Situationsanalyse (Word, 45 Seiten, 3.11 MB)

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Situationsanalyse
Ein Instrument im Programm Primokiz der Jacobs
Foundation zur umfassenden Erhebung des IstZustandes der frühkindlichen Bildung, Betreuung und
Erziehung in einer Gemeinde
2
« Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass in der frühen
Kindheit wichtige Weichen für die weiterführende Entwicklung von kognitiven und sozialen Fähigkeiten gestellt werden. Dabei spielen das Umfeld und die Qualität der Betreuung der Kinder eine ganz entscheidende
Rolle. Die Jacobs Foundation engagiert sich in diesem
Gebiet, um ein besseres Verständnis über den Einfluss
frühkindlicher Bildung zu erhalten.»
SANDRO GIULIANI GESCHÄFTSFÜHRER DER JACOBS FOUNDATION
Januar 2013
Dieses Instrument für die Situationsanalyse wurde von Heidi Simoni, Bettina Avogaro und Christine Panchaud
vom Marie Meierhofer Institut für das Kind im Auftrag der Jacobs Foundation entwickelt. Es beruht auf dem
«Modell Primokiz» und dient als Arbeitsinstrument für die Städte, die in das Programm Primokiz der Jacobs
Foundation aufgenommen wurden (vgl. www.jacobsfoundation.org/primokiz).
3
Wegleitung
Die vorliegende Situationsanalyse ist ein Instrument, das die Jacobs Foundation im Rahmen des Programms
Primokiz zur Verfügung stellt. Die Arbeitsgrundlage bildet dabei das „Modell Primokiz“, ein integriertes Modell
umfassender frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung.
Das vorliegende Instrument zur Situationsanalyse begleitet die Gemeinde während ihrem Prozess hin zu einer
umfassenden Erhebung und Beschreibung des Ist-Zustandes im Frühbereich. Am Ende des Prozesses verfügt die
Gemeinde über einen Bericht zur Situationsanalyse. Er bildet die Grundlage für das kommunale Konzept der
umfassenden frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung.
Im vorliegenden Musterbericht ist zusätzlich zum Ergebnis der Analyse der Weg der Erarbeitung dokumentiert
und evaluiert. Dies ermöglicht es, die Arbeitsweise und die Zielsetzungen zu reflektieren und anzupassen. Damit
wird eine gute Basis geschaffen, um den nächsten Schritt, nämlich die Erarbeitung eines umfassenden Konzeptes
für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung, an die Hand zu nehmen. In diesem zweiten Programmschritt, der Konzeptentwicklung, sollen der Ist-Zustand einem Soll-Zustand gegenübergestellt und mögliche
Ansatzpunkte für die weitere Entwicklung identifiziert werden. Die Jacobs Foundation stellt im Rahmen des
Programms Primokiz für die Erarbeitung eines Konzepts ebenfalls ein Arbeitsinstrument mit einem Musterkonzept und zugehörigen Werkzeugen zur Verfügung.
Partizipation
Das Anliegen der frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung soll von den kommunalen Entscheidungsträgern, den Anbietern der verschiedenen Dienstleistungen und den Trägern der entsprechenden Institutionen sowie von den Einwohnerinnen und Einwohnern getragen werden.
Aus diesem Grund und zur Qualitätssicherung ist bei der Erarbeitung der Bestandesaufnahme ein partizipativer
und demokratischer Ansatz zu verfolgen. Partizipation zu realisieren bedeutet, möglichst viele Akteure und Adressaten der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung über die Bedeutung der frühen Kindheit zu informieren sowie in geeigneter Weise am Veränderungsprozess und an der Angebotsentwicklung zu beteiligen.
Eine besondere Herausforderung und Chance ist dabei die Beteiligung der Eltern.
Bereits die Erhebung der Ist-Situation soll nicht nur systematisch erfolgen, sondern von der Erfahrung und den
Anliegen der Praxis profitieren sowie die Bedürfnisse der jungen Kinder und ihrer Familien berücksichtigen. Sie
soll ferner den Besonderheiten der Gemeinde Rechnung tragen. Damit dies gelingt, müssen die erwähnten
Gruppen der Gemeinde von Beginn an in den Prozess eingebunden werden.
Mögliche Formen partizipativer Prozesse sind
-
die Beteiligung der verschiedenen Akteure in Arbeitsgruppen und Begleitgruppen,
mündliche oder schriftliche Befragungen der Akteure zu spezifischen Themen,
Anlässe zur Bearbeitung von spezifischen Aspekten (z.B. Hearings, Workshops).
Gebrauchsanleitung
Das Instrument besteht aus dem vorliegenden Dokument und aus verschiedenen Tabellen in einer separaten
Excel-Datei, mit denen die Daten erfasst werden können. Das vorliegende Dokument liefert der Gemeinde eine
4
Struktur zur Beschreibung des Ist-Zustandes der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung und kann von
der Gemeinde verändert und ergänzt werden.
Dieses Dokument enthält drei Typen von Texten:
Schwarze Texte können als Bausteine verwendet werden. Das Grundlagenkapitel stellt kommentierte
Literaturhinweise und Weblinks zur freien Verfügung der Gemeinde (Kapitel 2).
Violette kursive Texte sind Hinweise zum Vorgehen, Erklärungen, Anleitungen, Anregungen und Erläuterungen. Sie sind nicht Bestandteil der Situationsanalyse und sollen im fertigen Bericht gelöscht sein.
Rote kursive Texte sind Fragen in der Form von Leitfragen (fett) und Zusatz- oder Ergänzungsfragen.
Die Beantwortung dieser Fragen ergibt die Darstellung der Situation der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in der Gemeinde.
Die Beschreibung des Ist-Zustandes der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung ist entlang von fünf
Perspektiven aufgebaut:
-
Perspektive 1: Ausgangslage und Kontext
Perspektive 2: Angebote und Leistungen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
Perspektive 3: Koordination, Kooperation und Vernetzung
Perspektive 4: Qualitätssicherung – Evaluation
Perspektive 5: Nachhaltige Sicherung der Leistungen
Jede Perspektive ist in mehrere Aspekte gegliedert. Deren Bearbeitung durch die Gemeinde erfolgt entlang von
Leitfragen, welche die anvisierten Inhalte konkretisieren. Sie werden durch Ergänzungsfragen vertieft und sollen
entsprechend den Bedürfnissen und Möglichkeiten der einzelnen Gemeinde beantwortet werden.
Für das systematische Sammeln von Informationen steht als separates Dokument eine Excel-Datei zur Verfügung. Dahinter steht die Idee, der Gemeinde Werkzeuge in die Hand zu geben, um sich bewusst mit möglichst
vielen Facetten einer umfassenden frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung gemäss dem Modell
Primokiz auseinander zu setzen. Es wird nicht davon ausgegangen, dass eine Gemeinde die Tabellen vollständig
ausfüllen und alle Leitfragen vertieft bearbeiten muss oder kann. Die Tabellen sollen so ausgewählt und eingesetzt werden, dass sie für den Erhebungsprozess der Gemeinde nützlich sind. Der Aufwand für die Reflexion und
Beschreibung der verschiedenen Aspekte sollen den Bedingungen und Möglichkeiten der Gemeinde entsprechend gewählt werden.
5
Abbildung: Schematische Darstellung des Prozesses zur Erstellung der Situationsanalyse
Systematisches Sammeln
von Informationen
anhand von Tabellen
Anregung
Informationen
Partizipative Prozesse
„Vergemeinschaftung“

- Perspektiven
- ausgewählte Aspekte
- konkrete Leitfragen
Erstellen des Berichts zur Situationsanalyse
und Übergang zum Musterkonzept
Entwicklungspotential:
vgl. Konzeptentwicklung
6
Situationsanalyse zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
Inhaltsverzeichnis
1
Warum eine Situationsanalyse der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung? ................................ 8
1.1 Bildung, Betreuung und Erziehung ........................................................................................................... 8
1.2 Allgemeine Überlegungen ......................................................................................................................... 8
1.3 Spezifische Überlegungen zur Situationsanalyse der Gemeinde ............................................................... 9
2
Rechtliche Grundlagen .................................................................................................................................... 9
2.1 Nationale rechtliche Grundlagen und Bestimmungen ............................................................................... 9
2.2 Internationale rechtliche Grundlagen und Bestimmungen ...................................................................... 10
2.3 Kantonale Grundlagen für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung .................................. 11
2.4 Kommunale Grundlagen für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung ............................... 11
3
Fachliche Grundlagen zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung ............................................. 11
3.1 Das Modell Primokiz............................................................................................................................... 11
3.2 Internationale Analysen und Empfehlungen ........................................................................................... 13
3.3 Nationale Expertisen und Empfehlungen ................................................................................................ 13
3.4 Programme des Bundes zur Förderung des Frühbereichs ....................................................................... 14
3.5 Informationsplattformen zum Frühbereich in der Schweiz ..................................................................... 15
3.6 Prävention und frühe Förderung .............................................................................................................. 15
3.6.1 Prävention durch frühe Förderung ................................................................................................... 15
3.6.2 Zusammenhang zwischen Gesundheitsverhalten, Befinden und sozialen Merkmalen .................... 16
3.6.3 Die Bedeutung sozialer Solidarität .................................................................................................. 17
3.6.4 Nationales Zentrum Frühe Hilfen NZFH ......................................................................................... 17
3.7 Ausgewählte wissenschaftlich-fachliche Erkenntnisse ........................................................................... 17
3.7.1 Vernetzung von Angeboten und Zugängen ..................................................................................... 17
3.7.2 Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung innerhalb und ausserhalb der Familie .............. 19
3.7.3 Frühe Förderung sprachlicher und literaler Kompetenzen............................................................... 21
3.7.4 Hausbesuchsprogramme zur Stärkung elterlicher Kompetenzen .................................................... 22
4
Ist-Zustand der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung .............................................................. 24
4.1 Kontext .................................................................................................................................................... 24
4.1.1 Kommunale und Kantonale Verantwortungs- und Entscheidungsträger ......................................... 25
4.1.2 Datenlage zur Demografie ............................................................................................................... 25
4.1.3 Rechtliche Grundlagen, Richtlinien und Bestimmungen ................................................................. 26
4.1.4 Resümee: Aktueller Kontext der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung ..................... 26
4.2 Umfassende frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung .............................................................. 26
4.2.1 Angebote und ihre Leistungen ......................................................................................................... 26
4.2.2 Nutzungspfade ................................................................................................................................. 27
4.2.3 Partizipation der Akteure ................................................................................................................. 28
4.2.4 Resümee: Ist-Zustand der Leistungen im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und
Erziehung ...................................................................................................................................................... 28
4.3 Kooperation und Vernetzung .................................................................................................................. 30
4.3.1 Strategische Entscheidungsprozesse für eine integrierte kommunale Politik der frühen Kindheit .. 30
4.3.2 Koordination auf strategisch-organisatorischer Ebene .................................................................... 31
4.3.3 Vernetzung und Zusammenarbeit .................................................................................................... 32
4.3.4 Resümee: Ist-Zustand der Kooperation und Vernetzung ................................................................. 32
7
4.4 Qualitätssicherung – Evaluation .............................................................................................................. 33
4.4.1 Gemeinsame Orientierung – Basis für die Qualitätsentwicklung .................................................... 33
4.4.2 Weiterentwicklung einer umfassenden frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung ........... 33
4.4.3 Qualitätssicherung durch die Gemeinde .......................................................................................... 34
4.4.4 Professionalisierung und Qualifizierung der Mitarbeitenden .......................................................... 34
4.4.5 Resümee: Ist-Zustand der Qualitätssicherung und Evaluation ........................................................ 34
4.5 Nachhaltige Sicherung der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung...................................... 35
4.5.1 Gesellschaftliche und politische Verankerung ................................................................................. 35
4.5.2 Personal ........................................................................................................................................... 35
4.5.3 Resümee: Nachhaltige Sicherung der frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung .............. 35
5
Finanzierung .................................................................................................................................................. 35
5.1.1 Resümee: Finanzierung ................................................................................................................... 36
6
Darstellung und Reflexion des Erarbeitungsprozesses .................................................................................. 36
6.1 Projektorganisation .................................................................................................................................. 36
6.2 Erarbeitungsprozess................................................................................................................................. 37
6.2.1 Schritte der Erarbeitung ................................................................................................................... 37
6.2.2 Partizipative Prozesse zur Erarbeitung der Situationsanalyse ......................................................... 37
6.2.3 Inanspruchnahme von Beratung und Coaching ............................................................................... 37
6.2.4 Verwendete Instrumente und Unterlagen ........................................................................................ 37
6.2.5 Erarbeitete Unterlagen ..................................................................................................................... 38
6.3 Evaluation und Reflexion des Erarbeitungsprozesses ............................................................................. 38
Anhang 1: Liste der Angebote der frühkindlichen Bildung Betreuung und Erziehung ........................................ 39
Anhang 2: Relevante Akteure ............................................................................................................................... 42
Anhang 3: ………. ................................................................................................................................................ 44
8
Zusammenfassung / Management Summary
Die Zusammenfassung der Situationsanalyse in der Gemeinde soll selbsterklärend sein und alle wichtigen Informationen des Berichts in knapper Form enthalten. Der Umfang soll 2-3 Seiten nicht übersteigen.
1)
2)
3)
4)
5)
6)
Rekapitulation von Problemlage und Zielsetzung in der Gemeinde
Warum und wie wurde die Situationsanalyse erstellt?
Resümees zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung, gemäss der Kapitel 4.1. - 4.5
Resümee zum Erarbeitungsprozess
Resümee zur Finanzierung
Ausblick Konzeptentwicklung: wann, von wem, wie?
1 Warum eine Situationsanalyse der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung?
Dieses einleitende Kapitel erklärt, weshalb eine Situationsanalyse in der Gemeinde erstellt wird. Es zeigt die
Problemlage in der Gemeinde auf. Zudem soll beschrieben werden, welche Ziele mit der Situationsanalyse
erreicht werden sollen. Sie kann auch folgende besondere Umstände enthalten: Gemeindefusion erfolgt/geplant,
demografische Veränderungen und Herausforderungen, Besonderheiten der Gemeindeentwicklung (z.B. Erschliessung mit Autobahn). Die folgenden allgemeinen und spezifischen Überlegungen können weggelassen,
übernommen oder durch eigene Texte ersetzt werden.
