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IP/02/284
Brüssel, den 21. Februar 2002
Kommission
Generation
für
das
Internet
der
nächsten
Die Europäische Kommission hat heute eine Mitteilung mit dem Titel
„Internet der nächsten Generation — Vorrangige Maßnahmen beim Übergang
zum neuen Internet-Protokoll IPv6“ verabschiedet. In der Mitteilung wird ein
europäischer Aktionsplan für die beschleunigte Einführung des InternetProtokolls Version 6 (IPv6), der Schlüsseltechnologie für das Internet der
nächsten Generation, gefordert. Es besteht Handlungsbedarf, denn der
Adressraum der gegenwärtigen Internet-Generation wird voraussichtlich
gegen 2005 ausgeschöpft sein. Im Hinblick auf die Anzahl der auf absehbare
Zeit zur Verfügung stehenden Internetadressen bedeutet das IPv6 einen
wahren Quantensprung. „IPv6 ist die technische Voraussetzung für das
Zusammenwachsen von Internet und Mobilkommunikation, also einen
Bereich, in dem Europa weltweit führend ist,“ erläutert Erkki Liikanen, das für
Unternehmen
und
die
Informationsgesellschaft
verantwortliche
Kommissionsmitglied. „Die Bedeutung von IPv6 für die Wettbewerbsfähigkeit
Europas kann gar nicht überschätzt werden. Um IPv6 zu verwirklichen, muss
Europa seiner erstklassigen Forschung nun ein entsprechendes politisches
Engagement zur Seite stellen.“
Jedes mit dem Internet verbundene Gerät besitzt eine IP-Adresse (InternetProtokoll) – also seine Internet-„Postadresse“. Die heute verbreitete Version des
Internet-Protokolls (IPv4) wurde in den 1970-er Jahren konzipiert und ermöglicht
etwas mehr als 4 Milliarden Adressen – was vor dem Beginn der Internet-Explosion
mehr als genug war.
Heute reicht dies aber nicht mehr aus, um jeder Person in der Welt eine eigene
Adresse zuzuordnen. Doch verschlimmert wird die Situation noch dadurch, dass die
IPv4-Adressen nicht gleichmäßig verteilt sind – 74 % der IPv4-Adressen wurden
nordamerikanischen Einrichtungen zugewiesen, wobei zwei Universitäten (Stanford
und MIT) jeweils mehr Adressen haben als die Volksrepublik China.
Es wird davon ausgegangen, dass der IPv4-Adressraum bis etwa 2005
ausgeschöpft sein wird. Darüber hinaus werden für künftige Internet-Entwicklungen
wie die drahtlose Kommunikation zwischen Geräten, mobile Computer und den
Mobilfunk der 3. Generation (3G) noch mehr dieser ohnehin knappen Adressen
benötigt.
Das IPv4 steht der Entwicklung einiger diese neuen Systeme im Wege, was ernste
Auswirkungen auf die weltweit führende Stellung Europas in der
Mobilkommunikation hat. Deshalb ist IPv4 zu einem Bremsklotz sowohl für die
Entwicklung der weltweiten Informationsgesellschaft als auch einer ganzen Reihe
neuer Technologien und Dienste geworden.
Mit IPv6 stehen dagegen 2128 (4 Mrd. * 4 Mrd. * 4 Mrd. * 4 Mrd.) Adressen im
Cyberspace zur Verfügung, d. h. mehr als es Sandkörner an den Stränden der Welt
gibt. Aber IPv6 stellt nicht nur genügend Adressen für alle Menschen und deren
Geräte mit Internetzugang zur Verfügung, sondern macht auch die technischen
Lösungen zur Überwindung der IPv4-Beschränkungen überflüssig, so dass IPv6
mehr Stabilität, Effizienz, Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Datenschutz bietet.
Ohne die Umstellung auf IPv6 wird das Internet unweigerlich unter der wachsenden
Last neuer Nutzer und zunehmenden Datenverkehrs zusammenbrechen und die für
die Wettbewerbsfähigkeit Europas so wichtige Innovation abwürgen. Mit Hilfe von
IPv6 kann Europa seine führende Position in der Mobilkommunikation nutzen, um
seine Stellung so unterschiedlichen Bereichen wie Netzausrüstungen und
Unterhaltungselektronik auszubauen, in denen Europa eher als Kunde, nicht als
Hersteller gilt.
Die Europäische Kommission betrachtet IPv6 daher als grundlegenden Bestandteil
der europäischen Strategie für das Internet der nächsten Generation, gemeinsam
mit der europäischen Breitband-Strategie und vielen anderen Initiativen, die seit dem
Aufruf des Europäischen Rates von Lissabon, Europa „bis 2010 zum dynamischsten
und wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum“ zu machen,
unternommen wurden.
Die europäischen Forschungsanstrengungen in Bezug auf IPv6 sind weltweit
maßgebend. Allein die Europäische Kommission beteiligt sich mit etwa 55 Mio. Euro
an Forschungsprojekten, die gegenwärtig im Rahmen des Fünften ForschungsRahmenprogramms laufen. Darüber hinaus wird GEANT – das weltweit schnellste
Forschungsnetz – in Kürze auf IPv6 umgestellt und dient als Versuchsanlage von
Weltrang zur Erprobung neuer IPv6-Anwendungen und -dienste.
Die Einführung dieser neuen Technik ist jedoch kein rein technisches Problem.
Gestützt auf die Arbeit ihrer nach dem Stockholmer Gipfel eingesetzten „IPv6-Task
Force“, ruft die Kommission nun die Mitgliedstaaten und die Wirtschaft in Ergänzung
der europäischen Forschungsanstrengungen zu einem entsprechenden politischen
Engagement für eine zügige und reibungslose IPv6-Einführung auf. Diese erfordert
ein abgestimmtes Vorgehen zum Ausbau und zur Zusammenführung der
europäischen Anstrengungen auf folgenden Gebieten:




Entwicklung der nötigen Qualifikationen;
Weiterführung der europäischen Forschungsarbeit;
Beschleunigung der Arbeit an Normen und Spezifikationen;
Sensibilisierung der gesamten Wirtschaft.
Das IPv6-Internet
Einige der neuen Adressen werden zwar den herkömmlichen PCs der Nutzer
zugewiesen, die meisten von ihnen entfallen voraussichtlich aber auf eine neue Art
Internet-fähiger Geräte wie Mobiltelefone, Navigationssysteme in Fahrzeugen,
Haushaltsgeräte, Industrieanlagen und andere elektronische Instrumente. Alle
werden sie eine IP-Adresse benötigen, um untereinander und mit den Nutzern
kommunizieren zu können.
Das IPv6-Internet wird deshalb alle Bereich durchdringen und nahtlos überall
präsent sein. Ein Großteil des Datenverkehrs wird überdies aus der Kommunikation
zwischen Geräten bestehen. Dabei wird es sich um drahtlosen Datenverkehr
handeln, denn es ist natürlich unmöglich, alle diese Geräte miteinander zu
verkabeln.
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Aus diesen Gründen wird IPv6 zur Lokomotive für neue, über Mobilfunksysteme der
3. Generation laufende Anwendungen und Dienste werden.
Dadurch, dass jedes einzelne Gerät seine eigene, eindeutige Adresse besitzt, wird
außerdem jedermann, der über einen PC mit ständiger Breitbandanbindung verfügt,
in der Lage sein, seinen eigenen Server zu betreiben, woraus sich ganz neue
Möglichkeiten der Direktkommunikation zwischen Personen ergeben.
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