Gestalten von Bewegungspausen

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Gestaltung der Bewegungspausen - Methodische und didaktische
Konsequenzen
Nach der Entwicklungstheorie von Piaget kann davon ausgegangen werden, dass für Kinder die
Bewegung einen wesentlichen Zugang zur Welt bedeutet. Empirische Untersuchungen belegen
deutliche Zusammenhänge zwischen der motorischen, intellektuellen, affektiven und sozialen
Entwicklung. Mit den vielfältigen Erfahrungen durch das Medium der Bewegung wird eine Erweiterung
der kindlichen Handlungsfähigkeit erreicht. Das Kind setzt die motorische Aktivität ein, um zu Wissen
über seine Umwelt zu gelangen, auf der Basis von eigenen selbständig erworbenen Erfahrungen.
Die beste Voraussetzung für Eigeninitiative und Handlungsimpulse sind Möglichkeiten zu freien und
spontanen Bewegungsspielen, Geräteangebote, die Kinder zur Aktivität herausfordern und eine
ungezwungene, lustvolle Atmosphäre.
Damit ein möglichst vielseitiger und umfangreicher Gewinn an Erfahrungen und Einsichten erreicht
werden kann, sollte das Bewegungsangebot sowohl freie, ungelenkte als auch gelenkte
Lernsituationen umfassen. In den freien Lernsituationen sollen die Kinder Gelegenheit haben,
Neugierde zu entwickeln und zu befriedigen, ihren Interessen nachzugehen, Einfälle auszuprobieren,
mit Geräten und Materialien zu experimentieren und Neues zu erfinden. Dadurch wird das Prinzip der
Selbstbestimmung realisiert. Im spielerischen Umgang mit unbekannten Materialien wird das Neue in
die bestehenden Erfahrungen integriert, so dass der Prozess der Assimilation zur Anwendung kommt.
Für die Entwicklungsförderung sind jedoch auch gelenkte Lernsituationen unerlässlich. Hier sollte das
Bewegungsrepertoire der Kinder erweitert und durch gezielte Aufgabenstellungen die
Bewegungssicherheit gefördert werden. Ausserdem sollten die Kinder das spontan Gelernte auf neue
Situationen übertragen können. Durch die Anpassung bereits bekannter Verhaltensschemata an die
neuen Erfahrungen wird hier der Prozess der Akkommodation gefördert.
In den vorstrukturierten Lernsituationen können die Kinder Problemlösestrategien entwickeln und
erproben. Konkrete Aufgabenstellungen vermitteln dem Kind sowohl Erfolgs- als auch
Misserfolgserlebnisse und sollten dazu führen, dass beide Gefühle verarbeitet werden können.
So lernt das Kind, seine eigene Leistungsfähigkeit einzuschätzen und seine motorische Sicherheit
weiter zu entwickeln. Die Spielsituationen sollten Probleme stellen, die zur Lösung reizen, aber die
Kinder nicht überfordern.
Gelenkte und ungelenkte Lernsituationen sind nicht deutlich voneinander abzugrenzen, sie gehen
teilweise ineinander über. Spontane Einfälle der Kinder sollten immer aufgenommen werden. Nach
einer ersten Erkundung der Situation und Erprobung der Materialien sollten gezielte
Aufgabenstellungen eingebracht werden, die dem Kind neue Handlungsmöglichkeiten erschliessen
und den Bewegungsspielraum erweitern.
Organisation der materialen Umweltbedingungen Voraussetzung für Eigenaktivität und selbständiges
Handeln ist eine Umwelt, die die Kinder zu Aktivität auffordert. Bewegungs- und Lernangebote
müssen einen Entdeckungsspielraum aufweisen, der selbständiges Experimentieren ermöglicht und
den Kindern Gelegenheit zur Entfaltung von Phantasie und Einfallsreichtum bietet. Zur Ausstattung
gehören Spielmaterialien und Sportgeräte, die dem Bewegungsdrang und den Interessen der Kinder
entgegen kommen und die sowohl individuelle Beschäftigungen als auch gemeinsame Aktivitäten
erlauben. Spielmaterialien und Geräte sollen die Neugier der Kinder herausfordern, zum
Experimentieren und Erforschen anregen und zur Bewegung mit oder an ihnen aufgefordert werden.
