Vortrag von Daniela Grossar, Doktorandin ZBF Liebefeld gehalten an der GV vom 31. Oktober 2015 in Reiden LU Was weiss die Wissenschaft über die Sauerbrut? Die Referentin ist in Salzburg geboren und hat dort Biologie studiert. Sie präsentiert Erkenntnisse aus ihrer Doktorarbeit und weitere gesicherte Erkenntnisse. Der Bazillus Melissococcus plutonius befällt den Verdauungstrakt von Honigbienenlarven, so dass die Larve verhungert. In der Folge kommt es zu Sekundärinfektionen der Larven. Die Larven werden gelblich und es bildet sich eine Art Schorf auf dem Grund der Zelle. Solange der Putztrieb der Bienen intakt ist, entfernen sie die erkrankten Larven, was sich in einem lückenhaften Brutnest zeigt. Die Erkrankung kann durch verschiedene Methoden nachgewiesen werden. Der Erreger kann kultiviert und mikroskopisch festgestellt werden. Der Erreger kann auch mit einem Testkit nachgewiesen werden, ähnlich einem Schwangerschaftstest. Weiter ist der Nachweis mit PCR-Test möglich. Das Ergebnis ist sehr zuverlässig, aber kostspielig. Die Ansteckung erfolgt über Räuberei, Wabenmaterial, Verstellen von infizierten Völkern, Verflug von Bienen, kontanimierte Geräte. Geräte sollten nach jeder Behandlung eines Bienenvolkes abgeflammt werden. Getroffene Massnahmen: Kontrollen durch Bieneninspektoren, Sperrgebiet 1km, erkrankte Völker werden abgetötet. Der Erreger ist weltweit verbreitet. In einzelnen Ländern, wie England, Wales und in der Schweiz ist die Anzahl der infizierten Völker in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Als Ursachen werden verschiedene Faktoren vermutet: Grosse Standdichte, imkerliche Praxis, Genetik, unterschiedliche Erreger, Umweltfaktoren. Der Erreger: Bislang dachte man, dass verschiedene Erreger sehr ähnlich sind. Heute kann man mit der MLSTMethode mehrere Isolate des selben Bakteriums genetisch miteinander vergleichen. 152 isolierte Schweizer Erreger konnten 13 Typen zugeordnet werden. 39 Isolate wurden bisher nur in der Schweiz gefunden. Bei der künstlichen Infektion im Labor zeigte sich, dass 3 verschiedene Isolate deutlich infektiöser sind als andere. Diese haben die Möglichkeit ein Toxin zu produzieren. Bei ausländischen Stämmen wurde bis jetzt kein solches Gen gefunden. Der Wirt: Bei einem Test mit verschiedenen Bienenstämmen wurde kein Unterschied bei verschiedenen genetischen Herkünften festgestellt, die Anzahl der infizierten Larven war bei allen etwa gleich. Weiter wurden Königinnen von nicht klynisch befallenen Völkern auf Sauerbrut-Ständen isoliert. Dabei zeigten sich keine Sauerbrut-Symptome in den beweiselten Völkern. Die Völker wurden auf das Hygieneverhalten untersucht. Verdeckelte Brut wurde mit Stickstoff abgetötet und das Ausräumverhalten kontrolliert. Beim Ausräumen der verdeckelten Brut waren die Unterschiede zwischen anfälligen und toleranten Völkern nicht gross, aber bei der offenen Brut schon. Tolerante Völker räumen die abgetötete Brut deutlich rascher aus als anfällige. Was kann der Imker tun? Gute imkerliche Praxis, gute Versorgung der Bienenvölker mit vielfältigem Pollenangebot, Totalbauerneuerung, keine frei zugänglichen Waben, regelmässige Kontrollen der Brut, Hygiene auf dem Bienenstand. Diskussion Die PCR-Methode ist sehr zuverlässig. Sie ist auch positiv, wenn die Menge Erreger noch nicht ansteckend wirkt. 3 weitere Bakterienarten spielen bei der Infektion im Bienenvolk auch eine Rolle. Es wäre denkbar, positiv wirkende Bakterien zu verfüttern, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Wenn es gelingen würde, das von aggressiven Melissococcus-Stämmen produzierte Toxin zu isolieren, könnten damit Bienenvölker "behandelt" und vielleicht resistente Linien gefunden werden. Desinfektion: Die empfohlenen Mittel wirken alle, Wachs sollte aber abgekratzt oder abgeflammt werden, weil sich darunter Bakterien verstecken können. Die Zucht auf gutes Hygieneverhalten ist weiter sinnvoll. Jeder Imker ist sein eigener Bieneninspektor, bei Verdacht soll sofort gehandelt werden. Die Referentin bestätigt, dass der Erreger nicht ubiquitär (überall immer) in den Völkern vorhanden ist. Es gibt also Bienenstände ohne EFB Erreger in irgendeiner Form. Eine Infektion kann aber von aussen kommen, wie durch Räuberei oder mit neuen Völkern von anderswo. Zusammenfassung: Linus Kempter