Südafrika – Namibia 2002

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Südafrika – Namibia 2002
29.10.02
Abflug von Zürich gegen 21:00. Das Wetter zu Hause schön bei etwa 15 Grad.
30.10.02
Ankunft nach 9 ½ stündigem Flug in Johannesburg bei wüstem Wetter- es regnet und ist mit 11 grad kälter
als zu Hause.
Das bestellte Auto war nicht verfügbar, so sind wir mit einem VW Bus unterwegs.
Unser erstes Quartier- Amaquele- haben wir ohne uns zu verfahren gefunden, freundlich begrüsst von der
Besitzerin, die aus Hamburg kommt, und von drei Hunden, die gleich mit in den Bungalow wollten.
Schade dass es regnet, denn so können wir uns leider an dem schönen Pool und dem Garten gar nicht
entspannen. Also bleibt uns nichts anderes, als für eine Weile aufs Bett zu liegen, denn der Schlaf im
Flugzeug war auch nicht gerade erholsam.
Abendessen waren wir in einer Anlage, die Montecasino heisst und total italienisch nachempfunden, ist
unbeschreiblich, dass muss man gesehen haben!
Überall wird schon die Weihnachtsdekoration aufgehängt und in allen Geschäften gibt es Sommerkleider
zu kaufen, komischer Anblick!
31.10.02
Nachdem wir uns von der netten Frau Oblasser verabschiedet haben, machten wir uns auf den Weg nach
Kimberley. Unterwegs wurde das Wetter immer besser, aber gegen Abend fuhren wir mitten in ein
Gewitter. Unsere heutige Unterkunft, die Langberg Guest-Farm ist nur auf den ersten Blick ist nicht so
schön wie die gestrige- aber wir denken es ist ja nur für eine Nacht.
Christine hat mal versucht, den VW-Bus zu fahren- ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Nach einem originellen südafrikanischen Nachtessen u.a. mit süssen Zimt-Karotten und einer Flasche La
Motte Shiraz, ist das Zimmer auch nicht so schlimm, sondern rustikal. Das Gebäude diente früher als
Pferdestall.
Die Besitzerin dieser Lodge ist unheimlich nett und „schmeisst den Laden“ mehr oder weniger allein.
1.11.02
Nach einem guten Frühstück machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein wieder auf den Weg nach
Kimberley, wo es das grosse Loch der Diamantenmine samt Freilichtmuseum zu bestaunen gab, ähnlich
wie Pilgrims Rest, nur dass in den Läden nicht verkauft wird, sondern alles so ist, wie es zur grossen Zeit der
Diamantenschürfer wohl gewesen sein mag.
Da wir heute eine ziemlich weite Strecke zurückzulegen hatten, machten wir nur noch mehr oder weniger
Pinkelpausen und fuhren durch die karge Landschaft der Karoo, die der Oranjeriver mit fruchtbaren,
grünen Strecken durchfliesst. Wir durchfuhren wieder eine Schlechtwetterfront, bis wir unsere heutige
Unterkunft mitten in Weinbergen erreichten. Als wir es uns gerade auf der Terrasse unseres Zimmers in
Ebenezers Guesthouse gemütlich machen wollten, fing es an zu hageln und zu donnern, so dass wir schnell
wieder ins Zimmer flüchteten. Zum Abendessen waren wir die einzigen Gäste und die Köchin Karen
bereitete speziell für uns ein feines Menü. Wir genossen es bei Kerzenlicht und Katzengesellschaft im Patin
des Hauses.
2.11.02
Gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Augrabies Falls, um den imposanten
Wasserfall zu bestaunen und durch den Park zu fahren, aber leider haben wir „nur“ den Wasserfall
gesehen, da die Strasse nach dem gestrigen Regen gesperrt war. Dafür sind wir nach Pella gefahren, wo die
zweitgrösste Dattelplantage der Welt ist.. Natürlich wollten wir gerne Datteln kaufen, aber leider waren
nirgends welche zu haben. Der kleine Abstecher war ja nur etwa 350 Kilometer, aber es war angenehm
zum Fahren, wir wurden auf dem Hinweg einmal überholt und hatten kein einziges Fahrzeug vor uns.
Gekreuzt haben wir im Schnitt alle 10 Minuten jemanden. Am Heimweg haben wir noch die unterirdischen
Kanäle angesehen, ein spezielles Bewässerungssystem. Wieder ein supergutes Abendessen, diesmal in
netter Gesellschaft von einem belgischen Paar und der unvermeidlichen Katze.
3.11.02
Nach einem etwas verspätetem Frühstück (schliesslich ist ja Sonntag!) machten wir uns auf den Weg nach
Ketmanshoop. Schnurgerade Strasse, kaum Verkehr, ab und zu ein Lastwagen. Die Grenzformalitäten
waren schnell erledigt und nun sind wir in Namibia! Die Landschaft ist karg, ausgetrocknete Flussbetten,
dürre Vegetation. Ankunft in der Quivertree- Lodge am Nachmittag gegen 15:00 bei 35 Grad.
Die Lodge ist eigentlich eine Farm mit ein paar kleinen Bungalows und einigen komischen Plastikhütten,
die von Weitem aussehen wie etwas Ausserirdisches, aber wahrscheinlich zum Wohnen gedacht sind.
Ausserdem gibt es hier ein frei herumlaufendes Warzenschwein, mehrere Hunde, und Geparden (letztere
natürlich nicht frei herumlaufend).
Wir wollten nach der langen Fahrt ein bisschen laufen und stiegen durch die eigenartigen Steinformationen
von „Giant`s Playground“. Beeindruckend, die übereinander getürmten Steine, die wirklich so aussehen, als
haben Riesen hier ihren Spielplatz. Nachher gingen wir noch durch den Quivertree-Forest, einer
Ansammlung von Köcherbäumen, die ein wenig gespenstisch anmuten. Den Rest vom Nachmittag sitzen
wir auf einer abenteuerlich gebauten Veranda und geniessen noch ein wenig Sonne und Wind.
Abendessen gab's am grossen runden Tisch, wo sich gleich sechs Schweizer und zwei Engländer
versammelt hatten.
4.11.02
Am ganz frühen morgen wurden wir etwas unsanft vom lauten Geschrei blaugetupfter Hühner geweckt,
sodass wir rechtzeitig zum Frühstück kamen. Und nachdem wir auch dem Gepard ein paar
Streicheleinheiten und ein Stückchen Käse zukommen liessen setzten wir unsere Reise in Richtung
Windhoek fort. Unterwegs machten wir einen Abstecher in das Naturreservat Hardapdam. Dort konnten
wir Springböcke, Strausse, Pelikane und andere Vögel sehen. Auf der Strasse nach Windhoek waren an
vielen Orten Strassenbautrupps mit der Fahrbahnreparatur beschäftigt- aber natürlich gab es hier keine
Staus. Auffällig war, dass sehr viele Frauen, sogar Schwangere dort beschäftigt sind, die in der heissen
Sonne den Verkehr mit Fahnen und Stop- und Go Tafeln vorbeiwinken.
Unterwegs las Christine im Reiseführer, dass es dort Paviane geben soll- und kaum hatte sie das
ausgesprochen, stand ein solcher struppiger Geselle am Strassenrand, als warte er auf den Bus. Er hat es
sich dann aber wohl doch anders überlegt und trollte sich wieder Richtung Steppe davon.
In Windhoek angekommen, suchten wir das Hotel Heinitzburg, wo wir uns jetzt mit einem Drink am Pool
erholen und die Aussicht über die Stadt (240'000 Einwohner) geniessen. Später feudales Nachtessen (drei
Stunden für drei Gänge plus Kaffee) mit Sicht auf das nächtliche Windhoek.
5.11.02
Heute bläst in Windhoek ein starker und kalter Ostwind so dass wir beim Frühstücken auf der Terrasse bei
16 grad nicht gerade geschwitzt haben, dann Shopping in der Stadt, vor allem Kleider, die sind hier sehr
günstig. Anschliessend einen Abstecher zu den 90 Kilometer entfernten Warmwasserquellen von 'Gross
Barmen', wir hatten einen grossen Pool mit 31,5 grad warmem Wasser für uns ganz alleine. Auf der
Rückfahrt in Okahandja Biltong, das Trockenfleisch des südlichen Afrikas gekauft, dieses eignet sich bestens
als Reiseverpflegung, (600gr = 68N$ ca. 10Sfr)
6.11.02
Ausserhalb der Hauptstadt sind auf jeder Einfallstrasse permanente Polizeikontrollposten eingerichtet.
Heute mussten wir da das Roadpermit vorweisen. Dieses hatten wir für 90N$ an der Grenze kaufen
müssen und es ist so etwas ähnliches wie unsere Autobahnvignette. Sonst viel Savannenlandschaft- Gras,
niedere Büsche auf der Fahrt in die Region des Waterberg-Plataus. Wir übernachten auf der Gäste- und
Jagdfarm Hamakari bei Herrn und Frau Diekmann. Sehr schöne und familiäre Atmosphäre, wir werden hier
schon gleich mit Kaffee und Kuchen ausgesprochen herzlich begrüsst. Wir haben hier nicht nur Essen und
Unterkunft, sondern wir werden von Herrn Diekmann kurz vor Sonnenuntergang auf der Farm herum
gefahren und erhalten viele interessante Informationen über die Flora und Fauna dieser Region. Beim
Abendessen sehr spannende Diskussionen mit den Farmbesitzern und den anderen Gäste, die dann am
„Lagerfeuer“ ihre Fortsetzungen fanden. Hamakari ist aus der Hererosprache und heisst soviel wie: Ort, an
dem gerastet wird, aber nicht gegessen, was hier aber überhaupt nicht stimmt!
7.11.02
Heute ist ein Ausflug in das Waterberg-Reservat auf dem Programm. Frau Diekmann konnte uns gestern
noch Plätze für die 10:00 Uhr Rundfahrt buchen. Wir sind schon um 09:30 da und warten an der Sonne
sitzend. Eine Stunde später kommt unser 4x4 Transportfahrzeug an, es ist eine Spezialkonstruktion mit vier
stufenweise angebrachten Sitzbänken, die 16 Passagiere aufnehmen kann. Als alle einsteigen wollen stellt
der Fahrer fest dass vorne rechts die Luft aus dem Reifen entweicht. Innerhalb von zwei Minuten ist der
Pneu platt. Nach einer knappen halben Stunde ist das Rad gewechselt und es kann doch noch los gehen.
Oben auf dem Plateau haben wir zwei Wasserlöcher aufgesucht. Beim ersten hatten wir Glück, denn da
waren mindestens ein Dutzend Sable- und etwa 8 Roanantilopen. Beim zweiten sahen wir nichts, aber
beim Weg zum Fahrzeug erwartete uns eine Überraschung. Wir mussten auf einem sandigen schmalen
Weg laufen, der auf beiden Seiten durch eine ca. 2 Meter hohe Rundhölzerpalisade begrenzt war. Bis
jemand Aufschrie „ eine Schlange!“ und die Kolonne zum Stocken kam. Tatsächlich, eine kleine etwa 30
Zentimeter lange, sandfarbene Schlange hat sich da zusammengekringelt. Unser Führer und Fahrer war
offensichtlich von der Situation ziemlich überfordert und hat nur gekichert und sagte es sei eine
Sandschlange. Auf die Frage einer resoluten Dame ob sie beissen oder spucken würde antwortete er mit
'Ja'. Nichts desto trotz versuchte die Frau mit ihrem Schlapphut das Viech zu verscheuchen, was aber nur
teilweise gelang. Die Schlange zischte und fauchte und zog sich zwischen zwei Hölzer zurück. Während die
mutige Dame den Hut vor das Tier hielt, liefen wir alle schnell daran vorbei. Die restliche Fahrt verlief sonst
ziemlich ereignislos, wie sahen noch drei Giraffen und eine Herde Eland, aber aus ziemlicher Entfernung.
