei Gott nie ein guter Mathematiker,
aber das schaff ich noch, dass wir da schnurstracks
auf 97 Millionen waren. Aber die Rechnung, musst
mir Recht geben, die stimmt ganz einfach. Das ist
eine einfache Rechnung, die ist so.
Knappe 100 Millionen. Wenn ich davon ausgehe, dass wir noch mehr überziehen werden als
es 2013 der Fall war, da sind wir bei weit über 100
Millionen. Und damit wäre das Budget 2015 mit
einer Gruppe gerettet und es hätte keinen Menschen gestört, den wir schützen müssten. (Beifall
bei der FPÖ.)
Aus diesem Grund und ob man es glaubt oder
nicht, komm ich zum Antrag (liest:)
„Abänderungsantrag
der Abgeordneten Landbauer, Waldhäusl,
Königsberger, Ing. Huber, Dr. Krismer-Huber und
Dr. Petrovic zur Gruppe 3 des Voranschlages des
Landes Niederösterreich für das Jahr 2015, Ltg.
411/V-2-2014, betreffend Senkung des Budgetansatzes in der Gruppe 3.
Der vorgesehene Budgetansatz in der Gruppe
3 für Kunst, Kultur und Kultus weist mit €
120.633.700,- wieder eine deutliche Steigerung
gegenüber dem Voranschlag 2014 um fast € 4 Mio.
auf, obwohl überall Einsparungen gefordert werden.
Noch deutlicher fällt die Gegenüberstellung mit den
Rechnungsabschlüssen der vergangenen Jahre
auf, wo Ausgabenhöhen beim RA 2012 mit €
125.574.334,67 und beim RA 2013 mit €
132.114.748,39 erreicht wurden. Stellt man den VA
und RA 2013 gegenüber, gibt es wiederum eine
deutliche Ausgabenüberschreitung von über € 17
Mio. Mit dieser Vorgangsweise werden wiederkehrend die elementaren Grundsätze der VRV nicht
beachtet. Gerade in dieser Voranschlagsgruppe
lassen sich weitgehend Abschätzungen und Bewertungen aufgrund bekannter und beabsichtigter
Maßnahmen durchführen.
Wir anerkennen die Wichtigkeit von Kunst,
Kultur und Kultus und wollen diese auch nicht in
Frage stellen. Die Freiheit der Kunst in Verantwortung ist unser oberster Grundsatz. Diese muss aber
dort enden, wo der Anspruch auf ein würdiges
Menschenbild durch Entwürdigung, Abwertung,
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Herabsetzung und Verächtlich-machung, sowohl in
den natürlichen, kulturellen und religiösen Empfindungen verletzt werden und womöglich der
Schöpfungsakt als Ganzes beleidigt wird. Wir würdigen natürlich auch die vielen wichtigen Maßnahmen zur Erhaltung unseres Kulturguts bei denen
Investitionen für die Kulturpflege, Heimatpflege,
Denkmalpflege, Ortsbildpflege und Altstadtsanierungen, Sanierung von Schlösser, Stifte und
Klöster, Musikpflege u. Ausbildung u.v.a.m. getätigt
werden. All diese Maßnahmen sind wichtig, stehen
im öffentlichen Interesse und gehören dementsprechend finanziell unterstützt. Dazu gehört aber nicht
die aktionistische Kunst eines Hermann Nitsch mit
seinem grauslichen Blutmysterienspektakel und
Schüttbilder, sowie Mysterientheater ‚Eroberung
von Jerusalem‘ mit antichristlichen Inhalten wo die
Gestalt Jesu in pornographischer und blasphemischer Weise dargestellt wird. Besonders zum aktuellen Zeitpunkt sollten sich die Verantwortlichen
Gedanken darüber machen, ob eine Person, die im
Verdacht der Abgabenhinterziehung steht, wirklich
weiter gefördert werden muss. Ebenso nicht gehören dazu: Fäkalkunstdarsteller, die Gruppe Bärenficker, die Pisskunst von Dolce & Afghaner u.v.a.m.,
welche mit Förderungen vom Land NÖ bedacht
werden.
Die Gefertigten stellen daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
1.
Der Budgetansatz zur Gruppe 3 soll auf €
70 Mio. gesenkt und so lange eingefroren
werden, bis sich die Wirtschaftslage deutlich erholt hat.
2.
Die NÖ Landesregierung wird aufgefordert, keine Geldmittel für Projekte und
Werke von Künstlern à la Nitsch zu verwenden, die sich der Methoden menschlicher Herabwürdigung bedienen.
3.
Die freiwerdenden Mittel sollen für
familienpolitische Maßnahmen sowie für
Bildung und Ausbildung Verwendung
finden.“
Zu guter Letzt bitte ich, dass sich jeder, der
diesem Voranschlag so zustimmen wird, trotzdem
die Frage stellt, ob es denn vernünftig ist, weiterhin
einen Menschen zu fördern, für den zwar die Unschuldsvermutung gilt, aber der dennoch im Verdacht steht, schwer in Konflikt mit dem Strafrecht
geraten zu sein. (Beifall bei der FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ing. Haller.
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Abg. Ing. Haller (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzter Herr Landesrat!
Ich darf auch in der Gruppe 3 zu den Aktivitäten in der Kulturbranche und in der Dorferneuerung
des Landes Niederösterreich sprechen. Und ein
paar Pfeiler muss man, glaube ich, einmal einschlagen gegenüber meinem Vorredner. Also,
Kunst und Kultur kann mit Sicherheit kein Zwangskorsett haben. Herr Kollege Landbauer, mich wundert eines: Sie sind nicht einmal 30 Jahre alt, so
viel ich weiß, und so ein Bild, Soziales gegen Kultur
auszuspielen, so naiv und so einfach, das ist wirklich traurig, dass Sie da Mitglied des Landtages
sind und so billige Argumente liefern. (Beifall bei
der ÖVP.)
Mit so einem Alter so etwas zu behaupten und
so engstirnig zu sein, wissen Sie, wie mir das vorkommt? Ihr habt einmal groß plakatiert: Unser Geld
für unsere Leut. Unser Geld für unsere Leut. Da
habt ihr Österreicher gemeint. Nur, die „unseren
Leut“ waren nur ein paar, 3, 4. Und wir müssen jetzt
alle zahlen. Und bei der Kultur tun Sie genauso
polemisieren, das ist ein Wahnsinn!
Wissen Sie, was ich Ihnen sage? Gerade die
Gruppe 3, im Gegenteil was Sie gesagt haben,
gerade auf die Gruppe 3, Kunst, Kultur und Kultus,
kann das Land Niederösterreich und der Landeshauptmann stolz sein. Weil da hat Niederösterreich
eine Vorzeigerolle europaweit. Und wissen Sie
was? In der Qualität und in der Breite. Weil wir
machen keine Staatskünstler, sondern wir haben
365 Tage Kultur in Niederösterreich. Wenn Sie das
nicht glauben, können Sie mit mir einmal mitfahren!
(Beifall bei der ÖVP und Teilen der SPÖ.)
Und Sie wissen gar nicht: Musikschüler,
Thema Musikschulen. Sie wissen gar nicht, junge,
alte Leute, Pensionisten, was Kultur selbst in der
Dorferneuerung überall gestalten kann. Wie stolz
die sind, dass sie neben ihrer Arbeit, neben ihrer
Familie Kulturelles beitragen können. Die sind stolz,
dass das in Niederösterreich möglich ist, ein wenig
gefördert wird. Und wenn wir nicht Breite haben in
der Kultur, dann sind Sie am falschen Platz! (Beifall
bei der ÖVP.)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Stadt! Im Sommer haben Sie jetzt viel Zeit. Sie
werden gar nicht nachkommen damit. Und wissen
Sie, wie glücklich die Leute sind, mit wenig Geld
viel, breite Kultur und Qualität zu liefern? Das ist
sensationell! (Abg. Waldhäusl: Warum seid ihr denn
so aufgeregt? Ihr müsst nicht argumentieren! Ihr
dürft das ja eh weiter fördern! Bleib ruhig! Ich erklär
dir dann eh alles!)
Sie müssen nicht immer auf den Waldhäusl hören!
In jedem Dorf ... Schauen Sie! Ich bin im Bezirk
tätig. Ja! Hör einmal zu! Ich bin im Bezirk tätig, ja?
Wir haben 19 Gemeinden bei uns. Wir haben ein
paar blaue Gemeinderäte. Die habe ich fünf Jahre
lang nicht gehört. Jetzt kommt die Botschaft vom
Land, seid einmal überall gegen Kultur. Weißt, wie
sich die alle verplappern? Weil sie sich nicht einmal
da auskennen. Und jetzt muss überall, jedes Kulturfestival, geht einmal ... Auf die Musik trauen sie
sich ja Gott sei Dank nicht losgehen. Das ist wirklich traurig! Das ist wirklich traurig! (Beifall bei der
ÖVP.)
Derweil haben wir Viertelsfestivals, Landesausstellungen. (Unruhe bei der FPÖ.)
Ja! Glaubst es nicht? Das stimmt! Und mal zwei,
mal drei. In Stadt und im Land. Und in jedem Viertel
und überall. Und Landesausstellungen, was an
Wirtschaftlichkeit geboten wird und Nachhaltigkeit
mit betrachtet wird. Was Lebenserfüllung ist, was
Qualitäten in der Malerei, in der Musik, ein jeder
einzelne da mit erfährt. Das ist wirklich sensationell!
Und dagegen anzustoßen und dauernd ... Weil ihr
sonst nirgendwo hinkommt, probiert ihr es ja schon
ein paar Jahre mit Kultur. Aber auch das wird
Schiffbruch erleiden und die Horde wird noch kleiner werden. Das fürchte ich wirklich.
Wenn man sich allein angeschaut hat im
Weinviertel diese Landesausstellung, die 300.000
Menschen besuchen. Wo Nachhaltigkeit da ist, wo
die nächste Landesausstellung jetzt mit „Österreich,
Alpen und wir“ sicher wieder eine Erfolgsstory wird.
Wo wieder an Nachhaltigkeit gedacht wird. Oder
das übernächste Thema „Alles was Recht ist“, das
Karl Moser an Land gezogen hat ins südliche
Waldviertel.
Und das Billigste ist ja das sozial auszuspielen.
Also das finde ich ja ganz komisch, wirklich. Also,
so einfach da herstellen und Kultur hinstellen als
wie weiß ich nicht Marxismus und dafür müssen die
Leute verhungern, das ist ja komisch.
Ich glaube, das sind alles Beispiele einer NÖ
Landesausstellung, die wesentlichen Anteil an der
Entwicklung unseres Landes hat, würde ich sogar
behaupten. Die die Botschaft in den einzelnen Regionen weiter gibt. Wo in der Zwischenzeit über die
Grenzen hinaus bekannt ist, was hier in Niederösterreich passiert.
