Vorlesung 01 - Fortsetzung

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V
Vorlesung
Klinische Psychologie und Psychotherapie I
Einführung
Wintersemester 2014/15
Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen &
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Größtes Anwendungsfach
4 Kurrikula: BA, MA, PhD, ASG
Nr 1 in D, top 50 international
85 Drittmittelprojekte
50% der Leistungspunkte FR
Institut für Klinische
Psychologie und Psychotherapie
Professur
Klinische
Psychologie
&
Psychothera
pie
Professur
Behaviorale
Psychotherapie
Plus Lehre in
ASG/PTG
Staatsexamen)
Prof. Dr.
Jürgen Hoyer
Prof. Dr. HansUlrich
Wittchen
0 WMA
Professur
Professur
Professur
Behaviorale
Epidemiologie
Grundlagen und
Interventionen bei
Essstörungen Plus
Lehre in ASG/PTG
Suchtforschung
Prof. Dr. Katja
Beesdo-Baum
Prof. Dr. Corinna
Jacobi
Prof. Dr. Gerhard
Bühringer
0,5 WMA
0 WMA
1 WMA
Plus PhD School
ESADD
Forschung
Lehre
Patientenversorgung
Forschungsbereiche
• Epidemiology and Health Services Research
• Experimental Clinical Psychology & Neuroimaging
• Maternal and Infant’s Health
Service Plattformen
5,5 WMA
•
•
•
• ROAMER - A Roadmap for Mental Health and WellBeing Research in Europe
IAP
CELOS
NIC/ESADD
Patientenbezogene Lehre
Service Center for Clinical
Neuroimaging Center
für BA/MA und 90 ASG
Epidemiology and
nstitutsambulanz und
Longitudinal Studies
Tagesklinik - IAP-TUD
(klinische Studien nach GCP)
PhD Graduate European
Addiction School
• Neuropsychology
• Addiction Research Unit
• Eating Disorders
• Clinical Research
• Diagnostic Issues and Psychometrics
• Providing Tools for Effective Care and Treatment of
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). KlinischeAnxiety
Psychologie
& Psychotherapie.
Disorders
(PROTECT-AD) Heidelberg: Springer.
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Das Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie
3
Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen
Wer bin ich?
Direktor des Instituts für Klinische Psychologie und
Psychotherapie und der Institutsambulanz IAP-TUD sowie des
3, -bzw 5 jährigen Aufbaustudiengangs „Psychologischer
Psychotherapeut“ (PTG, Staatsexamen)
Honoraprofessor LMU-München & Miller School of Medicine
University of Miami (USA)
[email protected]
1975 Studium der Psychologie und Medizin (Wien)
1976 Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (Mannheim)
1978 Max Planck Institut für Psychiatrie (München)
1979 Approbation und KV Zulassung Psychotherapie
1983 Berufung Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie (Mannheim)
1988Weltgesundheitsbehörde (WHO, Genf)
1990 Direktor am Max Planck Institut für Psychiatrie in München
2000 Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie TU-Dresden (Dresden)
2010 Berufung Miller School of Medicine (Miami, USA)
Seit 1980 National Institutes of Health (USA) und Harvard Medical School
Seit 2000 meistzitierter Autor Psychiatrie/Psychologie in der EU, „Top 75 most influential scientists in
biomedicine“
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Newsletter: textfreie E-Mail an:
[email protected]
Grundlagenliteratur
 Wittchen & Hoyer (2011). Klinische Psychologie und Psychotherapie. Heidelberg:
Springer
–> auch als E-book unter http://www.springerlink.com/content/978-3-642-130175/#section=931955&page=1&locus=0
 American Psychiatric Association (2000). DSM-IV-TR. Diagnostic and Statistical
Manual of Mental Disorders. Text revision (4 ed.). Washington, DC: Author.
Vorlesungsfolien auf Homepage: http://www.psychologie.tudresden.de/i2/klinische/index.html
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Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Empfehlungen zur Studienorganisation
 Lehrbuch „Klinische Psychologie und Psychotherapie“
(Wittchen und Hoyer) – Kaufen
 DSM-IV TR (verbilligt 97.-€ statt 129.- kaufen; bei Interesse: EMail an Frau Raum: [email protected]) und
auf die Liste eintragen
 Informieren über das Institut – entweder Jahresbericht
oder über webpage des Instituts
 Folien sind online zu finden
(meist vorher – manchmal klappt es nicht)
 Für Nebenfach- & Erasmusstudenten
 Teilnehmerliste ausfüllen (max. 2x fehlen, Teilnahmeschein)
 Klausur am Ende des Semesters (benoteter Teilnahmeschein)
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Formalia
Bei Fragen zur Studienorganisation i.R. der Klinischen Psychologie schauen
Sie auf die Homepage:
http://www.psychologie.tu-dresden.de/i2/klinische/index.html
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Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Formalia: Scheinerwerb
„Kriterien“ für Scheinerwerb

Regelmäßige Teilnahme und Lektüre ist von Vorteil !

