Die im folgenden genannten 52 Journalisten und sonstigen Medienbeschäftigten kamen im Jahr 2000 ums Leben. BANGLADESCH (2): Mir Illias Hossain, Dainik Bir Darpan, 15. Januar Hossain (43), Redakteur der Zeitung „Dainik Bir Darpan“, wurde in der im Südwesten des Landes gelegenen Kleinstadt Jhenaidah von drei Attentätern erschossen. Sein Blatt hatte die Aktionen linksgerichteter Milizen im Gebiet um die Stadt unverhohlen kritisiert, sich gegen Gewaltanwendung ausgesprochen und die Teilnahme der Milizen am Demokratieprozess gefordert. Shamsur Rahman, Janakantha, 16. Juli Rahman (43), Sonderkorrespondent der überregionalen Zeitung „Janakantha“ und häufig für den bengalischsprachigen Dienst der BBC tätig, wurde in seinem Büro von zwei be- waffneten Männern aus nächster Nähe erschossen. Rahman hatte wegen seiner Berichte über kriminelle Banden und bewaffnete politische Gruppen in der Region wiederholt Morddrohungen erhalten. Die Polizei lastete seine Ermordung einer Schmugglerbande an. Es wurden mehrere Verdächtige verhaftet, die jedoch nach und nach wieder freigelassen wurden. BRASILIEN (1): Zezinho Cazuza, Rádio Xingó FM, 13. März Cazuza, Journalist des lokalen Rundfunk-senders Rádio Xingó FM in der Stadt Canindé de São Francisco, wurde nach Verlassen einer Party erschossen. Cazuza hatte dem Bürgermeister der Stadt, Genivaldo Galinda da Silva, wiederholt Bestechlichkeit vorgeworfen. Einem Bericht der Zeitschrift „Istoé“ zufolge hatte Galindo öffentlich eine Morddrohung gegen den Journalisten ausgesprochen. Zwei Tage nach der Tat nahm die Polizei einen Mann fest, der behauptete, der Bürgermeister habe ihn für 1.500 Dollar mit der Ermordung Cazuzas beauftragt. GAMBIA (1): Omar Barrow, SUD FM, 10. April* Quellen in der gambischen Hauptstadt Banjul zufolge wurde Barrow, Nachrichtenredakteur bei dem privaten senegalesischen Rundfunksender SUD FM, der sein Programm in Gambia ausstrahlt, am 10. April von einem uniformierten Mitglied der Antiterroreinheit der gambischen Armee erschossen. Die Tat ereignete sich im Lager des Roten Kreuzes in Kanifing, einem Vorort Banjuls, wo Barrow während einer gewaltsam verlaufenen Studentendemonstration freiwillig als Erste-Hilfe-Sanitäter tätig war. Barrow (28) wurde von zwei Schüssen in die Achselhöhle getroffen. Neben Barrow fanden bei dem Anschlag elf weitere Menschen den Tod. GEORGIEN (1): Antonio Russo, Radio Radicale, 17. Oktober* Der italienische Kriegskorrespondent Antonio Russo, der für den Rundfunksender Radio Radicale tätig war, wurde am 17. Oktober auf einer Strasse in der Nähe der georgischen Hauptstadt Tiflis tot aufgefunden. In die Wohnung Russos in Tiflis, die er zwei Monate zuvor bezogen hatte, war Polizeiangaben zufolge eingebrochen worden. Zum Zeitpunkt seines Todes war Russo mit Recherchen über tschetschenische Flüchtlinge in Ost-Georgien beschäftigt. Dem Vernehmen nach hatte er Ende des Monats mit einem Filmbericht über Tschetschenien nach Italien zurückkehren wollen. GUATEMALA (1): Roberto Martínez, Prensa Libre, 27. April Martínez (37), Fotograf der in Guatemala City erscheinenden Tageszeitung „Prensa Libre“, wurde getötet, als Angehörige eines privaten Wachdienstes während einer Demonstration gegen höhere Busfahrpreise das Feuer auf randalierende Demonstranten eröffneten. Eine neben Martínez stehende Frau kam ebenfalls ums Leben. Mehrere Personen wurden verletzt, darunter auch zwei Journalisten. Martínez und seine Kollegen hatten Fotoapparate und andere berufsübliche Gegenstände bei sich, anhand derer sie eindeutig als Journalisten zu erkennen waren. HAITI (3): Jean Léopold Dominique und Jean Claude Louissaint *, Radio Haïti Inter, 3. April Dominique (69) der als Alleingesellschafter und Geschäftsführer von Radio Haïti Inter kein Blatt vor den Mund nahm, wurde in den frühen Morgenstunden des 3. April bei seiner Ankunft vor dem Sender erschossen. Jean-Claude Louissant, der