DIE SPRACHEN AFRIKAS II:

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DIE SPRACHEN AFRIKAS II:
HAMITOSEMITISCHE
SPRACHEN
AO. UNIV. PROF. DOZ. DR. GERHARD BÖHM
Stand: Sommersemester 2002
Autorin: Brigitte Ecker
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Vorlesung 8.3.
Hamitosemitische Sprachen sind eine genealogische Einheit von Sprachen den
indogermanischen entsprechend
Eine Gruppe von Sprachen, von der man annehmen darf, dass sie eine gemeinsame
Grundsprache hatten
Verwandtschaft der Sprachen zu verfolgen, Grundsprache hypothetisch zu rekonstruieren
FORSCHUNGSGESCHICHTE
Beschäftigung mit semitischen Sprachen ist älter als die Sprachwissenschaft in engerem Sinn
Beginn in der Zeit der Reformation Anfang 16. Jh. mit dem Studium des Hebräischen
(Bibelwissenschaft AT-Text)
Bahnbrechend: Hebräisch im Bildungsgut
Latein: bereits
Griechisch: seit Humanismus
Besonders Johannes Reuchlin, deutscher Humanist aus dem alemannischen
Südwestdeutschland, ohne Beziehung zur Reformation, es ging ihm einfach um die Sprache,
intensive Studien und Kontakt zu jüdischen Gelehrten, dadurch Grundlagen des biblischen
Hebräisch kennen gelernt und ausführlich dargelegt, fasziniert vom Aufbau der Sprache, der
anders war als der des Lateinischen und Griechischen
Spätere Studien durch lutherische und calvinistische Bibelwissenschaftler, Anschluss an die
jüdische vergleichende Methode
Jüdische Gelehrte griffen bereits auf das Arabische und Aramäische zurück, vom Bekannten
wurde auf das Unbekannte geschlossen, dies führte zu mehrsprachigen Wörterverzeichnissen
Latein – Hebräisch – Arabisch – Aramäisch – Äthiopisch
Anfang des 16. Jahrhunderts Gesandtschaft äthiopischer Mönche nach Rom, damals wurde
Äthiopien von der islamischen Macht Adal (Zentrum Harar) und den Oromo (Kriegszüge im
gesamten Gebiet), daher wurde Verbindung zum christlichen Portugal gesucht.
Mitte des 15. Jahrhunderts Konzil von Florenz: Wiederherstellung der Union lateinische –
griechische Kirche, da der Kaiser von Konstantinopel auf westliche Unterstützung hoffte, die
Union wurde nie realisiert.
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Damals kamen verschiedene Delegationen aus dem Osten, darunter aus Äthiopien.
Portugal war dazu bereit, gegen den Islam zu helfen, um den Indischen Ozean beherrschen zu
können. Später wollte Portugal Äthiopien auf Umwegen seiner Oberhoheit unterwerfen und
die äthiopische Kirche den römischen Primat anerkennen. Zunächst ist dies gelungen, dies
wurde aber von der äthiopischen Bevölkerung nicht akzeptiert.
Aufgrund von Kämpfen zwischen Nationalkirche und Unierten wendete sich Äthiopien von
Europa ab, ein Einreiseverbot für Menschen aus dem Westen wurde verhängt.
Äthiopien erregt das Interesse der Gelehrten
J. Potkem, Geistlicher aus Köln gab äthiopische biblische Texte ca. 1516 im Druck heraus,
war erstes gedrucktes Buch in einer afrikanischen Sprache
Die Buchdruckkunst verwendete äthiopische Schrift
Sehr schnell wurde die Verwandtschaft der Sprache mit Arabisch und Hebräisch erfasst und
bald in die semitische Philologie aufgenommen.
Die Sprachen wurden "biblische Dialekte" genannt, da mit dem Hebräischen verwandt
"Orientalische Sprachen"
Ende des 18. Jh. August Schlözer für "biblische Dialekte" den Begriff "semitische Sprachen"
für die Sprachfamilie eingeführt im Sinn einer deutlich erkennbaren engen Verwandtschaft
Damals: Hebräisch, Syrisch, Arabisch, Äthiopisch/Amharisch
Amharisch: arbeitet mit Texten, aber keine nennenswerte Literatur
Äthiopisch: Schriftsprache, Liturgiesprache wie Latein, fast nur kirchliches Schrifttum
Verwaltungstexte waren für Philologen in Europa uninteressant
Erweiterung durch das allmähliche kennen lernen und Entschlüsseln alter Sprachen
Phönikisch, Sabäisch, Keilschrift
Tote Sprachen gehören zur Epigraphik
Bei Phönikisch-Punisch bald die nahe Verwandtschaft mit dem Hebräischen erkannt
Aramäische Varietäten, dazu gehört Syrisch (Sprache der christlichen Gemeinden im Orient)
Akkadisch: Sprache der irakischen Keilschriftinschriften, nach der ältesten Residenz (des
Sargon), Varietäten Babylonisch und Assyrisch
Sabäisch, korrekter "Epigraphisches Südarabisch": auf Inschriften im Jemen
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Ende des 19. Jh.: Neuentdeckung von lebenden Sprachen im Süden der arabischen Halbinsel,
mit dem Altsüdarabischen verwandte Dialekte
Mehri, in al-Mahra, im äußersten Osten von Jemen
Soqoṭri auf Sokotra
(-i Nisbenbildung, bezeichnet die Herkunft)
Šḫauri in Oman
Wichtige Beiträge zur Aufnahme der südarabischen Sprachen leistete eine Expedition der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften, vor allem durch Alfred Jahn, früher Wiener
Afrikanist, trotz Begabung wenig Erfolg wegen Streits mit seinem Vorgesetzten David
Müller, was seine Karriere zerstörte.
In Afrika wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts andere abessinisch-semitische
Sprachen gefunden
Jeder Bereich erfordert andere sprachwissenschaftliche Methoden
Phönizisch
Inschriften -> Epigraphik
Äthiopisch
siehe vorne
Illiterate Sprachen in Abessinien: Feldforschung
Im 19. Jh. afrikanische Sprachenwelt im Ganzen besser bekannt
Wenige Jahre vor der französischen Revolution waren französische Gesandte in Marokko. In
einem Brief an die Academie Française wurde geschrieben, dass dort nicht nur Arabisch
gesprochen würde. Später wurden diese Sprachen als berberisch bezeichnet.
Sehr schnell wurde ein Modell fabriziert, dass die Berber die eigentliche Urbevölkerung
Nordwestafrikas seien, vermutlich seit dem Altertum dort, später kamen die Araber mit ihrer
Sprache und dem Islam.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Idee politisch-propagandistisch ausgeschlachtet
1830 entschloss sich der französische König Karl X zu einem Militärschlag gegen Algerien,
da er innenpolitische Probleme hatte, er scheiterte dennoch. Sein Nachfolger war sein Vetter
Philipp von Orleans. Der Krieg ging jedoch weiter trotz mäßiger militärischer Erfolge
aufgrund des französischen Selbstverständnisses.
Dey: offizieller Statthalter des Sultans, nur nominell, de facto unabhängig. Sehr viel
schwieriger war die Kontrolle des Umlandes und des Hinterlandes von Algerien.
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Kontakte mit Kabylen, leisteten Widerstand unter ̒ Abd-al-Qadr, dauerten Jahrzehnte, wollten
sich den Herrschaftsbereich sichern
Französische Politik in Algerien wechselnd, einmal kein Interesse an Algerien seitens der
französischen Regierung, dann handelte es sich um eine Prestigefrage
Wieder interessant während der Revolution 1848
Proletariat, Arbeitslose Louis Napoleon, später Napoleon III mächtig gemacht
Mussten zufrieden gestellt werden mit Arbeit, Auskommen in Frankreich nicht zu schaffen,
überschüssiges Proletariat nach Algerien, Land zugeteilt, sollten als Landwirte Kolonisten
sein, Land wurde durch Requirierung einfach enteignet, seither enge Verbindung AlgerienFrankreich
Kolonie im eigentlichen Sinn: Kolonisten angesiedelt, die verlangen von Frankreich Schutz,
Druck auf Tunesien und Marokko, wo es andere interessierte Mächte (Italien bzw. GB) gab.
Europäische Mächte in Nordwestafrika: GB, Frankreich
Reisende und Spione Kontakte mit den Einheimischen, Abhandlungen über die Sprachen und
die Kulturkunde
Erste Grammatik über berberische Sprachen:
Francis William Newman 20er Jahre des 19. Jahrhunderts
Später französische Autoren
Berberisch, besonders das der Atlasländer wurde immer besser bekannt
Schnell Kontroverse über verwandtschaftliche Bezüge
Bezüge zu Arabisch, offensichtlich Lehnwörter
Inseln in der arabischsprachigen Welt, Arabisch seit Jahrhunderten politisch und kulturell
dominante Sprache
Sogar die Zahlwörter (dies eher selten)
Kabylisch Zahlen von 1 – 10 arabisch
alle
Berberisch
teilweise
Einfluss des Arabischen so mächtig
Formen der Namen, Verben, Konjunktionen, Pluralbildung zeigen Bezug zu Arabisch und
den anderen semitischen Sprachen
3. Person Singular
masc. j-
Konjunktionspräfix
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fem.
t-
nək berber. Ich
sicher ein eigenständiges Sprachgut, Zeichen für eine genealogische Sprachverwandtschaft
Andere Seite: Berberisch ist etwas ganz anderes als das Arabische und wurde durch dessen
Druck beeinflusst
Kontroverse: Eigenständigkeit gegenüber semitischen Sprachen
Stammesgeschichtliche Verwandtschaft mit der prähistorischen Bevölkerung besteht
General L. L. Faidherbe, lange Gouverneur des Senegal, im Ruhestand wissenschaftliche
Forschungen
1860er Jahre französische Herrschaft dringt ins Innere Afrikas vor
teilweise Sprachen im Senegal
besonderes Interesse gegenüber den Berbern und den alten Inschriften, systematisch
Inschriften in Nordwestafrika gesammelt, die zum Teil schon lange bekannt sind.
Schrift der heutigen Tuareg,
q w er t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b nm
stark geometrisiert
Schrift Tifînaγ
γ ch in der Kehle gesprochen (Pluralwort "Buchstaben")
Für lapidare Inschriften
Oft nur Teile der Inschriften für Namen und Formeln bekannt, viele Abkürzungen
Viele Inschriften Tuareg zugeschrieben
Tifinagh verwandt mit der "Libyschen" Schrift, die bis in die Antike zu verfolgen ist
Grabsteine lateinisch-libysch
Bilinguen libysch – punisch, von denen einige in das 2. Jh. v. Chr. datierbar sind
Libyer und Berber fast synonym gebraucht
Libyer und Berber immer eigener Wert
Berber eher volks/völkerkundlich
Ähnliche Erscheinung in Europa
Berber neolithische alteuropäische Bevölkerung auf afrikanischem Boden
Faidherbe: Berber gehören zu Europa
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"Araber durch Islam verdorben, minderwertige Rasse, soll beherrscht werden, Berber wie wir,
kann man zivilisieren"
Vergleich mit den semitischen Sprachen nicht in Betracht gezogen, Ähnliches ist entlehnt, so
die französische Berberologie (Deutsche haben Interesse an Marokko, das erst 1911
französisch wurde und französisch bleiben sollte). Deutsche Autoren wurden von den
französischen nicht zur Kenntnis genommen, das blieb so bis heute. Die Berberologie blieb
französisch. Die Ideologie blieb partikularistisch, Berberisch ist mit den semitischen Sprachen
nicht verwandt und darf mit keinen Sprachen verwandt sein.
Semitisten lehnen Vergleiche mit anderen Sprachen in Afrika ab (Lange Tradition, Literatur,
exklusiv, afrikanische Sprachen nur Dialekte).
Anderer Zweig ägyptische Sprachwissenschaft:
Entzifferung durch Champollion
20 Jahre vorher schwedischer Gelehrter die gleichen Ideen sowie Engländer Young recht gut
Hieroglyphen entziffert
Nach Champollion R. Lepsius (1830er und 1840er Jahre)
Champollion hat keine Schule begründet oder Forschung etabliert, Frankreich hat auch keine
Fortsetzung beansprucht
Lepsius indogermanistische und germanistische Ausbildung, für Ägyptologie und
Afrikanistik wichtig, Interesse an den lebenden Sprachen Afrikas, Grammatik der nubischen
Sprache, 1880 publiziert mit einer Einleitung von über 100 Seiten zur Sprachkunde und den
Verwandtschaftsverhältnissen der afrikanischen Sprachen
Verbindung ägyptische Sprachwissenschaften – Afrikanistik, Ägyptologie und Afrikanistik
gehen nicht immer parallel
Ägyptologie zählt zu den Altertumswissenschaften und teilt sich in einen
sprachwissenschaftlichen und den spektakuläreren archäologischen Bereich. Die Frage nach
den Verwandtschaften war nicht interessant. Afrikanisches Substrat und semitisches
Superstrat, daher Spracherscheinungen ähnlich wie im Semitischen, aber vieles vom
Semitischen verschieden, Ägyptisch gehört zu keiner Familie der afrikanischen Sprachen, das
Substrat ist vielleicht semitohamitisch, laut Lepsius verwandt mit dem Berberischen und
Semitischen.
Berberisch
Ägyptisch
Semitisch
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Nordwestafrika
Niltal
Vorderasien
K3š, gesprochen Kasch (äg.), tatsächliche Vokalisierung offen, im
Alten Testament Kusch
Alles südlich von Ägypten d. h. vom ersten oder 2. Katarakt,
griechisch: Aithiopien
Kuschitische Sprachen in Nordostafrika südlich und südöstlich von Ägypten (Niltal – Rotes
Meer – Südägypten – Sudan – Hochland von Abessinien – Somalia – Tanganjika), mit
semitischen und berberischen Sprachen verwandt, aber nicht semitisch
Semitisch: Äthiopisch, Amharisch…
Leo Reinisch, Begründer der Ägyptologie in Wien: Schule von Lepsius, um 1870 Lehrstuhl
für ägyptische Altertumskunde – 1902 oder 1903 (Emeritierung), Unterricht in Ägyptologie
und eigentlicher Afrikanistik (noch nicht offiziell, aber Berücksichtigung von Afrikanistik)
Nachfolger auch für afrikanische Sprachwissenschaften: Hermann Junker, reiner Ägyptologe
(Archäologe, Grabungen bei den Pyramiden von Gizeh), in den 20er Jahren Leiter des DAI
Kairo
2. Professur in Wien errichtet: Wilhelm Čermak (Ägyptologe, Philologe,
Sprachwissenschaftler, Kenntnisse in afrikanischen Sprachen und entsprechende
wissenschaftliche Interessen)
Arbeitsgemeinschaft für Ägyptologie und Afrikanistik, entspricht dem deutschen "Seminar"
für Institut, später Umbenennung: Institut für Ägyptologie und Afrikanistik
Um 1977 Teilung der Institute
Reinisch: Sprachforschung in Verbindung mit kuschitischen Sprachen, 2 Forschungsreisen
zur Sprachaufnahme bis auf Nubisches alle kuschito-hamitosemitischen Sprachen im letzten
Viertel des 19. Jahrhunderts
Dieser Kreis umrissen Ende des 19. Jahrhunderts
Friedrich Müller, Professor in Wien für allgemeine Sprachwissenschaft 80er Jahre des 19.
Jahrhunderts, Grundriss der Sprachwissenschaft: Überblick über alle Sprachen der Welt.
Afrika aufgrund der Informationslage eher schlecht
Gut: semitohamitische, chamitosemitische genannt
Erste vergleichende Grammatik der hamitosemitischen Sprachen (Semitisch, Ägyptisch,
Berberisch, Kuschitisch)
Genealogisch verwandt
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Bedeutender Neubeginn und Meilenstein
Vorlesung 15.3.
Semitohamitischer Sprachstamm
Folgende Einheiten Sprachfamilie und Einzelsprachen
Schematische Modelle wie in der Zoologie sind problematisch, unter Verwandtschaft und
historischen Beziehungen nicht sinnvoll anwendbar, nicht ganz vermeidbar, jedoch nicht das
Ziel
Haussa: tschadische Sprache
Was ist eine Sprache? Abgrenzung gegen verwandte Sprachen
Leicht Baskisch/Französisch, Okzitanisch (eigene Sprache oder Dialekt)/Französisch
Realität: Was tatsächlich gesprochen wird
Kriterium der Verständlichkeit: Sprachenabgrenzung ist subjektiv
Sprache von Berberdialekten ohne Kontakt untereinander unverständlich, benutzen Arabisch
Almoraviden, Almohaden von Berbern getragen, benutzen arabisch
Sprachfamilien:
Familien in Zoologie und Botanik definiert (z. B. Katzenartige)
Sprachfamilie: 5 – 7 Ron-Sprachen auf dem Josplateau in Nigeria oder Indogermanisch?
Soll beschränkt werden auf eine Einheit genealogisch verwandter Sprachen mit deutlicher
Übereinstimmung im Wortschatz, hoher im Grundwortschatz (abhängig von der Definition,
jedoch mit Körperteilen, Feuer, Wasser, Sonne, Mond)
Romanisch, Germanisch fast 100 %
Deutliche Verwandtschaft im phonetischen System
Auffallende phonetische Aberranz möglich, z. B. fehlen im Akkadischen Laryngale und
Pharyngale
Grundstruktur, Nomen, Verben, Pronomen
SEMITISCHE SPRACHEN
Sprachfamilie der Wissenschaft seit langem bekannt und gut erschlossen
Ṯḥnw, ägyptische Bezeichnung, wahrscheinlich ausgesprochen Čaḥnô, eigentlich ein
Landesname, Steppengebiet westlich von Unterägypten und dem Nildelta, vielleicht Gebiet
westlich von Ägypten
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4/3. Jahrtausend v. Chr. auftauchend, schon in frühdynastischer Zeit, in der ägyptischen
Geschichte nicht unbedeutend, herrschten in einem großen Teil von Oberägypten, haben die
Reichseinigung in Gang gesetzt (war eine Abfolge von Kriegen zwischen den ägyptischen
Gaufürsten in Ober- und Unterägypten, zuletzt setzt sich einer in Ober- und Unterägypten
durch). Sie wurden lange von den Ägyptern als ethnisch fremd empfunden und sahen sich
auch selbst so.
Ägypten von Oberägypten aus übernommen (Čaḥnô-Aristokratie war eine kleine Gruppe)
Kleine nilohamitische Stammeskrieger (Tutsi…) übernehmen Bantureiche im Gebiet von
Uganda, übernehmen jedoch selbst deren Sprache und Kultur
Ägyptische Worte erstaunlich semitisch, an sich gravierende lautliche Unterschiede
d, z ägyptisch ̒ gegenüberstehend
In Čaḥnô–Wörtern d, s
Frühsemitische Lehnwörter aus dieser Schicht
Familiäre und Klientelbindungen, fast wie Verwandte
Titel der eigenen Gaufürsten und nicht wie Barbaren eingestuft, andererseits als Gefahr
betrachtet
Čaḥnô-Nachhut einer semitischen Wanderung von Afrika nach Vorderasien sind wichtigstes
Indiz für die Herkunft der Semiten
Sprachen Vorderasiens zum Teil schon in den ältesten schriftlichen Dokumenten
Akkadisch hat innerhalb des Semitischen eine besondere Stellung, charakteristische
semitische Züge, verhältnismäßig konservativ, in einzelnen Bereichen tief greifende
Veränderungen (Phonologie und Syntax)
Sprachen im Jemen und Abessinien
Epigraphisches Südarabisch gibt es in mehreren lokalen Varietäten, Dialekten, inschriftlich
aus dem Altertum im Jemen belegt, steht Arabischem nicht besonders nahe, in der Literatur
Sabäisch genannt, daher die Wissenschaft Sabäistik, Sabäisch jedoch nur eine Varietät davon
Varietäten Sabäisch, Minäisch, Qatabanisch, Ausanisch, sind Sprachen oder Dialekte
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0
Unterschiede unter den semitischen Sprachen nicht sehr groß, viele verschwanden mit der
Islamisierung, diese bedeutete Ende der schriftlichen Tradition und der kulturellen
Eigenständigkeit
Gegenwärtig gesprochene südarabische Sprachen erst im 19. Jh. entdeckt und zur Kenntnis
genommen, unter anderem durch die erwähnte Expedition der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften
Meḥri
Šḫauri,
Soqoṭri
Gleichnam.