Wo sind in Niederösterreich Staatskünstler
ausgebildet? Wissen Sie wirklich nicht, dass 365
Tage Kultur geboten wird? In jedem Dorf, in jeder
Sie könnten auch zur Dorferneuerung was dagegen sagen. Die größte Bürgerinitiative, die es
jemals gegeben hat. Ehrenamt! Freiwilligkeit! Eine
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Idee des Herrn Landeshauptmannes, gefördert in
Niederösterreich. Faktisch fast jedes Dorf, jede
Gemeinde ist hier dabei. 30 Jahre Geschichte. Was
sich entwickelt hat an Freiwilligkeit, an Eigennutz
für den Einzelnen und trotzdem freiwillig und unentgeltlich, ist ein enormer wirtschaftlicher Vorteil.
Und das Team und die Familie Niederösterreich hat
sich hier herausgemausert.
Wir müssen natürlich das immer zeitgemäß
anpassen. Es muss auch die Dorferneuerung soziale Aufgaben übernehmen. Das passiert seit ein
paar Jahren. Ich darf selbst Vorstandsmitglied sein.
Es ist eine Zentrumsbelebung notwendig in der
Dorferneuerung. Früher hat man eher Brunnen,
Verschönerungen gemacht, heute ist es wichtig,
dass die Zentren nicht leer stehen.
Es ist auch wichtig, dass die Abwanderung in
den peripheren Räumen gebremst wird. Mit Liebe
zur Heimat, mit Sinn bei Fragen in der Gemeinde
oder der demografischen Entwicklung und der Abwanderung zu sein. Auch die Mobilität wird eine
Frage sein, wo man die Dorferneuerung, die Mobilität, die Abwanderung und die großen Städte mit
dem großen Verkehrsaufkommen gemeinsam betrachten muss.
Immer ist auch eines wichtig in Niederösterreich. Das ist bei der Kultur dasselbe wie bei der
Dorferneuerung, wie bei der Freiwilligkeit: Die
Nachhaltigkeit ist sicher ein Gebot der Stunde! Es
hat keinen Sinn, wie Sie glauben, Geldverschwendung oder Geld hinaushauen oder in irgend einem
Ressort zu sparen, dass irgendwelche Schulden
nicht kommen oder nicht da sind. Sondern Nachhaltigkeit ist ein anderes Wort! Und mit Investitionen schafft man Nachhaltigkeit in der Breite. Und
das passiert mit Sicherheit hier in unserem Niederösterreich.
Ich darf Ihnen nur eines sagen: Gehen Sie weg
von der Kritisierung! Ich möchte da vor allem die
FPÖ ansprechen, weil der Vorredner mir eigentlich
mein ganzes Konzept umgehaut hat. Ich habe mir
gedacht, das ist alles sinnlos gegen diese Worte,
die Sie gesagt haben. Sondern Sie müssen hier
eines wissen, und das ist wahrscheinlich gerade Ihr
Neid: Gerade die Gruppe 3, gerade die Gruppe 3
ist Niederösterreich! Mit wenig Budget, mit nicht
einmal 2 Prozent des Landesbudgets, wird hier
eine Bewegung gesetzt in Dorf, Land und Stadt, die
den Namen Erwin Pröll trägt, die den Namen der
NÖ Volkspartei trägt, wo wir Tag und Nacht unterwegs sind, wo wir viele Freiwillige mitnehmen, wo
viele Talente entdeckt werden, wo viele Familien
eine Freude haben. Und genau dagegen wollen Sie
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
eine Stoßrichtung in Ihrer Politik bringen? Ich
glaube, das wird Ihnen nicht viel Zukunft bringen.
Und wenn diese Botschaft ein junger Mensch
von unter 30 Jahren verkünden muss, tut mir das
noch mehr weh. Ich hoffe, Sie werden hier eine
Änderung einsehen und die niederösterreichische
Kulturpolitik als sehr, sehr positiv sehen. Herzlichen
Dank! (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Als nächster
zu Wort gemeldet Herr Abgeordneter Dr. Sidl.
Abg. Dr. Sidl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrter Herr Landesrat! Hoher Landtag!
Ich darf heute zur Gruppe 3, Kunst, Kultur,
Kultus sprechen. Ich möchte nicht auf meinen VorVorredner eingehen. Ich sehe das sehr emotionslos. Wir haben hier völlig unterschiedliche Zugänge
zur Kulturpolitik. Das ist auch gut so.
Aber ich möchte eines sagen: Ich bin froh,
dass das Kulturbudget professionell erstellt wird.
Denn man kann nicht hierher rausgehen und mit
den Millionen jonglieren, dort ein paar Millionen
wegstreichen, da ein paar Millionen wegstreichen.
Das ist völlig unseriös. Und dann ein Budget basteln, so wie man es haben will.
Man muss eines sagen, das möchte ich auch
noch betonen: Ein Hermann Nitsch ist ein Hermann
Nitsch. Und die verschiedenen Kulturinitiativen, die
erwähnt worden sind, machen ihre Kulturarbeit.
Doch Niederösterreich ist viel, viel breiter aufgestellt. Und die Kulturpolitik unseres Bundeslandes
ist in weiten Teilen eine wirkliche Erfolgsgeschichte.
Die einzelnen Initiativen erregen weit über die
Grenzen unseres Bundeslandes hinweg Aufmerksamkeit. Und wichtig ist auch, dass wir sehr, sehr
dezentral aufgestellt sind, quer über unser großes
Flächenbundesland.
Erst vor kurzem haben wir in unserem Haus
über die Schaffung beispielsweise einer neuen
Galerie Niederösterreich in Krems und mit dem
Haus der Geschichte einen zusätzlichen Schwerpunkt im Landesmuseum Niederösterreich in der
Landeshauptstadt St. Pölten debattiert und - das ist
eben gut so - auch beschlossen.
Das Kulturbudget hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, sodass Investitionen mehr Wertschöpfung in die ländlichen Regionen bringen. Damit werden mit der Kulturpolitik, das ist heute auch
schon angesprochen worden, unseres Bundeslandes auch Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. Keine
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Lösung alleine, aber für die ländliche Region mit
großen Auswirkungen verbunden und wichtige
Bausteine.
Und eines kann man auch nicht wegwischen:
Die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher
..., und das ist schon gesagt worden in der Debatte,
was ist „normal“, und dass das die Bürgerinnen und
Bürger entscheiden. Die Niederösterreicherinnen
und Niederösterreicher freut die Aufwertung der
abwechslungsreichen und vielfältigen Kunst- und
Kulturlandschaft. Denn laut einer GFK-Studie beurteilen 85 Prozent der Befragten das Kulturangebot als positiv und 9 von 10 wollen keine Budgetkürzungen im Budgetbereich.
Erwähnen und begrüßen möchte ich heute
auch die Sensibilisierung für Gender Budgeting in
der Kulturpolitik. Für manche in diesem Haus ein
völlig fremder Begriff. Aber ein sehr, sehr wichtiger!
Nämlich, die Förderung geschlechtslos spezifisch
sichtbar zu machen. Bei insgesamt 245 Stipendien
und Projekten beispielsweise im Jahr 2012 wurden
87 Vorhaben von Künstlerinnen und 185 Vorhaben
von Künstlern unterstützt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir
debattieren heute über mehr als 120 Millionen
Euro. Eine gewaltige Summe, die zweifelsohne
auch für unser sehr großes Landesbudget nicht
mehr zu vernachlässigen ist. Ich warne aber, wie
ich bereits zu Beginn gesagt habe, davor, einzelne
Budgetposten gegeneinander auszuspielen. Kunst
und Kultur ist ein wichtiger Teil unseres persönlichen gesellschaftlichen Lebens unseres Bundeslandes allgemein.
Keinesfalls dürfen wir mit dem Bestehenden
zufrieden sein. Ständige Evaluierungen sind erforderlich, auch in Bezug auf die eingesetzten öffentlichen Gelder. Das ist ein ganz ein entscheidender
Punkt, um Projekte und deren Nachhaltigkeit ständig zu überprüfen.
Kunst, Kultur, Kultus ist ein sehr breites Feld.
Von der Hochkultur über den Erhalt unseres kulturellen Erbgutes bis zur Definition und Darstellung
zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. Es ist
meiner Ansicht nach von entscheidender Bedeutung für die Freiheit und Unabhängigkeit der Kunstund Kulturausübung auch auf die heutigen und
aktuellen Entwicklungen einen stärkeren Schwerpunkt zu legen. Denn die Kunst und Kultur von
heute ist das kulturelle Erbgut der Zukunft.
Hoher Landtag! Mit dem heutigen Budget bereiten wir eine gute, eine sehr gute Basis, dass
unser Bundesland auch in Zukunft ein Kulturland
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
sein wird das Menschen auf Niederösterreich stolz
machen wird und Besucherinnen und Besucher zu
spannenden und interessanten Events in unser
Bundesland bringen wird. Danke sehr! (Beifall bei
der SPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Der Herr
Abgeordnete Schuster hat sich zu Wort gemeldet.
Abg. Schuster (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Herr Landesrat! Hoher Landtag! Meine
sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen!
Es ist heute leider schon in der Debatte im
zweiten Debattenbeitrag der Eindruck gewonnen
worden, diese zwei Prozent des Budgets die sind,
für einige wenige Künstler in Niederösterreich, die
ausschließlich hier vom Landtag bzw. Land Niederösterreich gefördert werden. Das ist, wie wir ja
hoffentlich fast alle wissen, überhaupt nicht der Fall.
Sondern wie auch mein Vorredner und andere
schon ausgeführt haben, haben wir hier im Kulturbereich wirklich ein Herz- und Kernstück des Budgets und auch der Landespolitik geschaffen.
Und ich möchte eigentlich zwei ganz wesentliche Themen, die hier im Bewusstsein als kulturelle
Großleistung immer wieder ein bisschen zu kurz
kommen, vor den Vorhang bitten. Und das sind die
Leistungen, die im Bereich unserer niederösterreichischen Musikschulen erbracht werden. Unser Ziel
ist es, die Leistungspalette des kreativen Betätigungsfeldes laufend zu erweitern. Da gibt es die
Musikschulen vor Ort, aber Gott sei Dank auch –
und das ist ein zweiter Punkt auf den ich noch zu
sprechen kommen werde – die Kreativakademie.
Auf dem Weg dazu konnte das Musikschulwesen in den letzten 12 Jahren stetig erweitert und die
Qualität kontinuierlich angehoben werden. In Zahlen heißt das Folgendes: Wir haben heute rund
56.000 Musikschülerinnen und Musikschüler, die
von 2.300 Lehrerinnen und Lehrern in 131 Musikschulen unterrichtet werden. Das bedeutet einen
Anstieg der Musikschülerzahl um 25 Prozent seit
dem Jahr 2000. Niederösterreich besitzt damit mit
Abstand das größte Musikschulwesen Österreichs
mit einem Versorgungsgrad von 26 Prozent der 5bis 15-Jährigen bzw. fast einem Drittel der Volksschulkinder.
