Ein Fressplatz für mehrere Sauen

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MEDIEN-INFO
4. Internationale Fachmesse für Nutztierhaltung, landwirtschaftliche
Produktion, Spezialkulturen und Landtechnik
St.Gallen, 26. – 29. Februar 2004
Fachtext
Fütterungssysteme für Zuchtsauen
Es ist nicht einfach, Sauen, die in Gruppen gehalten werden, richtig zu
füttern. Die Fütterungssysteme müssen nicht nur rationell sein, sondern auch die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigen.
Gezielte Fütterung
Eine starke Gewichtszunahme während der Trächtigkeit ist unerwünscht,
da schwere Sauen vermehrt Geburtsschwierigkeiten haben, schwerfälliger
sind und somit auch die Gefahr grösser wird, dass sie Ferkel erdrücken.
Fette Sauen haben nach der Geburt einen schlechteren Appetit und verlieren mehr Gewicht als schlanke Sauen. Dies ist nicht die Folge einer hohen
Milchleistung, sondern des starken Fettansatzes während der Trächtigkeit.
Auch sind die Würfe kleiner. Es ist deswegen wichtig, dass man Sauen
gezielt nach ihrem Bedarf füttert.
Fressplätze mit Zwischenwänden
Die einfachste Methode, Sauen in einer Gruppe zu füttern, stellt die Fütterung am durchgehenden Trog dar. Die einzelnen Fressplätze sind durch
Zwischenwände, die etwa bis zur Schulter der Tiere reichen, voneinander
getrennt. Man nennt sie Fress- oder Schulterblenden. Diese sollen bewirken, dass die Sauen einander beim Fressen wenig stören. Sie können allerdings nicht verhindern, dass eine starke Sau eine schwache Sau von
ihrem Platz verdrängt. Eine gezielte Einzelfütterung ist also bei diesem
System nicht möglich, und es kommt häufig zu Kämpfen um den Fressplatz.
System „Bio Fix“
Eine einfache Methode, die Sauen davon abzuhalten, andere vom Futter
wegzudrängen, stammt aus Schweden. Man ging davon aus, dass eine
Sau solange ihren Fressplatz nicht verlässt, wie sie dort Futter vorfindet.
Deshalb wurden Automaten entwickelt, welche das Futter langsam zur Verfügung stellen. Man nennt dieses System „Bio-Fix“ oder „DribbelFütterung“. Eine zurückhaltende Fütterung einzelner Sauen ist allerdings
kaum möglich.
Gezielte Einzelfütterung in Fress-Ständen
Wer seine Sauen gezielt füttern möchte, muss sie während des Fressens
einsperren. Dazu bieten sich Fress-Stände an, die sich hinten verschliessen lassen. Der Tierhalter kann aus einem Futterwagen jeder Sau die pas1
sende Ration zuteilen. Es ist möglich, am gleichen Futterplatz mehrere
Gruppen nacheinander zu füttern. Auf diese Weise spart man Platz und
Baukosten. Die Fütterung in Fress-Ständen ist relativ zeitaufwändig, ermöglicht jedoch dem Tierhalter eine gute Tierbeobachtung und –betreuung
und den Tieren Schutz voreinander. Ausserhalb der Fresszeiten dürfen die
Tiere nicht in den Fress-Ständen eingesperrt werden.
Ein Fressplatz für mehrere Sauen
Bei der Abrufstation müssen sich mehrere Sauen einen Fressplatz teilen.
