Öhner Übungsfragen 12.11.2012 1. Was verhandelt Harun Farocki

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Öhner Übungsfragen 12.11.2012
1. Was verhandelt Harun Farocki in seinem Filmprojekt „Der Ausdruck der Hände“? Und in
welchem Bezug dazu steht sein Kommentar: „Es kommt zu einer Handlung und zu einem
Augenspiel.“ ?
Augen und Gesten hängen nicht zusammenhängen -> während er flirtet (Auge)bestiehlt er sie
(Händen/Gesten)
Sein Kommentar „Es kommt zu einer Handlung und zu einem Augenspiel“ bezieht sich genau darauf.
Augen und Handlungen sind von einander unabhängig, und können verschiedene Dinge implizieren.
2. Die Geste hat eine körperliche und eine sprachliche Seite. Erklären Sie was mit der sprachlichen
Seite gemeint ist:
körperlich was man macht vom Körper her und schaue dabei die Person an. Daher sprachliche Seite ist die
Interpretation dieser Handlungen, zb. Hände schütteln als nett empfunden (Gesellschaft) -> Interaktion
und Interpretation
3. Welchen Körpergebrauch impliziert der Histrionic Code und inwiefern lässt sich dieser vom
Verisimilar Code differenzieren? Erläutern Sie die wesentlichen Unterschiede anhand des Films
„Das goldene Wiener Herz“:
Histrionic Code
Übertriebene Gesten: verweisen stärker auf Theater als auf Realität
Gestenkanon: nur wenn dieser beachtet wird, Kunst
Gesten werden gezeigt, nicht durchlebt
Das, was authentisch scheint ist künstlich hergestellt: Authentizität als Effekt
Für Gesten gibt es ein Handbuch!
Verisimilar Code
Auflösen des Standardrepertoirs
Weg von Überzeichnung: Körper sprechen ohne dass sie zeigen, dass sie sprechen
Differenz zum Theater: Anwesenheit des dritten Auges → Kamera zeigt Zuschauer, was er
sehen soll; Bedeutung muss aus dem ermittelt werden, was gezeigt wird
• Balász: Kino hat fixierte Distanz des Zuschauers aufgehoben, Kamera nimmt das Auge mit; man sieht
die Dinge aus dem Raum des Films
• Grenzen werden aufgehoben: Kamera wird zum Registrator des Unbewussten, durchleuchtet
Physiognomie
Sie zeigt das Gesicht, das dahinter steckt.
Natürliche Gesten, Alltägliche Gesten
- Das Goldene Wiener Herz
Am Anfang des Films macht sie übertriebene Gesten und weißt auf alles hin. -> Histrionic Code
Öhner Übungsfragen 12.11.2012
Wenn sie den Brief in Postkasten wirft, werden ihre Handlungen natürlicher und sind nicht mehr
übertrieben -> Verisimilar Code
4. Was ist unter dem Begriff Physiognomik zu verstehen und inwiefern lehrt das Kino ein
physiognomisches Sehen? Beziehen Sie in Ihre Argumentatiin auch Walter Benjamins These des
Optisch-Unbewussten mit ein.
Physiognomie
Es ist die "Wissenschaft"/Lehre von der Einordnung des Menschen in bestimmte Kategorien(Sanguiniker,
Choleriker, Phlegmatiker, Melancholiker)
Aufgrund der für eine bestimmten Typ von Mensch typischen Gesichtszüge.
Diese Einordnungen wurden auch im Kino verwendet (Physiognomisches Sehen) um zu kategorisieren
und gewissen Typen zu kennzeichnen.
Die Kamera nimmt diese unbewussten Gesten auf und isoliert, dehnt, rafft, vergrößert, verkleinert diese
um die sie tatsächlich stärker zu machen und darauf hinzuweisen, dadurch können sie auch besser in den
Physiognomie Typen eingeordnet werden.
5. „So wird handgreiflich, dass es eine andere Natur ist, die zu der Kamera als die zum Auge
spricht“. Welche grundlegende These drückt sich in diesem Zitat Walter Benjamins aus? Inwiefern
lässt sich Béla Balázs’ Ausspruch „Die poetische Substanz des Films ist die Gebärde“ damit
verbinden?
Aussage: „Die poetische Substanz des Films ist die Gebärde“. Stummfilme verlangen nach Gebärde, aber im
späteren Kino können im Gegensatz zum frühen Film ganze Seelenlandschaften ausgedrückt werden. Man
kann die Filme physiognomisch immer besser sehen, was auch zum Teil auf die Erfindung der
beweglichen Kamera zurückzuführen ist. Kino: geometrischer Filmraum wird aufgelöst, wird flüssig. „Die
Kamera nimmt mein Auge mit. Mitten ins Bild hinein.“ => Möglichkeit, Dinge durch die Kamera zu sehen,
die wir so nicht sehen könnten.
Gesicht und Hände sind (meist) frei; beide sind erst durch die Medien (Film- bzw. Foto-kamera) in die
genaue Beobachtung gerückt. Kamera macht Nahaufnahmen für Gesicht und Händen(Lenkt den Blick des
Zuschauers zu Details)
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