Seminararbeit „Gut und Böse“ 2013/2014 Frauenrechtsverletzungen in Indien Welche „Hausaufgaben“ muss Indien noch erledigen? Jule Arnold Lena Zadravec Kollwitz-Schule Schuljahr 2013/2014 Reserveallee 5 76646 Bruchsal Seminararbeit Im W-Seminar „Gut und Böse“ Frauenrechtsverletzungen in Indien Welche „Hausaufgaben“ muss Indien noch erledigen? Individualthema: Gesellschaft von Jule Arnold Betreuende Lehrer: Frau Hausmann/ Frau Kopitz Abgabetermin: 04. Juni 2014 Punktzahl für die abgelieferte Arbeit: Punktzahl für Präsentation mit Kolloquium: Gesamtleistung in der Seminararbeit: 1 Kollwitz-Schule Schuljahr 2013/2014 Reserveallee 5 76646 Bruchsal Seminararbeit Im W-Seminar „Gut und Böse“ Frauenrechtsverletzungen in Indien Welche „Hausaufgaben“ muss Indien noch erledigen? Individualthema: Staat von Lena Zadravec Betreuende Lehrer: Frau Hausmann/ Frau Kopitz Abgabetermin: 04. Juni 2014 Punktzahl für die abgelieferte Arbeit: Punktzahl für Präsentation mit Kolloquium: Gesamtleistung in der Seminararbeit: 2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1. Begriffserklärungen 4 6 2. Gesellschaft 8 2.1. Glaube 10 2.2. Kastensystem 14 2.3. Schulbildung 16 3. Staat 19 3.1. Entwicklung des indischen Staats 19 3.2. Verfassung der föderalen Republik Indiens 20 3.3. Neuwahlen der indischen Regierung 23 3.4. Einfluss der britischen Kolonialmacht 26 3.5. Frauenbewegung 27 3.6. Frauenquote 28 3.7. Vertreter der Frauen in der Politik 29 4. Wirtschaft 30 5. Frauenrechtsverletzungen 32 5.1. Abtreibung 32 5.2. Genitalverstümmelung 34 5.3. Vergewaltigung 36 5.4. Zwangsheirat und Kinderheirat 39 5.5. Mitgiftmorde 42 5.6. Witwenverbrennung 44 5.7. Kinderhandel und Kinderarbeit 45 6. Entwicklung 47 6.1. Welche Entwicklung zeichnet sich in der Gesellschaft ab? 47 6.2. Welche Entwicklung zeichnet sich im Staat ab? 49 7. Eigene Meinung 51 8. Fazit 52 9. Quellen 54 10. Anhang: Fragebögen 62 11. Eigenständigkeitserklärung 79 3 1. Einleitung Indien- das Land der Extreme und Widersprüche. Lange Zeit war die größte Demokratie der Welt in Deutschland ein Synonym für Armut, Krankheiten, Kriege und Hungersnöte, sowie auch zahlreiche Diskriminierungen. Mitte der 1990er Jahre wandelte sich das von der Presse negativ beherrschte Bild des Subkontinentes teilweise, da Indien sich in den letzten Jahren wirtschaftlich rasant entwickelte. Seit 2006 ist Indien eine von der US-Regierung anerkannte Atommacht.1 Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Welt und wird Prognosen zufolge China demographisch bis 2035 überholt haben2 (Bevölkerung Indien: 1,22 Milliarden (Stand: 2013) 3 Deutschland zum Vergleich: 80,5 Millionen (Stand: 2012)4 China: 1,35 Milliarden (Stand: 2012)5). Demnach stellt Asien bald 70 Prozent der Weltbevölkerung dar.6 Aber ist Indien mit den aktuellen Problemen weiteren 400 Millionen Menschen gewachsen? Wenn man sich mit Indien näher beschäftigt, ist es schnell offensichtlich, dass es zwei Gesichter hat. Mit der Schattenseite hat Indien sehr zu kämpfen. Die ungelöste soziale Frage, die enormen Gegensätze zwischen Stadt und Land, aber auch die ungelösten politischen und religiösen Konflikte sind weiterhin von großer Relevanz und stellen Indien vor riesige Probleme. Ein Viertel aller Analphabeten weltweit bevölkern Indien.7 Trotz der Tatsache, dass ungefähr ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung nicht lesen und schreiben kann, besitzt das Land zugleich das zweitgrößte 1 Vgl.: http://www.heise.de/tp/artikel/36/36796/1.html, 12. Mai 2014 http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/a-679602.html, 12. Mai 2014 3https://www.google.de/#q=indien+bev%C3%B6lkerung&stick=H4sIAAAAAAAAAGOovnz 8BQMDowAHjxKHfq6-gXFRtoGWaXaylX5OfnJiSWZnn5xCZAuLslMTsyJL0pNBwpZFeQXlOaAZePL84tyUuKTEvOyuxgdueBmCJFrhhMXJ8iM FAPTcmOyDXGEGGKZbF5uIGRCgiGlxfHJqXnFpcWx0_yNj_536H_Bsjf56c5y72uPE6cA AMSK1UItAQAA, 12. Mai 2014 4https://www.google.de/#q=deutschland+bev%C3%B6lkerung&stick=H4sIAAAAAAAAAG Oovnz8BQMDowAHjxKHfq6-gbGJaYaWaXaylX5OfnJiSWZnn5xCZAuLslMTsyJL0pNBwpZFeQXlOaAZePL84tyUuKTEvOyuxgdueBmCJFrhhMXJ8iM NIscy2SyDYE6xLy4mFwztnvkbdi-qTSsT3_76hyj8gdKbzhqANo1_rotAQAA, 12. Mai 2014 5 http://de.statista.com/statistik/daten/studie/19323/umfrage/gesamtbevoelkerung-inchina/, 12. Mai 2014 6 Vgl.: Indiens Erfolg mit der Globalisierung in: Neue Züricher Zeitung vom 25.April 2009, in: Politik und Unterricht. Indien- Tradition und Umbruch, Heft 4-2010, S.21 7 ebd., S.23 2 4 Reservoir an Ingenieuren und Wissenschaftlern.8 Die Schere zwischen Armen und Reichen ist sehr weit geöffnet, wobei sich durch den wirtschaftlichen Aufschwung eine immer größer werdende Mittelschicht herauskristallisiert. Indien ist laut einer Studie der Organisation TrustLaw der Staat, in dem die Rechte der weiblichen Bevölkerung am wenigsten geschützt werden. Bei knapp 90 Prozent, der im Jahr 2011 registrierten 256.329 Gewaltdelikte, waren Frauen die Opfer.9 Die Dunkelziffer ist allerdings erheblich höher. Das liegt zum Teil an der nach wie vor sehr religiös geprägten Gesellschaft. Die Inder halten an uralten Traditionen, wie dem Kastensystem, immer noch fest. Daraus resultieren starke Diskriminierungen gegenüber Frauen, die formal gleichgestellt sind, aber in der Realität weiterhin unterdrückt werden. Jedoch tritt seit einigen Jahren die bisherige Missachtung von Frauenrechten und Respektlosigkeit zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Das Überthema unseres Seminarkurses „Gut und Böse“ steht in zentraler Beziehung zu unserem Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“. Wir haben uns dafür entschieden, da diese Problematik nach wie vor brandaktuell ist. Der ehemalige Premierminister Jawaharlal Nehru hat 1947 Indien das Versprechen gegeben, das Land „von Armut, Krankheit und Notdurft (…) in großem Maße zu befreien“.10 Nach sechzig Jahren beziehungsweise drei Generationen später, stellt sich die Frage, welche „Hausaufgaben“ Indien noch erledigen muss oder ob Indien sein Versprechen eingehalten hat, um diesem Ideal nahe zu kommen. Mit unserer Arbeit wollen wir dieser Frage nachgehen und ein möglichst realistisches und vielfältiges Bild des Subkontinents darstellen. Wir wollen uns damit befassen, wie die Gesellschaft und der indische Staat auf das jahrelang todgeschwiegene Tabuthema reagieren. 8 Vgl.: Ihlau, Olaf: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S. 4 9 Vgl.: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/gewalt-gegen-frauen-vergleich-dersituation-in-verschiedenen-laendern-a-876618.html, 15. Mai 2014 10 Vgl.: Bernard Imhasly, Einreiches Land mit armen Menschen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S. 13 5 Um genaue Eindrücke schildern zu können, haben wir einen Fragebogen erstellt, den deutsche Bürger ausgefüllt haben, die momentan in Indien leben oder die einen Urlaub dort verbracht haben. Außerdem haben sich einige indische Frauen bereit erklärt den Fragebogen auszufüllen. Im speziellen Hinblick werden wir uns mit folgenden Frauenrechtsverletzungen auseinandersetzen: Jule Arnold wird sich auf Abtreibung, Vergewaltigung, Mitgiftmorde, Kinderhandel und Kinderarbeit konzentrieren. Während Lena Zadravec weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsheirat und Kinderheirat, sowie Witwenverbrennung thematisiert. Zur Kennzeichnung unserer Individualthemen haben wir die jeweiligen Überschriften farblich markiert. Gemeinsam erarbeitete Themen sind in schwarz gehalten. Jule Arnold: Gesellschaft Lena Zadravec: Staat 1.1. Begriffserklärungen Grundlegend ist zu klären, was man unter Menschenrechten und dem Status eines Landes versteht. Dazu folgt zusammengefasst die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO vom 10. Dezember 1948:11 Sie besagt, dass jeder, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugungen, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand gleiche Rechte haben sollte. Die Erklärung beinhaltet das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit. Sie verbietet Sklaverei, Folter und willkürliche Verhaftungen. Jedem wird die Gleichheit vor dem Gesetz versichert und der Anspruch auf ein faires, öffentliches Verfahren vor einem unabhängigen Gericht. Doch obwohl diese Rechte auch in der indischen Verfassung verankert sind, werden sie sowohl von der Polizei als auch von den Gerichten nicht geachtet. Auch die Regierung hat lange Zeit 11 Vgl.: http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html, 19. März 2014 6 kaum etwas gegen Verstöße unternommen und die Bevölkerung wehrte sich bislang wenig. Ein Entwicklungsland ist nach allgemeinem Verständnis ein Land, das hinsichtlich seiner wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung einen relativ niedrigen Status aufweist.12 Als Schwellenland wird ein relativ fortgeschrittenes Entwicklungsland bezeichnet, das aufgrund seiner hohen wirtschaftlichen Eigendynamik (hohe Wachstumsraten, besonders Industrialisierungsfortschritte in erzielen der Industrie) konnte und beachtliche in seinem Entwicklungsstand gegenüber den Industriestaaten deutlich aufgeholt hat. Vielfach entsprechen soziale Indikatoren (z.B. Alphabetisierungsgrad und Lebenserwartung) und politische Entwicklung (demokratische Strukturen) nicht dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand.13 Industrieland ist die Bezeichnung für einen Staat, dessen Wirtschaft hauptsächlich durch die Industrie getragen wird. Industrieländer verfügen über ein hohes Pro-Kopf-Einkommen, einen hohen Technologiestandard, kapitalintensive Güterproduktionen, sehr hohe Produktivität, hohes Bildungsniveau, rege außenwirtschaftliche Beziehungen sowie eine konvertible und meistens stabile Währung.14 12 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/entwicklungslaender.html, 28. Mai 2014 Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 5. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2013. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2013, in: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20580/schwellenlaender, 28. Mai 2014 14 Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 5. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2013. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2013, in: http://www.bpb.de/wissen/12E6TH, 29. Mai 2014 13 7 2. Gesellschaft Die Gesellschaft Indiens ist so vielschichtig wie keine andere. Auf der einen Seite zeigt sich der Reichtum der größten Milliardäre weltweit und auf der anderen Seite die extreme Armut eines Großteils der Bevölkerung. Ein Viertel der Inder leben unter der Armutsgrenze und müssen somit mit weniger als einem Dollar am Tag überleben.15 Durch den wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten Jahren, wurde das Muster der Extreme durch die städtische Mittelschicht ansatzweise durchbrochen. Auf etwa 250 Millionen Menschen wird diese konsumfreudige Mittelschicht geschätzt.16 Doch es gibt auch eine Kehrseite des wirtschaftlichen Booms, denn Indien dreht sich immer weiter in die Horrorspirale von Bevölkerungswachstum und Massenarmut. Die Armen werden zahlreicher, während die Reichen reicher werden.17 Nur wenige schaffen den Sprung aus der Armut in die Mittelschicht Indiens. Das Problem ist dabei, dass die Oberschicht keinerlei Mitgefühl für die Mittellosen zeigt, da diese ihr Schicksal nach hinduistischer Meinung selbst zu verschulden haben. Etwa 100.000 Kleinbauern haben innerhalb von zehn Jahren Suizid begangen, da sie keinen Ausweg aus der Armut mehr gesehen haben.18 Während sich Indien wirtschaftlich und politisch dem Westen öffnet, ist der gesellschaftliche Wandel nicht einheitlich. Da die Hälfte der Bevölkerung nicht einmal 24 Jahre alt ist, liegen nur fünf Prozent über dem Pensionsalter von 65 Jahren. Im Vergleich zu Deutschland, wo 19 Prozent 15 Vgl.: Indiens Erfolg mit der Globalisierung, in: Neue Züricher Zeitung vom 25.April 2009, in: Politik und Unterricht. Indien- Tradition und Umbruch, Heft 4-2010, S.23 16 Vgl.: Ihlau, Olaf: Indiens urbaner Rausch, in: Der Spiegel vom 22.Oktober 2006, in: Politik und Unterricht. Indien- Tradition und Umbruch, Heft 4-2010, S.26 17 Vgl.: Ihlau, Olaf: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S.5 18 Vgl.: Müller, Harald/Rauch, Carsten: Indiens Weg zur Wirtschaftsmacht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S.12 8 über 65 Jahre alt sind, ist Indien extrem jung.19 Die junge Bevölkerungsschicht in den Städten nimmt zunehmend westliche Gepflogenheiten an, sodass sie als offen und tolerant gilt. Andererseits halten konservative Kreise in der Stadt, aber vor allem auf dem Land, die alten Werte hoch und sprechen sich klar gegen jegliche Änderungen aus. Deshalb sind Frauen in ländlichen Gebieten oftmals mehr unterdrückt. Im hinduistischen Gesetzbuch des Manu, dem Verhaltenskodex, wird beschrieben wie sich eine Frau ihrem Ehemann gegenüber zu verhalten hat. Er besagt, dass die Frau dem Mann ganz klar untergeordnet ist und dass sie ihm dienen muss. Das äußert sich darin, dass die Frau erst essen darf, wenn der Mann fertig gegessen hat, dass die Frau nicht vor ihrem Mann schlafen gehen darf, aber vor ihm aufstehen muss, und dass sie die Geduld niemals verlieren darf, wenn er sie misshandelt.20 Der Mann habe demnach das Recht alles mit seiner Frau zu machen und sie darf sich niemals gegen ihn stellen, sonst wird sie von der Gemeinde geächtet. Nach unseren Befragten und zahlreichen Publikationen zu urteilen, ist diese patriarchalische Gesellschaft noch immer aktuell.21 Dadurch, dass Mädchen oft jung verheiratet werden, bekommen sie auch relativ früh Kinder. Durchschnittlich haben Familien drei Kinder. Die Hoffnung nur Jungen zu bekommen ist groß, da Töchter als Schande gesehen werden. Ärmere Familien können sich mehrere Töchter außerdem überhaupt nicht leisten, da die Hochzeiten und die damit verbundene Mitgift22 viel zu teuer wären. 19 Vgl.: Ihlau, Olaf: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 22/2008, S.3 f. 20 Vgl.: http://www.indiendiscover.de/fileadmin/assets/indien/PDFs/INFOS_Indische_Frauen_Religion_und_Status .pdf, 2. April 2014 21 Anhang S. 22 Mitgift: 9 2.1. Glaube In keinem anderen Land sind so viele Religionen nebeneinander vertreten, wie in Indien. Indien ist sogar die Geburtsstätte der zwei großen Weltreligionen Hinduismus und Buddhismus. Auch die älteste Religion Zoroastrismus und der Jainismus haben ihre Wurzeln in Indien.23 Abbildung 1: Religionen in Indien Jedoch sind die verschiedenen Religionen sehr ungleich verteilt. Wie das Diagramm zeigt, sind 80,5 Prozent der Bevölkerung Hindus. Deshalb werde ich mich im Folgenden besonders auf diese Religion konzentrieren. Dadurch, dass etwa eine Milliarde Inder an dem hinduistischen Glauben festhalten, ist dieser auch tief im Alltag verankert. Der Begriff „Hinduismus“ erweckt leicht den Eindruck, dass es sich um eine Religion wie das Christentum handelt, die man leicht abgrenzen kann und die sich durch bestimmte Riten und Lehren kennzeichnet. Vielmehr sollte 23 man aber von den Hindu-Religionen sprechen, die zu Vgl.: http://www.bharat.de/religion.htm, 15. März 2014 10 unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten des indischen Subkontinents entstanden sind. Man sollte den Hinduismus also eher als einen Prozess sehen, als eine Struktur mit klaren charakteristischen Ordnungselementen. Die Hindu-Religionen unterscheiden sich im Glaube an unterschiedliche Gottheiten und Mächten, aber auch in religiösen Praktiken.24 Deshalb fühlen sich die Gläubigen mehr einer bestimmten Hindureligion zugehörig, als dem Hinduismus. Dadurch, dass die Hindu-Religionen auch von anderen Religionen stark beeinflusst wurden, verehren Hindus auch Heilige und sakrale Gegenstände anderer Glaubensrichtungen. Es gibt Millionen hinduistischer Götter und Göttinnen, aber niemand muss einen davon verehren oder ihn anbeten. Götter und Göttinnen werden in ganz unterschiedlichen Formen verehrt, in konkreten Gegenständen, in menschenähnlicher Gestalt, in „menschen-tierischen“ Mischwesen oder in Tieren, aber auch als Energie oder an bestimmten Orten, wie Flüssen oder Bergen. Hinduismus ist die einzige große Weltreligion, die nicht den Anspruch erhebt, die einzige zu sein. Im Christentum, wie auch im Islam und Judentum heißt es, dass nur die jeweilige Religion die einzig wahre sei. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich“, heißt es in der Bibel (Johannes 14,6). „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet“, erklärt zum Beispiel der Koran. 