Rundbrief Februar 2016

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Liebe Freunde
„Für eine Zeit wie diese“: Dieses Wort führte im vergangenen Sommer zur Entscheidung,
das das Le Rüdli seine Türen für Flüchtlinge öffnen soll. Leitung und Vorstand kamen zum
Schluss, dass das Bauernhaus sich am besten für Familien eignen würde. Wir nahmen
Kontakt mit dem Gemeindepräsident von Spiez und mit der Verantwortlichen der
Sozialdienste Spiez, sowie den Migrationsbehörden Thun auf. Damit war von Beginn an eine
gute Zusammenarbeit mit den Behörden möglich. Unser Angebot wurde gerne
angenommen.
Für uns bedeutete es umräumen und alles so
vorbereiten, dass im Oktober in der unteren Wohnung
eine irakische Familie mit 5 Kindern und nur einen Tag
später in der oberen Wohnung eine kurdisch-irakische
Familie mit 2 sehr kleinen Kindern, einziehen konnten.
Drei der fünf Kinder gehen mittlerweile in den
Kindergarten oder die Schule. Die Jüngste ist erst 3 und bleibt noch zu Hause. Für den
18jährigen Sohn ist bis heute noch keine Lösung gefunden worden. Es ist alles nicht so
einfach und braucht sehr viel Zeit und Geduld. In der nächsten Woche werden wir mit der
Verantwortlichen der Migrationsbehörde zusammensitzen um Bedürfnisse und weiteres
Vorgehen zu klären.
Der nicht abreissende Strom von Flüchtlingen führte
dazu, dass wir von Anfang November für 3 Wochen
auch im Chalet Flüchtlinge aufnahmen. Eine sehr
positive Erfahrung für alle beteiligten Seiten.
Nachdem bei uns die letzte Veranstaltung Ende
November vorbei war, wurde das Chalet zu einer
„Aussenstation“ des Durchgangszentrums Freyberg
in Hondrich.
Die Erfahrungen vor über dreissig Jahren mit der Aufnahme von
tamilischen Flüchtlingen ins damalige JMEM Zentrum in Biel und in
unsere Familie kommen uns in der heutigen Situation zustatten. Roger ist
aktiv in die Betreuung der Flüchtlinge involviert und die täglichen
Begegnungen schaffen Offenheit und Vertrauen. Seit einer Woche erteilt
er einer ganzen Männergruppe Deutschunterricht. Azim ist ihm dabei als
Übersetzer eine grosse Hilfe, da er Farsi, Arabisch und gut Englisch
spricht. Das Bildungsniveau ist sehr unterschiedlich und die Einzelnen
müssen dementsprechend abgeholt und ermutigt werden.
Vieles musste in den vergangenen Wochen mit Verantwortlichen und Behörden abgeklärt
werden, damit wir auf eine gute Integration hinarbeiten können. Möglichkeiten gibt es ja
hier im Le Rüdli sehr viele…. Wir sind dankbar, konnten wir uns in den vergangenen Jahren in
vielerlei Hinsicht auf diese Zeit vorbereiten. Das
klare Wort, das wir vor 7 Jahren erhielten: „Get
ready – macht euch bereit“ haben wir auf vielen
Ebenen umgesetzt. Ganz praktisch auch im
Bereich Landwirtschaft und Gemüseanbau. Wir
haben gut vorbereitetes Land, das ab Frühjahr zur
Selbstversorgung für viele bepflanzt werden kann.
In der ersten Gruppe im November waren bereits einige, die mit Freude im Park alles Laub
gerecht und als Abdeckung auf einen neuen Garten verteilt haben. Sie lernten praktisch, wie
mit Pferdemist, Laub und Holzschnitzeln neue Gärten angelegt werden können.
Die ganz praktische Unterstützung mit vielen warmen Winterkleidern und Schuhen von ein
paar Familien aus dem Dorf zu Weihnachten hat uns sehr ermutigt. Wir konnten am
Weihnachtstag für unsere Flüchtlinge eine richtige schöne Bescherung herrichten.
Herzlichen Dank allen die dazu beigetragen haben, dass dies möglich wurde.
