Geschichte_des_Iran_

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Geschichte des Iran
Antike und Mittelalter
Der Staat Iran wurde bis ins 20. Jahrhundert im offiziellen Sprachgebrauch Europas und
Amerikas als Persien bezeichnet und stellt das historische Kernland des alten Persiens dar,
welches sich auf ein größeres Gebiet erstreckte. Die geographische Lage zwischen dem
Kaukasus im Norden, der Arabischen Halbinsel im Süden, Indien und China im Osten und
Mesopotamien und Syrien im Westen ließen das Land zum Schauplatz einer wechselvollen
Geschichte werden.
Im persischen Großraum führt die Geschichte vom Reich der Elamiter und der Meder zum
Perserreich der Achämeniden (Kyros II. der Große bis Dareios III.) über Alexander den
Großen zu den Parthern und Sassaniden.
Seit dem Mittelalter folgten auf das islamische Kalifat, welches das Sassanidenreich beerbte,
verschiedene einheimisch-persische, mongolische und türkische Dynastien bis zu den
Safawiden, Kadscharen, Pahlewis und dem heutigen Staat des Iran.
Zwischenkriegszeit (1918 – 1939, in Europa)
Der Iran trat als Monarchie mit einem Schah als Oberhaupt und bald auch mit einer eigenen,
freien Regierung in die Neuzeit ein. Russland bzw. die Sowjetunion versuchten, den Norden
des Iran unter ihre Kontrolle zu bringen und unterstützten 1920 die Gründung der iranischen
Sowjetrepublik. Mit Reza Schah Pahlavi (Reza Chan) begann 1921 unter dem Einfluss von
Großbritannien und Irland eine politische Neuorientierung Persiens in Richtung Westen.
Dabei nahm der Kontakt zwischen Herrscher und Volk immer mehr ab. Die Unzufriedenheit
im Land stieg. Die Wut konzentrierte sich zunächst auf das Vereinigte Königreich.
Ein Zweckbündnis mit dem Deutschen Reich und das erstarkte Selbstverständnis des
neugeordneten Staates veranlassten den Schah 1934, das seitens der Briten hartnäckig als
Persia bezeichnete Land in „Iran“ (Land der Arier) umzubenennen. Durch den mit dem Öl
verknüpften Reichtum entwickelte sich der Iran zur Regionalmacht.
Zweiter Weltkrieg und danach (1939 – 1945, 1945 - 1978)
Am 24. August 1941 besetzten britische und sowjetische Truppen im Rahmen der anglosowjetischen Invasion, wenig später auch 30’000 US-Soldaten, den neutralen Iran. Reza
Schah musste auf britischen und sowjetischen Druck hin abdanken, weil er den Alliierten die
Nutzung der Transiranischen Eisenbahn als Nachschubweg für die Sowjetunion verwehren
wollte. Seine Nachfolge trat sein ältester Sohn Mohammad Reza Pahlavi an.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1951, unter der Regierung Hossein Alas, zu einer
Verstaatlichung der Ölindustrie. Auslöser war die britische Anglo-Iranian Oil Company, die
das Ölgeschäft im Iran beherrschte und die sich in Verhandlungen strikt weigerte, ihre
Gewinne aus dem Ölgeschäft zur Hälfte mit dem iranischen Staat zu teilen. In der Folge kam
es zum internationalen Boykott des iranischen Öls, allen voran durch die USA und das
Vereinigte Königreich, was zu einer internationalen Krise, der Abadan-Krise, und im Iran zu
einer Wirtschaftskrise und zum Staatsdefizit führte.
Auf dem Höhepunkt der Krise im August 1953 verliess der Schah wegen Unstimmigkeiten
mit dem Premierminister das Land. Später kehrte er wieder zurück.
Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941–1979) leitete ab 1963 mit der „Weißen Revolution“
umfangreiche wirtschaftliche, politische und soziale Reformen ein. Mit den steigenden
Öleinnahmen konnte ein Industrialisierungsprogramm aufgelegt werden, das den Iran in
wenigen Jahren von einem Entwicklungsland zu einem aufstrebenden Industriestaat machte.
Industrialisierung und gesellschaftliche Modernisierung führten von Beginn an zu
Spannungen mit den konservativen Teilen der schiitischen Geistlichkeit. Insbesondere
Ayatollah Chomeini sprach sich bereits 1963 gegen das Reformprogramm aus. Neben der
islamistischen Opposition der Fedajin-e Islam bildete sich eine Linke Guerillabewegung im
Iran, die das Land mit „bewaffnetem Kampf“ verändern wollte. Die 1977 erfolgte
Liberalisierung der politischen Diskussion durch eine Politik des offenen politischen Raumes
führte zu gewaltsamen Demonstrationen mit Mord- und Brandanschlägen, die das Land in
seinen Grundfesten erschütterten.
Nachdem Frankreich, die USA, Grossbrittannien und Deutschland beschlossen hatten, den
Schah nicht mehr zu unterstützen und das Gespräch mit Ayatollah Ruhollah Chomeini zu
suchen, verließ Mohammad Reza Pahlavi den Iran. Die islamische Revolution hatte
begonnen.