Klausurvorbereitung am 15.01.2013
Klausur am 29. 01. 2013 für Studium Generale/Erasmus/Public Health (?MC-Ordnung?)
Andere Prüfungen , die ebenfalls diese Vorlesungsinhalte abfragen

Modulprüfung BA Psychologie (Modul Klinische Psychologie, Gesundheitspsychologie etc) –
jeweils Mitte des SS (um Modulpunkte für MA-Bewerbung zu sammeln)

Modulprüfung BAC-P (Sozialpädagogik, soziale Arbeit und Wohlfahrtswissenschaften
(Psychologie als NF): Ende SS
GAR keine Prüfung machen

Bürger/Seniorenuni
Wer braucht einen Schein – findet sich aber nicht in den o.g.
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Kategorien wieder?
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Formalia
Bzw. wenden sich an
Dr. Samia Härtling
-StudiengangskoordinatorinTel.: 0351-463-36963
Fax: 0351-463-36984
e-mail: [email protected]
Sprechzeiten: Montag 15:00 - 16:00 Uhr
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Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Das Bachelor Programm
Datum
Inhalt der Veranstaltung
12.10.2015
Was ist Klinische Psychologie? Einführung und Überblick
19.10.
Was sind psychische Störungen? Psychische Gesundheit, Symptome und
Störungen – Vom Symptom über Syndrom zur Diagnose
Biopsychologische Grundlagen (Markus Mühlhan)
26.10.
2.11.
9.11.
Epidemiologische Grundlagen: Wie häufig sind psychische Störungen? Was sind
ihre psycho-sozialen und ökonomischen Korrelate und Konsequenzen?
Lerntheoretische Grundlagen und ihre Rolle in der Störungslehre
16.11.
Studienbeispiel Epidemiologie: Der deutsche Gesundheitssurvey DEGS: Methodik,
Vorgehen und Ergebnisse (Simon Mack)
23.11.
Studienbeispiel klinisch-psychologische Diagnostik und Methodik: Design,
Instrumente und Herangehensweisen anhand des BMBF Verbundprojekt
PROTECT (Ingmar Heinig)
Studienbeispiel: Was passiert im Gehirn? Funktionales Neuroimaging bei Angst,
Angststörungen und bei Extinktionslernen
Integration: Vulnerabilitäts- und Stressmodelle psychischer Störungen – Mehr als
eine Heuristik?
10
7.12.
14.12.
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Das Bachelor Programm
Datum
Inhalt der Veranstaltung
4.1.2016
1.2.2015
Was sind klinisch-psychologische Interventionsverfahren –Überblick und
Taxonomie? Alles Psychotherapie oder was?
Vorinformationen zur Klausur
Was ist kognitive Verhaltenstherapie ? Definitionen, Varianten – Wirkweise
CBT als dominante 1st line Therapie für viele Formen internalisierender Störungen:
Ihre Komponenten und Varianten
Klinische Psychologie als Mutterwissenschaft für „mental health“?
Zusammenfassung und Integration
Klausur
2.03.2015
Klausur für Studium Generale, Erasmus etc. (SK)
11.1.
18.1.
25.1.
In jeder Veranstaltung wird Bezug genommen auf die prüfungsrelevanten Kapitel des
Lehrbuchs
Bitte beachten Sie die typischen Prüfungsfragen und deren Beantwortung im online
Springer Lerncenter
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Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Was ist das didaktische Ziel?
Überblick über die Breite und Differenziertheit des Faches
Klinische Psychologie
Überblick über Methoden und Zugangswege
Exemplarische störungsbezogene Einführung in den
Wissenstand und die Handlungs- und
Forschungsstrategien
Erkennen der Schlüsselkonzepte
Erkennen der Grenzen des Faches
Vorbereiten für die Entscheidung MA und die BA Arbeit in
diesem Bereich
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Was ist Klinische Psychologie?
Definitionen
Positionen
Überblick über das Semesterprogramm
Vorlesung 1
Klinische Psychologie und Psychotherapie I – Einführung in die allgemeinen Grundlagen
Klinische Psychologie in der Presse
Ist die zunehmende Arbeits- und Schulstress- Belastung dafür
verantwortlich?
Haben psychische Störungen wirklich
zugenommen? Erleben wir eine Epidemie?
Parkinson`sche Erkrankung und Demenz
Klinische Neuropsychologie und Schulpsychologie
Posttraumatische Stressstörung und Akute
Stressbelastung
Sucht und Essstörungen
Klinische Psychologie ist ein komplexes Fach
Es gibt kein Fach, dass so viele praxisrelevante Inhalte aufweist: Für einen
selbst wie auch die Anwendung in Praxisfeldern!