Auch in der Qualität konnten wir in diesem
Jahrzehnt oder in diesen 12 Jahren einen unglaublichen Sprung nach vorne machen. Beim NÖ Prima
la Musica-Wettbewerb nehmen mittlerweile tausend
junge Musikerinnen und Musiker zwischen 5 und 19
Jahren teil. Die Zahl der Preisträgerinnen und
Preisträger beim jährlichen Bundeswettbewerb
1412
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
stieg seit 2000 um 40 Prozent an und die Anzahl
der ersten Preise sogar um beachtliche 288 Prozent. Das heißt, nicht nur die Breite, sondern auch
die Qualität und die Tiefe der Ausbildung hat sich
hier in diesen letzten 12 Jahren unglaublich positiv
entwickelt.
Gerade bei den von mir angesprochenen Beispielen Musikschule, Kreativakademien, da sehen
wir, das ist ein Kern- und Herzstück des Lebens in
diesem Land. Und damit brauchen wir nicht spielen,
auch nicht mit billigen, populistischen Anträgen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Die Fördersumme des Landes Niederösterreich von 13,5 Millionen Euro im Jahr 2000 ist auf
derzeit für das vorliegende Budget 27 Millionen
Euro verdoppelt worden. Zudem wird mit der Musikschulförderung wertvolle Prävention und auch
Sozialarbeit geleistet. Und es ist natürlich auch das
Vorfeld für unsere 1.500 Musikvereine, 1.400 Chöre
und für die anderen kulturellen Organisationen, die
das Kulturleben in unseren Gemeinden entsprechend bereichern.
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Als nächster
zu Wort gemeldet Herr Abgeordneter Weiderbauer.
Er ist Hauptredner der Grünen.
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich
beim Musikschulmanagement Niederösterreich, bei
allen Musikpädagoginnen und –pädagogen bedanken. Was hier in den Gemeindemusikschulen, gefördert vom Land, passiert, ist wirklich großartig!
(Beifall bei der ÖVP.)
Kurz schon angesprochen: Eine weitere wichtige Form der kulturellen Nachwuchsförderung sind
die Kreativakademien. Das sind junge, das sind
ganz besonders begabte oder/und interessierte
Menschen im Alter von 12 bis 19, die neben ihrer
schulischen Ausbildung ihre Kreativität im Bereich
des Malens, Schreibens, Schauspiel und vielen
anderen Feldern ausleben können. Die hier von
Spezialisten, von Professorinnen und Professoren
angeleitet werden und die vor allem diesen Spaß
an der Sache, den Spaß an der eigenen kulturellen
Betätigung entsprechend fördern.
Diese Kreativakademien sind dezentral aufgestellt und Jahr für Jahr sind Steigerungen geplant.
Mittlerweile haben seit 2008 11.500 Kinder die Kreativakademien absolviert. Und im Jahr 2014/15
sollen 6 neue Standorte eingerichtet werden. Wir
sehen auch, dass hier besonders die Kooperation
zwischen unseren etablierten Musikschulen und
den neu entstehenden Kreativakademien ganz
besonders wichtig ist. Da entsteht unglaublich viel
Positives und Kreatives. Sodass also hier ein
unglaublich wichtiges außerschulisches Bildungsprojekt im Kulturbudget entstanden ist.
Und ich glaube nicht, und damit möchte ich auf
den Antrag replizieren, der von den Grünen und
den Freiheitlichen hier gestellt worden ist, die Einschränkung des Budgetansatzes hier durchzuführen. Oder überhaupt die Gegenrechnung zu machen, die Welt wäre in Ordnung, würden wir das
Kulturbudget auf Null stellen.
Abg. Weiderbauer (GRÜNE): Geschätzter
Herr Präsident! Hohes Haus!
Ich gehe davon aus, dass wir uns alle einig
sind, dass sportliche Betätigung für die Lebensqualität und für das Wohlbefinden sehr wichtig ist. Ich
gehe davon aus, dass auch viele der Meinung sind,
dass die Kultur und kulturelle Betätigung für das
Wohlbefinden und für die Lebensqualität äußerst
wichtig sind. Wenn jetzt auf der einen Seite es fürs
nächste Budget etwas weniger gibt, dann ist das
betrüblich. Wenn es auf der anderen Seite für das
Budget, für das Kulturbudget, etwas mehr gibt,
dann ist das durchaus erfreulich. Um das einmal zu
beantworten.
Ich gehe nur ganz kurz auf den Kollegen
Landbauer ein. Wenn du gesprochen hast davon fasziniert mich -, dass die Normalität wieder einkehren muss. Wenn du damit meinst die Normalität der
FPÖ, dann würde ich das als Bedrohung sehen und
das würde mir ganz große Sorgen bereiten. Nur
dazu.
Über Kultur wird immer sehr viel diskutiert. Da
gibt’s gegensätzliche Meinungen. Das ist auch gut
so. Es wird provoziert. Man kann sagen, ja, das
gefällt mir, das gefällt mir nicht. Das ist völlig legitim. Ich glaube nicht, dass du oder ich diejenigen
sind, die genau beurteilen können, was jetzt wertvolle Kunst, wertvolle Kultur ist und was nicht. Jeder hat seine eigene Meinung dazu. Aber das sollten wir doch Expertinnen und Experten überlassen.
Genauso gut, und das wäre eigentlich mein
Einstieg oder ist mein Einstieg, könnte man sagen,
ich denke etwas mehr als eine Woche zurück, als in
Melk die internationalen Barocktage stattgefunden
haben. Vier Tage lang. Da kann man auch sagen,
also die Musik, von der kann ich mir nicht vorstellen, dass das wirklich Kunst ist. Mit der kann ich
überhaupt nichts anfangen. Weil ich fühl mich bei
Hansi Hinterseer oder Gabalier wohler als dort. Ist
völlig legitim!
Auf der anderen Seite, wer immer schon einmal die Gelegenheit hatte, an diesen internationa-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
len Barocktagen teilzunehmen und sich das anzuhören, wird wahrscheinlich meiner Meinung sein.
Heuer erstes Mal unter der künstlerischen Leitung
von Michael Schade - auch sehr umstritten. Was
holen wir uns jetzt den Schaden nach Melk? Wir
haben den Herrn Buchbinder in Grafenegg, da
haben wir eh schon einen Kapazunder, jetzt brauchen wir in Melk auch noch jemanden, dem man
vielleicht mehr bezahlen muss als den Vorgängern
und Vorgängerinnen.
Ja, aber dieser Herr Schade hat es wirklich
verstanden, seinen Stempel aufzudrücken und
rüberzubringen, dass Kultur ein Geschenk ist! Ich
erzähle euch nur ein kleines Detail am Rande. Er
hat am Sonntag am Abend ganz eine schwierige
Partie von Monteverdi gesungen, danach hat es ein
Nachtkonzert gegeben im Pavillon des Stiftes. Und
wie das dann aus gewesen ist, ist er gekommen
und hat mitgeholfen, die Sessel wegzuräumen.
Kleine Nebensächlichkeit, aber dokumentiert, wie
die Stimmung bei diesen Barocktagen war. Wie gut
organisiert von der Wachaukultur Melk das durchgeführt wurde. Und was für sensationelle Qualität
hier an diesem Wochenende geboten wurde, in
einem hervorragenden Ambiente noch dazu.
Dieses Festival war wirklich ein großes Geschenk! Und um Geschenke verteilen zu können,
braucht es natürlich auch die Absicht und den Willen der Politik des Landes, in Kultur zu investieren.
Dazu bedarf es weitsichtiger und kluger Kulturmanagerinnen, die natürlich die Politikerinnen und
Politiker überzeugen müssen, dass das, was investiert werden soll, auch Sinn macht und wichtig ist.
Und ich denke, die haben wir in Niederösterreich.
Und das sieht man bei den vielen und abwechslungsreichen Kulturaktivitäten in Niederösterreich
sehr deutlich.
Wir haben gegenüber dem Rechnungsabschluss 2012 ein Minus von 8,7 Millionen, gegenüber 2013 ein Plus. Wahrscheinlich ein verkraftbarer Schnitt, der die NÖ Kulturerfolgsgeschichte
nicht entscheidend schmälern wird. Daher auch ein
klares Ja, wenn auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten in Kultur investiert wird. Die Kultur in
Niederösterreich hat eine Breite und Vielfalt und
braucht Ressourcen. Und sie ist längst nicht mehr
einer elitären Minderheit vorbehalten, sondern auch
einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und auch für
sie leistbar. Und ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Merkmal.
Wir sollten schauen, dass wir möglichst viele
Leute zu diesen Kulturveranstaltungen hinbringen.
Und bringen damit auch – und das ist heute noch
nicht angeschnitten worden – auch für den Touris-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
mus und für die Regionen einen Benefit, der nicht
mehr wegzudenken ist. Obwohl der Anteil des Gesamtbudgets der Kultur knapp mehr als 1 Prozent
des Gesamtvolumens ausmacht.
Ich war bei vielen Kulturveranstaltungen, habe
ich schon voriges Jahr erzählt. Ich zähle jetzt nicht
auf, welche Veranstaltungsinstitutionen es in Niederösterreich gibt, die kennen Sie alle. Aber, weil
es heute auch schon angeschnitten wurde, auch
die Galerie Niederösterreich, die jetzt in Planung
ist, und die Veränderungen im Landesmuseum mit
dem Schwerpunkt Landesgeschichte: Es hat einen
Grundsatzbeschluss gegeben, wir haben dem auch
zugestimmt. Und wir stehen auch dazu.
Allerdings, meine Damen und Herren, es ist
jetzt ein Problem aufgetaucht, dessen Dimension
ich noch nicht abschätzen kann. 7 bis 14 Seiten
widmet dieses Magazin (zeigt Zeitung) diesem
Problem, dass Kulturverantwortliche, Kulturinteressierte in St. Pölten der Meinung sind, es wäre – ich
drücke es jetzt einmal salopp aus – nicht sehr zielführend und gut, die bildende Kunst aus St. Pölten
wegzubringen und nach Krems zu verlagern.
Da prallen die Meinungen durchaus aufeinander. Es gibt die Stellungnahmen des Landes, der
Landeshauptmann meinte - ob das sehr klug war -,
das sind ein paar Leute, die den Weitblick nicht
haben. Naja, darüber könnte man diskutieren. Und
dann gibt es andere, die sagen, ja, wir haben Expertinnen damit befasst, die haben sich damit beschäftigt, wie der Museumsbetrieb in Zukunft ausschauen soll. Und da kommt eindeutig heraus, dass
Krems der Standort für die bildende Kunst sein soll.
So. Jetzt wissen wir, dass im Landesmuseum
in St. Pölten von den Besucherinnenströmen her in
erster Linie Kinder, Familien, Schülerinnen kommen, weil sie sich dort den naturkundlichen Teil
anschauen. Aber, und das ist jetzt meine persönliche Meinung, ich es auch für durchaus wichtig erachte, dass es zumindest den einen oder anderen
Ausstellungsraum im Landesmuseum gibt, wo auch
Bilder ausgestellt sind. Weil ich so Schülerinnen
und Schüler sehr leicht auch in dieses Metier einführen kann, was in einem Museum, in dem es nur
Bilder gibt, relativ schwer stattfinden kann.
