Mit Bewegung für eine gesunde Psyche und gegen den Krebs

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FIBO 2014 - Internationale Leitmesse für Fitness, Wellness & Gesundheit
3. - 6. April 2014, Messegelände Köln
12. März 2014
Mit Bewegung für eine gesunde Psyche und gegen den Krebs
Schon im 5. Jahrhundert v. Chr. hat der griechische Gymnastiklehrer und Arzt Herodicus von
Selymbria empfohlen, nicht nur Kräuter oder Beschwörungsformeln anzuwenden, um gesund zu
bleiben oder zu werden, sondern auch Bewegungsübungen. Und selbstverständlich wusste auch
Hippokrates: „Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen
lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundung gefunden.“ Die Empfehlung der
Altvorderen ist heute alles andere als veraltet, sie ist sogar überaus modern. Es gibt kaum eine
chronische Erkrankung, bei der Bewegung nicht empfohlen wird. Und so ist es auch nicht
übertrieben, dass ein Fachkongress unter dem Motto steht: „Bewegung ist die Medizin des 21.
Jahrhunderts“. Die Rede ist vom 2. Interdisziplinären Fachkongress für Bewegungsmedizin der
FIBO. Stattfinden wird er am 4. und 5. April in Köln, organisiert in Kooperation mit Springer Medizin
und der „Ärzte Zeitung“, unterstützt von der Sporthochschule Köln und der Deutschen Gesellschaft
für Sportmedizin und Prävention.
Zu den Erkrankungen, bei denen körperliche Aktivität und Sport einen großen präventiven und
auch therapeutischen Wert haben, zählen außer Krankheiten des Herzgefäß-Systems und des
Stoffwechsels Erkrankungen der Psyche sowie Krebs. Mehrere epidemiologische Studien hätten
gezeigt, dass Sport und körperliche Aktivität psychischen Krankheiten vorbeugen oder ihr Eintreten
verzögern könnten und auch therapeutisch nützlich seien, erklärt Professor Andreas Ströhle,
leitender Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie der Charité in Berlin und einer der Referenten auf
dem Kölner Kongress.
Ströhle und seine Mitarbeiter konnten zum Beispiel 2007 belegen, dass aktive Jugendliche und
junge Erwachsene im Vergleich zu inaktiven ein geringeres Risiko haben, psychisch krank zu
werden. Und da psychische Kranke aufgrund ihrer oft ungesunden Lebensweise meist auch
kardiovaskuläre und respiratorische Störungen haben, können sie in mehrfacher Hinsicht von mehr
körperlicher Aktivität profitieren.
Zu den psychischen Krankheiten, bei denen Bewegung präventiv und therapeutisch sehr wertvoll
sind, gehört bekanntlich die Depression. In einigen Studien hat sich die Wirkung von Sport als
„durchaus vergleichbar mit der Wirkung einer Psycho- oder Pharmakotherapie“ erwiesen, so
kürzlich die Autorinnen einer systematischen Literatur-Analyse („PiD Psychotherapie im Dialog“).
Körperliche Aktivität wirkt aber nicht allein antidepressiv. Langfristig therapeutisch wirksam ist
Sport, und zwar Ausdauertraining,auch bei Patienten mit Panikstörung: Laut Ströhle ist sogar eine
einmalige 30-minütige Trainingseinheit gegen Panikattacken wirksam ist. Ausdauer-Sport
verstärke zudem die Wirkung einer kognitiven Verhaltenstherapie bei Patienten mit PanikStörungen (Poster 2013). Eine Vielzahl von experimentellen und klinischen Studien zeigt
außerdem, dass körperliche Aktivität womöglich vor einem kognitiven Abbau schützt und auch
bereits Demenz-Kranke davon profitieren. In Zusammenarbeit mit der Bundeswehr untersuchen
Ströhle und seine Mitarbeiter derzeit, ob körperliche Aktivität und Sport das Risiko reduzieren,
durch im Ausland bedingte Einsätze psychische Erkrankungen zu verhindern, etwa eine
posttraumatische Belastungsstörungen.