Wachmann von Radio Haïti Inter, kam bei dem Anschlag ebenfalls ums Leben. Dominique war der bekannteste politische Journalist Haitis und zeitlebens ein Verfechter der Redefreiheit. Gerard Denoze, Radio Plus, 15. Dezember* Denoze, Sportreporter bei Radio Plus, wurde von zwei unbekannten Männern erschossen, als er im Stadtteil Carrefour der Hauptstadt Port-au-Prince aus einem Taxi stieg. Dem Vernehmen nach hatte Denoze zuvor Morddrohungen erhalten. INDIEN (3): V. Selvaraj, Nakkeeran, 31. Juli* Selvaraj, Reporter der Zeitung „Nakkeeran“, wurde in der Nähe des Busbahnhofs von Perambalur im Bundesstaat Tamil Nadu erschossen. Binnen 45 Minuten nach der Tat nahm die Polizei auf der Strasse zwischen Perambalur und Chennai acht Verdächtige fest. Obwohl Polizeiangaben zufolge kein Tatmotiv ermittelt werden konnte, sagte der Herausgeber von „Nakkeeran“, dass der Anschlag „vorsätzlicher und kaltblütiger Mord“ und „eine Warnung an jene ist, die sich für die Aufdeckung der Wahrheit einsetzen“. Pradeep Bhatia, The Hindustan Times, 10. August Bhatia (31), Fotograf bei der Zeitung „The Hindustan Times“, fiel einem Bombenanschlag in Srinagar, der Hauptstadt des Unionsstaates Jammu und Kaschmir, zum Opfer. Der Anschlag, für den die militante Rebellengruppe Hezb-ul Mujahedeen die Verantwortung übernahm, forderte über ein Dutzend Menschenleben. Sechs Journalisten wurden verletzt. Die meisten von ihnen wollten über eine andere Bombenexplosion zu berichten, die sich 15 Minuten zuvor an demselben Ort ereignet hatte. Brajamani Singh, Manipur News, 20. August* Singh, Redakteur der Tageszeitung „Manipur News“ und Präsident des Journalistenverbandes des Bundesstaates Manipur, wurde am 20. August von zwei Tätern, die ihm auf einem Motorrad folgten, kurz nach Verlassen des Zeitungs-gebäudes durch Schüsse in den Kopf ermordet. Einen Mitarbeiter Singhs, der ihn begleitete, liessen sie unbehelligt. Wie die Polizei mitteilte, konnte zwar noch kein Tatmotiv ermittelt werden, doch habe Singh fünf Tage vor dem Anschlag Morddrohungen erhalten. Singh galt als einer der Wegbereiter des englischsprachigen Journalismus‘ im Nordosten Indiens. KOLUMBIEN (10): John Restrepo Abello, 7. Februar* Abello, Kameramann eines in Barrancabermeja ansässigen lokalen Fernsehsenders, wurde von Unbekannten in Girón in der Provinz Santander erschossen. Das Verbrechen ereignete sich im Haus seines Bruders Fabio Leonardo Abello, der ebenfalls ermordet wurde. Die Behörden haben zwar keine Hinweise auf das Tatmotiv, doch werden als Drahtzieher die Bewaffneten Revolutionären Kräfte Kolumbiens (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, FARC) vermutet. Antonio Gomez Gomez, Ecos de la Sierra, 12. Februar* Gomez, Inhaber des Rundfunksenders Ecos de la Sierra in Palmor, wurde nach Angaben der kolumbianischen Presseorganisation „Prensa Libre“ von vermummten Tätern in seinem Haus erschossen. Der Sender unterstützte Bürgerbewegungen in der Region Santa Marta, wo Gruppierungen wie die FARC, die Nationale Befreiungsarmee (Ejercito de Liberación Nacional, ELN) und die Vereinigten Selbstschutzgruppen (Autodefensas Unidas de Colombia, AUC) aktiv sind. María Elena Salinas Gallego, 5. März* Salinas, die als Journalistin für mehrere lokale Rundfunksender sowie als Dozentin der Fakultät für Gesellschaftliche Beziehungen an der Universität Medellin arbeitete, wurde in der Justizvollzugsanstalt „The Capotal“ in Antioquia tot aufgefunden. Die Leiche der Journalistin lag neben zwei toten Guerillakämpfern der ELN, die bei einem Zusammenstoss mit Regierungs-truppen ums Leben gekommen waren. Salinas war am 2. März als vermisst gemeldet worden, nachdem sie in die Stadt San Carlos beordert worden war, um die Zustände im Distrikt Antioquia zu untersuchen. Humberto Bueno Garces Angulo, Presencia Colombiana, 18. März* Garces wurde in einer Diskothek in Acopi-Yumbo im Cauca-Tal von Unbekannten