Widerstandsformen - Universität Hildesheim

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Widerstand
in Organisationen
Stephan Wolff
MOS Sommersemester 2006
Ein Lob auf die Widerständigkeit
Ausrichtung
spezifisch
allgemein
geregelt
Zuständigkeit
Hierarchie
Konflikt
naturwüchsig
Mikropolitik
Widerstand
Organisiertheit
Abbildung:
Verortung von Widerstand relativ zu anderen Formen
organisatorischer Auseinandersetzung
Widerstand in Organisationen

Lern- und Entwicklungsverhinderungen sind allgegenwärtige Phänomene in
Organisationen

Führungskräften und Berater empfinden diese Widerstände oft als ärgerlich,
irrational und persönlich motiviert. Entsprechend versuchen sie gewöhnlich
Widerstände zu eliminieren oder durch geschickte Schachzüge zu umgehen

Die Veranstaltung versucht eine „Ehrenrettung“ von Widerständen

These: Organisationen müssen in der Lage sein sich Lern- und
Veränderungsansinnen zu widersetzen, d.h. Widerständigkeit zu kultivieren

Eine kompetente Organisation ist eine Organisation, die etwas kann, worauf sie auch
angesichts der überzeugendsten Versuche, sie lernfähig zu machen, nicht verzichten
will.
 Sie weigert sich daher zu verlernen, was sie bereits kann. Deswegen bemisst sich
ihr Erfolg nicht zuletzt daran nicht zu lernen bzw. sich entsprechenden Zumutungen
gekonnt zu widersetzen.
 Andauerndes Lernen und stetige Veränderung sind keineswegs grundsätzlich
positive Eigenschaften von Organisationen und ihren Mitgliedern.
Sichtweisen auf Widerstand

Das Spannungsverhältnis von Entwicklung/Lernen und Widerstand
soll vor dem Hintergrund der spezifischen Sicht und der praktischer
Erfahrungen ausgewählter Gastreferenten behandelt werden

Unternehmensberater:
Herr Dr. Siepe (Geschäftsführer, DIE TRAINER, Hildesheim)

Gewerkschafter:
Herr Denia (Vorsitzender VERDI, Niedersachsen)

Psychoanalytiker:
Herr Prof. Dr. Michael Buchholz, Göttingen (Forschungsleiter der
Sigmund-Freud-Universität in Wien)
Ablaufplan
1.
Termin: 07. Mai 2006 (9.00 - 12.30 Uhr)
Einführung
 Austausch: Erfahrungen mit und Taktiken gegen Widerstände
 Input: Grundlegendes zum Widerstand
 Übung: Defensive Routinen
2. Termin: 17.Juni 2006
Gastreferent: Prof. Dr. Michael Buchholz:
Widerstand aus Sicht eines Psychoanalytikers
3. Termin: 2. Juli 2006
Gastreferent: Dr. Albert Siepe
Widerstand aus der Sicht eines Organisationsberaters
4. Termin: 23.9.2006
Gastreferent: Herr Denia (Vorsitzender Verdi, Niedersachsen)
Gewerkschaftliches Handeln in Betrieben - Motor, Blockade oder
Gestaltung?
Hausarbeiten

Zwei-Spalten- Übung über mindestens 2 Seiten und
Reflexion (insgesamt 5 Seiten)
 1 Punkt

Formulierung je zweier „Kritischer Ereignisse“ eines
erfolgreichen bzw. missglückten Umgangs mit
Widerständen (insgesamt etwa 10 Seiten)
 3 Punkte
Austausch
Beim Wort ‚Widerstand‘
denke ich spontan an …
Einführung: Widerstand in Organisationen
Charakter der Veranstaltung


Suchbewegung und Reflexion entsprechend dem 4. Semester
Akzent auf der anderen Seite einer „Veränderung auf Biegen und
Brechen“
 Lern- und Entwicklungsverhinderung als allgegenwärtiges Phänomen
Assoziationen bei der Veranstaltungsplanung





