Ein Forpus-Projekt im Aufbau am Beispiel des Grünbürzel

Werbung
Ein Forpus-Projekt im Aufbau
am Beispiel des Grünbürzel-Sperlingspapageis
Herkunft und Lebensweise
Der ca. 12 cm große Grünbürzel-Sperlingspapagei (Forpus passerinus) ist in fünf
Unterarten im Amazonas-Gebiet in Brasilien, über Guayana und bis nach Kolumbien
verbreitet. Die Unterart passerinus viridissimus lebt auf Trinidad; diese, sowie die
Nominatform sind auch auf einigen Inseln der Karibischen See eingebürgert worden.
Außerhalb der Brutzeit sollen die Tiere in Schwärmen bis zu 50 Vögeln angetroffen
werden. Durch ständige Rufe halten sie hier allzeit Kontakt zu einander. Zur Brut sondern
sich die Vögel paarweise ab. Derzeit gelten die freilebenden Bestände als nicht bedroht.
Gegenwärtige Lage ex situ
Ganz anders ist die Situation in unseren Volieren. Noch vor rund 30 Jahren wurden
Grünbürzel-Sperlingspapageien jederzeit und zu recht günstigen Preisen angeboten.
Aufgrund der relativ hohen Importzahlen bemühte sich kaum jemand um die Zucht dieser
kleinen, aber nicht uninteressanten Papageien. „Heimlich, still und leise“ verschwanden
sie jedoch fast vollständig aus den Zuchtanlagen. Für die Gegenwart möchte ich eine
gewagte These aufstellen und behaupten, dass in Deutschland höchstens 15 bis 20
Züchter Forpus passerinus halten. In den Niederlanden und Belgien ist die Situation
ähnlich, ebenso in Großbritannien und den USA.
Über die Gründe, die hierzu führten, kann nur spekuliert werden. Forpus passerinus ist
zugegebenermaßen nicht der farbenprächtigste Sperlingspapagei. Andere Arten, hier v. a.
Forpus coelestis, der Blaugenick-Sperlingspapagei, sind zudem deutlich problemloser zur
Nachzucht zu bewegen, außerdem treten bei Forpus passerinus erheblich weniger
Mutationen auf, um im direkten Vergleich mit F. coelestis zu bleiben. All dies mögen
Gründe sein, warum F. passerinus heute nicht mehr allzu oft gehalten und gezüchtet wird
– Gründe, unbedingt aktiv zu werden!
Haltung
Die Haltung von Grünbürzel-Sperlingspapageien bereitet i. d. R. keine größeren
Schwierigkeiten, wenn man auf ihre „Eigenheiten“ einzugehen bereit ist. Im Vergleich zu F.
coelestis sind F. passerinus relativ scheu und nervös. Eine Unterbringung in von allen
Seiten einsehbaren Käfigen oder Volieren ist nicht empfehlenswert. Als vorteilhaft hat sich
erwiesen, F. passerinus in nur von vorne einsehbaren Quartieren unterzubringen.
Optimal ist eine paarweise Unterbringung in kombinierten Innen- und Außenvolieren. Die
Innenräume müssen, aufgrund der tropischen Herkunft dieser Zwerge, beheizbar sein.
Sperlingspapageien, gleich welcher Art, lediglich frostfrei über den Winter zu bringen, ist
„grenzwertig“, um mich ganz vorsichtig auszudrücken.
Eine Innenvoliere für ein Paar F. passerinus muss nicht sonderlich groß sein; eine
Grundfläche von eineinhalb bis zwei mal einem Meter bei Raumhöhe ist ausreichend. Die
sich hieran anschließende Außenvoliere kann bei gleicher Breite von einem Meter zwei bis
zweieinhalb, maximal drei Meter lang sein. Sind die Volieren länger besteht die Gefahr,
dass sich erschreckende Tiere mit zu hoher Geschwindigkeit gegen den Volierendraht
aufschlagen; schwere Verletzungen und gar Todesfälle können die Folge sein.