mit fünf Schüssen getötet. In seinem Auto, das von den Tätern gestohlen und dann zurückgelassen wurde, fand die Polizei einen zerrissenen Mitgliedsausweis der Organisation „Reporter ohne Grenzen“. Zwei Verdächtige wurden festgenommen. Marisol Rebelo Baron, 4. Juli* Rebelo (25) wurde vor ihrem Haus in Tumaco Port an der Pazifikküste von einem Unbekannten mit drei Schüssen in den Bauch getötet. Rebelo war für einen örtlichen Fernsehsender tätig gewesen, der von der Umweltbehörde Regional Autonomous Agency finanziert wurde. Bislang hat niemand die Verantwortung für die Tat übernommen. Carlos José Restrepo Rocha, Tangente und Usocoello, 9. September* Restrepo, Geschäftsführer der Tageszeitung „Tangente“ und Herausgeber der Tageszeitung „Usocoello“ in San Luis im Distrikt Tolima, wurde am Abend des 9. September ermordet aufgefunden. Augenzeugen zufolge war ihm von 20 Angehörigen der AUC, die ihn der Zusammenarbeit mit linksgerichteten Guerillas beschuldigt hatten, elfmal in Hals und Brust geschossen worden. Restrepo hatte sich als Kandidat um einen Sitz im Stadtrat beworben. Juan Camilo Restrepo Guerra, 31. Oktober Restrepo (26), Leiter eines lokalen Rundfunk-senders, wurde von einem mutmasslich rechtsgerichteten Paramilitär erschossen. Wie die staatlichen Untersuchungsbehörden dem Komitee zum Schutz von Journalisten mitteilten, handelte es sich bei dem Mordanschlag offenbar um einen Vergeltungsakt für Restrepos scharfe Kritik an der örtlichen Verwaltung. Restrepos Bruder, der die Tat mit ansehen musste, ist untergetaucht. Eine inländische Quelle lehnte die Herausgabe von Informationen über den Täter ab mit den Worten: „Das wäre, als würde ich mein eigenes Todesurteil unterschreiben.“ Verhaftet wurde niemand. Gustavo Rafael Ruiz Cantillo, Radio Galeón, 15. November Ruiz, Korrespondent des regionalen Rundfunk-senders Radio Galeón, wurde mitten auf dem Marktplatz der Ortschaft Pivijay von zwei Attentätern erschossen. Kollegen zufolge handelte es sich bei den Schützen um Angehörige einer rechtsgerichteten Bande, die von „den Reichen in der Gegend“ finanziert werde. Einer Quelle zufolge hatten die Bandenmitglieder Ruiz, der über Politik, Kriminalität und allgemeine Themen berichtete, geraten, bei seiner Arbeit „den Mund nicht zu voll zu nehmen“. Verhaftet wurde niemand. Guillermo León Agudelo, La Voz de la Selva, 1. Dezember* León, Moderator einer Talkshow beim Rundfunk-sender La Voz de la Selva in der Provinz Caqueta, wurde von zwei Männern, die gewaltsam in sein Haus in Florencia eingedrungen waren, erstochen. Als Grund für die Tat vermutete die Polizei, León könne die Zahlung von Schutzgeldern verweigert haben. La Voz de la Selva ist ein lokaler Ableger von Caracol Radio, einem der überregionalen Sender Kolumbiens. In La Florencia sind Zusammenstösse zwischen rechtsgerichteten Paramilitärs und städtischen Kommandogruppen der grössten marxistischen Rebellenorganisation des Landes an der Tagesordnung. Alfredo Abad López, La Voz de la Selva, 13. Dezember Abad (36), Geschäftsführer des lokalen Rundfunksenders La Voz de la Selva, wurde von zwei mutmasslich paramilitärischen Attentätern erschossen, als er sich vor seinem Haus von seiner Frau verabschiedete. Die Täter flohen auf einem Motorrad. In letzter Zeit hat sich Florencia zu einer Machtbasis antikommunistischer paramilitärischer Kräfte entwickelt, die mit der AUC von Carlos Casta‘o in Verbindung stehen. Verhaftungen gab es keine. DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO (1): Crispin Kandolo, 5. September* Crispin Kandolo wurde im Kahuzi-Biega-Park in der Ortschaft Bukavu im Osten der Demokratischen Republik Kongo aus dem Hinterhalt erschossen. Er war mit Filmaufnahmen über die Arbeit einer Gruppe aus Technikern, Funktionären und Soldaten beschäftigt, die den Park im Auftrag der UNESCO eingrenzen sollten, um die Konflikte zwischen der am Rand des Parks lebenden