Westlichster
Soqoṭra
Prov. Im
Oman
Äußersten
Osten des
Jemen
Alle diese Sprachen sind mit dem Altsüdarabischen relativ nahe verwandt, sind aber keine
Abkömmlinge altsüdarabischer Dialekte, Schwesternsprachen des Altsüdarabischen ohne
dokumentierte Vergangenheit
OSTHORNSEMITISCH, ÄTHIOSEMITISCH in Äthiopien und Eritrea gesprochen, mit dem
Epigraphischen Südarabischen und dem Neusüdarabischen verwandt
Zum Zeitpunkt der Einwanderung aus Südarabien, möglicherweise dem Jemen, keine klaren
Aussagen möglich, andere Frage: südarabische Kolonien, sie sind lateral und nicht filial
verwandt, in Afrika gab es Kontakt zu bodenständigen Sprachen, die semitische Schicht war
dominant gegenüber den nichtsemitischen Bevölkerungsgruppen und Sprachen, es kam zu
Umbildungen bei den Stammeseinheiten
Amharisch: Determinierung des Nomens des Genus durch Possessivsuffix ist nicht semitisch
fārās
Pferd
fārāsu
Pferd-sein = Hengst
fārāswa
Stute
Infinitiv und Possessivsuffix sind konjugierbar: mein Gehen, dein Gehen, dt. wenn ich gehe…
gibt es im Semitischen ebenfalls nicht
Erweiterung der südsemischen Stämme nach Eritrea und Abessinien, spätestens Mitte des
ersten vorchristlichen Jahrtausends, Grenze nach unten hin offen, möglicherweise Mitte des 2.
1
1
Dokumentation erst im 3./4. Jahrhundert v. Chr. mit Münzprägung der Herrscher von Axúm
sowie durch Inschriften, Münzen wenig Text, Sprache äthiopisch, Steleninschriften
2. Abteilungen des Osthornsemitischen
Osthornsemitisch A
Äthiopisch im engeren Sinn/Gə̒əz
Sprache des axumitischen Reiches
In den nachchristlichen Jahrhunderten sich entfaltend, bedeutend
König Ezana christlich, in Kontakt mit der römischen Welt
In der Mittelmeerwelt "Äthiopien", dieser Begriff bedeutete ursprünglich Meróe im Niltal,
dies ist jedoch im 4. Jahrhundert zusammengebrochen
Ezana präsentierte sich als eigentlicher Nachfolger
Stele von Atbara
Noba, die von Meroe kamen, wurden besiegt
Als liturgische Sprache überliefert
7./8. Jh. Krisen und Auflösung
politischer Schwerpunkt des christlichen Äthiopiens nach Süden in die Landschaft Šäwa oder
Shoa
1270 neue Reichsbildung
Wiedergründung des äthiopischen Reiches, Legende der Abstammung der christlichen
Äthiopier von Salomo und der Königin von Saba "Salomonische Dynastie"
Addis Abéba wird im 19. Jh. gegründet
Aus dieser Gegend erfolgt die Reichsgründung
Feste Orte sind meist Klöster
Gegenwärtig gibt es zwei sehr nahe stehende Sprachen in Äthiopien
Tigré A (eigenlich eine Volksbezeichnung) und Tigré B (letzteres in Literatur Tigri na, mit
Suffix von Volksnamen abgeleitet)
Größere Unterschiede untereinander
Tigre II gegenwärtig stark in Eritrea und Äthiopien, in Eritrea zweite Amtssprache neben dem
Amharischen
OSTHORNSEMITISCH B
Amharisch
1
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1270 bei der "Salomonischen Restauration" von Šäwa aus
Reich der Amharen
Letzter Haile Selassie (Selássje gesprochen)
Amharisch weiter dominant
Deutliche Vorrang- und Sonderstellung
Hohe Anzahl von Sprechern
Sprachwissenschaftlich ein Gurage-Dialekt
Guragê
Im eigentlichen Sinn eine Anzahl kleiner ethnischer Gruppen im Abessinischen Graben
(Fortsetzung des Jordangrabens)
Norden wüstenhaft, Seenkette im Grabenbruch
Große Rolle in der Völker- und Sprachgeschichte
Šäwa nördlich davon
Blauer Nil, Turkanasee
Am Nordrand Gurage-Völker, ca. 9 ethnische Gruppen außerhalb des Gurage-Kerngebietes
Gáfat: am mittleren Oberlauf des Blauen Nils, Sprache wahrscheinlich so gut wie erloschen
Härar: in Härar, entlegene semitische Sprachinsel zwischen Afár und Somal, alt, aus
sabäischer Zeit, unabhängig vom christlichen Kaiserreich
Argóbba: einige Dörfer in der Umgebung
Wissenschaftszweig: Äthiopistik
Osthornsemitisch
Mögliche Bezeichnung
Bedeutendste Sprache
A
Tigrisch
Gə̒əz
B
Guragisch
Amharisch
Kenntnis des Amharischen am längsten in Europa
1520 Köln, 1. Buch in äthiopischer Sprache und Schrift (siehe vorne)
Übersetzungen von Bibeltexte und v. Psalter
Amharisch im 17. Jahrhundert durch Hiob Ludolf
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Mindestens 2 Sprachgemeinschaften in Äthiopien
Eine bleibt im Norden
Die zweite zieht schon sehr früh entlang des Oberlaufs des Blauen Nils in den Süden und
erreicht Šäwa.
Alte semitische Sprachen in Syrien und Palästina
KANAANÄISCH, ARAMÄISCH
In der Hauptsache tote Sprachen
Aus literarischen Korpora (Altes Testament, Inschriften unterschiedlichen Umfangs), belegen
geringfügige sprachliche Unterschiede
Fülle von Namen und Bezeichnungen für örtliche und zeitliche und textliche Begriffe
Für Semitisten jede Varietät eine eigene Sprache, alles westsemitisch
Syrien, Palästina, Irak
Kanaanäisch
Biblisches Hebräisch, Phönizisch
Nahe miteinander verwandt trotz markanter Unterschiede
Punisch: Ableger des Phönizischen, phönikische Kolonien in Nordwestafrika bis Lixos am
Atlantik
"Kolonialphönikisch" mit einigen markanten Veränderungen durch nordwestafrikanischen
Einfluss
Schwund der Pharyngale, die im Kanaanäischen wichtig sind, oder sie werden häufig falsch
geschrieben, werden unnötig geschrieben, oder in der griechischen Transkription nicht
Die Artikulation dieser Laute ist jedoch schwierig, es lag möglicherweise nicht (nur) am
nordwestafrikanischen Einfluss
Althebräisch: aus vorexilischer Zeit in Jerusalem und Palästina, noch lange bei den
Samaritanern, die in Palästina zurückgeblieben sind
Zeitgleich mit den Aramäern oder Anfang des 2. Jahrtausends Wanderung aus der arabischen
Halbinsel in den Irak
Amurru (akkad. Bezeichnung) sprechen Amoritisch
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Hauptsächlich Personennamen in Babylonien
Hammurabi (H ch wie in ach gesprochen) aus amoritischer Dynastie
Meist oder zuerst vertrieben im Zuge der aramäischen Wanderung
Westen: Mittelmeer Osten: Irak
Angezweifelt: eigenständige Westsemiten
Ugaritisch
An der syrischen Mittelmeerküste
Inschriften
Mitte des 2. Jahrtausends bedeutender Seehandel, 1210 v. Chr. untergegangen durch die
Wirren durch die Seevölker und nicht mehr aufgebaut
1920er Jahre zufällig gefunden und ausgegraben (Ras Shamra) durch französische
Archäologen
umfangreiche Bibliothek in verschiedenen Sprachen u. a. Ugaritisch in Keilschriftalphabet
Keilschrift viele Schriftzeichen, ugaritisches 28 oder 29 Zeichen, jedes exakt einen Laut für
Konsonanten und Hilfsmöglichkeiten für Vokale
Altpersisch vereinfachte Silbenschrift, jedoch viel leichter
Ugaritisch besonders konservativ
Ist es kanaanäisch?
Phönikisch und Hebräisch sind aus dem ersten Jahrtausend
Aramäisch
Aramäer gegen Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. vom Süden an das Mittelmeer
Aramäer aus dem Norden der arabischen Halbinsel gegen den Fruchtbaren Halbmond (Syrien,
Palästina, Irak)
Altaramäisch: sehr wenig aus dem 2. und Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr.
Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. große Bedeutung als Verkehrssprache
Reichsaramäisch: Unter den Archämeniden Reichssprache und nicht das Iranische
Biblisches Aramäisch: Varietät davon, in den jüngsten Teilen des Alten Testaments z. B.
Buch Daniel (mene mene tekel uparsin)
Die Juden lernen im Exil eine andere Sprache und Schrift kennen, die allgemeine Sprache des
Vorderen Orients, das Aramäische in den regionalen Varietäten
Umgangssprache
Bedeutung in der Religion
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Später jüdische Schriften in Aramisch
Mandäer ursprünglich vielleicht aus Syrien/Palästina, später in den unteren Irak
Literarisch, Schriftsprache: im besonderen Aramäisch, Umgangssprache Arabisch
Gnosis Aramäisch
Christliches Schrifttum in aramäischer Variante
Syrisch: 2 syrische Varietäten Jakobitisch und Nestorianisch nach religiösen Richtungen
Aramäisch hat alle anderen semitischen Sprachen im Osten verdrängt (Akkadisch, Hebräisch,
Phönizisch)
Punisch war in Nordafrika noch lange lebendig im Römischen Reich noch unter Augustinus
(Latein wurde in den Städten gesprochen, Berberisch, Punisch als Verkehrssprache
verschwunden erst durch das Arabische, Griechisch war bedeutender als Latein
Arabische Gruppen im letzten Jh. v. Chr. nach Norden (Transjordanien, Syrien, Irak)
Nabatäer mit Zentrum Petra: kulturell hellenisiert, aramäisch geschrieben,
Palmyra arabischstämmig, aber aramäisch gesprochen
Lange Koexistenz Araber/Aramäer
Islamische Expansion: Arabisch wird dominante Sprache
Aramäisch beschränkt auf den religiösen Gebrauch
Religion und Ethik ist im islamischen Raum eines
Juden, Christen, Mandäer keine Araber
Moslems sind Araber
In den Anfangszeiten des Islam Omajjaden, kein Missionierungsinteresse
Die Araber sind die Herren und die anderen die Schutzbürger
Die Steuer erhielt früher Konstantinopel und jetzt der Kalif in Damaskus
Nicht hoch
Zuerst gehindert
Wegen der Steuer Übertritte
Erschwert durch Klientelverhältnisse zu einem arabischen Stamm, dies wurde als demütigend
empfunden
Ende durch die Abbasiden, jetzt war der Islam offen für alle, Mitte des 8. Jh.
Keine Dominanz der ethnischen Araber, sondern der arabischen Sprache
8./9. Jh. massenhafte Übertritte vom Christentum zum Islam
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Aussterben von Koptisch und Syrisch, diese jetzt beschränkt auf den religiösen Bereich, im
öffentlichen Leben wird Arabisch gesprochen
Aramäische Dörfer: Ma̒alûla, Baḥ̒̒ a, Ableger des Aramäischen
Neuostaramäisch: Assyrisch, Chaldäisch
Haben nichts mit den altorientalischen Völkern zu tun
Lebendige Sprachen
Nestorianische Christen
Seit Nicaea heftige theologische Dispute über das
Problem des Messias, wie er zu verstehen ist bezüglich göttlicher und menschlicher Natur
Nestorianer strenge Trennung göttliche und menschliche Natur, dyophysitische Christologie,
von der byzantinischen Reichskirche als ketzerisch erklärt
Im Osten Anhänger bis Indien
Kaukasus, Irak "Assyrer"
Chaldäer Abspaltung von den Assyrern 17./18. Jh. und mit römischer Kirche uniert
Angehörige verstreut von Ostsyrien, Irak, Osttürkei, Armenien, Georgien, Aserbaidschan
Sprache zum Teil lebendig (Iran, Mossul, Georgien)
Tochtersprache der nestorianischen Syrer höchstens in Wortschatz und Grammatik her eine
semitische Eindruck
Tiefgreifender Umbau der Sprache voll fremder Strukturen aus dem Kaukasus
Altes Substrat, Aramäisch einmal angenommen, für die Sprachwissenschaft eigentlich nicht
mehr semitisch
Vorlesung 22.3.
ÄGYPTISCH
Thesen, worauf Verwandtschaft beruht, zeigen sich bei Einzelproblemen von Ägyptisch und
Koptisch
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Ägyptisch ist die Sprache der ägyptischen Hochkultur in Hieroglyphen seit dem Anfang des
3. Jahrtausends v. Chr.
Endpunkt der Kenntnis der hieroglyphischen Schrift und Sprache:
Prof. Böhm: Hadrian 117 – 138 (Allerdings machte sich in Palmyra nach einem Besuch
Hadrians eine verstärkte Romanisierung bemerkbar, ich halte es daher auch für möglich, dass
die Kenntnis des Ägyptischen stark zurückging)
Dtv-Lexikon der Pharaonen, Maximinus Daia 305 – 313, Blöcke eines römischen Tempels
bei Tahta und eine Stele heute in Aberdeen
Cand. phil. Konrad Antonicek, Inst. f. Ägyptologie, im VHS-Kurs Hieroglyphen ohne
Geheimnis I 394 n. Chr.
Kenntnis in der Spätantike bei Isispriestern in Rom (eher hellenistisch)
Hor Apollon, 4. Jh., Deutung von Hieroglyphen nach bestimmten Abbildungen
1. abendländischer Gelehrter Athanasius Kircher, Zeit des 30jährigen Krieges, von Hor
Apollon aus, was zu Fehldeutungen führte, erkannte jedoch als erster die Verwandtschaft
mit Koptisch, daher auch richtige Schlüsse
Prodromus Coptus sive Aegyptiacus. Den Zugang zum Hieroglyphischen über das Koptische
zu suchen hat sich bewährt
Die hieroglyphische ägyptische Sprache hat in der Spätzeit aufgehört, eine gesprochene
Sprache zu sein
Gebundenes administratives und kultisches Schrifttum
Standardisierte Formen (archaisch: Macht des Wortes, duldet keine Verwässerung)
Freie literarische Texte (Sinuhé), auch lyrische Texte
In der geschriebenen Sprache gibt es Veränderungen, die vielleicht keine Neuerungen sind,
sondern aus der Umgangssprache kommen, dies ist schwer zu überprüfen
Altägyptisch: vor allem in der Pyramidenzeit, 3. und 4. Dynastie, Mitte des 3. Jahrtausends
Frühägyptisch: vielleicht davor, nur wenige Inschriften
Kleinere Veränderungen vielleicht aus der Umgangssprache in der 5. Dynastie
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Fortgesetzt bis zur Wende 3./2. Jahrtausend (1. Zwischenzeit)
Auflösung des Alten Reiches, z. T. turbulent
"Land dreht sich wie Töpferscheibe"
Restauration betont konservativ
Mittleres Reich (3./2. Jahrtausend-Wende bis 17./16. Jh. v. Chr.)
Auflösung des Mittleren Reiches weniger turbulent
16. Jh. Einfall der Hyksos, nur Unterägypten
Residenz Auáris (hier gräbt unser Ägyptologieinstitut unter Prof. Bietak)
Mit Streitwagen aus Vorderasien
100 Jahre Hyksoskönige
nur wenig übrig
in unangenehmer Erinnerung bei den Einheimischen z. T. zu Unrecht
schwere Beeinträchtigung des Selbstbewusstseins
Oberägypten selbstständig
In Theben Vasall der Hyksos
Zuletzt Hyksos in die Flucht geschlagen
16/15. Jh.
Neues Reich
Restauration nicht so konservativ
Neues Lebensgefühl
Mittleres Reich Beamtenstaat
Neuer Reich gestützt auf Militär und gezielt aufgebauten Staatskult um Amûn
Mittleres Reich konservative klassische Sprache, Veränderungen gehen auf das 3. Jahrtausend
zurück, ansonsten ist die Pyramidenzeit die Norm
Literarisches Ägyptisch ist nicht ident mit der Pyramidenzeit, manches hat sich bewegt
Ist anders als Umgangssprache
Mittelägyptisch:
Geltung bis in die römische Zeit
Beamte Clique, Übergabe von Vater an den Sohn
Beim Militär Querein- und Aufsteiger
1
9
Vielleicht Provinzialismen
Neues Reich
Führung aus Theben
Gravierende Abweichungen
Plötzlich Artikel im Ägyptischen
Dieser am Ende des 3. Jahrtausends als Vulgarismus ausgemerzt, im Neuen Reich
literaturfähig
Übergang ins Spätägyptische:
Unterschied: es ist diffuser
Nicht formelles Schrifttum, Umgangssprache
Bemühen um die Schriftsprache
Jedoch Elemente der Umgangssprache, in der Literatursprache ist dies allerdings nicht erlaubt
Neben den monumentalen Bildhieroglyphen gibt es eine kursive hieratische Schrift, vor allem
die Schrift der Beamten
Die Zeichen werden immer weniger deutlich -> demotische Schrift.
In Privatbriefen, Geschäftsbriefen, dies nicht ausschließlich, sie kommt auch in öffentlichen
Texten vor (Rosette-Stein Griechisch, Klassisches Ägyptisch, Demotisch, aus Ptolemäerzeit)
Demotische Sprache = Sprache der demotischen Texte mit Unregelmäßigkeiten und
Vulgarismen
Das Ägyptische verwendete die griechischen Buchstaben in der Ptolemäerzeit nicht.
Das Ptolemäerreich besteht eigentlich aus zwei Bereichen:
A) dem griechischen Staat mit dem Ptolemäerkönig
B) dem pharaonischen Ägypten
Der König ist Autokrator (diese Rolle hat das Übergewicht) und Pharao
Die Vereinigung durch den Herrscher ist gescheitert
Der Staatsgott war Serapis, dies wurde von den Ägyptern nicht angenommen, sondern nur der
rein ägyptische Isiskult
2
0
Nachfolger römischer Princeps
Ägypten war keine Provinz, sondern sein Privatreich
Stellung in Ägypten wie Ptolemäer
Bedeutende neue religiöse Strömungen mit Einfluss in Ägypten:
Gnosis und Christentum
Bei hellenisierter Bevölkerung und Ägyptern, die Grenzen zwischen den beiden
Bevölkerungsteilen werden lockerer
Seit dem 2. Jh. werden ägyptische Worte, besonders Namen, in griechischen Buchstaben
geschrieben.
Das Alphabet wird adaptiert für spezifisch ägyptische Laute
Š
dafür ein demotisches Zeichen
f
h
6 oder 7 Zusatzzeichen
Die Sprache wird Koptisch genannt
Nach einer arabischen Version des Landesnamens (Adjektivs)
Gupti Αἰγύπτιος
Koptisch wird verstanden als Fortsetzung des Ägyptischen, jedoch gibt es sehr große
Unterschiede
Neugriechisch-Altgriechisch:
In der Grammatik nicht gravierend
Im Wortschatz der Dhimotiki gibt es bereits starke Unterschiede
Unterschied im Grundwortschatz beträgt 25 %
Latein-Italienisch fast 100%ige Übereinstimmung
Althochdeutsch – Neuhochdeutsch: andere Vokallautung
Für Deutschsprachige störend
Alle unbetonten Vokale werden zu e
Koptisch anders aussehend als Ägyptisch
2
1
Der Wortschatz ist zurückführbar
Champollion hat den griechischen Text ins Koptische übertragen
Hieroglyphen beruhen auf lautlicher Schreibung, zuerst ging er von Hor Apollon aus, es sei
ähnlich wie in China "Gans": ein Zeichen
Zum Teil gibt es weitgehende lautliche Änderungen
Bei den Konsonanten, sicher auch bei den Vokalen
Das Hieroglyphische kennt keine Lesung von Vokalen
Vielleicht j und w für andere Vokale vorhanden wie beim Semitischen
Die Rekonstruktion erfolgte vom Koptischen aus, jedoch sind sehr starke Änderungen
einzukalkulieren
Die Gegenprobe bilden ägyptische Wörter in Keilschrift
Amarna-Korrespondenz zwischen Ägypten und dem Alten Orient (Babylonisch in
Keilschrift)
Babylonisch war Diplomatensprache auch für Ägypten.