Herr Diekmann hat die Schlange später anhand zweier Fotos die ich gemacht habe als Bergotter
identifiziert. Diese ist zwar nicht tödlich aber bei einem Biss verfault das betroffene Fleisch.
Am späten Nachmittag zeigte uns Hr. Dieckmann den Ort Okakarara- den Hauptort des Hererostammes.
Da er dort überall gut bekannt ist, hatten wir das Glück auch ein bisschen hinter die Kulissen zu schauen
und
wir
erfuhren
viel
über
das
Dorf
und
den
Hererostamm.
Anschliessend machten wir wieder eine Fahrt über das Farmgelände wobei uns viele Tiere begegneten.
Am Abend gab es dann eine äusserst gemütlichem Grillabend mit Buurewöers und gegrilltem Wildfleisch
und einer Menge netten Leuten. Auch die Kinder der Familie sind an diesem Tag aus der Schule in
Windhoek für ein verlängertes Wochenende zu Hause. Man fühlt sich wie unter Freunden.
8.11.02
Der Abschied von der Hamakari-Farm fällt uns schwer deshalb fahren wir erst nach 10:00 Uhr los. In
Otjiwarongo, wo es mindestens vier Tankstellen hat, machen wir Einkäufe, heben Geld ab und zahlen
unsere Übernachtung auf der Bank ein, denn auf Hamakari nimmt man keine Kreditkarte. Anschliessend
treffen wir uns noch mit Herrn Diekmann und den beiden älteren Söhne Volker und Hartmut zu einem
kleinen Mittagessen und einem endgültig letzten Schwatz in der Bäckerei. Die ist auch wirklich so
angeschrieben. Erst nach 14:00 fahren wir endlich los Richtung Etosha respektive Eldorado Wildlife unser
heutiges Ziel. Grosse Enttäuschung, der Empfang durch die Besitzerin ist auch nicht gerade toll und von
ihrem Mann werden wir nicht einmal gegrüsst. Die Unterkunft besteht aus einem Zelt, was wir zwar
wussten, aber das ganze sieht doch recht primitiv aus. Die Betten sind ein Betonblock, mit Matratze drauf
und einer schmuddeligen Decke drüber. Der Zelteingang reicht nicht mal bis auf den Boden und ein
Moskitonetz existiert auch nicht, dabei ist die Etoshapfanne Malariagebiet. Wir sind nur wenige Minuten
da und schon sitzen wir wieder im Auto und fahren los, um uns eine andere Unterkunft zu suchen. Diese
finden wir in der Naua-Naua Lodge, sehr gediegen, allerdings auch etliches teurer, ist uns aber egal. Von
hieraus haben wir dann noch bei Eldorado Wildlife angerufen. Die Dame meint, wir müssten aber die drei
Übernachtungen
voll
bezahlen.
Wir
werden
mal
sehen.
Abendessen wieder am grossen Tisch, unsere Tischnachbarn sind ein älteres Paar aus Salzburg, mit denen
wir
einen
kurzweiligen
Abend
verbringen.
9.11.02
Die letzte Nacht war es sehr heiss, denn es ging kein Lüftchen und das Zimmer war vermutlich längere Zeit
nicht bewohnt. Es befindet sich im Haus des Lodge-Besitzers, der nur selten anwesend ist. Wir finden zwar
einen Ventilator, aber da um 10:30Uhr der Generator abgeschaltet wird, nutzt er nicht sehr viel.
Heute ist unser erster Ausflug in die Etoshapfanne. Auf dem Weg zur Hauptstrasse müssen wir zwei Gates
passieren. In der Nähe des zweiten wohnt eine Familie mit einigen Kindern. Sie winken und rufen und eines
von den Kindern, ein etwa 6 jähriges Mädchen kommt gelaufen und öffnet uns das Tor. Sie bekommt ein
Bonbon und springt sofort davon. Dieser Park ist zweimal so gross wie die Schweiz und besteht zum
grössten Teil aus einem ausgetrockneten Salzsee. Die Temperatur steigt heute wieder auf über 38 Grad
und das Land ist sehr trocken. Darum sehen wir die meisten Tiere bei den künstlich angelegten
Wasserlöchern. Bei dem einen tummeln sich Dutzende von Springböcken und Zebras, sowie einige
Strausse und Oryx-Antilopen. Da kommt noch gemächlich ein Elefantenbulle aus der Steppe und später
gesellt sich noch ein zweiter dazu. Wir vergessen die Zeit und beobachten die Tiere. Es ist sehr interessant,
dass es so etwas wie eine Hierarchie an der Tränke gibt- die kleineren Tiere werden von den Elefanten
weggejagt, sobald eines versucht an das Wasser zu kommen. Später bei einer anderen Tränke können wir
einem interessanten Schauspiel beiwohnen. Da steht ein Marabut, ein hässlicher Aasvogel mit langen
Beinen, nacktem Kopf und Hals und einem ebenfalls unbefiedertem, grossen Kropf, am Wasserloch. Mit
einigem Abstand zum Wasser, ein Oryx, eine Giraffe, ein Warzenschwein, ein Strauss, etwa fünfzehn
Zebras und 6 Kudus. Keiner wagt sich ans Wasser und sie nähern sich ganz vorsichtig, Schritt für Schritt
gehen sie wieder weg, kommen langsam wieder. Wir haben nicht auf die Uhr geschaut aber wir schätzen
dass es insgesamt eine dreiviertel Stunde gedauert hat, bis der Marabut sich ganz gemächlich getrollt hat
und dann verstrich mindest noch mal eine Viertelstunde bis die Giraffe sich an den Beckenrand wagte, die
Beine weit auseinander spreizte und den lange ersehnten ersten Schluck zu sich nahm.
Wir
hätten
beinahe
Applaus
gespendet.
Am Abend machten wir nach einem erfrischenden Bad in unserem Pool die Fütterung der Cheetas mit, die
hier in einem riesigen Gehege leben. Anschliessend ging’s zu einem Sundowner auf einen der Hügel, von
wo
aus
man
einen
wundervollen
Sonnenuntergang
beobachten
konnte.
Um acht Uhr riefen uns wieder die Trommeln zum Abendessen, das wir wieder in netter Gesellschaft
verbrachten, bis wir uns mit einer Taschenlampe auf den „Heimweg“ machten.
10.11.02
Wir brachen gegen neun Uhr auf zu unserem zweiten Besuch der Etoshapfanne. Wieder begegneten uns
Giraffen, Elefanten, jede Menge Impalas und Springböcke, die wir kaum noch beachteten, da sie einem
wirklich dauernd über den Weg laufen. Da war das Nashorn, das unseren Weg kreuzte schon sehr viel
imposanter. Emanuel versuchte, solange zu bleiben, bis es so richtig von uns Notiz nahm, aber mir waren
unsere Elefantenerlebnisse aus dem Krügerpark noch sehr präsent und wir verliessen das nette Tierchen
doch rechtzeitig. Am späten Nachmittag genossen wir unseren privaten Pool noch ein bisschen, bis wir uns
wieder in netter (heute Schweizer) Gesellschaft zum Abendessen begaben.
Das ist an den Gästelodges und noch mehr an den Gästefarmen so schön, man isst meistens am grossen
Tisch, man kann Reiseerfahrungen und Erlebnisse austauschen, so dass die Essenszeit sehr kurzweilig ist.
11.11.02
Heute morgen haben wir nach gutem Frühstück unser „Bürgermeisterhaus“ auf Naua-Naua, was übrigens
ebenfalls aus der Hererosprache kommt und „gut- gut“ heisst, verlassen. Unsere kleine Freundin Masha,
die das Gate öffnete war heute in Begleitung eines weiteren kleinen Mädchens. Zum Abschied erhielten sie
Kugelschreiber und Bonbons, und die ganze Familie winkte und rief uns hinterher. Nach ein paar Stunden
Fahrt waren wir etwas zu früh an unserem Zielort, so dass wir noch einen kurzen Umweg über
Omaruru machten. Dort machten wir noch ein paar schöne Fotos, tranken noch einen guten Kaffee und
suchten dann unsere nächste Unterkunft auf. Mal wieder ein Schloss!! Nachmittag faulenzen am Pool im
Garten. Es ist hier wie in einer Oase- alles grün und Palmen- herrlich.
Wir treffen hier noch andere Gäste aus Österreich, Frauen, deren Männer auf der Jagd sind, sowie einen
topfiten 80-jährigen Mann und seine Frau. Zum Abendessen waren wir 16 Personen. Die von der Jagd
zurück gekehrten Männer waren ganz aufgekratzt und allerbester Laune. Der älteste von ihnen, der 70jährige „Hanselbauer“, der zum ersten mal aus seiner Heimat herauskam, hatte gleich drei Trophäen
geschossen! Das hiess, nach dem Essen durfte getrunken und gesungen werden. Vom „Horrido“ über „Auf
der Lüneburger Heide“, bis zum „Südwester- Lied“ war einiges im Repertoire! Aber so eine lustige
Jagdgesellschaft ist auch ein Erlebnis der besonderen Art.
12.11.02
Auch die Familie von Seydlitz, bei der wir (leider) nur einen Tag verbrachten, gab uns zum Abschied das
Gefühl, gute Freunde zu verlassen. Nach der Geparden-Fütterung machten wir uns halt, wie die Nomaden,
wieder auf den Weg. Sie durften die Eingeweide der gestern erlegten Tiere fressen, und während sie
frassen, konnte man im Gehege ganz nahe herankommen. Aber als der erste anfing zu fauchen, war mir
doch hinter dem Zaun wohler. Wir fahren nicht wie geplant über die asphaltierte Strasse sondern den
Ganzen Weg auf Pisten. Die Strecke ist aber sehr abwechslungsreich und hat den Vorteil das wir nördlich
von Swakopmund an den Atlantik gelangen und so mit einem kleinen Umweg nach Cape Cross kommen,
wo eine grosse Robbenkolonie haust. Der Gestank der uns da entgegen weht haut uns fast um, aber es ist
sehr spannend welches Gerangel die Tiere um die Rangordnung machen. Es ist hier auch sehr laut und die
etwas kühlere Luft (nur 26 Grad) ist von jaulen, bellen, blöken und fauchen erfüllt. In Sam's Giardino House
(an der Fassade steht ganz gross „GRÜEZI“ ) werden wir vom Schweizer Hotelier Samuel Egger und seinem
„Chef“ Einstein (Bernersennenhund) freundlich empfangen. Wir machen noch einen kurzen Rundgang
durch Swakopmund, leider schliessen die meisten Geschäfte bereits um 17:00 deshalb konnten wir nicht
im Kaffee Anton einkehren. Dafür wurden wir im „Out Of Africa“, welches gleich um die Ecke liegt mit
Cappucino (grosse Tassen) und Kuchen bewirtet. Die Stadt hat noch viele Gebäude aus der deutschen
Kolonialzeit und viele sind, wie auch anderswo in diesem Land noch auf deutsch beschriftet. Wie zuvor
auch in Windhoek ist die deutsche Sprache in aller Ohren und in aller Munde. Das Nachtessen (Vorspeise,
Suppe, Salat, Filet Stroganoff, Dessert und Kaffe N$115/P) wird uns von Sam und seinen Mitarbeiterinnen
serviert und dazu trinken wir einen ausgezeichneten Saxenbourg Manuel. Anschliessend wir versucht Fotos
auf die Homepage zu laden, hatten aber leider nur 14.5kb Datentransfer und mussten dann irgendeinmal
abbrechen. Der Spass hat mich etwa 1500N$ gekostet und dabei ist mir Sam noch mit einen
„Telefondiscount“ 250N$ entgegen gekommen.
