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Referentin: Carola Mook
Soziophonetik SS 2008
Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington
Der Einfluss von Geschlecht und sozialer
Schicht auf Sprachveränderungen
Nach einem Artikel von William Labov
Themen
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Einführung (Sprachveränderungen)
Methoden
Ergebnisse
Erklärungen
Sprachveränderungen in Philadelphia
Zusammenfassung
Problem
Quelle
Sprachveränderungen
• Sprachveränderung von Oben:
– Initiator: dominante soziale Schicht (nicht
unbedingt die höchste)
– Übernahme von Prestigeformen höherer
sozialer Schichten
– Taucht zuerst in formeller Sprache auf
– Stimmt nicht mit der Umgangssprache überein
– Besteht Zusammenhang zu anderen sich
verändernden Merkmalen in der Sprache
Sprachveränderungen
• Sprachveränderung von Unten:
– Initiator: jede soziale Schicht möglich
– Nicht von sozialen Faktoren beeinflusst
– Systematische Änderung, die zuerst in der
Umgangssprache auftritt
– Lokale Identität und Status als wichtigste
Motivation
Methoden
• Probandenbeschaffung:
– Nachbarschaftsstudien: VPs aus verschiedenen
Nachbarschaften befragt
– Telefonstudien: VPs zufällig ausgewählt und am
Telefon befragt
• Untersuchungsgegenstand:
– Vokalsystem der Sprecher
• Vorgehensweise:
– Unterteilung unterschiedlicher Sprechweisen in
alltägliche, formelle Sprechweise, (Lesen, Wortlisten)
Methoden
• Untersuchungsmethoden:
– Akustische Analyse des Vokalsystems mit Hilfe eines
Spektrumanalysierers
– Normalisierung: unterschiedliche Vokaltraktlängen auf
eine einzige normiert
– Analyse der Formanten F1 und F2
Ergebnisse
• I: Männer benutzen häufiger NichtStandartformen als Frauen  Frauen benutzen
häufiger Standartformen (besonders bei formeller
Sprechweise)
• II: In der Mehrheit der Sprachänderungen
benutzen Frauen häufiger hereinkommende
Formen als Männer
Ergebnisse
• Beispiele:
– Standartform: -ing Umgangsform: -in
– Standartform: t
Umgangsform: glottal stop
– Standartform: interdental
Umgangsform: Affrikate, Plosive
Ergebnisse
• Phänomen am stärksten ausgeprägt bei:
– Frauen aus der zweithöchsten Schicht (unteren
Mittelschicht)
• Phänomen nicht/schwach zu beobachten bei:
–
–
–
–
Frauen aus der Arbeitsschicht
Frauen aus der obersten Schicht
Frauen in muslimischen Ländern
Männern
Ergebnisse
• Frauen nutzen häufiger neu hereinkommende
Prestigeformen als Männer
• Beispiele: Frauen als Initiator
– Vorziehen von /uw/ und /ow/
– Vorziehen von /aeh/ und /oh/
– Zurückziehen von /el/ (belt, help)
• Ausnahme: Männer als Initiator
– Zentralisierung von /ay/ und /aw/
Ergebnisse
• Lautverschiebungen setzen sich in der nächsten
Generation stärker durch (auch bei den Männern)
 Lautverschiebung wird fortgesetzt und
schließlich vollendet
Erklärungen
• Frauen versuchen sich durch die Sprache einer
höheren sozialen Schicht anzuschließen.
Warum durch Sprache?
Da sie häufig wenig materielle Statussymbole
besitzen.
Warum ist dieses Phänomen bei Männern
schwächer?
Da sie meist materielle Statussymbole besitzen.
Erklärungen
Warum ist das Phänomen in der zweithöchsten
Schicht am stärksten?
 Frauen versuchen sich durch ihre Sprechweise
der obersten Schicht anzuschließen
• Konsequenz: Beobachtung von Hyperkorrektheit
 Frauen der zweithöchsten Schicht schießen
über ihr Ziel hinaus
 sprechen korrekter/formeller als Frauen der
obersten Schicht
Erklärungen
Warum tun Frauen aus der Arbeitsschicht das
nicht auch?
Vermutlich keine Kenntnis einer formelleren
Sprache  somit kein Zugriff möglich
• Frauen aus der obersten Schicht können keiner
noch höheren Schicht angehören
• Frauen aus muslimischen Ländern stehen im
öffentlichen Leben oft im Hintergrund
 haben somit auch keine Kenntnis bzw. keine
Notwendigkeit einer formelleren Sprache
Erklärungen
• Warum verstärkt sich die Lautverschiebung nach
einer Generation?
