Alpeninitiative - Legislating Architecture

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Lebe wild und gemütlich
Let’s face it: Das Gesicht der Schweiz ist nicht mehr tragbar.
Also haben sich Stararchitekten und radikale Ökonomen
aufgemacht, das Land neu zu denken – das Zentrum muss
verstädtern und die Landschaft verwildern. Was schon ist, kann
noch werden.
Von Markus Schneider
Und es kam Winy Maas, ein Stararchitekt aus den
Niederlanden, um im Auftrag von Avenir Suisse, dem ThinkTank der Wirtschaft, uns Schweizerinnen und Schweizern zu
zeigen, wie unser Land auch noch aussehen könnte. Wenn wir,
statt immer in die Breite zu bauen, uns in die Höhe richten
würden. Resultat waren Bilder: Eines zeigte «Super Zurich», ein
Manhattan am linken und am rechten Ufer des Sees,
miteinander verbunden mit Brücken wie in San Francisco.
Aus der Ferne grüssen die Alpen, und gleich hinter den
Wolkenkratzern beginnt ein einziger, zusammenhängender
Wald. Auf einem zweiten Bild setzte Winy Maas das Manhattan
dorthin, wo sich die Autobahnen von Ost nach West und von
Nord nach Süd kreuzen, also irgendwo bei Olten: «Hub City».
Im dritten Bild stehen die Wolkenkratzer oben auf dem Berg,
denn die Schweizer, so fand der Flachländer Winy Maas, sollen
nicht in die Täler hineinbauen, sondern auf die Spitze, wohin
der Skitourismus im Zeitalter der globalen Erwärmung früher
oder später ohnehin ausweichen müsse: «Matter City».
Die Bilder, gedacht als optisch überspitzte raumplanerische
Szenarien, wurden im Sommer 2003 in der Fachwelt zuerst
gierig aufgesogen, dann verworfen. Vor allem die
Stararchitekten im Inland, von denen es einige gibt, meckerten:
«Der Zürichsee ist ländlich, man kann an seinem Ufer nicht
verdichten», so Jacques Herzog. Er ist immerhin ein Praktiker
im Verdichten (= näher zusammen oder höher bauen), der
serienweise Sportstadien entwirft (Basel, München, Peking), in
China ganze Städte plant und im Nu aus dem Boden stampft –
während sein Zürcher Kollege Marcel Meili hartnäckig gehindert
wird, im Industriequartier an einer Autobahnausfahrt ein
gewöhnliches Fussballstadion hochzuziehen. Selbst dieser
Marcel Meili aber konnte mit den Simulationen des Winy Maas
wenig anfangen: «Eine Stadt auf 2500 Metern ist eine
comicartige Provokation.»
Geklautes Bild
Tatsächlich? Neuerdings will der Bundesrat, vertreten durch
den «Städter» Moritz Leuenberger, auf 1450 Metern über Meer
eine «Porta Alpina» erschaffen. «Ein Lichtblick in dunklen
Zeiten des stumpfen Sparens.» Endlich werde «wieder einmal
ein kühnes Projekt gewagt», das sich zwar «rein
betriebswirtschaftlich nicht rechnet», wie Moritz Leuenberger
offen zugibt, um das Gewicht auf andere, höhere Ziele zu
legen: «Das Projekt soll einer Randregion dienen und den
dortigen Tourismus nachhaltig fördern.»
Wie die lokalen Promotoren diese Vorgabe umsetzen wollen,
zeigen sie mit dem Bild, das sie bei Winy Maas entlehnt, ja
geklaut haben. Ursprünglich war «Matter City» eine Antwort auf
die bestehenden, zu Zweitwohnungsstätten ausfransenden
Tourismus-Industrie-Zentren; während der kurzen Saisons voll,
sonst leer. Nun aber wird «Matter City» auf die grüne Wiese
gesetzt – als Werbegag für die «Porta Alpina» bei Sedrun, zu
sehen als Diashow auf www.visiun-porta-alpina.ch. Klick. Das
nächste Dia schafft eine Assoziation zu Lille, dem
nordfranzösischen Bahnverkehrsknotenpunkt zwischen Brüssel,
Paris und London. Dort hat ein anderer holländischer
Stararchitekt, Rem Koolhaas, möglichst billig in no time einen
futuristischen Mittelpunkt konstruiert («Euralille»), was einen
«Bauboom» samt «Arbeitsplätzen» ausgelöst habe. Nicht
erwähnt wird, dass Lille eine Stadt ist mit 180000 Einwohnern,
in der Ebene liegt, umkreist von einem Ballungsgebiet mit einer
Million Einwohnern, während Sedrun ein Fleck ist mit 1584
Einwohnern, oben im Gebirge, weit weg von der nächsten
weissen Arena (Flims/Laax/Falera). Klick. Die Promotoren
zeigen ihre nächste «Visiun», eine Porta Alpina als «Stadtpark
für Zürich und Mailand».
Noch ist Sedrun einfach Sedrun. «Gemütlich, authentisch,
fernab des grossen Rummels.» So jedenfalls wirbt die
Destination im Internet für sich selber. Man könnte auch sagen:
Sedrun liege mitten drin – mitten in der alpinen Brache. Das
Wort «Brache» brüskiert, aber das ist Absicht. Der Begriff
stammt aus der mittelalterlichen Landwirtschaft. Eine
Anbaufläche wird stillgelegt, um sie nach dieser Ruhepause
neu zu nutzen. Wofür, das weiss noch niemand. Genau wie bei
der Porta Alpina. Was neu entstehen soll, steht in den Wolken.
Selbst Moritz Leuenberger, der ranghöchste Raumplaner im
Land, weiss erst, was er nicht will: «Wir wollen keine gerammelt
vollen Züge mit Tagesausflüglern aus Mailand, die nur zum
Pilzesammeln in die Surselva kommen.»
Erfunden wurde das Wort «alpine Brache» von den vier
Architekten Marcel Meili, Jacques Herzog, Roger Diener und
Pierre de Meuron. Unterstützt vom Geografen Christian Schmid
haben sie das ETH-Studio Basel gegründet und nun während
vier Jahren zusammen mit 141 Studenten das Land
durchforscht, immer mit dem besonderen Blick auf die
«urbanen Potenziale». Am kommenden Freitag, 4. November,
präsentieren sie ihr grosses Werk, das über 1000 Seiten dick
geworden ist: «Die Schweiz – ein städtebauliches Portrait». Mit
diesen drei Bänden wollen die vier Architekten, wie Marcel Meili
gegenüber dem Tages-Anzeiger angekündigt hat, «die Karte im
Kopf der Schweizer verändern» und mit einem Schweizbild
aufräumen, das schon lange mehr einem Mythos gleiche als
der urbanen Realität. Denn in Wirklichkeit ist das Land
vollkommen verstädtert.
Im Büffelland
Es ist schon fast Mode geworden, mit neuen Landkarten die
Leute wachzurütteln; allein dieses Jahr gab es drei prominente
Anläufe. Den Reigen eröffnet hat Avenir Suisse. Nach ihrem
Bildband «Stadtland Schweiz», in dem Winy Maas seine
Extremvarianten des Verdichtens und Entleerens zeigte,
wandte sich der Think-Tank dem Alltag zu: der «Baustelle
Föderalismus», publiziert im Februar. Für Furore sorgte aber
nicht etwa der Text, sondern die mitgelieferte Schweizer Karte.
Was haben die Avenir-Suisse-Ökonomen getan? Sie nahmen
die Statistiken der Pendlerströme als Indikator für die
wirtschaftliche Aktivität. An jenen Orten, wo der Anteil der
Pendler am höchsten ist, malten sie einen farbigen Klecks.
Hierhin pendeln die Leute, um zu arbeiten. Um diese Kerne
herum wurden Kreise gezogen. Das sind die Gemeinden, aus
denen die Pendler herkommen. Entstanden sind sechs
verschiedenfarbige Gebilde – nämlich die sechs
Metropolitanregionen um Genf, Lausanne, Bern, Basel, Zürich
und im Tessin (als Anhängsel von Mailand). Hier leben und
arbeiten fast 80 Prozent der Einwohner, die 84 Prozent der
Wirtschaftsleistung erbringen.
Diese Aussage ist nicht neu; warum der Lärm? Zunächst
erkennen St. Gallerinnen oder Luzerner ungern, dass sie einem
Gross-Zürich zugeschlagen werden. Die grösste Aufregung
entstand aber nicht innerhalb der sechs Metropolitanregionen,
sondern ausserhalb. Dort leben auch Menschen, die sich nun
dargestellt sehen als weisse Flecken. «Für mich als Bergler ist
das eine Provokation», meinte Hans-Jörg Hassler, SVPNationalrat und Berglandwirt aus Cultira GR. «Künftig wohnen
alle nur noch in Städten, und der Rest ist Büffelland», höhnte
CVP-Grossrat Franz Wüest aus Ettiswil LU. Und Gabi Huber,
FDP-Nationalrätin aus Altdorf UR, schlüpfte in ihre Rolle als
Anwältin: «Es müssen auch Gebiete gefördert werden, die
strukturelle Nachteile haben.»
«Unsere Schweizer Karte ist keine technokratische
Gebietseinteilung, kein Masterplan.» Thomas Held, Direktor von
Avenir Suisse, zog landauf, landab und erklärte: «Die Karte
bildet einfach nur die Realität der sechs grössten
Pendlereinzugsgebiete ab, von denen Zürich und Basel rund
vierzig Prozent des Bruttoinlandproduktes erwirtschaften. In den
weissen Flecken dazwischen leben weniger Leute, sie pendeln
nur in geringem Masse, und entsprechend tief fällt die
Wertschöpfung in diesen Gegenden aus.» Das
Auseinanderdriften dürfte sich sogar akzentuieren. Gemäss den
neuen Prognosen von BAK Basel Economics findet bis 2010 in
neun Kantonen ein Nullwachstum statt. Gerade noch in fünf
Kantonen der Schweiz wächst die Wirtschaft richtig: in den
beiden Basel, Zürich, Zug und Genf.
Wie sagt man’s auf Beamtendeutsch?
Nur wenige Wochen nach dem Wirbel um die Avenir-SuisseKarte legte das Bundesamt für Raumentwicklung seinen
«Raumentwicklungsbericht 2005» nach. Das Echo war gering,
die Botschaft dieselbe: «Die Kluft zwischen den
Metropolitanregionen und den übrigen Landesteilen vergrössert
sich.» Doch sogleich fügte Amtsdirektor Pierre-Alain Rumley
an, dass er sich um eine «ausgewogene Raumentwicklung»
bemühen wolle. Das sah man seiner mitgelieferten Schweizer
Karte an: Zwar zeigt diese ebenfalls nur fünf Metropolitanräume
(bereits St. Gallen ist keiner, während Genf und Lausanne in
eine Einheit zusammengefasst werden). Auch solle die
zukünftige Siedlungsentwicklung weitgehend im Innern dieser
fünf Metropolitanräume stattfinden. Aber eben nicht
ausschliesslich. Also ergänzten die Bundesplaner die
Zwischenräume: zum Beispiel strategische Städtenetze. Im
Wallis reicht eines vom Genfersee via Martigny bis Brig, das
nun dank der Neat einen S-Bahn-Anschluss an Bern erhält (die
Reisezeit Bern–Visp halbiert sich auf 55 Minuten).
Zusätzlich zu diesen neuen Städtenetzen zeichneten die
amtlichen Raumplaner einige grüne, ländliche Zentren ein und
sämtliche grösseren Tourismusdestinationen in den Bergen.
Dennoch blieben einige weisse Flecken übrig, das liess sich
nicht vermeiden, aber sie sind eben viel kleiner ausgefallen als
bei Avenir Suisse.
Auch bei der Wortwahl nahmen die Bundesbeamten Rücksicht.
Statt von «alpinen Brachen» reden sie von
«bevölkerungsarmen peripheren Gemeinden». Sie würden
auch nie sagen, dass sich ganze Talschaften «entleeren»;
immerhin legen sie nüchtern dar, «die Gemeinden im zentralen
Alpenraum» hätten Jahr für Jahr um bis zu drei Prozent
Einwohner verloren, womit sich «insbesondere bei Gemeinden
mit weniger als 500 Einwohnerinnen und Einwohnern und
bereits lang anhaltendem Bevölkerungsrückgang die Frage der
langfristigen Überlebensfähigkeit» stelle.