Jetzt kommt für mich noch ein Aspekt dazu. Ich
habe mit Kunsterziehern darüber gesprochen, die
das ähnlich sehen. Jetzt kommt für mich noch ein
Aspekt hinzu: St. Pölten ist verkehrsmäßig sehr
leicht und gut öffentlich erreichbar. Was in Krems
nicht unbedingt der Fall ist. Daher auch hier an
dieser Stelle ein Plädoyer für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, eines leistbaren öffentlichen
1414
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Verkehrs, ... Zum Beispiel 365 Euro-Ticket, um den
Schülerinnen und Schüler es auch zu ermöglichen,
das in Krems sich anzusehen.
Ich bin sehr gespannt, wie diese Diskussion
ausgehen wird, was das Ergebnis sein wird. Gehe
davon aus, dass ein Kompromiss rauskommen wird
und dass man in St. Pölten nicht gänzlich die Bilder
entzieht und nach Krems transferiert. Wir werden
sehen.
Die Musikschulen sind schon angeschnitten
worden. Ja, es ist überhaupt kein Thema, meine
Damen und Herren, dass in den Musikschulen, von
den Lehrerinnen, von den Leiterinnen, von den
Schülerinnen hervorragende Arbeit geleistet wird,
dass die Gemeinden ihren Beitrag leisten, das unterstützen und dass das doch sehr gut funktioniert.
Aber, und da gibt’s schon einige Abers für mich. Ich
habe das immer wieder bereits angeschnitten bei
meinen Wortmeldungen zu diesem Thema. Die
Konstruktion, was Musikschulen in Niederösterreich
anbelangt, also die ist für mich nach wie vor nicht
ganz nachvollziehbar.
Wir haben die Kulturabteilung K1, die letztendlich verantwortlich ist. Wir haben die Volkskultur.
Wir haben das Musikschulmanagement, wir haben
die Kulturregion Niederösterreich. Wir haben also
vier Institutionen, die sich in irgendeiner Weise mit
den Musikschulen beschäftigen. Und hier Steuern
und Subventionen und Förderungen vergeben.
Also ob das der richtige Weg ist, das bezweifle ich
nach wie vor.
Ich war ja sehr überrascht und habe ja schon
darauf gewartet. Mir war bekannt, dass der Landesrechnungshof unter anderem auch die Musikschulen überprüfen und sich ansehen wird. Der Landesrechnungshof hat nur das Problem, er kann das
Musikschulmanagement nicht prüfen, er kann nur
die Kulturabteilung prüfen. Und ist dadurch etwas
eingeschränkt, wirklich objektiv zu prüfen, was hier
gut und was hier nicht gut läuft.
Ich habe nur Gelegenheit gehabt, heute diesen
Bericht zu überfliegen. Aber da stehen schon sehr
interessante Sachen drinnen. Ob diese Konstruktion wirklich das Ziel erreicht hat, dass Förderungen
dementsprechend schneller, leichter vergeben werden konnten, ist nicht nachzuvollziehen. Was die
Erwachsenenregelung anbelangt, die ich immer
wieder kritisiert habe, sagt der Landesrechnungshof: Ja, an und für sich steht im Gesetz drinnen,
dass die Musikschulen für eine breite Öffentlichkeit
gedacht sind. Da sind natürlich auch Erwachsene
mit einbezogen! Und jeder weiß, bei größeren
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Gruppen, bei Kapellen, bei Kammermusik usw.
brauch ich die Erwachsenen dazu.
Und es sind in diesem Bericht auch Beispiele
genannt. Es gibt 800 verschiedene Tarifmodelle in
den Musikschulen. Also das muss man sich einmal
überlegen, ob das wirklich zielführend ist oder ob
man sich jetzt einfach zurücklehnen kann und sagen, das ist super, da ist alles in Ordnung, da brauchen wir überhaupt nichts zu ändern.
Förderungen. Es gibt die Basisförderung. Es
gibt die Wochenstundenförderungen mit diesem
Punktewert. Keiner, oder vielleicht nur Expertinnen
können nachvollziehen, wie dieser Punktewert
wirklich entsteht. (LHStv. Mag. Sobotka: Ganz einfach!)
Ja, das hab ich mir gedacht, wenn du hereinkommst, dass das ganz einfach ist. Nein, das ist es
sicher nicht. Und der Punktewert wird wahrscheinlich auch ... (LHStv. Mag. Sobotka: Dividieren! Dividieren wirst du ja noch können!)
Ja, ja, ja! Hast du den Landesrechnungshofbericht
gelesen? Da gibt’s verschiedene Werte. Keiner
weiß, wie diese Werte zustande kommen. Also ich
glaube, da wird der Beirat Daumen mal Pi, unter
deinem Einfluss wahrscheinlich, auch sagen, okay,
heuer machen wir so einen Punktewert und
nächstes Jahr machen wir diesen Punktewert. Genau das hab ich jetzt erwartet. (LHStv. Mag.
Sobotka: Dividieren!)
Ja, genau, einfach dividieren. Das wissen wir eh
vom Finanzreferenten, wie einfach das geht.
Noch einmal, um keinen falschen Eindruck zu
erwecken: In den Musikschulen sind die Leistungen
super! Es ist die Frage, ob es das große Ziel ist,
möglichst viele erste Plätze bei den Wettbewerben
zu bekommen oder ob man doch eher den Blick auf
die Breite haben sollte, dass möglichst viele musizieren und animiert werden zu musizieren. Soviel
zu den Musikschulen. Ich werde den Bericht sicher
noch genauer lesen und mir ansehen und dann
irgendwann noch einmal Stellung dazu nehmen
können.
Meine Damen und Herren! Abschließend: Der
NÖ Theatersommer steht wieder ins Haus. Morgen
die Premiere in Melk „Metropolis“, die ich leider
wieder versäume auf Grund der Budgetsitzung,
was mir sehr leid tut. Ich werde natürlich Gelegenheit haben, sie an einem anderen Termin besuchen
zu dürfen. Ich empfehle Ihnen, gehen Sie raus ins
Land, wie das heute auch schon gesagt wurde,
besuchen Sie die Veranstaltungen, die kulturellen
Veranstaltungen. Es gibt jede Menge davon in
höchster Qualität! Und Kultur ist ein Geschenk! Und
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
dass es so bleiben wird, dazu wollen wir unseren
Beitrag leisten und werden dem Budgetvoranschlag
in diesem Fall zustimmen. Danke schön! (Beifall bei
den GRÜNEN und SPÖ.)
Und jetzt komm ich nämlich zu dem, was ich
euch heute auch noch erklären möchte. Ihr habt
den Begriff der Normalität. (Unruhe bei der ÖVP.)
Nein! Das ist ein Lob gewesen, Kollege Haller.
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Herr Klubobmann Waldhäusl.
Ihr habt heute, und das ist eine ernste Sache,
den Begriff der Normalität strapaziert. Was ist normal? Was ist nicht normal? Was ist in der Kunst
normal? Grundsätzlich ist in der Kunst alles erlaubt.
Aber es gibt Grenzen! Und es gibt dort Grenzen,
wo wir sagen, wo wir zumindest kein Steuergeld
investieren sollten.
Abg. Waldhäusl (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werter Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Werte Kollegen des Landtages!
Eigentlich wollte ich zur Dorferneuerung, wie
jedes Jahr, sprechen und mich dort nicht nur bei
den tausenden Freiwilligen bedanken, sondern
auch einiges darüber sprechen, wie wichtig sie ist.
Weil sie bei vielen Dingen versucht, Tendenzen
und Trends entgegenzuwirken, die Abwanderung
und viele Nachteile in den Regionen, auch im sozialen Bereich auszugleichen.
Aber es waren die Debattenbeiträge, speziell
der ÖVP, warum ich eigentlich noch einmal zurück
zu dieser Thematik Kultur und wie Kollege Haller
und Schuster meinten, wie schlimm das ist, wenn
Abgeordnete – er bezeichnet es mit Zwang – sagen
wollen, und er hat dann gemeint, populistisch und
ein paar andere Dinge, auch vom Kollegen
Schuster.
Eines merke ich. Aber ich merke auch, dass
weder die Grünen noch die SPÖ ein Problem damit
haben, wenn jemand sagt, wir würden in diesem
politischen Bereich kürzen. Die ÖVP, wie von Taranteln gestochen, immer wieder mit Zwang. Die
FPÖ, wieso? Die müssen dabei sein!
Ob ihr alle Dinge mit dem Landeshauptmann
mithüpft oder nicht, müsst ihr selbst entscheiden.
Aber betreffend der Normalität würde ich einmal
sagen, es ist schwierig, über normal zu sprechen,
wenn man gewisse Dinge, wenn man ein Bild seinen kleinen Kindern nicht mehr erklären will oder
kann. Weil es erzieherisch schwer ist oder weil man
dem Kind tatsächlich Dinge oft nicht mehr erklären
kann.
Oder wenn ältere Frauen mit 70, 80, 85, oft mit
90 Jahren im hohen Alter fragen: Herr Abgeordneter, stimmt das, dass da die Mutter Gottes ... Das
ist ja Schändung. Aber der Landeshauptmann lässt
das nicht zu, oder? Dann sage ich: Gnädige Frau,
ich muss ihnen sagen, das ist der Busenfreund vom
Landeshauptmann und der lässt es zu. Dann sagen
die, das können wir uns nicht vorstellen.
Und ich würde jetzt dann den Begriff dieser
Normalität auf dem aufbauen. Wenn Menschen mit
sehr viel Lebenserfahrung sagen, das geht zu weit.
Und wenn man das den eigenen Kindern nicht erklären möchte, weil man es teilweise gar nicht mehr
erklären kann.
Das ist ein Ausspielen, liebe Kollegen des
Landtages! Es ist Sache und es ist Verantwortung
der Politik, zu sagen, der Bevölkerung, und auch in
einem Plenum, wo man mehr Geld und wo man
weniger Geld in die Hand nimmt. Das hat nichts mit
Ausspielen zu tun! Ich stehe dazu, Kollege Haller,
dass ich lieber mehr Geld den Familien gebe und
weniger Geld dem Nitsch. Zu dem stehe ich.
Und da ist der Begriff der Normalität schon ein
wesentlicher. Man kann auch dazu sagen, wie weit
ist dieser Werteverfall von der Ideologie in der ÖVP
schon fortgeschritten? Wie weit ist es? Denkt zurück an Alt-Landeshauptleute. Hätte ein Maurer das
unterstützt, was jetzt passiert? Mit Sicherheit nicht!
Der hätte sich vor diesen alten Menschen geschämt, wenn er das rechtfertigen hätte müssen.