Man sieht die Divergenz zu Koptisch
Gewagte Hypothesen sind nötig
Koptisch hat sich auch grammatisch tief greifend verändert
Romanische Sprachen sind Epilatein: ist auch falsch, auch dort gibt es neue Strukturen und
eine starke Abgrenzung vom Latein
Romanisch: Vulgärlatein der Provinzen: ist nicht völlig richtig, eher verhalten sie sich wie
Kreolsprachen, zwei Bsp.
Haiti
Kapverden
Französischer Wortschatz
mehr portugiesisch
Grammatik fast nicht mehr französisch
sehr große Unterschiede
Artikel und Possessivpronomen nachgestellt
Kein Genus
Keine Konjunktion
Andere Satzstruktur
Struktur des Tempus und
Ausdruck verwenden andere Mittel
2
2
Die Unterschiede zwischen Koptisch und Ägyptisch sind viel größer als Romanisch und
Lateinisch.
Die lateinische Konjugation bleibt, die Zeiten bleiben, das Futur wird neu gebaut, bei den
Verben gibt es viel Altes
Personalsuffix drückt aus
Koptische Verben
Ägyptische Verben
Objekt
Subjekt
In der Struktur der Aussagebildung grundlegend anders
Die Vorgeschichte des Koptischen liegt im Dunkeln
Vulgarismen des Ägyptischen sind nicht unbedeutend und das Koptische hat mehrere
Dialekte
Neben dem Griechischen war es die Landessprache
Auch literarisch war es nie einheitlich
Mit volkstümlicher Ausbreitung des Christentums und der Trennung von der Reichskirche im
Zusammenhang mit christologischen Fragen des 5. Jahrhunderts
Nationalägyptische Kirche im Gegensatz zur Reichskirche byzantinischer Prägung. Das
oströmische Reich war nicht sehr tolerant, es gab starke Repressalien
Man stand daher der islamischen Eroberung ca. 640 nicht feindlich gegenüber
Eine Änderung in der Religionspolitik erfolgte erst, als auch Muslime Steuern zahlen mussten
Massenübertritte zum Islam
Statt Koptisch wird Arabisch gesprochen
Das Erlöschen des Koptischen ist unbestimmbar
Kopten schreiben Koptisch in der Literatur (bis ins 13. Jh.) und in der Religion
Die Sprache wird wie Kirchenlatein als eigentlich tote Sprache für den kultischen Kontext
gepflegt
BEREICH DES BERBERISCHEN
Nordwestafrikanischer Bereich des Hamitosemitischen
Gegenwärtig repräsentiert in kleinen bis sehr kleinen, teilweise größeren Sprachen mit bis zu
einigen Millionen Sprechern in Nordwestafrika
Atlasländer, Sahara
Östliche Grenze Siwa (w englisch gesprochen)
2
3
Südwestgrenze: Zanaga-Berber am Senegalfluss im südlichen Mauretanien
Tuáreg: Innersahara in großem, dünn besiedelten Areal
Kabylen: kleines dichtbesiedeltes Gebiet, nicht unbedeutende Gruppe
Zahlreiche Berbergruppen in Marokko
Piratenstaaten Tunis, Algerien, Tripolis
Schreiben der Academie Française (siehe vorne), andere Sprache sprechend
Versuch, Algerien zu erobern, seit 1830
Großbritannien Interesse z. B. an Marokko
Die Folge sind Reisetätigkeiten von Spionen, die Kenntnis der Sprache ist erforderlich für die
Eroberung und Beherrschung
Im 19. Jh. gute Kenntnis der Berbersprachen
Die Berberologie wird vor allem in Frankreich betrieben, z. T. nicht unbedeutend ist die
deutsche Berberologie (Interessen)
Andere Berberologen aus Spanien und Italien
Kleines Gebiet im Rif Atlas
Tanger hatte einen internationalen Status (jeweils Verwaltung durch mehrere Mächte, Mächte
Frankreich und Spanien)
Nach dem ersten Weltkrieg waren die deutschen Interessen illusorisch, die Berberologie trat
an den deutschen Universitäten in den Hintergrund, es handelte sich um deutsche Afrikanisten
mit einer orientalistischen Schlagseite oder Orientalisten mit einer afrikanistischen
Die französische Berberologie ist dogmatisch, die Berber sind mit niemandem sonst
verwandt, nur punische und arabische Lehnwörter, Ähnlichkeiten kommen von Kontakten,
die berberische Welt ist eine Welt für sich.
Für die Berberologie ist dies bis heute bedeutend
Unité de langue négroafricaine
Südlich der Sahara Ausnahmen (Berberisch/eigene Wissenschaft, Ägyptisch/eigene
Wissenschaft, Äthiopisch/gehört zur Semitistik)
Berberisch in der Hauptsache gegenwärtig gesprochene Dialekte
Vieles noch nicht aufgenommen, wenn auch viel, vor allem von Frankreich, gesammelt
In Nordafrika gibt es Inschriften bis ins 2. Jh. v. Chr.
Inschriften in der Sahara libysch genannt
2
4
Tifinaγ (γ ch ganz hinten gesprochen)
Gemeinsamkeiten, aber nie eine allgemein gültige Form
Einheitliche Schrift
Neben der punischen Schrift
Das Vorhandensein einer Schrift ist ein Zeichen höherer Kultur und Zivilisation
Primitive Bevölkerung Nordwestafrikas Bauern und Nomaden
Schrift von zivilisiertem überlegenem Volk
Meinung: von Puniern
Pnk
Phoinikes, poini, punicus
Gegenbeweis: KAI (Donner-Röllig Kanaanäische und aramäische Inschriften) Nr. 100
(Bilingue aus Thugga)
http://www.unet.univie.ac.at/~a8201399/phoenikisch-punisch-homepage-texte.htm
Punischer Text:

…bn jpmṭt bn plw
Libyscher Text:
…bn w jfmṭt w flw
Aṭban Sohn des Jepmeṭet Sohn des Pelu
(Dazu gibt’s bei Prof. Böhm ein ausführliches Kapitel)
w Sohn auf berberisch
vielleicht eher Felau
Semitische Sprachen f, andere p
2
5
Punisch
libysch
b
b
p
f
m
m
ṭ
ṭ
t
t
w
w
Zeichen sprechen dagegen
Keine Vorläufer und Übergänge punisch - libysche Schrift
Lautwerte punisch – libysch nur sehr vage
Altarabisch sehr geometrisch
Äthiopisch viel mehr bewegt
Kein Indiz der Ableitung der libyschen und der punischen Schrift
Punische identisch mit der phönizischen Schrift
Karthago sehr lange mit Tyros sehr enge Verbindung
Unterschiede auch in der Zeit
In der Vorgeschichte keine dem Libyschen ähnliche Zeichen
Bei der südarabischen Schrift Ähnlichkeiten mit den geometrischen Zeichem, Stil, keine
konkreten Übereinstimmungen
Iberische Schrift:
Spanien, Andalusien
Silbenschrift mit Konsonanten und Vokalen, K+V = 1 Zeichen
Teilweise Übergang zu reiner Lautschrift, auch Zeichen für einzelne Vokale
In den 30er und 40er Jahren von Gomez Moreno aufgeschlossen
Ausgehend von den Münzlegenden
Ansatz fruchtbar
Iberische Syllabare und Alphabete lautlich erfasst
Längere Texte transliteriert
Nur lesbar, nicht verständlich, da keine Vergleiche und Informationen
2
6
Mit dem Baskischen kein Ergebnis
Nicht mit dem Berberischen verwandt
Libysch
f/p für Paulus, Felix
Iberisch
x° labialisiertes ch
Libysche Schrift ist alphaetischen Ursprungs
u = w, i = j
keine einheitliche libysche Schrift
Tuareg verschiedene Zeichenserien, die Unterschiede betragen bis zu 25 %
Iberische Zeichen keine Unterschiede stimmhaft/stimmlos
Manchmal rund, manchmal eckige Zeichen bevorzugt
Ganz gute Indizien für die Schriftverwandtschaft Libysch/Iberisch
Sagt nichts über Sprachverwandtschaften
2
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für Ausformung zum Alphabet
Schrift der Konsonanten und Vokale als Hilfsbezeichnung
Hier vielleicht das Punische Vorbild
Libysches Alphabet vielleicht ursprünglich Silbenschrift
Tuaregschrift lesbar, wenn man die Systematik bzw. Gruppe kennt
Können Schrift selbst nicht lesen
Neues Königreich seit 2. Jh. v. Chr.
Aus der Umgebung von Karthago
Standard rechts nach links
Tuareg von oben nach unten oder jede Richtung erlaubt
Aus der Römerzeit
Nur libysch
Bilinguen libysch - lateinisch, libysch- punisch
Meist Grabsteine
Libyscher Zeichenbestand nicht mehr ganz ident und senkrecht von oben nach unten und von
unten nach oben
Lateinisch – libysche Bilinguen teilweise gut lesbar
Namen, feste Sakralformen
(Folgendes dürfte sich auf die Tifinaγ-Inschriften beziehen)
Inschriften verbreitet in Sahara und Atlas
Alter unbestimmbar
Zugang fehlt
2
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Lautwert unsicher
Abkürzungen
Lesung unmöglich
Fragmentarische Schreibung von Namen
Tuareg schreiben einige Buchstaben für Namen und Kennzeichnung von Eigentum
Auslassungen, falsche Zeichen
In Nordwestafrika fast nur arabisch geschrieben
Inschriften auf Altlibysch: Numidisch
Dougga (siehe oben) lesbar und verständlich
Keine Einigkeit
Libysche Schrift unlesbar laut französischer Berberologie
Tuareg sagen nichts über Antike
Franzosen: unbekannte Sprache
Deutsche: anders
E. Zyhlarz: Inschriften aus Dougga akzeptabel gedeutet, berberischer Charakter der Sprache
Vorlesung 12.4.
Berber, Leute aufgrund ihrer Sprache so bezeichnet
Literatur Böhm, Sprache und Geschichte, Band III: Epigraphik
(teilweise werden Unterlagen von Prof. Böhm ausgeteilt)
Berber fassbar im Ägypten der 18. Dynastie (Neues Reich)
Thutmosis III 15. Jh. v.
Mšwš, in Ägyptologie Meschwesch gesprochen, auch Maschusch möglich
Stehender Terminus für Libyer
Libyen für Griechen und Römer Nordafrika westlich von Ägypten
Südrand der Sahara bis Atlasgebirge
Berber-Libyer-Gleichsetzung ist sehr populär und wird vorausgesetzt
Urbevölkerung Nordwestafrikas verwandt mit der prähistorischen Bevölkerung Westeuropas
Ägypter mit den Völkern aus dem Westen unangenehmen Kontakt, man müsse sie bekämpfen
2
9
Ṯḥnw, Tschechenu
Bezeichnung für ein Steppengebiet im Westen, umgedeutet zu einem Völkernamen
w auch u, Pluralendung
später Bezeichnung für Libyer
sinnvoll nur im Alten Reich
Ṯmḥw
3./2. Jahrtausend dazu kommend, sicher nicht ident mit Ṯḥnw
in der ersten Zwischenzeit im ägyptischen Niltal
teilweise im Mittleren Reich
diese Bezeichnung Volksname und Pluralform
hatten noch lange mit den Ägyptern zu tun
Mšwš 15. Jh. v.
Erst bestimmtes Volk an bestimmten Orten westlich von Ägypten, gegen diese Befestigungen
und Feldzüge ziemlich weit im Norden
Amenophis III und Sethos I 1305 – 1290 führen Feldzüge durch
Ramses II Verteidigungslinie Nildelta Marsa Matruḥ
Libysche Söldner, vor allem Mšwš in ägyptischen Kriegsdienst
Fremde Söldner in Ägypten nehmen zu
König Merenptáh 1224 – 1204, geschrieben Mrj-n-Ptḥ
Und R̔ mśś III 1183 – 1152
Regelmäßige Abwehrkriege gegen die libysche Koalition
Hier auch Mšwš
R̔ mśś III gegen Seeangriffe von Syrien und Palästina her unvorbereitet
Angriffe von beiden Königen zurückgewiesen
Ramses dann gegen die Bedrängnis von Westen größere Landstriche in Ägypten übertragen
(leicht möglich wegen starker Landflucht, Verödung), gegen Verpflichtung der Verteidigung
als Wehrbauern, nicht im Heer, gegen weitere Libyer. Dies wird zur Dauereinrichtung. Es
handelt sich um verschiedene Völker, jedoch werden sie immer häufiger Mšwš genannt
Es kommen außerdem immer neue nach, die nicht alle zurückgeschlagen werden können
Libysche Wehrbauern autonom, an der Spitze ein
Mś - ̔ 3 – n - Mšwš
Meś – a'a – en – Meschwesch bei Ägyptologen ausgesprochen
3
0
Königsname auf die Palastfassade geschrieben
Wels und Meißel, Bezeichnung für Narmer
Pr - ̔3, gesprochen per – a'a
Vielleicht schon für den König von Ägypten
Vielleicht schon in der Umgangssprache in Ägypten
Mś noch heute in den Berberdialekten
məss = Herr
in Massinissa "Der Herr ist es, der erhöht hat", theophorer Name, allgemeine Gottesanrede,
gut berberisch
Casamance, gesprochen ãs, Gebiet südlich des Gambiaflusses, politische Einheit im Senegal
Casa Haus
Mance von mãsa, vielleicht Königstitel des alten Mali-Reiches
Mãsa mussa, machte spektakuläre Pilgerfahrt nach Mekka, in Kairo verschenkte er so viel
Gold, dass der Goldpreis auf Jahre fiel
Mencey, -sey auf Teneriffa im 15. Jh. bis zur Eroberung, einheimischer Herrschertitel
Ältere Gestalt sicher mns
Das Berberische hat eine starke Neigung zur Dissimilation, neben m sehr ungern anderen
Labial, daher wird n zu s
Andere Neigung des Berberischen: Geminatenbildung, das Wort muss nicht berberisch sein,
z. B. Casamance aus zwei Sprachen
Aus alter libyscher Sprachschicht, von dort auch Mšwš
3
1
2. Punischer Krieg: Römer kommen in engeren Kontakt zu Nordwestafrika und den dortigen
einheimischen Volksgruppen, darunter
Masaesyli
Massyli in der Umgebung von Karthago
Herodot Máxyes
Bei Griechen Mázyes
Im Gebiet des Tritonsees
Schottgebirge am Südostfuß des Atlas
In Tunesien und Algerien
Westlich des karthagischen Gebietes: Massylii
Noch weiter westlich: Masaesyli
Dazu ägyptisch Mšwš
Eigenbezeichnung amaziγ, bis in die Gegenwart verschiedene Formen, diese aber ist die
Kernform
Eigenbezeichnung Singular amaziγ, Plural imuzáγen
Vokal am Beginn aus altem Artikel entstanden, stimmhaftes s im berberischen
Sprachgebrauch aus ɖ, ganz hinten gerolltes r wird zu ž, ʤ
m – š/ž – š/ž, š- Laut stimmhaft oder stimmlos
(Xschiárscha iranisch für Xerxes)
Ähnlich Maxy auf *Máššu zurückführbar, Variante Mašuš
Mašaiš
Məšaiš
Wiedergabe für die Römer nur mit a möglich
Durch w Kuraisch oder Kuwait (arabische Stammesbezeichnung)
An diesen Lauten hat nichtberberisches Volk am Atlasgebirge eine Rolle gespielt
Volksnamen seit Mitte des 2. Jahrtausends
Fehler bei der Wahrnehmung möglich, Lateiner haben es nicht falsch gehört, sondern in
mehrere Namen etwas hineingehört, was nicht da ist
Wie zum Beispiel "Slawen" von Sklaven im Griechischen und Arabischen nicht
auszuschließen
3
2
L hat sicher Grundlage, -yl, y wie u gesprochen, steckt in
Gaet – ul – i
Wie Gait gesprochen
Lebten in der Römerzeit an der saharischen Seite des Atlas, der erste Bestandteil des Namens
ist nicht berberisch, sondern von einer anderen Volksgruppe her
Indiz für die Identifizierung der ägyptischen Mšwš
Jugurtha, Massinissa eindeutig berberisch
Bilinguen von Dougga (KAI 100 und 101, Abbildungen unter
www.unet.univie.ac.at/~a8201399/phoenikisch-punisch-homepage-texte.htm )
Ägyptische Libyer hatten immer große Bedeutung als Träger der militärischen Macht
Im elften und vor allem im zehnten Jahrhundert v. Chr. stürzte Ägypten in eine Krise
Es gelang den Mś - ̔3 – n – Mšwš, kleine Herrscher zu etablieren, an mehreren Stellen hatten
Heerführer eine ihnen persönlich verpflichtete Streitmacht, ihr Ziel war die Herrschaft über
andere libysche Militärs oder die Herren von ganz Ägypten zu sein
Die Wiederherstellung war labil
"libysche Dynastien"
sie wurden sehr schnell assimiliert auch nach außen hin, eine Zeitlang trogen sie libysche
Namen, die später durch ägyptische ersetzt wurden
libyscher Name Wśrkn (allgemein als Osorkon wiedergegeben), assyrische Wiedergabe
Šilkanni
Warum wurde das W weggelassen? Wahrscheinlich wurde es als nicht zum Namen gehörig
betrachtet. Zum Beispiel w als Filiation in Thugga/Dougga w = Sohn
au = w für Filiation von den Assyrern gehalten
entspricht arabischen Ibrahim, Ismail
tamahag ag
slk zu Šilkanni, berberische Wurzel retten, zu Hilfe kommen
-n Relativform "einer, der zur Hilfe herbeieilt", der Retter, in Kriegerkult denkbar
au-Šelkann mit Filiation
semitisch m- in Mahmud, Mohammed, Mustafa
Zur Zeit des Zweiten Punischen Krieges bei den Massylii Oezalces, der Oheim des
Massinissa, wurde libysch S²lkn geschrieben
3
3
S²: es gibt mehrere S-Laute im Libyschen
Ebenfalls als Šilkanni zu deuten
Damit kommt derselbe Name sowohl im Ägypten des 10. Jahrhunderts als auch im Gebiet
von Karthago bei den Massylern um 200 v. Chr. vor und ist sicher berberisch und zeigt damit
die berberische Identität der Mšwš
Viele Libyer sehen anders aus
Viele Worte berberisch nicht deutbar
Mšwš schon berberisch
E. Zyhlarz in den 20er Jahren
Beschreibung des Nubischen
Habilitation in Wien
Grammatik des Altnubischen
Auch Berberisch
Im Nubischen ganze Anzahl von berberischen Lehnwörtern oder Übereinstimmungen in
sämtlichen nubischen Dialekten
Nubier
In der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. westlich vom Nil, Darfur oder nördlich, soweit das
Gebiet bewohnbar war
Am Ende der Ramessidenzeit um 1100 v. Chr. kamen die Nubier ins damals ägyptische
Niltal, damals kam der erste Teil der Nubier ins Niltal
Die nubische Sprachgemeinschaft existierte im späten 11. Jh. v. nicht mehr, es gab sehr hohe
Divergenzen zwischen den nubischen Dialekten, bei allen nubischen Dialekten gab es alte
nubisch-berberische Berührungen
Ziemlich weit im Süden
Die Mšwš siedelten nahe dem Mittelmeer
Das Wort für Wasser im Berberischen: Bedeutungsverengung auf fließendes Wasser und auf
den Nil
Weitere Übereinstimmungen: Schaf, Ziege, Gerste, Hirse, Wasserträger in der
Bewässerungswirtschaft, es handelt sich um Worte, die mit der Oasenbauernwirtschaft zu tun
haben. Die Nubier haben sich in dieses Wirtschaftswissen hinein gelebt und erfolgreich
praktiziert
3
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Die Ägypter hatten weiter keine Bedenken wegen der Assimilierung. Wie lange die Libyer
die eigene Sprache sprachen, ist unklar, sie wurden zunehmend ägyptisiert.