Bevölkerung und den Parkbehörden zu beenden. Örtlichen Berichten zufolge wurde die Gruppe von Angehörigen der Interahamwe-Miliz umstellt und angegriffen. Die Leichen des Journalisten und zehn weiterer Toter wurden von den Tätern verbrannt. KOSOVO (1): Shefki Popova, Rilindja, 10. September* Popova, Journalist der Tageszeitung „Rilindja“, wurde unweit des Zentrums der mehrheitlich von Albanern bewohnten Stadt Vucitrn etwa 30 Kilometer von Pristina entfernt von zwei Attentätern mit Schüssen und Messerstichen getötet. Die Täter konnten unerkannt entkommen. Popova war über 25 Jahre als Journalist für „Rilindja“ tätig; „Rilindja“ ist die älteste albanisch-sprachige Tageszeitung im Kosovo. Ein Motiv für die Tat konnte noch nicht ermittelt werden. LIBANON (1): Abed Takoush, BBC TV News, 23. Mai* Takoush, libanesischer Staatsbürger und Fahrer für BBC TV News, wurde in seinem Wagen von einer israelischen Panzergranate getötet. Der Vorgang wurde von anderen BBC-Mitarbeitern aus der Nähe beobachtet. Die israelische Armee bezeichnete den Abschuss der Granate als „tragischen Fehler“, fügte jedoch hinzu, dass die Panzerbesatzung befürchtet habe, von den Personen auf der libanesischen Seite der Grenze selbst unter Granatfeuer genommen zu werden. Die BBC, für die Takoush seit 25 Jahren tätig war, hat für die Familie des Fahrers von der israelischen Armee eine Entschädigung gefordert. MEXIKO (2): Pablo Pineda, La Opinión, 9. April* Am 9. April wurde Pineda, Reporter von „La Opinión“ in Matamoros, unweit der Ortschaft Harlingen am texanischen Ufer des Rio Grande von Angehörigen der US-Grenztruppen tot auf-gefunden. Die Grenzschützer hatten beobachtet, wie zwei Männer mit einem grossen Paket den Fluss durchquerten, von dem sie vermuteten, es enthalte Drogen. Als das Paket jedoch von niemandem abgeholt wurde, öffneten sie es und entdeckten Pinedas Leichnam mit einer Schusswunde im Kopf. Dem Vernehmen nach hatte sich Pineda durch seine Arbeit sowohl bei der Polizei als auch in Verbrecherkreisen unbeliebt gemacht. Noch im Dezember des Vorjahres hatte er einen Mordanschlag überlebt. José Ramirez Puente, Radio Net, 29. April* Ramirez (29) wurde in der Stadt Ciudad Juarez, unweit der texanischen Stadt El Paso, erstochen in seinem Wagen aufgefunden. Da einige der über 35 Stichwunden nur oberflächlich waren, wurde Ramirez vor seiner Ermordung vermutlich gefoltert. Ramirez war als politischer Reporter für den lokalen Rundfunksender „Radio Net“ tätig. Die Staatspolizei fand später im Kofferraum des Wagens acht Säcke Marihuana mit einem Gewicht von jeweils knapp einem Kilo. MOSAMBIK (1): Carlos Cardoso, Metical, 22. November Cardoso (48), Redakteur des täglich erscheinenden Fax-Mitteilungsblattes „Metical“, wurde beim Verlassen seines Büros in der Hauptstadt Maputo von zwei mit Sturmgewehren des Typs AK-47 bewaffneten Tätern erschossen. Cardoso war bekannt für seine bahnbrechenden Berichte über politische Korruption und organisiertes Verbrechen in dem Land, das sich von einem 17 Jahre währenden Bürgerkrieg noch immer nicht erholt hat. Obwohl Cardoso mit der herrschenden FrelimoPartei sympathisierte, übte er in seinen Leitartikeln häufig harsche Kritik an der Regierung. Darüber hinaus hatte „Metical“ kurz zuvor über angebliche strafbare Handlungen bei der Mozambique Commercial Bank berichtet. Die Regierung Mosambiks hat die Ermordung Cardosos zwar verurteilt und eine vollständige Untersuchung versprochen, doch inländischen Journalisten zufolge üben sich die Polizeibehörden in vornehmer Zurückhaltung. PAKISTAN (3): Sufi Mohammad Khan, Ummat, 2. Mai Khan (38), Investigativreporter bei der in Karatschi ansässigen Tageszeitung „Ummat“, der in seinen Artikeln offensiv über Drogenhandel und organisierte Prostitution berichtete, wurde in der Kleinstadt Shadi Large in der südlichen Provinz Sindh von einem mutmasslichen Drogenhändler erschossen. Dem Vernehmen