Ich sage euch, was euer Problem ist. Ihr seid
ja leicht zu durchschauen! Es hat einmal der Landeshauptmann ..., Wenn Politiker älter werden,
umgeben Sie sich gerne mit Künstlern. Das haben
sie so. Das weiß man. Und die sagen ihnen, wie
gut sie sind. Jetzt hüpft der Landeshauptmann da
was vor, jetzt müsst ihr wie die Marionetten nachhüpfen. Obwohl ihr selbst gar nicht bereit seid,
geistig noch nicht, da mitzuhüpfen. Weil ihr noch
normal seid.
Aber dieser Werteverfall, der findet nicht in der
SPÖ statt. Der findet nicht bei den Grünen statt.
Dieser Werteverfall befindet sich und findet statt in
den engsten Kreisen der ÖVP! Und wenn es nach
euch geht, wie ihr jetzt mitspringt mit dem Landeshauptmann, könnte ich mir vorstellen, dass die
Kollegen der ÖVP es so weit treiben, dass bei der
nächsten Auferstehung oder bei der Weihnachtsmette die Conchita Wurst auftritt. Euch würde ich
es zutrauen.
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Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Das ist der Begriff, wo die Normalität ..., das ist
der Begriff, wo der Werteverfall in der ÖVP fortgeschritten ist. Und ihr tut euch schwer. Und das ist
auch der Grund, warum ihr überhaupt damit ein
Problem habt, weil wir hier anderer Meinung sind.
Ihr wisst, dass ihr Fehler macht. Ihr wisst, dass es
nicht in Ordnung ist. Und darum wollt ihr nicht, dass
es dann in diesem Landtag Menschen gibt, die das
auch aufzeigen und sagen, das ist nicht normal.
(LHStv. Mag. Sobotka: Politik soll nicht über die
Kunst richten!)
Verhalten Sie sich wie ein LandeshauptmannStellvertreter! Melden Sie sich zu Wort. Beginnen
Sie mit der Kinderstube. Beginnen Sie, diskutieren
Sie nicht, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter,
über Änderungen in der Geschäftsordnung wenn
Sie selber die Kinderstube nicht mit hereinbringen.
(Beifall bei der FPÖ.)
Halten Sie sich an die Geschäftsordnung des
Landtages und seien Sie ein Beispiel! Versuchen
Sie einmal ein Beispiel zu sein. Die ÖVP möchte
eine Geschäftsordnungsänderung machen, damit
sich Abgeordnete so verhalten, dass das ein Ansehen ist, wenn man hier zuschaut. Da kommt der
Landeshauptmann-Stellvertreter herein und beschimpft den ganzen Tag heute wieder die Abgeordneten! Über das müssen wir diskutieren! (Abg.
Bader: Geh sei doch still, herst!)
Und darüber werden wir diskutieren. Und
möchten tut die ÖVP ganz was anderes. Die Opposition, dem Waldhäusl wollten Sie das Rederecht
verbieten! Gar nicht mehr reden! 700 Euro soll er
zahlen! Aber der Landeshauptmann-Stellvertreter
Sobotka, der darf alles! Da hört man nichts von den
Präsidenten, da sind sie stumm. Da hört man
nichts. Heute in der Generaldebatte, Majestätsbeleidigung, wenn man etwas sagt. Und dann kommt
der Herr Lehrer herein und glaubt, er muss als
Landeshauptmann-Stellvertreter immer wieder uns
rügen. Wir lassen uns das nicht gefallen! So wie wir
uns das nicht gefallen lassen was in der Kulturpolitik passiert ist. Das Beste was passieren kann.
Wenn man Kritik nicht aushält, hat man in der Politik nichts verloren oder im Plenarsaal. Oder beides.
(Beifall bei der FPÖ.)
Und wenn euch das weh tut mit der Kulturdebatte, dann macht ihr es bitte cleverer. Macht es so
gescheit wie die SPÖ. Die wissen, dass wir da anderer Meinung sind, auch die Grünen wissen es.
Sie haben kein Problem damit. Das ist das legitime
Recht einer Partei, dass sie sagen, wir wollen lieber
mehr Geld für jenen Bereich, weniger Geld für jenen Bereich. Das ist legitim! (Unruhe im Hohen
Hause.)
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Das kann man machen. Und schon wieder beleidigend! (Unruhe bei LHStv. Mag. Sobotka, Mag.
Karner und den GRÜNEN.)
Herr Präsident, ist das jetzt eine Zwischendebatte
vom Landeshauptmann-Stellvertreter oder bin ich
eh noch am Wort?
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Herr Klubobmann, Sie sind am Wort, noch zwei Minuten.
Abg. Waldhäusl (FPÖ): Danke schön, Herr
Präsident! Ich komme daher zum Schluss meiner
Ausführungen. Wir lassen es uns nicht nehmen
aufzuzeigen, wo wir die Politik anders machen. Wir
nehmen uns nicht etwas heraus, sondern es ist
unsere Pflicht, als gewählte Mandatare, speziell bei
Budgetdebatten, darüber zu sprechen, was uns
politisch wichtig ist. Und da geht’s nicht darum,
Bereiche auszuspielen, da geht’s nicht darum, ob
hier der Sportbereich, ob der Wirtschaftsbereich ...,
das ist Politik. Indem man umverteilt, indem man
sagt, wie man schwerpunktmäßig als Politiker,
wenn man eventuell in die Situation kommt, zu
entscheiden. Und im Landtag entscheidet man
speziell bei Voranschlägen über ein Jahr, wo man
tatsächlich politisch ansetzt.
Da spielt man nicht Gruppen aus, sondern man
sagt öffentlich – und wir sagen es – was uns hier
am Wichtigsten ist und was uns hier weniger wichtig ist. Und wenn das der ÖVP nicht passt, dann
muss sie damit leben. Wieso immer nur im Kulturbereich, weiß ich schon. Weil, noch einmal gesagt,
weil ihr selbst ein Problem damit habt, was ihr da
treibt! (Beifall bei der FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Von Gimborn.
Abg. Dr. Von Gimborn (FRANK): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Landesrat! Hohes Haus!
Ich werde jetzt ein bisschen die Wogen wieder
glätten, auch wenn sie vielleicht nachher wieder
hoch gehen werden. Kultur ist identitätsstiftend,
fördert die Tradition, belebt die Wirtschaft, fördert
den Tourismus. Sie sollte sowohl den Auftrag erfüllen zu bilden als auch zu unterhalten.
In unserem Bundesland steht jedenfalls Kunst
sehr groß geschrieben. Zahlreiche Projekte und
viele Kulturveranstaltungen prägen das Land Niederösterreich als Kunst- und Kulturland. Was sich
nicht auch zuletzt in unserem Budget widerspiegelt.
So wurde erstmals in der Geschichte des Österreichischen Filmpreises dieser in Niederösterreich
übergeben. Dies ist wirklich eine der bedeutendsten
Auszeichnungen für heimische Produktionen. Der
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Galaabend in Grafenegg diente, so der Landeshauptmann, der Gelegenheit, Grafenegg noch
breiter in die Öffentlichkeit zu tragen. Was auch die
Summen zeigen, die in diesen Standort geflossen
sind und auch noch fließen.
Grafenegg stand in dieser Veranstaltung nicht
nur im Zeichen des österreichischen Filmes, sondern auch im Zeichen des Kulturstandortes Niederösterreich. Unter diesen nominierten und prämierten Filmen waren auch mehrere Filme, die mit Unterstützung des Landes Niederösterreich entstanden sind. Also gefördert von Niederösterreichern
und Niederösterreicherinnen. Gefördert wird allerdings nicht nur die Produktion von Kinofilmen, sondern auch Fernsehproduktionen und Dokumentationen. Pro Jahr werden hier Fördermittel von annähernd 3 Millionen Euro in diesen Bereich ausgeschüttet.
Bei Filmproduktionen soll auch die so genannte Umwegrentabilität sehr hoch sein. Man
spricht davon, dass jeder Euro an Filmförderung
das bis zu Dreifache an Ausgaben in der jeweiligen
Region lukriert. Film kann aber auch in Niederösterreich konsumiert werden, wie im Cinema Paradiso.
Das wurde ja nach St. Pölten auch in Baden etabliert und erhielt Förderungen von 350.000 Euro vom
Land.
Das Sommerkino bietet an 19 Standorten in
ganz Niederösterreich Unterhaltung und auch die
Gelegenheit, das filmkulturelle Angebot unter
freiem Himmel zu genießen.
Überlegungen liegen in Filmbereich nahe, ein
eigenes Filmstudie in Niederösterreich zu etablieren. Seit dem Verkauf der berühmten RosenhügelStudios gibt es in ganz Österreich keine tonsichere
Halle mehr, die auch eine geeignete Größe aufweist um für internationale Produktionen interessant zu sein. Dadurch könnten aber Fernsehproduktionen ins Ausland abwandern. Und da stellt
sich schon die Frage, ob man das nicht verhindern
sollte oder auch will.
Filmproduktionen bringen Geldmittel. Aber, wie
gesagt, ein Kaufkraftabfluss in die östlichen Nachbarstaaten droht uns. Unsere Landschaft, aber
auch unsere Städte bieten internationalen Produktionen große Vorteile. Anreize über Infrastruktur
und steuerliche Vorteile für internationale Firmen
sind aber in Ungarn besser, wie auch Ursula
Strauss von der Filmakademie hierzu meint.
Hier sind Bestrebungen hinsichtlich eines
Baues eines derartigen Studios in St. Pölten oder
Baden begrüßenswert. Allerdings sollten diese
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Bemühungen nicht in einem politischen Hick-Hack
untergehen. Niederösterreich sollte sich relativ
rasch als Standort durchsetzen und etablieren.
Derartige Räumlichkeiten sollten natürlich in der
Nähe Wiens sein. Die Tatsache, dass es viele
Ideen, aber keine konkreten Projekte gibt, zeugt
wirklich von akutem Handlungsbedarf.
Wenn man sich den Rechnungsabschluss für
2013 ansieht, so ist für den Posten Kulturfilme und
Videos und Filmfinanzierung ein Voranschlag von
800.000 Euro veranschlagt gewesen. Der Rechnungsabschluss ergab aber über eine Million Euro.
Die Mehrausgaben betrafen das Cinema Paradiso
in Baden und den Fernsehfilm „Polt 5“. Hier wäre
halt besonders darauf zu achten, dass weitere derartige Ausgaben eine unmittelbare Wertschätzung
für Niederösterreich gewährleisten. Genug einmal
zum Film, der zweifelsfrei sehr zu würdigen ist.
1,5 Millionen Gäste besuchen pro Jahr Veranstaltungen in Niederösterreich. Als Höhepunkte
werden Grafenegg, das Musikfestival, und das
Theaterfest Niederösterreich genannt. Dieses feiert
heuer sein 20-jähriges Bestehen. An 23 Schauplätzen sind 28 Produktionen zu sehen, vom klassischen Theater bis hin zu Musicals.
