Ein echtes Vorbild sein - Herzenswege

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3 Seiten – Textquelle: Ingrid Schlögel, Natürliche Pädagogik, S. 61-66
(...) = Kürzungen
Dehnreserven = rot (können bei Bedarf noch entfallen, bleiben aber meist erhalten!)
FAMILIE & CO: Ein echtes Vorbild sein
Eltern sein als Anreiz zum eigenen Wachsen
„Wir brauchen Kinder nicht zu erziehen – sie machen uns sowieso alles nach!“
Welches Vorbild geben Sie derzeit tatsächlich ab? Prüfen Sie sich ehrlich. Nur so
kann Veränderung geschehen. Jeder eigene Schritt in die innere Erweiterung ist ein
Meilenstein zu mehr Bewusstheit und Glaubwürdigkeit.
SINNVOLLE ERZIEHUNGS-ZIELE. Jeder Mensch hat das Recht, seinen
Lebenssinn, sein Seelen-Anliegen hier auf der Erde zu verwirklichen. Mein Weg dazu
ist die Ausbildung und Übung von Herzensqualitäten. Als weitere Ziele sollen die
Kinder
O glücklich sein und Freude empfinden können,
O in sich ruhen,
O sich selbst kennen lernen,
O sich authentisch ausdrücken können,
O selbst-bewusst sein,
O mit Freude lernen und sich die Welt erobern,
O lebenspraktisches Wissen haben und anwenden können, in allen Bereichen wie
körperlich, handwerklich, gestalterisch, im Umgang mit der Natur, emotional, sozial,
mental und spirituell, besonders auch über Zusammenhänge,
O ihre Talente erfahren,
O Werkzeuge für ein erfolgreiches, selbstbestimmtes Leben haben,
O sich als Teil einer Gemeinschaft erleben,
O sich eingebettet in einen größeren Zusammenhang erleben, geschützt und
geborgen,
O Vertrauen in sich und das Leben haben,
O Wertschätzung für sich und das Anderssein anderer haben,
O Mitgefühl mit sich und anderen Menschen haben,
O den kreativen Umgang mit Aggressionen lernen,
O Fürsorge und Achtsamkeit leben,
O mit Grenzen und Freiheit umgehen können,
O Freundschaften pflegen können,
O krisenfest sein.
Ich könnte diese Liste noch fortsetzen, weil sich immer differenziertere Aspekte
zeigen, je mehr man sich damit beschäftigt. Aber ich denke, die Richtung ist deutlich.
IDEAL UND EIGENE WIRKLICHKEIT. Wenn sie das nun ansehen, werden viele
sagen: „Na klar, finde ich auch gut. Das ist auch mein Bestreben. Damit bin ich
einverstanden. In diese Richtung bewege ich mich auch.“ Jetzt lassen Sie uns aber
gemeinsam einen Moment innehalten und einen ehrlichen Blick in den Alltagsspiegel
werfen. Wie viel davon verwirklichen Sie denn selbst in ihrem Leben?
#Dazu möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen, nicht damit Sie sich schlecht fühlen,
sondern um den Ist-Zustand zu erheben. Manchmal verwechseln wir nämlich unsere
gute Absicht mit der tatsächlichen Wirkung. Ich kann Ihnen sagen, ich habe sehr viel
Erfahrung mit meinen eigenen Unzulänglichkeiten gesammelt. Aber genau an den
Punkten, an denen wir realistischerweise sagen müssen, hier klaffen Ideal und mein
Beitrag dazu auseinander, haben wir eine große Chance zu lernen.
#Viele Kinder und vor allem Jugendliche schauen uns ganz genau zu und weisen
uns gnadenlos auf unsere gespaltene Wirklichkeit hin. Viele Jugendliche verzweifeln
an der Verlogenheit der Erwachsenenwelt und weigern sich, daran teilzunehmen.
Vielleicht können Sie sich noch an Ihre eigene Adoleszenz erinnern, wie scharf und
klar Ihr Blick damals war. Verlogenheit ist ein drastischer Ausdruck, aber wenn wir
ehrlich sind, werden wir viele Punkte finden, an denen wir eine Sache sagen und
eine andere tun. Die Gespaltenheit geht durch unser ganzes Leben. Wir fühlen
anders als wir sprechen, wir tun anders als wir fühlen, wir sagen mit unserem Körper
etwas anderes als mit unserem Mund. Das ist so üblich, so zu sagen normal, dass es
uns schon kaum mehr auffällt.