25 Die Hindu-Religionen behaupten im Gegensatz dazu, dass alle Glaubenswege gleichermaßen richtig sind. Es existiert dabei keine organisierte Kirche mit vorgeschriebenen Glaubensüberzeugungen, Dogmen oder kultischen Riten, sondern der Hindugedanke besteht darin, dass jeder selbst seine eigene Wahrheit findet. Jedoch gibt es ein breites Spektrum von Lehrmeinungen und Praktiken. Im Gesetzbuch des Manu sind die Verhaltensregeln der Hindus festgehalten. „Als junges Mädchen 24 Vgl.: Wrogemann, Henning: Religionen im Gespräch, Hinduismus Buddhismus Islam, Ein Arbeitsbuch zum interreligiösen Lernen, Stuttgart 2008, S.30 ff. 25 Tharoor, Shashi: Eine kleine Geschichte Indien, in: Bundeszentrale für politische Bildung, Band 510, Bonn 2005, S.86 11 gehörte die Frau ihrem Vater, als Verheiratete ihrem Ehemann und als Witwe ihren Söhnen und Verwandten, denn die Frau darf niemals unabhängig sein“, so steht es in dem Gesetzbuch des Manu.26 Mädchen werden als pflichttreue Dienerinnen für die Männer erzogen, die sich keinerlei eigene Ansichten erlauben dürfen. Dem Ehemann ist es sogar erlaubt seine Frau mit Gewalt zu zügeln, um „ihren schwachen, wankelmütigen Charakter“ unter Kontrolle zu bringen. 27 Somit sind die Frauen in ständiger Abhängigkeit von ihren Männern. Nach dem Gesetzbuch des Manu soll der Mann für die Frau gottgleich sein. Sie darf ihn nie verlassen, gleichgültig was dieser ihr antut. Ein Mann darf jedoch seine Ehefrau einfach auf die Straße setzen, wenn er sie nicht mehr will und mehrmals heiraten.28 Die Existenzberechtigung und somit das wichtigste Ziel jeder Frau liegt ausschließlich darin Söhne zu gebären. Nur dadurch erlangt sie soziale Anerkennung. Die Geburt einer Tochter wird als Strafe für Fehlverhalten in einem früheren Leben ausgelegt. Es gibt aber auch Elemente, an die sich jeder Hindu hält, wie an die sogenannten Sadharana Dharmas, die als allgemeine Verhaltensregeln gelten. Das Dharma ist die wirkende Kraft, die die Ordnung der Natur und den Lebenslauf des Menschen lenkt. 29 Für Hindus ist die Beachtung des Dharmas von sehr zentraler Bedeutung, nicht nur als Voraussetzung des sozialen Wohlergehens, sondern auch für eine positive persönliche Entwicklung. Von der Erfüllung des Dharmas hängt nämlich auch das Karma ab,30 an das sich der Glaube an die Seelenwanderung, Samsara, knüpft. Hindus sind davon überzeugt, dass jedes Wesen bei der Geburt den verdienten Platz je nach guten oder schlechten Taten im vorausgegangenen Leben innerhalb oder außerhalb des Kastensystems erhält. Samsara ermöglicht jedem Menschen sein nachfolgendes Leben durch gute Taten in diesem Leben zu verbessern. 26 http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=12358, 02. April 2014 Knott, Kim: Der Hinduismus, Stuttgart 2009, S. 121 f. 28Vgl.: http://www.iz.shuttle.de/iz/avs/erdkunde/frauen.htm, 28. April 2014 29 Vgl.: http://www.rajasthan-indien-reise.de/indien/religionen-hinduismus.html, 05. Mai 2014 30 Vgl.: http://www.hindu-religion.de/dharma/, 04. Mai 2014 27 12 Durch selbstloses Handeln, spirituelle Erkenntnis oder durch die Hingabe an eine Gottheit kann ein Mensch sein Karma verbessern. Vom guten oder schlechten Karma hängt es ab, ob man als toter Gegenstand, Tier, Mensch oder als göttliches Wesen wiedergeboren wird. Unmöglich ist es wiederum innerhalb der Kaste im jetzigen Leben aufzusteigen, da jeder sein Schicksal selbst durch seine Taten im vorrausgegangen Leben verschuldet hat.31 Ziel des Gläubigen ist jedoch nicht die Wiedergeburt (Reinkarnation), sondern die Loslösung von dem ewigen Zyklus der Reinkarnation, der Erlösung, auch Moksha genannt. Um die Seele von den Karmas zu befreien muss man ein gottgleiches Leben führen, bei dem rechter Glaube, rechte Erkenntnis und rechtes Verhalten Voraussetzungen sind. 32 Als traditionelle Wege zur Erlösung gelten in den Hindu-Religionen der Weg der Erkenntnis, des Handelns und der Hingabe.33 Obwohl die Hindu-Religionen als sehr tolerante Religionen bezeichnet werden, kommt es immer wieder zu zahlreichen Konflikten mit Muslimen. Diese Feindseligkeit war auch der maßgebliche Grund für die Trennung Indiens nach der Unabhängigkeit 1947 in die muslimisch geprägten Staaten Pakistan und später Bangladesch und die überwiegend hinduistische Republik Indien. Aber auch andere Minderheiten, wie die Christen, werden von Hindus bedroht und verachtet. Radikale Hindus zwingen Andersgläubige oftmals mit Gewalt und Brandschatzung zu konvertieren. Es gibt aber auch Ausnahmen, da einige wichtige politische Ämter von Nicht-Hindus besetzt werden. Der ehemalige Premierminister Manmohan Singh war beispielsweise Sikhs. Mit etwa 13% Muslimen, ist der Islam die zweitgrößte Glaubensrichtung in Indien. Im Jahr 711 drangen die Muslime bis ins Innere Indiens vor und missionierten die dort lebenden Bevölkerungsgruppen. Später unterlag 31 Vgl.: http://www.rajasthan-indien-reise.de/indien/religionen-hinduismus.html, 05. Mai 2014 32 Vgl.: http://www.rajasthan-indien-reise.de/hinduismus/weidergeburt/karmamoksha.html#karma, 05. Mai 2014 33 Vgl.: Wrogemann, Henning: Religionen im Gespräch, Hinduismus Buddhismus Islam, Ein Arbeitsbuch zum interreligiösen Lernen, Stuttgart 2008, S.42 f 13 fast der gesamte indische Kontinent der muslimischen Herrschaft, aber dennoch konnte sich der Hinduismus bewahren. 2.2. Kastensystem Das jahrtausendealte hinduistische Kastensystem basiert im Wesentlichen auf drei Säulen: der Trennung gesellschaftlicher Gruppen, der Arbeitsteilung und einer starken Hierarchie. Der Begriff Kaste stammt vom portugiesischen Wort "casto", das so viel wie "rein" oder "keusch" bedeutet.34 Die Portugiesen, als frühe Kolonialherren in Indien, versuchten damit die gesellschaftlichen Gruppen hierarchisch anzuordnen und abzugrenzen. Während der britischen Kolonialzeit von 1858-1947 festigte sich das Kastensystem weiter. Die Trennung der "reineren" von den rituell "unreineren" Kasten bildet demnach die Grundlage der Kasten-Hierarchie. Da man aber in Indien auf Grund seiner Kaste diskriminiert und ausgegrenzt wird, wurde das Kastensystem 1949 in der indischen Verfassung abgeschafft.35 Jedoch bleibt diese Tradition bis heute bestehen und spielt vor allem bei der Heirat und der Arbeitsteilung eine große Rolle.36 34 Vgl.: http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44414/kastenwesen, 05. März 2014 35Vgl.:http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=geo_infothek&miniinfothek=&node=Indie n&article=Infoblatt+Kastensystem+in+Indien, 08. März 2014 36 Vgl.: Fragebogen 14 4 Dalit Abbildung 2: Einteilung der Kasten Wie die Grafik zeigt, unterteilt man die Kasten in vier Hauptkasten, die so genannten „varna“, was sinngemäß „Farbe“ bedeutet. Es kommt dabei aber nicht nur auf die Hautfarbe, sondern auch auf Körperbau, Sprache und Riten der unterschiedlichen Kaste an. Einer Sage nach sei dem UrMenschen Purusha vier varna entsprungen: aus dem Mund die Brahmanen (Priester), aus der Schulter die Kshatriya (Krieger), aus einem Schenkel die Vaishya (Händler) und aus der Fußsohle die Shudra (Bediensteten). Wie die Art der Körperteile bereits andeutet, sind die vier varna hierarchisch geordnet.37 Jede varna hat, im Sinne einer göttlich auferlegten Pflicht, ihre Bestimmung und Funktion zu erfüllen: Die Brahmanen stehen an der Spitze, sie allein haben das Recht, die Schriften zu studieren und das Wissen zu lehren. Außerdem vollziehen nur sie die religiösen Rituale. Die traditionelle Pflicht eines Kshatriya ist es, die Gesellschaft zu führen, zu kämpfen und in den Krieg zu ziehen. Die Vaishya sind für die Viehzucht, den Ackerbau, den Handel und Geldverleih zuständig. Als Handwerker oder Bauer haben die Shudra die Pflicht, den anderen drei Kasten zu dienen. Durch die Erfüllung der Pflichten erwirbt man religiöse Verdienste, das heißt man erfüllt sein Dharma und erhält dadurch gute Chancen in eine bessere Kaste geboren 37 Vgl.: Lüttich, Holger: Die Lehren der Vedischen Religionen–eine Einführung, Kursbuch zum Religionsphilosophischen Seminar, Norderstedt 2010 15 zu werden und somit nach der Wiedergeburt ein besseres Leben zu führen. Noch bedeutsamer ist die Untergliederung dieser varnas in tausende Unterkasten, auch Jati genannt. Jati heißt so viel wie Geburtsgruppe. Man versteht darunter eine geschlossene Gruppe, in die jeder Hindu hineingeboren wird und der er sein Leben lang angehört. Alle Mitglieder üben traditionell gemeinsame Berufe aus und eine Heirat ist traditionell nur innerhalb einer Jati möglich. Heute ist eine Einteilung in Varnas nicht mehr möglich, aber die Jatis prägen bis heute das Zusammenleben der Inder. Außerhalb der hierarchisch strukturierten indischen Gesellschaft finden sich circa 160 Millionen Kastenlose oder "Unberührbare", die sich selbst Dalits (die Zerbrochenen) nennen.38 Zusammen mit den muslimischen, buddhistischen und christlichen „Unberührbaren“ sind es ca. 240 Millionen Menschen, also fast ein Viertel der indischen Bevölkerung,39 die trotz gesetzlicher Gleichstellung den Bodensatz der Gesellschaft ausmachen. Sie werden in allen Lebensbereichen von den Angehörigen der vier Kasten als unwürdig, unrein und verachtenswert behandelt. Die Dalits werden in vielen Religionen noch als Menschen dritter Klasse betrachtet, die jede Willkür ertragen müssen. Vor allem Dalit-Frauen trifft die Erniedrigung besonders hart. Sie werden von Angehörigen der höheren Kasten als Eigentum behandelt, mit dem man alles ungestraft machen darf. Nach Jahrhunderten der Demut ändert sich nun die Haltung der Dalits langsam: Sie kennen die Kraft der Proteste und nutzen die Presse um ihre Rechte zu erkämpfen. Ohne den Druck vom Westen passiert nämlich nicht viel in Indien. Die Polizisten arbeiten zum Beispiel Hand in Hand mit den Tätern der höheren Kasten.40 2.3. Schulbildung 38 http://liportal.giz.de/indien/gesellschaft/, 16. März 2014 Vgl.: http://www.thomasschirrmacher.info/wp-content/uploads/2009/10/Dalits.pdf, 18. März 2014 40 Vgl.: Germund, Willi: Vergewaltigt und erhängt, in: Stuttgarter Zeitung, Samstag, 31.Mai 2014, Nr. 124 , S. 7 39 16 Indien will beweisen, dass es sich zu einer Weltmacht etablieren kann. Sicher ist, dass das mit einem Viertel aller Analphabeten weltweit nicht vertretbar ist.41 Deshalb plant der Subkontinent nun eine massive Bildungsoffensive um zur „Supermacht des Wissens“ aufzusteigen.42 80 60 Insgesamt 40 Frauen 20 Männer 0 1951 1961 1971 1981 1991 2001 1011 Abbildung 3 Alphabetisierungsrate in Indien (1951-2011) Wie das Schaubild zeigt, hat ein starker Zuwachs der Alphabetisierung stattgefunden. Jedoch zeigt sich auch die große Diskrepanz zwischen der Alphabetisierungsrate der Männer und der Frauen. Es werden durchschnittlich mehr Jungen eingeschult als Mädchen und mehr Mädchen brechen die Schule frühzeitig ab, so dass sie ohne jeglichen Schulabschluss von der Schule gehen. Der Grund dafür liegt bei der gesellschaftlichen Stellung der Frau. Besonders in ländlichen Gebieten ist man der Meinung, dass die Mädchen keine Bildung brauchen, da sie sich später ausschließlich um den Haushalt kümmern müssen, während der Mann zur Arbeit geht. Selbst wenn Mädchen eine grundlegende Bildung erhalten, müssen sie im Teenageralter die Schule abbrechen, um sich auf die zukünftige Ehe vorzubereiten.43 1988 brachte die Regierung eine Alphabetisierungskampagne, die National Literacy Mission auf den Weg, die die Alphabetisierung der ärmeren Bevölkerungsschicht vorantreiben sollte.44 41 Vgl.: Indiens Erfolg mit der Globalisierung in: Neue Züricher Zeitung vom 25.April 2009, in: Politik und Unterricht. Indien- Tradition und Umbruch, Heft 4-2010, S.23 42 Vgl.: http://www.kooperation-international.de/detail/info/indiens-weg-zur-supermachtdes-wissens.html, 09. April 2014 43 Vgl.: http://www.jaisiyaram.de/blog/schule/7413-alphabetisierungsrate-in-indienbildung-fuer-maedchen-und-frauen-15-feb-11.html, 28. April 2014 44 Vgl.: http://www.arte.tv/de/analphabetismus-in-indien/1317392,CmC=1307534.html 17 Aber erst am 4. April 2009 wurde in der indischen Verfassung festgeschrieben, dass die Schulbildung von Kindern zwischen sechs und vierzehn Jahren Pflicht ist.45 Außerdem schreibt das Gesetz Privatschulen vor, mindestens ein Viertel ihrer Plätze für Kinder aus sozial benachteiligten Familien und behinderte Schüler zu reservieren.46 Bis 2015 will Indien die Zahl seiner Universitäten von 400 auf 1.500 erhöhen. Schon heute werden in den Universitäten und den 1.500 Forschungsinstituten in einem Jahr ungefähr 500.000 Ingenieure, Techniker und Informatiker ausgebildet.47 Jedoch bleiben viele hochqualifizierte Arbeitskräfte nicht in Indien, sonder wandern vor allem in die USA aus, da sie dort eine bessere Zukunft sehen. Durch den enormen Druck den Anforderungen der Familie zu genügen und eine Arbeit zu finden, haben nach amtlichen Angaben jährlich 4.000 Schüler und Studenten Suizid begangen.48 Etwa 80 Prozent der Schulen auf dem Land sind staatlich. Bei routinemäßigen Untersuchungen zeigt sich, dass in einigen der ärmsten Bundesstaaten fast vierzig Prozent der Lehrer nicht regelmäßig zum Dienst erscheinen. Das Problem hierbei sind die geringen Löhne, die bei einem Grundschullehrer im Durchschnitt weniger als 200 Euro pro Monat betragen.49 Deshalb versuchen Eltern ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken, doch vielen fehlt dazu das Geld. Das Ausbildungsgefälle zwischen den staatlichen Schulen einerseits und den renommierten Hochschulen, Ingenieurschulen und Universitäten andererseits ist gravierend. In Indien werden die besten Softwareprogrammierer und Biotechnologen ausgebildet, aber es gibt zu viele Analphabeten. Man kann die fehlende Ausbildung der Armen auf das Erbe der Kolonialzeit schieben, da die Briten gutes Verwaltungspersonal 45 http://www.dw.de/lernen-mit-hindernissen-in-indien/a-15934785, 28. April 2014 Vgl.: http://www.handelsblatt.com/politik/international/bildung-indien-fuehrt-schulpflichtein/3233658.html, 29. April 2014 47 Vgl.: Olaf Ihlau: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Indien, 22/2008, S.5 48 Vgl.: http://www.spiegel.de/spiegel/a-309366.html, 31. Mai 2014 49 Vgl.: http://www.dw.de/lernen-mit-hindernissen-in-indien/a-15934785, 28. April 2014 46 18 und technische Arbeiter brauchten, aber keineswegs die breite Volksbildung förderten.50 Doch Indien muss jetzt handeln und auch die ärmere Bevölkerungsschicht mit ins Boot holen, sodass diese aus dem Teufelskreis der Armut entkommen kann. Außerdem ist es notwendig, dass Mädchen nicht mehr die Möglichkeit genommen wird, zur Schule zu gehen. Durch Bildung kann man Unrecht, Armut, Überbevölkerung und auch Extremismus bekämpfen. Den jungen Frauen kann gezeigt werden, welche Rechte sie haben und wofür sie kämpfen müssen. Es werden so selbstbewusste Frauen erzogen, die eigenständig denken und die nicht nur darauf hoffen, einen guten Ehemann zu bekommen. 3. Staat 3.1. Entwicklung des Indischen Staats Am 15. August 1947 wurde Indien unabhängig. Mahatma Gandhi (*1869 Mohandas Karamchand Gandhi) gilt als der Vater der indischen Freiheitsbewegung und als Nationalheld, da er sich 1915 für die Unabhängigkeit seines britisch besetzen Landes einsetzte.51 Trotz mehrfacher Inhaftierung auf Grund der Forderung eines unabhängigen Indiens startete er 1933 und 1942–1944 mehrere erfolglose Versuche Indien von der Kolonialmacht zu befreien. Bis Indien schließlich 1947 seine Unabhängigkeit erhielt. 