Die dritte neue Schweizer Karte, gezeichnet von den vier
Städtebau-Professoren Diener, Herzog, Meili und de Meuron,
ist nochmals anders gestrickt. Sie ist keine statistische
Darstellung wie bei Avenir Suisse und auch kein Wunschbild für
eine «dynamische und solidarische Schweiz» wie beim
Bundesamt für Raumplanung. Hinter dieser neuen Karte steckt
die Art und Weise, wie namhafte Architekten die Schweiz
wahrnehmen. Sie haben «Expeditionen ins Landesinnere»
unternommen, die sie «Bohrungen» nennen, eine Methode, mit
der sich unendlich viel entdecken lässt, aber etwas ganz sicher
nicht: weisse Flecken.
Als diese neue Schweizer Karte vor einem Jahr in der
Fachzeitschrift Werk, Bauen + Wohnen erstmals publiziert
wurde, erzählte Marcel Meili im Interview: «Das Abbild des
Alpenraums hat auch uns überrascht.» Im Westen gibt es
einzelne Ski-Resorts (Grindelwald, Wengen, Adelboden,
Gstaad im Berner Oberland, Leukerbad, Les Diablerets,
Verbier, Haute-Nendaz, Crans-Montana, Evolène, Zermatt,
Grächen, Saas Fee, Rieder- und Bettmeralp im Wallis). Auch im
Osten gibt es einzelne Resorts (im Bündnerland Flims/Laax,
Lenzerheide-Valbella, Arosa, Davos, Bergün, St. Moritz). Aber
in der Mitte der Schweiz? Ist nichts. «Wir sind, als wir die
Situation verbildlicht haben, staunend vor diesem riesigen,
zusammenhängenden Loch in der Mitte der Schweiz
gestanden.»
Dieses «Loch» nannten sie «alpine Brachen», die, schaut man
genau hin, eigentlich auf eine einzige Brache hinauslaufen, die
riesengross ist und sich vom «geografischen und
mythologischen Zentrum rund um den Gotthard» in alle vier
Himmelsrichtungen ausbreitet. Wörtlich handelt es sich hier um
«Zonen des Niedergangs und der langsamen Auszehrung. Ihr
gemeinsames Merkmal ist eine anhaltende Abwanderung.»
Es geistert in diesem Kontext ein Missverständnis herum, das
von einigen Politikern im Berggebiet bewusst geschürt wird:
Man dürfe nicht «von oben herab Leute umsiedeln»,
wiederholte die Urner FDP-Nationalrätin Gabi Huber stereotyp
in einer Fernseh- und Radio-Diskussion auf der Rigi. Das ist
absurd: In der Schweiz wird niemand zwangsumgesiedelt, im
Gegenteil. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler der
Metropolitanregionen geben laufend noch mehr Geld aus, um
gegen den Prozess der Entleerung anzukämpfen. Dieses Ziel
steht sogar in der Bundesverfassung: So soll die
Landwirtschaftspolitik einen «wesentlichen Beitrag zur
dezentralen Besiedlung des Landes» leisten.
Wird dieses Ziel erreicht? Dies untersucht hat der ETHAgronom Peter Rieder, und zwar im Auftrag des Bundesamts
für Landwirtschaft. Sein Fazit: «Die Landwirtschaft leistet nur in
relativ wenigen Gemeinden der Schweiz einen wesentlichen
Beitrag zur dezentralen Besiedlung.» Trotz den Subventionen
und Direktzahlungen, die nirgends so hoch sind wie in der
Schweiz, bleibt das Mass der Abwanderung so gross, dass am
Ende «viele Dörfer so klein sein werden, dass sie ihre
Funktionsfähigkeit verlieren». Rein statistisch müsse heute jede
zwölfte Gemeinde der Schweiz als «gefährdet» eingestuft
werden. Das ergibt insgesamt 231 «gefährdete» Gemeinden,
die sich wie folgt übers Land verteilen: 22 Dörfer im Jura (in
denen noch acht Prozent der Kantonsbevölkerung leben), 8
Dörfer in Glarus (sieben Prozent der Bevölkerung), 5 Dörfer in
Uri (sechs Prozent der Bevölkerung), 54 Dörfer in Graubünden
(fünf Prozent der Bevölkerung) und 46 Dörfer im Tessin (in
denen sich nicht einmal mehr drei Prozent der Bevölkerung
aufhalten).
Damit belegt Peter Rieder, der in Vals GR aufgewachsen ist:
Das böse Wort von der «alpinen Brache» ist kein Hirngespinst
von Urbanisten. Es ist Realität. Insgesamt ist die Bevölkerung
zwar stark gewachsen, um eine Million Menschen in den letzten
30 Jahren. Aber bezogen auf die einzelnen Gemeinden kam es
zu einer scharfen Zweiteilung: «Grössere Dörfer werden immer
grösser, kleine Dörfer immer kleiner.»
Dörfliche Städte, städtische Dörfer
Ob in steilen oder in flachen Lagen, alle räumlichen Prozesse
laufen hierzulande ähnlich ab: unspektakulär, fast automatisch.
Es gab und gibt keine zentrale Instanz, die von oben herab
diktieren würde: Da ziehen wir eine richtige Stadt hoch, dort
lassen wir ein ganzes Tal verganden. Darum ist ein Downtown
Switzerland so wenig vorstellbar wie eine grossflächige reine
Wildnis. In der Schweiz entsteht immer Verschiedenes an
jedem Ort. Dies entschieden wird grundsätzlich auf der
tiefstmöglichen Ebene – also bei den Gemeinden, von denen es
bis vor kurzem noch 3000 gab. «Es war nie die Idee der
Schweiz, etwas Grösseres zu schaffen, sondern dreitausend
Mal dasselbe Kleine grösser», heisst es irgendwo in den drei
Bänden der vier Architekten (zitiert nach einer
Zusammenfassung in der Zeitschrift Hochparterre).
Ganz ähnlich tönte es schon in einem Buch, das 1954
erschienen ist. «Wir bauen im dörflichen Massstab, bis das Dorf
eben eine Stadt ist, aber eine Stadt mit dörflicher Bauweise –
ohne dass wir fragen, wie denn eigentlich unsere Städte
aussähen, wenn wir sie als Städte bauen würden.» Das
schrieben ein Schriftsteller und Architekt, Max Frisch, ein
Städteplaner und Professor, Lucius Burckhardt, ein Werber und
späterer Politiker, Markus Kutter. «Achtung: die Schweiz»,
hiess der Titel ihrer Broschüre, die als Warnung konzipiert war.
«Zwar haben wir bald kein Land mehr, um in dieser Art
weiterzudörfeln, aber ein bisschen haben wir schon noch.» Um
aus diesem Kreislauf auszubrechen, schlug das Trio vor,
anstelle der Landesausstellung Expo 1964 eine neue Stadt zu
bauen. Denn «was wir nicht wollen, ist das unselige
Durcheinander, wie es rings um unsere jetzigen Städte zu
finden ist, halb verstädtertes Dorf und halb dörflerische Stadt».
Das Durcheinander hat überlebt, auf dem Berg, im Tal, am See.
«Verglichen mit München ist Zürich ein Dorf», meinte Jacques
Herzog anlässlich eines Round-Table-Gesprächs mit Avenir
Suisse vor zwei Jahren. Doch wenn Zürich keine Stadt ist, gibt
es dann überhaupt eine urbane Realität? Das ist ein
Widerspruch in sich, den die Architekten aufzulösen versuchen,
indem sie in ihrem neuen Buch eine spezifisch schweizerische
Form der Urbanität definieren. «In unsern Augen wohnen die
Leute selbst dann in der Stadt, wenn sie glauben, auf dem Land
zu leben. Uzwiler und Ostermundiger sind Städter», sagten
Marcel Meili und Jacques Herzog bereits vor drei Jahren in
einem gemeinsamen grossen Interview mit der Weltwoche.
«Vielleicht hat es in Ostermundigen mehr Apfelbäume und
Wiesen. Aber die Lebensform ist städtisch.»
Im Flachland wurde und wird jede Sekunde fast ein
Quadratmeter verbaut, meistens für «ausgedehnte
Einfamilienhaussiedlungen, unstrukturierte Industrie- und
Gewerbezonen, Einkaufszentren und Erlebnisparks mit riesigen
Parkplätzen», wie sogar der offizielle Raumentwicklungsbericht
des Bundes kritisiert. All das ist tausendmal beschrieben,
Millionen Mal beklagt worden, am originellsten vom
Stadtwanderer Benedikt Loderer («Hüsli-Schweiz»).
Von London lernen
Etwas weniger geläufig ist der Prozess, wie er sich in den
steilen Lagen abspielt. Mal wird hier eine Wiese nicht mehr
gemäht, mal dort eine Alp nicht mehr beweidet. Aus dem Gras
wachsen Büsche, aus den Büschen Bäume. Jede Sekunde
wächst in der Schweiz auf 1,5 Quadratmetern neuer Wald nach.
Das ergibt pro Tag eine Fläche von fünf Fussballfeldern, pro
Jahr die Fläche des Thunersees. Nur wächst dieser neue Wald
nicht etwa an einem zusammenhängenden Stück, sondern
unauffällig an allen Ecken und Enden und Rändern. Genauso
unauffällig findet die fortschreitende Urbanisierung im Flachland
statt: Die neuen Bauten ragen nicht in den Himmel, sie wuchern
hinaus auf die Felder. «Zürichs erstes Hochhaus seit 20
Jahren»: Dieser Titel der NZZ, erschienen am 16. Oktober
2003, spricht Bände.
Dabei müsste eine Schweizer Stadt gar nicht so hoch hinaus
wie New York; Zürich darf sich auch an London orientieren,
einem Grossraum, der nur wenige ganz hohe Gebäude zählt
und der eigentlich klein ist, kleiner jedenfalls als der Kanton
Zürich. Gleichwohl wohnen dort 7,3 Millionen Menschen, alle
mit Zugang zu einem Park in nächster Nähe, und genügend
Raum gibt es dort für 4,5 Millionen Arbeitsplätze. Das zeigt:
Rein theoretisch bietet allein der Kanton Zürich genug Platz für
alle Schweizerinnen und Schweizer, sowohl fürs Wohnen wie
fürs Arbeiten.
Interessant ist nun, wie London seine Zukunft plant. Das
gesamte Stadtgebiet, inklusive Vororte, soll nochmals verdichtet
werden. Das geht natürlich nur, wenn die Gebäude stellenweise
markant in die Höhe wachsen. «Learning from London», so
schliessen die Avenir-Suisse-Autoren ihr Buch «Baustelle
Föderalismus» ab und meinen das im doppelten Sinn:
städtebaulich wie politisch-institutionell. Gross-London steht
unter der Hoheit einer einzigen Behörde, die 33 Bezirke
koordiniert.
Im Gegensatz dazu erstreckt sich die Metropolitanregion Zürich
über elf Kantone und zerfällt in Hunderte von Gemeinden.
Jacques Herzog analysiert das ähnlich: «Städte wie Zürich,
aber auch Basel und Genf, werden vom Föderalismus
blockiert.»
Die Macht der Gemeinden
Thomas Held, Direktor von Avenir Suisse, der zuvor beim
Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) als Projektleiter eng
mit dem französischen Stararchitekten Jean Nouvel
zusammengearbeitet hat, freut sich auf das neue
«Städtebauliche Portrait»: «Im Grundsatz sind wir uns einig.»
Bildet sich eine neue bunte Koalition, bestehend aus namhaften
Architekten und radikalen Ökonomen? Wäre der Basler
Jacques Herzog in Basel so frei wie in China, würde er «am
Rheinhafen bis zu zehntausend Menschen an sensationeller
Wohnlage ansiedeln», wie er einmal zur Weltwoche sagte.
«Man müsste in grösseren Zusammenhängen denken: Wo ist
es sinnvoll, Ballungszentren zu schaffen? Wo sollen Freiräume
bleiben?», ergänzte Marcel Meili im Streit ums HardturmStadion.