Wie bereits angesprochen, sollte die Voliere nur von einer Seite aus einsehbar sein;
Seitenwände und Dach können z. B. mit Schilfmatten „blickdicht“ gemacht werden. Stehen
mehrere Volieren nebeneinander und werden in den benachbarten Volieren ebenfalls
andere Forpus gehalten, sollten die Zwischenwände der Außenvolieren doppelt mit Draht
bespannt sein und die der Innenvolieren mit OSB-, Siebdruck- oder Kunststoffplatten
verschlossen werden – „Grünbürzelchen“ sehen zwar putzig und zerbrechlich aus, können
aber sehr resolut deren gleichen und anderer Forpus-Arten gegenüber auftreten...
Innen- sowie Außenvoliere können mit mindestens zwei weit voneinander entfernt
angebrachten Sitzstangen versehen werden. Hiervon sollte mindestens eine schwingend
angebracht werden, um den Tieren so das Trainieren ihres Gleichgewichtssinnes
ermöglichen zu können. Ein Kletterast sowie ein Stück morsches Holz, an einer Kette
aufgehängt und auch schwingend angebracht, vervollständigen die Voliereneinrichtung.
Eine zeitweise Unterbringung in geräumigen Zuchtboxen ist möglich, sollte aber
tatsächlich nur zeitweise erfolgen.
Forpus passerinus können auch außerhalb der Brutzeit nur bedingt mit anderen Vögeln
vergesellschaftet werden. So weiß ich aus eigener Erfahrung von einem passerinus-Hahn
zu berichten, der in „völliger Selbstüberschätzung“ ein Paar Rotflügelsittiche (Aprosmictus
erythropterus) trotz reichlichem Platzangebot derart terrorisierte, dass der Versuch einer
Gemeinschaftshaltung alsbald wieder abgebrochen werden musste.
Ernährung
Im Vergleich zu ihrer übersichtlichen Körpergröße sind Grünbürzel-Sperlingspapageien
wahre „Fressmaschinen“. Ihr hoher Stoffwechsel ist hierfür verantwortlich. Dem muss
unbedingt in Sachen Fütterung Rechnung getragen werden. Ein ausgewogenes
Großsittichfutter mit Sonnenblumenkernen ist als Basisfutter gut geeignet. Ebenso
eigenen sich entsprechende Mischungen mit einem höheren Anteil von Kardi-Saat statt
Sonnenblumenkernen. Rote Kolbenhirse wird i. d. R. von allen Forpus-Arten gern
angenommen. Ergänzt werden kann eine Körnermischung mit Unkraut- und
Grassämereien.
Eine ausschließliche Fütterung sämtlicher Forpus-Arten mit sog.
„Sperlingspapageienfutter“ ist m. E. nach bei Volierenhaltung nicht ausreichend; in diesem
Zusammenhang sei erneut auf den Metabolismus dieser Arten verwiesen.
Ergänzt werden kann o. g. Basisfutter mit regelmäßigen Obst- und Gemüserationen. Äpfel,
Birnen, Trauben, Karotten, Paprika, Sellerie, u. v. m., in kleine Würfel geschnitten und u. U.
mit einem guten Calcium- und Multivitaminpräparat aufgewertet, können angeboten
werden. Über eine solche Mischung kann auch in regelmäßigen Abständen Blütenpollen
(Lorinahrung) gestreut werden. V. a. in der Zuchtphase sollte auch Keimfutter nicht fehlen.
Manche passerinus zeigen sich in Sachen Frischfutter sehr wählerisch und zurückhaltend,
hier ist oft schlichtweg Beharrlichkeit der Schlüssel zum Erfolg. Wird einer solchen
Gemüse-/Obstmischung noch rote Kolbenhirse zugesetzt, sind die Tiere früher oder später
auch für „Gesundes“ zu begeistern.
Selbstverständlich sollten den Tieren Sepiaschalen und eine Gritmischung immer zur
Verfügung stehen.