52 Durch die Trennung von der britischen Kolonialmacht gewann Indien einen effizienten Beamtenapparat, eine professionelle Armee, eine unabhängige Justiz Regierungssystem. und Die ein nach repräsentatives der alten demokratisches Verfassung gewählte 50 Vgl.: Müller, Harald/Rauch, Carsten: Indiens Weg zur Wirtschaftsmach. Schwächen und Risiken, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Indien, 22/2008, S.11 51 Vgl.: http://www.dieterwunderlich.de/Mahatma_Gandhi.htm, 20. Mai 2014 52Vgl.: http://gandhiserve.org/e/d/uber_gandhi.htm, 20. Mai 2014 19 konstituierende Versammlung entwarf nach der Unabhängigkeit, die neue Verfassung der Indischen Republik, welche 1950 in Kraft trat und einen föderalen Staat schuf. Die 28 Bundesstaaten fassten Bevölkerungen unterschiedlicher Muttersprachen und kultureller Identitäten zusammen. Die ersten freien Wahlen fanden in Indien 1952 statt, bei denen die Kongresspartei als stärkste politische Kraft gewählt wurde. Jawaharlal Nehru, war der erste Premierminister bis 1964 und glaubte fest daran, dass die Demokratie die beste Regierungsform für das unabhängige Indien sei, um den erwünschten Fortschritt zu erzielen.1950 wurden erste Gesetze unter seiner Führung verabschiedet, welche die Emanzipation der indischen Frauen und Landreformen durchsetzen sollten. Die Wirksamkeit blieb auf Grund mangelnder praktischer Umsetzung eingeschränkt. .53 3.2. Verfassung der föderalen Republik Indiens Die Verfassung der Republik Indien ist mit 395 Artikeln und neun Anhängen, eine der umfangreichsten Verfassungen der Welt. Durch die Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit, noch vor der Ausarbeitung einer neuen Verfassung, galt die Vorgängerverfassung von 1935 als gültig. Die neue Verfassung trat erst am 26. Januar 1950 in Kraft. Es wurden 250 Artikel aus der Kolonialverfassung von 1935 übernommen. Sie enthält das allgemeine Wahlrecht, den Menschenrechtskatalog, welcher die Garantie der Gleichheit vor dem Gesetz beinhaltet, sowie das Diskriminierungsverbot nach Religion, Kaste und Geschlecht. Die Trennung nach Religion beziehungsweise Wählerschaften In der indischen Kaste wurde Verfassung steht unter den abgeschafft. zusammengefasst über das Kastensystem geschrieben, dass nach Artikel 47 der Staat keiner Person die Gleichheit oder den Schutz durch das Gesetz verweigern darf. Artikel 53 Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder Informationen zur politischen Bildung 296 ,4. Quartal 2007 – Indien, bpb S. 36ff. 20 15 besagt, die Untersagung der Benachteiligung von Bürgern auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse, Kaste oder Religion, weder seines Geschlechts noch seiner Geburtsstellung. Laut Artikel 16 haben alle Bürger, denselben Zugang und die gleichen Möglichkeiten zu Staatsämtern. Der nachfolgende Artikel behandelt das Verbot der Aufrechterhaltung der Unberührbarkeit. Durch Artikel 46 sollten die erzieherischen und wirtschaftlichen Nöte der schwächeren Bevölkerungsschichten gesichert werden.54 Zahlreiche Gesetze wurden bereits durch die Regierung verabschiedet, wie zum Beispiel, das Gesetz gegen Abtreibung und das Verbot der Kaste. Allerdings unternimmt der Staat dennoch nichts gegen die immer noch währenden Verstöße. Die indische Gewaltenteilung setzt sich zusammen aus der Exekutive, der Legislative und der Judikative. Das Staatsoberhaupt verkörperte von 2007 bis 2012 erstmals mit Pratibha Patil eine Frau. Der Präsident wird von einem Wahlkollegium gewählt. Die Amtsdauer beträgt fünf Jahre und eine Wiederwahl ist möglich. In Anlehnung an die britische Demokratie stellen der Premierminister und der Ministerrat das eigentliche Machtzentrum Indiens dar. Trotzdem verfügt der Präsident über die umfassende Vollmacht, ernennt den Premierminister und kann Landesregierungen entlassen. Der Premierminister wird meist der Spitzenkandidat der stärksten Parteien beziehungsweise der Mehrheitsfraktion in der Lok Sabha. Er wird ebenfalls für fünf Jahre gewählt und kann wieder gewählt werden. Somit ist eine langjährige Amtsperiode möglich. Indira Gandhis Amtsperiode ist mit fast vierzehn Jahre die längste einer Frau. Die Polizei und Armee stellen die wichtigsten Organe des Staates bezüglich der Sicherheit nach außen dar. Allerdings fällt der Zuständigkeitsbereich der Polizei zu den Bundesstaaten und gilt als politisiert und wenig effizient. Es tauchen immer wieder Vorwürfe auf, die besagen, dass die Polizei Partei bei Ausschreitungen zwischen Religions- und Kastengruppen ergreift. Die Legislative, das indische Parlament, besteht laut der Verfassung aus dem 54 Vgl.: http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html, 25. Mai 2014 21 Abgeordnetenhaus, der Lok Sabha (Unterhaus), der Länderkammer, der Rajya Sabha (Oberhaus) und dem Präsidenten. Die Lok Sabha entspricht dem deutschen Bundestag und ihre Legislaturperiode beträgt fünf Jahre. Die Kontrollfunktion der Lok Sabha zählt allgemein als gering, sie kann dennoch ein Misstrauensvotum stellen. Die Rajya Sabha kann im Gegensatz zur Lok Sabha nicht aufgelöst werden, hier beträgt die Amtsdauer sechs Jahre. Sie beteiligt sich am Gesetzgebungsprozess und verfügt über geringere Kompetenzen als die Lok Sabha. Die Zahl der Abgeordneten im Abgeordnetenhaus richtet sich nach der Größe der Bundesstaaten und den Abgeordneten aus den Unionsterritorien. In den Wahlkreisen stellen die Abgeordneten eine zentrale Rolle für die Bürger und Bürgerinnen dar, sie gelten als Ansprechpartner für Probleme. Die Veränderung der sozialen Zusammensetzung in den Parlamenten, spiegelt den sozialen Wandel in der indischen Gesellschaft wieder. So stellte im ersten Parlament ausschließlich die oberste Kaste, die größte Gruppe dar und mittlerweile sind es heute die mittleren Kasten. Die letzte Säule der Gewaltenteilung bildet die Gerichtsbarkeit, die Judikative in der indischen Demokratie. Fast zweihundert Jahren britischer Einfluss prägt das angelsächsiche Rechtsverständnis55 in der indischen Kultur. So orientieren sich Teile der Familiengesetzgebung an den Traditionen der jeweiligen Religionszugehörigkeit. Der Oberste Gerichtshof bildet die Spitze der Judikative, er stellt den Hüter der Verfassung dar. Durch Public Interest Litigation (PIL) greift der Oberste Gerichtshof, die öffentlichen Anliegen auf und entscheidet darüber. Er gewann somit in den letzten Jahren deutlich an politischer Bedeutung. Allerdings sind die Gerichte dauerhaft überlastet und weisen keine ausreichende demokratische Legitimation56 auf. Viele Verfahren strecken sich deshalb bereits über 55 Angelsächsische Rechtsverständnis: Rechtsverständnis, der vorchristliche Religion der Angelsachsen in Britannien, Vgl.: http://www.wikinger-normannen.ch/index.php/dieangelsachsen, 30.05.2014 56 Legitimation: die Beglaubigung/ Rechtfertigung, etwas Bestimmtes zu tun. Vgl.: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/pocket-politik/16482/legitimation, 30.05.2014 22 mehr als zehn Jahre, was bedeutet, dass die Rechtsstaatlichkeit, hauptsächlich für die ärmere Bevölkerung, kaum gewährleistet wird.57 3.3. Neuwahlen der indischen Regierung Indien ist die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt. Die föderale Republik58 besteht aus 28 Bundesstaaten, sechs Unionsterritorien und der Hauptstadt Neu Delhi mit 1,12 Milliarden Einwohner.59 Im April und Mai 2014 standen in Indien die Neuwahlen an, mit 814 Millionen Wahlberechtigten.60 Die vorher regierende Kongresspartei verlor 57Vgl.: http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44443/politisches-system, 30.05.2014 58 Föderale Republik bezeichnet das Streben nach Erhaltung von Bundesstaaten mit weitgehender Eigenständigkeit der Einzelstaaten, Vgl.:http://www.duden.de/rechtschreibung/Foederalismus, 30.05.2014 59 Vgl.: Olaf Ihlau: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht; in: Aus Politik und Zeitgeschichte, bpb 22/2008 ; Indien :S.4 60 Vgl.: http://www.spiegel.de/politik/ausland/indien-haelt-groesste-wahl-der-welt-ab-a962141.html, 20. Mai 2014 23 an 162 Sitzen im neuen Parlament.61 Es war ihr bislang schlechtestes Wahlergebnis, welches die seit 10 Jahren regierende Partei erzielt hat. Indien steht somit vor einem historischen Regierungswechsel. Die zweite Volkspartei Indiens, die Hindu–nationalistische Bharatiya Janata Party, BJP62, sowie deren Verbündete stellen die neue Regierung dar. Sie erhielten allein 282 und gemeinsam 340 von 543 Sitzen im Parlament. 63 Mit ihrem Spitzenkandidat Narendra Modi gewann die BJP in 280 Wahlkreisen und wäre somit auf keine Verbündete angewiesen. Dies ist bereits seit 30 Jahren keiner Partei mehr gelungen. Dabei zählte Modi als Geächteter, da in seinem regierenden Bundesstaat Gujarat im Frühjahr 2002 hunderte Muslime umgebracht wurden. Es kursiert die Angst vor einem Hindufaschismus64, sowie einem Rechtsruck, vor allem bei den religiösen Minderheiten im multireligiösen Indien. Allerdings wurde Narendra Modi aufgrund der Hoffnung, die er für das Land ausstrahlt, gewählt. Er zerstreute die Ängste der Minderheiten und will die Wirtschaft wieder ankurbeln.65 Die Wahlbeteiligung lag bei 66 Prozent der 814 Millionen Wähler so hoch, wie noch nie. Der Wahlkampf der BJP setzte sich fast ausschließlich auf den Spitzenkandidat Modi, welcher seit zwölf Jahren den westindischen Bundesstaat Gujarat regiert. Er lockte zahlreiche Großkonzerne in den Bundesstaat, mit Hilfe seiner wirtschaftlichen Politik. Nun wurde er zum Premierminister vereidigt. Die Wahldauer betrug insgesamt fünf Wochen. Es traten 8.251 Kandidaten zur Wahl, darunter 668 Frauen und fünf Transsexuelle an.66 Die Wahlbeteiligung der Frauen hat zugenommen, liegt aber noch deutlich unter der, der Männer. Zumal die Benachteiligung der Frauen stärker in 61 http://www.deutschlandfunk.de/parlamentswahl-machtwechsel-inindien.1818.de.html?dram:article_id=285630, 30. Mai 2014 62 Die Bharatiya Janata Party (BJP) deutsch: indische Volkspartei; ist eine rechtskonservative, hindu-nationalistische Partei. Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Bharatiya_Janata_Party, 20. Mai 2014 63 Vgl.: Christine Möllhoff, Der ungeliebte Modi wird jetzt umworben; Stuttgarter Zeitung Nr.113 Samstag,17. Mai.2014 64 Hindufaschismus: sogenannte rechtsgerichtete Bewegung, zusammenhängend mit dem Hindu Nationalismus, Vgl.: http://www.politik-lexikon.at/faschismus/, 25. Mai 2014 65 Vgl.: Möllhoff Christine, Der Hindu-Nationalist triumphiert in Indien; Stuttgarter Zeitung Nr.113 Samstag,17. Mai 2014 66 Vgl.: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/indien-wahl-auszaehlung, 20. Mai 2014 24 den öffentlichen Fokus gerückt ist und dies zu einer erhöhten Mobilisierung der Frauen an den Wahlen geführt haben könnte. 67 Laut einiger Aussagen unserer Befragten, gehen die meisten gebildeten Frauen wählen. Eine unabhängige Wahl, hängt meist von der Zugehörigkeit zur Kaste ab.68 Der neue Premierminister gewann seine Stimmen vor allem durch ein Zitat Gandhis,69 welches er am Weltfrauentag, womöglich zugunsten des Wahlkampfes, wiedergab. Er kritisierte die wachsende Geschlechterkluft, die in Indien herrscht. Und gab somit allen Frauen neue Hoffnung. Allerdings misstrauen Aktivistinnen, wie Binalakshmi Nepram, Modis Worten. Politiker der BJP fragten nach der tragischen Gruppenvergewaltigung in Neu Delhi öffentlich, weshalb die junge Frau abends überhaupt draußen unterwegs war 70 und schoben mit der Aussage die Schuld dem Opfer zu. Die soziale Basis der Bharatiya Janata Party war schon zu Zeiten der damalig amtierenden Kongresspartei mehr an wirtschaftlichem Wachstum einschließlich Recht und Ordnung, als an Gewalt gegenüber Minderheiten interessiert.71 Durch die Hilfe unzähliger Nichtregierungsorganisationen und Frauenvereinigungen, wurde in Indien auch in der Gesetzgebung etwas erreicht. Somit gibt es mehr Schutz für Frauen bei häuslicher Gewalt und anderen Verbrechen. Allerdings müssen Frauen in Indien bestimmter gesellschaftlicher Eliten angehören um eine geeignete politische Basis zu erlangen.72 Erschreckend ist, dass das Thema Sicherheit für Frauen in der indischen Parlamentswahl nur eine untergeordnete Rolle spielte. Frauen gehen nicht aus und nehmen keinen Alkohol zu sich. Sie führen den Haushalt während die Männer arbeiten.73 Die Lage der Frauen sei im Wahlkampf kaum ein Thema gewesen, so eine Arbeiterin in der Hotline „Helpline 181“ in Neu 67 Vgl.: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/parlamentswahl-indien-analysenarendra-modi, 20. Mai 2014 68 Vgl.: Fragebogen: Robert Philipp, Nane Kieser, Cornelius Stutz, Anhang 69 Vgl.: http://www.tagesschau.de/ausland/modi136.html, 30. Mai 2014 70 ebd. 71 Vgl.: Wolf, Siegfried O.: Hindu-Nationalismus-Gefahr für die größte Demokratie der Welt?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte, bpb 22/2008 ; Indien :S.32 72Vgl.: http://www.dw.de/kaum-frauenpower-in-indiens-politik/a-4233398-1, 20. Mai 2014 73 Vgl.: Fragebogen: Nane Kieser, in: Anhang S. 25 Delhi, die sich für misshandelte Frauen einsetzt. Keine der Parteien hätte sich ernsthaft mit den Problemen und Situationen der Frauen auseinander gesetzt. Die Hoffnung der Frauen liegt in dem Spitzenkandidat der erst kürzlich gewählten BJP, Narendra Modi. Knapp die Hälfte der Wahlberechtigten sind Frauen, trotz der Ansprache der mangelnden Sicherheit der Frauen, glauben einige Beobachter des Wahlkampfs, das nicht viel ernste Absicht dahinter stecke.74 Die Opfer von Gewalttaten und anderen Missbräuchen können sich somit nur an Hilfsorganisationen, sowie auch Nichtstaatliche Organisationen wenden, die sie dazu ermutigen dagegen vor zu gehen und nicht tatenlos zu zusehen. Die meisten Mitarbeiterinnen sind selbst noch in ihre eigenen Prozesse von Gewalttaten und Missbräuchen verwickelt, da die Gerichte und Verurteilungen sich oft lange hinziehen. Die erlassenen Gesetze gegen Zwangsheirat, Sexualstraftaten und häusliche Gewalt, beeinflussen den Alltag von indischen Frauen kaum merklich. Es haben weltweit immer mehr Frauen einen Anteil an politischer Macht, sowie Bildung, trotzdem bleibt es ein weiter Weg bis zur Gleichstellung.75 3.4. Einfluss der britischen Kolonialmacht Indische Frauen erfuhren schon immer Unterdrückung, egal welcher Kaste, sie angehörte. Dies liegt dem indischen patriarchalischen System zu Grunde. Sie waren und sind noch heute Opfer von Vorstellungen, welche sie gehorsam zu befolgen haben. Beispiele hier zu wären unter anderem die Witwenverbrennung, sowie die Genitalverstümmelung. Das Kastensystem diente der britischen Kolonialmacht, um das Verhalten der indischen Bevölkerung zu erfassen. Als Folge hier zu, festigte sich das Kastensystem in der indischen Gesellschaft spürbar. Allerdings nutze die Kolonialmacht diese Klassifizierung um Indien zu regieren und die 74 Vgl.: http://www.dw.de/frauen-kaum-thema-bei-indiens-wahlen/a-17625204, 20. Mai 2014 75 Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder in: Menschenrechte, Informationen zur politischen Bildung 297,4.Quartal 2007, S.44 26 indischen Nationalisten nutzten es, um zu beweisen, weshalb sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten besaßen um zu regieren. 76 Großbritannien stellte Indien als einen Ort verbotener sexueller Praxis dar, in dem Frauen als passives, schweigsames und williges Objekt gesehen wurden. Im Laufe der Kolonialzeit wurde diese Sichtweise weiter verstärkt, als die Nation zu einem Symbol für familiäre Beziehungen wurde. Außerdem wurde die Gesellschaft in zwei Teile gegliedert, dem privaten und öffentlichen Bereich. Seit jeher sind Frauen dem privaten Bereich untergeordnet. Indische Frauen wurden idealisiert, es sollte allerdings keine gemeinschaftliche Identität entwickelt werden.77 Da somit die Entgleisung der Kontrolle über die soziale Ordnung drohte. Sowohl die Kolonialmacht als auch die dominierende indische Elite konstruierten dieses System. Als Verunreinigung und Verletzung der Ehre des Ehemannes und der Familie, wurden sexuelle Belästigungen und Vergewaltigungen gesehen. Durch das Verlangen der Soldaten nach Prostituierten, war es durch die Kolonialisierung möglich aus dem Körper einer Frau ein Objekt zu machen. Somit brachte die Kolonialzeit Unterdrückung, bildende und akademische Entwicklung, Reformen, aber auch zahlreiche Frauen- und Unabhängigkeitsbewegungen mit sich.78,79 3.5. Frauenbewegung Die erste Frauenbewegung setzte sich mit Aspekten eines modernen Lebens auseinander. Dies beinhaltete Gesundheitsfürsorge, Gewalt, politische und soziale Rechte. Diese Aktivistinnen, welche sich an der Bildung der Nation beteiligten, definierten die Bräuche als ihre Feinde und nicht die vermeintlichen Männer. Sie wollten eine gesellschaftliche 76Vgl.:http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/D A_Guenther.pdf, 20. Mai 2014 77 http://www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2013/pankaj-mishra-aus-den-ruinen-desempires.html, 20. Mai 2014 78 http://www.stud.fernuni-hagen.de/q5232694/haind.pdf, 20. Mai 2014 79 http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/, 21. Mai 2014 27 Partizipation80 wiederherstellen.81 Eine der berühmtesten Vertreterinnen war Sarojini Naidu (1879-1949). Eben diese erste Frauenbewegung Indiens, die nach der Unabhängigkeit von der Bildfläche nahezu verschwand, erreichte Gleichberechtigung politische von Partizipation Frauen und rechtliche Männern.82 und Durch die Strukturanpassung der globalen Entwicklung in den 1980er Jahren, die die Frauen zwang für den halben Lohn des Mannes zu arbeiten, entstand eine zweite Frauenbewegung. Die Themen umfassten nun andere, jedoch wie damals, waren sie geprägt durch politische und gesellschaftliche Gegebenheiten. Allerdings setzten sich die Frauen besonders intensiv mit den Mitgiftmorden, der Gewalt an Frauen, den Empfängnisverhütungsmitteln und ihrer rechtlichen Lage auseinander. Aufgrund wirtschaftlicher Interessen entzog sich der Staat in den letzten Jahrzehnten seiner sozialen Verantwortung gegenüber der benachteiligten Bevölkerung. Der rekonstruieren. indische Die Staat ist dabei Auseinandersetzungen seine Identität zwischen zu Hindu- nationalistischen und muslimischen Gruppierungen prägen die indische Gesellschaft, die nicht zuletzt auch einen Einfluss auf Frauen haben.83,84 Nach Butalia wird die Entwicklung der Zweiten Frauenbewegung wie folgt zusammengefasst: „Von einer aus den täglichen Realitäten hervorgehenden Straßenbewegung entwickelte sie sich zu einer stärker institutionalisierten Bewegung.“85 80 Vgl.: Gesellschaftliche Partizipation ist die Gesellschaftliche Teilnahme, Schubert, Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5., aktual. Aufl. Bonn: Dietz in: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17998/partizipation, 23. Mai 2014 81Vgl.: http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/DA_Gu enther.pdf, 20. Mai 2014 82Vgl.: http://www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2013/pankaj-mishra-aus-den-ruinendes-empires.html, 20. Mai 2014 83Vgl.: http://www.stud.fernuni-hagen.de/q5232694/haind.pdf, 20. Mai 2014 84Vgl.: http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/, 21. Mai 2014 85 Vgl. Butalia, 2005, 34 in: http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/DA_Gu enther.pdf S.35, 22. Mai 2014 28 3.6. Frauenquote Trotz der Minderstellung der Frau in Indien wurde im März 2010 endlich nach 13 Jahren das Gesetz zur Frauenquote verabschiedet. Nun soll ein Drittel der indischen Parlamentssitze von Frauen besetzt werden. Somit werden 33 Prozent der Sitze in Neu Delhi und in den Bundesstaaten für Weibliche Abgeordnete reserviert. Allerdings wird zur Umsetzung noch eine Zwei Drittel Mehrheit des Unterhauses und die Zustimmung der Hälfte der Parlamente in den Bundesstaaten benötigt. Das Unterhaus besetzten bereits 59 von 543 Sitzen Frauen und im Oberhaus waren es 21 von 250 Sitzen. 