Staatsfeinde – oder wie einfache Gesellschaften verhindern, einen
Staat entstehen zu lassen (Clastres)
Evolutionärer Schwellen (positive Wertung von „Neugier“ als
historische Errungenschaft)
Widerstandspunkte: Börse, Infektionen, Gestaltwandel,
Aggregatzustände
Lernmöglichkeit: Bedeutung von Widerstand und
Abwehrmechanismen für die kindliche Identitätsentwicklung
Systemerhaltung:Die Wichtigkeit des Immunsystems für die
Gesundheit
Potlatch-Fest - Nordwestamerikanische Indianer
Evolutionäre Schwelle
Widerstandslinien
Eine typische Definition von Widerstand
„Von Widerstand kann immer dann gesprochen werden,
wenn vorgesehene Entscheidungen oder getroffene Maßnahmen,
die auch bei sorgfältiger Prüfung
als sinnvoll, „logisch“ oder sogar dringend notwendig erscheinen,
aus zunächst nicht ersichtlichen Gründen
bei einzelnen Individuen, bei einzelnen Gruppen oder bei der ganzen Belegschaft
auf diffuse Ablehnung stoßen, nicht unmittelbar nachvollziehbare Bedenken
erzeugen oder durch passives Verhalten unterlaufen werden.“
(Doppler/Lauterburg 1994, S. 202)
Typische Erklärungsmuster, die sich aus dieser
Definition ergeben („Widerstandspyramide“)

Betroffene haben Ziele, Hintergründe oder Motive einer Maßnahme
nicht verstanden

Sie haben zwar verstanden, warum es geht, glauben aber nicht,
was man ihnen sagt

Sie haben verstanden und glauben auch, sie sind aber kognitiv
oder emotional nicht in der Lage, sich zu beteiligen

Sie haben zwar verstanden, und sie glauben auch, was gesagt wird,
und wären auch dazu grundsätzlich in der Lage, aber sie können
oder wollen nicht mitziehen, weil sie sich von den vorgesehenen
Maßnahmen keine positiven Konsequenzen versprechen
Typische Fragen von „Widerstandsdiagnosen“
Wer (mit wem) leistet Widerstand
gegen wen oder welche Veränderung,
aus welchen Gründen und mit welchem Ziel,
wann und auf welcher Ebene,
mit welchen Mitteln/Strategien und
mit welcher (erhofften) Wirkung?
Fördernde
Hemmende
Argumente,
Handlungen
Verhaltensweisen
++
+
Person 1
--
--
Person 2
Person 3
Person 4
Kräftefeldbeobachtung gibt Einsichten über Antriebskräfte und Dynamiken von Veränderungsprozessen
1.
Dieselbe Person/ Gruppe kann gleichzeitig fördernde und hemmende Kräfte mobilisieren
2.
Die Kräftefeldanalyse zeigt, wo wir etwas vermuten und zu wenig wissen
3.
Sie zeigt, welche Akteure den Widerstand verkörpern und besonders einbezogen werden müssen
4.
Es liefert Hinweise auf Allianzen und Seilschaften
5.
Die Kräftefeldbeobachtung ist mehrmals im Laufe von Veränderungsprozessen anzuwenden. Die
Grundfrage kann dann unter Einbeziehung des Machtaspekts erweitert werden.
Kritik an der gängigen Vorstellung von Widerstand

Etwas einen „Widerstand“ zu nennen, ist Ergebnis einer Attribution.

Widerstand wird aus der Perspektive der Vorgesetzten definiert.
Problemformulierung lautet: Widerstände überwinden

Empfehlungen richten sich nur an die Vorgesetzten bzw. betreffen
ausschließlich ihr Vorgehen

Widerstand gegen organisatorische Wandlungs- und Lernprozesse
wird einerseits als unvermeidlich angesehen

Empfehlungen laufen andererseits darauf hinaus, Widerstand wenn
möglich gar nicht aufkommen zu lassen.

Wird Widerstand manifest, wird schnell individualisiert, d.h. man
ruft Psychoanalytiker oder denkt über Entlassung nach

Gängige Vorstellung vom Widerstand vernebelt tatsächliche
Probleme, Interessenunterschiede und Divergenzen
Beispiele für „Killerphrasen“











Das bewirkt das Gegenteil
Das bewirkt nichts
Das zerstört, was wir jetzt haben
In unserer Abteilung ist alles
ganz anders („AGA – Phrase“)
Eigentlich ganz gut, aber lieber
nicht bei uns („not-invented-hereSyndrom“)
Das macht niemand so
Das haben wir schon immer so
gemacht
Das ist zu theoretisch
Das ist empirisch/theoretisch zu
wenig erwiesen
Das ist nicht unser Problem
Das ist zu umständlich










