Konfirmationspredigt Matthäus 5,37

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Konfirmationspredigt Matthäus 5,37a zum Thema „Mut“
von Pfr. Markus Unholz, St. Georgen, 2. Mai 2010
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde
„Wofür hast du schon Mut gebraucht?“, habe ich euch gefragt.
Hier einige Beispiele – ich zitiere sie absichtlich anonym –, die ihr notiert habt:
- um mich für eine weiterführende Schule zu entscheiden;
- um meine eigene Meinung zu vertreten, als ich als einziger dieser Meinung war;
- um ein Holzbrett mit der Faust in zwei Teile zu schlagen; da hatte ich nachher ein gutes
Gefühl;
- als ich das erste Mal vom 5-Meter gesprungen bin;
- es war cool, als ich beim Klettern auf dem Balken aufstehen konnte;
- als ich mich bei einer Prügelei eingeschaltet habe, da habe ich mich gut gefühlt.
So verschieden wir Mut erleben – etwas scheint mir dazuzugehören:
Mut heisst: Ich werde mir selber klar, was ich will. Das spreche ich auch aus und tue es. Mut
zeigt sich in meinen Worten und meinen Taten.
Ein biblisches Mutmacher-Wort, das auf dieser Linie liegt, möchte ich euch mitgeben. Jesus
sagt es in seiner Bergpredigt kurz und bündig so:
Euer Ja sei ein Ja, euer Nein sei ein Nein. Matthäus 5,37
Der Satz steht im Zusammenhang mit der Aufforderung von Jesus, man solle nicht schwören.
Ein klares und einfaches Ja oder Nein soll genügen. Und es zählt. Es braucht Mut, klar und
einfach zu sagen, was man denkt, sich nicht hinter vielen Worten zu verstecken. Manchmal
braucht es auch Mut, mir selber gegenüber klar zu werden, was ich eigentlich denke und will;
und es dann den anderen zu erkennen geben, damit sie wissen, woran sie mit mir sind.
Es geht also einmal um den Mut, ja zu sagen. „Euer Ja sei ein Ja.“ Nie im Leben lässt sich im
voraus sicher sagen, wie es herauskommt. Immer wieder, wenn ihr etwas zu entscheiden habt,
schulisch, beruflich, in Bezug auf Freundschaften, müsst ihr etwas wagen. Gelingt es? Oder
gibt es eine harte Landung? Wir wissen es nicht im voraus. Aber deswegen nichts zu wagen,
euch mutlos zu sagen „Es könnte ja misslingen“, das hilft nicht weiter, denn dann hebt ihr nie
ab, erlebt nie ein Highlight. Und das Schöne ist es zu erfahren, wie es jemand von euch
geschrieben hat: „Alles, wofür ich bisher Mut gebraucht habe, macht mir Mut.“
Es kann aber auch einmal der Mut nötig sein, nein zu sagen. Klar und deutlich. „Euer Nein sei
ein Nein,“ sagt uns Jesus. Die anderen finden es toll, zu klettern, oder sie wagen den Sprung
von Sprungbrett. Ich möchte es nicht. Und darum sage ich nein. Auch ein Nein kann sehr
mutig sein.
Doch was kann mir helfen zu entscheiden, ob ich nun ja sagen soll oder nein? Ich meine es sei
der Mut, bei mir selber zu sein. Es gibt verschiedene Art von Gruppendruck. Die anderen
lassen mich spüren: „Du bist nicht cool, wenn du dies oder jenes nicht mitmachst. Das gehört
doch einfach dazu. Tu doch nicht so schwach.“ Was in diesem Zusammenhang Mut heisst,
hat jemand von euch so erlebt: „Alle haben jemanden gemobbt. Ich habe ihn jedoch gelassen.
Das brauchte Mut.“
Es gibt aber auch das Umgekehrte: Dass du dich für etwas interessierst, was nicht im Trend
ist, dass du dich anders kleidest oder einen anderen Musikstil hörst als die Mehrheit.
In solchen Situationen braucht es Mut, auf sich selbst zu hören und zu spüren: Wozu ich ja
sagen will, dazu sage ich ja. Und wenn etwas nicht zu mir passt, dann bleibt mein Nein auch
ein Nein, egal, was die anderen denken.
Zum Stichwort „Da würde ich mir manchmal mehr Mut wünschen...“ haben ziemlich viele
genau dies notiert: dass ihr den Mut haben möchtet, eure eigene Meinung zu sagen und nach
eurer eigenen Überzeugung zu leben. Das wünsche ich jedem von euch von Herzen. Denn ein
Leben, das gegen die eigene Meinung oder Überzeugung läuft, kann kaum ein glückliches
und erfülltes sein.
Aber noch etwas Zusätzliches möchte ich euch wünschen: Dass ihr die eigene Meinung, die
eigene Lebenseinstellung offen haltet.