86 87. Im neuen indischen Parlament sitzen 30 Frauen von den 282 BJP- Abgeordneten. Modi hat 45 Minister und Staatsminister in seine Regierungsmannschaft berufen, darunter zählen sieben Frauen. Als Frauenrechtsbefürworter zählt vor allem die Kongresspartei. 88 3.7. Vertreter der Frauen in der Politik Es herrscht eine schwache Frauenpower in Indiens Politik. Bei den aktuellen Wahlen blieben die Frauen, die sich einen Namen in der indischen Politik gemacht haben, aus. Der ehemaligen Premierministerin, Indira Gandhi, Tochter von Jawaharlal Nehru, wurde die Politik in die Wiege gelegt. Indira Gandhi regierte von 1966 bis 1977 und von 1980 bis 1984 Indien. Somit wurde Indien eine lange Zeit von einer Frau regiert, die kritisch betrachtet, nur das politische Erbe ihres Vaters antrat. Allerdings habe nach Meinung der Frauenrechtlerin Madhu Kishwar, die ehemalige 86 Vgl.: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-03/indien-frauenquote-parlament, 22. Mai 2014 87 Vgl.: http://m.spiegel.de/politik/ausland/a682681.html#spRedirectedFrom=www&referrrer, 22. Mai 2014 88 Vgl.: http://www.tagesschau.de/ausland/modi136.html, 30. Mai 2014 29 Premierministerin nichts gegen die Lage der Frauen in Indien unternommen. Weitere politisch aktive Frauen sind Sonia Gandhi, die Präsidentin der Kongress-Partei Indiens und Ministerpräsidentin von Uttar Pradesh und Indiens neu vereidigte Frauenministerin Menka Gandhi. Abbildung 4: Sonia Gandhi Abbildung 5: Indira Ghandi 1972 trat Indiens erste Polizistin Kiran Bedi in den Polizeidienst ein. Sie schaffte den Schritt zu einer hochgebildeten Frau zusammen mit ihren drei Schwestern, durch ihre Eltern. Heute ist sie 63 Jahre alt und aus dem Dienst ausgetreten, nun arbeitet sie weiterhin als Sozialaktivistin.89 4. Wirtschaft Zusammen mit Brasilien, Russland, China und Südafrika wird Indien als einer der BRICS Staaten90 und somit als neue Wirtschaftsmacht gesehen. Nach dem Erlangen der Unabhängigkeit wurde die Außenpolitik von Indien neu überdacht und der ökonomische Wachstum rückte in den 89 Vgl.: http://www.deutschlandradiokultur.de/weibliche-vorbildergesucht.979.de.html?dram:article_id=235808, 31. Mai 2014 90 BRICS Staaten: bezeichnet die fünf großen Wachstumsmärkte, die Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften. BRICS steht für die Anfangsbuchstaben der fünf Staaten: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (APuZ Aus Politik und Zeitgeschichte BRICS 63.Jahrgang 50-51/2013 02.Dezember.2013) 30 Vordergrund.91 Durch die Reformen der Finanz-, Zins-, und Handelspolitik Anfang der 1990er Jahre, wurde eine Grundlage zur wirtschaftlichen Großmacht geschaffen.92 Eine richtige Bezeichnung, die Indiens Status tatsächlich darstellt, gibt es nicht. Indien kann sowohl als ein Entwicklungsland, ein Schwellenland als auch ein Industrieland bezeichnet werden, da in den einzelnen Bundesstaaten und Unionsterritorien wirtschaftliche Bedingungen.93 herrschen unterschiedliche 94 Allerdings lebt ein Großteil der städtischen und vor allem ländlichen Bevölkerung in unvorstellbarer Armut. Deshalb lässt sich das Land nicht eindeutig zuordnen, da in den einzelnen Bundesstaaten und Unionsterritorien verschiedene wirtschaftliche Bedingungen herrschen.95 Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich nach 19 Jahren verdoppelt, auch das Bruttosozialprodukt96 hatte 1000 Milliarden erreicht.97 Wie bereits bei „Gesellschaft“ erwähnt, wird das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich wird in Indien durch die Vielzahl der dort lebenden Milliardäre deutlich. Aber weiterhin müssen 26 Prozent der indischen Bevölkerung, mit weniger als einem Dollar pro Tag leben. Trotz des wirtschaftlichen Booms, leben die indischen Frauen noch immer in einer patriarchalisch eingestellten Umgebung. 98 Dieser wirtschaftliche Boom weist die Energie einer Unternehmerklasse und den Konsumbedarf einer wachsenden 91Vgl.: Debiel, Tobias und Wulf, Herbert: Indiens BRICS- Politik: Unentschlossen im Club, in: BRICS: Aus Politik und Zeitgeschichte, 63.Jahrgang 50-51/2013 02.Dezember.2013 92Vgl.: Indien -Tradition und Umbruch ; Politik und Unterricht, Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung, 4-2010, S.3 93 Vgl.: http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/DA_Gu enther.pdf, 05. Mai 2014 94 Vgl.: Indien - Tradition und Umbruch ; Politik und Unterricht, Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung, 4-2010, S.4-6, 43 95 Vgl.: Interview: Nane Kieser 96 Bruttoinlandsprodukt bezeichnet den Wert aller Güter und Dienstleistungen, welche in einem Jahr innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erwirtschaftet werden, Vgl.: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-derwirtschaft/18944/bruttoinlandsprodukt, 25.05.2014 97Vgl.: Imhasly, Bernard: Ein reiches Land mit armen Menschen in: Aus Politik und Zeitgeschichte Indien, 22/2008,26.Mai.2008,S.14 98 Vgl.: Indien - Tradition und Umbruch ; Politik und Unterricht, Zeitschrift für die Praxis der politischen Bildung, 4-2010, S.4-6, 43 31 Mittelschicht auf.99 Es hat bereits eine Weiterentwicklung Indiens stattgefunden. Ein Drittel der beschäftigten Frauen in Indien sind in ITBerufen tätig. Ein Viertel der indischen Wirtschaft hängt von der Landwirtschaft ab. 100 Um dem bevorstehenden Regierungswechsel 2009 optimistisch entgegenzuwirken, erließ die damals amtierende Kongresspartei für 40 Millionen Kleinbauern die Schulden, da sich im Jahr 2006 über 17.000 Bauern auf Grund hoffnungsloser Überschuldung ihr Leben genommen haben.101 Abbildung 6: Indien: Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2003 bis 2013 Das Diagramm zeigt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2003 bis 2013 in Indien. 5. Frauenrechtsverletzungen 5.1. Abtreibung und Femizid102 99 Vgl.: Imhasly, Bernard: Ein reiches Land mit armen Menschen in: Aus Politik und Zeitgeschichte Indien, 22/2008,26.Mai.2008,S.17 100Vgl.: Ihlau Olaf: Indien auf dem Sprung zur Weltmacht; in : Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft Indien 22/2008; S.4 101 ebd. S.6 102 Femizid bezeichnet die Tötung einer weiblichen Person nur aufgrund ihres Geschlechtes. 32 In Indien werden traditionell Söhne bevorzugt, da sie auch nach der Heirat bei ihren Eltern bleiben und sich im Alter um diese kümmern. Für Töchter müssen die Eltern bei der Vermählung eine hohe Summe an Mitgift 103 zahlen, die arme Familien in den Ruin treibt. Frauen stehen also unter enormem Druck einen Sohn zu gebären. Oft wird dabei auch nachgeholfen… Mit der Möglichkeit der vorgeburtlichen Untersuchung durch Ultraschall, werden schätzungsweise eine Million weiblicher Föten pro Jahr abgetrieben. Jedoch ist es seit 1994 Ärzten verboten, das Geschlecht des Kindes zu verraten. Patientinnen drohen hohe Geld- und Haftstrafen, Ärzten der Entzug der Zulassung. Jedoch ist der Missbrauch weit verbreitet, da die indische Regierung, die Polizei und das indische Rechtssystem die Gesetze nicht rechtswirksam umsetzen. Laut einer Studie der medizinischen Zeitschrift „Lancet“ wurden im letzten Jahrzehnt allein bis zu 6 Millionen Mädchen abgetrieben. Die Anzahl der Frauen pro 100 Männer hat sich seit Anfang der neunziger Jahre kontinuierlich vermindert. Deshalb gibt es ungefähr 20% mehr Männer als Frauen.104 Oft werden Mütter zur Abtreibung von ihrem Ehemann und dessen Familie gezwungen. Sie wollen einen Stammhalter und kein Mädchen, das sie in die Armut treibt. Die Frau hat dem Mann zu gehorchen, wenn sie sich gegen ihn und für ihre Tochter entscheidet, wird sie von der Familie verstoßen und steht alleine mit einer kleinen Tochter da. Die eigene Familie nimmt die Ausgestoßene mit ihrem Kind meistens auch nicht wieder auf. Doch als alleinstehende Frau hat man in Indien mit Tochter kaum Chancen. Somit sehen viele Frauen keinen anderen Ausweg als sich dem Willen des Mannes zu beugen und das Mädchen abzutreiben. Vgl. http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-im-detail/items/rita_banerji.html, 30. Mai 2014 103 Mitgift: Güter, die bei der Heirat von den Verwandten, insbesondere den Eltern der Braut dem Bräutigam und seiner Familie übergeben werden. Vgl. http://www.grin.com/de/e-book/98731/brautpreis-erbschaft-mitgift, 20. Mai 2014 104 Vgl.: http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-imdetail/items/rita_banerji.html, 20. Mai 2014 33 Arme Familien können sich oftmals eine Ultraschalluntersuchung und eine Abreibung nicht leisten. Laut der indischen Kampagne gegen Kinderarbeit werden jährlich 400 Mädchen direkt nach der Geburt getötet.105 Jedoch ist die Dunkelziffer um ein vielfaches höher. Viele Geburten werden nicht registriert, da die Kinder nicht in Krankenhäusern entbunden werden. Auch fehlt es oft an stichhaltigen Beweisen um nachzuweisen, dass die Eltern ihre Kinder mit Absicht umgebracht haben. Oft werden die kleinen Babys lebendig begraben, vergiftet oder ertränkt. Manchmal werden sie auch in eiskalte Tücher eingewickelt und sterben so an Unterkühlung. Eine andere grausame Methode ist dem Kind Reisschleim in die Nase zu stecken, so dass es keine Luft mehr bekommt. Ein Bericht der UN-DESA (United Nations, Fachabteilung für sozialwirtschaftliche Angelegenheiten) von 2012106 beschäftigt sich mit der Sterblichkeitsrate von Neugeborenen und Kleinkindern im weltweiten Vergleich. Es wird deutlich, dass Indien eine unnatürliche Sterblichkeitsrate bei weiblichen Kindern zwischen einem und fünf Jahren aufweist. Sie liegt um 75% höher als die Sterblichkeit der vergleichbaren Altersgruppe der indischen Jungen. Obwohl statistisch betrachtet Mädchen diesen Alters aufgrund biologischer Vorteile eine höhere Überlebensrate haben müssten, kommen 56 verstorbene männliche Kleinkinder auf 100 weibliche. Laut einem 2011 veröffentlichen Untersuchungsbericht aus „Archives of Pediatrics and Adolescent Medicine“107, einer Zeitschrift für Kinder- und Jugendheilkunde besagt eine Studie, dass die hohe Sterblichkeitsrate der Mädchen auf die häusliche Gewalt zurückzuführen ist. Sie richte sich gezielt gegen den weiblichen Nachwuchs. 105 Vgl.: http://www.ems-online.org/uploads/media/Dokubrief_Indien6_05_deutsch.pdf, 20. Mai 2014 106 Vgl.: http://timesofindia.indiatimes.com/india/India-deadliest-place-in-world-for-girlchild/articleshow/11707102.cms, 21. Mai 2014 107 Vgl.:http://timesofindia.indiatimes.com/india/Violence-at-home-linked-to-deaths-of-18lakh-girls/articleshow/7232726.cms?referral=PM, 20. Mai 2014 34 Es zeigt sich aber auch, dass Mädchen oft von ihren Eltern vernachlässigt werden, indem Familien ihre Töchter absichtlich hungern lassen. Sie verweigern ihnen die Nahrung entweder gänzlich oder geben ihnen die Reste, die von den Familienmitgliedern übrig bleiben. Bei Erkrankungen der Mädchen, lassen die Eltern ihre Töchter oftmals lieber sterben als Geld für Medizin auszugeben. 5.2. Genitalverstümmelung Bei der weiblichen Genitalverstümmelung unterscheidet man verschiedene Formen dieser traditionellen Praxis. Bei jeglicher Art des Eingriffes werden irreversible Schädigungen verursacht. Die weiblichen Geschlechtsorgane werden partiell beziehungsweise vollständig und meist ohne Narkose und unter unhygienischen und somit lebensbedrohlichen Bedingungen entfernt. Dies geschieht hauptsächlich im Kindesalter zwischen vier und vierzehn Jahren. Hierzu unterscheidet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder UNICEF die weibliche Genitalverstümmelung in vier Kategorien: Die Klitoridektomie bezeichnet die Entfernung der Klitoris oder Vorhaut, mit partieller beziehungsweise vollständiger Entfernung der Klitoris. Eine weitere Möglichkeit ist die Exzision, welche die Entfernung der Klitoris bei gleichzeitiger partieller beziehungsweise auch vollständiger Entfernung der kleinen Schamlippen (Exzision) beschreibt. Die Infibulation beinhaltet eine der vorangehenden Praktiken, mit zusätzlicher Verengung oder sogar Verschließung der vaginalen Öffnung. Das Piercing oder die Dehnung bezieht alle anderen Formen der Verletzung der äußeren und/oder inneren weiblichen Geschlechtsorgane mit ein. Dies wird oftmals mit nicht desinfizierten Schnittgeräten (so auch stumpfe Messer, Rasierklingen, Scheren oder auch Glasscherben) durchgeführt. Neben den physischen Gefahren durch unmittelbare 35 Infektionen (z.B. HIV) und Blutungen nach der Verstümmelung oder später bei der Geburt von Kindern, führen diese Praktiken auch zu schwerwiegenden psychischen Langzeitfolgen bei den Opfern.108,109 Ein häufiges Motiv für diese Praktiken ist meist die Vorstellung nur mit dieser Methode den weiblichen Sexualtrieb zu zügeln und somit für den Mann kontrollierbar zu machen. Die weibliche Genitalverstümmelung wird meist als Symbol der Weiblichkeit, sowie der ethnischen Zugehörigkeit betrachtet. Auch hygienische Faktoren werden als Rechtfertigung für dieses Verfahren verwendet. Da durch das Fehlen der Klitoris, die Vagina sauber gehalten werden soll und es zusätzlich die Fruchtbarkeit erhöht. Die Betroffenen werden durch ihre Beschneidung Mitglied in der Gemeinschaft, die Eltern lassen ihre Töchter beschneiden um ihnen eine gute Zukunft zu sichern. Denn die Entfernung des äußeren Genitales zählt als ein Attribut der Schönheit. Außerdem kursiert der Glaube, dass die Klitoridektomie die sexuelle Lust des Mannes steigert und es die Mütter- sowie Kindersterblichkeit senkt. Die medizinischen Laien, die den Durchgriff vornehmen, sind meist ältere Frauen, die als Mädchen selbst beschnitten wurden. Sie genießen einen hohen sozialen Status und erzielen gute Einnahmen, indem sie die Genitalverstümmelung in traditioneller Art und Weise durchführen.110 Bei der sogenannten Infibulation werden die Wunden mit Dornen oder Seide zusammengenäht, zur Blutstillung verwenden die medizinischen Laien, Salben aus Kräutern oder Asche. 111 Aufgrund der mangelnden Hygiene leiden die Frauen oft an physischen und psychischen Krankheiten.112 Unter anderem zählen zu den physischen Leiden, Eiterungen, Cystenbildung, Abszesse, Narbenbildung, 108 Vgl.: http://www.amnesty-frauen.de/Main/Genitalverst%C3%BCmmelung, 14. April2014 109 Vgl.: Informationen zur politischen Bildung 296 ,3. Quartal 2007 – Indien, bpb S.40 „Grausame Tradition“ 110 Vgl.: Jana Tereick, Grausame Tradition, „Die Ära der Unwissenheit“ in: ZEIT.de vom 16.März 2005 in: Informationen 297 zur politischen Bildung 4. Quartal 2007 Menschenrechte, S.40 111Vgl.: http://www.aerzteblatt.de/archiv/50783/Weibliche-GenitalverstuemmelungLebenslanges-Leiden, 22. April 2014 112 Vgl.: http://www.wabnig.net/weibliche_beschneidung__1.htm, 22. April 2014 36 Unfruchtbarkeit, die Gefahr an HIV zu erkranken, Komplikationen bei der Geburt und schmerzhaftem Geschlechtsverkehr. Bei den psychischen Folgen kommt es zu Angst vor sexuellem Kontakt und Orgasmusstörungen. 113: 5.3. Vergewaltigung Ungefähr 24.000 Vergewaltigungen kommen jährlich in Indien zur Anzeige. Jedoch ist diese Schätzung nur ein Bruchteil der wirklich stattfindenden Gewalttaten.114 Die meisten Frauen trauen sich nicht zur Polizei zu gehen, da sie damit die Ehre ihrer Familie beschmutzen. Wenn sie sich aber überwinden und ihre Peiniger anzeigen wollen, werden sie von der Polizei oft nicht ernst genommen und werden wieder nach Hause geschickt. In seltenen Fällen nehmen die Polizisten die Anzeige auf, aber dann verschleppen Gerichte die Fälle oft jahrelang. Nur in einer von vier angezeigten Vergewaltigungen kommt es zu einer Verurteilung. Im männerdominierten Indien wird sexuelle Belästigung gern als Kavaliersdelikt abgetan. Vergewaltigungen armer Frauen auf dem Land sind Alltag und fanden bislang kaum öffentliche Beachtung. Es kam sogar schon öfters vor, dass die eingeschüchterte Frau noch einmal auf der Polizeistelle vergewaltigt wurde. In den Augen vieler Inder seien Vergewaltigungsopfer selbst schuld an den Übergriffen. Um die Ehre der Familie wiederherzustellen, werden die Anzeigen zurückgezogen und im schlimmsten Fall werden die Frauen von der eigenen Familie gezwungen den Vergewaltiger zu heiraten. Es werden sogar Unstimmigkeiten innerhalb von Kasten und ländlichen Gemeinschaften mittels Vergewaltigungen geregelt. Zum Beispiel wurde im Januar 2014 eine Frau von zwölf Männern vergewaltigt, da sie mit einem Mann einer anderen 113Vgl.: Flyer Weibliche Genitalverstümmelung Amnesty International Vgl.: http://www.fr-online.de/meinung/leitartikel-nicht-nur-inindien,1472602,21381452,view,asFirstTeaser.html, 06. April 2014 114 37 Kaste zusammen sein wollte. Diese Massenvergewaltigung wurde vom Dorfrat angeordnet, da sie die Geldstrafe nicht zahlen konnte.115 Es heißt das Schicksal einer jungen Inderin habe die Welt endlich wachgerüttelt und das wahre Indien gezeigt. Eine 23-jährige Studentin wurde am 16. Dezember 2012 in Neu-Delhi von sechs Männern vergewaltigt, mit einer Eisenstange traktiert und dann aus einem fahrenden Bus geworfen.116 Sie wurde so schwer verletzt, dass sie zwei Wochen später starb. Doch hat sich seit dem wirklich etwas geändert? Der Fall ging um die Welt und löste auch in Indien massive Proteste aus. Es wurden schärfere Gesetze und härtere Strafen für die Vergewaltiger gefordert. Es handelte sich aber keineswegs um eine Einzeltat. Rund 24.000 Vergewaltigungen wurden im Jahr zuvor gemeldet. Die Medien haben aber bei diesem, sehr grausamen Fall einen Stein ins Rollen gebracht. Der Nachrichtensender NDTV kommentierte die schockierende Tat folgendermaßen. „Sie starb, aber weckte die Nation auf.