Also geht die nötige Diskussion weit über die erlaubten
Ausnützungsziffern in den verschiedenen Bauzonen hinaus.
Landesweit gibt es rund 200 Spitäler, wovon die meisten viel zu
klein sind, damit sie effizient geführt werden könnten. Im Prinzip
würden vierzig Spitäler vollends genügen: Trotzdem wäre jeder
Mann, jede Frau, jedes Kind in weniger als einer Stunde im
nächsten Spital, wie der Lausanner ETH-Architekt und
Gesundheitsökonom François de Wolff gezeigt hat.
Sparpotenzial: bis zu zwei Milliarden Franken pro Jahr. «Es
stimmt, vierzig Spitäler würden theoretisch genügen, wenn sie
am richtigen Ort stünden und die richtige Grösse hätten»,
bestätigt der Luzerner Markus Dürr, Präsident der 26
kantonalen Sanitätsdirektoren. «Doch wenn ein Regierungsrat
nach rein rationalen Kriterien Spitäler schliesst, wird er
frühpensioniert.»
Ganz ähnlich bei den Universitäten. Das Fach Theologie wird
heute an acht Universitäten zur freien Wahl für nicht ganz 300
Studienanfänger angeboten, obschon die einzelnen
Bildungsstätten in Pendlerdistanz erreichbar sind. Gemäss
Jacques Herzog wäre es zwar falsch, wenn man Szenarien für
nur noch drei Universitätszentren entwerfen würde. «Unserer
Meinung nach sollten stattdessen die bestehenden
Universitäten Schwerpunkte entwickeln.» Genau das hat die
Uni Basel versucht und vor zwei Jahren beschlossen, die
Bereiche Astronomie, Slawistik und Geologie vollständig
aufzuheben. Es kam dann allerdings zu derart heftigem
Widerstand, dass dieser Plan fallen gelassen werden musste.
Das ist der Stoff, an dem ein Thomas Held verzweifelt. Anders
die vier Architekten: Sie zeigen in ihrem neuen Buch seitenlang
die Bedeutung der einzelnen Gemeinden, kritisieren deren
Macht – um just vor dieser Macht zu kapitulieren, weil sie
unveränderbar ist. Es sei zwar denkbar, dass gewisse
Gemeinden unter Druck zusammengelegt werden oder dass sie
sich zumindest entschliessen, gemeinsam nur noch ein Freibad
oder ein Spital zu betreiben. «Das ist aber wohl das Äusserste,
wozu Gemeinden fähig sind», meint Jacques Herzog heute.
Gleichwohl steckt politischer Zündstoff im «Städtebaulichen
Portrait», nämlich in der Debatte um die alpinen Brachen.
«Denn die bedeutendste kollektive Übereinkunft zur territorialen
Ordnung der Schweiz gründet darauf, dass der Alpenraum über
dieselben Rechte, Möglichkeiten, Sicherheiten, Versorgungen
und Perspektiven verfügt wie jedes Dorf, jede Stadt, jede
Sprachregion und jeder Landstrich», heisst es (zitiert nach
Hochparterre). Marcel Meili prophezeit gar den «räumlichen
Klassenkampf».
Es ist auf alle Fälle nicht gelungen, die Abwanderung aus den
hintersten Chrächen aufzuhalten. Und dies, obschon die urbane
Schweiz sehr viel Geld spendet. Via Landwirtschaft,
Strassenbau, Eisenbahn- und Busverkehr, Postdienste, Armee,
Tourismusförderung werden alljährlich Milliarden umverteilt –
von den Metropolitanregionen hinauf in die alpinen Brachen.
Trotzdem kann die Abwanderung nicht aufgehalten werden, im
Gegenteil, die hintersten Täler entleeren sich weiter.
«Die gleichmässige, dezentrale Besiedelung des Landes ist
nicht realisierbar, alle Trends sprechen dagegen», predigt der
Ökonom Walter Wittmann seit Jahren. «Im Extremfall müsste
der Bund dafür bezahlen, dass genügend Personen in
entlegenen Tälern wohnen, in denen es keine Beschäftigung
gibt.»
Tabuzone: Abwanderung
Der Basler Regionalökonom René L. Frey fragt in seinem
neuen Buch dasselbe: «Warum nicht gewisse Täler verwildern
lassen?» Wenn sich der Mensch aus Problemregionen
zurückziehe, ergäben sich neue individuelle Chancen. «Es geht
nicht um Zwangsumsiedlungen, sondern darum, die
Rahmenbedingungen so zu ändern, dass Binnenwanderungen
gefördert statt gebremst werden.»
Das sind keine weltfremden Gedanken. Bis ins Jahr 1970
wurde die Abwanderung innerhalb der Schweiz toleriert; seither
wird sie bekämpft, wenn auch erfolglos, neuerdings sogar
tabuisiert – allerdings nur innerhalb der Landesgrenzen. Überall
sonst auf der Welt tut die Schweizer Entwicklungshilfe alles, um
ausgerechnet die Abwanderung aus den Bergen zu fördern.
«Ob in Asien, Afrika oder Lateinamerika, wir helfen den Bauern
wo immer möglich, von den Hanglagen wieder
herunterzukommen und in den Ebenen anzubauen», sagt
Remo Gesu von der Organisation Helvetas. «Ziel ist es, die
Hänge möglichst bewaldet zu lassen, um die Erosion
einzudämmen.»
Ökologisch und ökonomisch spricht vieles dafür, die alpinen
Brachen sich selbst zu überlassen. Wo sich die Bauern
zurückziehen, wächst Wald nach. Ist das schlimm? «Aus
gesamtschweizerischer Sicht ist das Überhandnehmen der
Natur und die Entvölkerung keine Katastrophe», antwortete
Marcel Meili vor einem Jahr. «Es ist ja noch nicht völlig
beunruhigend, dass irgend-etwas in diesem Land mal nicht
überbaut wird.»
Diese letzte Aussage muss inzwischen relativiert werden. Wie
im «Städtebaulichen Portrait» nachzulesen ist, wurde (noch)
nicht das ganze Mittelland vom Lac Léman bis zum Bodensee
verbaut und zersiedelt. Dazwischen blieben wenigstens drei
grössere Inseln verschont, die nun «stille Zonen» genannt
werden: Appenzell-Toggenburg, das Napfgebiet und die
Freiburger Voralpen.
Die Weltwoche, Ausgabe 44/2005
Der Schweizer Wintertourismus steckt in der Krise
Seit
20
Jahren
stagniert
die
Zahl
der
Hotelübernachtungen. Immer weniger Tage stehen die
Schweizer und Schweizerinnen pro Jahr auf ihren
Skiern und Snowboards in den Schweizeralpen. Viele
Schweizer machen Ferien im günstigeren Ausland.
Insgesamt
gingen
seit
2005
192.00
Hotelübernachtungen in St. Moritz verloren. Immerhin
sind das knapp 20 Prozent. Längst hat sich die
Eurokrise auf den Tourismus in dem Schweizer
Bergdestinationen bemerkbar gemacht. Während dem
der Städtetourismus davon kaum betroffen ist. Im
Gegenteil die Stadt Zürich boomt. Vor ca. 150 Jahren
war der Tourismus eine Möglichkeit sich aus der
bäuerlichen Armut zu entkommen. Heute arbeiten nur
noch wenige Schweizer im Hotel-und Gastgewerben.
Primär arbeiten nun Ausländer dort. Für Schweizer
Verhältnisse liegt der Lohn auch eher im unterem
Bereich mit 4108 Franken mit Berufslehre. Man spricht
sogar von einer Armutsfalle, wenn man in dem
Bereich tätig ist. (DIE ZEIT Nr. 1/2015; NZZ 2014)
Klimawandel
Wärmeres
Klima
bewirkt
im
Winter
mehr
Niederschlag.
Allerdings
nimmt
dabei
die
Schneemenge bei erhöhter Temperatur ab. Das führt
dabei zur Abnahme von Schneemenge. Helfen
können heute noch Schneekanonen. Jedoch wird es
in der Zukunft immer wie aufwendiger und deswegen
lohnt es sich wirtschaftlich irgendwann nicht mehr. Der
abnehmende Schneefall kann noch bis Mitte dieses
Jahrhunderts
kompensiert
werden.
Trotzdem
verkürzen sich die Saisondauern immer mehr. In der
Schweiz sind vor allem die Skigebiete im Berner
Oberland, in der Zentralschweiz, im Tessin sowie in
den Kantonen Waadt und Freiburg betroffen vom
Klimawandel. Der Klimawandel bedroht mehr und
mehr den Wintertourismus in den Alpen. So ist bei
einem Temperaturanstieg um vier Grad die
Schneesicherheit in diesen Regionen nicht mehr
gegeben. Schon bei einem Temperaturanstieg von
einem Grad wären noch 500 von 666 grösseren
Skiregionen schneesicher. Bei vier Grad würden nur
noch 200 Skiregionen übrig bleiben. Dennoch sind die
Alpenländer in der Schweiz am wenigsten betroffen
vom Klimawandel. Kantone wie Wallis und
Graubünden, welche auch höher liegen, müssen nur
geringe
wirtschaftliche
Auswirkungen
des
Klimawandels hinnehmen. Klimawandel kann aber
auch positive Aspekte beinhalten. So würden immer
mehr Gäste wegen denn zu heissen Temperaturen am
Mittelmehr sich in die Alpenregionen zurück ziehen.
Nichtsdestotrotz wird der Sommertourismus in der
Schweiz an Bedeutung gewinnen. So soll auch die
saisonale Abhängigkeit verringert werden. (NZZ 2006)
Gemeinde Tschlin
Die Gemeinde Tschlin liegt im Unterengadin und
grenzt an Österreich und Italien. Die Einwohnerzahl
beträgt 429. Gesprochen wird romanisch. Wie viele
andere abgelegene Berggemeinden schwindet auch
hier die Einwohnerzahl. Viele Häuser stehen nun leer.
Vor
allem
macht
die
Privatisierungsund
Deregulierungspolitik dieser Gemeinde zu schaffen.
Die Poststelle wie auch die Schule wurden z.B.
geschlossen, was die Gemeinde für Neubürger(innen)
nicht attraktiver macht. Vor etwa zehn Jahren entstand
das Entwicklungskonzept Tschlin 2000“, welche durch
eine Umfrage entstand. Ziel war es, eine sanfte und
nachhaltige
Entwicklung
der
Gemeinde
und
Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Alles unter
dem Aspekt, dass das Dorfbild erhalten bleibt. So
wurde Tschlin Mitglied des Gemeindenetzwerks
„Allianz in den Alpen“. Im neuen Baugesetzt wurden
strenge Bestimmungen über den Umbau von
Erstwohnungsanteilen erlassen. Dabei soll verhindert
werden, dass baufällige Häuser als Ferienhäuser
verkauft werden. Ziel sollte damit sein, dass die
touristische Entwicklung im Dorf bleibt. Das liberale
Baugesetzt lässt auch moderne Umbauten zu.
Voraussetzung
ist,
dass
ein
architektonisch
befriedigendes Projekt entsteht. Die Umsetzung des
Entwicklungskonzeptes gestaltete sich nicht einfach.
Viele Bewohner äusserten Bedenken und Ängste, was
auch zu mangelndem Engagement führte. So
scheiterte das Hotelprojekt von Peter Zumthor. Das
Projekt war ein Teil dieses Entwicklungskonzeptes.
Zudem sprach dieses Projekt die Bewohner an. Aber
die Angst vor den finanziellen Konsequenzen und die
Auswirkungen auf das Dorfleben überwiegten. Der
Projektkredit wurde somit abgelehnt von der
Gemeinde. (Heimatschutz 2003)
Allianz der Alpen: Ein Zusammenschuss von
Gemeinden und Regionen aus insgesamt 7 Staaten
des
Alpenraums.
Die
Mitglieder
entwickeln
gemeinsam den alpinen Lebensraum. Grundlage und
Leitfaden für diese nachhaltige Entwicklung ist die
Alpenkonvention.
Momentan
sind55 Gemeinden Mitglied im Schweizer Netzwerk.
(SAB „Allianz der Alpen“)
Adelboden Wellnessbad
Für ca. 140 Millionen Franken soll in Adelboden ein
Wellnessbad mit einem
Fünfsternhotel entstehen.