13.11.02
Nacht dem Frühstück holen wir uns in der Stadt ein Permit um den Welwitschia-Drive zu befahren, der mit
der sogenannten Moonlandscape beginnt. Dort sieht es wirklich so aus wie man sich den Mond vorstellt.
Welwitschias sind urtümliche Pflanzen der Namibwüste. Das älteste Exemplar das wir sahen ist ca. 1'500
Jahre alt. Danach fahren wir über die Piste entlang einer Dünenlandschaft (Düne Nr.7) nach Walvisbay.
Nachher habe ich gelesen, dass das die 3. grösste Stadt Namibias ist, was uns beim durchfahren nicht
aufgefallen wäre. Nur die grosse Township Narraville vor dem Ort fiel auf. Hier waren die Häuser in sehr
gutem Zustand und es hätte sich auch um einen gewöhnlichen Vorort handeln können. Auffällig sind hier
wie auch in anderen Townships, die Stassenbeleuchtungen. Statt die üblichen Strassenlaternen sind alle
paar 100 Meter, Stadion ähnliche Beleuchtungskörper an hohen Masten aufgestellt. In der Bucht sehen
wir viele Flamingos und auch Pelikane. Für die 33 Kilometer zurück nach Swakopmund benützen wir die
Teerstrasse dem Atlantik entlang. Der starke Wind fegt zeitweise den Sand über die Fahrbahn. In der Stadt
ist Shopping angesagt und wir decken uns mit Mitbringsel, Kleider und Schuhe ein. Auch
Weihnachtsgeschenke kaufen wir ein, komisch bei ungefähr 30 Grad. Immerhin ist es hier etwa 10 Grad
kälter als vor drei Tage in der Etosha, beim Fahren machen wir sogar manchmal die Fenster zu da es uns zu
kalt ist. Fürs Abendessen haben wir bei Erich reserviert, wo wir je ein halbes Dutzend ausgezeichneter
Austern geniessen und anschliessend essen wir eine Fischplatte. Auf dieser hat es Muscheln,
Riesenkrevetten, Calamares und vielen verschiedene Sorten Fische. Nachspeise bringen wir leider nicht
mehr runter und das ganze kostet mit einer Flasche südafrikanischem Wein 490 N$ (Sfr 70).
14.11.02
Wir verabschieden uns von Sam und Einstein und drehen noch eine Ehrenrunde durch Swakopmund um
die alten Häuser zu filmen. Dann geht's wieder Richtung Walvisbai und nachher auf der Piste C14 weiter.
Die Landschaft ist Anfangs eine sehr flache Sandwüste und anschliessend eine hügelige, trockene Savanne.
Man kann sich die Gegend sehr gut nach einem Regen (max. 40mm/Jahr) statt mit trockenem,
gelbbraunem Gras auch schön grün vorstellen. Trotz der kargen Vegetation sehen wir etliche Strausse und
wenige Springböcke, aber verwöhnt wie wir inzwischen sind halten wir deswegen nicht mehr an. Es ist
auch der Viecher zuliebe, denn wenn man mit 100 Kilometer pro Stunde durchbraust, nehmen sie uns
kaum zur Kenntnis, hält man aber an, rennen sie davon, was zwar gut aussieht aber einen unnötigen
Energieverbrauch zur Folge hat, und das ist bei diesem kargen Futterangebot nicht gerade klug. Die Piste
ist teilweise sehr gut hat aber auch sehr viel sogenanntes Wellblech. Dabei ist die Strasse mit
querliegenden Hügeln und Rinnen übersäht. Deren Abstand und Höhe ist sehr unterschiedlich und kann
einen ordentlich durcheinander schütteln. Unser Bus macht auch beängstigende, klappernde Geräusche,
dass man meint er falle bald auseinander. Je nach Wellung muss man mit 60 bis 100Kmh fahren, was aber
nicht immer geht da die Bodenhaftung auf solcher Unterlage nur noch minimal ist, was die Beschleunigung
sehr beeinträchtigt. Noch viel schlimmer ist, dass die Manövrierbarkeit und der Bremsweg drastisch
verschlechtert werden. Kriegt man es aber richtig hin dann fliegt man von einem Kamm zum andern, da die
Räder und deren Aufhängung keine Zeit mehr haben rauf und runter zugehen.
Mitten im Nichts taucht plötzlich ein junger Mann mit einer leeren Wasserflasche auf und winkt. Wir
bieten ihm eine unserer Flaschen an, die er auch ganz geschwind halb austrinkt. Dann bittet er noch darum
mitgenommen zu werden. Da unser Weg führt sowieso über Solitair führt, lassen wir ihn einsteigen. Dieser
„Ort“ macht seinem Namen alle Ehre, es gibt eine Tankstelle, einen Laden einen leeren Campingplatz und
vier Häuser. Es ist aber seit etwa 250 Kilometer die grösste Ansammlung von Gebäuden und wir füllen den
Benzintank und man staune, wir essen hier einen frischen Apfelstrudel. Hier wird auch ganz frisch
gebackenes Brot angeboten. Uns es fällt uns erst hinterher ein, dass darüber schon mal im französischen
Fernsehen berichtet wurde. Unser Anhalter verabschiedet sich mit einem „Bye“ und winkt uns hinterher.
Von hier sind es nur noch 37 Kilometer bis zur Gästefarm Weltevrede, wo wir heute übernachten. Nichts
aufregendes hier aber immerhin können wir uns im Pool erfrischen. Das Wasser kommt uns mit 26 Grad
saukalt vor aber schliesslich ist die Luft 10 Grad wärmer. Christine geht es schlecht, sie hat wohl zu viel
Sonne abgekriegt und zu wenig Wasser getrunken.
Kurz nach 18:00 ist eine Fahrt mit Walther, einem der Farmersöhne, zum Sundowner auf die andere Seite
des Gutes angesagt. Alle acht Gäste finden auf alten, offenen Landrover Platz. Und so schaukeln wir los um
zur hauseigenen Düne auf der anderen Seite der Farm, etwa 5 Kilometer entfernt, zu gelangen. Wir sehen
einige Springböcke und einen jungen Oryx. Einem Pärchen das erst vor zwei Tage angekommen ist, macht
das ziemlich Eindruck, uns kann das aber kein aah, ooh mehr entlocken. Der Gepard, den es hier geben soll,
würde uns da schon eher interessieren. Aber das scheue Tier bekommen wir natürlich nicht vor die
Kameras. Das letzte Stück müssen wir noch steil hinauf, durch den weichen, roten Sand laufen. Auf der
Düne angekommen wird uns Bier, roter oder weisser Wein serviert, schon auf der Fahrt hatten wir es lustig
und unterhalten uns angeregt, hier oben sind wir dann so ausgelassen das wir den Sonnenuntergang nur
so nebenbei wahrnehmen, und so lange quatschen, dass die Zeit zum Nachtessen schon lange rum ist, bis
wir uns wieder auf den Rückweg machen. Kurz vor der Farm kommt uns Walthers Bruder im Auto
entgegen, man hatte uns schon vermisst. Das Nachtessen bekommen wir im Lappa, das ist die hiesige
Variante einer Pergola, serviert. Speziell ist der kleine grüne Kürbis der süss schmeckt und mit Zimt gewürzt
ist. Das Fleisch vom Oryx aber leider etwas zäh, vielleicht weil wir so verspätet erschienen sind.
15.11.02
Heute geht der Wecker bereits um 05:00 los. Bei Kerzenlicht wird etwas Toilette gemacht und es ist noch
ziemlich dunkel, als wir den in der Lappa bereitgestellten Kaffe herunterschütten. Soussusvlei (Vlei = Feld)
ist heute auf dem Programm. Das Tor zum Naturschutzgebiet wird bei Sonnenaufgang geöffnet und um
nicht bei der grössten Hitze rum laufen zu müssen, wollen wir auch möglichst früh da sein. Die Anfahrt
über die Piste dauert etwa 45 Minuten und vom Gate bis zur Endstation für 2x2 Fahrzeuge geht es auch
noch 20 Minuten- dies aber auf einer mittelprächtigen, mit etlichen Löchern versehenen Teerstrasse. Von
hier steigen wir auf ein 4x4 Shuttelfahrzeug, man könnte auch Schüttel-Fahrzeug sagen, um. Das Aha- und
Ooh-Pärchen von gestern Abend, hat einen Allrad-Toyota gemietet und könnte deshalb bis ans Ende des
Tales fahren. Allerdings sehen wir sie bei der ersten Strecke mit weichem Sand bereits neben dem Auto
stehen. Er hat bereits die Schaufel in der Hand und sie guckt zu. Ein Reiseleiter, der sich auf unserm
Gefährt befand, fährt dann den Toyota in wenigen Minuten auf einen etwas festeren Grund und gibt dem
Neuling noch einige Ratschläge. Wir steigen schon bei Deadvlei aus, denn wir wollen Soussusvlei erst
anschliessend besichtigen. Die 1.1 Kilometer bis zum Totenfeld sind ziemlich anstrengend zu laufen, da es
aufwärts durch den weichen, für diese Gegend typischen roten Sand geht. Den Aufstieg bis auf den Kamm
der nächsten Dünen tun wir uns aber nicht an, sondern wir drehen etwas unterhalb um. Die Aussicht hat
etwas gespenstisches, umringt von hohen Dünen sehen wir hier einen ausgetrockneten See mit
abgestorbenen Bäumen. Wir laufen zurück zur Piste, um auf den nächsten Shuttel zu warten, der uns an
das Ende des Tales bringt. Während dieser Zeit essen wir ein Sandwich aus dem Frühstückspaket, das uns
von der Gästefarm bereitgestellt wurde.
Die über 300m hohe Soussusvlei Düne macht mit ihrem geschwungenen Kamm einen imposanten
Eindruck. Aber da unsere 1,5 Liter Trinkwasser rapide schwinden, verzichten wir auf den Aufstieg. Dafür
laufen wir die ungefähr 600 Meter bei 35 Grad (im Schatten, nur Schatten hat es keinen), bis zum Fuss des
riesigen Sandhaufens. Die Akustik ist so gut wie in einem Amphitheater- man hört von den
„Kammwanderern“ 300 Meter über uns jedes Wort. Nicht nur die Italiener, die hört man auch so und
überall sehr gut. Wir setzen uns in den Schatten – hier hat es alte Bäume- und schauen den Leuten,
Eidechsen, Vögel und Mäuse bei ihrem geschäftigen Treiben zu, es ist hier nicht leblos wie in dieser
unwirtlichen, wasserlosen Gegend annehmen könnte. Auf dem Heimweg versuchten wir noch die Zebra
River Lodge zu finden, wo wir auf einen Kaffee eingeladen wären. Es ist uns aber nicht gelungen und so
waren wir am frühen Nachmittag überhitzt und k.o. wieder in Weltevrede zurück.