“117 Die Polizei und Justiz konnte nicht mehr die Augen verschließen und das Tabuthema wurde zur weltweiten Debatte. Vier der Männer wurden zum Tode verurteilt, einer wurde im März 2013 erhängt im Gefängnis gefunden und der sechste, minderjährige Täter bekam die Höchststrafe von 3 Jahren. Das Urteil setzte vorerst einen Schlusspunkt unter den Fall. Für viele Inder ist damit Gerechtigkeit getan und auch die Politik würde dieses Thema gerne als erledigt ansehen. Aber der Kampf gegen die Gewalt an Frauen ist noch lange nicht gewonnen. Dieser Schritt war der notwendige Anfang und ein Zeichen dafür, dass die Polizei nicht länger alles unter den 115Vgl.: http://www.focus.de/panorama/junge-inderin-gewalt-inderin-affaere-geldstrafedorf-indischer-aeltestenrat-ordnet-gruppenvergewaltigung-an-14_id_3563335.html, 05. April 2014 116 Vgl.: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.vergewaltigungsprozess-in-indientodesstrafe-fuer-eine-bestialische-tat.ecd3d2a2-c670-4758-8d75-3e46dd84e060.html, 06. April 2014 117 Vgl.: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.indien-vergewaltiger-schuldiggesprochen.9b8b1a51-c14b-4dc1-8db3-015e8d2afc28.html, 06. April 2014 38 Teppich kehrt. Immer mehr Frauen trauen sich nun zur Polizei zu gehen statt zu schweigen, da sie sich ihrer Rechte bewusster sind. Allein in Dehli verdoppelte sich 2013 die Zahl der gemeldeten Vergewaltigungen auf über 1000.118 Die Hauptstadt Indiens wird häufig die „Vergewaltigungshauptstadt Indiens“ betitelt, da in keiner der 35 indischen Megametropolen mehr Frauen vergewaltigt werden. Durchschnittlich wird dort nach Schätzungen alle 18 Stunden eine Frau vergewaltigt. 119 Schlussendlich hat sich bislang jedoch zu wenig verändert. Die Polizei reagiert nur auf öffentlichen Druck und Proteste. Die Schnellgerichte, die extra für Vergewaltigungen eingeführt wurden, bedeuten, dass die Polizei die Anklageschrift innerhalb von 90 Tagen vorlegen muss. Das Gerichtsverfahren verläuft aber dennoch so schleppend wie früher. Viele Frauen müssen fünf oder sogar zehn Jahre warten, bis ein Urteil gefällt wird. Der Motor, der diesen Wandel antreibt ist die junge Mittelschicht in den Städten. In den traditioneller geprägten ländlichen Gebieten, wo immer noch 70% der indischen Bevölkerung leben, hat sich noch weniger getan. Dort herrschen grausame, zutiefst patriarchische Strukturen, in denen die Frau vom Mann dominiert wird. Es stehen Vergewaltigungen fast auf der Tagesordnung. Von sexuellem Missbrauch im eigenen Haushalt sind keine Zahlen zu finden, da die Frauen von ihrem Mann und dessen Familie so sehr eingeschüchtert werden, dass sie sich nicht trauen zur Polizei zu gehen. Eine Frau muss zu ihrem Ehemann stehen und Misshandlungen tolerieren, egal was er ihr antut. Oftmals wissen sogar die Familien der Frau von dem Missbrauch und unternehmen nichts. Eine Trennung oder sogar Scheidung wäre ein größeres Verbrechen, als der sexuelle Missbrauch an sich. Die Gemeinde und Familie würden die Frau verachten, ächten und nicht unterstützen. 118 Vgl.: http://www.tagesspiegel.de/politik/indien-todesurteile-gegenvergewaltiger/8787188.html, 09. April 2014 119 Vgl.: http://www.schattenblick.de/infopool/politik/soziales/psi00011.html, 25. Mai 2014 39 5.4. Zwangsheirat und Kinderheirat Kinder- und Zwangsehen kommen in vielen Kulturen und Religionen vor, dies geschieht auf Grund von Armut und der Geringschätzung von Frauen und Mädchen.120 Als eine Zwangsheirat gelten Ehen, welche ohne oder gegen den Willen einer oder beider Partner geschlossen werden. Die hiervon abzugrenzende arrangierte Hochzeit wird zwar von Verwandten oder Ehevermittlungsagenturen arrangiert, allerdings durch Einverständnis beider Ehepartner geschlossen. Die klassische Kinderheirat zählt ebenso als Form der Zwangsehe, da sie nicht durch Entscheidung eines mündigen Ehepartners getroffen wird.121 Zwangsheiraten gibt es meist in Ländern, in welchen Mädchen und Frauen eine Benachteiligung in Bildung und Durchsetzung ihrer Rechte haben. Auch Männer können durchaus betroffen sein, jedoch sind in der Regel meist Mädchen und Frauen diesem Schicksal ausgesetzt. Seit den Zeiten der Britischen Kolonie sind Kinderehen in Indien verboten, 1929 wurde das erste Gesetz erlassen in dem Kinder mindestens zwölf sein mussten, um zu heiraten. Offiziell darf in Indien per Gesetz seit 1978 niemand vor dem 18. Lebensjahr eine Ehe eingehen.122 Trotzdem sind Kinderheiraten und Zwangsehen nach wie vor der Alltag für die indische Bevölkerung.123 Eine Durchsetzung dieser Gesetze wird auf Grund von Armut, Korruption und patriarchalischem Denken behindert. Deshalb endet nicht selten ein solcher Konflikt in Gewalt. Eine Sozialarbeiterin aus einer niederen Kaste, 120Vgl.: http://www.nationalgeographic.de/reportagen/kinderbraeute-zu-jung-zumheiraten?page=2, 14. April 2014 121 Vgl.: http://www.amnesty-frauen.de/Main/Zwangsheirat, 14. April 2014 122Vgl.: http://www.nationalgeographic.de/reportagen/kinderbraeute-zu-jung-zumheiraten?page=2 , 14. April 2014 123 Vgl.: http://www.arte.tv/de/kinderehen-in-indien/1755842,CmC=2870164.html, 14. April 2014 40 zeigte in einem kleineren Dorf eine Familie an, welche Kinderehen vollzogen hat. Als Strafe wurde sie kollektiv vergewaltigt. Mittlerweile gibt es bereits Möglichkeiten, damit nun auch Mädchen eine höhere Schulbildung genießen können und somit erst später heiraten müssen. Allerdings weigern sich viele gut ausgebildete und berufstätige Frauen bewusst gegen eine Heirat. Zur Hauptursache der Zwangsehen zählt deutlich die Religion, welche in der indischen Gesellschaft eine Funktion übernimmt, die bestehende Traditionen legitimiert. Häufig spielt allerdings auch die Herkunft eine Rolle, da zum Beispiel innerhalb einer Dorfgemeinschaft oder auch Kaste geheiratet werden muss. In weiten Teilen Indiens wird jedoch bis heute die Mehrheit der Eheschließungen von den Eltern ausgehandelt. Sie definieren eine erfolgreiche Ehe, als eine Verbindung zweier Familien und nicht als eine Verbindung zweier Menschen, die sich lieben. Dies dient dazu, um die Familie wirtschaftlich abzusichern. Trotz der zahlreichen Zwangsehen verstehen die leidenden Kinder ihre Eltern, da diese nur das Beste für ihre Kinder wollen und sehr konservativ aufgewachsen sind. Die Eltern handeln aus Liebe heraus, zum Wohle ihrer eigenen Kinder. Liebesheiraten werden oft grundsätzlich von den Eltern abgelehnt, selbst wenn Religion, Kaste, Bildung und Einkommen in beiden Familien passen würden. Da die Eltern es in ihrer Pflicht und Verantwortung sehen den zukünftigen Partner ihrer Kinder auszuwählen. Die freie Wahl der Ehepartner ist aber ein Menschenrecht, welches in Artikel 16, Absatz 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 steht. Hier heißt es: „Eine Ehe darf nur im freien und vollen Einverständnis der künftigen Ehegatten geschlossen werden.“124 Somit sind nach internationalem Recht die Zwangsheiraten verboten, dasselbe gilt auch für Kinderheiraten, da Kinder noch unmündig sind.125 124 125 Vgl.: http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html, 25.05.2014 Vgl.: http://www.amnesty-frauen.de/Main/Zwangsheirat ,14.04.2014 41 Als Konsequenz hierzu, kommt es immer öfter zu einer Flucht von Paaren, die sich gegen die Zwangsehen entschieden haben. Damit nehmen sie in Kauf, ein Leben in Anonymität zu führen und untertauchen zu müssen, da die Familien nichts unversucht lassen um ihre Kinder und ihre Ehre wieder zu erlangen. Dies führt oft zu den tragischen Ehrenmorden, welche keine Einzelfälle sind.126 Eine genaue Zahl der Ehrenmorde, die aufgrund von nicht akzeptierten Beziehungen praktiziert werden, ist schwer ausfindig zu machen, da sie oftmals als Unfälle oder Selbstmorde vertuscht werden. Meist üben nahe Verwandte, Geschwister oder sogar die Eltern selbst, diese schrecklichen Verbrechen aus. Hierbei sind über 90% der Opfer Frauen. Der Körper der Frau dient als Träger der Ehre einer Familie, deshalb gelten diese Morde aus traditioneller Sichtweise als ehrenhaft.127 In Indien gibt es Organisationen (z.B. Veerni Project = Woman of strenght), welche Paaren, die aus Liebe heiraten wollen oder auch nur vor der Tradition flüchtenden Frauen und Mädchen helfen und anonyme Unterkünfte für diese finden und sie so lange betreuen wie es benötigt wird.128 In der nachfolgenden Grafik ist der Prozentsatz von minderjährigen, verheirateten Mädchen dargestellt. 126Vgl.: http://www.nzz.ch/aktuell/international/reportagen-und-analysen/liebesheiratenAbbildung 7: Minderjährige Ehefrauen weltweit unerwuenscht-1.18211163, 14.04.2014 127 Vgl.: http://www.nzz.ch/aktuell/international/reportagen-und-analysen/liebesheiratenunerwuenscht-1.18211163, 14.04.2014 128 Vgl.: http://www.veerni.org/ ,14.04.2014 42 5.5. Mitgiftmorde 129 Obwohl schon seit 1961 Mitgiftzahlungen durch „The Dowry Prohibition Act“130 verboten sind, müssen die Brauteltern traditionell zur Hochzeit dem Bräutigam und dessen Familie eine hohe Summe an Mitgift zahlen. 131 Doch oftmals werden die Zahlungen nach der Hochzeit erhöht. Die Familie des Bräutigams will mehr Geld, ein Motorrad, Fernseher oder sonstige wertvolle Gegenstände. Wenn die Brautfamilie dieser Forderung nicht nachkommt, da sie häufig zu arm sind, wird die frisch vermählte, junge Frau umgebracht. Um den Mord als Unfall zu tarnen, wird das Opfer meistens mit Kerosin übergossen und angezündet. 2009 veröffentlichte die renommierte medizinische Zeitschrift „The Lancet“ eine Studie, in der eine Untersuchung in Krankenhäusern zeigt, dass innerhalb von einem Jahr mindestens 106.000 Frauen in ihrem Zuhause durch Feuer ums Leben gekommen sind. 132 Das bedeutet, dass alle fünf Minuten eine junge Frau zwischen 18 und 35 Jahren bei lebendigem Leib verbrennt.133 Die meisten Unfälle weisen auf Fremdverschulden hin. Anderen Schätzungen zufolge wird jede Stunde eine Frau aus Gier der Ehemänner oder der Schwiegereltern auf grausame Art und Weise umgebracht.134 129Vgl.:http://diepresse.com/images/uploads/3/c/6/701382/kein_einzelschicksal_verheirat eten_kinder_hr_16s39minderjaehrige_ehefrauen_prso_rieger20111015181306.jpg, 14. April2014 130 Vgl.: http://ncw.nic.in/acts/THEDOWRYPROHIBITIONACT1961.pdf, 09. Mai 2014 131 Vgl.: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Indien/frauen2.html, 09. Mai 2014 132 Vgl.: http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-imdetail/items/rita_banerji.html, 09. Mai 2014 133 Vgl.: https://50millionenfehlenunskampagne.wordpress.com/tag/mitgift/, 09. Mai 2014 134 http://www.welt.de/vermischtes/article120782429/Brautverbrennung-ist-diebeliebteste-Methode.html, 10.Mai.2014 43 Mitgiftmorde 15000 10000 2005: 6.787 2006: 7.618 2007: 8.093 2012: 8.233 2013: 10.600 5000 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Abbildung 8: Nachgewiesene Morde in Indien wegen Streitigkeiten um Mitgift Wie das Diagramm zeigt ist, gibt es keine positive Veränderung. Vielmehr steigt die Mordrate stetig an. Die Zahlen der Mitgiftmorde schwanken stark, aber alle Studien gehen von einer enorm hohen Dunkelziffer aus, da die wenigsten Morde angezeigt oder in Krankenhäusern registriert werden. Die „Unfälle“ werden von langer Hand geplant und oft gut vertuscht. Die Familie des Bräutigams kassiert die Mitgift der Brauteltern und fordert immer höhere Summen bis diese nicht mehr zahlen können. Dann entledigen sie sich der jungen Frau, da sie nur als Last gesehen wird und von ihrem Mann nie wirklich geliebt wurde. Nach einer Weile heiratet der Sohn ein anderes junges Mädchen nach dem „tragischen Tod“ seiner Frau. Diese ereilt, wenn die Schwiegereltern kein Geld mehr haben, das gleiche Schicksal. Da die Polizei die Augen davor verschließt und oft korrupt mit den Familien zusammenarbeitet, kommen sie ungestraft davon. Frauen werden auch häufig erhängt, so dass es aussieht als hätten sie Suizid begangen oder zu Tode geschlagen, ertränkt, vergiftet oder sogar erschossen. Viele junge verheiratete Frauen werden von ihrem eigenen Ehemann so lange gefoltert, bis sie letztendlich Selbstmord begehen. Manchmal wird der nichts Ahnenden auch eine Überdosis an Schlaftabletten oder Pestizide untergemischt. Angeblich misslungene Operationen sind auch ein häufiger Vorwand, der von dem bestechlichen Krankenhauspersonal mit gefälschten Sterbeurkunden gedeckt wird. 44 Tausende Frauen, die bei den Mordversuchen nicht gestorben sind, vegetieren verbrannt, verstümmelt und gebrochen weiter vor sich hin. 5.6. Witwenverbrennung Im Jahre 1829 verboten die Briten erstmals die Sati135. Bei dieser inhumanen Tradition, welche besagt, dass die treuen Ehefrauen dem Weg ihrer verstorbenen Ehemänner folgen sollen, indem sie sich selbst mit ihnen verbrennen, fand im Kreis der Kriegerkaste Kahatriya erstmals in Indien ihre Wurzeln. Ein Irrglaube besagt, dass die Sati ein Teil der Hindutradition ist, allerdings sind in den Hinduschriften keinerlei Hinweise darauf zu finden. Durch die Entscheidung der Frauen, den „ richtigen Weg zu gehen“ 136 und sich mit ihrem verstorbenen Ehemann auf den Scheiterhaufen zu werfen, gewinnt ihre Familie ein hohes Ansehen. Ursprünglich opferten sich die Frauen aus Fürstenfamilien, um möglicherweise den Feinden nicht in die Hände zu fallen. Definiert bedeutet der Selbstmord das willentliche Beenden des eigenen Lebens, allerdings stehen in diesem Bezug der soziale Druck und die persönliche Motivation stark im Vordergrund. Der soziale Druck bestimmt vermutlich das kurze Leben der Witwe, da oftmals die zurückgebliebenen Frauen gezwungen werden, ihrem Mann in den Tod zu folgen. Allein die Blicke oder die Stimme einer Witwe gelten als Fluch und bringen Unglück über die ganze Gemeinschaft. Eine Wiederheirat ist ausgeschlossen, denn die Frau gehört auch nach dem Tod an die Seite ihres Mannes. Auch die Tatsache, dass eine junge Witwe eine große zusätzliche Last für die Familie spielt, ist von zentraler Bedeutung. Sie kann weder außerhalb des Hauses arbeiten, noch eine Wiederheirat eingehen. Somit hat sie keine Möglichkeit, sich ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, da eine außerhäusliche Arbeit Schande Sati wörtlich „die Seiende“, eine Frau, die den richtigen und mutigen Weg wählt Vgl.: http://www.religion24.net/was-versteht-man-unter-witwenverbrennung.html, 06.05.2014 136 Vgl.: http://www.religion24.net/was-versteht-man-unterwitwenverbrennung.html,06.05.2014 135 45 und Entehrung über die Familie bringen würde.137 138 Doch obwohl sie verboten wurde, wird Sati bis heute vereinzelt angewandt. Seit dem Vorfall 1987, bei dem eine Frau ihrem Mann in den flammenden Tod folgte, erließ die Regierung eine Strafe. Nach Durchführung des Brauchs drohen einem bis zu sieben Jahre Haft. Außerdem beläuft sich ein Bußgeld auf umgerechnet 539 Euro.139 5.7. Kinderhandel und Kinderarbeit Indien ist Ziel-, Ausgangs- und Durchgangsland für Kinderhandel zum Zweck der kommerziellen sexuellen Ausbeutung und für Zwangsarbeiten unter anderem in der Landwirtschaft, Textil- und Ziegelherstellung, bei Bettelbanden und als Haussklaven. Nach Angaben der indischen Regierung arbeiten 12,5 Millionen (5%) der 252 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren.140 Der Regierung wird aber immer wieder vorgeworfen, dass sie den wirklichen Umfang an Kinderarbeit in Indien verschleiern würde und zu maßlosen Untertreibungen neige. Andere Quellen geben wesentlich höhere Zahlen an, wie zum Beispiel eine Studie von indischen Ministerien und UNICEF von 1994. Diese gehen von 90 Millionen arbeitenden Kindern aus. 141 Sicher ist, dass es eine enorm hohe Dunkelziffer gibt. Die verschiedensten Studien und vor allem Statistiken zu diesem Thema differenzieren nicht zwischen Jungen- und Mädchenarbeit. Die Mädchen werden entführt oder den Eltern für wenig Geld abgekauft. Da Mädchen als Last gesehen werden, sind viele Familien froh, wenn sie 137Vgl.: http://www.soika.com/links/kunst/archiv/02d_sati.htm, 06.05.2014 Vgl.: http://www.religion24.net/was-versteht-man-unter-witwenverbrennung.html, 06.05.2014 139 Vgl.: http://www.shortnews.de/id/619524/witwe-vollzog-ritual-der-selbstverbrennungin-indien, 06.05.2014 140 Vgl.: http://www.suedwindinstitut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2006/2006-3_Indien__Schule_statt_Kinderarbeit.pdf, S.26, 10. Mai 2014 141 Vgl.: http://www.suedwindinstitut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2006/2006-8_Indien__Kinderarbeit_in_der_Steinindustrie.pdf, 10 Mai 2014 138 46 ihre Töchter abschieben Vermittlungsagenturen, die können. Mädchen aus Es gibt ländlichen sogenannte Regionen in Großstädte bringen, wo sie als Haussklaven arbeiten müssen. Mädchen werden auch zum Schuldenerlass der Eltern einem Haushalt überlassen. Besonders Mädchen unter 14 Jahren werden für diese Art von Kinderarbeit missbraucht. Ab 2 Jahren werden Mädchen als wertvolle Ware für Prostitution gesehen. Der Central Welfare Board of India schätzt, dass 15% aller Prostituierten jünger als 15, weitere 25% unter 18 Jahren alt sind.142 Wenn Eltern ihre Töchter verkaufen, gibt es keine schriftlichen Arbeitsverträge über das Arbeitspensum oder die Art der Arbeit. Daraus resultieren katastropale Arbeitsbedingungen. Die Mädchen müssen mindestens 15 Stunden am Tag arbeiten und bekommen dafür eine Bezahlung, die weit unterhalb des gesetzlichen Mindestlohnes liegt. Die Ergebnisse eines Projekts gegen Kinderarbeit in Indien sind erschreckend: 37% der Kinder wird der Kontakt zu den Familien ganz verboten und die Mädchen werden wie Sklavinnen gehalten. 