Auf einer Brache im Dorf, soll ein Fünfsternehotel mit
200 Betten gebaut werden. Die Investoren geben sich
jedoch nicht zu erkennen, was auch auf
Verunsicherung stösst. Finanzieren will es nun die
Basler Innovafina Project AG. Es wird mit 400
Besuchern pro Tag im Bad gerechnet. Das Hotel steht
aber auch unter Kritik. Einige würden lieber ein
Familienhotel an dieser Stelle sehen. Vor ungefähr 10
Jahren entstand dieses Vorhaben mit einem
arabischen Investor. Dieser ging im Zuge der
Finanzkrise jedoch pleite. Nun kam es zu einem
Abbruch der arbeiten. (BZ 2014; Der Bund 2014)
Intercontinental in Davos
Das Luxushotel wird wegen seiner Form und Farbe
auch „Goldenes Ei“ genannt. Nach nur einem halben
Jahr nach der Eröffnung ging das Hotel insolvent.
Schlechte Verträgen sind ausgehandelt worden.
Zudem verlangte die Credit Suisse einen zu hohen
Pachtzins. In Davos ist nicht das ganze Jahr World
Economic Forum. Denn in der Zwischenzeit läuft kaum
etwas. Deswegen macht es auch keinen Sinn das
ganze Jahr geöffnet zu haben. Zudem war nicht mal
die Hälfte der Ferienwohnungen verkauft worden. Die
Individualgäste sollten mit der auffallenden Architektur
angelockt werden, diese blieben aber aus. Der
Buissnessplan ging von einer Auslastung von 60
Prozent aus. Zu optimistisch hiess dabei in der Kritik.
Im Unterschied zu Andermatt baut Sawiris jene
Ferienwohnungen, welche auch schon verkauft sind.
Zudem besitzt Sawiris mehrere finanzielle Standbeine.
Hinzu kommt das der Bund den Ausbau des
Skigebietes bewilligt hat. Zudem bestehen vier weitere
Chedi-Hotels. Hotel Intercontinental gibt es weltweit
tausendfach. Dieses Hotel hat sich an städtischen
Beispielen orientiert. Der Unterschied ist, dass dort
Konferenzen, Meetings oder Messen unabhängig vom
Wetter statt finden. Deshalb sind städtische Hotels
weniger anfällig auf Absagen. Schlechtes Wetter in
den Bergen und die dazu kommenden Absagen
können schnell zu 200’00 Franken Verlust führen.
Kurz nach der Konkurs Bekanntgabe wurde auch
schon der neue Pächter präsentiert: die Davoser
Weriwald AG. Eine nahtlose Weiterführung des
Hotelbetriebes wird angestrebt. Insgesamt verfügt das
Hotel 216 Zimmer und Suiten mit Balkonen. Der SpaBereich
umfasst
1200
Quadratmeter
und
Konferenzräume
erstrecken
sich
über
1500
Quadratmeter. Das Hotel verfügt zudem noch über
drei
Restaurants,
Bars
und
Sportgeschäfte.
(Tagesanzeiger 2014; SRF 2014)
Château Gütsch
Das Hotel verfügt über 27 Zimmer. Kein Zimmer ist
gleich wie das Andere. Ein Hotel im Märchenstil.
Luxus befindet sich in jeder Ecke des Hotels. 2014
wurde das Hotel wieder eröffnet nachdem es seit 2003
geschlossen war. 2002 übernimmt die italienische
Gruppe Turin Hotels Internationals das Viersternehotel
als Pächter. Im Folgejahr geht die Firma Konkurs und
damit auch das Hotel zu. Schliesslich kauft 2007 der
russische
Milliardär Alexander
Lebedev das
Schlosshotel. Nun soll das Haus umgebaut werden.
Zwischenzeitlich wird die Gütschbahn stillgelegt. Es
kommt zu mehren Anläufen, welche jedoch scheitern.
Zudem verzögern sich die Bauarbeiten. Die Stadt
Luzern übernimmt schliesslich 2014 einen Teil der
Finanzierung der Sanierung der Bahn. 2014 öffnet das
Hotel seine Türen nach einem längeren Umbau. Trotz
dem grossen Kapital des Investors stand das Hotel
mehr oder weniger insgesamt elf Jahre still. Solch ein
unterfangen könnte in Zukunft auch Luxushotels in
den Alpen treffen. Es wird zwar investiert aber der
Erfolg bleibt aus. Zudem kommt dazu, dass dieses
Hotel grundsätzlich au ganzjährlich funktionieren
könnte. Die prominente Lage des Hotels, nämlich über
dem Vierwaldstädtersee und der Stadt Luzern, könnte
viele Besucher anlocken. Unlängst ist das Hotel ein
Wahrzeichen von Luzern geworden. (NLZ 2014; NZZ
2013)
Naturschutz
Die Schweiz ist geprägt durch eine Vielfalt von Natur
und Landschaft. Dieser Fakt deutet auf eine nationale
Identität hin. Für unsere Gesellschaft ist es somit eine
wichtige Angelegenheit, die Landschaft und die Natur
zu erhalten.
Nebst den natürlichen Faktoren enthält die Natur für
die Bevölkerung auch Identität. Die Natur steht jedoch
unter Druck. Sie wird zersiedelt und immer mehr
Verkehrsmöglichkeiten
werden
gebaut.
Die
Herausforderung für das Volk ist es, die Natur
wachsen und sich weiterentwickeln zu lassen,
gleichzeitig aber auch nach Wachstum zu streben.
Seit dem Jahre 1994 ist der Alpenschutz-Artikel in der
Verfassung enthalten. Er geht zurück auf die
Volksinitiative, die vom Verein "Zum Schutz des
Alpengebietes vor dem Transitverkehr" erfasst, und im
Jahre 1994 vom Volk mit 52% angenommen wurde.
Die Alpenschutziniative sieht vor, die negativen
Belastungen des Verkehrs zu lindern. Menschen,
Tiere und Pflanzen, sowie ihre Lebensräume, sollten
nicht geschädigt werden.
Auch sieht die Initiative vor, dass der alpenquerende
Gütertransitverkehr auf der Schiene erfolgt.
Die Anzahl der Strassen in den Alpengebieten soll
nicht erhöht werden.
Die Initiative hängt zusammen mit dem Vorhaben der
Grossinvestoren auf den Schweizer Alpen. Der Bezug
zum Verkehr zum schon bestehenden Gesetz hängt
eng zusammen mit den Grossinvestoren – je mehr auf
den Alpen gebaut wird, desto mehr Verkehr,
Verschmutzung und Belastung würde dies für die
Berggebiete bedeuten.
Durch das weltweite Konkurrenzdenken verliert der
gesamte Alpenraum seine Eigenschaften. Er wird
zweckentfremdet, und zur Kulisse von Projekten.
Die Gelder für den Schutz der Wälder nehmen ab, und
Rodungen werden trotz Verbotes geplant.
Da die Alpen ein Anzugsgebiet für Touristen sind,
stellt sich die Frage, ob sie nur noch eine Kulisse für
die Menschen sind, an welcher sie ihre Bedürfnisse
befriedigen können, also verschiedene Vergnügen wie
Skifahren, Wandern, Klettern.
Zusätzlich kommt dazu, dass es immer mehr Strassen
und Verkehr auf den Alpen gibt. Die Gewerbe- und
Verkehrsflächen nehmen zu, wobei die Grünfläche
automatisch abnimmt.
Durch menschliche Eingriffe ist die Vielfalt der Arten in
den Alpen in Gefahr.
Immer mehr Nutzungsansprüche wirken sich negativ
auf die Alpen aus. Dies führt zu einer Zerstörung der
Natur, sowie zu einer Überlastung des Ökosystems in
den Alpen.
Die Umweltorganisation setzt sich gegen die
Zersiedelung und für die Natur ein. Dass dies nicht
immer Erfolg hat, zeigt sich im Beispiel von Mollens,
VS.
Sie reichte eine Klage gegen das Vorhaben einer
russischen Firma ein. Diese planten eine edle
Hotelanlage „Le Village Royale“, welche 15 Chalets
beinhaltet. Die Gesamtkosten für die Errichtung von
„Village Royal“ betragen mehr als 650 Millionen
Schweizer Franken.
Das schweizerische Bundesgericht lehnte die Klage
des Umweltschutzes ab, und erlaubte den Russen den
Bau der Luxusanlage. (Aargauer Zeitung, 2010,
Themen-Nr.:276.4; Sputnik, 2012; Dr. Bertold
Suhner-Stiftung,
2011;
Bund
Naturschutz;
Alpeninitiative, 1999)
Moderne Architektur vs. Bergchalets
Es stellt sich die Frage, wie gut oder schlecht sich die
moderne Architektur der Grossinvestoren auf den
Alpen auswirken würde. Es ist gut möglich, dass die
modernen Bauten nicht mit der schon bestehenden
Landschaft und den bestehenden Gebäuden
verschmelzen, sondern dass sie negativ auffallen
könnten.
Wenn sich der Architekt aber genug Zeit nimmt, sich
die bestehenden Häuser zu begutachten, und
Recherchen über die Umgebung betreibt, könnte es
gut möglich sein, dass sich durch die Neubauten in
den Bergdörfern einen Aufschwung ergeben würde.
Es gäbe neue Arbeitsplätze für die Dörfer und dies
könnte einen wirtschaftlichen Aufschwung der
Gemeinden führen.
Die Schweizer Chalets und Berghäuser haben einen
eigenen Stil, für manche bedeutet dieser Heimat. Die
Häuser sind charakterisiert durch vorkragenden und
verzierte Dächer, Balkone und Schnitzereien.
Heutzutage baut man nicht mehr so – die Häuser sind
modern, die Formen strukturiert und ähneln
keineswegs mehr der Chalet Architektur.
Ob diese Vermischung der beiden Stile sich positiv
oder negativ auf das Dorf, beziehungsweise die Stadt
auswirkt, steht noch offen. Es ist gut möglich, dass die
Mischung der beiden Stile das Landschaftsbild der
ehemaligen „urchigen“ Bergdörfer zerstört.
Dies könnte eine grosse Herausforderung für die
Investoren bedeuten: ist es möglich, zum Beispiel eine
grosse Anlage auf den Bergen zu bauen, welche
sowohl die Interessen der Einwohner, sowie die der
Touristen befriedigen? Da die Touristen ein gewisses
Vermögen haben müssen, um sich überhaupt eine
Reise in dieses Gebiet leisten zu können, könnte es
also schwierig werden, eine Anlage für alle
Bedürfnisse der beiden Zielgruppen zu gestalten.
Die Bevölkerung der Bergdörfer könnte sich also
„bedroht“ fühlen, wenn eine Berglandschaft durch ein
Projekt zersiedelt würde. Die Idylle, die Atmosphäre
und die Landschaft könnte sich komplett verändern.
Klar ist es, dass dieser Neubau sich natürlich nicht
grossflächig auf das ganze Dorf ausbreiten würde –
die Auswirkungen dieser Anlagen könnten jedoch
prekär sein für die ganze Stadt. Es müssten mehr
Verkehrsmöglichkeiten gebaut werden, denn die
Besucher brauchen eine Möglichkeit, zu dieser Anlage
zu gelangen. Die Anzahl der Restaurants, Bars und
Freizeitangebote würde sich automatisch vergrössern,
da die Touristen gewisse Ansprüche mit sich bringen,
beziehungsweise nicht an einen Ort in die Ferien
gehen, an welchem es kein gewisses Angebot gibt.
Das Ortsbild der Bergdörfer bzw. der Alpen würde sich
stark verändern durch den Eingriff der Investoren. Ob
dies eine positive oder negative Auswirkung hätte,
steht jedoch offen.
Die Bewohner könnten sich beispielsweise auch über
ihre
versperrten
Aussichten
und
mögliche
Schattenwürfe beklagen.
Wenn die Investoren den Bewohnern ihr Projekt aber
schmackhaft machen können, und die Leute von
ihrem Vorhaben überzeugen können, dann würde sich
der gesamte Geist der Bergdörfer positiv verändern.
Ob die Investoren Schweizer oder Ausländer sind,
spielt grundsätzlich keine Rolle.
