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Protokoll zum MPA Qualitätszirkel Solothurn 11. Juni 2015
Datum:
Sitzungsort:
Zeit:
Donnerstag, 11. Juni 2015
Restaurant Akropolis, 4500 Solothurn
18.30 – 19.45 Uhr
Anna-Lea Flückiger Moderatorin
Kathrin Moser Protokoll
Begrüssung durch Anna-Lea Flückiger
Anna-Lea informiert uns, dass sie sich bei Frau Rossi informiert hat, dass alle MPA’s
die bei einem HARESO-ArztIn arbeiten in die QZ’s kommen können.
Für das 2016 sollen wir Themen und Daten überlegen bis zum nächsten QZ.
Referat über Adipositas und Diäten von Frau Dr. med. Jacqueline Albrecht,
Solothurn: (Wir erhalten ein Skript)
Grundsätzlich: Es gibt keine idealen Diäten = Jojo-Effekt!
Das Umstellen der Ernährung und die Zunahme der Aktivitäten sind am effektivsten
(nebst der bariatrischen Operation bei BMI 35).
Definition: BMI (kg/m²)
 Normalgewicht
18,5-24,9
 Uebergewicht
25,0-29,9
 Adipositas Grad I
30,0-34,9
 Adipositas Grad II
35,0-39,9
 Adipositas Grad III
ab 40
Ausschlaggebend für die Risikobeurteilung ist das Fettverteilungsmuster:
 Apfelform: RISIKO!
 Tallienumfang: Frauen > 88 cm, Männer > 102 cm
Verschiedene Esstypen:
 Big Eater: Isst 2-4 mal täglich, hat nach 1 normalen Portion nicht genug, isst
2,3 oder mehr als 4 Portionen ehe er satt ist, keine Schuldgefühle nach dem
Essen, selten Zwischenmahlzeiten, kocht sehr gerne.
 Sweet Eater: Nimmt mehr als einen Viertel seines tägl. Kalorienbedarfs in
Form von süssen Speisen oder Getränken zu sich, süsst auch Kaffee,Tee und
Müesli stark mit Zucker, liebt Schokolade in jeglicher Form.
 Fat Eater: Liebt fettreiche Nahrungsmittel, streicht Butter dick auf’s Brot,
verwendet beim Kochen viel Fett, isst im Schnitt pro Tag mehr als 100 Gramm
Fett.
 Nightly Eater: Lässt das Frühstück meistens aus, isst vor allem abends,
nimmt mehr als die Hälfte seines Kalorienbedarfes nach 19 Uhr ein, leidet
unter Schlafstörungen, geht an 4 oder mehr Tagen pro Woche während der
Nacht an den Kühlschrank, ist kein Zwangs-Esser.
 Binge Eater: Isst in kürzester Zeit ungewöhnlich grosse Mengen, auch ohne
Hunger, was zu Schuldgefühlen und depressiven Symptomen führen kann,
muss sich danach nicht übergeben, tritt regelmässig auf, mind. 2 oder mehr-
mal wöchentlich. Dazu kommt das Gefühl sich nicht unter Kontrolle zu haben.
Isst zu viel, ohne Hunger zu haben bis sich ein unangenehmes Völlegefühl
einstellt. Isst verborgen aus Scham. Rasches Esstempo (Schlingen). Kann
nach bariatrischer Operation immer noch depressiv sein. Hier braucht es
psychologische, fachärztliche Betreuung!
Aetiologie und Pathogenese:
 Genetik (Konstitution)
 Ernährung
 Sozialsituationsbedingungen (Eltern anschauen, Sport….)
 Körperliche
Tätigkeit
(Ueberangebot
von
Nahrungsmitteln
zu
Bewegungsmangel)
 Dysfunktionales Stressverhalten:
o Die Nahrungsaufnahme dient der Sättigung und der Regulation
negativer Affekte: Frustration, Aerger, Wut, Langeweile, Leere
o Moderner Lebensstil: Fast Food, Essen nebenbei, Verhalten hat sich
geändert.
o Hohe Verfügbarkeit energiereicher Getränke, Snacks, Fast Food
o Essen rund um die Uhr, während der Arbeit, im Zug etc.
o Keine geregelten Mahlzeiten
o Hunger?, Lust?, Appetit?, Sättigungsgefühl?
Abklärung:
 Was für Beschwerden mit Adipositas?
o Sport geht nicht mehr
o Schamgefühl
o Psychische Probleme
 Gewichtsverlauf
 Reduktionsversuch
 Tages- und Nachtverlauf
 Stimmung
 Familienanamnese und persönliche Anamnese
 Geschichte des Patienten (Hintergründe)
 Endokrinologische Abklärung (Blutentnahme), in der Menopause geht das
Gewicht hoch
Komplikationen und Folgeerkrankungen des metabolischen Syndroms:
 Diabetes
 Herzkreislauferkrankungen (allg. Arteriosklerose)
 Periphere arterielle Verschlusserkrankung
 Schädigung wichtiger Organe
 Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom
 Gicht
 Fettleber (reversibel)
 Gerinnungsstörungen
 Osteoporose
Warum eine Gewichtsabnahme?:
 Reduktion von 10% reduziert den BD um 12/8 mmHg
 HbA1c-Wert um 2%
 Triglyzeride um 30%, steigert HDL-Cholesterin um 8%
 Beseitigt Schlafapnoe mit 33%-iger Wahrscheinlichkeit
 Steigert die Leistungsfähigkeit um 10%
 Verlängert das Leben um 3 Jahre
 Verursacht 15% weniger Krankheitskosten
 Osteoarthritiden und psych. Komorbilditäten werden erst nach Gewichtsabnahme >20% signifikant besser
Behandlung:
 Negative Energiebilanz erzielen: Reduktion der Kalorienaufnahme, Erhöhung
des Kalorienverbrauches, Kombination der beiden Massnahmen das Beste.
 Veränderung der Ernährung (Essverhalten)
 Ernährungsberatung wichtig, von Diäten wegkommen
 Zunahme der Aktivitäten im Alltag und Freizeit
 Medikamente: z.B. Reductil (Antidepressiva) kann Gewicht senken
 Chirurgie: Bariatrische Operation: Magenband, Bypass proximal oder distal
Indikation bariatrische Operation:
 Bei BMI von 35 mit Komorbiditäten
 Bei BMI über 40 ohne Komorbiditäten
 Eine 2jährige adäquate (Begleitung durch Arzt oder Fachperson)
Gewichtsreduktion war erfolglos (bei einem BMI von 50 1 Jahr ausreichend)
Leptin
1994 entdeckten amerikanische Forscher bei der Maus ein Gen, welches das
Eiweiss Leptin verschlüsselt (leptos=dünn). Vor allem im Fettgewebe produziert,
zirkuliert im Blutkreislauf.
Bewirkt Sättigungsgefühl, vermehrte Kalorienabgabe, gesteigerte Fettverbrennung
und Gewichtsabnahme, Steuerung über Hypothalamus.
Beim Menschen komplexer als bei der Maus. Uebergewichtige haben keinen Mangel
sondern Resistenzen.
Therapien würden beim Menschen nichts nützen, ausser bei extrem seltenen
vererbten Formen von Adipositas.
Div. Psychopharmaka besser für Gewichtsreduktion.
Anschliessend Diskussion und Schluss des Referates um 19.45 Uhr.
Anna-Lea bedankt sich bei Frau Dr. J. Albrecht und alle Teilnehmerinnen spenden
Applaus für die spannende Weiterbildung.
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