Islamische Revolution und Republik (1979 – 2003)
Ayatollah Chomeini kehrte am 1. Februar 1979 aus dem französischen Exil zurück. Rasch
etablierte er sich als oberste politische Autorität und begann aus der ehemals konstitutionellen
Monarchie eine „Islamische Republik“ zu formen, u.a. durch sukzessive und gewaltsame
Ausschaltung aller anderen revolutionären Gruppen. Seine Politik war von einer
antiwestlichen Linie geprägt und schreckte auch nicht von Terror und Massenhinrichtungen
zurück.
Von 1980 bis 1988 befand sich das Land in einem Krieg (Erster Golfkrieg), nachdem der Irak
das Land angegriffen hatte. Die anhaltende internationale Isolation des Iran lockerte sich
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zeitweise Ende der 1990er Jahre. Mit dem überraschenden Wahlsieg Mohammad Chātamis
bei den Präsidentschaftswahlen 1997 etablierte sich die politische Bewegung islamischer
Reformer im iranischen Parlament. So gelang es Chātami zu Beginn seiner Amtszeit, eine
Liberalisierung der nationalen Presse durchzusetzen. Die systemkritischen Stimmen bekamen
dadurch ein öffentliches Organ, um ihrem Reformwillen Nachdruck zu verleihen.
Das Aufleben der Pressefreiheit dauerte nicht sehr lange an. Der Wächterrat machte die
Gesetze mit Verweis auf Unverträglichkeit mit dem Islam rückgängig und blockierte fortan
nahezu alle Reformversuche des Parlaments. Seitdem sehen sich die Reformer mit großen
Vertrauensverlusten in den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Die
Enttäuschung über die Ohnmacht des Parlaments führte bei den letzten Kommunalwahlen
(2003) zu sehr geringer Wahlbeteiligung (Landesschnitt 36 %, in Teheran 25 %) und zu
einem klaren Sieg der konservativen Kräfte.
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Präsidentschaft von Ahmadinedschad
Bei den Präsidentschaftswahlen am 17. Juni 2005 trat vorerst das parlamentarische Ende der
Reformer ein, zumal Chātemī nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren durfte. Durch
die Wahl des erzkonservativen Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten im Jahr 2005 und
seine konfrontative Außen- sowie repressive Innenpolitik nahm die internationale Isolation
erneut zu. Insbesondere seine Wiederwahl im Jahr 2009, die von zahlreichen
Manipulationsvorwürfen begleitet wurde, führte zu massiven Protesten, die trotz gewaltsamer
Niederschlagung auch friedlicher Demonstrationen vor allem gegen Ende 2009 weiter
zunahmen. Dabei steht der volksnah auftretende und Subsidien verteilende Ahmadinedschad
mit noch radikaleren, radikal-orthodoxen religiösen Gruppen um die einflussreichen,
eschatologischen Geistlichen Dschannati, Yazdi und Ahmad Khatami in Konflikt, die es
mehrfach - auch mit Hilfe des Parlaments - erreichen konnten, Minister und Vertraute
Ahmadinedschads zum Rücktritt zu zwingen. Andere Minister sind gegen den Willen des
Präsidenten mit Unterstützung radikal-orthodoxer Kreise weiter im Amt, können aber nicht
ihre von Ahmadinedschad gestützten Staatssekretäre entlassen.[19][20] Diese Geistlichen
werfen dem Präsidenten vor, einen national-islamischen Kurs, statt einen islamischen Kurs zu
verfolgen. Schüler dieser orthodoxen Geistlichen (Haghani-Schule in Ghom) besetzen
zahlreiche Schlüsselposition im iranischen Militär und Geheimdienst. Resultat der Konflikte
sind Drohungen gegen den Präsidenten[21] und Radikalisierungen von Justiz, Exekutive und
Legislative. So rufen Parlamentsabgeordnete 2011 zum Tod der unterlegenen, jedoch
systemtreuen Oppositionskadidaten Mussawi und Karroubi bei den Präsidentschaftswahlen
2009 auf, beide stehen - weltweit kritisiert - unter offiziell nicht zugegebenen und illegalem
Hausarrest - zusammen mit ihren Ehefrauen. Der systemtreue ehemalige Präsident
Rafsandschānī verlor den einflussreichen Posten als Vorsitzender des Expertenrat an einen
greisen Haghani-Vertreter. Die Vertrauten und Kinder des ehemals als Richelieu der
Iranischen Revolution bezeichneten Milliardärs werden Objekt von mobbenden, gewaltsamen
Basiji-Ausschreitungen auf der Straße. Ein weiteres Resultat dieser Radikalisierung ist eine
zunehmende internationale wirtschaftliche und politische Isolation, die in dem Einfrieren der
Privatvermögen, Reiseverboten sowie weiteren Sanktionen gegen zahlreiche hochrangige
iranische Militärs, Polizisten, Richter und Staatsanwälte durch die Europäische Gemeinschaft
im April 2011 münden. Die Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer sieht neben
Vorzeichen für eine weitere Verschärfung von politischen Sanktionen auch
privatwirtschaftlich gefällte Entscheidungen - insbesondere im Bankenbereich -, die solche
Sanktionen bereits antizipieren.
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