Der Geldgeber sollte sich zwingend mit der Kultur,
dem Land, der Gegend und der Bevölkerung
auseinandersetzen.
Durch einen falschen „Eingriff“ in die Bergdörfer
könnten falsche Absichten entstehen: die gebaute
Landschaft würde eine künstliche Atmosphäre
erzeugen und die (Berg-)Kultur würde verloren gehen.
Es könnte schnell der Fall sein, dass sich die Bauten
nicht mit dem jetzigen Stand der Dörfer vereinen und
völlig fremd wirken.
Fakt ist also, dass eine mögliche Zweckentfremdung
des Gebietes folgen könnte, wenn der Investor sich
nicht mit dem Gebiet auseinandersetzt.
Geld spielt heutzutage immer die grösste Rolle in allen
Projekten und Geschäften. Wenn die Vorhaben der
Investoren wenig mit den jetzigen Bergregionen zu tun
haben und sich nicht anpassen, dann würde eine
künstliche Stadt entstehen.
Die „wahre Schweiz“ würde verloren gehen, obwohl
mehr Arbeitsplätze als positiver Effekt der Neubauten
folgen würde. Diese Arbeitsplätze würden jedoch nicht
alle von Schweizern und Einheimischen besetzt
werden, sondern von Pendlern und eventuell
Ausländern.
Durch diesen Bevölkerungszuwachs würde sich die
Bergregion prekär verändern, je nach Grösse der
geplanten Anlage.
Zweitwohnungsinitiative
Das Thema der Zweitwohnungen war in der letzten
Zeit eine heisse Diskussion. Die Initiative forderte,
dass nicht mehr als 20% aller Wohnungen in jeder
Gemeinde Zweitwohnungen sind. Dieser
Dies hätte zur Folge, dass die Zersiedelung gestoppt
würde. Das Problem war, dass zu viele Wohnungen
das ganze Jahr lang leer standen, und es zu viele
„kalte Betten“ gab.
Viele Familien besitzen eine Zweitwohnung, um dort
Ferien zu machen. Sie sind nur wenige Tage im Jahr
dort, um beispielsweise Ski zu fahren. Viele Leute
besitzen eine Zweitwohnung, um sich dort an den
Wochenenden aufzuhalten.
Jede einzelne Zweitwohnung beansprucht eine
gewisse Fläche, und durch diese wird die
Zersiedelung
der
Landschaft
gefördert.
Für
einheimische Personen wird es schwieriger, eine
Wohnung zu finden, da die Miet- und Kaufpreise durch
diese Zweitwohnungen ansteigen.
Die Initiative forderte also, die Landschaft und die
Gebiete mit vielen leerstehenden Wohnungen zu
schützen, und mehr Sorge zu tragen, indem mehr
Wohnungen bewohnt werden. Nicht mehr als 20% der
Wohnungen in allen Gebieten sollen Zweitwohnungen,
und somit leerstehende Wohnungen sein.
Die Initiative fördert somit einen Zurückgang der
Zersiedelung, und will die Situation in den (vor allem)
Bergregionen verbessern.
In den Kantonen Wallis, Graubünden und Tessin sind
die Auftragseingänge der Baubranchen gesunken, im
Berner Oberland nur leicht gestiegen. Die Baumeister
sehen den Grund dafür in den Einsprachen der
Initianten der Zweitwohnungsinitiative in den Alpen.
Diese Initiative hat einen starken Zusammenhang mit
der Zersiedelung der Alpen (durch Grossinvestoren).
Das Volk hat das Bedürfnis, die Berge und die
Landschaften zu schützen.
In den Tourismusregionen ging die Bautätigkeit stark
zurück.
Das Ziel der Initiative war es unter anderem, die
Bergdörfer zu beleben. Die Besitzer sollten nicht nur
einige Wochen oder Tage pro Jahr in ihren privaten
Ferienwohnungen sein, sondern sie zum Beispiel
unter dem Jahr vermieten, um die Dörfer zu beleben.
(Schweizerische Eidgenossenschaft, 2014)
Situation Andermatt
Die Wirtschaft in Andermatt, bestehend aus
Landwirtschaft, Industrie, Gewerbe und Dienstleistung,
wird zu 71.79% von Einheimischen geführt.
Rund 100 Personen pendeln täglich in einen anderen
Kanton, um dort zu arbeiten. Die Anzahl der Zupendler
pro Tag beträgt 220. Diese Zahlen könnten steigen,
wenn sich die Wirtschaft und der Hotelbetrieb in
Andermatt vergrössert.
Andermatt ist ein Wintersportgebiet und ein Kurort.
Das Handeln des Grossinvestors Saviris versprach
dem Volk eine starke touristische Entwicklung.
Die Umweltverbände in Uri kritisierten, dass diese
geplante Zone für den Wintersport zu gross seien.
(Wikipedia, 2015)
Situation Vals
Die Wirtschaft in Vals ist stark abhängig vom
Tourismus. Die Industrie in diesem Gebiet ist sehr
stark. Sie beinhaltet Kraftwerke, eine SteinplattenFirma und Mineralquellen (Valser Wasser).
Der von Remo Stoffel geplante Hotel-Wolkenkratzer
forderte ende März unzählige Diskussionen. Sein
geplanter Turm sollte 381 Meter hoch sein, luxuriöse
Suiten umfassen, und für reiche Geschäftsleute
dienen.
Laut Stoffel hätte dieser Turm den wirtschaftlichen
Abgrund verhindern können, da die Strategien für
Massentourismus in den Alpen laut ihm nicht
funktionieren können.
Vals und Andermatt sind zwei Beispiele, wie sich
Bergdörfer durch Investoren in grössere Städte
verwandeln können. Je nach dem, wie viel Wert auf
die bisherige Kultur und die bisherigen Bauten gelegt
wird, kann so ein Projekt gut gehen oder scheitern.
Was das Projekt in Vals anbelangt zeigt, dass die
Bevölkerung gegen eine komplette Veränderung des
Landschaftsbildes in Vals war.
(Neue Zürcher Zeitung, 25.5.2015; Wikipedia, 2015)
Zersiedelung
Durch die wachsende Bevölkerung wird die
Zersiedelung gefördert. Werden Plätze und Areale
aber schlau umgenutzt, könnte dies teilweise das
Problem lösen.
Immer mehr Einwohner leben in der Schweiz, unter
anderem weil die Städte seit den 80er Jahren wieder
attraktiver wurden. Nach Schätzungen von Avenir
Suisse misst die Einwohnerzahl im Jahre 2040 in der
Schweiz rund 10 Millionen. Laut Berechnungen der
UBS könnte es sogar sein, dass bereits im Jahre 2031
10 Millionen Menschen in der Schweiz wohnen.
Es stellt sich also die Frage, wo diese Menschen
wohnen und arbeiten werden.
Nur ca. 1% aller Schweizer Immobilien stehen leer.
Wird die Einwohnerzahl nun zunehmen, würde das
bedeuten, dass für jeden Zuwanderer neu gebaut
werden muss.
Raumplaner setzen sich als Ziel, eine Zersiedelung zu
verhindern. Die wachsende Bevölkerung hat dazu
geführt, dass unsorgfältig auf unbebauten Flächen
Wohnraum geschafft wurde; dies sollte nicht mehr
vorkommen.
Laut dem verfassten Raumkonzept Schweiz soll sich
die Siedlungsentwicklung auf die überbauten Gebiete
konzentrieren.
Die
Zauberformel
lautet
«Siedlungsentwicklung nach innen» oder «innere
Verdichtung». Dass es enger werden wird, ist ein Fakt.
Die Schweiz wird verpflichtet, mehr Häuser in die
Höhe zu bauen.
Die Frage ist nun, ob sich der Charakter der Städte
dadurch verändern würde. Das Erscheinungsbild der
verschiedenen Gemeinden würde sich komplett
verändern, was die Einwohner kaum akzeptieren
würden. Für die Schweiz ist es typisch, dass der
Charakterzug eines Ortes immer erhalten bleiben
muss.
In
der
Stadt
Zürich
bestehen
Geschossflächenreserven von mehr als 14 Millionen
Quadratmetern, wovon die Hälfte für Wohnzonen
gebraucht werden kann. Pro Person rechnet man
zurzeit mit ca. 45 Quadratmetern Wohnfläche, was zu
bedeuten hätte, dass Wohnraum für rund 150'000
Personen geschaffen werden könnte.
Die Stadt Zürich könnte also um einen Drittel
wachsen.
Die Gebiete, welche Platz für mehr Bauten hätten,
sind meistens nicht begeistert von Neubauten in ihrer
Nähe. Sie sind nicht interessiert an einer Verdichtung.
Ziel ist es unter anderem, eine Mischung von Wohnund Gewerbeflächen zu bauen.
Problematisch an diesen Fakten ist die wachsende
Anzahl Quadratmeter Wohnfläche pro Person – sie
steht im Gegensatz zur Verdichtung.
Würde es zu einer Verdichtung kommen, wäre dies
gleichzeitig auch eine Chance für neue Wohn- und
Lebensformen. Durch die bebauten Zonen würden die
freien Zonen mehr Bedeutung erhalten. Ziel ist es
nicht, alle Erholungszonen aus den Wohnzonen zu
streichen.
Der Markt entscheidet schlussendlich, ob eine
Verdichtung gelingen wird. Sicher steht jetzt schon,
dass die Baubranchen in den nächsten Jahren genug
zu tun haben werden.
Bergdörfer
Siedlungen und Einzelgebäude sind schuld an der
schweizweiten Zersiedelung. Durch sie fallen unter
anderem höhere Kosten für Infrastruktur an, mehr
Pendler sind unterwegs und Pflanzen und Tiere
verlieren ihren natürlichen Lebensraum.
Diese Zersiedelung stellt also eine Gefahr für Mensch
und Tier dar.
Es gibt jedoch auch Fakten, dass sich Bergregionen
nicht nur negativ entwickeln:
Der Bund ist stark daran interessiert, dass die
Abwanderung in den Bergdörfern sich stabilisiert.
Viele Berggebiete verloren durch die Zersiedelung in
Städten an Aufmerksamkeit.
Nicht zu vergessen ist, dass sich neue Beziehungen
zwischen Stadt und Berggebieten entwickelt haben.
Immer mehr junge Familien ziehen sich in ein
Berggebiet zurück.
Jede Gebiete, welche eher in der Nähe einer Stadt
liegen, entwickelten sich in den letzten Jahren
dynamisch weiter. (Pendlerströme). Sie profitierten
von exportorientierten Unternehmen, welche in den
ländlichen Gebieten angesiedelt sind, und von der
Nachfrage der dort lebenden Pendler.
Das Ziel des Bundes ist es also, den ländlichen
Regionen eine Perspektive zu geben. (Neue Zürcher
Zeitung, 2012)
Bergdörfer erhalten und neu beleben
Man fragt sich, was die Zukunft der Bergdörfer in der
Schweiz
ist.
Massentourismus
und
unverhältnismässige Eingriffe sind bereits passiert,
dagegen muss jedoch gehandelt werden.
Es ist problematisch, wie heutzutage in Bergdörfern
gebaut wird.
Die gebauten Häuser integrieren sich teilweise
schlecht in die historischen Kerne und verbrauchen
eine Grosse Anzahl Fläche.
Häuser, welche sich nicht in das Gesamtbild des
Gebietes einfügen, sind keine Seltenheit mehr –
vielmehr verfälschen sie die Identität der Orte.
Die Anforderungen sind nicht, so zu bauen wie unsere
Vorfahren. Mit Hilfe moderner Mittel sollte gebaut
werden, man sollte sich jedoch mehr von
ursprünglichen Bauten inspirieren lassen.
Die Bevölkerungen auf Bergdörfern lebten meist
sparsam und einfach. Die Häuser bestehen aus
einfachen Konstruktionen, sie sind dauerhaft und
stabil. Holz und Stein sind die Hauptelemente dieser
Bauten; sie verbinden die Gebiete mit der Natur und
sind oftmals einheimisch. Dies deutet auf eine
umweltfreundliche Architektur hin.
Neubauten in Bergdörfern haben die Aufgabe, die
Dörfer zu beleben. Wenn den Architekten dies gelingt,
werden viele Besucher angezogen, was zum
Wirtschaftswachstum beiträgt.