In den letzten Monaten haben wir die verschiedenen Herausforderungen zu Zweit
bewältigen können. Mittel-und langfristig benötigen wir dazu allerdings MitarbeiterInnen.
Wir glauben es ist „für eine Zeit wie diese“ ebenfalls Zeit für ein neues Mitarbeiter Team.
Im Bereich Gastfreundschaft-und Hauswirtschaft braucht es MitarbeiterInnen, da das
Schlössli weiterhin als Seminar-und Gästehaus benutzt wird.
Roger sucht einen AssistentIn damit er für seine anderen Aufgaben und Dienste mehr Zeit
hat. Ursula sucht ebenfalls eine Assistentin im Büro, in der Organisation und Planung von
Anlässen, Seminaren und Workshops.
„Für eine Zeit wie diese“.
Wir haben jetzt die grosse Chance Arbeitsprogramme zu entwickeln und umzusetzen, die bei
der Integration unterstützen. Dies bedeutet Tagesstruktur
und Rahmenbedingungen zu schaffen die es Migranten
ermöglichen, sich in der schweizerischen Gesellschaft
zurechtzufinden um in der Zukunft für den normalen
Arbeitsprozess fit zu sein. Anderseits sind diese so
konzipiert, dass diejenigen, die zum Wiederaufbau in ihre
Heimat zurückkehren wollen, ihren „Rucksack“ mit dem
was sie hier lernen und erfahren packen können
Es ist die Stunde für die Praktiker: für Handwerker: Schreiner, Gärtner, Landschaftsgärtner,
Landwirte, HauswirtschafterInnen und Allrounder. Kurz Fachleute, die ihr Können und
Wissen in kleinen Arbeitsgruppen weitergeben können. Die daraus entstehenden
Beziehungen werden ihnen langfristig zu einer guten Integration in unsere vollkommen
andersartigen Gesellschaft verhelfen.
Dringend gesucht sind: Männer!!! Ob jung oder älter, Senioren, die ihre langjährige
Berufserfahrung mit Freude an Menschen weitergeben möchten oder junge Berufsleute, die
anderen einen guten Start in eine doch sehr ungewisse Zukunft ermöglichen wollen.
Wer wollte schon lange irgendwo einen humanitären Einsatz machen? Oder eine Auszeit mit
einem humanitären Einsatz verbinden. Nachfolge Jesu ganz konkret leben? Hier auf dem Le
Rüdli ist beides möglich: persönlich zur Ruhe kommen, Teil der Gemeinschaft sein und
Menschen ganz praktisch auf ein Leben in der Schweiz vorbereiten oder ausrüsten zum
Wiederaufbau in den vom Krieg versehrten Heimatländern.
Bitte ruft uns an oder schreibt uns, wenn euer Interesse geweckt ist. Wir möchten so bald
wie möglich mit Interessierten einen Informationstag durchführen. Nähere Angaben zu den
verschiedenen Möglichkeiten gibt es auch auf unserer Webpage unter „Mitarbeit“.
Auch in der „Stallgemeinschaft“ hat sich im vergangenen Jahr einiges verändert. Nach sieben
Jahren ist Katrin Schlunegger mit ihren zwei grossen Pferden Indi und Roscoe ins
langersehnte eigene Heim gezogen. Noch vor ihrem Auszug kam jedoch bereits eine Anfrage,
zwei Pferde bei uns aufzunehmen. Mittlerweile sind alle Ställe in der Scheune vermietet und
wir sind dankbar für das gute Miteinander. Wir freuen uns darüber, dass das Le Rüdli für
immer mehr Menschen und auch Tiere zu einem Zuhause und einem Zufluchtsort wird.
Zudem ist die therapeutische Wirkung der grossen und kleinen Pferde für traumatisierte
Erwachsene und Kinder eine grosse Bereicherung in unserer Arbeit mit Menschen. Auch in
dieser Beziehung haben wir im vergangenen Jahr viel Gutes erlebt.
Unsere zwei kleinen Ponys sind bei den Kindern sehr beliebt, ebenso wie unsere beiden
Eselchen. Der jährliche Einsatz als Samichlous Eseli wird zum wichtigen Bindeglied zwischen
uns und jungen Familien im Dorf.
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