Positiv hervorzuheben ist auch die Vernetzung
Kultur- und Tourismuswirtschaft. So wie die Vielfältigkeit von Kunst und Kultur in unserem Bundesland
groß geschrieben wird, so groß sind aber auch die
Förderungen hierzu. Und die Budgetzahlen der
letzten Jahre zeigen deutlich, dass die Ausgaben
jährlich kontinuierlich über den Veranschlagungen
liegen. Für 2013 fast 15 Prozent darüber. Dabei
sind aber noch nicht berücksichtigt die Förderungen
der Wirtschaft durch die ECO PLUS. Aus diesem
Bereich fließen zusätzlich noch einmal viele Geldmittel.
Sehr geehrte Damen und Herren! Kultur ist in
unserem Bundesland eindeutig Chefsache, wie
man dem Kulturbericht, Tätigkeitsfeld des Herrn
Landeshauptmannes, Seite 118, entnehmen kann.
Zwei Projekte möchte ich noch einmal erwähnen, die sich gravierend im Budget der nächsten
Jahre niederschlagen werden. Und daher sehr
diskussionsbedürftig sind. 38 Millionen Euro für
zwei neue Museen, die in Niederösterreich in den
kommenden Jahren entstehen sollen. In der Landeshauptstadt soll beim Landesmuseum das Museum Niederösterreich um ein Haus der Geschichte
erweitert werden.
Hierzu müssen insgesamt beim Landesmuseum zusätzlich 2.000 m 2 geschaffen werden. 2016
1418
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
soll mit der Neugestaltung begonnen werden. Eine
Eröffnung ist im Jahre 2017 geplant. Kostenpunkt 3
Millionen Euro. Argumentiert wird, dass es bis dato
keine umfassende Geschichte des Landes gab,
aber genug Interesse bestünde. Man verweist dabei auf die Schallaburg mit der Ausstellung „Jubel
und Elend“.
Das zweite Projekt, das ungleich teurer ist,
wertet Krems ungemein auf und schafft damit
wahrlich eine Kulturhauptstadt in unserem Bundesland mit einem Monumentalbau des Landeshauptmannes. Im Verbund mit der schon bestehenden Kunstmeile soll die Galerie Niederösterreich, Sammlung Niederösterreich, geschaffen
werden.
Auf 3.700 m2 sollen große Teile der Sammlung
des Landes ausgestellt werden und damit der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Geplant
ist, 2015 einen internationalen Architektenwettbewerb durchzuführen. Baubeginn ist für 2016 geplant
und die Eröffnung sollte, wie in St. Pölten, 2017
stattfinden.
Hier stellt sich die Frage, ob diese horrenden
Kosten sich auch rechnen. In Krems erwartet man
statt bisher 120.000 Zuschauer 160.000, also lediglich 40.000 pro Jahr mehr. Die Gesamtkosten alleine für Krems werden ohne Finanzierungsaufwand und Umsatzsteuer mit 35 Millionen gedeckelt.
Darüber sollte wirklich noch diskutiert werden.
Ich bedanke mich übrigens bei dem Antrag der
FPÖ bezüglich Nitsch-Museum. Man kann über
Kunst wirklich denken was man will. Und der Begriff
Kunst ist wirklich subjektiv. Wer sich jedoch einmal
die Mühe gemacht hat und dieses Museum besucht
hat, der möge mir aber trotzdem erklären, was
kunstvoll daran ist, wenn man nackte Penisse mit
Gedärmen umringt, die Oberschenkel und den
Bauch mit Blut beschmiert und anderes mehr. Und
das auf Kosten der Steuerzahler. Und das für einen
und, wie gesagt, es besteht die Unschuldsvermutung, vermeintlichen Steuerhinterzieher.
Starke Kritik kommt auch von meiner Seite,
wenn man sich den Kulturbericht und die vielen
Einzelförderungen ansieht, die so ganz nach dem
Gießkannenprinzip verteilt werden. Da ein paar 100
Euro, dort ein paar 1.000 Euro. Hauptsächlich potentielle Samen, sprich Wähler, werden begossen
und herangezüchtet.
Ich kann mich nicht erinnern, dass es im letzten Jahr einen Kultur-Ausschuss gab, wo diese
unter Anführungszeichen „Besprengung“ in irgendeiner Weise abgehandelt wurde. Dies scheint wirk-
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
lich die alleinige Frühlings- und Spielwiese unseres
Landeshauptmannes zu sein.
Christian Ortner fragt sich in seinem Buch
„Hört auf zu heulen“, ob Subventionen tatsächlich
mehr und bessere Kultur generieren im Standessinn. Oder ob nicht ganz umgekehrt Subventionen
die Produktion von Kunst schädigen, indem sie die
Beglückten lähmen, unbeweglich machen und eher
demotivieren. Weiters fragt er sich, ob die Gewährung von Subventionen an Künstler so eine Art
Wohlfühlprogramm für jene sein könnte, die diese
Subvention huldvoll verteilen. Das fragen wir uns
eigentlich vom Team Stronach auch.
Denn dies ist schon eine alles andere als banale Frage. Denn jeder Euro Subvention an einen
Künstler muss vorab von einem anderen Bürger
oder einer Bürgerin, egal ob der Bauer, Rechtsanwalt, Arzt, Trafikant ist, einmal weggenommen werden. Und vernünftige Politik wird eher strenge
Maßnahmen anlegen, wann eine derartige Umverteilung gerechtfertigt ist, aber sicher nicht nach
diesem Gießkannenprinzip. Sind Subventionen
überhaupt notwendig, um Kunst, vor allem hochwertige Kunst entstehen zu lassen? Also, dass
Kunst durch Subventionen entsteht, ist freilich nicht
wirklich nachweisbar.
Hoher Landtag! Wir vom Team Stronach werden dem Voranschlag der Gruppe 3 nicht zustimmen. Jedoch nicht deshalb, weil wir die Wichtigkeit
der Kultur nicht zu würdigen wissen, sondern einfach, weil in vielen Bereichen, vor allem im Sozialund Bildungsbereich noch Mittel notwendig sind,
die wir in den Debattenbeiträgen bereits abgehandelt haben oder auf die wir noch näher eingehen
werden.
Ich möchte hier aber trotzdem einen Resolutionsantrag von Abgeordneten Hintner und mir einbringen (liest:)
„Resolutionsantrag
der Abgeordneten Dr. Gabriele Von Gimborn
und Hans Stefan Hintner zur Gruppe 3 des Voranschlags des Landes Niederösterreich für 2015, Ltg.
411/V-2, betreffend steuerliche Absetzbarkeit von
Spenden im Kulturbereich.
Die Landesvoranschlagszahlen 2015 für die
Gruppe Kunst, Kultur und Kultus zeigen einmal
mehr, wieviel das Land NÖ in diesem Bereich investiert.
Im Arbeitsprogramm der österreichischen Bundesregierung für die Jahre 2013 bis 2018 ist die
steuerliche Absetzbarkeit für Zuwendungen (Spen-
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Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
den, Sponsoring) zur Erhaltung von unter Denkmalschutz stehenden, öffentlich zugänglichen Gebäuden, an öffentlich finanzierte Kunst- und Kultureinrichtungen und für Kunstankäufe von Werken
lebender bzw. zeitgenössischer KünstlerInnen (mit
Betragsbegrenzung) vorgesehen.
Die Kulturschaffenden fordern schon lange,
dass die Absetzbarkeit von Spenden im Kulturbereich auch umgesetzt wird, um damit einen Beitrag
zur nachhaltigen Absicherung der Kunst und Kultur
in Österreich zu leisten.
Die Gefertigten stellen daher folgenden Antrag:
Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird ersucht, auf die
Bundesregierung im Sinne der Antragsbegründung
einzuwirken, damit die Absetzbarkeit von Spenden
im Kulturbereich wie im Arbeitsprogramm vorgesehen, möglichst rasch umgesetzt wird.“
Zum Abschluss noch ein Zitat von Anastasius
Grün: Kunst üben kann nur der Erkorene, Kunst
leben jeder Erdgeborene. Danke für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall bei FRANK.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Gruber.
Abg. Gruber (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Abgeordnete! Geschätzter Herr
Landeshauptmann-Stellvertreter!
Ein Thema zum Entspannen von mir: Dorf- und
Stadterneuerung – die Erfolgsgeschichte schlechthin, wie der Herr Kollege Haller schon sehr treffend
angemerkt hat. Ein stetig wachsender Verein, der
ein wichtiger Bestandteil für die Gemeindeentwicklung und die Landesentwicklung geworden ist.
Die Hilfe zur Selbsthilfe wird durch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterstützt und gefördert. Die sehr engagierten Damen und Herren sind
weit über ihr definiertes Arbeitsfeld bereit, für die
Gemeinden da zu sein und auch gleich tatkräftig
anzupacken. Das Leitbild zu erarbeiten ist quasi der
Einstieg, der Beginn um den Dorferneuerungsverein in der Gemeinde gründen zu dürfen.
Im Jahr 2013 hatte ich das Vergnügen, bei der
Leitbilderstellung in meiner Gemeinde dabei sein zu
dürfen. Einfach herrlich! Wie Bürger und Bürgerinnen ihre Ideen einfließen lassen. Es entsteht eine
Eigendynamik, eine Bewusstseinsbildung für die
Stärken und Schwächen in der Gemeinde.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Mitgestalten, Wünsche einbringen, aktiv bei
der Umsetzung der Projekte mitzuwirken, stärkt
ungemein das Zusammengehörigkeitsgefühl und
die Gemeinschaft. Wohl fühlen in der Gemeinde ist
sicher in dieser schnelllebigen Zeit, mitunter ein
Grund, sich trotz weiter Wege, wie zum Beispiel zur
Arbeitsstätte, sich bewusst für eine ländliche Gemeinde zu entscheiden. Integriert, wahrgenommen
zu werden ist sicherlich ein Meilenstein von vielen,
die Abwanderung in manchen Regionen Niederösterreichs zu stoppen.
Die Budgetansätze für die Dorferneuerung sind
für das Jahr 2015 mit 3,1 Millionen und die der
Stadterneuerung mit 1,350.000 Euro analog zum
Jahre 2014 gleich geblieben. Die Dorf- und Stadterneuerung ist ja strukturell gerade im Umbruch.
Durch die Eingliederung in die NÖ Regional GmbH
sollen Synergien gebündelt werden. Und nach der
ersten Eingewöhnungsphase bin ich überzeugt,
dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiterhin
mit viel Engagement und Freude bei ihrer Tätigkeit
sind.
Im Jahresbericht zu schmökern ist absolut von
Vorteil. Es sollte für jeden Gemeinderat eine
Pflichtlektüre darstellen. Der Bogen spannt sich von
der Sanierung der Kapelle über eine Errichtung
eines Kommunikationszentrums bis zur Errichtung
eines Fun Court.
Wir
Sozialdemokraten
stimmen
diesen
Budgetansätzen zu und gratulieren gleichzeitig
allen handelnden Personen in der Dorf- und Stadterneuerung zur geleisteten Arbeit zum Wohle der
niederösterreichischen Bevölkerung! (Beifall bei der
SPÖ und ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zum Wort
gelangt Herr Abgeordneter Mag. Hackl.