Dafür interessiere ich mich nicht
Das kommt zu spät
Das kommt zu früh, wir sind noch
nicht reif dafür
Das kostet zu viel! Dafür haben
wir die Mittel nicht.
Das wäre schon gut, aber dafür
haben wir keine Zeit
Eigentlich haben wir ja viel
dringendere Probleme
Bei uns will das niemand
Das kommt von außen, ist uns
fremd
Damit kommen wir oben/ in der
Mitte/ unten nie durch
Ich selbst möchte schon, aber ich
glaube nicht, das bei uns
durchgeht
Widerstand gegen Widerstand gegen Widerstand
Widerstandsformen (nach Doppler/Lauterburg)
7 Phasen der Veränderung
7. Integration
2. Ablehnung
6. Erkenntnis
3. Rationale Einsicht
1. Schock/
Überraschung
4. Emotionale
Akzeptanz
Zeit
7 Dynamiken, die Menschen bei Veränderungen erleben

Man kommt sich ungeschickt vor, wird unsicher

Man denkt zuerst an das, was man aufgeben muss

Man fühlt sich allein und verlassen, selbst wenn alle von der Änderung
betroffen sind

Viele grundsätzliche Änderungen auf einmal kann man nicht sehr effektiv
verkraften

Menschen sind in ihrer Bereitschaft, eine Änderung mitzumachen, sehr
verschieden

Man hat Angst, dass einem die nötigen Ressourcen fehlen

Wenn der Änderungsdruck nachlässt, besteht die Gefahr, dass man
dankbar zu den bisherigen Verhaltensweisen und Verfahren zurückkehrt
Zug der Veränderungstypen
Aktive
Blockierer
Bremser
Abwartende
Skeptiker
Aufgeschlossene
Mitmacher
Aktive
Promotoren
Visionäre
Wer macht wann mit?
Angesichts angekündigter Veränderungen stellen sich
die Beteiligten drei Fragen
Kann ich das?
Warum und wozu das Ganze?
Was traue ich mir zu?
Bin ich dem gewachsen?
Welche Erfolgsaussichten habe ich?
Welchen Zweck hat diese Übung?
Was wird dabei verschwiegen?
Wer profitiert eigentlich?
Will ich das?
Was bringt es mir?
Mit was für Leuten habe ich es da zu tun?
Was verliere ich?
Relevante Aspekte von Widerständen
Symptome: Woran zeigt sich ein Widerstand?
(→ Diagnostik)
Mechanismen: Wie funktioniert ein Widerstand?
(→ Defensive Routinen)
Funktionen: Warum gibt es Widerstände?
(→Theorie)
Techniken: Wie geht man Widerstände um?
(→ Intervention)
Übung

Denken Sie an selbst erprobte und als
erfolgreich erlebte Vermeindungsstrategien!

Formulieren Sie Empfehlungen für
organisatorische Widerstandskämpfer!

Präsentieren Sie nach 20 Minuten!
Erprobte Widerstandsformen organisatorischer
Grabenkämpfer


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

Missverstehen des Auftrages!
Auf Dienstanweisungen verweisen!
Nebenschauplätze schaffen!
Viren einschleusen!
Positiv einen drauf setzen!
Begeisterung heucheln!
Dritte vorschieben!
Aussitzen!
Schlichte Argumente fürs Volk!
Gerüchte streuen!
Mitkämpfer suchen!
Koalitionen schmieden!
Im Untergrund bleiben!
Negative Vergleiche heranziehen!
Für sich selbst eine gute Position
suchen!

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
Zeit schinden! Urlaube strecken!
Wissenschaftliche Studien „erfinden“
Mit fliegenden Fahnen alles
überrennen!
Diffuse Protokolle –
Protokolldiskussionen auslösen!
Dummstellen!
Vom Konkreten ins Grundsätzliche
kommen!
Prioritäten festlegen!
Mythen bedienen (internal audit)!
Unwichtige Aufträge erteilen!
Mache einen Plan! Bilde
Lenkungsausschuss!
Sabotage: Aufträge annehmen –
schlechte Ergebnisse liefern!
Sinnlose Diskussionen anstreben!
Bagatellisieren!
Inkompetenz unterstellen!
Mit persönlicher Betroffenheit spielen!
Typisch für Widerstände ist, dass sie
diffus
 andauernd
 kaum auf einzelne Personen und Ursachen
zurechenbar
 in ihren Erscheinungsformen wechselnd
und schwer fassbar und
 relevant in ihren Auswirkungen sind.