Umgekehrt wurden libysche Bräuche in Ägypten populär, so gab es erst jetzt heilige Katzen
in Ägypten
Das Libysche verschwindet in Ägypten bis auf wenige Lehnwörter, im geschriebenen
Ägyptisch gibt es nur wenig Libysches wegen Betonung des alten Stils, auch im Koptischen
gibt es nur wenig spezifische Wörter
Es kam der Kinnbart auf, im Alten Reich gab es nur den Schnurrbart, daraus wurde später der
Zeremonialbart des Pharao.
Die Maxyes bei Herodot IV, 191 entsprechen nicht dem Bild, auch nicht dem antiken, von
den Berbern, da sie ein sesshaftes Bauernvolk waren
Bräuche, eigene Herrschaftsüberlieferung, vom Meer zu Schiff gekommen, daher von
Herodot mit Troja in Verbindung gebracht
Der Name passt zu Mašuš
In der Hauptsache nicht berberische Bevölkerung unter berberischer Aristokratie, die Masse
der Bevölkerung behielt den alten Lebensstil bei
Massylii und Massaesyli/eher Massaisyli Numider, das Land Numidia in der gesamten Antike
genannt, seit 2. Punischen Krieg in Kontakt mit Rom
Targisch amaɖan (Wanderhirt), Plural imuɖanən, ɖ ist ein retroflexer Laut mit der Zunge am
Gaumen, in diesem Fall schwache Pluralbildung d. h. an den Singular wird ən angehängt, die
starke Pluralbildung würde imuɖan lauten
"Volk von Wanderhirten" würde in diesem Fall lauten
ait – n- imuɖán
aus den letzten beiden Worten könnte "Numider" entstanden sein, die Analogie zum
griechischen "nomades" könnte eine Rolle gespielt haben
Zwischen dem ersten und dem zweiten Punischen Krieg verfügten die Masaesyler im
westalgerischen Atlasgebiet über einen großen und stabilen Herrschaftsbereich, während des
Zweiten Punischen Krieges war Syphax König. Eine Zeitlang war er mit Rom verbündet, weil
er sich einen Vorteil gegenüber Karthago und den Aufbau eines Reiches auf Kosten der
Massyler erhoffte. Die Massyler waren die Nachbarn von Karthago.
3
5
Der Titel Sufet wurde auch an Numiderfürsten verliehen, als reiner Titel, und bedeutete eine
Auszeichnung und Rangerhöhung
Massinissa wurde auf Kosten der karthagischen Republik nach Karthago geholt und dort
erzogen
Die Unterwerfung der Numider war schwierig, die Karthager setzten daher auf Assimilation
Massinissa war gegen Syphax und dessen Ambitionen
Syphax mischte sich in einen Herrschaftsstreit bei den Massylern ein
Der junge tatkräftige Massinissa stellte aufgrund seiner Abstammung Ansprüche auf die
Herrschaft bei den Massylern
Ursprünglich war Syphax für Rom und Massinissa für Karthago
Syphax war für Rom nutzlos, Massinissa der Tatkräftigere, Massinissa war so alt wie Scipio
Africanus Maior, der für seine Stellung viel zu jung war, was für damalige römische Begriffe
fast schon skandalös war, Massinissa und Scipio der Ältere empfanden füreinander
Sympathien
Massinissa wechselte zu Rom, Syphax zu Karthago
Massinissa erweiterte seinen Herrschaftsbereich bedeutend
Es gab zum ersten Mal ein Reich der Massyler auf Kosten der Masaesyler
Syphax wurde in Italien interniert, wo er starb
Sein Sohn bleibt von Rom anerkannter Herrscher, er verschwindet und sein Herrschaftsgebiet
fällt an die Massyler
Massinissa beherrscht jetzt ein großes Gebiet
Grenzen:
Süden: Atlas
Osten: Gegend von Karthago, Mittelmeer
Von Rom gedeckte Überfälle auf karthagisches Gebiet
Römer geben ihm immer widerwilliger Recht, da er auch Rom gegenüber immer stärker und
arroganter wird
Karthago wurde die Möglichkeit eines Krieges in Afrika genommen, da Rom für Massinissa
war (Karthago durfte seit dem Friedensschluss 201 außerhalb Afrikas gar nicht und innerhalb
nur mit römischer Genehmigung Krieg führen)
Eine Unterstützung für Karthago wäre für Rom eine Gefahr gewesen, da sich Karthago
wirtschaftlich erholt hat.
Andererseits wurde Massinissa zu stark, ein Teil der Karthager wollte sich ihm anschließen
3
6
Rom erklärte den Dritten Punischen Krieg, ehe sich Massinissa Karthago nehmen konnte, die
Karthager wollten sich zum Teil unterwerfen
Massinissa war nur ungern Roms Untergebener, er starb jedoch vor Kriegsende
Massinissas Nachfolger war Micípsa, der viel weniger bedeutend war, er war in erster Linie
römischer Vasallenfürst
Sein Nachfolger war der selbstbewusste Jugurtha, der nicht Vasallenfürst sein wollte und
daher das imperialistische Rom reizte
Er war wichtig für den Kampf Optimaten-Popularen
Optimaten
Popularen
Lax
schüren Krieg
Unternehmen nichts, wenn
Jugurtha bekäme zu günstige Verträge
Jugurtha nicht zu schlimm wird
Feldherr: Haudegen Marius, der die römische
Ehre wieder herstellen und Stärke zeigen soll
Jugurtha wird durch Verrat gefangen genommen und in Rom hingerichtet
Zunächst bleibt Numidien im Klientelverhältnis und wird später in eine römische Provinz
umgewandelt.
Berberisches bleibt jedoch lebendig, römische Bürger haben echt römische und echt
berberische Namen, Belege: Grabsteine einheimischer Personen in Latein bzw. Berberisch in
libyscher Schrift
Sprachen in Africa:
Punisch: allgemeine Verkehrssprache in allen Schichten der Bevölkerung, wenn auch in
unterschiedlichem Ausmaß
Latein: nur in den Städten, kaum auf dem Land, sogar noch zur Zeit des Augustinus, mit den
Berbern, die in den Donatistenheeren gegen die römischen Städte kämpften, war die
Verständigung nur in Punisch möglich, Apuleius musste Latein erst lernen
Griechisch: gewisse Rolle in den Städten
Berberisch: bei berberischer Bevölkerung
3
7
Die anderen Sprachen existieren bis in die Römerzeit
Berber tauchen seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bei Karthago auf und bringen das Gebiet unter
ihre Kontrolle
Ostalgerisches Atlasgebiet: Berber
Westalgerisches Atlasgebiet und marokkanischer Atlas "Mauretanien": keine politische
Einheit, nur Gebiet
Ein Teil ist Mauretania Tingitana von Tingis/Tanger
Der östliche ist Mauretania Caesariensis von Caesarea/Cherchel in Algerien
Eine der Deutungen für Maure: punisch mahurím = Männer des Westens
Name nicht berberisch
König Juba II während eines Teils seiner Jugend aufgewachsen bei Augustus, seine Gattin
Kleopatra Selene war die Tochter von Kleopatra und Marc Anton
Augustus schenkte Juba II das Königreich Mauretanien
Caligula lud den letzten mauretanischen König ein und ermordete ihn.
Von Claudius wurde Mauretanien in eine Provinz umgewandelt und geteilt
Grenze zwischen den beiden Teilen war der Fluss an der algerisch-marokkanischen Grenze
Vorlesung 19.4.
Hier habe ich leider gefehlt, es ging um die berberische Geschichte, ich habe das Fehlende
und Ergänzungen zum 26. 4. aus den unten genannten Büchern von Prof. Böhm
zusammengestellt. Eine Quellenangabe habe ich noch eruieren können: Böhm, Sprache und
Geschichte, III: Epigraphik (spätestens S. 87-92)
Jenseits der Tritonis Berberstämme – Marmarica - ṣaḥarisches Atlasvorland – Hochland der
Schoṭṭs auf der Binnenseite des Tell-Atlas
Verbindung mit den indogermanischen Atlantikern, wahrscheinlich dasselbe Volk, schon im
13./12. Jh. v. Chr. gegen Mašuš.
Im ersten Punischen Krieg hatten die Masaesyli (Stammesverband) ein großes Gebiet im TellAtlas und der Ebene zwischen Schott-Hochland – Kabylei (Ostgrenze) und dem Fluss
Mulucha/Wad Muluja (Westgrenze), mauretanische Bevölkerung unterworfen
Hauptort S²GT/Siga in Algerien zwischen Algier und Muluja-Mündung
3
8
Massinissa *240, Sohn des Gaja, 205/4 Herrscher der Massyler, von Syphax vertrieben, einigt
Reich, 203 Sieg über Syphax, 202 von Scipio Africanus Maior bestätigt, gestorben 148
Nachfolge: Triarchie seiner Söhne
Mastanabal
Reichskanzler
Gulussa
Reichsmarschall
Micipsa
Reichstruchsess, seit spätestens 139/8 Alleinherrscher, gestorben 118
Jugurtha geboren nach 160, Sohn des Mastanabal
Ermordet Söhne des Micipsa
117 Hiempsal ermordet
118/7 Adherbal Mitregent
115 Teilung in Ostnumidien/Hauptstadt Cirta unter römischem Schutz
112 Jugurtha besiegt Adherbal und lässt ihn hinrichten
110 Massiva besiegt und hingerichtet, war Sohn des Gulussa, der von Rom begünstigt wurde
Jugurtha
118/7 Mitregent
117/5 Usurpator
115 Teilung, erhält Westen mit Siga
112 Alleinherrscher
seither im Kampf gegen Rom
105 von Bocchus (König von Mauretanien) verraten, verhaftet und an Rom ausgeliefert
104 gestorben im Tullianum
Gauda 105 – 88
88/7 Hiempsal mit Hilfe von Marius und Cinna vertrieben, im Auftrag von Sulla wieder
eingesetzt 83 – 55?
87 – 83 Hiarbas, durch Marius und Cinna, von Pompejus besiegt und hingerichtet
55 – 54 Juba der Ältere, im Kampf Caesar – Pompejus auf der Seite der Senatspartei, bei
Thapsus gemeinsam mit Metellus Scipio besiegt und beging Selbstmord
Königreich Mauretanien Hauptstadt Iol/Caesarea (Cherchel)
3
9
Juba der Jüngere, geboren um 50, Sohn Jubas des Älteren, als Gefangener Caesars römischhellenistisch erzogen, Octavians Freund, verheiratet mit Kleopatra Selene (Tochter Kleopatras
VII und Marc Antons)
25 v. Chr. König von Mauretanien
24 n. Chr. gestorben
Ptolemaios
*6/5 v. Chr., Sohn Jubas des Jüngeren und der Kleopatra Selene
21 n. Chr. Mitregent
24 Alleinherrscher
40 auf Betreiben Caligulas ermordet
Africa
146 Africa vetus: Gebiet von Karthago
46 vergrößert durch das bisher numidische Gebiet an der Tritonis und der Kleinen Syrte,
Tripolis (Sábratha, Heôa = Oea, Leptis Magna)
25 v. Africa Proconsularis unter Augustus
Hauptstadt – 14 n. Utica
Karthago 146 zerstört
29 Colonia Iulia Carthago unter Octavian
Numidia
46 verkleinert, Africa nova
25 mit Africa vetus vereinigt zur Africa proconsularis
198 n. unter Septimius Severus eigenständige Provinz
Hauptstadt: Lambaesis am Auresgebirge, 81 n. von Titus als Heerlager errichtet
Mauretania Tingitana
40/2 nach der Ermordung des Ptolemaios westlich von Mulucca
Limes südlich von Sala am Atlas bei Rbâṭ und Volubilis
Hauptstadt Tingis
Mauretania Caesariensis
Östlich, mediterranes Tell-Atlas-Gebiet
4
0
Hauptstadt: Caesarea/Iol/Cherchell
25 v. Juba der Jüngere erhält nach Erlöschen der Dynastie des Bocchus den Thron
hellenistisch geprägt
Latein: Sprache von Verwaltung, Militär, Schule
Zentrum: Karthago seit 29 v. Chr, seit 14 n. Hauptstadt der Africa proconsularis
Africa legt sehr viel Wert auf Bildung, hoch entwickeltes Schulwesen, jedoch beschränkt auf
Personen mit entsprechender Schulbildung und Heeresangehörige
Griechisch: Karthagische Republik, Königreich Numidien, Juba II hat sich dem kulturellen
Hellenismus zugewandt, Einwohner am Ostmittelmeer und in kleinafrikanischen Städten
Romanisch: kreolisches Lateinisch, als Vulgärlateinisch im Schatten der nur schulmäßig
gelehrten Hochsprache, in Städten Umgangssprache
Punisch: Kreol-Phönizisch im ehemaligen Staatsgebiet von Karthago, nach der Zerstörung
̔
Hauptstadt Utica, Tripolitanien, Hippo Regius ( ̔̔ Annâba/Bône), Lixos, Tingis, phönizische
Kolonien und karthagischer Besitz im Westmittelmeer, privat von Septimius Severus
gesprochen, Kaiser 193 – 211, aus Leptis Magna, gegen Ende der Römerzeit im
Zusammenhang mit Christentum Punisch in den Städten vom Romanischen verdrängt, auf
dem Land allgemein in Geltung bleibend
Urlibyer und atlantische Vernakulärsprachen:
Nur bruchstückhafte Reste, womöglich bis tief in die islamische Zeit lebendig
Arabisch gewann rasch an Bedeutung als Verkehrssprache, wird Zweitsprache, dann
Vernakulärsprachen verdrängende Hauptsprache,
Berberisch bleibt Umgangssprache in konservativen ländlichen Gebieten
Große zahlenmäßige Unterschiede, Schluḥ und Kabylisch sprechen jeweils einige Millionen,
andere werden nur in einzelnen Dörfern und Oasen gesprochen
Hoher Atlas – Kabylei – Ahaggar – Nigerbogen
Heterogenes altes Volkstum aufgegeben
Epoche der Landnahme der Imazighen-Stämme in semitohamitischen Sprachen in den
Atlasländern: Bezeichnung der drei klassischen Stämme durch Ibn Chaldûn
4
1
1. Zanâta
a) Numider
b) Römer
zur Sicherung der Militärgrenze in Marokko von Rbaṭ ostwärts südlich von Wad Sabu
zwischen mittlerem Atlas und Rifgebirge, südlich der Tell-Ketten und der Hochebene der
Schotts, Auresgebirge südlich umfassend durch Tritonis gegen Tripolitanien, im Binnenland
Wehrbauern angesiedelt gegen das Eindringen nomadischer Stämme vom Rand der Ṣaḥâra,
deren Razzien immer wieder verheerten die Gebiete der beiden mauretanischen Provinzen
Die (Oliven-)Ölbarone unterstützten 238 n. Chr. den Aufstand des Proconsuls Gordian gegen
den Kaiser Maximinus Thrax, gemeinsam mit den numidischen Bauern im tunesischen
Atlasgebiet (El-Djem/Thysdrus), wurde von den Legionen rasch niedergeworfen
Gefährlich waren im 4. Jh. n. die Donatisten, die Kleinbauern, Pächer und Landarbeiter
waren und gegen Kirche und Reich kämpften, wurden nach einem Gegenbischof Donatus
(Anm. d. A.: Art der Namensgebung punischen Ursprungs, pun. –jaton oder mittun-, anderer:
Adeodatus pun. Baaljaton oder Mittunbaal) genannt, genannt Circumcellionen nach ihren
Versammlungsorten und Wahhlfahrtsorten bei Heiligengräbern (kellia). Heiligkeit kann man
laut Donatisten nur durch Opferung des Lebens erzielen, im Glaubenskrieg entweder durch
Ermordung durch den Feind oder rituellen Selbstmord, kaum realpolitische Ziele, sondern
Heiliger Krieg als solcher. Diese glaubenskämpferische Anarchie wurde weder von
kirchlicher noch von staatlicher wirklich bewältigt.
429/33 Vandalen erobern von Hispanien her kommend große Teile Kleinafrikas
533 Justinian I. erreicht de jure die römische Oberhoheit, de facto sind die Stämme im
Hinterland z. B. Kabylen und das Auresgebiet unabhängig
Während der Islamisierung wurde der heftigste Widerstand gegen die Arabisierung von
ebenjenen Stämmen getragen
703 Aurès bezwungen
693 Sîdi ̔ Uqba gefallen, wird zum Heiligen, Grab in Biskra im Aures, viel besuchter
Wallfahrtsort
Circumcelliones wechseln zur islamischen Châridja
758/61 Iman ̔Abd- ar-Raḥman Bin Rostami (Perser) erobert mit berberischem Gefolge
Tripolitianien und Ifrîqiya, Chawâridsch mussten nach Westen
766 Tâhert im algerischen Atlashochland etabliert
909 Tâhert fatimidisch, Chawâridsch flüchten in die Oase Wargla südwestlich der Tritonis
4
2
1011 in das nordwestlich benachbarte Wadi Mzab (Mozabiten)
sind realpolitisch nüchtern, in der Religiosität deonatistisch geprägt, strenge Forderung nach
einem heiligen d. h. sündenfreien Leben, da es keine Vermittlung zwischen Gott und Mensch
gibt, werden die Sünder verdammt
Im Kirchenrecht gibt es die Macht der Geistlichen, Kirchenstrafen wie Exkommunikation und
Interdikt, Unterschiede zu Circumcellionen: Ablehnung der auch im maghrebinischen Islam
üblichen Heiligenverehrung
Gebiet der Zanata-Berber:
Tripolitanien: Djabal Nefûsa, Djerba
Tunesien: Nördlich des Schoṭṭ als Dscherîd
Oase Ghir und Warqla südwestlich der Tritonis.
Algerien: Wadi Mzab, Aurès, Meṭmaṭa, südwestlich von Al-Dschazâ̓ ir, westwärts andere
Gruppen im Tell-Atlas und Rif
2. Maṣmûda
Römer: jenseits des Limes, 3./4. Jh. nomadische Berberstämme, im mittleren und hohen
Atlas, mauretanische und atlantische Vorbevölkerung, wohl größtenteils assimilierte
Auswanderer vom marokkanischen Atlas und Ahaggar, von hier mit den Perôrse in den
Westṣaḥel, Vorfahren der Tubu, die zuletzt im Tibesti siedelten
3. Jh. v. Chr. betreibt Bocchus der Ältere von Mauretanien eine Schaukelpolitik zwischen
Jugurtha und Rom
zur Zeit Caesars und des 2. Triumvirats römische Hegemonie
25. v. Juba II. aus der numidischen Heraklidendynastie
40/42 n. unter Claudius römisch, die maurische Sprache weicht dem Berberischen
1./2. Jahrtausend, vorher maurische Kamelreiter in den Sahararaum
4. Jh. nach Ahaggar aus dem Grenzgebiet zum römischen Mauretanien Ti-n-Hinan der
Tuareg-Geschichtsschreibung. Teils möglicher Anschluss der saharischen Mauretanier,
ursprünglich heterogener, später berberisch dominierter Volkstumsverband der Lemtuna
angeschlossen, daraus gingen die Tuareg hervor, ansonsten zogen sie ostwärts zum Tibesti
und den ostsaharischen Oasen
800 erobert ein Stamm das Bahr al Ghazal-Gebiet und die Landschaft Kanem
4
3
Gegenwärtig sind hier die saharanischen Sprachen verbreitet: Tubu, Kanuri, "ZaghawaSprachen", sind genealogisch mit den eurafrikanischen Sprachenkreis und entfernt mit dem
Baskischen verwandt
Perorse = Pharusier = Persae (Sall. Iug. 18: Perorsi, Pharusii)
*PËRORS(S)E, idg. *PEṶŌRSḽES, die Feurigen, im Gebiet Hoher Atlas – Antiatlas – Wad
Dr̔ a, kriegerische Nomaden und gute Pferde- und Karawanenführer, kamen bis
Kirtha(Constantine)
berberisch flammen √LHB, *LUB Pl. *LĔHHAB äg. RBW (rebu gesprochen)
hebr. LŪBHĪM/LĔHÅBHĪM, zur Zeit Merenptahs und Ramses III. gemeinsam mit den
altberberischen MŠWŠ
Islam: in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts heftige Widerstände gegen die arabische
Herrschaft
Mit berberischem Kriegsgefolge 788/9 ̔Alide Idrīs in Fes unabhängig vom ̔Abbāsidenkalifat
in Baghdad, dies hat die Eigenständigkeit von Marokko zur Folge
Die erste glaubenskämpferische Bewegung entstand im Hohen Atlas erst mit den
Murabitūn/Almoraviden, beherrschten Marokko seit 1062 (Gründung Marrakeschs),
gegen sie Muwaḥḥidūn/Almohaden, inspiriert von ihrem Mahdi Ibn Tumat (+1130), geführt
von seinem Schüler ̔Abd al Mu'min, vertreiben 1147 die Almoraviden aus Kleinafrika und
vereinigen vorübergehend die Atlasländer und Andalusien in einem islamischen Reich. Schon
die Niederlage zu Los Navos de Tolosa gegen König Alfons VIII ist der Beginn ihrer
Auflösung.