1.1 Bildung, Betreuung und Erziehung
Der Begriff frühkindliche „Bildung“ bezieht sich auf die individuellen Bildungsprozesse des Kindes. Er umfasst
die Aneignungstätigkeit des Kindes, sich ein Bild von der Welt zu konstruieren. „Bildung“ wird in diesem Sinne
als der Beitrag des Kindes zu seiner Entwicklung verstanden. „Erziehung“ und „Betreuung“ sind die Beiträge
der Erwachsenen zur Bildungs- und Entwicklungsförderung von Kindern. „Erziehung“ bezeichnet die Gestaltung einer anregungsreichen Bildungsumwelt, in der die Erwachsenen Kindern vielseitige Lerngelegenheiten
bereitstellen und dem Kind ein Gegenüber sind. „Betreuung“ meint die soziale Unterstützung, die Versorgung
und Pflege der Kinder, die emotionale Zuwendung, den Schutz vor Gefahren sowie den Aufbau von wichtigen
persönlichen Beziehungen.1
1.2 Allgemeine Überlegungen
Eine wirkungsvolle frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung fängt bei der Geburt an und dauert bis zu
Eintritt in die Volksschule. Die Angebote und Massnahmen sind vernetzt, decken alle Lebenswelten der Kinder
ab, beziehen die Eltern mit ein und ihre pädagogische Qualität wird stets weiterentwickelt.
Ein kommunaler Entwicklungsprozess hin zu einer umfassenden frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung setzt beim Bewusstwerden eines Problems oder eines Veränderungsbedarfs in der frühkindlichen Bildung,
Betreuung und Erziehung einer Gemeinde an. Die Motivation dazu können Ereignisse und Beobachtungen in1
Wustmann Seiler, C. & Simoni, H. (2012). Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in der Schweiz.
Erarbeitet vom Marie Meierhofer Institut für das Kind, im Auftrag der Schweizerischen UNESCO-Kommission und des Netzwerks
Kinderbetreuung Schweiz. Zürich (S.12). www.orientierungsrahmen.ch (deutsch, französisch, italienisch verfügbar)
9
nerhalb der Gemeinde, überkommunale Diskussionen und wissenschaftliche Erkenntnisse geben. Wenn die
Entscheidung gefallen ist, den Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung kommunal zu
bearbeiten, ist es zielführend, als nächsten Schritt die Situation in der Gemeinde zu analysieren und zu dokumentieren. Bestandesaufnahmen zu verschiedenen Zeitpunkten im Prozess hin zu einer umfassenden und vernetzten
frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung erlauben es, Entwicklungen der Angebotslandschaft sowie
deren Passung zu den Bedürfnissen der Gemeinde zu erfassen.
1.3 Spezifische Überlegungen zur Situationsanalyse der Gemeinde
Die vorliegende Analyse nimmt Angebote und Akteure sowie deren Vernetzung in den Blick. Dabei wird deutlich, wo Stärken und Lücken in der Versorgung bestehen. Sie zeigt ferner auf, wo Verbindungen zwischen dem
Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen bestehen und wie das Verhältnis zwischen der Grundversorgung für
alle Kinder und der Versorgung bestimmter Gruppen von Kindern und Familien oder bestimmter Individuen sich
aktuell darstellt.
2 Rechtliche Grundlagen
Das Kapitel 2 zeigt die Rechtsgrundlagen auf, also in welchen Rahmenbedingungen sich die Gemeinde bewegt.
Die wichtigsten nationalen und internationalen Bestimmungen (insbesondere die Kinderrechte) sind aufgeführt
und können so übernommen werden. Die Internet-Links verweisen auf die Quellen, sie können allenfalls weggelassen werden um die Lesbarkeit des Berichts zu verbessern. Die kantonsspezifischen Rechtsgrundlagen müssen
ergänzt werden, ebenso falls in der Gemeinde kommunale Rechtsgrundlagen bestehen.
2.1 Nationale rechtliche Grundlagen und Bestimmungen
Die Schweizerische Bundesverfassung vom 18. April 1999 hält in Art. 11 Abs. 1 fest, dass Kinder und Jugendliche Anspruch auf besonderen Schutz ihrer Unversehrtheit und auf Förderung ihrer Entwicklung haben.
http://www.admin.ch/ch/d/sr/101/a11.html
Das Schweizerische Zivilgesetzbuch konkretisiert insbesondere im Teil Familienrecht die Rechte der Kinder
(z.B. das Recht auf Anhörung, auf einen eigenen Willen und eine eigene Rechtsvertretung) sowie die Rechte und
Pflichten ihrer Eltern und des Staates.
Wichtige Bestimmungen für die Betreuung von Kindern ausserhalb ihrer Kernfamilie enthält die aus dem Jahre
1977 stammende Pflegekinderverordnung (PAVO). Die Verordnung regelt Aufsicht und Bewilligungspflicht für
die Aufnahme von Kindern in Heimen, bei Pflegefamilien sowie auch in Tagesheimen und bei Tagesfamilien.
Weiter regelt sie die Rahmenbedingungen für Adoptionen.
http://www.admin.ch/ch/d/sr/c211_222_338.html
Eine Teilrevision der PAVO ist zurzeit fast fertig gestellt. Auf eine umfassende Neuregelegung des Bereichs
wird indes verzichtet.
http://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/themen/gesellschaft/ref_gesetzgebung/ref_kinderbetreuung.html
10
2.2 Internationale rechtliche Grundlagen und Bestimmungen für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung
Die Konvention über die Rechte des Kindes der Vereinten Nationen ist in der Schweiz seit 1997 in Kraft.
http://www.unicef.ch/de/information/publikationen/kinderrechte/
Das Kinderrechtsgebäude ruht auf drei inhaltlichen Pfeilern, nämlich den Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechten des Kindes. Das Kindeswohl ist in allen Angelegenheiten, die das Kind betreffen, prioritär zu berücksichtigen. Die Wahrung der Kinderrechte – explizit auch die Information über die Rechte und die Unterstützung bei
der Ausübung – obliegt den Eltern bzw. den Inhabern der elterlichen Sorge und dem Staat.
»Das Gebäude der Kinderrechte«2
2
National Coalition (in: Maywald, J. (2009). Die UN-Kinderrechtskonvention. IzKK-Nachrichten, 1, S.6), http://www.dji.de/bibs/IzKKNachrichten_09-1.pdf
11
2.3 Kantonale Grundlagen für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung
Darzustellen sind rechtliche Grundlagen (kantonale Gesetze, Verordnungen, Dekrete, Reglemente etc.) im Bereich Kinder/Jugend/Familie sowie kantonale Grundlagen, die sich spezifisch auf den Frühbereich beziehen.
Beispiele für spezifische kantonale Grundlagen zum Frühbereich:
Das Konzept und weitere Unterlagen zur Frühen Förderung des Kantons Bern:
http://www.gef.be.ch/gef/de/index/familie/familie/fruehe_foerderung.html
Hintergrundbericht, Leitsätze und Strategie zur Frühen Förderung des Kantons Zürich:
http://www.bi.zh.ch/internet/bildungsdirektion/de/themen/fruehe_foerderung0.html
2.4 Kommunale Grundlagen für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung
Falls die Gemeinde über Rechtsgrundlagen Legislaturziele, Leitbilder im Bereich Kinder/Jugend/Familie oder
spezifisch für den Frühbereich verfügt, sollte hier auf diese verwiesen werden.
3 Fachliche Grundlagen zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und
Erziehung
Kapitel 3 zeigt die wichtigsten fachlichen Grundlagen für die Entwicklung einer umfassenden frühkindlichen
Bildung, Betreuung und Erziehung auf. Darin zusammengefasst sind die bedeutendsten Analysen und Studien.
Diese Informationen dienen der Gemeinde einerseits zur fachlichen Orientierung, andererseits können die Texte
auch als Erläuterung und Begründung der Bedeutung des Bereichs der frühkindlichen Bildung, Betreuung und
Erziehung im Bericht zur Situationsanalyse in der Gemeinde verwendet werden.
Ziel ist es, aufzuzeigen, dass die Gemeinde nicht beliebig agiert und ihr eigenes frühkindliches Verständnis entwickelt, sondern auf umfangreiche Erfahrungen und Studien zurückgreift. Ausserdem kann dieses Kapitel auch
politisch verwertbare Argumente für eine umfassende frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung aufzeigen. Den Gemeinden wird empfohlen, zumindest das Modell Primokiz abzubilden.
3.1 Das Modell Primokiz
Das Modell Primokiz beinhaltet ein integriertes Modell frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung. Es
dient als fachliche Arbeitsgrundlage im gleichnamigen Programm der Jacobs Stiftung.



www.jacobsfoundation.org/modellprimokiz (deutsch)
www.jacobsfoundation.org/modelloprimokiz (italienisch)
www.jacobsfoundation.org/modeleprimokiz (französisch)
12
Das Modell Primokiz versteht eine Politik der frühen Kindheit, die jedem Kind möglichst gleiche Chancen eröffnen und alle Kinder in ihrer Entwicklung fördern will, als gemeinsame Aufgabe des Bildungs-, Gesundheitsund Sozialsystems. Sie bilden die tragenden Säulen einer umfassende frühkindlichen Bildung, Betreuung und
Erziehung.
Das Modell postuliert ferner, dass sich eine Politik der frühen Kindheit über familien- und kinderfreundlichen
Rahmenbedingungen für alle bis zum Schutz des einzelnen Kindes erstreckt. Bedürfnisgerechte Leistungen für
alle Kinder und Eltern, für bestimmte Gruppen von Kindern und Eltern sowie für individuelle Kinder und Familien lassen sich in diesem Rahmen verorten. Familienpolitische und integrationspolitische Massnahmen bilden
den Kitt zwischen den verschiedenen Ebenen.
Damit Kinder und Familien nicht durch die Maschen fallen, setzt das Modell Primokiz ferner auf vertikale und
horizontale Kohärenz. Gemeint ist damit erstens die Abstimmung von Leistungen und Strukturen für Kinder
einer bestimmten Altersgruppe und zweitens die Gestaltung von Übergängen von der Geburt bis zum Schuleintritt. Eine Politik der frühen Kindheit nimmt auch Angebote und Strukturen in den Blick, die sich nicht prioritär
um den Frühbereich kümmern, also beispielsweise die Sozialhilfe und die Schule.
13
3.2 Internationale Analysen und Empfehlungen
Die OECD (20013, 2006)4 empfiehlt aufgrund ihrer Analysen im europäischen Vergleich für die Weiterentwicklung Frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder im Vorschulalter, die Unterstützungsmöglichkeiten von Familien sowie die Qualitätsentwicklung und Vernetzung der
beteiligten Institutionen verstärkt zu berücksichtigen. Eine deutsche Zusammenfassung der OECD Empfehlung
findet sich unter: www.oecd.org/edu/preschoolandschool/37519496.pdf
Das Euridice Netz5 veröffentlicht 20096 einen Bericht zum Frühbereich mit dem Fokus auf die Chancen(un)gleichheit: eacea.ec.europa.eu/education/eurydice/documents/thematic_reports/098DE.pdf
Die UNICEF publiziert 20087 einen Vergleich zur frühkindlichen familienergänzenden Betreuung, der verschiedene ökonomisch gut situierte Länder einbezieht. Der Vergleich attestiert der Schweiz nur gerade in drei von 10
Bereichen einen guten Status, nämlich bezüglich Kinderarmut, bezüglich des Anteils ausgebildeten Personals
und bezüglich des Zahlenverhältnisses Erziehende/betreute Kinder.
www.unicef-irc.org/publications/pdf/rc8_eng.pdf
3.3 Nationale Expertisen und Empfehlungen
In der Schweiz hat sich vorab die Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen EKFF 20088
und 20099 mit zwei Publikationen zur Bedeutung und zur Weiterentwicklung der frühen familienergänzenden
Betreuung geäussert. Die EKFF fordert ein ganzheitliches Bildungsverständnis sowie eine angemessene Berücksichtigung und Professionalisierung des Frühbereichs.
Die Schweizerische UNESCO-Kommission hat die folgenden fünf Empfehlungen10 basierend auf einer von der
UNESCO-Kommission in Auftrag gegebenen Grundlagenstudie11 formuliert:





Die Familie muss gestärkt werden, damit sie ihre Potenziale realisieren kann.
Familienergänzende Betreuungsangebote müssen zu Bildungsorten werden.
Forschung und Lehre zu frühkindlicher Bildung in der Schweiz sind markant auszubauen.
Eine Neubeurteilung der politischen Zuständigkeiten für die frühkindliche Bildung ist notwendig, weil es
um mehr geht als um reine Sozialpolitik.
Es braucht mehr Investitionen in die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung.
3
OECD (2001). Starting Strong I: Early childhood education and care. Paris: Organisation for Economic Co-operation and Development.
OECD (2006). Starting Strong II: Early childhood education and care. Paris: Organisation for Economic Co-operation and Development.
5
http://www.edk.ch/dyn/12961.php
6
Eurydice-Netz (2009). Frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung in Europa: ein Mittel zur Verringerung sozialer und kultureller
Ungleichheiten, Europäische Union.
7
UNICEF (2008). The child care transition. A league table of early childhood education and care in economically advanced countries.
Florence: UNICEF Innocenti Research Centre.
8
Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen EKFF (Hrsg.) (2008). Familien, Bildung, Erziehung, Bern.
9
Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen EKFF (Hrsg.) (2009). Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung. Eine
Bestandesaufnahme der Eidgenössischen Koordinationskommission für Familienfragen EKFF, Bern.
4
10
Schweizerische UNESCO-Kommission (2009). Damit Kinder früh profitieren können: Forderungen zur Gestaltung frühkindlicher
Bildung in der Schweiz. Medienkonferenz Frühkindliche Bildung in der Schweiz, 2009.
11
Stamm, M., Reinwand, V., Burger, K., Schmid, K., Viehauser, M. & Muheim, V. (2009). Frühkindliche Bildung in der Schweiz: Eine
Grundlagenstudie im Auftrag der UNESCO-Kommission Schweiz. Fribourg: Universität Fribourg.