Es muss den Bauherren sozusagen gelingen, mit dem
Neubau eine Verbindung von Alt und Neu zu erzielen.
(Heimatschutz Patrimoine, 2009)
Die Tourismus-Destination Schweiz gibt es erst seit rund 150
Jahren. Es waren vorallem englische Touristen, die sich ab
Mitte des 19. Jahrhunderts von den Alpen faszinieren
liessen.
Zu den wenigen Besuchern, die schon früher das Land und
besonders die Alpen durchquert hatten, gehörten Pilger auf
der Durchreise nach Italien oder Spanien, Säumer und ihre
mit Handelsware vollgepackten Saumpferde, sowie ab dem
16. Jahrhundert die ersten Humanisten und Naturforscher
aus den grösseren Schweizer Städten, welche die Alpen
mitsamt ihrer Flora und Fauna zu erforschen begannen.
Die "Grand Tour"
Im 18. Jahrhundert gehörte es für junge Adelsherren und
Grossbürgersöhne
aus
England,
Deutschland
und
Skandinavien, teilweise auch aus Amerika, zum guten Ton,
ihre klassische Ausbildung mit einer Reise zu den
historischen Stätten und Landschaften in Frankreich und vor
allem Italien abzuschliessen. Das nannte sich die "Grand
Tour", im Deutschen etwa auch als "Kavaliersreise" oder
"Jungfernfahrt" bezeichnet.
Einer der berühmtesten dieser "Gentlemen-Touristen" im 18.
Jahrhundert war James Boswell, der spätere Biograph des
Gelehrten Samuel Johnson. Als Zwischenstation auf der
Reise von und nach Italien gehörte die Schweiz zur Grand
Tour. Im 19. Jahrhundert verweilten romantische Dichter und
Schriftsteller wie Lord Byron oder das Ehepaar Percy sowie
Mary Shelley bei ihren Reisen durch Europa auch einige Zeit
am Genfersee und in den Alpen. Sie verwandelten ihre
Eindrücke in
Geschichten.
herrliche
Gedichte
oder
fantastische
Die Eroberung der Alpen
Ab dem 18. Jahrhundert unternahmen Schweizer Forscher
wie Horace-Benedict de Saussure erste Klettertouren in den
hohen Alpen. Die Gipfel von Jungfrau und Finsteraarhorn
wurden 1811 beziehungsweise 1812 erstmals bestiegen; das
Matterhorn wurde 1865 bezwungen – eine Erstbesteigung,
die tragisch endete.
Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Alpen in
rascher Folge Gipfel um Gipfel erobert, in erster Linie von
britischen Besuchern, die auch den Schweizer Alpen Club
(SAC) gründeten. Diese Organisation besteht noch immer
und
unterhält
ein
alpenweites
Netzwerk
von
Hochgebirgsunterkünften für Bergsteiger. (swissinfo.ch 03.
Februar 2011)
Das Aufkommen des Massentourismus
So richtig begann der Tourismus in der Schweiz 1858 mit der
ersten Pauschal-Ferienreise durch Europa, organisiert vom
englischen Unternehmer Thomas Cook. Zu den frühen
Ferienreisenden in die Schweiz gehörte auch Sir Arthur
Conan Doyle, den die Reichenbachfälle bei Meiringen im
Berner Oberland derart beeindruckten, dass er gleich den
Abgang seines Romanhelden Sherlock Holmes dorthin
verlegte.
Jetzt wurden auch Strassen über die Alpenpässe gebaut.
Und die neuen Verkehrswege, namentlich die Eisenbahnen,
erschlossen die Alpen endgültig dem Massentourismus.
Dank der Erfindung der Zahnradbahn konnten bald auch
steilste Steigungen auf dem Schienenweg überwunden
werden – ein technischer Fortschritt, von dem die Schweizer
Bahnkonstrukteure in der Folge ausgiebig Gebrauch
machten.
Im späteren 19. Jahrhundert wurden nicht bloss
Eisenbahnen, sondern auch Hotels gebaut, in denen die
immer zahlreicheren Besucher und Besucherinnen
Unterkunft finden konnten, beispielsweise in Grindelwald.
Ebenfalls aus dieser Zeit stammen die ersten
grossformatigen Bildreklamen für Touristenorte – die
Tourismusplakate oder Reiseposter – und natürlich die
Urmutter
aller
Ferienandenken,
die
Ansichtskarte.
(swissinfo.ch 03. Februar 2011)
Luftschlösser in den Alpen
Die Araber wollen nun doch nicht. Vergangene Woche ist die
Pearl of Kuwait Real Estate Company aus dem Alpenbad
Adelboden ausgestiegen. Das 140-Millionen-FrankenProjekt, welches der Tourismusdestination frischen Wind und
neue Gäste bringen soll, steht nach mehrjähriger
Planungsphase erneut auf wackeligen Beinen.
Die Araber wollen nun doch nicht. Vergangene Woche ist die
Pearl of Kuwait Real Estate Company aus dem Alpenbad
Adelboden ausgestiegen. Das 140-Millionen-FrankenProjekt, welches der Tourismusdestination frischen Wind und
neue Gäste bringen soll, steht nach mehrjähriger
Planungsphase erneut auf wackeligen Beinen. Schnell
kommentierte die Konkurrenz andernorts, dass man im
Berner Oberland wohl auf Sand gebaut habe. (NZZ
8.8.2010)
Im Wallis und in Graubünden versandet zwischen
hochfliegenden Plänen und dem ersten Spatenstich
ebenfalls einiges: In der 850-Seelen-Gemeinde Mollens (VS)
haben Umweltverbände dem Village Royal der russischen
Mirax Group – einem Resort mit 5-Sterne-Hotel, 2500 Betten
und einem Spa für Pferde – den Kampf erklärt. Zu wenig
ökologisch sei das Projekt, zu unsicher die Finanzkraft der
Russen, heisst es beim Landschaftsschutz Schweiz in Bern.
Den eingelegten Rekurs wird man, falls nötig, bis vors
Bundesgericht ziehen. Für das avantgardistische Hotel im
Davoser Stilli-Park wurde zwar mit der IntercontinentalGruppe ein renommierter Betreiber gefunden, aber noch
immer nicht die dafür benötigten 250 Mio. Fr.
Es sind jedoch nicht nur Luftschlösser, die in den Alpen
gebaut werden. Über 60 Grossprojekte zählen die
Wirtschafts- und Tourismusverbände der Bergkantone in
ihren Destinationen, wie aus dem im Juni in Zusammenarbeit
mit dem Seco erschienenen «Leitfaden zur Ansiedlung für
Feriendörfer und Hotels» ersichtlich ist. Allen voran Samih
Sawiris' Andermatt Swiss Alps, welches auf eine Investition
von 1,5 Mrd. Fr. veranschlagt ist. Selbst wenn, wie Experten
schätzen, davon vielleicht nur ein gutes Dutzend realisiert
werden, ist das im historischen Vergleich ein RekordBauboom.
«Das Vertrauen der Investoren in die Tourismusdestination
Schweiz ist zurückgekehrt», freut sich Christoph Juen,
Direktor von Hotelleriesuisse. Es mache sich nun bezahlt,
dass viele Betriebe in den Jahren vor der Krise ihre
Eigenfinanzierungskraft erhöht hätten. Dadurch sei man aus
der Rezession mit einer relativen Stärke hervorgegangen.
Zudem schätzen ausländische Investoren die langfristig
stabilen Perspektiven, wie der Staatsfonds aus Katar, der mit
500 Mio. Fr. an verschiedenen Orten engagiert ist. Laut Juen
profitiere die Schweiz zudem vom prognostizierten Anstieg
des globalen Tourismus (laut WTO jährlich plus 4%),
andererseits von einer weltweiten Rückbesinnung auf die
Schweiz. «Dazu kommen vermehrt Kunden aus neuen
Märkten wie Indien, Arabien und Asien.»
Und da diese Gäste öfters in grösseren Verbänden reisen,
schätzen sie die Möglichkeit, in einem Resort mehrere
Wohnungen zu mieten. Die im Ausland schon länger
etablierte Beherbergungsform erfreut sich in der Schweiz
zunehmender Beliebtheit. Neben dem Bemühen, durch
Pflichtvermietung
von
Eigentumswohnungen
den
Zweitwohnungsbau einzudämmen, entsteht eine Vielzahl von
neuen, sehr unterschiedlichen Bauten, die als eigentliche
Hybride zwischen der klassischen Hotellerie und dem
Ferienhäuschen bezeichnet werden können (siehe Text
nebenan). Und selbst wenn noch das eine oder andere
Projekt platzen dürfte: Vieles deutet darauf hin, dass der
derzeitige Bauboom in den Alpen die touristische Zukunft der
Schweiz einläutet. (NZZ 8.8.2010)
Swiss Hospitality Investment Forum
An Investoren, die Interesse an der
Schweizer Hospitality Branche haben, mangelt es nicht. Die
Rahmenbedingungensind jedoch vielfältig und komplex: Zum
einen sind da die gesetzlichen Restriktionen wie die
Zweitwohnungsinitiative, welche die Finanzierung von
Hotelprojekten gefährdet. Oder die aufwändigen Vorschriften
beim Bau resp. Bei Baubewilligungsverfahren, die schon für
manches ambitiöse Projekt das Aus bedeuteten und bei
Investoren für Kopfschmerzen sorgten. Zum anderen ist der
Schweizer Markt für Hotelimmobilien sehr fragmentiert und
es besteht – obwohl in den letzten Jahren erhebliche Mittel in
die
Luxushotellerie
investiert
wurden
–
grosser
Nachholbedarf bei der Klein- und Mittelhotellerie (KMH).
Erschwerend kommt hinzu, dass die Angebote oft nicht
strukturiert
sind
und
sich
die
Problematik
der
Nachfolgeregelung in Zukunft noch verschärfen dürfte. Diese
speziellen Anforderungen an die Hospitality Industrie in der
Schweiz generieren spezifischen Informations- und
Kontaktbedarf. Und dieses Bedürfnis nach Information will
das Swiss Hospitality Investment Forum stillen – mit
glaubwürdigen Promotoren des Standortes Schweiz, die
beispielsweise
neue
Betriebskonzepte
und
Finanzierungskonzepte aufzeigen. Denn die Schweizer
Tourismusidustrie hat grosses Interesse daran, Investoren zu
finden, die ein langjähriges und nachhaltiges Engagement in
der Schweiz suchen. (Aktuelle Ausgabe
Swiss Hospitality Investment Forum.)
Ausländische Investoren in den Schweizer
Bergen
Es sind gewaltige Summen, die ausländische Investoren in
die Schweizer Alpen buttern. Beim Staatssekretariat für
Wirtschaft (Seco) gibt es zwar keine Zahlen dazu. Aber
Recherchen der anzeigen: In den letzten Jahren wurden in
den Schweizer Alpen mit ausländischem Geld Projekte für
über 2 Milliarden Franken gebaut oder angerissen.
Ferienresorts, Hotelanlagen, Bergbahnen - überall wird
investiert. Ohne Geld keine Zukunft Urs Wagenseil,
Professor für Tourismus an der Hochschule Luzern, erklärt
das Phänomen so: «Wir haben, gerade in der Hotellehe und
bei den Bergbahnen, einen gewissen Investitionsbedarf, weil
in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren in der Schweiz nicht so
viel investiert wurde, wie eigentlich nötig gewesen wäre.»
Gerade Bergbahnanlagen sind enorm teuer- und darum für
kleinere Gebiete ohne Dritt-Investoren kaum finanzierbar.
Messbar sind die ausländischen Gelder nur bei
Grossprojekten, doch gerade die kleineren Hotels in den
Alpen sind in einem grossen Umbruch. «Auch dort steckt viel
ausländisches Geld drin», sagt Urs Wagenseil.
Die Könige von St. Moritz
Sie besitzen Hotels und Bergbahnen und sind die grössten
Grundbesitzer vor Ort. Die Niarchos-Familie und ihre
kostspielige Liebe zum Engadin.