In Marokko Aufstand der Zanata-Berber aus dem Norden des Landes
Almohaden und in Fās Herrschaft des Marīn-Clans
Maṣmūda: Schilḥ-Berber im Hohen Atlas und Antiatlas
Tacfarinas: Anfang der Regierungszeit des Tiberius in der Africa Prosconsularis Aufstand der
Stämme des Südens, vor allem der Musulamii
Die römische Kontrolle über den mediterranen Norden verschloss den halbnomadischen
Gruppen den Zugang zu den fruchtbaren Ackerbauebenen, die seit jeher als
Nahrungsmittelergänzung dienten
Ausgreifen der römischen Herrschaft, auch in den Steppengebieten Entzug der Weideflächen
Anführer Tacfarinas, früher im römischen Heer, zunächst wohl wie viele andere Berberführer
mit kleinem Gefolge Raubzüge auf römisches Gebiet, vielleicht auch Angriffe auf römische
Truppeneinheiten, mit der Zeit laufen Scharen zu ihm über, er organisierte eine reguläre
4
4
Armee mit dem Ziel der Verhinderung der weiteren Ausbreitung der römischen Herrschaft im
östlichen Atlasafrika, die den Lebensraum der Nomaden bedrohte
17 n. in einer offenen Feldschlacht von der Legio III und einem Hilfskontingent besiegt
Wieder Kleinkriege und Unruhen durch unerwartete Angriffe und Razzien
Es wäre fast gelungen, Tacfarinas zu stellen, Tacfarinas schlug Tiberius vor, gegen
Landzuweisung den Krieg aufzugeben, was abgelehnt wurde. Die römischen Feldherren
bereiteten militärisch und diplomatisch eine Offensive vor
Ende 24 Schlacht beim Castellum Auzia/Aumale, Tacfarinas gestorben und Aufstand
niedergeworfen
40 durch die Ermordung des Ptolemaios große Unruhen
51 – 54 greift Claudius in Südnumidien durch
45 Sieg des Proconsuls Servius Sulpicius Galba
Flavierzeit: Valerius Festus Legat von Numidien, kämpft gegen Garamanten aus Phasania =
Fezzan, die auf ein Hilfegesuch von Oea/Tripolis Leptis Magna/Lebda belagerten, rasche
Befreiung durch Rom
85/6 Aufstand der Nasamonen an der Großen Syrte gegen die Ausbeutung von Rom
vor Ende Aufstand der Mauren, Sieg noch unter Domitian
Hauptquartier: unter Trajan von Theveste nach Lambaesis
Hadrian: statischer Limes
253/60 unter Valerian Bavari Quinquegentiani und Fraxinenses
259 bei Milev/Mila an der maurischen Ostgrenze römischer Sieg
262 Ende
Diokletian: gegen Quinquegentiani
3. Ṣanhadscha
a) Kabylen
Wahrscheinlich aus der Steppe südlich von Tripolitanien, zwischen Aures und Sahara-Atlas
unter Diokletian 284 – 305, von Rom Quinquegentiani genannt, Stämmebund innerhalb der
Provinz in der Gegend von Sitifis/Sṭif und Cirta/Constantine. Nach unentschiedener
militärischer Auseinandersetzung erhielten sie anscheinend Land zugewiesen, i, 4.
Jahrhundert Wehrbauern im Rahmen der römischen Verteidigungspolitik.
Unter Valentinianus (364 – 75) Firmus Sohn des Nubel, Schêch der Quinquegentiani
372 mit Unterstützung der provinzialen Donatisten zum Augustus erhoben. Gegen ihn auf
römischer Seite unter dem magister militum Theodosius sein Bruder Gildo.
4
5
374/5 Firmus Niederlage und Selbstmord
Gildo von Kaiser (379 – 95) Theodosius, dem Sohn des magister militum zum comes Africae
mit außerordentlichen Vollmachten ernannt, beim Tod des Kaisers war er der wirkliche Herr
der Africa Romana. Wie sein Bruder hatte er Verbindungen zu den Donatisten und daher die
Reichskirche zum Feind. Durch Intrigen seines römischen frommen Bruders Mascezel wurde
der Argwohn und die Eifersucht des magister militum Stilicho, des starken Mannes in
Westrom geschürt. Gildo wurde nur von Arkadius im Osten als rechtmäßig anerkannt und
daher von Rom zum Feind erklärt
398 bei Tebessa/Theveste im östlichen Ausläufer des Aures erfolgte ein unverhofft rascher
römischer Sieg, Gildo wird gehenkt, jedoch auch sein Bruder vom misstrauischen Stilicho
ermordet
b) Ketâma
Weiterhin nomadische Stämme aus dem Steppenland jenseits des Ṣaḥara-Atlas aus dem
Hochland der Schoṭṭs. Ihr Schweifgebiet: westwärts bis zum Mittleren Atlas, ostwärts bis zu
den Provinzen Numidia und Africa. Historisch fassbar sind sie erst in islamischer Zeit.
Verbund der Ketâma im östlichen Tell-Atlas
Um 900 Rebellion gegen die Aghlabiden in Ifrîqiya, Missionare der links-schî̔itischen
Ismay̔îliya. Abû ̔Abdallâh verstand es, den örtlichen Berberaufstand zum Heiligen Krieg zu
entwickeln für seinen Mahdi ̔Ubêdallah, als Abkömmling der Prophetentochter Fâṭimah
gegen das ̔Abbâsidenkalifat von Baghdâd, forderte die Stellung des Imâm im Dâr al-Islâm
für sich
909 in Qairawân Kalifat der Fâṭimiden
Problem: ihr Ziel ist nicht der Maghreb, sondern der Orient
969 Eroberung von Ägypten, neue Residenz al-Qâhira
in Ifriqiya Statthalter aus dem ketamischen Zîr-Clan
1048 Zir-Clan sagt sich von den Fatimiden los, für das Abbasidenkalifat
Schon 1008 ketamischer Ḥammâd-Clan von seiner Burg am Chott el Hodna selbstständige
Herrschaft im östlichen Atlashochland
1152/60 Niederlage der Ketama in Ifriqiya
c) Lemtuna
Vielleicht seit der Mitte des ersten Jahrtausends berberische Nomaden wohl am Fuß des
Sahara-Atlas durch das Wad as-Sora und das Tewât-Tal über die Ebene von Tidi Kelt,
erreichten das Hochland von Ahaggar, weiter dem Wad Tamenrast folgend im Bereich des
Nigerbogens den westafrikanischen Ṣâḥel. Im Ahaggar trafen sie auf die wenig früher
4
6
eingewanderte mauretanische Bevölkerung und das urlibysche Volk der Isbeten. Auch im
Bestreben, den transsaharischen Handelsverkehr zu kontrollieren, um ihn durch
Tributforderungen ausbeuten zu können, schlossen sie sich zu einem ethnisch heterogenen
Bund zusammen. Grab der legendären mauretanischen Fürstin Tin Hinan in alter
Garamantenburg Abalessa, dort verehrte Magna Mater Lemt.
Indessen Eindringen von Garamanten, deren Oasenwirtschaft in Fezzan in der Mitte des
ersten Jahrtausends einen Niedergang erlitt, mit ihnen gemeinsam Verbünde östlicher
Steppenberber (Berber in Sîwa möglicherweise zurückgebliebener Rest solcher Tamazight
sprechender Berber der alten Marmarica), im Fezzan eigefallen, von Nordosten in den
Ahaggar, vor diesem Druck weichen die ṣaḥârischen Mauretanier vom Ahaggar östlich in
den Tibesti (Tubu) und weiter um 800 erreichen Ausläufer dieser Bewegung durch den Bahr
al Ghazal die Landschaft Kanem (Kanuri).
Der Lemtuna-Bund im Ahaggar löst sich auf, bald kriegerisches, bald friedliches
Zusammenleben von Berberstämmen und Garamanten, es entwickelt sich das berberisch
bestimmte Volkstum der Tuareg
Sg. Targi Taṷarig wahrscheinlich alter Name für das Bergland von Ahaggar
Garamantisch *Targṷa
Idg *√trgb
Skr. (serbokroatisch?) tárğati bedrohen
Griechisch tarbeo erschrecken
Cymrisch tarfu verjagen
Lateinisch tarvus wild
Vielleicht auch ags. (altgermanisch, altgotisch?) đracian fürchten, schaudern
Vielleicht, das schreckliche, grauenvolle Land im Sinne von Dämonen beherrschter Wildnis
außerhalb der eigenen Lebenssphäre der von der Oasenwirtschaft im Fezzan betreibenden
Garamanten
Im übrigen wandten sich die mittlerweile berberisch dominierten Lemtuna südwestwärts in
den Ṣaḥel zwischen Nigerbogen und Senegal, dort nahmen sie Verbindung auf mit dem
westṣaḥarischen Nomadenvolk der Anbîga und bedrängen im 9. Jh. unter den legendären
Räuberhauptmännern Telagagin und Tiguta die reiche Handelsstadt Audaghost und das
Soninke-Reich Ghana
d) Almoraviden
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7
Die Verbindung zwischen den Ṣanhâdscha im Atlas und denen in der Sahara und im Sahel ist
offenbar nie ganz abgerissen. Im 10. Jh. entstand unter dem Eindruck des erfolgreichen
Dschihad der Ketâma gegen die Aghlabiden, nun glaubenskämpferisch gestärkter Islâm,
allmählich Anhang unter den bisher heidnischen Lemtuna im Westṣâḥel. Unter der Herrschaft
eines berberischen Clans wandte sich in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts Audaghost
dem Islam zu, bald darauf fasste der Islam in Ghana Fuß in friedlicher Koexistenz mit den
noch herrschenden traditionellen Religion, gewinnt Einfluss im Staat Tahrûr im Senegal, dort
1040 erfolgreicher Staatsstreich durch die muslimische Fraktion. Die Lemtuna-Stämme hatten
erstmals Tarsina (1023 im Dschihad gefallen) unter islamischer Führerschaft zu einen
versucht. ̔Abdallah bin Jâ̔Sîn, Gelehrter in Tafilalt, gründete nach dem Vorbild
glaubenskämpferischer Zanata-Berber in den Atlasländern eine Ribât auf einer Insel im
Bereich der Senegalmündung und schaffte in der Bruderschaft der Murâbitûn eine Elite von
sanhadscha-berberischen Gottesstreitern, mit ihnen zog er 1042 in den Heiligen Krieg. Die
Almoraviden hatten im Sahel keinen dauerhaften Erfolg, Audaghost wurde erobert, die
ghanesische Hauptstadt Koumbi Saleh verheert, jedoch bald darauf löste sich der
Stammesverband auf. Jedoch führte Jusuf bin Teschfin die Hauptmacht der Bruderschaft
gegen den Maghreb, 1062 eroberte er Marokko, 1086 siegte bei Zalaca am Guadrana König
Alfonso VI der Tapfere von Kastilien und León. Am Anfang des 12. Jh. zerschlägt masmûdaberberische Bruderschaft der Almohaden 1147 die Herrschaft der Almoraviden.
Gebiet der Sanhadscha-Berber
Kabylen: Marokko: Imuzaghen ("Beraber")
Im mittleren Atlas, Tuareg, Zenaga
Die Berber spielen in der Geschichte des afrikanischen Maghreb eine aktive und kreative
Rolle, die Bedeutung des Arabischen als Sprache der islamischen Hochkultur ist allerdings
kaum angefochten.
Vorlesung 26.4.
Handbook of African languages I: Language Berber (daraus kopiert Prof. Böhm eine Karte
mit dem Verbreitungsgebiet der Berbersprachen)
Abgesehen vom Afroromanischen in den römischen Städten und dem Punischen bis in die
Zeit der arabischen Eroberung Verkehrssprache
Ur-Libysch:
4
8
Sprachschicht mindestens seit Ende der Eiszeit, verwandte Sprachen in weiten Teilen
Europas, fassbar im kleinafrikanischen und europäischen (indogermanischen und baskischen)
Substrat und Lehngut, auch im Berberischen
Namen Ende des 3. Jahrtausends ebenfalls bei einem Teil der vorspanischen Kanaren
Guanches auf Tenerífe
Material ausreichend für grammatische Aussagen
Sätze aus dem 15. Jh. in spanischen Aufzeichnungen (wie gehört, wie verstanden?)
Andere Schicht eurafrisch
Konkret fassbar besonders in grammatischen Strukturen noch in lebenden Sprachen
Baskisch und Saharanisch (Tubu)
Vielleicht Sprache des alten Mauretanien (speziell römisches Reich, kaum Zeugnisse,
Ortsnamen, Personennamen)
Inschriften aus dem römischen Afrika in libyscher Schrift aus Mauretania Tingitana, Sprache
nicht unbedingt Mauretanisch, aber nicht berberisch und punisch
Überlebt auf Fuerteventura und Lanzarote (nie römisch oder arabisch) bis zur spanischen
Eroberung im 15. Jh.
Vieles noch zu klären
Westafrikanischer Sahel verfügt über Wortbeziehungen zum Baskischen
Verwandtschaft des Tubu mit den nilotischen Sprachen und dem Nubischen ist eher
Konvention
Andere Schicht im Berberischen indogermanische Schichten
2 unabhängige Einwanderungswellen
(Vandalen und Alanen hinterließen kaum nennenswerte Spuren)
Eine Expansion früher Indogermanen Träger der neolithischen Streitaxt- oder
Schnurkeramikkultur aus Ost- und Mitteleuropa östlich der Linie Weichsel - Ostkarpaten
Norden: Ostsee
Süden: Schwarzes Meer
Urindogermanisches Volkstum Einwanderungswelle nach Südosten über den Kaukasus in den
Orient
Name der Göttin Ištar (Morgensterngöttin)
Nicht im sumerischen Kontext, jedoch nicht semitisch
4
9
Griechisch astēr = Stern zugehörig
Gut indogermanische (Stern, überall im Indogermanischen)
4/3 Jahrtausend indogermanische Komponente von Bedeutung (Namen!)
Aus Osteuropa kam um 1800/1700 v. die Arier, in alten Texten (Göttername, Termini sich auf
Pferdezucht beziehend)
Ausbreitung der Schnurkeramik in der 2. Hälfte des 3. Jahrtausends, vor allem
Balkanhalbinsel und Westkleinasien
Lange ruhige neolithische Kultur am Balkan, städteähnliche Siedlungen mit Tempel, bis
Anatolien überrollt von Schnurkeramikleuten (aggressiv, Zerstörungsschicht), unter anderem
Troja (III?) zerstört
Homerisches Troja durch Erdbeben zerstört, nicht so stark
Sprachlich für uns im 2. Jahrtausend v. in Erscheinung tretend
Hethiter in Anatolien indogermanische Komponente, besonders in der Grammatik untypisch
indogermanisch). Hethiter archaischste Sprache, aber sehr stark durch vorindogermanisches
Substrat durchdrungen
Masculinum und Femininum aufgehoben, dafür belebt und unbelebt, entspricht stark den
Sprachen im Kaukasus
Gegenteil Griechisch: seit der Mitte des 2. Jahrtausends belegt, Linear B gehört zur
mykenischen Kultur, echtes Griechisch, Griechisch erstaunlich konservativ und persistent,
stärker als Latein-Italienisch, Griechisch deutlich indogermanisch
Vergleiche mit Sanskrit
Ende des 3. Jahrtausends die Satemsprache Thrakisch hervortretend, wie Arisch und
Baltoslawisch
Unteritalien – Malta damals Ende der neolithischen Kultur
Weniger gut erfasst ist Nordwestafrika
In der Umgebung von Karthago indogermanisches Sprachgut zum Teil vom Punischen
einverleibt, Volksgruppe der Afrer angehörend
Afrer gehören zur vorpunischen Bevölkerung, ins Gebiet des späteren Karthago
einbezogen
Afrer müssen Berber gewesen sein, da es nichts anderes gab
Indogermanische Erklärung möglich
Einige bemerkenswerte Namensetymologien
Didō (von Karthago)
5
0
Unter libyschen Fürsten gegen Mer-en-Ptaḥ und Ramses in zwei Generationen in Ägypten,
nicht unwahrscheinlich ein Zusammenhang mit Dido
Idg. √did heiter, erhaben, abgehoben: für Personen- und Fürstennamen
Wlmr, Ttmr, libysche Fürsten des 12. Jh. v. in ägyptischer Schreibung
Möglicherweise indogermanisch
-mr entspricht –mer idg. Berühmt, slaw. – slav und griechisch –klēs haben die gleiche
Bedeutung
römische Personennamen nicht typisch indogermanisch
Waldemar (ld wird zu ll)
Dietmar
Herrschaft
Kriegsvolk
Wladyslaw
Welmer
Tetmer ägyptisch gesprochen
Möglicherweise über das Afrische
Sehr alte indogermanische Wörter
Afrer aus *°Hbhr idg.: Eber
Als Personenname im Thrakischen
Abrae, illyrischer Volksname in griechischer Gestalt
Eburonen, altgermanische Variante des Eberwortes
Jǫfurr altnordisch: Fürsten, ǫ = ö gesprochen
̔Afar: kuschitische Sprache in Südosteritrea, Djibouti, Äthiopien
Ḥ Pharyngallaut, der dem Ain entspricht, jetzt im Indogermanischen silbisch
̔apirū, ḥapirū: Ende des 3. Jahrtausends im akkadischen Irak für umherschweifende Nomaden
karthagische Afrer sind längst absorbiert vom punischen Volkstum
die andere indogermanische Schicht gehört zu einer Sprachfamilie, die man am besten zur
Zeit der spanischen Eroberung als "kanarisch" zusammenfasst
es existiert eine Menge an Sprachgut bis hin zu kurzen Texten
Ende des 16., Anfang des 17. Jh.