14
Die Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen EKM kommt aufgrund einer Analyse12 zu ähnlichen
Schlüssen wie die EKFF und die Schweizerische UNESCO-Kommission. Die EKM empfiehlt Verbesserungen
in fünf Bereichen13:





Politik: Dialog und Vernetzung auf lokaler und nationaler Ebene
Zielgruppen: Zugang für alle Eltern mit Kindern im Vorkindergartenalter zu Angeboten der Frühförderung
Angebot: Koordinierte Weiterentwicklung und zielgerichteter Ausbau des Bestehenden
Ausbildung: Qualifizierung der Aus- und Weiterbildungen
Forschung: Intensivierung der Forschung zur Wirkung der Frühförderung
In einem von der Schweizerischen Erziehungsdirektoren Konferenz EDK publizierten Bericht14 formulieren die
Autorinnen in sechs Bereichen Empfehlungen zur Verbesserung der Partizipation von Eltern von Kindern bis 6
Jahren und berichten zu jedem der Bereiche über gute Umsetzungsbeispiele in der Praxis:
edudoc.ch/record/39051/files/StuB31A.pdf
Die Städteinitiative Sozialpolitik stellt in einem Papier mit Thesen und Forderungen zur frühen Förderung explizit die Förderung bestimmter Gruppen von Kindern und Familien in einen Gesamtkontext.
staedteinitiative.ch/de/Info/Positionen/Positionen
Die Thesen der Städteinitiative lauten im Einzelnen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Frühförderung legt die Basis für faire Chancen in Schule und Berufswelt.
Frühförderung muss von der öffentlichen Hand gesteuert und gesellschaftlich und politisch breit abgestützt
werden.
Benachteiligte Familien werden in der Frühförderung gezielt berücksichtigt und unterstützt.
Verschiedene Angebote der Frühförderung ergänzen sich und werden miteinander vernetzt.
Kinder brauchen zum Lernen Erfahrungsmöglichkeiten in ihrem alltäglichen Umfeld.
Frühe Förderung ist vor allem dann wirksam, wenn sie kontinuierlich erfolgt.
Kleinkinder werden primär in der Familie gefördert. Sie brauchen darüber hinaus Beziehungen zu anderen
Kindern und Erwachsenen.
Sprachförderung ist für alle Kinder, nicht nur für fremdsprachige, zentral.
Fördermassnahmen im Vorschulbereich haben volkswirtschaftlich günstige Effekte.
3.4 Programme des Bundes zur Förderung des Frühbereichs
Das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV unterstützt unter dem Titel Finanzhilfen für familienergänzende
Kinderbetreuung mit einem Impulsprogramm seit 2003 den Auf- und Ausbau familienergänzender Betreuungsstrukturen. Das Impulsprogramm ist in einer Verlängerungsphase, die bis Ende 2015 befristet ist. Informationen
und Unterlagen finden sich unter:
www.bsv.admin.ch/praxis/kinderbetreuung/01153/index.html
12
Schulte-Haller, M. (2009). Frühe Förderung: Forschung, Praxis und Politik im Bereich der Frühförderung: Bestandesaufnahme und
Handlungsfelder. Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen EKM, Bern.
13
Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen (Hrsg). (2009). Frühförderung. Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für
Migrationsfragen EKM.
14
Moret, J. & Fibbi, R. (2010). Kinder mit Migrationshintergrund von 0 bis 6 Jahren: wie können Eltern partizipieren? Schriftenreihe der
EDK «studien + berichte»
15
Das Bundesamt für Migration BFM und die Eidgenössische Kommission für Migration EKM haben für die Jahre
2009-2011 unter dem Titel Integrationsförderung im Frühbereich IFB eine gemeinsame Ausschreibung für die
Unterstützung von Projekten lanciert. Zurzeit setzt das Bundesamt für Migration unter dem Titel „Modellvorhaben 2012-2014“ ein zweites Impulsprogramms zur Integrationsförderung im Frühbereich um. Der Schwerpunkt
liegt auf der Qualifizierung des Personals und auf der Durchführung von Studien.
www.bfm.admin.ch/bfm/de/home/themen/integration/foerderung/spezifisch/schwerpunkteprogramm/modellvorh
aben_bfm.html
Das Programm 2009–2011 des Bundesamtes für Migration zur Integrationsförderung im Frühbereich ist inzwischen abgeschlossen und ausgewertet. Die Publikation15 vermittelt interessante ausgewählte Erkenntnisse aus
den Projekten, die im Rahmen des Programms durchgeführt worden sind. Im ersten Teil der Publikation ermöglichen vier Lerngeschichten anregende und auch überraschende Einblicke in gute Beispiele der frühen Förderung, insbesondere unter dem Blickwinkel des Einbezugs bestimmter Zielgruppen wie Väter oder Familien mit
Migrationshintergrund. Im zweiten Teil der Publikation werden zentrale Resultate der Evaluation der Projekte
dargestellt. www.ekm.admin.ch/content/dam/data/ekm/dokumentation/materialien/mat_fruehfoerderung_d_1.pdf
3.5 Informationsplattformen zum Frühbereich in der Schweiz
In der Schweiz gibt es mehrere Internetseiten, die einen ausgezeichneten Überblick über Projekte, Konzepte und
Grundlagen geben. Sie bieten Medienberichterstattung und berichten teils über Angebote im Frühbereich, welche für alle interessant sind, die sich mit der Konzept- und Qualitätsentwicklung im Frühbereich beschäftigen.
Eine Auswahl:






Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz: www.netzwerk-kinderbetreuung.ch/ (deutsch und französisch)
Schweizerische UNESCO-Kommission: www.fruehkindliche-bildung.ch/ (deutsch, französisch, italienisch)
„Internetplattform Familie und Beruf: Massnahmen der Kantone und Gemeinden“ der Bundesverwaltung
mit Informationen über familienergänzende Betreuung und familienfreundliche Arbeitsbedingungen:
www.berufundfamilie.admin.ch/informationsplattform (deutsch, französisch, italienisch verfügbar)
ARTIAS, Association romande et tessinoise des institutions d’actions sociale > enfance:
http://www.artias.ch/index.php?option=com_thema&rootid=85&catstr=x&Itemid=171&pos=0
Revue d’information sociale > petite enfance: http://www.reiso.org/spip.php?rubrique40
Kindertagesstätten Schweiz KiTaS: http://www.kitas.ch/ (deutsch und französisch verfügbar)
3.6 Prävention und frühe Förderung
3.6.1 Prävention durch frühe Förderung
Wichtige Grundlagen und Erkenntnisse zur Bedeutung des Frühbereichs für präventive Massnahmen sind einer
Publikation16 der Fachhochschule Luzern zu entnehmen, die im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit erarbeitet werden konnte. Der Bericht zeigt auf, wie präventive Massnahmen verschiedener Bereiche zusammenwirken können und müssen. Die Publikation bringt Konzepte und Erkenntnisse zur frühen Prävention- und Gesundheitsförderung in einen Zusammenhang mit Konzepten und Erkenntnissen Früher Förderung. Beide disziplinären
Blickwinkel beschäftigen sich mit dem Ziel, gelingende Entwicklung zu unterstützen.
15
Eidgenössische Kommission für Migration (Hrsg.) (2012). Anleitung zu einer erfolgreichen Frühförderung. Lerngeschichten und
Erkenntnisse.
16
Hafen, Martin (2012). Better Together. Prävention durch Frühe Förderung. Präventionstheoretische Verortung der Förderung von Kindern
von 0-4 Jahren. Schlussbericht zu Handen des Bundesamtes für Gesundheit.
http://www.bag.admin.ch/jugendprogramme/10047/10049/index.html
16
Die Auseinandersetzung mit den Konzepten Prävention und Frühe Förderung rückt auch die Frage nach der
Zielsetzung von Unterstützungsangeboten und Massnahmen ins Blickfeld. Geht es darum, künftige gesundheitliche und soziale Probleme und Folgekosten zu verhindern, oder darum, eine erfolgreiche Schullaufbahn und
Berufskarriere mit entsprechender Wertschöpfung einzuleiten oder darum, Kindern eine Umwelt bereit zustellen,
die ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklung gemäss aktuellen Erkenntnissen günstig beeinflusst. Die verschiedenen Zielsetzungen widersprechen sich nicht. Fachliche Massnahmen und Investitionen werden jedoch unterschiedlich legitimiert. Der sogenannte Return of Investment (ROI) ist dabei eine mögliche Begründung, die
Rechte des Kindes auf förderliche Lebensbedingungen eine andere, die sich sinnvoll ergänzen.
3.6.2 Zusammenhang zwischen Gesundheitsverhalten, Befinden und sozialen Merkmalen
Bezüglich Erkenntnissen zum Zusammenhang zwischen Gesundheitsverhalten, Befinden und sozialen Merkmalen kann auf die so genannte KiGGS Langzeitstudie des Robert Koch Instituts zur gesundheitlichen Lage von
Kindern und Jugendlichen in Deutschland hingewiesen werden: http://www.kiggs-studie.de/
Eine umfassende Publikation17 zur KiGGS Studie beschäftigt sich u.a. auch mit Erhebungen und Analysen für
das frühe Kindesalter von 0 bis 6 Jahren (0-2 Jahre: N= 1389, 3-6 Jahre: N= 1925). Berücksichtigt werden in den
Analysen zur Gesundheit, zu Wohlbefinden und zum Gesundheitsverhalten der Kinder die soziale Lage, die
Familiensituation, der Status mit/ohne Migration, die Wohn- und Umweltbedingungen. Die Analysen zeigen
vielfältige Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Aspekten. Die Untersuchung bestätigt sowohl die Bedeutung der Familie wie der Rahmenbedingungen des Aufwachsens im Hinblick auf die Gesundheit und das
Wohlbefinden der Kinder.
Im Folgenden werden einige ausgewählte Ergebnisse für die 0 - 6jährigen Kinder aus dem genannten Bericht
dargestellt:





17
In der Schwangerschaft rauchen Mütter mit einem tiefen sozialen Status mehr, Mütter mit einem hohen
sozialen Status konsumieren mehr Alkohol (S. 79).
Der Anteil übergewichtiger Kinder ist bei Familien mit einem tiefen sozialen Status höher als bei Familien
mit einem hohen sozialen Status (S. 85).
Eine ADHS Diagnose haben 2,8% der Kinder mit einem niederen sozialen Status der Familie, gegenüber
0,9% von Kindern aus Familien mit einem hohen Sozialstatus. Dies ist ein ähnlich hoher Unterschied wie
zwischen Knaben (2,4%) und Mädchen (0,6%). Der Migrationsstatus hingegen korreliert nicht mit Aufmerksamkeitsstörungen (S. 88).
Bei 0 bis 2 Jährigen zeigt sich bezüglich des regelmässigen Gebrauchs des Kindes von Saugerflaschen mit
Süssgetränken ein Anteil von 12,6% bei tiefem und 7,3% bei hohem Sozialstatus der Familie. Mit und ohne
Migrationsstatus betragen die Werte 11,0% resp. 8,6 % (S. 99).
Das Wohlbefinden der Kinder steigt in vier von sechs Skalen (körperliches und psychisches Wohlbefinden,
Selbstwert und Wohlbefinden in der Vorschule/im Kindergarten) mit dem Sozialstatuts. Das Wohlbefinden
der Familie fällt hingegen mit steigendem Sozialstatus ab. Die 3 bis 6 Jährigen ohne Migrationshintergrund
erreichen höhere Skalenwerte beim Selbstwert sowie beim Wohlbefinden in den Bereichen Freunde und
Vorschule/Kindergarten als die Vergleichsgruppe mit Migrationshintergrund. Mädchen, nicht hingegen
Jungen, zeigen ohne Migrationshintergrund ein höheres generelles Wohlbefinden als mit Migrationshintergrund. Für die gesamte Gruppe der Kinder mit Migrationshintergrund wird jedoch ein signifikant höheres
Wohlbefinden in der Familie berichtet als für Familien ohne Migrationshintergrund (S. 90/91).
Robert Koch Institut (Hrsg.) (2009). Lebensphasenspezifische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des
Nationalen Kinder- und Jugendsurveys.
www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/KiGGS_SVR.pdf?__blob=publicationFile
17
Zahlreiche Ergebnisse der KiGGS Studie zeigen, dass die Frage nach dem Zusammenspiel bestimmter Merkmale nicht pauschal beantwortet werden kann. Insbesondere ist ein bedachter Umgang mit den Kriterien „Migration“ und „soziale Benachteiligung“ geboten.
3.6.3 Die Bedeutung sozialer Solidarität
Eine Studie18, die Merkmale zur körperlichen Gesundheit, zur Lebenserwartung, zu sozialen Fertigkeiten wie
dem Lesen und zur Kriminalitätsrate mit ökonomischen Merkmalen von Ländern und Regionen vergleicht, hat
bemerkenswerte Erkenntnisse zur Bedeutung sozialer Solidarität zu Tage gebracht: Für das Befinden der Bevölkerung und für den Zustand von Gemeinschaften hochentwickelter Gesellschaften erwies sich nicht der Reichtum eines Landes, sondern dessen Verteilung als entscheidend. Wenn die Ungleichheit in einem Land abnimmt,
sinkt beispielsweise die Kriminalität. Ausserdem profitieren nicht nur die Armen sondern auch die Reichen von
mehr sozialer Gerechtigkeit, was sich etwa in einer besseren Gesundheit und einer steigenden Lebenserwartung
zeigt.
3.6.4 Nationales Zentrum Frühe Hilfen NZFH
In Deutschland wurde vom Bund das Nationale Zentrum Frühe Hilfen NZFH, unter der gemeinsamen Verantwortung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Deutschen Jugendinstituts, eingerichtet.
Prävention und frühe Förderung nehmen damit einen grösseren Stellenwert im Kindesschutz ein. Die Prävention
soll dabei nicht in eine vorverlagerte Kontrolle umschlagen. Auf einer Informationsplattform
www.fruehehilfen.de werden umfangreiche Informationen zur Verfügung gestellt. Ein zentrales Thema der
meisten Projekte ist die Vernetzung und die Kooperation vor Ort über verschiedene Dienste und Verwaltungseinheiten hinweg. Evaluationsergebnisse19 zeigen, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitswesen
und der Kinder- und Jugendhilfe eine besondere Herausforderung darstellt, die es lohnt gezielt anzugehen.
3.7 Ausgewählte wissenschaftlich-fachliche Erkenntnisse
3.7.1 Vernetzung von Angeboten und Zugängen
3.7.1.1
Finnland und England
Finnland und England gelten für ihren konsequenten Einbezug der Gesundheitsförderung im Frühbereich als
vorbildlich. In beiden Ländern beruht der Erfolg auf der Weiterentwicklung bewährter Konzepte, in denen die
Angebote der Gesundheitsförderungen in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz und Nutzung haben.