nach hatte der Täter zuvor Khans Haus aufgesucht und ihn vor der Veröffentlichung weiterer Artikel gewarnt. Nachdem am 2. Mai in „Ummat“ ein weiterer Bericht Khans erschienen war, gab der Mörder die tödlichen Schüsse ab. Kurze Zeit später ergab er sich der Polizei und gestand die Tat. Najmul Hasan Zaidi und Sajid Mehmood, Nawa-i-Waqat press group, 6. bzw. 11. November** Najmul Hasan Zaidi, Anzeigenleiter des Presse-hauses Nawa-i-Waqat, kam ums Leben, als am 6. November in der Anzeigenabteilung des Unternehmens eine Bombe explodierte. Berichten zufolge war das Pressehaus, das die Zeitung „Urdu Nawa-i-Waqat“ und das englischsprachige Blatt „The Nation“ herausgibt, auf einer Pressekonferenz bedroht worden; geeignete Schutzmassnahmen der örtlichen Behörden seien jedoch ausgeblieben, hiess es. Sajid Mehmood, Computertechniker in der Anzeigenabteilung, wurde bei der Explosion schwer verletzt und starb am 11. November in einem Krankenhaus in Karatschi. PERU (1): Luis Baltazar Caviedes Nuñez de la Torre, 2. Juli* Nuñez, Journalist der Rundfunksender Sur Oriente und Frecuencia Integral sowie Gründer der Niederlassung von ANP-Quillabamba in Cuzco, wurde am 2. Juli am Ufer des Flusses Chuyapi mit Verletzungen an der rechten Schläfe und am rechten Auge bewusstlos aufgefunden. Nuñez starb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Bei der Tat scheint es sich eher um einen Mord aus Rache statt um einen Raubmord zu handeln, denn die Papiere und der persönliche Besitz des Journalisten wurden nicht gestohlen. Unbestätigten Berichten zufolge war Nuñez am 1. Juli im Büro des örtlichen Polizeipräsidenten gesehen worden, wo er eine persönliche Angelegenheit regeln wollte. PHILIPPINEN (3): William Yap Yu, Pagadian City Star, 14. Mai* Yu, Herausgeber des „Pagadian City Star“, wurde in Pagadian City auf der Insel Mindanao Opfer eines Attentäters. Die Kugel vom Kaliber 45 durchschlug eine wichtige Herzarterie; Yu war auf der Stelle tot. Dem Vernehmen nach ist die Polizei mit der Untersuchung mehrerer Tatmotive befasst. Wie es heisst, vermutet sie als Ursache des Mordes angeblich ein Immobiliengeschäft, an dem der erfolgreiche Geschäftsmann Yu beteiligt war. Vincent Rodriguez, dzMM Radio, 23. Mai Rodriguez, Korrespondent des in Manila ansässigen Rundfunksenders dzMM, kam auf der Fahrt mit einem Bootskonvoi ums Leben, der in Sasmuan in einen Hinterhalt von Guerillakämpfern geriet. Rodriguez hatte den Auftrag, über eine Reise von Regierungsvertretern zu berichten, die den Fortgang dörflicher Entwicklungsprojekte überprüfen wollten. Die Rebellengruppe Rebolusyonaryong Hukbong Bayan (RHB) übernahm die Verantwortung für den Überfall, äusserte jedoch ihr Bedauern über den Tod des Journalisten. Der Angriff habe eigentlich der örtlichen Polizei gegolten, hiess es. Olimpio Jalapit, Jr., dxPR Radio, 17. November Jalapit (34), Moderator einer Morgensendung des Lokalrundfunks dxPR, wurde auf dem Weg zu einem Treffen mit einem Regierungsvertreter in Pagadian City erschossen. Jalapit hatte im Laufe der Jahre bereits zahlreiche Morddrohungen erhalten. Am Morgen seines Todestages ging ein Anruf auf seinem Mobiltelefon ein, in dem der Mord für denselben Tag angekündigt wurde. Jalapit befasste sich in seiner Sendung immer wieder mit so heiklen Themen wie politische Korruption, unerlaubtes Glücksspiel, Drogenhandel und bewaffnete Separatistenbewegungen auf den südlichen Philippinen. RUSSLAND (6): Wladimir Jazina, ITAR-TASS, 20. Februar Jazina (51), Fotograf bei der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS, wurde von tschetschenischen Milizangehörigen entführt und getötet. Nach Aussage zweier früherer Geiseln, die das Geschehen verfolgten, fielen die Todesschüsse, als Jazina bei einem Gewaltmarsch nicht mehr Schritt halten konnte. Jazina war am 19. Juli 1999 entführt worden, bevor die jüngste Militäraktion der russischen Truppen gegen