Diagnostik: Erkennen und Abgrenzung psychischer Störungen
Gesprächsführungstechniken
Gesundheitspsychologische Anwendungen
Interventionsverfahren
Expositionsverfahren
Relaxationsverfahren
Dekonditionierung
Kognitive Verfahren
ACT und CBASP
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Klinische Psychologie ist ein faszinierendes Fach
Es gibt kein Fach, dass so eine rasante und fortschreitende
wissenschaftliche Entwicklung aufweist!
Neue diagnostische Verfahren und Strategien
Neue therapeutische Modelle, Strategien und Verfahren
Störungsmodelle psychischer Störungen
Störungsmodelle körperlicher Morbidität
Ausweitung der Anwendungsgebiete (Arbeitsmedizin, Politik)
Psychophysiologie und Neuropsychologie
Erkenntnisse über unser Gehirn und seine Funktionsweise
(Neurobiologie, funktionelle Bildgebung)
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Was ist Klinische Psychologie
Teilgebiet der Psychologie in dem alle psychologischen Grundlagen
systematisch auf klinische Fragestellungen angewendet werden; dabei geprägt
durch Interdisziplinarität und eine starke Forschungsorientierung
Psychologie der Ursachen und
Aufrechterhaltung nichtnormativen(menschlichen) Verhaltens
Diagnostik
Definition und Beschreibung
Entwicklungspsychologie
Klassifikation
psychischer Störungen
Methoden
Diagnostik und Psychometrie
Allgemeine Psychologie
Grundlagen
Psychobiologie/Neurobiologie
von Verhalten
Biopsychologie
Psychiatrie, Pharmakologie
Anwendung
Psychische Aspekte bei
somatischen Erkrankungen
Prävention
Psychotherapie
Rehabilitation
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Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
BMBF Suchtforschungsverbund ASAT
Neuroimaging Center – Department of Psychology
Ein Beispiel:
Suchtforschung und Neuroimaging Hans-Ulrich Wittchen
Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Technische Universität Dresden
Sprecher des BMBF Suchforschungsverbunds ASAT
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Ein Beispiel: Die Suchtforschung am Institut
•
Grundfragen:
• Wann, wie und warum werden Menschen substanzabhängig?
• Was sind die kritischen Zeitfenster für Erstgebrauch, den Beginn des regelmäßigen, gefährlichen und
abhängigen Gebrauchs?
•
•
Was sind die entscheidenden “frühen” Vulnerabilitäts- und “späteren” Risiko- und Protektionsfaktoren
für jede dieser Stufen?
14 BMBF-geförderte Projekte, 18 assoziierte Projekte
• Grundlagen-, Anwendungs-, klinische Studien (“From bed to bench and back!”)
abstinent
Erster
Gebrauch
regelmäßiger
Gebrauch
gefährlicher
Gebrauch
abhängiger
Gebrauch
Vulnerabilitätsfaktoren? Protektive- (?), Risikofaktoren?
•
Wie können wir daraus bessere Präventions- und Therapieansätze ableiten?
•
Wie diese dann effektiv in die Versorgung übertragen?
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Wir kennen die Einzelfaktoren, manche Interaktionen und
Schlüsselprozesse,
Erster
Gebrauch
abstinent
regelmäßiger
Gebrauch
gefährlicher
Gebrauch
abhängiger
Gebrauch
Vulnerabilitäts- und Risikofaktoren Interaktionen
Frühe Faktoren
(Vulnerabilitäten)
Genetische
Familiäre Belastung
Perinatale
Fam. Klima
Geschlecht -Alter
Temperament
Frühe Störungen
Frühe Traumata
Proximalere psych.
soziale
Soziale Schicht
Wohnort
Schule
Social support
Coping/Life skills
Selbstvertrauen
Psych. Störung
Life-events
SubstanzbezogeneFa
ktoren
Psychologische
Grundfunktionen
Verfügbarkeit
Drogen peers
Früher Gebrauch
Substanzart
Substanzkonsum
Substanzreaktion
Aufmerksamkeit
Gedächtnis/Lernen
Motivation
Impulskontrolle
Emotionsregulation
Handlungskontrolle
Stress-Regulation
- aber wir kennen nicht die Beziehung dieser Faktoren zu neuronalen und
neurobiologischen Prozessen
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Es gibt kein Fach, dass so viele Job- und Arbeitsmöglichkeiten bietet!
Im Institut (Projektforschung, Neuroimaging Center, Dateneingabe,
Auswertungsmethoden, Praktika, etc.)
