Methoden der Datenerhebung

Pädagogik 11 Methoden der Datenerhebung Datum:____________
1. Das (Labor-)Experiment
Vorgehensweise:
Der Faktor, den man als Ursache (unabhängige Variable) vermutet, wird in einer Gruppe
gegeben, in einer Kontrollgruppe nicht. Ist die abhängige Variable, also, dass, worauf dieser
Faktor Einfluss haben soll, in den beiden Gruppen merklich unterschiedlich, kann man von
einem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang ausgehen.
Drei Merkmale des Experiments:
1) Hinzufügen / Wegnahme (/Veränderung) der unabhängigen Variable (die als Ursache
vermutet wird)
2) es gibt mindestens 2 Versuchsgruppen (Experimental- und Kontrollgruppe)
3) Randomisierung, d.h. zufällige Zuweisung, der Versuchsteilnehmer in die
Vergleichsgruppen vor der Untersuchung
Vorteile
 Die Untersuchung ist (innerhalb der Versuchsbedingungen) sehr eindeutig.
 Durch die zufällige Zuweisung der Versuchsteilnehmer können soziale /
psychologische Faktoren und andere Faktoren ausgeschlossen werden.
 Durch kontrollierte Veränderung der Untersuchungsbedingungen und Ausschluss von
Störfaktoren
(andere
mögliche
Ursachen)
können
Ursache-WirkungsZusammenhänge überzeugend festgestellt werden.
Nachteile
 Die künstlich geschaffene Laborumgebung kann schlecht auf die Komplexität realer
soziale Bedingungen übertragen werden.
 Die Versuchsteilnehmer wissen, dass sie untersucht werden, und verhalten sich
deshalb eventuell anders, als sie es normalerweise tun würden.
 Es können keine langfristigen Zusammenhänge festgestellt werden (bspw. ob
langfristiger Konsum von Zigaretten zu Krebs führt).
 Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, die Gesundheitsschädigungen / Gewalt etc.
beinhalten, können aus moralischen Gründen nicht im Labor getestet werden oder
müssen auf das Testen harmloser Auswirkungen reduziert werden.
Beispiel: Der Effekt von Stress auf die Konzentrationsfähigkeit soll getestet werden. Dazu
bearbeiten alle Versuchsgruppen einen Bogen mit unterschiedlichen Aufgaben, die die
Konzentration fordern. Während die Kontrollgruppe in freundlicher Umgebung arbeiten kann,
wird bei der Experimentalgruppe durch Betonung des Zeitdrucks und unfreundliche
Behandlung Stress erzeugt.
2. Die Feldstudie
Vorgehensweise:
Die Datenerhebung erfolgt entweder, indem man eine einmalige Beobachtung und/oder
Befragung vornimmt, oder indem man über einen längeren Zeitraum (mehrfach oder am
Anfang und am Ende) eine Beobachtung/Befragung vornimmt. Auch hier gibt es oft eine
Experimentalgruppe und eine Kontrollgruppe, die sich durch Vorhandensein / NichtVorhandensein der vermuteten Ursache unterscheiden.
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Vorteile
 Die Feldstudie soll die zu untersuchende Situation möglichst wenig verfälschen, da
sie die unterschiedlichen Faktoren nicht verändert, sondern nur beobachtet.
 Eine detaillierte Beschreibung komplexer sozialer Phänomene ist möglich.
 Eine Langzeitstudie ist möglich.
Nachteile
 Eventuell werden relevante Faktoren nicht berücksichtigt und so die falschen
Schlüsse gezogen.
 Bei Befragungen können die Testpersonen das Ergebnis verfälschen, indem sie nicht
die Wahrheit sagen (z.B. weil sie sich schämen oder weil sie sich an den vermuteten
Erwartungen der Interviewer ausrichten).
 Dass zwei Variablen statistisch häufig zusammen auftreten, muss nicht bedeuten,
das die eine Variable die Ursache des anderen ist. Eventuell ist der UrsacheWirkungszusammenhang umgekehrt oder beide sind eigentlich zwei Wirkungen einer
Ursache (s.u. Beispiel).
Beispiel: Es wird vermutet, dass gezielt bildende Kindersendungen, wie Sesamstraße,
benachteiligten Kindern für die Grundschule notwendige Fähigkeiten und Fertigkeiten
vermittelt werden können. Es werden Daten (durch Lehrerbefragungen und Tests) aus
unterschiedlichen Gruppen erhoben (Kinder aus bildungsfernen Familien, die die Sendungen
häufig sehen; Kinder aus bildungsfernen Familien, die die Sendungen selten sehen).
[Problem: einige der Kinder, die Sendung häufig sahen, bekamen auch mehr Unterstützung
durch Eltern oder Geschwister]
3. Das Feldexperiment
Vorgehensweise:
Im Feldexperiment versucht man, die Vorteile von Laborexperimenten (Kontrolle und
Variationsmöglichkeiten) und Feldstudien (Natürliche Umgebung) zu verbinden. Diese treten
aber nicht in jedem Untersuchungsaufbau auf. Oft werden für Feldexperimente
abgeschlossene soziale Systeme (wie Internate oder abgeschiedene Dörfer) benutzt. Wie in
einem Laborexperiment wird die (als Ursache vermutete) unabhängige Variable in der
Experimentalgruppe gegeben, in der Kontrollgruppe nicht. Optimalerweise wird der
Unterschied nicht von den Wissenschaftlern verursacht, sondern durch natürliche
Entwicklungen.
Beispiel: Es wird vermutet, dass Menschen mit einem (vermutet) hohen sozialen Status
eher geholfen wird, als Menschen mit einem (vermutet) niedrigen sozialen Status. Hierzu
werden in (möglichst viele) vergleichbare Fußgängerzonen (ähnliche Geschäftsdichte,
gleiche Zeit, vergleichbare soziale Umgebung) Menschen geschickt, die sich scheinbar
verletzen und bluten. Die eine Hälfte der ‚Verletzten’ trägt einen Anzug und einen
Aktenkoffer, die andere hat zerrisse Jeans und eine ungepflegte Erscheinung. Nun wird das
Verhalten der Passanten beobachtet.
Adaptiert aus: http://www.wpgs.de/content/view/357/347/ (Wissenschaftspsychologische Gesellschaft)