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Wachstum - Wohlstand - Lebensqualität
01. Oktober 2014
Konzerthaus Freiburg
Dr. Peter Göpfrich
Geschäftsführer der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer
Masdar City - Die Öko-Stadt in Abu Dhabi
Im Jahre 2006 ließ die Regierung des erdölreichen Golfemirates Abu Dhabi einen
kühnen Plan verkünden: Man werde ca. 30 km von der Hauptstadt entfernt eine vollkommen CO2-freie Öko-Stadt bauen, Masdar City, die nicht weniger sein solle als
die ultimative Stadt der Zukunft, ein Vorbild für die Welt.
Den Strom wolle man komplett aus erneuerbaren Energien beziehen, mit 80 % weniger Wasserverbrauch als herkömmliche Städte und den Abfall werde man komplett
recyceln. Masdar City werde vollkommen autofrei sein, elektrisch betriebene, automatische Transportkabinen sollten stattdessen den Personen-und Güterverkehr abdecken. Gebäude, grüne Parks und Wasseranlagen sollen das Wüstenklima mit ausgeklügelter Architektur kühl und angenehm halten und dabei ganz ohne fossile
Grundstoffe auskommen. Die Energie soll von Solar- und Windanlagen geliefert werden. Was übrig bleibt, solle ins Stromnetz gespeist werden für andere Städte. Namhafte Ingenieure und Stadtplaner, wie der Stararchitekt Norman Foster wurden angeheuert, um diese futuristische lebensfreundliche Musterstadt für 50.000 Menschen
und ca. 40.000 Pendler zu konzipieren. Veranschlagte Kosten: Rund 22 Mrd.USD.
Doch bleibe Abu Dhabi nicht allein auf den Kosten sitzen. Vielmehr sollten die Baukosten teilweise durch den Verkauf von Emissionszertifikaten verifiziert werden, wie
es das Kyoto-Protokoll vorsieht. Auch in Bildung und Forschung sollten Maßstäbe
gesetzt werden. Neben einem hypermodernen Technologiezentrum, das gemeinsam
mit dem renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) eingerichtet wird,
werde auch der Hauptsitz der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien,
IRENA, in Masdar City zuhause sein. Darüber hinaus werde man ein vibrierendes
Unternehmenszentrum schaffen mit ca. 1500 neuen grünen Unternehmen und Startups mit etwa 10.000 neuen Beschäftigten, die 2 % zum Bruttosozialprodukt Abu Dhabi
beitragen sollen.
Einige Jahre später zeigt jedoch ein „Reality-Check“, dass die Erwartungen und Ankündigungen bisher nur ansatzweise erreicht wurden. Nicht zuletzt auf Grund der
weltweiten Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009, die auch ganz besonders das
Schwesteremirat Dubai beutelte und Abu Dhabi zwang, Finanzspritzen in erheblicher
Größenordnung nach Dubai zu pumpen. Damit wurden Ausgaben und Investitionen
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01. Oktober 2014
Konzerthaus Freiburg
in anderen Projekten, wie etwa eben auch Masdar, zurückgestellt. Die ursprünglichen
Pläne wurden modifiziert und reduziert. So wurde bereits 2010 die Vollendung des
Projektes Masdar City um etwa 10 Jahre auf 2025 verschoben, momentan gibt man
offiziell gar keinen genauen Abschlusstermin an, sondern spricht lieber von einem
„Project in Progress“.
Dies ist Wasser auf die Mühlen der zahlreichen scharfen Kritiker von Masdar. Nicht
selten dieselben, die Masdar zu Anfang euphorisch anpriesen und von denen einige
behaupten, Masdar sei eigentlich nichts anderes als „eine große Show“, ein Marketing- und Medienprojekt, mit dem die reichen Scheichs ihr Image in der Welt aufbessern und zusätzlich die Tatsache verschleiern und beschönigen wollten, dass Abu
Dhabi verschwenderisch mit Energie umgeht und den höchsten „ökologischen Fußabdruck“ der Welt hat.
Doch eine solche Kritik ist überzogen und wird den Tatsachen nicht gerecht. Zwar
sind die ursprünglich avisierten Zahlen noch bei weitem nicht erreicht. So z.B. bei
Einwohnern, Pendlern, Studenten, Startup-Unternehmen und von den ökologischen
und Nachhaltigkeits-Parametern ganz zu schweigen. Aber es geht in allem vorwärts,
wenn auch langsamer als geplant. Inzwischen sind sogar schon die ersten Patente
angemeldet, ist IRENA vor Ort und hat etwa auch die Firma Siemens ihr regionales
Hauptquartier in Masdar City bezogen.
Doch die wichtigsten Projekte, die von Masdar City ausgingen, liegen weit weg von
der Stadt. Eine zweistündige Autoreise von Masdar entfernt liegt Shams 1, die größte
Solaranlage im Nahen Osten, welche 600 Millionen USD kostete. Und dies ist nur
eines von verschiedenen Projekten, die Masdar in die Welt gesetzt hat. Das Kapital
kommt von einem Investor von Masdar, dem Sovereign Wealth Fund Mubadala, der
auch die größte Solaranlage in Afrika in Mauretanien finanziert hat. Dann gibt es die
Anlage Gemasolar in Spanien und auch ein Investment von 20 % in den größten
Windpark der Welt (London Array), 20 km weg von der Küste von Essex.
Wichtiger noch als diese Projekte erscheint Befürwortern von Masdar jedoch die
Tatsache, dass mit Masdar City erstmals das Bewusstsein in diesem Teil der Welt für
erneuerbare Energien geweckt worden ist und Nachhaltigkeit inzwischen nicht nur ein
geflügeltes Wort ist, sondern Eingang in viele Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft in den Golfstaaten gefunden hat.
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