In kooperierenden Einrichtungen (Klinik, Suchtberatung)
In Ambulanz und Tagesklinik: Klinische Forschung und Praxis
(Integrierte Versorgungsmodelle)
Grundlagenforschung: z.B. molekulare und familiäre Genetik (EDSP)
Epidemiologie und Public- Health- Forschung (Bundesgesundheitssurvey,
World Mental Health Survey)
Verhaltensmedizin (z.B. Depression und KHK Risiko, Cargiver Burden bei
Demenz und Multipler Sklerose)
Therapieforschung und –praxis (z.B. BMBF Panik Projekt, BMG CANDIS)
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Was ist Klinische Psychologie?
Die derzeitige Situation
Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der Psychologie, die sich
mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer
Störungen/Krankheiten befasst.
Dazu gehören u.a. die Themen Ätiologie/Bedingungsanalyse, Klassifikation,
Diagnostik, Epidemiologie, Intervention (Prävention, Psychotherapie,
Rehabilitation, Gesundheitsversorgung, Evaluation).
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Tabelle 1.1:Klinische Psychologie und Psychotherapie:
Überschneidungs- und Nachbargebiete
Fachgebiet
Erläuterung
Verhaltensmedizin
Interdisziplinäres Forschungs- und Praxisfeld, dass sich an einem
umfassenden biopsychosozialen Modell für Gesundheits- und
Krankheitsprobleme orientiert; es integriert die Erkenntnisse der
Verhaltens- und biomedizinischen Wissenschaften zur Anwendung auf
Gesundheits- und Krankheitsprobleme sowie Intervention und
Rehabilitation.
Gesundheitspsych
ologie
Diejenige Teildisziplin der Psychologie, die sich mit Förderung und
Erhaltung von Gesundheit, Verhütung von Krankheiten, Bestimmung von
Risikoverhaltensweisen sowie der Verbesserung des Systems
gesundheitlicher Versorgung beschäftigt.
Klinische
Neuropsychologie
Diejenige Teildisziplin der Psychologie, die sich mit den Auswirkungen von
Erkrankungen und Verletzungen des Gehirns auf das Erleben und
Verhalten in Forschung und Praxis befasst; vor dem Hintergrund der
stärkeren neurowissenschaftlichen Orientierung der Psychologie finden
sich aber auch erhebliche Ausweitungen der Anwendungsfelder, die große
Überlappung mit der klinischen Psychologie im engeren Sinne aufweisen.
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Psychopathologie
Psychiatrische Lehre von der Beschreibung abnormen
Erlebens, Befindens und Verhaltens im Zusammenhang mit
psychíschen Störungen.
Biologische
Psychiatrie
Unter diesem Begriff werden sehr weitgehend alle
Forschungsansätze zusammengefasst, die sich biologischen
bzw. neurobiologischen Methoden der Forschung, Diagnostik
und Therapie psychischer Störungen widmen.
Psychopharmakolo
gie
Lehre von der Beeinflussung seelischen Vorgänge durch
Psychopharmaka (auch Psychoneuropharmakologie
genannt)
Sozialpsychiatrie
Lehrfach der Psychiatrie, in dem insbesondere
epidemiologische und soziologische Aspekte psychischer
Krankheiten bearbeitet werden
Forensische
Psychiatrie
Teilgebiet und Lehrfach der Psychiatrie, das sich allen
Rechtsfragen, die psychisch Kranke betreffen, beschäftigt
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Psychoanalyse
Teilgebiet der Psychotherapie, das sich auf
psychoanalytische Konzepte bezieht, wie vor allem von
Sigmund Freud entwickelt wurden.
Kinder- und
Jugendpsychiatrie
Teilgebiet der Psychiatrie, das sich mit der Erforschung und
Behandlung seelischer Störungen vom Säuglingsalter bis
zur Adoleszenz beschäftigt.
Psychosomatische
Medizin
Lehrfach der Medizin, in dem vor allem körperlich in
Erscheinung tretende Krankheiten im Vordergrund stehen,
die seelisch bedingt oder mitbedingt sind
Neurologie
Teilgebiet und Lehrfach der Medizin; Lehre von den
organischen Erkrankungen des zentralen, peripheren und
vegetativen Nervensystems
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Klinische Psychologie und Psychotherapie
ist nicht das Gleiche!
Psychotherapie ist ein kleines Teilgebiet der Klinischen
Psychologie - ein problematisches Verhältnis:
Idealerweise ist Psychotherapie = Anwendung der
psychologischen Wissenschaft
In der Praxis allerdings oft nur abgekoppelter Pragmatismus (=pragmatischer
Eklektizismus = Rumfummeln!)
Psychotherapie fasziniert = zu frühe und intensive Beschäftigung schwächt das
Fach Klinische Psychologie als Ganzes?