Noch Forschungsbedarf zu Wirkmechanismen
Zu der Frage, über welche Mechanismen Sport diese Wirkungen entfaltet, besteht jedoch noch
Forschungsbedarf. Außer psychologischen Mechanismen wie einem verstärkten Selbstwertgefühl
etwa zeigen Studien auch, dass Bewegung sich auf Neurotransmitter, etwa Serotonin, und auf
Endorphine auswirkt. Sport normalisiert darüber hinaus erniedrigte Spiegel des sogenannten „brain
derived neurotrophic factor“ (BDNF), wirkt also neuroprotektiv. Und an der anxiolytischen Aktivität
von Sport scheint nach Forschungsergebnissen von Ströhle und anderen Wissenschaftlern auch
ein im Herzen produziertes Hormon beteiligt zu sein, und zwar das atriale natriuretische Peptid
(„Psychoneuroendocrinology“).
Noch einige praxisrelevante Fragen unbeantwortet
Forschungsbedarf besteht auch noch zu einigen praxisrelevanten Fragen. Denn die meisten
klinischen Untersuchungen sind methodisch unterschiedlich und daher nur schwer miteinander zu
vergleichen. Ungeklärt ist zum Beispiel noch, welche Art des Trainings - aerob, anaerob oder als
Kombination - am effektivsten ist. Ungeklärt ist auch, ob es eine für quasi jedermann „ideale“ Dosis
an körperlicher Bewegung oder Sport gibt. Außerdem: Sport kann auch schädlich sein: Bei
Patienten mit bipolaren Störungen sollte daher berücksichtigt werden, dass eine manische Episode
zu exzessivem Sport führen kann, oder dass eine solche Episode durch Sport ausgelöst werden
könnte. Und bei Ess-Störungen wie der Anorexia nervosa kann Sport einerseits positiv wirken,
etwa die Knochendichte erhöhen, andererseits aber auch bei übertriebenem Training den
klinischen Verlauf verschlechtern.
Dennoch ist heute unstrittig, dass körperliche Bewegung und Sport in der Prävention psychischer
Krankheit und in der Therapie einen großen Nutzen haben. Aber, so Ströhle: „Das Potential der
Sporttherapie psychisch Kranker ist enorm, wird bei weitem noch nicht ausreichend genutzt.“
Viele Belege für Schutz vor Krebs
Eine inzwischen große Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen belegt, dass körperliche Aktivität
und Sport auch bei Tumor-Krankheiten präventiv und therapeutisch wirken kann. Die Belege für
den präventiven Nutzen körperlicher Aktivität bei Krebs-Erkrankungen hätten in den letzten Jahren
erheblich
zugenommen,
schreiben
Professor
Karen
Steindorf
vom
Deutschen
Krebsforschungszentrum und ihre Kollegen in der „Zeitschrift für Sportmedizin“. Man geht heute
davon aus, dass sportlich aktive Menschen ihr Risiko, an Krebs zu erkranken, durchschnittlich um
20 bis 30 Prozent reduzieren können.
Die überzeugendsten epidemiologischen Daten eines protektiven Effekts körperlicher Aktivität auf
das Krebsrisiko gebe es für Karzinome des Kolons, der Mamma und des Endometriums, so das
Autoren-Team um Steindorf, Onkologin und wie Ströhle ebenfalls Referentin des Kölner
Kongresses. Weniger gut und teilweise widersprüchlich seien die wissenschaftlichen Belege „für
einen möglichen Schutzeffekt körperlicher Aktivität auf die Entwicklung von Karzinomen des
Bronchialtraktes, des Pankreas, des Magens, der Prostata und der Ovarien“. Mit ein Grund für die
teilweise widersprüchlichen Daten sind methodische Grenzen der jeweiligen Studien.
Großer Nutzen auch für Krebs-Patienten
Von körperlicher Aktivität und Sport profitieren darüber hinaus auch Patienten, die bereits an Krebs
erkrankt sind. Ein körperlich aktiver Lebensstil bzw. systematische Sport- und
Bewegungstherapien seien zum Beispiel in der Lage, entsprechenden psychischen und auch
physischen Belastungen und Nebenwirkungen der Erkrankung sowie der Therapie
entgegenzuwirken, so Karen Steindorf und ihr Kollege Dr. Joachim Wiskemann in einem aktuellen
Beitrag zur Sport und Bewegungstherapie in der Onkologie. Wissenschaftliche Studien zeigten
„beispielsweise, dass durch gezieltes körperliches Training die Leistungsfähigkeit, Fatigue,
Depressivität und damit auch in der Summe die Lebensqualität der Patienten verbessert werden
kann“. Zudem lassen laut Steindorf und Wiskemann „erste Studien auch positive Effekte mit Blick
auf Knochendichte, Therapieadhärenz und prognoserelevante Biomarker erkennen“.