68% werden misshandelt und 32,2% werden von ihren Arbeitgebern sexuell missbraucht.143In Indien gibt es keine nationalen Gesetze, die verbieten, Kinder unter 14 Jahren anzustellen. Jedoch existiert seit 1986 der „Child Labour (Prohibition and Regulation) Act“, in dem gefährliche Kinderarbeit in bestimmten Branchen für unter 14 Jährige verboten ist.144 Seit 1976 wird jegliche Form der Versklavung durch den „Bonded Labour System (Abolotion) Act“ ausgeschlossen.145 Für eine kommerzielle sexuelle Ausbeutung eines Kindes kann eine Gefängnisstrafe von sieben Jahren bis lebenslänglich verhängt werden.146 Aber in der Realität arbeitet die Polizei sogar mit den Zuhältern zusammen, um einen Profit für sich herauszuschlagen. Bei 142 Vgl.: http://www.hettlich.de/indienhilfe/daten/2011-12-Indienrundbrief.pdf, 09. Mai 2014 Vgl.: http://www.jugendeinewelt.at/kinderarbeit_haushalte_indien.0.html, 17. Mai 2014 144Vgl.: http://tcw.nic.in/Acts/ChildLabour_Prohibition_Regulation_Act,1986.pdf, 16. Mai 2014 145 Vgl.: http://dc-siwan.bih.nic.in/bonded_labour_system_abolition_act_1976.pdf, 17. Mai 2014 146 Vgl.: https://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/welt/asien/indien/, 17. Mai 2014 143 47 Razzien werden alle Minderjährige beschlagnahmt, aber nach einer enormen Schmiergeldzahlung wieder zurückgegeben. Seit 2013 wird im Parlament darüber beraten die Kinderarbeit für unter 14-jährige vollständig zu verbieten. Durch den Druck von außen, startete die indische Regierung 2004 ein nationales Kinderarbeitsprojekt in 50 Provinzen, das eine bessere Bildung, vor allem für arme und arbeitende Kinder garantieren soll. Es existieren darüber hinaus aber noch viele andere Programme, die meist in Zusammenarbeit mit internationalen NGOs (non governmental organisations) durchgeführt werden.147 6. Entwicklung 6.1. Welche Entwicklung zeichnet sich in der Gesellschaft ab? Durch die zahlreichen, gezielten Abtreibungen fehlen Indien nun schätzungsweise 50 Millionen Frauen.148 Dadurch, dass die Missverhältnisse nun so eklatant geworden sind, kommt es in manchen Regionen Indiens schon so weit, dass auf uralte Traditionen, wie die Mitgift, verzichtet wird. Die Hochzeit wird sogar von der Familie des Mannes bezahlt und auch Kastengrenzen werden überschritten.149 Können durch den akuten Frauenmangel diese tief verwurzelten Traditionen ins Wanken geraten? Den indischen Männern bleibt in manchen Staaten, wie in Haryana nichts anderes übrig, da dort künftig über 300.000 Bräute fehlen werden.150 Diese Entwicklung, so positiv sie auf den ersten Blick auch scheinen mag, hat auch ihre Kehrseite. Junge Mädchen werden von ihrer Heimat und Familie weggebracht, in einen 147 ebd. Vgl.: http://www.menschenrechte.eu/index.php/meldung-imdetail/items/rita_banerji.html, 18. Mai 2014 149Vgl.: http://www.pi-news.net/2012/01/indien-abtreibungen-erhohen-wert-von-frauen/, 17. Mai 2014 150Vgl.: http://www.nzz.ch/aktuell/international/wenn-junge-maenner-keine-braeutefinden-1.14605458, 29. Mai 2014 148 48 anderen Staat Indiens, in dem vielleicht sogar eine andere Sprache gesprochen wird und andere Regeln gelten. Die Eltern müssen nun keine Mitgift mehr zahlen, sondern bekommen Geld für die Heirat beziehungsweise den Verkauf ihrer Tochter. Doch geht es dieser dadurch besser? Ein weiteres Problem dabei ist, dass somit nur wohlhabende Männer heiraten können. Arme Bauern können sich keine Frau leisten. Steigert die Frustration, die sich aus dieser Situation ergeben könnte, die Gewalt an Frauen? Die Vergewaltigungszahlen steigen in Indien stetig an. Eine Frau auf der Straße wird vor allem auf dem Land als „Freiwild“ gesehen.151 Man kann sich als Frau alleine fast nicht auf die Straße trauen, schon gar nicht nachts.152 Das große Ziel Indiens muss sein, das Bewusstsein der Bevölkerung zu ändern. Jeder Mensch, egal welchem Geschlecht, Kaste oder Religion er angehört, sollte gleichgestellt sein. Diesen Grundsatz, wie er in der indischen Verfassung verankert ist, ist in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen. Dadurch, dass die Religion einen großen Teil des Lebens beeinflusst und die Menschen ihren Alltag nach religiösen Riten ausrichten, ist es sehr schwer allen zu vermitteln, dass sowohl Dalits als auch Brahmanen die gleichen Rechte haben und gleich viel wert sind. In vielen Augen haben die Unberührbaren ihren Stand in der Gesellschaft mit Taten im früheren Leben verdient und müssen deshalb bestraft werden. Bildung und Aufklärung ist der Schlüssel für eine offene, gleichberechtigte Gesellschaft. Um eine grundlegende Veränderung zu erzielen, muss die allgemeine Schulpflicht unabhängig von Geschlecht und Schicht nicht nur gesetzlich verankert sein, sondern auch durchgesetzt werden. Reformen werden jedoch immer wieder von oberen Gesellschaftsschichten unterbunden, wie eine Aktion in den 90-er Jahren von 200 indischen Studenten höherer Kasten zeigte. Sie verbrannten sich selbst, um gegen eine Studienreform zu protestieren, 151Vgl.: http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/frauen-als-freiwild1.18169811, 17. Mai 2014 152 Gespräch mit Nane Kieser 49 welche Studenten aus niedrigen Kasten zugelassen hätte.153 Diese Selbstverbrennung galt als eine Tat der Verzweiflung und politischen Widerstandes. 2012 trat die Selbstverbrennung erneut in den Fokus der Medien, als in Indien Menschen protestierten, um ihre Sprache, Kultur und Religion zu schützen.154 6.2. Welche Entwicklung zeichnet sich im Staat ab? Trotz der 1950 verabschiedeten Gesetze, die die Emanzipation der indischen Frauen durchsetzen sollte, blieb die Wirksamkeit und praktische Umsetzung stark eingeschränkt.155 Seit der britischen Kolonialherrschaft und bereits zuvor, erfuhren indische Frauen schon immer eine Unterdrückung. Sie sind bis heute Opfer von Werten, welche sie einzuhalten haben. Seit je her zählen Frauen zum privaten Bereich der Gesellschaft, sie haben sich in der sozialen Ordnung unterzuordnen. Der Körper einer Frau wurde und wird noch immer als Objekt angesehen. Die Kolonialisierung von Indien brachte allerdings nicht nur Unterdrückung mit sich, sondern ließ zahlreiche Frauen- und Unabhängigkeitsbewegungen entstehen.156 Die im Jahre 1950 in Kraft getretene indische Verfassung umfasst das allgemeine Wahlrecht, das Recht auf Gleichheit, ein Diskriminierungsverbot nach Geschlecht, Religion und Kastenzugehörigkeit.157 Die erste Frauenbewegung setzte sich bereits mit Aspekten eines neuen, modernen Lebens auseinander. 158 Das Ziel beinhaltete die Herstellung der gesellschaftlichen Partizipation, sie erreichten rechtliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern. 153 Vgl.: http://www.sueddeutsche.de/kultur/protest-durch-selbstverbrennungen-paradoxeopfertaeter-1.1423565, 06.05.2014 154Vgl.: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/so-makaber-es-klingen-mag---auch-dieausbreitung-der-politisch-motivierten-selbstverbrennungen-ist-ein-zeichen-dafuer--dassdie-arabische-welt-in-der-globalisierten-moderne-angekommen-ist--entsetzlichesfanal,10810590,10776264.html, 06.05.2014 155 Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder Informationen zur politischen Bildung 296 ,4. Quartal 2007 – Indien, bpb S. 36ff. 156Vgl.:http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/ DA_Guenther.pdf 157Vgl.: http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html 158Vgl.:http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/ DA_Guenther.pdf,http://www.kulturradio.de/rezensionen/buch/2013/pankaj-mishra-ausden-ruinen-des-empires.html 50 Rechtlich werden weitere Gesetze verabschiedet, welche die Frauen besser stellen sollen, trotzdem scheitert es weiterhin an der Durchsetzung.159 So auch bei der Frauenquote, die bereits im März 2010 verabschiedet wurde und noch immer eine Zwei Drittel Mehrheit des Unterhauses, sowie der Zustimmung der Hälfte der Parlamente in den Bundesstaaten zur Umsetzung benötigt. Selbst im Wahlkampf, wurden die Themen der Frauenrechtsverletzung in keinem besonderen Maße hervorgehoben. Auch Frauenrechtsaktivistinnen kritisieren dies. Selbst für die erfolgreichen Frauen in der indischen Politik, war dieser Karriereaufstieg nur auf Grund ihrer gesellschaftlichen Situation möglich. So beeinflussen die erlassenen Gesetze gegen Sexualstrafen und häuslicher Gewalt, den Alltag einer Frau in Indien kaum merklich. Aber es gibt Hoffnung, denn im Dezember 2013 besuchte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck zusammen mit der Vorstandsvorsitzenden von TERRE DES FEMMES, Irmingard ScheweGerigk, Neu Delhi in Indien. Er sprach gezielt die Frauenrechtsverletzungen in der indischen Regierung an. Die brutalen Massenvergewaltigungen an Frauen, war der Grund weshalb der Bundespräsident TERRE DES FEMMES zu seinem Besuch in Indien eingeladen hat. Mit Sicherheit hat der zunehmende wirtschaftliche Fortschritt Indiens einen gewissen Druck auf die Gesellschaft ausgeübt und durch die Medien, war die Regierung gezwungen, die Frauenrechtsverletzungen anzugehen. Nicht nachvollziehbar scheint es zu sein, das es nicht an den Gesetzen zum Schutz der Frauen mangelt, sondern an der Durchführung. Denn trotz der Verschärfung des Sexualstrafrechts, kommt es selten zu einer Verurteilung. In großen Teilen der Gesellschaft sind weder die verschärften Gesetze bekannt, noch zeigen sie Interesse diese zu befolgen. Ein weiteres Phänomen stellt die Tatsache dar, dass die meisten Frauen die Gewalt gegen sich selbst in bestimmten Umständen für angemessen und gerechtfertigt finden. Sie sind meist so fest in der Tradition verankert, in der sie aufgewachsen sind, 159 Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder in: Menschenrechte, Informationen zur politischen Bildung 297,4.Quartal 2007, S.36 51 dass sie es als einen selbstverständlichen Teil ihres Lebens ansehen.160 Im neuen indischen Parlament sitzen von 282 BJP – Abgeordneten 30 Frauen. Es haben weltweit immer mehr Frauen einen Anteil an politischer Macht, sowie Bildung erlangt, trotzdem bleibt es ein weiter Weg bis zur Gleichstellung.161 7. Eigene Meinung Das Thema „ Frauenrechtsverletzungen in Indien“ wurde mit zunehmender Recherche immer interessanter und vielseitiger. Vor allem machte die Aktualität die Arbeit besonders realitätsbezogen. Fast tägliche Meldungen in der Presse oder in den Nachrichten belegen die Diskriminierungen der Frauen besonders in Indien, aber auch weltweit. Betroffen und emotional sehr berührend waren die Ausmaße der Gewalt, mit denen Frauen im alltäglichen Leben konfrontiert sind. Unvorstellbar ist, dass es oftmals keine Ahndung der Übergriffe auf Frauen gibt, obwohl die gesetzlichen Grundlagen vorhanden sind. Deshalb gilt es, unserer Meinung nach, die bereits rechtswirksamen Gesetze auch konsequent durchzusetzen, wobei die Regierung und Polizei kooperieren müssen. Bewusster wurde uns auch wieder, in welchem fortschrittlichen, demokratischen Staat wir leben, wo das Recht auf Gleichberechtigung und Bildung (meistens) garantiert ist. Den Frauen und Kindern aus allen Kasten sollte auch in Indien eine dauerhafte Schulbildung ermöglicht werden, da Bildung der Schlüssel zu einer erfolgreichen Existenz ist. Den Frauen kann so aufgezeigt werden, welche Rechte sie eigentlich haben, denn oftmals sind sie sich diesen nicht bewusst. Außerdem müsste politisch engagierten Frauen mehr Unterstützung zugesprochen werden, 160Vgl.: http://www.schewe-gerigk.de/terre-desfemmes/?no_cache=1&expand=511530&displayNon=1&cHash=12abdda8e23779d67e5 3f5f65ce7abf5 161Vgl.: Herrmann, Alex: Situation der Frauen und Kinder in: Menschenrechte, Informationen zur politischen Bildung 297,4.Quartal 2007, S.44 52 um eine Verbesserung in der Politik zu gewährleisten. Das Umdenken der Gesellschaft wird wahrscheinlich noch Generationen dauern, da die Traditionen der Inder so sehr verwurzelt sind. Es ist aber essentiell, dass sich Indien mit diesem Tabuthema auseinandersetzt, damit es einen besseren wirtschaftlichen, wie auch öffentlichen Status erlangt. Indien hat das Potential und das Know-how mit seiner Bevölkerung anderen Großmächten nachzueifern und seinen Status weiterzuentwickeln. Die gesetzlichen Grundlagen sind vorhanden und erste Umsetzungen sind durch den Druck von außen erkennbar. Unter Berücksichtigung von Traditionen und der Bewahrung der typischen indischen Eigenständigkeit und Individualität muss es dennoch den Balanceakt schaffen, sich grundlegenden Denkweisen, speziell die Menschen- und Frauenrechte betreffend, zu öffnen. 8. Fazit „Wer Indien verstehen will, muss auf alle Vorurteile verzichten. Bloß keine Vergleiche! Indien ist anders.“162 So beschrieb die ehemalige Premierministerin Indira Gandhi ihr Heimatland. Obwohl zahlreiche Aspekte zum Thema Frauenrechtsverletzungen unsererseits bearbeitet und angeführt wurden, kann bei dieser vielschichtigen Problematik kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Indien ist mit seiner Vielfältigkeit und Extreme einmalig. Abschließend bleibt die Frage, welche „Hausaufgaben“ Indien noch erledigen muss. Es zeigt sich, dass dieses aufstrebende, boomende Indien mit seiner immensen Bevölkerung die letzten Jahre vor allem im ITBereich, in den Ausbildungen bestimmter Fachkräfte und als Atommacht große Fortschritte gemacht hat. Dennoch ist es in uralten Traditionen verwurzelt, die sich mit der Weiterentwicklung des Landes nicht vereinbaren lassen. Diese Diskrepanz gilt es zu durchbrechen und dieser Prozess wird nicht von heute auf morgen geschehen, sondern Generationen dauern. Wichtig ist, dass der Glaube und die Traditionen 162 Farovik, Tor: Indien und seine tausend Gesichter. Menschen, Mythen, Landschaften, National Geographic, 1. Auflage, München 2006, S. 11 53 nicht gänzlich aus den Augen verloren werden, aber dennoch eine Zukunft entsteht, die von Toleranz und Gleichberechtigung all seiner Bürger geprägt ist. Es müssen vor allem die Gesetzesgrundlagen, die in der indischen Verfassung schon lange verankert sind, auch im Alltag umgesetzt werden. Die neue Regierung hätte die Chance klar Stellung dazu zu nehmen und Korruption in den eigenen Reihen zu unterbinden und zu bestrafen. Aber ob sie diese Chance nutzt um Indien voranzubringen, bleibt abzuwarten. Kann Indien als gleichberechtigter, aufstrebender Partner mit Staaten verhandeln, die zumindest einigermaßen die Menschen- und vor allem Frauenrechte wahren? Es liegt also auch in der Verantwortung von anderen Ländern entsprechend Druck aufzubauen und die derzeitige Rechtsauffassung zu kritisieren, damit die indische Regierung keine andere Wahl mehr hat, als zu reagieren. Es bleibt zu hoffen, dass die zunehmende Veröffentlichung von Missständen eine Veränderung beim Staat, aber auch der Bevölkerung bewirkt und immer mehr Frauen ihre Rechte einfordern und zu nutzen wissen. Abschließend lässt sich sagen, dass es nirgends auf der Welt die Gewähr gibt, dass die Menschenrechte nicht verletzt werden. Selbst demokratische Rechtsstaaten können keinen absoluten Schutz vor Übergriffen gewährleisten. Es gibt allerdings verschiedene nichtstaatliche Organisationen, die sich für den Schutz der Gesellschaft und der Einhaltung der Menschenrechte in der ganzen Welt einsetzen. Durch den Eingriff der Medien wurde die Regierung gezwungen etwas gegen die Menschenrechtsverletzungen zu unternehmen. Nicht zuletzt gilt es zu erwähnen, dass zur Verbesserung der Situation von Frauen weltweit seit 1975 die Weltfrauenkonferenz der UNO einberufen wird. 163 Sie 163Vgl.: Herrmann, Axel: Situation der Frauen und Kinder, in: Informationen zur politischen Bildung 297. Menschenrechte, 4. Quartal 2007, S. 44 54 verpflichteten die Staaten sich für die Gleichstellung der Geschlechter im Bereich Gesellschaft, Politik und Wirtschaft einzusetzen. 