16.11.02
Heute stehen wir um 06:45 denn vor uns steht eine ziemlich happige Etappe. Von Weltevrede bis Lüderitz
sind es über 500 Kilometer und davon nur etwas über 100 Kilometer geteerte Strasse. Die Landschaft ist
abwechslungsreich, von wildem Gebirge, sandigen Hügeln bis weite Steppen gibt es hier alles. Die Piste ist
besser als erwartet, denn nachdem uns ein deutscher Reiseführer vor einigen Tage abgeraten hatte diese
Etappe in einem Rutsch zu bewältige, haben wir es uns schlimmer vorgestellt. Nach etwa 8 Stunden sind
wir relativ frisch am Ziel angekommen. Dabei haben wir etliche Fotostops gemacht, zweimal getankt und
noch kurz zum Essen einer Pie angehalten. Wir tanken hier relativ oft, denn die Zapfsäulen können auch
mal 100 oder mehr Kilometer entfernt sein, und dann ist noch nicht garantiert, dass es auch Benzin zu
kaufen gibt. Deshalb füllen wir in der Regel auf wenn der Zeiger auf halb steht. Auf unbefestigter Strasse ist
der Verbrauch wegen der schlechten Haftung auch etwas grösser. Mit dem 85 Liter Tank des VW-Busses
haben wir aber doch eine ziemlich grosse Reichweite.
Nach unserer Ankunft im Hotel Nest, machen wir gleich eine Ortsbesichtinug, Lüderitz ist ein kleines Kaff
mit vielen alten Häusern. Die wenigsten sind aber noch gut erhalten. Da wir am Samstagnachmittag
ankommen, ist praktisch alles zu. Nur die Restaurants und zwei kleine Lädelchen sind offen. Nachdem wir
eine Zeitlang durchs „Dorf“ gelaufen sind und noch ein bisschen kreuz und quer gefahren sind, haben wir
alles gesehen. Nun erkunden wir noch das Hotel und freuen uns auf den angebotenen Kuchen- können ihn
aber nirgends finden, so dass wir uns mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse in der Sonne „zufrieden
geben“.
Es ist ziemlich stürmisch und das Meer hat rechten Wellengang. Zurück im Hotelzimmer können wir noch
den Sonnenuntergang von unserem Fenster aus geniessen. Wir essen im Hotel, weil wir beim
Stadtrundgang nichts gefunden haben, was einem Restaurant ähnlich sieht.
17.11.02
Heute stehen wir mal spät auf, denn wir wollen „nur“ die Umgebung besichtigen. Zuerst geht es nach
Kolmanskop, der Diamanten-Geisterstadt. Wir schliessen uns einer Gruppe Touristen an die von George,
einem Guide, kompetente Informationen erhalten. Wie wir später lesen, müssen diese Führungen gebucht
werden und kosten 15 N$, so sind wir eigentlich unbeabsichtigt Mitglieder einer zahlenden Gruppe
geworden. Ein bisschen beschämt, waren wir froh dass wir George wenigstens 10N$ „Trinkgeld“ gegeben!
In Kolmanskuppe, wie es auf deutsch heisst, wurde vor fast 100 Jahren der erste Diamant gefunden, seit
1956 ist der Ort aber nicht mehr bewohnt und zerfällt, respektive wird vom Sand wieder zugedeckt. Es ist
schon ziemlich gespenstig hier, von den zirka 20 noch bestehenden Gebäuden sind nur drei in gutem
Zustand. Man kann diese bei der Führung besichtigen und erhält einen Eindruck, wie sich das Leben
damals fast mitten in der Wüste abgespielt haben mag. Es gab ein Mehrzweckgebäude, wie wir heute
sagen würden, in dem Veranstaltungen wie Theater, Kino und Versammlungen abgehalten wurden. Sogar
eine Kegelbahn war da. Hier durften die Touristen auch einmal ihr Können beweisen. Eine Eisfabrik ist
ebenfalls noch zu besichtigen, wo grosse Eisblöcke hergestellt wurden, die den Einwohnern dieses Ortes
das Leben ein wenig erleichtern sollten. Das Haus des Ortsvorstehers ist noch mit Möbeln aus dieser Zeit
ausgestattet und ist das am Besten erhaltene. Sogar ein Spital, wo immer zwei Ärzte angestellt waren,
gehörte zur Infrastruktur des Ortes.
Dann ist Schluss mit der Hitze, wir fahren zum Diaz- Point, wo der Seefahrer Bartholomäus Diaz 1488 auf
der Rückreise ums Kap, halt machte und auf dem Felsen ein Steinkreuz aufstellen liess. Der Wind kommt
vom 10 Grad kalten Meer her und es hier sehr zugig und sehr kalt. Wir müssen unsere Windjacken
anziehen. Dazu die kurzen Hosen, es sieht lustig aus, aber die langen Hosen sind im Hotel. Von diesem
Felsen aus sehen wir eine kleine Robbenkolonie. Der Wind mit es gnädig mit uns denn er trägt den
Gestank, den wir von Cape Cross noch in bester Erinnerung haben, in die andere Richtung. Auf dem
Rückweg nach Lüderitz fahren wir noch durch die „Grossebucht“, die als Badebucht für ganz abgehärtete
im Reiseführer bezeichnet wird. Ein paar Flamingos können wir auf diesem Weg auch noch beobachten.
Anschliessend Fahren wir noch zur nördlich von Lüderitz gelegene Agathe-Bucht (kommt von Achat). Hier
gibt es einen schönen grobkörnigen Sandstrand und es toben hier einige Kinder und Jugendliche die im
eiskalten 15 gradigen Wasser herum.
Wieder zurück im Hotel kommen wir heute sogar zu Kaffee u n d Kuchen. Allerdings ist jetzt am späten
Nachmittag ziemlich viel los. Schon am Morgen wurde der rote Teppich in der Eingangshalle ausgerollt und
der Parkplatz abgesperrt. Auf unsere Frage teilt man uns mit, ein Minister werde erwartet. Nach unserem
Tagesauflug ist das Plastikband immer noch quer über den Parkplatz gespannt, an der Rezeption erfahre
wir, dass der Premierminister und ettliche seiner Minister in kürze erwartet werden. Also setzen wir uns
mal auf die Terrasse und geniessen an der Sonne und im Windschatten Kaffe und Kuchen. Von hier hat
man einen ausgezeichneten Blick auf die Hotelzufahrt.( Wir sind ja nicht neugierig....). Dann geht es los
und ein Tross Fahrzeuge fährt zum Hotel, vorne mehrere Polizeiautos, ein Chrisler-Voyager mit dunkel
getönten Scheiben, dann Soldaten im Kampfanzug auf einem offenen Lieferwagen, wieder Polizei und zu
hinterst zwei kleine Busse. Auf der Terrasse laufen viele Leute herum, schliesslich fragt uns ein junger,
smart gekleideter Herr, der nach Sicherheitsbeamtem aussieht, ob er einen Stuhl an unsrem Tisch auf die
Seite Stellen kann, damit genügend Platz für den Primeminister sei. Wir dachten schon wir würden
weggeschickt. Es laufen weitere wichtig aussehende Leute an uns vorbei, unter anderem eine Dame mit
einer grossen Goldhalskette mit einer noch grösseren Plakette daran. Dann kommt ein Herr zu uns an den
Tisch, gibt uns die Hand und begrüsst uns wie alte Bekannte. Da Emanuel am Laptop sitzt und seine
Kamera auf dem Tisch liegt, denken wir er verwechselt uns mit den Presseleuten, die ebenfalls auf der
Terrasse sind. Weit gefehlt, es ist George unser Guide aus Kolmanskop von heute Morgen. Ein Herr aus
dem Umfeld der wichtigen Leute, der gerade George begrüssen wollte, gab uns auch noch die Hand und
stellte sich uns vor. Anschliessend gehen die Beiden ins Konferenzzimmer. Jetzt wissen wir nicht, ob es uns
peinlich sein sollte, dass wir George heute Morgen einen 10N$ Tipp gegeben haben. Aber immerhin fällt so
ein bisschen Glanz von diesem Treffen auch auf uns ab. Den Premierminister zu fotografieren trauen wir
uns nicht, aber die Sicherheitsbeamten knipsen wir mit deren Einverständnis, und verspreche ihnen die
Bilder per Email zu schicken.
18.11.02
Der nächste Morgen begann schon wieder mit VIPs. Wir haben zu guter Letzt noch mit dem
Premierminister und seinem Gefolge gefrühstückt. Na ja, ich gebe zu, nicht direkt m i t diesen, sondern
zwei Tische daneben. Es gab sogar zum Frühstück Austern. Es ist interessant, wie freundlich diese Leute
sind. Und schön zum Anschauen waren natürlich die Frauen, die in ihrer Landes“tracht“ da waren.
Nun nahmen wir also die ziemlich weite Strecke von Lüderitz zum Fish-River-Canyon unter die Räder.
Wir fuhren Strassen, die eher den Namen Achterbahn verdienten. Es ging streckenweise steil bergauf und
erst hinter dem obersten Punkt war erkennbar, wie es weitergeht. Da die Strassen aber fast immer einen
schnurgeraden Verlauf haben, konnte man schon kilometerweit an den Staubwolken erkennen, ob jemand
entgegen kommt. Die Landschaft, die wir durchfuhren, hatte wieder ganz spezielle Merkmale- es gab
Wüste, hohe krasse Felsen und Savanne, so dass es nie langweilig wurde.
Am Nachmittag kamen wir dann beim Fish-River-Canyon an. Unsere Unterkunft war so gebucht, dass wir
ins Roadhouse sollten, aber wenn es Platz in der Lodge hätte, könnten wir dort hin. Nun teilte man uns im
Roadhouse mit, dass wir für eine Nacht hier bleiben sollten, und am nächsten Tag in die Lodge umziehen
sollten. Das war uns natürlich nicht so recht, denn am nächsten Tag wollten wir einen Ausflug an den
Canon machen und nicht umziehen. Die nette junge Dame am Empfang hat unseren Unmut bemerkt und
hat sich in der Lodge erkundigt, ob wir nicht doch dort unterkommen könnten. Und siehe da, es war
gerade ein Bungalow frei- allerdings nur für eine Nacht und am anderen morgen mussten wir doch
umziehen. Allerdings innerhalb der Lodge, so dass der Aufwand nur minimal war. Aber für all die
Unannehmlichkeiten, die wir so in Kauf nehmen mussten, hat man uns für den nächsten Morgen einen 1ständigen Flug über den Canyon offeriert. Hurra!!!
Beim Gespräch mit einem deutschen Paar stellte sich heraus, dass sie für diesen Morgenflug gebucht
hatten und so verbrachten wir noch einen angenehmen Abend zusammen. Vor dem Abendessen gab es
jedoch noch ein bisschen Fitness für die des Laufens ungewohnten Knochen. Wir bestiegen die Felsen
hinter unserer Unterkunft, um von dort einen, wiedermal spektakulären, Sonnenuntergang zu beobachten.