Zementiert dies die noch unzureichende wissenschaftliche Fundierung?
Spaltungspilz (Psychotherapeuten als Super(wo-)men!)?
Untergang durch inadäquaten Export (z.B. in die Psychiatrie?)
Untergang des Fachs durch Direktstudium „Psychotherapie“?
Export unseres Wissens und der skills = wir werden verzichtbar?
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Newsweek Oct 2, 2009
Sharon Begley. Ignoring the Evidence
WHY DO PSYCHOLOGISTS REJECT SCIENCE?
• It's a good thing couches are too heavy to throw, because the fight brewing among
therapists is getting ugly.
• For years, psychologists who conduct research have lamented what they see as
an antiscience bias among clinicians, who treat patients. But now the gloves have
come off.
• In a two-years-in-the-making analysis to be published in November in
Psychological Science in the Public Interest, psychologists led by Timothy B.
Baker of the University of Wisconsin charge that many clinicians fail
• to "use the interventions for which there is the strongest evidence of efficacy" and
"give more weight to their personal experiences than to science."
• As a result, patients have no assurance that their "treatment will be informed by
science."
• Walter Mischel of Columbia University, who wrote an accompanying editorial, is
even more scathing. "The disconnect between what clinicians do and what
science has discovered is an unconscionable embarrassment," he told me, and
there is a "widening gulf between clinical practice and science."
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Historischer Abriß: Klinische Psychologie in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts
Psychodiagnostik
Zentrale Thematik
Intelligenzdiagnostik (Binet)
Eignungsdiagnostik
Beschleunigung durch
Weltkriege
Erziehungsberatung
Psychotherapie
Dominierendes und anfangs
einziges Interventionsgebiet
Psychoanalytische
Schulen
Psychagogik
Bekämpft von
akademischer
Psychologie
Stimuliert durch unter-schiedliche
Gesellschafts-systeme (Nazi, US)
Klinisch-psychologische Anwendungsforschung wurde nur an wenigen Orten, z. B. in den
Erziehungswissenschaften und in der Psychiatrie betrieben (Kraepelin, München)
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Was ist Klinische Psychologie?
Erste Schritte, Wandel und Definitionsversuche
Wilhelm Wundt (in Leipzig)
• Begründer der experimentellen Psychologie
• Hatte durch die stringente experimentelle Orientierung
bereits in den 90er Jahren des 19. Jh. eminente
Bedeutung für die Klinische Psychologie (z. B.: durch
Zusammenarbeit mit Kraepelin und die Einführung
psychologischer Methoden in die Erforschung klinischer
Phänomene)
Prägte den Begriff der Klinischen Psychologie (studierte
bei Wundt in Leipzig)
Lightmer Witmer
(1867-1956)
Gründete die erste ”Psychological Clinic“ an der
Universität Pennsylvania (1896).
Gründete die erste klinisch-psychologische
Fachzeitschrift The Psychological Clinic” (1907).
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
...mit seinem
Vater
...mit
Wilhelm
Fließ
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Der Wendepunkt
Die Integration der Klinischen Psychologie in die wissenschaftliche Psychologie
Anfangs zwei getrennte Entwicklungslinien
Stimulation durch Militärpsychologie (30er Jahre)
Die Ausweitung psychoanalytischer Schulen (1915-1950)
In der Folge Förderung des Faches Psychologie (insbesondere Diagnostik
und Personalauslese) durch Regierungen (Göring in Deutschland, Miker in USA)
In der Folge zunehmende akademische Strukturierung, die den Nährboden
für eine explosionsartige Ausweitung in alle Bereiche legt (z.B. anfangs
Militärpsychologie, Beratungspsychologie 1945-1970 klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie,
Rogers, Tausch)
Entwicklung der Verhaltenstherapie (1940-1980)
Ab 1980: Integration aller psychologischen Grundlagenfächer in die Klinische
Psychologie und Psychotherapie (wissenschaftlich begründete Modelle)
Entwicklung der psychologischen Therapieverfahren (Cognitive-behavioral therapy,
CBT)
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Psychologie heute
•
•
•
•
•
•
Insgesamt zur Zeit ca. 60.000 erwerbstätige Psychologen
Psychologie wird an 45 Universitäten im Hauptfach gelehrt
2007 ca. 33.500 Psychologie studierender (75% Frauen)
2500-3000 Absolventen jährlich (Durchschnittsalter 30 Jahre)
5-10 Bewerber pro Studienplatz
Durchschnittsdauer (Diplom-)Studium zwischen 10,2 und 15,5
Semestern
• Promotionsquote liegt bei etwa 10%
• Psychotherapeutengesetz (seit 2000) – ca 20.000 approbierte
Psychotherapeuten
• Ca. 65% aller Psychologen arbeiten im klinischen Sektor
39
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Berufsfelder im Bereich Erziehung und Bildung
• Erziehungs- und Familienberatung
• Bildungs- und Berufsberatung
• Psychologische Unterstützung zur Förderung von Bildungs- und
Erziehungsprozessen in Schulen, Kindergärten und Heimen
• Psychologische Fortbildung für pädagogische Berufe und Tätigkeiten
(Eltern, Lehrer, Ausbilder)
• Diagnostik und Evaluation von Bildungssystemen
• Bildungsmaßnahmen (Aus-, Fort-, Weiterbildung)
40
V
Vorlesung
Klinische Psychologie und Psychotherapie I
Einführung fortgesetzt
Wintersemester 2014/15
Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen &
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Was ist Klinische Psychologie?