Es ist wieder so weit. In St. Moritz ist die Skisaison eröffnet,
bald werden sie wieder alle kommen, die exklusiven WinterEinwohner des Skiorts, der sich hartnäckig «Top of the World»
nennt. Mit den Flick, von Opel, Burda, Onassis und Thyssen
werden auch zwei unauffällige Brüder anreisen, die in St. Moritz
kaum jemand auf der Strasse erkennt, deren Name im Engadin
aber allen ein Begriff ist. Ein Name, der meist nur Lob im Stil
von «eine grosszügige Familie» oder «nette Leute» und nur
ganz gelegentlich ein nachdenkliches «reiche arme Familie»
auslöst: der der Brüder Niarchos.
Philip und Spyros Niarchos, 52 und 50 Jahre alt, gehören seit
ihrer Kindheit nach St. Moritz. Hier fahren sie seit Jahrzehnten
Ski - in der Hochsaison auch schon einmal umgeben von
dreissig weiteren Milliardären. Das Engadin ist ein Stück Heimat
für die Weltbürger, seit der Vater, der legendäre griechische
Reeder Stavros Niarchos, in den fünfziger Jahren in St. Moritz -
wie andere zugewanderte Superreiche - zu investieren begann.
Doch der Bergort St. Moritz und der Name Niarchos, das wurde
eine besondere Liebesgeschichte, die tiefer ging und über
Jahrzehnte hinweg nie ihre Intensität verloren hat. Mitte der
fünfziger Jahre gründete Stavros Niarchos die Luftseilbahnen
auf Corvatsch und Piz Nair. 1970 schnappte er dem Club Med
das Kulm-Hotel weg - seitdem gilt Niarchos als Retter der St.
Moritzer Luxushotellerie.
Wer hat sie vergessen, die Schwarzweissfotos aus seinen
stürmischen
Engadiner
Skitagen?
Die
begehrten
Reederstöchter Eugenia und Athina Livanos, die beide
Niarchos' Ehefrauen wurden, stapften abwechslungsweise
neben ihm durch den Schnee. «Buy and build big», lautete
Stavros Niachros' Philosophie im Reedereigeschäft. 1952 baute
er - zeitgleich mit seinem lebenslangen Rivalen Aristoteles
Onassis - seinen ersten Tanker, bereit, Rekordmengen von
Erdöl über die Weltmeere zu verschiffen. Schnell florierte das
Geschäft, die Suezkrise 1956 verschaffte Niarchos grossartige
Einnahmen. Er stieg zum grössten privaten TankerflottenBesitzer auf, 80 Schiffe fuhren in den besten Zeiten unter
seinem Namen. Gesellschaftlich gesehen wurde Stavros
Niarchos selber zu so etwas wie einem Supertanker. Mit seiner
steten Anwesenheit bei den wilden St. Moritzer Partys und
seiner wiederholten Hochzeiten wegen war er in den
Klatschspalten über Jahrzehnte nicht mehr zu übersehen.
Doch seine Kinder pflegen heute einen ganz anderen Stil.
Weitab vom Rampenlicht haben sich Philip, Spyros und deren
jüngere Schwester Maria ihren Platz zum Leben gesucht. Von
den Niarchos-Geschwistern existiert kaum eine neuere Foto,
geschweige denn ein Interview. Fast unbemerkt von der
einheimischen Bevölkerung verbringen sie mit ihren Familien
einen nicht kleinen Teil des Jahres in ihren Villen in St. Moritz.
Dabei sind sie, nachdem der berühmte Vater 1996 in Zürich
gestorben ist, nicht nur Erben. Philip und Spyros Niarchos sind
heute die grössten privaten Grundbesitzer in St. Moritz. Als
Mehrheitsaktionäre der Grand-Hotels Engadinerkulm AG
besitzen sie das bekannte Fünfsternehotel Kulm. Auf dem
Hotelgelände befinden sich der legendäre Cresta Run, die
Bobbahn und auch der Dracula-Club, den Gunter Sachs 1974
gegen die damals noch ab und an aufkommende Langeweile im
ehemaligen Bauerndorf gegründet hat. Zur Gesellschaft
gehören des Weiteren Wohnungen, Geschäfte, Tennis- und
Eislaufplätze, ein Golfplatz und viel Grundbesitz mit grossen
Baulandreserven. Schon mit den 240 Hotelangestellten zählen
Philip und Spyros Niarchos zu den wichtigsten Arbeitgebern im
ganzen Kanton Graubünden. Vor zwei Jahren kauften die
Brüder noch den denkmalgeschützten «Kronenhof» im
benachbarten Pontresina dazu. «30 Millionen Franken werden
wir dort bis Ende nächsten Jahres investieren», sagt Heinz
Hunkeler, der ehemalige «Kulm»-Direktor, der heute im
Verwaltungsrat der AG sitzt.
Doch die Investitionslust der Niarchos-Familie hört nicht in St.
Moritz auf. Man begegnet ihr auch im Rest des Kantons
Graubünden, wenn auch in anderer Form. Bei caritativen
Veranstaltungen wird der Familie immer wieder gedankt, ob es
nun Kirchenrenovierungen oder Spitalfinanzierungen sind. «In
diesem Jahr war ich bei drei Einweihungen von Projekten, die
unsere Stiftung gesponsert hat», erzählt der Aargauer
Steuerexperte Kurt Arnold. Seit drei Jahren ist er Mitglied des
Stiftungsrates der Stavros Niarchos Foundation, die in Athen,
Monte Carlo, New York und London Büros unterhält und seit
der Gründung 1996 die durchaus beeindruckende Summe von
266,5 Millionen Dollar auf über tausend verschiedenste Projekte
verteilt hat.
Immer ein Zimmer
Im Frühjahr dieses Jahres wurde in Graubünden die
abgeschlossene Renovierung der St.-Ulrich-Kapelle des zum
Unesco-Weltkulturerbe erklärten Klosters St. Johann in Müstair
gefeiert, die von der Niarchos-Stiftung finanziert wurde. Ende
Juni fand in der ebenfalls mit einem grosszügigen NiarchosBeitrag restaurierten Burg Riom die Premiere eines
romanischen Theaterstückes statt. Bereits Anfang 2000
beschenkte die Stiftung den Kanton Graubünden mit einem
Fonds von 5 Millionen Franken, «für Projekte kleinerer
Dimension», wie es Kurt Arnold nennt.
Stavros Niarchos liebte das Engadin so sehr, dass er das Spital
in Samedan schon zu Lebzeiten mit einer eigenen Stiftung
bedachte: Die meisten Neuanschaffungen werden bis heute
aus diesem Fonds bezahlt. Dafür soll für die Niarchos-Familie
dort immer ein Zimmer bereit sein, erzählt man in St. Moritz.
Den Vorzug, den die Bündner bei der Projektvergabe auch im
Stiftungsrat der weltweit tätigen Stavros Niarchos Foundation
geniessen,
versucht
Kurt
Arnold
gar
nicht
erst
herunterzuspielen: «Die Niarchos-Brüder leben an vielen Orten
der Welt. Aber die Vorliebe für St. Moritz und Graubünden ist
auch dieser Generation der Familie erhalten geblieben», sagt
er.
Kurt Arnold kennt die Niarchos- Brüder seit zwanzig Jahren. In
regelmässigen Telefonkonferenzen und bei vier Treffen im Jahr
berät er sich mit ihnen und den vier anderen Stiftungsräten über
die Projekte, die es weltweit zu beurteilen gilt. Obwohl der
Schwerpunkt der Stiftung auf Griechenland liegt - in Athen
wollen die Niarchos- Brüder dem Vater in den kommenden
Jahren sein grösstes Denkmal setzen und den geplanten Bau
einer Stavros- Niarchos-Nationalbibliothek und eines Nationaltheaters finanzieren -, wurden auch in der restlichen
Schweiz zahlreiche Projekte finanziert: Ein Online-Lexikon mit
Begriffen aus dem Altertum zählte ebenso dazu wie das
Drogenentzugs-Projekt «Terra Vecchia» im Tessin. Im Frühjahr
2008 wird die Niarchos-Stiftung im Antikenmuseum in Basel als
Hauptsponsor einer Ausstellung über das Werk Homers
auftreten. «Es ist eine schöne Aufgabe, bei solchen
Veranstaltungen im Namen der Stiftung dabei sein zu können»,
sagt Kurt Arnold und fügt schmunzelnd hinzu: «Die Rolle des
Wohltäters ist immer eine angenehme.»
Manchmal jedoch lässt Kurt Arnold bei Veranstaltungen, an
denen er die Stiftung vertritt, rätselnde Zuschauer zurück. Für
wen er genau spricht, wenn er «die Niarchos-Familie» sagt, ist
selbst in Graubünden nicht allen klar, so zurückgezogen leben
Philip, Spyros und Maria Niarchos. Keiner der Angestellten
spricht über die Familie, und wenn es jemand doch tut, dann
nur äusserst vorsichtig. «Sie wollen weder mit ihrem Vermögen
noch mit ihrer Herkunft protzen, sondern ihre Einstellung durch
ihre Arbeit zeigen», sagt Kurt Arnold. Und Heinz Hunkeler, der
noch für Stavros Niarchos selbst das Hotel Kulm dreissig Jahre
lang als Direktor geführt hat, rechtfertigt die Publikumsscheu
der Familie so: «Schon der Vater war nicht der Typ, der in die
Stammkneipe ging und sich auf die Schulter klopfen liess.»
So viel ist zumindest bekannt: Reeder sind Philip und Spyros
Niarchos keine mehr. Die letzten Schiffe verkauften sie vor zwei
Jahren. Heute konzentriert sich ihre Firmengruppe auf
Finanzoperationen, dem Beispiel Stavros Niarchos' folgend, der
nach der Ölkrise Anfang der siebziger Jahre immer stärker vom
Reeder zum Investor wurde. «Philip befasst sich intensiv mit
Kunst, Spyros ist mehr der Geschäftsmann», sagt Kurt Arnold.
Philip Niarchos ist in New York und London als ein Mäzen
bekannt, der einem unbekannten Künstler über Nacht zu
Berühmtheit verhelfen oder dessen Nachruhm sichern kann - so
wie er es 1998 tat, als er Jean-Michel Basquiats «Selbstporträt»
für den unerwartet hohen Preis von etwa 7,7 Millionen Franken
kaufte und damit die familiäre Kunstsammlung um ein weiteres
Juwel aufstockte.
Als Stavros Niarchos starb, soll er seinen vier Kindern - der Ehe
mit Charlotte Ford entstammte noch eine Tochter - 3 Milliarden
Franken hinterlassen haben. Ein Vermögen, das der Familie
nicht immer viel Glück brachte. Ähnlich dem Schicksal der
Onassis, Agnelli und Kennedy war auch das Leben der
Niarchos-Familie von Tragödien überschattet: 1999 starb der
jüngste Sohn Constantine im Alter von nur 37 Jahren an einer
Überdosis Kokain - zwei Wochen zuvor hatte er noch als erster
Grieche den Mount Everest bestiegen.
Constantine Niarchos habe es nie verwunden, dass seine
Mutter Eugenia unter mysteriösen Umständen gestorben sei,
als er acht Jahre alt war, und die Presse damals spekuliert
habe, sein Vater Stavros Niarchos habe sie umgebracht. Das
zumindest schreibt die italienische Prinzessin Alessandra
Borghese, die vierzehn Monate lang mit Constantine Niarchos
verheiratet war, in ihrem Buch «Con occhi nuovi» (Mit neuen
Augen).
Paris Hilton als Freundin
Im Clan der Niarchos ist inzwischen auch die dritte Generation
erwachsen geworden. Und das Prinzip des radikalen Rückzugs
aus der Öffentlichkeit, an das sich die zweite NiarchosGeneration gehalten hat, scheint die dritte nicht mehr einhalten
zu wollen. Insbesondere Philip Niarchos' älterer Sohn, der 21-
jährige Stavros, sorgt seit einem Jahr für Schlagzeilen.