Chris Argyris (1923 -)
Auseinanderfallen von offiziellen und tatsächlichen
Handlungstheorien (nach Chris Argyris)
Espoused Theory
Theory in use
Ergreife die Initiative
Verstoße nicht gegen die Regeln
Mache frühzeitig auf Fehler aufmerksam
Man wird dich wegen entstandener
Fehler bestrafen
Denke über das heute hinaus
Die gegenwärtige Leistung entscheidet
über Belohnungen und Bestrafungen
Betrachte die Organisation als Ganzes
Halte dich aus den Angelegenheiten
anderer heraus
Arbeite mit anderen zusammen
Konkurriere mit anderen
Die „zweite Organisation“
Erste und zweite Organisation
•
Die organisatorische Wirklichkeit besteht aus zwei Ebenen
•
Die zweite Organisation steht ‚neben‘ der physischen, beobachtbaren
und kommunizierenden Organisation (Organisation 1). Mitarbeiter
arbeiten immer in „zwei“ Organisationen
•
Wissensschichten aus der 2. Organisation sind der Organisation 1
nicht unmittelbar zugänglich.
•
Unternehmenskulturen der 2. Organisation bleiben unsichtbar, werden
aber unbewusst gelebt und sorgen viel Bewegung.
•
Einbruch der zweiten Wirklichkeit, stößt in Organisationen als
Unverständnis oder erscheint dysfunktional
•
Will man mit den Mitteln der ersten Organisation unbewusstes
Wissen verändern, dann ist die natürliche Reaktion der Widerstand.
Je brisanter und chaotischer das unbewusste Material, desto massiver
die Widerstände.
Defensive Routinen

Zu den Widerständen hinzu kommen als flankierende Maßnahmen:
Vermeidungsstrategien (“defensive routines“; Argyris)

Das sind alle jene Handlungen, die es Individuen ermöglichen,
bedrohliche Szenen und Aufsehen zu vermeiden, die aber
gleichzeitig die Thematisierung oder Beseitigung der Gründe für
diese bedrohlichen Szenen verhindern.

Widerstände und ihre Ursachen werden durch solche
„Abwehrmechanismen“ unsichtbar bzw. unbearbeitbar gemacht,
d.h. chronifiziert.
Abwehrmechanismen

Identifikation: Erhöhung des eigenen Selbstwertgefühls durch
Identifikation mit einer Person oder Institution, die einen höheren
Rang besitzt

Projektion: Übertragung der Missbilligung eigener Unzulänglichkeiten
und Wünschen, die gemeinhin als unmoralisch gelten, auf andere.

Rationalisierung: Man versucht sich dabei einzureden, dass das
eigene Verhalten rational, d.h. verstandesmäßig begründet ist, um
damit dieses Verhalten vor sich und anderen zu rechtfertigen.

Reaktionsbildung: Angstbesetzte Wünsche werden dadurch
vermieden, dass sie quasi in ihr Gegenteil verkehrt werden. Dabei
werden diese gegenteiligen Absichten und Verhaltensweisen so sehr
überbetont, dass sie einen »Schutzwall« gegen den Versuch dienen,
die angstbesetzten Wünsche zu befriedigen.

Regression: Rückzug auf eine frühere Entwicklungsstufe in der
Persönlichkeitsentwicklung mit einfacheren, primitiveren Reaktionen und in
der Regel auch tieferem Anspruchsniveau

Sublimierung: Nicht erfüllte sexuelle Bedürfnisse werden durch derartige
Ersatzhandlungen befriedigt, die von der Gesellschaft akzeptiert sind.