Die derzeitige Situation
Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der Psychologie, die sich
mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer
Störungen/Krankheiten befasst.
Dazu gehören u.a. die Themen Ätiologie/Bedingungsanalyse, Klassifikation,
Diagnostik, Epidemiologie, Intervention (Prävention, Psychotherapie,
Rehabilitation, Gesundheitsversorgung, Evaluation).
Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Heidelberg: Springer.
Klinische Psychologie heute
Störungsbezogene Aspekte
Intrapersonell
Grundbegriffe (Definitionen, Geschichte etc.)
Gesundheit/Krankheit
Wissenschaftstheorie
Ethik
Klassifikation
Diagnostik
Epidemiologie
Ätiologie/Bedingungsanalyse
• Methodische Gesichtspunkte
• Allgemeine Determinanten (Genetik, Biologische
Aspekte, Umwelteinflüsse: Sozialisation, Stress etc.)
Intervention
• Methodische Gesichtspunkte
• Gesundheitsversorgung
• Interventionen (Prävention, Psychotherapie,
Rehabilitation)
........
Betrieb
Schule
Paar
Gestörtes System
........
Neurodermitis
Schmerz
........
Angststörung
Gestörtes Funktionsmuster
Depressive Störung
........
Lernen
Denken
Wahrnehmung
Gestörte Funktion
Interpersonell
Familie
Störungsübergreifende Aspekte
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
44
Wittchen & Hoyer (2011), S. 11 und S. 23
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
Es gibt noch keine allgemeingültige Theorie zur Erklärung psychischer
Störungen – nur viele Mosaiksteine
Zahlreiche Theorien, Modelle und Befunde
Allerdings oft mit begrenztem Geltungsbereich bzw. auf Teilaspekte
oder einzelne Störungsbilder oder Verfahren beschränkt
 doch auch (noch) unvollständige Theorien sind nützlich, weil sie neue
Perspektiven eröffnen können
 Relativ „junge Profession“ (im Vergleich zur Medizin und Psychiatrie);
daher erklärt sich tlw die (noch) starke Orientierung an Theorien,
Modellen, ihrer Prüfung, Weiterentwicklung und Umsetzung
45
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
1. Beschreibung des interessierenden Verhaltens:
eine möglichst objektive, reliable und das gesamte Verhalten (kognitive,
affektive, biologische, soziale Ebene) umfassend
2. Erklärung:
Auffindung regelhafter Muster und Prozesse und der mit ihnen verknüpften
Faktoren, einschließlich der Faktorenkombinationen und -interaktionen.
3. Vorhersage:
Verstehen der Art und Weise, wie Verhaltensereignisse zusammenhängen und
über welche Mechanismen diese mit Prädiktoren verknüpft sind.
4. Beeinflussung und Kontrolle:
Ableitung von Interventionen, die Verhalten „kontrollieren“ bzw. verändern,
z. B. Auftreten verhindern, wahrscheinlicher machen oder abschwächen.
5. Reduktion von Leiden, Behinderung und Verbesserung der Lebensqualität:
Reduktion von Störungsfaktoren, um eine selbstständige kognitive, affektive,
körperliche und soziale Weiterentwicklung zu ermöglichen.
46
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
Fallbeispiel
Frau B. war 19 Jahre alt, als sie zum ersten Mal eine Panikattacke erlitt. Sie stand kurz vor
den mündlichen Abiturprüfungen und hatte große Angst zu versagen. Die Attacke kam im
Bus auf dem Weg zur Schule. Sie fing an zu hyperventilieren, brach in Schweiß aus,
zitterte, fühlte sich schwindelig und bekam Angst, ohnmächtig zu werden. Obwohl die
anderen Passagiere kaum etwas mitbekamen, war sie sehr erleichtert, als die Fahrt zu
Ende war; und sie vermied es künftig, mit dem Bus oder Zug zu fahren. Einige Zeit später
bemerkte sie beim Einkauf auf einem Wochenmarkt, dass sie wieder anfing zu zittern und
zu schwitzen. Sie verließ den Markt so schnell wie möglich und zog sich an einen einsamen
Ort zurück, um sich zu beruhigen. Obwohl es ihr unvernünftig erschien, begann sie doch,
Menschenmengen zu meiden. Wenn dies nicht möglich war, bekam sie es mit der Angst zu
tun und besorgte sich deshalb über einen Freund Beruhigungsmittel. Ohne
Beruhigungsmittel in der Handtasche (als Sicherheit) verließ sie das Haus bald nicht mehr.
