Barbara van Melle (Journalistin, Slow-Food-Aktivistin)

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miele//stuben21:gespräch
HEIMAT versus ZUHAUSE – Ein Aufbruch ins Offene
Österreich im Trachten-Fieber, Oktoberfeste berauschen das Land, der Heimat
große Söhne werden von sogenannten Volks-Musikanten inbrünstig besungen –
und vor unserer Tür sind schutzlose Heimatvertriebene auf der Suche nach einem
neuen Zuhause.
Heimat. Der neue – und gleichzeitig ewige wie gestrige – Kampfbegriff. Das eigene
„Zuhause“ wird zum ultimativen Identifikationsmodell. Wer eines hat, gehört dazu.
Wer keines (mehr) hat, bleibt draußen. Heimat wird von innen für innen definiert.
Und doch: Gerade die Kulinarik, die Welt der Gerüche, der Geschmäcker, der Töpfe
und Küchen verzaubert uns immer wieder und lockt uns ins Neue, ins Offene und
Unbekannte. In jeder österreichischen Kleinstadt gibt’s „einen Italiener“, mittags
geht man „zum Chinesen“ und selbst „das Kebap“ gibt’s schon am heiligen Wiener
Würstlstand.
Fremde Küche – ja, aber Fremde im eigenen Land – nein?!
Wie sehr kann man „zu Hause sein, auch ohne Heimat? Oder anders: Bleibt das
eigene Zuhause, die „kleine Heimat“ also, die „letzte (europäische) Utopie, die der
Globalisierung Stand zu halten verspricht“, wie es die Autorin und Feuilleton-Redakteurin
der ZEIT Iris Radisch formuliert?
„In fremder Küche eine neue Heimat finden“
Hanni Rützler (futurefood studio, Ernährungswissenschafterin):
Heimat ist heute wieder zu einem politischen Kampfbegriff geworden. Für mich als
Esskultur- und Food-Trend-Forscherin wecken die Begriffe Heimat und Zuhause aber auch
ganz andere Assoziationen. Obwohl wir das Fremde oft nicht gerne in unserer Heimat
haben wollen, holen wir es uns doch gerne nach Hause: in Form von Pizza und Kebap, als
Sushi, Ceviche oder Dim Sum. Man könnte sagen, dass wir Zuhause kosmopolitischer sind
als in der Heimat. Dass wir in kulinarischen Dingenden Aufbruch ins Offene eher wagen als
in sozialen oder politischen Angelegenheiten und uns leichter von Traditionen
emanzipieren, Neues ausprobieren und im zunächst Fremden – etwa in der mediterranen
Küche (die heute vielfach Teilunserer Alltagsküche geworden ist) – sogar eine neue Heimat
finden können.
„Heimat als Menschenrecht auf ein Zuhause“
Univ.-Prof. Dr. Burghart Schmidt (Kulturphilosoph):
Solange Heimat das Menschenrecht auf ein Zuhause meint, muss man das Heimatrecht
vertreten. Aber Heimat ist in der Ideologiegeschichte und ihrer Praxis ein
gefährlicher Begriff samt seinem Bedeutungsfeld. Wie viel Ent-Heimaten, sprich:
Vertreiben, berief sich auf ein Heimatrecht!? Ebenso wie auf der anderen – oder
auch auf derselben Seite – all der Kitsch, der damit getrieben wurde.
„Gerüche und Gerichte bieten auch in der Fremde Heimat“
Barbara van Melle (Journalistin, Slow-Food-Aktivistin):
Heimat bedeutet in einem Land verankert zu sein, das – so wie durch Kultur,
Architektur, Kunst, Wissen, Sprache und Religion – auch durch Kulinarik geprägt ist.
Menschen sind in ihren kulinarischen Erfahrungen verankert, gleich ob sie in
Mexiko mit Tacos, in Afghanistan mit Ghormeh Sabzi, in Japan mit Sushi oder in
Österreich mit Wiener Schnitzel aufwachsen. Wie tief dieser kulinarische Anker
sitzt, kann erfahren, wer Flüchtlingen begegnet, die als Vertriebene in Gerüchen und
Gerichten Erinnerungen an das suchen, was Heimat genannt wird.
Die Vortragenden:
Mag. Hanni Rützler, Ernährungswissenschafterin, Begründerin des „futurefoodstudio“
Univ.-Prof. Dr. Burghart Schmidt, Kulturphilosoph
Barbara van Melle, Journalistin und Slow-Food-Aktivistin
Moderation: Dr. Peter Daniel, Begründer der Design- und Ideenwerkstatt stuben21
(gem. mit Dr. Nicole Horn)
miele//stuben21:gespräche – wenn eine Idee wächst
Ausgangspunkt der miele//stuben21:gespräche ist das von stuben21 (Nicole Horn und
Peter Daniel) entwickelte Konzept der Stubengespräche: eine Weiterentwicklung der
Salonkultur früherer Zeiten, um aktuelle Themen aufzugreifen und in zeitgemäßem
Rahmen zu diskutieren. So bieten Ihnen die miele//stuben21:gespräche außergewöhnliche
Abende, an denen vier Unternehmen – Miele, ewe/intuo, Weitzer Parkett
und stuben21 –, die sich der modernen und dennoch atmosphärischen Gestaltung
des alltäglichen Lebensraumes verschrieben haben, gemeinsame Sache machen.
Gemeinsam suchen wir das Neue und Bessere im Vertrauten.
Gemeinsam ist unseren Produkten, dass sie für Ihren Alltag Top-Lösungen bieten.
Gemeinsam ist unser Anliegen, das Beständige im Wandel der Zeit nicht aus den
Augen zu verlieren.
Die miele//stuben21:gespräche sind der Versuch diesen Gemeinsamkeiten ein Gesicht
und einen Rahmen zu geben. Wir schaffen unsere Version einer „guten Stube“:
einen Ort, an dem die Sehnsucht nach Behaglichkeit und die Erwartungen des
modernen Menschen an Funktionalität kein Widerspruch sind. Einen Ort, an dem
Sie im laufenden Jahr fünf Abende voller interessanter Inputs und spannender
Begegnungen erwarten.
miele//stuben21:gespräche – der nächste Termin:
Dienstag, 25. 11. 2014, 18.30 Uhr · Miele Galerie Wien
WOHNEN, KOCHEN & ESSEN IM MORGEN – Gemeinsam an einem Tisch
Dipl. Designer (FH) Andreas Enslin (Leiter des Miele Designcenter, Vizepräsident
des Verbandes Deutscher Industrie Designer e.V.),
Mag. Andreas Reiter (Zukunftsforscher),
Dr. Wolfgang Reiter (Kulturwissenschafter),
Mag. Hanni Rützler (futurefoodstudio,Ernährungswissenschafterin)
Moderation: Dr. Peter Daniel (stuben21)
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