In Finnland gibt es die „Neuvolas“, welche vom Staat und den Gemeinden getragen werden und eine Basisvorsorge für Schwangere und Kleinkinder bis zu 6 Jahren anbieten. Die Vorsorgeuntersuchungen werden von fast
allen Müttern und Kindern genutzt (99%). Wohlbefinden und Gesundheit der Kinder haben in Finnland eine
grosse Bedeutung. Kinder mit Behinderungen werden soweit wie möglich in Regeleinrichtungen integriert. Der
Begriff „Risikokinder“ wird grundsätzlich nicht verwendet. Multilinguale und interkulturelle Ansätze in der
18
Wilkinson, R. & Pickett, K. (2009) The Spirit Level: Why More Equal Societies Almost Always Do Better. London. (Deutsch: Gleichheit
ist Glück: Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind.)
19
NZFH Nationales Zentrum Frühe Hilfen (Hrsg.) ( 2009). Materialien zu Frühen Hilfen. Internationaler Forschungsstand,
Evaluationsstandards und Empfehlungen für die Umsetzung in Deutschland. Köln.
www.fruehehilfen.de/fileadmin/user_upload/fruehehilfen.de/pdf/Interventions_und_Praeventionsmassnahmen_2010.pdf
18
frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung sollen zudem kulturelle Identitäten und kulturelles Bewusstsein stärken (vgl. Oberhuemer, 2010, S. 117). Das könnte ein Schlüssel für die gesellschaftsweit durchgängig
hohe Akzeptanz der Angebote bei werdenden Müttern und jungen Familien sein. Die „Neuvolas“ bieten ein
Präventionsangebot (Früherkennung von Störungen in der Schwangerschaft, Früherkennung von Entwicklungsproblemen bei Kindern). Es wird ein breites Spektrum an medizinischen Hilfen angeboten: Es gibt 11 bis 15
Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft, Elternvorbereitungskurse sowie eine Begleitung des
Kindes und Gesundheitsuntersuchungen bis zum Beginn der Schule mit 6 Jahren. Danach wird diese Aufgabe
von einer School Health Nurse weitergeführt. In den „Neuvolas“ arbeiten „Public Health Nurses“, Hebammen
und Ärzte, „Family Workers“ und Spezialdienste. Alle Dienstleistungen sind für die Familien kostenfrei. Ebenfalls kostenfrei ist ein Mutterschaftspaket mit allen Dingen, die für die ersten Monate eines Neugeborenen benötigt werden und helfen, es gut zu betreuen.
In England sind es die „Sure Start Children`s and Family Centres“, die die Gesundheitsförderung und –versorgung integrieren und Angebote wie Mütter- und Väterberatungen (Child Health Clinic), Schwangerschaftsberatungen (Antenatal Clinic) zur Verbesserung der Gesundheit von Schwangeren und die Gesundheits- und Entwicklungsförderung von Kleinkindern anbieten. Als spezielle Programme für Familien mit einem besonderen
Bedarf gibt es neben der o.g. integralen Gesundheitsförderung weitere zusätzliche Massnahmen, wie z.B. das
„Parent Child Empowerment Program“. Hier werden Familien von einer Hebamme oder „Public Health Nurse“
vor und nach der Geburt besucht und betreut (bei Bedarf bis zum 12. Lebensmonat des Kindes einmal monatlich).
3.7.1.2
Familienzentren in Deutschland
In Deutschland kommt der Entwicklung von Familienzentren für die Integration verschiedener Ziele der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung zurzeit eine Schlüsselposition zu. Sie werden zu zentralen Bestandteilen der kommunalen Kinder- und Jugendhilfeplanung. Familienzentren, teilweise auch Kinder- und Familienzentren bzw. Eltern-Kind-Zentren genannt, stellen für Kinder und Eltern leicht zugängliche Angebote zur
individuellen Unterstützung und Förderung bereit. Im Mittelpunkt der Entstehung eines Familienzentrums steht
in der Regel eine Kindertageseinrichtung, die mit eigenen erweiterten Angeboten sowie mittels Kooperation und
Vernetzung eine breite Palette von Angeboten der FBBE für Familien im regionalen Umfeld der Kita schafft.
Neben dem Bildungsangebot für Kinder werden familienunterstützende Dienstleistungen in einem integrierten
Konzept angeboten. Ein Familienzentrum stellt ein niederschwellig erreichbares, dezentrales Netzwerk für Eltern
und Kinder dar. Das Zentrum soll darüberhinaus eine generelle Öffnung als Sozialraum (Sprach-, Bewegungsund Schwangerschaftskurse, Kreativ-Angebote) bieten. Von der Uni Bielefeld wurden von 2006 bis 2008, unter
der Leitung der Professorin Sabine Andresen, die ersten Familienzentrumsgründungen in Bielefeld (Bundesland
NRW) begleitet und u.a. eine Elternbefragung zu den Bedürfnissen der Eltern durchgeführt 20. Die Schwerpunkte
der Befragung lagen auf der Art der Angebote eines Familienzentrums, den Öffnungszeiten und der Zusammenarbeit zwischen Eltern und der Einrichtung. Ein wichtiges Ergebnis war, dass Eltern mit geringerem Bildungsstatus Eltern- und Bildungsangeboten mehr Bedeutung beimessen als Eltern mit einem höheren Bildungsstatus. Es
wurde in der Auswertung der Ergebnisse kritisch hinterfragt, ob die Angebote, die bisher den Eltern angeboten
werden, sich zu stark an den bildungsnahen Eltern orientieren und somit die bildungsfernen Schichten nicht gut
erreicht werden. Ebenfalls wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit Eltern mit den Elternbildungsangeboten
nicht suggeriert wird, sie könnten alle familiären Probleme lösen, wenn sie sich nur richtig verhalten und die
richtigen Elternschulungen mitmachen. Ebenfalls wurde kritisch angemerkt, dass die Leiterinnen von Kindertagesstätten für den Umfang und die Qualität der Kooperationsaufgaben nicht genügend ausgebildet sind und zudem zu wenige Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
20
www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft//ag1/Dokumente/Abschlussbericht_Endfassung.pdf
19
3.7.1.3
Kombinierte Massnahmen (Projekt Primano, Stadt Bern)
Auf eine Kombination von Massnahmen zur frühen Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Familien
setzt auch das Programm Primano (www.primano.ch) der Stadt Bern. Unterstützt werden Eltern (Hausbesuchsprogramm) sowie der Zugang zu Kitas und Spielgruppen, die sich gezielt mit ihrer Qualitätsentwicklung beschäftigen und das Personal entsprechend der Zielsetzungen schulen. Im Zwischenbericht vom September 2011
sind die Erfahrungen der Projektphase 2007 bis 2010 dargestellt. Die ersten Ergebnisse der Evaluation21 zeigen,
dass das Bündel von Frühfördermassnahmen die Entwicklung der Kinder positiv zu unterstützen vermag. Der
Erfolg basiert auf der Ermöglichung grundlegender, guter Lernvoraussetzungen für die Kinder. Das Projekt
Primano vermag überdies auch die Eltern der Kinder zu stärken. Wichtige Erfolgsfaktoren sind:





Der Zugang zu den Angeboten.
Die Stärkung der Eltern (ihnen respektvoll begegnen, sie informieren und mobilisieren).
Kindern entwicklungsförderliche Erfahrungen ermöglichen, mit qualitativ guten Angeboten und einer ausreichenden Zeitspanne im Förderangebot.
Eine Zweiphasenstrategie der Sprachförderung; Förderung der Muttersprache in frühen Angeboten und
Förderung der deutschen Sprache mindestens ein Jahr vor dem Kindergarteneintritt.
Ein kinder- und entwicklungsfreundliches Wohnumfeld unterstützt die Förderbestrebungen, das Potential
besteht in der Vernetzung, in der Gemeinwesenarbeit und in Beteiligungsgremien.
3.7.1.4
Interventionen zur Stärkung von Elternkompetenzen (Projekt Zeppelin)
In der deutschsprachigen Schweiz ist die seit langem bestens etablierte und geschätzte Mütter- und VäterBeratung ein Beispiel dafür, wie ausgehend von der Gesundheitsprävention in der frühsten Kindheit ein Angebot
zu einem Kristallisationspunkt für die Unterstützung einer gelingenden Entwicklung von Kindern und Familien
werden kann. An vielen Orten der Deutschschweiz bietet die Mütter- und Väterberatung neben Unterstützung bei
der Pflege und Betreuung des Säuglings Erziehungsberatung bis zum Schuleintritt des Kindes an. Sie kombiniert
insbesondere in der ersten Zeit nach der Geburt aufsuchende und institutionsbasierte Leistungen. Zudem übernimmt sie eine wichtige Funktion in der Triage der Familien zu anderen Angeboten. Im Projekt Zeppelin der
Hochschule für Heilpädagogik (www.zeppelin-hfh.ch) wird nun erprobt und evaluiert, welche Wirkung gezielte
Interventionen der Mütterberaterin zur Stärkung von Elternkompetenzen bezüglich des Beziehungsaufbaus zum
Kind haben können (siehe auch weiter unten zum Thema Hausbesuchsprogramme).
3.7.2 Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung innerhalb und ausserhalb
der Familie
Zur Thema frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung kleiner Kinder innerhalb und ausserhalb der Familie sind mittlerweile differenzierte Erkenntnisse verfügbar. Sie verweisen darauf, dass der Familie für alle Kinder
eine zentrale Bedeutung für die Bildungsbiografie zukommt. Die Qualität der Beziehung und Betreuung ist im
familialen wie im institutionellen Kontext von zentraler Bedeutung. Von den Möglichkeiten qualitativ guter
institutioneller Betreuungsangebote können bereits kleine Kinder zusätzlich oder kompensatorisch zur Familie
profitieren. Dies gilt besonders im Hinblick auf die Chance eines regelmässigen Kontakts mit anderen Kindern
und im Hinblick auf sprachliche und literale Kompetenzen. Für Kinder aus einer anregungsarmen Umgebung
sind sozial aufmerksam vermittelte, vielfältige Anregungen, wie sie eine Kita oder eine Spielgruppe bieten können, besonders wertvoll. Belegt werden durch verschiedene Studien

21
kompensatorische Effekte einer guten und zeitlich ausreichenden familienergänzenden Betreuung für Kinder aus suboptimalen Familienverhältnissen
Alsaker & Gantenbein, 2011, Institut für Psychologie, Universität Bern
20


ein doppeltes Risiko beim Vorhandensein einer schlechten familialen und institutionellen Betreuungsqualität und
verlorene Ressourcen, wenn Kinder, die zu Hause förderliche Bedingungen haben, viel Zeit in einer
schlechten Betreuungsinstitution verbringen.
Der Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung für die Schweiz richtet sich an
die verschiedenen Akteure, die sich mit dem Aufwachsen kleiner Kinder direkt oder indirekt beschäftigen. Die
enthaltenen Aussagen basieren auf wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnissen.
www.orientierungsrahmen.ch (deutsch, französisch, italienisch verfügbar)
Ergebnisse - insbesondere einer grossen Längsschnittstudie22 aus den USA mit über 1000 Kindern – zeigen deutlich, dass eine bedachte zeitliche Abstimmung zwischen Familie und Kita, die den Bedürfnissen und Kompetenzen eines Kleinkindes, seiner Eltern und den Erziehenden in der Kita entsprechen, ausgesprochen wichtig ist.
Das Thema Vereinbarkeit spielt auch in dieser Hinsicht eine bedeutsame Rolle. Zum einen ist für den Aufbau
und die Pflege der Beziehung zwischen Eltern und Kind ist ein gewisses Mass an Zeit nötig. Zum anderen überfordern sehr lange institutionelle Betreuungszeiten sowohl einen grossen Teil der Kleinstkinder wie die betreffenden Institutionen.
Wissenschaftlich fundierte Beiträge, die aktuelle Erkenntnisse zu verschiedenen Themen rund um die institutionelle Tagesbetreuung vermitteln und Bezüge zur Situation in der Schweiz herstellen, sind im Buch 23 „Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. Was kann die Schweiz lernen?“ nachzulesen.
Eine Publikation24 der Deutschsprachigen Gesellschaft für die seelische Gesundheit in der frühen Kindheit
GAIMH beschäftigt sich aus entwicklungspsychologischer und pädagogischer Sicht mit der Gestaltung von
familienergänzender Tagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren.
Die erste Nummer der Fachzeitschrift „Frühe Bildung“ beschäftigt sich mit dem Thema Professionalisierung von
Fachpersonen. Ausgehend von den normativen, inhaltlichen, strukturellen und institutionellen Veränderungen
der familienergänzenden Betreuung in den letzten Jahren wird im Hauptbeitrag 25 diskutiert, welchen Anforderungen die Kleinkindpädagogik heute genügen muss. So sind etwa die individuelle Förderung der einzelnen
Kinder allgemein und bezüglich Sprachkompetenzen oder die Zusammenarbeit mit den Eltern anspruchsvolle
Aufgaben einer frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in der Kita. Aufgrund von wissenschaftlichen
Erkenntnissen und Praxiserfahrungen ist bekannt, welche Merkmale eine zeitgemässe Professionalität in der
familienergänzenden Kinderbetreuung ausmachen. Sie müssen konkretisiert werden und in die Aus- und Weiterbildung der Fachperson Betreuung und der Institutionsleitung einfliessen.
Die Frage des Returns of Investment (ROI) guter familienergänzender Betreuung wird eindrücklich durch das
Perry Perschool Program26 beantwortet. 60 afro-amerikanische Kinder aus Hochrisikofamilien, die im Rahmen
des Programms eine qualitativ hochwertige familienergänzende Betreuung genossen haben, zeigten bis weit ins
22
Belsky, Jay et al. (2007). Are there long-term effects of early child care? Child Development, 78, 681-701.
Auf der Hauptseite zur NICHD SECCYD Studie findet sich eine vollständige Liste mit Publikationen zur Studie:
http://www.nichd.nih.gov/research/supported/Pages/seccyd.aspx
23
Stamm, M. & Edelmann, D. (Hrsg.) (2010). Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. Was kann die Schweiz lernen? Zürich:
Rüegger.
24
GAIMH (Hrsg.) (2009). Verantwortung für Kinder unter drei Jahren. Empfehlungen der Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der
Frühen Kindheit (GAIMH) zur Betreuung von Kleinkindern in Krippen. http://www.gaimh.org/publikationen/betreuung-in-krippen.html
25
Mischo Ch. & Fröhlich-Gildhoff K. (2011): Professionalisierung und Professionsentwicklung im Bereich frühe Bildung, 4-12.