Übersetzungen des Vater unser
Gute Grundlage für Texte
Lexikalisch und grammatisch indogermanisch von eigener Art
Gehören nicht zum Keltischen
Seit 19. Jh. n. Zusammenhang mit dem Indogermanischen erkannt
Verirrte Westgoten, vandalische Flüchtlinge: jedoch nicht germanisch
5
1
Nicht keltisch durch Kolonisation der Keltiberer
Urindogermanischer s-Laut wird meist zu h
Gleiche Tendenz im Griechischen und Iranischen
Lat. septem
griechisch heptá
iranisch haft
Tendenz zur Spirantisierung
Im Kanarischen weitergehend, anderen Regeln folgend
Auch in Mittel- und Westeuropa deutsche Ortsnamen "Hall" = Salz
Hall, Halle
Idg. Sal
Sicher nicht griechisch, griechische Vorstellung von der Geographie: Donau in den Pyrenäen
Nordwestblock in der Indogermanistik (Belgien, Niederlande – Gebiet)
Zur Zeit Caesars Gebiet der Belgae
Caesar: drei Teile laut Caesar in Sprache, Sitte und politischen Einrichtungen sich
unterscheidend
Der Nordwestblock wurde später römisch und germanisch infiltriert, jedoch Worte weder
keltisch noch germanisch
Lautliche Erscheinungen mit Beziehung zum Kanarischen
Französischer Dialekt von Lothringen s wird zu h
Garchon frz. Garçon
Britannisch h wo im Irischen s steht
Kanarische Inseln s wird zu ch, selbst dort, wo ursprünglich s steht
D:
gehen wir
Sp:
nosotros vamos
Kan.I.: nochotroch vamoch
x
š
j
ž
X = ch
in einigen Tuaregdialekten
Eigenbezeichnung der Berber Imuzaγ (ch ganz hinten gesprochen)
In einigen Dialekten Imuhaγ
Nicht zielstrebig nach Gran Canaria, sondern hat Westafrika erreicht
Kanarische Inseln marginal, viel Material durch Überlieferung bedingt, vom Festland
weniger, besonders Namen in das Berberische eingedrungen
tafinəγ Buchstabe, Plural tifínaγ
ta- Virsilbe für Femininum
5
2
tiγt>qq>q
q>schwach Stufe zu ‫غ‬
q Qoph
‫ غ‬und q (Qoph) sind urverwandt
Glaube, Buchstaben sind phönikisch
PunikLibysche Schrift für libysche Texte
Punische Schrift für punische Texte
Böhm, Sprachen und Geschichte III: Epigraphik
Idg. pinak im Griechischen und Sanskrit: Stock, Stab
"Buchstabe": Tacitus: Losbrauch für Orakel
König der berberischen Masaesyli/Masaisyli erst für Rom, dann für Karthago
Syphax, ph ist behauchtes p
Sein Sohn hieß Vermina
Königsfamilie nach eigener Sage (griechisch eingekleidet) von Herakles abstammend
Einheimisch-iberischer Herakles, libyscher Herakles
Sall., Iug.: Exkurs über Numidien
Perser und Armenier in Numidien und Mauretanien
Persae entspricht Perorsi oder Pharusi aus dem römischen Nordwestafrika im hinteren Atlas
am Rand der Sahara am Wadi Draa
Libyscher Herakles besonders mit Keule dargestellt, die er wirft und die zu ihm zurückkehrt,
dies entsricht dem Hammer des germanischen/nordischen Donnergottes
Sonnenwidderperiode: Auf dem Haupt zwischen den Hörnern eine strahlende Scheibe, davor
trägt ein Mann ein Wurfholz, eine alte libysche Waffe
Wie Bumerang ein Wurfgerät, das nach Wurf zurückkehrt
Spielzeug oder rituelles Gerät
Vielleicht eine Art Wettergott
Idg. √sup werfen "Syphax", Charakter des libyschen Herakles
Auch im Kanarischen erhalten
Selbst Berber, aber keine berberische Etymologie
Sohn Vermina
Idg. *ṷṛmis: Wurm
Ursprünglich war die Midgardschlange gemeint
5
3
Drachen
Vermina: Drachenkämpfer und –töter
Germanischer Mythos: Der Donnergott umschlingt mit der Midgardschlange das Weltmeer,
kämpfen miteinander
Germanisch: weniger Mythos als Märchen
Gran Canaria
Einwanderung auf die Inseln sei durch das Meer zu Fuß erfolgt, ihnen voraus der Heros der
Einwohner, ermöglichte dies durch das Festhalten eines Ungeheuers, bis die Leute auf den
Inseln waren
Die Midgardschlange ist Meer mit einem festen Land darum herum
d. h. die Entsprechungen waren weit verbreitet
Andere Sage:
Frau lernt Dämon kennen, gefällt ihr, Ehe, folgt ihm in das Reich der Dämonen, Hungersnot,
mit dem Bruder geflohen, der Dämon hat alle Kinder gefressen, auch das Vieh wurde dem
Dämon weggetrieben, vom Dämon verfolgt, kommen an Fluss oder Wand, solange man durch
ist, dann lässt man Wasser wieder fließen
Jüdisch/christlicher Einfluß des Exodus oder altes mythisches Motiv auch im alten Testament
Donnergott kämpft mit der Weltenschlange, Wasser ist Bedrohung für die Welt d. h. das
Festland
Im römischen Gallien Monument Iupiter Gigantensäule mit Bild des gallischen Jupiter, der im
Arm ein Rad (Welt, Sonne) hält
Das Rad ist ein Symbol für den Sonnenlauf, der Himmel steht auf dem Untier (Gigant,
schlangengestaltig)
Nicht tötend, jedoch festhaltend, dass es nicht schade, weltbedrohendes Ungeheuer
festhaltend > steckt in Vermina, Bekämpfer der Schlange
In dieses prähistorische Afrika kommen die Berber erst von Osten
In Ägypten bleiben berberische Gruppen lange und assimilieren sich
Nachweislich 7/6. Jh. v., vielleicht schon etwas früher in der Gegend von Karthago
In der Gegenwart Berbergruppen
Osten: Siwa (englisches w) in Ägypten, Augila/Auğila/Cyrenaika am weitesten im Osten,
isoliert und kleinräumig
Tunesien, Algerien, Marokko, Niger, Mauretanien
Ibn Chaldun aus dem Maghreb 3 Verbände:
Zanāta
5
4
Ṣanḥağa
Maṣmūda
Zanata: alte Numider, die Reiche des Syphax und Massinissa
Zur Zeit des römischen Nordwestafrikas an der Militärgrenze
Wehrbauern
Römerzeit
Aufstand 238 Proconsul Gordian
4. Jh. gegen Kirche und Reich Donatisten, weniger theologisch als nationalrevolutionär
Bischof Donatus
Wiederaufnahme von abgefallenen Christen
Neue Taufe nötig
Alle Akte von solchen Priestern und Bischöfen ungültig
Eines der ersten Male, wo der Bischof von Rom entschied
"Roma locuta, causa finita", kein Rechtsgrundsatz, nur resignierend gemeint
Africa oft anderer Meinung
Theologen eher Angehörige städtischer Schichten
Gegenbischof Donatus
Profit in die Städte
Masse keine Lateinkenntnisse, höchstens Punisch, Religiosität nicht offiziell
Heiligengräber Cella, danach Circumcelliones
429/39 Vandalen in Kleinafrika
533 Justinian
Römische Oberhoheit, de facto Stämme unabhängig
Arabersturm
703 Aurés-Berber niedergerungen,
Sidi Oqbas Grab Wallfahrtsort
Circumcellionen werden Charidschiten
Rostam erobert Tripolitanien und Ifriqiya
766 etabliert…
909 Tahert von Fatimiden…
Ouargla
1011 Wadi Mzab
Gegenwärtig Zanata-Berber
Djebel Nafúsa/Tripolitanien
5
5
Djerba
Tunesische Berbergruppen in Süd- und Mitteltunesien
Ouargla
Mzab
Aurés-Gebirge
Meṭmaṭa-Berber südwestlich von Algier im Tell-Atlas
Rif-Berber im Rif-Atlas/Marokko
Vorlesung 3.5.
der Stoff der Berberologie wurde bereits in die vergangenen Vorlesungen eingearbeitet. Ich
habe eher zu viel als zu wenig geschrieben, da Berberologie DER Schwerpunkt der Vorlesung
war
Aures lange Zeit Widerstand gegen Rom und Araber (Zanáta)
Matmáta
Rif-Berber
Rifkabylen erste miliärische Hausmacht Francos im Spanischen Bürgerkrieg
II. Masmûda-Berber
Römische Herrschaft jenseits des Limes im 3./4.Jahrhundert, nomadische Berberstämme im
Mittleren und Hohen Atlas
atlantische und mauretanische Bevölkerung assimiliert ,Auswanderungswelle Richtung
Ahaggar,
1. Hälfte 8. Jahrhundert Widerstand gegen die arabische Herrschaft 788/89 Alide Idris mit
berberischem Anhang, Zentrum Fes im heutigen Marokko, vom Kalifat unabhängig, galt als
Nachkomme Alis
Reich blieb unabhängig
Muwaḥḥidūn
(Almohaden)
5
6
Murâbiţūn (Almoraviden), ribât, auch Hauptstadt von Marokko, Siedlung der Reingläubigen,
mit Vorbereitung, kein Kloster, mit Familien, Haudegen mit religiöser und militärischer
Disziplin, mit Wohlleben und Reichtum zu Ende, entspricht Ritterorden
Muwaḥḥidūn:
Bekenner der Einnzigartigkeit Gottes, mehr theologisch gebildet
inspiriert vom Mahdi
Ṣâhağa
eine Gruppe Kabylen, Bezeichnung nicht mehr als beleidigend empfunden
Eigenbezeichnung imuzaghen, die von mehreren verwendet wird
ursprünglich wahrscheinlich aus der Steppe südlich des Tritonsees , heutiges Schottgebiet in
Tunesien und Algerien
Aures-Saharaatlas
Quinquegentiani unter Diokletian
Stoff: Sprache und Geschichte III: Epigraphik
Valentinianus
Firmus
Gildo
Donatisten
Stilicho
Arcadius
2. Gruppe: Ketâma
Ismailia
Fatimiden
Grab von Abalessa
transsaharischer Handelsstadt
L'mt
Audaghost
Soninke
Buch Afro Pub Schnalzlautsprachen
Sprache und Geschichte III, 85ff.
KUSCH - SEMITOHAMITISCH
5
7
"Kusch" aus dem Alten Testament
im Ägyptischen K3š, vokalisiert Kasch
3 als Hieroglyphe Aasgeier
ist ein Konsonant mit unklarem Lautwert, hat sich verflüchtigt, im Babylonischen des 2. Jh. v.
Chr. kein Konsonant mehr
für die erste Hälfte des 2. Jh. ist ein r-Laut anzunehmen, anders als
Mund-Zeichen für r oder l
Schreibung semitischer Namen in Ägypten Anfang des 2. Jahrtausends
erster semitischer Name: Mund für l
ähnlich französisches r
zur Zeit des Alten Testaments
Kusch für Ägypten an ihre Südgrenze anschließend
Altes Reich erster Katarakt, später 2. (heutige Staatsgrenze)
"das elendligliche Kusch"
nach Süden hin unbegrenzt
Sprachwissenschaft:
als nordostafrikanische Sprache südöstlich vom Nil, in Abessinien und am Osthorn
"kuschitische Sprachen"
Semitohamitisch:
Semitisch
Ägyptisch
Berberisch
Kuschitisch verwandt, semitohamitisch, viel mehr als bei Sprachfamilie
5
8
30er Jahre
Moreno erste Gruppe Omotisch
70 Jahre Omotische Sprachen eigentlich nicht kuschitisch
Rest dennoch nicht einheitlich
eher kuschitische Sprachen
Oberägypten - nubisches Niltal - Somalische Halbinsel - Ostafrika
Sprachliches Beziehungsnetz
bestimmte Spezifika, jedoch sehr große Unterschiede
Kuschitische Sprachen:
a) Sprache von Meróe
Winkel Nil - Átbara
Zentrum eines stark von Ägypten beeinflußten Reiches
faßbar 8. Jh. v. Chr.
vorübergehend Herrscher über ganz Ägypten (frühere Residenz Napata nördlicher am Nil)
um 700 von Assyrern nach Süden zurückgedrängt
Nilgebiet 2. Katarakt bis Khartoum, dies entspricht dem späteren Nubien
Herrscher führen ägyptische Königstitulatur
Meroe endgültige Residenz ca. 400 v. bis 4. Jh. n. Chr.
Die meroitische Kultur war äußerlich stark von der ägyptischen beeinflußt
Geschrieben wurde in ägyptischen Hieroglyphen
die Königsnamen sind sprachlich nicht ägyptisch
seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. ist neben der ägyptischen Sprache und den ägyptischen
Hieroglyphen die eigene Sprache Meroitisch mit der Verlegung der Residenz von Napata
nach Meroe belegt
Napata wendet sich wieder dem Norden zu, da intensiv ägyptisiert
Odium des elenden Kusch, es gäbe nichts Schlimmeres als dort begraben zu sein
assimiliert durch ägyptische Aristokratie, als im 11. Jahrhundert das Reich auseinanderbrach,
war Kuschitisc loyal
Meroe nie ägyptisch
Natioales in Sprache und Kunst,unägyptische Bildmotive; (Löwenköpfiger Gott Apedemak?)
Symbol des Königs zerreißt Gegner, für Ägypter zu gewalttätig
Königsmutter in Meroe besondere Stellung, dargestellt mit breiten Hüften, unägyptisch
5
9
Meroe neben ägyptischen Hieroglyphen eigenes Alphabet mit Resterscheinungen einer
Silbenschrift (weniger als 30 Zeichen, Laute auch für Vokale) im Meroitischen
Entziffert in den ersten 2 Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch den britischen Ägyptologen
(Waliser) F. Griffith
Schrift entziffert, annähernd exakte Lautwerte
Transliteration
Meroitistik ist auf dieser Stufe stehengeblieben, Sprache sei unverständlich
Versuch, als Sprache zu verstehen
30er Jahre
Afrikanisten C. Meinhof und E. Zyhlarz (von Wien, nach Hamburg) interessante Ansätze:
Semitohamitisch, aus dem Kreis der kuschitischen Sprachen
darf nicht sein, laut Komparatistik verboten
Meroitisten Altertumsforscher
meist Grabinschriften mit Vorfahren, Ämtern, Formeln
ähnlich in Ägypten
von 1 Dutzend Wörtern ist die konkrete Bedeutung erfaßt (Titel von Ämtern, Priestern,
Personennamen, Götternamen)
nicht hilfreich
Verstehen aus sich selbst heraus unmöglich
von Meroe ein Zehntel ausgegraben
Andere komparative Methode von Prof. Böhm (Die Sprache der Aithiopen im Lande Kusch,
Wien 1998)
Basis Meinhof und Zyhlarz
grammatische Formen nicht typisch kuschitisch bzw. semitohamitisch, jedoch
semitohamitisch, besonders kuschitisch
j-
3. Pers. masculinum Singular
t-
3. Pers. femininum Singular
beides typisch hamitosemitisch
Ende der Dokumente 4. Jahrhundert, für uns schon verschieden
b) Bedâuje
6
0
lebende Sprache in wüstensteppenhaftem Gebiet
auch Arabisch gesprochen
nach Süden bis Eritrea, bis Tigrê
nächster Nachbar des Meroitischen
Meroe griechische Wiedergabe
Mḏ3jw, äg. Leute von Kusch "machen einem Probleme", auch: Söldner
3 eher γ
M/Beɖewi Eigenbezeichnung
wahrscheinlich *M°ɖůγajū
°steht für irgendeinen Vokal
von Bedáuje nicht weit weg
Vokale spekulativ
Unterlagen (wenn benötigt, werden sie ausgeteilt):
Prof. Böhm, die Sprache der Äthiopen: Grabstele ÄS 2624
Prof. Böhm (eines der im Serviceteil genannten Werke), 352 -383, 476 - 485
Vorlesung 10.5.
Die am Ende der vorangegangenen Vorlesung erwähnten Unterlagen
Transliteration durch Meroitistik
Umschrift zeilengrmäß
Unterschiede z. T. Gering
Zur Geschichte des semitohamitischen Sprachstammes: Schnalzlautsprachen 353 – 485
Kuschitische Sprachprovinz: Sprachen sind alle auf gleicher Grundlage verwandt
(hamitosemitisch), jedoch für eine Sprachfamilie zu entfernt verwandt
kohärentes Verbreitungsgebiet
Kontinuum
Beziehungen
6
1
Bedauje ist den Berberischen näher als den anderen kuschitischen Sprachen
in anderen Bereichen Oromo näher als and. Semitohamitische Sprachen
SEMITOHAMITISCH
Semitisch
Berberi
Kuschitisch
Nordk.
Ostk. Südk. Westk.
Setzt gemeinsame Ursprache voraus
nicht richtig
möglich
SEMITOHAMITISCH
Semitisch
Berberisch
Beɖauje
Agau Niederkusch Omotisch
Ägyptisch beseitegelassen, da eigenes Problem
jedoch Bedauje und Agau, Bedauja und Niederkuschitisch, Agau und Omotisch fern
Stammbaummodell
Auseinanderfließen
Zusammenströmen
Wechsel
Kuschitisch hamitosemitisches Erbgut
Areal mit wechselseitigen Beziehungen
a) Sprache von Meróe
b) Bedauje
c)Agáu-Sprachen
Norden des Hochlands von Abessinien
ältestes Gebiet oberer Blauer Nil und Tanasee
Infiltration durch osthornsemtische Sprachen Tigre I und II, Amharisch
Großteil der Agaubevölkerung zu Amharisch und Tigriña, nicht aufzuhalten
Insel weit im Norden durch Eritrea
6
2
laut Überlieferung im 11. Jahrhundert vom Tanasee
Gegend eher öde, unbehelligt
Zentrum am Tanasee
Kémant
Quara
Chámir
Chámta
alle obigen sehr eng miteinander verwandt
Süden: Aungi am Blauen Nil, am weitesten abseits
Bilin im Norden (Eritea), die verhältnismäßig konservativste Sprache
d) Niederkuschitisch
siehe Reinisch
Zentralkuschitisch = Agau
Ostkuschitisch = Niederkuschitisch
meist nicht aus dem Hochland
ˁAfar
Sáho
eng verwandt
in trockenen wüstenartigen Gegenden
Rotes Meer
Eritrea
Djibouti (Afar und Issa = somalisch)
Danákil-Steppe wüstenartig in Äthopien
dünn besiedelt
Saho z. T. christlich
Afar oberflächlich Muslime, Nomaden, in äthiopischer Geschichte Kriege mit den Sultanen
von Ádar und Harar von Bedeutung, brachten das christliche Äthiopien in Bedrängnis
Zentralabessinisches Seental südlich von Addis Abeba beim Turkanasee
Hochland entzweigebrochen
z. T. Begünstigt, z.B. Landwirtschaft, daher dicht besiedelt, jedoch ungesund
Völker hier gedrängt und vor sich hergeschoben
ethnisch, kulturell, sprachlich interessant und bunt
6
3
Sidámo-Sprachen in den Bergen westlich des nördlichen Abschnitts des Tals, in langsamen
Bewegungen an die Seen, Bauern
Somali in weiterem Sinn
Arbóre
ˀDâthanatsch
Baˁíso auf einer Insel im Nordosten des Rudolfsees
Rendílle Eindruck eines Altsomali, östlich von
Turkana in Kenia, Hirtennomaden, so
archaische Somali ohne Islam
Somali in engerem Sinn Halbinsel nach Osten,
Somalia, Djibouti, Äthiopisches Dreieck
Bóni Hinterland der Küste, Nordosten des Flusses
Tana (bei diesem Namen wird T sehr stark
ausgesprochen), Abstammung: Noch nicht
Somali, sondern Wildbeuterbevölkerung (Jäger
und Sammler), bei den meisten nicht
sekundärer Zustand
Somali Kamele
bei Boni z. T. deklassierte Somal, Boni jedoch
somalischen Dialekt angenommen
Rendille zum eigentlichen Somali distanziert
Boni eher Art von Somali
Orómo-Gruppe Kónso u. a.