9. Quellen Bücherquellen: Aus Politik und Zeitgeschichte: BRICS, 63. Jahrgang, 50-51/2003, 2. Dezember 2013, bpb Aus Politik und Zeitgeschichte: Indien, 22/2008, 26. Mai 2008, bpb Brunner-Traut, Emma (Hrsg.): Die fünf großen Weltreligionen. Islam, Judentum, Buddhismus, Hinduismus, Christentum, Band 5900, 18. Auflage, Breisgau 1974 Das andere Indien: Anarchismus, Frauenbewegung, Gewaltfreiheit, Ökologie, Heidelberg 2000 Das, Ira: Staat und Religion in Indien. Eine rechtswissenschaftliche Untersuchung, Tübingen 2004, S. 1-8, 13 ff. 55 Eckert, Julia u.a.: Partizipation und die Politik der Gewalt, Hindunationalismus und Demokratie in Indien, 1.Auflage, Baden-Baden 2004. Studien zu Ethnizität, Religion und Demokratie Bd.5 Farovik, Tor: Indien und seine tausend Gesichter. Menschen, Mythen, Landschaften, 1. 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Mai 2014 http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.vergewaltigungsprozess-in-indien60 todesstrafe-fuer-eine-bestialische-tat.ecd3d2a2-c670-4758-8d753e46dd84e060.html, 03. Mai 2014 http://www.suedasien.info/schwerpunkte/523, 06. Mai 2014 http://www.suedasien.info/nachrichten/719, 22.Mai.2014 http://www.suedwind-institut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2006/20063_Indien_-_Schule_statt_Kinderarbeit.pdf, 16. Mai 2014 http://www.suedwind-institut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2006/20068_Indien_-_Kinderarbeit_in_der_Steinindustrie.pdf, 06. Mai 2014 http://www.tagesschau.de/ausland/indien-wahl104.html, 30.Mai.2014 http://www.tagesschau.de/ausland/modi136.html, 30.Mai.2014 http://www.tagesspiegel.de/politik/indien-todesurteile-gegenvergewaltiger/8787188.html, 28. April 2014 http://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_67540600/dorfratin-indien-ordnet-gruppenvergewaltigung-einer-frauan.html24.Mai.2014http://www.taz.de/!106353/, 31. Mai 2014 http://www.thomasschirrmacher.info/wp-content/uploads/2009/10/Dalits.pdf, 06. April 2014 http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf, 09. Mai 2014 http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html, 25.April.2014 http://universal_lexikon.deacademic.com/135905/Witwenverbrennung, 06.Mai.2014 http://www.veerni.org/ ,14.April.2014 http://www.vhs.at/fileadmin/uploadsrmc/downloads/Service/FGS_Diplomarbeiten/ DA_Guenther.pdf, 05.Mai.2013 http://videos.arte.tv/de/videos/indien-selektive-abtreibung--3827694.html, 10.Mai.2014 http://www.wabnig.net/weibliche_beschneidung__1.htm, 22.April.2014 http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/indien-wahl-auszaehlung, 20.Mai.2014 http://www.wbf-medien.de/medien/geographie/sozialgeographie/media/all/indiendie-rolle-der-frau.html, 08.März.2014 http://www.welt.de/vermischtes/article106264933/Das-Schicksal-von-Indiensverlorenen-Toechtern.html, 27. April 2014 http://www.welt.de/vermischtes/article120782429/Brautverbrennung-ist-diebeliebteste-Methode.html, 29. März 2014 http://www.wikinger-normannen.ch/index.php/die-angelsachsen, 21.Mai.2014 http://de.wikipedia.org/wiki/Bharatiya_Janata_Party, 20.Mai.2014 http://de.youthforhumanrights.org/what-are-human-rights.html, 29.Mai.2014 https://www.youtube.com/results?search_query=arte+doku+2013+indien&sm=3, 25.März.2014 http://www.youtube.com/watch?v=MYthxM_kpc8, 26.April.2014 http://www.youtube.com/watch?v=qx_fpGS0yx8, 28.Mai.2014 http://www.zeit.de/2013/31/indien-hunger-montek-singh-ahluwalia, 31. Mai 2014 http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-10/moderne-sklaverei-studie, 18. Mai 2014 http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/parlamentswahl-indien-analysenarendra-modi, 20.Mai.2014 http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-03/indien-frauenquote-parlament, 22.Mai. 2014 http://www.zeit.de/video/2013-10/2782558862001/moderne-sklavereimenschenhandel-in-indien-floriert, 20.April.2014 61 Bilderquellen: Deckblatt: http://www.heute.de/ZDF/zdfportal/blob/25973090/4/data.jpg, 04.Mai 2014 Abbildung 1: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/9/92/Religionen_Indiens.svg, 15. April 2014 Abbildung 2: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ee/Kastensystem_in_Ind ien.png, 15. April 2014 Abbildung 3: Vgl.:http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44534/bildungssystem, 24. Mai 2014 Vgl.: http://www.zeit.de/1990/16/das-schreibwunder, 24. Mai 2014 Abbildung 4: http://cache.pakistantoday.com.pk/2013/12/Sonia_Gandhi.jpg, 10. Mai 2014 Abbildung 5: http://www.bestwisewords.com/pictures/Indira_Gandhi.jpg, 29. Mai 2014 62 Abbildung 6: http://de.statista.com/graphic/1/14564/wachstum-desbruttoinlandsprodukts-in-indien.jpg, 25. Mai 2014 Abbildung 7: http://diepresse.com/images/uploads/3/c/6/701382/kein_einzelschicksal_v erheirateten_kinder_hr_16s39minderjaehrige_ehefrauen_prso_rieger2011 1015181306.jpg, 14.04.2014 Abbildung 8: Vgl. Mahapatra, Dhananjay: Wer die Braut verbrennt, soll gehängt werden! In: The Times of India (Mumbai Edition) vom 2.Juni 2009 Vgl.: http://www.welt.de/vermischtes/article120782429/Brautverbrennungist-die-beliebteste-Methode.html, 19. Mai 2014 10. Anhang: Fragebögen Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“ Name: Cornelius Stutz 1. Alter: 20 Datum: 30.05.2014 Warum und wo warst/ bist Du in Indien? Seit August 2013 arbeite ich als Freiwilliger in Hyderabad in einer Schule als Musiklehrer. Bisher habe ich fast schon jedes Gebiet Indiens besucht, da man als Lehrer einiges an Ferien bekommt. 2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten. Kaum zu beschreiben. Jedenfalls ein Land voller Widersprüche, welches momentan einen Kampf zwischen dem Festhalten an der jahrtausendalten Tradition und den westlichen Werten, welche mit der Globalisierung daherkommen, ausficht. Neu auf alt, das verursacht immer Probleme. 3. Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen? Schwellenland 4. Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die größte Demokratie der Welt.) Demokratie ja, jedoch müssen wir diesen Term einige Abstufungen an Freiheiten abstreichen. Und da es eben ein gigantisches Land ist, wird es kaum möglich 63 sein die verschiedenen Bevölkerungsschichten demokratisch zu behandeln. Korruption ist auch gut vertreten. 5. Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den derzeitigen Begebenheiten? Zufrieden keinesfalls. Auch in Deutschland sind die meisten nicht zufrieden. Die meisten der gebildeteren Schicht sind sich der Probleme sehr deutlich bewusst, doch konnte mir noch keiner eine sinnvolle Lösung unterbreiten. „Faul sind wir“ – deren Worte. Doch auf der anderen Hand schuftet und studiert die junge Bevölkerung wie verrückt. Viele sagen, es wird noch 2-3 Jahrzehnte andauern, bis es zu einer zufriedenstellenden Situation wird. Auch in den Augen unserer westlichen Werte. 6. Beschreibe die Stellung der Frau in Indien. Ganz drauf abhängig wo du lebst (Land vs. Stadt), Süden, Norden und in was für einer Gesellschaft du hineingeboren wurdest. Auch sehr Kasten abhängig. Den Stand der Frauen kann man auch kaum pauschalisieren, da es hier verschiedenste Schichten gibt. Im Dorf z.B. wo die Tradition noch überwiegt, sind die Rollen klar verteilt: während die Frau die häuslichen Arbeiten verrichtet, sich um die Kinder kümmert und oft noch Geld zu verdienen hat, relaxt der Mann im Schatten der Palmen. Dort sind die Frauen auch kaum gebildet. Denn in einer späteren Ehe, die arrangiert sein wird, muss eine Ehefrau nicht gebildet sein. Mittlerweile müssen Frauen aber im Gegensatz zu Männern keine Studiengebühren zahlen, was das ganze langsam etwas aufhebt. Öffentlich ist der Mann ganz klar der Boss, doch im Haus führen die Frauen oft ein hartes Regime. Sie bestimmt dort. Es ist ihr kleines Reich. In meiner Schule, wo ich als Lehrer arbeite, hab ich überwiegend Kolleginnen. Die lassen sich eindeutig der höheren Schicht zuordnen. Die wenigen männlichen Lehrer hier haben kaum eine Chance den Lehrerinnen gegenüber, da diese ziemlich willensstark sind! Allein sind Männer hier verdammt schüchtern. Wie auch in China so gibt es auch hier Gemeinschaften, in denen die Frauen das Sagen haben. Frauen sind auch viel offener und selbstbewusster. Aber als Pulk kommen die Männer schon aus sich heraus, was dann öfters in den Schocknachrichten bei uns endet. Meiner Meinung nach gibt es zwei Probleme in diesem Bezug. 1. Muss der Vater der Braut die ganze Mitgift zahlen, was enorm hoch ist und die Väter in den Ruin treibt. Darum werden bevorzugt Söhne geboren, was einen Mangel an Frauen (200Millionen) mit sich bringt (auf 10 Männer kommen etwa 9 Frauen, oftmals sogar 10 zu 8). Das frustriert die Männer. 2. wird oftmals die Frau noch als niedriger eingestuft als die Männer. Beides zusammengenommen macht das Leben der Frau nicht einfach. 7. Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich Frauen ihrem Mann gegenüber? Ich habe in verschiedenen Gemeinschaften Familien kennen lernen dürfen. Im Haus machen sich die Frauen oftmals über ihre Ehemänner vor uns und ihm lustig. Doch kommt es beim Reisen, also außerhalb des Hauses oft vor, dass der Ehemann seine Frau gut in Schach hält. Die Frauen servieren immer das Essen, ganz egal welche Schicht. Einerseits Tradition, andererseits essensbedingt. Denn die Chapatis, welche immer dazugehören, schmecken nur frisch gut. Also der Mann isst, während die Frau serviert. 64 8. Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während Deines Aufenthalts wahrgenommen? Selber habe ich nichts gesehen. Auch berichten die Medien in anderen Ländern immer wesentlich gepushter als es eigentlich ist. Die meisten Frauen, mit welchen ich darüber sprach, meinten, dass sie mindestens eine verzwackte Situation bereits hinter sich hatten. In andern Ländern ist die Vergewaltigungsrate wesentlich höher, doch da sich Indien dem Westen geöffnet hat, muss es auch an die westlichen Werten anschließen. 9. Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem? Dass es eigentlich keine Rolle mehr spielen sollte. Dennoch weiß jeder welcher Kaste er zugehört(e). auch wird der Kaste noch oft im Berufsleben oder Filmgeschäft selektiert. Also es ist stärker vertreten als sich ein Inder zugestehen möchte. 10. Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen beeinflussen? Unmittelbar keineswegs. Es hat ja nicht viel gebracht auf Vergewaltigung die Strafe drastisch zu erhöhen. Es ist noch viel zu sehr in der Einstellung der Inder verklebt. Wie gesagt, in 2-3 Jahrzehnten sollte hoffentlich Gewissen, Einsicht und Verstand weiter verbreitet sein. 11. Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren gemacht? Tagtäglich treffe ich sie an. Sie sind meist als Straßenfeger oder Wachmann tätig. Wenn ich ihnen bei irgendwas aushelfe, dann freuen sie sich sehr. Doch Neid sehe ich ihnen nicht an. Vielmehr eine tiefe Akzeptanz, welche auf der Hoffnung, im kommenden Leben besser gestellt zu sein, fundiert. Da die Kaste dem Familiennamen abzuleiten ist, werden diese leider immer noch recht häufig danach in den Berufsalltag eingeteilt. 12. Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen? Überall finden Wahlprogramme statt. Im Dorf, in der Stadt, nachts, tags. Immer und überall plärren die Lautsprecher. Recht viele junge Inder sind wählen gegangen. Zumindest viele Freunde von mir. Große Parteien geben den unteren Schichten Alkohol und Essen, damit diese für sie wählen. Doch nehmen es diese Schichten meist gern an, wählen dann aber trotzdem wen sie wollen. So die Aussage einer Hausgehilfin nach. 13. Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen? Frauen, zumindest die gebildeteren, gehen wählen. Wie unabhängig die Wahlen generell sind, das ist schwer zu beurteilen. 65 14. Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr rechtliche Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird? Nur zu hoffen. Jedenfalls weiß ich, dass in keinem der Wahlprogramme der Parteien die Frauenrechte beinhaltet waren. Aber der Druck vom Westen wächst stetig. Es muss also was passieren. 15. Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem ändern könnte? Mehr Toleranz lehren. Allgemein ist das größte Problem, dass so viele kaum, falsch, oder gar nicht gebildet sind. Ein utopischer aber interessanter Gedanke wäre einfach neue Familiennamen zu verteilen. 16. Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen? TED.com da lassen sich viele Frauen hier inspirieren und euphorisieren. Sonst Indira Gandhi und immer wieder Figuren im TV, welche fuer das weibliche Geschlecht einsteigen. Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!! Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“ Name: Franziska Hess Alter: 18 Datum: 23.05.14 1. Warum und wo warst/ bist Du in Indien? Einwöchiger Familienurlaub in Delhi. 2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten. Faszinierend und traurig zugleich.. 3. Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen? Schwellenland 4. Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die größte Demokratie der Welt.) In einer Demokratie sind meiner Meinung nach alle gleichberechtigt. Dank des Kastensystems kann man dieses „demokratische System“ nur ab einem gewissen Status genießen. Im Übrigen werden Frauen oft unterdrückt. 5. Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den derzeitigen Begebenheiten? 66 Das ist schwierig zu sagen, da sich die indische Bevölkerung gegenüber weißen Europäern oder auch Amerikanern sehr separiert und fast unterwürfig verhält. Aber angesichts der vielen Obdachlosen und Arbeitslosen auf den Straßen und in den Slums scheint die Stimmung sehr gespalten zu sein. Kommt man aus einer höheren Kaste, kümmert man sich eher weniger um die armen Leute und kann ein zufriedenes Leben durchaus führen. 6. Beschreibe die Stellung der Frau in Indien. In den höheren Bildungsschichten ist es durchaus üblich und auch nicht ungern gesehen, dass Frauen studieren und Geld in einem guten Beruf verdienen. Ich habe in Delhi (welches natürlich auch eher als fortschrittliche Stadt gilt) viele „Businesswomen“ gesehen. In den ärmeren Regionen Delhis allerdings, ist die Frau hauptsächlich für den Haushalt und das Versorgen der Kinder und der Männer verantwortlich. Bei den Bettlern hingegen betteln nur Frauen und Kinder. Sie gehen offensiv auf weiße Touristen zu, während sich die Männer absolut im Hintergrund halten. 7. Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich Frauen ihrem Mann gegenüber? Nein. 8. Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während Deines Aufenthalts wahrgenommen? Ich hab einmal mitbekommen, dass ein Mann eine Frau schlug. Es schien sie allerdings nicht weiter mitzunehmen, vielleicht war sie es schon gewohnt. Eine andere hochschwangere Frau bedrängte uns, weil sie Geld erbetteln wollte. Sie wurde daraufhin unsanft von einem indischen Passanten weggestoßen. 9. Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem? Lebt man in einer höheren Kaste, so kann man ein ordentliches Leben führen, in Wohlstand leben und sich bilden. Menschen aus einer niedrigeren Kaste erkennt man immer sofort. Sie haben kaum die Möglichkeit, aus ihrer Kaste herauszukommen, weder durch Heirat noch durch Arbeit. 10. Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen beeinflussen? Nein, ich denke, dafür müsste es ein allgemeines Umdenken in der Bevölkerung geben. Die meisten Männer sehen Frauen als Objekte. Diese Erfahrung habe ich persönlich auch sehr oft machen müssen, ich wurde sehr offensiv und auch sehr unverschämt angestarrt. 11. Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren gemacht? Keine. 67 12. Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen? Überall hingen Wahlplakate, die Leute reden darüber. 13. Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen? Das weiß ich leider nicht. 14. Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr rechtliche Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird? Ich hoffe, aber bezweifle es. 15. Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem ändern könnte? Nein, dieses System ist ja schon fast eine Tradition. Und viele Inder scheinen damit sehr zufrieden zu sein, vielleicht aber auch nur, weil sie es nicht anders kennen und sich damit abgefunden haben. 16. Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen? Das weiß ich nicht. Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!! Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“ Name: Heißler Matthias Alter: 50 Datum: 27.05.2014 1. Warum und wo warst/ bist Du in Indien? Studienreise 2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten. Wunderschön, vielseitig, gegensätzlich, farbenreich, schmutzig 3. Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen? Entwicklungsland: Nein Schwellenland: Als Land zwischen der rasanten Entwicklung vom Agrarland zum jjklkjkkjokpkk Industriestaat. In der Entwicklungsgeschwindkeit hängengeblieben. Industrieland: Nein möchte gern 4. Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die größte Demokratie der Welt.) Nein: Die Kasten sind scheinbar und sichtbar noch vorhanden. Der mit dem Großenkastenansehen hat das Sagen. 68 5. Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den derzeitigen Begebenheiten? Es ist alles ständig in Bewegung. Die Stimmung von Ort zu Ort unterschiedlich. Eine gewissen Leichtigkeit spürbar. Nach Außen sind die Menschen zufrieden. Ich glaube jedoch, dass der schnelle Wandel Sie komplett überfordert. 6. Beschreibe die Stellung der Frau in Indien. Weiterhin sehr unterdrückt. Frauen von höheren Kasten werden respektiert und geachtet. Die unteren Kasten werden verachtet und ausgenutzt. 7. Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich Frauen ihrem Mann gegenüber? Ja. Die Frauen halten sich immer im Hintergrund und dienen Ihrem Mann sind Ihm hörig. 8. Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während Deines Aufenthalts wahrgenommen? Nein persönlich und direkt nicht, außer über die lokalen Medien. 9. Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem? Es gibt immer noch 4 Hauptkasten und mehrere Unterkasten. Wieviel ist mit nicht bekannt. 10. Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen beeinflussen? Nach meinem Gefühl nicht wirklich. 11. Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren gemacht? Kastenlose sind am Straßenrand zu finden. Sie werden zumeist missachtet. Es ist auffallend sichtbar. Keiner und niemand kümmert sich um Sie 12. Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen? Überall sichtbar durch riesige Plakate und überall hörbar bis tief in die Nacht über fahrende Autolautsprecher. Sehr störend und unheimlich laut. 13. Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen? Ist mir nicht bekannt. Ob Frauen zur Wahlen gehen weiß ich nicht 69 14. Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr rechtliche Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird? Vom Gefühl der Bevölkerung wir dies erwartet. Es ist ein großes Thema bei der Bevölkerung. 15. Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem ändern könnte? Nein. Die Kasten wurden bereits vor Jahre eigentlich abgeschafft, jedoch existieren Sie immer noch weiter. Ein alter eingefahrener Kulturablauf ist schwer zu ändern. Die oberen Kasten haben keine Interessen dies bewehrte System überhaupt zu ändern. Warum auch!! 16. Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen? Weltweit überall Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!! Questionnaire „discrimination of women in India“ Name: Mounica Age: 23 Religion: Hindu Date: 27.05.14 1. Where are you from? What are your duties and responsibilities everyday? I’m from kkd andhra pradesh. My duty is to complete my studies asap. 2. Describe India with your own words. I love my country’s culture... university in diversity 3. How do you estimate the stage of development of India? developing country 4. Would you denote India as a democracy? It “was” a democratic country. 5. How is the atmosphere in India? Is the population content about the current situation? Yes awareness is growing... 70 6. Describe the position of the women in India. Bad. 7. How do women behave to their husbands, fathers or brothers? Most of the women are kind understanding caring and loving towards their families. 8. Have you ever had an experience of discrimination against women? Please, explain it. Not much because in my family and my circle people give equal importance to men and women. 9. Describe the current caste system. What are you thinking about it? No one knows the meaning of what a “caste” is. Yet people fight for that!!! 10. Do enacted laws have any influence of the situation of the women? They should have but they don’t. But I am not blaming the system, implementation is not happening. 11. How are minorities discriminated daily? 12. Did you vote at the current elections? No. 13. Are the elections independent? Did women vote? Yes. 14. Do you think that the new government supports women and fights against discrimination? Yes... we are expecting more the previous government. 15. Do you think that the government could change the caste system in the Indian society? No I don’t think so.. 16. Do women have any female ideal? 71 No as far as I know. 17. Do you have any idea what everybody can do to change the situation of women in India (more participation in the daily life, education, equality,…)? Security at work place, respect, education for every girl. Thank you for your support and the time you have spend for me! Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“ Name: Nane Kieser Alter: 23 Datum: 21.05.2014 1. Warum und wo warst/ bist Du in Indien? Ich bin von Mai-August für ein 3-monatiges Praktikum in Chennai. Anschließend werde ich 4 Wochen in einem Kinderheim (wahrscheinlich auch in Chennai) arbeiten. 2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten. Indien ist kein Vergleich zu Deutschland. Die Straßen sind viel voller, es ist viel lauter und der Geruch ist anders. Die Menschen leben in einer anderen Kultur und das merkt man in allen Lebenssituationen. Sie sind streng gläubig, das spiegelt sich in der Kleidung, im Essen und in der Lebensart wider. Überall Straßenstände, Bettler und Hunde. Indien ist viel ärmer als Deutschland, die Häuser meist runtergekommen, aber die Menschen freundlicher und hilfsbereiter als irgendwo sonst. 3. Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen? Indien ist groß. Kommt auf die Region an. Chennai ist eine Industriestadt. Gesamt betrachtet wohl eine Mischung, daher Schwellenland. 72 4. Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die größte Demokratie der Welt.) Gerade waren Wahlen, Regierungswechsel ohne Aufstände. Glaube also jakenne mich dazu nicht richtig aus.. 5. Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den derzeitigen Begebenheiten? Politisch gesehen, weiß ich es nicht. Die, die ich kenne sind zufrieden mit ihrem Leben, sie kennen es nicht anders. Teilen das Essen und versuchen es allen recht zu machen. Hingebungsvoll und offen, da könnten wir uns mal eine Scheibe von abschneiden ;-) Viele haben aber den Traum nach Deutschland zu kommen. 6. Beschreibe die Stellung der Frau in Indien. Frauen gehen nicht aus, sie trinken kein Alkohol. Das machen nur die Männer. Es ist wie in Deutschland um 100 Jahre versetzt. Die Frau kocht, der Mann arbeitet. Da Chennai eine Millionenstadt ist, wird es hier nicht ganz so streng gesehen und einige Frauen arbeiten auch. Die Kleidung der Frau ist nicht nur Tradition, sondern auch Schutz der Männer. Ich würde die Stellung der Frau doch etwas unterdrückt beschreiben. In den Dörfern allerdings viel ausgeprägter als in der Stadt. 7. Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich Frauen ihrem Mann gegenüber? Nicht direkt untergeben, aber sehr respektvoll. Er bekommt als erster das Essen und muss weder „den Fußboden“ decken noch abräumen (sie haben keinen Esstisch). Frau schmeißt den Haushalt, den Mann geht das nichts an! 8. Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während Deines Aufenthalts wahrgenommen? Nein, kann ich aber gegebenenfalls noch nachtragen. 9. Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem? Eigentlich nur, dass es nicht toleriert wird, wenn ein Paar aus zwei verschiedenen Religionen heiraten, das wird meist mit Verachtung der ganzen Familie bestraft. Mittagessen tun wir, bis auf eine Kollegin, alle zusammen. Sie gehört zu der Gruppe Hindu-Vegetariar und keine Eier. Sie kann nicht mit Leuten am Tisch sitzen, die Fleisch essen. Stellt jedoch eine Ausnahme in meinen bisherigen Erfahrungen dar. Nachtrag: Der Glaube beherrscht hier das ganze Land... fängt bei Kleidung an und geht über Liebe, Hochzeit, Essen, Lebensweise. Es gibt drei große Religionen hier: 73 Hinduismus, Islam und Christentum, aber Menschen aus verschiedenen Religionen können der gleichen Kaste angehören. Das hat mir alles Yogi meine indische Mitbewohnerin erzählt. Sie meint auch dass der Unterschied der Kaste eigentlich heute nur noch das Essen betrifft. Früher wurden da richtige Grenzen zwischen den einzelnen Kasten gezogen, heute nicht mehr. Die Kaste sagt auch nichts über den Wohlstand aus. Es gibt Unterschiede bei der Nahrung. also die einen essen Fleisch, andere sind Vegetarier und dann gibt es noch Vegetarier die zusätzlich keine Eier essen. Das sind aber jetzt alles Hindus, die aber verschiedenen Kasten angehören Es gibt hunderte von Kasten, die sich wohl in allem unterscheiden. Der Art zum beten, der Art zum Leben und Handhabung. Ein konkretes Beispiel hab ich dazu (noch) nicht. Nach und nach wird es auch erlaubt, aber noch nicht gerne gesehen, wenn man nicht kastenintern heiratet. Wieder in den Dörfern strenger, als in den Städten... 10. Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen beeinflussen? Weiß ich nicht. 11. Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren gemacht? Bis jetzt keine. 12. Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen? Nur die Auswertung (Zähltag) letzten Freitag. In Tamil Nadu war vor 3 Wochen Wahltag, in anderen Gebieten später. 13. Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen? Frauen gehen hier wählen, ganz normal wie Männer auch. 14. Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr rechtliche Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird? Wohl kaum auch Yogi, meine indische Mitbewohnerin glaubt nicht, dass sich an dem Regierungswechsel nun viel ändert. Sie senken oder heben nur die Preise von Bustickets an... 15. Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem ändern könnte? Nein, es ist zu sehr in den Köpfen der Menschen verankert.. 16. Was weißt Du über das indische Schulsystem? Das Schulsystem ist unterteilt in: 74 lower Kindergarten (4 Jahre alt) Upper Kindergarten (5/6 Jahre alt) elementary school bis zur 5. klasse School bis zur 10. klasse. Bis dahin sind alle zusammen. plus 1 und plus 2 ( jeweils 1 Jahr),. da kann man dann aber Kurse wählen, also Naturwissenschaft mit Physik und Mathe oder eher die Biospur mit Bio und Chemie, oder Art und wird danach getrennt unterrichtet .Das ist die sogenannte Highschool. Und danach ist es dann abhängig was man machen will, studieren oder irgendwelche Ausbildungen 17. Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen? Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!! Fragebogen zum Thema „Frauenrechtsverletzungen in Indien“ Name: Robert Philipp Alter: 19 Datum: 23.05.2014 1. Warum und wo warst/ bist Du in Indien? Ich bin Freiwilliger in einer Einrichtung zur Betreuung von autistischen Kindern in Hyderabad. Des weiteren bereiste ich hampi goa dandeli leh ladakh delhi chennai mahabalipuram jaipur jodhpur ocian. 2. Beschreibe Indien mit eigenen Worten. Unfassbar, Meinungsbildung nur möglich durch Besichtigung .....liebe es!! 3. Wie würdest Du den Entwicklungsstand Indiens einschätzen? Entwicklungsland 4. Würdest Du Indien als Demokratie bezeichnen? (Formal ist Indien die größte Demokratie der Welt.) Nein. 75 5. Wie ist die Stimmung im Land? Ist die Bevölkerung zufrieden mit den derzeitigen Begebenheiten? Jetzt nach den Wahlen herrscht geteilte Meinung. Die Zufriedenheit ist durchwachsen, aber ich denke es gleicht der deutschen Unzufriedenheit in einigen Bereichen. 6. Beschreibe die Stellung der Frau in Indien. Überwiegend unterwürfig. 7. Hast Du indische Familien kennengelernt? Wenn ja, wie verhalten sich Frauen ihrem Mann gegenüber? Eine Menge. Die Frau ist selten der dominante Part. 8. Hast Du etwas über die Frauenrechtsverletzungen in Indien während Deines Aufenthalts wahrgenommen? Zeitungsartikel über regelmäßige Vergewaltigungen.... persönlich nein. 9. Was weißt Du über das immer noch aktuelle Kastensystem? Das es tatsächlich aktuell ist! Es beieinflusst Hochzeiten, das Privatleben, Freundschaften und auch den Job. 10. Können beschlossene Gesetze unmittelbar die Situation der Frauen beeinflussen? Nein. 11. Welche Begegnungen hast Du mit Kastenlosen/ Dalits/ Unberührbaren gemacht? Keine. 12. Hast Du etwas von den aktuellen Wahlen mitbekommen? Ja vieles. Viele sind wütend, einige sagen es bringt eh nichts und andere feierten es wie einen Weltmeistererfolg 13. Finden unabhängige Wahlen statt? Gehen auch Frauen wählen? Soweit ich mitbekommen habe gehen auch Frauen wählen. Wen du wählst hängt oft von deiner kaste ab, was es dann nicht unabhängig macht.. 14. Glaubst Du, dass die Regierung auf Grund der Neuwahlen mehr rechtliche Schritte gegen die Frauenrechtsverletzungen unternehmen wird? Nicht zu sagen. 76 15. Glaubst Du, dass die Regierung etwas am etablierten Kastensystem ändern könnte? Nein das kann nur die Globalisierung und Verwestlichung. 16. Welche Vorbilder gibt es für benachteiligte Frauen? Fallen mir keine konkreten Beispiele ein. Wir bedanken uns herzlich für Deine Unterstützung und Mühe!! Questionnaire „discrimination of women in India“ Name: Ramya Age: 21 Religion: hindu Date: 27.05.14 1. Where are you from? What are your duties and responsibilities everyday? Chennai, I am student, living in hostel 2. Describe India with your own words. Home for everyone in the world. 3. How do you estimate the stage of development of India? emerging nation 4. Would you denote India as a democracy? Yes 5. How is the atmosphere in India? Is the population content about the current situation? 77 Hoping for better place with the new government 6. Describe the position of the women in India. Our voice is heard too.. 7. How do women behave to their husbands, fathers or brothers? 8. Have you ever had an experience of discrimination against women? Please, explain it. No so far. 9. Describe the current caste system. What are you thinking about it? Caste should be abolished! 10. Do enacted laws have any influence of the situation of the women? Yes 11. How are minorities discriminated daily? We have not come across. 12. Did you vote at the current elections? No 13. Are the elections independent? Did women vote? Yes they did. 14. Do you think that the new government supports women and fights against discrimination? Yes we strongly believe that. 15. Do you think that the government could change the caste system in the Indian society? It should abolish. 16. Do women have any female ideal? There are lots... 78 17. Do you have any idea what everybody can do to change the situation of women in India (more participation in the daily life, education, equality,…)? See the other gender with respect! Thank you for your support and the time you have spend for us! Auswertung der Fragebögen: „Frauenrechtsverletzungen in Indien“ Unsere Befragten lernten Indien entweder durch eine Studienreise, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder durch einen Urlaub kennen. Außerdem hatten wir das Glück zwei Inderinnen den Fragebogen zu schicken. Alle bezeichneten Indien als faszinierendes, vielseitiges und meinungsbildendes Land. Sie bezeichnen Indien als eine Mischung aus Entwicklungsland, Schwellenland und Industrieland, da in den einzelnen Unionsterritorien und Bundesstaaten unterschiedliche Entwicklungen herrschen. Auf die Frage, ob sie Indien als Demokratie bezeichnen würden, äußerten sie sich mit unterschiedlichen Meinungen. Einerseits ist Indien nach der Verfassung eine Demokratie, aber andererseits führen die zahlreichen Menschenrechts- und Frauenrechtsverletzungen zu einem Konflikt dieser Aussage. Unsere Befragten lernten zum Teil indische Familien kennen. Sie beschrieben das Verhalten und die Stellung der Frau gegenüber dem Mann allerdings als unterwürfig. Sie nahmen während ihres Aufenthaltes nichts über 79 Frauenrechtsverletzungen vor Ort wahr. Die Befragten bestätigten uns das noch immer aktuelle Kastensystem in der indischen Gesellschaft. Allerdings haben sie keinerlei Begegnungen mit Kastenlosen, Dalits oder Unberührbaren gemacht. Einige der Befragten bekamen von den Wahlen nichts mit, andere fühlten sich vom Wahlkampf belästigt. Eine befragte Inderin sagte, dass viele Frauen wählen gingen, jedoch war keine der befragten Inderinnen wählen. Angeblich sind unabhängige Wahlen nicht anzutreffen, da es bei der Wahl auf die Zugehörigkeit der Kaste ankommt. Viele waren der Meinung, dass die Regierung nichts am etablierten Kastensystem ändern könnte beziehungsweise will. Als Vorbilder für benachteiligte Frauen wurden Mahatma Gandhi und Indira Gandhi bezeichnet. 1. Eigenständigkeitserklärung Schriftliche Versicherung Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt, nur die angegebenen Hilfsmittel benutzt und alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken entnommen sind, durch Angabe der Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht habe. _______________________________________ Ort, Datum Unterschrift 80 Schriftliche Versicherung Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt, nur die angegebenen Hilfsmittel benutzt und alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken entnommen sind, durch Angabe der Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht habe. _______________________________________ Ort, Datum Unterschrift 81