Der Computer erkennt jede Sau an ihrem Sender im Ohr oder am Halsband, und die Sau kann die ihr gutgeschriebene Futtermenge „abrufen“;
daher der Name „Abrufstation“. Die Sauen betreten die Station nacheinander durch eine sich automatisch öffnende und schliessende Türe und verlassen sie meist auf der anderen Seite wieder durch eine entsprechende
Türe. Arbeitswirtschaftlich sind Abrufstationen zwar praktisch, aber sie entsprechen nicht dem natürlichen Verhalten von Sauen, die gemeinsam fressen und nicht anstehen wollen. Wenn die Fütterung beginnt, kommen zuerst die starken Sauen in die Station. Die schwächeren müssen warten. Mit
der Zeit pendelt sich eine Reihenfolge ein. Beim Warten vor der Abrufstation kommt es jedoch immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den
Sauen, vor allem dann, wenn neue Tiere zur Gruppe kommen. Kommt es
zu Verletzungen, dann sind sie nicht wie bei den Rangkämpfen vorne an
den Schultern der Tiere zu finden, sondern hinten an der empfindlichen
Zucht. Um die Situation vor der Abrufstation zu entspannen, hat das Bundesamt für Veterinärwesen Auflagen für den Verkauf von Abrufstationen
erlassen. Unter anderem ist die Anzahl Tiere je Station limitiert, die Gesamtfläche des Stalles muss pro Tier mindestens 2.5 m2 betragen, die Futterstationen dürfen sich nicht auf der Liegefläche befinden, und den Tieren
ist neben der eingestreuten Liegefläche Beschäftigungsmaterial wie Stroh,
Heu, Gras oder Silage anzubieten.
Abruffütterung: Wenig Handarbeit, aber problematisch
Die Auflagen lassen erkennen, dass die Abruffütterung für die Tiere kein
unproblematisches System ist. Es gibt Ställe mit Abruffütterungen, in welchen dauernd Auseinandersetzungen vorkommen und solche mit wenigen.
Die Zusammensetzung der Herde, aber auch der Mensch selbst spielen
dabei eine wichtige Rolle. Zwar hilft die Technik dem Tierhalter, aber er
muss sich bewusst sein, dass plötzlich einmal Probleme auftreten können.
Bei Störungen des Computers ist der Tierhalter meist auf fremde Hilfe angewiesen und muss dafür neben hohen Investitionskosten mit jährlichen
Betriebskosten rechnen. Vorkehrungen für einen Stromausfall und eine
Alarmanlage sind empfehlenswert. Unabdingbare Voraussetzung für das
Funktionieren einer Abruffütterung ist, dass der Tierhalter die Daten richtig
in den Computer eingibt, täglich kontrolliert, ob alle Sauen ihre Ration abgeholt haben und dass er die Funktionstüchtigkeit überprüft. Vor jeder Fütterung muss er die Tiere mit Beschäftigungsmaterial versorgen. Jungen
Sauen, welche die Station noch nicht kennen, muss man zu Beginn helfen,
sich mit dem Fütterungssystem zurecht zu finden. Für das Tier selbst stellt
die Fütterung in verschliessbaren Fress-Ständen in der Regel die bessere
Lösung dar, da die Sauen dort gemeinsam und ungestört fressen können.
Genügend Beschäftigung
Bei allen Arten der Fütterung ist wichtig, dass die Sauen die Möglichkeit
haben, sich über längere Zeit mit rohfaserreichem Material wie Stroh oder
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Heu zu beschäftigen, da die Fütterung selbst nur den Nährstoffbedarf der
Sauen befriedigt, aber nicht das Bedürfnis zu kauen und sich mit dem Futter zu beschäftigen. In der Natur nämlich nimmt die Futtersuche, insbesondere das Wühlen und Beissen der Nahrung, den grössten Teil der Aktivität
ein, während die Nahrungsaufnahme am Trog nur etwa zehn bis fünfzehn
Minuten am Tag dauert.
Weitere Informationen
Olma Messen St.Gallen
Tier&Technik
Splügenstrasse 12, Postfach, CH-9008 St.Gallen
Tel. +41 71 242 01 99
Fax +41 71 242 01 02
[email protected]
www.olma-messen.ch
St.Gallen, Januar 2004
Autor: Michael Götz (Dr. Ing. Agr.), 9034 Eggersriet
Bildlegenden (Bilder auf CD-ROM "Bilder_Zuchtsauen")
(Fotos: Michael Götz)
Abbildung 13
In Fress-Ständen kann man die Sauen einzeln füttern.
Abbildung 14
Man kann die Sauen in Gruppen nacheinander in denselben Fressständen füttern.
Abbildung 15
Futterwagen zum Ausdosieren der Portionen bei Fress-Ständen.
Abbildung 16
Sauen warten hinter einer Abrufstation. Von Natur aus fressen Schweine nicht
nacheinander, sondern gemeinsam.
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