Regelmäßiger Sport beugt außerdem Tumor-Rezidiven vor. Auch bislang eher inaktive Patienten
könnten noch von einer Änderung ihres Lebensstils profitieren. Mehrere Studien zeigen eine
deutliche Assoziation zwischen körperlich ausreichend aktiver Lebensweise und TumorProgressions- und Überlebensraten. Besonders gut erforscht ist dies bisher für Brust-, Darm- und
Prostatakrebs. Aber auch für Leukämie- und andere Krebs-Patienten wurden in Studien schon
positive Effekte gezeigt.
Insgesamt lassen laut Steindorf die bislang vorliegenden Daten die Schlussfolgerung zu, dass
„eine systematische Sport- und Bewegungstherapie mit onkologischen Patienten, beim Einhalten
definierter Kontraindikationen, anzustreben und sicher durchführbar ist“. Allerdings sei zu
beachten, „dass die vorliegende Evidenz bislang überwiegend aus Studien mit Mamma- und
Prostatakarzinom-Patienten in nicht-metastasierten Stadien generiert wird und dass die
Aussagekraft damit auf das definierte Klientel begrenzt“ sei. „Zukünftige Studien sollten daher
vermehrt auch in anderen Patientenkollektiven“ vorgenommen werden; dabei sollten auch
Erkenntnisse zur „optimalen Trainings-Dosis“ gewonnen werden.
Über den FIBO MED Kongress
Parallel zur Messe findet am 4. und 5. April der FIBO MED Kongress statt, der 2. Interdisziplinäre
Fachkongress für Bewegungsmedizin. Unter dem Motto „Bewegung ist die Medizin des 21.
Jahrhunderts“ vertieft die Vortrags- und Seminarreihe die Themen der FIBO MED. Schwerpunkte
sind unter anderem „Die Rolle der körperlichen Aktivität in der Prävention und
Gesundheitsförderung“, „Das Zusammenspiel von Arzt, Physio, Krankenkasse, Unternehmen und
Fitnessclub“ und „Sport als Medikament“. Der Kongress richtet sich an Fachpublikum wie
Mediziner, Sportwissenschaftler und -pädagogen, Physiotherapeuten, Fitnesstrainer und
Übungsleiter.
Der Kongress wird in Kooperation mit Springer Medizin und der Ärzte Zeitung Verlags- GmbH in
Unterstützung mit der Abteilung Bewegungs- und Gesundheitsförderung der Deutschen
Sporthochschule Köln und der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention
organisiert.
Quellen
1. E. Zschucke, K. Gaudlitz, A. Ströhle: Exercise and Physical Activity in Mental Disorders: Clinical and
Experimental Evidence.
J Prev Med Public Health 2013; 46:S12-S21; http://dx.doi.org/10.3961/jpmph.2013.46.S.S12
Link: http://synapse.koreamed.org/DOIx.php?id=10.3961/jpmph.2013.46.S.S12
2. K. Steindorf, M. Schmidt, C. Ulrich: Welche Effekte hat körperliche Bewegung auf das Krebsrisiko
und auf den Krankheitsverlauf nach einer Krebsdiagnose?
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, Januar 2012, Volume 55,
Issue 1, pp 10-16;DOI 10.1007/s00103-011-1385-z
Link:http://link.springer.com/article/10.1007/s00103-011-1385-z
3. D. Schmid, K. Steindorf, M.F. Leitzmann: Epidemiologic studies of physical Activity and primary
prevention of cancer.
Dtsch Z Sportmed 65 (2014) 5-10; Doi: 10.5960/dzsm.2012.076
Link:https://www.uniulm.de/fileadmin/externe_websites/ext.dzsm/content/Archiv_2014/Heft_1/07_uebersicht_schmid.pdf
4. J. Wiskemann, K. Steindorf: Sport- und Bewegungstherapie in der Onkologie. Positive Einflüsse auf
Tumorprogression und Überlebensraten.
Klinikarzt 2013; 42 (9): 402–405; DOI: 10.1055/s-0033-1358593
Link: https://www.thieme-connect.de/ejournals/abstract/10.1055/s-0033-1358593
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