Verdrängung: Das Eindringen unerwünschter und/oder gefährlicher
Impulse in das Bewusstsein wird verhindert, indem diese Impulse vom
Bewusstsein in das Unbewusste abgedrängt werden. Dort können sie
allerdings ohne Wissen des einzelnen zum Motor von so genannten
Ersatzhandlungen oder Vorstellungen werden (Träume, Fehlleistungen)

Verleugnung: Schutz vor Unangenehmem durch die Weigerung, es
überhaupt zur Kenntnis zu nehmen

Verschiebung: Aufgestaute, meist feindselige Gefühle werden auf Objekte
entladen, die weniger gefährlich erscheinen als diejenigen, von denen die
Erregung dieser (feindseligen) Gefühle ursprünglich ausgeht
Defensive Mechanismen in Organisationen

„… die Effektivität der Aktion einer Person wird durch die handlungsleitende
Theorie dieser Person verstanden und definiert .“ (Argyris: Wissen in Aktion
1997: 75).

Solche Aktionstheorien („theories-in-use“)
 werden eher stillschweigend und routinemäßig genutzt
 dienen nicht selten dazu ein habitualisierte Abwehrverhalten in
Organisationen zu stützen
 verhindern, dass sich eine Organisation produktiv verändert und zu einer
lernenden Organisation wird

„Das Abwehrverhalten, das früh im Leben gelernt wird, wird durch die
Organisationskultur verstärkt, die von Menschen geschaffen wird, welche
Ausweich- und Vertuschungsstrategien verfolgen. Diese Strategien sind sehr
dauerhaft, weil sie durch die Normen der Organisationen sanktioniert und
geschützt werden. Wenn es einmal soweit ist, findet es der einzelne ganz
vernünftig, die Organisation für das Abwehrverhalten verantwortlich zu
machen. So entsteht ein sich selbst verstärkender Teufelskreis vom
Individuum zur größeren Einheit und wieder zurück.“
Johari - Fenster
Den anderen nicht bekannt
Den anderen bekannt
Dem Selbst bekannt
Dem Selbst nicht bekannt
I
II
Bereich der
freien Aktivität
Bereich des
blinden Flecks
III
IV
Bereich des
Vermeidens oder
Verbergens
Bereich des
Unbekannten
Quelle:Luft (1972), S.22
OE–Ansätze im Johari-Fenster
Den anderen nicht bekannt
Den anderen bekannt
Dem Selbst bekannt
Dem Selbst nicht bekannt
II
I
•Verhaltensgitter
•Konfrontationstreffen
IV
III
•Survey-Feedback
•Prozessberatung
•Zwei-Spalten-Übung
•System- und
kommunikationstheoretischer Ansatz
• Psychoanalyse
Quelle:Luft (1972), S.22
Übung der zwei Spalten zur Aufdeckung
„defensiver Verhaltensroutinen“

Bestimmen Sie ein drängendes Organisationsproblem - so wie Sie es
sehen

Gesetzt, Sie könnten mit wem Sie wollen darüber sprechen um mit der
Lösung dieses Problems zu beginnen. Wählen Sie diese Person aus.
Notieren Sie kurz Ihre Strategie, mit der Sie in ein solches Gespräch gehen
würden

Teilen Sie eine Seite in zwei Spalten. Auf die rechten Seite schreiben Sie,
wie Sie das Gespräch anfangen würden, also was Sie sagen. Darunter die
vermutete Antwort und Ihre Reaktion darauf usw.. Fahren Sie damit fort bis
Sie etwa 2 Schreibmaschinenseiten voll haben.

Nun vermerken Sie in der linken Spalte bei jeder ihrer Äußerungen die
Ideen und Gefühle, die Sie dabei auf den Lippen oder im Sinn gehabt
haben, aber aus welchen Gründen auch immer nicht kommuniziert haben.

Welche Vermeidungsstrategien haben Sie verwandt? Reflektieren Sie
deren Dynamik und Wirkung
Thesen zu Widerständen

Widerstände sind wichtige Elemente des „tacit knowledge” bzw.
des „kollektiven Unbewussten“ in und von Organisationen“

Widerstände sind wichtige Indikatoren für die Befindlichkeit einer
Organisation

Widerstände reagieren auf paradoxe Zumutungen von guten Taten


Sei selbstständig!
Entscheide selbst, aber nur unter Vorbehalt!
 Organisiere Dich selbst, aber nicht so!