KINDER OHNE VORBILD UND GEGENÜBER. Wenn wir in uns selbst so gespalten
sind, der eine Aspekt vom anderen getrennt ist, dann haben die Kinder und
Jugendlichen zum einen keine Vorbilder und zum anderen kein Gegenüber, mit dem
sie sich auseinandersetzen können. Sie greifen ins Leere. Das ist eine Art, die
Jungen im Stich zu lassen. In meiner langjährigen Arbeit mit Kindern bin ich immer
wieder massiv darauf gestoßen, nicht nur im Privaten, sondern auch im größeren
gesellschaftlichen Zusammenhang.
#Wir haben zum Beispiel in der Schule ein Projekt zum Mülltrennen initiiert und
durchgeführt, als das noch nicht selbstverständlich war. Die Kinder sollten ganz
praktisch an ein umweltbewusstes Verhalten herangeführt werden. Es ist relativ
leicht, Kinder dafür zu begeistern, weil sie ein ganz natürliches Mitgefühl für die Natur
haben. Wir hatten also alles sortiert und die Kinder wollten dabei sein, als der Müll
abgeholt wurde. Als Arbeiter von der städtischen Müll-Abfuhr kamen, fragten die
Kinder, was denn nun mit dem Plastik geschehen würde. Sie bekamen zur Antwort:
„Das werfen wir alles wieder zusammen und dann wird es verbrannt.“ Man kann sich
die Reaktion der Kinder vorstellen. Wie sollen sie uns glauben können, wenn wir als
Gesellschaft so unglaubwürdig sind? (...) Es ist mitunter ganz schön schwierig,
Kindern erklären zu müssen, dass es so viele Menschen gibt, die weniger bewusst
sind als kleine Kinder.
ELTERN-TEST: WIE AUTHENTISCH SIND SIE?
Wenn Sie also entschlossen sind, ein authentischeres Vorbild für unsere Jungen zu
werden, dann konfrontieren Sie sich mit der einen oder anderen der folgenden
Fragen. Vielleicht ist ja etwas für Sie dabei, an dem Sie ansetzen können.
O Welche Ziele, die Ihnen in der Erziehung wichtig sind, haben Sie für sich selbst
umgesetzt, und was tun Sie, um ihnen näher zu kommen?
O Wie ist die Gewichtung von Funktionieren und bewusstem Gestalten in Ihrem
Leben?
O Was vermitteln Sie Ihren (den Ihnen anvertrauten) Kindern durch Ihr Vorbild in
Bereichen wie körperliche, emotionale oder geistige Gesundheit?
O Wie ist die Gewichtung? Wofür nehmen Sie sich am meisten Zeit, wofür am
wenigsten? Machen Sie eine Reihenfolge? Wo ist Ihre Aufmerksamkeit wirklich?
O Was leben Sie Ihren Kindern bezüglich Aggressivität vor?
O Welche Urteile tragen Sie mit sich, vermitteln Sie Ihren Kindern?
O Wie viel Zeit verbringen Sie mit Ihren Kindern, die nicht von einer Art von Leistung
geprägt ist? Vergleichen Sie das mit der leistungs-orientierten Zeit.
O Achten Sie auf die Gespräche mit Ihren Kindern: Wie viel Aufforderung,
Ermahnung, Belehrung, Kritik, Zurechtweisung, Lob, Anerkennung, Bestärkung,
positive Rückmeldung, Spaß, Lustiges, Freudvolles, Nonsens, gemeinsames
Schweigen, Lachen und so weiter ist in Ihrem Alltag? Wie viel bezieht sich auf Tun
und Leisten, wie viel auf Sein?
O Wie leben Sie den Kindern vor, dass Leistung zwar wichtig, aber nicht das
Wichtigste ist?
O Ist Ihre Zuwendung abhängig vom Wohlverhalten des Kindes?
O Wie oft sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie es lieben oder wertschätzen – einfach so,
ohne Anlass, ohne besondere Leistung?
O Halten Sie sich selbst an die Regeln, die Sie von den Kindern verlangen?
O Können Sie Ihre Gefühle ausdrücken, ohne dass Ihr Gegenüber ein schlechtes
Gewissen haben muss? Fragen Sie Ihren Partner, Ihre Eltern, Ihre Kinder, wenn Sie
es nicht wissen.
O Können Sie überhaupt sich selbst fühlen oder denken Sie, dass Sie fühlen?
O Akzeptieren Sie sich selbst, so wie Sie sind, ohne Wenn und Aber? Auch Ihren
Körper, Ihre Schwächen?