Zu der Unterkunft sei noch zu sagen, dass es sich dabei um in die Felsen gebaute Riedgedeckte Hütten
handelte, die alle etwas spezielles zu bieten hatten. Unsere war die letzte am Weg und nachher kam nur
noch Wüste. Ganz speziell war aber die Dusche. Sie war so im Felsen, dass man das Gefühl hatte, in einem
Wasserfall zu stehen. Die Lodge war aus einem alten Farmhaus entstanden, das anfangs des letzten
Jahrhunderts zwei deutschen Brüdern gehörte. Dann übernahm der Staat das Ganze und jetzt wird dort ein
ökologischer Farmbetrieb geführt, wozu auch die Lodge gehört. Innerhalb des Geländes liefen Pferde frei
herum, es gab jede Menge Dassies und Eidechsen sowie viele bunte, uns unbekannte Vögel.
19.11.02
Heute Morgen wurden wir noch vor dem Frühstück von dem Piloten abgeholt und ein paar Kilometer
weiter zur Flugpiste gefahren. Dort erwartete uns ein kleines Flugzeug vom Typ Cessna. Es wurde startklar
gemacht und dann ging’s los. Der Fish-River-Canyon ist nach dem Grand-Canon in Amerika der
zweitgrösste Canyon der Welt. Der Pilot flog nicht sehr hoch und es war ganz toll, in die Schluchten des
Canons zu sehen. Auch wo der Fishriver in den Orangeriver fliesst war gut zu sehen, dort zieht sich ein
grüner fruchtbarer Streifen durch die schroffe Felsenwelt. Es war grandios. Von der Thermik, die von der
immer wärmer werdenden Luft über dem Canon entstand, merkten wir erst gegen Ende des Fluges etwas.
Nach dem etwas mehr als eine Stunde dauernden Flug setzte uns der Pilot wohlbehalten und stark
beeindruckt wieder auf der Erde ab. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Auto zu den
Aussichtspunkten entlang der Schlucht. Nach dem Blick aus dem Flieger ist es nicht mehr ganz so
eindrücklich, aber immer noch sehr imposant. Zum Schluss fuhren wir noch nach Ai-Ais. Hier ist eine
Thermalquelle aus der das Wasser mit 65 Grad heraus sprudelt. Es wird dann abgekühlt, so dass es im Pool
„nur“ noch 38 Grad ist. Bei einer Lufttemperatur von 33 Grad ist es zwar nicht gerade erfrischend, darin zu
baden, aber ein besonderes Erlebnis ist es schon. Gesund soll es auch sein und „ja, mei wenn's scheen
mocht“.
Unsere Koffer wurden mittlerweile durch das Personal vom „Höhlen“-Bungalow in ein Reihenhaus
ähnliches Gebäude verschoben, hier ist es nicht ganz so neanderthalartig, eine Idee zivilisierter, aber
ebenfalls sehr nett.
20.11.02
Beim Auschecken wird uns mitgeteilt, dass nicht nur der Flug von gestern durch die Lodge offeriert ist,
sondern die beiden Nachtessen auch noch. So kamen wir trotz der ersten Übernachtung in dem teureren
Bungalow noch günstiger davon. Und dazu muss gesagt werden, dass der sehr gute Service und die
besondere Freundlichkeit des Personals in diesem Preis inbegriffen sind! Nach Springbock, unser heutiges
Ziel, sind es nur etwa 360 Kilometer, knapp 60 davon auf Piste. Wir kommen gut voran und die
Zollformalitäten beim Grenzübertritt von Namibia nach Südafrika können auch problemlos abgewickelt
werden. Auf namibischer Seite wird aber das Roadpermit wieder verlangt, dass uns bei der Ankunft für 90
N$ ausgestellt wurde. Zum Glück hatten wir dieses bei den Wagenpapieren abgelegt, obschon uns nie
gesagt wurde, dass wir diesen Wisch aufbewahren müssen. Unsere Unterkunft in Springbock erreichen wir
am Nachmittag und werden von einem enormen Hund namens Jussuf begrüsst. Da es warm ist (nicht mehr
heiss) gehen wir gleich an den Pool um uns abzukühlen und ein bisschen entspannen tut ja auch gut. Da
kommt uns in den Sinn, dass wir gelesen haben, dass es hier ein Internetkaffee gibt. Nichts wie hin, aber
leider ist es bereits 17:05 und ein junger Mann ist gerade am abschliessen. Leider könne er nicht bleiben,
wir sollen doch Morgen wieder kommen, meint er. Morgen haben wir eine Strecke von über 500 Kilometer
zu fahren, und davon sind etwa 80 auf südafrikanischer Piste, die nicht so gut zu fahren sind wie die
namibischen. Also wollen wir am nächsten morgen schon zeitig los fahren. Zum Abendbrot essen wir
Krokodil, allerdings wird es frittiert serviert und ist etwas zäh, letztes Jahr hatten wir im Krüger besseres
gegessen.
21.11.02
Eigentlich wollten wir ja schon früh los, aber manchmal kommt es eben anders. Bis wir gefrühstückt haben
und die Rechnung beglichen (wobei übrigens Jussuf seinen Kummer über unsere Abreise reichlich über
Emmanuels T-Shirt sabbert), ist es schon wieder nach 8:00, so dass wir doch das Internetkaffee noch
aufsuchen um unsere „Post“ abzuschicken.
Die Gegend um Springbok ist übrigens Namaqaland- sehr berühmt für die vielen Blumen, die dort im
Frühling die Landschaft verzaubern. Da es in den letzten Wochen hier zwischendurch immer mal geregnet
hat, sind noch immer Blumen und Sträucher in verschiedenen Farben zu sehen und man bekommt eine
kleine Ahnung davon, wie es hier im Frühling aussieht. Auch sonst ist die Strecke, die wir heute fahren,
sehr anders als die letzten Strecken in Namibia. Es gibt riesige Kornfelder- zum grössten Teil schon
abgeerntet-, Obstbäume und natürlich Wein. Auf den abgeernteten Kornfeldern sieht man grosse
Rinderherden oder Schafe und Ziegen und selbstverständlich Strausse die liegengebliebenen Körner
fressen. Wir machen einen Halt an einem Rastplatz bei einem Stausee, wo uns zwei Männer mit einer
Reisetasche um Geld fragen, weil sie nach Springbok fahren wollen. Sie sehen nicht mehr so frisch aus und
man kann annehmen, dass sie hier schon ein paar Stunden, wenn nicht sogar schon die ganze Nacht
verbracht haben. Wie sind wir doch verwöhnt- wir steigen einfach in ein öffentliches Verkehrsmittel,
manchmal auch ohne Geld und fahren in kürzester Zeit von einem Ort zum anderen.... Zuerst wollen wir
ihnen nichts geben, aber bevor wir weiterfahren, geben wir ihn die gewünschten 5 Rand doch, für uns ist
das ja nichts, weniger als ein Franken. So können wir auch mit etwas besserem Gewissen in unser Auto
steigen und weiter fahren. Bald verlassen wir die Hauptstrasse und fahren auf einem Nebenweg der nur in
den steilsten Passagen geteert ist, über einen Pass Richtung Klein-Cedarberg. Das sieht man übrigens noch
recht häufig, dass irgendwo am Strassenrand ein Grüppchen Menschen stehen oder sogar schlafen,
wahrscheinlich in der Hoffnung, als Anhalter mitgenommen zu werden. Da auch die „Bahnhöfe“ nicht an
eine Ortschaft gebunden sind, sondern irgendwo auf der Strecke Anhaltestationen sind, haben die
Menschen manchmal weite Strecken zurückzulegen, um erst mal an so eine Station zu gelangen.
Auf unserem Weg hat es viele Proteabüsche, einige sogar über zwei Meter hoch. Die Vegetation ist eine
typische für die Region und wird hier Fynbos genannt, was soviel wie Feinbusch heisst. Im Guesthaus
werden wir von Werner und Vicky Wullschleger empfangen. Er ist Schweizer lebt aber schon seit bald 40
Jahre im Land. Uns wird ein Rondavel, eine mit Reedgras bedeckte Rundhütte, zugeteilt. Strom gibt's nur
für die mit Sonnenkollektoren gespiesene Neonröhre, aber es hat noch Petroleumlampen und Kerzen.
Beim Nachtessen unterhalten wir uns noch mit einem deutschen und einem englischen Pärchen und
Werner erzählt uns noch einige Anekdoten über seine Gäste, vor allem die Ornithologen haben es ihm
angetan, denn diese wollen zu seinem Leidwesen immer sehr zeitig Frühstücken. Vicky sagt dann zu
Werner er sei wieder „schwatzing“. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft müssen wir uns mit der
Taschenlampe den Weg beleuchten und es ist etwas unheimlich, wenn vor unseren Füssen etwas
undefinierbares über den Weg huscht.
22.11.02
Heute Morgen sieht die Welt für uns nicht so gut aus, wir haben eine ungemütliche Nacht hinter uns und
sind gar nicht gut gelaunt. Unser Bett hatte einen ausgeprägten (Durch-) Hang zur Mitte, so dass jeder von
uns die meiste zeit damit beschäftigt war, sich einen Platz zu erkämpfen! Für die nächste Nacht bot uns
Werner eine andere Hütte an, aber wir waren das zügeln ja mittlerweile gewohnt. Also packten wir
unseren Plunder zusammen und gingen erst mal mit Jonas auf eine „Bushman- Tour“. Wir dachten, es
handle sich dabei um einen Spaziergang, bei dem wir ein paar Höhlen mit Buschmannzeichnungen ansehen
könnten, aber die Höhlen befinden sich meistens in Felsen und die mit den Zeichnungen sind sogar
ziemlich weit oben in den Felsen, so dass das Ganze zu einer anspruchsvollen Klettertour wurde. Zudem
hat Jonas eine unwahrscheinlich schnelle Gangart, die aber bei ihm wie gemütlich dahin schlendern
aussieht. Vier von den sechs Teilnehmern waren schon etwas älteren Jahrganges und wir waren
überrascht, was doch noch alles in uns steckt!!!!
Jonas erklärte uns eine Menge über die Gewohnheiten der Bushmen und zeigt uns auch Spuren
verschiedener Tiere, alles in Afrikaans. Emanuel hat fast alles ganz souverän übersetzt, obwohl er dieser
Sprache sowenig mächtig ist, wie sonst jemand aus der Gruppe. Afrikaans ist ein Gemisch aus Englisch und
Holländisch, und mit einem bisschen Fantasie... Auf jeden Fall waren alle zufrieden!
Am Nachmittag machten wir noch eine Tour durch die Cedarberge und den Park Kagga-Kamma, wo es mal
wieder sehr interessante eigenartige Steinformationen zu bestaunen gab. Unter anderem den
sogenannten Singer-Felsen, der so heisst, weil er aussieht wie eine Nähmaschine- er sieht wirklich so aus!
23.11.02
Heute morgen kamen wir ausgeschlafen und gut gelaunt zum Frühstück. Wir verabschiedeten uns von
Werner und Vicky und dem englischen Ehepaar, das heute auch seine Reise fortsetzte und machten uns
auf den Weg nach Montagu, ganz gespannt auf die radioaktiven Quellen, die den Ort bekannt gemacht
haben. Aber zuerst hiess es, eine Unterkunft zu finden. Das stellte sich als ziemlich schwierig heraus und
zum Schluss landeten wir im Montagu-Country-Hotel. Ein alter Kasten- aber sehr gemütlich.