Abg. Mag. Hackl (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Geschätzter Herr LandeshauptmannStellvertreter! Hoher Landtag!
Kultur hat sich in Niederösterreich zu einer
echten Kraftquelle entwickelt. Wir sind gut unterwegs in Sachen Budgetpolitik. Das hat der Herr
Landeshauptmann-Stellvertreter in seiner Budgetrede sehr eindrucksvoll heute dargelegt. Und wenn
es um Kunst und Kultur in Niederösterreich geht,
erleben wir gerade einen kreativen Frühling, der
uns viel Freude bereitet und der uns auch zuversichtlich stimmen kann.
Die heutige Debatte zu diesem Kapitel hat in
den Wortmeldungen der Abgeordneten, die sich mit
1420
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
diesem Thema ernsthaft auseinandergesetzt haben, auch gezeigt, was die Vorzüge von Kunst und
Kultur in Niederösterreich sind. Es ist ein Dialog
von Urbanität und Tradition. Es ist ein Zusammenspiel von Natur und Kultur. Es ist ein harmonisches
Miteinander von eindrucksvoller Landschaft und
kultureller Vielfalt. Und das ist damit auch ein
Alleinstellungsmerkmal, das Niederösterreich hat.
Und dieses Alleinstellungsmerkmal macht Niederösterreich zu einem begehrten Tourismus- und
Kulturland im Herzen von Europa.
Es ist mir deshalb eine besondere Freude und
wirklich wichtig, zu diesem Thema zu sprechen.
Doch wenn ich mir gerade die Wortmeldungen der
Kollegen der Freiheitlichen Partei, und da betone
ich das Wort „freiheitlich“ anhöre, dann muss ich
wirklich sagen, das Niveau, wie man sich Themen
nähern kann ... Gerade du, Herr Klubobmann
Waldhäusl, der sehr empfindlich reagiert hat, wenn
er einmal einen Zwischenruf hört, ja? Das Niveau,
wie man Kultur abarbeiten kann, ist bei dieser Debatte von deiner Seite ganz nach unten gedrückt
worden.
Da hat der Kollege Landbauer angefangen mit
den Worten, die Freiheit der Kultur ist mir wichtig.
Aber, und dann kommt das Aber: Aber ich sage
wann, ich sage was normal ist ... Ja genau. ... und
was nicht normal ist, das wird verurteilt.
Also, mit welchem Recht, Kollege Landbauer,
kannst du sagen, was normal ist? Mit welchem
Recht? Was nimmst du dir da heraus? Das finde
ich unerträglich, dass man hier eine Kulturdebatte
führt, wo sich Leute herausstellen und sagen, für
mich ist das normal und das ist nicht normal und
deswegen ist es zu verurteilen. Das ist letztklassig
in meinen Augen! (Beifall bei der ÖVP, Abg.
Rosenmaier und Abg. Präs. Gartner.)
Es hat eine Zeit in Frankreich gegeben, da haben Leute gesagt, Impressionisten sind nicht normal. Einem Monet, ein Cezanne ein Manet sind alle
nicht normal gewesen in ihrer Zeit. Da hat es Leute
gegeben, die so etwas gesagt haben. Und ganz
ehrlich, weil gerade irgendwo Fußball rennt: Wenn
man eine Kulturdebatte ohne Kultur in der Debatte
führt, dann müsste man eigentlich die rote Karte
bekommen. (Beifall bei der ÖVP und Abg. Rosenmaier.)
Ihr führt hier keine Kulturdebatte, sondern eine
Zensurdebatte. Und dieses Wertemodell, das dahinter steht, was die so genannte Freiheitliche
Partei vermittelt, tut mich wirklich frösteln hier in
diesem Landtagssaal, obwohl es heute ein warmer
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Tag war. Das ist wirklich schade! (Unruhe bei der
FPÖ.)
Und ich sage nur ein Zitat dazu von Helmut
Qualtinger. Der Helmut Qualtinger hat einmal gesagt, moralische Entrüstung ist der Heiligenschein
der Scheinheiligen. Und scheinheiliger als das, was
die Freiheitliche Partei heute in dieser Kulturdebatte
gebracht hat, das ist fast nicht mehr zu übertreffen.
(Beifall bei der ÖVP und Abg. Rosenmaier.)
Aber leider - außer von einer Partei. Weil das
hat mich wirklich heute persönlich getroffen. Ich
verstehe das durchaus, ja, dass man eine Geschäftsordnungstaktik machen kann. In jedem anderen Bereich ist es wirklich von mir aus noch erträglich, ja? Aber wenn Sie hier, liebe Kolleginnen
und Kollegen von den Grünen auf einen Antrag
hinauf gehen, wo oben steht, was Kunst ist, was
nicht Kunst ist, dass ihr das unterstützt, das bedeutet für mich, dass ihr sämtliche Grundwerte, die
für die Grünen stehen, heute wirklich den Bach
hinuntergehen habt lassen. (Beifall bei der ÖVP
und SPÖ.)
Und zum Team Stronach oder wie auch immer
jetzt diese Gruppe heißt, kann ich nur sagen, wenn
es um Kultur geht: Ihr wollt die BHs einsparen, ihr
wollt die Chefärzte einsparen. Die Beiträge zur
Kultur waren auch eine Einsparung. Ich freue mich
schon, wenn diese Periode vorbei ist, weil dann ist
diese Partei aus dem Landtag eingespart. Das wird
schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Den hab ich mir verdient. (Unruhe im Hohen
Hause.)
Es ist Gott sei Dank so, dass das, was heute
gesagt worden ist, gerade von den Freiheitlichen,
nicht die Meinung der Niederösterreicherinnen und
Niederösterreicher ist. 85 Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, das zeigt eine
GFK-Studie, sagen, dass das kulturelle Angebot in
Niederösterreich positiv bewertet wird. Der Wohlfühlindex in Sachen Lebensqualität zeigt uns, dass
87 Prozent sich in Niederösterreich wohl fühlen.
Und das hat auch mit unserem Kulturangebot zu
tun. 8 von 10 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher finden die Kultur wichtig in unserem
Land. Und wenn du sagst, du redest mit dem einen
oder anderen, ja, der das nicht versteht, Kollege
Waldhäusl, dann kannst du das vielleicht da uns
erzählen. Aber in Wirklichkeit denken die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher anders.
Das zeigt uns diese Studie und das zeigt uns auch
das Alltägliche, ja? Das Alltägliche, was jeder ÖVPAbgeordnete nämlich erlebt an jedem der 365 Tage
im Jahr. Weil wir sind unter den Leuten! (Beifall bei
der ÖVP.)
1421
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Und wir haben ein Modell geschaffen in Niederösterreich, wie wir Kultur abwickeln, um das wir
beneidet werden. In kaufmännischer Hinsicht und in
künstlerischer Hinsicht. Aus diesem Modell ist die
Kunsthalle Krems entstanden, das Festspielhaus
St. Pölten, das Haus der Regionen, Grafenegg, der
archäologische Park Carnuntum, das neue Besucherzentrum im Museumsdorf Niedersulz, die Neueröffnung des Mamuz. Das wissen der Kollege
Schulz und ich, weil wir aus dem Bezirk stammen.
Ist erst heuer eröffnet worden. Das alles sind Beispiele, wie wichtig uns Kultur und Kunst in Niederösterreich ist und wie gerne das die Menschen
annehmen.
Und wenn man auf die Landesausstellung zurückblickt, auf die letzte, und ich hatte das Vergnügen, weil sie in meinem Bezirk war, mitten drin und
nicht nur dabei zu sein. Was da alles bewegt worden ist an nachhaltigen Projekten. Wie wichtig es
den Menschen war. Wie viele davon profitiert haben. Dann kann man erst erkennen was Kultur in
Niederösterreich bewegt, nämlich nicht nur dass es
hier die Möglichkeit gibt, dass wir Künstler empfangen können, nämlich auch aus wirtschaftlicher Sicht
ist Kultur in Niederösterreich ein ganz wichtiger
Faktor.
Das zeigen uns auch Zahlen, wenn man sie
anschaut. Denn letztendlich werden durch die Investitionen, die wir in diesem Bereich tätigen,
12.000 Arbeitsplätze in Niederösterreich geschaffen
und gesichert. Und aus diesen Gesichtspunkten
zeigt sich, dass die Kulturförderung auch in ökonomischer Hinsicht dem Land Niederösterreich unglaublich gut tut.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir
können stolz sein, dass Niederösterreich in Sachen
Kunst und Kultur keine Monokultur ist, sondern ein
reicher, ein blühender Garten, mit einer Vielfalt von
Blüten und Früchten. Auf der einen Seite sehr bodenständig, heimisch, tief verwurzelt in der Erde
und auf der anderen Seite auch offen für neue
Wege, experimentiell, manchmal auch kontroversiell, nach Möglichkeiten suchend, die Freiheit der
künstlerischen Ausdrucksform zu erweitern.
Wir können stolz sein, dass Niederösterreich
ein Land mit Kultur ist. Und ich bin stolz darauf,
dass der Kollege Waldhäusl sich jetzt meldet. Denn
es bestätigt mir, dass ich richtig gesprochen habe.
(Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Petrovic.
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Abg. MMag. Dr. Petrovic (GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Geschätzte
Damen und Herren! Hohes Haus!
Empörung bei der Mehrheitspartei. Die Grünen
unterschreiben einen Antrag, der absolut nicht dem
entspricht, wofür sie inhaltlich stehen. Ich habe
auch diesen Antrag unterschrieben. Und ich werde
immer wieder solche Anträge ... (Abg. Mag.
Schneeberger: Ist eh peinlich! Frau Dr. Petrovic.
Irgendwo muss es doch Grenzen geben!)
Sie können auch mehrheitlich schreien! (Abg. Mag.
Schneeberger: Ich bin schon bei Ihnen, aber irgendwo muss es doch Grenzen geben!)
Ich weiß, dass Sie lauter sind. Ich weiß, dass Sie
die absolute Mehrheit haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Und ich weiß, dass Sie andere Mehrheiten nicht
aushalten. (Beifall bei den GRÜNEN und FPÖ.)
Mein Vorredner hat gesagt, wortwörtlich hat er
gesagt ... (Unruhe bei Abg. Mag. Schneeberger.)
Können Sie nur dazwischen schreien? Können Sie
sich nicht zu Wort melden? (Abg. Mag. Schneeberger: Na, ich war schon draußen, aber da haben
Sie nicht zugehört!)
Dann können Sie sich ja noch einmal in einer Debatte melden!
Mein Vorredner hat gesagt, in jedem anderen
Bereich ist das vertretbar. Aber bei der Kunst und
Kultur, die besondere Freiheiten braucht ... Ja, die
braucht sie! Da ist es nicht statthaft. Merken Sie
nicht, dass Sie genau dasselbe tun, was Sie den
Freiheitlichen vorwerfen, deren Kulturbegriff ich
nicht teile? (Beifall bei den GRÜNEN und FPÖ.)
Merken Sie nicht, dass Sie genau dasselbe tun?