26
Schweinhart, L. et al. (2005). Lifetime Effects: The High/Scope Perry Preschool Study Through Age. Ypsilanti, MI 48198: High/Scope
Press.
Zusammenfassung: Schweinhart, L. et al. (2011). The High/Scope Perry Preschool Study through Age 40. Summary, conclusions, and
frequently asked questions. High/Scope Press.
http://www.highscope.org/file/Research/PerryProject/specialsummary_rev2011_02_2.pdf
21
Erwachsenenalter eine sehr günstige Entwicklung bezüglich IQ, Ausbildung, Sozialhilfebezug und Delikthäufigkeit. Die Autoren geben einen ROI von 16 an, was bedeutet, dass jeder investierte Dollar 16 Dollar an Einsparungen eingebracht hat.
3.7.3 Frühe Förderung sprachlicher und literaler Kompetenzen
Die Förderung des Erwerbs der Umgebungssprache bei fremdsprachigen Kindern wird bei vielen aktuellen Initiativen früher Förderung als zentrales Ziel genannt. Den Kindern soll damit der Einstieg in die Schule erleichtert
und eine Basis für eine erfolgreiche Schullaufbahn gelegt werden. Zur frühen Unterstützung von sprachlichen
und literalen Kompetenzen gibt es mittlerweile eine Reihe fundierter Erkenntnisse. Sie stammen zum einen aus
Forschungsarbeiten und zum anderen aus Praxisprojekten, auch aus der Schweiz. Deutlich zeigt sich, dass die
Unterstützung des Erwerbs sprachlicher Kompetenzen früh über die Familiensprache und falls kompensatorische
Unterstützung nötig ist, sowohl eingebettet in den Alltag des Kindes als auch gezielt erfolgen sollte. Eltern mit
und ohne Migrationshintergrund sollten ermuntert und bei Bedarf angeleitet werden, mit ihren Kindern von
Anfang an im Gespräch zu sein und die Erzählsprache als Brücke zum Lesen und Schreiben früh zu nutzen.
Pädagogische Fachkräfte sollten über ausreichende Kenntnisse zum Spracherwerb von Kindern sowie über didaktische wie fachliche Kompetenzen verfügen, um Kinder alltäglich und gezielt und unterstützen zu können.
Über Erfahrungen mit Projekten zur Unterstützung von Familien bei der Vermittlung literaler Fähigkeiten verfügt das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM www.sikjm.ch.
Gespannt sein darf man auf Erfahrungen und Erkenntnisse des Basler Projekts „Mit ausreichend Deutschkenntnisse in den Kindergarten“ www.ed-bs.ch/bildung/volksschulen/sprachfoerderung. Das Projekt setzt auf die
Schulung von Fachpersonen des Frühbereichs sowie auf die Verankerung der Sprachförderung im Alltag der
Angebote.
Methoden und Erkenntnisse eines Praxisprojekts der Fachhochschule Nordwestschweiz zur lokal abgestimmten
frühen Sprachbildung www.fhnw.ch/ph/zl sind in den Publikationen27 nachzulesen.
Die vierte Nummer 2012 der Zeitschrift „Frühe Bildung“28 ist dem Schwerpunktthema „Kompensatorische
Sprachförderung“ gewidmet. In mehreren Beiträgen werden internationale wissenschaftliche Erkenntnisse dazu
dargestellt. Ein Beitrag über amerikanischer Studien zeigt auf, dass mittel- und langfristig dann positive Effekte
früher Sprachförderung zu erwarten sind, wenn die Unterstützung breit angelegt im Alltag integriert (global) und
gleichzeitig intensiv (sprach-spezifisch) erfolgt. Die Metaanalyse weist auch darauf hin, dass die Charakterisierung der Zielgruppe der Programme oft zu schwammig ist, um Effekte sinnvoll interpretieren oder gar vergleichen zu können. So sagt etwa die Bezeichnung „sozial benachteiligte Familie“ noch wenig darüber aus, welche
Anregungen ein Kind tatsächlich durch seine Familie erhält und welche nicht. Eine zweite Studie zeigt, dass ein
gezieltes Training sprachlicher Fähigkeiten einer nicht standardisierten Förderung nicht überlegen ist. Wichtig
scheint jedoch zu sein, dass die Kinder bei Bedarf früh – vor dem dritten Lebensjahr – beim Erwerb sprachlicher
Kompetenzen unterstützt werden. Eine dritte Studie zeigt, dass v.a. Kinder mit tiefen Ausgangswerten von einem
gezielten Training ihres phonologischen Bewusstseins profitieren und den anfänglich festgestellten Rückstand
27
Isler, D. (2012a). Situierte Sprachförderung in Alltagsgesprächen. 4bis8 Nr. 8/2012, S. 38–39.
Isler, D. (2012b). Frühe Sprachbildung lokal entwickeln. Schweizer Gemeinde Nr. 6/2012, S. 26–27.
28
http://psycontent.metapress.com/content/t316892v7887/?p=dd595312cffa4b70943f67af1e559876&pi=0
Kruger, S. et al. (2012). Kompensatorische Sprachförderung. Was lässt sich aus US-amerikanischen Projekten lernen? Frühe Bildung, 1, 181
-193.
Sachse, S. et al. (2012). Evaluation einer Sprachfördermassnahme für Vorschulkinder. Frühe Bildung, 1, 194 -201.
Jäger, D. et al. (2012). Kompensatorische Förderung am Beispiel eines vorschulischen Trainings der phonologischen Bewusstheit. Frühe
Bildung, 1, 202-209.
22
aufholen können. In dieser Risikogruppe spielt der Umstand, ob es sich um Kinder aus Familien mit oder ohne
Migrationshintergrund handelt keine Rolle.
3.7.4 Hausbesuchsprogramme zur Stärkung elterlicher Kompetenzen
Zur Wirkung von Hausbesuchsprogrammen zur frühen Stärkung elterlicher Erziehungskompetenz liegen mittlerweile auch Berichte vor, die im Vorfeld und im Rahmen von Projekten in der Schweiz erarbeitet worden sind.
So wurde zur Prüfung der Einführung eines Elternprogramms im Rahmen des Projekts „Zeppelin“ eine ausführliche Recherche gemacht und analysiert29.
Auch wenn im genannten Arbeitspapier das Programm Parents as Teachers PAT im Fokus steht, werden darin
grundlegende Erkenntnisse zur Wirkung von Hausbesuchsprogrammen mit entsprechenden Literaturhinweisen
dargestellt. Die wichtigsten Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:





Hausbesuchsprogramme wie PAT oder ähnliche Elternbildungsprogramme zeigen moderate, positive Effekte, insbesondere für den elterlichen Wissenszuwachs, den frühen Spracherwerb und frühe literale Fähigkeiten betreffend.
Effekte, die auf ein bestimmtes Programm zurückgeführt werden können, verflüchtigen sich im Laufe der
Zeit.
Die Gestaltung und Begleitung von Übergängen, beispielsweise vom Programm in die Kita oder in die
Schule, muss eine besondere Beachtung erfahren.
Um bei Risikofamilien robuste Effekte zu erzielen, sind aufeinander abgestimmte Massnahmen nötig.
Die Effekte von Hausbesuchsprogrammen zur Stärkung elterlicher Kompetenzen und die Effekte einer
qualitativ guten familienergänzender Betreuung verstärken sich.
Diese Erkenntnisse stimmen weitgehend mit internationalen und schweizerischen Evaluationsergebnissen zum
Programm schritt:weise30 überein. Es handelt sich dabei um ein Hausbesuchsprogramm, in dem Laien, gecoacht
von einer professionellen Person, Eltern aus sozial benachteiligten Familien im entwicklungsadäquaten Umgang
mit dem Kleinkind anleiten. Parallel dazu werden Gruppentreffen angeboten. Die Evaluationsergebnisse zeigen,
dass die Kinder und die Eltern von der Unterstützung profitieren. Dies zeigt sich in einer bewussteren Gestaltung
des kindlichen Alltags seitens der Eltern und in einer erfreulich guten Entwicklung der meisten Kinder. Allerdings scheint die Frage der Nachhaltigkeit auch beim Programm schritt:weise stark davon abzuhängen, ob es
gelingt, Brücken in Folgeangebote zu bauen. Zum Nutzen des Programms im Hinblick auf spezifische elterliche
Kompetenzen liegen bislang noch keine Ergebnisse vor.
Zur Frage des Return of Investment von Hausbesuchsprogrammen gibt es ebenfalls beeindruckende Ergebnisse.
In einer wegweisenden Untersuchung31 eines aufsuchenden Unterstützungsprogramms von Müttern mit hoher
Risikobelastung ab der Schwangerschaft konnte nachgewiesen werden, dass sich der hohe personelle Aufwand
im Hinblick auf die inhaltliche Wirkung und künftige finanzielle Ersparnisse lohnt. Die Weiterbildung und Supervision des Teams sowie Verbesserungen des Programms aufgrund von Praxiserfahrungen erwiesen sich als
wichtig. Als kritischer Faktor kann die Fähigkeit der eingesetzten Public Health Fachpersonen gelten, ein standardisiertes, evidenzbasiertes Programm angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Mutter-Kind-Paare umzusetzen. Es zeigt sich, dass eine hohe fachliche Expertise und die Fähigkeit zu einer niederschwelligen Arbeitsweise wichtig sind.
Neuhauser, A. (2010). Forschungsüberblick zum Hausbesuchsprogramm PAT – Mit Eltern Lernen (PAT) unter besonderer
Berücksichtigung von Familien in psychosozialen Risikokonstellationen. Zürich: Hochschule für Heilpädagogik, unveröff. Arbeitspapier.
http://www.zeppelin-hfh.ch/webautor-data/29/4ZEP_FO-PAT.pdf
30
http://www.a-primo.ch/cms/de/angebote/evaluation.html
31
Olds, D, (2006). The nurse-family partnerschip: An evidence based preventive intervention. Infant Mental Health Jourmal, 27, 5-25.
29
23
Die Auseinandersetzung mit Hausbesuchsprogrammen zur Stärkung der Kompetenzen von Eltern in Risikofamilien führt auch zur Frage, wie sich die Kompetenzen der unterstützenden Personen auswirken und welche Anforderungen an die Professionalität diesbezüglich zu stellen sind. So arbeiten Programme wie schritt:weise mit
Semiprofessionellen, die eine Fortbildung erhalten und von Fachpersonen gecoacht werden, während das Programm PAT, das im Projekt Zeppelin zum Einsatz kommt, mit Fachpersonen arbeitet, die zusätzlich weitergebildet werden. In einer Studie32 wurden drei hoch belastete Gruppen von Müttern mit Kleinkindern verglichen:
die eine Gruppe wurde nicht speziell unterstützt, die zweite und die dritte wurden in den ersten beiden Jahren
nach der Geburt eines Kindes entweder von Semiprofessionellen oder von spezialisierten Gesundheitsfachpersonen unterstützt. Es zeigte sich, dass die Begleitung durch Semiprofessionelle und durch Gesundheitsspezialistinnen je andere positive Wirkungen zeigten. Während die Semiprofessionellen die Frauen eher in der alltäglichen
Lebensbewältigung unterstützen konnten, vermochten die Expertinnen das Gesundheitsverhalten und die Familienplanung der Frauen zu beeinflussen, was mit positives Wirkungen auf die Entwicklung der Kinder einherging.
32
Olds, D. et al. (2004). Effects of home visits by paraprofessionals and by nurses: Age 4 follow-up results of a randomized trial, Pediatrics,
114, 1560-1568.
24
4 Ist-Zustand der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
Die Beschreibung des Ist-Zustandes der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung entlang von fünf
Perspektiven aufgebaut.





Perspektive 1: Ausgangslage und Kontext
Perspektive 2: Angebote und Leistungen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
Perspektive 3: Koordination, Kooperation und Vernetzung
Perspektive 4: Qualitätssicherung – Evaluation
Perspektive 5: Nachhaltige Sicherung der Leistungen
Jede Perspektive ist in mehrere Aspekte gegliedert. Abschliessend findet sich zu jeder Perspektive ein Resümee.
Die Bearbeitung der Aspekte durch die Gemeinde erfolgt entlang von Leitfragen, welche die anvisierten Inhalte
konkretisieren. Die Leitfragen sind rot und fett in den Musterbericht eingefügt. Dazu sind ebenfalls in rot zusätzliche und ergänzende Fragen aufgeführt. Alle Fragen, Erläuterungen und Hinweise (violett) dienen der Bearbeitung des Kapitels und sollen nach der Beantwortung gelöscht werden. Die Fragen sollen entsprechend den Bedürfnissen und Möglichkeiten der einzelnen Gemeinde beantwortet werden.
Für das systematische Sammeln von Informationen stehen Tabellen zur Verfügung. Dahinter steht die Idee, der
Gemeinde Werkzeuge in die Hand zu geben, um sich bewusst mit möglichst vielen Facetten einer umfassenden
frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung gemäss dem Modell Primokiz auseinander zu setzen. Es wird
nicht davon ausgegangen, dass eine Gemeinde die Tabellen vollständig ausfüllen muss oder kann. Die Tabellen
sollen so ausgewählt und eingesetzt werden, dass sie für den Erhebungsprozess der Gemeinde nützlich sind.
Die Tabellen zur Situationsanalyse Primokiz stehen in einer separaten Excel-Datei zur Verfügung und sind nicht
Bestandteil des vorliegenden Berichts zur Situationsanalyse, sondern die Grundlage für die Erstellung.
Das Erstellen einer vollständigen Angebotsliste der Gemeinde ist der erste Schritt beim Erfassen des Ist-Zustandes der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung und ist auf jeden Fall sinnvoll. Diese Liste bildet
die Grundlage für die Erhebung des Ist-Zustandes. Erklärungen zur Angebotsliste befinden sind in Anhang 1.
4.1 Kontext
Der Kontext beschreibt die Rahmenbedingungen in einer Gemeinde, innerhalb derer die kommunale frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung geplant werden kann. Zu diesen Rahmenbedingungen gehören insbesondere die folgenden Aspekte:
-
-
Die politischen und administrativen Strukturen einer Stadt oder Gemeinde, die über die Gestaltung der
frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung zu entscheiden haben;
die Beschreibung der demographischen Besonderheiten der Stadt oder Gemeinde, wie z.B. die Bevölkerungszusammensetzung, sofern sie einen Einfluss auf die Gestaltung der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung hat;
die kommunalen und kantonalen Rechtsgrundlagen, die in diesem Bereich neben den nationalen Grundlagen zu berücksichtigen sind.