Frauen kümmern sich hauptsächlich um die
Kinder
 sprechen am häufigsten mit ihnen
 Kinder übernehmen Sprache der Mutter
 Weiblich dominierte Sprachveränderungen
werden begünstig und männlich dominierte
werden benachteiligt/verzögert
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Dialekt ausgesucht, weil:
– sich ein großer Teil der Laute im Wandel
befindet
– Viele Lautverschiebungen des Südens vertreten
sind
• Methoden:
– Wie eingangs beschrieben
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Verschiebung der
Formanten der Vokale in
Abhängigkeit des Alters
• Kreise markieren
Durchschnittswerte des
Alters der 116 Sprecher
• Pfeillänge beschreibt das
Alter der Sprecher
• F = freier Vokal, C =
abgestoppter Vokal, 0 =
vor stimmlosem Ende
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Aufgrund dieser Ergebnisse unterscheiden wir 5
Stufen der Lautveränderung:
1. Vollendete Veränderung (kein Unterschied
bezüglich des Alters der Sprecher)
2. Fast vollendete Veränderung
3. Mittlere Veränderung
4. Neue Veränderung
5. Beginnende Veränderung (sind oft nicht
signifikant)
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Ergebnisse der Geschlechterunterscheidung:
– In spontaner Sprache verwenden Frauen die am
weitesten veränderte Form und in formeller
Sprache die am wenigsten veränderte Form.
– Am weitesten veränderte Form
männerdominiert
– Neue Formen frauendominiert
 Je weiter die Lautveränderung fortschreitet
desto geringer wird der Vorsprung der Frauen
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Schichteinteilung:
– 5 Schichten:
• Ungelernt (+Arbeitslos)
• Gelernt
• Angestellt
• Leitend
• Fachmann/Experte
– Verheiratete, nichtarbeitende Frauen wurden Schicht
des Mannes zugeordnet
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Regressionskoeffizient in
Abhängigkeit der sozialen
Schicht
• Wert gibt an, wie stark
Lautveränderung in der
jeweiligen Gruppe
ausgeprägt ist
• Hypothese: Die gelernte
Schicht benutzt die am
weitesten veränderten
Laute  Fixpunkt
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Ergebnisse der Schichtuntersuchung:
– Linke Seite:
• Ungelernte Schicht durchgehend negative Werte
gegenüber der gelernten Schicht
• Kleinste Differenz: am weitesten vorgeschrittene
Lautveränderung
• Größte Differenz: neue Lautveränderungen
Sprachveränderungen in
Philadelphia
– Rechte Seite:
• Werte aller höheren Schichten als der gelernten
Schicht sind eindeutig niedriger
• Für die am weitesten fortgeschrittene
Lautveränderung gilt: Je höher die Schicht, desto
niedriger der Wert
• Die anderen Lautveränderungen zeigen keinen so
konsequenten Verlauf
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Schlussfolgerung:
– Neuen Lautveränderungen am stärksten bei der
gelernten Schicht ausgeprägt
 Initiatoren der Lautveränderungen stammen aus der
gelernten Schicht
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Nächster Schritt: Unterscheidung der Geschlechter
Erhält man den gleichen Kurvenverlauf für
Frauen und Männer getrennt?
Ergebnis: starkes Alternieren zwischen inneren
sozialen Schichten
 Sprachveränderung von unten
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Frauen aus mittleren Schichten sind die Initiatoren
der meisten Sprachveränderungen, indem sie
spontan Unterschiede zwischen sich und den
Männern erzeugen.
Dies geschieht, da sie neue Prestigeformen
schneller übernehmen als Männer und
Umgangsformen abstoßen.
Die Männer folgen mit geringer Beteiligung und
Motivation.
Sprachveränderungen in
Philadelphia
• Der Unterschied zwischen den Reaktionen von
Männern und Frauen auf Sprachveränderungen ist
nicht qualitativ sondern (nur) quantitativ
• Männer zeigen die selbe Reaktion wie Frauen, nur
schwächer
Zusammenfassung
• Prinzip 1: Die asymmetrische
Kinderpflegesituation führt in allen sozialen
Schichten zu einer Begünstigung
frauendominierter Veränderungen (von oben) und
zu einer Benachteiligung männerdominierter
Veränderungen.
• Prinzip 2:Frauen stoßen Sprachveränderungen
(von unten) eher ab als Männer, sobald sie von der
Sprachgemeinschaft bemerkt werden.
Problem
• Unterteilung der Geschlechter durch „sex“ oder
„gender“:
– Sex = biologisches Geschlecht
– Gender = soziales Geschlecht
• Biologisches und soziales Geschlecht stimmen
nicht immer überein
• Was geschieht in solch einem Fall?
 Kann man bei einem Mann, der sich wie eine
Frau verhält, die gleichen sprachlichen
Phänomene beobachten wie bei einer Frau?
Quelle
Labov, W. ( 1990). The intersection of sex and
social class in the course of linguistic change.
Language Variation and Change 2: 205-254.
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