47
Aus: http://www.psychologie-studium.info/literaturincludes/probetexte/3621277552.pdf
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
1. Beschreibung des interessierenden Verhaltens:
Vermeidung öffentlicher Verkehrsmittel, Menschenmengen, Rückzug,
Medikamentenabusus
2. Erklärung:
Wiederkehrende Panikattacken nach DSM-IV, gekennzeichnet durch Hyperventilation,
Schweißausbrüche, Zittern und Schwindel; Angsterleben; Befürchtung einer Ohnmacht
3. Vorhersage:
Verdacht auf Panikstörung, ggfs Benzodiazepinabhängigkeit
4. Beeinflussung und Kontrolle:
Ableitung von Interventionen, die Verhalten „kontrollieren“ bzw. verändern,
z. B. Auftreten verhindern, wahrscheinlicher machen oder abschwächen.
5. Reduktion von Leiden, Behinderung und Verbesserung der Lebensqualität: Reduktion
von Störungsfaktoren, um der Person eine selbstständige kognitive,
affektive, körperliche und soziale Weiterentwicklung zu ermöglichen.
48
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
 die (neuro-)biologische Perspektive
 die psychodynamische Perspektive
 die kognitiv-behaviorale Perspektive
49
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
(neuro-)
biologische P.
Psycho-dynamische P.
Kognitiv-behaviorale P.
Ursachen psychischer
Störungen
Funktionsweise der Gene,
Beschaffenheit und Stoffwechsel
des Gehirns, Nerven- und endokrines
System, strukturelle und biochemische
Prozesse
intrapsychische, meist
unbewusste, Konflikte,
Impulse und Prozesse
(Instinkte, biologische
Triebe, Gedanken,
Emotionen), die auf
frühkindliche Konflikte
zurückführbar sind
auf der Grundlage von
Vulnerabilitäten und Stress
entstehende fehlangepasste
erlernte (z. B. operante,
klassische Konditionierung,
Modelllernen) Verhaltens- und
Einstellungsmuster,
einschliesslich kognitiver
Prozesse (Aufmerksamkeit,
Erinnern, Denkmuster,
Attributionsmuster,
Problemlösen)
Beispiele
medizinisches Krankheitsmodell,
psychobiologisches Modell
s. psychoanalytische Schulen
Verhaltenstherapie, kognitive
Therapie
Methoden
Experiment, objektive
psychophysiologische, neurochemische
und labortechnische Marker
Gespräch und indirekte
subjektive Maße
(Träume, Widerstände)
Experiment, kontrollierte
Studiendesigns, direkte
objektive (labortechnische)
und indirekte Maße
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Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
 die (neuro-)biologische Perspektive: Psychische Störungen sind direkte
oder indirekte Folge von Störungen oder Erkrankungen des Gehirns
-
-
-
Alle psychischen Funktionen und das Verhalten sind direkt abhängig von der Funktion
und der anatomischen Beschaffenheit von Gehirnzellen, -strukturen und dem
Nervensystem
Wissens- und technischer Fortschritt in den letzten 2 Dekaden zu psychologischen und
psychopathologischen Korrelate struktureller und funktioneller Störungen der
Hirnaktivität
Kritik:
- psychische Phänomene, Verhalten und psychopathologische Symptome werden
allein durch „kausal“ wirkende neurobiologische Auffälligkeiten erklärt
- Wechselwirkungen, z. B. zwischen kognitiven, affektiven, verhaltensbezogenen
und psychobiologischen Prozessen, nur unzureichend beachtet
51
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
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Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
die psychodynamische Perspektive: Die Ursachen psychischer
Störungen sind primär intrapsychischer Natur.
-
psychische Störungen gehen zurück auf dynamische „Strukturdefizite
und -störungen“ (z.B. Ich, Überich, Es) in der Entwicklung
- Entscheidende Determinanten menschlichen Verhaltens sind unbewusst
- Kern des psychodynamischen Paradigmas ist die These, dass psychische
Krankheiten (ursprünglich Neurosen, Psychosen) aus Problemen des
Unbewussten entstehen
- Und rückführbar sind auf ungelöste, verdrängte zumeist frühkindliche
Konflikte, die später aktiviert werden. Symptome sind misslungene
Verarbeitungsversuche oder Ersatz für derartige verdrängte Konflikte
oder als Ersatzbefriedigung für darauf zurückgehende Impulse. Sog.