Zucht
Die Zucht von Forpus passerinus gestaltet sich nicht immer so einfach wie die von F.
coelestis. Beim Grünbürzel-Sperlingspapagei ist eine gegenseitige Sympathie der
Partnervögel von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
Im Frühjahr können Nistkästen für Wellensittiche oder entsprechend kleine Naturhöhlen
angeboten werden. Einige Züchter verwenden auch Nisthöhlen mit zweifach unterteilter
Nistkammer mit Erfolg; andere schwören auf Nistkästen mit relativ kleiner Grundfläche von
ca. zehn auf zehn cm Grundfläche.
Schon bald legt die Henne vier bis fünf Eier. In seltenen Fällen kann ein Gelege auch aus
bis zu sieben Eiern bestehen. Das Weibchen bebrütet die Eier ca. 20 Tage lang. Sind die
Jungvögel ca. vier bis fünf Wochen alt, verlassen sie die Nisthöhle. Nach weiteren zwei
Wochen sind sie selbstständig.
Manche Hähne verfolgen die Jungvögel dann, sodass diese alsbald von ihren Eltern
getrennt werden sollten. Mehr als zwei Bruten im Jahr sollten nicht zugelassen werden,
um die Tiere nicht allzu sehr zu verausgaben.
Einige Züchter berichten, dass es bei einer gemeinsamen Unterbringung von Forpus
passerinus und Agapronis-Arten im gleichen Zuchtraum bzw. Innenvolierenkomplex zu
erheblichen Beeinträchtigungen im Brutverlauf der passerinus kommen kann. Offenbar
fühlen sich die hier betroffenen Grünbürzel-Paare sehr von den stimmlich nicht wirklich
zurückhaltenden Agaporniden derart gestört, dass Gelege nicht weiter bebrütet bzw.
Jungvögel nicht gefüttert werden.
Zuchtprojekt
Auch wenn es, wie oben geschildert, kein Ding der Unmöglichkeit ist, Forpus passerinus in
Menschenobhut zu vermehren, nehmen die Volierenbestände, wie bereits eingangs
erwähnt, weltweit ab. Um diesem unerfreulichen „Trend“ entgegen zu wirken, haben sich
einige passionierte Grünbürzel-Sperlingspapageienhalter dazu entschlossen, ein
Zuchtprojekt aufzubauen.
Hierzu sollen erst einmal überhaupt alle verfügbaren Tiere, nach Möglichkeit unterartrein
(sofern dies heutzutage überhaupt noch möglich ist), erfasst werden. Zu einem späteren
Zeitpunkt ist vorgesehen, eine koordinierte Zucht anzustreben.
Ansprechpartner für dieses Zuchtprojekt sind
Herr Roland ARMBRUSTER (Koordinator)
Freiherr-vom-Stein-Straße 1
76571 Gaggenau
E-Mail: [email protected]
Facebook-Gruppe: Forpus-Welt
https://www.facebook.com/groups/170744013133485/
Frau Hayley BAKER
Cardiff, Wales, United Kingdom
E-Mail: [email protected]
Herr Edward R. MOATS
Pittsburgh, Pennsylvania, USA
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://pittsburghparrotlets.weebly.com
Facebook-Gruppe: Green Rumped Parrotletts (Forpus passerinus)
https://www.facebook.com/groups/130066230486075/
und der Autor.
Aber nicht nur Forpus passerinus sollen im Rahmen dieses Projektes betreut werden.
Auch rein wildfarbige coelestis, conspicillatus, cyanopygius, xanthops, xanthopterygius
und modestus sollen hier Beachtung finden.
Sollten Sie sich angesprochen fühlen hieran teilnehmen zu wollen, scheuen Sie sich bitte
nicht, mit einem der Ansprechpartner Kontakt aufzunehmen. Nur gemeinsam, auf einer
breiten Basis, können wildfarbige Forpus-Arten auch in Zukunft in unseren Volieren
erhalten werden.
Literatur
DE GRAHL,
1990, „Pagageien“, Ulmer-Verlag, Stuttgart
An English version of this article is available upon request from the author.
Daniel TEßMER
Hauptstraße 22, 54578 Oberehe-Stroheich
www.facebook.com/Eifel-Papageien
E-Mail: [email protected]
Herunterladen