Dann besuchten wir das Bad mit dem radioaktiven Wasser. Die Anlage ist auch nicht ganz neu, etwas
angegammelt und ziemlich überfüllt. Es war sehr interessant im Wasser zu sitzen und die Leute zu
beobachten. Es waren ganze Familien dort und eine Gruppe schwarzer Frauen konnten in ihrem Lärm und
Remmidemmi von keiner anderen (auch keiner italienischen!!) Gruppe übertroffen werden.
24.11.02
Heute ist Sonntag. Unsere Reise geht weiter an den indischen Ozean, weil wir die Idee haben, dass man
dort vielleicht schon baden kann. Wir haben gestern per Telefon ein Zimmer in einem Guesthouse in der
Nähe von Mosselbay gebucht und hoffen, dass es schön ist, da wir dort vier Tage bleiben möchten. Wir
fahren von Montagu über Swellendam, verpassen den Eingang zum Hobe Nature Reserve, landen dafür an
einer wilden Küste und werden mit der einzigen von Hand betriebenen Fähre Südafrikas über den Fluss
Breede (der breite) befördert. Die vier Männer, die das machen leisten eine elende Knochenarbeit, jeder
hat einen breiten Lederriemen quer über die Brust gelegt. Am Ende dieses Gurtes befindet sich eine
simple, ungefähr 40 Zentimeter lange Kette, diese wird mit einem "Zwick" aus dem Handgelenk um das
Stahlseil gewickelt das von einem Ufer zum anderen gespannt ist. Die Fähre ist mit zwei Rollen an beiden
Enden mit diesem verbunden. Immer drei Männer ziehen den Ponton in dem sie sich sprichwörtlich in die
Riemen legen, während der vierte ans Ende zurück läuft, dort die Kette ans Stahlseil wickelt und wieder in
Fahrtrichtung zieht. Drei Fahrzeuge können maximal gleichzeitig auf der Fähre sein.
Das Wetter ist schön, aber es weht ein ziemlicher Wind und unser Bus wird ein bisschen geschüttelt. Wir
kommen am Nachmittag in Moselbai an, und natürlich hat die Touristinformation geschlossen. Hier sollten
wir nämlich die Wegbeschreibung zu unserem Guesthouse bekommen. Glücklicherweise haben wir ja die
Telefonnummer und die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung sagt, dass sie uns gerade abholen
kommt. Wir warten an der Total Tankstelle. Dann kommt sie- auch mit einem VW Bus, und sagt wir sollten
nur hinter ihr herfahren- und fährt los! Unser Bus hat eine Wegfahrsperre, die nur mit dem automatischen
Türschliesser aufgehoben werden kann. Und jetzt ist dieses verflixte Kästchen nicht mehr zu finden! Marty,
wie unsere Gastgeberin heisst, merkt, dass wir nicht nachkommen und dreht um. Wir versuchen es mit
ihrem Schlüssel, das hat aber nur zur Folge, dass bei uns der Alarm einsetzt. Wir packen unser Gepäck in ihr
Fahrzeug und lassen unseren Bus an der Tankstelle stehen. Nachdem wir alles abgeladen haben, fahren wir
mit Martys Bus noch mal den Schlüssel suchen- und siehe da, ganz schnell taucht er auf! Sehr erleichtert
nehmen wir unseren Bus mit. Und nun können wir uns erst einmal über unsere Unterkunft freuen! Wir
haben praktisch das Meer vor dem Zimmer! Wir bekommen einen Kaffe und können in netter Gesellschaft
ein bisschen plaudern und uns erholen. Sonst machen wir heute nichts mehr als die Aussicht von unserer
Terrasse zu geniessen, nach Mosselbay zum Abendessen fahren und herrlich, mit Meeresrauschen in den
Ohren, schlafen! Morgen wird das Wasser getestet!
25.11.02
Wir haben wirklich wieder einmal ausgezeichnet geschlafen, und nach einem guten Frühstück machen wir
einen beachwalk. Wir haben Badesachen untergezogen, und laufen und laufen und laufen. Irgendwann
einmal haben wir das Gefühl, jetzt ist uns warm genug und wir springen in die Wellen. Es ist super!!!! Laut
Thermometer ist die Wassertemperatur knapp 20 Grad. Wir gehen zurück und holen uns bei Marty einen
Sonnenschirm und Strandtücher und verbringen ein paar Sonnenstunden am Strand. Am Nachmittag
fahren wir nach Knysna, was uns bei unserem letzten Südafrikaaufenthalt auch schon gut gefallen hat. Es
ist ein nettes lebendiges Städtchen an einer Lagune und da es direkt an der Gardenroute liegt, wird es auch
sehr viel von Touristen besucht. Ausserdem ist es bekannt für seine Austernzucht. Wir finden uns gleich zur
Öffnungszeit um 18:00 im Restaurant Oister ein und essen dort nicht nur ausgezeichnete Austern, sondern
auch anderen Fisch. Zurück in unserem Guesthouse, wurden wir noch auf ein Glas Wein eingeladen. Die
zwei jungen deutschen Frauen, die wir beim Frühstück schon gesehen haben, sassen noch mit Marty im
Wohnzimmer und wir hatten noch einen schönen Abend zusammen. Sie fahren morgen weiter. Übrigens
arbeitet eine von ihnen in Brissago, wie klein ist doch die Welt!
26.11.02
Auch heute nach dem Frühstück wieder beachwalk und ein Bad im Indischen Ozean. Um am Strand zu
liegen ist es aber heute zu windig und so fahren wir nach George, wo wir nichts besonderes machen, wie
ein bisschen im Ort herumzulaufen, ein bisschen lädelen und Leute beobachten. Vor manchen Läden sehen
wir Schilder mit der Aufschrift: Layby`s accepted. Was soviel heisst, dass man sich die Ware nach einer
Anzahlung für 3 Monate zurücklegen lassen kann. Und das gilt nicht nur für grosse, teure Anschaffungen,
sondern z. B. auch für Kleidungsstücke. Ich sah eine junge Frau, die in einem wirklich preiswerten Laden
Kleidung anprobierte und sich dann nach Bezahlung einer Anzahlung diese Kleider zurücklegen liess- für
uns praktisch undenkbar.
27.11.02
Noch einmal ein Strandtag, super Wetter, wenig Wind und tolles Meer!
Leider, leider unser letzter Tag hier. Am Abend waren wir ziemlich kaputt von der Sonne und wollten nicht
mehr wir zum Abendessen fahren. Also besuchten wir ein Restaurant gerade unterhalb des Hügels auf dem
wir wohnten. Das war ein besonderes Erlebnis- die Chefin ist Russin und hätte besser in ein Ballett gepasst
als in ein Restaurant- sie ist wie ein sterbender Schwan hin und her geflattert- während ihr Mann versucht
hat, zu kochen. Wir waren froh, als wir nach einem matschigen Knoblauchbrot und ungewürztem Fisch
diese (un)gastliche Stätte wieder verlassen konnten und wollten uns nun woanders ein feines Dessert
gönnen, was nun aber leider auch in dem zweiten Restaurant in diesem Dorf nicht möglich war. Wir sassen
auf der Terrasse und warteten auf Bedienung, wir wurden auch angesprochen aber nie nach unseren
Wünschen gefragt. Wir waren die einzigen auf der Terrasse, drinnen waren aber noch einige Gäste, aber
als die Chefin das Licht im Lokal herunter drehte gaben wir die Hoffnung auf und so gingen wir „nach
Hause“. Von Marty bekamen wir noch einen Kaffee und konnten noch ein wenig plaudern, so dass wir
ziemlich spät ins Bett kamen.
28.11.02
Wieder einmal Abschied der schwerfällt. Aber was soll`s, auf zu Neuem! Wir fahren nun in Richtung
Gansbaai, wo wir eine Woche in dem Haus von Mathia und Walter am Pearlybeach bleiben werden.
Unterwegs besuchen wir in Albertinia eine Aloe Vera Factory. Von der ganzen Pflanze werden nur die
Blätter gebraucht, sie werden ausgekocht, bis eine Art Sirup entsteht. Was nicht sofort zu Cremes
verarbeitet wird abgekühlt, so dass es eine ganz harte durchsichtig rote Masse wird. Wie es weitergeht mit
der Herstellung von allerlei Spezialitäten wird natürlich nicht verraten. Der Aloeextrakt scheint ein
Allerweltsmittel zu sein. Es wird nicht nur für Kosmetika verwendet, es soll auch als Schlankheitskur,
Wundsalbe und Antidepressiva und vieles mehr wirken. Am späteren Nachmittag kommen wir in
Pearlybeach an. Das Wetter ist bewölkt und es geht ein kühler und stürmischer Wind. Wir rufen Walter an
und er bringt uns zum Haus. Zum Meer müssen wir nur einen kurzen Weg entlang und über eine Düne
laufen. Aber heute nicht mehr. Wir fahren nach Gansbaai zum Abendessen, wo wir natürlich gleich gefragt
werden woher wir kommen, usw. Der Restaurantbesitzer will uns gleich ein Haus verkaufen und wie wir
später erfahren hat er Walther und Mathia auch das Häuschen in Pearlybeach vermittelt. Im Restaurant
Gansegat isst Emanuel die bisher besten Pommesfries des südlichen Afrikas. Normalerweise erhält man die
Kartoffeln als kleine Eisenbahnschwellen geschnitten und sie sind matschig und öltriefend.
29.11.02
Heute wollen wir uns in De Keldars, ein Nachbarort von Gansbaai mit Mathia treffen. Leider sind wir etwas
verspätet und wir verpassen sie, dafür können wir vom „Cafe on the Rocks“ aus, das an der Steilküste liegt,
sechs Wal-Mütter mit ihren Kälbern beobachten. Es sind riesige Viecher die eine ziemliche Show abziehen,
wir hatten jedenfalls das Gefühl sie würden uns auch beobachten und uns mit Bauch- und Schwanzflosse
zuwinken. Später fahren wir noch nach Hermanus, das ist der Hauptort der Region Overberg.
30.11.02
Es ist wieder mal Zeit das Tagebuch in unserer Homepage auf den neusten Stand zu bringen. Gestern
haben wir in Gansbaai ein Internetcafe gesehen. Also, nichts als hin ist ja nur 35 Kilometer, nur ein
Katzensprung. Leider ist in diesem Fotoladen nur eine ziemliche lahme Kiste mit Windows 98 und einer
mühsamen Maus die einem den letzten Nerv raubt. Zuerst reagiert sie nicht und dann springt sie über den
ganzen Bildschirm. Unseren externen Harddisk auf dem sich die neusten Dateien befinden erkennt das
Betriebsystem aber ohne Treiber geht nichts. Kein Problem laden wir den halt runter und installieren ihn.
Schön wär’s mit einer Übertragungsrate von 13Kb dauert es etwas lange, aber die ZIP-Datei kann nicht
entpackt werden, da das entsprechende Programm auf dem Gerät nicht installiert ist. WINZIP runter
zuladen brechen wir nach 5 Minuten ab da bis dahin noch nicht einmal 1 Prozent durch sind. Wir brechen
die Übung ab und fahren ins nahe gelegene Hermanus, nur 40 Kilometer, wo wir gestern zwei Intercafes
gesehen haben. Wir hoffen das diese etwas besser eingerichtet sind. Es ist zwar auch Windows 98 drauf
aber wenigstens ist Winzip schon vorhanden. Also können wir den Treiber den wir auf Diskette von
Gansbaai mitgenommen haben. Sofort installieren. So jetzt können wir endlich die neusten Dateien
uploaden, vor allem die Datei mit den neusten Tagebucheintragungen, damit ihr unsere neusten
Abenteuer lesen könnt. Aber gerade bei dieser Datei bricht die Übertragung ab. Beim dritten Versuch
kommt die Mitteilung „Disk full“. So nun sind also die 10Mb voll die wir von GMX zur Verfügung haben. Als
löschen wir ein Foto das 116Kb braucht und nun funktioniert es doch noch. Da seht ihr mal was wir so alles
unternehmen damit Ihr und die Homepage auf dem neusten Stand ist.