25
4.1.1 Kommunale und Kantonale Verantwortungs- und Entscheidungsträger
Welches sind die kommunalen Verantwortungs - und Entscheidungsträger sowie die relevanten Gremien für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung im Sinne der tragenden Säulen und Ebenen des Modells Primokiz?
Zur Beantwortung dieser Frage kann die Tabelle „1.1. Die kommunalen Verantwortungs- und Entscheidungsträger der FBBE“ ausgefüllt und beigezogen werden.
Im Modell Primokiz sind die tragenden Säulen das Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsystem sowie die tragenden Ebenen die Leistungen für alle Kinder und Eltern, für bestimmte Kinder und Eltern sowie für einzelne Kinder und Familien. Es gilt also die wichtigsten Entscheidungsträger in diesen Bereichen zu identifizieren, wie
z.B.:
Gemeinde
wichtige Verwaltungseinheiten, Stellen (in den Bereichen Bildung, Soziales und Gesundheit)
für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung verantwortliche Koordinationsstelle
für Integration, Familie(n), Raumplanung und Stadtentwicklung Verantwortliche
Exekutive, Legislative
Ort für kommunalpolitische Entscheide bezüglich FBBE
Region / gemeindeübergreifend
wichtige Gremien
relevante Instanzen, Akteure aktueller politischer Geschäfte
Kanton
wichtige Verwaltungseinheiten, Stellen
Bildungswesen, Sozialwesen, Gesundheitswesen (als tragende Säulen im Modell Primokiz)
zuständige Stellen für Integration, für Familien, für Gesetze/Bestimmungen
relevante Instanzen, Akteure aktueller politischer Geschäfte
4.1.2 Datenlage zur Demografie
Auf welche demografische Daten, Erhebungen und Kennzahlen stützt sich die Gemeinde bei
ihrem Engagement für den Frühbereich?
Zur Beantwortung dieser Frage kann die Tabelle „1.2. Relevante Daten für die quantitative Angebotsplanung“
ausgefüllt und beigezogen werden. Es wird empfohlen, einen Teil der statistischen Daten im Bericht darzustellen, zum Beispiel wie viele Kinder pro Jahr geboren werden, wie viele Kinder pro Altersklasse (0-2 Jahre, 3-4
Jahre, 5-6 Jahre, Schulkinder), wie viele Einelternfamilien und wie viele Familien mit Migrationshintergrund in
der Gemeinde leben.
Falls Erhebungen zur Nachfrage nach Angeboten (z.B. Wartelisten) oder zur Nutzung der Angebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (Zielgruppen, Häufigkeit der Nutzung, etc.) vorhanden sind, kann
es Sinn machen, die wichtigsten Erkenntnisse abzubilden.
Dies gilt auch für den Fall, dass bestimmte Kennzahlen zur frühkindlichen Bildung Betreuung und Erziehung
vorhanden sind.
26
4.1.3 Rechtliche Grundlagen, Richtlinien und Bestimmungen
Auf welche gesetzlichen Grundlagen und Bestimmungen stützt sich die Gemeinde im Frühbereich?
Sind gesetzliche Änderungen geplant?
Im Kapitel 2 wurden die Rechtsgrundlagen bereits umfassend aufgeführt. Falls dort bereits ein Bezug zur Gemeinde hergestellt wurde, kann dieser hier übernommen werden. Die für die Gemeinde wichtigsten Bestimmungen sollen hier dargestellt werden und in das Resümee einfliessen.
4.1.4 Resümee: Aktueller Kontext der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
Diese Zusammenfassung wird am Schluss in die Zusammenfassung (Management Summary) des ganzen Berichts
zur Situationsanalyse eingefügt. Dieses Resümee sollte sehr knapp verfasst sein und nur die wichtigsten Informationen enthalten.
4.2 Umfassende frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung
In diesem Teil werden die Basisinformationen für die kommunale Steuerung der einzelnen Angebote zusammengestellt. Zur Beantwortung der Fragen zur Perspektive „Umfassende frühkindliche Bildung, Betreuung und
Erziehung“ sollen die zur Verfügung gestellten Tabellen 2.1 bis 2.4 genutzt werden. Auf jeden Fall soll die
Gemeinde
-
eine vollständige Liste der Angebote gemäss Tabelle 2.1. ausfüllen und
alle vorhandenen Angebote im Anhang 1 dieses Berichts auflisten.
4.2.1 Angebote und ihre Leistungen
Zum Unterschied zwischen Angebot und Leistung: Das Angebot Mütterberatung z.B. kann ganz unterschiedliche
Leistungen beinhalten, wie Hausbesuche, institutionelle Beratung, Telefonberatung, Elterncafé.
Welche Leistungen bestehen für die verschiedenen Altersgruppen und begleitend zur Biografie?
Vertikale Kohärenz: Wie werden Übergänge gestaltet und begleitet?
Wie werden indizierte Fördermassnahmen weitergeführt?
Wie sieht die Übersetzung und Begleitung zwischen den Angeboten bei Bedarf aus?
Wie werden die Familien bei den beiden wichtigen Übergängen „rund um die Geburt“ und „Brücke
zur Schuleingangsstufe“ begleitet?
Horizontale Kohärenz: Wie ergänzen sich die Angebote für dieselbe Altersgruppe inhaltlich?
Wie sieht das Schnittstellenmanagement aus?
Wie werden Synergien genutzt?
Transversale Felder:( Mit transversalen Feldern sind kommunale und regionale Aufgaben gemeint, die sowohl das Bildungs- als auch das Gesundheits- oder das Sozialwesen betreffen und für den Frühbereich ausgesprochen relevant sind.)
Werden mit dem bestehenden Leistungsangebot alle Zielgruppen erreicht?
27
-
Bei welchen Einwohnerinnen und Einwohner gelingt die Integration / gelingt sie nicht?
Welche Aktivitäten bestehen in der Gemeinde, um diese familienfreundlich zu gestalten?
Wie berücksichtigen die Raumplanung und die Quartier- und Stadtentwicklung die Bedürfnisse von
Kindern und Familien?
Mit welchen Mitteln unterstützt die Gemeinde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Was bedeutet in der Gemeinde Familien und Generationenpolitik? Welche Massnahmen bestehen?
Welche gut etablierte n und bewährten Angebote könnten durch gezielte Ergänzungen oder
Erweiterungen Versorgungslücken schliessen?
Bewährte und gut etablierte Angebote können durch gezielte Ergänzungen des Leistungsangebots oder durch
Kapazitätserweiterungen genutzt werden, um quantitative und inhaltliche Versorgungslücken zu schliessen und
Synergien zu nutzen. Die ursprünglichen Angebote werden damit zu „Kristallisationspunkten“ für die Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung.
An wen richten sich die Leistungen? Sind sie bedarfsgerecht?
-
Welche Bedarfsanalysen wurden bisher gemacht? (Tabelle „1.2. Relevante Daten für die quantitative
Angebotsplanung“) Zu welchen Resultaten haben sie geführt?
Über welche zielgruppenspezifischen Angebote/Leistungen verfügt die Gemeinde? Welche Zielgruppen stehen dabei im Zentrum?
Wie ist das Verhältnis zwischen universeller Prävention und den zielgruppenspezifischen
Angeboten?
Die tragenden Ebenen einer umfassenden frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung umfassen die universelle Prävention mit förderlichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen für alle Kinder und Familien, die
selektive Prävention, d.h. Angebote und Massnahmen für bestimmte Gruppen von Kindern und Familien sowie
die indizierte Prävention und Intervention , d.h. Angebote und Massnahmen für einzelne Kinder und Familien.
Bei der selektiven Prävention und der indizierten Prävention und Intervention handelt es sich um zielgruppenspezifische Angebote.
-
Mit welchen Mitteln wird für eine ausgeglichene soziale Durchmischung der Kindergruppen innerhalb der Angebote gesorgt? (Vor allem benachteiligte Kinder profitieren von einer ausgewogenen
Durchmischung der Gruppen.)
4.2.2 Nutzungspfade
Der Nutzungspfad zeigt auf, ob und wie die Eltern mit welchen Angeboten in Kontakt kommen und wie sie zu
weiteren Angeboten gelangen bzw. geführt werden.
Für die Beantwortung der folgenden Fragen liefern die Tabelle „1.2. Relevante Daten für die quantitative Angebotsplanung“ und Tabelle „2.3. Die Angebote, ihre Leistungen und Ort der Leistungserbringung“ die nötigen
Daten.
Von wem werden welche Angebote genutzt?
-
Welche Zielgruppen werden wie erreicht?
Wie sehen die Nutzungspfade aus der Sicht und Erfahrung von Eltern aus?
28
-
-
Wie ist die Zugänglichkeit zu bestehenden Angeboten unter Berücksichtigung der verschiedenen familiären Bedürfnisse?
(Information, Vermittlung (von Plätzen etc.), Öffnungszeiten, Angebotstypen und –formen, Preispolitik)
Welche gezielten Massnahmen für die Erreichung der Zielgruppen bestehen?
(Direkte Kontaktaufnahme, Zusammenarbeit mit Schlüsselpersonen etc.)
Wo werden die Leistungen erbracht?
-
Aufsuchend, institutionsbasiert, im öffentlichen Raum?
Wo werden verschiedene Angebote der FBBE unter demselben Dach angeboten? Welche wären für
eine Erweiterung zu einem „Ort der FBBE“ geeignet?
(Familienzentrum oder ergänzte Grundangebote (z.B. Kita mit Elterntreff; Mütter-, Väterberatung mit
Chrabbelgruppe) etc.)
4.2.3 Partizipation der Akteure
Wie werden die verschiedenen Akteure der FBBE (Zielgruppen, Fachpersonen, Trägerschaften, politischen Verantwortungsträger) in Aufbau und Gestaltung von Angeboten einbezogen?
-
Welche Ansprechpersonen für die Eltern gibt es in der Gemeinde?
(z.B. Anlaufstelle für initiative Eltern)
4.2.4 Resümee: Ist-Zustand der Leistungen im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
Mittels der unten aufgeführten Tabellen können Übersichten und Zusammenfassungen erstellt werden.
Zum Bearbeiten der linken Spalten „Leistungstyp“ wird jeweils die verdichtete, von der Gemeinde erarbeitete
Angebotsliste (Anhang 1) verwendet. Mit Hilfe der Tabelle 2.3 gelingt die „Übersetzung“ der bestehenden Angebote in einzelnen Leistungen, welche zu den „Leistungstypen“, wie sie in den unten stehenden Tabellen aufgeführt sind, verdichtet werden können. Die Informationen zu den einzelnen Zielgruppen können mit der Tabelle
2.2 erhoben werden.“
Die Tabellen sprechen nicht für sich selber und sollten im Text beschrieben und kommentiert werden.
Der Begriff “Präventionsebene” bezieht sich auf das Modell Primokiz und bezeichnet die Prävention von der
Verhältnisprävention (für alle Kinder) bis zum Kindesschutz im Einzelfall.
Tabelle „Leistungstypen pro Präventionsebene“
Präventionsebene
Leistungstypen
Unterstützung frühkindlicher Entwicklungsprozesse
- Fokus Bildungsprozesse
- Fokus Gesundheitsförderung
Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz
Begegnungsorte
alle Kinder
bestimmte Gruppen von Familien
und Kinder
indizierte
Prävention
29
Tabelle "Leistungstypen pro Altersgruppe der Kinder"
Alter der Kinder
Schwangerschaft
Leistungstypen
„rund um
die Geburt“
1. u. 2.
Lebensjahr
3. u. 4.
Lebensjahr
5. u. 6.
Lebensjahr
Schulkind
Unterstützung frühkindlicher Entwicklungsprozesse
- Fokus Bildungsprozesse
- Fokus Gesundheitsförderung
Stärkung der elterlichen
Erziehungskompetenz
Begegnungsorte
Tabelle "Leistungstypen pro Ort der Leistungserbringung"
Ort der Leistungserbringung
Leistungstypen
Unterstützung frühkindlicher Entwicklungsprozesse
- Fokus Bildungsprozesse
- Fokus Gesundheitsförderung
Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz
Begegnungsorte
aufsuchend
institutionsbasiert
im öffentlichen
Raum
„Ort der FBBE“
30
Tabelle "Versorgungslandschaft"
Mit dieser Beispieltabelle "Versorgungslandschaft" können die folgenden Fragen beantwortet werden:
-
Wo befinden sich die Felder der grössten Aktivitäten?
Wo zeigt das Bild Lücken?
Dazu sollten in jedem Feld der Tabelle die Intensität der Aktivitäten eingefügt werden:
-
+++ hohe Aktivität
++ mittlere Aktivität
+
bescheidene Aktivität
Alter der Schwanger- „rund um
die Geburt“
Kinder schaft
1. u. 2.
3. u. 4.
5. u. 6.
Schulkind
Lebensjahr Lebensjahr Lebensjahr
Präventionsebene
Alle Kinder
Bestimmte Gruppen von Kindern
Gruppe X 1
Gruppe X 2
Gruppe …..
Indizierte Prävention für bestimmte
Kinder
Indizierte Prävention für Y 1
Indizierte Prävention für Y 2
Indizierte Prävention für …..
4.3 Kooperation und Vernetzung
4.3.1 Strategische Entscheidungsprozesse für eine integrierte kommunale Politik der frühen
Kindheit
Für die Beantwortung der folgenden Fragen liefert die „Tabelle 1.1: Die kommunalen Verantwortungs- und
Entscheidungsträger der FBBE“ und das Kapitel 2 über die Rechtsgrundlagen die nötigen Daten.
Wo werden die kommunalpolitischen Entscheide für die FBBE gefällt? Wer wird im Vorfeld
einbezogen bzw. konsu ltiert?
-
politische Ebene
Verwaltungsebene (Person(en) / Gremien)
Institutionen
Private Träger
Fachpersonen
Familien / Eltern / Kinder (Nutzer)
Wer sind die relevanten Akteure für die Weiterentwicklung der FBBE?
31
-
Wie können wissenschaftlich-fachliche Aspekte in den Entscheidungsprozess einfliessen?
Fokus Qualitätssicherung und -entwicklung
Wie fliessen Anliegen und Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen in den Entscheidungsprozess
ein?