Abwehrmechanismen dienen der Neutralisierung.
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Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
die moderne psychologische oder kognitiv-behaviorale Perspektive:
Psychische Störungen werden als multi-kausale processuale Störungen des
“Verhaltens” auf verscheidenen Ebene verstanden (neurobiologisch,
somatisch, kognitiv-affektiv, verhaltensbezogen, sozial) die interagieren.
In der Interaktion mit der Umwelt (Stress) wirken distale und proximale
Faktoren i. S. von Vulnerabilitätsfaktoren (genetische, neurobiologische,
psychologische) mit Mediatoren und Moderatoren (multiple Interaktionen
(z.B. gene–environment) entlang der Entwicklungsachse zusammen.
Das Gehirn ist dabei die essentielle Zielstruktur.Alle psychischen Störungen
beinhalten Formen von Dysfunktionen psychologischer Prozesse
(Aufmerksamkeit, decision-making, volition, Hemmungen, Motivation,
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Affektregulation, Verhalten)
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Modelle, Ziele und Perspektiven
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Wittchen & Hoyer (2011), S. 20
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Herausforderungen
Zwar verfügen wir inzwischen über breites Arsenal an Theorien, Methoden und
anwendungsorientierten
Interventionen; aber die tatsächlich gesicherte
wissenschaftliche Erkenntnisbasis über psychische Störungen ist insgesamt noch
immer äußerst begrenzt !
 Suche nach adäquateren Modellen und die bessere Aufklärung von spezifischen
Schlüsselprozessen für die Entstehung und den Verlauf gestörter Funktionen und gestörter
Funktionsmuster im Sinne psychischer Störungen
 Wie häufig sind psychische Störungen, wann treten Symptome/Syndrome erstmalig auf?
 Wie ist der weitere Verlauf? Welche Folgen? (z.B. Komorbidität, psychosoziale
Beeinträchtigungen)
 Was sind die kritischen Vulnerabilitäts- und Risikofaktoren und wie interagieren diese?
Inwiefern gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Entwicklungswegen
verschiedener Störungen?
 Welche Schlussfolgerungen ergeben sich hieraus für gezielte Prävention, frühzeitige
Diagnostik und Intervention?
 Welche Intervention wirkt ? Wann? Bei Wem? Auf welche Weise?
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Klinische Psychologie und Psychotherapie Fachzeitschriften
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•
•
Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Verhaltenstherapie
Clinical Psychological Review
Journal of Anxiety Disorders, Journal of Affective Disorders, Depression &
Anxiety; Schizophrenia Research
Journal of Abnormal Psychology, J. of Clinical and Consulting Psychology
Psychological Medicine, International Journal of Methods in psychiatric
Research
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Klinische Psychologie und Psychotherapie
(ergänzende) Bücher
59
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Zusammenfassung
•
Die Klinische Psychologie wendet alle psychologischen Grundlagenfächer auf klinische
Fragestellungen an; geprägt durch Interdisziplinarität und eine starke Forschungsorientierung.
•
Klinische Psychologie ist das Teilgebiet der Psychologie, dass sich mit psychischen Störungen
und den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten in der Forschung, der
Diagnostik und Therapie beschäftigt. Dies umfasst die Erforschung, Diagnostik und Therapie der
Gesamtheit psychischer Störungen bei Menschen aller Altersstufen. Ziel ist die Beschreibung,
Erklärung, Vorhersage, Beeinflussung (Kontrolle) und Leidensreduktion bei psychischen
Störungen.
•
Psychotherapie ist ein Teilgebiet der Klinischen Psychologie, ein bewusster und geplanter
interaktionaler Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen mit psychologischen Mitteln
(durch Kommunikation) meist verbal, aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes Ziel
mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen
Verhaltens.
•
Das Fach ist gekennzeichnet durch eine rasche Entwicklung, vielfältige Perspektiven und
Modellannahmen. Übergeordnetes Forschungsmodelle (Vulnerabilitäts-Stress Modelle)
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Klinische Psychologie und Psychotherapie
Prüfungsfragen
• Was ist Klinische Psychologie? Nennen Sie Beispiele für die
Grundlagen-, Anwendungsfacetten und die Interdisziplinarität!
• Warum wird die Klinische Psychologie als „wissenschaftliche“ oder
„empirische Disziplin“ innerhalb der Psychologie wahrgenommen?
• Welche Berufsfelder ergeben sich für Klinische Psychologen ?
• Worin liegen wesentliche Erkenntnisbeiträge des kognitivbehavioralen Ansatzes?
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