Dazu eignen sich auch unübliche Bewegungsmaterialien wie verfremdete Gebrauchsgegenstände
oder vertraute Geräte, deren ursprünglicher Zweck aufgehoben worden ist.
Kleingeräte wie Bälle, Luftballons, Seile, Reifen etc, ermöglichen eigenständiges Handeln, da sich im
Umgang mit ihnen meist jedes Kind auf sein eigenes Gerät konzentriert. Grossgeräte wie Kästen,
Bänke, Matten etc. zwingen zu gemeinsamen Spielaktionen denn sowohl ihr Transport als auch ihr
zweckmässiger Gebrauch gelingt vor allem in der Gruppe.
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Soziale und personale Voraussetzungen Die Rolle der erwachsenen Person:
 Die eigene Person in den Hintergrund treten lassen, eine mehr abwartende Haltung
einnehmen, die den Kindern Raum lässt.
 Kinder ermutigen, die nicht von sich aus aktiv an ihre Umwelt herangehen.
 Hilfestellung nur dann geben, wenn das Kind danach verlangt oder auf unüberwindliche
Schwierigkeiten stösst.
 Hilfestellung immer im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe geben.
 Das Kind nicht stören bei einer Tätigkeit, die es sich selbst ausgewählt hat.
 Die intensive Beschäftigung auch dann nicht unterbrechen, wenn man selbst eine noch viel
bessere Idee hat oder um zu zeigen, wie man es richtig macht.
 Spielideen einzelner Kinder aufnehmen und sie an die Gruppe weiter geben zum
gemeinsamen Ausprobieren.
 Über didaktische Planung verfügen und trotzdem offen sein für unerwartete Situationen und
Spielideen der Kinder.
Bei der sozialen Interaktion sind folgende Punkte wichtig:
 Entspannte, fröhliche Atmosphäre, auch bewegungsgehemmte und ungeschickte Kinder
sollen sich wohl und akzeptiert fühlen.
 Die Kinder sollen bei der Auswahl der Aktivitäten mitbestimmen dürfen, Eigeninitiativen
müssen ebenso wichtig genommen werden wie die geplanten Lernsituationen. Die Kinder
sollen lernen, sowohl eigene Wünsche zu artikulieren als auch auf die Interessen der andern
einzugehen.
 Soziale Konflikte sollen nicht unterdrückt oder durch sofortiges Eingreifen des Erwachsenen
gelöst werden, sondern die Kinder sollen selbst nach Lösungsmöglichkeiten suchen.
 Absprachen und Regeln für den Umgang miteinander sollen gemeinsam getroffen, von den
Kindern eingesehen und eingehalten werden.
Entwicklung und Lernen werden gefördert durch:
 ·Wecken der Neugier
 Sensibilisierung der Wahmehmungsfähigkeit
 Unterstützung der Eigenaktivität
 Verstärken der Entdeckerlust
 Herausforderung der Selbsttätigkeit ·
 Akzeptanz und Unterstützung des Strebens nach Selbständigkeit
 Einräumen von Entscheidungsspielräumen
 Eingehen auf den Wunsch nach Selbstbestimmung
 Unterstützung der Stärken des Kindes
 Berücksichtigung der Spontaneität
 Wecken der Kreativität
 Respektieren der Entscheidung des Kindes
Literatur:
Renate Zimmer (1985): Frühkindliche Bewegungserfahrungen, Motorik Heft 3, Schorndorf Renate Zimmer (1993):
Handbuch der Bewegungserziehung, Herder, Freiburg Renate Zimmer (1996): Motorik und
Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern, Hofmann Schorndorf Renate Zimmer (2004): Toben macht schlau,
Herder, Freiburg Renate Zimmer (1999): Handbuch der Psychomotorik, Herder, Freiburg
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