Fokus bedarfsgerechte und zielgruppenspezifische Angebote
Wie sind die Verantwortlichkeiten in der kommunalen Verwaltung geregelt?
-
thematische Verantwortung
übergreifend
4.3.2 Koordination auf strategisch-organisatorischer Ebene
Dank Koordination können Synergien genutzt, die Effizienz gesteigert und Doppelkapazitäten vermieden werden.
Für die Beantwortung der folgenden Fragen liefern die Tabellen 3.1 und 3.2 die nötigen Daten. Für die Analyse
der aktuellen Situation ist die Tabelle 4.1 konzipiert.
Wer sind die koordinierenden Instanzen der FBBE?
-
Wer sorgt für die Koordination mit den Aktivitäten von Bund und Kanton?
Wer stellt die Orientierung an kantonalen Vorgaben sicher?
Wer ist für die regionale und überregionale Koordination (Gemeindeverbund, Städteinitiative) zuständig?
Wie ist die verwaltungsinterne Koordination organisiert?
Wer sorgt für die Koordination unter den Anbietern und von diesen mit der Gemeinde?
Welches sind die für die FBBE relevanten Stellen im Kanton und beim Bund?
Welche Kontakte bzw. Arten der Zusammenarbeit bestehen zu diesen Stellen?
Bei welchen Angeboten / Projekten der FBBE sind der Kanton oder Bund (finanziell) beteiligt?
Wie arbeiten die von der FBBE betroffenen kommunalen politischen Departemente zusammen?
Wie arbeiten die von der FBBE betroffenen Abteilungen der städtischen Verwaltung zusammen?
Welche Aufgaben und Kompetenzen hat die Fach - bzw. Projektstelle der FBBE zu folgenden
Themen?
-
fachliche Arbeit: qualitative und quantitative Weiterentwicklung der FBBE (Integrale
Konzepte)
Koordination und Steuerung der Aktivitäten der Anbieter der FBBE
Vernetzung der Akteure der FBBE
Information der Zielgruppen und der Öffentlichkeit
zu weiteren Aufgaben und Kompetenzen
-
Welche Ansprechpersonen und Gefässe der städtischen Verwaltung stehen der Fachstelle FBBE zur
Verfügung?
Steuergruppe, Fachbeirat etc.
Welche Möglichkeiten der Angebotssteuerung nutzt die Gemeinde?
32
Für die Beantwortung der folgenden Fragen sind in der „Tabelle 2.1: Bestehende Angebote und ihre strukturellen Merkmale "Inventar" die nötigen Daten zusammengestellt.
-
Aufsicht
Finanzierung, Subventionen
Leistungsvereinbarungen
4.3.3 Vernetzung und Zusammenarbeit
Dank einem funktionierenden Netzwerk (Angebotsebene verbunden mit organisatorischer und strategischer
Ebene) können sowohl Kompetenzen gebündelt und die Familien optimale begleitet werden als auch die gezielte
Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung von Angeboten und Leistungen erfolgen.
Für die Beantwortung der folgenden Fragen liefern die „Tabelle 3.1 Zugehörigkeit der Akteure“ und „Tabelle
3.2 Die Akteure und ihre Rolle“ die nötigen Daten. Die verschiedenen Formen der Vernetzung können mit der
„Tabelle 4.2 Vernetzung: Wie sind die zurzeit relevanten Akteure der FBBE miteinander vernetzt?“ sichtbar
gemacht werden.
Wer sind die für die FBBE relevanten Akteure und welche Roll e haben sie?
-
Politik und Verwaltung
öffentliche und private Institutionen (z.B. Kirche, Spitäler, Schulen, Stiftungen, Fachverbände, Ausländervereine)
private Träger und Fachpersonal der Angebote
Eltern, Kinder
Welche Netzwerke bestehen?
-
zwischen verschiedenen Anbietern
zwischen den Anbietern und der Verwaltung
zu bestimmten Themen / Aspekten der FBBE
-
Welche Gefässe stehen für die Vernetzung zur Verfügung?
Fachaustausch und Arbeitsgruppen (mono- und interdisziplinär), Foren (mono- und interdisziplinär)
Wie werden diese Gefässe genutzt?
Von wem werden sie genutzt? Wie regelmässig werden sie genutzt? Welche Themen werden behandelt?
Welche Formen der Zusammenarbeit sind etabliert?
-
Ist die alltägliche Zusammenarbeit gemäss bestimmten Abläufen geregelt?
Wie läuft die Zusammenarbeit bei Einzelfällen?
4.3.4 Resümee: Ist-Zustand der Kooperation und Vernetzung
Diese Zusammenfassung wird am Schluss in die Zusammenfassung (Management Summary) des ganzen Berichts
zur Situationsanalyse eingefügt. Dieses Resümee sollte sehr knapp verfasst sein und nur die wichtigsten Informationen enthalten.
33
4.4 Qualitätssicherung – Evaluation
4.4.1 Gemeinsame Orientierung – Basis für die Qualitätsentwicklung
In welcher Hinsicht ist eine gemeinsame Orientierung entsprechend dem Modell Primokiz
bereits vorhanden und von wem wird sie mitgetragen?
-
-
Präventionsebenen (Prävention von der Verhältnisprävention für alle Kinder bis zum Kindesschutz
im Einzelfall)
tragende Säulen (Bildung, Soziales, Gesundheit)
Zusammenwirken (horizontale und vertikale Kohärenz)
Welche Definitionen und Grundlagen sind den Beteiligten bekannt?
Welche gemeinsamen Ansprüche und Zielvorstellungen für die Ausgestaltung der Angebote der FBBE
und deren Zusammenwirken sind formuliert? z.B. zur Grundversorgung für alle Kinder und Familien,
die Versorgung bestimmter Gruppen von Kindern und Familien etc.
Wer wurde in diese Diskussionen mit einbezogen?
Welche Akteure wurden einbezogen? Welche partizipativen Prozesse haben stattgefunden?
Welche Grundlagen bilden den Rahmen dafür?
Für die Beantwortung dieser Fragen können Informationen aus dem Kapitel 3 „Fachliche Grundlagen zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung“ beigezogen werden.
-
rechtliche Grundlagen (Auftrag)
fachliche Grundlagen (Rahmenpläne, Orientierungsrahmen, Verbandsrichtlinien)
wissenschaftliche Grundlagen (Studien)
kantonale Grundlagen (Konzepte, Vorgaben und Rahmenbedingungen)
4.4.2 Weiterentwicklung einer umfassenden frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
Mit welchen Mitteln (Gefässe, Massnahmen) entwickelt sich die FBBE?
-
Präventionsebenen (Prävention von der Verhältnisprävention für alle Kinde) bis zum Kindesschutz
im Einzelfall)
tragende Säulen (Bildung, Soziales, Gesundheit)
Zusammenwirken (horizontale und vertikale Kohärenz)
Mit welchen Mitteln wird die Wirksamkeit der bestehender Leistungen und deren Zusammenwirken
überprüft?
Wie wird die Fachlichkeit garantiert?
z.B. Einbezug von Experten oder Fachkommissionen
Wie wird die beste verfügbare Forschungsevidenz in den Entscheidungsprozess mit einbezogen?
Wie wird das gemeinsame Verständnis von FBBE weiterentwickelt?
34
Wer kümmert sich um die Qualitätssicherung ?
Eine Zusammenstellung der verantwortlichen Instanzen liefert die „Tabelle 2.1 Bestehende Angebote und ihre
strukturellen Merkmale "Inventar" auf Angebotsebene und die „Tabelle 3.2 Die Akteure und ihre Rolle“ auf der
Ebene der Akteure.
Wer wird in die Weiterentwicklung wie einbezogen?
-
Welche Akteure werden einbezogen?
Welche partizipativen Prozesse sind geplant?
4.4.3 Qualitätssicherung durch die Gemeinde
Nützliche Informationen zur Beantwortung der Fragen finden sich in Kapitel 2 zu den Rechtsgrundlagen und
„Tabelle 2.1: Bestehende Angebote und ihre strukturellen Merkmale "Inventar".
Wie stellt die Gemeinde die Qualität ihrer eigenen Angebote sicher?
Wie fordert die Gemeinde die Qualitätssicherung der privaten Angebote ein?
-
Mit welchen Mitteln kann die Gemeinde auf die Qualität der privaten Angebote Einfluss nehmen?
z.B. Bewilligung, Subventionierung, Leistungsvereinbarungen etc.
Nach welchen Qualitätsvorgaben richten sich die Träger der Angebote?
z.B. kantonale Rahmenbedingungen, Richtlinien von Verbänden, eigene Vorgaben etc.
4.4.4 Professionalisierung und Qualifizierung der Mitarbeitenden
Eine Übersicht über die betroffenen Professionen kann mit der „Tabelle 2.4 Angebote und die Leistungen erbringenden Fachpersonen“ erstellt werden.
Wie wird an der Entwicklung und Etablierung eines gemeinsamen pädagogischen Verständnisses gearbeitet?
Wie und durch wen wird die Weiterentwicklung der interdisziplinären Zusammenarbeit im
Frühbereich koordiniert?
-
Welche Mittel und Ressourcen stehen den Leistungserbringern für ihre Weiterbildung zur Verfügung?
Welche Gefässe stehen den Mitarbeitenden der verschiedenen Angebote und Leistungen für die Weiterentwicklung der interdisziplinären Zusammenarbeit zur Verfügung?
4.4.5 Resümee: Ist-Zustand der Qualitätssicherung und Evaluation
Diese Zusammenfassung wird am Schluss in die Zusammenfassung (Management Summary) des ganzen Berichts
zur Situationsanalyse eingefügt. Dieses Resümee sollte sehr knapp verfasst sein und nur die wichtigsten Informationen enthalten.
35
4.5 Nachhaltige Sicherung der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
4.5.1 Gesellschaftliche und politische Verankerung
Grundlagen für die Beteiligung im Programm Primokiz und die Sicherung und Weiterentwicklung der FBBE
Worauf stützt sich das heutige Engagement der Gemeinde für den Frühbereich?
-
politische Entscheide
Aufträge der Verwaltung
Legislaturziele
Von wem ging die Initiative für die Konzipierung einer umfassenden FBBE aus?
4.5.2 Personal
Welche Personalressourcen stellt die Gemeinde für den Frühbereich bereit
innerhalb der Verwaltung für Planung und Koordination der FBBE?
für die Leistungserbringung innerhalb der Angebote der FBBE?
Verfügen die Leistungserbringer über ausreichende personelle Ressourcen?
4.5.3 Resümee: Nachhaltige Sicherung der frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung
Diese Zusammenfassung wird am Schluss in die Zusammenfassung (Management Summary) des ganzen Berichts
zur Situationsanalyse eingefügt. Dieses Resümee sollte sehr knapp verfasst sein und nur die wichtigsten Informationen enthalten.
5 Finanzierung
Grundlage für dieses Kapitel ist die „Tabelle 2.5 Bestehende Angebote und ihre Finanzierung“. Die Tabelle
umfasst nur die Angebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung, die angrenzenden Angebote
sind nicht aufgeführt, da der Anteil ihrer Finanzierung, der eindeutig den Frühbereich betrifft, kaum eindeutig
abgegrenzt werden kann.
Zusätzliche Angaben können der „Tabelle 2.1: Bestehende Angebote und ihre strukturellen Merkmale "Inventar"
und der „Tabelle 3.2 Die Akteure und ihre Rolle“ (finanzielle Beiträge der Akteure) entnommen werden.
Was kosten die heutigen Leistungen pro Leistungstyp?
Eine Auflistung der Kosten für jedes einzelne Angebot macht in diesem Rahmen keinen Sinn. Besser ist es, die
kommunale Angebotsliste zu einem Gesamtbild von Leistungstypen zu verdichten (vgl. Kapitel 4.2.4 Resümee:
Ist-Zustand der Leistungen im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung).
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Bei den Kosten der Leistungen sind wenn möglich alle Kosten einzubeziehen, also nicht nur die Kosten für die
Benutzung der Angebote durch das Kind oder die Familie, sondern alle Kosten, einschliesslich der Kosten für
den Aufbau der Angebote, die Qualitätssicherung und die Aufsicht über die Leistungen.
Durch wen werden die heutigen Leistungen finanziert?
-
Wie verteilen sich die finanziellen Beiträge auf die Akteure (insbesondere Bund, Kanton, Gemeinde, Eltern, Private Organisationen)?
Wie berechnen sich die Elternbeiträge? Für welche Zielgruppen sind sie erschwinglich?
Wie gross ist der Anteil der Elternbeiträge an den Gesamtkosten?
Mit welchen Systemen werden die heutigen Leistungen finanziert (Institutionelle Subventionen, Betreuungsgutscheine etc.)
Mit welchen Anbietern bestehen Leistungsvereinbarungen?
Für welche Leistungen ist die Finanzierung gesichert?
-
Welche Leistungen / Projekte sind befristet?
Warum? Bis wann? Was haben die Befristungen für Auswirkungen?
Welche Teile der heutigen finanziellen Leistungen der Gemeinde sind wiederkehrend verankert, zyklisch zu erneuern oder befristet (bis wann)?
Sind rechtliche Anpassungen geplant, welche Auswirkungen auf das heutige und zukünftige Engagement haben?
Sind Budgetänderungen geplant?
-
Wovon ist eine Budgetanpassung abhängig?
5.1.1 Resümee: Finanzierung
Diese Zusammenfassung wird am Schluss in die Zusammenfassung (Management Summary) des ganzen Berichts
zur Situationsanalyse eingefügt. Dieses Resümee sollte sehr knapp verfasst sein und nur die wichtigsten Informationen enthalten.
6 Darstellung und Reflexion des Erarbeitungsprozesses
Um das Ergebnis der Situationsanalyse nachvollziehen und weiter nutzen zu können, ist es hilfreich, den Erarbeitungsprozess darzustellen und kritisch zu würdigen. Deshalb werden im Folgenden die Projektorganisation,
der Einbezug der verschiedenen Akteure frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung sowie der Erarbeitungsprozess dargestellt.
6.1 Projektorganisation
Wie ist das kommunale Projekt FBBE organisiert? Welche Personen arbeiten mit?
-
Projektleitung
Ev. Projekt-Gruppe
Ev. Projekt-Beirat
Ev. Steuergruppe
Aufträge an Externe?