Kleine Volksgruppe im Süden des Seentals,
Oromo (eigentlich Stammesname), amharische
Bezeichnung Galla nicht beliebt
viele Stammesnamen mit B-r-n, verschiedene
Vokalisierungen
vielleicht ursprüngliche Eigenbezeichnung
Oromo eigene Aristo, jedoch Oromo-Völker
Oromo modern, da Galla negativ besetzt
6
4
3. große Sprache in Äthiopien
Gebiet keine Einheit
ethnisch keine Einheit, primär Stamm wichtig
Oromo im Westen, Osten und Südosten
Oromo und Amharen meist Gegner, teilweise
auch Pakte (Ehen), nie dauernd, waren nie in
das äthiopische Reich einzubeziehen und zu
christianisieren
Texte in ähtiopischer Schrift, ohne Bedeutung
Oromo die großen Gegner, stärker a. Islam
ursprünglich nicht sehr große Gruppe, wie
Konso und Völker der Gegend
hatten bestimmte Institutionen
nach Initiation und Beschneidung Ausziehen
mit einem Tötungszug, zu benachbartem Volk
in entfernter Nachbarschaft, Überfall in der
Nacht, Tötung von Männern, jeder mindestens
einen
Rendille noch im 20. Jahrhundert zu den
Turkana
Problem mit dem modernen Städte- und
Rechtswesen
Penis als Trophäe
Jeder eigenes Tötungslied
von Mädchen mit Schmuck beschenkt
weitergegeben an Freund
auch bei nilotischen Turkana
Oromo 15. Jahrhundert Aristokratie mit
feudalistischer Tendenz
früher frei egalitär
setzten Tötungszüge gezielt ein
nicht mehr unproduktives Heldentöten
früher jedes Jahr, später alle acht Jahre
6
5
alle Aristokraten ein Termin -> beträchtliche
Zahl, junge Krieger
jetzt richtiger Krieg, jetzt Druck auf das Land
und Unterwerfung
noch nicht sehr groß
zuletzt große Gebiete im Hochland
nicht alle Oromo Gegner der Amharen
Sprache und Zivilisation angenommen
Netzwerk von Oromostaaten
aggressive Stimmung
Gegner: christliche amharische Äthiopier
Wärizä (Verwandtschaftsbezeichnung) oder Dúllai (nach Fluß des Gebiets), 7 – 8 kleine
Ethnien im Zentrum und südlichen Teil des Seentales, Hirten, Rest einer ausgedehnten
Bevölkerung, eingeengt durch Somali und Oromo-Völker, vor 3000 Jahren Wanderungen
nach Süden
„Südkuschitisch“
große Rolle in Ostafrika bis Tanganjika
Hirtennomaden
sowie Sprachinseln in Kenia und Tanganjika
Siéku Mount Kenya Gebiet
ˀDahâlo Mündungsbereich des Tanaflusses
Iraqu kulturell nur sie klassische Kuschiten, neben nahe verwandten Sprachen in OstTanganjika (abflußloses Tan-Hochland, Flüsse enden in Steppenseen)
Mã᾽a in den Usambarabergen, Problemfall
Sieku (lange) und Dahalo (vielleicht einige Jahrhunderte) Wildbeuter wie Boni
wärizoide Sprache angenommen
Sieku-Volksname Jâku, seit 30er Jahren zur Viehzucht, wenig Wohlstand, traditionelle
Kultur demoliert, Vorbild Mássai, von diesen Lebensweise, Sprache, Schrift
70er Jahre Kölner Afrikanist Heine Sprecher von Restsprachen aufgesucht und
Dokumentation, dabei ein alter Jaku, der später verschwand
6
6
nur mehr Phrasen, Worte, Lieder, für Grammatik zu wenig
Südkuschitisch problematisch für Kuschitisten
weit entfernte Verwandtschaft
Einfluß der alten Wildbeutersprache
Dahalo Schnalzlaute als konstitutive Elemente
Maˀa (Eigenbezeichnung) oder Mbugu (teilweise Eigenbezeichnung, Fremdbezeichnung in
der Literatur)
Sprache Anfang des 20. Jahrhunderts von K. Meinhof (Begründer der deutschen Afrikanistik)
Grammatik völlig übereinstimmend mit den Bentusprachen in Kenia und Tanganjika
Wortschatz wenige Bantuelemente, z. T. Ethymologisch nicht zu klären, jedoch guter Teil
verwandt mit Iraqu
Bantu (Duala – Zulu und Xhosa), dichte Verwandtschaft
Possessivpronomen südkuschitisch
Personalpronomen, Verb Bantu
Sonderfall einer Bantusprache überschwemmt von südkuschitischem Wortgut
selten
Phase in der Geschichte der Maˀa, möglicherweise in enger Bindung mit den Iraqu, daher
Einfluß des Wortschatzes, Einfluß auf Wortschatz leichter als auf die Grammatik
e) Omotisch
nach dem Fluß Omo, durchwässert Südwestäthiopien zum Turkanasee, südlich vom Blauen
Nil
3 Zweige
A) Ométo Zusammenfassung einer großen Anzahl von divergenten Dialekten, ca. ein
Dutzend nahe verwandter Dialekte
B) Welámo von 2 Millionen gesprochen, stärker vertretene Sprache in Äthiopien
C) Kafa mindestens bis 15. Jahrhundert (Reich) zurückzuverfolgen
in Nachbarschaft zu Äthiopien, ähnliche Einrichtungen, jedoch hatte das Christentum keine
Bedeutung, König hinter Vorhang, Sprecher bei Audienzen, nicht äthiopisch, sondern
afrikanisch
integriert in Äthiopien
Schwesternsprachen
6
7
Šinaša an mittlerem Lauf des Blauen Nils, Kafa laut eigener Überlieferung am Blauen Nil,
später nach Süden
Šinaša zurückgebliebene Alt-Kafa-Gruppe, archaischer, keine Reichsbildung
Jemsa (Dschandscheró) Reich mit jahrhundertealter Tradition, älter als Kafa, kleines
Fürstentum erhalten, bedeutungslos neben Äthiopien, Oromo und Kafa
Dízi , verwandt, beide Sprachen vermutlich Rest einer älteren Sprachschicht
Ari-Hamar mehrere kleine Ethnien im dürftigen Gebiet östlich des Rudolfsees,
ungewöhnlich: Viehzucht, sprachliche Unterschiede zum Omotischen, teilweise Südomotisch
genannt, frühe omotische Südströmung, Verb mit hamitosemitischem Substrat, auf bisheriger
Grundlage nicht zu klären
Kopien S. 360 Sprachvergleichung der kuschitischen Sprachen
Semitisch: Arabisch/Hebräisch
Berberisch meist trg (targisch)
Ik nicht hamitosemitisch, kleine Sprache im Grenzgebiet Uganda – Kenya – Sudan
jedoch lexikalische Beziehungen zum Sudan
Möglich: Kuschitische Sprache eine Gruppe, jedoch Omotisch abzutrennen
Vorlesung 17.5.
URHAMITOSEMITISCH
Ägyptisch 2 Gesichter

ein Teil hamitosemitisch

vor allem Bau des Verbs nicht hamitosemitisch
Randgruppen:

Tschadohamitisch: Tschadbecken

Nilohamitisch: vom südlichen Niltal nach Westen, gegen die libysche Steppe hin
Urheimat der Semitohamiten im Inneren des Saharagroßraumes
Hausa: Kerngebiet in Zentralnordnigeria, durch Handelsbeziehungen notwendige Verbreitung
als Verkehrssprache
3. P. Sg. Masculinum
j6
8
P. Sg. Femininum
t-
Jerome Lukas: in den 30er Jahren Forschungen im Umfeld des Tschadsees ergaben
hamitosemitische Elemente im Bereich des Tschadsees
Grammatik hat Ähnlichkeit mit der Sprache der Hottentotten
Formen verwandt mit dem Hottentottischen
Ostafrika vor einigen tausend Jahren von Vorfahren der Hottentotten (Rinderzüchter)
bewohnt, schon damals Schnalzlaute
Rind
hottentottisch
koma-p (maskuline Form)
ostafrikanische Sprachen
ngombe
koma entlehnt: Nominalpräfix N- (dient zur Klassifikation von Tieren)
Hottentottisch ist nicht Teil der hamitosemitischen Sprachen
Semitohamitisch
Hottentottisch
/
/
x
\
Hamitisch
Phonemsystem des Semitohamitischen
T
emphatisch
T̕
ejektiv
indogermanische Personalpronomen können dekliniert werden
hamitosemitische absolute und konjunkte Personalpronomen (Enklitika und Suffixe an
nominales Satzglied [Genitiv] oder Prädikat [Objekt])
Vorlesung 25.5.
Grammatisches Geschlecht klassifiziert meist nach männlich/weiblich
6
9
Säge im Hottentottischen männlich und weiblich, hoher Baum männlich, rundlicher Busch
weiblich
im Bedauje Kuh männlich, dasselbe Wort für Fleisch weiblich
->Person – Sache – Gegenstand
Masculinum zum Generalgenus z. B. in manchen Sprachen der Kusch-Gegend
hottentottisch
masculinum *kpu
fem. *ti
Singular
p
*ċ>s
Plural
ku
ti
Mann
ˀao-p
ˀao-ku
Frau
tara-s
tara-ti
Bedauje
masculinum
fem.
Sg. Nominativ ū- -0
tū- -t
Sg. Akkusativ
ō- -b
tō- -t
Nominativ
-bi/u->wu/ji->0
Akkusativ
-ba->b
Artikel ist determiniert
Berberisch
masculinum
fem.
Singular status annexus
u--0
tɘ- -t
Singular status absolutus
a—0
ta—t
Artikel ist Bestandteil des Wortes geworden
meroitischer Relativartikel
masculinum
-°u
femininum
-ta
7
0
Bedauje
masculinum
-b
femininum
-t
takat
hadâb
tadir
Frau
Löwe (masc., Akk.)
sie tötete
diese beiden Satzglieder sind ein eigenständiger Satz
tu-takat hadâb tadir-t
Artikel
Relativartikel tritt an das Ende des Relativsatzes
Agausprache
Relativartikel masculinum -X°, femininum -ti>-vi
Hottentottisch
taras
komapa
mũ
Frau
Ochse
sieht
Relativkonstruktion
taras komapa mũ-s
Die Frau, die den Ochsen sieht
Semitisch
Ägyptisch
erschlossen
0
0
*ū
-ū
-w
-at
-t
-āt
-wt
Berberisch
masculinum
fem
Singular
agadir
tamazirt
-āt
7
1
Plural
Vokalfolge
igudar
timizar
Festung
Siedlung
u-a
i-a
„Gebrochene Formen“
arabisch: rot
masculinum
ˀaḥmar
femininum
ḥamraˀ
Wurzel√ḥmr
a
R1
R1
R2
a
a
R2
R3
R3
a
R = Radikal
Unterlagen (werden bei Bedarf ausgeteilt)
Böhm, 316 – 353
Vorlesung 31.5.
Vergleichende Grammatik der hamitosemitischen Sprachen
Schnalzlautsprachen
von Grammatik 316f. Phonemsystem
326 Personalpronomen
* von Prof. Böhm hypothetisch angesetzt
1. Person Singular 2 mögliche Stämme
in vielen Sprachen
Inklusion
Exklusion
1. Person Plural
wir alle
schließt Angesprochene aus
Europa nicht geläufig
Angesprochene
inklusive
vielleicht im Indogermanischen, da 2 verschiedene Stämme (wir, uns)
nicht sicher nachweisbar
Wenige Sprachen Unterschiede Rendille (inno inkl., nahe exkl.)
Grammatisches Geschlecht 331
Arabisch: Wind, Feuer fem. Grund: schwer erfaßbare Vorstellungen dahinterstehend
7
2
Idee und Bezeichnung der Genera gemeinhamitosemitisch
masculine Endung semitisch, berberisch, ägyptisch lautlich geschwunden oder weggelassen
Bedaujeendung -B, -T nur, wenn der Artikel weggelassen wird
Semitisch oder ägyptisch Feminin -t fester Bestandteil der femininen Nomina, einige Nomina
ohne t sind unregelmäßig (Wind, Feuer), semantisches Genus
Berberisch viele Feminina, keine Femininendung
Bedauje -t als feminine Endung bedingt nötig
Agau
Meroitisch
Bedauje Relativartikel
tu -taká.t haɖâb tedír
Die Frau tötete den Löwen
dir töten
3. Person Singular femininum t
Wortfolge S O P
die Frau, welche den Löwen tötete:
tu -taká.t haɖâb tedír -t
auf das Genus des Beziehungswortes wird zurückverwiesen, schließt Relativsatz ein
solche Konstruktionen weder im Berberischen, Ägyptischen, Semitischen
sehr wohl im Meroitischen, Agau, Bedauje, auch Hottentottisch
tará.s
komap.a
mũ
Subjekt
Objekt.masc
Prädikat
Frau
Ochse
sehen
in der bloßen Stammform
Die Frau, die den Ochsen sieht:
tarás
[komap.a
mũ]-s
Weitere Sprachen mit einer derartigen Bildung des Relativsatzes: Fulbe
Meroitisch
*Q°U
Agau
*Ḫ°
beides KPU
Hinterzunge und Velum, gleichzeitig Verschlußlaut (Labiovelar)
selten in Afrika
7
3
schwächer kṷ im Lateinischen und Deutschen, aus *kp
wird zu
k
qṷ
p
Satemsprachen
quinque
pompe (oskisch)
πέντα
So etwas existiert auch für hamitosemitische Sprachen
Klassifikation masculinum/femininum ist ein Versuch, sie mit den indogermanischen
Sprachen in Zusammenhang zu bringen, jedoch ist das indogermanische Genussystem
komplizierter als das hamitosemitische
Personen/Sachen mit Neutrum eine Ebene
/
Masculinum/femininum 2. Ebene
Hamitosemitisch dagegen kein Neutrum
Übereinstimmung in den Morphemen fehlt
Indogermanisch kein feminines t, sondern t für Neutrum
einige Übereinstimmungen sind nicht ausgeschlossen
Afrika verfügt über ein anderes System der Klassifikation
Klassensprachen der Bantusprachen, Klassen in größerer Zahl, 1 Dutzend oder mehr, Nomina
eingeteilt nach sachlichen Gesichtspunkten, z. B. Pflanzen
Suaheli:
Klasse III m-ti Baum
Klasse VII für Geräte ki-ti Stuhl (aus einem Baum Gefertigtes)
Klassen für Menschen, Tiere, Flüssigkeiten... an Nomen durch Präfix bezeichnet
Kongosprache
ba.ntu
ba.lu.sas.idi
lu.ŋweňa
Die Leute
Subj.Obj.haben getötet
das Chamäleon
sas töten
idi Perfekt
ba Klasse II Mehrzehl von Personen
ntu Mensch
Satzstellung S P O
7
4
lu Klasse XI lange schmale Dinge
lu kann auch einen Grashalm oder Speer bezeichnen
für sehr große Teile Afrikas in Geltung
Geschlecht masculinum/femininum bedeutungslos
Klassen für nur Singular oder nur Plural
Stühle wi-ti Klasse VIII
Alte Entdecklung der Afrikanisten im 19. Jahrhundert
Genussystem
Klassensystem
Hamitosemitisch
Hottentotten
In weiteren klassifikatorischen Systemen in Afrika z. B. Nomen nicht grammatisch
klassifiziert
Plural im Hebräischen leicht zu bilden
Arabisch: Innere Plurale, vielleicht dichterische Kreativität gewisse Rolle spielend, vielleicht
hamitosemitisch
Verschiedene Pluralbildungen kennzeichnen Bedeutungsunterschiede
drei Arten des Plurals mit vielleicht sehr alter Geltung
Starker Plural
Singular
masculinum
feminin
kpu->*u->0
-(a)t mit Verstärkung
des singulären
Genuszeichens
Plural
-ū
-āt
Deklination Singular
Nominativ
u
Genitiv
i
Akkusativ
a
Akkusativ weggefallen im Plural
Nominativ
-atu
Genitiv/Akkusativ
-ati
7
5
Plural ū->i->ī Genitiv Plural des äußeren Plurals
Hebräisch -ōt (fem) – ī(m weiterer Zusatz, der Bedeutung verloren hat), keine Fälle mehr
Fälle nur im klassischen literarischen Arabisch
Moderne Dialekte im Arabischen nur ī (Genitiv)
Hottentottisch
Masculinum
Femininendung
Singular
p
s
Einzelkonsonant
Plural
ku
ti
Silbe
*kpu
*ti>ć>s in hottentottischen Dialekten
bei *kpu Zerfall des Labiovelars
lokale Komponente
Auch hier reduziert
Gest. im Singular
volle im Plural
Vorgang gleichwertig, wenn auch verschieden vom Semitischen
Semitohamitisch-Hottentottisch Isoglossen
keine Verwandtschaft nachzuweisen
woanders deutliche Unterschiede
Semitisch, Ägyptisch (einzige Methode, Vokalisation nicht zu erhalten), Berberisch,
genusspezifische Pluralbildung mit voller Ablautung
Festung
Stadt
masculinum
feminin
Singular
a.gadir
ta.mazir.t
Plural
i.gudar
ti.mizar
Jedes berberische Nomen profigierter Artikel
Unterscheidung Singular-Plural findet im Inneren statt
Singular
A-I
A-I
Plural
U-A
I-A
7
6
A ist dabei so häufig wie i und u zusammen, die zwei Gruppen A und I/U spielen auf diese
Weise zusammen
Beim Plural wird die Reihe umgedreht plus Unterschied beim Genus
Andere semitische Sprachen: Arabisch huwa, hiya
Ablaut u und i von alter Endung ṷu und ṷi, die ins Innere gezogen werden
Die Pluralbildung im Berberischen ist an sich nicht genusbezogen, vielleicht gibt es eine
andere Erklärung
Schwacher Plural
-n Plural überall
Personalpronomen der zweiten und dritten Person, besonders im Berberischen häufig
Ochs azgar – izgaren
Keule tukkimt - tukkimin
Neutraler Plural im Hottentottischen masculinum und femininum gleichzeitig und gleichzeitig
aufhebend
Gebrochener Plural
Arabisch: im Inneren wird etwas verändert
Mubi: im entlegenen Inneren der Republik Tschad
Kronenkranich einheimisches Wort, mit „Kranich“ erstaunlicher Gleichklang
Gebrochenes Femininum zu übergehen
Deklination
Indogermanische und hamitosemitische Deklination von Grund auf verschiedenartig.
Hamitosemitisch nur wenige Kasusformen, die sich auf die syntaktische Funktion beziehen
Kein Dativ, Ablativ, Lokativ, Instrumentalis, dafür Prä- und Postpositionen
Klassisches Arabisch: Kasus voll wirksam, lateinische Terminologie verträgt sich damit
Nominativ Fall des Subjekts
Genitiv alle beigefügt, im wesentlichen richtig
Akkusativ Fall des Objekts, hat eine Reihe von Verwendungsweisen, die nichts mit einem
Objektkasus zu tun haben z. B. Mit Seinsverb Nomen im Akkusativ
Bedauje 3 Kasus, schwieriger
Akkusativ Form des Objekts, aber Fall des hervorgehobenen Nomens
Berberisch
Singular nur zwei Formen, die nicht als Kasus, sondern als Status zu bezeichnen sind
7
7
Status absolutus und Status annexus
Kennzeichen:a-
u-
Endungen sind wahrscheinlich weggefallen
Status absolutus:
1) als Prädikat Subjekt und als Prädikativ Status absolutus
2) Hervorgehobenenes Subjekt
3) Nomen als Objekt zreg: ich sah
Status annexus
4) Satz mit Verb
iffug er ging aus
Subjekt nachgestellt im Annexus
5) Genitivverbindung
Regens
n
Rectum
Haus
Genitivverbindung
König ugellíd
Absolutus bzw. Annexus: Wie steht das Subjekt in der Satzkonstruktion?
Annexus: Nomen, das als etwas anderes angeschlossen ist
Absolutus: für sich selbst gesetzt, hervorgehoben
Hottentottisch
koma.p
Grundform Ochse
koma.p.a
Isoliert als Isolationsform, wenn er zeigt und sagt „Ochs“ oder „Er ist ein
Ochse“
Objekt
taras komapa mũ
Ähnlich Berberisch S. 333
Deklination Sätze 2 und 4 unten
tara.s mũ
mũ-s
tara.s.á
sie sieht
die Frau (betont)
hervorgehobenes Subjekt
entspricht im Berberischen dem Status absolutus
Berberisch Verlust des Genus
Ansonsten Gebrauch der Statusformen
7
8
am Nächsten dem ursprünglichen Hamitosemitischen
Vorlesung 14.6.