Ich habe in jeder Konfstunde jemanden von euch einen persönlichen Gegenstand mitbringen
lassen. Vielleicht habt ihr euch manchmal gedacht: Komisches Hobby, das dieser Kollege,
diese Kollegin hat, eigenartige Vorliebe. Oder umgekehrt: Ja genau, das interessiert mich
auch. Noch etwas Drittes wäre möglich: Ihr stellt fest, da ist jemand anders als ich, und
eigentlich ist es spannend, dass er anders ist. Er kann mir Erfahrungen nahebringen, die ich
selber nicht kenne.
Es braucht Mut, sich nicht an seine Überzeugungen und Vorlieben zu klammern, sondern sich
zu öffnen für andere und sich selbst vielleicht davon gar in Frage stellen, jedenfalls seinen
Horizont erweitern zu lassen. Manche von euch planen, einmal in die Welt hinaus zu reisen,
um Neues kennenzulernen. Das ist toll. Doch auch unter den Menschen, mit denen wir hier
zusammenleben, gibt es Neuland zu entdecken.
Ob das im Konf ein Stück weit im Blick auf Gott gelungen ist? Dass wir die Frage nach Gott
und die Fragen des Glaubens so angesehen haben, dass sie euren Blick weiter und euer Herz
mutiger gemacht haben? Ich wünsche es euch jedenfalls für die Zukunft.
Jemand von euch hat sich dazu so geäussert: „Der Glaube kann einem Menschen Mut
machen, indem dieser daran glaubt, dass es jemanden gibt, der auf ihn aufpasst. Ausserdem
kann die Glaubensgemeinschaft einem Mut vermitteln.“
Ja, wie bekomme ich überhaupt Mut? Ich meine dadurch, dass ich darauf vertraue: Da steht
jemand hinter mir. Er gibt mir Rückhalt. Er hat mich gern und nimmt mich ernst. So hoffe
ich, dass wir Eltern und andere, die euch begleitet haben und weiter für euch da sind, euch auf
diese Weise ein Stück Mut fürs Leben haben geben können.
Heute darf ich euch bekräftigen, was die meisten von euch schon in der Taufe zugesagt
bekommen haben: dass auch Gott euch gern hat und euch ermutigen möchte, zuversichtlich
ins Erwachsenenleben hinaus zu gehen.
Von Gern Haben und Ernst Nehmen habe ich gesprochen. Man pflegt zu sagen, Liebe heisse,
den anderen so zu nehmen, wie er ist. Das hat etwas für sich, ist aber meines Erachtens doch
nicht alles. Jemanden zu lieben und ihn ernst zu nehmen, bedeutet, auch Kritisches zu sagen.
Wir wären keine besonders guten Eltern gewesen, wenn wir zu allem nur genickt hätten.
Und das sehe ich in einem anderen, weiteren Sinn auch von Gott her so. Es wäre ein
harmloser Gott, der alles, was wir tun, wie mit einem Zuckerguss zudecken würde. Wo
Menschen lieblos sind, zu sich selber, gegenüber einander oder gegenüber der Schöpfung, da
erhebt Gott Einspruch.
Um Gott zu hören, braucht ihr Mut. Mut zur Stille, um in euch zu gehen, um zu spüren, ob ihr
auf gutem Weg seid. Mut, Gott aus den menschlichen Stimmen herauszuhören, die offen und
ehrlich zu euch sind. Mut, immer wieder auf die Bibel und den Glauben euch einzulassen. Ich
bin überzeugt: Wir können daraus viel Mut schöpfen. Aber es braucht auch den Mut, uns im
Glauben herausfordern und uns immer wieder verändern zu lassen.
Und auch wir Eltern brauchen Mut: den Mut, unsere Kinder immer mehr freizugeben, sie ihre
eigenen Wege im Leben gehen zu lassen und doch weiterhin „in der richtigen Dosierung“ für
sie da zu sein.
Dabei dürft ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, dabei dürfen wir Eltern, wir alle
uns darauf verlassen, dass hinter dem Leben eines jeden von uns ein grosses, unverrückbares
Ja steht: Das Ja von Gott.
Er hat einem jeden von euch sein Leben geschenkt. Und er traut euch zu, dass jede, jeder sich
auf seine Art gut weiterentwickelt. Oder, wie jemand schreibt: „Mit Mut in die Zukunft gehen
heisst für mich, meinen eigenen Weg gehen und mich für andere einsetzen.“
Gottes Ja gilt, auch wenn ihr mal einen Umweg macht oder sogar einen Irrweg, von dem ihr
wieder umkehren müsst. Sein Ja lässt euch, so hoffe ich, mit Mut und Freude ins Leben
hinaus ziehen. „Für mich persönlich heisst das, zuversichtlich zu sein und Mut zu haben,
meine Träume zu verwirklichen.“ Oder: „Die Zukunft auf mich zukommen lassen und offen
sein für Neues und es versuchen, positiv zu sehen.“ Ich bin mir sicher: Wir alle, die mit euch
feiern, geben euch zu Gottes Ja unser menschliches Ja dazu. Amen.
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