Nun müssen wir aber die 75 Kilometer wider schleunigst zurück fahren denn wir sind bei Mathia und
Walther zum Essen eingeladen. Die Begrüssung mit Mathia fiel ungeheuer herzlich aus, Walter hatten wir
ja schon gesehen. Es war wirklich wie bei alten guten Freunden. Mathia hatte sich mit dem Essen viel
Mühe gemacht, sie hatten extra eine Ente geschlachtet! Und es war ein toller Nachmittag, es wurde erzählt
und erzählt, wir merkten gar nicht, wie die Zeit verging. Wir verabschiedeten uns und freuten uns schon
auf den nächsten Tag.
1.12.02
Heute ist Sonntag und wir sind schon am Morgen mit Schweglers verabredet, weil wir mit Walter und
seinem Enkel David (5) eine Wanderung über seine Farm machen wollen. Weil es gegen Mittag wieder sehr
heiss werden kann, gehen wir bereits kurz nach neun, mit festen Schuhen und Rucksack ausgerüstet, los.
Es ist ein anständiger Marsch, bei dem wir 200 m Höhendifferenz überwinden müssen. Wir gehen durch
unwegsames Gelände, wo kein Lüftchen sich bewegt und haben vom höchsten Punkt aus einen
wunderbaren Überblick über die ganze Farm. Viele der verschiedenen Proteen blühen noch und Walter ist
ein guter und interessanter Führer. Nach fast drei Stunden sind wir wieder zurück beim Haus. David ist
total erledigt, er mag nicht mal mehr essen, sondern fällt gleich ins Bett. Wir geniessen noch ein paar
gemütliche Stunden in äusserst angenehmer Gesellschaft bevor auch wir, müde, zwar nicht gerade ins Bett
fallen, aber uns verabschieden. Auf dem Rückweg fahren wir bei „unseren“ Walen vorbei, die sich- so hat
man den Eindruck, genüsslich vor Publikum „produzieren“.
2.12.02
Diesen Morgen ist wieder mal ein Strandlauf angesagt. Es ist windig und der Himmel zeigt sich nicht von
seiner allerschönsten Seite. Nachher fahren wir wieder einmal nach Hermanus, wo Christine in Hubbart`s
Cupboard drei supertolle T-Shirts erstehe. Emanuel möchte den Watchman, der auf dem Parkplatz unser
Auto „bewacht“ fotografieren. Der ist ganz begeistert von der Idee und stellt sich ganz stolz in Positur.
Seine Plastiktasche mit seinen Habseligkeiten versteckt er unter unserem Auto. Natürlich erhält er einen
Extrabonus und als er dann noch das Foto gleich auf der Digitalkamera ansehen kann ist er total begeistert
und erzählt gleich seinen Kollegen davon. Dann machen wir uns auf den Weg die Küste entlang Richtung
Gordons Bay. In Bettys Bay fahren wir durch die Ortschaft und sehen zwei ganz spezielle Häuser, die
aussehen wie Iglus oder man könnte auch sagen dass sie aussehen wie die Behausungen von
Ausserirdischen. Undenkbar, dass solche aussergewöhnlichen Häuser in Siedlungen zu Hause stehen
könnten. Wir besuchen die Pinguine am Stony Point. Es ist dort nicht so schön wie in der Pinguinkolonie in
Bolder. Es ist eingezäunt und man kann nicht so nahe an die Tiere heran. Wir fahren abseits der
Hauptstrasse und landen plötzlich frontal vor einer riesigen Düne, die uns zum Umkehren zwingt. Wir
fahren noch ein Stück Richtung Gordons Bay und sind fasziniert von der wunderschönen Küstenlandschaft.
Da wir heute Abend ein Braai machen wollen, machen wir uns auf den Rückweg. Wir müssen noch ein
wenig Fleisch und Boerewoers einkaufen und die Läden schliessen schon um 5 Uhr.
3.12.02
Bei unserem Strandlauf finden wir ein paar grosse wunderschöne Muscheln. Emanuel geht heute sogar
einmal ganz ins Wasser, Christine versuchst auch, aber es bleibt beim Versuch. Kein Vergleich mit
Moselbai!
Heute nachmittag sind wir mit Mathia in Elim verabredet. Es ist ein kleines Missionsdorf, das 1824 von der
Moravian Mission gegründet wurde und nach einer biblischen Oase benannt wurde. Es besteht zur
Hauptsache aus einer Hauptstrasse, die von kleinen Cottages in mehr oder weniger gutem Zustand
gesäumt wird. An deren Ende steht die Kirche, innen und aussen ganz in weiss. In dem Kirchturm, den wir
mit einer Führung besteigen durften, ist die älteste intakte Turmuhr (1764) in Südafrika. Sie kommt
übrigens aus Dresden. Nach diesem interessanten Nachmittag wollten wir uns mit Walter treffen, um in
Hermanus Essen zu gehen. Aber gerade als wir wegfahren wollten, gab bei unserem Auto der Keilriemen,
der die Lichtmaschine antreibt Geist auf. Wir schafften gerade noch den Weg nach Gansbaai, wo wir in
einer Garage an der Totaltankstelle noch rasche Hilfe bekamen. Der Abend in einem Fischrestaurant in
Hermanus war noch einmal sehr gemütlich, wenn sich auch ein bisschen Abschiedsschmerz bemerkbar
machte. Morgen gehen wir weiter.
4.12.02
Noch ein letztes Mal ein kurzer Morgenlauf am Pearlybeach. Dann wieder mal packen, Schlüssel abgeben
und auf geht`s zum nächsten Ort. Wir fahren über Hermanus wieder die schöne Küstenstrasse über
Gordons Bay, Somerset West nach Stellenbosch. In Hermanus steigen wir noch mal aus und schauen, ob
wir ein letztes Mal Wale sehen. Die Tiere sind nicht hier, dafür aber der Walecryer, der mit einem Horn die
Touristen darauf aufmerksam macht, wo es Wale hat. Er lässt sich gern fotografieren, natürlich gegen eine
kleine „Gage“. In Gordons Bay machen wir einen Badehalt. Das Meer ist hier angenehm, der Strand sehr
schön und es hat nicht so viele Leute. In Stellenbosch müssen wir das Auto umtauschen, es hat doch durch
die vielen Km auf Namibias Pisten etwas gelitten. Als wir durch Stellenbosch fahren kommen alte
Erinnerungen auf von unserer letzten Reise hierher. Es ist ein gutes Gefühl.
Nachdem wir unser ganzes Gepäck in einen Toyota Condor verstaut haben, fahren wir zur Mont Destin
Weinfarm zwischen Stellenbosch und Paarl inmitten der Winelands. Wir haben einen richtig spektakulären
Ausblick auf die Landschaft voller Weinberge in jeder Richtung. Wir beziehen ein tolles Zimmer und wollen
es uns danach am Pool gemütlich machen. Dort treffen wir (leider) auf eine Gruppe Ärzte aus Deutschland
mit ihren Frauen und so wird es leider nicht richtig gemütlich. Zudem sind es Golfer und reden nur von
Ihrem Hobby und Beruf, da werden sogar die Patientennamen erwähnt, soviel zum Berufsgeheimnis. Also
fahren wir wieder nach Stellenbosch zum Abendessen und schlendern noch ein wenig in der Stadt herum,
und fallen dann recht müde in unser tolles Bett in unserem tollen Zimmer.
5.12.02
Auch dieser Ort wäre es wert, länger zu bleiben- aber heute fahren wir nach Bloubergstrand in die Sunset
Lodge, zu Silvia und John, wo wir auch schon auf unserer letzten Reise gewohnt haben. Wir beziehen sogar
das gleiche Zimmer- allerdings nur für eine Nacht, dann müssen wir zügeln. Aber das sind wir ja gewöhnt.
Wir gehen noch ein bisschen an den Strand und schauen den Surfern zu, die dort mit ihren Brettern und
Drachen wahre Kunststücke zeigen. Zum Baden ist das Wasser leider zu kalt und zum Sonnenbaden weht
ein ungemütlicher Wind, so dass uns der Sand um die Ohren fliegt. Aber all das stört uns überhaupt nicht,
wir sind einfach froh, da zu sein. Zum Abendessen reservieren wir in einem von Silvia empfohlenen
Restaurant und als wir dort hinkommen, sind gerade zwei Servierdamen damit beschäftigt, einen Tisch von
der Terrasse in das Restaurant zu bringen. Sie versuchen es zumindest- aber es klappt nicht, weil sie den
Tisch gerade hineintragen wollen und so ist er breiter als die Tür! Emmanuel hat ganz souverän den Tisch
gepackt, gedreht und mir nichts- dir nichts war er drin. Das hat ihm die Bewunderung der gesamten
Restaurantcrew eingetragen- er wurde den ganzen Abend immer wieder darauf angesprochen! Hier gibt es
das 1 1/2 Kilo Steak, wer das aufisst dessen Name wird auf einer Tafel eingraviert. Wir versuchen es schon
gar nicht und lassen es bei einem ganz normalen 300g Straussenfilet plus Beilagen bewenden- aber das ist
geradezu hervorragend.