Konjugation
Ägyptisch
1. P. Sg.
ˀ-
1. P. Pl.
n-
2. P.Sg.
t-
3. P. Sg.m.
i-
3. P. Sg. f.
t-
2. P. Pl.
t—n
3. P. Pl.
t—n
Arabisch
schreiben
1. P. S.
ˀaktub
1. P. Pl.
naktub
2. P. Sg
taktub fem + -i/Pl. na
3. P. Sg. m. jaktub
3. P. Sg. f.
Taktub
Bedauje
öffnen
1. P. Sg.
afdig
1. P. Pl.
nefdig
2. P.
tefdig , Pl. -na
3. P. m.
ifdig, Pl. -na
3. P. f.
tefdig
diese verbale Konjugation gibt es im Ägyptischen nicht
7
9
Akkadisch
√prs trennen
Aorist
prus
Durativ
parras
realer dauernder Geschehensvorgang
Gemination des zweiten Radikals
Verben in der Regel drei Radikale
Arabisch
√fr-> √frr
Aorist
frur->furr ‫فر‬
Durativ
farrar mit Gemiation‫فرر‬
Ägyptisch
√mr lieben
Aorist mr.f (3. P. Sg. Masc) m°rr-°f
Durativ mrr.f m°rr°r-°f
in innerer Flexion geht das Ägyptische nach den hamitosemitischen Sprachen, nicht in der
äußeren
Verben, die Eigenart ausdrücken
nfr
schön, gut sein
Verben, die ein Geschehen ausdrücken
śḏm
hören
Konjugation mit suffigiertem Personalpronomen
Person
f-Konjugation
su-Konjugation
1.
-ʾ
-wi
2 masculinum
-k
-kw
2 femininum
-ṯ
-ṯm
3 masculinum
-f
-św
8
0
3 femininum
-ś
-śj
pr-ἰ mein Haus (Anfügung an Substantiv)
nfr—św Zustandsaussage, er ist gut/schön
nfr-f Vorgangsaussage, er wird schön
śḏm-f er hört (Subjekt)
śḏm-f- św er hört ihn (Objekt)
Suffixe der f-Reihe: Subjekte des Vorgangs, Handlung, Fertigkeit
Suffixe der sw-Reihe: Subjekt, das sich in Ruhe befindet, passiv
Prähistorie Ägyptens
Das Niltal war nach der Eiszeit nicht bewohnbar, Ostafrika viel feuchter, das Nilbett ist
schmal, tief eingeschnitten aber Plateaus bis zum 5. Jahrtausend v. Chr., damals nahm das
Niltal allmählich die gegenwärtige Gestalt an, regelmäßige Überschwemmungen, fruchtbarer
Schlamm abgelagert, bäuerliche Bevölkerung aus Vorderasien (Keramik, Getreidesorten),
gleichzeitig in der Savanne Herausbildung anderer Bauernvölker, aus Vorderasien primitive
Form des Pfluges
Zentrum bäuerlicher Kultur mit Keramik (Khartoum-Neolithikum)
2 Strömungen treffen zusammen: orientalisch, innerafrikanische Savannenkultur, KhartoumNeolithikum wirkt auf Oberägypten
oberägyptische Badâri-Kultur
1. Drittel des 4. Jahrtausends (3800): kulturelles Bild wandelt sich, neue Formen in der
Naqâda-Kultur ( Naqâda I)
Naqâda II 3300/3200
um 3000 Prozeß „Reichseinigung“, kein Einschnitt bedeutet völligen Umbruch
Naqâda hängt zusammen mit dem Einzug der Hirtennomaden (Jagd, Tiere große Bedeutung),
bäuerliche Wirtschaftsform ändert sich im Niltal nicht, Hirtenbevölkerung setzt sich in die
bäuerliche Welt
Naqâda I Verschmelzung der Badari- und der hinzugekommenen Leute
ägyptische Sprache um 3000 dokumentiert ist in der Naqâda-Periode ausgeformt
8
1
2 Elemente der ägyptischen Sprache
- alte Badari-Schicht
- Sprache der hamitosemitischen
Hirtennomaden
Naqâda I -> Naqâda II weiter dringen Nomaden in die Steppe ein, Gaufürstentümer neu in
Naqâda I, einzelne Gaue werden von den Nomaden erobert, mehrere Zentren, später nur mehr
eines, Einwohner haben Verwandte in der Steppe, die Leute von Ṱḥnw (Steppenland)
3000 – 2700 Teilung der zwei Klassen spürbar
Pˁt (Aristokraten) unter Steinhaufen begraben
Rẖyt (Rechet, überwiegende Mehrheit)
Unterschiede zwischen den Klassen verschwinden allmählich
in der Regel semitisch z -> d
Auge ägyptisch ʾirt
semitisch ʿain
Augenhieroglyphe ʿjn
Tierohr-Hieroglyphe
ägyptisch ˀidn -> semitisch ˀudn
ägyptisch mśdr
Vorlesung 21.6.
Semitohamitisches Wörterbuch nur in Ansätzen
Ägyptisch-Semitisch Anzahl schwieriger lautlicher Probleme
Böhm Meroitisch
Etymologie der Zahlwörter
Problem hamitosemitischer Sprachverwandtschaften
stets neue Gesichtspunkte
1: viele Problembereiche
8
2
2:
arabisch
iṯnāni masculinum/ iṯnātani feminin
-āni und -ṯāni Dualendungen
ṯ entspricht englischem th
n ist ein Stützvokal
nötiger Glottisverschluß wenn nicht im Radikal selten: Wort mit Vokal
begonnen
z. B. √bn bint (Tochter), bin (Sohn)
Kein Glottisverschluß als Radikal
Muḥámmadu ibn ̓ Aḥmad
Endung -u wurde später weggelassen
klassisch: Muḥámmadu bnu ̓ Aḥmad
hebräisch
šnájim, štájim<-šntájim
ebenfalls Dualendungen
Hebräisch hier Stützvokal und schon Femininendung
ugaritisch
ṯnm
2. Jahrtausend v. Chr.
Ältere kanaanäische Lautung
akkadisch
šinā, šittā (aus -nt), -ā Dualendung
Teil der semitischen Sprachen ṯḏṯ
nicht mehr
a) Ursemitisch vorhanden und zum Teil schon früh ersetzt durch andere Laute
b) in Teilbereichen neu entstanden
berberisch
sin, snat
ägyptisch
śnwj, śntj
Ursprüngliche Qualität des s-Lautes wie anzusetzen?
Ś und s spätestens seit den Hyksos keine konsequente Trennung, wurde bei
den alten Texten einfach abgeschrieben
s z Gardiner, durch nichts begründet, Widerspruch in semitischen
Namenshieroglyphen
Ächtungstexte: Probleme mit semitischen Beduinen, Razzien zu den
ägyptischen Bergwerken und umliegenden Grenzgebieten
Die Kriege sind real
8
3
magische Figuren von Semiten mit Ächtungstexten verflucht und
zertrümmert
Namen der Semiten bekannt, verrät viel über den Lautwert der damaligen
Zeit
*ṯn für √2 für Semitisch
Kuschitisch
Bedauje
mallo
malho älter
malya Ordinale
asarᾶma „sieben“
Böhm, Grammatik der Kunama-Sprache, Wien 1984, Beiträge zur
Afrikanistik 22, in der FB vorhanden
Kuschitische Sprachen quinäres System
für 1 – 5 und 10 eigenes Wort
6 – 9 additiv, wobei das Wort für 5 weggelassen wird
6 = +1, 7 = +2
asa = „und“ in additivem Sinn
MALH Metathesis (Umkehrung), hier eine doppelte
L/RAHM im Bedauje nicht normal L->R
im Afrikanischen und Baskischen nicht ungewöhnlich
Áfar
námma
Saho
lámma
beide Sprachen nahe verwandt, alte Lautung
Orómo lámma
Somali
laba
Agausprachen läŋa
Kuschitisch in Radikalfolge LHM
Tschadohamitische Sprachen
tl lateraler Verschlußlaut
Marĝi (Nordostnigeria) mətlu
Gera (Nordostnigeria) mbula
Suru (Zentralnordnigeria) ful
Suha (Zentralnordnigeria) wul
8
4
Karekare belu
Haussa biju
*MB/L, L ist ein Lateral
auch in Bedauje M an 2. Stelle
LHM
M/BL
*TL-H-N/M~B
TL lateraler Geräuschlaut
N/M Nasal
H Laut, der im Ägyptischen, Berberischen und Semitischen verloren gegangen ist
TL-H
Þ
englisches th
Kuschitisch und Tschadisch
Meroitisch
ṭábu fraglich
ṭámbu korrekte Aussprache
tl, t und ṭ zusammengefallen im Meroitischen
vor Vokal ṭ
für älteres Stadium *tl
kommt Semitischem und Ägyptischem nahe
andere Dimension
Bantusprache *bili
Kumáma
bare (Eritrea)
Was ist Semitohamitisch?
Keine Vorstellung von der Zahl 0
die Leere, nicht Etwas, nichts, nihil Komposita
Arabisch mathematisch sifr für ein Schriftzeichen ., eigentlich Klaue
Altsemiten für Zahlenzeichen Buchstaben wie im Griechischen, daher keine Null, die aus
Indien kommt
Spuren eines Vigesimalsystems
8
5
18,19 duodeviginti, undeviginti
20 eigenes Etymon
Baskisch
Französisch
trente
quarante
quarante-dix
sessante
quatre vingt
quatre vingt dix
kein voll entfaltetes Vigesimalsystem
Afrikanische Sprachen Duodezimalsystem
Zentralnordnigeria Ron-Gruppe
Dafo oder eher Scha
nur mehr bei alten Leuten eigener Zahlenwert für 11 und 12
Buschmänner keine eigenes Zahlensystem
1, 2, 3 eher für kleinere Pl.
Etymologie zu hottentottischen Rindnamen
koma Stamm für „Rind“
fem.
Kuh
masculinum
Stier, Ochse
k
m
χ
m
Kuschitisch, Tschadisch, Ägyptisch, selten Semitisch
Berberisch nicht „Vieh“ als Kollektivum
Herde-> Besitz, Reichtum-> große Zahl, viel, Fülle->100,1000
in die Bantusprachen *kumi 10, ursprünglich keine große Herde
Indogermanisch:
*km.t.om
centum
8
6
hekaton
hundert
*de.km zehn
km in beiden Zahleneinheiten
Altes Viehzuchtzentrum in der Sahara
̓alp
Ochse, großer Vierfüßer,
auf der linken Seite liegendes A bedeutet Ochsenkopf
viele semit. Spr.
Bedeutung 1000
Manches bleibt spekulativ
3:
Arabisch
ṯalaṯ
sādis Ordinale für 6
Sabäisch
šlṯ
6 sitt
Sabäisch
sdṯ
Berberisch
sḍis
Ägyptisch
śrś
Somali
saddeḥ
Haussa
šidā
3
6
3+6
Semitohamitisches Zahlensystem quinär oder Worte aus 2. Fünferreihe aus Worten der ersten.
Beide Zahlenstämme 3 und 6 sind nicht klar auseinanderzuhalten. Entfalten eines uralten
Grundgerüsts, Differenzierung nach zwei Richtungen
4 und 7 ähnlich
Zählmethode mit Fingern
Arabisch
sab῾
7
Ägyptisch
śfḫ
7
Agau
säγ°a
3
sēpe
3
sapa
7
tisibo
7
Sieku
Ostufer des Rudolfsees
ti Präfix?, am Mount Kenya
8
7
Ometo
7
tabzā
Metathese wie Wespe: alt Wepse, früher Lehnwort
aus dem Germanischen, Griechischen
Tschadsprachen
Mubi
sn
7
Zentraltschad
Bantu
*samba
7
jedoch einige Sprachen 6
Mande
*si/akpa
3
Innerwestafrika, Mali, oberes Nigergebiet, nächste
Verwandte des Mande-Westzweiges im Kongobecken
und Nilbecken
Nilosaharanische Sprachen gibt es nicht, Mandinka ist eine Mandesprache
Wörter für 4:
Bedauje
faɖig
Ägyptisch
fdw
fedu retroflexes d
implosives d
Haussa fu
Problem γ im Bedauje, ist eher ein Verfallsprodukt
Saho
῾afār
Kafa
audo
FɖX->
Ometo
aidā
-> XFɖ
guttural-spirantischer Lateral
mit beliebigem Vokal
῾
arabisch
georgisch
rva
tscherkess.
῾°a
8
labialisiertes ῾Ain
mit Lippenrundung
῾ existiert im Georgischen nicht
Tscherkessisch fällt r aus, kürzt gern, gegen
Konsonantenhäufungen stattdessen labiale
Konsonanten
Glaube, dass es Semiten im Kaukasus gegeben hat, von den Semiten wurden Wörter nach
Vorderasien mitgebracht
Semiten von Afrika nach Vorderasien
hatten aber eigenes Wort und nicht ein Wort mit der Bedeutung von 8
8
8
Ähnlich verhält es sich mit dem indogermanischen Wort für 7
Indogermanisch
*sep.t.m
t Zusatz bei mehreren Numeralia
t kann auch zum Wort gehören
m sächliche Endung
* okto 8 ō indogermanischer Dual, vielleicht von 4
Georgisch
othχ für 4 in Zusammensetzungen wie 14, 24...
Zum semitohamitischen Wort für 4
indogermanisch
*kpet, Erweiterungen -uor, -sor
quattuor
sor Iranisch und Indisch, Avestisch?, je eine masculine Form
Schon im Urindogermanischen eine zusammengesetzte Form
Stamm Zahl, 2. Teil Geschlecht
uor wir, wer
sor šar Hethitisch weibliche Personengruppe
soror hat andere Wurzel
uxor wäre möglich
kpet für 4 mit Labiovelar, Radikal kp
Klassische Indogermanistik * kw
kw nicht im Indogermanischen, erst im Lateinischen
5
penkpe
8
9
quinque
pente
pompe oskisch
Ägyptisch f transliteriert mit der Schlange
Koptisch 2 Schreibungen für f-Laut
w f-Laut, φ entsprechend
Koptische Schrift griechischen Ursprungs, adaptiert
Nicht glücklich
W, j, i, ou, y inkonsequent
6 Zeichen von kursiven Hieroglyphen, so
ö š von anderem Zeichen als Hornviper
3. Jahrhundert n. Chr. allgemein f gesprochen
dennoch genaue Unterscheidung zwischen den Lauten
für Kopten des 3. – 5. Jahrhunderts 2 verschiedene Laute
Ägyptisch und koptisch jeweils die gleichen Laute
Anders als unser f
Labiodentales f gebildet mit den Schneidezähnen und der Unterlippe = unser f
Bilabiales f ohne Zähne gebildet
Manchmal sensationelle Verwandtschaften
Bilabiales f < χ°o/k°<*kp
9
0
kpɖ - χ(gutturaler Reibelaut? Nicht vorliegend)
nicht weit entfernt vom indogermanischen kwet
7
ɖ-kp – χ (Gutturalaspirant)
Baskisch zazpi nicht indogermanisch
Georgisch śvibi
SERVICETEIL:
Prüfungsmodalitäten
Prüfungsgespräch, Termin in der Sprechstunde oder über E-Mail [email protected] zu
vereinbaren
An sich genügt die Mitschrift
Da Prof. Böhm ohne Manuskript spricht, sind natürlich Abweichungen zu diesem Skriptum
möglich, großen Wert legt er aber auf die Berberologie, die 2002 den größten Raum einnahm
Günstig ist es, Interesse zu zeigen (schon bei den Diskussionen und Wortmeldungen in der
Vorlesung) und auch weitergehende Fragen zu stellen, bei mir war das Gespräch sehr
anregend, eventuell wird man nach dem Interessensschwerpunkt gefragt
Meine Fragen drehten sich um:
Zuerst fragt Prof. Böhm nach dem Hauptinteressensgebiet
Phönikisch-Punisch HAUPTFRAGE
9
1
Pidgin- und Kreolsprachen
Hieroglyphen, Keilschrift, Alphabete
Kam Mehri von Mahra und Soqotri von Soqotra?
Ich habe ein Sehr gut erhalten und zusätzlich in folgende Bücher hineingeschnuppert bzw.
empfehle ich zum Hineinschnuppern, wenn nach 2002 erschienen:
Carl Faulmann, Schriftzeichen und Alphabete aller Zeiten und Völker (diverse Reprints,
VORSICHT! Geht stur nach Kontinenten, phönikisch ist bei Asien, punisch bei Afrika)
Harald Haarmann, Lexika im Beck-Verlag (untergegangene Sprachen, untergegangene
Völker, Sprachen)
Mabe, Afrika-Lexikon
H. Jungreithmayr, Lexikon der Afrikanistik
Donner-Röllig, Kanaanäische und aramäische Inschriften
www.unet.univie.ac.at/~a8201399/phoenikisch-punisch-homepage.htm (mit sehr gut
beurteilte studentische Projektarbeit von mir bei Dr. Stoiber und Mag. Prischnegg, entpuppte
sich als der erste Phönikisch-Punisch-Online-Sprachkurs, Erstellung wäre ohne diese
Vorlesung schwieriger gewesen)
Eine Literturliste zur Semitistik ist auch mein Phönizologisch-punologisches Bücherbrett
unter http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/listmania/list-browse/-/1PN4BPX9AGUD4/0280866748-9708509, für Althebräisch gibt’s Ähnliches unter
http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/listmania/list-browse/-/2GFKBYH9VL5O7/0280866748-9708509, für Hieroglyphisch http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/listmania/listbrowse/-/OHZUID3N328P/028-0866748-9708509 (einfach die Endlos-URLs anklicken oder
in den Browser kopieren), werden von Zeit zu Zeit aktualisiert
Einführungen in andere relevante Sprachen, darunter
Dieter Herrmann, Außereuropäische Sprachen und Kulturen
Michael P. Streck, Sprachen des Alten Orients
Sicher nützlich: Internet für Orientalisten
Kapitel zu Sprachen gibt’s noch in den Ausstellungskatalogen zu
Die Numider
Hannibal ad portas
www.learnassyrian.com www.assyrianlanguage.com (zum Nestorianischen)
Kauderwelsch-Wort für Wort Sprachführer, gibt’s teilweise in Bibliotheken
Elementa Linguarum Orientis –Reihe im Ugarit Verlag
9
2
Auch zum Koptischen kann man Kurse ergoogeln
Von Prof. Böhm selbst in Afro-Pub erschienen (die relevanten Kapitel):
Libyer
Sprache und Geschichte im kanarischen Archipel, 3 Bde.
Schnalzlautsprachen
Die iberische Inschrift von Paraiba
Die Sprache der Aithiopen im Lande Kusch
Zumindest die meisten Bücher gibt es an der UB und teilweise (auch) an der FB Afrikanistik
und Orientalistik
Weitere Bücher werden im Text genannt (meist von Afro-Pub und daher in Wiener
Bibliotheken greifbar)
Rückfragen, Anregungen etc. an [email protected]
Viel Erfolg in der Vorlesung und bei der Prüfung!
Aufgrund leidvoller Erfahrungen an anderen Studienrichtungen muss ich leider wegen
einiger schwarzer Schafe diesen Passus einfügen:
Die Mitschrift wurde mit bestem Wissen und Gewissen so genau und umfangreich wie
möglich erstellt und diente als eine Unterlage für eine mit "sehr gut" abgelegte Prüfung.
Die Benutzung erfolgt jedoch auf eigene Verantwortung (Mit dem aktuellen Vortrag
abgleichen!!!!!)
Die unveränderte Weitergabe ist erlaubt und erwünscht. Gegebenenfalls ist mein Name
anzugeben. Veränderte Weitergabe und kommerzielle Nutzung und Verstöße gegen das
Urheberrecht sind untersagt.
9
3
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