Ausgerechnet die Hotelerbin Paris Hilton hat sich der
Filmstudent der University of Southern California in Los
Angeles als Freundin ausgesucht - was seiner Familie
zutiefst missfällt. Der bekannte PR-Agent Brian Quintana
behauptet, von der Familie Niarchos beauftragt worden zu
sein, die Hotelerbin von Stavros junior fernzuhalten. «Welche
Eltern wären schon glücklich, ihren Sohn mit Paris Hilton in
der Presse zu sehen», sagt Kurt Arnold. Doch in den USA
mehren sich Vermutungen, Paris Hilton und Stavros
Niarchos III. hätten die Affäre nur inszeniert, um sich ins
Gespräch zu bringen. Den jungen Stavros, ein begeisterter
Kite- Surfer, scheint der Klatsch wenig zu kümmern. Er
zelebriert sein Leben weiter in aller Öffentlichkeit. Fast wie
der Grossvater: «Buy and build big.» (NZZ 3.12.2006)
Die Bergtäler der Schweiz waren nicht immer so attraktiv wie
sie heute erscheinen. Den Bergtourismus entstand eigentlich
erst vor rund 150 Jahren. Es war vor allem der britische Adel
welcher sich ab der Mitte des 19.Jh. für die Schweizer Alpen
interessierte. So war es üblich, dass man als Adelsfamilie
denn ganzen Winter in einem eleganten Resort in den
Schweizer Bergen verbrachte und somit wurden die
Schweizer Bergtäler immer attraktiver. Zudem gehörte es
sich zum Abschluss einer exklusiven Ausbildung, dass die
jungen Adelsherren und Grossbürgersöhne sich auf Reisen
begaben. Die sogenannte „Grand Tour“, welche auch durch
die Schweiz führte und den Tourismus zusätzlich anregte.
Ausländische Investoren investieren enorme Summen in den
Schweizer Bergtourismus. In den letzten zwei Jahren wurden
über 2 Milliarden Franken investiert und dies breit verteilt in
grosse Hotelanlagen, Resorts, Bergbahnen usw. Es ist aber
gemäss Recherchen auch notwendig, denn gerade in der
Hotellerie besteht ein grosser Investitionsbedarf. Da vor
allem zwischen den 70er und 90er Jahren nicht mehr viel
investiert wurde. Bergbahnen zum Beispiel sind enorm teuer
und dadurch nur schwer tragbar für kleinere Gebiete.
Es gibt genügen viele Erfolgsgeschichten von Ausländischen
Investoren, welche auszusterbende Bergtäler wiederbeleben
konnten. Ein Paradebeispiel für eine Erfolgsgeschichte von
Auslandinvestoren sind die Brüder Niarchos. Die Griechen
Philip und Spyros Niarchos, aus einer Reeder-Familie,
renovierten den denkmalgeschützten Kronenhof im Engadin.
Im Grand Hotel Kronenhof in Pontresina, wurde unter
anderem die Wellnessalage mit 2000 Quadratmetern
umgebaut. Die Investitionen beliefen sich ungefähr auf 50
Millionen Franken und wurde 2008 fertiggestellt. Den
Niarchos, gehören auch weitere Hotels unter anderem auch
das Kulm Hotel in St. Moritz. Aber dies ist längst nicht alles.
Weiter Wohnungen, Geschäfte, Tennis und Eislaufplätze, ein
Golfplatz und viel Grundbesitz mit grossen Baulandreserven
gehören Ihnen, Das ganze fällt zusammen
unter der
„Aktiengesellschaft Grand Hotels Engadinerkulm“. Aber ihre
Investitionen
greifen
noch
viel
weiter.
Sogar
Kirchenrenovierungen oder Spitalfinanzierungen gehören
dazu. Phillip und Niarchos zählen mit 240 Hotelangestellten
zu den wichtigsten Arbeitsgeber im ganzen Kanton
Graubünden.
Die Familie hat in St. Moritz Wurzeln geschlagen und
verbringt zu einem grossen Teil des Jahres ihre Zeit in St.
Moritz. Die Einwohner verbinden mit dem Namen Niarchos
meist nur Lob im Stil von «eine grosszügige und sich
zurückhaltende Familie » oder «nette Leute». Zudem
gründete die Investorenfamilie die Luftseilbahn auf Corvatsch
und Piz Nair. Die Niarchos Familie gilt seither als Retter der
St. Moritzer Luxushotellerie.
Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Ausland Investitionen in
die Schweizer Alpen, zeigt Der italienische Investor Amedeo
Clavarino. Die Berge haben für ihn eine magische
Anziehungskraft. Calvarino kaufte das Maloja Palace auf und
liess das mit 380 Zimmer bestückten Zimmer umbauen. Er
will Gäste aus Mailand, Paris, London oder aus den
Schweizer Städten anlocken und das Hotel wieder zur Blüte
bringen wie einst, als das Maloja Palace das grösste Grand
Hotel der Alpen war. Dadurch wird natürlich auch das 310
Seelendorf enorm profitieren können. Denn genau dieses
Grand Hotel war Ende des 19. Jh. zur Tourismusdestination
geworden. Mit einer Investition wird das Grand Hotel sowie
das Dorf den grössten Wandel seit damals erleben. Eine
riesige Gelegenheit für eine Wiederbelebung des Bergdorfes.
Im Weitern gibt es das Grand Hotel Alpina in Gstaat, in
welches der französische Milliardär Jean-Claude Mimran und
Schweizer Immobilienhändler Marcel Bach, für 300 Millionen
Franken investiert wurde. Die beiden hatten schon das
Skigebiet „Les Diablesrets“ gekauft. „Bach und seine Partner
versprechen der Region ein Skigebiet, das in Zukunft mit St.
Moritz, dem Jungfraugebiet und den grossen Walliser
Destinationen in heftigem Wettbewerb stehen soll. Ein
Skigebiet, so hoffen die Investoren zumindest, das frei von
staatlicher Hilfe funktionieren wird.“ (NZZ, 9.10.2005 )
Das «Aminona Luxury Resort & Village» in Mollens, ein 700
Millionen Franken teures Resort, mit 550 Zimmern, 45
Chalets und eine Zentrumszone mit 15 Gebäuden. Die
russische Investorengruppe „Mirax Group“ hat sich zu den
ökologischen Grundsätzen des Bundes verpflichtet und
demensprechend das Projekt angepasst.
Ebenso wird nicht nur Geld in die Hotellerie gesteckt,
sondern auch in die Schweizer Bergbahnen. Exemplarisch
dafür sind die Saas Fee Bergbahnen. Der holländische
Kernphysiker und Hedge-Fund Manager Edmond Offermann
hat der Skigebiet-Betreiberin Companie des Alpes 2009 ihre
Anteile abgekauft. Die Saas Fee Bergbahnen sollen in naher
Zukunft mit anderen Bahnen im Saastal verknüpft werden.
Das bekannteste Beispiel für ein wiederbeleben eines
Bergtales ist Andermatt. Der ägyptische Investor Samih
Sawiris investiert mit seiner Orascom Development Group
1.5 Milliarden Franken. Das ist mit Abstand das grösste
Investment in den Schweizer Bergtourismus. Ein Teil des
Projektes ist bereits realisiert. Das Ziel ist jedoch, 6 Hotels,
450 Wohnungen, 30 Villen und einen 18-Loch-Golfplatz. Die
Absicht ist auch hierwieder Touristen aus aller Welt in die
Schweizer Berge zu locken.In der Hotellerie machen sich
Finanzinvestoren breit. Es gelingt nur schwer und immer
weniger Hotelierfamilien, Luxusetablissements von einer
Generation der nächsten weiterz zu geben. Die Hotelfamilien
verfügen nicht über so grosse finanzielle Mittel.
Heute gehören gemäss Recherchen rund 40% der
Schweizer Luxushäuser an ausländischen Investoren.
Investoren kommen aus allen möglichen Ländern, aus den
USA, Frankreich, Deutschland Österreich, Israel, Ägypten,
Katar, oder Thailand.
Es gibt nur noch wenige Hotelierfamilien zum Beispiel die
Familie Candrian. Ihnen gehört das «Suvretta House» in St.
Moritz, das 2012 sein hundertjähriges Bestehen feiert. Es ist
bereits die fünfte Generation welche das Hotel führt. «Es
braucht Investoren, die an das Projekt glauben und dafür
Geld in die Hand nehmen», sagt VR-Präsident Martin
Candrian.
Und dies geschieht auch immer mehr. Ausländische
Investoren haben Lust auf mehr und sehen die Schweiz als
attraktiver Investitionsort. So zum Beispiel wird in das
Bürgenstock-Resort etwa durch den katarische Staatsfonds
fast 0,5 Mrd. Fr. verbaut. Dazu gehört bereits das Hotel
Schweizerhof in Bern. Zudem will ein Investor aus Katar aus
dem Hotel Atlantis in Zürich wieder eine Perle machen.
Wobei das Hotel Atlantis schon seit Jahren leer steht und nur
durch junge Leute illegal besetzt wird. Ein Investor kommt
also äusserst gelegen. Oder
Der österreichische
Multimillionär Peter Pühringer steckt gut 250 Mio. Fr. in die
Totalrenovation des Park-Hotels in Vitznau.
(NZZ Peter Keller 7.10.2012)
Die Angst, dass die Investition nicht rentieren könnte und
durch dies eine Geisterstadt entstehen könnte ist
unbegründet. Denn selbst wenn keine Investition getätigt
wird, würden sowieso junge Leute die Bergtäler verlassen
und eine Geisterstadt entstehen. Es muss ohnehin etwas
passieren das die Bergdörfer nicht aussterben und für das
braucht es Investoren. Zudem besteht natürlich immer ein
Restrisiko bei Investitionen, aber dies ist immer so und wenn
man dies nicht möchte dann sollte man am besten gar nie in
irgendetwas investieren. Zudem die Frage: investieren
schon, aber weshalb dann nicht nur Schweizer Investoren?
Erstens, weil nur selten welche gibt und Zweitens weil
wirtschaftlich gesehen es sicherer ist wenn Geld vom
Ausland gebracht wird.
Grossinvestoren in der Schweizer Bergewelt
Aber Investoren, investieren ja nicht einfach blindlinks
irgendwo Millionen von Franken in etwas hinein. Wenn es
gar nicht rentierte, würde wahrscheinlich kaum jemand
investieren. Dahinter stecken sicher fundierte Analysen mit
entsprechenden Erwartungen an die Rentabilität dahinter,
wie etwa Beim Hotel Atlantis in Zürich. Aber es ist natürlich
schon so , dass wenn Hotels renoviert und neu aufgestellt
werden, dass immer mit einer Anlaufszeit zu rechnen ist.
Normalerweise vergehen mindestens drei Jahre, bis der
Break-even erreicht ist und der Betrieb zu rentieren beginnt.
Aber bei den Investitionen in der Schweiz geht es meist nicht
nur um den Renditeaspekt, denn ansonsten würde eine
Mehrheit davon in der Schweizer Nobelhotellerie kaum
funktionieren. Vielmehr geht es um die Auffächerung des
Investments, ein tieferes Risiko und natürlich nicht zu
vergessen auch um Prestige. Viele Investitionen werden über
längere Zeit getätigt um somit doch eine gewisse Rendite zu
erzielen. Auch werden die Häuser nicht so schnell wieder
verkauft. Am Schluss muss die Gesamtsumme seines
Engagements für den Investor aufgehen.
„Ein Grossteil kommt nach wie vor aus Europa, besonders
aus den Nachbarländern der Schweiz. Weitere wichtige
Investoren sind aus Katar, Saudiarabien und Ägypten – man
denke etwa an Samih Sawiris – sowie den USA.“ sagt Stefan
Pfister von KPMG welcher unter anderem ausländische
Investoren bei Schweizer Luxushotels berät.
Es ist natürlich so das die Schweizer Investoren von den
ausländischen Märkte und Tourismusstrukturen etwas
verstehen müssen, gut vernetzt sein und kompetente
Hotelbetreiber haben. Die Schweizer Investitionsgefässe
sind jedoch oft zu klein, um den riesigen Aufwand betreiben
zu können. Zwar können sie sich, wie auch die
ausländischen Investoren in der Schweiz, beraten lassen.
Doch es sind schlussendlich sie, die investieren und allfällige
Risiken tragen. Weil diese hierzulande als geringer
betrachtet werden als im Ausland, engagieren sich
Schweizer Investoren immer noch lieber im eigenen Land –
nach dem Motto «Was der Bauer nicht kennt, das frisst er
nicht». (Tagesanzeiger 12.07.2013)
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