Widerstände sind Teile des Immunsystems von Organisationen

Auftretender Widerstand ist nicht der primäre Grund, warum
Veränderungsversuche scheitern. Es ist die Reaktion auf den
Widerstand, die für die auftretende Probleme verantwortlich ist.
Weick: Widerstand gegen Verlernen alter Routinen

Die entsprechende Aufforderung ist nicht zu verstehen

Es gibt keine eindeutigen Begründungen für Veränderungen

Es fehlt an Vertrauen zu den Initiatoren

Man hat nicht das Gefühl, die Situation wirklich kontrollieren zu können

Man ist nicht erfahren darin, eingespielte Fertigkeitenfallen zu lassen

Es fehlt Erfahrung in kontra-intuitiven Ausweichhandlungen

Alte Werkzeuge wegzugeben, gilt üblicherweise als Fehlverhalten

Da nicht alle mitmachen, entsteht eine negative soziale Dynamik

Man ist überzeugt, dass sich sowieso nicht viel ändern wird

Gewohnte Werkzeuge wegzugeben gefährdet die eigene Identität
Diskussionsfragen

Warum tun sich Organisationsberater so schwer
mit dem Thema Widerstand?

Was bedeutet, mit bzw. am Widerstand
arbeiten?

Was sind Voraussetzungen für die Arbeit am
Widerstand
Fragen zum „Widerstand in Organisationen“

Erläutern Sie den Unterschied zwischen „espoused theories“ und „theories in use“ und
zeigen Sie an Beispielen, wie Chris Argyris diese Unterscheidung für die Praxis der
Organisationsberatung nutzbar macht. Nehmen Sie dazu aus systemischer Sicht kritisch
Stellung.

Pierre Clastres beschreibt eine spezifische Form der „Systemabwehr“ in einfachen
Stammesgesellschaften. Rekonstruieren Sie unter Verwendung von Beispielen seine
Argumentation. Lassen sich ähnliche Formen des Systemwiderstands auch in modernen
Organisationen und Gesellschaften konstatieren?

Schildern Sie die ideengeschichtlichen Wurzeln der Konzepts „Widerstand gegen
Veränderung“?. Wie würde ein systemtheoretisch ansetzendes Modell des Widerstands sich
davon unterscheiden?

Heintel und Krainz stellen die These auf, Organisationen seinen „WiderspruchVerwaltungssysteme“ und „Angst-Abwehrsysteme“. Was ist jeweils damit gemeint? Erläutern
Sie diese beiden Konzepte mit Hilfe von Fallbeispielen und stellen sie den theoretischen
Zusammenhang her.

In welche verschiedenen Spielarten lässt sich „organisatorischer Konservatismus“
unterscheiden und welche Ursachen sind dem jeweils zuzuordnen?

Was lässt sich aus dem Freud’schen Konzept der Abwehrmechanismen für die Diagnose von
Widerständen in Organisationen lernen?

Schreiben sie einen organisationswissenschaftlichen Essay mit dem Titel „Zum Lobe
des Widerstands“!

Schildern Sie den theoretischen Zusammenhang von Lernen, Angst und Widerstand,
wie Edgar Schein ihn entwickelt hat. Welche Strategien folgen daraus für den
Umgang mit Widerstand in Organisationen? Welche Argumente lassen sich gegen
das Schein’sche Modell vorbringen?

Schildern sie 5 Taktiken von Beratern, mit denen sich Widerstände in
Veränderungsprozessen interaktiv neutralisieren lassen. Unter welche Umstände
können sich aus der Anwendung dieser Taktiken sekundäre Widerstände ergeben?

Entwickeln Sie ausgehend von einem Phasenmodell von Veränderungsprozessen
eine Typologie von Widerstandformen und ihrer Träger. Wie würden Sie als Berater
sich auf diese kritischen Ereignisse einstellen?

Was ist mit „Widerstandskollusion“ gemeint. Schildern Sie typische Situationen und
entwickeln Sie ein Erklärungsmodell. Wie können sich Berater gegen das Mitspielen
in solchen Kollusionsbeziehungen wappnen?

Gelegentlich kann man in Organisationen Widerstand gegen Maßnahmen
beobachten, die eigentlich im erklärten Interesse der Beschäftigten liegen.
Präsentieren Sie psychoanalytische und kommunikationstheoretische
Modellvorstellungen zur Erklärung solcher paradoxen „Widerstände“.

Formulieren Sie 10 Do’s und Do not’s im Hinblick auf die Verhinderung von
Widerstand bei Veränderungsprozessen.
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