37
6.2 Erarbeitungsprozess
6.2.1 Schritte der Erarbeitung
Informationen zum Zeitrahmen und zum zeitlichen Ablauf der Erarbeitung der Situationsanalyse
6.2.2 Partizipative Prozesse zur Erarbeitung der Situationsanalyse
Ein partizipativer Prozess bezieht möglichst alle relevanten verwaltungsinternen und –externen Akteure ein. Dies
gilt bereits für die Situationsanalyse, die Wahl der Strategie, die Planung der Schritte, deren Umsetzung und die
Evaluation.
Im diesem Kapitel wird beschrieben, welche Akteure wie in den Prozess der Erarbeitung der Situationsanalyse
eingebunden worden sind.
-
Welche partizipativen Prozesse haben zur Erarbeitung der Situationsanalyse stattgefunden?
Welche Settings wurden gewählt? (Sitzungen, Workshops, Hearings, Befragungen etc.)
Welche Personen / Gruppen haben an den Anlässen teilgenommen?
Wann haben die verschiedenen Aktivitäten stattgefunden?
Wie wurden die Ergebnisse dokumentiert? (Protokolle, Zusammenfassungen, ausgefüllte Tabellen etc.)
Was hat sich bewährt, was weniger?
6.2.3 Inanspruchnahme von Beratung und Coaching
Im Rahmen des Programms Primokiz standen für die Erarbeitung der Situation zum einen ein Beraterpool zur
Verfügung, zum anderen wurden Kontakte mit Referenzstädten ermöglicht. Im Folgenden kann dargestellt werden, welche Beratungs- und Austauschangebote wie genutzt worden sind.
-
Inanspruchnahme von Beratung?
Inanspruchnahme von Referenzstädten?
Was war nützlich, was weniger?
6.2.4 Verwendete Instrumente und Unterlagen
Zur Erarbeitung der Situationsanalyse hat die Jacobs Foundation den Programmgemeinden ein Instrument zur
Verfügung gestellt.
-
Wie wurde das Raster für die Situationsanalyse genutzt oder angepasst?
Welche Tabellen wurden genutzt?
Was war nützlich, was weniger?
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6.2.5 Erarbeitete Unterlagen
6.3 Evaluation und Reflexion des Erarbeitungsprozesses
-
Was lief gut?
Was war schwierig/harzig?
Was hat sich bewährt?
Was hat sich nicht bewährt?
Was ist bei der Erarbeitung des Konzepts zu beachten?
39
Anhang 1: Liste der Angebote der frühkindlichen Bildung
Betreuung und Erziehung
Eine aktuelle, vollständige Angebotsliste der Gemeinde sollte an dieser Stelle als Anhang zum Bericht enthalten
sein. Die Angebotslandschaft der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung der Gemeinden im Programm Primokiz wird entlang einer vorbereiteten Struktur erfasst und dargestellt. Diese ist basierend auf der
Analyse der Referenzstädte im Programm Primokiz und aufgrund weiterer fachlicher Grundlagen entwickelt
worden. Die Struktur umfasst in Übereinstimmung mit dem Modell Primokiz sowohl die tragenden Säulen Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen wie die verschiedenen Ebenen der Prävention. Sie erlaubt es, die individuelle Angebotslandschaft einer Gemeinde abzubilden und diese im Entwicklungsprozess hin zu einer umfassenden und vernetzten frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung innerhalb der Gemeinde und in der Kooperation zwischen Gemeinden zu nutzen.
Die Angebotsliste steht auch in den Tabellen 2.1 bis 2.4. zur Verfügung. Sie wird ausser für die Erfassung der
konkreten Angebote auch für die Erfassung von Merkmalen dieser Angebote verwendet. Im Folgenden sind die
Angebote strukturiert aufgeführt. Dabei ist zum Teil auch erläutert, was mit der Bezeichnung der Angebote gemeint ist.
Die Gemeinde kann entlang der untenstehenden Struktur ihre eigenen Angebote auflisten.
Angebote für Kinder
In der Rubrik „Angebote für Kinder“ werden unter den folgenden Gruppen die konkreten Angebote für Kinder
von 0-6 Jahren erfasst. Charakteristisch für diese Angebote ist, dass sich die Kinder ohne Eltern am Angebotsort
aufhalten oder sich die Leistung explizit an die Kinder richtet.
-
-
Tagesbetreuung für Kinder von 0-6 Jahren (Kindertagesstätten, Tagesfamilien, Horte)
Spielgruppen: gemeint sind Gruppenangebote für Kinder, die nicht der Tagesbetreuung dienen, sondern
einer festen Gruppe von Kindern während einer bestimmten Zeit pro Woche gemeinsame Erfahrungen
oder spezifische Erfahrungen etwa bezüglich der Entwicklung sprachlicher und literaler Kompetenzen
ermöglichen
Pflegefamilien und Institutionen/Heime für die Betreuung von Kindern von 0-6 Jahren
Pädiatrie, kinderärztliche Versorgung
Kinderspitex
Frühförderung / Früherziehung, Heilpädagogik, Logopädie, inkl. Abklärungsstellen
40
Angebote für Eltern und Kinder
In der Rubrik „Angebote für Eltern und Kinder“ werden unter den folgenden Gruppen die konkreten Angebote
der Gemeinde erfasst, die sich an Eltern und Kinder richten bzw. deren Anliegen und Bedürfnisse einbeziehen.
-
-
-
-
-
-
Öffentliche Spielplätze
Kinder- oder Familienbeauftragte: gemeint sind von der Gemeinde eingesetzte Personen, welche sich
die Kinder- und Familienfreundlichkeit der Gemeinde kümmern und dafür u.a. Anliegen der Zielgruppe
aufnehmen.
Begegnungsorte für Eltern und Kinder im Vorschulalter: gemeint sind z.B. Gemeinschaftszentren, Familien- oder andere, für alle offene Eltern-Kind-Treffpunkte.
Bibliotheken und Ludotheken mit einem spezifischen Angebot für den Frühbereich.
Angebote wie Kinderkleider- oder Spielzeugbörsen, die Familien mit kleinen Kindern materiell entlasten.
Begegnungsorte mit spezifischer fachlicher Begleitung: gemeint sind institutionsbasierte Angebote oder
Angebote im öffentlichen Raum, die ausgehend von Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten die gelingende Entwicklung mit niederschwelliger Beratung unterstützen (z.B. Maison Verte).
Gruppenangebote: gemeint sind Mutter/Vater-Kindgruppen wie z.B. Chrabbelgruppen, Eltern-KindTurnen, PEKiP-Gruppen sowie Eltern-Kind-Angebote, die den Erwerb von sprachlichen und literalen
Kompetenzen unterstützen.
Mütter-/Väterberatung; gemeint sind Beratungsangebote, die ausgehend von der Unterstützung der
Betreuung und Pflege des Säuglings die Eltern bei der Erfüllung ihrer Aufgaben begleiten und bei Bedarf Unterstützung vermitteln. Typischerweise werden dabei aufsuchende Unterstützung und institutionsbasierte Beratung ohne und mit Anmeldung kombiniert.
Erziehungsberatung: gemeint sind Angebote, die Eltern individuell und eventuell unter Einbezug der
Kinder in Erziehungsfragen beraten.
Familienentlastungsangebote: gemeint sind aufsuchende Angebote, die Eltern in der Erfüllung ihrer
Aufgaben entlasten oder einen Elternteil bei Bedarf kurzfristig ersetzen können.
Sozialpädagogische Familienberatung: gemeint sind Angebote, die aufsuchend die Eltern in der Erfüllung ihrer Aufgabe unterstützen und beraten.
Hausbesuchsprogramme: gemeint sind Angebote, die programmbasiert, (teil-)standardisiert und zumindest teilweise aufsuchend die Stärkung elterlicher Erziehungs- oder Beziehungskompetenzen anstreben.
(z.B. schritt:weise, Zeppelin etc.)
Eltern / Kind Therapien: gemeint sind psychotherapeutische/psychologische Angebote, die Eltern-KindDyaden oder -Triaden behandeln.
Angebote für Eltern
In der Rubrik „Angebote für Eltern “ werden unter den folgenden Gruppen die konkreten Angebote erfasst, die
sich an Mütter und Väter und evtl. weitere Betreuungspersonen richten:
-
-
Angebote, welche Informationen zur kindlichen Entwicklung verfügbar machen (z.B. Versand der Pro
Juventute Elternbriefe durch die Gemeinde).
Informationsstelle oder -plattform für Familien mit Vorschulkindern, die z.B. eine Angebotsübersicht
oder einen Veranstaltungskalender verfügbar macht.
Gruppenangebote, die Möglichkeiten zur Begegnung von Eltern oder zur Elternbildung eröffnen, wie
z.B. regionale Elternrunde, Femmes Tische, Anlässe und Kurse zu Erziehungs- und Entwicklungsthemen sowie Gruppenangebote, um den elterlichen Erwerb der Umgebungssprache zu unterstützen.
Angebote “rund um die Geburt”, wie z.B. Geburtshilfe, Geburtsorte, Hebammen, Stillberatung.
41
Angrenzende Angebote
In der Rubrik „Angrenzende Angebote “ werden unter den unten aufgeführten Gruppen alle konkreten Angebote
der Gemeinde erfasst, die zwar nicht direkt zum Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
gehören, aber für eine umfassenden Umgang mit dem Thema wichtig sind. Sie helfen entweder die vertikale
Kohärenz, also die Begleitung im Lebenslauf herzustellen und Übergänge zu gestalten. Oder sie sind, wie die
Sozialhilfe wichtig, um Kinder und Familien ganzheitlich zu begleiten und zu unterstützen.
-
Medizinische Versorgung und Betreuung von Schwangeren (z.B. Gynäkologie, spezifische Beratungsstellen für Familienplanung)
Schuleingangsstufe, Kindergarten, Primarschule
Schulpsychologie, Schulsozialarbeit
Heilpädagogik
Sozialhilfe, gemeint ist die Instanz, die Familien in wirtschaftlichen Notlagen gemäss den Richtlinien
der SKOS finanzielle Unterstützung gewährt.
weitere Angebote
42
Anhang 2: Relevante Akteure
Eine aktuelle, vollständige Liste der Akteure in der Gemeinde sollte an dieser Stelle als Anhang zum Bericht
enthalten sein.
Das Anliegen, der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung besondere Aufmerksamkeit zu schenken,
soll von den kommunalen Entscheidungsträgern, den Anbietern der verschiedenen Dienstleistungen und den
Trägern der entsprechenden Institutionen sowie von den Einwohnerinnen und Einwohnern getragen werden.
Deshalb ist es wichtig, vorab die relevanten Akteure systematisch zu erfassen. Das Programm Primokiz stellt
dafür eine Struktur zur Verfügung.
Zu den Akteuren einer umfassenden frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung gehören die Zielgruppen,
die Fachpersonen von Angeboten und Dienstleistungen, die Trägerschaften von Angeboten sowie die Entscheidungs- und Verantwortungsträger der Verwaltung und politischer Instanzen in der Gemeinde, in der Region und
im Kanton. Ferner ist es wichtig, bedeutende Akteure auf Bundesebene mitzudenken.
Eine Liste der relevanten Akteure steht auch als Tabelle zur Verfügung und dient der Sammlung weiterer Informationen. Eine Zusammenstellung mit Kontaktangaben dient insbesondere auch der Planung und Umsetzung
partizipativer Prozesse, die zur Erfassung und Weiterentwicklung des Bereichs nötig sind.
Die Gemeinde kann entlang der untenstehenden Struktur ihre eigenen Angebote auflisten.
Träger und Leistungserbringer von Angeboten
Die Liste der Träger und Leistungserbringer ergibt sich aus der Liste der Angebote der frühkindlichen Bildung,
Betreuung und Erziehung im Anhang 1.
Zielgruppe: Eltern und Kinder
-
Elternvereine, Elterninitiativen, Elternvertretungen
Kontaktorte, Türöffner
Weitere relevante Institutionen, Schlüsselpersonen, Interessengemeinschaften
-
im Bildungswesen, im Gesundheitswesen, im Sozialwesen
Kirche(n)
Hilfsorganisationen und andere NPO
Stiftungen
Dolmetscher, Kultur(ver)mittler
Verbände, Vereine, Organisationen, z.B. Ausländerorganisationen, Gewerbeverband, Turnverein
Politik und Verwaltung
Gemeinde
-
wichtige Verwaltungseinheiten, Stellen
für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung verantwortliche Koordinationsstelle
für Integration, Familie(n), Raumplanung und Stadtentwicklung Verantwortliche
Exekutive, Legislative
Ort für kommunalpolitische Entscheide bezüglich FBBE
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Region / gemeindeübergreifend
-
wichtige Gremien (z.B. Arbeitsgruppen, Kommissionen)
relevante Instanzen, Akteure aktueller politischer Geschäfte
Kanton
-
wichtige Verwaltungseinheiten, Stellen
Bildungswesen, Sozialwesen, Gesundheitswesen
zuständige Stellen für Integration, für Familien, für Gesetze/Bestimmungen
relevante Instanzen, Akteure aktueller politischer Geschäfte
Bund
-
Bundesamt für Sozialversicherungen BSV: Finanzhilfen für familienergänzende Kinderbetreuung (bis
2015)
Bundesamt für Migration BFM: Programm zum Frühbereich (2012 – 2014)
Bundesamt für Justiz: BJ: Revision Pflegekinderverordnung, elterliche Sorge, Unterhaltsrechts
Aktuelle Geschäfte: z.B. Abstimmung Familienartikel im März 2013
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Anhang 3: ……….
Grundsätzlich sollten alle Informationen zur Situationsanalyse im Bericht enthalten sein. Damit der Bericht
jedoch nicht zu umfangreich wird, empfiehlt es sich, Informationen, die für das Verständnis der Situationsanalyse nicht notwendig sind, im Anhang zu platzieren. Solche Informationen könnten sein:
-
Dokumentierte Ergebnisse aus Sitzungen, Workshops, Hearings, Befragungen etc.
Ausführliche Antworten auf die bearbeiteten Leitfragen
ausgefüllte Tabellen
Falls ein Anhang 3 erstellt wird, sollte im Hauptteil des Dokumentes darauf verwiesen werden.
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Marie Meierhofer Institut für das Kind
Schulhausstrasse 64, 8002 Zürich
T 044 205 52 20
[email protected]
www.mmi.ch
Seefeldquai 17, Postfach, 8034 Zürich
T 044 388 61 10
[email protected]
www.jacobsfoundation.org/primok
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