O Wie reagieren Sie in Krisen? Auf welche Strategien greifen Sie zurück? Wo hört Ihr
Vertrauen auf und wo lässt Sie die Angst handeln und reagieren?
O An welchen Punkten werden Sie unsicher, ordnen sich anderen unter, verlassen
Ihre eigene Spur, Überzeugung, Ihren eigenen Weg?
O Was verunsichert Sie in Ihrer eigenen Intuition?
O Wie entspannen Sie? Was leben Sie Ihren Kindern diesbezüglich vor?
O Was mögen Sie an den Kindern nicht? Wie viel davon können Sie als Spiegel für
eigene Aspekte zulassen?
WEITER IN DIE EIGENE REIFE WACHSEN. Das sind vielleicht nicht ganz
angenehme Fragen, aber sie sind garantiert hilfreich in dem Prozess, weiter in die
eigene Reife zu wachsen, aufzuwachen aus dem Dämmerschlaf der Gewohnheiten,
auch der Gewohnheit, über die schrecklichen äußeren Umstände zu jammern und
die Schuld bei anderen zu suchen. Nur wenn wir eine offene, ehrliche BestandsAufnahme des Ist-Zustandes machen, kann Veränderung geschehen.
#Es reicht sicher auch, sich nur eine einzige Frage herauszupicken und mit dieser
eine Zeitlang im Alltag unterwegs zu sein. Beobachten Sie, wie Sie damit umgehen.
Bewerten Sie nicht, sondern akzeptieren Sie sich selbst liebevoll. Das ist der einzige
Weg zu einer dauerhaften Veränderung, den ich kenne. Üben Sie an dieser Stelle
auch Ihr Mitgefühl mit sich selbst.
#Akzeptieren Sie, was ist, seien Sie sanft damit und versuchen Sie neue Strategien.
Erweitern Sie Ihre Handlungsspielräume auf spielerische Art und probieren Sie aus,
was besser funktioniert. Eingespieltes Verhalten lässt sich oft nur langsam und mit
viel Geduld und Verständnis, aber auch mit entschlossenem Dranbleiben verändern.
Wenn Sie das bei sich selbst praktizieren können, dann werden Sie auch mit den
Kindern sehr viel mehr Mitgefühl haben, von denen Sie eine Verhaltens-Änderung
erwarten.
#Und unterschätzen Sie die Wirkung nicht. Jeder eigene Schritt in die innere
Erweiterung ist ein energetischer Meilenstein. Ein Grund zum Feiern. Geben Sie sich
Anerkennung dafür in Hülle und Fülle.
#Sie sehen schon, wohin es geht. Alles (...) läuft darauf hinaus, dass wir selbst als
Erwachsene all das verwirklichen, was wir für die Kinder wollen.
Ingrid Schlögel hat erst als Lehrerin, dann als sozial- und heilpädagogische
Beraterin im staatlichen Schulwesen gearbeitet und war an diversen Projekten zur
Förderung von gesunder Entwicklung und Kreativität maßgeblich beteiligt. Seit 15
Jahren führt sie in der Nähe von München eine Beratungspraxis und veranstaltet
Seminare zum Themenkreis Natürliche Pädagogik.
Über Ihr Buch sagt sie: „Alle Faktoren, die ich darin schildere, sind Aspekte, die uns
reifer, bewusster, lebendiger, kreativer, authentischer und erwachsener werden
lassen. Ich beschreibe Wege, die aus dem einseitigen, angstgesteuerten
Überlebensmodus, in dem viele verharren, in ein selbstbestimmtes, lebenswerteres,
entspannteres, sinn-erfülltes Lebensgefühl führen. Wenn Sie Lust darauf haben,
dann bietet Ihnen die Lektüre einen Fundus von Hinweisen, mit denen Sie Ihren Weg
selbst gestalten können.“
Infos & Kontakt: www.ingrid-schloegel.de
BUCHTIPP
& Textquelle
Ingrid Schlögel, Natürliche Pädagogik.
Mit den Kindern von heute in Liebe wachsen.
Param Verlag, Herbst 2010
Test-Urteil: sehr gut!
Die Autorin weiß genau, wovon sie erfrischend lebens-echt spricht. Denn die
Entwicklungs-Schritte, die sie Eltern und Pädagogen ans Herz legt, hat sie selbst
durchlaufen. Ihr Buch ist daher „2 in 1“: Eltern- und Selbstwerde-Buch in einem.
(COVERFOTO)
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