tschetschenische Separatisten begann. Einen Monat danach forderten die Entführer von seiner Familie, später auch von ITAR-TASS ein Lösegeld in Höhe von 2 Millionen USDollar. Aleksander Jefremow, Nashe Vremja, 12. Mai Jefremov (41), Fotokorrespondent der westsibirischen Zeitung „Nashe Vremja, wurde in Tschetschenien Opfer eines Anschlags von Rebellen auf ein Militärfahrzeug, in dem er unterwegs war. Jefremow hatte sich mit seinen Fotos aus der vom Krieg erschütterten Region einen Namen gemacht. Igor Domnikow, Nowaja Gazeta, 16. Juli Domnikow (42), Reporter und Sonderprojekt-redakteur für die Moskauer Zeitung „Nowaja Gazeta“, wurde am 12. Mai im Eingangsbereich seines Wohnhauses überfallen, mit einem schweren Gegenstand mehrmals auf den Kopf geschlagen und bewusstlos in einer Blutlache liegengelassen. Domnikow starb am 16. Juli, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Sowohl die Polizei als auch Domnikows Kollegen waren sich sicher, dass der Anschlag mit seiner beruflichen Tätigkeit oder der Tätigkeit von „Nowaja Gazeta“ im Zusammenhang stand. Sergej Novikow, Vesna, 26. Juli* Novikow, Inhaber des unabhängigen Rundfunk-senders Vesna in Smolensk, wurde am Abend des 26. Juli beim Betreten seines Wohnhauses erschossen. Der Täter entkam durch einen Hintereingang des Gebäudes. Wie die Polizei mitteilte, deuten die Umstände des Anschlags auf einen Profikiller hin. Darüber hinaus sieht sie einen Zusammenhang mit der Eigenschaft Novikows als Inhaber von Vesna, weil der Sender gegen die regionalen Behörden häufig Korruptionsvorwürfe erhoben hatte. Iskander Khatloni, Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL), 21. September* Khatloni, Reporter für RFE/RL, wurde von einem Unbekannten, der am Abend des 21. September in seine Wohnung eingebrochen war, durch zwei Schläge mit einer Axt schwer verletzt. Khatloni konnte zwar noch fliehen, brach jedoch auf der Strasse zusammen und starb im Laufe der Nacht im Moskauer Botkin-Krankenhaus. Zum Zeitpunkt seines Todes arbeitete Khatloni an Berichten über Menschenrechtsverletzungen des russischen Militärs in Tschetschenien. Ein Motiv für die Tat konnte bislang nicht ermittelt werden. Adam Tepsugajew, 21. November* Tepsugajew verblutete an den Schussverletzungen in Leiste und Oberschenkel, die ihm Einbrecher aus einer Nachbarwohnung zugefügt hatten, während er vor dem Fernsehgerät sass. Sein Bruder Ali, der bei dem Anschlag verletzt wurde, sah in dem Mord eine Strafe für Adam Tepsugajews Arbeit als Journalist. Wie die Nachrichtenagentur Reuters in London mitteilte, war Tepsugajew freiberuflich für sie tätig gewesen, wenn auch in den letzten sechs Monaten vor der Tat nicht mehr. SAMBIA (1): Antonio Paciencia, 2. Oktober* Der angolanische Journalist Antonio Paciencia, der im Westen Sambias verschwunden war, wurde am 2. Oktober tot im Fluss Sambesi aufgefunden. Paciencia gehörte als Redakteur des staatlichen Rundfunks in Luanda zu einer Journalistengruppe, die an einer von den Vereinten Nationen veranstalteten Reise teilnahm. Im westlichen Sambia leben rund 180.000 angolanische Flüchtlinge. Die Umstände des Todes von Paciencia sind nach wie vor ungeklärt. SIERRA LEONE (3): Saoman Conteh, New Tablet, 8. Mai Conteh (48), Journalist bei der unabhängigen Wochenzeitung „New Tablet“, wurde am Rande einer Demonstration vor dem Sitz des Führers der Revolutionären Vereinigten Front (RUF), Foday Sankoh, getötet. Die Leibwache Sankohs eröffnete das Feuer auf die Menge, die gegen die Entführung von Angehörigen der UN-Friedenstruppen durch die RUF am 3. Mai protestierte. Mindestens 19 Menschen fanden den Tod. Kurt Schork, Reuters, und Miguel Gil Moreno de Mora, Associated Press, 24. Mai Schork (53), altgedienter Kriegskorrespondent der Nachrichtenagentur Reuters, und Gil Moreno (32), Kameramann bei The Associated Press Television Network, wurden von Rebellen der RUF aus dem Hinterhalt