6.12.02
Heute steht Kapstadt auf dem Programm. Es ist schon sehr heiss als wir wegfahren. In der Stadt dann ist es
fast unerträglich. Als erstes muss etwas zu trinken her. So ausgerüstet können wir uns dann der Faszination
dieser Stadt hingeben. Wir besuchen den Greenmarket Square, ein afrikanischer Handwerk-, Kunst und
Krempelmarkt. Dort brodelt es nur so vor Leben und wir setzen uns in ein Straßenkaffe und beobachten. Es
hat jede menge Leute, die Musik machen, singen oder irgendeine Art Performance zeigen. Besonderen
Eindruck macht eine Gruppe Männer, die mit Xylophonen Gospelsänger begleiten. Der Hauptsänger ist ein
verkrüppelter junger Mann im Rollstuhl mit einer Stimme, die auch uns die Tränen in die Augen treibt. Von
hier aus erkunden wir weiter die Stadt. Wir sehen immer wieder bettelnde Strassenkinder, bei einigen
haben wir den Eindruck das sie als Band Taschendiebstahl betreiben. Emanuel wird auch von einem
Schwarzen vor den Picpockets gewarnt. Zufällig kommen wir an eine Touristen Information vorbei und
erkundigen uns nach einer geführten Township Tour, wir buchen eine Rundfahrt für Morgen.. Wir laufen
fast in eine Filmkulisse- hier sind Filmleute am Drehen einer Szene. In Kapstadt werden wegen des idealen
Wetters und der tiefen Kosten viele Videoclips gedreht. Wir gehen durch die eichengesäumte
Gouvernment Avenue, und den Company`s Garden, einen Park im Regierungsviertel. Hier steht unter
anderem das Denkmal von Cecil Rhodes, dem Begründer von Rhodesien, dem heutigen Simbabwe. Er hat
auch 1880 die Diamantenminen Gesellschaft De Beers gegründet, dank dem damit gemachtem Vermögen
hatte er sehr starken Einfluss auf die Entwicklung des Landes. Am Eingang vor einer Kirche singt und tanzt
eine Gruppe Schulkinder. Sie singen auch Weihnachtslieder und da wird uns wieder bewusst, dass heute
der 6. Dezember und zu Hause Nikolaustag ist. Hier besuchen wir dann das südafrikanische
Nationalmuseum. Es gibt viel Kunst, die, so sehen zumindest wir es, Vergangenheitsaufarbeitung ist. Es gibt
auch eine sehr düstere Videoinstallation die uns an Orwell's 1984 erinnert und wir sind froh, wieder an die
helle, warme Sonne zu kommen. Am Ausgang des Parks laufen wir direkt auf den Eingang des Mount
Nelson Hotels zu. Und natürlich lassen es wir uns nicht nehmen, dort einzukehren und auf der Terrasse
einen Kaffe zu trinken. Wir bezahlen dafür fast soviel wie für ein einfaches Abendessen in einem normalen
Restaurant. Aber natürlich ist dort auch ein besonderes Publikum. Wir können Leute beobachten, die sehr
wichtig zu sein scheinen, und kommen mit einem Bodygard ins Gespräch, der aussieht wie im FilmSchwarz ! Kleider, Mensch und Sonnenbrille ungeheuer auffällig unauffällig! Allmählich wird es uns zu heiss
und wir beschliessen an die Waterfront zu fahren. Auch dort viele Leute und aber ein angenehmes
Lüftchen vom Meer. Wir treffen eine Gruppe junger Leute, die im vergangenen Jahr dort aufgetreten sind
und sie freuen sich, dass wir uns an sie erinnern. Wir finden auch den Maler wieder, von dem wir auf
unserer letzten Reise ein Bild kauften- was wir auch diesmal tun. Er ist inzwischen teurer geworden, aber
auch bekannter. Wir tauschen E-Mail-Adressen aus und er verspricht, sich zu melden, wenn er nach Europa
kommt.... Und so „saugen“ wir alles ein, was dort geboten wird- Musik, Tanz, Theater, Gesang. Es ist
einfach faszinierend! Wir fahren erst zurück, als es schon dunkel ist.
7.12.02
Natürlich müssen wir auch in Bloubergstrand nicht auf unseren morgendlichen beachwalk verzichten. Wir
wagen wieder einen Versuch mit dem Wasser, es bleibt bei einem Versuch. Also beschliessen wir, unser
(Bade-)Glück woanders zu versuchen. Wir wollen nach Gordons Bay. Unterwegs kommt uns in den Sinn,
dass Elke von Seydlitz uns aufgetragen hat, ihre Schwester in Somerset West zu besuchen. Das liegt auf
dem Weg, aber leider können wir sie nicht finden. Aber der Strand dort ist auch sehr schön und das Wasser
hat eine Temperatur in der wir uns wohlfühlen. Wir bleiben bis zum späten Nachmittag – es ist einfach
herrlich!
Am Heimweg ziehen Wolken auf und das Wetter verschlechtert sich, je weiter wir nach Bloubergstrand
kommen. Am Abend gehen wir unangemeldet in ein Restaurant in der Nähe, das „Ons Huisi“ heisst. Hier
erleben wir wieder einmal Gastfreundschaft pur, so persönlich und warm! Wir sitzen lange dort und haben
eigentlich gar keine Lust, zu gehen.
8.12.02
Vorletzter Tag! Sonntag. Heute ist es den ganzen Tag bewölkt seit unserer Ankunft vor 6 Wochen das
erstemal. Um 8:00 Uhr wurden wir von unserem Guide für die Townshiptour abgeholt. Silvia hat extra vor
dem Kirchgang für uns ein frühes Frühstück zurechtgemacht. Wir holen noch ein anderes Paar aus
Deutschland und einen Amerikaner von einem Hotel in Kapstadt ab. Zuerst fuhren wir in das Viertel der
malayischen Muslime oder Kap-Malaien wie man sie heute nennt. Es fällt auf durch ganz bunte Häuser. Als
wir dort durchfuhren, stand zufällig fast vor jedem Haus ein Auto in der passenden Farbe. Anschliessend
geht's zum District 6, oder was davon geblieben ist. Hier wurde ein ganzes Quartier dem Erdboden gleich
gemacht. Der Grund war die Stadtnähe, man wollte die Schwarzen weiter von der City haben und hoffte
sich eine bessere Nutzung des Geländes. Es blieben nur Kirchen und Moscheen stehen. Ausser einigen
wenigen Häusern hat sich wegen den Protestaktionen niemand getraut hier etwas zu bauen.
Das erste Township, das wir besuchen ist Crossroad. Wir werden in eins der barackenähnlichen Gebäude
geführt, die ursprünglich in den Apartheidzeiten als Unterkunft für Männer vom Land gedacht waren, die in
der Stadt Arbeit gesucht haben. Sie durften ihre Familien nicht mitbringen, sondern diese hatten lediglich
kurze Besuchserlaubnis. So bauten sie sich manchmal am Rande der Township primitive Hütten, in denen
dann ganze Familien lebten. Heute wohnen in diesen Häusern nicht mehr allein Männer, sondern mehrere
Familien auf allerkleinstem Raum. Das Wort Intimsphäre hat hier keine Bedeutung. In einem Raum mit drei
mal zwei Betten übereinander schlafen lauter Mitglieder verschiedener Familien. Es gibt noch einen etwas
grösseren Raum mit drei Tischen, das ist die Küche- pro Familie ein Tisch. Sanitäre Anlagen gibt es zwar....
Die Menschen dort sind nicht traurig. Sie zeigen uns ganz selbstverständlich ihre Habseligkeiten, und sie
sind froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Es laufen Kinder um uns herum, deren Augen wegen eines
Bonbons ins Strahlen geraten. Wir sind ein bisschen beschämt- nicht weils uns besser geht, sondern weil
wir nur kommen um zu sehen und nicht um zu helfen. Zum Glück ist unser Führer hier aufgewachsen und
stellt uns ganz selbstverständlich den Leuten vor, so haben wir wenigstens nicht auch noch das Gefühl
neugierige Eindringlinge zu sein.
Von hier aus geht es weiter nach Guguleto. Hier besichtigen wir ein Töpferprojekt. Junge Menschen
erhalten eine Ausbildung im Töpfern und die wirklich wunderschönenen Sachen werden dann überall hin
verkauft. Als wir aus der Töpferei kommen, sehen wir eine Menge sonntäglich gekleideter Menschen, die
zu einem Gemeinschaftsraum der Schule gehen. Die deutsche Frau, die noch mit dabei ist, und ich gehen
etwas unentschlossen in die gleiche Richtung. Da kommt uns eine Afrikanerin entgegen, stellt sich vor und
erklärt, dass heute ein wichtiger Mann aus der Kirchgemeinde predigen würde und wir sollten doch ruhig
mitkommen. Das machen wir auch und so werden wir in dem Kirchenraum von vielen Leuten begrüsst und
wir dürfen wir eine Weile dem frohen mitreissendem Gesang der schwarzen Gemeinde lauschen. Dann
finden uns endlich unsere Männer, die von unseren „Abwegen“ nichts wussten und uns suchten.Übrigens
gibt es in allen Townships mehrere Schulen verschiedener Stufen bis hin zur Hochschule. Die dritte Etappe
auf dieser Tour ist das grösste Township in der Kapregion- Khayelitsha. Hier leben auf knapp 34 km2 über
eine Million Menschen. Wir besuchen eine Frau, die mit ihren Kindern hier in einem Haus wohnt, das erst
vor wenigen Jahren an die Stromversorgung angeschlossen worden ist. Zum Schluss gehen wir noch in ein
Shebeen- eine Kneipe. Hier sitzen ein paar arbeitslose Männer herum, die uns sehr freundlich begrüssen.
Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 60%. Die Wirtin dieses Etablissements zeigt uns auch noch den Rest ihres
Hauses. Dann geht es zurück nach Bloubergstrand. Unterwegs lassen wir alle Eindrücke nochmals an uns
vorbeiziehen. Unser Guide beantwortet noch ein paar Fragen. Wir sind stark beeindruckt und wir werden
diesen Ausflug nicht so schnell vergessen.
Das Wetter ist eher unfreundlich und wir haben keine Lust im Haus zu bleiben. Wir fahren zum Canal Walk,
einer ungeheuren Shopping Mall. Hier kann man problemlos Stunden verbringen. Weil Kleider hier so
enorm billig sind möchten wir doch immer wieder etwas schönes kaufen- aber unser Gepäck ist sowieso
schon übervoll. Heute Abend müssen wir noch unsere Koffer packen...
9.12.02
Das letzte Frühstück bei Silvia. Wir geniessen es so richtig. Unser Flug nach Johburg geht erst um halb vier
am Nachmittag und so haben wir noch Zeit unsere Koffer zu packen. Dass nicht alles hineingeht haben wir
schon bald festgestellt und so machen wir noch zwei grosse Pakete. Als wir damit fertig sind,
verabschieden wir uns. Im vergangenen Jahr haben wir einen Sonnenschirm bei Silvia gelassen, der uns
auch diesmal gute Dienste am Strand geleistet hat- dieses Jahr kommt noch eine Kühlbox dazu! Sozusagen
als Versprechen wieder zu kommen. Der Abschied fällt uns auch nicht ganz so schwer. Irgendwie haben wir
das Gefühl, nicht das letzte Mal dagewesen zu sein. Wir bringen unsere Pakete zur Post und fahren noch
ein wenig um Kapstadt herum bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen. Die Abgabe des Autos
dauert nicht so lange wie wir eingeplant hatten und darum gehen wir erst mal unser Gepäck loswerden.
Beim Einchecken fragt man uns, ob wir eine Maschine früher nehmen wollen, also jetzt gleich abfliegen.
Aber sicher wollen wir das. Nur das Telefon müssen wir noch loswerden. Also rennt Emanuel an den
Schalter und Christine wartet vor der Passkontrolle. Alles sehr gut und so sind wir bereits eine Stunde
früher in Johburg. Dieser Flughafen ist enorm kurzweilig. Hier gibt es noch tolle Geschäfte, durch die man
bummeln kann und Restaurants, um die letzten Rand noch loszuwerden. Als unser Flug dann aufgerufen
wird, ist uns doch ein bisschen komisch zu Mute. Wir fahren mit dem Bus zur Maschine – es ist schön warm
draussen.
10.12.02
Landung morgens um 8:00 Uhr in Zürich. Es ist kalt bei -3 grad und es schneit!!! Christine hat nur einen
Anorak ohne warmes Futter, aber wenigstens einen Pullover, Emanuel war voraussehender und hat sein
Anorakfutter mitgenommen. Frierend holen wir unsere Koffer schauen nach einer Zugverbindung und
fahren im Speisewagen etwas Warmes trinkend nach Hause. Hier stellen wir unsere Koffer ab, schauen uns
an und fragen uns- was machen wir eigentlich hier??? Die Antwort hatten wir zwei Tage später, da
mussten wir nämlich wieder arbeiten. Der Alltag hat uns wieder fest im Griff.
Aber wir träumen bereits von unserer nächsten Reise ins südliche Afrika, bald...
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