Dass Sie sagen, es gibt eine Mehrheitsmeinung? In
diesem Bereich ist sie legitim, in jenem Bereich ist
sie nicht legitim. (Abg. Mag. Schneeberger: Ihr tut
ja das doch völlig falsch darstellen! Sie missbrauchen das!)
Und wenn in dem Bereich eine andere Meinung gesagt wird, dann brüllen Sie sie nieder! Dann
brüllen Sie sie mehrheitlich nieder! Das ist undemokratisch! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras (gibt Klingelzeichen): Die Frau Dr. Petrovic ist am Wort!
Abg. MMag. Dr. Petrovic (GRÜNE): In welchem Bereich es statthaft ist oder nicht, das entscheiden freie Abgeordnete. Und freie Abgeordnete
stimmen ab, so wie sie abstimmen. Und wofür und
wogegen Sie sind, das ergibt sich nicht daraus,
welcher Antrag gestellt wird, sondern wie letztlich
abgestimmt wird.
1422
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Und hier haben wir ... Wir haben schon oft
diese Debatten gehabt, was in diesem Haus statthaft ist und was nicht statthaft ist. (Abg. Mag.
Schneeberger: Wir merken, was statthaft ist!)
Wir haben schon oft darüber geredet, dass es
hier nicht einmal möglich ist, eine Aktuelle Stunde
oder irgendwas, was in anderen Bundesländern mit
der größten Selbstverständlichkeit, was in anderen
Bundesländern ... (Abg. Mag. Schneeberger: Ja,
die Wähler haben Ihnen ja nicht mehr Stimmen
gegeben!)
... mit der größten Selbstverständlichkeit möglich
ist, das geht in Niederösterreich nicht! (Abg. Mag.
Schneeberger: Sie haben eben nicht 30 Mandate,
Kollegin! Weil Sie eine derartige Politik machen!)
Ich erinnere mich, ich bin schon ziemlich lange
in Parlamenten tätig. Ich erinnere mich an Artikulationen der Kunst und Kultur, wo es die ÖVP war,
die derartige Meinungen vertreten hat. Ich erinnere
mich daran, dass die Grünen ... (LHStv. Mag.
Sobotka: Niemals! In diesem Landtag noch nie!
Das ist eine glatte Unwahrheit!)
Ich erinnere mich daran, dass die Grünen etwa
ihre damals noch bestehenden politischen Wahlsendungen im ORF den Künstlerinnen und Künstlern überlassen haben.
Da hat ein Leo Lukas gedichtet, da haben andere gedichtet, ein Ulrich Gabriel – Gaul genannt.
Und da kamen solche Worte wie „ein rot-weiß-rotes
Klopapier“ und ähnliches. Der Aufschrei der ÖVP
war grenzenlos! Und Sie haben etwa von einem
Kreisky-Sekretär, auch daran erinnere ich mich, der
über „trara trara, die Hochkultur“ gedichtet hat, Sie
haben es geschafft, dessen Kopf zu verlangen.
(Abg. Mag. Schneeberger: Sind Sie in Niederösterreich oder sind Sie Bundespolitikerin?)
Na, Sie haben heute der Abgeordneten Krismer
Greenpeace vorgeworfen. Und ich sage Ihnen, was
die ÖVP gemacht hat. (Abg. Mag. Schneeberger:
Dann reden wir über den Herrn Pilz!)
Und dafür haben Sie sich genieren können! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Und ich sage Ihnen noch etwas: Hier stehen
zwei Verfassungsprinzipien. Einerseits die Freiheit
der Kunst und Kultur, die in der Tat heilig ist. Und
sie beinhaltet das Recht ... (Abg. Mag. Riedl: Das
ist ein Skandal! – Abg. Mag. Schneeberger (zeigt
Antrag): Das ist heilig?)
Sie beinhaltet das Recht, einen reaktionären Kunstund Kulturbegriff zu vertreten oder einen höchst
progressiven, über den wahrscheinlich Sie auch
schockiert sind. (Abg. Mag. Schneeberger: Sie
reden sich doch in so einen Wirbel hinein!)
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
Das ist eine Freiheit, zu der ich absolut stehe! (Abg.
Mag. Schneeberger: Die Freiheit, die ich bestimme!)
Es gibt aber eine andere, und die heißt Demokratie! Die heißt Verhältniswahlrecht. Das gehört
sogar zu den Grundprinzipien. Und beinhaltet ein
gewisses Recht, Themen stellen zu können. (Abg.
Mag. Schneeberger: Ja, und was ist Ihr Verhältnis?
Ihr habt 4 Mandate! Der Stronach hat mehr Mandate als Sie!)
Ja, ich weiß, dass Sie offenbar nur plärren
können, wenn Sie im Unrecht sind. Das können
Sie! Wenn Sie mit absoluter Mehrheit es notwendig
haben, zu plärren, während manche schon sehr
betreten dasitzen, dann spricht das nicht für Ihre
demokratische Gesinnung. Dann spricht das nicht
dafür! (Beifall bei den GRÜNEN, FRANK und FPÖ.)
Ich sage Ihnen eines, und das ist ein Satz von
Voltaire, der mir sehr wichtig ist: Ich werde Ihre
Meinung bis an mein Lebensende bekämpfen.
Nämlich diese Meinung. Aber ich werde mich mit
allen meinen Kräften dafür einsetzen, dass Sie sie
haben und aussprechen dürfen. Dazu ist nichts zu
sagen. (Beifall bei den GRÜNEN, FRANK und
FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gemeldet Klubobmann Waldhäusl.
Abg. Waldhäusl (FPÖ): Sehr geehrter Herr
Präsident! Werte Kollegen des Landtages!
Ich möchte mich abschließend speziell bei den
Wortmeldungen der ÖVP-Abgeordneten bedanken.
Denn es war Lob für unsere Stellung. Das war Lob
für unsere Politik und Bestätigung, dass wir am
richtigen Weg sind. Danke dafür! Und danke auch
dafür, dass wir heute mit drei Personen feststellen
konnten, warum eine Änderung der Geschäftsordnung angeblich notwendig ist. Landeshauptmann
Dr. Erwin Pröll als einer der ersten Zwischenrufer –
unqualifiziert -, Landeshauptmann-Stellvertreter
Sobotka ist der zweite. Und jetzt Kollege Schneeberger. (Abg. Mag. Schneeberger: Der vierte war
der Waldhäusl!)
Kein einziger Zwischenruf heute! Ich würde
sagen, dass die ÖVP das im Klub diskutieren kann.
Ihr habt euch heute damit alles selbst beendet. Die
Kulturdebatte. Danke noch einmal! Viel Spaß, Herr
Präsident! (Beifall bei der FPÖ.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Zu Wort gemeldet Herr Abgeordneter Mag. Mandl.
1423
Landtag von Niederösterreich
Tagung 2013/14 der XVIII. Periode
Abg. Mag. Mandl (ÖVP): Also wenn der Klubobmann Waldhäusl sagt, es gab von ihm heute
keinen einzigen Zwischenruf, dann frage ich mich
wirklich, welche Wahrnehmung dieser Mann hat.
(Beifall bei der ÖVP.)
Wer den heutigen Landtagstag verfolgt hat und
dann das hört, findet das wirklich erstaunlich.
Ich will zur Frau Kollegin Petrovic nur gesagt
haben: Was sie, die Grünen, und was Sie speziell
als Person, als Politikerin, über die Freiheitlichen in
der Geschichte schon gesagt haben, auf der einen
Seite. Und auf der anderen Seite dann doch ja
auch historisch dauerhaft als jemand dazustehen,
der, um der parlamentarischen Möglichkeiten willen
freiheitliche Anträge, noch dazu Anträge dieser Art,
unterstützt, da klafft etwas auseinander. Das ist ein
Kontrast! (Abg. MMag. Dr. Petrovic: Das Demokratieverständnis der ÖVP, ja!)
Das werden Sie nicht wegbekommen und dem
werden Sie im tiefsten Inneren auch zustimmen
müssen.
Und weil so viel über Kunst diskutiert wird, naheliegenderweise in der Gruppe 3, sage ich jetzt
auch einmal was für mich keine Kunst ist. Keine
Kunst ist es, nur um der parlamentarischen Möglichkeiten willen da einen Antrag mitzutragen und
dort einen Antrag mitzutragen, nur dass man dann
mehr Aufmerksamkeit erregen kann, und alle Inhalte über Bord zu werfen, wie Sie das heute gemacht haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Und als, ich versuch‘s als humorvollen Abschluss zu sagen, auch im Sinne von Humor ist,
wenn man trotzdem lacht. Es wird in der Heraldik
hinterfragt, warum eigentlich das 5. Wappentier in
unserem Landeswappen, das unterste Wappentier
– von dem unklar ist, ob es eine Lerche oder einen
Adler darstellt – warum das in diese Richtung
schaut. Die anderen schauen einander an, das ist
klar, sie schauen sich in die Augen. Ich für mich
14. Sitzung vom 17. Juni 2014
habe die Antwort heute gefunden und das ist auch
die Antwort, die ich für mich persönlich gebe, wenn
ich Ihren Ausführungen, speziell Klubobmann
Waldhäusl und denen Ihrer Kollegen zuhöre – dieses Wappentier wendet sich einfach ab von Ihnen
und schaut in die andere Richtung. Wendet Ihnen
den Rücken zu. Und das ist es, was man über Ihre
Kulturpolitik sagen kann. (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Die Rednerliste ist erschöpft. Möchte sich der Herr Berichterstatter zur Kunst auch noch äußern?
Berichterstatter Abg. Lobner (ÖVP): Nein!
Zweiter Präsident Mag. Heuras: Das ist nicht
der Fall. Wir kommen daher zur Abstimmung der
Gruppe 3. Zunächst liegt ein Abänderungsantrag
vor der Abgeordneten Landbauer, Waldhäusl,
Königsberger, Ing. Huber, Dr. Krismer-Huber und
Dr. Petrovic betreffend Senkung des Budgetansatzes in der Gruppe 3. (Nach Abstimmung:) Das sind
die Stimmen der FPÖ und 2 Stimmen der Liste
FRANK. Der Abänderungsantrag ist abgelehnt.
Ich komme daher zur Abstimmung über die
Gruppe 3. (Nach Abstimmung:) Das sind die Stimmen der GRÜNEN, der ÖVP, der SPÖ und 3 Stimmen der Liste FRANK.
Es liegt ein Resolutionsantrag vor der Abgeordneten Dr. Von Gimborn und Hintner betreffend
steuerliche Absetzbarkeit von Spenden im Kulturbereich. (Nach Abstimmung:) Das sind die Stimmen
der GRÜNEN, der ÖVP, der SPÖ und der Liste
FRANK. Dieser Antrag ist mit Mehrheit angenommen.
An dieser Stelle unterbreche ich die Sitzung
über das Budget des Landes Niederösterreich
2015. Die Sitzung wird morgen um 9 Uhr fortgesetzt. (Ende der Sitzung um 21.58 Uhr.)
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