erschossen. Die Journalisten waren zusammen mit Soldaten der Armee Sierra Leones (SLA) in zwei Fahrzeugen unterwegs, als sie östlich von Rogberi Junction, rund 85 km von Freetown entfernt, von RUF-Rebellen unter Beschuss genommen wurden. Das Gebiet war bereits mehrfach Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Rebellen und regierungsfreundlichen Truppen gewesen. Vier SLA-Soldaten kamen bei dem Angriff ebenfalls ums Leben, zwei weitere Reuters-Journalisten wurden verletzt. SOMALIA (1): Ahmed Kafi Awale, Radio of the Somali People, 26. Januar Awale, Reporter des Rundfunksenders Radio of the Somali People von Milizenführer Hussein Mohamed Aidid, wurde in Ausübung seiner Tätigkeit auf dem Bakara-Markt in Mogadischu erschossen. Eine verirrte Kugel traf Awale, als von Wachleuten verfolgte Diebe sich den Weg frei schossen. Der Vorfall forderte drei weitere Tote und sieben Schwerverletzte. SPANIEN (1): José Luis López de la Calle, El Mundo, 7. Mai López de la Calle (63), der regelmässig Beiträge für die baskische Ausgabe der Madrider Tageszeitung „El Mundo“ schrieb, wurde vor seinem Haus in Andoain erschossen. Das Innenministerium schrieb die Tat der baskischen Untergrundorganisation ETA zu. López de la Calle war ein offener Kritiker des gewaltsamen Kampfes der ETA für ein unabhängiges Baskenland und hatte deswegen von der ETA mehrfach Morddrohungen erhalten. SRI LANKA (1): Mylvaganam Nimalarajan, BBC, Virakesari, Ravaya, 19. Oktober Nimalarajan berichtete für die in Tamil und Sinhala ausgestrahlten Dienste der BBC, für die tamilischsprachige Tageszeitung „Virakesari“ und die sinhalischsprachige Wochenzeitung „Ravaya“ aus der belagerten Stadt Jaffna. Er wurde am späten Abend durch das Fenster seines Arbeitszimmers, wo er an einem Artikel arbeitete, erschossen. Die Täter warfen ausserdem eine Handgranate in Nimalarajans Haus, bei deren Explosion seine Eltern und sein 11 Jahre alter Neffe schwer verletzt wurden. Anlass für den Mord dürften Nimalarajans Berichte über Wahlmanipulation und Einschüchterungsversuche bei den letzten Parlamentswahlen gewesen sein. SÜDAFRIKA (1): Coletane Markham, The Sowetan, 5. Mai* Markham, Redakteurin von „The Sowetan“, wurde am Abend des 5. Mai vor ihrem Haus im Johannesburger Stadtteil New Horizon von einem Unbekannten angegriffen. Sie erlitt schwere Kopfverletzungen, denen sie am folgenden Morgen im Krankenhaus erlag. Der Täter fuhr ihren Wagen zu einer nahegelegenen Polizei-wache und liess ihn dort zurück. Die Polizei hat weder eine Verhaftung vorgenommen noch ein Tatmotiv ermitteln können. Zum Zeitpunkt ihres Todes recherchierte Frau Markham über Kinderprostitution, doch die Polizei, nach deren Auffassung es sich offenbar um vorsätzlichen Mord handelt, hat nicht herausfinden können, ob zwischen Frau Markhams Tod und ihren Recherchen ein Zusammenhang besteht. UKRAINE (1): Georgy Gongadse, Ukrainska Prawda, 16. September Gongadse (31), Redakteur der Nachrichten-Website „Ukrainska Prawda“ (www.pravda.com.ua), auf der häufig kritische Artikel über Präsident Leonid Kutschma und andere Mitglieder der ukrainischen Regierung erschienen, verschwand am 16. September in Kiew. Anfang November wurde vor der Stadt Taraschtscha ein Leichnam gefunden, bei dem der Kopf fehlte. Am Fundort entdeckte Schmuckstücke sowie Röntgenaufnahmen von einer Hand der Leiche, bei der eine alte Verletzung festgestellt wurde, wie sie auch Gongadse erlitten hatte, wiesen nach Auffassung seiner Kollegen darauf hin, dass es sich bei der Leiche tatsächlich um Gongadse handelte. Ende November veröffentlichte ein Oppositions-führer ein Tonband, dessen Inhalt auf eine Beteiligung Kutschmas und zweier hoher Berater am Verschwinden des Journalisten hinzudeuten schien. URUGUAY (1): Julio César Da Rosa, Radio del Centro, 24. Februar Da Rosa, Inhaber und Redakteur des unabhängigen Rundfunksenders Radio del Centro, wurde von dem früheren Kommunalbeamten Carmelo Nery Colombo ermordet. Anschliessend richtete Colombo die Waffe gegen sich selbst. Auslöser für die Tat war anscheinend eine Äusserung Da Rosas im Rundfunk, dass Colombo für ein öffentliches Amt nicht geeignet sei. USA (1): James Edwin Richards, Neighborhood News, 18. Oktober* Richards (55), Redakteur der Online-Zeitung „Neighborhood News“, wurde am frühen Morgen des 18. Oktober bei einem Spaziergang in der Nähe seines Hauses in Los Angeles im Stadtteil Venice erschossen. Über Zeugen oder Tatmotiv ist nichts bekannt, doch Freunden und Kollegen zufolge könnte der Mord mit Richards‘ Recherchen in der örtlichen Verbrecherszene im Zusammenhang stehen. „Neighborhood News“ berichtete ausschliesslich über Verbrechenst-hemen. QUELLE: Komitee zum Schutz von Journalisten (Committee to Protect Journalists, CPJ) * Aus folgenden Quellen: Interamerikanischer Presseverband, Internationaler Journalistenverband, Internationales Presseinstitut, Prensa Libre, Reporter ohne Grenzen und Reuters. Die im folgenden genannten 5 Journalisten und sonstigen Medienbeschäftigten kamen im Jahr 2001 ums Leben. Indonesien (1): Rusli Radja,, 18. Februar Rusli Radja, Journalist des Wochenmagazins „Pena Lestari“, wurde im Nordosten Indonesiens in der Region Ost-Aceh, tot aufgefunden. In dieser Region führen Separatisten einen Kampf gegen die Regierung. Nach Aussagen von Zeugen vor Ort wies der Tote – der zusammen mit einer weiteren Leiche gefunden wurde – Spuren von Folter auf. Die Polizei hat eine Untersuchung eingeleitet. Mexiko (1): José Luis Ortega Mata, 19. Februar José Luis Ortega Mata, Verlagsdirektor der Wochenzeitschrift Semanario de Ojinaga, wurde durch zwei gezielte Schüsse in den Kopf getötet. Der Mord geschah in der Stadt Onija im Bundesstaat Chihuahua. In der Ausgabe vom 15. Februar hatte der vormals als Redakteur für die Wochenzeitschrift Prensa Libre tätige Journalist Informationen über Drogenhandel in der Region veröffentlicht. Ortega war einige Wochen vor dem Mord zum Präsidenten des Verbandes der Fotografen und Kameraleute von Ojinaga (Asociación de Fotógrafos y Camarógrafos de Ojinaga) gewählt worden. Paraguay (1): Salvador Medina, 5. Januar Salvador Medina, Rundfunkreporter und Vorstandsvorsitzender des Rundfunksenders Nemity in Capibary, wurde am 5. Januar nordwestlich der paraguayischen Hauptstadt Asuncíon, ermordet. Der Reporter, der mehrere Drohungen wegen seiner Rundfunksendungen über aufgedeckte Korruption erhalten hatte, wurde auf dem Beifahrersitz des von seinem Bruder gefahrenen Motorrads erschossen. Philippinen (2): Rolando Ureta, 3. Januar Ureta, Programmdirektor und Rundfunksprecher von Radio Mindanao Network (RMN) dyKR Rundfunksender, wurde in der Provinz Aklan, südlich von Manila nach Beendigung seiner Abendsendung getötet. Nach Angaben von Beobachtern folgten die Angreifer Ureta, der das Büro nach seiner Sendung auf einem Motorrad verliess, und schossen auf ihn in einer unbelebten Strasse. Ureta, der wegen seiner kritischen Kommentare über kriminelle Machenschaften von Regierungsbeamten und Drogenbaronen in der Provinz Morddrohungen erhalten hatte, starb, als er sich in ein nahe gelegenes Haus retten wollte. Er ist der zweite RMN-Sprecher, der innerhalb der letzten drei Monate ermordet worden ist. Olympio Jalapit, ebenfalls von RMN, wurde am 17. November ermordet. Mohammad Yusop, 24. Februar 2001 Yusop, Sprecher des zum Islamischen Rundfunknetz gehörenden Senders RXID, wurde in Pagadian City auf der Insel Mindanao auf dem Nachhauseweg auf seinem Motorrad von zwei unerkannt entkommenen Personen durch Kopfschüsse getötet. Dieses ist der zweite Mord an einem Journalisten in drei Monaten in Pagadian City, wo moslemische Separatisten und Sicherheitskräfte gegeneinander kämpfen. Quellen: Zentrale für Freiheit und Verantwortung der Medien, Interamerikanischer Presseverband, Reporter ohne Grenzen.